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Energieeffizienz<br />

Energieeffizienz<br />

Titelbild: © istockphoto.com<br />

Energieeffizienz – ein neuer Markt<br />

für Energieversorger & Dienstleister<br />

2008 wurde von der Europäischen Union mit den 20/20/20-Zielen eine Steigerung der Effizienz<br />

beim Energieverbrauch beschlossen. Bis zum Jahr 2020 soll neben 20% weniger Treihausgasemissionen<br />

und 20% erneuerbarer Energie die Effizienz um 20% gegenüber der Prognose für das Jahr<br />

erhöht werden. Seitdem tun sich Politik und Wirtschaft schwer, diesen Fortschritt zu messen. Die<br />

fehlende Greifbarkeit erklärt, warum die Steigerung der Effizienz bisher als einziges der drei gesetzten<br />

Klimaziele den Vorgaben hinterherhinkt. Allerdings wächst mit fortschreitender Zeit der Handlungsdruck<br />

und bei weiter steigenden Energiepreisen auch das Bedürfnis der Kunden nach einem<br />

effizienteren Energieeinsatz. Entsprechend vergrößert sich dieser Markt mit sehr unterschiedlichen<br />

Produkten und Dienstleistungen zunehmend.<br />

Zunächst ist es wichtig zwischen Energieeffizienz und<br />

Energieeinsparung zu unterscheiden. Der Ersatz einer<br />

Glühlampe durch eine Leuchtdiode (LED) steigert die<br />

Energieeffizienz und spart gleichzeitig Energie. Das Abschalten<br />

von Geräten spart ebenso Energie ein, allerdings<br />

wird sie hier nicht effizient(er) eingesetzt. Bei der Energieeffizienz<br />

wird ein Ziel oder ein Ergebnis betrachtet,<br />

z.B. ein erhellter Raum oder eine gewaschene Ladung<br />

Wäsche. Dabei ist entscheidend, wie viel oder, besser<br />

gesagt, wie wenig Energie zur Erreichung dieses Ziels<br />

benötigt wird. Je kleiner die eingesetzte Energiemenge,<br />

desto effizienter wird ein Ergebnis erreicht.<br />

Schwierig wird die Übertragung auf andere Bereiche der<br />

Energieversorgung. Die Unterscheidung, ob ein Kunde<br />

weniger Strom verbraucht, weil er diese einspart oder<br />

seine Energieeffizienz steigert, ist mit heutigen Methoden,<br />

vor allem durch eine einzelne Jahresablesung bei<br />

SLP-Kunden, nicht machbar. Leichter fällt die Beurteilung<br />

im Wärmebereich. Ein geringerer Verbrauch von Gas als<br />

Primärenergieträger lässt sich bei vergleichbaren Außenbedingungen<br />

und Nutzung meist auf eine effizientere<br />

Heizungsanlage und/oder eine verbesserte Isolierung des<br />

Gebäudes zurückführen.<br />

Strittig ist, ob eine Lastverschiebung als Effizienzsteigerung<br />

gewertet werden kann. Obwohl der Energieverbrauch<br />

dabei selten reduziert wird, entstehen für den<br />

Kunden durch die Verschiebung des Verbrauchs in eine<br />

günstigere Tarifphase geringere Kosten. Da diese Phasen<br />

in Deutschland fast immer mit hohen Einspeisungen von<br />

erneuerbarer Energie übereinstimmen, ist durchaus eine<br />

Einsparung von fossilen Primärenergieträgern wie Kohle,<br />

Gas oder Öl möglich, obwohl nicht weniger Endenergie<br />

verbraucht wurde. An diesem Beispiel kann die Schwierigkeit<br />

der Effizienzbewertung gezeigt werden, da mit<br />

den Kosten für den Kunden, dem Primärenergieträger<br />

und dem Endenergieverbrauch bereits drei verschiedene<br />

Bezugssysteme aufgezeigt werden.<br />

Die größte Hürde besteht bei der Energieeffizienz meist<br />

darin, dass eine große Investition heute getätigt werden<br />

muss, die in der Zukunft zu Einsparungen führen soll.<br />

Dieses Investitionskapital muss zunächst zur Verfügung<br />

stehen und später auch sicher erwirtschaftet werden<br />

können. In Zeiten von niedrigen Zinsen und hohen Energiepreisen<br />

ist die Gelegenheit, jetzt in den Energieeffizienzmarkt<br />

einzusteigen, für Kunden und für Anbieter<br />

daher günstig.<br />

Dabei liegen die größten Chancen eines Energieversorgers<br />

oder eines Dienstleisters neben der langfristigen<br />

Kundenbindung und Neukundengewinnung vor allem in<br />

der Positionierung auf einem Zukunftsmarkt, in dem es<br />

vielfältige Absatzmöglichkeiten gibt. Es sind Unterschiede<br />

zwischen den Angeboten für Privatkunden und Geschäftskunden<br />

erkennbar. Privatkunden verbinden die<br />

Steigerung ihrer Energieeffizienz direkt mit den zu zahlenden<br />

Energiekosten. Einer Kosteneinsparung ohne Verhaltensveränderung,<br />

also einer Steigerung der Kosteneffizienz,<br />

werden sicherlich viele Kunden zustimmen. In<br />

diesem Bereich lässt sich mit Information und Beratung<br />

bereits viel erreichen. Gleichzeitig kann über entsprechende<br />

Aufklärung falsches Verhalten, z.B. beim Lüften,<br />

in Zukunft verhindert und Energie eingespart werden.<br />

Die Steuerung von Elektrogeräten, die Erneuerung der<br />

Heizungsanlage oder die Dämmung von Wohngebäuden<br />

sind einige Beispiele, bei denen die Kunden unterstützt<br />

werden können. Bei der energieeffizienten Gebäudesanierung<br />

sind staatliche Zuschüsse nicht außer Acht zu<br />

lassen. Durch die Vermittlung von Zuschüssen und Handwerkern<br />

und die Bereitstellung von Krediten kann den<br />

Privatkunden auf dem Energieeffizienzmarkt eine breite<br />

Produktpalette angeboten werden, von einer telefonischen<br />

Beratung bis hin zur kompletten Gebäudesanierung<br />

aus einer Hand inklusive Finanzierung.<br />

Im Geschäftskundensegment ist eine noch vielfältigere<br />

Kundenbetreuung möglich. Neben der Verwaltung und<br />

Optimierung der Energieverbräuche und –kosten gibt es<br />

die Chance, Kunden bei der Eigenerzeugung von Strom<br />

und Wärme, z.B. durch die Steuerung eines BHKWs,<br />

zu unterstützen. Eigenstromerzeugung stellt für viele<br />

Betriebe inzwischen eine lukrative Möglichkeit dar, den<br />

Anstieg der Kosten für Energie abzuschwächen und sich<br />

gleichzeitig als energieeffizient und klimafreundlich zu<br />

präsentieren. Zusätzlich kann nicht benötigter Strom verkauft<br />

und in das Netz eingespeist werden. In vielen Fällen<br />

fehlt den Unternehmen Wissen und Erfahrung über die<br />

Einbindung und Steuerung solcher Anlagen. Hier besteht<br />

für EVUs die Chance, diese Aufgaben als Dienstleister<br />

zu übernehmen und gleichzeitig die Erzeugungsanlagen<br />

besser in ihr eigenes Angebot einzubinden.<br />

Mit der Einführung der Spitzenausgleich-Effizienzsystemverordnung<br />

(SpaEfV) sind produzierende Unternehmen<br />

seit 2013 zudem verpflichtet, ein zertifiziertes Energieoder<br />

Umweltmanagementsystem einzuführen und jährlich<br />

zu aktualisieren, wenn sie weiterhin in den Genuss<br />

einer teilweisen Befreiung von der Strom- und Energiesteuer<br />

kommen möchten. Erleichterungen bei der Umsetzung<br />

bestehen hier lediglich für kleine Betriebe, die<br />

nicht in öffentlicher Hand sind. Bei der Einführung dieses<br />

Managementsystems und der Betreuung bis zur Zertifizierung<br />

können EVU unterstützen oder diese als Dienstleistung<br />

ganz übernehmen.<br />

Für das Jahr 20<strong>14</strong> wird auch die Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie<br />

von 2012 in nationales Recht erwartet.<br />

In dieser fordert die EU u.a. alle Endkunden dazu auf,<br />

bis 2020 pro Jahr 1,5 % weniger Energie zu verbrauchen.<br />

Je nach Umsetzung dieser Richtlinie können die Energieversorger<br />

bei der Erreichung dieses Ziels in die Pflicht<br />

genommen und sogar verantwortlich gemacht werden.<br />

Für den Eintritt in den Energieeffizienzmarkt gilt es die<br />

ersten Schritte gut vorzubereiten. Hierzu bietet Process<br />

Unterstützung bei der Erarbeitung eines Geschäftsmodells<br />

mit dem dazugehörigen Business Case und<br />

verschiedenen Produkten und Dienstleistung. Auf die<br />

ausgearbeitete Strategie aufbauend sollten die Prozesse<br />

definiert und die zuständigen Organisationseinheiten<br />

festgelegt werden. Für die Wahl der ausführenden Abteilung<br />

sind unterschiedliche Lösungen vorstellbar, die vor<br />

der Entscheidung diskutiert und auf die Bedürfnisse und<br />

Ziele Ihres Unternehmens untersucht werden sollten.<br />

Auf diesem Weg, genauso wie bei der anschließenden<br />

Umsetzung, können Sie auf die Erfahrungen der Process-<br />

Berater vertrauen.<br />

Autor: Philipp Meidl<br />

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