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Bulletin No. 27 vom November 2015

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Paracelsus-Spital<br />

Richterswil<br />

natürlich NR. <strong>27</strong> NOVEMBER 2015<br />

<strong>kompetent</strong><br />

NR. 3 NOVEMBER 2007<br />

Auch die Seele behandeln:<br />

Psychotherapie am Spital<br />

Vorwärts Richtung<br />

integrative Medizin<br />

Manchmal bin ich ungeduldig und wünsche<br />

mir ganzheitliche Betreuungskonzepte, als<br />

Politikerin und als Hausärztin. Wenn ich<br />

eine Patientin mit einer Krebserkrankung<br />

zur Abklärung überweise, folgt auf den<br />

psychischen Schock die Überforderung.<br />

Entscheide von grosser Tragweite werden in<br />

Eile gefällt. Den Patientinnen bleibt kaum<br />

Zeit innezuhalten, um zu spüren, wo sie<br />

im Leben stehen. So war es vor dreissig<br />

Jahren, als ich noch als Krankenschwester<br />

gearbeitet habe. So ist es heute. Zuerst<br />

konzentriert sich die Medizin auf den kran -<br />

ken Körper. Geist und Seele verstummen.<br />

Das Paracelsus-Spital Richterswil nimmt sein Konzept einer ganzheitlichen<br />

Behandlung von Patientinnen und Patienten ernst: Dank verschiedener psychotherapeutischer<br />

Angebote können auch seelische Leiden behandelt werden, die<br />

oft als Begleiterscheinung von körperlichen Krankheiten auftreten, insbesondere<br />

bei Krebs. Davon können stationäre und ambulante Patienten profitieren.<br />

Es ist unbestritten, dass Krankheit alle Dimensionen<br />

des Menschen betrifft, Körper, Seele<br />

und Geist. Das gehört zum Grundverständnis<br />

nicht nur der Anthroposophischen Medizin,<br />

die im Paracelsus-Spital Richterswil<br />

besonders gepflegt wird. Hier arbeiten auch<br />

drei ausgewiesene Fachpersonen für Psychotherapie<br />

(siehe Box S. 2).<br />

Krankheit als Notstand<br />

«Psychisches Leiden als Begleiterscheinung<br />

einer körperlichen Krankheit ist eine normale<br />

menschliche Reaktion», sagt der Psychotherapeut<br />

Dr. Chika Okafor, der nach<br />

dem Theologiestudium eine Ausbildung in<br />

Logotherapie und Existenzanalyse – eine<br />

sinnzentrierte, von Prof. Dr. Viktor Frankl<br />

begründete Psychotherapiemethode – gemacht<br />

hat. Chika Okafor hat viel Erfahrung<br />

in der Begleitung von an Krebs erkrankten<br />

Menschen. Er versucht eine Krankheit mit<br />

ihren bio-psycho-sozialen Komponenten<br />

und somit ganzheitlich zu verstehen. Während<br />

beispielsweise bei einer Tumorerkrankung<br />

die Onkologen den biologischen Anteil<br />

mit Chemotherapie behandeln, stehen in<br />

der Therapiestunde bei Chika Okafor psychische<br />

und soziale Momente im Vordergrund.<br />

«Gerade bei einer lebensbedrohlichen<br />

Krankheit fühlt sich der Mensch in<br />

Frage gestellt und kann in einen Notstand<br />

Fortsetzung Seite 2 e<br />

Blicke ich aber bewusst zurück, sehe ich,<br />

dass sich doch vieles verändert hat. Es gibt<br />

das Paracelsus-Spital Richterswil und<br />

komplementärmedizinische Spezialsprechstunden<br />

an gewöhnlichen Kliniken. Eine<br />

Politikergruppe arbeitet in Bern daran, dass<br />

komplementärmedizinische Heilmethoden<br />

definitiv von der Krankenkasse vergütet<br />

werden. Neue Fachbereiche haben Einzug<br />

gehalten im klinischen Alltag, etwa die<br />

Psycho-Onkologie, die Rehabilitation und<br />

die Palliativmedizin. Ihnen gemeinsam ist<br />

ein integratives Verständnis von Krankheit<br />

und Gesundheit und vom ganzen Menschen<br />

– mit Körper, Seele und Geist.<br />

Wir bewegen uns also vorwärts Richtung<br />

integrative Medizin. Das freut mich!<br />

Yvonne Gilli, Dr. med.,<br />

Allgemeinmedizin<br />

FMH, Ausbildung<br />

in klassischer<br />

Homöopathie und<br />

traditioneller<br />

chinesischer Medizin;<br />

Nationalrätin der<br />

Grünen


Trägerverein | Paracelsus-Spital Richterswil<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> | November 2015<br />

e Fortsetzung von Seite 1<br />

geraten.» Ängste, depressive Verstimmungen,<br />

Schlaflosigkeit oder andere psychische<br />

Reaktionen seien nachvollziehbare<br />

Folgen und nichts Pathologisches, sagt er.<br />

Dr. phil. Chika Okafor<br />

Eine Sprache finden<br />

Was kann der Psychotherapeut solchen<br />

Patienten anbieten? Zunächst gehe es darum,<br />

für die Leidenssituation eine Sprache<br />

zu finden. «Ich versuche im Gespräch mit<br />

ihnen den Wertehorizont zu erweitern, damit<br />

sie nicht ausschliesslich auf die Krankheit<br />

fokussieren, sondern ihr gesamtes<br />

Leben anschauen. Es gilt auszuloten, welche<br />

Gestaltungsmöglichkeiten sie haben»,<br />

erläutert Chika Okafor und betont den<br />

Wert des «inneren Arztes», den ein kranker<br />

Psychotherapie und Psychiatrie<br />

Diese psychotherapeutischen Fachpersonen<br />

sind sowohl am Paracelsus-Spital<br />

Richterswil wie im nahegelegenen<br />

Medizinischen Zentrum Chrummbächli<br />

ambulant tätig:<br />

• Dr. med. (A) Judith Müller, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie, Anthroposophisch<br />

erweiterte Medizin, Schwerpunkt<br />

Psychosomatik<br />

• Dr. phil. Chika Okafor, Psychotherapeut<br />

ASP, Logotherapeut<br />

• Dr. med. Tomas Dillner, Psychiatrie<br />

und Psychotherapie FMH<br />

Die Leistungen werden im Normalfall<br />

über die Grundversicherung abgerechnet<br />

bzw. sind bei stationären Patienten<br />

in der Fallpauschale enthalten.<br />

Mehr <strong>Info</strong>rmation:<br />

www.paracelsus-spital.com/mzc/<br />

Anmeldung: 044 787 28 80<br />

Seite 2<br />

Mensch in sich zu mobilisieren vermag.<br />

Selbst wenn Menschen an einer unheilbaren<br />

Krankheit leiden, sei es ein Ziel, dass sie ihr<br />

Leben in Würde gestalten könnten. Als<br />

Logotherapeut weiss er, dass der Mensch<br />

jederzeit auf der Suche nach Sinn ist, und<br />

darum geht es letztlich auch in der Therapie.<br />

Die sozialen Folgen einer ernsthaften Erkrankung<br />

können ebenso bedeutend sein<br />

wie die psychischen. «Wenn eine Patientin<br />

sich zurückzieht, sich unverstanden fühlt<br />

oder dünnhäutig ist, wenn sie sogar Suizidgedanken<br />

äussert, dann ist auch ihr Umfeld<br />

betroffen, dann leiden der Partner und die<br />

Familie mit», sagt der Psychotherapeut; er<br />

begleitet deshalb auch Angehörige.<br />

Wechselwirkung zwischen Körper<br />

und Seele<br />

Als Anthroposophische Ärztin versteht auch<br />

die Psychiaterin und Psychotherapeutin<br />

Dr. Judith Müller Krankheit als etwas Vielschichtiges.<br />

Nicht umsonst hat sie in der<br />

Ausbildung einen Schwerpunkt bei der Psychosomatik<br />

gesetzt. «Die Grenze zwischen<br />

Körper und Seele ist nicht klar. In vielen<br />

Fällen spielen seelische Faktoren als Auslöser<br />

für körperliche Krankheiten eine Rolle<br />

– und umgekehrt», erklärt sie. Sie versucht<br />

den Menschen gemäss Anthroposophischer<br />

Lehre in seiner leiblich-seelischen Entwicklung<br />

zu verstehen. Es sei möglich, dass<br />

Defizite in der Kindheit oder traumatische<br />

Erlebnisse bis in die organische Entwicklung<br />

hinein gewirkt hätten. «Wenn gewisse Entwicklungsschritte<br />

dadurch nicht vollzogen<br />

werden konnten oder organische Schwächen<br />

zurückgeblieben sind, kann dies später<br />

etwa die Entwicklung einer Depression<br />

oder einer organischen Erkrankung mitbegünstigen»,<br />

erklärt Judith Müller.<br />

Neben dem therapeutischen Gespräch setzt<br />

sie auch Heilmittel ein oder verschreibt<br />

Heileurythmie, Rhythmische Massage oder<br />

künstlerische Therapien. In ihrer Praxis begegnet<br />

sie am häufigsten Patienten – mehrheitlich<br />

Frauen – mit depressiven Erkrankungen,<br />

Angststörungen, Erschöpfungssyndromen,<br />

Beziehungskrisen, aber auch mit<br />

somatischen Krankheiten wie Schilddrüsenoder<br />

Tumorerkrankungen.<br />

Gespräche am Krankenbett<br />

Wenn Judith Müller zu Spitalpatienten gerufen<br />

wird, sind deren Anliegen ebenso<br />

verschieden. So begleitete sie eine Patientin<br />

mit Brusttumor, die dazu noch an einer<br />

Beziehungskrise und schwerem Trennungsschmerz<br />

litt. Eine junge Frau auf der gynäkologischen<br />

Abteilung berichtete ihr von<br />

Gewalterfahrungen. Und einem Krebspatienten,<br />

der vor dem Ende seines Lebens<br />

stand, half sie in Gesprächen, eine alte unabgeschlossene<br />

Geschichte zu bereinigen.<br />

Eine Gemeinsamkeit hätten all diese Menschen,<br />

sagt Judith Müller: «Das wirkliche<br />

Lebensanliegen, mit dem ein Mensch angetreten<br />

ist, ist im biografischen Gesamtzusammenhang<br />

immer enthalten. Aber das<br />

gilt es, in der Therapie erst einmal freizulegen.»<br />

Dr. med. (A) Judith Müller<br />

Spital und Psychotherapie<br />

Dass das klassische medizinische Angebot<br />

ergänzt wird mit psychotherapeutischen<br />

Verfahren (und weiteren Therapien), ist am<br />

Paracelsus-Spital Richterswil nicht neu; der<br />

Psychiater und Psychotherapeut Tomas<br />

Dillner ist hier schon seit Jahren tätig.<br />

Gerade in der Onkologie hat sich die Erkenntnis<br />

durchgesetzt, dass auch die psychische<br />

und soziale Befindlichkeit – oder<br />

eben Missbefindlichkeit – bei einer Behandlung<br />

zu berücksichtigen ist, wie dies auch<br />

in der psychoonkologischen Beratung geschieht<br />

(siehe S. 3). Künftig soll dieser Ansatz<br />

verstärkt werden.<br />

Marietherese Schwegler


Trägerverein | Paracelsus-Spital Richterswil<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> | November 2015<br />

Psychoonkologische Beratung:<br />

Gehört und verstanden werden<br />

«Es ist gut zu wissen, dass Sie da sind!» So<br />

oder ähnlich, sagt Ursula Staub, reagieren<br />

Patientinnen und Patienten, die bei ihr zur<br />

psychoonkologischen Beratung kommen.<br />

Die erfahrene, auf Onkologie spezialisierte<br />

Pflegefachfrau mit Zusatzausbildung in Psychoonkologie<br />

gehört zum Team des Zentrums<br />

für Integrative Onkologie am Paracelsus-<br />

Spital Richterswil.<br />

Zu mehr Klarheit verhelfen<br />

«Es ist für schwerkranke Menschen einfach<br />

wichtig, gehört und verstanden zu werden»,<br />

sagt Ursula Staub. Bei ihr kann alles zur Sprache<br />

kommen, was Krebspatienten und ihre<br />

Angehörigen beschäftigt – sei es, wenn sie<br />

eben erst die Diagnose erhalten haben, oder<br />

sei es während einer längeren medizinischen<br />

Behandlung. «Betroffene Menschen auf ihrem<br />

anspruchsvollen Weg zu beraten, zu<br />

begleiten und in der Orientierung zu unterstützen,<br />

das ist meine Hauptarbeit», sagt sie.<br />

Oft suchen sie konkrete Hilfe, um sich im<br />

Alltag neu zurechtzufinden, wenn sie nicht<br />

mehr wissen, was vorne und hinten ist: Was<br />

ist mit meiner Arbeitsstelle, kann ich je wieder<br />

leisten, was dort gefragt ist? Wie geht es<br />

mit meiner Partnerschaft weiter? Die Beraterin<br />

kann vermitteln, wenn die Angehörigen<br />

die Angst ihrer erkrankten Mutter<br />

nicht verstehen – oder umgekehrt<br />

bei einem krebskranken Menschen<br />

Verständnis wecken für hilflose<br />

Reaktionen der Familie. Und gerne<br />

unterstützt sie Menschen dabei,<br />

sich noch einen lang gehegten<br />

Traum erfüllen zu können.<br />

Sprechstunde<br />

Die Sprechstunde für psychoonkologische<br />

Beratung ist jeweils montags<br />

zugänglich. Die Kosten werden im<br />

Normalfall von der Grundversicherung<br />

vergütet.<br />

Anmeldung: Zentrum für Integrative<br />

Onkologie, 044 787 <strong>27</strong> 07<br />

Mehr <strong>Info</strong>s: www.paracelsus-spital.<br />

com/medizinisches-angebot/<br />

integrative-onkologie<br />

Seite 3<br />

Was ist auch mit der Krankheit noch möglich?<br />

Aber auch: Was ist mit den geringeren Kräften<br />

nicht mehr möglich? In der Beratung geht<br />

es dann darum, realistisch zu planen, Grenzen<br />

anzuerkennen, den eigenen Weg zu finden<br />

statt Erwartungen von aussen zu erfüllen.<br />

Selbstachtsam werden, sich sagen können:<br />

Es ist erlaubt, dass ich langsamer bin.<br />

l Ich werde / wir werden Mitglied<br />

des Trägervereins Paracelsus-Spital<br />

l Ich / wir möchte/n «natürlich<br />

<strong>kompetent</strong>» regelmässig erhalten<br />

l Ich / wir möchte/n «natürlich<br />

<strong>kompetent</strong>» nicht mehr erhalten<br />

Ich / wir bestellen<br />

Trägerverein<br />

Paracelsus-Spital<br />

l Broschüre Trägerverein Paracelsus-Spital<br />

l Broschüre Paracelsus-Spital Richterswil<br />

l Broschüre Testament Legat Schenkung<br />

Ursula Staub, psychoonkologische Beraterin am<br />

Paracelsus-Spital Richterswil, unterstützt seit<br />

Jahren Menschen mit einer Tumorerkrankung.<br />

Drehscheibe für diverse Anliegen<br />

Ursula Staub kann auch aufklären bei Verständnisfragen<br />

zur Chemotherapie oder zu<br />

Nebenwirkungen; dazu hat sie mit 15 Jahren<br />

Erfahrung in der Onkologiepflege einen soliden<br />

Hintergrund. Sie wird auch mal zu einer<br />

Krisenintervention ans Krankenbett gerufen.<br />

Und weil sie Abläufe und Aufgaben im Spital<br />

bestens kennt, kann sie die Nahtstelle bilden<br />

in einem interprofessionellen Team. Wenn ihr<br />

Patienten in der Beratung erzählen, was für<br />

sie in der Behandlung gut läuft oder was<br />

schwieriger ist, kann Ursula Staub oft Brücken<br />

schlagen zwischen den Beteiligten.<br />

Oder sie kann bei Bedarf spezifische Fachpersonen<br />

vermitteln: Ernährungsberatung oder<br />

Psychotherapie zum Beispiel (siehe S. 1-2).<br />

Häufig ist auch die Zusammenarbeit mit dem<br />

spitaleigenen Sozialdienst (siehe S. 4), beispielsweise<br />

wenn es um Sozialversicherungsfragen<br />

geht.<br />

Begleiten bis zum Tod<br />

Nicht selten geht es in der Begleitung auch<br />

darum, die letzte Lebensphase zu besprechen.<br />

Denn manche Menschen kommen erst<br />

mit bereits weit fortgeschrittener Tumorerkrankung<br />

ins Paracelsus-Spital Richterswil.<br />

Als Palliativfachfrau, die sie auch ist, hat sie<br />

schon viele Menschen bis zum Tod begleitet,<br />

erzählt Ursula Staub.<br />

Und wie geht sie selber mit dieser anspruchsvollen<br />

Arbeit um? Auch hier die professionelle<br />

Haltung: «Ich mache meine Arbeit mit Leidenschaft<br />

und habe Rituale, um die Eindrücke zu<br />

verarbeiten. Und ich habe meine Familie und<br />

Kinder. Das hilft, mich abzugrenzen. Voll da in<br />

der Beratung, danach voll bei mir.»<br />

Marietherese Schwegler<br />

Gemeinsam für ganzheitliche Medizin<br />

Name<br />

Vorname<br />

Strasse / Nr.<br />

PLZ / Ort<br />

Geburtsjahr<br />

Unterschrift<br />

Datum<br />

E-Mail<br />

11/15


Trägerverein | Paracelsus-Spital Richterswil<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> | November 2015<br />

Sozialdienst – Wirken im Hintergrund<br />

Was der spitaleigene Sozialdienst leistet,<br />

erscheint von aussen nicht so prominent<br />

wie das, was Ärztinnen und Ärzte oder<br />

Pflegefachleute am Krankenbett tun. Dabei<br />

tragen die thematisch breit gefächerten<br />

Beratungsleistungen der zwei Fachfrauen<br />

im Sozialdienst viel zum Wohlergehen<br />

der Spitalpatientinnen und -patienten<br />

bei. Deshalb seien sie hier für einmal ins<br />

Licht gerückt.<br />

Die Aufgaben, die im Sozialdienst des Paracelsus-Spitals<br />

Richterswil anfallen, sind<br />

äusserst vielfältig. Es geht um Fragen, die<br />

sich für Patientinnen und Patienten stellen<br />

«von der Geburt bis zum Tod», sagt Anja<br />

Schnydrig, Sozialarbeiterin mit Nachdiplomstudium<br />

in Sozialversicherungsrecht.<br />

Sie oder ihre Kollegin, die Pflegefachfrau<br />

Susanna Burgmaier, kümmern sich beispielsweise<br />

um eine Haushilfe für eine<br />

alleinstehende junge Frau, die eben ihr<br />

erstes Kind geboren hat. Oder sie zeigen<br />

den rechtlichen Weg für eine Vaterschaftsanerkennung<br />

auf, oft schon während der<br />

Schwangerschaft oder gemeinsam mit<br />

einem unverheirateten Paar.<br />

Anschlusslösung nach dem Spital<br />

Für einen Patienten am Lebensende müssen<br />

sie vielleicht kurzfristig einen Platz in einem<br />

Hospiz finden, für die Zeit nach dem Spital<br />

die 24-Stunden-Spitex, ein Pflegebett für<br />

zu Hause oder Hilfsmittel organisieren.<br />

Häufig geht es auch darum, Übergangslösungen<br />

zwischen Spital und der Rückkehr<br />

nach Hause zu suchen, jemanden in einer<br />

Reha-Klinik anzumelden oder für einen<br />

Platz im Pflegeheim. Letzteres oft auch als<br />

Dauerlösung.<br />

Was auf den ersten Blick nach Routine aussehen<br />

mag, setzt viele Kenntnisse voraus.<br />

Der Sozialdienst muss dokumentiert sein<br />

über alle möglichen Institutionen, nicht nur<br />

regional, sondern auch in anderen Kantonen.<br />

«Wo gibt es zum Beispiel ein Hospiz<br />

oder ein geeignetes Heim für Demenzkranke?<br />

Wir müssen laufend recherchieren, um<br />

den Überblick über solche Einrichtungen zu<br />

haben», erklärt Anja Schnydrig.<br />

Das Zweiterteam des Sozialdienstes: Susanna Burgmaier (links) und Anja Schnydrig.<br />

Administrative Aufgaben<br />

Die Mehrheit der Klientinnen und Klienten<br />

sind ältere, oft alleinstehende Menschen<br />

oder Menschen mit onkologischer Erkrankung.<br />

Für diese übernehmen die Fachfrauen<br />

des Sozialdienstes häufig auch «Papierarbeit»,<br />

wie Anja Schnydrig es nennt: Formulare<br />

ausfüllen, mit der Krankenkasse<br />

verhandeln, die Finanzierung von Heimen<br />

oder einer Reha klären. Alles Büroarbeit im<br />

Hintergrund, aber dennoch wichtig. Denn<br />

manchen Patientinnen und Patienten fehlt<br />

die Kraft, sich um solche Dinge zu kümmern,<br />

oder es fehlen die (rechtlichen) Kenntnisse.<br />

Auch Angehörige sind oft dankbar, auf das<br />

Fachwissen und die administrativen Dienste<br />

von Anja Schnydrig und Susanna Burgmaier<br />

vertrauen zu können. Die Erfahrung zeigt,<br />

dass diese mit ihren fundierten Anträgen<br />

oft erfolgreicher sind als Privatpersonen.<br />

Im Zusammenhang mit einem notwendigen<br />

Heimeintritt kann sich auch die Frage nach<br />

dem Anspruch auf Ergänzungsleistungen<br />

(EL) stellen. «Vielfach haben Leute Hemmungen,<br />

EL oder andere finanzielle Unterstützung<br />

zu akzeptieren», sagt Anja Schnydrig.<br />

Da verstehen es die Fachfrauen als ihre<br />

Aufgabe, zu informieren und über einen<br />

Rechtsanspruch aufzuklären. So entwickelt<br />

sich – vielleicht nach anfänglichen Vorbehalten<br />

gegenüber dem Sozialdienst – eine<br />

Vertrauensbeziehung. Und die kann durchaus<br />

lange Bestand haben, sodass ehemalige<br />

Patientinnen und Patienten sich mit<br />

Fragen später wieder an die Fachfrauen<br />

wenden.<br />

Wie gelangen die Anliegen der Patienten<br />

überhaupt zum Sozialdienst? Es sind in der<br />

Regel die Ärzte und Pflegefachpersonen,<br />

die den Beratungsbedarf erkennen und den<br />

Kontakt herstellen, oder die Patienten oder<br />

ihre Angehörigen melden sich direkt. Auch<br />

die psychoonkologische Beraterin (siehe<br />

S. 3) vermittelt Patienten oder wendet sich<br />

– beispielsweise mit Sozialversicherungsfragen<br />

– an den Sozialdienst. «Selbstverständlich<br />

immer nur mit Einverständnis der<br />

Patienten», betont die Sozialarbeiterin.<br />

Fallpauschale bildet Leistung nicht ab<br />

Die Leistungen des Sozialdienstes kosten<br />

die Ratsuchenden nichts, sie erscheinen auf<br />

keiner Rechnung. Der Aufwand, es geht um<br />

zwei Teilzeitstellen, ist in den Fallpauschalen<br />

enthalten. Die Dienste der Sozialarbeiterinnen<br />

können nicht so codiert werden,<br />

dass sie eine direkt abrechenbare<br />

Leistung darstellen. «Ein Mangel», sagt<br />

Anja Schnydrig. «Der Fachverband der Sozialarbeitenden<br />

im Spital kämpft dafür, dass<br />

die Leistungen in den Fallpauschalen explizit<br />

berücksichtigt werden.» (ms)<br />

Seite 4


Trägerverein | Paracelsus-Spital Richterswil<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> | November 2015<br />

Soleo Pflegeweiterbildung<br />

im Paracelsus-Spital<br />

Alle neu angestellten Pflegenden werden im<br />

Paracelsus-Spital Richterswil in die anthroposophisch<br />

erweiterte Pflege eingeführt.<br />

Dabei werden ihre Ausbildungen und Erfahrungen<br />

in den Unterricht einbezogen.<br />

Die mehrtägige Basisschulung umfasst die<br />

Grundlagen des Anthroposophischen Menschenbildes<br />

und konkret das Üben der Äusseren<br />

Anwendungen wie Rhythmische Einreibungen,<br />

Wickel und Auflagen. Ausserdem<br />

werden weitere Elemente der Anthroposophie,<br />

wie Wahrnehmensschulung, Pflegerische<br />

Gesten, Heilpflanzenbetrachtungen<br />

sowie das Verständnis von Gesundheit und<br />

Krankheit, integriert.<br />

Spezialisierungsmodul 3 Tage<br />

Anthroposophische Pflege in der<br />

Onkologie und der Palliative Care<br />

Abschluss<br />

Vorstellung der Abschlussarbeiten<br />

Theorie und Praxis<br />

Die therapeutische Haltung und die Äusseren<br />

Anwendungen werden im Pflegealltag von<br />

Mensch zu Mensch geübt und in regelmässigen<br />

Fachgesprächen reflektiert. Das Schulungsteam<br />

ist einen Tag pro Woche auf den<br />

Abteilungen präsent, um die Pflegenden im<br />

Dienst am Patientenbett zu begleiten.<br />

Das Ziel ist, dass die Pflegenden in einem<br />

weiteren Schritt ihre praktischen Erfahrungen<br />

im Grundkurs vertiefen. Vor dem<br />

Abschluss können sie aus zwei darauf aufbauenden<br />

Spezialisierungsmodulen wählen.<br />

Die Grafik unten veranschaulicht das<br />

Modell der Pflegeweiterbildung.<br />

Christoph Messmer<br />

Geschäftsführer Trägerverein Paracelsus-Spital<br />

1 Tag<br />

Spezialisierungsmodul 3 Tage<br />

Anthroposophische Pflege in der Inneren<br />

Medizin und der Alterspflege<br />

Grundkurs Grundlagenmodule <br />

9 Tage<br />

Grundlagen der anthroposophischen Pflegepraxis <br />

2 Tage<br />

Rhythmische Einreibungen nach Wegmann/Hauschka: Rücken <br />

2 Tage<br />

Wickel/Auflagen und Heilmittel 2 Tage<br />

Rhythmische Einreibungen nach Wegmann/Hauschka:<br />

Beine, Arme, Brust und Bauch <br />

2 Tage<br />

Entwicklung und Wandlung im menschlichen Leben <br />

1 Tag<br />

Basiskurs<br />

Basiskurs Wickel und Auflagen, Basiskurs Rhythmische Einreibungen<br />

Basiskurs Übungstag<br />

5 Tage<br />

2 x 2 Tage<br />

1 Tag<br />

Veranstaltung in Zürich<br />

Demenzkrankheit heute<br />

Mit einem Impulsreferat eröffnet<br />

Dr. med. Irene Bopp, Geriaterin und<br />

Leitende Ärztin Memory Klinik,<br />

Universitäre Klinik für Akutgeriatrie<br />

am Stadtspital Waid, einen Gesprächsabend<br />

zum Thema Demenz.<br />

Die bekannte Fachärztin spricht über<br />

ihre Erfahrung mit demenzkranken<br />

Menschen und darüber, wie sich die<br />

Krankheit auf die Betroffenen, aber<br />

auch auf Angehörige auswirkt: «Jede<br />

Demenz führt zu einer Veränderung<br />

der Beziehung, sei das die partnerschaftliche<br />

Beziehung oder die<br />

Beziehung zwischen Kindern und<br />

Eltern, weil sich nahezu alle, ob<br />

Erkrankte oder Angehörige, nicht<br />

verstanden fühlen. Je früher und klarer<br />

die Diagnosestellung erfolgt, desto<br />

mehr Zeit bleibt, Ressourcen zu<br />

mobilisieren und sich auf das Unausweichliche<br />

vorzubereiten», schreibt<br />

Irene Bopp. Das Gespräch wird<br />

moderiert von Dr. med. Michael<br />

Seefried, Facharzt Kinder- und<br />

Jugendmedizin sowie Allgemeine<br />

Medizin am Paracelsus-Zentrum<br />

Sonnenberg; Publikumsbeteiligung<br />

ausdrücklich erwünscht.<br />

Mittwochgespräch,<br />

2. Dezember, 19.30 Uhr<br />

Paracelsus-Zentrum Sonnenberg,<br />

Sonnenbergstrasse 55, Zürich<br />

Ohne Anmeldung, Eintritt frei.<br />

Buchtipp zum Thema<br />

«Da und doch so fern» heisst das<br />

kürzlich erschienene Buch von Pauline<br />

Boss (Hrsg. Irene Bopp-Kistler und<br />

Marianne Pletscher). Treffender kann<br />

die Situation kaum beschrieben<br />

werden. Eine Demenz führt zum<br />

permanenten Abschiednehmen.<br />

Seite 5


Trägerverein | Paracelsus-Spital Richterswil<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> | November 2015<br />

Soleo Kursangebot:<br />

Vielseitig und umfassend<br />

Soleo: Der Name steht für Anthroposophische<br />

Pflegeweiterbildung. Der Trägerverein<br />

Paracelsus-Spital betreibt seit diesem<br />

Jahr – zusammen mit der Klinik Arlesheim<br />

und dem Verein für Anthroposophische Pflege<br />

in der Schweiz, Apis – dieses anthroposophische<br />

Kursangebot; wir haben darüber<br />

bereits in der Juli-Ausgabe von «natürlich<br />

<strong>kompetent</strong>» berichtet.<br />

Pflegebedürftigen auf verschiedenen Ebenen<br />

Gutes tun und Entlastung bringen kann; oder<br />

die «Rhythmische Fusseinreibung nach Wegman/Hauschka»,<br />

wo vermittelt wird, anderen<br />

Menschen die Füsse liebevoll umhüllend und<br />

wärmend einzureiben. Dies kann je nach verwendeter<br />

Substanz beruhigend, wärmend<br />

oder, zum Beispiel bei Kopfschmerzen, «ableitend»<br />

wirken.<br />

Das Angebot von Soleo richtet sich in erster<br />

Linie an Pflegende. Viele Kurse eignen sich<br />

auch für interessierte Laien, zumal alle Module<br />

einzeln besucht werden können. So zum<br />

Beispiel der zweitägige Kurs «Grundlagen<br />

der Anthroposophischen Pflege». Die Teilnehmerinnen<br />

erfahren, was das Besondere<br />

an der Anthroposophischen Medizin und<br />

Pflege ausmacht, und erhalten einen ersten<br />

Überblick über die Äusseren Anwendungen.<br />

Der beliebte Wickel<br />

Im Kurs «Einführung in Wickel und Kompressen»<br />

werden die grundlegenden Wickeltechniken<br />

und deren indikationsbezogenen Anwendungsgebiete<br />

gelehrt. So beispielsweise<br />

ein Schafgarben-Leberwickel bei Verdauungsschwäche,<br />

ein Zitronen-Wadenwickel<br />

zur Fiebersenkung oder eine Quark-Auflage<br />

bei Halsweh und Angina.<br />

Christoph Messmer,<br />

Geschäftsführer Trägerverein<br />

Paracelsus-Spital und Soleo Akademie<br />

Kurs für pflegende Angehörige<br />

Neben dem modular aufgebauten Basis- und<br />

Grundkurs (siehe Grafik Seite 5) bieten die<br />

Fachkurse eine gute Gelegenheit, einzelne<br />

Fachrichtungen der Anthroposophischen<br />

Pflege näher kennen zu lernen. Sei dies der<br />

«Kurs für pflegende Angehörige», in dem<br />

aufgezeigt wird, wie man sich selbst und den<br />

Das Kursangebot 2016 ist auf der Website<br />

www.soleo-akademie.ch aufgeschaltet. Es<br />

umfasst insgesamt 39 Kursmodule mit einer<br />

Dauer zwischen einem und drei Tagen. Bei<br />

Fragen gibt Ihnen Edda Edzards vom Soleo-<br />

Sekretariat gerne Auskunft.<br />

Die Soleo Akademie ist nicht kostendeckend.<br />

Ihre Spende ist deshalb willkommen.<br />

Bergstrasse 7<br />

8805 Richterswil<br />

Telefon 044 251 52 70<br />

kontakt@soleo-akademie.ch<br />

www.soleo-akademie.ch<br />

Fragen zum Spital: 044 787 21 21<br />

www.paracelsus-spital.ch<br />

Gemeinsam für<br />

ganzheitliche Medizin<br />

Bitte<br />

frankieren<br />

Trägerverein Paracelsus-Spital<br />

Bergstrasse 7<br />

8805 Richterswil<br />

Impressum<br />

natürlich <strong>kompetent</strong> Nr. <strong>27</strong> / November 2015<br />

Herausgeber:<br />

Paracelsus-Spital Richterswil und<br />

Trägerverein Paracelsus-Spital<br />

Redaktion:<br />

Marietherese Schwegler (ms), Luzern<br />

Visuelle Gestaltung:<br />

Viviane Wälchli, Zürich<br />

Fotos: Spitalarchiv, Christoph Messmer,<br />

Photocase<br />

Redaktionsadresse:<br />

Trägerverein Paracelsus-Spital<br />

Bergstrasse 7, 8805 Richterswil<br />

Telefon 044 251 51 35<br />

traegerverein@paracelsus-spital.ch<br />

PC-Konto 80-40372-6<br />

ZEWO zertifiziert<br />

Klimaneutral gedruckt von Theiler Druck AG<br />

Seite 6

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