#55 / 10 / 2015
Impressum:
Herausgeber und Geschäftsleitung:
VANGARDIST MEDIA GmbH
Chefredakteur: Julian Wiehl
Produktionsleitung: Julian Wiehl, Julian Behrenbeck
Textchef: Klemens Gindl
Moderedaktion: Mirza Sprecakovic
Redaktion: Julian Behrenbeck, Klemens Gindl, Franziska
Tschinderle, Laman Akhmedova, Mirza Sprecakovic,
Georg Rauber, Ella Koppensteiner, Elisabeth Gatterburg,
Sebastian Krebitz
Fotografie: Martin Valentin Fuchs, Alex Sutter, David
Quinn, Anita Bresser
Korrektorat: Georg Rauber
Übersetzung: Zoe Miller
Korrektorat (Englisch): Erin Troseth
Produktion: Mirza Sprecakovic, Mike York
Styling: Mirza Sprecakovic, Sophie Emmet,
Cariin Cowalscii
Styling Assistenz: Vladimir Satric, Elisabeth Gatterburg
MK Dragon (Saran P.)
Produktionsassistenz: Katharina Triltsch
Grafische Gestaltung: Magdalena Weyrer
Kamera: Maximilian Schnürer
Videoschnitt: Cristobal Hornito, Maximilian Schnürer
Making of: Elisabeth Gatterburg
Herzlichen Dank an alle, die durch ihren unermüdlichen
Einsatz diese Ausgabe möglich gemacht haben.
VANGARDIST MEDIA GmbH
Mariahilferstraße 49 Top 15 - 1060 Wien
EDITORIAL
Liebe VANGARDISTEN!
Willkommen zu dieser Sonderausgabe, die wir jenen Menschen widmen, die
alles verloren haben und für die die Hoffnung das Letzte ist, was ihnen geblieben
ist. Den Vertriebenen aus Ländern wie Syrien, Irak, Afghanistan oder
Somalia.
Als Medium haben wir die Möglichkeit, etwas zu tun: Wir können die Geschichten
von jenen Menschen erzählen, die ungehört geblieben sind. Auf
respektvolle Art und Weise, die deren Würde bewahrt, egal wie schwierig die
jeweilige Situation gerade ist. Im Vertrauen, damit Verständnis und Mitgefühl
bei jenen zu wecken, die von all den unüberwindbaren Problemen nichts wissen
wollen. Um in Ihnen die Hoffnung am Leben zu erhalten, dass es Wege
aus dieser Krise gibt.
Dafür ist unser Team in ein Erstaufnahmezentrum nach Traiskirchen gefahren.
Wir haben den Menschen zugehört, ihre Geschichten aufgeschrieben
und von ihnen ein Foto gemacht. Ein Foto, dass sie so zeigt, wie sie selbst
gesehen werden wollen.
Uns sind auf der Reise auch viele Helfer begegnet. Menschen die sich rasch
organisiert haben um mitanzupacken. Diese Hilfsbereitschaft hat uns nicht nur
imponiert, sondern auch inspiriert.
Deshalb wollten wir auch sie zu Wort kommen lassen. Denn sie sind der Beweis,
dass jeder Einzelne etwas bewirken kann. Und dass helfen oft leichter
ist, als man denkt.
Julian Wiehl und das VANGARDIST-Team
THEMEN
COVER-
STORY
SHOOTINGS
Fassade
DON’T LET THEM
SEPARATE US 62
Radar
WARUM WIR EIN AUGE
AUF DIE FLÜCHTLINGS-
KRIESE WERFEN? 14
Lieber progressiv ins Fettnäpfchen...
Fassade
WEALTH FATIGUE
SYNDROME 104
VangART
TRAIN OF HOPE Wenn sich Menschen
erfolgreich organisieren. 76
INDEX
VangART
FROM NOTHING TO ART 114
Artist Tammam Azzam
Radar
ALS WIR NOCH MENSCHEN
WAREN Gespräche mit Vertriebenen 36
EDITORIAL 07
Radar
WENN EUROPÄER ES MIT
DEM SPENDEN ZU
GUT MEINEN 130
Laman knows best
Fassade
EDITOR'S CHOICE 94
Kaufen & Helfen
Auf Achse
THE PLACES 140
Flüchtlingslager
Radar
ORGANISATIONEN 96
Hilfsorganisationen in Wien
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14 RADAR
WARUM WIR EIN AUGE AUF DIE
FLÜCHTLINGSKREISE WERFEN?
LIEBER PROGRESSIV INS FETTNÄPFCHEN ALS
POLITISCH KORREKT ANSCH****N!
Ist es für ein Magazin wie VANGARDIST total
daneben, eine Refugee-Issue zu bringen? Ja, vielleicht.
Vielleicht aber auch nicht. Natürlich ist es
problematisch, wenn man als Medium bis zum
Hals im Sumpf einer Aufmerksamkeits-Ökonomie
steckt, die das Nichtauffallen mit dem sicheren Untergang
bestraft. Sich als progressives Magazin mit
einem gesellschaftskritischen Anspruch nicht dazu
zu verhalten ist aber auch nicht unsere Art. Deshalb
hat sich das VANGARDIST-Team auf den Weg
gemacht, um die Geschichten von Menschen zu erzählen,
die sonst nicht gehört werden...
16
FUCK IT, LET´S DO IT!
Ja, wir greifen ein Thema auf, bei dem sich schon
ganz andere die Finger verbrannt haben. Weil man
da als Medium mit einem moralischen Zwiespalt
konfrontiert ist: Jenem zwischen plumper Vereinnahmung
für eigene Zwecke und der Verpflichtung, in
einem medial geführten Meinungskrieg Haltung zu
zeigen. Bei dem Wort Lifestyle-Magazin denkt man
gern mal an oberflächlichen Konsum, an Luxusprobleme
einer satten, privilegierten Gesellschaft deren
kontroversestes Thema die Frage danach ist, ob man
als Mann einen Rock tragen kann oder sich mit einem
peinlichen Tattoo ins Schwimmbad trauen darf.
First World Problems. Und ja, stimmt irgendwo, für
solche Sachen interessieren wir uns. Auch. Aber wir
wollen mehr. Einfach nur schöne Menschen fotografieren
und etwas bling bling, das waren wir nie und
werden es auch nie sein. VANGARDIST ist für Männer
mit Vision und Mut zum Handeln.
HARTER TOBAK
Aus diesem Grund haben wir uns gemeinsam mit Max
Schnürer, Gründer der Initiative „Lost – The Story of
Refugees“, auf den Weg in ein Erstaufnahmezentrum
gemacht. Wir haben mit Leuten geredet, uns
deren Geschichten angehört und ihnen die Möglich-
18
20
keit gegeben, sich so zu präsentieren,
wie sie das wollen. Schon nach ersten
Story hatten wir das Gefühl, genug gehört
zu haben. Einfach, weil der Stoff zu
hart ist, um ihn zu ertragen. Doch jede
neue Geschichte war stärker als die vorangegangene.
Eine Frau ist auf einem
überfüllten Boot geflohen, das auf dem
Meer zu brennen begonnen hatte, der
nächste wurde auf der Flucht angeschossen,
von einem wurden die Eltern
ermordet und wieder jemand hat auf
der Flucht erfahren, dass es der Rest
der Familie nicht geschafft hat. Jede
einzelne Geschichte hätte das Potential
die Anteilnahme einer großen Öffentlichkeit
zu wecken, doch in Summe
gibt es keine Ohren mehr für die ganze
Dramatik, durch die sich diese Menschen
gequält haben. Was bleibt sind
abstrakte Zahlen und das Unbehagen,
dass man sich nicht mehr über seinen
Alltag freuen kann oder sollte.
HELFEN KANN
AUCH EINFACH SEIN
Einige dieser Menschen haben wir für
VANGARDIST portraitiert. Dabei ist
die Entscheidung für einen Ort, der
fürs erste Sicherheit bedeutet, wo
die unmittelbare Hölle der Flucht in
der Vergangenheit liegt, bewusst gewählt.
Und abgelichtet wurden sie von
unserem Fotografen auch nicht vor
dem Hintergrund ihrer momentanen
Ausnahmesituation, sondern vor einer
schlichten, weißen Leinwand. Die
Portraits findet ihr in dieser Ausgabe.
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24
Was wir im Zuge dieser Begegnungen auch gelernt
haben, ist, dass es oft ganz einfach sein kann, diesen
Menschen zu helfen. Einer schwangeren Frau, die mit
ihrem Kind und dem ungeborenen Baby zu ihrer Familie
außerhalb des Camps wollte, konnten wir mit
einem einfachen Posting ermöglichen, das Camp zu
verlassen und bei ihren Verwandten zu entbinden. Es
mag im Vergleich zu Millionen von Flüchtlingen gering
wirken, aber 3 Menschen wurde so eine bessere
Gegenwart und hoffentlich auch eine bessere Zukunft
eröffnet.
EINE PUBLIZISTISCHE
BINSENWEISHEIT?
Wir waren aber auch da, wo es fies zugeht: Im Zuge
seines privaten Engagements für Train of Hope hat
es unseren Fotografen für diese Ausgabe – Martin
Valentin Fuchs - und seine Kamera nach Ungarn
und Serbien verschlagen, als die Situation dort gerade
besonders dramatisch war. Auch einige dieser
Bilder sind hier zu sehen. Eines ist uns dabei ganz
schnell klar geworden: Es ist entscheidend, was man
zeigt. Und es ist noch viel entscheidender, was man
nicht zeigt. Auch wenn uns das als Medienmacher
schon vorher klar war, hat uns die Drastik überrascht,
mit der sich diese publizistische Binsenweisheit angesichts
des Flüchtlingsthemas bestätigt hat: Müll-
26
berge auf Bildern könnten ein schlechtes Bild von
Flüchtlingen vermitteln. Eine Ansammlung von jungen
Männern unterstreicht das Klischee, dass Flüchtlinge
eben nur junge Männer seien. Lachende Kinder
erwecken ein Bild von unbeschwerten Flüchtlingen,
denen es doch eigentlich gar nicht so schlecht geht.
Sowas kann einen schon mal wahnsinnig machen.
Auch, weil man es oft erst im Nachhinein sieht, wenn
das Bild bereits gemacht ist.
ILLEGAL INS
HEIMATLAND
Solche Fragen waren es, die Martin Valentin Fuchs
beschäftigt haben, als er gemeinsam mit anderen
freiwilligen Helfern am Nachmittag des 14. September
aus Versehen die Schengen-Außengrenze nach
Serbien überschritten hatte – illegal. Nachdem ihnen
der Weg zurück über die grüne Grenze abgeschnitten
worden war, gab es für sie nur noch den legalen
Weg nach Hause in die Heimat EU. Die zuständigen
Beamten am offiziellen Übergang haben ihm dann
die meisten seiner moralischen Probleme abgenommen:
Er wurde gezwungen, ein Gutteil seiner Fotos
vor den Augen der Behörden von seiner Kamera zu
löschen. Medien haben die Aufgabe, Missstände
zu dokumentieren und an jene weiterzutragen, die
nicht unmittelbar in das Geschehen involviert sind.
„Von da her war für mich klar, dass ich ein möglichst
differenziertes Bild der Situation produzieren
musste. Flüchtlinge, Helfer,
Polizei und generell jeder der involviert
ist, ist auch Teil meiner Bilder“,
so Fuchs. Dass sowas in Ausnahmesituationen
nicht immer auf Verständnis
trifft, ist, auch wenn man dahinter keine
Gleichschaltungsagenda vermuten
will, durchaus nachvollziehbar.
HELDEN UND
VERBRECHER
Der Krieg der Bilder ist real. Dabei geht
es aber mitnichten darum, eine mediale
Verschwörungstheorie zu propagieren.
Das Foto- und Videomaterial, mit
dem wir in Westeuropa tagtäglich konfrontiert
werden, ist kein Fake. Aber es
ist – was einen möglichen Gesamteindruck
der Situation betrifft – auch alles
andere als objektiv. Schon deshalb,
weil ein Bild das niemals sein kann.
Das gilt zu aller erst auch für den VAN-
GARDIST. Natürlich werfen auch wir
nur ein Schlaglicht auf jene Aspekte,
die wir hervorheben wollen. Wir versuchen
hierbei nichts weiter, als zu einem
#1: Lager Röszke: wegen fehlender
Sanitäranlagen wurde
Seuchenalarm ausgerufen . Freiwillige
Helfer tragen bei Müllbeseitigung
Mundschutz und Handschuhe.
gewissen Ausgleich beizutragen. Je
vielfältiger die Darstellung, desto näher
kommt der Gesamteindruck an die
komplexe Realität heran. Nicht jeder
Flüchtling ist ein Held und nicht jeder
Polizist ist ein Verbrecher und natürlich
auch umgekehrt.
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DAS GESCHWÄTZ
VON GESTERN
Als progressives Männermagazin bilden wir uns
nicht ein, es besser zu wissen als alle anderen, wir
sagen nicht So ist es und nicht anders! Klar haben
wir eine Meinung: Das Konzept des Nationalstaates
halten wir für überholt, die Grenzen sind nur noch in
unseren Köpfen und hindern uns daran, intelligente
Entscheidungen zu treffen. Selbstverständlich finden
wir nicht nur jede Art von Diskriminierung aufgrund
des Geschlechts oder sexueller Präferenzen vollkommen
lächerlich, sondern lehnen auch jedwede
Form von Rassismus kategorisch ab. Schon allein,
weil das sowas von vorgestern ist. Aber so großspurig
wollen wir uns gar nicht aufspielen. Uns geht es
hier lediglich um den Kern einer progressiven Sicht
auf die Welt: Alle Refugees, die gerade nach Europa
kommen, sind auch einfach nur Menschen. Es
handelt sich um Individuen! Und als solche müssen
wir ihnen begegnen. Auch, weil diese Vertriebenen
einfach da sind. Sie werden nicht weniger, wenn wir
sie ignorieren. Und sie werden auch nicht wieder
weggehen.
#1: Die Menschenschlange
vor den Bussen
schien unendlich zu
sein. Die Wartezeiten
betrugen mehrere Stunden,
oft warteten die
frierenden Menschen
die ganze Nacht lang.
#2: Zelte im Regen vor
dem Bahnhof in Szeged,
wo sich eine Informationsstelle
für Flüchtlinge
und Helfer befand.
34
BEWEGT
EUREN ARSCH
Aber dafür braucht es Menschen, die
die Ärmel hochkrempeln und mit anpacken.
Die ihren normalen Job auf
halbmast reduzieren, damit sie Essen
verteilen und helfen können. Die gibt
es. Und auch ihnen widmen wir diese
Ausgabe. Wir haben mit jungen Leuten
gesprochen, die 24h Einsätze an
Bahnhöfen geschoben haben und sich
in Windeseile eine Organisationsstruktur
für dutzende Leute zugelegt haben.
Einfach, weil es notwendig war. Nur
Gesellschaften, die sich schnell und
dynamisch anpassen können und wollen,
werden mit den Anforderungen
der Zukunft fertig werden. Es braucht
hier die Kreativität und Mithilfe von
vielen, um der Herausforderung gerecht
zu werden. Dass man sich gleichzeitig
auch Gedanken darüber machen
sollte, wie solche Katastrophen
verhindert werden können, liegt auf
der Hand. Aber die Welt ist furchtbar
kompliziert und das Bekämpfen der
Ursachen einzufordern ist leider allzu
oft eine Ausrede, um nicht in der unmittelbaren
Gegenwart helfen zu müssen.
Dabei ist das das einzige, was wir
im Hier und Jetzt zu tun haben.
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RADAR
Lost
THE STORY OF REFUGEES
TEXT: FRANZISKA TSCHINDERLE
BILDER: MARTIN VALENTIN FUCHS
Stell dir vor du bist gezwungen von einem
Tag auf den anderen deine Heimat
zu verlassen. Du weißt, dass du lange
unterwegs sein wirst: In Kastenwägen,
überfüllten Schlauchbooten und über
weite Strecken zu Fuß. Du packst deine
Vergangenheit in eine kleine Tasche
und legst dein Leben in die Hände von
Schleppern, Grenzpolizisten und Taxifahrern.
Noch nie seit dem 2. Weltkrieg waren
so viele Menschen auf der Flucht wie
heute. Sie fliehen vor Terror, Bürgerkrieg
und Unterdrückung. Nicht nur
aus Syrien sondern auch dem Irak, Afghanistan,
Somalia oder dem Sudan.
Europa spricht von einer Belastungsprobe
und vergisst, dass es sich bei
dieser „Belastung“ um Menschen
handelt, die sich nichts sehnlicher
wünschen, als neu beginnen zu dürfen.
Warum hören wir ihnen nicht einmal
zu bevor wir uns vor ihnen fürchten?
Wir führten sieben Gespräche mit Betroffenen
über alte und neue Träume in
Traiskirchen.
38
Jasim, 3
BAGDAD/IRAK
0
Jasim bewegt sich wie ein Popstar
durch die Menge. Er sieht auch so
aus: gepflegter Bart, ein Piercing in
den dunklen Brauen, gegelte Haare
und ein federnder Blick getragen von
neonfarbenen Turnschuhen. „Arbeitest
du hier?“ fragen wir. Und Jasim lacht,
dass sich um seine Augen viele kleine
Grübchen in die Haut graben. Er rollt
sein T-Shirt am linken Arm hoch und
legt ein Tattoo der Mutter Maria frei.
„Ich bin zwar Muslim aber möchte mit
diesem Tattoo zeigen, dass ich nichts
gegen andere Religionen habe. Das
hat dem IS gar nicht gefallen.“ Jasim
hebt sein Shirt bis zum Nabel. Über
dem Bild einer Pistole steht: „Only
God can judge you“. Der dreifache
Familienvater konnte im von der
Terrormiliz kontrollierten Bagdad nie
der sein, der er sein wollte. Es fing mit
den Bildern auf seinem Körper an und
endete mit den Gedanken in seinem
Kopf: „Eine Generation von jungen
Männern konnte nicht frei denken
und wurde Tag für Tag terrorisiert
und bedroht“, sagt er. Jasim hat alles
aufs Spiel gesetzt um diesem Alltag
voller Angst zu entkommen und
seine Frau und Kinder nachzuholen.
Er verkaufte sein Haus und bezahlte
mit der Kaution unzählige Schlepper,
die ihm an jeder Grenze dreistellige
Summen abknöpften. Wenn er an
die gute alte Zeit zurückdenkt, fällt
ihm ein, dass er einmal ein Motorrad
hatte, zum Kickbox-Training ging oder
mit den Kumpels in den Cafés Shisha
rauchte. Will er das zurück? Erstmals
nebensächlich: „Nichts fehlt mir so
sehr wie meine Familie. Wenn wir
telefonieren könnten ich nur weinen.“
Jasim kleidet sich westlich, hat unzählige
Tattoos und Piercings. Grund genug,
dass er im vom IS terrorisierten Bagdad
zum Fingerzeig wurde.
40
42
Wenn der bullige Rami heute davon
erzählt, wie klein er sich vor dem
ungarischen Grenzzaun gefühlt hat,
muss er überraschenderweise laut
lachen. Die Situation erinnerte ihn
an ein Katz- und Mausspiel, bei dem
Rami verzweifelt alles darauf setzte,
unbemerkt den Tatzen des fauchenden
Katers zu entkommen: „Wir sehen
dich!“, mahnten die Polizisten. Nach
dem achten Versuch klappte es. Die
Wächter waren unaufmerksam, Rami
drückte den rasiermesserscharfen
Nato-Draht mit seiner Jacke nach unten,
kletterte und rannte. Was auch immer
jetzt passieren würde, seine Turnschuhe
hatten den Boden der europäischen
Union berührt. Endlich. Rami war
selbst beim Militär. Aber irgendwann
konnte er die Befehle nicht mehr mit
seinem Gewissen vereinbaren: „Ich
hätte unschuldige Menschen töten
müssen. Dann wurde ich bedroht und
musste mir um mein eigenes Leben
Sorgen machen.“ Heute will er so bald
wie möglich ein Studium beginnen.
Hat man mit 22 noch leichtsinnige
Träume? Rami lacht: „Ich würde gerne
anfangen zu trainieren aber leider gibt
es keinen Sportraum in Traiskirchen.“
Und Arnold Schwarzenegger möchte
er einmal treffen. Die Sache mit dem
Sportraum wirkt wie eine Banalität.
Aber sie spiegelt wieder, was den
gelangweilten jungen Männern hier
fehlt: Ablenkung. Eine Aufgabe.
Beschäftigung. Hinter dem Zaun
lehnen sich Flüchtlinge an einem Baum,
die Kapuze über das Gesicht gezogen
und auf ihr Smartphone starrend. Und
auch Rami sehnt sich danach, wieder
etwas Bedeutsames tun zu dürfen. Er
weiß noch nicht was das sein wird aber
bei einem ist sich Rami sicher: „Soldat
werde ich nie wieder.“
Rami sagt heute, dass er nie freiwillig
zur Armee gehen wollte sondern keine
andere Wahl hatte. Ein Studium habe ihn
schon immer viel mehr interessiert.
Rami, 22
BAGDAD/ IRAK
44
Bassaum, 30
ELFENBEINKÜSTE/ WESTAFRIKA
Wenn man Bassaum danach fragt, was
sein größter Wunsch ist, dann sagt er
etwas Unerwartetes. Etwas über das
in Wien geraunzt und in der Schweiz
gepokert wird: „Ich würde gerne
Steuern zahlen.“ Es ist eine Antwort mit
der man nicht rechnet, denn Bassaum
ist durch die Hölle gegangen. Wenn er
darüber spricht, überschlägt sich seine
Stimme: mal vor Wut, mal vor Trauer.
Bassaum erlebte die Elfenbeinküste
als einen in zwei Hälften gespaltenen
Staat: Auf der einen Seite Unterstützer
des westlich orientierten Oppositionsführers
Ouattara. Auf der anderen
Seite Rebellen, die sich im Norden
des Landes niedergelassen hatten
und den nationalistischen Präsidenten
Gbagbo unterstützten. Bassaum
hatte sich offen für einen Regierungswechsel
zugunsten Ouattaras
ausgesprochen. Um 2 Uhr Nachts
klopften die Rebellen an die Türe
seines Elternhauses: „Wo ist ihr Sohn?“
Bassaum floh nach Ghana, dann in die
Türkei und weiter nach Griechenland.
2014 erfährt er, dass seine Eltern von
den Rebellen getötet wurden. Heute
zitiert er den letzten Satz, den sein
Vater zu ihm gesagt hat: „Wo auch
immer du hingehst, vergiss niemals
wo du herkommst.“ Kann jemand wie
er seiner Heimat verzeihen? Bassaum
zieht an seiner Zigarette und meint:
„Ich schaue nach vorne und nicht mehr
zurück. Jetzt bin ich hier.“ Bassaum ist
Christ und sehr religiös. Einen Morgen
in Traiskirchen beginnt er damit, früher
als alle Anderen aufzustehen und über
eine Stunde zu beten. Er will weiter an
das Gute glauben, sagt er: „98% der
Menschen in diesem Land sind gut, ich
weiß es.“
Bassaum floh 2011 vom Bürgerkrieg
in der Elfenbeinküste. In Griechenland
verbrachte er über zwei Jahre im
Gefängnis.
46
48
Rouka
HALAB/
n, 25
SYRIEN
Ihre Tochter Shams war noch nicht
einmal geboren, da hatte Roukan
bereits Angst um ihr Überleben. Als
der Krieg in Syrien zu toben begann,
war die Frau, die viel älter aussieht
als 25, hochschwanger. Ein riskanter
Kaiserschnitt folgte. Roukan vergaß
durch die Angst um ihr Baby die Angst
um sich selbst. Doch die Tochter
überlebte die schwere Geburt. Von da
an wurde ihre Familie zu Getriebenen.
Sie flohen in den Irak, dann zurück nach
Syrien und schließlich nach Kobane,
nahe der türkischen Grenze.
Dann kam der 15. September 2014.
In die Geschichtsbücher wird er als
„Kampf um Kobane“ eingehen: Eine
der größten militärischen Offensiven
des IS. Für Roukan war es eine Nacht,
in der sie nicht sicher war, ob sie
überleben würde: „Die Dschihadisten
waren hinterlistig. Sie klopften an die
Türen und gaben sich als verfolgte
Kurden aus.“ Die junge Mutter
hat heute nichts mehr bis auf eine
abgenutzte, gelbe Reisetasche die sie
niemals aus den Augen lässt. Dabei
stammt sie aus einer reichen Familie,
der es vor dem Krieg an nichts gefehlt
hat. Ihren größten Wunsch, den sie
schon in der Heimat hegte, will sie
zuerst gar nicht aussprechen. Hier
bleiben zu dürfen sei erstmals das
Wichtigste für ihre Familie. Aber dann
strahlt sie und sagt: „Ich wollte schon
immer einen Bauernhof mit eigenen
Plantagen. Daran halte ich fest, auch
hier in Österreich.“ Roukan bedeutet
im Arabischen „strahlende Sonne“.
Und genau das möchte die junge Frau
auch bald wieder sein.
Ihre Goldringe und Hochzeitsfotos ließ
Roukan im Haus ihrer Mutter zurück.
Heute ist ihr nur noch eine gelbe
Reisetasche geblieben.
50
Reem,
HALAB/SYR
21
IEN
Reem winkt. Ein Auto mit österreichischem
Kennzeichen biegt in eine
Seitenstraße von Traiskirchen ein und
hupt. Eine blonde Frau steigt aus und
nimmt sie in die Arme. Die Beiden
haben sich noch nie zuvor gesehen
aber werden fortan unter einem Dach
leben. Es ist eine dieser seltenen,
schönen Szenen, die sich vor dem
52
Traiskirchen abspielen: Eine Adoption.
24 Stunden davor hätte sich Reem das
niemals vorstellen können. Sie sitzt
auf der Gehsteinkante, die Hände
schützend um den schwangeren
Bauch gelegt, die Augen wach und
flink die kleine Tochter überwachend,
die zwischen den parkenden Autos
herumläuft. Man muss nicht lange mit
Reem sprechen um zu merken, dass
die Flucht eine starke, unabhängige
Frau aus ihr gemacht hat. Aus Syrien
ist sie nicht nur vor dem IS sondern
auch vor dem Patriarchat ihres Mannes
geflohen. „Würdest du gerne wieder
jemanden kennen lernen?“, fragen wir.
Reem schüttelt den Kopf. Sie will nichts
weiter als ihre Kinder großziehen und
unabhängig von ihren Schwiegereltern
leben. Manchmal vermisst sie das
Syrien von früher: Die Düfte am Markt,
die Traditionen, der Ruf des Muezzin.
Aber es ist nichts als ein Schatten,
denn das Letzte was Reem gesehen
hat, war ihre zerbombte Wohnung.
Plötzlich beginnt die kleine Tochter
zu gestikulieren und plappert etwas
in arabischer Babysprache. Reem
dreht sich zu uns und übersetzt: „Im
Schlepperboot nach Lesbos ist Benzin
ausgelaufen und fing Feuer“. Tochter
Remas ist zwei Jahre und 8 Monate
alt. Kinder in ihrem Alter lieben den
Strand, das Meer, die Muscheln. Aber
Remas sagt: „Das Meer tut weh.“
Nach unserem Treffen mit Reem riefen
wir auf Facebook dazu auf, eine Familie
für die schwangere Frau zu finden. Seit
zwei Wochen lebt sie mit ihrer Tochter in
St.Pölten.
54
Ahmed, 17
SOMALIA/OSTAFRIKA
Ahmed hat ein Smartphone aber
kein Guthaben. Trotzdem wirkt er
genügsam. Schüchtern drückt er sich
neben einer Menschenmenge herum.
Er ist das, was die Asylbehörden
einen „unbegleiteten, minderjährigen
Flüchtling“ nennen. Sein schmächtiger
Körper will die Sportjacke nicht ganz
ausfüllen und die viel zu große Kappe
sieht auf seinem Kopf aus wie ein
Bauarbeiterhelm. Ahmed besuchte in
Somalia nur ein Jahr lang die Schule.
Er spricht kaum Englisch und tippt
deswegen Antworten auf Somali in
den „Google-Translator“. Sie sind
erschreckend für einen Jungen in
seinem Alter:
„Mit 15 Jahren floh ich vor dem
Al-Shabaab Regime in Somalia.
In Libyen saß ich ein Jahr lang im
Gefängnis. Meine Eltern wurden in der
Zwischenzeit von der Terrorgruppe
getötet.“ Die Al-Shabaab Miliz ist eine
islamistische militante Bewegung, die
in Somalia einen Islamischen Staat
errichten möchte. Es ist eine Art
regionaler Al-Qaida-Ableger, die Teile
Südsomalias kontrollieren und dort die
Scharia in strenger Form durchsetzen.
Noch immer erschüttern ihre Attentate
in regelmäßigen Abständen den armen
Staat am Horn von Afrika. Ahmed
muss heute nicht mehr in Angst leben.
Dass in Wochenabständen Attentate
verübt werden, möchte er aber
nicht ausblenden: „Ich würde gerne
Journalist werden um die Geschichte
von Menschen zu erzählen, die wie ich
aus ihrer Heimat fliehen müssen.“ Er
senkt verlegen den Blick und sagt in
gebrochenem
Englisch: „I want to help. Because this
is not over yet.“
Ahmed weiß, dass der Bürgerkrieg in
Somalia immer noch wütet. Er würde
gerne Journalist werden und von
Menschen auf der Flucht berichten.
56
Mahmoud
DEIR EZ-ZOR /SY
Sein Vater war es, der Mahmoud
dazu ermutigte endlich das Land
zu verlassen. Der Terror erreichte
seinen Höhepunkt als Mahmoud
mitansehen musste, wie Kämpfer des
IS zwei seiner Freunde erschossen.
Deir ez-Zor ist eine 300.000 Einwohner
Stadt im Osten Syriens. Der Großteil
der Bevölkerung ist kurdisch. Bis 2014
hatten sich oppositionelle Kräfte mit
dem Regime Assads Kämpfe um die
Stadt geliefert. Im April 2014 wurde die
Stadt von den Radikalislamisten des IS
besetzt und schlussendlich vollständig
belagert. Mahmoud erinnert sich, dass
bei einer Demonstration das Feuer auf
der Straße eröffnet wurde. Er selbst
wurde angeschossen. Das Leben in
Deir ez-Zor wurde untragbar: Es gab
nicht mehr genug Essen und wegen
fehlendem Strom und unsauberem
Wasser wurden immer mehr Menschen
krank. Mahmoud schaffte es nach Izmir
, 20
RIEN
an die türkische Ägäis zu flüchten. Die
Überfahrt nach Griechenland hat er als
eine der schrecklichsten Erfahrungen
seines Lebens in Erinnerung. Heute hat
er eine Vision: Er will Deutsch lernen
und sein Studium (Elektrotechnik)
beenden. Er steht mit seiner Schwester
Noura, die drei Jahre älter ist als
er, am Hinterausgang des Lagers
Traiskirchen. Freiwillige fahren mit
dem Auto vor und laden Kisten mit
Kleiderspenden aus. Mitten in den
Weinreben werden Jacken, Hosen
und T-Shirts herumgereicht. Gerade
solche Momente sind nicht leicht für
jemanden, der einst einen sicheren
und geregelten Alltag geführt hat.
„Aber in der Heimat wäre uns nichts
anderes übrig geblieben, als uns dem
IS anzuschließen“, sagt Schwester
Noura.
Der junge Mahmoud begann im Osten
Syriens sein Elektrotechnik-Studium. Als
seine Stadt vom IS eingenommen wurde,
begann das Leben für ihn untragbar zu
werden.
58
SIGMUND
FREUD
WAR EIN ÖSTERREICHISCHER JUDE,
GEFLOHEN VOR DEN NAZIS
IN ÖSTERREICH
FACT
001
Derzeit befinden sich weltweit ca. 60 Millionen Menschen
auf der Flucht vor Krieg, politischer Verfolgung
oder Unterdrückung.
„Lost: the story of refugees“ nimmt sich jener Menschen an,
die sich gerade auf dem Weg nach Europa befinden,
um sie zu begleiten und ihre Geschichten
weiter zu tragen. In Kombination aus Fotografien
und Texten sollen ihre Schicksale, Hoffnungen
und Wünsche erzählt werden.
Der Erlös aus jedem verkauften Exemplar
fließt zu 100% in Projekte zur Unterstützung
und Unterbringung von Flüchtlingen.
IN COOPERATION WITH
PREORDER HERE
DON’T LET
THEM
SEPARATE US
BALMAIN X H&M / COAT DMMJK
BALMAIN X H&M
BALMAIN X H&M
BALMAIN X H&M
BALMAIN X H&M
CREATIVE DIRECTOR
MIRZA SPRECAKOVIC / MIRZASPRECAKOVIC.COM
PHOTOGRAPHY
ALEX SUTTER / SUTTER.GALLERY
STYLING
MIRZA SPRECAKOVIC
HAIR & MAKE-UP
CORNELIU GALCA
MODELS
SEBASTIAN, EVERETT / STELLAMODELS.COM
FREDERIK Q. / BODYANDSOUL.AT
ASSISTENT
ELISABETH GATTERBURG
MAKING-OF PHOTOGRAPHY
ELISABETH GATTERBURG/ ELISABETHGATTERBURG.COM
DON’T LET
THEM
SEPARATE US
MAKING OF
KAMERA : MAXIMILIAN SCHNÜRER
SCHNITT: CRISTÓBAL HORNITO
INTERPRET / TRACK: CLOUD_SEED_-_DAYDREAM
FREDDY
MERCURY
FLOH MIT SEINER FAMILIE VOR EINEM
MASSAKER IN INDIEN
FACT
002
76 RADAR
TRAIN
OF
WENN SICH MENSCHEN
ERFOLGREICH ORGANISIEREN.
HOPE
TEXT: SEBASTIAN KREBITZ
BILDER: MARTIN VALENTIN FUCHS
Es wirkt momentan so, als würde sich
in Europa die griechische Tragödie
auf moderne Art und Weise wiederholen.
Doch auch bei uns ist noch die
Hoffnung mit eingezogen. TRAIN OF
HOPE.
Ein ganz persönliches Interview mit
Eva Zar und Dominik Grinzinger von
TRAIN OF HOPE. Über das Helfen,
das Leben, Emotionen und einer völlig
neuen Sichtweise auf unser Dasein.
TRAIN OF HOPE ist ein Verein, der ursprünglich
auf Facebook gegründet
78
“Pandora war verzagt.
All das Übel, dass ihre Welt ereilt hatte.
In ihrer Verzweiflung öffnete sie ihre
Büchse erneut und tatsächlich befand
sich unter all dem Schlechten etwas,
dass sie übersehen hatte.
DIE HOFFNUNG“
wurde und derzeit knapp 42.000 likes
hat und über 2.000 aktive Helfer besitzt.
Eva Zar ist für den Social Media Bereich
des Vereins zuständig. Sie ist eine
studierende Fotografin und Modedesignerin.
Dominik Grinzinger arbeitet als Sommelier
in einem Restaurant. Auf Facebook
verfolgte er TRAIN OF HOPE
und informierte sich jeden Tag, was gebraucht
wurde und wurde schließlich
selbst aktiv.
VANGARDIST: TRAIN OF HOPE.
Ein Zusammenschluss von Leuten mit
Zivilcourage. Wie wurde daraus aktives
Handeln, vor allem so schnell?
EVA: Ich war zwar nicht am allerersten
Tag dabei, aber der Umschwung fand
sofort statt. Als ich am dritten Tag kam
gab es ein kleines Zelt und einen Food
-Container. Also nicht wirklich groß organisiert.
TRAIN OF HOPE ist immer ein
Handeln und Organisieren gleichzeitig.
Es gab keine Meetings vorher oder ähn-
liches. Man ist einfach hergekommen
und hat gesehen es muss dieses und
jenes gemacht werden. Es kommen
jeden Tag Unmengen an Menschen
an und sie brauchen Hilfe. Diese Menschen
haben teilweise tagelang nichts
gegessen und brauchten medizinische
Versorgung. Also für Organisation im
Vorhinein war keine Zeit. Für Handeln
hingegen schon.
Das Wichtigste bei uns ist, man muss
flexibel sein. Jede Station und Person.
Sonst geht es nicht.
DOMINIK: Das stimmt. Dein gegliedertes
und strukturiertes System von zu
Hause funktioniert hier einfach nicht.
Ich werde sehr oft gefragt, „Wie ist der
Plan? Wie sieht es aus?“ Dann kann
ich nur sagen „Ich weiß nicht mal wie
die nächsten 10 Minuten aussehen“.
Das heißt es ist wichtig immer zu improvisieren
und mit dem zu arbeiten
was man gerade bei der Hand hat. Ein
großer Pluspunkt bei uns allen hier ist,
dass wir sehr elastisch im Denken sind.
Falls das jetzt verständlich klingt.
V: Wer sind all diese Freiwilligen?
Gibt es eine spezielle Art von Menschen,
die hier mitwirken?
D: Die Freiwilligen kommen von überall
her. Wir haben sogar Norweger, die
extra hergeflogen sind, Auto mieten,
Urlaub nehmen und einfach helfen.
Wir haben auch eine kleine indische
Gruppe, die für uns kocht. Außerdem
unterstützt uns auch das islamische
Großzentrum mit Sandwiches. Wir haben
20 Briten, die mit täglich 250 Kilo
Lammfleisch antanzen. Es gibt keine
klassische kategorisierbare Gruppe
von Helfern. Es sind alle.
V: Ihr bietet eine Erstaufnahme mit
Rechtsberatung uvm. Wie konntet ihr
die Sprachbarriere überwinden?
E: Es gibt eine Dolmetscher Koordination,
wie auch eine Social Media
Koordination und Bahnsteig Koordination.
Es gibt Dolmetscher Leiter/innen
die neue Leute organisieren und
auch über die Situation informieren.
Die Sprachbarriere ist groß. Aber wir
versuchen so viele Dolmetscher wie
möglich da zu haben.
V: Wie habt ihr euch vernetzt?
E: Facebook, Twitter. Alles aus dem
Social Media Bereich. Anfangs sogar
nur dadurch und mittlerweile auch
über Email-Verkehr.
D: Vor allem auch von Helfer zu Helfer.
Im Sinne von „Kennst du wen, der
ein Auto hat? Kennst du wen, der uns
Wasser besorgen kann?“. Und und
und. Mundpropaganda eben.
V: Am Hauptbahnhof seid ihr der einzige
Verein, der aktiv hilft. Stimmt das?
E: Alles was du am Hauptbahnhof siehst,
von kleinsten Nagel, der in die
Wand geschlagen ist, bis zum Container,
bis zu dem Apfel, den du gegessen
hast, ist freiwillig gespendet
bzw. gesponsert und jede Hilfe, auch
die Ärtze und Krankenschwester/
pfleger im Lazarett sind ganz definitiv
unbezahlt.
D: Natürlich gibt es kleinere Gruppen,
die ebenfalls unterstützen. Aber unter
unserem Namen.
V: Warum hat bei euch die Kooperation
eurer Meinung nach so gut und schnell
funktioniert? In Bezug auf Polizei,
Rotes Kreuz und anderen Behörden.
D: Weil beide Seiten gemerkt haben,
dass wir aufeinander angewiesen sind
und man mit Kooperation etwas bewegen
kann. Nur zusammen sind wir
stark. Ich denke auch um den Kontakt
zu den Flüchtlingen herzustellen
hat es geholfen, dass wir im Zivilgewand
gekleidet waren. Dadurch haben
sie uns mehr vertraut, als vielleicht
den Polizisten. Aber wir sind fast immer
Hand in Hand mit den Behörden
gegangen.
E: Die Polizei, die ÖBB und auch jede
andere große Art von Firma oder Ähnliches
hat begriffen, worum es geht.
Es geht um Menschenleben und auch
um Tod. Es geht darum, eine riesige
Anzahl von Menschen zu versorgen.
Wir sprechen von einem vierstelligen
Bereich von Leuten, die hier ankommen.
Ab und an mach ich mir sogar
Sorgen, dass sie in einen fünfstelligen
Bereich rutschen könnten. Es geht hier
um Schutz.
V: Schutz ist ein gutes Stichwort. Habt
ihr selbst manchmal Angst, um eure eigene
Sicherheit in irgendeiner Weise?
D: Es ist schon manchmal der Fall
gewesen, dass es kritisch war und wir
Angst hatten. Aber genau in solchen
Situationen treten wir als TRAIN OF
HOPE auf und tun unser Möglichstes.
Und natürlich schauen wir, dass wir die
Zahlen der Menschen in den Hallen im
Blick haben und wenn wir das Maximum
erreicht haben müssen wir Alarm
schlagen und mit den Behörden eng
zusammenarbeiten. Und dann packen
wir wieder Hand in Hand an, um den
Bahnhof lockerer zu machen und den
Menschen eine andere Schlaf- bzw.
Aufenthaltsmöglichkeit zu organisieren.
E: Ich denke alles in allem eskaliert
die Situation nie, weil wir, wie Dominik
vorher sagte, in normaler Kleidung
und als Personen auftreten und nicht
500 Polizisten hier stehen. Das schafft
zwischen allen hier eine gewisse Vertrauensbasis.
Man sollte vielleicht auch sagen, dass
wir viele Flüchtlinge hier haben, die
länger bleiben, weil sie gut Englisch
und Arabisch sprechen und hier beim
Dolmetschen helfen wollen. Diese
Menschen schlafen und leben am
Bahnhof. Das muss man sich schon vor
Augen halten. Es gibt also auch große
Solidarität untereinander.
V: Welche Stimmungen und Situationen
erlebt ihr tagtäglich?
E: Die Gefühle auf eine einzige Stimmung
zu reduzieren ist unmöglich. Von
Minute zu Minute ist es unterschiedlich.
Wir haben auf den Social Media Plattformen
auch einen Vermisstenkanal
und darüber wurden viele Menschen
wiedergefunden bzw. Familien zusam-
mengeführt. Das ist dann ein Moment,
wo ich mir denke „Ich habe etwas geschafft.
Ich habe geholfen, eine Familie
wieder zusammenzubringen“. Das
ist einer dieser Gründe, wo du weißt,
ich muss hier weiter machen.
D: Es sind Emotionen, die ich in meinem
ganzen Leben noch nie gefühlt
habe. Du erlebst du so viel. Man
wird umarmt, du gehst weiter und es
wird geweint. Es ist ein Mischmasch
an Gefühlen. Es herrscht hier pure
Menschlichkeit und du lernst, was es
wirklich bedeutet sozial zu sein.
V: Denkt ihr auch über mögliche
Lösungswege des Gesamtgeschehens
nach oder seit ihr nur im Hier und
Jetzt?
D: Dazu besitzen wir noch nicht die
Macht, Lösungen großflächig anzubieten.
Aber wie man sieht, werden wir
immer größer und früher oder später
wird man sich auch über so etwas
Gedanken machen. Zurzeit sind wir
aber damit beschäftigt noch mehr
System reinzubekommen. Wenn das
vollständig geschafft ist, können wir
hoffentlich bald über größere Sachen
nachdenken. Ob es dann umgesetzt
wird, wird sich zeigen.
V: Was sind die persönlichen Opfer, die
Freiwillige bringen müssen? Woher
nehmen alle die Zeit?
D: Die Meisten hier arbeiten noch
nebenbei. Es gibt die Bürokauffrau,
die von 9-18 Uhr arbeitet und von 19-
4 Uhr dann hier hilft und echt um 9
Uhr wieder im Büro sitzt. Das ist so das
klassische Schema. Aber es gibt auch
genügend, die sagen, sie nehmen sich
eine Auszeit und arbeiten mehr oder
weniger Vollzeit mit.
E: Die Leute vom Lazarett haben sich
ein Zeit-Rad aufgebaut. Das sind die
Einzigen, die wirklich einen Dienstplan
haben. Laut Facebook sind das auch so
um die 800 Leute, die dort helfen. Da
ist von Ärzten/innen, Krankenpfleger/
innen, Psychologen/innen alles dabei.
Teilweise helfen die Ärzte/innen sogar
in der Praxis des anderen aus, damit er
oder sie bei uns übernehmen kann.
V: Gab es schon mal einen Zusammenstoß
mit anders denkenden Menschen
in irgendeiner Weise?
D: Am Bahnhof nicht. Aber ja, ich hatte
sogar welche in meiner Familie. Ich bin
halt dann nicht der Typ, der abschaltet
und sagt „Ich kann mit deinem Argument
nichts anfangen“. Sondern mehr
der Verständnisvolle und sage „Komm
einfach mal auch mit und vielleicht
wird dein Bild durch die Hoffung und
Liebe hier verändert“. Wir haben alle
verschiedene Meinungen und das ist
ja auch gut. Jeder hat das Recht auf
eine eigene Meinung. Aber trotzdem
kann man sich, glaub ich, erst ein Bild
machen, wenn man hier war und es
selbst gesehen hat. Wenn dann jemand
trotzdem noch so denkt, darf er
oder sie das auch. Es ist sein/ihr freies
Recht.
E: Grundsätzlich eher nein. Im Social
Media Bereich gibt es schon Kommentare
oder ähnliches dieser Art. Aber
die halten sich sehr in Grenzen.
Es war auch z.B. schon Frau Stenzel
da und hat gesagt „Hey! Super das
ihr das macht“. Also im Großen und
Ganzen konnte ich auf unsere Arbeit
hier keine negative Resonanz feststellen.
Ich denke, es hätte auch keinen
Sinn negative Gefühle hier zuzulassen,
dann wäre es nicht TRAIN OF HOPE.
Auch innerhalb unseres Vereins gibt es
da nie Reiberein. Ich kenn hier von den
Wenigsten den Nachnamen, aber ich
weiß, dass ich mich mit ihnen verstehe.
Ganz einfach, weil ich es muss. Sonst
funktioniert es nicht. Und jeder/e weiß,
wofür er/sie es macht und reißt sich da
bestimmt selber auch zusammen und
schraubt sich zurück. Hier lernt man
schnell „Es geht nicht um mich“.
V: Es wird derzeit viel darüber berichtet,
dass eine Großzahl der Flüchtlinge
nicht aus Syrien stammt, sondern
aus dem Irak, Afghanistan, Somalia
oder Lybien kommen. Wie denkt ihr
darüber?
E: Es ist jeder Willkommen, der um
88
Schutz ansucht. Auch wenn ein Obdachloser
aus Österreich hier herkommt
sage ich „Nimm dir soviel du willst“.
Es ist egal woher dieser Mensch kommt.
Wir helfen einfach.
D: So ist es.
V: Was werdet ihr von hier mitnehmen?
E: Vor TRAIN OF HOPE hatte ich ein
ganz anderes Bild vom Leben. Es
klingt vielleicht etwas kitschig, aber
wenn du hier bist, für eine Woche,
drei Tage oder ein paar Stunden und
wirklich mitmachst von ganzem Herzen,
dann wirst du merken, dass sich
dein ganzen Leben umdrehen wird.
Das würde ich auch nicht sagen, wenn
ich es nicht ernst meinen würde. Es ist
ein völlig neuer Zugang, wie man mit
Situationen umgeht. Ganz ehrlich.
Du hinterfragst auch dein eigenes
Konsumverhalten. Man reflektiert viel
mehr. Ich war immer ein Partymensch
und mittlerweile kann ich nicht mal
mehr Ausgehen. Das konnte ich noch
nie von mir sagen. Was zum Teil daran
liegt, dass sobald du von TRAIN OF
HOPE weggehst, alle was darüber wissen
wollen und du eigentlich ja mal
abschalten möchtest. Andererseits ist
dein Kopf immer hier. Du informierst
dich ständig was am Bahnhof passiert
wenn du nicht da bist.
D: Die Menschen hier haben alle eine
kleine Tasche und nichts im materiellen
Sinn. Nur, dass ihre Lieben bei ihnen
sind - das ist das, was sie glücklich
macht. Oder traurig, wenn diese Menschen
nicht da sind.
Also diese Gedanken, dass nächste
Woche ein neues Smartphone rauskommt
und ich mir das kaufen möchte,
haben sich für mich gestrichen. Ich
brauch kein neues Handy. Ich werde sicher
versuchen ab sofort mit meinem
Geld anders umzugehen.
E&D: Es ist echt verrückt. Wir realisieren
gerade beide, wie sehr sich unser
Weltbild verändert hat.
V: Was treibt euch jeden Tag aufs Neue
an?
E: Die tollen Menschen mit denen ich
hier zusammenarbeiten darf. Wir sprechen
hier von über 2000 Hefer/innen.
Außerdem habe ich das Gefühl, dass
ich zum ersten Mal in meinem Leben
etwas mache, dass einen Sinn hat. Einen
wirklichen Sinn. Ich verdiene hiermit
kein Geld. Aber ich habe Menschenleben
verändert.
D: Das Gefühl etwas zu bewirken. Außerdem
ist hier wirklich jeder/e gleich. Hierarchie
hat bei uns keinen Platz und
jeder/e Einzelne in seiner/ihrer Position
ist wichtig und trägt dazu bei, dass
TRAIN OF HOPE läuft und Gutes tun
kann.
Deshalb sage ich auch jedem/r „Danke,
dass du da bist, es ist echt toll was du
machst. Deshalb können wir bestehen
und existieren“.
EVA ZAR
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Wir haben mit Menschen geredet, die sich selbstlos und voller Tatendrang für
Flüchtlinge eingesetzt haben. Dabei haben wir sie gefragt, ob es einen Moment
gab, an dem man nicht mehr wegsehen konnte und wie sie selbst aktiv geworden
sind. Damit wollen wir zeigen, dass jeder einen Beitrag leisten kann.
11. Jakob Kattner / Creative Director
bei der Werbeagentur Warda Network
in Wien.
“Ich selbst hatte in meiner Kindheit
mit Anfeindungen, Beleidigungen
und Ausgrenzung aufgrund meiner
Hautfarbe zu kämpfen. Wegen der
zunehmenden Tendenz der Xenophobie
und der menschenverachtenden
Geisteshaltungen in unserer
Gesellschaft war es mir ein Anliegen
in Form eines Videos zu dieser Problematik
Stellung zu nehmen.”
https://vimeo.com/139955543
2
2. Anna Eder / IntegRADsion /
Studentin - ab Oktober Projektassistentin
bei Start Stipendien Wien.
“Mein Wunsch mit jugendlichen
Flüchtlingen zu arbeiten ist vor
allem durch meine Tätigkeit als
Deutschnachhilfelehrerin beim
Projekt TANMU gewachsen.”
www.integradsion.at
3
3. Katha Schinkinger / Refugees Welcome
to Austria (RWTA) / PR-Beraterin
bei VICE Austria.
“Im Mai dieses Jahres bin ich das
erste Mal mit vollgepacktem Auto
nach Traiskirchen gefahren. Aus einer
punktuell geplanten Sammelaktion
ist schließlich unsere Organisation
Refugees welcome to Austria entstanden.
Jeder kann helfen. Helfen ist
ganz einfach und tut auch wirklich
nicht weh.”
www.facebook.com/refugeeswelcometoaustria
98
4
4. Sigrid Renner / Shop Assistant - Channel
Managerin
'' Als ich im Sommer die schrecklichen
Bilder der hilflosen Flüchtlinge in den Medien
gesehen habe, konnte ich einfach nicht
mehr wegschauen. Zu dieser Zeit haben zwei
Freundinnen auch die Initiative ‘happy.
thankyou.moreplease!!’ gestartet. Ich habe
durch meine Mitarbeit in dieser Organisation
sehr schnell gelernt, wie sehr eine kleine
Geste Menschen in Not helfen kann. Dementsprechend
habe ich sukzessive immer
mehr Zeit dafür aufgebracht zu helfen.”
www.thankyoumoreplease.at
6. Florian Rottens
“Ich habe mich vor
markt gestellt und
neartikel gebeten. F
haben für Traiskirch
sammelt. Ich wollte m
ligen. Mich vor einen
zu stellen war eine spo
schien mir am lukr
55. Claudia Kristelly / WBH Wien - Wat Badmington
Hernals / Selbständig im Bereich Kulturtechnik
und Wasserwirtschaft
“Die vielen medialen Berichte über die Flüchtlingssituation
in Österreich vom Frühjahr und
Sommer 2015 und die Information über Einzelinitiativen
in den Salzburger Nachrichten haben
mich dazu bewegt, das Badminton-Flüchtlingsprojekt
zu starten.”
6
teiner / Künstler
einen Drogeriehabe
um Hygiereunde
von mir
en Spenden geich
auch betei-
Drogeriemarkt
ntane Idee und
ativsten zu sein.
War es auch!”
100
7
7. CHAKK BOOM : Wiener Foto-Kreativ-Agentur
von Kaya Koinig und Clark
H. Alexander - Teil des INSIDE OUT
AUSTRIA Team.
“Marlene Zajicek (Initiatorin) war per
Facebook Aufruf auf der Suche nach
einem Team zur Um-setzung des Projektes
Inside Out Austria.
Von Anbeginn hat Chakk Boom das
Projekt sehr eingenommen. Nicht nur
weil wir uns dessen be-wußt sind, wie
wichtig es ist, ein sicheres, ruhiges und
geregeltes Umfeld zu haben. Sondern
auch die Herausforderung, die wichtigste
Botschaft des Projekts erkennbar
zu machen: Menschen mit Flucht-Erfahrung
und deren Helfern ein Gesicht
zu geben. Aufzuzeigen das wir alle
Menschen sind.
Für uns war es eine beeindruckende,
berührende und zugleich wundervolle
Begegnung mit diesen Menschen. Außerdem
freuen wir uns sehr, dass wir
so viel Stärke, Mut und Lebensfreude
auf den Portraits festhalten konnten.“
8
8. Lost: The Story of Refugees, Projekt von
Maximilian Schnürer, freier Grafik Designer
Franziska Schinderle , freie Journalistin
Martin Valentin Fuchs, freier Fotograf
(Nicht im Bild) François Weinert, freier Fotograf
Julian Behrenbeck, freier Art Director
“Als die deutsch-österreichische Grenze geschlossen wurde,
konnte ich nicht mehr in mein Heimatland reisen. Als ich
mich mit Francois an der Grenze getroffen habe, beschlossen
wir, kreative Zugänge zur Flüchtlingsdebatte zu finden.
Kurz danach riefen wir Lost: The Story of Refugees ins Leben
und erzählen die Geschichten, jener, die aus ihrem
Heimatland vertrieben wurden!”
102
9. Valery Pearl, Dragqueen +
Entertainerin aus Hamburg
''Der ausschlaggebende Grund, welcher
Antrieb für meine Einsätze zu Gunsten
unserer neuen Mitmenschen war, war
eine Zugfahrt vor ca. 1,5 Monaten. Ich
saß in einem Zug, der gefüllt war mit Zuwanderern,
auf dem Weg nach Hamburg.
Ich bemerkte, dass das Zugpersonal absolut
überfordert war mit der Situation.
Doch besonders schockierte es mich, als
ein Schaffner, der die Fahrkarten kontrollierte
einem Jungen (wie ich später
festtellen musste, grade einmal 16 Jahre
alt), der kein deutsch sprach und offensichtlich
im falschen Zug saß – er wollte
nach Berlin, nicht Hamburg – nicht geholfen
wurde, sich zurecht zu finden.
Auch nach mehrfacher Hilfestellung
meinerseits, zeigte sich das Zugpersonal ignorant und intolerant,
worauf ich, samt Mitfahrer eigenhändig eine Verbindung
für den Jungen raussuchte.
9
Stellvertretend für ihn habe ich dann am nächsten Tag ca.
50 Liter Wasser, viel Obst und auch Spielsachen (welche ich
u.a. von Karstadt geschenkt bekommen habe, weil sie es so
toll fanden, dass sich eine Privatperson so viele Gedanken
macht und einsetzt) am Hauptbahnhof abgegeben.
Seit dem versuche ich regelmäßig das „Zwischenlager“ am
Hauptbahnhof mit Obst und Getränken zu unterstützen
und habe u.a ein Spendenaktion zusammen mit dem Kyti
Voo auf der Langen Reihe, Hamburg ins Leben gerufen.''
GLORIA
ESTEFAN
IHR VATER WAR EIN KUBANISCHER
FLÜCHTLING
FACT
006
TOP UMBRO
JACKET UMBRO
TRACK PANTS OUR LEGAC
Y
CORITA KEN
T
JACKET WESC
DENIM SHIRT ENERGIE
JEANS ENERGIE
CORITA KENT
1: DENIM JACKET FLYING HORSE, SHIRT DUCK & COVER, DENIM
SHORTS ROCAWEAR, SHOES ASICS
2: TOP OUR LEGACY, TROUSERS TOPMAN
EINSTEIN
TOP ALPINESTARS, GLOVES ALPINESTARS,
SHORTS ADA + NIK , SHOES PALLADIUM
MAKING OF
PHOTOGRAPHY: DAVID QUIN / DAVIDQUIN.COM
STYLING: SOPHIE EMMET
MAKE-UP: SOPHIA DANIELLE / USING MAC COSMETICS
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MODEL: PAVEL BARANOV / BOOKINGSMODELS.CO.UK
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114
VANGART
FROM
NOTHING
TO ART
An interview with
Tammam Azzam
by Georg Rauber
White Space
Conflict
HOW ARTIST TAMMAM AZZAM TOOK
THE DESTRUCTION HE HAD TO WIT-
NESS AND USED IT AS INSPIRATION
Tammam Azzam is a Syrian artist who, besides
being a classically trained painter, creates
pieces of art by combining real world images
with various other forms of media, which
creates a contrast between what we see
every day and how we could perceive it if we
just looked at the world a little differently...
116
burning
SYRIA
In 2013, Tammam became known to
a wider audience with a series of artworks
called “Freedom Graffiti” in
which he superimposed famous paintings
over pictures of Damascus, which
was, and still is, suffering from the
effects of war and revolution. Especially
his depiction of Gustav Klimt’s
“Der Kuss” over a destroyed building
gained worldwide attention, having
been done so meticulously people
thought it was real. VANGARDIST got
the chance to ask him a few questions.
VANGARDIST: Can you tell us a little
about your background?
Tammam: I came from a very small village
in the South of Syria. I studied
art at the Faculty of Fine Arts in Da-
mascus and graduated in 2001. I was
doing paintings until 2011, which is
when the revolution started. We had to
leave Syria and moved to Dubai, me,
my wife and my daughter. My brother
is still in Syria. So are my paintings. I
had to abandon all my materials and
the current project I was working on.
V: How was it relocating do Dubai?
Tammam: When I moved here I felt like
it’s not my city. Back in Syria there were
so many streets. I used to walk around
and draw inspiration from the people
on the street. Dubai seems like a city
without streets, without sidewalks. You
can’t walk around and find stories, find
inspiration. When we moved here to
Dubai I felt like I lost my ideas. I start-
ed to think about how to make a new
kind of media to express myself and
continue doing art. I stopped making
paintings for two years and tried other
things.
V: How do you find inspiration now
that you have moved to such a different
country?
Tammam: Dubai to me right now
means just my house and my studio. I
felt like I lost my inspiration of drawing
things from the stories of people from
the streets, from people around me. I
now find the stories from just the news
and social media. That’s why I used the
social media as a body to publish my
new artworks. I started to make digital
art.
V: Even though you had to leave Syria
because of its troubles, you miss the
kind of inspiration it gave you?
Tammam: Sure. It converted to another
kind of inspiration from my memories
and the photos in the news about
Syria.
V: So you still carry a bit of Syria with
you wherever you go. Do you miss it?
Tammam: I think about Syria a lot. But
it’s not really just missing. It’s a complicated
feeling of sadness. It’s not about
missing Syria. Because the Syria I lived
in doesn’t exist anymore.
V: What was the point when you knew
you had to leave Syria?
Tammam: When the revolution started
everything began to change. We felt
like it was not safe to stay there. We
were lucky to be able to move. It’s hard
to call it luck, but we really were. There
are still people there who can’t move
away and don’t have any solutions to
PASSPORT
Syrial Olympic
SALE C
120
BON
VOYAGE
London
Lebanon
Paris
Syrian E
Syrian Mus
WARHO
XIT
eum
L
their problems, to go out of Syria, not
even to Lebanon or Turkey. So yeah, we
did it. We made the decision to leave
after 7 months because we didn’t feel
save. But you can’t compare it to the
problems that the people who are still
there have now.
V: So you feel like you made the right
decision?
Tammam: It was not about “right”.
Because we can’t say that people who
choose to stay are wrong.
V: What’s the biggest difference?
Tammam: Damascus was a great city,
like any great city around the world.
To me Dubai is not a big city. It’s a big
place. It’s not the place I wish to live
in. It is good to live in because of the
safety, but it was not my dream to live
here.
V: So it was safety versus inspiration?
Tammam: I had to think about my
family. Like I said, we were lucky to
find this chance. It was hard, and it is
still hard. It is not our final destination
in life. But we can’t go back. Not right
now, probably never. It is hard to feel
like you are not in the right place for
your inspiration, but sometimes you
don’t get any other options. It is still
difficult to think about that.
V: How do you create your art now
compared to when you did it back in
Syria?
Tammam: Actually when I was in Syria
I used to go to my studio in the
morning, early in the morning, and
work there for 10 hours. Here I had
to change the situation for me and
my family first and only then could I
go and rent a studio. It took about a
year. The situation is not that great,
but its better. Now I’m back to making
larger paintings and preparing my
solo show in next January, after two
years of doing a new painting and
a new kind of thinking about painting.
I had to quit the series I worked
on in Syria for 3 to 4 years when
we had to leave, because we travelled
so suddenly. I couldn’t go back
and continue that series because all
that inspiration is changed totally.
All the sources changed totally. To
be honest I am not that interested
in what I’m doing now. I’m feeling
like it’s a period of time which I have
to finish. Finish this kind of painting,
to start again.
V: It’s your Dubai-period.
Tammam: Yeah. I have to finish it.
V: Is that your inner urge to do art? You
have to do it even though you know it’s
not the way you would like it to be?
Tammam: Yeah, it’s not the dream of
which kind of art I want to produce
now. But because of all the destruction
I had to see I decided to do art with
destroyed buildings across like ten
large paintings.
W'LL
STAY
HERE
not just in Syria. Because right now we
live in this destroyed world, not just
destroyed buildings.
V: There is this one particular piece of
yours which features Gustav Klimt’s
famous painting “Der Kuss” as a graffiti
over a broken down house wall.
Tammam: It became a little bit viral because
a lot of people thought it was
real. Its digital art. I made it as real as a
dream of doing this kind of art to help
people from my country who are suffering
there. My dream is mixed with
my artwork. To make it real. To save
my idea. Not to play a trick on people.
The first important thing for me is to
build an artwork. It always depends on
what I’m thinking about. Right now my
thoughts are always about the destruction
as backgrounds. Like that wall, but
V: What inspired you to choose this
particular painting?
Tammam: That picture was the last one
of my series at the Syrian museum.
They are ten pieces in total, all featuring
famous paintings. The first one was
actually “The Third of May” by Goya.
In which he talks about one day in
Spanish history when 80 people were
killed in the street. And I thought we
have this day every minute in our recent
world, not just in Syria. We are living
the same event everywhere in the
world without any attention to it. That
was the root of this idea. Then I used
the Mona Lisa, the Scream of Munch,
Van Gogh. Famous paintings.
freedom
graffiti
BON
VOYAGE
V: What are you working on now?
Tammam: Preparing for my solo show
in Dubai. It will contain 10 pieces of
paintings. It’s destroyed buildings in
black and white. I am also working
on new digital photo-montage stuff. I
don’t have a title as of now. But it will
be six pieces of photo-montage mixing
the outside world with inside rooms.
V: What would you like people to take
away from your art?
Tammam: For me it’s difficult to send
certain messages. Because audiences
always want to receive their own messages,
not the artist’s. So it’s difficult to
say what I want from people to say or
to take with them. I always just want to
build an artwork without thinking about
the political background. I just want
to express myself. It’s not just about
the situation in Syria, but it is, because
I’m a Syrian and this is my background
and this is my culture. But it’s
about a common culture everywhere.
This feeling is not about people from
a certain place, it’s about people from
around the world.
V: Because everybody could be in
the situation that you were suddenly
thrown into.
Tammam: Yes, it could happen to anybody.
Tammam is currently preparing for his solo show in
Dubai. It will be shown in January 2016.
TAMMAM
130
Wenn Europäer
es mit dem
Spenden
LAMAN
knows
best!
zu gut meinen
TEXT: LAMAN AKHMEDOVA
Ab und an sollte man das Wort “ausmisten”
nicht zu ernst nehmen. Insbesondere
diejenigen, die sich ihres
Mists entledigen wollen indem sie ihn
als Sachspenden abtun. Sicherlich ist
das Spenden gut, wichtig und vorallem
hilfreich, aber von Zeit zu Zeit sind
einige Leute etwas zu kreativ bei ihrer
Spendenwahl und wir können uns nur
fragen: Was zur Hölle hast du dir dabei
gedacht?
Hier haben wir eine Liste jener Dinge,
die wirklich so wie sie hier stehen gespendet
wurden:
1. SCHLITTSCHUHE
Für den Fall, dass die Flucht in Sneakern
zu unbequem wird?
2. 100 HIGH HEELS
Sponsored by Austrias Next Topmodel
3. HALLOWEEN KOSTÜME
Weil die Situation ja nicht grausam und
schrecklich genug ist
4. SEXY UNTERWÄSCHE
Komm schon Victoria, erzähl uns dein
Secret
5. SKI
Wusstest du schon, dass die meisten
Flüchtlinge in begehrten Wintersport
Regionen leben?
6. EIN KORSETT
Für eine spontane Burlesque Einlage?
7. EIN WAFFELEISEN
Ein gewöhnlicher Gegenstand aus
dem Erste-Hilfe-Kasten
8. DILDOS
Kein Kommentar
9. BOWLING SCHUHE
Wirklich kluge Spende. Bowling ist
eine typische Auf-der-Straße-Sportart
10. EIN TAUCHERANZUG
Die Person, die diese Spende abgab,
muss wirklich tiefe Gedanken dabei
gehabt haben
11. BADEBOMBEN
Was zum Teufel ist das eigentlich?
12. 3D BRILLEN
wManche sagen, das Leben sei bereits
ein 3D-Film
132
Nein, das ist keine Einkauffsliste für
den neuen Cirque du Soleil. Dies ist
eine tatsächliche Liste der Dinge, die
an Flüchtlinge in Österreich nach einer
anstregenden, gefährlichen Flucht gespendet
wurden.
Ich meine kannst du dir vorstellen,
dass du für Tage, Wochen, Monate
auf der Flucht vor Zerstörung und Tod
bist, ohne regelmäßigen Schlaf, Lebensmittel
oder der täglichen Dusche,
zusätzlich total traumatisiert und aufgewühlt
von den grausamen Ereignissen
im Krieg und du kommst endlich,
in einem Land der EU an und die erste
Person, die du siehst, fragt: “Hey, alles
okay bei dir? Magst du etwas warmes
zu Essen oder ein Kaffee?” und
du entgegnest: “Nein danke, was ich
jetzt gerade wirklich brauche wäre ein
Trampolin… oder ein Waffeleisen. Ich
habe eine Waffelteig-Fertigmischung
von zuhause mitgebracht. Du wirst
meine Waffeln lieben!”
Also, aufgepasst: Lasst uns spenden
und helfen und freiwillige Arbeit leisten
und vorallem nicht vergessen, dass
die Flüchtlinge auch Menschen sind
wie du und ich. Also überdenke deine
Spenden das nächste mal etwas besser
und lass vielleicht den Taucheranzug
zuhause!
ALBERT
EINSTEIN
WAR EIN DEUTSCH-JÜDISCHER
FLÜCHTLING
FACT
008
REFUGEES WIEN
ORGANI
SAT
IONEN
Von Januar bis Anfang September 2015 wurden
700.000 neue Asylbewerber in den EU-Staaten registriert.
Unerwartet viele Menschen erreichten Mitteleuropa
über die sogenannte „Balkanroute“. Viele von
diesen Menschen sind jetzt in Österreich angekommen.
Um diesen Menschen zu helfen haben sich mehrere
Organisationen mobilisiert. Hier wollen wir ein
paar von ihnen vorstellen.
TEXT: ELLA KOPPENSTEINER / FOTO: VALENTIN FUCHS
PRIVATUNTERKÜNFTE
BEREITSTELLEN
INTEGRATIONSHAUS
KONTAKT:
Frau Lebbihiat
TEL: 01/3344592-18
MAIL: m.lebbihiat-mueller@
integrationshaus.at
MENSCHEN LEBEN
KONTAKT:
Frau Gerhart
mail: wohnungen@menschen-leben.at
CARITAS
KONTAKT:
TEL: 01/890 48 31
MAIL: machbarinnot@caritas-wien.at
DIAKONIE FLÜCHTLINGSDIENST -
WOHNBERATUNG
KONTAKT:
TEL: 0664/883 02 307
FLÜCHTLINGE WILLKOMMEN
Unterkunft von Flüchtlingen in
Privatwohnungen
KONTAKT:
Bildungsinitiative Österreich c/o Café
Prosa
Sparkassenplatz 3, 1150 Wien
MAIL: hallo@fluechtlinge-willkommen.at
WEB: www.fluechtlinge-willkommen.at
INNENMINISTERIUM
KONTAKT:
TEL: 0800-230090
MAIL: quartiersuche@bmi.gv.at
VOLKSHILFE
KONTAKT:
TEL: 01/8904831
HOTELS HELFEN
Unterkünfte für Flüchtlinge und Sachspenden
KONTAKT:
Michaela Reitterer, Gregor Hoch
TEL: 01 533 09 52
MAIL: office@oehv.at
WEB: www.oehv.at/hotelshelfen
PATENSCHAFTEN
ÜBERNEHMEN
DEUTSCHKURSE
GEBEN
VEREIN UTE BOCK
KONTAKT:
TEL: 01/9292424-28
MAIL: bildung@fraubock.at
WEB: www.fraubock.at/services/
bildung
SOZIALBERATUNGSSTELLE WIEN
Kontakt:
TEL: 01/405 62 95 75
MAIL: sabine.racketseder@diakonie.at
SPRACHEN-STUDIO WIEN
KONTAKT:
TEL: 01/957 9649
MAIL: info@sprachen-studio.at
DEUTSCH OHNE GRENZEN
KONTAKT:
FB: facebookpage
MAIL: info@deutschohnegrenzen.org
ASYLKOORDINATION ÖSTER-
REICH, CONNECTING PEOPLE
KONTAKT:
TEL: 01/532 12 91-14
MAIL: office@connectingpeople.at
SACHSPENDEN
ABGEBEN
CARITAS - CARLA
KONTAKT:
TEL: 01/2569898
WEB: www.carla-wien.at
DON BOSCO FLÜCHTLINGSWERK
KONTAKT:
TEL: 0664 886 32 608
MAIL: office@fluechtlingswerk.at
CARITAS OMNI.BUS
Sachspendensammlung für das
Flüchtlingslager Traiskirchen
KONTAKT:
FB: facebookpage
REFUGEES WELCOME TO AUSTRIA:(v.l.) Behnam Firozian, Katha Schinkinger, Alexander Baillou,
Farangis Firozian, Jakub Schulz, Nina, Mariella Schulz, Kathi Wunsch (nicht im Bild: Tobias Endl, Natascha Fürst,
Stefan Csáky), Foto: © Chakk Boom
SAMARITERBUND AKTION
MENSCHLICHKEIT
KONTAKT:
WEB: www.samariterbund.net/aktionmenschlichkeit/sachspenden
REFUGEES WELCOME TO AUSTRIA
Organisation von Sachspenden, Plattform
zur Förderung einer Willkommenskultur.
KONTAKT:
FB: facebookpage
TRAIN OF HOPE
Nahrungsmittel, Sachspenden, bis
die weitere Versorgung oder Reise
geklärt ist.
KONTAKT: www.trainofhope.at
DIV. INDIVIDUELLE
HILFE LEISTEN
ÖIF - ÖSTERREICHISCHER INTEG-
RATIONSFONDS
KONTAKT: www.wirsinddabei.at
HUMANITÄT .ORG
humanitaet.org ist eine aktuelle
Sammlung von Hilfsprojekten und Hilfsinitiativen
für Flüchtlinge in Wien und
Traiskirchen. Es soll Menschen die helfen
wollen, Infos liefern, damit diese je
nach Möglichkeiten und Interessen ein
geeignetes Projekt, das sie unterstützen
wollen, finden können.
KONTAKT:
WEB: www.humanitaet.org
WILLKOMMEN MENSCH
Schnelle, unbürokratische und solidarische
Hilfe bietet die überregionale
Initiative z.B Unterstützung bei der Arbeitssuche,
bei Behördenwegen und
Arztterminen, bei Deutschkurse, Geld-
Sachspenden, bei Wohnraumsuche.
KONTAKT:
Christian Köstler
TEL: 0676/838 44 315
MAIL: willkommenmensch@gmx.at
WEB: www.willkommen-mensch.at
INTEGRATION
HELPING HANDS
Engagiertes, professionelles Team von
Juristen, das bei rechtlichen, integrativen
und Rassismus betreffenden Problemen
durch konkrete und individuelle
Lösungsangebote hilft.
KONTAKT:
WEB: www.helpinghands.at
FLÜCHTLINGE WILLKOMMEN
IN WIEN
Plattform zur Förderung einer Willkommenskultur
in Wien.
KONTAKT:
Jutta Reichenpfader
MAIL: praterstern@gmail.com
FREIZEITBESCHÄFTI-
GUNG & BILDUNGS-
AKTIVITÄTEN
CONNECT.ERDBERG
Freizeitbeschäftigung und Bildungsaktivitäten
für unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge in der Bundebetreuung
Erdberg
KONTAKT:
Michael Mezler-Andelberg, Jugend
und Stadtteilzentrum come2gether,
Baumgasse 75, 1030 Wien
TEL: 01/713 47 26
MAIL: connect@jugendzentren.at
INTEGRADSION
Fahrradspenden an Flüchtlinge, gemeinsame
Fahrradreparatur
KONTAKT:
Anna Eber
MAIL: integradsion@gmail.com
WEB: www.integradsion.at
PROSA
Bildungsinitiative
KONTAKT: Sina Farahmandnia
Rahlgasse 4, 1060 Wien
TEL: 0043 664 35 25 20 2
MAIL: sina.farahmandnia@vielmehr.at
WEB: www.future.vielmehr.at
TRAIN OF HOPE
BADMINTONVEREIN WBH WIEN
Bietet ab 08.09.2015 bis Juni 2016
jeweils Dienstag von 19:30 bis 21 Uhr
einen Badmintontermin für Flüchtlinge
an.
KONTAKT:
Integrative Schule Hernals
Hernalser Hauptstrasse 220-222, 1170
Wien
MAIL: claudia.kristelly@gmx.at
KAMA WIEN
Organisation von Kursen, die von
Asylsuchenden, MigrantInnen und
Asylberechtigten geleitet werden und
gegen eine freie Spende besucht werden
können.
KONTAKT:
Mariahilfer Strasse 217A /
Schwendergasse 30, 1150 Wien
MAIL: info@kama.or.at
KEIN ORT. NIRGENDS
Eine Initiative der IG Architektur und
Architektur Ohne Grenzen Austria
zum Finden von architektonischen
Möglichkeiten im Umfeld von AsylwerberInnen,
ArchitektInnen, Organisationen
und Politik.
KONTAKT:
TEL: 0043 660 2570722
MAIL: koni@arch-og.at bzw. organisation@ig-architektur.at
140
AUF ACHSE
THE
PLACES
REFUGEE
CAMPS
VON ELLA KOPPENSTEINER
In The Places präsentieren wir immer
besondere Orte rund um den Globus.
Dieses Mal wollen wir die großen, internationalen
Flüchtlingscamps vorstellen
und sie in Zusammenhang mit
der Fläche und Einwohnerzahl der Nationalstaaten
setzen in denen sie errichtet
wurden.
JORDANIEN: Zaatari Cam
1.400.000 Flüchtlinge (schätz
629.245 Registrierte Flüchtling
BIP: 37,9 Milliarden US-Dollar
Einwohner: 6.721.882
Fläche: 89.342 km²
Politische Situation: Staatsfor
p, 10km von Mafraq
ungsweise) /
e
m
Verschiedene Flüchtlingslager beherbergen um die 100.000
syrische Staatsangehörige, Stand 2014. Das Flüchtlingslager
Zaatari ist in diesen Zahlen berücksichtigt.
142
TÜRKEI: Kilis Oncupinar in Oncupinar, an der grenze ZU Syrien
2.138.999 Flüchtlinge (schätzungsweise) / 1.938.999 Registrierte Flüchtlinge
BIP : 851,4 Milliarden US-Dollar
Einwohner : 77,74 Millionen
Fläche : 783.562 km²
Politische Situation : Parlamentarische Demokratie
Es sind um die 2,1 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei untergebracht,
mehr als in jedem anderen Land. 30% von ihnen leben in 22 behördlich errichteten
Lagern, nahe der türkisch – syrischen Grenze.
Das türkische Recht sieht nicht vor, dass diese Flüchtlinge um einen Flüchtlingsstatus
ansuchen können, es erlaubt nur den Status des zeitbegrenzten Schutzes.
Das ermöglicht den Zugang zu staatlichen Einrichtungen, wie Gesundheitswesen
und Erziehung. Er erlaubt auch das Ansuchen um eine Arbeitserlaubnis
in einigen Provinzen und Berufsfeldern.
144
LIBANON: Shatila, im Süden von Beirut
1.196.560 Flüchtlinge (schätzungsweise) / 1.185.241 Registrierte Flüchtlinge
BIP : 24.640 Millionen US-Dollar
Einwohner : 5.882.562
Fläche : 10.452 km²
Politische Situation : Parlamentarische Republik -
parlamentarisches Regierungssystem
Die libanesische Regierung hat von Anfang an abgelehnt, Flüchtlingslager für
syrische Flüchtlinge auf ihrem Staatsgebiet zu errichten. Diese Politik hat zu einer
unkontrollierten Niederlassung der Flüchtlinge im gesamten Staatsgebiet
geführt. Auf der einen Seite mieten die Flüchtlinge ihre Unterkünfte in ungefähr
1.700 verschiedenen Orten im gesamten Staatsgebiet, um die 20% leben jedoch
in “wilden” Camps, meist nahe der Grenze zu Syrien.
146
IRAK: Arbat Transit Camp in Sulaymaniyah
247.861 Flüchtlinge (schätzungsweise) / 247.861 Registrierte Flüchtlinge
BIP: 115,3 Milliarden US-Dollar
Einwohner: 28.946.000
Fläche: 434.128 km²
Politische Situation: Föderale Republik - Parlamentarisches System
Es gibt verschiedene Flüchtlingslager im Norden des Irak. Die lokale kurdische
Verwaltung empfängt vorwiegend syrische Flüchtlinge mit kurdischen Wurzeln.
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