Der Sternesammler vom Tegernsee
article by mei dahoam dahoam-magazin.de 03/2014
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03/2014
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mei Dahoam: Von was lassen Sie sich<br />
bei Ihren Gerichten inspirieren?<br />
Christian Jürgens: Die Saison gibt<br />
uns die Waren vor, und dann überlegen<br />
wir, was wir daraus machen können. Außerdem<br />
finde ich manchmal hier beim<br />
Spazierengehen am See etwas, das ich ganz<br />
spannend finde. Oft inspiriert mich das<br />
auch zu neuen Gerichten. Auch von meinen<br />
Mitarbeitern kommt viel Kreativität.<br />
Ist das Ziel definiert, werden eine oder<br />
mehrere Proben gemacht, ob das Gericht<br />
funktioniert. Manchmal kommt auch etwas<br />
ganz anderes dabei heraus, als wir erwartet<br />
hätten – meine Aufgabe ist es, die<br />
Richtung zu weisen und diesen Prozess mit<br />
Rat und Tat zu begleiten. Meine Mitarbeiter<br />
sind alles hervorragende Fachleute, die<br />
mich dabei unterstützen. Ich wäre schlecht<br />
beraten, wenn ich auf ihren Input verzichten<br />
würde.<br />
mei Dahoam: Was würden Sie als Sternekoch<br />
und Vater eines Sohnes sagen: Wie<br />
vermittelt man Kindern den Wert von gutem<br />
Essen?<br />
Christian Jürgens: Das ist ganz einfach:<br />
Man muss es als Eltern den Kindern<br />
vorleben und ihnen die Wertigkeit von<br />
gutem Essen vorstellen. Nicht exerzieren,<br />
sondern einfach gute Ernährung in den<br />
Tagesablauf integrieren. Es kommt auf<br />
die Motivation an, die muss man wecken<br />
können als Elternteil. Das kennt man ja<br />
von sich selber – hat man keine Motivation,<br />
macht man nichts freiwillig. Keiner<br />
will fremdbestimmt sein, das gilt auch<br />
für Kinder. Man sollte viel frisch kochen,<br />
aber darf auch mal Fast Food essen. Das<br />
Wichtige ist, dass man dann in gute Fast-<br />
Food-Läden geht und nicht in solche, die<br />
mit Convenience-Produkten arbeiten.<br />
In München gibt es zum Beispiel super<br />
Hamburger mit tollem Fleisch in kleinen<br />
speziellen Läden. Man muss Kindern einfach<br />
zeigen, was sie auch selber machen<br />
Ein Rezept von Christian<br />
Jürgens zum Nachkochen<br />
gibt´s online unter<br />
http://mdhm.de/matjes9<br />
können. Das heißt: Ihnen auch mal beibringen,<br />
wie man Nudeln kocht.<br />
mei Dahoam: Und was soll man machen,<br />
wenn die Kinder kein Obst oder Gemüse<br />
mögen?<br />
Christian Jürgens: Das muss jeder<br />
selber rausfinden, wie er das in sein Kind<br />
reinkriegt. Da gibt es kein Rezept dafür.<br />
Ich habe zum Beispiel früher nie Tomaten<br />
gegessen. Mein erster Salat war ein Kopfsalat.<br />
Warum ich den damals plötzlich gegessen<br />
habe – keine Ahnung. Aber irgendein<br />
Reiz war da. Was auf gar keinen Fall funktioniert,<br />
ist der Satz: „Du isst das jetzt auf,<br />
erst dann darfst Du aufstehen!“<br />
mei Dahoam: Momentan ist eine heiße<br />
Debatte zum Fleischkonsum entbrannt –<br />
viele werden Vegetarier oder gar Veganer.<br />
Wie beurteilen Sie diesen Trend?<br />
Christian Jürgens: Wir essen viel zu<br />
viel Fleisch. Die Ausgewogenheit fehlt. Ich<br />
komme ja aus einer Metzgersfamilie, und<br />
sogar bei uns kam Fleisch nur am Wochenende<br />
auf den Tisch. Ich bin bei meinen<br />
Großeltern aufgewachsen, die hatten einen<br />
eigenen Garten und haben dort viel Gemüse<br />
angebaut und dann auch damit gekocht.<br />
Jetzt gilt ja schon fast die Devise „Fleisch,<br />
Fleisch, Fleisch“.<br />
mei Dahoam: Was denken Sie, warum<br />
ist das so?<br />
12 MEI DAHOAM<br />
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