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Stabile Architektur für Europa - Sachverständigenrat zur ...

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254 Energiepolitik: Bei der Energiewende mehr Marktwirtschaft wagen<br />

<strong>Sachverständigenrat</strong> - Jahresgutachten 2012/13<br />

2. Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit<br />

440. Durch die Abschaltung der Moratoriumsmeiler zum 14. März 2011 ist eine Erzeugungskapazität<br />

mit einer Nettoleistung von rund 6 300 MW vom Netz genommen worden.<br />

Dieser Wegfall von Kraftwerkskapazitäten konzentriert sich vor allem auf den Süden<br />

Deutschlands, wo Kernkraftwerke mit einer Gesamtleistung von 4 960 MW dauerhaft abgeschaltet<br />

wurden. Bis zum Aufbau ausreichender Ersatzkapazitäten kann daher <strong>für</strong> eine Übergangszeit<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass der ungeplante Wegfall von Kapazitäten in dieser<br />

Größenordnung zu Transportengpässen und Problemen bei der Spannungshaltung führt,<br />

sodass bei hoher Last und ungünstigen Witterungsbedingungen die Netzstabilität an ihre<br />

Grenzen stoßen kann.<br />

Der Bundesnetzagentur wurde daher mit der Änderung des Atomgesetzes am 31. Juli 2011<br />

das Recht eingeräumt, bei dringendem Bedarf die Reservevorhaltung genau eines der Moratoriumsmeiler<br />

anzuordnen. Sie musste jedoch von dieser Möglichkeit bis jetzt keinen Gebrauch<br />

machen, da es stattdessen gelang, Reservekapazitäten in Höhe von 1 645 MW in Süddeutschland<br />

und in Österreich einzukaufen, die in kritischen Situationen zum Einsatz kommen sollten.<br />

441. Bislang hatte man die Auswirkungen der Stilllegung der Moratoriumsmeiler auf die<br />

Netzstabilität nur anhand von Modellsimulationen abschätzen können. Auf Basis dieser Prognosen<br />

wurde die Entscheidung über die oben angesprochene Kontrahierung von Reservekraftwerken<br />

getroffen. Die Modellsimulationen identifizierten vor allem die frühen Abendstunden<br />

an kalten Wintertagen als potenziell kritische Situation, in denen eine hohe Stromnachfrage<br />

mit entweder sehr hohen oder sehr geringen Einspeisungen aus Windenergie zusammenfallen<br />

kann. Mit den seit der Abschaltung der Moratoriumsmeiler erzielten Erfahrungen<br />

besteht nun erstmals die Möglichkeit, die tatsächlichen Auswirkungen der Stilllegung auf<br />

die Netzstabilität zu untersuchen. Die Bundesnetzagentur hat daher die Netzsituation vom<br />

1. Oktober 2011 bis zum 31. März 2012 einer eingehenden Rückschau unterzogen (Bundesnetzagentur,<br />

2012).<br />

442. Im Winter 2011/12 kam es demnach zu kritischen Netzsituationen, die den Prognosen<br />

recht nahe kamen. Die Netzbetreiber waren jedoch nach Angaben der Bundesnetzagentur jederzeit<br />

in der Lage, mit den vorhandenen Instrumenten die Situation zu beherrschen. In vielen<br />

Fällen fielen die kritischen Situationen mit einer hohen Einspeisung aus EEG-Anlagen, insbesondere<br />

solchen der Windenergie, zusammen. So kam es beispielsweise in der Nacht vom<br />

8. auf den 9. Dezember 2011 zu hohen Einspeisungen aus Windenergie von zeitweise mehr<br />

als 19 GW. Gleichzeitig minderte der vorübergehende Ausfall des Kernkraftwerks Grundremmingen<br />

C die Erzeugungskapazität im Süden. Aufgrund des daraus resultierenden Stromtransportbedarfs<br />

von Nord nach Süd waren die Übertragungsnetzbetreiber zu Redispatch-<br />

Maßnahmen, also dem gezielten Herauf- oder Herunterfahren einzelner Kraftwerkseinheiten,<br />

und zum erstmaligen Rückgriff auf die österreichischen Reservekraftwerke gezwungen (Bundesnetzagentur,<br />

2012).

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