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Das Stadtgespräch Oktober 2015

Magazin für Rheda-Wiedenbrück

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24 TIPPS<br />

<strong>Das</strong> <strong>Stadtgespräch</strong><br />

MUSIKTIPP:<br />

SARAH CONNOR<br />

»Muttersprache«<br />

Weniger ist mehr – fällt mir bei Sarah<br />

Connor immer ein. <strong>Das</strong> ist nicht bezogen<br />

auf ihre Kleidung, denn dabei<br />

wäre ein kleines bisschen weniger<br />

schon nackt. Vielmehr fände ich<br />

weniger provozierende Klamotten,<br />

die oftmals leicht ins Schlampige<br />

gehen, weniger Tätowierungen an<br />

allen möglichen und unmöglichen<br />

Stellen, weniger Schlagzeilen wegen<br />

irgendwelcher öffentlichen<br />

Skandale und Skandälchen, weniger<br />

Aufhebens um die eigene Person<br />

ausgesprochen wohltuend. Denn<br />

eigentlich hat Sarah Marianne Corinna<br />

Lewe, wie die 1980 geborene<br />

Sängerin mit bürgerlichem Namen<br />

heißt, die ganze billige Show nicht<br />

nötig. Sie hat eigentlich alles, was<br />

eine echte Künstlerin braucht: eine<br />

Mörder-Stimme und echte Musikalität.<br />

Letzteres wurde erst so richtig<br />

deutlich im letzten Jahr bei der ersten<br />

Ausgabe von Sing meinen Song,<br />

bei der verschiedene Leute aus dem<br />

deutschen Musikgeschäft jeweils<br />

die Hits der anderen gesungen haben,<br />

unter der Anleitung von Xavier<br />

Naidoo. <strong>Das</strong>s das nicht mit allen Sängern<br />

funktioniert, hat die zweite Auflage<br />

gezeigt, doch das nur nebenbei.<br />

Jedenfalls hat die Connor – die sich<br />

nach der weiblichen Hauptfigur<br />

in Terminator benannt hat, was ja<br />

clever war – bei dieser Show echtes<br />

Talent bewiesen und tatsächlich<br />

überzeugen können. Doch was nützt<br />

die beste Stimme und die wahre Begabung,<br />

wenn ihr die richtigen Lieder<br />

nicht auf den Leib geschrieben<br />

werden? <strong>Das</strong> ist ja auch einer der<br />

Gründe, warum die Castingshows<br />

nicht funktionieren, selbst wenn<br />

die Leute gut sind wie bei The Voice.<br />

Anfang der 2000er Jahre hatte Sarah<br />

Connor ihre bisher größten Erfolge.<br />

Die Ballade From Sarah with Love,<br />

die eine stimmgewaltige Interpretation<br />

brauchte, bekam sie ebenso<br />

gut hin wie die R’n’B-Nummer Let’s<br />

Get Back to Bed Boy. Sehr eingängig<br />

auch ihr From Zero to Hero, obwohl<br />

der Binnenreim schon etwas<br />

schmerzte, doch dazu gleich mehr.<br />

Bei Sing meinen Song waren Musiker<br />

versammelt, die überwiegend oder<br />

ausschließlich auf Englisch gesungen<br />

haben, darunter Sandra Nasi ,<br />

die Frontfrau der Guano Apes, Sascha<br />

und eben Sarah Connor, deren<br />

Stil früher eher Richtung Ami-Mucke<br />

ging. Und alle sagten, wie ungewöhnlich<br />

es doch sei, Deutsch zu singen<br />

und wie völlig anders. <strong>Das</strong> liegt<br />

aber wohl weniger an der absoluten<br />

Besonderheit der deutschen Sprache<br />

als daran, dass Banales, wenn man es<br />

nicht richtig versteht, gar nicht banal<br />

klingen muss. Sprich: die englischen<br />

Texte schmerzen nicht gar so sehr im<br />

Ohr, wenn einem die Zunge teutonisch<br />

gewachsen ist. Dabei ist zero/<br />

hero wohl so schlimm wie »deine<br />

Welt versinkt in Grau…wird dir der<br />

Himmel viel zu blau« (aus Mit vollen<br />

Händen). Doch wir wollen nicht<br />

überkritisch sein, denn die neue CD<br />

mit dem bezeichnenden Namen<br />

Muttersprache bietet durchaus auch<br />

Anspruchsvolles. Der ehemalige Produzent<br />

von Rosenstolz Peter Plate<br />

zeichnet für die 13 Songs mit verantwortlich.<br />

Die Melodien sind eingängig,<br />

vorsichtig instrumentiert, auch<br />

mit Klavier und Gitarre allein, und ab<br />

und zu darf Sarah Connor auch mal<br />

die Sau rauslassen, stimmlich und<br />

auch textlich. Letzteres gilt vor allem<br />

für Kommst du mit ihr?, das man als<br />

spätpubertäre Abrechnung mit dem<br />

Ex sehen kann – aber gerade deshalb<br />

haut es hin und macht das in Moll-<br />

Tönen gehaltene Album interessan-

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