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18<br />
Über-setzen<br />
… Moral und Naturgesetz<br />
richtigen Moment für ihr Aufsprießen abzuwarten.<br />
Rudolf Steiner zeichnet ein außergewöhnliches Bild<br />
von der Kraft dieses Samenpotentials: Selbst wenn<br />
nur ein Dutzend Menschen in der Lage sind, ihren<br />
Enthusiasmus zu bewahren und ihre moralischen<br />
Ideale zu verwirklichen, wird die Erde immer noch in<br />
der Lage sein, wie die Sonne zu leuchten.<br />
Das Bild der Aussaat dieser Samen wurde wunderbar<br />
von Vincent van Gogh eingefangen, der in seinen<br />
letzten Jahren viele französische und belgische<br />
Landschaften malte. Eines seiner treffendsten Bilder<br />
ist das des „Sämanns“ vom Juni 1888, kurz vor seinem<br />
tragischen Tod. Wir sehen, wie der Sämann mit<br />
großem Schwung die Landschaft durchschreitet, die<br />
in das Licht der aufgehenden Sonne getaucht ist.<br />
Sein diagonaler Weg durch das Bild erinnert mich an<br />
die Stellung des Priesters, wenn er in der Menschenweihehandlung<br />
das Evangelium verkündet. Fröhlich<br />
verstreut der Sämann den Samen, wohin er auch fallen<br />
mag. Die innere Wärme des Sämanns und die<br />
äußere Wärme der aufgehenden Sonne treffen sich<br />
in den ausgestreuten Samen, die bereit sind, dort zu<br />
sprossen, wo die Menschen sie aufnehmen und pflegen<br />
können, so dass sie sowohl den Menschen als<br />
auch der Erde reichlich Frucht bringen können.<br />
Die Art der Darstellung und die Wahl der Farben<br />
wurden durch das Sämannsgleichnis im Evangelium<br />
(Lk 8,4) inspiriert. Da, wo Samen aus unseren moralischen<br />
Impulsen gepflanzt werden, bringen sie ein<br />
Element in die Welt, das zwar in der Welt wirkt, aber<br />
nicht von ihr stammt. Es ist ein Same, der erst dann<br />
wahrhaft zur Frucht reift, wenn er sich wieder im<br />
Leben zwischen Tod und neuer Geburt befindet und<br />
neue Quellen kreativer Energie in den Kosmos bringt.<br />
Diese Energie kann dann für die Schöpfung zukünftiger<br />
Welten verwandt werden.<br />
Aufgrund ihrer ureigenen Natur gehören uns unsere<br />
moralischen Ideale insofern nicht, als sie uns nicht<br />
erlauben, unser eigenes Wesen um unserer selbst<br />
willen zu manifestieren, sondern sie strahlen aus in<br />
die Welt und füllen sie mit Wärme. Sie durchdringen<br />
die Elemente der Natur selbst und geben ihnen<br />
Leben, auch wenn das Äußere aufgelöst ist.<br />
In der Menschenweihehandlung hören wir das in<br />
dem abschließenden Satz der Opferung, in dem es<br />
um die wesenschaffende Liebe geht. Es ist eine<br />
Ehrfurcht gebietende und sogar etwas erschreckende<br />
Aussicht, sich der Verantwortung bewusst zu<br />
werden, die uns übertragen wurde. Und trotzdem ist<br />
es erfreulich, befreiend und inspirierend zu wissen,<br />
dass unsere Entschlüsse, Ideale und Bemühungen,<br />
das Gute zu tun, einen lebenspendenden, dauerhaften<br />
Beitrag für die künftige Entwicklung von Mensch<br />
und Kosmos bilden.