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Kunst als Ausruck politischen Widerstands in Mittelamerika

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www.ci-romero.de<br />

Bullet<strong>in</strong> der Christlichen Initiative Romero 2/2015 E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

GUATEMALA<br />

steht auf<br />

gegen<br />

Korruption<br />

(S. 26-28)<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck<br />

<strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>


Editorial<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen und Leser,<br />

liebe Freund<strong>in</strong>nen und Freunde,<br />

In Guatemala erhebt das Volk derzeit se<strong>in</strong>e<br />

Stimme gegen e<strong>in</strong>en Korruptionsskandal,<br />

der sich bis <strong>in</strong> die Regierung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> zieht.<br />

Zehntausende gehen dort auf die Straße und<br />

fordern unter dem Motto #RenunciaYa (Rücktritt<br />

jetzt) den Präsidenten Otto Pérez Mol<strong>in</strong>a<br />

auf, se<strong>in</strong>en Hut zu nehmen (Seite 26). Dabei<br />

werden nicht nur Parolen gerufen, sondern<br />

auch Plakate und Körper mit bunten Farben<br />

und kreativen Slogans bemalt.<br />

Bei Protestbewegungen verschwimmt die<br />

Grenze zwischen politischem Engagement<br />

und <strong>Kunst</strong>. Der italienische Regisseur Luch<strong>in</strong>o<br />

Visconti war sogar der Me<strong>in</strong>ung: „Man kann<br />

ke<strong>in</strong> Mensch, und noch viel weniger e<strong>in</strong> Künstler<br />

se<strong>in</strong>, wenn man nicht politisch ist. <strong>Kunst</strong><br />

ist Politik“. Das ist besonders augensche<strong>in</strong>lich<br />

bei den Aktionen der wohl bekanntesten Performance-Künstler<strong>in</strong><br />

<strong>Mittelamerika</strong>s, Reg<strong>in</strong>a<br />

José Gal<strong>in</strong>do (Seite 10). In e<strong>in</strong>er ihrer Performances<br />

g<strong>in</strong>g sie barfuß durch Guatemala-<br />

Stadt und h<strong>in</strong>terließ dabei blutige Fußspuren,<br />

um gegen e<strong>in</strong>en Präsidentschaftskandidaten<br />

zu demonstrieren, der sich während des guatemaltekischen<br />

Bürgerkrieges Menschenrechtsverbrechen<br />

schuldig gemacht hatte.<br />

Fast sieht es so aus, <strong>als</strong> bezöge Gal<strong>in</strong>dos<br />

Landsfrau und Hip-Hopper<strong>in</strong> Rebeca Lane diesen<br />

Vers ihres neuesten Liedes direkt aus dieser<br />

Performance: „Auch wenn sie versuchen,<br />

unser Gedächtnis auszulöschen, die wahre<br />

Geschichte ist mit roter T<strong>in</strong>te geschrieben!“,<br />

rappt sie (Seite 13). Beide haben e<strong>in</strong>en Weg<br />

gefunden, ihrer <strong>politischen</strong> Me<strong>in</strong>ung künstlerisch<br />

Ausdruck zu verliehen und so gegen Ungerechtigkeit<br />

und Korruption zu kämpfen.<br />

Auch das Kollektiv HIJOS nutzt dieses Ventil,<br />

um die Er<strong>in</strong>nerung aufrecht zu erhalten an<br />

die zahlreichen Bürgerkriegsopfer <strong>in</strong> Guatemala,<br />

die zwischen 1960 und 1996 teils unter<br />

om<strong>in</strong>ösen Umständen verschwanden und entweder<br />

tot oder gar nicht gefunden wurden und<br />

die die Generäle und OligarchInnen aus dieser<br />

Zeit am liebsten vergessen würden (Seite 15).<br />

HIJOS nutzen dazu die <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> weit<br />

verbreiteten Murales. Diese Wandgemälde<br />

transportieren sehr oft auch <strong>politischen</strong> Inhalt<br />

und s<strong>in</strong>d somit weit über die Dauer e<strong>in</strong>er<br />

Demonstration h<strong>in</strong>aus <strong>als</strong> farbenfrohes politisches<br />

Mahnmal <strong>in</strong> den Straßen zu sehen.<br />

Der Maler Javier Esp<strong>in</strong>al aus Honduras hat<br />

es damit jedoch schwer, denn <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Land<br />

haben politische KünsterInnen und andere<br />

Menschen, die sich politisch engagieren, mit<br />

großen Repressionen zu kämpfen (Seite 8).<br />

All diese mutigen Menschen, die sich trotz<br />

aller Unterdrückung ihre Kreativität nicht nehmen<br />

lassen und so vielfältig und bunt für die<br />

Rechte der Bevölkerung auf die Straße gehen,<br />

stellen wir Ihnen hier vor – und bieten Ihnen<br />

gleichzeitig e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Möglichkeit, sich<br />

selbst künstlerisch und politisch zu betätigen:<br />

Im Food Vision Foto Contest (Seite 36) sammeln<br />

wir <strong>in</strong> Fotos gebannte Erfahrungen und<br />

Ideen, wie man Lebensmittel und ihre Herstellung<br />

nachhaltiger und fairer gestalten kann.<br />

E<strong>in</strong> <strong>in</strong>spiriertes Vergnügen beim Lesen und<br />

Fotografieren wünscht,<br />

Ihr CIR-Team<br />

Das Coverfoto von James Rodríguez: Das Kollektiv HIJOS stellt sich der jährlichen Militärparade <strong>in</strong><br />

Guatemala mit e<strong>in</strong>em friedlichen Marsch des Er<strong>in</strong>nerns und bunten Graffitis entgegen.<br />

2 presente 2/2015


S. 29<br />

presente 2/2015<br />

Inhalt<br />

S. 31<br />

THEMA<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

4 LILY ACEVEDO<br />

Guatemala lebt noch!<br />

Politische <strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong><br />

7 ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

„Murales s<strong>in</strong>d etwas<br />

Geme<strong>in</strong>schaftliches“<br />

Javier Esp<strong>in</strong>al im Künstlerportrait<br />

10 ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Hautnah<br />

Performance vere<strong>in</strong>t <strong>Kunst</strong> und<br />

Protest unmittelbar<br />

11 JOANA EINK (CIR)<br />

Hip-Hop für e<strong>in</strong>e freie<br />

Gesellschaft<br />

Die Sänger<strong>in</strong> Rebeca Lane im<br />

Interview<br />

15 JAMES RODRÍGUEZ<br />

Streetart<br />

Wir erobern unsere Geschichte<br />

zurück!<br />

4 - 17<br />

FOTOS: JOANA EINK (CIR), KNUT HENKEL, DIANA VÁSQUEZ (FIJATE)<br />

MITTELAMERIKA<br />

Länderberichte<br />

20 KNUT HENKEL<br />

NICARAGUA<br />

E<strong>in</strong> Hauch von Entschädigung<br />

23 EDGARDO AYALA<br />

EL SALVADOR<br />

Die Rückkehr der Todesschwadronen<br />

26 ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

GUATEMALA<br />

Guatemalas Regierung<br />

<strong>in</strong> der Zwickmühle<br />

NEN<br />

KAMPAGNEN<br />

29 SANDRA DUSCH SILVA (CIR)<br />

SUPPLY CHA!NGE<br />

Make supermarkets fair!<br />

31 CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

Ungezügelter Bergbau auf<br />

Kosten von Menschenrechten?<br />

33 KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

Foulspiel <strong>in</strong> der Sportbekleidungsproduktion<br />

ÜBER UNS<br />

34 Teamzuwachs bei der CIR<br />

35 Bestellsche<strong>in</strong><br />

20<br />

26<br />

Impressum<br />

E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

BG<br />

Herausgeber<strong>in</strong>:<br />

CS<br />

Christliche Initiative Romero (CIR)<br />

Breul 23<br />

D-48143 Münster<br />

Telefon +49 (0) 251-89503<br />

Fax +49 (0) 251-82541<br />

DE<br />

cir@ci-romero.de<br />

www.ci-romero.de<br />

Redaktion:<br />

Anna Backmann, Jolanta Cabanski,<br />

Kirsten Clodius, Sandra Dusch Silva,<br />

Joana E<strong>in</strong>k, Johanna F<strong>in</strong>cke, Peter<br />

Knobloch, Thomas Krämer, Andreas<br />

Lipowsky, Anne Nibbenhagen,<br />

Maik Pflaum, Albrecht Schwarzkopf,<br />

Isabell Ullrich (V.i.S.d.P.), Christian<br />

Wimberger<br />

Druck: Kleyer, Münster, Mai 2015<br />

Layout: Edith Jaspers<br />

Gedruckt auf 100% Altpapier<br />

2015<br />

Europäisches Jahr<br />

für Entwicklung<br />

Spenden an die CIR<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

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ES<br />

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Geprüft und empfohlen.<br />

Das DA DZI besche<strong>in</strong>igt der<br />

Christlichen Initiative Romero<br />

e<strong>in</strong>en verantwortungsvollen<br />

Umgang mit Spendengeldern.<br />

Die Veröffentlichung der ET presente wurde mit Unterstützung der Europäischen Union<br />

ermöglicht. Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist alle<strong>in</strong> presente die CIR verantwortlich; 2/2015 der 3<br />

Inhalt kann <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise <strong>als</strong> Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

Guatemala lebt noch!<br />

Vor e<strong>in</strong>igen Wochen fand sich die guatemaltekische Regierung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en der<br />

größten Korruptionsvorwürfe verwickelt, die je <strong>in</strong> ihrem Land erhoben wurden.<br />

Zum ersten Mal g<strong>in</strong>g das Volk mit der Forderung nach Absetzung und<br />

Bestrafung auf die Straße. Dies ist e<strong>in</strong> geeigneter Ausgangspunkt, um über<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> politisches Ausdrucksmittel zu schreiben.<br />

TEXT: LILY ACEVEDO ÜBERSETZUNG: ANNE NIBBENHAGEN (CIR)<br />

Guatemala Stadt, der Nachmittag ist<br />

heiß. Hunderte von Autos schieben sich<br />

durch die verstopften Straßen der Metropole.<br />

Von me<strong>in</strong>em Fenster habe ich e<strong>in</strong>en Blick auf<br />

die Vulkane. Mit ihren Nebelmützen ersche<strong>in</strong>en<br />

sie e<strong>in</strong> wenig geisterhaft.<br />

Von hier oben im 17. Stockwerk s<strong>in</strong>d die Narben,<br />

die dieses Landes sich <strong>in</strong> den Jahren der<br />

Gewalt und Straflosigkeit zuzog, leicht zu vergessen.<br />

Aber gerade gestern haben sich zum<br />

dritten Mal 60.000 GuatemaltekInnen vor<br />

dem Sitz der Regierung versammelt, um die<br />

Vizepräsident<strong>in</strong> nach e<strong>in</strong>em erschütternden<br />

Korruptionsfall zum Rücktritt zu zw<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong><br />

historischer Präzedenzfall. Jahrhundertelang<br />

haben Gleichgültigkeit und Teilnahmslosigkeit<br />

unserer Nation geprägt.<br />

Kreativer Protest<br />

Doch jetzt, <strong>in</strong>mitten der Ereignisse und der<br />

Euphorie, plötzlich eigenverantwortlich für<br />

unser Schicksal und die Zukunft unserer Nation<br />

zu se<strong>in</strong>, wurde die Kreativität des Volks<br />

wieder sichtbar. Auf Plakaten und Transparenten<br />

forderten die DemonstrantInnen die<br />

Regierung mit Slogans, Bildern und Reimen<br />

zum Rücktritt auf. Denn die Menschen s<strong>in</strong>d es<br />

leid, über verhungerte K<strong>in</strong>der oder vernachlässigte<br />

Krankenhäuser zu we<strong>in</strong>en, während sich<br />

die Regierenden gleichzeitig bereichern und<br />

Unternehmen schlau genug s<strong>in</strong>d, das korrupte<br />

Systems zum eigenen Vorteil zu nutzen.<br />

Unsere Geschichte ist seit jeher besudelt von<br />

Krieg und Konflikten um Land, von Ungleichheit<br />

und e<strong>in</strong>er schwach ausgeprägten Identität.<br />

Guatemala ist noch immer die „Heimat<br />

der Kreolen“ (so werden die Nachkommen<br />

weißer E<strong>in</strong>wanderer genannt, Anm. d. Red.).<br />

Sie haben noch immer die größte Kaufkraft,<br />

den besten Zugang zu Informationen und<br />

die Macht, auf Kosten anderer gut zu leben,<br />

während unser Volk weiterh<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Identität<br />

4 presente 2/2015


Politische <strong>Kunst</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Mittelamerika</strong> f<strong>in</strong>det oft<br />

<strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

statt und gibt ernsten<br />

Themen e<strong>in</strong> buntes Kleid.<br />

FOTOS: CIR-ARCHIV<br />

sucht, um den Respekt aller Ethnien r<strong>in</strong>gt und<br />

Geschlechtergerechtigkeit und gleiche Chancen<br />

für alle anstrebt.<br />

Die Ahnen des Aufstands<br />

Politische <strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck von Unzufriedenheit<br />

kann wenig elitär und amateurhaft<br />

se<strong>in</strong>, aber auch e<strong>in</strong> gefragtes Objekt auf dem<br />

wachsenden <strong>Kunst</strong>markt. So gründeten sich<br />

vor fünfzig Jahren nationale Befreiungsbewegungen,<br />

<strong>in</strong> deren Zusammenhang e<strong>in</strong>e politische<br />

<strong>Kunst</strong> entstand. Ideologische und religiöse<br />

Revolutionen rüttelten dam<strong>als</strong> e<strong>in</strong> Land<br />

wach, das unter den Repressionen erstarrt<br />

war. E<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppe Intellektueller wagte<br />

es, die Stimmen zu erheben.<br />

Der Künstler Arnoldo Ramírez Amaya tat<br />

dies auf satirische Art. Er parodierte Militärs,<br />

Narren, Helden und Tiere und lenkte so das<br />

Thema auf Diktatoren und ihre treuen GefährtInnen.<br />

In dieser Ära (1969) gründete<br />

sich unter Roberto Cabrera auch die Gruppe<br />

„Vértebra“ (Rückgrat). In ihrer Entstehungszeit<br />

wurde das Land von der Gewalt zwischen<br />

Guerillas und Militär erschüttert. Das Kollektiv<br />

schuf zeitgenössische Plastiken, die die<br />

konkreten Geschehnisse reflektierten und h<strong>in</strong>ter<br />

die Masken der Macht schauen ließen. Bis<br />

zu jenem Moment hatte sich politische <strong>Kunst</strong><br />

lediglich auf pamphletartigen Plakaten und<br />

Siebdruckarbeiten geäußert.<br />

Río Negro: <strong>Kunst</strong>werk und<br />

Anklage zugleich<br />

Die 1980er Jahre waren bestimmt vom gewaltsamen<br />

Verschw<strong>in</strong>den von Menschen, von<br />

Exil und Tod. Zu dieser Zeit äußerte sich Isabel<br />

Ruiz mit ihrem emblematischen Werk „Río Negro“<br />

(1996). Es bezieht sich auf e<strong>in</strong> Massaker,<br />

das im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>em Streit um<br />

Land verübt wurde. Sie verarbeitete <strong>in</strong> großem<br />

Stil Aquarelle, Fotografien und bearbeitete<br />

sie mit Küchengeräten. Es war e<strong>in</strong>e Installation<br />

und gleichzeitig e<strong>in</strong>e Anklage. Ebenso<br />

politisch waren die Werke Moisés Barrios‘, die<br />

die „Yankee“ Besetzung der United Fruit Company<br />

und die Souveränitätsverletzung Guatemalas<br />

durch die nordamerikanische Politik<br />

thematisierten.<br />

In diesen Jahren, <strong>in</strong> denen das FBI vermehrt<br />

auf den Plan trat, wird die <strong>Kunst</strong>, laut der kubanischen<br />

<strong>Kunst</strong>kritiker<strong>in</strong> Marivi Véliz „von<br />

der Ware zur Information.“ Dam<strong>als</strong> „hat sich<br />

das <strong>Kunst</strong>system im Aktionsfeld der <strong>politischen</strong><br />

Aspirationen neu def<strong>in</strong>iert. Diese Situation<br />

haben wir geerbte, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>ige wenige<br />

an die <strong>Kunst</strong> glauben aber noch weniger an die<br />

Politik.“<br />

><br />

presente 2/2015 5


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

Starke Künstler<strong>in</strong>nen gegen<br />

Machismo<br />

Ich hebe me<strong>in</strong>en Blick. Von hier aus hat sich<br />

nichts verändert. Ich habe Hunger. Ich könnte<br />

runter auf die Straße gehen und das neu errichtete<br />

Kaufhaus aufsuchen, das sich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em elitären, aufstrebenden Viertel der<br />

Stadt bef<strong>in</strong>det. Doch mir wurde abgeraten,<br />

alle<strong>in</strong> auf die Straßen zu gehen: zu gefährlich.<br />

Ich denke an den Mut e<strong>in</strong>iger guatemaltekischer<br />

Künstler<strong>in</strong>nen, die sich e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong><br />

der frauenfe<strong>in</strong>dlichen, von Männern dom<strong>in</strong>ierten<br />

Welt erkämpft haben. Sie haben ihre<br />

Stimme erhoben, um uns aus e<strong>in</strong>er anderen<br />

Perspektive zu zeigen, dass <strong>Kunst</strong> stark und<br />

bissig se<strong>in</strong> kann, bis h<strong>in</strong> zum Grotesken, wie<br />

bei Reg<strong>in</strong>a Gal<strong>in</strong>do, die mit ihrem kle<strong>in</strong>en und<br />

verletzlichen Körper und ihrem analytischen,<br />

kritischen Verstand e<strong>in</strong>e große Schlagkraft<br />

entwickelt. Sie kann unbequem werden, um<br />

soziale und kulturelle Ungerechtigkeit anzuklagen<br />

und jede Art von Diskrim<strong>in</strong>ierung und<br />

Machtmissbrauch. Gal<strong>in</strong>do benutzt ihren<br />

Körper auf e<strong>in</strong>e politische und kritische Art <strong>als</strong><br />

Werkzeug, das längst vergessen geglaubte<br />

Gespenster wieder zum Leben erweckt (siehe<br />

auch Seite 10).<br />

Wir spüren den zaghaften Atem<br />

Unten auf der Straße wird e<strong>in</strong> von e<strong>in</strong>er <strong>politischen</strong><br />

Partei gesponsertes Plakat hochgehalten.<br />

Darauf steht ironisch: „Sie s<strong>in</strong>d dran!“,<br />

was bedeutet, dass es die „Aufgabe“ der<br />

nachfolgenden Regierungspartei sei, weiter<br />

die Macht zu missbrauchen und unser Land<br />

mit ihrer Gleichgültigkeit und Korruption zu<br />

schänden.<br />

Der Nebel überzieht mittlerweile fast den<br />

gesamten Vulkan De Agua und bemächtigt<br />

sich der Stadt. Er wirkt wie der Dampf, der sich<br />

auf den Spiegeln der neuesten Performance<br />

von Reg<strong>in</strong>a Gal<strong>in</strong>do „Estoy viva“ niederschlug.<br />

Ihre ZuschauerInnen sollten sich e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Spiegel unter die Nasenöffnung halten, um die<br />

flache Atmung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em abgedunkelten Raum<br />

nachzuempf<strong>in</strong>den.<br />

Guatemala lebt noch, wir vernehmen se<strong>in</strong><br />

Atmen zaghaft, aber es lebt!<br />

Lily Acevedo hat sich schon während ihres Architektur-<br />

Studiums <strong>in</strong> Guatemala-Stadt für <strong>Kunst</strong> und ihre verschiedenen<br />

Ausdrucksformen <strong>in</strong>teressiert. Ihre eigenen<br />

<strong>Kunst</strong>werke waren u.a. schon <strong>in</strong> New York, Berl<strong>in</strong> und<br />

Miami zu sehen.<br />

Mit Witz und Phantasie<br />

für Frauenrechte<br />

Die Frauen der Casa de la Mujer s<strong>in</strong>d nicht<br />

nur <strong>in</strong> ihrer Heimat, dem kle<strong>in</strong>en und abgelegenen<br />

Ort Bocana de Paiwas mitten <strong>in</strong><br />

Nicaragua bekannt – e<strong>in</strong>er Viehzuchtregion,<br />

<strong>in</strong> der die Macho-Kultur der Männer<br />

ungezügelt das Leben vieler Frauen bestimmt.<br />

Zu allen wichtigen frauen<strong>politischen</strong><br />

Demonstrationen s<strong>in</strong>d sie auch <strong>in</strong><br />

der Hauptstadt Managua anzutreffen und<br />

fallen auf: mit Särgen, <strong>in</strong> denen sie die Frauenrechte<br />

symbolisch zu Grabe tragen; <strong>in</strong><br />

Priesterkutten, um gegen das frauenfe<strong>in</strong>dliche<br />

Agieren der katholischen Kirche zu<br />

protestieren oder mit riesigen „Gigantona“-<br />

Puppen auf Stelzen.<br />

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der<br />

Casa de la Mujer, damit sich die Frauen<br />

weiter phantasievoll für ihre Rechte und<br />

gegen Gewalt e<strong>in</strong>setzen können.<br />

Stichwort »BOCANA DE PAIWAS«<br />

FOTO: LILY ACEVEDO<br />

6 presente 2/2015


Seit 30 Jahren malt<br />

Javier Esp<strong>in</strong>al se<strong>in</strong>e<br />

Murales am liebsten <strong>in</strong><br />

der Gruppe mit Laien.<br />

„MURALES SIND ETWAS<br />

GEMEINSCHAFTLICHES“<br />

FOTO: JAVIER ESPINAL (JAVIERESPINAL.BLOGSPOT.DE)<br />

Seit er 1986 <strong>als</strong> <strong>Kunst</strong>student an der Nation<strong>als</strong>chule der Schönen Künste <strong>in</strong> der<br />

Hauptstadt se<strong>in</strong>er Heimat Honduras geme<strong>in</strong>sam mit über 20 K<strong>in</strong>dern die Wände<br />

des Speisesa<strong>als</strong> bemalt hat, glaubt Javier Esp<strong>in</strong>al an die kollektive Schöpfungskraft<br />

der Menschen. TEXT: ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Javier Esp<strong>in</strong>al führt den P<strong>in</strong>sel mit geübter<br />

Hand, fließend, aber behutsam. Er hat se<strong>in</strong>e<br />

langen schwarzen Haare im Nacken zusammengebunden,<br />

sodass man die graumelierten<br />

Schläfen sieht und se<strong>in</strong> kantiges, gegerbtes<br />

Gesicht mit dem festen, ernsten Blick. Um ihn<br />

herum wuseln 20 K<strong>in</strong>der, die mit ihm geme<strong>in</strong>sam<br />

e<strong>in</strong>e Wand <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>de bemalen.<br />

So oder so ähnlich sieht der künstlerische Alltag<br />

von Javier Esp<strong>in</strong>al seit fast dreißig Jahren<br />

aus.<br />

Schon <strong>in</strong> frühen Kulturen hätten unsere Vorfahren<br />

Höhlenwände geme<strong>in</strong>sam bemalt, gibt<br />

er zu bedenken. Er ist der festen Überzeugung,<br />

dass es das Bewusstse<strong>in</strong> über die eigene Identität<br />

steigert, wenn man selbst künstlerisch<br />

zu Werke schreitet, statt Gemälde nur zu bewundern.<br />

70 kollektive Murales (öffentliche<br />

Wandgemälde) hat er seitdem geme<strong>in</strong>sam<br />

mit K<strong>in</strong>dern, Mitgliedern von Jugendbanden,<br />

SeniorInnen und anderen vielfältigen Menschen<br />

<strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> gemalt. Gerade ist er<br />

damit auf Europatournee unterwegs <strong>in</strong> Italien,<br />

England, Deutschland und Spanien.<br />

Bewusstse<strong>in</strong> über die<br />

eigene Identität<br />

Bewusstse<strong>in</strong> und Identität s<strong>in</strong>d Wörter, die er<br />

sehr häufig gebraucht. Er selbst identifiziert<br />

sich <strong>als</strong> <strong>Mittelamerika</strong>ner. Die Emanzipation<br />

von den ehemaligen Kolonialmächten<br />

und Nordamerika ist e<strong>in</strong> Motiv, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Gemälden vor allem <strong>in</strong> Gestalt des Gener<strong>als</strong><br />

Francisco Morazán immer wieder auftaucht.<br />

Der nicht unumstrittene honduranische Präsident<br />

der Zentralamerikanischen Konföderation<br />

kämpfte im 19. Jhdt. für die E<strong>in</strong>heit <strong>Mittelamerika</strong>s.<br />

Als Zeichen dafür hat Esp<strong>in</strong>al <strong>in</strong><br />

jedem Land <strong>Mittelamerika</strong>s m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong><br />

Mural mit Morazáns Konterfei gemalt. Außerdem<br />

greift der Künstler oft auf religiöse<br />

Motive zurück.<br />

In se<strong>in</strong>em Heimatland Honduras ist er oft<br />

Repressionen ausgesetzt, weil er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

Murales politische Botschaften transportiert.<br />

Die <strong>Kunst</strong> ist für ihn nie e<strong>in</strong>fach nur dekorativ,<br />

sie erfüllt e<strong>in</strong>e gesellschaftliche Funktion, <strong>in</strong>dem<br />

sie zum Nachdenken anregt – beim Erstellen<br />

und beim Betrachten. <br />

><br />

presente 2/2015 7


Gerade ist Javier Esp<strong>in</strong>al<br />

auf Europatournee. Dieses<br />

Mural entstand nahe Rom.<br />

DIE KUNST VERLEIHT<br />

DER ZUKUNFT FLÜGEL<br />

Murales s<strong>in</strong>d öffentliche farbenfrohe<br />

Wandmalereien, oft mit <strong>politischen</strong><br />

Motiven, und haben <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong><br />

e<strong>in</strong>e viel längere Tradition <strong>als</strong> Graffitis.<br />

Wer heute, wie Javier Esp<strong>in</strong>al, e<strong>in</strong><br />

Muralista (wörtlich: Wandmaler) se<strong>in</strong><br />

will, der braucht nicht nur künstlerisches<br />

Talent, sondern auch Mut. Den<br />

Gefahren der freien <strong>Kunst</strong> <strong>in</strong> Honduras<br />

hält er e<strong>in</strong>e Vision entgegen.<br />

INTERVIEW: ANA LINDNER UND CENTRO EN<br />

ACCIÓN POR DERECHOS HUMANOS<br />

ÜBERSETZUNG: ANNA BACKMANN (CIR)<br />

Was bedeutet es, e<strong>in</strong> Muralista<br />

zu se<strong>in</strong>?<br />

E<strong>in</strong> Muralista ist e<strong>in</strong> ganzheitliches<br />

Wesen auf ständiger Suche. Er ist e<strong>in</strong> sozialer<br />

Künstler, der auf öffentlichen Plätzen arbeitet,<br />

weiß, wie das Volk denkt und fühlt, und es <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Widerstand <strong>in</strong> den Bergen und auf den<br />

Straßen begleitet.<br />

Was ist religiöse Wandmalerei und für wen<br />

m<strong>als</strong>t du sie?<br />

Religiöse Wandmalerei br<strong>in</strong>gt religiöse Symbole<br />

mit Identität, Bewusstse<strong>in</strong> und Widerstand<br />

zusammen. Sie sollte sich mit dem<br />

Spirituellen vere<strong>in</strong>igen, sollte e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong><br />

schaffen, und ke<strong>in</strong>e Entfremdung.<br />

Was bedeutet es, <strong>in</strong> Honduras künstlerisch<br />

aktiv zu se<strong>in</strong>?<br />

Das ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Land mehr <strong>als</strong> schwierig.<br />

<strong>Kunst</strong> zu machen ist manchmal e<strong>in</strong> Verbrechen,<br />

manchmal re<strong>in</strong>e Befriedigung absoluter<br />

Verrücktheit. Wir radieren Grenzen und<br />

H<strong>in</strong>dernisse aus und fliegen ohne Flügel bis<br />

über die Grenzen des Möglichen und der Liebe<br />

h<strong>in</strong>aus.<br />

Hast du Zensur erlebt oder wurdest du<br />

wegen de<strong>in</strong>er <strong>Kunst</strong> verfolgt?<br />

Alle, die sich für Volks<strong>in</strong>itiativen e<strong>in</strong>setzen,<br />

arbeiten oder kämpfen, s<strong>in</strong>d Opfer von Un-<br />

8 presente 2/2015


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

FOTOS: JAVIER ESPINAL (JAVIERESPINAL.BLOGSPOT.DE), EMIH<br />

terdrückung, Ausgrenzung, Zensur und politischer<br />

und militärischer Verfolgung. Aber<br />

wir s<strong>in</strong>d uns bei unseren Aktionen dessen bewusst.<br />

Unser Widerstand wird dadurch nicht<br />

geschwächt, im Gegenteil, es macht uns noch<br />

entschlossener. Unsere Sehnsucht nach e<strong>in</strong>er<br />

gerechten, fairen, solidarischen, partizipativen<br />

und ganzheitlichen Gesellschaft für alle<br />

wächst – ebenso wie unsere Wut auf die Vollstrecker<br />

der <strong>in</strong>stitutionellen Gewalt. Wir wissen,<br />

und sie wissen es auch, dass wir uns nicht<br />

vere<strong>in</strong>nahmen lassen von Entfremdung und<br />

Gewalt. Wir s<strong>in</strong>gen, malen, schreiben und tanzen<br />

für unsere vielfältigen <strong>in</strong>digenen Kulturen.<br />

Wir wünschen uns dr<strong>in</strong>gend und unbed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>e Erneuerung des Systems.<br />

Der Terror hat sich <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren <strong>als</strong> Methode der sozialen Herrschaft<br />

<strong>in</strong>stitutionalisiert. Wie erlebst du das? Was<br />

ist de<strong>in</strong>e Vision der Zukunft für Honduras?<br />

Das ist nicht neu. Ich er<strong>in</strong>nere mich, schon <strong>als</strong><br />

ich K<strong>in</strong>d war, vor fast 50 Jahren, gab es Staatsterrorismus,<br />

willkürliche H<strong>in</strong>richtungen und<br />

Straffreiheit für die Täter. Private Unternehmen<br />

beg<strong>in</strong>gen Verbrechen und scherten sich<br />

nicht um Gesetze. Die Mafia kontrollierte den<br />

Staat. Unveräußerliche Menschenrechte wurden<br />

missachtet. Schon dam<strong>als</strong>, noch bevor ich<br />

geboren wurde, stand ich unter dem Zeichen<br />

des brutalen Todes. Aber Veränderung liegt <strong>in</strong><br />

der Luft. Ich fühle, dass sie uns nicht besiegt<br />

haben und es auch niem<strong>als</strong> schaffen werden.<br />

Schon wir Alten s<strong>in</strong>d nicht so konform wie<br />

unsere Großeltern es waren. Und die junge<br />

Generation ist nicht mehr so anfällig für Entfremdungskampagnen.<br />

Sie s<strong>in</strong>d ganz andere<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche, <strong>als</strong> es sie früher gab.<br />

Das Bewusstse<strong>in</strong> der Jungend und unserer <strong>in</strong>digenen<br />

Bevölkerung wird immer stärker.<br />

Was ist die Rolle der <strong>Kunst</strong> und de<strong>in</strong>e<br />

Rolle <strong>als</strong> Künstler <strong>in</strong> Honduras und dem<br />

Late<strong>in</strong>amerika des 21. Jahrhunderts?<br />

<strong>Kunst</strong> ist e<strong>in</strong> Instrument der Bewusstwerdung,<br />

der Befreiung, heute ist <strong>Kunst</strong> kollektiv und<br />

E<strong>in</strong> Bild sagt mehr…<br />

Unsere honduranische Partnerorganisation<br />

EMIH sorgt für e<strong>in</strong>e unabhängige<br />

Kontrolle von mult<strong>in</strong>ationalen Unternehmen<br />

bei der Umsetzung der Sozial- und<br />

Umweltstandards. Dabei bekommen sie<br />

E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die teils prekären herrschenden<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen. Um diese an die<br />

Öffentlichkeit zu br<strong>in</strong>gen, veranstaltet<br />

EMIH Fotowettbewerbe und zeigt die harte<br />

Realität der abgebildeten ArbeiterInnen<br />

<strong>in</strong> Wanderausstellungen: Frauen mit<br />

Mundschutz bei der Melonenernte, Arbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Nähfabrik, oder e<strong>in</strong>e<br />

Honduraner<strong>in</strong> bei ihrer täglichen harten<br />

Arbeit <strong>als</strong> Straßenfeger<strong>in</strong>.<br />

Bitte unterstützen Sie EMIH mit<br />

Ihrer Spende.<br />

Stichwort »EMIH«<br />

partizipativ. <strong>Kunst</strong> ist der Liebe und Identität<br />

gegenüber verpflichtet. Sie muss die Zukunft<br />

manifestieren – Farben und Formen verschiedener<br />

Weltbilder. Sie muss die Jugend ansprechen<br />

und Speerspitze se<strong>in</strong> wollen und oligarchische,<br />

armselige Schranken zerbrechen. Die<br />

Integration Zentralamerikas, ohne Grenzen<br />

und Nationalismus, erträumen<br />

wir für uns und unsere Brüder und<br />

Schwestern <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>.<br />

presente 2/2015 9


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

Performance vere<strong>in</strong>t<br />

<strong>Kunst</strong> und Protest<br />

ganz unmittelbar<br />

HAUTNAH<br />

Hände <strong>in</strong> klebrigem Menschenblut, e<strong>in</strong>e Nadel, die statt<br />

durch e<strong>in</strong> Tischtuch durch die menschliche Haut gleitet,<br />

e<strong>in</strong> Mann, der auf e<strong>in</strong>e zusammengekauerte Frau ur<strong>in</strong>iert<br />

- kaum e<strong>in</strong>e <strong>Kunst</strong>form vermag so sehr zu schockieren wie<br />

Performance. In e<strong>in</strong>em Land, <strong>in</strong> dem der weibliche Körper<br />

oft e<strong>in</strong> Ort des Schmerzes ist, hat sie sich zu e<strong>in</strong>er beliebten<br />

Protestform entwickelt. TEXT: ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Reg<strong>in</strong>a José Gal<strong>in</strong>do ist die bekannteste<br />

Vertreter<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wachsenden Gruppe<br />

politischer Video- und Performance-KünstlerInnen<br />

<strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>. Wenn es darum<br />

geht, Ungerechtigkeiten anzuprangern, ist sie<br />

– wortwörtlich – mit vollem Körpere<strong>in</strong>satz<br />

dabei: Ihr Körper ist ihre Le<strong>in</strong>wand. Auf der<br />

Biennale <strong>in</strong> Venedig am 9. Juni 2005 war e<strong>in</strong><br />

Herrengürtel ihr P<strong>in</strong>sel. Mit ihm schlug sie sich<br />

279 Mal – e<strong>in</strong>en Schlag für jede Frau, die bis<br />

zu diesem Tag des Jahres <strong>in</strong> ihrer Heimat<br />

Guatemala ermordet worden war.<br />

Muss diese Gewalttätigkeit<br />

se<strong>in</strong>?<br />

Diese Art <strong>Kunst</strong> ist nicht schön. Sie ist brutal.<br />

Sie will schockieren und aufrütteln. Die angesehene<br />

costa-ricanische Künstler<strong>in</strong> und Kurator<strong>in</strong><br />

Vig<strong>in</strong>ia Pérez-Ratton beschrieb Gal<strong>in</strong>dos<br />

Werk, bei dem sie ihr Jungfernhäutchen operativ<br />

wiederherstellen und dabei filmen ließ,<br />

so: „Gal<strong>in</strong>dos Aktion ist nicht nur e<strong>in</strong> fem<strong>in</strong>istisches<br />

Traktat, sondern e<strong>in</strong>e politische Stellungnahme,<br />

bei der e<strong>in</strong>e Frau ihren eigenen<br />

Körper riskiert, um die geheimen Praktiken an<br />

die Öffentlichkeit zu br<strong>in</strong>gen, zu denen andere<br />

Frauen durch gesellschaftlichen Druck gedrängt<br />

werden.“ Viele Mädchen und Frauen <strong>in</strong><br />

<strong>Mittelamerika</strong> unterziehen sich dieser Prozedur<br />

<strong>in</strong> geheimen Kl<strong>in</strong>iken, weil es ihren sozialen<br />

Status erhöht, wenn sie „unbefleckt“ <strong>in</strong> die Ehe<br />

gehen. Gal<strong>in</strong>dos <strong>Kunst</strong> ist <strong>als</strong>o genau deshalb<br />

so <strong>in</strong>tensiv und unmittelbar, weil sie die Gewalt<br />

dort zeigt, wo sie <strong>in</strong> der Realität passiert:<br />

am menschlichen Körper.<br />

Dabei s<strong>in</strong>d ihre Motive nicht nur fem<strong>in</strong>istischer<br />

Natur. In Berl<strong>in</strong> ließ sie sich 2010 acht<br />

Goldzähne ziehen – <strong>als</strong> Symbol der Ausbeutung<br />

ihrer Heimat durch Deutschland und den<br />

globalen Norden.<br />

Ist das <strong>Kunst</strong> oder Protest?<br />

Gal<strong>in</strong>dos wohl berühmteste Performance<br />

„Wer kann die Spuren auslöschen?“ zeigt sehr<br />

deutlich, wie sehr Protest und <strong>Kunst</strong> sich bei<br />

ihr vermischen. Als 2003 der General und<br />

Völkerrechtsverbrecher Efraín Ríos Montt für<br />

das guatemaltekische Präsidentenamt kandidierte,<br />

lief sie barfuß vom Verfassungsgericht<br />

zum Nationalpalast und h<strong>in</strong>terließ mittels e<strong>in</strong>er<br />

Schüssel Menschenblutes, <strong>in</strong> das sie ihre<br />

Füße tauchte, blutige Fußspuren. Tatsächlich<br />

s<strong>in</strong>d blutrot gefärbte Körper ke<strong>in</strong>e Seltenheit<br />

bei Protestmärschen und Kundgebungen <strong>in</strong><br />

<strong>Mittelamerika</strong>. Und dabei zählt, wie auch<br />

bei Reg<strong>in</strong>a Gal<strong>in</strong>do, die Botschaft und die<br />

Wirkung – ob man es nun <strong>Kunst</strong> nennt oder<br />

Protest.<br />

FOTO: INA RIASKOV (PRODUCCIONES Y MILAGROS AGRUPACIÓN FEMINISTA)<br />

10 presente 2/2015


HIP-HOP<br />

FÜR EINE FREIE<br />

GESELLSCHAFT<br />

Rebeca Lane<br />

ist Rapper<strong>in</strong>,<br />

Sänger<strong>in</strong> und<br />

Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong><br />

FOTOS: PAULA MORALES<br />

Rebeca Lane war schon immer politisch aktiv. Ihre Beziehung zur <strong>Kunst</strong> und zum<br />

Hip-Hop begann sie allerd<strong>in</strong>gs <strong>als</strong> Zuschauer<strong>in</strong>. Im letzten Jahr ihres Soziologie-<br />

Studiums beschäftigte sie sich mit Kulturwissenschaft, was ihr e<strong>in</strong> wissenschaftliches<br />

Verständnis von und damit e<strong>in</strong>en Zugang zur Kultur-Szene eröffnete. Sie begann <strong>als</strong><br />

Moderator<strong>in</strong> von Foren und erlebte <strong>Kunst</strong> zum ersten Mal <strong>als</strong> Freiraum für Reflexion.<br />

Sie schrieb Gedichte, spielte Theater und wurde dann irgendwann von e<strong>in</strong>em Onl<strong>in</strong>e-<br />

Hip-Hop-Radio e<strong>in</strong>geladen, e<strong>in</strong>e Show mit dem Titel „Politisch unkorrekt“ zu<br />

moderieren. Dadurch wuchs sie <strong>in</strong> die Hip-Hop-Szene h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, gründete mit anderen<br />

RapperInnen das Kollektiv „Última Dosis” (frei übersetzt: Überdosis) und begann<br />

auch e<strong>in</strong>e sehr erfolgreiche Solokarriere <strong>als</strong> Rapper<strong>in</strong>. Sie wurde gleichermaßen zu<br />

Hip-Hop Festiv<strong>als</strong> und fem<strong>in</strong>istischen Veranstaltungen e<strong>in</strong>geladen und begann so,<br />

ihren fem<strong>in</strong>istischen Aktivismus mit der Musik zu verb<strong>in</strong>den.<br />

INTERVIEW: JOANA EINK (CIR), ÜBERSETZUNG: ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

><br />

presente 2/2015 11


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

Rebeca, was hat dich dazu <strong>in</strong>spiriert,<br />

<strong>in</strong> de<strong>in</strong>er <strong>Kunst</strong> politische<br />

Ideen des <strong>Widerstands</strong> zu verarbeiten?<br />

Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tochter des Krieges. Als ich 1984<br />

geboren wurde, war der Krieg <strong>in</strong> Guatemala<br />

<strong>in</strong> vollem Gange, das hat me<strong>in</strong> familiäres<br />

und persönliches Leben stark geprägt. Me<strong>in</strong>e<br />

Tante war Dichter<strong>in</strong> und <strong>Widerstands</strong>kämpfer<strong>in</strong>.<br />

Sie wurde 1981 von der Armee<br />

entführt und blieb verschwunden. Ich wurde<br />

dazu erzogen, die Ungerechtigkeiten um<br />

mich herum nicht e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>zunehmen und<br />

hatte immer Bücher und Musik zur Hand, die<br />

mir halfen, e<strong>in</strong>e Gesellschaft voller Ungleichheiten<br />

zu verstehen. Als Jugendliche begann<br />

ich, mich aktiv <strong>in</strong> sozialen und <strong>politischen</strong> Bewegungen<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Und ich hatte schon<br />

früh das Bedürfnis, me<strong>in</strong>e politische Me<strong>in</strong>ung<br />

<strong>in</strong> der <strong>Kunst</strong> – Gedichten, Murales, Graffitis<br />

und Theater – auszudrücken.<br />

Me<strong>in</strong> Engagement <strong>in</strong> sozialen und Studierenden-Initiativen<br />

haben mich auch auf Probleme<br />

aufmerksam gemacht, die ich <strong>in</strong> Guatemala-Stadt<br />

nicht wahrgenommen hatte:<br />

Die Bauernbewegung und der Kampf um das<br />

Land. Das hat mich geprägt und mich zu der<br />

Person gemacht, die ich heute b<strong>in</strong>. Ich kann<br />

mir <strong>Kunst</strong> nicht ohne me<strong>in</strong> politisches Engagement<br />

vorstellen.<br />

Hip-Hop ist ja wesentlich mehr <strong>als</strong> nur<br />

Musik, e<strong>in</strong>e richtige Subkultur. F<strong>in</strong>dest du,<br />

Hip-Hop ist e<strong>in</strong>e <strong>Kunst</strong>form der Straße, der<br />

Öffentlichkeit?<br />

Hip-Hop ist e<strong>in</strong>e Kultur mit historischem<br />

Gedächtnis, alten Wurzeln,<br />

eigenen künstlerischen Praktiken,<br />

e<strong>in</strong>er – trotz se<strong>in</strong>er weltweiten<br />

Verbreitung – geme<strong>in</strong>samen<br />

Sprache und Ästhetik,<br />

politischer Teilhabe und vielen<br />

anderen Elementen, die sich<br />

aus der glokalen Kultur ergeben.<br />

Glokal bedeutet, dass all<br />

die Elemente der Kultur auf<br />

globaler Ebene ausgetauscht und dann lokal<br />

reproduziert werden.<br />

Hip-Hop war schon immer e<strong>in</strong> künstlerischer<br />

Ausdruck von Politik. Man f<strong>in</strong>det<br />

Hip-Hop Kultur dort, wo die Unterdrückung<br />

durch das System besonders groß ist, <strong>in</strong> den<br />

Außen- und Problembezirken der Städte<br />

oder besonders armen ländlichen Gebieten.<br />

Die Menschen dort nutzen ihre Stimme, ihren<br />

Körper, die Musik und die Malerei <strong>als</strong><br />

Werkzeug des <strong>in</strong>dividuellen und kollektiven<br />

sozialen Wandels, um die Ausgrenzung zu<br />

überw<strong>in</strong>den und sich <strong>in</strong> politisch engagierte<br />

Wesen zu verwandeln.<br />

Wie reagieren die Leute auf de<strong>in</strong>e Musik?<br />

In der Tat habe ich sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht. Me<strong>in</strong>e Musik wird Großteils dem<br />

Fem<strong>in</strong>ismus zugerechnet, was mir erlaubt<br />

hat, viel zu reisen und me<strong>in</strong>e politische und<br />

pädagogische Botschaft im Gewand des Hip-<br />

Hops zu teilen.<br />

Wenn ich auftrete verhalten sich die Männer<br />

oft still, weil sie die Präsenz e<strong>in</strong>er Frau <strong>in</strong><br />

der Öffentlichkeit spüren. E<strong>in</strong>ige reagieren<br />

sogar e<strong>in</strong>geschüchtert. Aber dann bemerke<br />

ich, dass es ihnen hilft, ihre Rolle <strong>als</strong> Mann zu<br />

verstehen, die sie <strong>in</strong> der Gesellschaft haben.<br />

Das ist für mich e<strong>in</strong> großer Gew<strong>in</strong>n. Egal ob<br />

ihnen gefällt oder nicht, was sie sehen und<br />

hören, sie müssen zum<strong>in</strong>dest ihre Sonderstellung<br />

<strong>in</strong> Frage stellen, von der sie bisher<br />

profitierten. Das reicht mir.<br />

Was möchtest du darüber h<strong>in</strong>aus mit de<strong>in</strong>er<br />

<strong>Kunst</strong>, speziell de<strong>in</strong>er Musik, erreichen?<br />

Für mich muss Musik ke<strong>in</strong><br />

bestimmtes Ziel erfüllen. Sie<br />

entsteht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Moment,<br />

<strong>in</strong> dem ich nichts anderes erwarte<br />

<strong>als</strong> zu s<strong>in</strong>gen. Alles was<br />

sich darüber h<strong>in</strong>aus ergibt, ist<br />

für mich e<strong>in</strong> wunderschönes<br />

Geschenk des Lebens. Me<strong>in</strong>e<br />

Musik hilft mir, me<strong>in</strong>en Geist<br />

zu heilen, mich mit transfor-<br />

12 presente 2/2015<br />

INTERVIEW FORTSETZUNG S. 14 >


CIUDAD DE COLOR<br />

„STADT DER FARBEN“<br />

von Rebeca Lane ÜBERSETZUNG: ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Ich werde euch e<strong>in</strong> Bild aus Worten malen<br />

Dieser erste Klecks, den manche Heimat nennen<br />

Plünderten sie, setzten uns <strong>in</strong> Reservate<br />

Es waren dunkle Hände, die ihnen ihr Vermögen machten<br />

Trotzdem lassen sie uns nicht an ihren Tisch sitzen<br />

Weil Oligarchen es gerne sehen, wenn alles blank ist<br />

Mit Chlor haben sie versucht, das Blut abzuwaschen<br />

Sie vergessen, dass diese Spuren unverwischbar s<strong>in</strong>d<br />

Auch wenn sie versuchen, unser Gedächtnis auszulöschen<br />

Die wahre Geschichte ist mit roter T<strong>in</strong>te geschrieben<br />

Sie zerstören die Landschaft mit dem Grau der Städte<br />

Ihre dunklen Absichten suchen dich zu überschatten<br />

Sie stecken uns <strong>in</strong> Uniformen, wollen dass wir gleich s<strong>in</strong>d<br />

Teil e<strong>in</strong>er Herde <strong>als</strong> gedankenlose Wesen<br />

Deswegen fülle ich die Stadt mit Farben<br />

Um zu zeigen, dass wir da s<strong>in</strong>d!<br />

Dass wir für die Freude kämpfen<br />

Dass wir malend rebellieren<br />

Ich möchte den Frühl<strong>in</strong>g zum Blühen br<strong>in</strong>gen<br />

Und wenn de<strong>in</strong> Blick nach draußen flieht<br />

Schau dir me<strong>in</strong> <strong>Kunst</strong>werk an der Wand an<br />

Auf dass de<strong>in</strong>e Welt für e<strong>in</strong>en Moment lächle<br />

De<strong>in</strong>e Welt wurde von der Angst geprägt<br />

Du versteckst dich h<strong>in</strong>ter Gittern und Feuerwaffen<br />

Braune Farbe hat de<strong>in</strong> Vertrauen beschmutzt<br />

Die konstante Unterdrückung der Erkenntnis<br />

Die Ignoranz, e<strong>in</strong>geflößt vom Fernsehen und den Medien<br />

S<strong>in</strong>d der Terror, mit dem sie dich unterworfen haben<br />

Die Gewalt ist e<strong>in</strong> Erbe aus unserer Vergangenheit<br />

Was ist mit ihnen, dass sie alles <strong>in</strong> schwarz und weiß sehen?<br />

Dass sie nicht wissen, dass ihr Land wirklich e<strong>in</strong> Friedhof ist?<br />

Manchmal fühle ich mich wie auf e<strong>in</strong>em Bauernhof<br />

Und die Feudalherren haben mich schon im Fadenkreuz<br />

Weil ich mit P<strong>in</strong>seln ihre Wände bemale<br />

Weil me<strong>in</strong>e Poesie sich nicht an die Macht verkauft<br />

Weil sie mir Tod geben und ich schreie Leben,<br />

Sie rufen Kapitalismus und ich Anarchie!<br />

Deswegen fülle ich die Stadt mit Farben…<br />

Auf www.soundcloud.com/rebeca-lane/ciudad-decolor-prod-by-chesary<br />

können Sie das Lied anhören.<br />

Die Künstler<strong>in</strong> sagt über das Lied: „Poesie, Muralismo,<br />

Musik und Film vere<strong>in</strong>en sich <strong>in</strong> diesem Stück, um die Realitäten<br />

unseres Guatemala, <strong>in</strong> dem wir leben, farbenfroh<br />

und offen darzustellen. E<strong>in</strong> Zeichen des <strong>Widerstands</strong>,<br />

um das Leben zu bewahren; e<strong>in</strong> Zeichen der Freiheit, um<br />

e<strong>in</strong>e bessere Welt zu erschaffen. Mit der <strong>Kunst</strong> können<br />

wir unserem Wunsch, <strong>in</strong> Frieden und Freiheit zu leben,<br />

und unserer Leidenschaft für e<strong>in</strong>e erfülltere Gesellschaft<br />

Ausdruck verleihen.“<br />

><br />

presente 2/2015 13


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

mativen Energien zu verb<strong>in</strong>den, die auch e<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>schaft heilen können.<br />

Du bist an e<strong>in</strong>em Projekt beteilig, das<br />

“Hall of Femme” (Frauensaal) heißt. Was<br />

ist das genau?<br />

Hall of Femme ist e<strong>in</strong>e Veranstaltung der nicaraguanischen<br />

Graffiti-Künstler<strong>in</strong> Kyd. 2015<br />

fand sie zum dritten Mal <strong>in</strong> Managua statt,<br />

mit Teilnehmer<strong>in</strong>nen aus <strong>Mittelamerika</strong> und<br />

der Welt. Hall of Femme soll e<strong>in</strong>en Raum<br />

schaffen, <strong>in</strong> dem Hip-Hop-Künstler<strong>in</strong>nen<br />

ihre <strong>Kunst</strong> präsentieren und sich über Erfahrungen,<br />

Ideen und Gefühle austauschen können.<br />

Dieses Jahr war es besonders toll, weil es<br />

<strong>in</strong> El Salvador, Honduras, Costa Rica, Nicaragua<br />

und Guatemala kle<strong>in</strong>e Vorausscheide für<br />

die Auswahl der Breakdancer<strong>in</strong>nen, Graffiti-<br />

Küntler<strong>in</strong>nen und Rapper<strong>in</strong>nen gab, die ihr<br />

Land vertraten. Das war e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit,<br />

die lokale Frauenszene <strong>in</strong> jedem Land zu<br />

stärken.<br />

Außerdem hat die Rapper<strong>in</strong> KP <strong>in</strong> ihrer<br />

Heimat Honduras 2014 das erste<br />

Frauen-Hip-Hop Festival organisiert.<br />

Es tun sich <strong>in</strong> letzter Zeit<br />

immer mehr solcher Räume auf, <strong>in</strong><br />

denen wir uns treffen können, um<br />

uns auszutauschen und der Öffentlichkeit<br />

zu zeigen, was wir tun.<br />

Warum braucht <strong>Mittelamerika</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Veranstaltung wie Hall of Femme?<br />

Wir brauchen alle Veranstaltungen von<br />

Frauen für Frauen, weil es uns stärker macht,<br />

wenn wir zusammenarbeiten. Es gibt uns<br />

Kraft und Liebe, um die Wunden zu heilen,<br />

wenn wir die Erfahrungen, die wir gemacht<br />

haben und die Kräfte, die uns davon abgehalten<br />

haben, freie Frauen zu se<strong>in</strong>, mite<strong>in</strong>ander<br />

teilen. Aber vor allem gibt es uns Kraft, uns<br />

geme<strong>in</strong>sam vorwärts zu bewegen und uns<br />

auf regionaler Ebene zu vernetzen.<br />

Wie hilft das Tanzen, Rappen und<br />

Sprayen den Mädchen und Frauen, ihre<br />

Rechte e<strong>in</strong>zufordern?<br />

Wenn wir aufhören Zuschauer<strong>in</strong>nen zu se<strong>in</strong><br />

und anfangen Akteur<strong>in</strong>nen unserer <strong>in</strong>dividuellen<br />

und kollektiven Befreiung zu werden,<br />

verändert sich unser ganzes Umfeld. Wenn<br />

wir tanzen, s<strong>in</strong>gen, malen, Musik mischen,<br />

fühlen wir uns, <strong>als</strong> wären wir frei, und wissen,<br />

dass wir uns mit nichts ger<strong>in</strong>gerem zufrieden<br />

geben müssen. Also brechen wir<br />

aus aus e<strong>in</strong>er Gegenwart, <strong>in</strong> der<br />

der Machismo alltäglich ist, und<br />

fangen an, andere damit anzustecken.<br />

Das Patriarchat<br />

verliert langsam se<strong>in</strong>e<br />

Macht.<br />

Freiräume für junge Hip-Hopper<br />

Das guatemaltekische Menschenrechtsbüro<br />

CALDH pflegt im Rahmen se<strong>in</strong>er<br />

Jugendarbeit Beziehungen mit jungen VertreterInnen<br />

der Hip-Hop-Bewegung des Landes.<br />

Trasciende, e<strong>in</strong>e Hip-Hop-Gruppe, arbeitet<br />

mit Ex-Mitgliedern von Banden – Maras –<br />

zusammen. Hip-Hop ist dabei das verb<strong>in</strong>dende<br />

Element. Das Ziel ist es, die Mara-<br />

Mitglieder aus ihrem Milieu herauszuholen.<br />

Dies ist für CALDH e<strong>in</strong>e wichtige Aufgabe mit<br />

sichtbarer, positiver Wirkung auf das Milieu.<br />

Deshalb unterstützt die Menschenrechts-<br />

Organisation die Hip-Hop-Bewegung über<br />

die guatemaltekische Jugendarbeit.<br />

Wir bitten um Unterstützung<br />

<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Spende.<br />

Stichwort »HIP-HOP UND CALDH«<br />

14 presente 2/2015


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

STREETART:<br />

Die HIJOS schmücken<br />

e<strong>in</strong>e Wand <strong>in</strong> der Zone 1<br />

von Guatemala-Stadt<br />

mit e<strong>in</strong>em Mural mit<br />

<strong>politischen</strong> Forderungen.<br />

WIR EROBERN UNSERE<br />

GESCHICHTE ZURÜCK!<br />

FOTOS: JAMES RODRIGUEZ (MIMUNDO.ORG)<br />

Mit bunten Wandgemälden, Plakaten und Blumen ziehen sie gegen das Vergessen<br />

<strong>in</strong>s Feld. Oder besser: Auf die Straße. Die guatemaltekische Gruppe HIJOS wehrt<br />

sich gegen die Zensur der Geschichtsschreibung über den Bürgerkrieg <strong>in</strong> ihrem Land<br />

auf äußerst farbenfrohe Weise. TEXT: JAMES RODRÍGUEZ, ÜBERSETZUNG: ISABELL ULLRICH (CIR)<br />

Am 30. Juni 1999 rüttelte e<strong>in</strong>e Handvoll<br />

Jugendlicher die guatemaltekische Gesellschaft<br />

auf, die sich nach e<strong>in</strong>em 36-jährigen<br />

Bürgerkrieg mit 200.000 Opfern noch<br />

immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schockstarre befand. E<strong>in</strong>e bis<br />

dah<strong>in</strong> unbekannte Organisation mit Namen<br />

HIJOS (Hijos ist das spanische Wort für K<strong>in</strong>der,<br />

steht hier jedoch für „Söhne und Töchter<br />

für Identität und Gerechtigkeit, gegen das<br />

Vergessen und die Stille“) unterbrach die jährlich<br />

stattf<strong>in</strong>denden Feierlichkeiten des Militärs<br />

mit e<strong>in</strong>em Gegenmarsch mit Blumen, Totenköpfen<br />

aus Pappmaschee, roter Farbe und<br />

Bildern von tausenden von der guatemaltekischen<br />

Armee verschleppten Menschen.<br />

Viele der Gesichter der Opfer von Verschleppung<br />

und Menschenrechtsverletzungen, die<br />

die jungen Guatemalteken zeigten, waren<br />

Eltern oder andere Familienangehörige der<br />

HIJOS. Nachdem 1996 endlich Frieden geschlossen<br />

worden war, kamen Tausende aus<br />

ihren Verstecken im In- und Ausland zurück<br />

<strong>in</strong> ihre Heimat. Dort angekommen mussten<br />

e<strong>in</strong>ige junge Leute auf der Suche nach ehrlichen<br />

Antworten feststellen, dass die offizielle<br />

Geschichte und die Methoden, das Grauen<br />

des Krieges aufzuarbeiten, nicht so recht zu<br />

ihrer Version der Geschichte passten.<br />

E<strong>in</strong>e ausgehandelte Wahrheit<br />

Die Mutter des HIJOS-Gründungsmitgliedes<br />

Raul Nájeras, María Isaura Hernández Martínez,<br />

war am 28. November 1983 von den<br />

Streitkräften entführt worden und wurde<br />

zehn Tage später ermordet aufgefunden.<br />

Raul Nájeras erklärt den Zusammenhang, aus<br />

><br />

presente 2/2015 15


Mitglieder von<br />

HIJOS bereiten<br />

sich auf den<br />

Marsch des<br />

Er<strong>in</strong>nerns vor.<br />

dem HIJOS sich gegründet hat: „Nach dem<br />

Friedensabkommen von 1996 wurden e<strong>in</strong>ige<br />

Prozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt, um den Krieg aufzuarbeiten<br />

und darüber zu berichten, darunter<br />

der REMHI Bericht der katholischen Kirche<br />

von 1998 und der Bericht der UN-Kommission<br />

zur historischen Aufklärung von 1999. Die<br />

Art und Weise, wie über die Kriegsgräuel berichtet<br />

wurde, war im Friedensvertrag ausgehandelt<br />

worden. Für alles war e<strong>in</strong> Protokoll<br />

und genaue Regeln aufgestellt worden. Der<br />

Bericht der UN-Kommission wurde sogar versiegelt,<br />

sodass bis 50 Jahre nach der Veröffentlichung<br />

ke<strong>in</strong>e Namen oder Verantwortliche für<br />

die humanitären Verbrechen bekannt werden<br />

konnten.“<br />

Während sich die soziale Bewegung an diese<br />

Regeln hielt und über die Verbrechen auf die<br />

sogenannte „zivilisierte“, ausgehandelte Art<br />

sprach, verlangte es den Gründern von HIJOS<br />

danach, ihre eigenen Stimmen zu erheben,<br />

nach ihren eigenen Regeln. Die Straße bot<br />

ihnen den alternativen Raum, <strong>in</strong> dem sie sich<br />

frei äußern konnten und ihre eigenen Geschichten<br />

genau so erzählen konnten, wie sie<br />

sie erlebt hatten.<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Mittel zur<br />

Gerechtigkeit<br />

Seitdem marschieren die HIJOS mit Plakaten<br />

durch die Straßen, schmücken zum <strong>in</strong>ternationalen<br />

Frauentag Gebäude mit den Portraits<br />

von Kriegsopfern und den Worten „Justicia,<br />

Memoria, Verdad“ (Gerechtigkeit, Gedächtnis,<br />

Wahrheit) und malen großflächige bunte<br />

Murales (Wandgemälde) mit Titeln wie<br />

„Liberty“ (Freiheit). <strong>Kunst</strong> im öffentlichen<br />

Raum, bewusstse<strong>in</strong>sbildende Veranstaltungen<br />

und politische Demonstrationen s<strong>in</strong>d<br />

ihre Mittel zu e<strong>in</strong>er gerechten und str<strong>in</strong>genten<br />

Geschichtsschreibung der Bürgerkriegszeit.<br />

Denn, so Raul Nájeras weiter:<br />

„Der Schmerz, die Unterdrückung unserer<br />

Familien und die <strong>in</strong>dividuelle Verantwortung<br />

an der brutalen Verschleppung, Folter und<br />

H<strong>in</strong>richtung unserer Mütter, Väter, unserer<br />

Onkel und Tanten, unserer Großmütter – wir<br />

würden niem<strong>als</strong> über diese Geschichten verhandeln.<br />

Es war uns immer wichtig, die Verantwortlichen<br />

beim Namen zu nennen und<br />

das tun wir, <strong>in</strong>dem wir unsere Stimme auf der<br />

Straße ertönen lassen.“<br />

E<strong>in</strong> symbolischer Moment<br />

Der jährliche „Marsch für das Er<strong>in</strong>nern“ mit<br />

dem Ziel, die Militärparade zu stören, wurde<br />

zu e<strong>in</strong>em symbolischen Moment für die Bewegung<br />

zur Ehrenrettung von Kriegsopfern<br />

<strong>in</strong> Guatemala-Stadt. Aber auch die geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />

Straßenkunst-Projekte – vor<br />

allem politische Graffitis und Murales – wurden<br />

immer wichtiger. Bewegt man sich durch<br />

die Viertel, <strong>in</strong> denen HIJOS aktiv s<strong>in</strong>d, kann<br />

man ihre Stencils – durch Schablonen gesprühte<br />

Graffitis – nicht übersehen. Sie rücken<br />

ihre Botschaft <strong>in</strong>s Bewusstse<strong>in</strong> der Menschen.<br />

„Mit der Zeit“, fährt Raul Nájera fort „weitete<br />

sich unsere Bewegung aus und unsere<br />

Murales wurden zu e<strong>in</strong>em Kanal, über den<br />

wir unsere eigenen Geschichten, aber auch<br />

die Anderer, teilen und Bildungs- und Aufklä-<br />

16 presente 2/2015


Thema<br />

<strong>Kunst</strong> <strong>als</strong> Ausdruck <strong>politischen</strong> <strong>Widerstands</strong><br />

rungsarbeit leisten konnten. Unser Ziel war<br />

immer, unser eigenes kollektives Gedächtnis<br />

zurückzuerobern und die aufgestülpte offizielle<br />

Historie anzufechten.“<br />

Neue Unterdrückung von außen<br />

Der Stoff geht ihnen dabei nicht aus. Derzeit<br />

krankt Guatemala an e<strong>in</strong>er <strong>politischen</strong> Krise,<br />

die von e<strong>in</strong>em Korruptionsskandal herrührt.<br />

E<strong>in</strong>e Anti-Straflosigkeits-Kommission der Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen hat zahlreiche hochrangige<br />

Beamte, Richter und sogar den Privatsekretär<br />

der Vizepräsident<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Betrugsskandal<br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht, der die Steuerzahler<br />

Millionen US-Dollar gekostet hat (siehe Länderbericht<br />

ab Seite 26).<br />

Im vergangenen Jahrzehnt gab es außerdem<br />

e<strong>in</strong>e Welle sozialer Konflikte <strong>in</strong> den ländlichen<br />

Regionen. Dort bedrohen Bergbau, Wasserkraft-<br />

und Ölförder-Projekte ebenso wie monokulturelle<br />

Landwirtschaft mit Pflanzen für<br />

Biokraftstoff, Zuckerrohr und Ölpalmen die<br />

Ressourcen und Gebiete der mehrheitlich <strong>in</strong>digenen<br />

Bevölkerung außerhalb von Guatemala-Stadt.<br />

Es s<strong>in</strong>d die gleichen Gruppen, die<br />

während des 36-jährigen Krieges am meisten<br />

unter der Unterdrückung gelitten haben.<br />

„Wir haben ke<strong>in</strong>en Zweifel daran“, stellt Raul<br />

Nájera fest „dass die historische Unterdrückung<br />

unseres Landes und se<strong>in</strong>e heutige verheerende<br />

sozio-politische Lage direkt zusammenhängen.<br />

Wir versuchen diese Erkenntnis<br />

mit den Menschen zu teilen und ihnen mit unseren<br />

Aktionen die politische und wirtschaftliche<br />

Mission h<strong>in</strong>ter dieser großangelegten<br />

Unterdrückung begreiflich zu machen.“<br />

James Rodríguez ist e<strong>in</strong> mexikanischer Fotojournalist.<br />

Er lebt derzeit <strong>in</strong> Guatemala und begleitete HIJOS über<br />

Jahre immer wieder. Se<strong>in</strong>e fotografischen Arbeiten veröffentlicht<br />

er unter www.mimundo.org.<br />

Das Kollektiv<br />

setzt sich e<strong>in</strong><br />

für „Er<strong>in</strong>nern,<br />

Wahrheit,<br />

Gerechtigkeit“<br />

Kampf gegen Straflosigkeit<br />

Auch <strong>in</strong> El Salvador tobte e<strong>in</strong> jahrelanger bewaffneter<br />

Konflikt. Viele der fast 80.000 Opfer<br />

waren ZivilistInnen, die von den Streitkräften<br />

gefoltert und getötet wurden. Das Menschenrechtsbüro<br />

der Erzdiözese von San Salvador,<br />

Tutela Legal, hat e<strong>in</strong>e Vielzahl der Verbrechen<br />

dokumentiert. Doch im September 2013 schloss<br />

Bischof Escobar die Institution und entließ alle<br />

Angestellten. H<strong>in</strong>ter der Schließung vermutet<br />

man die lange Hand der TäterInnen von e<strong>in</strong>st,<br />

die befürchten, das Amnestiegesetzt, das sie<br />

bisher noch schützt, könnte bald fallen. Aber<br />

die entlassenen MitarbeiterInnen gründeten<br />

kurzerhand e<strong>in</strong>e neue, nun von der<br />

Amtskirche unabhängige „Tutela Legal<br />

María Julia Hernández“.<br />

Die CIR hat sie von Anfang an unterstützt.<br />

Dies wollen wir auch weiterh<strong>in</strong> tun und<br />

bitten um Ihre Spende.<br />

Stichwort » TUTELA LEGAL «<br />

presente 2/2015 17


CIR-Projekte<br />

Guatemala<br />

Und wofür? – Goldabbau <strong>in</strong> Guatemala<br />

Die CIR unterstützt<br />

das Maya-Frauennetzwerk<br />

Tzununija <strong>in</strong><br />

Guatemala. Geme<strong>in</strong>sam<br />

mit regionalen Gruppen<br />

treten die Frauen dafür<br />

e<strong>in</strong>, die Ungleichheit für<br />

die <strong>in</strong>digene Bevölkerug<br />

im Land zu beheben.<br />

Selbstbestimmung und<br />

Erhalt kultureller Maya-<br />

Werte s<strong>in</strong>d das Ziel.<br />

In San Miguel Ixtahuacan,<br />

<strong>in</strong> der Region San<br />

Marcos, richtet sich ihr<br />

Engagement gegen den<br />

Goldabbau der Marl<strong>in</strong>-<br />

Bergwerksm<strong>in</strong>e. Der<br />

Goldabbau br<strong>in</strong>gt dem<br />

M<strong>in</strong>enbetreiber Gew<strong>in</strong>n,<br />

aber den <strong>in</strong>digenen Bauern und Bäuer<strong>in</strong>nen<br />

nichts außer Umweltverschmutzung, wie Juana<br />

Sales von Tzununija erklärt: „Das Wasser<br />

<strong>in</strong> San Miguel ist verschmutzt. Leute wie<br />

unsere bisherige Mitarbeiter<strong>in</strong> Miriam, die<br />

Juana Sales (re.) und ihre<br />

Mitstreiter<strong>in</strong>nen setzen sich gegen<br />

ausbeuterischen Goldabbau e<strong>in</strong>.<br />

sich gegen die Machenschaften<br />

aussprechen,<br />

werden verfolgt. Viele<br />

Wohnhäuser haben<br />

Risse aufgrund des<br />

Bergbaus. Und wofür<br />

das alles? Damit sich<br />

wohlhabende Menschen<br />

<strong>in</strong> Kanada und<br />

anderen Ländern mit<br />

Gold schmücken können.<br />

Das halten wir<br />

für unausgewogen<br />

und nicht notwendig.<br />

Und es führt zu vielen<br />

Konflikten <strong>in</strong> unserem<br />

Land.“<br />

Auf dieses Paradox<br />

macht das Frauennetzwerk<br />

aufmerksam und<br />

versucht, die Bevölkerung und die Medien zu<br />

mobilisieren.<br />

Sie können die Frauen von Tzununija unterstützen.<br />

Stichwort » MAYA-FRAUEN GEGEN GOLDABBAU «<br />

Grundsätze<br />

unserer<br />

Projektarbeit<br />

Mit Ihrer Spende kann die Christliche Initiative Romero e.V.<br />

ProjektpartnerInnen unterstützen, die sich e<strong>in</strong>setzen für<br />

• die Selbstbestimmung von Frauen<br />

• die Ach tung und Anerkennung arbeitender K<strong>in</strong>der<br />

• menschenwürdige Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

• die Ökologie<br />

• die politische Stärkung der Zivilgesellschaft<br />

• die Achtung und Selbstbestimmung <strong>in</strong>digener Bevölkerung


Nicaragua<br />

El Salvador<br />

FOTOS: ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR), MAIK PFLAUM (CIR)<br />

Missbrauchsopfer<br />

stärken!<br />

Sexueller Missbrauch <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit ist <strong>in</strong><br />

Nicaragua extrem weit verbreitet. Die<br />

TäterInnen werden selten angezeigt, bleiben<br />

oft straffrei und stoßen mit ihrer Tat auf<br />

große soziale Toleranz. Seit acht Jahren<br />

kämpft die Organisation Aguas Bravas dagegen<br />

an und bietet den Opfern professionelle<br />

Hilfe.<br />

In e<strong>in</strong>em neuen Projekt, das die CIR geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den Vere<strong>in</strong>en Wildwasser und<br />

Initiative E<strong>in</strong>e Welt Köngen sowie dem Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />

für wirtschaftliche Zusammenarbeit<br />

und Entwicklung fördert, bildet<br />

Aguas Bravas 1.000 Betroffene,<br />

Psycholog<strong>in</strong>nen<br />

und Interessierte aus. Sie<br />

können dadurch 64.000<br />

Frauen und K<strong>in</strong>dern Schutz<br />

vor oder Beratung bei sexuellem<br />

Missbrauch bieten.<br />

Bitte helfen Sie uns durch<br />

Ihre Spende, den Eigenanteil<br />

von 15.000 Euro für das<br />

Projekt aufzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Die Frauen stellen Bonbons her,<br />

die sie <strong>als</strong> Nebenerwerb verkaufen.<br />

Mit Süßigkeiten zu mehr<br />

Unabhängigkeit<br />

Seit Jahren unterstützt die CIR den Zusammenschluss<br />

von Basisgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> El Salvador,<br />

FUNDAHMER, bei dem Programm<br />

„Von Frau zu Frau“, seit diesem Jahr <strong>in</strong> Kooperation<br />

mit dem Deutschen Komitee des Weltgebetstages<br />

der Frauen. So kann FUNDAH-<br />

MER das Projekt sogar ausweiten.<br />

„Von Frau zu Frau“ richtet sich an Frauen<br />

<strong>in</strong> abgelegen ländlichen Gebieten, die oft <strong>in</strong><br />

großer Armut leben. Geme<strong>in</strong>sam lernen sie<br />

im Projekt Möglichkeiten kennen, T-Shirts zu<br />

färben und Seife oder Süßigkeiten herzustellen<br />

und zu vermarkten. Später geben sie das<br />

erworbene Wissen an andere<br />

Frauen <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>de<br />

weiter. So wachsen das Geme<strong>in</strong>schaftsgefühl<br />

und das<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong> jeder E<strong>in</strong>zelnen<br />

– auch den oftm<strong>als</strong><br />

machohaften und gewalttätigen<br />

Männern gegenüber.<br />

Bitte spenden Sie für das<br />

Projekt von FUNDAHMER.<br />

Stichwort » AGUAS BRAVAS « Stichwort » FUNDAHMER «<br />

IHRE<br />

SPENDE<br />

HILFT<br />

Unsere Projekte stehen für Wege zu mehr Gerechtigkeit, zukunftsfähiger<br />

Entwicklung und kultureller Vielfalt und Toleranz. Wenn nötig, leistet die CIR<br />

<strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> auch Notfall- und Katastrophenhilfe. Geme<strong>in</strong>sam mit unseren<br />

ProjektpartnerInnen s<strong>in</strong>d wir für Planung, Durchführung und korrekten<br />

E<strong>in</strong>satz der Gelder verantwortlich. Um unseren PartnerInnen langfristige<br />

Perspektiven geben zu können, s<strong>in</strong>d wir auf Ihre Spenden ebenso angewiesen<br />

wie auf Zuwendungen der Europäischen Union, des Weltgebetstags<br />

der Frauen oder des BMZ, des Katholischen Fonds und des Evangelischen<br />

Entwicklungsdienstes (EED) sowie auf Spenden aus Kirchen- und Pfarrgeme<strong>in</strong>den,<br />

Schulen und E<strong>in</strong>e-Welt-Läden.<br />

SPENDENKONTO<br />

Bitte unterstützen Sie<br />

unsere PartnerInnen<br />

mit e<strong>in</strong>er Spende.<br />

Darlehnskasse Münster<br />

Konto 3 11 22 00<br />

BLZ 400 602 65<br />

IBAN: DE67 4006 0265<br />

0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM


Bei ihrer Arbeit auf den<br />

Bananenplantagen <strong>in</strong><br />

den 1980ern haben die<br />

Arbeiter die giftigen<br />

Pestizide direkt<br />

abbekommen.<br />

Nicaragua<br />

E<strong>in</strong> Hauch von Entschädigung<br />

Etappenerfolg für 1.700 erkrankte Ex-Bananenarbeiter aus Nicaragua: Nach langen<br />

Verhandlungen hat der US-Bananenproduzent Dole humanitäre Hilfen für die<br />

Opfer der Pestizide Nemagon und Fumazone zugesagt. TEXT: KNUT HENKEL<br />

s ist wieder etwas Bewegung <strong>in</strong> den<br />

„EFall gekommen, aber letztlich ist die <strong>in</strong>ternationale<br />

Aufmerksamkeit entscheidend,<br />

um doch noch zu Zugeständnissen von Seiten<br />

der Unternehmen zu kommen“, sagt Ramon<br />

Barrantes. Der Gewerkschaftler aus Puerto<br />

Viejo de Sarapiquí, e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>stadt <strong>in</strong> der<br />

Bananenregion Costa Ricas, ist e<strong>in</strong> graumelierter<br />

etwas rundlicher Hüne, der früher<br />

selbst für den US-Bananenproduzenten Dole<br />

geschuftet hat und durch den E<strong>in</strong>satz von<br />

Nemagon steril wurde. So erg<strong>in</strong>g es Schätzungen<br />

zufolge rund 60.000 Bananenarbeitern<br />

<strong>in</strong> Mittel- und Südamerika.<br />

Erste Zahlungen<br />

Die fordern seit Jahrzehnten Entschädigung,<br />

doch trotz zahlreicher Prozesse und reichlich<br />

<strong>in</strong>ternationaler Aufmerksamkeit haben viele<br />

der ehemaligen Arbeiter auf den Bananenplantagen<br />

ke<strong>in</strong>e Entschädigung erhalten und<br />

leben oft <strong>in</strong> Armut. So auch viele der 300 von<br />

<strong>in</strong>sgesamt 1.700 ehemaligen Bananenarbeiter<br />

aus Nicaragua, die laut Antonio Hernández<br />

Ordeñana im Januar ihre ersten Zahlungen<br />

erhalten haben. Das hat der Jurist aus Ch<strong>in</strong>andega,<br />

e<strong>in</strong>e der Bananenstädte Nicaraguas, gegenüber<br />

der nicaraguanischen Tageszeitung<br />

„El Nuevo Diario“ mehrfach erklärt. Doch wie<br />

viel Geld die erkrankten Plantagenarbeiter<br />

bekommen, behielt der Anwalt für sich. Rund<br />

um Ch<strong>in</strong>andega, e<strong>in</strong>er 130.000-E<strong>in</strong>wohnerstadt<br />

im Nordwesten Nicaraguas, leben viele<br />

ehemalige Plantagenarbeiter der Dole Food<br />

Company <strong>in</strong> prekären sozialen Verhältnissen.<br />

Ihnen will die Dole Food Company, angeblich<br />

20 presente 2/2015


Länderberichte<br />

FOTOS: KNUT HENKEL<br />

der größte Fruchtkonzern der Welt, mit e<strong>in</strong>er<br />

„humanitären Zahlung“ unter die Arme greifen.<br />

Die Höhe der Summe ist dabei genauso<br />

top secret wie der Grund der Hilfsleistung. De<br />

facto erhalten die 1.700 Bananenarbeiter, die<br />

von Antonio Hernández Ordeñana vertreten<br />

werden, f<strong>in</strong>anzielle Entschädigungen für die<br />

gesundheitlichen Folgen des E<strong>in</strong>satzes von<br />

Nemagon und Fumazone, so die Handelsnamen<br />

der beiden populärsten Pestizide, die<br />

dam<strong>als</strong> <strong>in</strong> Mittel- und Südamerika oft aus der<br />

Luft versprüht wurden. „Dole würde jedoch<br />

nie akzeptieren, dass diese Zahlungen <strong>als</strong> Entschädigungen<br />

deklariert werden“, so Helge<br />

Fischer, Bananenexperte der deutschen Fairtrade-Organisation<br />

Banafair unisono mit dem<br />

nicaraguanischen Gewerkschafter Roberto<br />

Ruiz. Alles was <strong>in</strong> die Richtung e<strong>in</strong>es Rechtsanspruchs<br />

geht, steht bei Dole auf dem Index<br />

und das hält auch die Konkurrenz von Chiquita<br />

und Del Monte so. Der Grund dafür liegt auf<br />

der Hand: Klagen weiterer Opfer von Nemagon<br />

und Fumazone will man nicht riskieren.<br />

Giftcocktail per Sprühflugzeug<br />

zid Nemagon ausgebracht. Seitdem leidet<br />

Fernando Morales Brenes unter den Spätfolgen<br />

der DBCP-Vergiftung. Der Wirkstoff steht<br />

unter dem Verdacht, Sterilität herbeizuführen<br />

und Krebs zu erregen. Fernando Morales<br />

musste sich gleich mehrfach operieren lassen:<br />

an den Augen, der Prostata und den Genitalien<br />

– die haben ihm die ÄrztInnen schließlich<br />

wegen der Krebswucherungen amputiert.<br />

Brenes ist ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall. Weltweit wird die<br />

Heute warnen Schilder vor dem E<strong>in</strong>satz<br />

giftiger Pestizide aus der Luft oder per Hand.<br />

Die beiden Pestizide wurden en Gros <strong>in</strong> der Bananenproduktion<br />

Mittel- und teilweise auch<br />

Südamerikas <strong>in</strong> den 1970er und 1980er Jahren<br />

e<strong>in</strong>gesetzt. Beide Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmittel<br />

enthalten den Wirkstoff 1,2-Dibrom-<br />

3-chlorpropan (DBCP) und wurden von Dole,<br />

aber auch von den Konkurrenzunternehmen<br />

Chiquita und Del Monte auf den Plantagen<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, um Fadenwürmern im Wurzelbereich<br />

der Pflanzen den Garaus zu machen.<br />

Ohne jede Sicherheitsvorkehrung wurden die<br />

hochtoxischen Chemikalien auf den Plantagen<br />

gemischt und ausgebracht. Teilweise per<br />

Sprühflugzeug, teilweise von Männern wie<br />

Morales Brenes. Der Costa-Ricaner hat <strong>in</strong> den<br />

siebziger Jahren auf der Plantage Carmen de<br />

Siquirres der Dole Food Company gearbeitet<br />

Zahl der „Afectados“, der Betroffenen, auf bis<br />

zu 60.000 geschätzt. Die meisten wurden aus<br />

der Luft von Sprühflugzeugen mit dem Giftcocktail<br />

besprüht, weil sie meist direkt auf den<br />

Plantagen lebten.<br />

Dole ignorierte Urteile<br />

Mittlerweile laufen die Klagen für Entschädigung<br />

und die Begleichung der Behandlungskosten<br />

seit mehr <strong>als</strong> 20 Jahren. Doch die Erfolge<br />

s<strong>in</strong>d bescheiden. Barrantes und 500<br />

se<strong>in</strong>er ehemaligen Kollegen erhielten von Dole<br />

e<strong>in</strong>e Entschädigung von jeweils 7.500 Dollar.<br />

E<strong>in</strong> relativ läppischer Betrag, aber besser <strong>als</strong><br />

nichts, denn die Arbeiter wissen auch, dass die<br />

großen Fruchtkonzerne <strong>in</strong> der Region extrem<br />

und dort regelmäßig das hochgiftige Pesti- e<strong>in</strong>flussreich s<strong>in</strong>d.<br />

><br />

presente 2/2015 21


Länderberichte<br />

In Nicaragua konnten die Konzerne es sich<br />

sogar leisten, Urteile der Justiz, die Dole zu<br />

empf<strong>in</strong>dlichen Schadensersatzzahlungen von<br />

500 Millionen US-Dollar verdonnert hatte, zu<br />

ignorieren. Organisierte Straflosigkeit nennen<br />

das kritische Anwälte, die schließlich die<br />

Seit über 20 Jahren kämpfen die<br />

Plantagenarbeiter für ihre Entschädigung.<br />

Plantagen-ArbeiterInnen<br />

unterstützen!<br />

Seit den 90er Jahren erhalten die Nemagon-Opfer<br />

<strong>in</strong> Nicaragua Hilfe von der<br />

Menschenrechtsorganisation CENIDH:<br />

juristischen Beistand, Unterstützung bei<br />

öffentlichen Aktionen und Gesetzes<strong>in</strong>itiativen.<br />

2001 gelang es CENIDH, e<strong>in</strong> Gesetz<br />

durchzusetzen, das Dole zur Zahlung von<br />

500 Millionen US-Dollar verurteilte – doch<br />

die Zahlungen stehen bis heute aus. In den<br />

letzten Monaten g<strong>in</strong>gen die Plantagen-<br />

ArbeiterInnen mit Unterstützung der CIR-<br />

Partnerorganisation CENIDH erneut <strong>in</strong> die<br />

Öffentlichkeit, um endlich Entschädigungen<br />

durchzusetzen. Viele Betroffene s<strong>in</strong>d<br />

bereits verstorben, für die Überlebenden ist<br />

es vielleicht die letzte Chance.<br />

Bitte unterstützen Sie die ArbeiterInnen<br />

der Bananenplantagen mit e<strong>in</strong>er Spende.<br />

Stichwort »CENIDH«<br />

Fälle vor US-Gericht brachten. „Es handelt<br />

sich um US-Unternehmen, die bewusst ihre<br />

Arbeiter giftigen Chemikalien aussetzen“, ärgerte<br />

sich Anwält<strong>in</strong> Ochoa, e<strong>in</strong>e Jurist<strong>in</strong> der<br />

<strong>in</strong> Los Angeles ansässigen Kanzlei Juan José<br />

Domínguez, vor e<strong>in</strong> paar Jahren sehr deutlich.<br />

Doch die Klagen <strong>in</strong> den USA scheiterten, weil<br />

Belastungszeugen gekauft waren. Folglich erhielten<br />

die meisten Arbeiter nie e<strong>in</strong>e Entschädigung.<br />

Das könnte sich nun zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> Nicaragua<br />

ändern. Dort sollen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ersten Schritt<br />

1.700 und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren 2.470 Bananenarbeiter<br />

entschädigt werden, die allesamt von<br />

der Kanzlei von Antonio Hernández Ordeñana<br />

vertreten werden. Dabei handelt es sich um<br />

e<strong>in</strong>en Vergleich und Anwalt Ordeñana ist froh,<br />

endlich zu e<strong>in</strong>er Übere<strong>in</strong>kunft zu kommen.<br />

Dole kauft sich frei<br />

Für Dole hat das den Vorteil, dass die Entschädigungssummen,<br />

auch wenn sie offiziell nicht<br />

so genannt werden, deutlich ger<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d, <strong>als</strong><br />

das, was US-Gerichte <strong>in</strong> aller Regel aufrufen.<br />

Zudem will der Konzern e<strong>in</strong>e Hürde auf dem<br />

Weg zur Rückkehr nach Nicaragua beseitigen:<br />

die alten Urteile der nicaraguanischen Justiz.<br />

Die müssen e<strong>in</strong>vernehmlich aufgehoben werden<br />

und das ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für Dole,<br />

um neue Plantagen <strong>in</strong> Nicaragua eröffnen<br />

zu können – das vermutet zum<strong>in</strong>dest Helge<br />

Fischer vom deutschen Fair Trade Importeur<br />

Banafair.<br />

Für die Arbeiter haben die Verhandlungen<br />

h<strong>in</strong>gegen den Vorteil, dass sie nach vielen Jahren<br />

endlich etwas Geld erhalten. Doch mehr<br />

<strong>in</strong>ternationale Aufmerksamkeit ist nötig, so<br />

Ramón Barrantes, um auch den anderen Arbeitern<br />

Hoffnung auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Entschädigung<br />

zu machen.<br />

Knut Henkel ist Politikwissenschaftler, lebt und arbeitet<br />

<strong>als</strong> freier Autor <strong>in</strong> Hamburg und reist regelmäßig nach<br />

Late<strong>in</strong>- und <strong>Mittelamerika</strong>.<br />

22 presente 2/2015


El Salvador<br />

Die Rückkehr<br />

der Todesschwadronen<br />

Kampfansage an<br />

Bandengewalt weckt<br />

böse Er<strong>in</strong>nerungen<br />

In El Salvador hat die drastische<br />

Zunahme von Banden- und staatlicher<br />

Gegengewalt e<strong>in</strong> Klima geschaffen, das<br />

an die traumatischen Zeiten des zwölfjährigen<br />

Bürgerkrieges mit 75.000 Toten<br />

und 8.000 Verschwundenen er<strong>in</strong>nert.<br />

TEXT: EDGARDO AYALA (IPS)<br />

Geschätzt 60.000<br />

Jugendliche suchen <strong>in</strong><br />

El Salvador Zuflucht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Jugendbande.<br />

FOTO: CIR-ARCHIV<br />

Seit den jüngsten Anschlägen auf Polizisten<br />

und Soldaten denkt die Regierung darüber<br />

nach, den Ausnahmezustand über die von den<br />

Gangs kontrollierten städtischen Gebiete zu<br />

verhängen. Außerdem hat sie die Gründung<br />

von drei Sonderbataillonen angekündigt, die<br />

an die berüchtigten Todesschwadronen er<strong>in</strong>nern,<br />

die im bewaffneten Konflikt von 1980 bis<br />

1992 etliche Massaker an ZivilistInnen begangen<br />

haben. So hatten Mitglieder des Atlacatl-<br />

Battalion 1981 <strong>in</strong> El Mozote, e<strong>in</strong>er Ortschaft<br />

im nördlichen Departement Morazán, mehr<br />

<strong>als</strong> 1.000 Menschen abgeschlachtet.<br />

Derzeit diskutieren die Sicherheitskräfte<br />

und die von der Bandengewalt betroffenen<br />

BürgerInnen offen die Gründung solcher bewaffneter<br />

Gruppen mit dem Ziel, die krim<strong>in</strong>ellen<br />

Gangs zu elim<strong>in</strong>ieren.<br />

Doch Félix Arévalo, der Koord<strong>in</strong>ator der<br />

ökumenischen Pastoralen Initiative für Frieden<br />

und Leben (IPAZ), warnt vor den Folgen,<br />

die die Gründung paramilitärischer Verbände<br />

im Stil der Todesschwadronen und die Verhängung<br />

des Ausnahmezustands nach sich ziehen.<br />

Sie seien e<strong>in</strong>e Gefahr für den nach wie vor<br />

fragilen Demokratieprozess, sagte er.<br />

IPAZ hat führende Vertreter unterschiedlicher<br />

Glaubensrichtungen mit dem Ziel zusammengebracht,<br />

e<strong>in</strong>e politische Lösung<br />

des Problems der Bandengewalt <strong>in</strong> dem verarmten<br />

6,3 Millionen E<strong>in</strong>wohner zählenden<br />

Land zu erreichen.<br />

Gefahr der Militarisierung<br />

Sollte das Parlament <strong>in</strong> der nächsten Sitzungsperiode,<br />

die nach den Märzwahlen am 1. Mai ><br />

presente 2/2015 23


Länderberichte<br />

beg<strong>in</strong>nt, für den Ausnahmezustand stimmen,<br />

steht es der Regierung frei, grundlegende Verfassungsrechte<br />

wie Versammlungs- und Bewegungsfreiheit<br />

e<strong>in</strong>zuschränken. Gleichzeitig<br />

werden <strong>in</strong> den Gebieten mit hohen Mordraten<br />

Militärs abgestellt.<br />

Die Regierung führt die neue Welle der Bandengewalt<br />

zum Teil auf die Überstellung von 14<br />

Anführern im Februar <strong>in</strong> das Hochsicherheitsgefängnis<br />

<strong>in</strong> der Stadt Zacatecoluca, 41 Kilometer<br />

östlich der Hauptstadt San Salvador,<br />

zurück. Von der Überstellung betroffen waren<br />

auch Bandenchefs<br />

der berüchtigten<br />

Gangs ‚MS13‘ und<br />

‚Barrio 18‘, die im<br />

März 2012 e<strong>in</strong>en<br />

Waffenstillstand<br />

geschlossen hatten<br />

und damit e<strong>in</strong>en<br />

drastischen<br />

Rückgang der tödlichen<br />

Gewaltverbrechen<br />

bewirkten.<br />

Raúl Mijango,<br />

der am Zustandekommen<br />

der Feuerpause mitgewirkt hatte, erklärte<br />

gegenüber IPS, dass die Entscheidung,<br />

die Bandenchefs zu isolieren, zum Teil dafür<br />

verantwortlich sei, dass jüngere und fanatischere<br />

Gangmitglieder Gewalt zu e<strong>in</strong>er Art<br />

Lebensstil erhoben hätten. „Diesen jungen<br />

Männern geht es bestimmt nicht darum, den<br />

Konflikt zu beenden“, versicherte er.<br />

Bis zum 20. April hatten die Maras, wie die<br />

Gangs <strong>in</strong> den zentralamerikanischen Ländern<br />

genannt werden, außer zahlreicher ZivilistInnen<br />

20 Polizisten, sechs Militärs, e<strong>in</strong>en<br />

Staatsanwalt und sechs Gefängniswärter ermordet.<br />

Das Ausmaß der Gewalt war nicht<br />

zuletzt e<strong>in</strong>e Folge von E<strong>in</strong>sätzen der Sicherheitskräfte,<br />

bei denen Dutzende Gangmitglieder<br />

ums Leben kamen. Am 18. April tötete<br />

e<strong>in</strong>e Militärschwadron <strong>in</strong> Uluapa Arriba <strong>in</strong> der<br />

Stadt Zacatecoluca neun Bandenmitglieder.<br />

Aufruf zum Mord<br />

Beerdigung e<strong>in</strong>es Polizisten, der im Januar 2015 von<br />

Bandenmitgliedern <strong>in</strong> El Salvador ermordet wurde.<br />

E<strong>in</strong>ige Polizisten haben öffentlich erklärt, dass<br />

sie bereit seien, Gangmitglieder umzubr<strong>in</strong>gen.<br />

„Sollten sie uns über den Weg laufen, werden<br />

wir sie töten“, erklärte e<strong>in</strong> vermummter Polizeioffizier<br />

gegenüber e<strong>in</strong>em Fernsehsender.<br />

Im Netz zirkulieren zudem Amateuraufnahmen<br />

von Polizisten und BürgerInnen, die die<br />

Menschen auffordern, die ‚Mareros‘ auf ähnliche<br />

Weise zu töten,<br />

wie die l<strong>in</strong>ken<br />

DissidentInnen von<br />

den Todesschwadronen<br />

während<br />

des Bürgerkrieges<br />

umgebracht wurden.<br />

Im März verbuchte<br />

das Land die<br />

bisher höchste Mordrate<br />

der letzten<br />

zehn Jahre. Nach<br />

Polizeiangaben kam<br />

es zu 481 tödlichen<br />

Gewaltverbrechen – durchschnittlich 16 pro<br />

Tag. Das war e<strong>in</strong> Anstieg von 56,2 Prozent gegenüber<br />

dem März 2014. Sollte sich der Trend<br />

fortsetzen, werden bis Ende des Jahres mehr<br />

<strong>als</strong> 5.000 Morde begangen worden se<strong>in</strong>. El<br />

Salvador gehört zu den gewalttätigsten Ländern<br />

der Welt, warnt das UN-Büro für Drogenund<br />

Verbrechensbekämpfung (UNODC).<br />

„Die Eskalation der Gewalt hätte durch Gespräche,<br />

an denen die Gangs beteiligt worden<br />

wären, verh<strong>in</strong>dert werden können“, me<strong>in</strong>te<br />

Arévalo. Doch die Idee war nach e<strong>in</strong>em öffentlichen<br />

Aufschrei von fast allen <strong>politischen</strong><br />

Fraktionen abgelehnt worden. Im Januar<br />

machte die Regierung von Sánchez Cerén jede<br />

Möglichkeit e<strong>in</strong>es Dialogs mit den auf 60.000<br />

Mitglieder geschätzten Gangs zunichte.<br />

FOTO: VLADIMIR GIRÓN (IPS)<br />

24 presente 2/2015


FOTO: ANDRÉ HAGEL<br />

Roberto Valent, lokaler Vertreter des UN-<br />

Entwicklungsprogramms (UNDP) führt die<br />

Zunahme der Bandenübergriffe zum Teil auf<br />

die staatlichen Versuche zurück, die von den<br />

Maras dom<strong>in</strong>ierten städtischen Gebiete mit<br />

Hilfe e<strong>in</strong>er stärkeren Polizeipräsenz zurückzugew<strong>in</strong>nen.<br />

Valent ist technischer Koord<strong>in</strong>ator<br />

des Nationalen Rats für bürgerliche Sicherheit<br />

und Koexistenz. Die E<strong>in</strong>richtung, die der salvadorianische<br />

Staatspräsident im September<br />

2014 etabliert hatte, wurde mit dem Mandat<br />

ausgestattet, Vorschläge zur Bekämpfung der<br />

Krim<strong>in</strong>alität unter Beteiligung verschiedener<br />

gesellschaftlicher Sektoren auszuarbeiten.<br />

F<strong>in</strong>anziert wird die Arbeit von <strong>in</strong>ternationalen<br />

Gebern.<br />

Kritik an Politik der harten Hand<br />

Im Januar unterbreitete der Rat 124 Vorschläge,<br />

die die Regierung umsetzen will, um die<br />

Welle der Verbrechen und Gewalt zu brechen.<br />

E<strong>in</strong> Teil der zwei Milliarden US-Dollar, die für<br />

die Umsetzung des Fünf-Jahres-Planes erforderlich<br />

s<strong>in</strong>d, ist bereits verfügbar. Vorgesehen<br />

s<strong>in</strong>d Bildungs-, Gesundheits- und Freizeitprogramme<br />

und 250.000 Arbeitsplätze für junge<br />

Leute, die besonders gewaltanfällig s<strong>in</strong>d.<br />

Doch die Praxis zeigt, dass die Regierung vor<br />

allem auf e<strong>in</strong>e Politik der harten Hand setzt,<br />

um die Gewalt <strong>in</strong> dem zentralamerikanischen<br />

Land e<strong>in</strong>zudämmen. So kündete der Staatspräsident<br />

e<strong>in</strong>e Strukturierung und Stärkung<br />

der Polizei und die Gründung weiterer Elitee<strong>in</strong>heiten<br />

zur Bekämpfung der Gangs an.<br />

Arévalo hält e<strong>in</strong> Weniger an Polizeiaktionen<br />

und e<strong>in</strong> Mehr an Prävention und Wiedere<strong>in</strong>gliederung<br />

für die bessere Option. „Wir haben<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Hornissennest gestochen. Die Regierung<br />

hat e<strong>in</strong>en Fehler begangen. Es ist f<strong>als</strong>ch, e<strong>in</strong>en<br />

Plan zu verfolgen, bei dem es jeden Tag Tote<br />

gibt.“<br />

In ungekürzter Fassung ist der Artikel im April erschienen<br />

auf www.ipsnews.de.<br />

Spielerisch<br />

gegen Gewalt<br />

Viele K<strong>in</strong>der wachsen <strong>in</strong> El Salvador bei<br />

ihren Großeltern auf, weil die Eltern<br />

emigriert oder verstorben s<strong>in</strong>d. Oma und<br />

Opa s<strong>in</strong>d mit der Erziehung zumeist überfordert.<br />

Als Familienersatz schließen sich viele<br />

Jugendliche e<strong>in</strong>er Jugendbande, genannt<br />

Mara, an. Dort herrschen Gewalt und brutale<br />

Hierarchien. Das Centro Bartolome de<br />

las Casas (CBC) arbeitet mit K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

staatlichen Schulen an sozialen Brennpunkten.<br />

Spielerisch werden „positive Werte“<br />

vermitteln. Kooperation und gegenseitiges<br />

Helfen ersetzen dort Ellenbogen und Unterwerfung.<br />

Die K<strong>in</strong>der sollen gestärkt werden,<br />

bevor die Maras sie zu rekrutieren versuchen.<br />

In El Salvador ist dies e<strong>in</strong>e Herkulesaufgabe.<br />

Aber das CBC hat e<strong>in</strong>e breite Allianz<br />

mit dem Erziehungsm<strong>in</strong>isterium und sozialen<br />

E<strong>in</strong>richtungen geschmiedet.<br />

Bitte unterstützen Sie das CBC<br />

mit Ihrer Spende.<br />

Banden dienen oft <strong>als</strong><br />

Familienersatz.<br />

Stichwort<br />

» SPIELERISCH GEGEN GEWALT «<br />

presente 2/2015 25


„Wir s<strong>in</strong>d weder die L<strong>in</strong>ken noch die<br />

Rechten. Wir s<strong>in</strong>d die von unten<br />

und wir s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>ter den Oberen her.<br />

Das Volk ist nicht zu verkaufen!“<br />

Guatemala<br />

Zwei Fliegen mit e<strong>in</strong>er Klappe<br />

Guatemalas Regierung <strong>in</strong> der Zwickmühle<br />

Was für e<strong>in</strong>e Woche war das Mitte April für die guatemaltekische Regierung! Dabei<br />

hat sie so aussichtsreich begonnen: Die Vizepräsident<strong>in</strong> Roxana Baldetti war stolz<br />

nach Südkorea geflogen, um dort e<strong>in</strong>e Ehrendoktorwürde entgegenzunehmen.<br />

Währenddessen wollte Präsident Otto Perez se<strong>in</strong>e Entscheidung mitteilen, ob das<br />

Mandat der UN-Kommission gegen Straflosigkeit und für mehr Rechtsstaatlichkeit<br />

(CICIG) von Guatemala grünes Licht für e<strong>in</strong>e Verlängerung bekommt. Beide Ereignisse<br />

sollten sich auf explosive Weise mite<strong>in</strong>ander verstricken.<br />

TEXT: ALBRECHT SCHWARZKOPF (CIR)<br />

Seit Monaten hatte die Verlängerung der<br />

UN-Kommission <strong>in</strong> der Luft gehangen.<br />

Der Präsident und ehemalige General, Otto<br />

Perez, hatte im Vorfeld durchblicken lassen,<br />

dass ihm daran wenig gelegen sei. Alle Me<strong>in</strong>ungsäußerungen<br />

von außen – die deutsche<br />

Bundesregierung hatte beispielsweise e<strong>in</strong>e<br />

weitere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung der CICIG<br />

angeboten – hatte er <strong>als</strong> E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> <strong>in</strong>nere<br />

Angelegenheiten betrachtet. Dem nordamerikanischen<br />

Vizepräsidenten hatte er hierzu<br />

bei dessen kürzlichen Guatemala-Besuch<br />

26 presente 2/2015


Länderberichte<br />

FOTOS: DIANA VÁSQUEZ (FIJATE)<br />

nahezu undiplomatisch die kalte Schulter gezeigt.<br />

Auf das Angebot zur Verlängerung seitens<br />

UN-Gener<strong>als</strong>ekretär Ban Ki-moon reagierte<br />

er <strong>in</strong> der Öffentlichkeit überhaupt nicht.<br />

Kontrolle ist weiter nötig<br />

Die CICIG ist die e<strong>in</strong>zigartige Kommission, die<br />

mit dem Recht ausgestattet ist, bei Gericht <strong>als</strong><br />

Nebenkläger<strong>in</strong> aufzutreten und hat so Untersuchungen<br />

und Prozesse <strong>in</strong>s Rollen gebracht<br />

und Korruption und Günstl<strong>in</strong>gswirtschaft, unter<br />

anderem im Justizsystem, etwas entgegengesetzt.<br />

Engagierte RichterInnen fühlen sich<br />

unterstützt vom Wirken der CICIG-Kommission.<br />

Hätte Otto Perez <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en vergangenen<br />

vier Regierungsjahren<br />

tatsächlich Fortschritte<br />

gemacht bei<br />

der Rechtsstaatsförderung,<br />

hätte es<br />

Argumente für e<strong>in</strong>e<br />

Nichtverlängerung<br />

der CICIG geben<br />

können. Aber Vetternwirtschaft<br />

und<br />

Mafia-E<strong>in</strong>flüsse s<strong>in</strong>d<br />

von der Regierung<br />

nicht nachhaltig e<strong>in</strong>gedämmt<br />

worden.<br />

Nach Auskunft von Rosal<strong>in</strong>a Tuyuc von der<br />

Maya-Frauenorganisation CONAVIGUA, e<strong>in</strong>er<br />

Projektpartner<strong>in</strong> der CIR, könne man sich<br />

des E<strong>in</strong>drucks nicht erwehren, dass Otto Perez<br />

sich und se<strong>in</strong>e Weggefährten aus Offiziers-<br />

Zeiten vor e<strong>in</strong>er juristischen Vergangenheitsbewältigung<br />

bewahren will, da dies auch Gegenstand<br />

der CICIG-Kommission ist. Rosal<strong>in</strong>a<br />

sagt, dass Otto Perez <strong>in</strong> der heißen Zeit der<br />

Guerillabekämpfung <strong>in</strong> den 80er Jahren <strong>als</strong><br />

Offizier <strong>in</strong> Quiché stationiert war und dass es<br />

dort massive Menschenrechtsverletzungen<br />

gegen die Mayabevölkerung gegeben hatte.<br />

Dam<strong>als</strong> musste zum Beispiel auch Bischof<br />

Gerardi aus Quiché fliehen. Er wurde 1998<br />

wegen der Erstellung des kirchlichen Wahrheitsberichtes<br />

ermordet. Rosal<strong>in</strong>a Tuyuc ergänzt<br />

<strong>in</strong> eher vorsichtigem, abwägenden<br />

Tonfall, dass etliche Details der dortigen Ereignisse<br />

noch immer im Dunklen lägen.<br />

Verschwundener Privatsekretär<br />

Doch zurück zur Woche vom 20. bis 26. April.<br />

Nach Baldettis Erhalt der Ehrendoktorwürde<br />

und vor der CICIG-Entscheidung des Präsidenten<br />

platzte die Bombe: Aufgrund von<br />

Untersuchungen der Staatsanwaltschaft<br />

und der CICIG wurden mehr <strong>als</strong> 20 Personen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere von den Zollbehörden und der<br />

Steueraufsicht (SAT), festgenommen. Seit<br />

etwa e<strong>in</strong>em Jahr sei<br />

#Renuncia Ya man e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

(Rücktritt jetzt!) von Importeuren<br />

ist der Slogan der auf der Spur, die<br />

Demonstrationen.<br />

Kontakte mit e<strong>in</strong>em<br />

Netz aus Zollstellen<br />

haben, um Steuerzahlungen<br />

zu umgehen,<br />

so der Leiter der<br />

CICIG Ivan Velasquez<br />

aus Kolumbien.<br />

Damit nicht genug:<br />

Der Privatsekretär<br />

der Vizepräsident<strong>in</strong>,<br />

Juan Carlos Monzon, der mit ihr <strong>in</strong> Asien<br />

weilte, ist <strong>in</strong> den Fall verwickelt. Nur, wo ist<br />

der Privatsekretär? Diese Frage stellt sich nun<br />

auch Interpol. Unbestätigten Meldungen zufolge<br />

ist er im Jet von Baldetti aus Südkorea<br />

mit zurück nach Guatemala gekommen und<br />

soll sich von dort <strong>in</strong>s Nachbarland Honduras<br />

abgesetzt haben.<br />

Präsident Perez muss<br />

nachgeben<br />

Dass die CICIG die Schmugglerbande aufgedeckt<br />

hat und diese teilweise festgenommen<br />

wurde, ist e<strong>in</strong> großer Coup. Natürlich kam der<br />

zeitlich sehr passend. Die Regierung muss-<br />

><br />

presente 2/2015 27


Länderberichte<br />

te nun reagieren und letztlich<br />

e<strong>in</strong>gestehen, dass es allem Ansche<strong>in</strong><br />

nach von ihr begünstigte<br />

Klientelwirtschaft gibt und dass große Teile<br />

der Gesellschaft mehr Rechtsstaatlichkeit fordern.<br />

Nach dem Vorfall bei den Zollbehörden<br />

hat sich selbst der <strong>als</strong> konservativ geltende<br />

Unternehmerverband CACIF für die Verlängerung<br />

des Mandats von CICIG ausgesprochen.<br />

Der Situation gehorchend bat Otto Perez die<br />

UNO am 23. April um die Verlängerung des<br />

CICIG-Mandats.<br />

E<strong>in</strong> Teil des Schadens hatte der Präsident damit<br />

abgewehrt, aber zunächst nicht genug für<br />

die Präsidentschafts- und Kongresswahlen im<br />

September dieses Jahres. Der Kandidat der regierenden<br />

Patriotischen Partei (PP), Alejandro<br />

„Demonstrationen<br />

waren wichtig“<br />

Berta Cumez von der Maya-Frauenorganisation<br />

ADEMI-Ixpiyakok, äußert sich zu<br />

dem Korruptions-Skandal <strong>in</strong> der guatemaltekischen<br />

Zollbehörde und Regierung folgendermaßen:<br />

„Dass die Regierung das<br />

Mandat von CICIG ausgerechnet nachdem<br />

der Korruptionsfall verlängert hat, kam für<br />

uns sehr plötzlich. Die Demonstrationen<br />

gegen diese Machenschaften <strong>in</strong> der Hauptstadt<br />

und bei uns auf dem Land waren wichtig<br />

für den Rücktritt der Vizepräsident<strong>in</strong>.“<br />

ADEMI ist e<strong>in</strong>e wichtige ländliche Frauenorganisation<br />

mit e<strong>in</strong>er gesunden Distanz zur<br />

Hauptstadt und der dortigen Regierung. Die<br />

CIR unterstützt ADEMI im Empowerment<br />

von Frauen sowie <strong>in</strong> ihrem Hebammen-<br />

Projekt.<br />

Unterstützen Sie die Maya-Frauenorganisation<br />

mit Ihrer Spende.<br />

Stichwort »ADEMI-GUATEMALA«<br />

S<strong>in</strong>ibaldi, verzichtete umgehend<br />

auf se<strong>in</strong>e Kandidatur. Se<strong>in</strong><br />

Vertrauen <strong>in</strong> Roxana Baldetti<br />

sei mit dem Skandal um die Schmugglerbande<br />

verloren gegangen. Außerdem verließen<br />

e<strong>in</strong>ige Abgeordnete die Regierungspartei. Die<br />

PP kann damit ihre Chancen bei den Wahlen<br />

begraben.<br />

„Ihr seid entlassen!“<br />

Kurz nach Bekanntwerden des Korruptionsfalls,<br />

der mitten <strong>in</strong> die Regierung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reicht,<br />

gab es am 25. April e<strong>in</strong>e spontane, große<br />

Demonstration auf dem zentralen Platz <strong>in</strong><br />

Guatemala-Stadt mit zehntausend TeilnehmerInnen.<br />

Sie forderten, dass die Korruption<br />

endlich effektiv bekämpft und Glaubwürdigkeit<br />

hergestellt werden solle. Die Forderungen<br />

gipfelten <strong>in</strong> der Losung nach Amtsverzicht:<br />

„Otto y Roxana, estan despedidos. Atte.<br />

Guatemala“ – „Otto und Roxana, ihr seid entlassen.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Guatemala“.<br />

In anderen Worten drückt es Alejandra Castillo<br />

von CALDH, Projektpartner der CIR, aus.<br />

Sie sagt, dass Roxana Baldetti große Reden<br />

über Parteidiszipl<strong>in</strong> und Korruption gehalten<br />

habe, <strong>als</strong> sie noch <strong>in</strong> der Opposition war. Sie<br />

solle sich nun daran er<strong>in</strong>nern.<br />

Auch die Unternehmer vom CACIF begannen,<br />

den Rücktritt von Roxana Baldetti zu fordern.<br />

Die Leiter<strong>in</strong> der Steuerbehörde SAT <strong>als</strong><br />

Bauernopfer abzusetzen, um die Gemüter zu<br />

besänftigen, reiche def<strong>in</strong>itiv nicht aus. Nach<br />

zwei langen, quälenden Wochen kam am 8.<br />

Mai bei Präsident Otto Perez die E<strong>in</strong>sicht, Roxana<br />

Baldetti abzusetzen. Damit ist Baldetti<br />

auch ihrer Immunität von Amts wegen entledigt<br />

und wird sich vor Gericht verantworten<br />

müssen. Währenddessen bereitet sich die<br />

UN-Kommission auf e<strong>in</strong>e weitere Schaffensperiode<br />

vor. Man möchte nun das guatemaltekische<br />

Sprichwort „dos pajaros de un tiro“<br />

anbr<strong>in</strong>gen: Da hat die CICIG zwei Fliegen mit<br />

e<strong>in</strong>er Klappe geschlagen.<br />

28 presente 2/2015


SUPPLY CHA!NGE<br />

Make supermarkets fair!<br />

Zwischen den vier großen Supermarktketten <strong>in</strong> Deutschland tobt e<strong>in</strong> erbitterter<br />

Verdrängungskampf, besonders wenn es um die supergünstigen Eigenmarken geht.<br />

Den Preisdruck geben sie e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s an die ZuliefererInnen und ProduzentInnen<br />

weiter – dabei könnten die Supermärkte gerade bei den Eigenmarken so viel E<strong>in</strong>fluss<br />

nehmen auf bessere Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und die Umweltbelastung.<br />

TEXT: SANDRA DUSCH SILVA (CIR)<br />

Supermärkte setzen verstärkt auf Eigenmarken<br />

wie „Gut und Günstig“ (Edeka)<br />

oder „Ja!“ (Rewe). Zwei Drittel aller KundInnen<br />

kaufen ganz bewusst Eigenmarken,<br />

vor allem, weil sie preiswerter s<strong>in</strong>d <strong>als</strong> Markenprodukte.<br />

Der Umsatz im E<strong>in</strong>zelhandel<br />

mit Eigenmarken kletterte so auf über 40 Prozent.<br />

Die Supermärkte sparen sich bei ihren<br />

Eigenmarken meist aufwändige Werbung,<br />

profitieren von hohen Abnahmemengen und<br />

können auf bereits vorhandene Vertriebskanäle<br />

– sprich<br />

ihre eigenen<br />

Infodienst<br />

SUPPLY CHA!NGE<br />

NEUE<br />

KAMPAGNE<br />

SUPER-<br />

MÄRKTE<br />

Läden – zurückgreifen. Eigenmarken werden<br />

meist <strong>in</strong> Produktionsanlagen anderer Unternehmen<br />

hergestellt, die dort auch selbst oder<br />

für andere Marken produzieren. Damit s<strong>in</strong>d<br />

die Eigenmarken im Schnitt um 30 Prozent<br />

günstiger <strong>als</strong> Markenartikel – nicht nur <strong>in</strong><br />

wirtschaftlichen Krisenzeiten br<strong>in</strong>gt das konstanten<br />

KundInnenzuwachs. Zudem können<br />

sich die Supermärkte und Discounter mit ihren<br />

eigenen Marken von der harten Konkurrenz<br />

<strong>in</strong> ihrer Branche absetzen, so gibt es<br />

beispielsweise „Ja!“-Produkte<br />

nur bei Rewe. Dies<br />

><br />

GRAFIKEN: YOOL<br />

presente 2/2015 29


Infodienst<br />

SUPPLY CHA!NGE<br />

stärkt die KundInnenb<strong>in</strong>dung und fördert<br />

letztlich auch die Gew<strong>in</strong>ne.<br />

Vier Giganten beherrschen den<br />

Markt<br />

In Deutschland beherrschen die Supermarktketten<br />

Aldi, Edeka, Rewe und Lidl ganze 85<br />

Prozent des Marktes, Tendenz steigend. Edeka,<br />

die Marktführer<strong>in</strong> im deutschen Lebensmittele<strong>in</strong>zelhandel,<br />

übernahm <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren die Plus-Märkte der Tengelmann-Gruppe,<br />

Spar und den Netto-Marken-Discount.<br />

Beim Versuch, auch die Kaiser‘s-Filialen zu<br />

übernehmen, stoppte das Bundeskartellamt<br />

die Expansion, sonst hätte die Edeka-Gruppe<br />

<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Städten wie Berl<strong>in</strong> bis zur<br />

Hälfte aller Verkaufsflächen für Lebensmittel<br />

<strong>in</strong>ne gehabt.<br />

Preiskampf belastet Menschen<br />

und Umwelt<br />

Die zunehmende Marktkonzentration steigert<br />

die Verhandlungsmacht von Supermärkten<br />

bei ihren Eigenmarken. Der Gew<strong>in</strong>nanteil der<br />

LebensmittelproduzentInnen am Verkaufspreis<br />

hat dadurch <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

stark abgenommen. Vor allem kle<strong>in</strong>e ProduzentInnen<br />

können bei diesem enormen Preisund<br />

Verdrängungskampf kaum noch auf dem<br />

Markt bestehen. Unfaire Handelspraktiken<br />

heizen die Spirale nach unten weiter an: LieferantInnen<br />

werden verspätet bezahlt oder<br />

müssen sich verpflichten, Produkte wieder zurückzukaufen.<br />

ZuliefererInnen können oft nur<br />

bestehen, wenn sie den Druck ans schwächste<br />

Glied der Kette weiterreichen: Am Ende der<br />

Lieferkette werden Menschenrechte und Umweltstandards<br />

missachtet.<br />

Gegenw<strong>in</strong>d von<br />

SUPPLY CHA!NGE<br />

Wenn Supermärkte ihre Eigenmarken nachhaltiger<br />

produzieren würden, hätte dies e<strong>in</strong>en<br />

positiven Effekt auf die Umwelt und die<br />

Lebens- und Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen im globalen<br />

Süden. Doch die Realität ist e<strong>in</strong>e andere: Ausbeutung<br />

zum Dump<strong>in</strong>gpreis ist <strong>in</strong> den Fabriken<br />

und auf den Plantagen Alltag. Daher lanciert<br />

die CIR zusammen mit PartnerInnen aus ganz<br />

Europa und <strong>Mittelamerika</strong> die Kampagne<br />

„SUPPLY CHA!NGE – Make supermarkets<br />

fair“. Wir fordern europäische Supermarktketten<br />

auf, Verantwortung zu übernehmen<br />

für die Missstände <strong>in</strong> ihren Lieferketten. Sie<br />

sollen umgehend glaubwürdige Maßnahmen<br />

ergreifen, um die Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen und die<br />

Umweltbilanz entlang der Lieferkette zu verbessern.<br />

Ihre Stimme gegen<br />

Ausbeutung<br />

Ausbeutung zum Hungerlohn und gefährliche<br />

Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen gehören zum<br />

Alltag auf den Plantagen und <strong>in</strong> den Fabriken<br />

des globalen Südens. Viele der<br />

Lebensmittel <strong>in</strong> unseren Supermärkten<br />

werden unter erbärmlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

hergestellt. Auch die Umwelt leidet unter<br />

Raubbau und Chemikaliene<strong>in</strong>satz. Die<br />

großen Handelsketten h<strong>in</strong>gegen machen<br />

riesige Gew<strong>in</strong>ne. Dagegen wehren wir uns<br />

– die Supermärkte müssen endlich ihrer<br />

Verantwortung gerecht werden und dafür<br />

sorgen, dass ihre Eigenmarken fairer und<br />

ökologischer produziert werden!<br />

GEBEN SIE DER KAMPAGNE IHRE STIMME!<br />

BG<br />

CS<br />

www.supplycha<strong>in</strong>ge.org<br />

30 presente 2/2015<br />

Die Veröffentlichung des Infodienstes wurde mit Unterstützung der Europäischen Union DE<br />

ermöglicht. Für den Inhalt des Infodienstes ist alle<strong>in</strong> die CIR verantwortlich; der Inhalt kann<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise <strong>als</strong> Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.<br />

2015<br />

Europäisches Jahr<br />

für Entwicklung


Infodienst<br />

Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Diese Abraumhalde stellt die<br />

kolumbianische Geme<strong>in</strong>de El Haltillo<br />

<strong>in</strong> den Schatten des Kohlebergbaus.<br />

Ungezügelter Bergbau auf<br />

Kosten von Menschenrechten?<br />

CIR-Kampagne Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g setzt sich<br />

für grundlegenden Wandel e<strong>in</strong><br />

Wer sich gegen den Bergbau <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de wehrt, riskiert <strong>in</strong> manchen Regionen<br />

der Erde se<strong>in</strong> Leben. Das Europäische Parlament hat nun mit e<strong>in</strong>er Konfliktm<strong>in</strong>eralien-Verordnung<br />

e<strong>in</strong>en ersten wichtigen Schritt gegen Menschenrechtsverbrechen<br />

im Bergbau getan. Dieser Erfolg spornt uns an, uns weiter für die Rechte der vom<br />

Bergbau betroffenen Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>zusetzen! TEXT: CHRISTIAN WIMBERGER (CIR)<br />

FOTO: SEBASTIAN RÖTTERS (POWERSHIFT)<br />

Die Studie „Die dunkle Seite der Kohle“<br />

der niederländischen Organisation Pax<br />

spricht aus, was viele seit Langem vermuteten:<br />

Von 1996 bis 2006 unterstützten der<br />

US-amerikanische Konzern Drummond und<br />

das Unternehmen Prodeco – e<strong>in</strong>e Tochtergesellschaft<br />

des Schweizer Glencore-Konzerns<br />

– paramilitärische Gruppen <strong>in</strong> Kolumbien mit<br />

f<strong>in</strong>anziellen und logistischen Mitteln. Beide<br />

Konzerne bauen Ste<strong>in</strong>kohle <strong>in</strong> der Region<br />

Cesar ab, wo der Terror der Paramilitärs e<strong>in</strong>e<br />

schreckliche Bilanz h<strong>in</strong>terlässt: Sie haben über<br />

3.000 Menschen ermordet und circa 55.000<br />

Menschen aus ihren Dörfern vertrieben.<br />

Deutsche Energiekonzerne wie RWE, Vattenfall<br />

oder STEAG beziehen weiterh<strong>in</strong> massenhaft<br />

Kohle von beiden Konzernen – ungeachtet<br />

der immer noch widrigen Menschenrechts-Situation<br />

vor Ort.<br />

Drei Viertel aller 2014 ermordeten Landrechts-<br />

und UmweltaktivistInnen, die sich gegen<br />

Bergbau und andere Großprojekte zur<br />

Wehr gesetzt hatten, kamen aus Late<strong>in</strong>amerika.<br />

Das geht aus der kürzlich veröffentlichten<br />

Studie „Wie viele noch?“ der Organisation Global<br />

Witness hervor. Von der systematischen<br />

presente 2/2015 31


Infodienst<br />

Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Verfolgung durch private und staatliche Sicherheitskräfte<br />

profitieren <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

Bergbaukonzerne und die Industrie <strong>in</strong> Europa.<br />

Konfliktm<strong>in</strong>eralien<br />

In Ländern wie im Kongo oder Kolumbien<br />

stellt der Handel mit metallischen Rohstoffen<br />

außerdem e<strong>in</strong>e sichere E<strong>in</strong>nahmequelle für illegal<br />

bewaffnete Gruppen dar, die gravierende<br />

Menschenrechtsverbrechen an der Zivilbevölkerung<br />

verüben. Menschen im globalen Süden<br />

sowie nationale und <strong>in</strong>ternationale NGOs<br />

haben sich deshalb für e<strong>in</strong>e starke Konfliktm<strong>in</strong>eralien-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong>gesetzt – mit Erfolg!<br />

In Zukunft werden Unternehmen, die Wolfram,<br />

Tantal, Z<strong>in</strong>n und Gold <strong>als</strong> unverarbeitete<br />

Metalle oder <strong>in</strong> Form von fertigen Produkten<br />

importieren, nachweisen müssen, dass <strong>in</strong> der<br />

Lieferkette ke<strong>in</strong>e bewaffneten Gruppen beteiligt<br />

waren.<br />

Diese Errungenschaft ist nicht zuletzt auf<br />

das Engagement der kritischen Zivilgesellschaft<br />

zurückzuführen, die <strong>in</strong> den letzten<br />

Monaten unermüdlich Druck auf die Abgeordneten<br />

des EU-Parlamentes ausgeübt hat.<br />

Langfristig müssen die <strong>politischen</strong> EntscheidungsträgerInnen<br />

aber e<strong>in</strong>gestehen, dass die<br />

Rebellengruppen nicht die e<strong>in</strong>zigen s<strong>in</strong>d, die<br />

Menschenrechtsverbrechen begehen. Die<br />

Studien von Pax und Global Witness verdeutlichen,<br />

dass transnationale Bergbaukonzerne<br />

oft direkt <strong>in</strong> gewaltsamen Übergriffen gegen<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong>volviert s<strong>in</strong>d. Daher lancieren<br />

wir im Oktober e<strong>in</strong>e europaweite Petition, <strong>in</strong><br />

der wir wirksame Gesetzesschritte zu menschenrechtlichen<br />

Sorgfaltspflichten und Haftung<br />

von Unternehmen für ihre Lieferketten<br />

fordern.<br />

Kampagnenaktivitäten 2015<br />

Außerdem planen wir im Rahmen der europaweiten<br />

Kampagne „Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g“, an<br />

der sich 12 europäische PartnerInnen und die<br />

Organisation CRIPDES aus El Salvador beteiligen,<br />

weitere Aktionen:<br />

Von 19.-25. Oktober: Bundesweite Aktionswoche<br />

zu schwerwiegenden Folgen des<br />

Rohstoffabbaus. Dort berichtet e<strong>in</strong> Gast aus<br />

dem globalen Süden über den rücksichtslosen<br />

Rohstoffabbau.<br />

Von 24.-27. September: Internationales<br />

MultiplikatorInnen-Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Bukarest<br />

über den Widerstand von Geme<strong>in</strong>den gegen<br />

den Goldabbau.<br />

Wenn Sie <strong>als</strong> lokale Gruppe vor Ort e<strong>in</strong>e<br />

Aktion machen möchten oder an der Rundreise<br />

unseres Südgastes und den Materialien<br />

<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d, melden Sie sich bitte unter<br />

cir@ci-romero.de.<br />

„Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ <strong>in</strong> El Salvador<br />

Die CIR-Partnerorganisation CRIPDES kämpft<br />

<strong>in</strong> El Salvador geme<strong>in</strong>sam mit den lokalen<br />

Geme<strong>in</strong>den für e<strong>in</strong> Anti-Bergbaugesetz und für e<strong>in</strong><br />

Leben <strong>in</strong> Würde und im E<strong>in</strong>klang mit der Natur.<br />

Bitte unterstützen Sie CRIPDES<br />

bei dieser wichtigen <strong>politischen</strong> Arbeit!<br />

Stichwort »CRIPDES «<br />

BG<br />

CS<br />

FOTO: CRIPDES<br />

32 presente 2/2015<br />

Die Veröffentlichung des Infodienstes wurde mit Unterstützung der Europäischen Union DE<br />

ermöglicht. Für den Inhalt des Infodienstes ist alle<strong>in</strong> die CIR verantwortlich; der Inhalt kann<br />

<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise <strong>als</strong> Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.<br />

2015<br />

Europäisches Jahr<br />

für Entwicklung


Infodienst<br />

Fit for fair<br />

Foulspiel <strong>in</strong> der<br />

Sportbekleidungsproduktion<br />

Arbeitsrechte im Abseits<br />

Jogg<strong>in</strong>ghose, Turnschuhe und Fußbälle entstehen fast immer unter widrigen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen<br />

– genauso wie andere Kleidungsstücke. Die HerstellerInnen kümmern sich<br />

bisher wenig darum, wie es den ArbeiterInnen <strong>in</strong> ihren Zulieferfabriken geht. Aber was<br />

können wir <strong>als</strong> KundInnen tun? Fit for fair hat e<strong>in</strong>e Idee. TEXT: KIRSTEN CLODIUS (CIR)<br />

Unsere Sportmarken, egal wie teuer, s<strong>in</strong>d<br />

nicht fairer <strong>als</strong> andere Modemarken.<br />

Auch sie wollen immer mehr Gew<strong>in</strong>n erzielen,<br />

je höher desto besser. Fairness zählt <strong>in</strong> der<br />

Produktion wenig! Fast überall dort, wo<br />

Sportartikel produziert werden, kommt es jeden<br />

Tag zu Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen.<br />

Die meisten Sportartikel werden <strong>in</strong><br />

Asien produziert, aber Puma und Adidas lassen<br />

zum Beispiel auch <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong> für<br />

sich nähen. Sportmarken machen jährlich<br />

Millionengew<strong>in</strong>ne, während die vorwiegend<br />

weiblichen NäherInnen alltäglich unter den<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und dem enormen Arbeitsdruck<br />

<strong>in</strong> der Fabrik leiden. Gewerkschaftliche Organisierung<br />

wird im Keim erstickt. Die ArbeiterInnen<br />

schuften oft <strong>in</strong> erzwungenen Überstunden<br />

sieben Tage die Woche und können<br />

von ihrem Hungerlohn kaum leben.<br />

Besser <strong>als</strong> Boykott<br />

In unserem Projekt des Globalen Lernens „Fit<br />

for fair“ entwickeln wir unter anderem Informations-<br />

und Mitmach-Materialien. Zum<br />

Beispiel gibt es e<strong>in</strong>e neue Aktionskarte für<br />

kritische KonsumentInnen: „Ich möchte die<br />

ganze Rechnung sehen!“ E<strong>in</strong> Boykott der<br />

Marken würde den ArbeiterInnen nicht helfen.<br />

Setzen Sie daher e<strong>in</strong> Zeichen für existenz-<br />

sichernde Löhne direkt nach Ihrem E<strong>in</strong>kauf<br />

und schicken Sie e<strong>in</strong>e Karte zurück an die Firma<br />

und fordern Sie diese dazu auf, den NäherInnen<br />

existenzsichernde Löhne zu zahlen.<br />

Wenn Sie möchten, tackern Sie den Bon Ihres<br />

letzten E<strong>in</strong>kaufs mit an die Karte.<br />

Unser Faltblatt „Fit for fair für SportlerInnen<br />

und Vere<strong>in</strong>e“ gibt e<strong>in</strong>e erste Orientierung<br />

im Labeldschungel von Sportkleidung und<br />

-artikeln. Es stellt vier empfehlenswerte Labels<br />

vor, die nach den drei Kriterien Ökologie, Soziales<br />

und Transparenz aufgeschlüsselt und bewertet<br />

werden. Außerdem gibt es konkrete<br />

E<strong>in</strong>kaufs-Tipps für faire Sportartikel.<br />

Neues „Fit for fair“ Memo-Spiel<br />

Das Memo-Spiel „Fit for fair“ mit zwölf<br />

Fotopaaren soll dazu anregen, sich visuell<br />

mit dem Thema Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

zu beschäftigen und so das Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

das ungerechte Verhältnis <strong>in</strong> der weltweiten<br />

Produktion unserer Kleidung zu schärfen. Es<br />

eignet sich <strong>als</strong> spielerisches Element <strong>in</strong> der<br />

Bildungsarbeit – ganz im S<strong>in</strong>ne des Globalen<br />

Lernens – zum E<strong>in</strong>stieg oder Ausklang<br />

e<strong>in</strong>es Workshops, im Unterricht, auf Klassenfahrt<br />

oder e<strong>in</strong>fach <strong>als</strong> Gedächtnistra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

mit FreundInnen und Familie.<br />

FOTO: UNCLESAM, FRANZ PFLUEGL, WILL BAXTER, MONTAGE: HORST MÜLLER<br />

Die Veröffentlichung des Infodienstes wurde mit Unterstützung der Europäischen Union ermöglicht.<br />

Für den Inhalt dieser Veröffentlichung ist alle<strong>in</strong> die CIR verantwortlich; der Inhalt kann <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise<br />

<strong>als</strong> Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.<br />

presente 2/2015 33


Über uns<br />

Neue Journalismus- Energie<br />

im CIR- Team!<br />

Peter Knobloch hat Politologie<br />

und Kommunikationswissenschaften<br />

<strong>in</strong> Münster und im rumänischen<br />

Cluj studiert.<br />

Als freier Journalist hat er<br />

vor allem über Politik und<br />

Gesellschaft <strong>in</strong> Mittelosteuropa<br />

geschrieben,<br />

so etwa über die Anti-Frack<strong>in</strong>g-Bewegung<br />

<strong>in</strong> Rumänien. Er unterstützt die CIR bei der<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong> den EU-<br />

Kampagnen „Stop Mad M<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ und „SUPPLY<br />

CHA!NGE“.<br />

Isabell Ullrich unterstützt<br />

das CIR Team seit<br />

Mai 2015, zum Beispiel<br />

bei der Herausgabe dieser<br />

Zeitschrift. Sie vertritt<br />

die Presse- und Öffentlichkeitsreferent<strong>in</strong><br />

Joana<br />

E<strong>in</strong>k, die erst e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong><br />

Elternzeit geht. Die studierte<br />

Medienwissenschaftler<strong>in</strong> hat zuvor <strong>als</strong><br />

Journalist<strong>in</strong> gearbeitet, war dafür viel auf Reisen<br />

und hat auch schon die Öffentlichkeitsarbeit<br />

des Wuppertaler Centre on Susta<strong>in</strong>able<br />

Consumption and Production geleitet.<br />

IN EIGENER SACHE<br />

Unser Computer ist so programmiert, dass Spendenquittungen alle drei Monate ausgestellt werden. Sollten Sie 14 Tage nach<br />

Quart<strong>als</strong>ende trotzdem nichts von uns gehört haben, melden Sie sich bitte bei uns. Unsere Verwaltungsarbeit wird erleichtert, wenn<br />

Sie Ihren Namen, Ihre Anschrift und den Verwendungszweck Ihrer Spende deutlich angeben. E<strong>in</strong>e weitere Erleichterung ist die Ausstellung<br />

von E<strong>in</strong>zugsermächtigungen bei DauerspenderInnen. Füllen Sie e<strong>in</strong>fach dieses Formular aus und senden Sie es uns zu.<br />

E<strong>in</strong>zugsermächtigung<br />

Ich unterstütze die Arbeit der CIR mit e<strong>in</strong>em Beitrag<br />

von<br />

Euro<br />

e<strong>in</strong>malig<br />

monatlich<br />

1/4 jährlich 1/2 jährlich jährlich<br />

bis auf Widerruf beg<strong>in</strong>nend am<br />

Verwendungszweck:<br />

Projektarbeit<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Projekt-/Öff.-Arbeit Fördermitgliedschaft<br />

Hiermit ermächtige ich die Christliche Initiative<br />

Romero e.V., den Betrag von me<strong>in</strong>em Konto durch<br />

Lastschrift e<strong>in</strong>zuziehen. Wenn me<strong>in</strong> Konto nicht<br />

ausreichend gedeckt ist, ist me<strong>in</strong> Geld<strong>in</strong>stitut nicht<br />

verpflichtet, den Betrag e<strong>in</strong>zulösen.<br />

Name, Vorname<br />

Strasse, Nr.<br />

IBAN / Konto-Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

BIC / BLZ<br />

E-Mail<br />

Bank<br />

Datum, Unterschrift


BESTELLSCHEIN Alle angegebenen Preise zzgl. Versandkostenpauschale.<br />

Porto und Verpackung werden zusätzlich berechnet. Bei Bestellung von Plakaten bitte vermerken, ob wir sie gefaltet oder <strong>in</strong> der<br />

Rolle zuschicken sollen. Beachten Sie bitte, dass aus Platzgründen nicht alle Titel, die wir im Versand führen, <strong>in</strong> unserer presente<br />

erwähnt werden. Das vollständige Verzeichnis unserer Materialien f<strong>in</strong>den Sie unter www.ci-romero.de/bestellen/.<br />

Christliche Initiative Romero Euro Expl.<br />

RomeroZeitung 2015 – anlässlich der<br />

Seligsprechung Romeros<br />

Faltblatt: Die Romero-Stiftung – Den Armen<br />

e<strong>in</strong>e Stimme geben<br />

Werkmappe Romero: F<strong>als</strong>che Propheten<br />

gibt es genug<br />

Flyer: Maquila-Solidaritätsfonds<br />

Faltblatt: CIR-Fördermitgliedschaft<br />

CIR-Postkarte: E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

Öko-soziale öffentliche Beschaffung/ CorA<br />

Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Stadt?<br />

Aktionszeitung<br />

Protestpostkarte<br />

gegen<br />

Porto<br />

4,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

gegen<br />

Porto<br />

Kampagnenleitfaden 4,00<br />

Großer FAIRNESS-Check – zum Übergeben an<br />

Kommunen (Bestellbar ab Anfang April)<br />

Informationsbroschüre: Quo Vadis,<br />

Beschaffung? E<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme der<br />

sozialverantwortlichen öffentlichen Beschaffung<br />

Öko-sozialer kirchlicher E<strong>in</strong>kauf<br />

Aktionspostkarte: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e<br />

Geme<strong>in</strong>de? Der Fairness-Check!<br />

Werkmappe: Wie fair kauft me<strong>in</strong>e Kirche?<br />

E<strong>in</strong> Leitfaden zum ethischen Konsum <strong>in</strong> den Kirchengeme<strong>in</strong>den<br />

und kirchlichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

Kampagne „FrauenStimmen gegen Gewalt“<br />

DVD: „Jetzt habe ich e<strong>in</strong>e Stimme!“ Frauenorganisationen<br />

<strong>in</strong> Nicaragua (5 Kurzdokumentationen)<br />

spanisch deutsch<br />

Ethischer Konsum<br />

Postkarte: Food Vision Photo Contest<br />

Aktionsmaterial und KundInnenkarte:<br />

Tricksen Tarnen Täuschen<br />

Aktionszeitung: Raus aus der Konsumfalle<br />

Werkmappe: Kaufwahn oder<br />

Konsumieren mit S<strong>in</strong>n?<br />

Ratgeber: WearFair – E<strong>in</strong> Wegweiser durch den<br />

Label-Dschungel bei Textilien, Taschenformat<br />

7-teilige Plakatserie zum Thema Ausbeutung<br />

<strong>in</strong> der Bekleidungs- und Orangensaftherstellung<br />

E<strong>in</strong>zelplakat 5 Euro, gesamte Serie 20 Euro<br />

gegen<br />

Porto<br />

2,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

3,00<br />

6,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

5,00<br />

1,00<br />

20,00<br />

5,00<br />

Ausgepresst! Orangensaft-Produktion im Fokus<br />

Studie: Im Visier: Orangensaft bei<br />

5,00<br />

Edeka, Rewe, Lidl, Aldi und Co.<br />

Aktionszeitung: Ausgepresst! Orangensaft im<br />

Fokus von der Plantage bis zum Supermarkt<br />

beiliegend<br />

beiliegend<br />

gegen<br />

Porto<br />

DVD: Ausgepresst! 6,00<br />

Kampagne für Saubere Kleidung Euro Expl.<br />

Spiel: Fit for fair - Foto-Memospiel<br />

zum Thema Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

10,00<br />

Foto-Posterserie zur Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie:<br />

„Nach St(r)ich und Faden“ (6 Poster)<br />

15,00<br />

Faltblatt: Fit for fair für<br />

SportlerInnen und Vere<strong>in</strong>e<br />

Werkmappe: Fit for fair Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der<br />

weltweiten Sportbekleidungsproduktion<br />

Aktionskarte für kritische KonsumentInnen:<br />

„Ich möchte die ganze Rechnung sehen!“<br />

Aktionsflyer: Made <strong>in</strong> Hell<br />

Ausbeutung zu Dump<strong>in</strong>gpreisen<br />

Prospektpersiflage KiK ALDI<br />

Was h<strong>in</strong>ter den Schnäppchen steckt<br />

Werkmappe: Im Visier: Hungerlöhne<br />

Warum weltweit Menschen von ihrer Arbeit nicht<br />

würdig leben können<br />

Brennpunkt: Weltmarktfabriken <strong>in</strong> <strong>Mittelamerika</strong>.<br />

H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen zur weltweiten<br />

Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie<br />

Werkmappe: Mode ohne Würde: Ausbeutung<br />

<strong>in</strong> der weltweiten Bekleidungs<strong>in</strong>dustrie.<br />

Informationen, Strategien, Aktionen<br />

Studie: Im Visier: Discounter<br />

Studie über Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen bei Zulieferern<br />

von Aldi, Lidl und KiK <strong>in</strong> Bangladesch<br />

DVD: Nähen für den Weltmarkt<br />

Zwei Filme plus Diareihe<br />

DVD: Kleider machen Leute<br />

Jeweils 10-m<strong>in</strong>ütige Fernsehbeiträge<br />

Kaffee-Kampagne<br />

Bitte schicken Sie mir<br />

den E-Mail-Newsletter<br />

der CIR zu.<br />

NEU!<br />

beiliegend<br />

beiliegend<br />

gegen<br />

Porto<br />

5,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

3,00<br />

gegen<br />

Porto<br />

5,00<br />

5,00<br />

6,00<br />

6,00<br />

Werkmappe: Billiger Kaffee macht arm 6,00<br />

DVD: Kaffee, der schmecken sollte 6,00<br />

Literatur und Geschenkideen<br />

Freundschaftsbändchen<br />

(ab 30 Stück á 1,30, ab 100 Stück á 1,00 )<br />

1,50<br />

Geknüpfte Fadenkreuze El Salvador<br />

(ab 100 Stück á 0,60)<br />

0,80<br />

Bunte Holzkreuze mit biblischen Motiven, von Kooperativen<br />

der Basisgeme<strong>in</strong>den El Salvadors, (versch. Größen)<br />

3 cm (Anhänger) 3,00<br />

13 cm 8,00<br />

20 cm 10,00<br />

29 cm 13,00<br />

Name/Organisation<br />

Strasse, Nr.<br />

PLZ/Ort<br />

Tel./Fax<br />

Datum, Unterschrift<br />

E-Mail<br />

Christliche Initiative Romero<br />

Breul 23, 48143 Münster<br />

Telefon 0251 - 89 503<br />

Fax 0251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de<br />

www.ci-romero.de<br />

DKM Darlehnskasse Münster<br />

IBAN: DE67 4006 0265 0003 1122 00<br />

BIC: GENODEM1DKM<br />

BLZ: 400 602 65<br />

KTO: 3 11 22 00


Zeig uns De<strong>in</strong>e Vision…<br />

… von fairen und ökologischen Lebensmitteln bis zum<br />

31. Juli 2015 auf www.supplycha<strong>in</strong>ge.org<br />

UNTERSTÜTZT<br />

VON<br />

FOTOMONTAGE: HASSAAN HAKIM (YOOL)<br />

In unserem <strong>in</strong>ternationalen Fotowettbewerb schlagen<br />

wir den Bogen vom Titelthema dieser Zeitschrift<br />

zu uns im globalen Norden. Denn im Rahmen<br />

unserer neuen Kampagne SUPPLY CHA!NGE<br />

gehen wir die Verstrickungen unserer globalisierten<br />

Welt direkt bei uns vor der Haustür an: beim E<strong>in</strong>kaufen<br />

im Supermarkt.<br />

Wir alle lieben gutes Essen! Unsere Supermärkte<br />

bieten e<strong>in</strong>e riesige Auswahl an Lebensmitteln zu immer<br />

niedrigeren Preisen. Die Kehrseite dieses sche<strong>in</strong>baren<br />

Konsumparadieses: Menschen im globalen<br />

Süden und <strong>in</strong> Europa, die unsere Nahrungsmittel anbauen<br />

oder verarbeiten, können oft kaum davon leben.<br />

Zudem werden viele Produkte auf umweltschädliche<br />

Weise hergestellt: Weltweit werden stündlich<br />

269 Tonnen Pestizide e<strong>in</strong>gesetzt! Und dass Erdbeeren<br />

und andere saisonale Erzeugnisse aus Übersee importiert<br />

werden, damit wir sie das ganze Jahr über zur<br />

Verfügung haben, daran haben wir uns auch schon<br />

irgendwie gewöhnt…<br />

E<strong>in</strong>s ist klar: So funktioniert das nicht! Bleibt nur die<br />

Frage: Wie kann es besser gehen?<br />

Das wollen wir von Dir wissen! Zeig uns De<strong>in</strong>e Vision<br />

von faireren und ökologischeren Lebensmitteln!<br />

Mach e<strong>in</strong> Foto und lade es noch bis zum 31. Juli 2015<br />

auf unserer neuen Kampagnenwebseite hoch! Oder<br />

Du möchtest e<strong>in</strong>fach Ideen und Anregungen sammeln,<br />

wie Du Dich nachhaltiger ernähren kannst und<br />

bist gespannt darauf, wie das Thema von anderen<br />

TeilnehmerInnen künstlerisch umgesetzt wird? Bis<br />

zum 15. August 2015 kannst Du alle Wettbewerbsbeiträge<br />

<strong>in</strong> der Galerie besichtigen und sie per onl<strong>in</strong>e<br />

Abstimmung unterstützen. Die 20 Bilder mit der<br />

größten Fangeme<strong>in</strong>de kommen <strong>in</strong>s F<strong>in</strong>ale vor e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternationale<br />

Jury aus prom<strong>in</strong>enten FürsprecherInnen<br />

für ethischen und nachhaltigen Konsum. Die Jury bestimmt<br />

den/die Gew<strong>in</strong>nerIn des Wettbewerbs. Der<br />

erste Preis ist e<strong>in</strong> Wochenendtrip für zwei Personen<br />

zur EXPO2015 nach Mailand. Die spannendsten Bilder<br />

werden zusätzlich ab Mitte Oktober <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er europaweiten<br />

Fotoausstellung zu sehen se<strong>in</strong>.<br />

Stell De<strong>in</strong> Foto onl<strong>in</strong>e unter: www.supplycha<strong>in</strong>ge.<br />

org. Dort f<strong>in</strong>dest Du auch Anregungen, wie De<strong>in</strong><br />

Wettbewerbsbeitrag aussehen könnte, sowie weitere<br />

Informationen zu unserer Jury, der Ausstellung und<br />

anderen Aktionen.<br />

PS: Wir haben dieser Ausgabe der presente e<strong>in</strong>e<br />

Postkarte beigelegt, mit der Du Familie, FreundInnen<br />

und Bekannte auf den Wettbewerb aufmerksam machen<br />

kannst. Weitere Exemplare der Postkarte können<br />

bei uns bestellt werden (siehe Bestellsche<strong>in</strong> auf<br />

der vorletzten Seite).<br />

E<strong>in</strong>e Stimme für Gerechtigkeit<br />

Breul 23 D - 48143 Münster<br />

Tel. + 49 251 - 89 503 Fax + 49 251 - 82 541<br />

cir@ci-romero.de www.ci-romero.de<br />

Scannen Sie mit<br />

dem Smartphone<br />

den Barcode e<strong>in</strong><br />

und Sie kommen<br />

direkt auf die<br />

Webseite der CIR.

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