BMW Boxer Band 2 - Alle Modelle mit Einarmschwinge von 1980 bis 1996

Geländesport als Geburtshilfe … Die GS 800 und ihre Erfolge Die erste GS 800 aus dem Winter 1977/78 im Jahr 2006. <strong>BMW</strong> und der Geländesport – das war schon immer eine intensive Beziehung. Das erste Mal erregten 1926 zwei <strong>BMW</strong> Motorräder Aufsehen, als Rudolf Schleicher und Fritz Roth <strong>mit</strong> Straßenreifen auf den Rädern ihrer R 37 die sieggewohnten Briten bei der Sechstagefahrt in England, also „in der Höhle des Löwen“, demütigten. Ob <strong>mit</strong> oder ohne Seitenwagen, <strong>BMW</strong>-<strong>Boxer</strong> sollten in der großen Klasse über 500 ccm <strong>von</strong> den 30ern <strong>bis</strong> in die 70er Jahre hinein stets ein Wörtchen <strong>mit</strong>reden. Auch die /5-Baureihe erlebte ihre Feuertaufe in der Deutschen Geländemeisterschaft. Doch ein Einsatz <strong>von</strong> modifizierten Werks-R 75/5 bei der Sechstagefahrt in Garmisch-Partenkirchen im September 1969 blieb ohne großes Echo. Immerhin gewann Altmeister Herbert Schek 1970 und 1971 die deutsche Geländemeisterschaft über 500 ccm <strong>mit</strong> einer <strong>von</strong> ihm modifizierten R 75/5. Das Werk setzte bei den Six Days 1973 in den USA eine Solo-750er in den <strong>BMW</strong> Motorsport-Farben ein, doch der Einsatz, der Herbert Schek eine Goldmedaille erringen ließ, blieb folgenlos für die Modellpalette. Eine Scrambler-Studie, die der Versuch 1971 präsentierte, wurde vom Vertrieb abgelehnt. Siehe dazu auch <strong>Band</strong> 1. Im deutschen Geländesport degradierten ab 1974 die auf knapp über 500 ccm aufgebohrten Maicos die <strong>BMW</strong>s zu Statisten. Das passte nicht allen <strong>BMW</strong>- Freunden und so ersuchte Herbert Schek den tech - nischen Direktor der <strong>BMW</strong> Motorrad GmbH, Hans- Günther <strong>von</strong> der Marwitz, er möge doch in seiner Eigenschaft als Kommissar der Obersten Deutschen Motorradsportkommission (OMK) die Einführung einer Geländesportklasse über 750 ccm vorschlagen. Marwitz hatte für diese Idee ein offenes Ohr und engagierte sich entsprechend, so dass diese Klasse 1978 das erste Mal ausgeschrieben wurde. Zunächst sollte Schek <strong>mit</strong> Unterstützung des Versuchs die Maschinen aufbauen. „Aber das gefiel mir nicht so sehr.“, erinnert sich Laszlo Peres: „Bei einer Besprechung im Sep - tember 1977 fragte ich provokant, warum muss eigentlich eine Bastelklitsche unsere Werksmaschinen bauen? Das können wir doch selber! Auf die Marwitz’sche Frage, ob ich das könne, antwortete Versuchsleiter Ekkehard Rapelius <strong>mit</strong>: ‚Mmmmhhja!‘ Marwitz fragte mich daraufhin, wie lange ich brauchen würde, um einen einsatzfähigen Prototypen zu bau en. Ich sagte: ‚Drei Monate, Die GS 800 <strong>von</strong> links. wenn Sie mir zwei Arbeitskräfte zuteilen.‘ Marwitz da rauf knapp zu Rapelius: ‚Das machen wir!‘ “ Peres fuhr seit Jahren Geländewettbewerbe und wusste daher um die Anforderungen. Zwei Mitarbeiter, ein Motorenspezialist und ein Rahmenbauer unterstützten ihn. Er erzählt: „Den Antriebsstrang samt Kurbeltrieb entnahmen wir einer R 65. Um auf 800 ccm zu kommen Das Zentralfederbein hatte sich bei Yamaha sehr bewährt, bei <strong>BMW</strong> musste es zur Seite rücken. Die GS 800 war bereits auf dem Weg zur <strong>Einarmschwinge</strong>. Die halbierten Ventildeckel ließen sich gut unterbringen und im Fall einer Beschädigung rasch tauschen. wurden gekürzte 900er Zylinder <strong>mit</strong> 84er-Bohrung montiert. Der Rahmen aus Chrommolybdänrohr bereitete zunächst Probleme. Gern hätte ich das <strong>von</strong> Yamaha propagierte Cantilever-System übernommen, weil man so leicht bauen und üppige Federwege und lange Federbeine <strong>mit</strong> weichem Ansprechverhalten unterbringen konnte. Doch die Lage des Luftfiltergehäuses ließ diese Bauart nicht zu. Schließlich setzte ich das Das seitliche Ventil verhinderte Ventil - abrisse, wenn der Reifen auf der Felge wanderte, was bei den üblichen nie - drigen Luftdrücken off-road nicht ungewöhnlich war. Der Geländeroutinier Herbert Schek spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Geländeboxer der 70er Jahre. GS 800 20 21 GS 800