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#54 / 09 / 2015
TATTOO
BECOME
AN HIV-
HERO!
As a statement against the stigma of HIV and AIDS, VANGARDIST
published the world’s first magazine printed with the blood of HIVpositive
people.
The campaign was rewarded with nine Cannes Lions. 55 million
people were reached through TV and media channels, and over 7
million shared and liked it on social media.
You can still order one of the last of this very limited edition and
support this great cause.
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WWW.HIVHEROES.ORG
9 CANNES
LIONS
Award-Winning
Magazine
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Impressum:
Herausgeber und Geschäftsleitung:
VANGARDIST MEDIA GmbH
Carlos Gómez & Julian Wiehl
Herausgeber:
VANGARDIST MEDIA GmbH
Chefredakteur: Julian Wiehl
Produktionsleitung: Julian Wiehl, Julian Behrenbeck
Textchef: Klemens Gindl
Moderedaktion: Mirza Sprecakovic
Musikredaktion: Juán Danilo Zamora
Redaktion: Julian Behrenbeck, Klemens Gindl,
Katharina Triltsch, Laman Akhmedova, Ole Siebrecht,
Stephan Otto, Mirza Sprecakovic, Juán D. Zamora
Fotografie: Kidizin Sane, Brick&Mortar, Alex Sutter
Korrektorat: Jay Bannmuller
Übersetzung: Zoë Miller
Korrektorat (Englisch): Erin Troseth
Produktion und Styling: Mirza Sprecakovic
Produktionsassistenz: Victoria Abulesz,
Vladimir Satric, Liqiao Zhu
Grafische Gestaltung: Magdalena Weyrer
Illustrationen: Anne Bastian
Videoschnitt: Cristóbal Hornito
Making of: Alex Sutter
Herzlichen Dank an alle, die durch ihren unermüdlichen
Einsatz diese Ausgabe möglich gemacht haben.
VANGARDIST MEDIA GmbH
Mariahilferstraße 49 Top 15 - 1060 Wien
diesel.com
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EDITORIAL
Liebe VANGARDISTEN!
Willkommen zur Tattoo Edition! Wir leben in einer Zeit, in der ein großer Teil unserer
Kommunikation digital stattfindet. Die reizvollen Möglichkeiten der nachträglichen
Manipulation haben eine ganze Generation von Maybes hervorgebracht. Erhält ein
Posting zu wenig Likes, wird es gelöscht. Gibt es bessere Argumente als unsere, ändern
wir einfach unseren Kommentar. Will jemand wissen, welche E-Mails wir über die
Jahre geschrieben haben, wird die Korrespondenz schlichtweg gelöscht. Ganz nach
dem Vorbild von Hillary Clinton. Was nicht gut ankommt, wird nachträglich einfach
geändert. Doch die Sehnsucht nach etwas Bleibendem sitzt tief. Und so hat das Tattoo
in den letzten Jahren eine beispiellose Verbreitung erlebt.
Diese Ausgabe widmen wir allen, die den Mut haben, eine bleibende Entscheidung
zu fällen und Tag für Tag öffentlich dazu zu stehen. Die Tattoo Edition ist eine Ode
an alle Entschlossenen, die sagen: JA, ich will dieses Tattoo genau hier auf meinem
Körper tragen und werde ein Leben lang damit zufrieden sein. Denn dieses JA, ich
will ist auch ein JA, das bin ich. Die Ausgabe ist zudem eine Ode an jene Tattookünstler,
welche die fantasievollen Vorstellungen zu immerwährender Realität auf der Haut
werden lassen.
Wir haben uns mit Chaim Machlev unterhalten, dem wohl angesagtesten Tattookünstler
Berlins. Seine Kunst ist so gefragt, dass ihm im Netz über 280.000 Menschen
folgen und man bis zu zwei Jahre auf einen Termin warten muss.
Als Reisetipp empfehlen wir euch diesmal fünf weitere Tattookünstler in fünf
tollen Städten Europas.
François Sagat ist ein besonders mutiger Mann mit einem besonders mutigen
Tattoo. Wir haben mit ihm über seine Karriere von der Porno-Ikone zum Modelabel
Kick Sagat gesprochen. Sein Tattoo könnt ihr nicht übersehen, wenn ihr ihm
brav in die Augen schaut. Wir wünschen euch viel Freude mit dieser Ausgabe.
Julian Wiehl und das progressive VANGARDIST-Team
SHOOTINGS
Fassade
COLOR ME, KIM! 26
THEMEN
COVER-
STORY
Fassade
URBAN TRIBE 68
Radar
THANK GOD FOR THE
"ARSCHGEWEIH" 14
Bleibende Werte in Zeiten der Flüchtigkeit
Fassade
INK & SKIN 104
VangART
MASTER OF DOTS & LINES 58
Interview mit Chaim Machlev
INDEX
VangART
I FINALLY HAVE
ACCEPTED MYSELF 158
Interview mit Adam Lambert
Fassade
I DON'T DO FASHION 124
Interview mit François Sagat
EDITORIAL 09
Fassade
EDITOR'S CHOICE 100
Lieblinge aus der Redaktion
Fassade
SHOPZONE 136
Fassade
GIRLS' FASHION FOR
THE BOYS! 114
Nachwuchsdesigner Ximon Lee
Radar
TATTOOS ARE NOT A
PERSONALITY 94
Laman knows best
VangART
TATTOO TOURISM 82
My body is my souvenir
Auf Achse
THE PLACES 142
Schlafen hinter Gittern
Balance
BEAUTY 118
Tattopflege
Radar
I LOVE MY TATTOO 46
Persönlichkeiten über ihre Tattoos
KEINE AUSGABE VERPASSEN!
JETZT KOSTENLOS ANMELDEN >>
14
RADAR
Wenn man in den vergangenen Sommerwochen
einmal am Strand oder im Schwimmbad
war, dann kommt man um eine Beobachtung
nicht herum: Jeder, aber wirklich
jeder zwischen 15 und 45 hat
irgendwo unter seiner Haut ein
mehr oder minder stilsicher
gestochenes Tattoo. Allein im deutschsprachigen Raum
hat sich die Anzahl der Gestochenen in den letzten
zehn Jahren verdoppelt – jeder Sechste trägt „ink“.
Warum hat es uns diese Art der kreativen Körpermodifikation
so angetan? Taugt die Radikalität dieses
ehemaligen Underdog-Phänomens überhaupt noch
zur Selbststilisierung, wenn sie längst zum
Massenphänomen geworden ist?
HOW A BAD TASTE HYPE
CHANGED THE WORLD FOR THE BETTER
TEXT: KLEMENS GINDL
ILLUSTRATION: ANNE BASTIAN
Wenn man in den vergangenen Sommerwochen
einmal am Strand oder im Schwimmbad
war, dann kommt man um eine Beobachtung
nicht herum: Jeder, aber wirklich
jeder zwischen 15 und 45 hat irgendwo unter
seiner Haut ein mehr oder minder stilsicher
gestochenes Tattoo. Allein im deutschsprachigen
Raum hat sich die Anzahl der Gestochenen
in den letzten zehn Jahren verdoppelt
– jeder Sechste trägt „ink“. Warum hat
es uns diese Art der kreativen Körpermodifikation
so angetan? Taugt die Radikalität
dieses ehemaligen Underdog-Phänomens
überhaupt noch zur Selbststilisierung,
wenn sie längst zum Massenphänomen geworden
ist?
16
DER ULTIMATIVE
BÜRGERSCHRECK
Es gab Zeiten, da war man mit ein
bisschen Farbe unter der Haut der ultimative
Kinder- und Bürgerschreck.
Kein Wunder, schließlich gab es lange
Zeit nur zwei Gründe, sich so was
anzutun: Entweder man war ein Wilder
aus irgendeiner fernen, barbarischen
Stammeskultur oder man war
schlicht und ergreifend ein halbseidener
Vertreter der kriminellen Unterwelt.
So oder so war man eines sicher
nicht: Mainstream. Das war die
längste Zeit ja alles andere als ein
Schimpfwort, im Gegenteil galt die
soziale Angepasstheit lange als die
höchste bürgerliche Tugend überhaupt.
Aber wer immer brav sein
muss, auf den übt das Abseitige natürlich
einen besonders großen Reiz
aus. Tätowierte Ladys waren nicht
umsonst über Jahrhunderte der
letzte Schrei in den Bordellen dieser
Welt. Aber eben nur dort. Noch
vor zwei Jahrzehnten hätte man mit
einem gestochenen Bild am Oberarm
keinen Job bekommen. Außer
vielleicht am Bau, auf hoher See, bei
der Mafia oder als Bassist bei den
Guns N’ Roses.
GEORGE CLOONEYS OBERARM
UND DIE NEUNZIGER
Das hat sich mittlerweile radikal geändert.
Selbst wenn es einen potenziellen
Arbeitgeber stören würde, käme er
wohl nicht daran vorbei. Getreu dem
ehernen Gesetz, wonach der Underground
von gestern der Mainstream
von heute ist, muss man Leute ohne
Tattoo mittlerweile mit der Lupe suchen.
Aus dem einfachen Grund, dass
aus einer ehemals archaischen Form
der kunstvollen Körpermodifikation
ein teils inflationäres Fashion-Accessoire
geworden ist. Hauptverantwortlich
für diese Entwicklung ist vermutlich
jener smarte Oberarzt, der in den
späten 90ern den OP-Kittel gegen ein
schwarzes Feinripp-Tanktop und das
Stethoskop gegen eine .38er Smith &
Wesson getauscht hatte, um als sexy
Bankräuber gemeinsam mit Quentin
Tarantino und Harvey Keitels Patchwork-Familie
nach Mexiko zu entkommen.
Die Flucht vor den texanischen
Behörden gelingt, die Sache endet
aber trotzdem mit dem Tod sämtlicher
Protagonisten, und das Einzige, was
in diesem feinen Schundfilm überlebt,
ist George Clooney himself. Oder
besser: die Erinnerung an ihn und
sein super badass
motherfo****g Tribal
Tattoo. Das trägt der
gute George nämlich
in „From Dusk
Till Dawn“ – so heißt
der Kultstreifen – und
alle, die den Film damals
gesehen haben,
hatten danach nur einen
Gedanken: „Das
MUSS ich auch haben,
verdammt noch
mal!“ Eine noch nie
da gewesene Tattoo-
Welle war die Folge.
OPFERLÄMMER
AUF DEM STIL-ALTAR
Heute, fünfzehn Jahre später, haben
gefühlte zwei Drittel der Bevölkerung
ein Arschgeweih oder irgendein anderes
generisches Äquivalent – Sterne,
Kirschen, Schmetterlinge – you name
it. Was ehedem eine ultrawilde Sache
war, ist mittlerweile
eher ein bisschen
08/15 und sagt
über dessen Träger
im Grunde nur eins:
dass er zwischen
1997 und 2003 in
der Pubertät war. So
tragisch diese stilistischen
Verirrungen für
die Betroffenen sind,
hat das Phänomen
aber auch sein Gutes:
Über eine etwas
paradoxe Volte haben
diese bedauernswerten Early Adopter
nämlich den Weg frei gemacht
für eine breite soziale Akzeptanz des
tätowierten Körpers. Zumindest für
all jene, die in besagter Gründerzeit
das Glück hatten, zu jung, zu alt oder
zu geschmackssicher fürs Tribal und
seine abscheulichen Brüder im Geiste
zu sein. Mit einem Arschgeweih ist
man heute so untendurch wie eh und
18
je, die gesellschaftliche Ächtung des
Tattoos hat sich aber von der Tatsache
des Gestochenseins an sich hin zum
schlechten Geschmack des Trägers
verlagert. Darum sollten wir auch nicht
zu hochnäsig auf diese armen Kreaturen
herabblicken – es ist schließlich
deren Opfer auf dem Altar der Stilsicherheit,
das es uns ermöglicht hat,
das Prinzip des Tattoos auf eine noch
nie da gewesene künstlerische und individualisierte
Ebene zu heben.
PAIN AND GAIN
Denn nichts weniger als die bisherige
kulturelle Hochblüte des Tattoos ist der
Status quo unserer Gegenwart. Das ist
schön anzusehen, aber auch irgendwo
seltsam, schließlich stellt sich einem
die Frage: Wenn die Farbe unter
der Haut den Nimbus des Verruchten
und Abseitigen weitgehend verloren
hat, wie lässt sich dann die anhaltende
Faszination erklären, die offensichtlich
mit ungebrochener Intensität von
den tätowierten Leibern und der Möglichkeit,
sich so was selbst anzutun,
ausgeht? Da ist natürlich erst mal die
Tatsache, dass es sich da – Massenphänomen
hin oder her – um eine äußerst
schmerzhafte Angelegenheit handelt.
Der Träger zeigt unmissverständlich,
dass er in der Lage ist, ernsthafte Qualen
bewusst auf sich zu nehmen, um zu
einer geileren Version von sich selbst
zu werden. Das ist grundsätzlich mal
badass, war es immer und wird es immer
bleiben. Dass der masochistischen
Komponente etwas genuin Sexuelles
anhaftet, ist kein Geheimnis, und wir
widmen diesem Aspekt an einer anderen
Stelle dieser Ausgabe spezielle
Aufmerksamkeit.
DIE HERRSCHAFT ÜBER
DEN EIGENEN KÖRPER
Es gibt aber auch noch einen emanzipatorischen
Grund für die unglaubliche
Popularität der permanenten
Körperbemalung. Zum einen ist es
für Heranwachsende die ultimative
Rebellion wider die Erzeuger. Es gibt
wohl keine Mutter, die auch nur eine
Sekunde nachdenken würde, ob sie
dem hormongeschwängerten Nachwuchs
einen Gang ins Nadelstudio gestatten
sollte oder nicht. Zum anderen
ist in einer Welt, die einem beispiellosen
Fitnesskult frönt, das Tattoo als
Ausdruck der individuellen Herrschaft
20
über den eigenen Körper eine Art Gegenpol
zur normativen Diktatur des
schönen Bodys. Denn bei all den persönlichen
Anstrengungen ist das Ziel
des regelmäßigen Besuchs in der Muckibude
am Ende jenes, dem athletischen
Ideal des kalifornischen Surfers
zu entsprechen – und damit auszusehen
wie alle anderen auch. Und da ist
die Freiheit, seinen
Körper individuell zu
gestalten oder auch
zu verunstalten, ein
starkes Mittel zur Distinktion.
Und zwar
zu einer nachhaltigen.
Nicht umsonst
sind die beliebtesten
Motive bei Tätowierungen
tendenziell
hässlich – der Totenkopf
als beliebtestes
Motiv etwa ist gerade
auf einem makellosen
jugendlichen Körper ein Statement,
das bei aller Abgedroschenheit
nichts von seiner Eindringlichkeit verloren
hat. Da trimmt man sich unter
Blut, Schweiß und Tränen auf raubtierhafte
Geschmeidigkeit und Kraft,
und dann sticht man sich das ultimati-
ve Memento mori auf die Brust, damit
man sich wieder spürt. So als Mensch.
BACK TO THE ROOTS
Schaut man sich die teils unter erheblicher
Kunstfertigkeit entstandenen
großflächigen Körperbilder an, die
in den letzten Jahren so populär geworden
sind, fällt einem eine ästhetische
Tendenz in Richtung archaischer,
stammeskultureller Motive auf. Freilich
im Sinne des Global Village aus allen
Ecken und Traditionen dieser Erde
postmodern zusammenzitiert, aber
egal. Das kann man jetzt natürlich als
reine Modeerscheinung abtun, und
bis zu einem gewissen Grad stimmt
das sicher auch. Aber es dürfte auch
mit einem unmittelbareren, sinnlich
motivierten Aspekt der Tätowierung
zusammenhängen: In einer Welt der
Künstlichkeit und der zivilisierten Bequemlichkeit
fungiert sie nämlich als
Brücke zum ursprünglich Physischen
des Körpers und der Existenz. Das Tattoo
erinnert an eine Zeit, in der das Leben
in erster Linie Überleben bedeutet
hat. Und auch wenn man froh sein
kann, dass wir darüber hinweg sind,
kann man im 21. Jahrhundert schon
einmal das Gefühl für die eigene pulsierende
Existenz verlieren.
VON DER STATUSMELDUNG
ZUM LEBENSMOTTO
Jetzt geht zwar nichts über kunstvolle
Körpergemälde, mysteriöse Symbole
und hochpathetische Hommagen
an die eigene Vergänglichkeit, der
jüngste Trend bei Tattoos geht aber
in eine sublimiertere Richtung: Er tendiert
zum geschriebenen Wort. Damit
sind jetzt nicht die in scheußlicher
Frakturschrift gestochenen Parolen
rechtsradikaler Glatzköpfe und Biker-
Gang-Mitglieder gemeint, sondern
ganz persönliche Statements, Wörter,
Namen, Gedichtzeilen, Songtexte
und dergleichen. Das hat etwas von
Statusmeldungen auf Facebook, nur
eben nicht so flüchtig. Einmal unter
die Haut gebracht, wird aus der momentanen
Befindlichkeit nichts Geringeres
als ein Lebensmotto. Zahllose
Celebritys von Rihanna über Lady
Gaga bis Miley Cyrus waren da in den
letzten Jahren Vorbilder für Millionen.
Wer kennt nicht Angelina Jolies
„know your rights“, das die streitbare
Künstlerin stolz im Nacken trägt.
DIE RADIKALITÄT
DES PERMANENTEN
Hier schließt sich gewissermaßen der
Kreis zum ursprünglichen Charakter
22
des Tattoos und seiner Wertigkeit: Es
ist nicht vergänglich, es ist für immer.
Und das bedeutet Commitment, über
das auch der Dümmste vermutlich
zweimal nachgedacht hat. Auf eine
Zivilisation, deren quintessenzielles
Merkmal die Flüchtigkeit – wenn man
so will, die Beliebigkeit – ist, muss die
Radikalität des Permanenten zwangsweise
eine magische Anziehungskraft
haben. Gepaart mit dem allgegenwärtigen
Prinzip der Selbstdarstellung im
flüchtigsten, anonymsten und damit
auch inkonsequentesten aller Medien
– dem Netz –, ist es nur logisch, dass
man seine Haltung zum Leben für alle
sichtbar unter der Haut tragen will.
Was bedeutet schon ein Like für eine
virtuelle Kampagne zur Rettung des
Planeten, gegen Rassismus oder für
glückliche Pandabären? Nichts. Jack
and shit, wie die Amis sagen würden.
Absolut nichts! Man kann heute die
größte Schweinerei twittern oder die
besten Absichten posten – morgen
schon hat das jeder vergessen und
niemandem wird es auffallen, wenn
man übermorgen eine völlig andere
Meinung hat.
DANKT EUREN MÜTTERN
Ein Spruch, eine Maxime, ein Name auf
der Brust ist irgendwie auch eine Art
Tweet. Und alle, die das im Schwimmbad
dann sehen, sind gewissermaßen
die Follower. Aber für das, was man
unter der Haut trägt, muss man Rechenschaft
ablegen. Das verschwindet
nicht einfach im unendlichen Äther des
globalen Datenfriedhofs. Tattoos sind
bleibende Werte, zu denen man stehen
muss, auch wenn es unangenehm
ist. Dabei ist es vollkommen egal, ob
das ein Massenphänomen ist oder
nicht – es ist das individuelle Commitment,
das zählt. Im Guten
wie im Schlechten. Denn
eins ist auch klar: Natürlich
wird man älter.
Natürlich verändert
sich mit
zunehmender
Reife die Perspektive
auf die Welt.
Und es gibt so manche Dummheit, die
einem mit zwanzig unglaublich smart
erscheint und die retrospektiv mit gutem
Grund kein bleibender Wert war.
Jeder, der heute nicht mit einem Tribal
gestraft ist, sollte seiner Mutter danken,
dass sie das damals zu verhindern
wusste. Man könnte sonst nie wieder
ins Schwimmbad. Aber wer weiß,
vielleicht muss man nur ein bisschen
durchhalten, und in zehn Jahren sind
die wieder der letzte Schrei – weil das
dann nämlich zeigt, dass man ein Pionier
auf dem Weg zur schönen neuen
Welt der illustrierten Körper war.
" Oops "
– something
you really don't
want to hear
from your
tattoo
artist
HE: LOOK DIESEL, SHE: JACKET CHRISTOPH TSETINIS, BANDANA STYLIST’S OWN
PULLOVER DIESEL, TRANSPARENT COAT CHRISTOPH TSETINIS
SHIRT DIESEL, APRON & JEANS NUDIE JEANS
JACKET CHRISTOPH TSETINIS, SKIRT ESCADA VINTAGE, LATEX STOCKINGS SUSANNE BISOVSKY
FRONT: CROP TOP H&M STUDIO, TROUSERS DIESEL, APRON RENÉ OBERORTNER
BACK: SHIRT DIESEL, APRON & JEANS: NUDIE JEANS
SUNGLASSES DIOR
PULLOVER CHRISTOPH TSETINIS
JEANS & WATCH DIESEL
CREATIVE DIRECTOR
MIRZA SPRECAKOVIC
MIRZASPRECAKOVIC.COM
PHOTOGRAPHY
KIDIZIN SANE
KIDIZIN.COM
STYLING
MIRZA SPRECAKOVIC
HAIR & MAKE UP
SHLOMIT MIGAY
SHLOMITMIGAY.COM
MODELS
DOMINIK B,CYRUSMODELS.COM
LINDA N, EXITMM.COM
TATTOO ARTIST
KIM
MAKING OF
ALEX SUTTER
SUTTER.GALLERY
ASSISTANT
KATHARINA TRILTSCH
SPONSORED BY
MAC COSMETICS
LOCATION
TATTOO STUDIO ZUR STECHEREI
STECHEREI.AT
42
MAKING OF
KAMERA & SCHNITT: CRISTÓBAL HORNITO
INTERPRET / TRACK: EFLAVIA - DISCO ROCK
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IS ALSO
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I love
my
PHOTOS: 1. MICAEL SANTOS GRACA, 2. COLIN SIGER,
3. GREG ENDRIES, 5. NOAH FECKS, 6. WILLIAM
DERENNES, 7. DARIUS LUCACIU, 8. SELF PORTRAIT
tattoo
46
RADAR
EDITOR: MIRZA SPRECAKOVIC
1. Miriam Wagner / Blogger &
Graphic Designer / Hamburg
Ich liebe immer noch den Naschkram
und das Porzellan ab der rechten
Schulter bis zur Zeigefingerspitze auf
meinem Arm. Denn so vergesse ich
nie, wo ich herkomme. Ich trage meine
Geschichte nach außen –
auf meiner Haut!
www.magicalunicorn.de
2. Rick Genest, aka Zombie Boy /
Artist / World
Ich liebe meine Tattoos, weil sie meine
Identität sind. Sie sind ich. Sie
zeigen, wo ich gewesen bin. Sie repräsentieren,
wen ich liebe. Ich trage das
alles stets bei mir. My heart is on my
sleeve.
www.rickgenest.com
3. Vin Los / Designer / Montreal
Tattoos sind eine dauerhafte Art, sich
auszudrücken. Für mich geht es um
meine Hingabe für meine Träume
und um mein Ziel, eines Tages eine
Pop-Ikone zu werden.
www.vinlos.com
48
4. Daniel Geronimo Prochaska /
Music Video Director & Film Editor /
Vienna
Mein erstes Tattoo war ein chinesisches
Zeichen. Warum ich es noch
immer mag? Es erinnert mich an meinen
ersten Interrailtrip mit meinen
zwei besten Freunden. Es steht für
Naivität, Jugend und Freiheit.
FB: All Most Famous
5. Walt Cassidy / Multimedia Artist and Jewelry
Designer / New York
Mein Vater war Matrose und flog auch als Pilot
Spionageflugzeuge für das Militär. Er hatte seine
Sozialversicherungsnummer auf all seinen Gliedmaßen
tätowiert. Sollte er im Gefecht jemals in
die Luft gesprengt werden und nur ein Arm oder
ein Bein bliebe übrig, hätte man ihn identifizieren
können. Ich liebe diese utilitaristische Herangehensweise
an das Tätowieren. Viele lassen sich aus
ästhetischen Gründen tätowieren, aber ich habe
meine Tattoos machen lassen, weil in meinem
Leben etwas passiert war, das ich nicht vergessen
wollte. Sie sind die Ablagerung eines gelebten Lebens
… der Nachweis für meine persönliche Entwicklungsgeschichte.
www.waltcassidy.com
6. Samuel Lhermillier / Model / Paris
Mein erstes Tattoo, das waren die
Schriftzüge auf meinen Handgelenken.
Das war, glaube ich, vor fünf
Jahren. Einmal "stay" und einmal
"true". Das ist ein Motto aus der
Straight-Edge-Bewegung. Danach
kam das Tattoo auf meiner Brust:
Es ist für mich sehr wichtig und
breitet sich immer noch aus,
langsam, aber stetig.
www.sam-lhermillier.tumblr.com
50
7. Britta Tess / Hair & Make Up Artist /
London
Ich liebe meine Tattoos nach wie vor, weil
sie Teil meiner Entwicklung und Zeugen
bzw. Resultate meiner Lebensentscheidungen
sind. Manche haben eine tiefere
Bedeutung und sind meine Glücksbringer.
Dennoch stelle ich sie nicht gerne zur
Schau. Ich habe sie für mich und nicht für
andere machen lassen.
www.brittatess.com
8. Marco Ovando / Photographer /
New York
Warum liebe ich meine Tattoos? Naja,
weil sie das Reisen in meinem Leben
repräsentieren. Als Kind war es mein
Traum, durch die Welt zu reisen, ich
hatte sogar eine Liste von allen Orten,
die ich besuchen wollte. Als ich dann
anfing, beruflich zu reisen, ließ ich
mich in jedem Land tätowieren. Für
mich, wie mein Vater immer sagt, ist
meine Haut mein Reisepass.
www.marcovando.com
9. Sophia Hoffmann / Vegan Chef & Cookbook
Author / Berlin
Eines meiner Lieblingstattoos – und eines meiner
wichtigsten, das ich niemals bereuen werde – ist
das große, scharfe Messer, das ich mir erst vor ein
paar Monaten machen ließ. Es manifestiert meine
berufliche Entscheidung, vegane Köchin zu werden.
Mit dem kreativen Kochen habe ich mein Lebensthema
gefunden. Ich möchte lernen und jeden
Tag besser werden. Ich liebe es, die Menschen mit
meinem Essen glücklich zu machen.
www.sophiahoffmann.com
52
11. Nuriel Molcho / Restaurateur / Vienna
Ich liebe immer noch mein erstes Tattoo,
das ich mir mit 18 machen ließ. Es ist
NENI auf Hebräisch. NENI sind die Initialen
von meinen Brüdern und mir. Wir
haben alle dasselbe Tattoo, es wurde zur
selben Zeit gemacht, in der selben Stadt, im
selben Studio. Es verbindet uns vier, ein Teil
von meinen Brüdern ist immer bei mir. Die
Position des Tattoos ist bei jedem Bruder
anders, um unsere Diversität und Individualität
zu zeigen.
www.neni.at
10. Eva Schatz / Tattoo Artist / Salzburg
Ich habe einen kleinen Stern am linken
Knöchel. Dieser ist eigentlich total
schief und krumm, doch es war das
allererste Tattoo, das ich jemals auf
Menschenhaut – und zwar meiner
eigenen – gestochen habe. Es erinnert
mich immer wieder daran, wie hartnäckig
man sein und wie viel Mut man
für seinen Traum aufbringen muss, um
ihn zu erreichen.
www.mintclubtattoo.com
0
6
I want
to tattoo
the devil
on my
arm
...
...
so when
I go to
hell
he knows
whose side
I'm on!
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1 BOX
5 PRODUCTS
58 VANGART
THE MASTER
OF DOTS
AND LINES
CHAIM MACHLEV, EINER DER BEKANNTESTEN
TATTOOKÜNSTLER UNSERER ZEIT
TEXT: STPAHAN OTTO
Das Surren der Maschine ist monoton, fast entspannend. Es herrscht atmosphärische
Stille wie bei einer gemeinsamen Meditation. Dabei ist das, was Chaim Machlev in
einem Berliner Haus tut, alles andere als entspannend. Es hat mit Schmerzen zu tun
und mit Kunst, und es geht unter die Haut. Chaim ist einer der zurzeit gefragtesten
Tattookünstler der deutschen Hauptstadt. Sein Studio DotsToLines ist über die nächsten
zwei Jahre ausgebucht. Seine Kunst ist modern, anders, irgendwie neu, aber trotzdem
vertraut. Chaim bildet nicht einfach nur Dinge ab, er entwirft moderne Kunstwerke,
die sich dem Körper des Trägers anpassen.
Ich habe mich mit ihm über seine Entwicklung unterhalten und versucht, die Frage zu
klären, was die Arbeit dieses schüchternen Mannes so viel faszinierender macht als
die anderer Tattookünstler...
60
CHAIM
MACHLEV
VANGARDIST: How did you become a
tattoo artist? Your path to this work is
not that typical...
Chaim Machlev: In fact, I was not attracted
to tattoos before I started to
think about getting one, and I can’t really
explain why that happened.
I got my first tattoo three years ago in
Tel Aviv and it made one of the strongest
impacts on my life, as I found the
procedure super-spiritual and lifechanging.
I still try to understand it, but
I guess when I lost the negative concept
towards tattooing which I had, I
lost a lot of negative prejudices that I
had inside me towards other stuff that
society chose to see as wrong or unacceptable.
This really led me to a point
in life where I understood that something
had to be done and I couldn’t
stop thinking about tattoos. I started
to see them in my dreams; every person
who I saw, I thought about lines
that would go through their bodies
and how interesting it could be to actually
be a tattooer.
Back than I had a pretty comfortable
life, from a materialistic point of view.
The thoughts about tattoos wouldn’t
let me go though, and I decided to
get another tattoo just to understand
the process better. After the second
tattoo, it was clear that some action
needed to be made, and I left to the
desert to make up my mind. After
five days alone, I decided to dedicate
my life to that philosophical-spiritual
point of understanding what is so special
about tattoos, and decided to be
a tattoo artist.
V: Tell me something about your first
weeks in Berlin. Was it hard to find
your way?
C: Landing in Berlin was easy; finding
a place to live and a shop that would
take me was very hard. I was couch surfing
for three months, and after finding
62
I PRACTICED ON
PUNKS THAT DIDN’T
CARE HOW THEIR
TATTOOS WOULD
LOOK LIKE...
a place to live, I started my search for a
shop that would open its doors to me.
After a long time, I found a place and
they gave me the opportunity to have
a little room in the back, to practice
on punks that didn’t care how their tattoos
would look like, and to clean the
place as a reward for it. I guess that
they didn’t really believe that I would
succeed as a tattooist but they really
couldn’t resist the motivation I showed.
V: You and your studio are very famous
now. How does it feel to be a part
of the art world?
C: The problem in the art world is that
there are a lot of artists who enjoy the
title of being an artist much more than
they actually fulfill their duties as an
artist and develop themselves artistically,
which is a never-ending process.
There is a thin border. I think that an
artist that has a strong connection to
his ego simply stops developing. And
my goal is to develop more and more,
as I am very far away from where I
want to be artistically. For me, art is all
about sharing and creating new stimulations
to people's senses.
As for tattooing, that is the biggest
challenge, as your creation at the end
of the day is so permanent and immortal
and it is not even yours: when that
person walks out of your studio, you
might never see him again. You are
at one moment everything, the other
nothing.
V: Do you think you changed something
in the tattoo scene with your
groundbreaking style?
C: When you ask people about tattoos,
the first things they think of will
be skulls, roses, anchors, and so on.
So I really think that it is necessary to
show and to talk as much as possible
about modern categorically undefined
tattooing because, as modern as it is,
64
it is closer to the source of tattooing
with its aim. I get a lot of requests
from people who have never been
tattooed before and always wanted
a tattoo, and from people who never
wanted a tattoo and were afraid of it;
most people in those groups saw my
work in the virtual media and liked it,
as in their eyes it is not following the
same pattern as tattooing is. They see
it more as an art form than the conventional
way of seeing tattoos does.
V: What inspires you and your work?
C: I get inspiration from nature; I think
that it is the most honest thing for us
artists to get inspired by. Of course I
get super excited when I see tattoo
designs or other art forms which stimulate
me, but I really get most of my
inspiration, in a wider aspect, just observing
or thinking about nature, as
mathematical as it is, as spiritual and
abstract as it can be.
V: Your work is very unique – how do
you create your tattoos?
C: I make my designs according to the
body structure of my clients. I can’t
ever make a sketch beforehand, because
it could look pretty nice on the
paper, but it wouldn’t fit the body, as
I don’t see most of my clients ahead
of time because most are traveling
here. My studio is located in Berlin. It
is private, which means that there is
just one person at a time there. I don’t
take walk-ins, and I tattoo one person
a day.
As long as the client that I have in front
of me is open minded, I create something
more individual for this person,
and the creations that I feel the most
comfortable with and love the most
are the ones that I created on people
who actually came without any idea of
what they wanted to get, but with a
strong will to get tattooed by me.
I do a lot of freehand with my tattoo
designs. Most of them are line art design,
and the process of designing is
sometimes longer than the tattooing
66
I NEVER TATTOO THE SAME
DESIGN, I DON’T TATTOO WHEN
I DON’T FEEL A POSITIVE
CONNECTION TO THE CUSTO-
MER, AND I DON’T MAKE
DESIGNS BEFOREHAND.
process itself. It is sometimes very hard
to find the right lines that float through
the body, especially when we talk
about geometric designs. Our bodies
are not symmetric, and to try to put a
symmetric design on a non-symmetric
object most of the time ends with it
looking like a sticker. I experiment a
lot – like, on a daily basis, which is a bit
risky when comes to a non-reversible
form of art, but I guess that it is the
only way to develop your own style as
an artist and to create something individual
every day.
V: Most of your work is black – why?
C: I use black as the main color for my
tattoos simply because I think that it
is the only color that will look timeless
on a timeless design. I also think that
it looks good on our bodies – more
so than any other color. I do use red
sometimes, but it is very rare.
V: Is there anything that you won’t
tattoo?
C: I never tattoo the same design, I
don’t tattoo when I don’t feel a positive
connection to the customer, and I
don’t make designs beforehand. I do
everything together with my clients
and take them as an active part in the
tattooing process.
V: What’s the secret of a successful tattoo
artist?
C: I know how hard it is to learn how to
tattoo, but it’s possible, and the way is
not necessarily hard years of apprenticeship.
It is more about how you really
want it and how much you are willing
to sacrifice for it. In fact, it’s just
like every dream that we people have.
We dream of something, but most
of us think that it’s too impossible to
achieve it so give up before even trying.
And if I could manage to be a tattoo
artist that people actually travel to
get tattooed by, then really, everyone
can be whatever they want. You just
have to dream and to fight for it. Actually,
if not fighting for your dreams,
what will you fight for?
Thank you! Peace & Love, Chaim
CAPE ASOS
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TROUSERS XIMON LEE X H&M
JACKET ADRIAN REDLOF, JEWELRY DIESEL
LEATHER SWEATSHIRT GIVENCHY AT AMICIS, LEATHER SHORTS MTWTFSS WEEKDAY, VEST GRUNDTNER & SÖHNE
FRAGRANCE BY CHANEL
VEST NOOSE & MONKEY, TROUSERS TOMAS MAIER AT AMICIS, SOCKS ITEM M6, SHOES DR. MARTENS, WATCH BOSS
FASHION EDITOR
MIRZA SPRECAKOVIC
MIRZASPRECAKOVIC.COM
PHOTOGRAPHY & STYLING
BRICK & MORTAR
BYBRICKANDMORTAR.COM
HAIR & MAKE UP
SHLOMIT MIGAY
SHLOMITMIGAY.COM
MODEL
KRISTOF K.,MMANAGEMENT.SK
MAKING OF
ALEX SUTTER
SUTTER.GALLERY
FASHION ASSISTANT
KATHARINA TRILTSCH
PHOTOGRAPHY ASSISTANT
MAŠA STANIC
BONDAGE ARTIST
VINCIENS
VINCIENS.COM
LOCATION
DAS GSCHWANDNER
GSCHWANDNER.AT
JACKET AND KILT: XIMON LEE X H&M, KNEE SOCKS ITEM M6, SHOES AND LEATHER BAG DR. MARTENS
MAKING OF
SCHNITT & KAMERA: CRISTÓBAL HORNITO
INTERPRET / TRACK: EFLAVIA - WAY INTO NEVER
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82
VANGART
TATIOO
TOURISM
MY BODY IS MY SOUVENIR
TEXT KATHARINA TRILTSCH
Der Herbst – Zeit der Städtereisen. Die größte Hitze ist
vorbei, die Touristen rennen sich nicht mehr gegenseitig
die Köpfe ein, und gerade wenn am Morgen der Nebel
in der Luft liegt, die Abende noch lau sind und die Blätter
sich bunt färben, ist Reisen eine erholende Wohltat.
Wichtig, um die Erinnerungen abzuspeichern: tolle Souvenirs.
Miniatur-Eiffeltürme und Schlüsselanhänger mit
Big Ben drauf sind nett, aber so gar nicht persönlich.
Wer daheim vergessen sollte, wie europäische Wahrzeichen
aussehen, kann sein Geld gerne in Staubfänger investieren.
Aber wir finden: Geht gar nicht. Wir wollen
nicht an Paris erinnert werden, sondern an unsere Zeit,
die wir dort verbracht haben.
WO ICH WAR IST WAS ICH BIN
Ein gutes Souvenir verbindet uns mit
der Reise und lässt sie noch lange
nachwirken. Gute Alternativen zum
Plastikschlüsselanhänger müssen also
her. Einmalig muss das Souvenir sein.
Individuell und nur an dem ganz speziellen
Ort zu kriegen sein. Und es soll
ein Leben lang an die Reise erinnern.
Deshalb lassen sich immer mehr Menschen
ein Tattoo im Urlaub stechen.
Solltet ihr in den kommenden Wochen
eine Reise nach Malmö, Krakau, Prag,
Istanbul oder Marseille planen, haben
wir schon mal fünf großartige Tätowierer
für euch rausgesucht.
84
AMANDA CHANFREAU, 32
TATTOO ARTIST IN MALMÖ
FÜR STUDIO MALÖRT
VÖGEL IN BIKINIS
UND ADLER MIT GITARREN
Unsere erste Tattoo-Empfehlung findet man in
Schweden. In Malmö.
Im Tattoo-Studio Malört, übersetzt Wermut, hat
Besitzer Thomas Rosén für sich und seine Kunden
die Zeit angehalten. Die antik anmutenden
Tapeten mit den Ahnenportraits darüber
und der dunkle Holzboden schaffen eine warme
Atmosphäre. Hier, zwischen schweren Samtsesseln,
antiquierten Bilderrahmen, einem Plattenspieler
und Kronleuchtern, arbeitet Amanda
Chanfreau. Ihre Spezialität: fantastische Tiermotive.
Fische mit Beinen, Rad fahrende Dinosaurier, bunte
Eulen – mal knallig abstrahiert, aber auch mal hyperrealistisch.
So vielfältig an Stilen und Einflüssen wie das Studio
Malört ist allerdings ganz Malmö. Es ist eine Stadt
der Kontraste. Gemütlich wirkende Häuser und alte
Architektur treffen auf Technologie. Die Metropole
am Öresund hat mehrere Strände – den Ribersborg
Beach zum Beispiel.
Wer wissen will, wie Malmös Vielfalt schmeckt, kann
sich nach dem Tätowieren im Restaurant Årstiderna
stärken. Es gibt Traditionelles wie Spättekake (!),
eine Kuchenspezialität, und Klassisches wie Dry
Aged Sirloin Steak. Yummy!
86
SCHWARZ IST
DAS NEUE SCHWARZ
Wer nach Polen fährt, sollte ein konkretes Ziel ansteuern:
Uls Metzger. Uls ist Tätowiererin, Grafikdesignerin
und Pizza-Junkie. Zu finden ist sie bei
Rock’n’Ink Tattoo & Piercing in Krakau. Die schweren
Holztüren zum Studio wirken wie Eingangspforten
in eine andere Welt.
Diese andere Welt – ihre eigene, mystische – unterstreicht
die Künstlerin auch gerne dadurch, dass sie
(fast) nie Farbe für ihre Tattoos verwendet.
Krakau ist unterteilt in 18 Stadtteile. Rock’n’Ink
findet man im ersten Bezirk, in Stare Miasto, der
Altstadt. Sehenswert: Zentrum ist der Rynek Glówny,
der mittelalterliche Marktplatz. Gebaut im
Jahr 1257, erlebt man den (zugegeben touristischen)
Trubel in authentischer mittelalterlicher
Atmosphäre.
Wer das mystische Feeling von einem Tag mit Uls
lässig ausklingen lassen möchte, wählt am besten
ein Keller-Pub, zum Beispiel das Piec Art.
ULS METZGER, 2
TATTOO ARTIST I
FÜR ROCK'N'INK
9
N KRAKAU
TATTOO & PIERCING
88
>>
MAFIS FISCHEROVÁ
TATTOO ARTIST IN PRAG
PR
AG
PERFEKTE GEOMETRIE
Etwas schneller als Krakau in Polen erreicht man die
tschechische Hauptstadt Prag. Ein bisschen Sightseeing
muss sein: Ein Spaziergang durch die Altstadt,
die Aussicht von der Burg genießen und den
alten jüdischen Friedhof anschauen. Circa 100.000
Menschen sind hier begraben. Aus Platzmangel stehen
die verzierten Grabsteine alle dicht beieinander,
während darunter oft bis zu zwölf Menschen übereinander
begraben liegen.
Kulturell inspiriert geht es zu Mafis Fischerová. Sie
ist bekannt für geometrische Muster, akkuraten Minimalismus
und Dotwork. Geometrisch abstrahierte
Bergwelten, aus tausenden von Punkten (und Nadelstichen)
geformte Mandalas und auf Luftballons
hängende menschliche Herzen – wie man die Motive
interpretiert, bleibt jedem selbst überlassen.
Wer den cleanen Minimalismus schätzt und außerdem
noch Coffee-Addict ist, sollte den Kaffee der
EMA Coffee Bar probieren – sehr gut! Und das Ambiente:
künstlerisch, minimalistisch, stylish.
Ja, und wer den Fotoapparat schon mitgeschleppt
hat, kommt in Prag voll auf seine Kosten. Gelegenheiten
bieten sich viele. Doch die Geschichte zum
Bild auf der Haut finden die Daheimgebliebenen sicher
spannender.
EVA KRBDK, 29
TATTOO ARTIST IN ISTANBUL
TRADITIONELLES UND MODERNES
HANDWERK WIRD KUNST AM KÖRPER
Faszination pur: Istanbul. Kaum eine Stadt entwickelt
sich so rasant wie diese. Sie wächst kontinuierlich, ist
Wirtschafts- und Kulturzentrum. Vor allem die jungen
Menschen sind selbstbewusst und stellen sich
politischen Missständen entgegen. Die aktuelle starke
demokratische Bewegung wird als Zeichen des
Protests noch lange nicht abgeschlossen sein.
Tätowiererin Eva Krbdk übersiedelt gerade von Ankara
nach Istanbul und wird demnächst hier ihr neues
Studio eröffnen.
Eva mag den Old School Folklore Style, modern interpretiert.
Sie sagt, ein Tattoo müsse Seele haben.
Die einzige Möglichkeit, für eine Seele zu existieren,
sei über die Dauer der Zeit.
Gerade mit ihren Kreuzstich-Motiven hat sie einen
Trend geschaffen. Einen städte- und länderübergreifenden
Trend, zweifellos.
Istanbul pulsiert. Überall riecht es nach Gewürzen.
In kleinen, versteckten Kaffeehäusern kann man den
starken türkischen Kaffee, kahve, trinken. Und sich
anschließend aus dem Kaffeesatz die Zukunft lesen
lassen, welches Tattoo-Motiv wohl das nächste werden
wird.
KNOT, 31
TATTOO ARTIST IN MARSEILLE
BEI POPINK TATTOO
FEINE TUSCHEMALEREI
Von Istanbul nach Marseille wären es theoretisch
2.400 Kilometer, die man zurücklegen müsste. Jeder
einzelne würde sich aber bezahlt machen. Sofort
bei der Ankunft spürt man ihn, den Flair von
Marseille. Die Stadt liegt direkt an der Côte d’Azur
– das bedeutet maritimes Feeling durch und durch.
Die Sehenswürdigkeiten wie Notre-Dame de la Garde
oder den Vieux Port, den alten Hafen der Stadt,
besichtigen wir zuerst. Danach geht’s – natürlich –
ins Tattoostudio. Hier besuchen wir Knot. Knot tätowiert
im Salon PopInk Tattoo. Ihre Tattoos wirken
wie Tuschezeichnungen: fein, malerisch, detailreich.
Auch im Studio sollte man auf die Details achten.
Jesusbilder in Goldrahmen, ein Videospielautomat
und Graffiti an der knallroten Studiowand. Eines von
Knots persönlichen Lieblingsmotiven? Der Oktopus!
Die Schmerzen des Tattoostechens sind überstanden,
und wir stehen kurz vor der Heimreise. Zum
Schluss noch ein Geheimtipp, um den Städtetrip kulinarisch
perfekt ausklingen zu lassen: Unbedingt ins
Le Citronnier gehen.
Wieder zuhause angekommen, hat man nicht nur
viele tolle Erinnerungen im Kopf, sondern auch eine
auf der Haut. Andauernd und individuell. Und auch
wenn die Bilder im Geiste bald verblassen – die auf
der Haut tun es nicht.
94
RADAR
Tattoos
are not a
personality
e
LAMAN
knows
best!
TEXT LAMAN AKHMEDOVA
Oder doch? Falls ja, welche Tattoos passen
dann zu welchen Persönlichkeiten?
Oder erzeugt das eine oder andere Tattoo
sogar eine (für denjenigen, der keine
besitzt)? Also, wenn meine Persönlichkeit
total öde wäre, würde man mich vielleicht
für interessant halten, wenn ich mir richtig
viele freakige Tattoos machen ließe?
Zumindest in der „Tattoo-Szene“ … ? Ist
das so eine Art von Szene wie die Mini-
Cooper-Szene, wo sich die Fahrer von
Mini Coopers gegenseitig anhupen, wenn
sie sich im Verkehr begegnen? Habe ich
mir das gerade ausgedacht? Womöglich.
Schauen wir mal.
TRIBALS
Leg dich besser nicht mit Leuten mit
Tribal Tattoos an. Diese Personen sind
wirklich Teil eines vorzeitlichen Stammes,
ob Aborigine oder sonstwie indigen.
Sie haben eine physische und
spirituelle Verbindung zu ihrem Stamm
und tragen diese Tattoos nicht aus reiner
Freude, sondern auch aus Pflicht
und Tradition.
STERNE
Leute mit Sterntattoos sind eigentlich
sehr viel mehr als nur süß. In Wirklichkeit
sind sie sehr stark an Astronomie
interessiert, die Entstehung eines
Sterns, die Dichte eines Sterns, such
dir was aus! Große Fans der NASA
sind sie auch, übrigens.
STERNZEICHEN
Das kommt jetzt bestimmt überraschend.
Nein, Träger von Sternzeichentattoos
haben keinen Astrologiefimmel.
Sie haben es einfach so sehr
satt, nach ihrem Sternzeichen gefragt
zu werden, dass sie lieber ihre Körper
für sich sprechen lassen. So eine „Frag
nicht, schau einfach“- Sache.
ICH LIEBE MUTTI
Um den Vater eifersüchtig zu machen,
natürlich. Der Nächste bitte!
PAPAS MÄDCHEN
Vaterkomplex, noch offensichtlicher.
Der Nächste!
ADLER
Entgegen dem irrtümlichen Volksglauben
ist der Adler statistisch gesehen
das beliebteste Haustier der
Welt. Wer ein Adlertattoo trägt, hatte
oder hat einen Adler als Haustier und
liebt den Vogel von ganzem Herzen.
Die Kombi aus Adler und USA-Flagge
am Arm heißt, dass dein Adler aus
den Vereinigten Staaten stammt: Mit
dem Kaufvertrag verpflichtet sich der
Käufer, die Adlerherkunft klar darzulegen.
CHINESISCHE ODER
JAPANISCHE ZEICHEN
Du bist natürlich Asiate. Und weiter!
23.08.70
BLUMEN
Oma durfte das Motiv aussuchen.
GEOMETRISCHE FORMEN, LINIEN,
EINFACHE MUSTER
Kindheitserinnerungen von unbegreiflicher
Tiefe.
HERZEN
Es hängt davon ab, wo das Herztattoo
platziert ist. Auf der linken Seite der
Brust ist es eine freundliche Geste des
potenziellen zukünftigen Patienten an
Ärzte, die womöglich am OP-Tisch
ein wenig anatomische Unterstützung
gebrauchen können. Auf dem rechten
Arm bedeutet ein Herz glühende
Liebe für eine bestimmte Person. An
anderen Körperstellen besitzt dieses
Motiv keinen erwähnenswerten Inhalt
oder Wert.
GEBURTSDATUM UND NAME
DES EIGENEN KINDES
Wie unfassbar peinlich wäre es, Namen
oder Geburtstag des eigenen
Nachwuchses zu vergessen. Komm
schon. Schreib's dir besser auf, für
alle Ewigkeit. Lieber auf Nummer sicher
gehen.
TOTENSCHÄDEL
Bloß ein weiterer Anatomiestudent.
ARSCHGEWEIH
Falls du ein Arschgeweih besitzt, hat
dein Vater mit ziemlicher Sicherheit
mit dieser Tatsache vor seinen Kumpels
angegeben, bei einem gemütlichen
Zusammensein in seiner Lieblingsbar.
NOW OPEN
ON FLOOR 5
at
KÄRNTNER STR. 19
#BLK DENIM #BLUE DE GENES #CITIZENS OF HUMANITY #DENHAM #DIESEL
#G-STAR #J-BRAND #MOTHER #SEVEN FOR ALL MANKIND #TRUE RELIGION
PHOTOS - TOP: SEVEN FOR ALL MANKIND BOTTOM: DIESEL
The easiest way to
break up
with someone
...
...
is to tattoo their
dad's
name
on your chest
100
FASSADE
EDITOR'S
CHOICE:
STYLE-
STYLE
TIPP
TIP
Denim vest by Babour / Bag by Freitag / Pants by Replay /
Casual loafers by Louis Vuitton / Socks by Stance
Sunglasses by Dior / Cup by Culture Disco / Jacket by Vivienne Westwood /
Clutch by Givenchy / Skincare set by SAAL&CO / Watch by Diesel /
Leather bag by Versace / Belt by Wrangler / Boots by Dolce&Gabbana
102
Jumper by Diesel / Pocket knife by Victorinox/ B ackpack by Vivienne Westwood /
Shoes by COS / Watch by Breitling / Ripped jeans by Diesel / Bandana by Hermès
7.9.-13.9.2015
MuseumsQuartier Wien
in cooperation with
15
7 DAYS
80 SHOWS
POP UP STORES
SHOPPING AREA
EXHIBITION
Model: Tonia Sotiropoulou @ M.management
Photo: Norbert Kniat
Hair & Make Up, Styling: Sergej Benedetter
Assistenz: Rene Schopf
Dress by JCHOERL
Jewels by Folli Follie
Location: LE MOËT | LE MERIDIEN VIENNA
viennafashionweek.com
INK &
SKIN
CREATIVE DIRECTOR MIRZA SPRECAKOVIC / MIRZASPRECAKOVIC.COM
HAIR & MAKE UP BRITTA TESS / BRITTATESS.COM
STYLING MIRZA SPRECAKOVIC
ASSISTANT FASHION KATHARINA TRILTSCH
PHOTOGRAPHY ALEX SUTTER / SUTTER.GALLERY
ASSISTENT PHOTOGRAPHY MARTIN HAUSER
MODEL CHRIS T. / STELLAMODELS.COM
PHOTO: JEANS EVISU
JEANS BURBERRY
WATCH JEAN PAUL GAULTIER
JEANS VERSACE JEANS
DENIM JACKET FIRETRAP
SUNGLASSES TOM FORD
JEANS DIESEL
JEANS G- STAR RAW FOR THE OCEANS
WATCH TOMMY HILFIGER
JEANS LEVI’S 501
JACKET FIRETRAP
114
GIRLS'
FASHION
FOR THE
THE GUY WHO CHANGED THE CONVENTIONS AT H&M
BOYS!
TEXT KATHARINA TRILTSCH
Der Nachwuchsdesigner Ximon Lee
will seine Mode nicht über Gendernormen
definieren, hält aber auch
nichts vom Konzept Unisex-Fashion. Er
macht Männermode, braucht den Fokus.
Aber er findet es genauso spannend,
was passiert, wenn Frauen seine
Mode tragen.Körper verschwinden sowieso
in den voluminösen Outfits.
2015 hat er den 4. H&M Design Award
gewonnen, jetzt kommt seine Mode in
die Stores.
Geboren wurde Ximon in China,
doch er ist als Kind viel gereist, hat
sich nirgendwo zuhause gefühlt. Gerade
weil er so oft umgezogen ist, finde
er jetzt Inspiration in der Welt, die er
zurückgelassen hat. Derzeit lebt er in
New York – und wenn der Designer mit
dem gängigen Argument konfrontiert
wird, dass ohnehin jeder Trend, jeder
Schnitt, jedes Material schon mal da
gewesen sei, stimmt er dem zu. Aber
seine Art, mit Materialien wie Denim
umzugehen, sie zu bearbeiten, lässt
etwas komplett Neuartiges entstehen.
Und hebt ihn von vielen anderen Designern
ab.
Es ist nicht leicht, in der Modebranche
als Newcomer herauszustechen – Ximon
hat dieses Jahr überzeugt. Derzeit
baut Ximon sein Label auf und
arbeitet an seiner Karriere. Mit Kanye
West als Fan hat er es da schon mal ein
bisschen leichter als andere, durchzustarten.
Ab 22. Oktober ist seine Kollektion
in ausgewählten H&M-Shops
erhältlich.
116
INTERVIEW
We asked Ann-Sofie Johansson,
H&M's Head of Design, a few questions:
What was so special about Ximon Lee
that made you truly notice him?
For us in the jury, his collection really
stood out. Also, it´s been an amazing
collection to create together with Ximon,
and to translate the garments
from the catwalk show to the final
collection we will have in stores. We
have worked with, for example, different
layers of fabrics with foam in between,
and used layers of bonded fabrics.
Also, hems of sleeves and bottom
hems have been bonded together to
have clean lines without stitches. We
have also used heavy embroideries
to create Ximon Lee’s vision of small
statements on the garments.
Why is he in particular the right person
for H&M to collaborate with?
For all of the above-mentioned things,
but also because I am very proud to
be able to offer our customers such a
special collection as this is.
What is your favorite piece of the collection?
I like the whole collection – the way it
holds together and tells a story. I also
like that the collection suits both boys
and girls. It is the true definition of the
fact that you can really create your own
style.
What are the most important things
participants in the award competition
have to consider?
Stay true to their original style and design.
We are looking for personality,
creativity and uniqueness – for something
we haven´t seen before.
What advice would you give to a winner
of the H&M Design Award?
The advice I would like to give to everyone
striving for a career within design
is to believe in yourself, work hard
and never give up.
118
BALANCE
BEAUTY
VON JUÁN D. ZAMORA
Juán D. Zamora glaubt an die Kraft der
schönen Dinge. Er kombiniert traditionelle
Anleitungen seiner Kultur mit Produkten der
modernen Wissenschaft und zeigt uns hier,
wie wir zur besten Version unserer selbst
werden können.
Juán lebt in Bogotá, Kolumbien.
Instagram @astounded20
HAUTPFLEGE HEISST TATTOOPFLEGE!
Eine Ansage an alle, die der Meinung sind, das
Tätowieren sei bloß so ein weiterer Trend: Es begleitet
die Menschheit seit Ewigkeiten. Von Tā
moko, den traditionellen Maori-Tätowierungen
aus Neuseeland, bis zu jenen, die im 18. Jahrhundert
von Piraten geschätzt wurden, bespielt diese
Kunstform die ultimative Leinwand: die Haut.
Ein Tattoo zu haben galt lange Zeit für
den perfekten Gentleman als „unsittlich”.
Aber wen kümmern heutzutage schon solche
Richtlinien? Es gilt einzig, Rebell zu
sein. Und schöne Markierungen auf unserem
Körper repräsentieren nicht nur unseren
Status als Freigeister, sondern erinnern
uns auch an bestimmte Momente unseres
Lebens: eine Liebesgeschichte, Herzensleid
oder sogar eine durchgedrehte Nacht.
Es gibt viele Gründe, sich tätowieren zu
lassen, aber ebenso einige wichtige Dinge,
die man dabei bedenken sollte: Zum einen
braucht das Tattoo eine persönliche Bedeutung,
es sollte kein bloßer Trend sein.
Man will nicht das ganze Leben lang Bugs
Bunny am Körper tragen, nur weil es alle
in dem Moment supergeil fanden. (Wenn
dieser Rat zu spät kommt: Sorry, finde einen
Weg, es wenigstens mit Würde zu tragen.)
Aber vor allem: Vergiss nicht, dass
die Pflege des Tattoos in den ersten Tagen
der Schlüssel zu einer gelungenen Heilung
ist. Das Tattoo ist schließlich eine Narbe.
Dementsprechend solltest du Produkte finden,
die es heilen lassen, während sie die
Tinte gleichzeitig schützen.
KLEBETATTOOS
Bist du wie ich, sind dir Nadeln keine
große Freude. Aber wenn du trotzdem
deine Haut dekorieren möchtest – und
zwar ohne Schmerzen, Heilprozess und
lebenslange Bindung an das Tattoomotiv
in Kauf zu nehmen –, habe ich tolle Neuigkeiten
für dich. Ein Tattoo, das nur eine
Woche hält, ist inzwischen möglich, und
man kann aus tausenden von Motiven
wählen. Schau dir tattooforaweek.com
an und wähle deinen persönlichen Favoriten
aus. Einige davon kann man testen,
und wenn die Probephase gut verläuft,
kann man sich dann ein echtes Tattoo
machen lassen, das auf denen basiert, die
man ausprobiert hat. Ein total angesagter
Trend für den heißen Sommer sind Tattoos
in Metallic-Optik. Sie machen Spaß
und sind ein Accessoire, das jedes Outfit
mit einem einzigartigen Look bereichert.
120
JAGUA-TATTOOS
An den Stränden von Südamerika kann
man oft beobachten, wie Jagua-Tattoos gemacht
werden: eine temporäre Option für
diejenigen, die ihre Haut gerne auf pflanzlicher
Basis schmücken wollen. Jagua ist
eine Frucht aus dem Amazonas-Urwald.
Sie hat unterschiedliche Wirkungen, vom
Insektenschutz bis hin zur medizinischen
Behandlung. Jagua-Sets lassen sich online
finden, man muss also für den tropischen
Touch nicht in die Karibik reisen. Mehr
über Jagua erfährst du bei earthhenna.
com/jagua-kits.
AM NÄCHSTEN MORGEN
Wenn du dich für ein richtiges Tattoo entschieden
hast, gratuliere! Nun fängt deine
Beziehung mit deinem neuen Markenzeichen
an. Du hast also den Schmerz ertragen,
die Anweisungen deines Tätowierers
sorgfältig befolgt, und jetzt siehst du aus
wie das sexy Model in einem Lana-Del-
Ray-Video. Wenn du möchtest, dass die
Vernarbung schnell heilt und die perfekten
Farben der ersten Tage halten, solltest du in
ein Mittel investieren, das genau dafür gemacht
ist. Normalerweise hört man immer
denselben Rat: „BENUTZE VASELINE!”
Ich würde dir aber raten, das für einen anderen
Einsatz aufzuheben und dich hier an
die Profis zu wenden. Es gibt einige Mar-
ken, die auf Tattoopflege spezialisiert sind,
und die Produkte, die sie anbieten, um die
Heilung voranzutreiben, sind besser als
jede Improvisation. Dein Tattoo sollte es
dir wert sein – mit ihm teilst du schließlich
dein ganzes Leben.
Die Firma Tattoomed.de bietet die ultimative
Pflegepalette für Tattooliebhaber
an. Ihre After-Tattoo-Creme ist das beste
Mittelchen ab dem ersten Tag: Die Creme
ist geschmeidig und hat eine beruhigende,
schmerzlindernde Wirkung, treibt die
Heilung voran und hält die Haut weich.
Eine andere Creme, die Daily Tattoo Care,
pflegt das bereits verheilte Tattoo und bewahrt
vor Farbausbleichung.
EINE LANGZEITBEZIEHUNG
Manche sagen, nachdem man sich das erste
Mal stechen lässt, kann man nicht aufhören.
Aber vergiss nicht, dass deine Haut
auch mal eine Pause braucht. Keine Mühe
sollte zu groß sein, um sie gesund zu halten.
Für Tattoosüchtige gibt es eine perfekte
Hautbehandlung, die für Geschmeidigkeit
und Gesundheit sorgt: Der Brooklyn
Grooming Tattoo Balm ist die Bio-Variante,
um dein Tattoo zu schützen, und ab
Tag drei geeignet. Mit Sesamöl, Sheabutter
und Vitamin E versorgt dieses Wachs
die Haut mit andauernder Pflege, lindert
Schwellungen und beruhigt Irritationen.
They
say
your
body
is a
temple
...
... so I'm gonna tattoo the
crap outta my temple.
I want people to want to
visit my temple.
I want people to have
a psychedelic experience in
my temple! Yes!
124
I DON’T DO
FASHION
INTERVIEW MIT
PORNO-IKONE UND FASHION DESIGNER
FRANÇOIS SAGAT
TEXT & INTERVIEW OLE SIEBRECHT
PHOTOS CLÉMENT DAUVET, FRANK GLENISSON
François Sagat ließ sich den kompletten Schädel tätowieren. Kein aufwendiges
Muster, kein verspieltes Tribal. Einfach eine dunkle Fläche. Und der Grund? Sagat
macht keinen Hehl daraus: Eitelkeit. Ihm gingen die Haare aus. Und so entschied er
sich für das außergewöhnliche Tattoo. Das hat einerseits die praktische Funktion,
die fehlenden Haare zu ersetzen, andererseits ist es ein Statement: Es ist ihm egal,
was die Gesellschaft dazu sagt, darüber denkt. Es ist sein Körper, und über den hat
er das Sagen, die Macht. Eine gesunde, selbstbewusste Einstellung. François Sagat
ist nicht der Typ Mensch, der sich unterkriegen lässt.
126
VANGARDIST: Most people who
get tattooed, even those with large
tattoos covering their arms, legs,
or back, avoid getting tattoos on
their hands, neck, or head. What
were the reasons for you to get
tattooed on your head?
François Sagat: I simply lost hair progressively,
starting at age 20. This was
not meant to be a pure tattoo in my
definition, but just an aesthetic cover
up... nothing more, nothing less.
I had no real statement behind this
act. It was just a trompe l’oeil effect to
cover a baldness that I couldn’t handle
anymore.
V: Are people dealing differently with
you, since you’ve gotten this extraordinary
tattoo?
S: I won’t complain. Of course I
can inspire curiosity because of my
head, but just during the first 2 to
3 minutes for first-time “viewers”.
I really don’t feel as special as it
seems. I feel really contemporary with
my time. Nowadays you can find more
extraordinary physiques than mine...
and I dress in such a boring way.
Honestly? I’m no big deal in the street.
V: Regarding this, what does people’s
behavior say about our society? How
do you handle that?
S: I think there’s no big change in people’s
minds, things just look worse
than before, but it’s actually the same.
We’re just surrounded by “opinions”
from everywhere in the world because
of social networks. We have to adapt –
since the beginning of time, a majority
of peoplehave been douchebags, so
let’s concentrate on the smart people
instead, LOL!!!!
How do I handle that then?? I continue
to do what I have to do.
V: What kind of role do you think tattoos
play in our society?
S: I think tattoos nowadays are something
like clothes you buy in a store but
that you cannot take off. I still see amazing
tattoos on amazingly good looking
or interesting people...but that doesn’t
impress me anymore. They used to
be something impressive and rare.
But sexually, they’re a turn-on. There’s
something really appealing about tattoos
if I think about sex, but I think the
era where tattoos had a spirituality is
gone. But actually, I don’t care.
KICK!
128
It became very common to get a tattoo
– and why not. Since the 2000s,
you’re not an outsider anymore if you
get tattooed.
V: You were born in France, but actually
one of your tattoos – the moon
with the star – is reminiscent of the
Turkish and Tunisian national flags.
Why did you choose that special motif?
S: Yes, it is reminiscent of the Turkish
flag. But I’m not related directly
to that, I’m not even Muslim, and my
background is Caucasian/European.
Why did I choose that?? Because I was
19 years old and I saw that sign on
an Alexander McQueen show and at
the time I was a foolishly passionate
fashion addict and didn’t really reflect
much about the act... that’s all. It’s still
there on my back, what can I do about
it???? LOL... it’s pretty, yes, but ever
since then it’s brought a lot of confusion
about my origins and my beliefs.
V: Do you notice that people have
prejudices and kind of reject religious
or symbolically charged motifs due to
current political issues?
S: Yes. Religion, family, sexuality...
the supersonic evolution of this world
technically doesn’t allow those values
to thrive without battles between
“archaic powers” and progressiste
groups. Political issues go with global
warming, overcrowding, falling profits
and all the endless problems
that have constantly existed for
centuries... what else can I say?
Religious beliefs? let’s just talk
about aliens instead: They’re
watching how ridiculous and
old-fashioned we are.
Honestly, I don’t have any degree
in sociology to give you
an accurate answer. But there’s
a real problem with certain
groups of people that still live
before the Middle Ages – and
that’s poisoning.
V: Does your work as a porn
star reflect in your fashion?
S: It does... surely. But I focus
more on elaborating on suitable
clothes and underwear, from
basic to special prints: nothing
really outrageous, but definitely
130
colorful. But I didn’t go as far as I was
thinking I would. I’m more soft and
gentle than expected. That’s why the
porn imagery is not too obvious in my
work. We’ll see what happens in the
future, but for now that’s not a direction
I wanna take. I’m a dreamer, not
that much of a hustler. Well, just a bit,
then (LOL)....
V: Fashion has always played a role in
your life. Did you have any special experiences
while working in the fashion
business that taught you something
for life?
S: Fashion isn’t part of my world in
my everyday life... I had a 2-to-3-year
experience in the fashion business as
an assistant, but that’s little and now
quite far away from me. I had my own
universe and taste before “trying” to
get into fashion, but yes, I just have a
certain knowledge of fashion... that's
maybe a reason why I think differently
when I wanna create something – in
whatever form that takes.
V: You are a well-known actor and
also the head of your own fashion label.
Is fame important for you? Why
are so many people seeking fame?
S: I don’t do “fashion”.
I’m not a fashion
designer, but hey, if
you wanna call it that
way...!
I didn’t do porn for
fame, I did it believing
it was good sex
on camera for exhibitionist
people and
I wanted to live the
fantasy – then came a
very quick success that
I wasn’t expecting. I
think the US porn industry
taught me how
to use this success and
how to transform it
into fame, yes! I think
fame is a base that you
can use for good or
for bad. Fame is surely
important for useful
and artistic goals, YES! But then if it’s
fame to get recognized in the subway?
NOOOOO!!!
Fame is really appropriate to sell a
SAGAT!
132
products that people can enjoy.
Let’s share it. Social networks
are encouraging everyone to
be famous – let’s live with it.
V: Recently you’ve launched your own
fashion label, KICK SAGAT. What was
your intention with KICK SAGAT?
S: I have a lot of ego! Reasons??
Running a business on my own and
being in control. And to tell you the
truth, I love to work on cuts and prints.
Why did you decide to make your face
part of your fashion?
Because that’s the initial concept of the
brand. And it’s also about the demand.
It’s about my character, and that’s the
way KICK SAGAT was born. But I don’t
have any objections to real change and
evolution.
What are your plans for KICK SAGAT?
More underwear and little pieces...
definitely more. Hopefully opening a
store in the USA. That’s a goal. (And
why not do swimwear and sport-underwear
for women?)
V: You say that you love your trained
body. What is your personal definition
of beauty?
S: Beauty is an arrangement with
yourself, usually. Beauty stinks easily!
Don’t spread too much!!!! But usually
I think that beauty is just a trap... or
something open to multiple interpretations.
I don’t really give a shit about
giving you a definition of that. I would
say complacency is UGLY.
V: Where does your obsession with fitness
come from?
S: It’s just a concentration of energies
that keep me alive. It saved my life...
it’s necessary... it’s primordial.
V: In firms or at photo shoots, you
have to slip into different roles. Which
transformations do you enjoy, and
which roles can you not at all identify
with?
S: Unsexy transformations are the most
valuable or meaningful for me – when
they’re well done of course!! When it’s
not related to sex of course... I need
some vacations please (LOL), then any
aspects of a transformation are always
interesting because it’s a transformation.
It’s always entertaining not to be
me.
I wish
I were as
confident
...
...
as
someone
with a
SpongeBob
tattoo
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142 AUF ACHSE
THE
PLACES
SCHLAFEN
HINTER
GITTERN
VON KATHARINA TRILTSCH
Alcatraz Hotel am Japanischen Garten
Kaiserslautern, Deutschland
alcatraz-hotel.com
Hinter den dicken Sandsteinmauern verbirgt sich das erste Gefängnishotel
Deutschlands. Als Gast hat man die Wahl zwischen eleganter Suite oder Zellenzimmer
– authentische Gefängnisluft schnuppert man natürlich nur direkt in der
144
Zelle: Gefängnisbetten, vergitterte Fenster und Toilette in der Ecke für das richtige
Feeling. Das Frühstück wird auf Wunsch durch die Essensklappe serviert,
der Drink am Abend an der vergitterten Bar – eine Bloody Mary vielleicht?
146
Protea Breakwater Lodge
Kapstadt, Südafrika
proteahotels.com
In dem ehemaligen Gefängnis aus dem 19.
Jahrhundert befinden sich nun 191 moderne
Hotelzimmer. Die Breakwater Lodge liegt direkt
148
an der Victoria & Albert Waterfront, wo die ehemaligen Insassen einst gearbeitet
haben. Gefängnisflair ist heute noch subtil spürbar – und auch der spektakuläre
Ausblick auf den Tafelberg und das Hafenviertel sind inklusive.
150
Lloyd Hotel
Amsterdam, Niederlande
lloydhotel.com
Die Transformation des in den 1920er Jahren erbauten Gebäudes hat es immer wieder
komplett verwandelt. Vom einstigen Emigranten-Hotel wurde es zum Gefängnis
und seit 2004 wird das denkmalgeschützte Gebäude als Designhotel genutzt.
152
Wobei selbst diese Beschreibung nicht ausreichend definiert, was es tatsächlich
ist: ein Ort, gestaltet von über 40 Künstlern und Designern, an dem unterschiedlichste
Menschen zusammenkommen – und gemeinsam in puren Eklektizismus
eintauchen.
154
Hostel Celica
Ljubljana, Slowenien
hostelcelica.com
In Hostels kommt man sich ja schon mal eingesperrt vor – da wirken Gittertür
und Stockbett wie die logische Konsequenz. Ausbrechen will aus dem Hostel
Celica aber niemand. Das ehemalige Militärgefängnis ist mit seinen 20 originell
156
gestalteten Schlafräumen mittlerweile Kult: 80 Künstler waren an der Umgestaltung
beteiligt. Spannendes Übernachtungserlebnis und Kunstgenuss.
Apropos Genuss: Das Frühstücksbuffet bietet Brot und Wasser. Mindestens!
158 RADAR
I finally
have
accepted
myself
ADAM LAMBERT ÜBER EINSAMKEIT,
SEINEN NEUEN STIL UND MADONNA
TEXT & INTERVIEW SEBASTIAN KREBITZ & JULIAN BEHRENBECK
Für unsere Tattoo Edition führte VANGARDSIT ein Interview mit dem erfolgreichen
Pop-Künstler und der männlichen Fashion Ikone Adam Lambert über sein neues
Album, das Leben eines Künstlers zwischen Schein und Sein, sowie dem Erwachsenwerden
im Blitzlichtgewitter. Seine eindrucksvollen Tattoos auf beiden Armen
verrieten uns schon am Anfang, dass auch er die Liebe zur gestochenen Kunst teilt.
„The original high“ heißt das neueste
Album und damit schlägt der Künstler
für sich eine ganz neue Richtung ein.
Mit viel Persönlichkeit, Ehrlichkeit und
ganz viel Herz.
VANGARDIST traf den Star aus L.A. und
führte ein Interview mit Adam Lambert
dem Menschen, nicht den American-
Idol- Star. Uns erzählt er von seiner
Jugend, seine aktuellen Gefühlen und
seinem immer weiterentwickelnden,
wandelbaren Ich.
160
VANGARDIST: Congratulations on
your new album – we just listened
to it in the office. I love the song “Rumors”.
Your new album seems to be
more grown up compared to your first,
at the start of your career. Do you now
feel grown up as an artist?
ADAM: I think it’s always a journey.
There’s no finish line, you know? There’s
never like, “Okay I’m done, good. I’m
grown up now.” It feels more like a step
forward in my progress as a person and
a musician. Along with my producers,
they help me to get a bit more settled.
I really think this album has a lot more
balance and dynamics.
VANGARDIST: This new album deals
with a lot of loneliness, as you’ve said
before. Is this one thing that goes hand
in hand with your being in the spotlight
or is it more like your personal
demons that you have to deal with?
A: I think it’s both. I definitely think my
situation has its ups and downs. But
I also think it’s something most every
person has felt. They are universal
ideas. We all have lonely moments. If
you’re single and think “I just wanna
be in love.” But even in relationships
you can feel lonely, like, “I’m with this
person, but I feel lonely.” It’s pretty
universal that way.
V: So it’s not only the spotlight?
A : Not only, yeah. It’s not like “Oh, I’m
famous. Feel sorry for me.” It’s real life.
Definitely real. Right before I started
writing the album, I had a few months
free. Nothing to do in L.A., where I’m
from. I was hanging out with my friends,
going out, going to restaurants with
people, went to the movies, dating a
little bit and I was living a normal life. I
wasn’t travelling, being on stage, having
one interview after another. It was
good having this time, before I started
with the new album, so I could remember
how it is to live like everybody else
lives. Normal.
V: Was it hard going to this place of
loneliness, in order to come up with
those songs and texts, or did it just feel
right?
A: It felt right. In the past, my music was
a little bit more, like, conceptual and
kind of theatrical – a bit more campy. I
had a lot of songs which were kind of
wild and crazy. That’s definitely still part
of my personality. But with this album I
wanted to get honest. To get real and
sing about more sensitive topics I feel
and think about. More personal. I’m a
pretty open book. I share easily. It felt
to me like it was the next step. Just to
open up a bit more. We are living in
interesting times right now. You have a
lot of choices as a pop musician. Either
create music to create an escape from
something, like a fantasy so people can
forget about their lives, or you can create
music that makes people look at
their lives differently. And I think this album
is more like a personal letter. The
intention is: “This is what I’m going
through. Me, Adam as a person, and
you’re probably going through something
similar.” So actually you are not
alone and let’s sing about it, let’s feel
better about it together. And the other
thing that's interesting is that most of
the songs, even if they have a bit of a
melancholic story, they’re still
162
kind of euphoric and dance-oriented.
So hopefully the beat and the rhythm
can help you to get over the sadness,
like medicine.
V: How do feel about growing up a bit
secluded and now being in the spotlight
and sharing your story with the
whole world?
A: When I was really young, when I was
in middle school – like sixth, seventh,
eighth grade – I was definitely kind
of a loner. But on the weekends I had
my group which I was part of. That's
where my closest friends were. That’s
where I felt the most like myself. But
yeah, that was only one day a week,
and when you’re twelve, that's a long
time to wait to have that one day. So
yes, it was definitely an interesting
time for me. In high school I started to
become more, like, social. I had more
friends, activities and things like that.
And even more in my twenties. I’m a
pretty social person. So, yeah. Not that
isolated after middle school.
But when you’re a teenager, you start
coming with terms, like, for being gay.
When you’re ten or eleven, you’re like
“Uhh that's weird. I’m weird.” But than
you start getting older and you’re like,
“Okay, I finally have accepted myself.”
V: You toured with Queen not that
long ago. How does it feel following in
such big footsteps? And what experience
did you gain from that?
A: At first I was a little intimidated by
the whole idea. Because I thought,
well, that’s sacred ground. Freddie was
unbelievable and there’s no replacing
him. That’s impossible. It’s Freddie
Mercury. I realized I wanted to communicate
that to the audience. I loved him
too. I’m a fan. So it was really important
to balance it: between paying tribute
to him and then also sort of making it
my own somehow – but not going too
far one way or the other. So it was tricky
to figure it out, but luckily I had Brian
and Roger there to give me the green
light or the red light or the yellow light.
We’ve been working on this a couple
of years. It took us years to fit together
and by the time we got to this tour, it
felt like it was flowing at that point.
164
V: How does it influence your current
record? Was there inspiration from
the show? The mood or the energy?
A: I think my music is more modern
and electronic. Queen is much more
classic. But I think the thing with
Queen is their catalogue: they went
into so many different genres. And I’m
inspired by that. Because they proved
that a good song is a good song and
that the audience comes with you on
that journey. You don’t need to stay
in just one box. I also learned that the
power of emotion is timeless. And
on this album I do have very current
electronic textures and things, but the
heart of it is classic timeless songs. So
hopefully it reaches out beyond 2015.
V: Is there a style of music you could
add to your personal style? Where
you wanna go and hope your fans
will come with you? To show them
some different styles like classic rock
or rock’n’roll?
A: I think it’s interesting. American
fans became aware of me because
of American Idol. And on American
Idol I took the path of doing the classic
rock thing with most of the songs
I performed. I mean, I did a couple of
other things like funk and other stuff.
But most of it was like retro and some
kind of rock. But then, for example,
the fans I met in Europe came to know
me because of my video songs. I think
fans from different countries have different
ideas. And then being on tour
with Queen, obviously doing these
classic rock songs and meeting new
fans was something new and different
for me too. It’s an interesting journey
or process.
I like The Original High because it’s
kind of all in there. Brian is actually
playing the guitar in one of the songs,
called “Lucy”, so as you see, it’s his
classic riffs but it still sounds like a
hip-hop beat. So the old and the new
come together. I think the album is
one of those albums where you just
have to turn it on with an open mind
and let it take you wherever it will take
you.
V: That’s a great way of looking at
it. And feels really personal. Looking
back to the start of your career and
looking at you now, your fashion has
changed a bit. How do you describe
your personal style now?
A: Well, I think it goes sort of where I
am musically now. A little bit “less is
more” sometimes. And before, I was
like, “How much can I put on – of everything?!”
How much hair, how much
make-up, jewelry... and it was fun. It
was what I wanted to express. Now
I think I’m just a little more refined
maybe. I’ve been more inspired by
more classic ideas, shapes and things,
but I also pay attention to trends. I
love fashion. I’m a fan of fashion. With
my Instagram and Facebook, I follow
fashion brands and I’ve also been to a
few fashion shows. I enjoy clothing a
lot. I try to channel my vision of what’s
happening in the world.
V: Now my last question, dealing with
your first single off the album: Have
you ever visited “Ghost Town” with
Madonna?
A (laughing): We should. I know, I
166
know. When her song came out, I was
like “Wait? That’s... but I have a song
that's called ‘Ghost Town’... What?!”
I was so surprised. My album was already
done. The single was chosen
and it was all mixed and everything
was ready. It was springtime, so we
released the song. And then I opened
my laptop and saw her track listing
had been released. And I was like
“What? How?” Especially because I’m
a Madonna fan. Like, I love Madonna.
I grew up loving Madonna. So it felt
very strange that this happened.
Maybe there’s some sort of weird
connection. I’ve worked a lot with the
same people she did and it feels like
there is some sort of link. I don’t know
what it is. Subconscious or something.
I really liked her “Ghost Town” and I
realized they are such different songs.
It wasn’t really a big deal.
V: I also just wanna tell you about the
news that we ourselves have made.
As you know, the Life Ball takes place
here in Vienna. HIV is a big topic for
the gay community but especially
also for the non-gay community, because
they don’t deal with the topic
so much – they don’t have so much
information. It is a big problem. And
we felt that the HIV stigma is getting
bigger and bigger.
A: Even within the gay community. I
feel there is a stigma.
V: Yes, but it’s even worse if you go to
the heterosexual communities. So we
decided to make a campaign with
Saatchi & Saatchi Switzerland to
fight the stigma.
The idea was to print a magazine
with the blood of three HIV-positive
people injected into the ink of the
printing presses.
A: Amazing! I like it.
V: We brought a copy of it today. So
now you can choose if you want to
touch it and show that you have no
problem doing so. If you agree, we’ll
take a photo of it. You get this copy to
keep. It’s for you.
A (taking it immediately): Sure! It’s a really
good concept. I like it very much.
168
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