Kolpingmagazin 01-02 2015
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EHRENAMT<br />
Karl-Heinz Brunner (53) begleitet und berät Vorstände von Kolpingsfamilien<br />
auf Diözesanebene. Außerdem engagiert er sich<br />
im Wirtschaftsausschuss des Kolping-Bildungswerkes.<br />
Franziska Friedrich engagiert sich seit Mai als Jugendleiterin in der Kolpingsfamilie<br />
Starnberg.<br />
erschöpft ich mich fühle, durch mein freiwilliges Engagement<br />
bekomme ich wieder Kraft“, erzählt Brunner,<br />
der seit vielen Jahren im Diözesanverband München<br />
und Freising sowie im Bildungswerk München<br />
und Oberbayern aktiv ist. Wie rund 68 Prozent der<br />
Ehrenamtlichen wendet er fünf Stunden wöchentlich<br />
für seine Tätigkeit auf. „Ich könnte mir ein Leben<br />
ohne Ehrenamt nicht vorstellen“, sagt er.<br />
An diesem Abend steht eine Besprechung mit anderen<br />
so genannten Praxisbegleitern auf der Agenda.<br />
Praxisbegleiter haben ihr Knowhow in einer Ausbildung<br />
erworben, die bundesweit angeboten wird, und<br />
werden im Kolpingswerk dort eingesetzt, wo sie vor<br />
Ort benötigt werden. Insbesondere werden Leitungskräfte<br />
unterstützt. „Ich bin quasi wie ein Coach, berate<br />
vor Ort, zeige auf, wo die Blockaden liegen und<br />
welche Potentiale genutzt werden können“, erläutert<br />
Brunner. Durch neue Perspektiven würden die Betroffenen<br />
wieder den notwendigen Schwung bekommen,<br />
der ihnen vielleicht verloren gegangen sei. Doch<br />
es profitieren nicht ausschließlich die, die sich Hilfe<br />
gesucht haben. „Ich nehme auch eine ganze Menge<br />
mit für mich“, sagt Brunner. Man könne immer voneinander<br />
lernen. Ein Nehmen und ein Geben. Und es<br />
sei letztlich ein „richtig schönes Gefühl“,<br />
etwas auf den Weg gebracht<br />
zu haben.<br />
Karlheinz Brunner steht damit<br />
nicht allein. Von den laut Allensbach-Institut<br />
rund 13 Millionen<br />
Menschen, die sich deutschlandweit<br />
ehrenamtlich einbringen, berichten viele, dass ihr Ehrenamt<br />
ihnen etwas zurückgibt. Und das darf und soll<br />
es auch. „Menschen suchen in ihrem Engagement Lebenssinn,<br />
Lebensqualität und Lebensfreude“, weiß<br />
„Engagement muss<br />
auch dem Ego etwas<br />
bringen“ Heiner Keupp<br />
Heiner Keupp. Der Sozialwissenschaftler hat in Studien<br />
nachgewiesen, dass neben dem Gemeinnutz auch<br />
der Eigennutz nicht zu kurz kommen darf. „Engagement<br />
muss auch dem Ego etwas bringen“, sagt Keupp.<br />
Über das Gebrauchtwerden und Gefordertsein werde<br />
beispielsweise das Selbstbewusstsein<br />
gestärkt. Der Amerikaner Allan<br />
Luks spricht in seinem Buch<br />
„Der Mehrwert des Guten“ (Verlag<br />
Herder) gar von einem „Helper´s<br />
High“: Der Helfende würde in einen<br />
regelrechten Rausch versetzt,<br />
wenn er die Möglichkeit bekomme, zu helfen. Das liege<br />
daran, dass Glückshormone, so genannte Endorphine,<br />
im Körper des Helfenden ausgeschüttet werden.<br />
„Man will die erlebten Glücksgefühle wieder<br />
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