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forum ware - DGWT - Deutsche Gesellschaft für Warenkunde und ...

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30 USABILITY<br />

skopischen Aufnahmen von Textilien bebilderten Beitrag über Wäscheschäden, der mit Hilfe dieser Bilder<br />

beweisen sollte, dass es die moderne Waschmaschine bzw. die elektrische Wäscheschleuder ist, die die<br />

Wäsche schont, während „vorsintflutliche“ Waschmethoden wie das Waschbrett oder das „Erwürgen“ der<br />

triefend nassen Wäsche durch zu kräftiges Auswinden mit der Hand schuld an Beschädigungen sind. 14 Die<br />

menschlichen Hände werden in diesem Artikel als grobschlächtige Werkzeuge dargestellt, die die Textilfasern<br />

verletzen <strong>und</strong> misshandeln können. 15 Handarbeit berge demnach die Gefahr einer zu starken mechanischen<br />

Beanspruchung der Wäsche, während in der elektrischen Wäschezentrifuge durch die Schleuderkraft der<br />

schnellen Trommelumdrehungen das Wasser „wie durch Zauberhand aus der Wäsche herausgezogen“ 16 werde.<br />

Nach maschinellem Schleudern statt händischem Auswringen zeige das Gewebe nicht die geringsten Verzerrungen<br />

<strong>und</strong> Verschiebungen der Fäden. Ebenso wird den „heftigen Reibwirkungen“, denen die Wäsche im<br />

Waschbottich ausgesetzt sei, die schonende Vorgangsweise elektrischer Waschmaschinen gegenübergestellt.<br />

In ihnen werde die Wäsche nur hin <strong>und</strong> her oder durcheinander geworfen, in den Sprudelwaschern liege die<br />

„gute <strong>und</strong> schonungsbedürftige Wäsche sogar ganz ruhig, während die heiße Waschlauge unablässig durch sie<br />

hindurchströmt <strong>und</strong> den Schmutz löst“ 17 .<br />

Insgesamt lässt die Quellenanalyse den Schluss zu, dass die große Bedeutung, die im Untersuchungszeitraum<br />

der Schonung der Wäsche zukam, <strong>und</strong> die Tatsache, dass den neuen technischen Hilfsmitteln in dieser<br />

Hinsicht – zumindest teilweise offensichtlich zu Recht – nicht recht getraut wurde, ein wichtiger Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> die<br />

oft zögerliche <strong>und</strong> skeptische Haltung gegenüber der Technisierung der Wäschereinigung war. Bei der Reinigung<br />

der Wäsche war stets auf deren größtmögliche Schonung zu achten, Reinigungs- <strong>und</strong> Schonungsbedürfnisse<br />

mussten also koordiniert werden. Dies war selbstverständlicher <strong>und</strong> eingeübter Bestandteil der manuellen<br />

Wascharbeit, ob dies auch von einer Maschine geleistet werden konnte, erschien hingegen als fraglich.<br />

Schonung des Körpers<br />

In Anbetracht der großen Bedeutung, die dem Schonen der Wäsche bei der Reinigung zukam, ist nachvollziehbar,<br />

warum die Konkurrenzierung von Hand <strong>und</strong> Maschine im gesamten Untersuchungszeitraum eine<br />

wesentliche Rolle spielte. Die Schonung der Wäsche stand lange Zeit im Vordergr<strong>und</strong>, während die Schonung<br />

der Wäscherin zunächst eine untergeordnete Rolle spielte – nicht zuletzt deshalb, weil die eigentliche Wascharbeit<br />

oft von professionellen Wäscherinnen, Dienstmädchen <strong>und</strong> Zugehfrauen verrichtet wurde, um deren<br />

Schonung sich die AuftraggeberInnen aus den mittleren <strong>und</strong> höheren gesellschaftlichen Schichten in der Regel<br />

nicht weiter kümmerten. Wichtig <strong>ware</strong>n hier in erster Linie das Waschergebnis <strong>und</strong> der Zustand der Wäsche.<br />

Je mehr sich aber nach dem Ersten Weltkrieg auch die Frauen der bürgerlichen Schichten tatkräftig dem<br />

Wäschewaschen widmen mussten, desto mehr spielte in der Diskussion der Vor- <strong>und</strong> Nachteile des händischen<br />

bzw. maschinellen Waschens nicht nur die Frage der Schonung <strong>und</strong> Sauberkeit der Wäsche eine Rolle, sondern<br />

ebenso die Frage der Schonung des Körpers, gerade auch der Hände. Mochte das Waschen von Hand<br />

nach Meinung zahlreicher AutorInnen von Haushaltsratgebern auch schonender <strong>für</strong> die Wäsche sein, <strong>für</strong> die<br />

waschenden Hände war es dies gewiss nicht. Die hygienische Bedeutung der Waschmethode fand also zunehmend<br />

nicht nur im Hinblick auf die Wäsche, sondern auch im Hinblick auf den waschenden Körper Beachtung.<br />

Hygienisierung durch Technisierung versprach man sich nun auch in Bezug auf den Körper der<br />

Waschenden. Hygiene wurde in diesem Zusammenhang als Ges<strong>und</strong>heitspflege ebenso verstanden wie als<br />

Schönheitspflege. Während sich die erhofften ges<strong>und</strong>heitspflegerischen Aspekte der Technisierung der<br />

Wäschereinigung auf den Körper als Ganzes bezogen, wurden die schönheitspflegerischen Aspekte vor allem<br />

im Hinblick auf die Hände erörtert. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die Hände durch die manuelle<br />

Wascharbeit besonders stark in Anspruch genommen wurden, zum anderen mit der Exponiertheit der<br />

Hände sowie deren Bedeutung als Zeichen <strong>für</strong> Gepflegtheit <strong>und</strong> gehobene Lebensweise. Sie fungierten als<br />

symbolisches Kapital <strong>und</strong> erfuhren daher ein hohes Maß an Aufmerksamkeit <strong>und</strong> pflegerischer Zuwendung.<br />

Die schöne Hand ohne Spuren körperlicher Arbeit galt als Ausdruck <strong>und</strong> Pflicht einer „gepflegten Lebensweise“<br />

18 .<br />

14 Wäsche <strong>und</strong> Wäscheschäden. In: Salzburger Elektrobote. Februar 1934. S. 5-7.<br />

15 Wahrscheinlich verbergen sich hinter diesem Bild auch zunehmende Affekte gegen die oft als grobschlächtig verschrieenen<br />

Waschfrauen, die der fremden Wäsche gegenüber angeblich oder tatsächlich zu wenig Sorgfalt walten ließen. Es handelt sich<br />

jedenfalls um ein im Haushaltstechnisierungsdiskurs verbreitetes Muster, moderne technische Geräte im Vergleich mit<br />

Dienstpersonal <strong>und</strong> Hilfskräften als vertrauenswürdiger <strong>und</strong> kontrollierbarer darzustellen.<br />

16 Wäsche <strong>und</strong> Wäscheschäden. In: Salzburger Elektrobote. Februar 1934. S. 5-7, hier S. 6.<br />

17 Wäsche <strong>und</strong> Wäscheschäden. In: Salzburger Elektrobote. Februar 1934. S. 5-7, hier S. 6.<br />

18 Lindenmeyer, Rosa (1934): Das goldene Hausfrauenbuch. Wien u. a. S. 386.<br />

FORUM WARE 32 (2004) NR. 1 - 4

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