Freie Werkstatt_10_2015_lowres
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Aktuell<br />
Markenbesitz<br />
Aktuelle Entwicklungen in unserem deutschen Reparaturmarkt<br />
treiben seltsame Blüten. Großhändler, die<br />
jahrzehntelang um die Kunden aus Einzelhandel und<br />
<strong>Werkstatt</strong> gerungen haben, kaufen sich nun in den<br />
Wettbewerber ein. So bündeln Stahlgruber und PV<br />
Automotive gemeinsam einen Umsatz in Verschleißund<br />
Fahrzeugteile, <strong>Werkstatt</strong>ausrüstung etc. von<br />
knapp 1,5 Milliarden Euro.<br />
Manfred Kaufhold,<br />
GF Mister A.T.Z.-Marketing GmbH<br />
Erstaunlicherweise wurde dieser Deal ohne große Wettbewerbsauflagen<br />
genehmigt. Die Auswirkungen sind nicht nur<br />
national, sondern auch international: Es gibt eine Verschiebung<br />
in den Reihen der europaweit aktiven Großhandels-Kooperation.<br />
In die Temot International hat sich durch die Übernahme<br />
von PV der ATR-Gesellschafter Stahlgruber eingekauft.<br />
Als sich die Familie Trost und deren Gesellschafter entschlossen<br />
hatten, ihr Familienunternehmen zu verkaufen, entwickelte sich<br />
ein wahres Rennen um Trost. Aus Europa und sogar aus den USA<br />
lagen angeblich Übernahmeangebote vor. Während der Verkaufsverhandlungen<br />
mit WM SE (bisher ATR), die sich seit fast drei<br />
Jahren hinziehen, wurde viel spekuliert und gerätselt, ob der Verkauf<br />
der Geschäftsanteile der Trost SE an die WM SE einen Austritt<br />
der Temot notwendig macht oder nicht.<br />
In diese Übernahme mischte sich sehr stark die Wettbewerbsbehörde<br />
aus Berlin ein. Die WM SE musste weitgehende, unbequeme<br />
Zugeständnisse machen, um grünes Licht für die Übernahme<br />
zu erhalten. Auch hier addiert sich der Umsatz auf 1,6 Mrd. €.<br />
Die wichtigsten Hürden im Einzelnen:<br />
Verkauf einzelner WM und Trost Niederlassungen sowie Austritt<br />
aus der ATR und damit Aufgabe der seit Jahren erfolgreich umgesetzten<br />
<strong>Werkstatt</strong>-Systemmarken meisterhaft, AC-Check und<br />
Autopartner.<br />
Diese Systemmarken hat WM SE ab Januar 2016 nicht mehr im Programm.<br />
Der letzt genannte Punkt, Besitz und mögliche Kündigung und<br />
Aufgabe der Systemmarken, betrifft nicht nur die WM SE, sondern<br />
auch Sie bzw. Ihre Systemwerkstatt. Dazu stand und steht bei uns<br />
das Telefon nicht still. Meisterkollegen befürchten, dass dies bei<br />
ihrem System auch passieren kann. Die häufigsten Fragen und<br />
Reaktionen haben wir hier für Sie aufgeführt:<br />
• Was raten Sie, wenn meine Systemmarke durch Verkauf oder Kauf<br />
in fremde Hände übergeht?<br />
• Wer übernimmt die Kosten für die Änderung unserer Signalisation?<br />
Und wer die Kosten für die Geschäftspapiere? Briefpapier,<br />
Garantieurkunden, Werbung an den <strong>Werkstatt</strong>ersatzwagen etc.<br />
– alles muss geändert werden.<br />
• Was ist denn für uns noch eine Marke wert, die wir stark gemacht<br />
haben, aber die wir nicht besitzen? Haben wir kein Mitspracherecht?<br />
Sollen wir überhaupt noch mit einer Systemmarke werben,<br />
die uns nicht gehört?<br />
• Ich brauche die Unterstützung, Schulung und Beratung durch<br />
meinen Großhändler. Mit der Marke signalisiere ich nur, weil die<br />
Zusammenarbeit mit meinem Großhändler gut funktioniert und<br />
dies schon über Generationen. Meine Unterstützung in Rechtsfragen<br />
Werbung, Garantieangebote etc. kann ich auch bei ihm direkt<br />
erhalten. Dafür brauche ich keine Systemzentrale.<br />
• Ich nutze nur einen Teil der Angebote aus meiner Systemzentrale.<br />
Viele Angebote benötige ich nicht oder will ich nicht einsetzen. Die<br />
Kosten sind mir zusätzlich zu der Systemgebühr von knapp 1.000<br />
Euro im Jahr zu hoch.<br />
• Fest steht: Wir werden weiterhin bei unserem Großhändler kaufen,<br />
dies tun wir schon in der 2. Generation. Wir nehmen jedoch zum<br />
Vertragsende unsere Systemmarke ab und signalisieren mit unserem<br />
eigenen Namen, der lokal bekannt und stark ist.<br />
Antworten auf die meisten dieser Fragen werden und müssen<br />
Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Vorzugs-Großhändler finden.<br />
Dass Ihr Name lokal bekannt und die stärkste Marke ist, bleibt unbestritten.<br />
Darum haben auch die Systemzentralen immer Ihren<br />
Namen in die Signalisation mit eingebaut. Werben Sie lokal mit<br />
Ihrem guten Namen und bundesweit mit der Systemmarke, die<br />
zeigt, dass Sie einer starken Gemeinschaft angehören.<br />
Alles andere wäre Franchising. Das ist weit entfernt von einer<br />
inhabergeführten Kfz-<strong>Werkstatt</strong> mit weisungsgebundenen Angeboten,<br />
Unterstützung im Einkauf, bei der Präsentation etc. (Pit-<br />
Stop lässt grüßen.)<br />
Fakt ist: Eine Systemmarke alleine macht noch keine Rendite. Sie<br />
signalisiert dem Autofahrer, dass Sie mit Ihrem System, als Fachwerkstatt<br />
in einem großen Verbund die notwendige Unterstützung,<br />
Schulung, Beratung etc. erhalten.<br />
Das ist natürlich abhängig von der Leistungsfähigkeit der Systemzentrale.<br />
Sie müssen sich also fragen: Bietet mir mein Großhandel<br />
das, was ich hier benötige?<br />
Ihr Manfred Kaufhold<br />
FREIE WERKSTATT <strong>10</strong> - <strong>2015</strong> 5