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Donau_Tagebuch_gross.pdf

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schon beide Beine recht giftig. Die vereinzelten Abschnitte mit Asphalt bieten nur kurze Erholung. Nach<br />

12 km ziehe ich ab Dunavecse deshalb meistens die nächstgelegenen Strassen dem Dammweg vor:<br />

ebenso schön, einfach ohne <strong>Donau</strong>, aber auch fast ohne Verkehr. Einziges Problem bleibt die Hitze, so<br />

33 - 35 Grad, und dazu oft noch etwas Gegenwind. Da hilft nur viel trinken. In meinen Getränkehaltern<br />

stecken auf der ganzen Tour eine Pet-Flasche mit Mineralwasser und die Getränkeflasche mit wechselndem<br />

Fruchtsaft, immer mit etwas Salz angereichert als isotonisches Getränk.<br />

Von Solt bis Dunapataj dient die alte Verbindungsstrasse neben der verkehrsreichen neuen Hauptstrasse<br />

als bequemer und äusserst <strong>gross</strong>zügiger Veloweg. Ein kurzes Nickerchen am Rande eines riesigen Sonneblumenfeldes<br />

bei Ordas gibt mir wieder Kraft für die die Weiterfahrt nach Kalocsa, laut Führer die<br />

„Hauptstadt der Gewürz-Paprika“. Tatsächlich säumen unterwegs immer wieder kleinere Flächen mit<br />

Paprika den Weg, aber sonst dominieren in diesen endlosen Ebenen doch Mais- und Sonneblumenfelder<br />

die Landschaft. Beide Kulturen sind aber um diese Jahreszeit nur noch braun, da die Ernten unmittelbar<br />

bevorstehen.<br />

Mein Zeitplan sieht für den Samstag das riesige Naturschutz gebiet des <strong>Donau</strong>-Drava-Nationalparkes an<br />

der Grenze zu Kroatien vor, aber der Wetterbericht meldet für diesen Tag Regen. In Foktö (laut Tafel am<br />

Ortseingang Partnergemeinde von Tuggen!) beschliesse ich deshalb, auf Paprika zu verzichten und<br />

stattdessen gleich noch bis Fajsz weiterzufahren, wo gemäss Karte ebenfalls ein Hotel und ein Restaurant<br />

zu finden sein sollten. Und wegen der Aussicht auch gleich nochmals auf den Dammweg. Zwar sehr<br />

schön, dazu wunderbare Abendstimmung, aber wegen häufigen Sandabschnitten auch etwas mühsam<br />

nach dem langen Tag. Bei der Einfahrt in Fajsz nach 19 Uhr dämmert es schon. Ein kleines Dorf mit<br />

meist ein- und zweistöckigen Häusern, nur im Zentrum, in der Nähe der Kirche, gibt es einige grössere<br />

und auch neuere Gebäude. Da und dort ein kleiner Laden oder ein Handwerksbetrieb, nur 2 Lokale<br />

sichtbar, die ein Restaurant vermuten lassen, von einem Hotel gar nichts zu sehen.. Aber an der Kreuzung<br />

zur Kirche ist doch eine Anschrift: „Hotel Tourist“, zwar alles geschlossen, aber daneben eine Tafel<br />

mit 2 Telefonnummern, die ich anwähle, nachdem ich in meinem vorbereiteten Ungarn-Wortschatz<br />

nochmals repetiert habe, wie man nach einer Unterkunft fragt. Und tatsächlich klappt die Verständigung:<br />

nach 15 Minuten fährt ein Auto vor, und eine Frau öffnet mir das Haus, erklärt geduldig (alles nur ungarisch)<br />

die Einrichtungen inkl. Küche, entschuldigt sich für die nur kalte Dusche und lässt mir nach Bezahlung<br />

der 2‘500 Forint (ca. 14 Franken) den Schlüssel. Die „Restaurants“ im Ort haben nur Getränke, also<br />

zuerst einmal duschen und Wäsche machen und dann ein kleines Abendpicknick in der gemütlichen<br />

Laube im Hof. Als Dessert dann noch einen Bummel durch die dunklen Strassen mit den unsichtbaren<br />

Löchern, ein Bier und einen Espresso in einer kleinen Billard-Beiz und schliesslich tiefer, ungestörter<br />

Schlaf.<br />

4. September, Donnerstag<br />

Um halb acht abends ist hier schon stockdunkel und tote Hose, dafür wird es um halb sechs schon hell,<br />

und Läden öffnen auch schon so früh. Also zuerst den Tagesproviant (Fruchtsaft, Yoghurt-Drink, Gebäck)<br />

einkaufen, einen Abstecher zur imposanten Kirche (geschlossen), vor welcher 2 Frauen auf dem<br />

Boden sitzen und in stoischer Ruhe das Unkraut zwischen den Pflastersteinen ausrupfen.<br />

Zunächst geht es wieder 7 km auf dem <strong>Donau</strong>damm mit viel Sand weiter. Unterwegs ein Hirte mit seiner<br />

40-köpfigen Kuhherde (Simmentaler Fleckvieh?). Hier begegne ich auch erstmals Radtouristen ein deutsches<br />

Paar, auf dem Weg von Belgrad nach Budapest. Der <strong>Donau</strong>-Radweg ist in diesem Gebiet sehr gut<br />

signalisiert, und unterwegs gibt es regelmässig auch wieder Infotafeln in ungarisch, englisch und deutsch<br />

zu den verschiedenen Ortschaften und deren Sehenswürdigkeiten. Der Duna-Drava-Nationalpark auf der<br />

anderen <strong>Donau</strong>seite ist leider nicht aufgeführt, aber ich wähle trotzdem bis Baja diesen Umweg. Das Info-Zentrum<br />

samt Restaurant an dessen nördlichem Zugang beim Balaton-<strong>Donau</strong>-Kanal (Siò) ist zwar<br />

geschlossen, da die Sommersaison offenbar schon ganz abgeschlossen ist. Und dort, wo gemäss Karte<br />

die Strasse direkt in den Park hineinführen sollte, ist auch nur eine breite Schneise ohne Wegspur sichtbar.<br />

Aber mit kurzem Umweg gelange ich doch noch auf den asphaltierten Dammweg, der mittels<br />

Schranken für Motorfahrzeuge gesperrt ist, und am Eingang dazu kann ich mir auch endlich einen Morgenkaffee<br />

genehmigen. Es folgen 20 km gemütliche und einsame Fahrt auf dem Damm, der den Nationalpark<br />

mit seinen ausgedehnten Auenwäldern vom Hinterland abgrenzt. Offenbar wird ein Teil der Wälder<br />

immer noch genutzt; eine alte Schmalspurbahn beliefert ein <strong>gross</strong>es Holzdepot bei Pörböly. Ab hier<br />

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