Gmünder Sterne
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1<br />
<strong>Gmünder</strong> <strong>Sterne</strong><br />
<strong>Gmünder</strong><br />
Das Weihnachtsmagazin<br />
einhornverlag
<strong>Gmünder</strong> <strong>Sterne</strong> 2<br />
Ein alles beherrschendes Thema bestimmt<br />
die öffentliche Debatte und<br />
das öffentliche Leben in unseren Städten<br />
und Kommunen derzeit: die vielen<br />
Flüchtlinge und ihre Unterbringung<br />
und Versorgung bei uns! Durch die<br />
zahlreichen politisch angespannten<br />
Situationen vor allem im Nahen und<br />
Mittleren Osten und auch in Afrika haben<br />
sich Menschen – oft schweren Herzens<br />
– zum Verlassen der angestammten<br />
Heimat und<br />
der gewohnten<br />
Umgebung entschlossen.<br />
Sie gehen<br />
einen schwierigen<br />
Weg mit<br />
vielen Gefahren,<br />
denken wir nur an<br />
die vielen Opfer<br />
bei der riskanten<br />
und gefährlichen<br />
Überquerung des<br />
Mittelmeeres auf<br />
untauglichen Schiffen und Booten.<br />
Auch die Zukunft nach der geglückten<br />
Ankunft in Europa scheint ungewiss<br />
und stellt nicht zuletzt unsere europäische<br />
Wohlstandsgesellschaft vor riesige<br />
Herausforderungen! Wir erleben eine<br />
Welt im Umbruch.<br />
Ganz ähnlich verhielt es sich wohl vor<br />
gut 2000 Jahren, wenn wir den biblischen<br />
Berichten zur Geburt Jesu Glauben<br />
schenken dürfen. Maria und Josef<br />
machten sich zunächst auf den Weg<br />
von Nazaret in Galiläa nach Betlehem<br />
»Das Flüchtlingskind Jesus«<br />
wie lebensnah Weihnachten<br />
doch sein kann!<br />
in Judäa, weil eine Steuerschätzung des<br />
römischen Kaisers Augustus es so verlangte.<br />
In Betlehem angekommen, fand<br />
sich in der Herberge kein Platz für die<br />
schwangere Maria, das Kind Jesus kam<br />
in recht ungeschützten Verhältnissen<br />
auf den Feldern der Hirten zur Welt (vgl.<br />
Lk 2,4–8). Auch die „Heilige Familie“<br />
war also unterwegs und suchte Schutz<br />
und Herberge in ihrer besonderen Situation!<br />
Noch einen weiteren Bezug stellen die<br />
biblischen Erzählungen zu unserer heutigen<br />
Situation her. Die junge Familie<br />
muss fliehen, weil der weltliche Machthaber<br />
Herodes dem Gotteskind nach<br />
dem Leben trachtet. Durch den Traum<br />
eines Engels gewarnt, gelingt den<br />
Dreien noch rechtzeitig die Flucht, bevor<br />
das Massaker des Kindermordes von<br />
Betlehem sich ereignet. Der lange Weg<br />
nach Ägypten wird zur lebensrettenden<br />
Aktion für das bedrohte Kind und seine<br />
Eltern (vgl. Mt 2,16–23).<br />
Ob diese biblischen Erzählungen nun im<br />
historischen Sinn wahr sind, lässt sich<br />
nicht mehr mit Sicherheit eruieren. Aber<br />
sie wollen uns sensibel und hellhörig<br />
machen für ihre eigentliche Botschaft:<br />
Der Sohn Gottes tritt in keine heile Welt<br />
ein, auch sein Leben ist der Bedrohung<br />
ausgesetzt. Nur durch kluges und mutiges<br />
Verhalten seiner nächsten Umgebung<br />
kann er wachsen und nach seiner<br />
Rückkehr aus Ägypten, quasi als neuer<br />
Mose, sein Werk der Verkündigung des<br />
Reiches Gottes vollbringen.<br />
Deswegen ist das Bild von Hocine Ziani,<br />
einem gebürtigen Algerier, das ich<br />
im Rahmen einer Ausstellung im elsässischen<br />
Rosheim entdeckt habe, mein<br />
diesjähriges Weihnachtsbild. Nicht die<br />
Idylle vom Stall spricht an, sondern<br />
Menschen, die mit den bedrängenden<br />
Schatten der Vergangenheit und Gegenwart<br />
unterwegs sind, unterwegs<br />
in eine ungewisse Zukunft. Mit ihnen<br />
unterwegs ist die Verheißung, die Gott<br />
ihnen gibt, ihr Leben zu bewahren und<br />
zu beschützen, wenn sie nur seiner<br />
Weisung durch die Botschaft des Engels<br />
folgen.<br />
Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes<br />
Weihnachtsfest 2015, ein Weihnachtsfest<br />
unter dem Eindruck von Flüchtlingsströmen,<br />
von knappem Wohnraum<br />
und bedrängenden Verhältnissen, so<br />
wie damals in Betlehem.<br />
Münsterpfarrer Robert Kloker<br />
Flucht der heiligen Familie – der<br />
Künstler Hocine Ziani hat dieses<br />
Bild gemalt.
Landfrauenrezept zur<br />
3<br />
<strong>Gmünder</strong> <strong>Sterne</strong><br />
Adventszeit<br />
Zutaten<br />
600 g getrocknete Birnen<br />
(Schnitz)<br />
600 g DörRzwetschgen<br />
600 g Feigen<br />
600 g Aprikosen<br />
600 g Sultaninen<br />
65 g Orangeat<br />
65 g Zitronat<br />
2 l Most oder Rotwein<br />
500 g ganze NüsSe<br />
(Mandeln, WalnüsSe oder<br />
HaselnüsSe)<br />
für den Hefeteig<br />
700 g Mehl<br />
3 Päckchen Trockenhefe<br />
10 g Zimt<br />
5 g gemahlene Nelken<br />
5 g gemahlenen Anis<br />
oder 2 Pck. Lebkuchengewürz<br />
Menge: 9 Laibe<br />
Zubereitung: aufwändig<br />
Ruhezeit: ca. 30 Minuten<br />
Backzeit: 60 Minuten<br />
Zubereitung<br />
Alle Früchte in 2 l Most oder Rotwein<br />
aufkochen. Die Früchte abgießen und<br />
abkühlen lassen (Brühe auffangen!).<br />
Die Früchte klein schneiden und die<br />
Nüsse zugeben.<br />
Mehl in eine Rührschüssel geben und<br />
mit der Trockenbackhefe vermischen.<br />
Übrige Zutaten und etwas (noch warme)<br />
Schnitzbrühe hinzufügen und die<br />
Zutaten mit einem Knethaken kurz auf<br />
niedrigster, dann auf höchster Stufe<br />
etwa 5 Minuten zu einem glatten Teig<br />
verarbeiten.<br />
Den Teig zugedeckt so lange an einem<br />
warmen Ort gehen lassen, bis er sich<br />
sichtbar vergrößert hat.<br />
Aus dem Teig ca. 9 Laibe formen, auf<br />
ein Backblech setzen.<br />
Bei 200 °C eine Stunde backen. Dabei<br />
die Brote hin und wieder mit etwas<br />
Schnitzbrühe bestreichen.<br />
Schnitz<br />
brot<br />
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<strong>Gmünder</strong> <strong>Sterne</strong> 4<br />
»Das Schönste<br />
Weihnachtsfest<br />
meines Lebens«<br />
Der Winter 1944/45 war kalt und<br />
schneereich, doch wir hatten vorgesorgt.<br />
Mit Erlaubnis der Waldbesitzer<br />
unserer näheren Umgebung hatten wir<br />
Holz und Tannenzapfen gesammelt.<br />
Die nur mit Bezugscheinen zu kaufenden<br />
Kohlen hätten keinesfalls gereicht.<br />
Selbst wir Kinder spürten, daß es den<br />
Eltern nicht mehr gelang, selbst lebensnotwenige<br />
Dinge zu kaufen.<br />
Entsprechend betrübt wurde ich, wenn<br />
ich an die nahen Weihnachtstage dachte.<br />
Mir fiel dann sofort der Geruch von<br />
frischem Bauernbrot auf – aus dem<br />
Schwarzwald hatten unsere Verwandten<br />
ein Esspaket geschickt. An einem<br />
Adventssonntag gab es ein erstes Festessen.<br />
Andächtig verzehrten wir einen<br />
Teil des Brotlaibs und genossen den Inhalt<br />
von einer der Wurstbüchsen. Später<br />
ist mir aufgefallen, dass mein Bruder das<br />
Blech der Wurstdose sorgfältig zerlegte<br />
und glättete. Auf meine Fragen tat er<br />
sehr geheimnisvoll. Allmählich gab er<br />
zu, es sei etwas für Weihnachten; dann<br />
machte er den Fehler zuzugeben, dass<br />
es etwas für mich sei. Jetzt konnte ich<br />
kaum mehr ruhig schlafen. Er hatte doch<br />
auch kein Geld! Was könnte das bloß<br />
sein? Um es vorweg zu sagen: Es wurde<br />
das schönste Weihnachtsfest meines<br />
Lebens.<br />
Vom Burgholzbauern bekamen wir einen<br />
wunderschönen Christbaum geschenkt,<br />
mein Vater hatte für mich ein<br />
prächtiges Taschenmesser besorgt, die<br />
Mutter schenkte mir einen neuen Schlafanzug<br />
und warme Strümpfe, natürlich<br />
selbst gemacht. Und mein Bruderherz?<br />
Er meinte, ich solle einmal hinter dem<br />
Christbaum nachsehen. Da sah ich etwas<br />
Goldfarbiges schimmern. Es war ein Paar<br />
Kinderski. Die Skischaufelspitze des einen<br />
war abgebrochen, der Besitzer hatte<br />
die Skier im Ofen verfeuern wollen. Mein<br />
Bruder konnte sie retten und fügte die<br />
beiden Teile wieder mit Blech und winzigen<br />
Nägeln zusammen. Ich war außer<br />
mir vor Glück. Am Weihnachtsmorgen in<br />
der Frühe machte er mit mir einen ersten<br />
Skiausflug in die nahe Umgebung.<br />
Es war ein unbeschreibliches Erlebnis.<br />
Die Tatsache, dass einer der beiden Skier<br />
etwas schneller lief als der andere, hat<br />
meine Freude nicht im Geringsten geschmälert.<br />
Der Winter ging vorbei, die Bedrohungen<br />
nahmen zu. Auch am Tag machten<br />
Flugzeuge Jagd auf alles, was sich bewegte.<br />
Als Schutzmaßnahme wurden<br />
in regelmäßigen Abständen entlang der<br />
Reichsstraße Schützenlöcher ausgehoben.<br />
Sie waren mit einem rechtwinkligen<br />
Knick versehen, sodass man von allen<br />
Seiten Sichtschutz hatte.<br />
Nicht nur bei nassem Wetter verschmähten<br />
wir zunächst diesen Schutz. Das änderte<br />
sich, als wir hörten, dass sich die<br />
Postzustellerin von Hussenhofen beim<br />
Herandonnern der Flugzeuge hinter einem<br />
Baum versteckt hatte und trotzdem<br />
von einem der Flieger entdeckt wurde.<br />
Er ging in Tiefflug und schoss mit seinem<br />
Maschinengewehr. Sie wurde schwer<br />
verletzt geborgen.<br />
Weihnachtsangebot<br />
vom 20. – 24. Dezember 2015<br />
Christstollen nur 6,– €<br />
Lebkuchen (500 g) nur 2,50 €<br />
Bäckerei Back´
5<br />
<strong>Gmünder</strong> <strong>Sterne</strong><br />
Weihnachtsbräuche<br />
Rund um die Welt<br />
Kaum erwarten können die meisten<br />
Kinder den 24. Dezember, wenn das<br />
Christkind oder der Weihnachtsmann<br />
endlich die erhofften Geschenke bringt,<br />
auf die sie schon lange und sehnsüchtig<br />
warten. Doch wie wird in anderen Ländern<br />
eigentlich Weihnachten gefeiert?<br />
Ein kleiner Streifzug durch die weihnachtliche<br />
Welt: Gemütlich oder »koselig«,<br />
wie der Norweger sagt, wird es im<br />
hohen Norden.<br />
Wie in Deutschland beginnt in Norwegen<br />
die Weihnachtszeit mit dem ersten<br />
Advent. Die Kinder üben Weihnachtslieder<br />
oder proben für Weihnachtsaufführungen,<br />
Weihnachtsplätzchen werden<br />
gebacken – 7 Sorten, denn das bringt<br />
Glück, die Innenstädte sind weihnachtlich<br />
geschmückt und in der U-Bahn und<br />
in den Bussen empfängt den Fahrgast<br />
stets ein Schild mit der Aufschrift »God<br />
jul med norske tulipaner« (Frohe Weihnachten<br />
mit norwegischen Tulpen).<br />
»Ekte norsk«, also echt norwegisch ist<br />
auch der Brauch des »julebord«, dieser<br />
kann beschrieben werden als eine Mischung<br />
zwischen deutscher und englischer<br />
Weihnachtsfeier. Bei dieser wird<br />
ein großes Festmahl aufgefahren und<br />
Alkohol darf dabei auch auf kaum einer<br />
Feier fehlen. Am 23. Dezember,<br />
dem »lille julaften« (kleiner Weihnachtsabend)<br />
wird gemeinsam mit der Familie<br />
der Baum mit norwegischen Flaggen geschmückt<br />
und der Fernseher eingeschaltet,<br />
dort sitz dann die ganze Familie zusammen<br />
und schaut »Dinner for one«.<br />
Am Morgen des 24. Dezember wird das<br />
weihnachtliche Fernsehprogramm fortgesetzt<br />
mit Filmen wie »Drei Haselnüsse<br />
für Aschenbrödel«.<br />
Am Nachmittag gehen dann viele Norweger<br />
in die Kirche und verkürzen sich<br />
die Zeit bis zum Abend, an dem der »Julenisse«,<br />
der Weihnachtsmann, die Geschenke<br />
bringt. An diesem wird traditionell<br />
»pinnekjøtt«, das sind getrocknete<br />
Schafsrippen oder »lutefisk«, ein Gericht<br />
aus Trockenfisch, gegessen.<br />
In den Niederlanden bringt der »Sinterklaas«<br />
mit seinen Gefährten, den »Zwarte<br />
Pieten«, schon in der Nacht vom 5. auf<br />
den 6. Dezember die Geschenke durch<br />
die Schornsteine. In unserem Nachbarland<br />
herrscht die Legende vor, dass<br />
»Sinterklaas« sein Sommerquartier Spanien<br />
im Winter verlässt und mit einem<br />
Dampfschiff an den niederländischen<br />
Küsten anlegt. Heilig Abend wird zwar<br />
von den Niederländern auch gefeiert,<br />
aber längst nicht so groß wie der »Sinterklass<br />
Dag«. Die Weihnachtsfeiertage<br />
werden im engeren Kreise der Familie<br />
verbracht und die Kinder bekommen<br />
nur kleine Geschenke. In Island wiederum<br />
fängt die Weihnachtszeit schon 13<br />
Tage vor Weihnachten an. Dann kommt<br />
nämlich der erste der insgesamt 13 »Yulemen«.<br />
Jeden Tag kommt ein weiterer<br />
Weihnachtstroll hinzu, der den Kindern<br />
kleine Geschenke bringt. An Heiligabend<br />
gibt es meist Milchreis zu essen, in dem<br />
eine einzige Mandel versteckt ist. Derjenige,<br />
der die Mandel als Erster findet,<br />
darf auch das erste Geschenk auspacken.<br />
Ab dem 24. Dezember verschwinden<br />
die »Yulemen« einer nach dem anderen<br />
wieder, sodass am 6. Januar die<br />
Weihnachtszeit zu Ende ist.<br />
Wenn in Island die Weihnachtszeit endet,<br />
geht es in Russland damit erst richtig los.<br />
Am 7. Januar feiern dort die Menschen<br />
Weihnachten und das Ende der Fastenzeit.<br />
Am 1. Januar allerdings singen, tanzen<br />
und verkleiden sich die Kinder und<br />
bekommen an diesem Tage schon ihre<br />
Geschenke von Väterchen Frost und seiner<br />
Gefährtin Schneeflöckchen. Konsum<br />
heißt hingegen das Stichwort in China.<br />
Im Reich der Mitte sind die meisten<br />
Menschen Buddhisten, weihnachtliche<br />
Herrlichkeit findet man nichtsdestotrotz<br />
aller Orten. Viele Chinesen zieht es an<br />
Weihnachten ins Einkaufszentrum oder<br />
auf die mit weihnachtlicher Dekoration<br />
geschmückten Plätze.<br />
Kinder hoffen in ihren aufgehängten Socken<br />
Geschenke vorzufinden. Meist erhalten<br />
Sie nur eine Kleinigkeit, denn das<br />
Frühlingsfest, an dem die Kinder reich<br />
beschenkt werden, findet schon wenige<br />
Wochen später statt.