KONGRESSJOURNAL 2015/Samstag-Ausgabe public
Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für AllgemeinmedizinGraz/28. November 2015 An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.
Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für AllgemeinmedizinGraz/28. November 2015 An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.
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KONGRESS<br />
JOURNAL<br />
Krankheitsbild Psychose<br />
Erster Weg führt zum Hausarzt<br />
Psychosen sind in der Allgemeinmedizin-Praxis<br />
ein wichtiges<br />
Thema, denn Patienten<br />
suchen meist zuerst ihren<br />
Hausarzt auf. In seinem Seminar<br />
wird Assoz.-Prof. PD Dr.<br />
Alex Hofer, Med. Uni Innsbruck,<br />
besprechen, auf welcher Basis<br />
Psychosen entstehen und wie<br />
man sie diagnostiziert.<br />
Unter dem Begriff „Psychose“ fasst<br />
man eine Reihe von – oft auch vorübergehenden<br />
– psychischen Störungen<br />
zusammen, bei denen die<br />
Betroffenen die Realität verändert<br />
wahrnehmen oder verarbeiten. Das<br />
Krankheitsbild bei Psychosen ist vielfältig.<br />
Alex Hofer: „Der Hausarzt ist<br />
generell der primäre Vertrauensarzt,<br />
weil die Patienten schon seit Jahren<br />
zu ihm kommen und dort in Behandlung<br />
sind.“<br />
Primäre oder sekundäre Psychose<br />
Einteilen kann man Psychosen anhand<br />
ihrer Entstehungsursache, nach<br />
den vorwiegenden Symptomen und<br />
der Dauer. Primäre Psychosen sind<br />
Krankheitsformen, bei denen keine<br />
organische Ursache feststellbar ist –<br />
etwa die Schizophrenie als häufige<br />
Form. Alex Hofer: „Bei sekundären<br />
Psychosen gibt es eine klare Ursache,<br />
das kann beispielsweise toxisch sein<br />
oder im Rahmen einer Demenz auftreten.“<br />
Diese Psychosen sind Folgen<br />
von organischen Erkrankungen (z.B.<br />
Epilepsie, Hirntumoren, Infektionen,<br />
schwerwiegende Stoffwechselstörungen)<br />
oder die Folge von Nebenwirkungen<br />
von Medikamenten oder<br />
eine Folge des Alkohol- oder Drogenkonsums.<br />
Diagnose-Schritte<br />
Die Diagnose einer Psychose wird<br />
in Zusammenarbeit zwischen dem<br />
Betroffenen, der Familie und dem<br />
Arzt gestellt. Diese Abklärung ist<br />
die erste Hauptaufgabe des Hausarztes.<br />
Zu Beginn steht dabei ein<br />
ausführliches Gespräch über die<br />
aktuellen Beschwerden und ihren<br />
Verlauf, frühere Erkrankungen, das<br />
soziale Umfeld, Lebensgewohnheiten<br />
und eventuelle Vorbehandlungen.<br />
Alex Hofer: „Es geht zunächst<br />
darum, somatische Ursachen auszuschließen.“<br />
Um eine zielgerichtete<br />
Behandlung bei Verdacht auf eine<br />
Psychose durchführen zu können,<br />
muss der Arzt zunächst feststellen,<br />
ob es sich um eine primäre Psychose<br />
handelt oder die Symptome<br />
Ausdruck einer körperlichen Grunderkrankung<br />
sind.<br />
Hierzu sind in der Regel neben körperlichen<br />
eine Reihe von labormedizinischen<br />
und apparativen Untersuchungen<br />
(EKG, Kernspintomografie<br />
des Schädels) notwendig. Das kann<br />
durchaus Aufgabe eines Facharztes<br />
für Psychiatrie sein – muss aber<br />
nicht. Erst wenn eine organische Ursache<br />
ausgeschlossen ist, kann von<br />
einer primären Psychose gesprochen<br />
werden.<br />
Frühzeichen erkennen<br />
„Durch rechtzeitiges Erkennen und<br />
frühzeitige Hilfe ist es möglich, den<br />
Ausbruch einer primären Psychose<br />
wie der Schizophrenie zu verzögern<br />
oder den Verlauf positiv zu beeinflussen“,<br />
erklärt Alex Hofer. Die ersten<br />
Anzeichen sind unspezifisch, treten<br />
aber schon rund fünf Jahre vor dem<br />
Ausbruch der Erkrankung auf. Meist<br />
können sie von den Betroffenen und<br />
den Angehörigen nicht zugeordnet<br />
werden. Mögliche Frühzeichen können<br />
sein, dass man sich aus sozialen<br />
Bindungen zurückzieht, sich die Lebensfreude<br />
und Leistungsfähigkeit<br />
vermindern, Ausbildung oder Beruf<br />
nicht mehr wie früher bewältigt werden<br />
können, Ängste oder Depressionen<br />
auftreten oder sich Nervosität,<br />
Ängstlichkeit und Unruhe einstellen.<br />
SEMINAR FÜR ÄRZTE:<br />
Psychosen und Therapieoptionen<br />
Sa., 28. 11., 14.30 – 17.30 Uhr<br />
12 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/28. November <strong>2015</strong>