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Stabile Architektur für Europa - Sachverständigenrat zur ...

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Konsolidierung der öffentlichen Haushalte 209<br />

Jahr 2013 wirken. Es kann zudem nicht davon ausgegangen werden, dass der Rückgang der<br />

Arbeitslosigkeit in gleicher Geschwindigkeit voranschreitet. Vielmehr sind durchaus stagnierende<br />

oder steigende Arbeitslosenzahlen in den nächsten Jahren möglich. Damit ist in allen<br />

drei Ausgabenbereichen, in denen größere positive Konsolidierungsbeiträge erzielt wurden,<br />

nicht mit einer Fortsetzung dieser Entwicklung zu rechnen.<br />

Bei der Gesetzlichen Krankenversicherung und der Sozialen Pflegeversicherung sind die<br />

Ausgaben in den vergangenen Jahren bereits überproportional gestiegen. Angesichts der<br />

demografischen Entwicklung ist hier mit einem weiter zunehmenden Ausgabendruck zu rechnen.<br />

Ähnliches gilt <strong>für</strong> die Pensionszahlungen, die in den nächsten Jahren erheblich ansteigen<br />

werden, was insbesondere die Haushalte der Länder und Gemeinden belasten wird.<br />

361. Die Ausgabensteigerungen im Bereich der Sozialversicherungen dürften zu einem<br />

Teil durch Beitragssatzerhöhungen finanziert werden. Darüber hinaus werden die Bundeszuschüsse<br />

<strong>zur</strong> Gesetzlichen Rentenversicherung nach geltenden Regeln jährlich deutlich aufgestockt.<br />

Letzteres wird erforderlich sein, um die implizite Steuerlast nicht auf ein Ausmaß anwachsen<br />

zu lassen, das die Legitimation der Gesetzlichen Rentenversicherung in Frage stellt.<br />

Im Bereich der Gesetzlichen Krankenversicherung werden nach geltendem Recht zukünftig<br />

Zusatzbeiträge erhoben, um den Beitragssatz konstant zu halten. Für den vorgesehenen Sozialausgleich<br />

dürften mittelfristig ebenfalls zusätzliche Steuermittel in beachtlicher Höhe benötigt<br />

werden (Ziffern 603 ff.).<br />

362. Insgesamt wird <strong>für</strong> die Gebietskörperschaften selbst bei positiver Entwicklung der Gesamtwirtschaft<br />

ein Umsteuern erforderlich sein, um die Abgabenbelastung auf dem derzeitigen<br />

Niveau zu halten und zugleich die Ziele der Schuldenregel zu erreichen. Die Risiken <strong>für</strong><br />

die weitere Haushaltskonsolidierung sind darüber hinaus erheblich. Sollten die Finanzierungskosten<br />

des Staates auf historisch übliche Niveaus ansteigen, würde dies zu Mehrbelastungen<br />

im zweistelligen Milliardenbereich führen. Ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen würde<br />

ebenfalls Mehrausgaben bedeuten. Zuletzt schlüge ein denkbarer, stärkerer Rückgang des<br />

Wirtschaftswachstums unmittelbar negativ auf die Zuwächse der Steuereinnahmen durch, die<br />

bislang den Anstieg bei den staatlichen Konsumausgaben abfangen konnten.<br />

363. Angesichts der in Zukunft unvermeidlichen Erhöhungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen<br />

hält es der <strong>Sachverständigenrat</strong> <strong>für</strong> einen Irrweg, Steuererhöhungen <strong>zur</strong> Finanzierung<br />

weiterer Ausgaben anzustreben. Die Konsequenz wären Erhöhungen der Staats- und<br />

Abgabenquote. Die in einer Marktwirtschaft essenziellen Leistungsanreize würden dadurch<br />

geschmälert mit der Folge eines niedrigeren langfristigen Wachstumspfads, der wegen des<br />

demografischen Wandels und des damit verbundenen Ausgabenanstiegs ohnehin bereits gedämpft<br />

ist (Expertise 2011). Eine wachstumsfreundliche Neuausrichtung der staatlichen Ausgaben<br />

wird daher erforderlich sein, wozu unter anderem die Kürzung und Streichung von bestimmten<br />

Ausgaben gehört.<br />

364. Das erste Ziel sollte hierbei die Rückführung der staatlichen Konsumausgaben sein,<br />

bei der seit dem Jahr 2007 keine Fortschritte mehr erzielt wurden. Einsparungen könnten<br />

<strong>Sachverständigenrat</strong> - Jahresgutachten 2012/13

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