VANGARDIST MAGAZINE - Issue 56 - The Antifame Issue
Ruhm ist nichts erstrebenswertes. Diese Ausgabe dreht sich um die dunkle Seite des Ruhms.
Ruhm ist nichts erstrebenswertes. Diese Ausgabe dreht sich um die dunkle Seite des Ruhms.
Kennen Sie das Geheimnis für kostenlosen Website-Traffic?
Mit diesem Trick steigern Sie die Anzahl neuer Interessenten.
#56 / 12 / 2015
ANTIFAME
BECOME
AN HIV-
HERO!
Now, the issue is in your hands... almost.
Get a copy of the limited edition, printed
with the blood of HIV+ people, and
support our cause.
We are happy to welcome our new pets:
to get your exclusive copy – check out
WWW.VANGARDIST.COM/PRINT
9 CANNES
LIONS
Award-Winning
Magazine
Get the Print Issue >>
EDITORIAL
Liebe VANGARDISTEN!
Willkommen zur Anti-Fame Ausgabe. Diesmal widmen wir uns der dunklen Seite
von Berühmtheit und geben den Blick frei in jenen Abgrund, der bereits viele
großartige Talente verschlungen hat, denn: Ruhm macht süchtig. Wer einmal
auf den Geschmack von Medienrummel und kreischenden Fans gekommen ist,
kann sich schwer wieder davon lossagen. Schnell verliert der Adrenalincocktail
an Wirkung und man will nur noch eines: Mehr!
Dass diese Reise eine gefährliche ist, zeigen unzählige Dramen rund um Persönlichkeiten
wie Heath Ledger, Whitney Houston oder Amy Winehouse. Drogensucht,
Depression und Suizid gehören zu den schlimmsten Folgen dieser
Odyssee zur Erfüllung. Trotzdem wird einer ganzen Generation Ruhm und Medienrummel
als erstrebenswertes Ziel wie eine Karotte vor die Nase gehalten.
Wir haben mit Wilson Gonzales Ochsenknecht über das Leben in der Öffentlichkeit
gesprochen und einen Blick auf den Film „After Love“ geworfen, dessen
Charaktere auf der Suche nach Erfüllung langsam aber sicher zugrunde gehen.
Für euch waren wir auch in Miami, wo uns Locals erzählt haben, was diese Metropole
neben Oberflächlichkeiten und sonnengebräunten Körpern noch zu bieten
hat.
Außerdem zeigen wir auf, welchen Gewohnheiten man bei großer Berühmtheit
nur noch schwer nachgehen kann und hoffen, dass diese Ausgabe dabei hilft,
die Ruhmkarotte gegen etwas mehr Selbstverwirklichung einzutauschen.
Julian Wiehl und das ruhmlose VANGARDIST-Team
Impressum:
Herausgeber und Geschäftsleitung:
VANGARDIST MEDIA GmbH
Julian Wiehl
Herausgeber:
VANGARDIST MEDIA GmbH
Chefredakteur: Julian Wiehl
Produktionsleitung: Julian Behrenbeck
Bildredaktion: Ella Koppensteiner
Textchef: Klemens Gindl
Moderedaktion: Mirza Sprecakovic
Redaktion: Julian Behrenbeck, Klemens Gindl,
Laman Akhmedova, Mirza Sprecakovic, Georg
Rauber, Ella Koppensteiner, Elisabeth Gatterburg, Ole
Siebrecht, Sebastian Krebitz, Elisabeth von Cappeln
Fotografie: Kidizin Sane, Michael Dürr, Matthias
Halibrand
Korrektorat: Georg Rauber
Produktion und Styling: Mirza Sprecakovic
Styling Assistenz: Vladimir Satric, Elisabeth
Gatterburg, Sara Dolado
Grafische Gestaltung: Magdalena Weyrer
Illustrationen: Maximilian Schnürer
Kamera: Cristobal Hornito
Videoschnitt: Cristobal Hornito
Making of: Elisabeth Gatterburg
Herzlichen Dank an alle, die durch ihren unermüdlichen
Einsatz diese Ausgabe möglich gemacht haben.
VANGARDIST MEDIA GmbH
Mariahilferstraße 49 Top 15 - 1060 Wien
INDEX
SHOOTINGS
THEMEN
COVER-
STORY
Fassade
PRIDE COMES BEFORE
A FALL 28
Radar
FUCK THE FAME 18
Warum wir den Ruhm suchen, warum das
so lächerlich ist und wie wir uns davon
befreien könnnen
Fassade
INFAMOUS LOVERS 108
Hommage an den Film After Love
VangART
MARIO TESTINO 94
Neugierde macht erfolgreich
VangART
MASTURBATION IM
MUSEUM 162
Klimt, Schiele, Kokoschka und die Frauen
Fassade
WILSON GONZALEZ
OCHSENKNECHT 126
Man hat seine Hände und seine Fresse
EDITORIAL 11
Balance
BEAUTY 52
Düfte für den Mann
VangART
#THEBESTARTISTALIVE 66
Rinat Shingareev
Fassade
THE FAME GAME 82
Wanna know how you'll get famous
and why? Take our quiz.
Auf Achse
HOW TO SURVIVE
IN MIAMI 84
Fassade
EDITOR'S CHOICE 134
Lieblinge aus der Redaktion
Fassade
DRUG ADDICTION WAS
PART OF THE PARTY-
MONSTER ERA 140
Interview mit Ur-Hipster Larry Tee
Radar
SIA, BANKSY & MARTIN
MARGIELA 152
Drei Stars, ein Geheimnis
Fassade
SHOPZONE 180
Auf Achse
THE PLACES 186
Wo die Stars gestorben sind
KEINE AUSGABE VERPASSEN!
JETZT KOSTENLOS ANMELDEN >>
18 RADAR
WARUM WIR DEN RUHM SUCHEN,
WARUM DAS SO LÄCHERLICH IST UND
WIE WIR UNS DAVON BEFREIEN KÖNNEN
TEXT: KLEMENS GINDL / ILLUSTRATION: MAX SCHNÜRER
Du gehst langsam auf die 30 zu und hetzt immer noch von
Kreativpraktikum zu Kreativpraktikum? Du arbeitest für
einen Hungerlohn, nur damit du sagen kannst, du hättest
keinen normalen Job, sondern wärst Journalist, Autor, Modedesigner,
Fotograf, Künstler, Schauspieler oder Rockstar
(zutreffendes bitte ankreuzen)? Du denkst dir, jeden Moment
kommt der Durchbruch, nur noch auf dieser einen Party die
richtigen Leute anquatschen, nur einmal die 10K Follower-
Marke überschreiten und - BÄM!!! – Fame? Willkommen in
der Narzissmus-Hölle. Kauf dir hier kein Haus! Der Preis ist
absurd und das Leben hier ist langweilig. Im besten Fall...
20
GENERATION Y
„Der Ruhm ist die wahre Unsterblichkeit
der Seele“ soll ein schmächtiger
Korse einst gesagt haben. Aus der
Sicht einer Generation Y hat er damit
absolut recht. Unsere Großeltern haben
es nach dem Reset des Weltkriegs
zu bescheidenem Wohlstand gebracht
und waren zwischen Hausbauen und
60 Stundenwoche im Wirtschaftswunder
in erster Linie damit beschäftigt,
so zu
tun, als ob die Vergangenheit nie passiert
wäre. Unsere Eltern haben sich
dann unter teils erheblichen zwischenmenschlichen
Opfern von dieser verlogenen
Idylle befreit, die sexuelle
Revolution gefeiert, ihre verstockten
Eltern ins Altersheim gesteckt und als
erste Generation überhaupt ein wirklich
individualistisches,
freies Leben geführt. Sie
haben mit so ziemlich allen
Traditionen gebrochen,
die unsere Gesellschaft
ehedem unter ihrer
Knute hatte und für uns
Würstchen eine Welt geschaffen,
in der uns alles, aber wirklich
alles, offen steht. Unsere Eltern haben
geglaubt, wenn sie nur alle sozialen
Hemmnisse auf dem Weg zur Selbstverwirklichung
beseitigen, würde ihrem
Nachwuchs ganz ganz großes
bevorstehen. Leider. Danke für nix!
„DER RUHM
IST DIE WAHRE
UNSTERBLICHKEIT
DER SEELE“
WARTEN AUF
DEN DURCHBRUCH
Das Bittere an dieser schönen neuen
Welt ist nämlich, dass all die Möglichkeiten
weniger eine Freiheit, als
vielmehr eine existenzielle Pflicht bedeuten.
Weil die simple Tatsache, ein
eigenes, selbstbestimmtes Leben aufzubauen,
für unsere Generation keine
Leistung mehr bedeutet, sind wir dazu
verdammt, nach Höherem zu streben.
Aus dem Lokomotivführer und dem
Feuerwehrmann sind der
Modefotograf, der erfolgreiche
Start Up-CEO, der
Fußballgott und der Hollywood
Star geworden. Weil
wir einmal als Kleinkinder
ein hübsches Bild mit unseren
Fingerfarben gemalt
haben, wurden wir in ein musisches
Gymnasium geschickt und weil man
angenehme Illusionen gern für bare
Münze nimmt, haben wir uns danach
auch fix für ein Studium der Kunstgeschichte
an der Universität eingeschrieben
– nachdem wir an der Aufnahmeprüfung
für Filmakademie und
Schauspielschule gescheitert waren.
Seither warten wir – und mit uns vermutlich
viele unserer Erzeuger – auf
den großen Durchbruch.
22
ANDY WARHOL UND KIM K.
Der für die meisten nicht kommen
wird. Einfach schon deshalb, weil nicht
jeder eine herausragende Stellung
unter seinen Mitmenschen einnehmen
kann. Wären alle berühmt, gäbe
es ja erst recht wieder keinen Ruhm.
Und die meisten von uns haben auch
schlicht nichts außergewöhnliches anzubieten.
Da hilft auch die dekonstruierte,
fragmentierte post post Scheiße,
die wir uns als Gegenwart zusammengezimmert
haben, nix. Dieses eine
Andy Warhol-Zitat, auf das wir alle insgeheim
noch immer hoffen, das war
ironisch. Sorry. Es bezieht
sich auf Dinge wie Kim
K´s Arsch auf Instagram.
Und selbst wenn man es
tatsächlich schaffen sollte,
seine 15 Minuten zu
bekommen, was dann?
Man bleibt ja trotzdem die
gleiche Person, die man
vorher war und wer glaubt, dass er –
einmal ein bisschen berühmt – vom
nagenden Bedürfnis nach noch mehr
Aufmerksamkeit geheilt sein wird,
ES GIBT NICHTS
LANGWEILIGERES
ALS MENSCHEN,
DIE PERMANENT
AUF DER SUCHE
NACH RUHM
SIND...
liegt ziemlich daneben. Fame ist eine
Droge, die niemals befriedigt aber
ziemlich abhängig macht. Es gibt kein
schönes Leben danach. Die traurige
Wahrheit der daraus resultierenden
Beschaffungskriminalität kann man an
unzähligen Beispielen – Justin Bieber,
David Hasselhoff, oder good ol´ Lindsay
Lohan – nachvollziehen. Wer will
denn sowas?
GELTUNG STATT GLÜCK
Wir wollen nicht so weit gehen, zu
behaupten, Ruhm sei langweilig. Wir
wissen es nicht, weil keiner von uns
da aus Erfahrung sprechen
kann. Aber eines ist ganz
sicher: Es gibt nichts langweiligeres
als Menschen,
die permanent auf der Suche
danach sind. Weil es
so lächerlich ist. Und weil
es am Ende nichts konformistischeres
gibt als das
Bedürfnis, anderen zu gefallen. Dabei
könnte alles so schön sein. In einer Gesellschaft,
die so viele frühere Tabus
gebrochen und hinter sich gelassen
hat, muss man doch ein aufregendes
Leben führen können, ohne die ganze
Zeit einer selbstverliebten Illusion
hinterherzulaufen und seine Mitmenschen
damit zu langweilen. Abgesehen
von Kindern und Tieren können
wir theoretisch mit allem und jedem
Sex haben, wann, wo und so oft wir
wollen, ohne dafür auf dem Scheiterhaufen
zu landen, an Syphilis zu sterben
oder in die Hölle zu kommen.
Wir können mit jenen Leuten unsere
Zeit verbringen, mit denen wir das
auch wollen, weil wir keine Vernunftehen
eingehen und den Hof der
Eltern übernehmen müssen. Wir
haben Menschenrechte, billige
i-phone Tarife und selbst wenn
wir ein Leben lang keinen Finger
rühren, werden wir nicht
verhungern, weil die Allgemeinheit
für uns sorgt.
Aber natürlich sind das alles
keine Optionen für uns. Weil
wir nämlich nicht nach Glück
streben, sondern nach Geltung.
24
NARZISSTISCHE FICKVIDEOS
Warum stellen wir private Fickvideos,
die wir mit unseren Handys geschossen
haben, ins Netz? Weil uns das Lust
verschafft? Nein. Zumindest nicht im
unmittelbar erotischen Sinn. Wir tun
das, weil wir sogar unsere Sexualität
als Mittel zur narzisstischen Unterscheidung
nutzen. Wir brüsten uns mit
unseren Eroberungen und wollen den
anderen zeigen, was wir haben und sie
nicht. Weil mit der ganzen Freiheit, die
wir gegenwärtig genießen, vor allem
eine Sache in den Mittelpunkt gerückt
ist: Der alternativlose Individualismus.
Es gibt keinen Gott mehr und im Prinzip
auch keine Familie und das ist auch
gut so. Irgendwo. Nur bedeutet das
auch, dass wir zu 100% auf uns selbst
zurückgeworfen sind. Es gibt kein Leben
nach dem Tod und deshalb haben
wir die totale Panik,
irgendwas zu verpassen,
nicht genug rauszuholen
aus der unendlich kurzen
Zeit, in der wir einigermaßen
schön, luzide und sexuell
leistungsfähig sind.
Der Individualismus ist die
Quelle unserer Freiheit,
aber aus ihm entspringt
auch das Bedürfnis, sich von anderen
zu unterscheiden und sich überlegen
zu fühlen. Das verdirbt den ganzen
Spaß und ist angesichts unserer Möglichkeiten
ziemlich erbärmlich.
PENISKOMPLEX
UND RIESEN EGO
Es ist kein Zufall, dass es ausgerechnet
ES GIBT KEIN
LEBEN NACH DEM
TOD UND DESHALB
HABEN WIR DIE
TOTALE PANIK,
IRGENDWAS ZU
VERPASSEN...
Napoleon war, der das mit dem Ruhm
und der Unsterblichkeit der Seele gesagt
hat. Er war ein Nobody mit Peniskomplex
und einem riesen Ego, der
es nach ganz oben geschafft hatte. Die
Französische Revolution war sowas wie
der Urknall des bürgerlichen Individualismus
und der korsische Kaiser war ein
Kind seiner Zeit. Der liebe Gott und die
alte soziale Ordnung sind
auf dem Schafott in die
ewigen Jagdgründe der
Geschichte eingegangen
und von da an war jeder
seines eigenen Glückes
Schmied. Napoleon war
damit auf eine Art seine
eigene Generation Y. Weil
alles, was ihn getrieben
hat, sein Verlangen nach Unsterblichkeit
war. Angesichts der Abschaffung
von Himmel und Hölle konnte das nur
der Ruhm sein. Allerdings hat er den
Bogen überspannt, die alte Welt hat
noch einmal gesiegt und es mussten
weitere 200 Jahre vergehen, bis wir
alle in den Genuss einer solchen Lebensrealität
kommen konnten.
PROGRESSIV
ANSTATT KONFORM
Es ist schlussendlich diese Angst vor
dem Sterben, die uns alle zu lächerlichen
Fame-Zombies macht. Ruhm versklavt
und macht einen eitlen, gefallsüchtigen
Waschlappen aus jedem, der
ihn verzweifelt sucht. Aber selbst wenn
uns langsam dämmert,
dass das wohl
eine Illusion ist, der
wir da hinterherrennen,
können wir uns
nicht einfach davon
verabschieden. Weil
DASS WIR ABSOLUT
NICHTS ZU VERLIEREN
HABEN AUSSER DIE
ENTTÄUSCHUNG, DASS
AUS UNS KEIN SUPER-
STAR GEWORDEN IST.
DAS MACHT DOCH
MUT, ODER?
wir nicht einfach den
Grund dafür aus der
Welt schaffen können.
Aber vielleicht können
wir versuchen, unseren Geltungszwang
ein bisschen progressiver in unsere Lebensentwürfe
zu inkorporieren. Es ist
nämlich keineswegs so, dass es außer
berühmt werden nichts gibt, wofür es
sich zu Leben lohnt. Dem gesteigerten
Bewusstsein für die eigene Vergänglichkeit
kann man nämlich sehr wohl
auch etwas positives abgewinnen: Weil
uns klar ist, dass wir für normkonformes
Schnauze halten in dieser Welt später
nicht im Himmelreich belohnt werden,
gibt es eigentlich keinen Grund, nach
den herrschenden Regeln zu spielen
und darunter zu leiden. Jeder von uns
hat die Macht, so zu leben,
wie er will, zu lieben,
wen er will und zu sagen,
was er will. Aus dem einfachen
Grund, dass wir
absolut nichts zu verlieren
haben außer die Enttäuschung,
dass aus uns
kein Superstar geworden
ist. Das macht doch Mut,
oder? Geh morgen nicht
zu deinem Praktikum, hab mehr Sex
mit vermeintlich unattraktiven Leuten,
fang mit deinem homophoben, rassistischen
Nachbarn eine Schlägerei an
und lebe ein progressives, furchtloses
Leben. Und poste es bitte nicht auf Instagram.
PRIDE COMES BEFORE A
FALL
Look Diesel, Sneakers Converse All Star
Lederkleid & Lederrock Pennyblack, Lederhose Diesel, Gürtel vintage Moschino,
Stiefletten H&M, Armreifen Peacock Modeschmuck
Er: Pullover Diesel, Hose H&M, Sneakers Converse All Stars, Harnes Stylist's own
Sie: Shirt Martha Foremniak, BH Diesel, Hose M Missoni, Lederschuhe Pennyblack
Jacke & Hose Tiberius, Hemd & Sneakers Diesel, Socken Nike
Shirt & Hose Martha Foremniak, Rucksack Chanel
Pullover H&M, Lederhose & Sneakers Diesel, Harnes Stylist's own, Brille Tom Ford
Hut Lucienne Emily Lücke
Lederkleid & Lederrock Pennyblack, Lederhose Diesel, Gürtel vintage Moschino,
Stiefletten H&M, Armreifen Peacock Modeschmuck
Kleid & Jacke H&M, Armreifen & Ringe Peacock Modeschmuck
Pullover Diesel, Offiziershut Stylist's own
Pullover H&M, Harnes Stylist's own, Brille Tom Ford
Fashion Editor Mirza Sprecakovic / mirzasprecakovic.com
Styling Mirza Sprecakovic
Photography Kidizin Sane / kidizin.com
Hair & Make Up Shlomit Migay / shlomitmigay.com
Models Christoph, Anna / sp-models.com
Making Of Foto Elisabeth Gatterburg
Styling Assistant Sara Dolado, Elisabeth Gatterburg
Make-Up Assistent Amit Yakobov
Location Sofitel Vienna Stephansdom
SOFITEL, Luxury Hotels, Wien Stephansdom
PRIDE COMES
BEFORE THE FALL
making of
Kamera & Schnitt: Cristóbal Hornito
Interpret / Track: Robbero - SunLight
52
BALANCE
BEAUTY
DÜFTE FÜR DEN MANN
ART DIRECTION JULIAN BEHRENBECK
TEXT ELISABETH GATTERBURG
FOTOS NEFE | HALI | BRAND
ASSISTENZ ELLA KOPPENSTEINER
Ruhm und Fast Food haben eines gemeinsam
– beide versprechen Erlösung
von einem ungestillten Verlangen
in uns. Doch genauso, wie Fast
Food keine echte Nahrung darstellt,
liefert auch Ruhm keine Befriedigung
für unsere innere Rastlosigkeit.
Düfte sind da anders; so flüchtig sie
auch erscheinen, verleihen sie eine
besondere Erdung. Sie ergänzen
die Persönlichkeit und treten wie ein
bester Freund immer gemeinsam mit
dem Träger auf. Manche Persönlichkeiten
haben ihr Parfum ein lebelang
nicht gewechselt und nicht all zu selten
war ihr Duft das einzig Beständige
in einem Leben voller Abwechslung
und Tumult.
54
„FÜR DIE TAGE, WO MAN
DIE WELT AUS DEN ANGELN
HEBEN WILL.”
CHANEL - BLEU DE CHANEL
Hier Kaufen
„RAU UND GLATT,
HOLZIG UND
FRISCH ZU GLEICH.”
DIOR – SAUVAGE
Hier Kaufen
56
„ZIELSTREBIG UND KLAR, DER
DUFT FÜR DEN STADTLÖWEN.”
JIL SANDER - STRICKTLY
Hier Kaufen
„ERFRISCHEND, WIE
KLARES WASSER.”
BURBERRY - BRIT SPLASH FOR HIM
Hier Kaufen
58
„EINE EXPLOSION
DER AROMEN.”
VIKTOR & ROLF - SPICEBOMB
Hier Kaufen
„AN LAUEN SOMMERABENDEN
MIT LAUTER NEUEN MENSCHEN.”
TOM FORD – EXTREME
Hier Kaufen
60
„WEIL EIN MANN AUCH
MAL SINNLICH UND
TIEFGRÜNDIG
SEIN DARF.”
ARMANI – CODE
Hier Kaufen
„ERINNERT AN
STILLE NÄCHTE IN
SCHICKEN BARS.”
YVES SAINT LAURENT – LA NUIT DE L'HOMME
Hier Kaufen
62
„FÜR VOLLMONDNÄCHTE
IN DER GROSSSTADT.”
ISSEY MIYAKE – NUIT D'ISSEY
Hier Kaufen
„WEIL SCHWARZ
NICHT IMMER
DÜSTER IST.”
LACOSTE – EAU DE LACOSTE NOIR
Hier Kaufen
10 FACTS für den perfekten Kaffee:
1. LEITUNG ODER MINERAL?
Leitungswasser in Österreich hat alles, was
man für guten Kaffee braucht!
2. ARABICA ODER ROBUSTA?
Sie sind die zwei wichtigsten Kaffeearten,
aber Robusta hat fast doppelt so viel Koffein,
schmeckt flacher und holziger. Arabica
ist ausgewogen und schmeckt nach Karamell,
Schokolade und Honig.
3. SINGLE ORIGIN ODER BLEND?
Single Origin-Kaffee aus nur einem Anbaugebiet
hat einen klaren Charakter, aber
erst die Mischung mehrerer Arabicasorten
macht das Aroma ausgewogen.
4. GEMAHLEN, ALS BOHNE ODER KAPSEL?
Kommt drauf an: Gemahlener Kaffee ist
ready to use, aber je Verwendung muss der
Mahlgrad anders sein. Bohnenkaffee passt
für automatische Maschinen am besten –
und mit Kaffeekapseln gelingt jedem ein
perfekter Espresso.
5. WELCHE ZUBEREITUNGSART?
Espresso! Aus 9 Atmosphären Druck, 7 g
Kaffee, 30 Sekunden Zubereitungszeit entstehen
25-30 ml köstliche Flüssigkeit, die
Quintessenz des Kaffees mit der größtmöglichen
Anzahl an Aromen.
6. WELCHE KAFFEEMENGE?
Das Volumen des Espresso sollte 25-30 ml
betragen ca. eine halbvolle Espressotasse.
7. WIE WICHTIG IST DIE ZUBEREITUNGSZEIT?
“Preinfusion”, die ersten fünf Sekunden, in
denen das Wasser mit dem Kaffee in Kontakt
kommt und die “Extraktion” in den darauffolgenden
25 Sekunden müssen stimmen.
Zu lange Extraktion führt zu mehr
Koffein und Bitterstoffen – ist sie zu kurz,
hat der Kaffee zu viel Säure.
8. MIT ODER OHNE ZUCKER?
Das ist subjektiv, aber gut gemachter Kaffee
schmeckt ausgewogen und pur ist das
Geschmackserlebnis einmalig.
9. UND DIE TASSE?
Ihre Form ist essentiell für die Aromaentfaltung
(angewärmt noch besser) und um
die Crema aufzufangen.
10. HAT ESPRESSO MEHR KOFFEIN ALS ANDERE
KAFFEEZUBEREITUNGEN?
Im Gegenteil: Koffein ist in heißem Wasser
löslich, darum hat z.B. Caffè Americano
durch die Kontaktzeit mit dem Wasser und
die Flüssigkeitsmenge 98 % des im Kaffeepulver
enthaltenen Koffeins, der Espresso
dagegen nur ca. 75 %.
GEWINNSPIEL
Live happILLY with coffee!
JETZT
MITMACHEN
UND
GEWINNEN
Gewinnt eine illy X7.1 Iperespresso!
Die Espressomaschine läuft auf Knopfdruck
mit illy Iperespresso-Kapseln und ist mit ihrer
Düse zum Milchschäumen auch ideal für
alle, die auf den Cappuccino nicht verzichten
möchten.
Für den perfekten Espresso-Moment
erzeugt und verkauft illy weltweit eine
Kaffeemischung aus neun Sorten reiner
Arabicabohnen, die das typische
illy Aroma ausmachen.
Sendet bis 10. 01. 2016 eine Email an gewinnspiel@vangardist.com und habt die Chance
auf eine X7.1 Iperespresso-Kapselmaschine (ohne Tassen).: Wer hat den Soundtrack zu „A
small section of the world“ geschrieben?
Jetzt mitmachen
Alle illy-Produkte und Informationen gibt es im illypoint, Webgasse 43, 1060 Wien und hier:
http://shop.illy.com/online/store/va_at
www.illy.com
66 VANGART
#THEBESTARTISTALIVE
RINAT SHINGAREEV
TEXT ELLA KOPPENSTEINER & RINAT SHINGAREEV
BILDER RINAT SHINGAREEV
Wenn Putin “leicht entflammbar” ist und mit scharfem
Geschütz auf Liebe geschossen wird, dann ist
das Ironie, Satire. Dann ist das aber auch Kritik an der
Popkultur. Der russische Künstler Rinat Shingareev
macht mit seiner Pop-Art genau das. Seine Öl-Bilder
sind eine Mischung aus zeitgenössischer Kunst und
klassischer Porträtmalerei. Mit seinen Werken möchte
er den Geist unserer Zeit, der durch berühmte
Menschen gelebt wird, einfangen und wiedergeben.
Seine Karriere begann an einer Kunsthochschule
in Russland, an der er unterschiedlichste Kurse besuchte,
um seinen eigenen kreativen Weg zu finden.
Es folgte ein Wechsel nach Italien, wo er noch
immer lebt. Seine Werke indes wurden immer bekannter.
Gruppenausstellungen in Italien, Deutschland
und Österreich sowie die Zusammenarbeit mit
Zeitschriften wie MAXIM (Italien) oder ZEIT Magazin
(Deutschland) folgten.
68
LADY GAGA
I created this work exactly during the period where
Lady Gaga appeared in public wearing unusual and
very daring dresses. Her goal was to shock the
audience and so all the attention was focused only
on her clothes. In this painting I wanted to make
Lady Gaga the central figure and to concentrate
only on her person and inspiration,
removing everything that might relate
to her scenic image.
70
BARACK OBAMA
I believe that Barack Obama's story is an ideal example that the ordinary
person from a simple family can achieve any goal through hard work. It does not
matter what kind of family you belong to and what skin color you have, thanks to
the enormous faith in yourself and in your strength, you will surely achieve
that which others didn't even dream of.
MICHELLE OBAMA
This work complements perfectly the portrait of Barack Obama. And the main
idea consists in that behind the successful leader there is always a strong woman.
72
RENZO ROSSO
This work was done on commission.
I revised the slogan of Diesel "Be Stupid"
and represented it from my point of view.
74
PHARRELL WILLIAMS
I am a fan of Pharrell Williams and N.E.R.D band since the beginning of the
2000th years. He is the cool guy who creates cool music and my work reflects
the lighter side of his creativity.
VLADIMIR PUTIN
Vladimir Putin is one of the most influential people in the world and I treat him
with great respect. This work was done on commission for the occasion of the
Winter Olympic Games in Sochi in 2014.
76
MARK ZUCKERBERG
Mark Zuckerberg is one of the most outstanding
people of our generation. He made a perfect
career and is an excellent example for young
people. Number one!
78
KANYE WEST
Kanye West is a talented and in many ways a genius. Maybe he can't turn water
into wine, but he definitely has the gift to transform even the simplest things into
gold. In this portrait I wanted to show how this person is ambitious and also
I wanted to touch on his recent statement that he is going to run for
United States President.
KIM JONG-UN
Kim Jong-un is one of the most unpredictable and eccentric characters on the
world political scene. His personality evokes a great interest because his life is
shrouded in mystery and each statement is disputable. Isn't he the perfect
character for one of my works?!
80
MADONNA
A living legend, gifted singer and beautiful woman who continues to surprise
and remain actual in our time. The first time I heard about her was when I was 5
years old, through the pages of Bravo magazine. This article was dedicated to the
video "Like a Prayer". It's inexplicable, but even then I was impressed and I wanted
to dedicate this artwork to my first memory about Madonna.
THINGS YOU CAN’T
DO ANYMORE
ONCE YOU’RE FAMOUS:
FACT
001
HAVE
ACNE
THE FAM
WANNA KNOW HOW YOU'LL GET FA
82
PhD stands for
„Pretty huge Dick“ Right?
FALSE
It‘s nice to be im
more importa
TRUE
FA
Dance like your dad‘s
not watching
TRUE
My life motto
with my c
FALSE
TR
My favourite subject at
school was Lunch Break!
TRUE
FALSE
Fame involves a lo
or wait…Was it
TR
THE KARDASHIAN CLAN
You‘ll be famous for doing absolutely
nothing! (or having an oversized sexual body
part) Your road to fame requires minimal
brain power!
FUCKED-UP EX
Your road to fame will in
wars, a sprinkle or publi
of unnecessary scand
E GAME
MOUS AND WHY? TAKE OUR QUIZ.
portant, but it‘s
nt to be nice!
TRUE
I always lie about
my life to taxi drivers!
LSE
FALSE
TRUE
is: Rock out
ock out!
FALSE
Any publicity is
good publicity!
UE
t of self-tanning -
self-confidence?
TRUE
FALSE
Instagram, Twitter?
What‘s that? STDs?
UE
FALSE
TRUE
FALSE
-DISNEY STAR
volve a handful of online
c slutification and a dash
als. Slow down tiger!
GUYS LIKE DANIEL CRAIG
You will gain your spot on the walk of fame
with nothing less than unadulterated talent
coursing through your veins.. and probably
some class A drugs too.. oops!
84 AUF ACHSE
In Kooperation mit
TEXT ELISABETH VON CAPPELN
WELCOME TO MIAMI.
„Bouncin’ in the club where the heat is on, all night on the beacht til the break of
dawn.“ Und dabei geht es in dem Lied gar nicht um Miami, also die große Weltmetropole,
sondern nur um einen kleinen Teil: Miami Beach. Denn alles, was wir von
Miami kennen, ob aus Filmen, Serien oder Zeitschriften, entsteht hier. Ob „S Club
7 in Miami“ - falls sich noch jemand daran erinnert - „CSI:Miami“ oder „Miami
Vice“. Klar spielen die letzten zwei Serien auch in der Stadt Miami und drum herum,
aber das was sich eingeprägt hat, ist Sonnenschein, RayBan und der Ocean Drive.
Allerdings ist die Gegend nicht nur warmes Orange und sattes Grün, wie es uns das
Fernsehen vormachen will. Miami hat, wie jede große Stadt, auch einige Schönheitsfehler.
Downtown Miami zum Beispiel muss nicht unbedingt besucht werden, wenn
wenig Zeit ist. Und allein sowieso nicht. Aber es gibt genug andere Orte, bei denen
sich ein Stop lohnt.
86
Neu im Programm der Austrian Airlines
Zunächst aber kommt die Frage nach
dem „wie kommt man da eigentlich
hin?“ Am Sinnvollsten – und vermutlich
auch die Variante die alle nehmen
– mit dem Flugzeug. Schwimmen
geht bestimmt auch, das ist aber anstrengender.
Von Wien aus fliegt seit
neuestem Austrian Airlines bequem
Nonstop direkt über den großen Teich
mit einer geräumigen Boing 777 um
schmackhafte 699,- Euro. Schmackhaft
ist auch das Essen an Bord, denn
für den gesamten Bordservice wurde
Austrian mit dem 1. Platz beim World
Airline Award 2015 ausgezeichnet.
Die kennen sich also ziemlich gut aus
was Komfort und Bequemlichkeit angeht.
Die Auszeichnung wird von der
englischen Unternehmensberatung
„Skytrax“ für Service, Komfort und
Essen usw. vergeben. Jedes Jahr befragen
sie mehr als 18 Millionen Passagiere
nach ihrer Meinung.
Und nach knapp 10 Stunden Flug
heißt es dann endlich: Sommer, Sonne,
Sonnenschein!
Ocean Drive in Miami Beach
Ja, zur Institution schlechthin müssen
einige Worte gesagt werden. Immerhin
ist der Ocean Drive ja schon das
Zunächst aber kommt die Frage nach
dem „wie kommt man da eigentlich
hin?“ Am Sinnvollsten – und vermutlich
auch die Variante die alle nehmen
– mit dem Flugzeug. Schwimmen
geht bestimmt auch, das ist aber anstrengender.
Von Wien aus fliegt seit
neuestem Austrian Airlines bequem
Nonstop direkt über den großen Teich
mit einer geräumigen Boing 777 um
schmackhafte 699,- Euro. Schmackhaft
ist auch das Essen an Bord, denn
für den gesamten Bordservice wurde
Austrian mit dem 1. Platz beim World
Airline Award 2015 ausgezeichnet.
Die kennen sich also ziemlich gut aus
was Komfort und Bequemlichkeit angeht.
Die Auszeichnung wird von der
englischen Unternehmensberatung
„Skytrax“ für Service, Komfort und
Essen usw. vergeben. Jedes Jahr befragen
sie mehr als 18 Millionen Passagiere
nach ihrer Meinung.
Und nach knapp 10 Stunden Flug
heißt es dann endlich: Sommer, Sonne,
Sonnenschein!
Ocean Drive
in Miami Beach
Ja, zur Institution schlechthin müssen
einige Worte gesagt werden. Immerhin
ist der Ocean Drive ja schon das
88
Little Havanna
©Dtobias / © VISIT FLORIDA
Aushängeschild für die Stadt. Zwei Kilometer
lang ist die Straße alles: Promenade,
Ausgehviertel, Touristenhochburg,
Kneipenmeile – hier spielt
sich das Leben ab. Beim Besuch von
Miami also ruhig mal vorbeischauen.
Zwischen der Kreuzung zur 5. und
14. Straße finden sich zahlreiche
Bars, Hotels und Restaurants in den
berühmten historischen Art-Deco-
Gebäuden. Allein deswegen lohnt
sich der Weg dahin. Und wer sich an
die erwähnten Filme und Serien erinnert,
der wird die Strandpromenade
und den „Lummus Park“ lieben. Hier
wurde unser Bild von Miami geprägt.
Alle möglichen Menschen tummeln
sich hier, es ist ein „sehen und gesehen
werden“. Ein Hinweis noch zu
den Restaurants und Bars: Die gehen
eim Kundenfang ziemlich offensiv
vor, wer aber schon mal durch die
Oranienstraße in Berlin geschlendert
ist und auf die Inder der „Amrit-Restaurants“
getroffen ist, der kann damit
ganz gut umgehen.
Little Haiti und Little Havana
Ebenfalls absolut sehenswert sind
die Voodoo-Shops in Little Haiti. Und
zwar allein deshalb, weil sie einfach
SEHENSWERT sind. In den Shops
werden religiöse Gegenstände für
Zeremonien verkauft. Kleine Fetische
wie getrocknete Tierkadaver,
lebendige Schildkröten die in Eimern
schwimmen, überdimensionierte
Buddha- oder Jesus-Statuen, schlicht
alles Mögliche. In Little Havanna ist
vor allem die kubanische Gemeinde
90
Vizcaya Museum
© VISIT FLORIDA
zu Hause. Im Schatten sitzende, Domino-spielende
Männer, Straßenmusiker
die Jazz spielen oder Zigarrenshops
lassen sich hier finden. In den
Läden bringen sie dir bei, eine echte
kubanische Zigarre herzustellen. Und
spätestens hier wird einem auch bewusst,
dass der Anteil der spanischen
Sprache ziemlich hoch ist, es schadet
also nicht, bei einer Reise nach Miami
auch ein paar Worte Spanisch zu
können.
Museen
Miami Beach selbst hat nicht viel zu
bieten, wenn es um Museen geht.
Einen Besuch wert ist aber auf jeden
Fall das World Erotic Museum. Das
heißt, Kindern ist der Eintritt untersagt.
Die Sammlung ist äußerst umfassend,
leider ist die Ausstellung
aber nicht gut kuratiert. So fehlen
oftmals Informationen zur Geschichte.
Aber wegen der ganzen Erotik
passt das Ganze natürlich einfach gut
zu Miami Beach. Ein weiteres Museum,
bei dem sich der Besuch lohnt,
befindet sich auf dem Festland in der
Stadt Miami. Allerdings könnte die
Reise dahin relativ anstrengend werden.
Denn Busse fahren nicht so regelmäßig
wie wir das sonst kennen.
Da kann es schon mal sein, dass die
Wartezeit einige Stunden beträgt.
Wer also kann, sollte sich lieber ein
Auto mieten und den Weg selbst fahren.
Und wer es dann schafft, das Vizcaya
Museum and Gardens zu erreichen,
wird auch ordentlich belohnt.
Es handelt sich dabei um einen im
europäischen Stil angelegten Palast,
angefüllt mit Kunst und Antiquitäten
vom 16. bis 19. Jahrhundert. Wenn
einen die Reise sowieso schon über
die Brücken geführt hat, sollte auch
dem Fruit and Spice Park in Homestaed
ein Besuch abgestattet werden.
Hier gibt es auf 12 Hektar alles, was
das Gourmet-Herz begehrt. Gewürze,
Früchte, Nüsse, Kräuter und so
weiter. Außerdem eignet er sich hervorragend
um noch kurz die Sonne
und das warme Wetter zu genießen,
bevor dann am Abend die große Party
losgeht.
Clubbing
Für Clubs gilt, was in allen Clubs
dieser Welt gilt: Touristen haben es
schwerer an den Türstehern vorbeizukommen.
Wer sich also nicht ganz
affig aufführt und wenigstens ein
wenig gesunden Menschenverstand
im Gepäck hat, sollte leichter auf
die Tanzfläche kommen, als Andere.
92
Versace Villa
Außerdem ist es sinnvoll, einfach in
Miami Beach zu bleiben. Die Insel
ist voll mit Clubs unterschiedlichster
Couleur. Und die Clublandschaft
ändert sich regelmäßig, es gibt aber
ein paar Läden, die regelrechte Institutionen
sind, wie etwa in Berlin das
Berghain. Allerdings sind die Läden
in Miami Beach NOCH oberflächlicher.
Die Devise ist also, wer gut
aussieht, hat noch größere Chancen.
Außerdem feiern die Amerikaner anders.
Hier füllen sich die Clubs in aller
Regel schon ab etwa 12 Uhr, eine
Zeit zu der die Läden bei uns teilweise
erst öffnen. Zu den nach wie vor
angesagten Läden in Miami Beach
zählen das LIV und der Nikki Beach
Club. Der LIV Nightclub ist dabei der
größte Club in ganz Miami und der
Nikki Beach Club ist tagsüber ein Restaurant
und wird nachts zum House-
Club. Durch die Lage am Ende des
Ocean Drive, direkt unter Palmen am
Strand lohnt sich der Besuch also zu
jeder Zeit. Miami Beach ist außerdem
für seine große LGBT-Community bekannt.
Die Menschen, Clubs und Re-
© VISIT FLORIDA
staurants sind sehr offen und freundlich.
Das zeigt sich zum Beispiel im
The Palace. Wer hier zum Dinner ist,
bekommt zum guten Essen auch noch
eine kostenfreie Dragshow zu sehen.
Und zwar richtig gute Shows. Als
Clubs empfehlen sich das Twist, das
mit freiem Eintritt lockt und das Buck
15, vor allem wenn es darum geht,
mehr zu erleben als nur ein bisschen
auf der Tanzfläche rumzuhopsen.
Kneipen, Parks und Everglades
Bei den Einwohnern immer noch sehr
beliebt ist die älteste Kneipe in Miami:
The Deuce. Die Preise sind okay,
dafür gibt es Charakter und mit etwas
Glück auch echte Geschichten von
den in Miami lebenden Menschen.
Nicht zu unterschätzen ist auch der
Miami Botanical Garden. Das ist
dann eher etwas zur Entspannung,
die Einrichtung ist nicht groß und
wer offenen Auges umherläuft, kann
grüne Echsen, Vögel, wunderschöne
Blumen und Pflanzen mit handtuchgroßen
Blättern entdecken. Der botanische
Garten ist besonders dann
94 VANGART
MARIO
TESTINO
INTERVIEW MIRZA SPRECAKOVIC
TEXT KLEMENS GINDL
NEUGIERDE
MACHT
ERFOLGREICH
Schneesturm Gespräche über James Bond, Kate Moss
und warum neugierige Menschen erfolgreicher sind.
„Life is driven by death. Each year has 365 Days and
I want each of them to be incredible.
That´s what drives me!“
Die Angst vor dem Tod steht Mario Testino nicht bei
diesem Spruch unbedingt ins Gesicht geschrieben.
Eher eine bedingungslose Freude am Leben.
Wobei das Eine vermutlich nur die Kehrseite des
Anderen ist. Zumal aus dem Munde eines der berühmtesten
Mode- und Portraitfotografen unserer Zeit,
dessen Makenzeichen das Festhalten und Unsterblich
machen großer Momente von Glück, Erfolg
und Schönheit sind.
96
Mario Testino ist einer der weltweit einflussreichsten
Fotografen. Geboren wurde er in Lima, Peru. 1976
zog er nach London um seine Karriere als Fotograf
voranzutrei-ben. Seine visionären Ideen machten ihn
zu einem der gefragtesten kreativen Köpfe der heutigen
Mode- und Schönheitsindustrie. Von Vogue bis
Vanity Fair ist seine Arbeit weltweit in allen großen
Modemagazinen zu finden.
VANGARDIST war beim Shooting von Mario Testinos
„On Arrival“ – Kampagne für Ciroc im österreichischen
Sölden. Das Wetter war grauenhaft...
m a r i o t e s t i n o u n d m i r z a ( v a n g a r d i s t )
DIE VORTEILE EINES SCHNEESTURMS
Freunde des neuerdings gebrochenen Doppel-Null
Agenten seiner Majestät werden ihn kennen: Den
Ice Q, das abgefahrenste Luxusrestaurant der Tiroler
Alpen. Auf über 3000m Seehöhe bietet dieser architektonisch
aufregend designte Glaskasten neben
fancy Drinks und Gourmetküche vor allem eines: eine
Wahnsinns Aussicht über die Ötztaler Alpen. Das hat
nicht nur Sam Mendes und sein James Bond Team
als Drehort gereizt, sondern auch den Peruanischen
Starfotografen Mario Testino, der das Alpenpanorama
zum Hintergrund für eines seiner Shootings zur
aktuellen Kampagne der Luxus Vodka Marke Ciroc
auserkoren hat. In der Theorie klingt das durchaus
malerisch, nur hatte es das schöne Wetter am Tag
des Shootings noch nicht in die hochalpinen Klimazonen
geschafft. Stundenlang mussten wir auf die
Inbetriebnahme der
Seilbahn warten, um
die Bergstation beim
Ice Q zu erreichen.
Empfangen wurden
wir dort dann von einem
Schneesturm epischen
Ausmaßes. Sehr
romantisch, aber der
Sache mit dem Bergpanorama
nicht unbedingt
zuträglich. „The
view we are not seeing
at the moment is incredible
up here. I quite
like the mix of modern
and nature. You know,
the glass. It´s like being
up in the mountains for real. “ Diese Realität war
blöd für das geplante Shooting, aber gut für uns.
Die Folge war nämlich, dass ein abwartender Mario
Testino etwas Zeit hatte, über sein Leben und seine
Arbeit zu plaudern.
c î r o c . o n a r r i v a l . s ö l d e n
c î r o c . o n a r r i v a l . s ö l d e n
100
DIANA, MADONNA UND DER GROSSE DURCHBRUCH
On Arrival heißt die aktuelle Kampagne, und ihr Anspruch
ist nichts weniger als die besonderen Erfolgsmomente
jüngst aufstrebender Talente auf der ganzen
Welt festzuhalten, die gerade ihren Durchbruch
feiern. Nach London, wo der britische Jungschauspieler
Sam Claflin abgelichtet wurde, waren noch
Rio, Ibiza, Cape Town und eben Sölden für Shootings
vorgesehen. Als Creative Director und Fotograf
ist Mario Testino dafür die erste und logische Wahl.
Er ist verantwortlich für einige der ikonischsten Celebrity-Inszenierungen
der vergangenen Jahrzehnte.
Seine Portraits von Lady Diana oder Madonna sind
weltberühmt. Wer vor seiner Linse landet, hat es
geschafft. Mit der Princess of Wales hatte er seinen
persönlichen Durchbruch. Auf die Frage nach seiner
wichtigsten Arbeit meint er: „I think the one I did
with Diana was the closest to, not perfection, but
to clear communication. I met somebody that was
magical and I wanted that everybody can see that
in a picture. The reactions I got were
that people really felt her and so for
me that is the most achieved image.
Because that´s what I wanted people
to feel.“ Während seine eigene Karriere
von berühmten Menschen beflügelt
wurde, die sich von ihm fotografieren
ließen, ist es mittlerweile umgekehrt.
Als Creative Director von On Arrival
ist es an ihm, die Großen von morgen
auszuwählen und ihren Moment der
Ankunft im Erfolg zu inszenieren.
KAUFE KEINE KUNST DIE DIR GEFÄLLT
Ein Auge für das Neue, das Zukünftige,
hat Mario Testino bei seiner zweiten
Leidenschaft, dem Sammeln von
Kunst, entwickelt: „I´m always looking
for things I don´t know. I discovered
this in the art world. Because when
you buy art you always buy what you
like. But that´s a mistake, because what you like is
what you know. I´ve noticed through the years that
it´s more interesting to buy things that you´re puzzled
by, where you aren´t sure. After a little while you
learn to love it.“ Die Affinität zur Kunst spiegelt sich
m a r i o t e s t i n o
c î r o c . o n a r r i v a l . r i o
m a k i n g o f
104
auch in seiner Arbeit als Fotograf wieder. Seine Bilder
sind ausgeklügelte Kompositionen. Jedes Detail
ist wohl überlegt, der betriebene Aufwand beachtlich.
Allein die Stylisten haben etwa 30 Koffer
auf den Berg geschleppt. Die ganz spezielle Magie
eines guten Shots bleibt aber doch ein Geheimnis,
das nicht gänzlich planbar ist. Wie man das Gefühl
eines Moments transportiert? „If I feel it, the people
will feel it too. So I have to get it to the moment
where I believe in it. It´s hard to get that picture,
you know. I´m very critical of my own work so
it takes me a while to get it to look like I believe it.
And when I do, thank god the people do as well. “
JAMES BOND IST KEINE INSPIRATION FÜR LIFESTYLE
Die große Inspiration für On Arrival ist der US-Amerikanische
Society-Fotograf Slim Aarons. Seine Bilder
des globalen Jet Set der 50er, 60er und 70er Jahre
sind legendär. Eines seiner beliebtesten Sujets waren
dabei auch luxuriöse Wintersportdestinationen
wie St. Moriz, Cortina D´Ampezzo oder Aspen. Den
Grund dafür erklärt Testino, als wir ihn bezüglich der
Location auf James Bond ansprechen: „It´s funny,
I never thought about James Bond before. My inspiration
here is Slim Aarons. He´s the opposite of
James Bond. Because Bond is a hired agent, you
know, somebody who gets paid for a job. Slim Aarons
is about lifestyle, about living the life. Bond is
always at work and the people that I´m shooting here
are partying, travelling, having a good time. I only
was told today that they shot a scene for the new
Bond Movie here not long ago.”
NEUGIERIGE LEUTE SIND ERFOLGREICHER
Das Einfangen von Momenten der Lebensfreude ist
seit jeher eine Spezialität, die Mario Testino mit Slim
Aarons teilt. Oder zumindest das, was man in der
Welt des Jet Set darunter versteht: Luxus, Erfolg,
Ruhm. Das Schöne an Testinos Arbeit ist, dass dieser
Luxus nie zum Selbstzweck wird, dass ihm das
Dekadente abgeht. Auf den Unterschied zwischen
Slim Aarons Schickeria
vergangener
Zeiten und jener der
Gegenwart, wie Testino
sie zeigt, meint
er: „In many cases,
Aarons didn´t use
celebrities. He did
Families who lived
the jet set life. It was
much more about
wealth back then.
People who lived the
life. Today, the jet set
is not so much about
wealth. It´s ruled by
curiosity. Today, anybody
can do this. You don´t have to be rich because
for 60 Dollars you can fly with Ryan Air from London
to Rome. People who want to live move around all
the time. It´s those curious kind of people who become
successful. Those are the ones I´m shooting
today.”
c î r o c . o n a r r i v a l . r i o
106
KATE MOSS ALS GROSSE MUSE
Persönlich ist Testino aber durchaus eng mit den klassischen
Celebs. Kate Moss etwa bezeichnet er als
eine seiner ganz persönlichen Musen. Weil auch sie
ein Mensch des Augenblicks für ihn ist: „Kate Moss
has been my muse forever. Because apart from being
beautiful and everything on her looks good, you go for
dinner with her and everything she tells you is fun and
exciting. She´s a real bon vivant. Somebody who really
enjoys life. It´s intoxicating.“ Als wir ihn fragen, ob es
Menschen für ihn gäbe, die er als seine persönlichen
Helden bezeichnen würde, winkt er ab: „I´m not really
a hero person, because I think people are people. I
think those who become heroes are those who leave
the world before their time – like Marilyn Monroe. Everybody
loves Monroe but we never saw her at age. I admire
people like Madonna. She will fight to stay. Or David
Bowie, because he broke the rules of masculinity. “
RUHM IST EIN VÖGLEIN
Gerne wollen wir noch nachhaken, ob er da jetzt nicht
Heroes mit Legends verwechselt. Leider hat sich aber
mittlerweile das Wetter etwas aufgeklärt und die Arbeit
ruft. Beim Alpenshooting in Sölden posiert übrigens
der deutsche Model-Shootingstar Johannes Huebl
vor Herrn Testinos Linse. Wie auch immer sich diese
vielversprechende junge Karriere entwickeln wird, der
eine große Moment des Durchbruchs wird dank dieses
Shootings unsterblich werden. Auch, wenn schon
längst kein Hahn mehr nach Johannes Huebl krähen
wird. Der Ruhm soll nämlich – wie das Glück – ein Vöglein
sein.
THINGS YOU CAN’T
DO ANYMORE
ONCE YOU’RE FAMOUS:
FACT
002
SEND PICTURES OF
YOUR JUNK TO A
CUTE STRANGER
ONLINE
Petra: Mantel von Karl Michael, Shorts von Ute Ploier, Rollkragen Jersey von Fuzzi
Wilson: Mantel von Karl Michael, Hose von Ute Ploier
INFAMOUS
LOVERS
Inspiriert vom Art Haus Film
„Die blauen Stunden - After Love“.
Jetzt in auserwählten Kinos
Hemd Givenchy & Hose Dries van Noten gesehen im peng! Shop
Kleid Lanvin gesehen im peng! Shop, Sonnenbrille vintage Christian Dior
Jacke & Hose von Meshit, compressed steel and fringe Kette von heirs.com, Sandalen von DMMJK
Overall Stella McCartney und Hut Vivienne Westwood gesehen im peng! Shop, Mantel Sophyline gesehen im
Magazin am Getreidemarkt, Stiefletten United Nude, Rose Gold finger tip & Silber palm cuff von heirs.at
Leder Overall von H&M Studio, Uhr von Calvin Klein
Kleid Ducy&Co. gesehen im Magazin am Getreidemarkt, Uhr von Calvin Klein, Gold, Silber und Rose Gold Finger Tip Ringe von heirs.at
Anzug von Missoni, Shirt von Karl Michael
Hemd Givenchy & Hose Dries van Noten gesehen im peng! Shop
Fashion Editor
Mirza Sprecakovic
mirzasprecakovic.com
Styling
Mirza Sprecakovic
Photography
Michael Dürr
michaelduerr.com
Hair & Make Up
Jessica Lang
jessicalang.at
Models
Wilson Gonzalez Ochsenknecht
& Tanja Petrovsky
Assistent Fashion
Vladimir Satric
Making Of
Elisabeth Gatterburg
elisabethgatterburg.com
Location
Grelle Forelle
grelleforelle.com
INFAMOUS
LOVERS
making of
Kamera & Schnitt: Cristóbal Hornito
Interpret / Track: zikweb - B34
126 RADAR
WILSON
GONZALEZ
OCHSENKNECHT
MAN HAT SEINE HÄNDE UND SEINE FRESSE
TEXT GEORG RAUBER / TITELFOTO MICHAEL DÜRR
WEITERE FOTOS ELISABETH GATTERBURG
Wilson Gonzalez Ochsenknecht, bekannt aus der Filmreihe
„die wilden Kerle“, ist ein deutscher Schauspieler
und Sänger. Als Sohn von Uwe Ochsenknecht ist er von
klein auf mit Medienrummel aufgewachsen. Wir haben uns
mit ihm im Wiener Café Leopold getroffen, um bei Melange und
Salat über die „dunkle Seite des Ruhmes“ und seine neue Rolle
im Film „After Love“ zu plaudern. Wie das so ist, eine Person des
öffentlichen Interesses zu sein, was sich dadurch im Leben so verändert
und was an seiner neuesten Rolle so speziell ist, hat er uns im ganz
persönlichen VANGARDST-Interview verraten.
VANGARDIST: Viele Leute stellen sich
vor, dass Berühmtheit zu erlangen automatisch
zur Lösung all ihrer Probleme
führt. Natürlich hat ein gewisser Bekanntheitsgrad
eindeutige Vor-, aber sicherlich
auch Nachteile. Was sind denn die Vorteile
wenn man eine in der Öffentlichkeit bekannte
Person ist?
Wilson Gonzalez Ochsenknecht: Das
gute an der Sache ist schon mal, dass
ich nie berühmt werden wollte. Ich
wollte Schauspieler werden. Filme drehen.
Wenn man da auf eine gewisse Art
und Weise bekannt ist geht man meistens
auch daran kaputt wenn man sich
nur das als Ziel setzt. Die Vorteile... ich
hatte eine ganz normale Kindheit wie
die meisten. Ich hab mit den Nachbarskindern
gespielt, musste pünktlich zu
Hause sein, sonst gabs Hausarrest. Und
in den Sommerferien haben wir dann
Filme gedreht. Das war wie in einem
Sommercamp für Jugendliche. Aber
konkrete Vorteile... sich nur wegen dem
128
Namen irgendwie Vorteile zu beschaffen,
da bin ich eher nicht so. Ich denke,
ich bin relativ normal auf dem Boden
geblieben und bin offen für alles.
V: Liegt das daran, dass du schon sehr
früh damit konfrontiert worden bist? In
einer Welt aufzuwachsen in die andere
erst hineinfallen?
Dadurch, dass ich mit 12 Jahren schon
einen Boss, also einen Regisseur, hatte,
der mir Ansagen gemacht hat und
ich regelmäßig mit Erwachsenen zu tun
hatte und mit normaler Arbeit konfrontiert
war, dadurch hab ich schnell gelernt
auf den eigenen Beinen zu stehen.
V: Du bist sehr früh professionell geworden.
Auf eine gewisse Art und Weise schon.
Ich dreh ja auch relativ viel. Ich hab
mich aber generell schon sehr früh für
Film interessiert und das auch studiert.
V: Wo?
In Kalifornien. Dadurch bin ich mehr
in die Materie eingetaucht und habe
auch Spaß empfunden mit den Leuten
am Set zu arbeiten, weil ich alles verstanden
hab wie alles funktioniert. Es
macht Spaß wenn man mehr darüber
weiß wer was zu tun hat.
V: So viel zu den Vorteilen. Was sind die
Nachteile als öffentliche Person?
Das oft nur wegen des Namens, den
man hat, über einen geschrieben wird.
Mein Privatleben geht eigentlich nur
mich was an, aber komplett verhindern
kann man das nicht wenn man in der
Öffentlichkeit steht. Oder das oft Dinge
geschrieben werden, die man nie so
gesagt hat. Aber das ist mir eigentlich
relativ egal (lacht).
V: Das heißt, ich könnte jetzt schreiben
was ich will?
(lacht) Ne, aber die Leute die mich kennen
oder mit mir mal direkt gesprochen
haben, die haben eine andere Meinung
darüber wie wenn sie einfach nur Dinge
hören von denen sie nicht zu 100%
wissen ob ich‘s tatsächlich gesagt hab
oder nicht.
V: Es passiert also manchmal, dass die
Presse deine Worte und dein Erscheinungsbild
so hindreht, dass es für sie vorteilhaft
ist, aber diese Art von „Journalismus“
interessiert dich dann eh nicht?
Die sind halt einfach gestört. Oder
dumm (lacht). Die sollen machen was
sie wollen. Ich weiß ja, was mein Ziel ist
und das werd ich weiterhin verfolgen.
Wenn manche Leute das nicht verstehen...
das ist jetzt aber nichts, was mir
irgendwie auf die Eier geht. Jeder Job
hat Vor- und Nachteile.
V: Gibt es durch deinen Bekanntheitsgrad
manchmal Verlockungen, die du als normale
Person nicht haben würdest?
Ja, mit den Rollen die man angeboten
bekommt. Da kriegt man manchmal
komische Angebote. Das ist mit
dem deutschen Film im Moment etwas
schwer. Man möchte prinzipiell die
Unterstützung vom Markt haben, aber
viele von den finanziell groß unterstützten
Filmen sind eher oberflächlich und
klischeehaft. Ich möchte da jetzt auch
gar keine Namen sagen, aber so Filme
wo man von Anfang an weiß was passiert,
das ist nicht unbedingt mein Ding.
Da mach ich lieber den Film der kein
Geld hat wenn da mehr Fleisch zum
rein beißen in der Rolle ist. Wenn da
Leidenschaft dabei ist, macht mans im
schlimmsten Fall auch für lau. Hauptsache
der Film wird gut.
130
V: Inwiefern verändert es eine Person,
wenn man in der Öffentlichkeit bekannt
ist?
Es kann passieren, vor allem wenn
man ganz am Anfang steht, dass man
manchmal Dinge erzählt, die man
nachher lieber nicht gesagt hätte.
Aber irgendwann weiß man, worüber
man reden will und was Tabuthemen
sind. Ich fühl mich aber immer noch irgendwie
gleich.
V: Glaubst du, es hätte dich stärker verändert,
wenn du nicht damit aufgewachsen
wärst und es später in deinem Leben
passiert wäre?
Ich glaube nicht. Ich glaub ich wär derselbe
Typ geworden der ich jetzt bin.
Ich bin naturentspannt und lass mich
nicht provozieren. Vielleicht wär ich
Architekt geworden oder so.
V: Gibt es Momente wo du denkst, dass
du gewisse Dinge nicht machen kannst
wegen deines Bekanntheitsgrades?
Muss man Opfer bringen?
Eigentlich nicht. Manchmal macht
man einen Film für weniger Geld. Da
bringt man Opfer, aber Opfer mit Herz.
Wenn ich mich für ein Projekt interessier
bleib ich hart am Ball.
V: Und im privaten Leben?
In Berlin kriegt man vielleicht alle
zwei Jahre auf der Straße mal ‘nen
dummen Spruch an den Kopf, aber
sonst passiert eigentlich kaum was
Negatives. Wenn mal was passieren
sollte, ich bin eigentlich eh nie allein.
Ich halt mich einfach nicht auf an Orten
wo sowas passieren könnte. Meist
bleib ich zu Hause und schau Filme.
Ich bin da relativ langweilig. Ich geh
Stress aus dem Weg und lass mich
damit nicht konfrontieren.
V: Stört dich das, wenn dich jemand in
der Öffentlichkeit anspricht?
Nö. Überhaupt nicht. Ich bin da immer
offen wenn Leute Fragen haben.
Ich bin da nie ein Arschloch. Wenn ich
vielleicht mal in einem Club oder einer
Bar bin morgens um 3 und ich bin
schon ein bisschen angeschwipst dann
entschuldige ich mich und sage, dass
es vielleicht ein bisschen zu spät ist um
noch ein Foto zu machen. Aber Autogramme,
kein Problem. Ich mach das
gerne. Gehört zum Job dazu.
V: Wie würdest du ein Leben in der Öffentlichkeit
jemandem beschreiben, der
sich nichts darunter vorstellen kann?
Das wichtigste ist, egal was man macht,
man sollte nie vergessen was sein Ziel
ist. Auch wenn‘s Höhen und Tiefen
gibt. Solange man das weiß und verfolgt,
wird man’s auch irgendwann erreichen.
Dafür muss man dann auch
hart arbeiten und am Ball bleiben.
Es kann manchmal passieren, dass irgendeine
gossip-Zeitschrift was über
einen schreibt, was man selbst von
sich noch nicht wusste, weil‘s einfach
falsch ist. Irgendwas über „wann heiratet
der oder die endlich“ und man
hat da selber noch keine Gedanken
132
daran verschwendet. Da reg ich mich
aber überhaupt nicht mehr auf. Ich frag
mich dann nur „wieso interessiert sich
jemand für so einen Scheiß?“ Die Leute
die sich wirklich für Film interessieren,
das merkt man dann eh schnell.
Denen ist mein Beziehungsstatus dann
auch ziemlich egal. Die Leute, die den
gossip lesen, interessieren sich dafür
nicht für meine Filme,.
V: Es ist die Geilheit, jemanden ins Privatleben
schauen zu können.
Ja. Aber manche von den Journalisten,
die nur aufs Privatleben und Gerüchte
aus sind, kann man so schön verarschen.
Da merkt man schnell „das wird
nix mehr“ und dann mach ich mir einen
Spaß mit denen. Ich höre jedem
zu, aber manchmal merkt man nach einer
Minute „ach, einer von der Bild“
(lacht).
V: Worum geht es in deinem neuen Film
„After Love“?
Um einen Transvestiten der was von einem
Fotografen möchte, der Fotograf
aber was von einem Stricher, und der
Stricher was vom Transvestiten. Es hat
mit Abhängigkeit, mit Geld und Liebe
zu tun.
V: Ein Liebesdreieck der skurrilen Art.
Du spielst in diesem Szenario den Stricher.
Was an dieser Rolle so speziell ist:
der Stricher spricht kein einziges Wort.
Der Stricher hat die Schnauze voll
(lacht). Ne, ich weiß noch als ich das
Drehbuch das erste Mal gelesen habe
hab ich die ganze Zeit zurück geblättert
und gedacht „War da wirklich kein
Text?“ Ich dachte anfänglich ich hab
was übersprungen oder verwechselt.
Aber es war tatsächlich so, dass da kein
Text war. Das fand ich interessant und
hat mich sehr gereizt.
V: Wie war das als schauspielerische Erfahrung?
Wenn du lange Szenen hast ohne Text
musst du überlegen „was mach ich
jetzt?“ Man hat seine Hände und seine
Fresse. Was sehr wichtig ist, ist zuzuhören.
Was passiert um einen herum?
Was gibt das Gegenüber von sich, was
erzählt es? Wenn du das verstehst und
akzeptierst und da tiefer eintauchst
dann ist das spannend dafür einen Ort
zu bekommen. Man bekommt durchs
Zuhören ein ganz eigenes Gespür. Es
war relativ schwierig, aber super interessant.
Wie früher im Stummfilm.. Ich
bin als Person auch eher still und ruhig,
und beobachte gern. Das hat geholfen.
Ich konnte mich mit der Rolle irgendwo
identifizieren vermutlich. Nicht zwingend
als Stricher aber von der grundlegenden
Einstellung (lacht).
V: Was kann man sich von dem Film erwarten?
Es ist sehr künstlerisch und ästhetisch
aufgenommen. Es geht ein bisschen
in die Arthouse Schiene. Für Leute die
Film Noir Sachen oder David Lynch
oder etwas skurriler Filme mögen ist da
auf alle Fälle was dabei.
„After Love“ ist seit 02.10. in ausgewählten
Kinos zu sehen.
134
EDITOR'S
CHOICE:
STYLE-
TIPP
Lederjacke von House of Holland / Hut von Hood by Air / Briefs von Moschino /
Sonnenbrille von Andy Wolf / Lederschuhe von Lanvin
Kappe von A Bathing Ape / Uhr von Swatch / Mantel von Raf Simons / Yoko Ono
„Mended Cups“ für illy Art Collection / Jedi Path Book von Urban Outfitters /
Boxers von Versace / Peut etre black Sonnenbrille von Lunettes /
Kerze von Karl Lagerfeld / Sneakers von Raf Simons
136
Sweater von Dsquared2 / Uhr von Zenith / Geldtasche von Maison Margiela / Ledertasche
von Moschino / Short Hood by Air / Rucksack von Fendi
Jacket von Damir Doma / Mütze von NewEra / Handschuhe von Y-3 / Clutch von Givenchy
/ Socken von Kenzo / Bermudas von Damir Doma / Rucksack von Givenchy /
Sonnenbrille von Dior Homme
THE
PERFECT
X-MAS GIFT!
5 PRODUCTS
1 BOX
140
FASSADE
DRUG ADDICTION
WAS PART OF THE
PARTYMONSTER ERA
EIN INTERVIEW MIT DEM UR-HIPSTER
LARRY TEE
TEXT OLE SIEBRECHT
Larry Tee ist Fame. Er ist mit den Reichen
und Schönen befreundet, gehört dazu, hat
zu jedem und überall Kontakte, legt auf
großen Festivals als DJ auf, schrieb Hit-
Songs. Manch einer sagt, er war ein Hipster
bevor es überhaupt Hipster gab. Popstars
wie Madonna oder Britney bedienen
sich gerne mal seiner Arbeit.
Doch Larry ist nicht der Typ Mensch, der
sich auf seinem Fame ausruht. Denn von
Fame allein kann man sich ja schließlich
nichts kaufen. Larry probiert immer wieder
etwas aus, erfindet sich neu, geht andere
Wege. Hauptsache nicht still stehen.
Weitermachen, weitergehen, wagen. Und
so gründete er – der erfolgreiche Produzent
und DJ – kurzerhand auch noch
sein eigenes Modelabel TZUJI.
142
WER IST DIESER MANN?
Larry wuchs in Seattle auf und zog
dann nach Atlanta, wo er mit RuPaul,
Lady Bunny und Co. abhing. Schnell
zog es ihn weiter nach New York City.
Schon mal von den Club Kids gehört
oder den Film „Party Monster“ gesehen?
Ja? Larry gehörte zu
diesen Club Kids, machte
sich mit seiner Party
„Love Machine“ einen
Namen, war Host bei Michael
Alig’s DISCO 2000
– der Party, die man aus
„Party Monster“ kennt.
In den 90ern machte Tee sich als DJ
einen Namen, tourte durch die Welt,
schrieb Songs für diverse Künstler.
So ist er zum Beispiel Co-Autor
von RuPauls „Supermodel (You Better
Work)“. Er etablierte den Begriff
„Electroclash“, koordinierte und organisierte
das gleichnamige Festival,
brachte 2009 ein Album heraus, etablierte
eine erfolgreiche Partyreihe in
London, engagiert sich sozial – kurzum:
Alles, was Larry macht, scheint er
richtig zu machen.
Momentan lebt er in Berlin und hat sich
wieder neu erfunden.
„KATY PERRY IS AN
OLYMPIC ATHLETE“
Zusammen mit seinem
Team arbeitet er gerade
an seinem Label TZUJI.
Schwierig auszusprechen,
bleibt aber im Kopf. Ein
Label, das mehr Lebensgefühl als Marke
sein möchte. Seid mehr TZUJI.
Die Klamotten fallen vor allem durch
knallige Farben auf. Die Schnitte sind
außergewöhnlich, nicht von der Stange
und trotzdem tragbar.
Wir habe mit Larry über FAME, Glück
und TZUJI gesprochen.
INTERVIEW
VANGARDIST: Do you have a motto
for your life?
Larry Tee:Yeah, if it’s not fun, don’t do
it. I think we all do best when we are
doing things we love to do.
LARRY TEE
V: What is FAME for you?
FAME is when everyone knows who
you are. I don't think it’s necessarily
a great thing or bad thing or easy to
handle when you get it. It does have
its rewards. Fame can be like infamy
though, not always a gift.
V: You have fame. Would you agree?
I have a limited amount of fame that I
can handle. I like having access to artists,
designers, musicians and people
that make things happen and my level
of fame gives me that. Now that I have
worked on myself for years, I think I am
ready for the fame that designing TZU-
JI is bringing me.
144
V: You are friends with a lot of celebrities,
you are a one yourself, many people
like and adore your work. But does
this also have a negative side?
Well, drug addiction was a part of my
notoriety during the Party Monster era
when I abused drugs. But when I got
clean with the help of AA and NA, my
life REALLY got good. Even though I
ran NYC's best nightclubs and wrote
pop songs, I didn’t really get to travel
around the world and could not live
the life I really wanted until I got clean
and sober.
There are a lot of one-hit-wonders
today. They become famous for one
thing and then they are gone.
They might not do anything wrong.
I think the system is set up for short
term hit and run success. Record companies
don’t really want to pay large
royalties and MAC/APPLE gets most
of the money anyways. So music artists
get paid from live performances
not pop songs. MAC has ruined music
and demystified the process of it by
giving it out for free and not paying
artists. There are so many movie stars,
art stars, performance stars, etc. that
you have to really do several formats
to stay relevant...rock stars as actors,
hip hop stars as designers, etc.
Why are there so many people longing
for FAME today? Why does everybody
want to happen in public?
People think fame is all easy and everything
comes free. But the truth is
that Katy Perry is an Olympic athlete
doing the shows she does every night
and having to sing, too! hehehehhe. I
appreciate their hard work. Their schedule
is exhausting without any time for
a life.
146
V: I heard that Madonna, Britney and
Iggy took parts of your work without
asking? What happened? And how did
it feel?
Well, Britney's 'You Better Work' is
an obvious take
on „Supermodel
You better work“
which I wrote with
Rupaul and I sent
Madonna a song
with an intro and
shout out with
her name and she
created a song
using my song title, and that idea. If
they change the spoken words 'you better
work' into a melody, it’s enough of a
change that they don’t have to pay for
the original song. And when Madonna
borrows ideas, unless it sounds exactly
like yours, you better not expect a jury
to believe you...and besides you sound
like a lunatic saying, "Madonna stole
my song". Hehehehehe. I’m not angry
because good things always happen
for me. Iggy didn’t steal from me but
his biggest songs have the same titles
as my biggest hits, weirdly and she
does use my Rupaul song for an intro
using my song...that’s fine with me.
V: You belonged to the NYC Club-Kids-
Scene next to Michael Alig, you cohosted
DISCO 2000. Do you miss that
sometimes? Or are you glad it’s over?
Well, I’m glad it made me get clean.
And I don’t regret those druggie times,
but it doesn’t inspire me either. I always
like what’s going to happen NEXT not
what happened years ago. I am glad
that people like the colorful club kids
inspiration from that time and some
of the characters like Amanda Lepore,
Sophia Lamar, and VON designer Tobell
von Cartier.
V: What makes you proud?
I am proud that I have made music
that has made people happy. I am
proud that I can shake the money out
of people's pockets when I DJ. I am
proud to do service for NA, AA and
the Charities that benefited from my
yearly Charity Monster events. And
I am supremely proud that so many
people I grew up with, talked with, and
worked alongside have been inspired
by my enthusiasm. I believe everyone
can do what they dream to do and it
often gives people the permission to
try it. When they see me run a fashion
house after writing pop songs, running
festivals and nightclubs and playing
amazing music, they realize that they
can do it for themselves!! I love giving
people the means to be amazing!
V: What makes you happy?
My boyfriend Vasilis. Traveling to new
148
places. Trying new foods. Playing a
great set. Writing a great song and
TZUJI! I am so thankful that TZUJI is
being discovered by the hip hop world
right now and that the entertainment
industry really likes my TZUJI swag...
V: You are a successful DJ, Producer
and now you started your own fashion
label – how did that happen?
I noticed that I liked hanging out with
designers more than rock stars and
DJs. When my assistant from my record
label asked me what I could
do if I could do anything, I thought
about it and said, 'be a designer'.
As soon as I said it, the ideas started
happening. I used to fantasize
about designers after reading their
biographies and loving to wear amazing
clothes. I am not surprised I
would have to start doing it myself!
I LOVE TZUJI!
V: What inspires your looks?
Music mostly. My last season was inspired
by electroclash, the music genre
I helped launch in 2000. If you think
about it, nightclubs and music trends
create the fashion ideas that most
people that are into new fashion enjoy.
I think music and fashion are inseparable.
V: What does TZUJI mean? What does
it stand for?
I wanted a name that looked strong
and was un-googleable. When someone
said I should name my label after
myself, I thought that was 'TZUJI'
enough. So I googled the slang word
TZCHAUJ, which means to make something
more fabulous and found that
it had been a secret word for gays in
London and probably a Yiddish term
from way back. No one was using it
and I created my own spelling which
looks more powerful.
V: Did you think TZUJI would be such
a success?
Once my first collection samples arrived,
I knew TZUJI would be a great
success. It looked like 'money' right
from the start. What I hadn’t counted
on was that I would know so many of
the shopkeepers and buyers at the
cool shops and that they would help
me in so many amazing ways. It was
'Sex in The City' stylist legend Pat
Fields that introduced my stuff to the
hip hop community weirdly enough in
NYC! It’s not a surprise, but I am so grateful
for all the help from my shops like
the HAPPY SHOP here in Berlin! It’s the
coolest shop anywhere and they have
helped me so much!
V: Where do you wanna get with TZU-
JI? What are your plans? Upcoming
collection?
I am ready to take TZUJI to the mainstream
runway, to LA where all the fashion
really comes from these days,
and to a collaboration with a sneaker
company. So many of my prints
and ideas would translate very well
into sportswear. My ultimate though,
would be to have a jeans company.
TZUJI jeans. There hasn't been a new
to-die-for jeans brand in forever.
V: And then? What are your plans?
Or do you prefer living life the way it
happens?
As soon as something comes to reality,
then something else comes up to
surprise and delight me. I just think if
I follow my passions, that there will be
an amazing clue to what I want next. I
watch Abraham Hicks on YouTube to
help me remember what it is that turns
me on and how to make my dreams
happen. I hope to have lots of fun in
the process. If it’s not fun, don‘t do it.
THINGS YOU CAN’T
DO ANYMORE
ONCE YOU’RE FAMOUS:
FACT
003
SHOPPING.
FULL FUCKING
STOP.
152
RADAR
SIA,
BANKSY
& MARTIN
MARGIELLA
3 STARS, 1 GEHEIMNIS
TEXT GEORG RAUBER
FOTO SIA RCARECORDSPRESS
Nicht jeder der im Rampenlicht steht, verweilt dort freiwillig.
Nicht alle, die öffentliche Erfolge feiern, wollen damit
angeben. Manche wollen einfach nur eins: Erschaffen.
In dieser Ausgabe stellen wir euch drei Celebrities vor,
die sich den Weltruhm zwar zu recht ergattert, aber nie
gewünscht haben.
IS THAT SIA?
DER POPSTAR, DER KEINER SEIN WOLLTE
Sia Kate Isobelle Furler ist eine australische
Musikerin und heutzutage wahrscheinlich
am besten für ihre Hit-Single
Chandelier bekannt, die 2014 auf
ihrem Album 1000 Forms Of Fear erschien.
Tatsächlich aktiv ist die Dame
aber schon seit mehreren Jahrzehnten;
und vielen wahrscheinlich bekannter
als man annimmt – zumindest durch
ihre Arbeit.
UNSICHTBARER
GIGANT IM BUSINESS
Auch wenn Frau Furler mittlerweile
6 Alben unter ihrem eigenen Namen
veröffentlicht hat, schwimmt sie – mit
Ausnahme der erwähnten Top-Single
– selten im Mainstream und ist für die
Öffentlichkeit größtenteils immer noch
ein Geheimtipp. Nicht aber so in der
Musikbranche selbst.
Seit Jahren agiert Sia fleißig hinter den
melodiösen Kulissen und arbeitete bereits
mit zahlreichen branchen-elitären
Künstlern zusammen. Unter anderem
haben Beyonce, Rihanna, Flo Ryda,
David Guetta und Christina Aguilera
ihrer Feder Hits zu verdanken.
Als dann der Erfolg der eigenen Lie-
der kam, kam auch die Scheu vor der
Öffentlichkeit.
Fortan zeigte sich Sia auf Albumcovers
und Magazinshootings hauptsächlich
verdeckt (unter anderem mit einer Einkaufstüte
über dem genialen Haupt)
oder manchmal auch gar nicht.
Es ist nicht so, als ob Sias Gesicht nicht
bereits gesehen oder ihre Leistung als
Musikerin zum Zeitpunkt ihres Durchbruchs
unbekannt war, aber mit der Erweiterung
ihrer Popularität entschloss
die Dame für sich selbst den Fokus ihres
Lebens auf die Musik und nicht auf
die Promotion von dieser zu setzen –
und das mit Erfolg.
CLEVER, SCHÜCHTERN
ODER BEIDES?
Durch ihren Nichtdrang berühmt zu
werden hat sie die Neugier der Massen
nur umso mehr entfacht. Ein unerwünschter
Nebeneffekt oder schlaues
Marketing? Auch in den Welten der
social media gibt sich Sia mysteriös.
IHRE TWITTER-BIOGRAFIE:
I am sia, I was born from the bumhole
of a unicorn named steve.
Charmant, witzig, kreativ aber wenig
preisgebend ist die Philosophie. Sia
lässt ihre Arbeit für sich sprechen und
kämpft damit gegen den Mythos an,
dass Berühmtheit zwingend ein Gesicht
brauche. Ironischer Weise erlangte
sie durch ihr anti-fame-manifesto
weiteren Bekanntheitsgrad.:
If anyone besides famous people knew
what it was like to be a famous person,
they would never want to be famous.
Imagine the stereotypical highly opinionated,
completely uninformed
mother-in-law character and apply it
to every teenager with a computer in
the entire world. Then add in all bored
people, as well as people whose
job it is to report on celebrities. Then,
picture that creature, that force, criticizing
you for an hour straight once a
day, every day, day after day.
Mit mittlerweile über 12 Millionen
verbuchten track-sales auf diversen
Musikservices kann man nicht anders
als Sias Rezept des gesichtslosen Berühmtseins
zuzustimmen. Auch wenn
dadurch alle Paris Hiltons dieser Welt
wahrscheinlich in ein endloses Augenrollen
verfallen gibt uns Sia einen
Grund zu Hoffen: Vielleicht ist harte
Arbeit und Talent tatsächlich mehr
wert als fame.
MARTIN MARGIELA
WHO?
MODEUNTERNEHMEN EINES
SCHÜCHTERNEN DESIGNERS
Das französische
Modehaus
Martin Margiela
erhielt seinen
Namen von
dessen Gründer,
der bereits in den 90er Jahren
neben seiner hervorragenden Arbeit
am Modemarkt für sein striktes Anti-
Öffentlichkeits-
Verhalten bekannt
war. Bis
zu diesem Tage
wurde nur ein
einziges Foto
von ihm an die Presse geleakt.
Auch jetzt ist die Marke Margiela aufgrund
der Pressescheu eines ihrer De-
signer wieder genau dort gelandet: in
der Presse. Designerwunderkind John
Galliano ist ein Star der Szene, würde
selbst auf diesen Ausdruck aber wahrscheinlich
gerne verzichten. Bekannt
dafür, selbst tobenden Publikumsmassen
nach seinen Shows nicht gegenüberzutreten
und Veranstaltungen oft
sogar frühzeitig zu verlassen, ist Galliano
oft sehnlicher auf den Laufstegen
erwünscht als seine Kollektionen.
WIE DER PHÖNIX
AUS DER ASCHE
Es wirkt beinahe wie ein Widerspruch,
dass der immer top-gestylte John es
bevorzugt, Zeit in seinem Studio statt
am roten Teppich zu verbringen.
Doch auch hier prägt wieder die Arbeitsmoral,
der Drang zum Kreieren
und Schaffen, und nicht die Öffentlichkeitsgeilheit
den Charakter.
Bereits in den Achtzigern machte sich
Galliano einen Namen in der Modewelt,
fiel dann aber den üblichen Verlockungen
dieser Zeit zum Opfer –
Drogen, Clubs, Parties.
Gegen Ende des Jahrzehnts erlitt seine
Karriere dadurch eine längere Abkühlung
– diese war zum Glück nur
temporärer Natur.
Galliano lies all den Glamour und das
Wettblenden vor Kameras und Mikrofonen
hinter sich und widmete sich
wieder dem, was ihn ausmachte: der
Mode. Er raffte sich auf und konnte
seine durch Berühmtheit vernarbte
Karriere wieder in Gang bringen. Er ist
jetzt wieder in aller Munde und auf allen
Laufstegen.
HAVE YOU SEEN BANKSY?
AUF ALLER WELTEN
WÄNDE, DOCH
NICHT AUF FOTOS
Banksy ist der wohl berühmteste Graffiti-Künstler
unserer, und höchstwahrscheinlich
aller, Zeit. Neben seiner
Straßenkunst hat er in den letzten Jahren
das Spektrum seines Wirkens erweitert
und widmet sich nun auch dem
Polit-Aktivismus.
WHO THE FUCK
IS BANKSY?
Der wohl größte Streich– und die Liste
an Streichen ist lange – der Banksy im
Kampf mit seiner Popularität gelungen
ist, ist das große Geheimnis um seine
Person: Niemand weiß so ganz genau,
wer Banksy eigentlich ist, wie er heißt
oder aussieht. Natürlich gibt es haufenweise
Spekulationen, ein prominenter
Geheimtipp lautet er sei Robin
Gunningham, ehemaliger Student der
Bristol Cathedral School.
Aber mit jedem Geheimtipp kommen
zwanzig weitere, noch geheimere und
noch differentere. Wird er laut einer
Quelle an der Themse gesichtet, heißt
es Minuten später, er wäre in Frankreich
verhaftet worden.
Ob Mister Banksy bei dieser Art von
Verschleierung seiner Person selbst
die Finger im Spiel hat?
Feuer mit Feuer und Gerüchte mit Gerüchten
bekämpfen.
ANONYM ZU WELTRUHM
Gerade dieses ungelöste Rätsel der
Frage Wer ist Banksy? hat dem Künstler
seinen Erfolg und seine Berühmtheit
beschert.
Als eisernem Verfechter des Prinzips
Kunst vor Name ist Banksy der Trick
gelungen, den sich heute viele Celebrities
sehnlichst wünschen: Freies
Schaffen ohne das eigene Privatleben
preisgeben oder opfern zu müssen.
Herr Banksy beschreibt seine Philosophie
selbst am besten:
The time of getting fame for your
name on its own is over. Artwork that
is only about wanting to be famous will
never make you famous. Any fame is a
by-product of making something that
means something. You don't go to a
restaurant and order a meal because
you want to have a shit.
KUNST HAT VORRANG
Den Namen Banksy kennt jeder. Alle
haben schon
mal eine Banksy
stencil-art
auf den Straßen
gesehen.
Sein Stil ist
unverkennbar,
und dafür bedarf
es keines
Profis in der
Öffentlichkeit.
Ähnlich wie
Daft Punk
in der Musikwelt hat sich Banksy
eine eigene Persona geschaffen,
die nicht durch ihr Erscheinen,
sondern durch das, was sie
präsentieren und vermitteln will, glänzt.
Banksy hat durch seine eindeutig herausstechende
Art Graffitis zu machen
seine eigene Visitenkarte entwickelt.
Spricht die Kunst für sich, braucht es
den Künstler nicht – zumindest nicht in
körperlicher Form. Die Idee, dass da
jemand ist, der uns mit so wunderba-
ren Kreationen
beschert, ist
uns mehr als
genug.
Und am Ende
des Tages ist
ja wohl wichtiger,
was ein
Künstler erschaffen
hat,
als mit wem er
oder sie gevögelt,
gestritten,
sich geschieden oder geprügelt
hat.
I have no interest in ever coming out.
I’m just trying to make the pictures
look good; I’m not into trying to make
myself look good. And besides, it’s a
pretty safe bet that the reality of me
would be a crushing disappointment to
a couple of 15-year-old kids out there.
-banksy
THINGS YOU CAN’T
DO ANYMORE
ONCE YOU’RE FAMOUS:
FACT
004
YOUR FAVOURITE
PLACE AT EVERY
CLUB IS THE
DARK ROOM
THINGS YOU CAN’T
DO ANYMORE
ONCE YOU’RE FAMOUS:
FACT
005
JOIN TINDER, OR PRETTY
MUCH ANY ONLINE
DATING PLATFORM,
BECAUSE THEY WON'T
BELIEVE YOU’RE
ACTUALLY YOU
162
VANGART
MASTURBATION
IM MUSEUM
DIE AKTUELLE AUSSTELLUNG
KLIMT, SCHIELE, KOKOSCHKA UND DIE FRAUEN
ZEIGT, WARUM MAN NUR DURCH MUT
ZUM RUHM KOMMT.
INTERVIEW & TITELFOTO ELISABETH GATTERBURG
Die aktuelle Ausstellung „Klimt, Schiele, Kokoschka und die Frauen“ im Belvedere
in Wien sorgt nicht nur durch die Vereinigung der wohl berühmtesten
österreichischen Künstler des letzten Jahrhunderts für großen Andrang,
sondern auch wegen eines „Masturbationsraums“. In diesem kann man eine
umfangreiche Zusammenstellung von Zeichnungen von Frauen bei der Selbstbefriedigung
sehen. Der Ausstellungsmacher Alfred Weidinger sprach mit uns
über den Zusammenhang zwischen Fame, Masturbation und Tabus, die wir bis
heute nicht losgeworden sind.
164
VANGARDIST: In der Ausstellung
„Klimt, Schiele, Kokoschka und die
Frauen“ wurden die Superstars der österreichischen
Kunstszene um 1900 erstmals
zusammengefasst. Gab es das Thema
Fame damals schon und wie gingen
die Künstler mit ihrer Berühmtheit um?
Alfred Weidinger: Natürlich existierte
so etwas wie Fame and Glory in
der Kunst auch schon um 1900. Gustav
Klimt war ein absoluter Superstar.
Auch wenn sein Werk heftigst kritisiert
wurde, aber vielleicht gerade deshalb,
war er im Kunstbetrieb der damaligen
Zeit die absolute und unerreichbare
Nummer 1. Der bedeutend jüngere
Egon Schiele konnte seinen späten
Ruhm nicht mehr selbst erleben, denn
EGON SCHIELE
SITZENDE FRAU IN VIOLETTEN STRÜMPFEN . 1917
© PRIVATE COLLECTION, COURTESY RICHARD NAGY LTD., LONDON
er starb 1918, im selben Jahr wie Klimt. Oskar Kokoschka
erging es im Vergleich mit Schiele bedeutend
besser. Er überlebte seine beiden Kollegen um
Jahrzehnte und hatte ausreichend Zeit den auf seinem
Frühwerk gründenden Ruhm ausgiebig zu genießen.
V: Viele Künstler passen sich des Ruhmes wegen sehr
an die gesellschaftlichen Normen an. Aus Angst, etwas
zu verlieren werden Themen wie Masturbation, uneheliche
Kinder, HIV oder Homosexualität geheim gehalten.
Aber ist es nicht der Tod der Kunst, wenn sich der
Künstler an Moral und Normen anpasst?
A: Klimt, Kokoschka und Schiele haben sich entschieden
gegen die Moralvorstellungen ihrer Zeit
und gegen die bestehenden Normen gewandt. Dieses
Verhalten hat den drei gegenständlichen Künstlern
letztlich zu ihrem Erfolg verholfen. Betrachten
wir in dieser Hinsicht etwa Gustav Klimt: ihm war
es vollkommen gleichgültig, dass er mit seinen Fakultätsbildern
den größten Kunstskandal ausgelöst
hat, den Wien jemals erlebt hatte. Niemals hätte er
sich dem Willen der Professoren gebeugt, die sich
darüber beschwerten, dass er die Fakultäten gemäß
EGON SCHIELE
LIEGENDER WEIBLICHER AKT, 1918
© BPK / THE METROPOLITAN MUSEUM OF ART
G U S T AV E C O U R B E T S
DER URSPRUNG DER WELT . 1866
MUSÉE D’ORSAY
seinen Vorstellungen malte und er die nackten Körper
nicht idealisierte, sondern so wiedergab, wie er
sie vor sich gesehen und empfunden hat. Er hat immer
sein Ding durchgezogen. Das gilt auch für Egon
Schiele. Dieser ist allerdings zu weit gegangen und
vollkommen zu Recht im Gefängnis gelandet. Minderjährige
Mädchen zum Modellstehen zu bringen
und sich dann tätlich an ihnen zu vergreifen ist nicht
zu entschuldigen, auch wenn die daraus resultierenden
Zeichnungen großartig sind. Das größte Enfant
terrible war allerdings Oskar Kokoschka. Er wurde
von den Kritikern förmlich zerrissen. Erst in späteren
Jahren hat er begonnen Marktkonform zu arbeiten
und sich dem Geschmack der potentiellen Sammler
anzupassen. Bei den zeitgenössischen Künstlern
verhält es sich oftmals nicht anders. In der anfänglichen
Sturm- und Drangphase sind sie authentisch.
Sobald sich aber der wirtschaftliche Erfolg einstellt
und Rechnungen für die Aufrechterhaltung des Lebensstandards
beglichen werden müssen, beginnt
die Phase der Anpassung.
V: In welcher Phase haben sich die Künstler mit der
Masturbation der Frau befasst? Ich nehme an, die Bilder
waren sicher schwer zu verkaufen. Wer hängte sich
damals schon eine masturbierende Frau
ins Wohnzimmer?
A: Korrekt. Erotische oder explizit sexuelle
Szenen hingen damals nicht im
Wohnzimmer. Sie waren entweder für
die Privatgemächer oder für Schubladen
von Sammlern bestimmt. Auch
Courbets berühmtes Kleinformat „Der
Ursprung der Welt“ war nur im privaten
Salon des Eigentümers zu sehen.
Es zeigt den Blick auf die behaarte
Vulva einer mit gespreizten Schen-
GUSTAV KLIMT
FREUNDINNEN . 1916
keln vor dem Künstler liegenden Frau.
Klimt ging allerdings einen bedeutenden
Schritt weiter. Sehr früh hat er begonnen
sich für die gleichgeschlechtliche
Liebe zu interessieren. So schuf er
1904 mit seinem Pergament „Freundinnen“
eine atemberaubende Ikone
der lesbischen Liebe. Klimt hat sich
intensiv mit der Frau auseinandergesetzt.
Da er sein Leben lang bei seiner
Mutter und den beiden Schwestern
wohnte kannte er die Befindlichkeiten
der Frauen besser als viele andere.
Sex hatte er mit zahlreichen Modellen
in seinem Atelier, selten mit Frauen
aus der Gesellschaft. Auch wenn
der Geschlechtsverkehr Folgen hatte,
erwuchs daraus für ihn nicht zwangsläufig
eine emotionelle Verbindlichkeit.
Vollkommen konträr verhielt sich
Egon Schiele. Für ihn war die permanente
physische und psychische Interaktion
mit Frauen eine künstlerische
Voraussetzung. Auch wenn Klimt die
Modelle mit der Bezahlung der erbrachten
Leistungen wohl auch dazu
animiert hat sich vor ihm ausziehen,
war der Schritt zu Masturbation kein
ausschließlich gelenkter. Schiele hat
im Gegensatz zu Klimt die Masturbation
großteils regelrecht angeordnet.
Mit wenigen Ausnahmen spüren wir
in seinen Zeichnungen die seelischen
Qualen die viele seiner Modelle ertragen
mussten. So auch seine Ehefrau,
die sich während des Masturbierens
von ihm abwandte und schamhaft die
Hand vor ihr Gesicht hält. Bei Klimt
verhielt sich das doch etwas anders. Er
kannte viele seiner Modelle schon seit
Jahren und hatte ein vertrauensvolles
Verhältnis zu ihnen. Oftmals hielten
sich in seinem Atelier bis zu fünf Aktmodelle
gleichzeitig auf. In einer erotisch
aufgeladenen Atmosphäre hat
er sie, nicht immer nur bewusst posierend,
gezeichnet. In einer derartigen
Stimmung, unter miteinander vertrauten
Menschen, kam es natürlich vor,
dass sich Frauen sexuell vergnügten.
GUSTAV KLIMT
LIEGENDER WEIBLICHER AKT, 1913
© BPK / THE METROPOLITAN MUSEUM OF ART
174
OSKAR KOKOSCHKA
SITZENDER MÄDCHENAKT, 1908
© PRIVATSAMMLUNG
Diese Momente hat Klimt dann mit seinem Bleistift
festgehalten. Er zeichnete die Phasen der klitoralen
Stimulation genauso wie die des Höhepunkts, der
Entspannung, selbst den manchmal darauf folgenden
Schlaf. So gesehen war die Masturbation bei
ihm nicht ausschließlicher Selbstzweck, sondern ein
einzelnes Stimmungsbild aus einer kontinuierlich
sich vor seinen Augen entfaltenden Handlungsreihe,
wie aus einem Film.
V: Wer war der erste von den Dreien, der mit Tabubrüchen
begonnen hat und wie sah die Gesellschaft von
damals diese Entwicklung?
A: Darstellungen von Masturbation kennen wir seit
der griechischen Antike. Die weibliche Selbstbefriedigung
war eine vollkommen normale sexuelle
Handlung; selbst in den Symposien haben Frauen
mit ledernen Dildos sich teilweise auch im Tanz stimuliert
und so die Stimmung erotisch aufgeladen.
Damals hatte man keine Scham, nur heute haben
wir ein Problem damit. In der aktuellen Ausstellung
haben wir weltweit erstmals einen Raum für diese
Werke eingerichtet, auch wenn dieser zu keinem
Zeitpunkt als Masturbationsraum geplant war. In der
Auseinandersetzung mit Klimt habe ich festgestellt,
dass für ihn die weibliche Masturbation eine große
176
Rolle gespielt hat - immerhin existieren
von ihm etwa 70 Zeichnungen mit
diesem Thema.
V: Wie waren die damaligen Reaktionen
auf Klimt’s Masturbantinnen? Gibt es
Berichte davon?
A: Nein, nicht über Klimt, aber Berichte
über Prozesse über den Vertrieb
von diesbezüglich erotischer Literatur,
etwa Baudelaires „Les Fleurs du Mal“
und de Sades „Juliette“. Als eine Folge
der fortschreitenden Emanzipationsbewegung
war der Fokus auf die
Ergründung der Frau gerichtet. Die
Frau der Wiener Moderne wurde von
den Künstlern daher entweder als
Madonna idealisiert, zum formbaren
Mädchen degradiert oder als belächelte
Muse funktionalisiert. Abgesehen
vom künstlerischen Schaffen von
Auguste Rodin, Felician Rops, Egon
Schiele und Gustav Klimt spielte die
Masturbation in der bildenden Kunst
keine besonders große Rolle. Heute
aber hat die Gesellschaft offensichtlich
ein Problem damit. Denn die öffentliche
Zurschaustellung dieses
immer noch tabuisierten Sexualakts
verursacht ein durch Scham sich äußerndes
Unbehagen. Das ist schon
überraschend. Ein Hardcore-Porno ist
offenbar verträglicher als ein Akt der
Selbstbefriedigung. Erst nachdem ich
die Zahlen der rezentesten Statistik erwähne,
der zu Folge 94 % aller Männer
und 80% aller Frauen regelmäßig
masturbieren, fühlen sie, dass wir alle
im selben Boot sitzen und beginnen
sich ernsthaft und fruchtbringend damit
auseinanderzusetzen.
V: Gibt es in der Museumsszene auch
Vorbehalte gegenüber der Masturbation?
Museen sehen sich ja gerne als elitäre
Tempel, wo man sich nur mit dem
Schönen und dem Ästhetischen schmücken
will.
E G O N S C H I E L E
KARDINAL UND NONNE . 1912
LEOPOLD MUSEUM-PRIVATSTIFTUNG
A: Eine Ausstellung mit einem Kapitel
über Masturbation ist wahrscheinlich
nur in Wien denkbar. In Amerika würde
die Ausstellung wohl sofort geschlossen
werden, so sieht das auch meine
amerikanische Kollegin Jane Kallir, mit
der ich diese Ausstellung konzipierte.
Unsere Gesellschaft ist durchaus in der
Lage sich mit diesem Thema, auch im
öffentlichen Raum, auseinanderzusetzen.
Noch vor wenigen Monaten wurde
eine Zeichnung einer masturbierenden
Frau als liegender weiblicher
Akt bezeichnet. Durch diese Ausstellung
sind wir einen großen Schritt weitergekommen,
denn wir sprechen aus
und beschreiben, was wir sehen. Face
it! Das ist, was die Gesellschaft von uns
erwartet und darauf müssen wir auch
reagieren.
Dr. Alfred Weidinger ist österreichischer
Kunsthistoriker und Fotograf.
Er studierte von 1985 bis 1998 Kunstgeschichte
und klassische Archäologie
an der Universität Salzburg. Seine Diplomarbeit
verfasste er 1992 über die
Landschaftsgemälde von Gustav Klimt,
seine Dissertation 1998 über das Frühwerk
des österreichischen Malers Oskar
Kokoschka. Seit 2007 ist Weidinger
Vizedirektor und Prokurist des Museums
Österreichische Galerie Belvedere.
Klimt/Schiele/Kokoschka und die Frauen
Unteres Belvedere
22.10.2015 – 28.2.2016
Täglich 10 bis 18 Uhr
Mittwoch 10 bis 21 Uhr
www.belvedere.at
180
SHOP ZONE
BLACK&
WHITE
Alle hier vorgestellten Produkte können online
sofort erworben werden. Mit Lieferzeiten
von 1-2 Tagen sind unsere Partner unter
den Top Ten des Webshoppings.
HIER ZU
KAUFEN
>>
Hilfiger Denim Shirt
Eur 68,99
Jetzt kaufen
Shirt
Eur 23,99
Jetzt kaufen
Star Wars Tasse
Eur 11,99
Jetzt kaufen
Vivienne Westwood Ledergeldbörse
Eur 102,99
Jetzt kaufen
182
HIER ZU
KAUFEN
>>
Shirt
Eur 32,99
Jetzt kaufen
Shirt
Eur 17,99
Jetzt kaufen
Only & Sons Shirt
Eur 17,99
Jetzt kaufen
Nike Shirt
Eur 29,99
Jetzt kaufen
Beanie
Eur 14,99
Jetzt kaufen
HIER ZU
KAUFEN
>>
Reclaimed Vintage Tragetasche
Eur 7,49
Jetzt kaufen
Trinkflsche mit Lederriemen
Eur 17,99
Jetzt kaufen
Shirt
Eur 26,99
Jetzt kaufen
Calvin Klein Shirt
Eur 40,99
Jetzt kaufen
Vivienne Westwood Kosmetiktasche
Eur 110,99
Jetzt kaufen
186
AUF ACHSE
THE
PLACES
WO DIE
STARS
GESTORBEN
SIND
VON ELLA KOPPENSTEINER
Wir beobachten ihren Höhenflug, wie sie immer
heller am Firmament strahlen, bis sie der Sonne zu
nah kommen und wie ein Stein vom Himmel fallen.
Für Menschen, die immer unterwegs sind, die ganze
Welt bereisen, ist es kaum verwunderlich, dass
Hotels zum einsamen Mittelpunkt ihres Lebens werden.
Dass sie dort schlussendlich auch sterben, ist
traurig, aber das ist vermutlich der Preis, den sie für
ihr glamouröses Leben zahlen. Der Tod eines Stars
ist für uns genauso tragisch wie faszinierend. Wenn
ihr sehen wollt, wo einige der ganz Großen ein-,
aber nicht mehr selbst ausgecheckt haben, werft einen
Blick auf unsere Places...
30.11.1900
Oscar Wilde
Hotel d' Alsace
(Paris)
Foto Hotel © Amy Murell
Nicht jedes Ende ist glamourös. Der Schöpfer von Dorian Gray starb im Pariser
„Hotel d`Alsace“ an einer Hirnhautentzündung. Was von seinem Leben übriggeblieben
ist, das er ganz dem Laster und der Verführung gewidmet hatte, sind
unzählige Küsse von Verehrern auf seinem Grabstein. Mittlerweile herrscht dort
strenges Kussverbot – aber wie er schon sagte: Versuchungen sollte man nachgeben,
denn wer weiß, ob sie wiederkommen.
188
Foto Jimi by Gered Mankowitz, © Bowstir Ltd / Foto Hotel © TEL-Brough
18.9.1970
Jimi Hendrix
Samarkand Hotel (London)
Das Tödlichste für Stars? Alkohol, Drogen
und Schlaftabletten. Um seinen
Tod blühten sofort Gerüchte und Verschwörungstheorien
auf, jeder bezichtigte
einen anderen. Schuldige wurden
aber keine gefunden. Jimis letzte
Konzerte waren geprägt von seinen
Alkoholexzessen. Gefunden hat man
ihn einsam in seinem Hotelzimmer. Er
war an seinem eigenen Erbrochenen
erstickt.
190
Hotel © Alessandro Prada
10.1.1971
Coco Chanel
Hotel Ritz (Paris)
Angeblich waren ihre letzten Worte
„So stirbt man also“. Als sie 1971 im
Pariser Hotel Ritz das Zeitliche segnete,
arbeitete sie trotz ihres hohen Alters
gerade an einer neuen Kollektion. Zwei
Wochen nach ihrem Tod wurde diese
dann vom Haus Chanel präsentiert.
Foto Anna © Photobucket
8.2.2007
Anna Nicole Smith
Hard-Rock-Casino-Hotel (Hollywood)
Nicht immer sind die Mythen um tote
Stars wahr, doch gegen den Lebensgefährten
der Schauspielerin Anna
Nicole Smith wurde tatsächlich ein Urteil
gesprochen. Sie soll nicht gewusst
haben, was für Medikamente sie von
ihrem Mann in der Nacht ihres Ablebens
verabreicht bekommen hatte, die
dann schlussendlich zu einer Überdosis
führten.
194
Foto Cory © Eva Rinaldi / Foto Hotel © Darren Kirby
13.7.2013
Cory Monteith
Fairmont Pacific Rim Hotel
(Vancouver)
Manchmal verliert auch der normalsterbliche
Mensch den Boden unter
den Füßen zwischen all den Terminen
und Aufgaben. Ein Star, auf den ständig
alle Augen gerichtet sind, muss
immer lächeln, strahlen und darf keine
Fehltritte machen. Eines Tages wurde
Schauspieler Cory Monteith der Druck
zu viel. Im Vancouver Hotel Fairmont
Pacific Rim gab er sich schließlich dem
Abgrund von Drogen und Alkohol hin.
BECOME
AN HIV-
HERO!
Now, the issue is in your hands,... almost.
Get a copy of the limited edition
and support our cause.
to find your exclusive copy – check out
WWW.VANGARDIST.COM/PRINT
Get the Print Issue >>
Danke
für gestern!
6 Jahre VaNGarDIST
DaS SIND 56 proGreSSIVe auSGabeN
120 FoToSTreckeN
450 STorIeS
10.000 kaFFee’S
55.000 GeDruckTe MaGazINe
3 MIo eMaIlS
9 caNNeS lIoNS
uND eINe bluTIGe auSGabe DIe uM DIe WelT GING.
2016
geht’s weiter!