Grundschule aktuell 121
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Praxis: Schulentwicklung<br />
Ergotherapeuten und Psychologen sind<br />
bei Bedarf auch für die Schulkinder da.<br />
Einmal in der Woche sitzen wir als<br />
Schulleitung und Kitaleitung zusammen,<br />
wir haben viele Abläufe angeglichen.<br />
Sichtbar wird dieses z. B. jedes<br />
Jahr, wenn wir für die Kinder des Einzugsgebiets<br />
der Schule die 4½-Jährigen-<br />
Überprüfungen durchführen. Für die<br />
Kinder der Kita Moorwisch überprüfen<br />
die KollegInnen aus der Schule lediglich<br />
den sprachlichen Teil; die kognitiven,<br />
motorischen und sozial-emotionalen<br />
Bereiche überprüfen die ErzieherInnen<br />
der Kita. In einer Fallbesprechung tauschen<br />
die KollegInnen ihre Beobachtungen<br />
aus und beraten die Eltern.<br />
Bereits in der Kita wird die Entwicklung<br />
jedes Kindes genau beobachtet<br />
und dokumentiert. Spezielle Bedarfe<br />
können früh erkannt und bereits vor<br />
der Einschulung ausgeglichen werden.<br />
Jedes Kind in unserem Bildungshaus<br />
hat einen Entwicklungsplan, in dem<br />
ihre bzw. seine nächsten Lernschritte,<br />
aber auch die besonderen Förderbedarfe<br />
dokumentiert werden. So kann der<br />
Lernprozess mit dem Kind reflektiert<br />
und gezielt begleitet werden. Die Entwicklungspläne<br />
sind ein wichtiges Instrument<br />
zur Sicherung der Bildungsqualität<br />
unseres Bildungshauses.<br />
Kontinuierlich werden in Gesprächen<br />
Informationen über Veränderungen<br />
der Leistungen und des Verhaltens<br />
der Kinder an die Eltern weitergegeben<br />
und gegebenenfalls pädagogische<br />
Maßnahmen besprochen. Sowohl in<br />
der Kita als auch in der Schule finden<br />
zweimal im Jahr (April und November)<br />
zeitgleich Lernentwicklungsgespräche<br />
statt, bei denen die Eltern detaillierte<br />
Rückmeldungen zu den fachlichen und<br />
sozialen Kompetenzen ihrer Kinder erhalten.<br />
Das erleichtert auch die Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern. Diese kennen<br />
Strukturen, Räume und manche KollegIn<br />
schon aus der Kita, das schafft Vertrauen.<br />
Teamarbeit entwickeln<br />
Jeden Mittwoch treffen sich alle Kolleginnen<br />
und Kollegen in ihren multiprofessionellen<br />
Teams aus Schule und Kita,<br />
bestehend aus Diplom- und SozialpädagogInnen,<br />
ErzieherInnen, HeilpflegererzieherInnen,<br />
GrundschulpädagogInnen<br />
und SonderschullehrerInnen, um<br />
ihre pädagogische Arbeit zu reflektieren<br />
und an der Weiterentwicklung des individualisierten<br />
Unterrichts zu arbeiten.<br />
Auch die ErzieherInnen, die den Kindern<br />
mit sonderpädagogischem Förderbedarf<br />
nach § 12 im Unterricht als<br />
Eingliederungshilfen zur Seite stehen,<br />
sind selbstverständliche Mitglieder der<br />
Klassenteams.<br />
Alle Beteiligten profitieren von unserer<br />
Zusammenarbeit im Bildungshaus:<br />
●●<br />
Die Kinder stehen im Mittelpunkt<br />
des Konzepts, das ihre sozialen, kognitiven<br />
und lernmethodischen Kompetenzen<br />
stärkt. Die Kinder werfen Anker,<br />
gewinnen Sicherheit und erfahren, dass<br />
in Schule nicht alles neu sein wird. Die<br />
älteren Schüler reflektieren den eigenen<br />
Übergang und sehen, was sie gelernt<br />
und welche Schwierigkeiten und Ängste<br />
sie selbst überwunden haben. Sie helfen<br />
und unterstützen die Jüngeren.<br />
●●<br />
Die Eltern werden in den Prozess einbezogen<br />
und haben die Chance, sich<br />
mit der neuen Situation vertraut zu machen.<br />
Ein konstruktiver Austausch zwischen<br />
Schule, Kita und Eltern baut Unsicherheiten<br />
ab.<br />
●●<br />
Die Pädagogen beider Einrichtungen<br />
profitieren von der Kooperation. Verständnis<br />
und Anerkennung für die Arbeit<br />
der anderen Einrichtung wachsen.<br />
Der Austausch und die gemeinsame<br />
Entwicklung und Reflexion des Unterrichts<br />
bereichern die eigene Arbeit und<br />
bringen neue Erkenntnisse.<br />
Regeln, Rituale und Routinen<br />
Gemeinsame Regeln und Rituale zum<br />
Umgang miteinander erleichtern das<br />
friedliche Auskommen in Kita, Hort<br />
und Schule sehr. Vor allem, wenn<br />
Kinder so früh wie möglich einheitliche<br />
Grundregeln wie den Einsatz des<br />
»Stopp«-Rituals in der Kita lernen, die<br />
sie beim Übergang in die Schule mitnehmen<br />
können und nicht gänzlich<br />
neue Formen erlernen müssen.<br />
Zu guter Letzt feiern Kindertagesstätte,<br />
Hort und Schule gemeinsame<br />
Feste, z. B. das große alljährliche Sommerfest,<br />
Fasching oder das Laternenfest<br />
im November. Auch das ist seit einigen<br />
Jahren ritualisiert, d. h. der Ablauf immer<br />
gleich, die Zuständigkeiten unter<br />
den KollegInnen geklärt und die Vorbereitung<br />
daher überschaubar. Besonders<br />
schön ist es zu beobachten, dass<br />
die jüngsten Vorschul- und Schulkinder<br />
den Ablauf und die Organisation schon<br />
aus ihrer Kita-Zeit kennen und keine<br />
langen Erklärungen mehr brauchen.<br />
Ein weiterer Vorteil, wenn man ein Bildungshaus-Kind<br />
ist.<br />
Alle sind Kooperationsgewinner<br />
Synergieeffekte – im Quartier<br />
Über die Schule und Kita hinaus haben<br />
sich das Eltern-Kind-Zentrum<br />
und das Stadtteilhaus als Bindeglied<br />
ins Quartier hinein bewährt. Ein Kind<br />
kann nicht unbelastet lernen, wenn<br />
sein Umfeld belastet ist. Ist ein Elternteil<br />
beispielsweise krank, arbeitslos, hat<br />
Sprachprobleme oder ist häuslicher Gewalt<br />
ausgesetzt, ist es sinnvoll, ein quartiersbezogenes<br />
Unterstützungssystem<br />
zu haben, welches zeitnah gemeinsam<br />
Lösungsmöglichkeiten sucht. Hierfür<br />
installieren wir momentan für alle<br />
Menschen des Quartiers eine gemeinsame<br />
Beratungs- und Informationsstelle<br />
mit weiteren Trägern und Angeboten,<br />
die ganztägig geöffnet, niedrigschwellig<br />
erreichbar und zentral gelegen sein<br />
wird.<br />
Kooperation –<br />
das neue Zauberwort?<br />
In unserer Hamburger Schullandschaft<br />
ja! Wir sind uns einig, dass wir als Kita<br />
und als Schule gemeinsam die Verantwortung<br />
tragen für die Erziehung und<br />
Bildung unserer Luruper Kinder und<br />
wissen, dass diese Einstellung in den<br />
Kindertagesstättenteams, im Schulkollegium<br />
sowie bei den Eltern großen Anklang<br />
findet.<br />
24 GS <strong>aktuell</strong> <strong>121</strong> • Februar 2013