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Das Artland-Magazin.<br />
Das Ende einer Ära<br />
Quakenbrück<br />
und der Untergang Napoleons<br />
von Alexandra Lüders<br />
Am 18. Juni 2015 jährte sich die<br />
Schlacht von Waterloo zum zweihundertsten<br />
Mal. Sie ereignete sich<br />
in der Nähe eines kleinen flämischen<br />
(damals niederländischen)<br />
Gasthofes bei Belle-Alliance<br />
15 Kilometer südlich von Brüssel.<br />
Hier fand die Ära Napoleons ihr unrühmliches<br />
Ende, bevor der französische Kaiser endgültig<br />
nach St. Helena als britischer Kriegsgefangener<br />
verbannt wurde. Rund 50 000 Soldaten ließen<br />
dafür ihr Leben und es gab viele Verwundete.<br />
Auf der Siegerseite rangierten Großbritannien,<br />
Niederlande, Hannover, Braunschweig, Nassau<br />
und Preußen. Letztere wurden von Gebhard von<br />
Blücher angeführt und spielten eine entscheidende<br />
Rolle.<br />
An diversen, historischen Orten wurde europaweit<br />
dieses Jubiläums gedacht, so auch im<br />
Osnabrücker Land. Den meisten jedoch blieb<br />
bisher die Tatsache verborgen, dass ein Quakenbrücker<br />
Bataillon unter der Führung des Majors<br />
von dem Bussche-Hünnefeld bei Waterloo<br />
ebenfalls militärisch im Einsatz war. Gedenkmünzen,<br />
Tapferkeitsmedaillen und ein Lied<br />
zeugen von der Teilnahme der Artländer an diesem<br />
Kriegsgeschehen. Wie der Quakenbrücker<br />
Günther Dunze in langen Studien recherierte,<br />
bildeten die Landwehrbataillone Bremervörde,<br />
Osnabrück, Quakenbrück und Salzgitter unter<br />
dem Kommando des englischen Oberst Hugh<br />
Halkett die dritte hannoversche Brigade. Da<br />
die Franzosen eine hervorragende Artillerie<br />
(Geschütze) hatten, traf gleich am Anfang eine<br />
Kanonenkugel Bussche-Hünnefeld und elf<br />
weitere Soldaten. Der Major starb später an<br />
den Folgen dieser Verletzung. Insgesamt jedoch<br />
hatte der Eintreffen der Preußen die entscheidende<br />
Wendung in der Schlacht bei Waterloo<br />
herbeigeführt, so dass die junge hannoversche<br />
Brigade ein Lob von Oberst Halkett für ihre<br />
Standfestigkeit erntete. „Die Franzosen haben<br />
verloren, weil ihnen die Preußen am Abend<br />
in die Flanke gefallen sind“, wusste Dunze zu<br />
berichten.<br />
Am Stadtrand von Paris habe das Landwehrbataillon<br />
Quakenbrück am 4. Juli<br />
zusammen mit anderen Soldaten den<br />
Sieg mit Manövern und Paraden gefeiert,<br />
bevor sie am 9. Dezember den Rückmarsch<br />
nach Deutschland antraten.<br />
Hier wurden sie am 11. Januar 1816<br />
in Wuppertal-Elberfeld genauso<br />
jubelnd empfangen wie am 24.<br />
Januar in Quakenbrück. Anhand<br />
der handgeschriebenen Stammrollen<br />
und Tagebücher aus dem<br />
Geheimen Staatsarchiv des<br />
damaligen Kriegsministeriums<br />
(heute Niedersächsisches<br />
Hauptstaatsarchiv Hannover)<br />
hat Günther Dunze das<br />
damalige Geschehen erforscht<br />
und wieder lebendig werden<br />
lassen.<br />
Dreidimensionale Zinnfigur mit der Uniform des Quakenbrücker Landwehrbataillons<br />
aus „Der Friedensreiter“- (illustriertes Zinnfiguren-Journal)<br />
4 | mq Ausgabe <strong>Herbst</strong> 2015