Semerkand Deutsch - Oktober 2015

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KLASSIKER Imam el-Ghazali q.s. Das Schlachtfeld des Herzens Unbemerkt von der Außenwelt findet in unserem Inneren ein Kampf auf Leben und Tod statt. Unaufhörlich tobt dieser Kampf zwischen den Streitkräften des Guten und den Streitkräften des Bösen. Unser Wohl und Wehe im Jenseits hängt davon ab, wer von diesen beiden Armeen am Ende unseres Lebens die Oberhand über unser Herz gewonnen haben wird… Ebu Suleyman ed-Darani rah. vergleicht unser Herz mit einem Kuppelbau, der ringsherum viele verschiedene verschlossene Eingangspforten hat. Dieser Kuppelbau wird beständig von irgendwelchen Besuchern aufgesucht, die an seine Pforten klopfen und um Einlass bitten. Manche von diesen Besuchern bringen uns schöne Geschenke mit und andere haben faule Eier im Gepäck. Der Gesandte Allahs s.a.w.s. sagte dazu: „Wahrlich gibt es Gedanken des Teufels, die den Sohn Adems heimsuchen und Gedanken des Engels, die ihn besuchen. Was nun die Gedanken des Teufels betrifft, so verheißen sie ihm Schlechtes und verleugnen die Wahrheit. Und was die Gedanken des Engels betrifft, so verheißen sie ihm Gutes und bestätigen die Wahrheit. Wer solche (Gedanken) bei sich vorfindet, der wisse, dass diese von Allah herstammen und der lobpreise Allah. Und wer (etwas von den) anderen (Gedanken) bei sich vorfindet, der suche seine Zuflucht (bei Allah) vor dem Scheytan!“ (Tirmidhi: Sunen: Tefsirul Quran: 3: „We min Suratil Baqarah“; Nr. 3256) Anschließend rezitierte der Gesandte Allahs s.a.w.s. folgenden Quranvers: „Der Scheytan bedroht euch mit Armut und befiehlt euch das Schändliche, während euch Allah Seine Vergebung verspricht und (euch mit Seiner) Huld (überhäuft)!“ (2. Sure: El-Baqarah, Vers 268) Dieser Quranvers beschreibt den ständigen Widerstreit der guten und der schlechten Gedanken, die in unserem Herzen entstehen. Diese guten Gedanken heißen Ilham (göttliche Eingebung). Sie werden uns von den göttlichen Boten – also den Engeln – überbracht, halten uns zum Guten an und versprechen uns jenseitigen Lohn für unser gutes Handeln. Die schlechten Gedanken sind das Gegenteil des Ilham und heißen Wesweseh (teuflische Einflüsterung). Sie werden uns von den Teufeln überbracht und raten uns zum Schlechten. 9
Mithilfe der Wesweseh flößt uns der Teufel außerdem Verlust- und Existenzängste ein und hält uns so davon ab, gute Taten zu begehen. Imam el-Ghazali rah. drückt dies folgendermaßen aus: „Engel ist der Ausdruck für ein Geschöpf, das der Erhabene Allah als Boten des Guten erschaffen hat, um dem Mensch nützliches Wissen zu überbringen, ihm die Wahrheit zu offenbaren, ihm das Gute zu verheißen und ihm das Rechte zu befehlen. Er erschuf ihn und benutzt ihn als Werkzeug, um diese Aufgabe zu erledigen. Und Teufel ist der Ausdruck für ein Geschöpf, das das Gegenteil davon ist. Es droht dem Menschen das Schlechte an, befiehlt ihm das Schändliche und flößt ihm Angst vor Verarmung ein, wenn er vorhat, etwas Gutes zu tun. So ist die Wesweseh das Gegenteil des Ilham, der Teufel das Gegenteil des Engels und der Erfolg der mit den guten Taten einhergeht, das Gegenteil des Misserfolgs, der mit den schlechten Taten einhergeht. Hierauf findet sich ein Hinweis in dem folgenden Quranvers: „Und alle Dinge erschufen Wir paarweise!“ (51. Sure: Edh-Dhariayat, Vers 49)“ Das Herz des Menschen ist zu Beginn seines Lebens ein unbeschriebenes Blatt. Es ist unbefangen und unvorbelastet. Es akzeptiert beide Arten der Eingebung gleichermaßen und macht keinen Unterschied zwischen der Wesweseh des Teufels und dem Ilham des Engels. Erst wenn der Mensch älter wird, beginnt er, zu einer der beiden Seiten hinzuneigen: Wenn der Mensch dann damit beginnt, seinen Launen nachzugeben, seinen Gelüsten zu folgen und seinen Zornesmut auszuleben, dann wird der Teufel allmählich die Herrschaft über sein Herz übernehmen. Dabei nimmt sich der Teufel die Launen und Vorlieben des Menschen als Fahrzeug, um in dessen Herz einzudringen und dort die Macht an sich zu reißen. Widersetzt sich der Mensch hingegen der Triebhaftigkeit und dem Zornesmut seines Nefs (seiner Triebseele), dann wird sein Herz zum Ort der göttlichen Eingebung und zum Tummelplatz der Engel. Imam el-Ghazali rah. sagt dazu: „Wenn der Mensch seine Triebhaftigkeit bekämpft und dieser nicht die Herrschaft über sein Herz gewährt, dann gleicht sein Charakter dem Wesen der Engel und sein Herz wird zur Heimstatt der Engel und zu deren Tummelplatz! Wenn er hingegen sein Herz nicht von der Begierde, dem Zorn, der Gier, den falschen Wünschen und Hoffnungen und ähnlichen schlechten menschlichen Eigenschaften befreit, dann wird der Satan dort frei herumwandern können und ihm ungehindert seine Wesweseh einflüstern!“ Im Übrigen ist keines Menschen Herz vor gelegentlichen Besuchen des Scheytan und dessen Wesweseh geschützt, auch dann nicht, wenn er noch so weit auf dem göttlichen Pfad vorangeschritten sein sollte. Denn jeder Mensch hat seinen persönlichen Scheytan, der sich in seinem Organismus frei bewegen kann. Der Gesandte Allahs s.a.w.s. sagte dazu: „Wahrlich bewegt sich der Scheytan im Sohn Adems auf denselben Bahnen wie sein Blut!“ (Bukhari: El-Ehkam; Nr. 7171) Sobald wir unachtsam sind und einen Fehler begehen, ergreift der Scheytan seine Chance, schleicht sich in unser Herz ein und versucht uns eine schlechte Sache einzuflüstern. Aber je weiter wir auf dem göttlichen Pfad vorangeschritten sind, desto 10
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