14.12.2015 Aufrufe

KulturFenster Nr. 05|2013 - Oktober 2013

Verwandeln Sie Ihre PDFs in ePaper und steigern Sie Ihre Umsätze!

Nutzen Sie SEO-optimierte ePaper, starke Backlinks und multimediale Inhalte, um Ihre Produkte professionell zu präsentieren und Ihre Reichweite signifikant zu maximieren.

Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />

-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />

<strong>Nr</strong>. 5 | OKTOBER | <strong>2013</strong><br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Taktstockgeschichten<br />

Rotes Tuch Umwelt<br />

Chöre brauchen Maßstäbe


• Geleitwort •<br />

• Inhalt •<br />

• Blasmusik<br />

Gedanken zur Arbeit mit und an der Musik3<br />

Taktstockgeschichten –<br />

die Geschichte des Taktstocks 4<br />

Töne aus einer düsteren Zeit 7<br />

Ausschreibung Konzertwertung 2014 8<br />

Ausschreibung Kompositionswettbewerb 10<br />

Marschmusikbewertung in Sterzing 11<br />

VSM-Bezirk Meran in Vöran zu Gast 12<br />

Jungbläserwochen – wozu? 14<br />

Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />

mit neuer Literatur 15<br />

Bezirksjungbläsertage in Bruneck 16<br />

Südtiroler Musikkapellen<br />

in Hofburg Innsbruck 18<br />

Erfolg mit ,,Tante Frieda“ 21<br />

Südtiroler Jugendblasorchester<br />

konzertiert22<br />

Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong> 23<br />

Peter Steiner in New York 26<br />

Felix Brugger, Obmann der<br />

MK St. Georgen 27<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

(Lettland, Litauen) 28<br />

Gottfried Veit – neue Kompositionen 29<br />

Musikpanorama34<br />

Vergangenheit aufarbeiten<br />

Es war eine schreckliche Zeit, damals um<br />

das Jahr 1939 in Südtirol. Im Zuge der auf<br />

der Basis des Hitler-Mussolini-Abkommens<br />

erzwungenen Option kam eine tiefe Spaltung<br />

in die Bevölkerung. Die einen – nicht<br />

wenige – wollten begeistert heim ins Reich,<br />

die anderen – unter ihnen der legendäre<br />

Kanonikus Michael Gamper – stemmten<br />

sich mit aller Kraft gegen die Auswanderung.<br />

Sie waren der Meinung, Hitler sei ein<br />

politischer Narr, dessen Herrschaft nicht<br />

von langer Dauer sein könnte.<br />

Es ließen sich damals also viele Tiroler<br />

diesseits und jenseits des Brenners vom<br />

braunen Diktator den Marsch blasen. Zu<br />

ihnen zählten auch die renommierten Blasmusik-Komponisten<br />

Sepp Tanzer und Josef<br />

Eduard Ploner, die vor allem im Sog des<br />

Tiroler Gauleiters Franz Hofer wirkten. So<br />

gab Ploner, eine Schlüsselfigur im NS-Musikleben<br />

Tirols, ein Liederbuch für Front<br />

und Heimat des Gaues Tirol-Vorarlberg heraus<br />

und Sepp Tanzer komponierte u.a. den<br />

• Heimatpflege<br />

Rotes Tuch Umwelt 35<br />

Ausbaupläne der Sextner Dolomiten AG 36<br />

Ungebremste Abbruchwut 39<br />

Glanzbeispiel einer gelungenen<br />

Renovierung40<br />

Empathie für die Heimat 43<br />

Naturnahe Waldentwicklung 44<br />

Hohe Biodiversität der Auen 45<br />

Natürliche Quellen sind selten geworden 46<br />

Religion und Landschaft:<br />

Wechselbeziehung47<br />

Rundschau51<br />

Neuer Hut für Villanderer Schützen 52<br />

Mundart-Treffen im Sarntal 53<br />

Südtiroler Volkstänzer<br />

bei Europeade in Gotha 54<br />

Gedenken an Maridl Innerhofer 55<br />

Standschützenmarsch und widmete diesen<br />

Gauleiter Franz Hofer. Nun haben Historiker<br />

in Innsbruck hineingeleuchtet in die<br />

braunen Verwicklungen und das Geflecht<br />

offenbar gemacht. Der Verbandsobmann<br />

des VSM Pepi Fauster äußert seine Betroffenheit<br />

in einer Stellungnahme, die in dieser<br />

Ausgabe des KF veröffentlicht wird. Er<br />

warnt allerdings vor Instrumentalisierung<br />

und Verallgemeinerung. Der VSM sei bestrebt,<br />

die historischen Tatsachen auf den<br />

Tisch zu legen und vor allem junge Menschen,<br />

welche diese Zeit nicht mehr selbst<br />

erlebt haben, über die Zusammenhänge<br />

aufzuklären. Sollen deswegen die Werke<br />

von Ploner und Tanzer nicht mehr gespielt<br />

werden, zumal der auch heute noch populäre<br />

Standschützenmarsch mit dem<br />

Kernstück ,,Hellau mir sein Tiroler Buam“?<br />

Kulturlandesrätin Kasslatter-Mur dazu: Es<br />

geht nicht darum, die Musik zu verdammen,<br />

sondern junge Menschen aufzuklären.<br />

Sie sollen wissen, wes Geistes Kind<br />

diese Komponisten waren.<br />

Alfons Gruber<br />

• Chorwesen<br />

Chöre brauchen Maßstäbe 57<br />

Drei Jahre Landesjugendchor Südtirol 58<br />

Chor- und Stimmbildungswoche<br />

in Burgeis 59<br />

Singen mit anderen Familien 61<br />

Junge Sänger im Musical-Fieber 62<br />

Abschlusskonzert der Chorleiter 63<br />

50 Jahre Federazione Cori del Trentino 64<br />

Andreas Hochenegger feierte<br />

80. Geburtstag 65<br />

Landesjugendchor Südtirol – Konzerte 66<br />

Fünftes Gesamttiroler Wertungssingen 67<br />

Stimmgabel70<br />

Titelbild: Mit Hingabe und Taktstock im Dienst an der Musik: Kapellmeister Egon Lardschneider dirigiert die MK St. Ulrich – Gröden<br />

2<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Vorweg<br />

Blasmusik<br />

Gedanken zur Arbeit mit und<br />

an der Musik<br />

Wozu braucht ein Orchester einen Dirigenten – wozu der Dirigent einen Taktstock?<br />

Sigisbert Mutschlechner<br />

Um den unscheinbaren, aber meist unerlässlichen Taktstock dreht sich das<br />

Hauptthema dieser <strong>KulturFenster</strong>-Ausgabe.<br />

Vor einiger Zeit hat mir meine Tochter eine<br />

Frage gestellt: „Wozu braucht ein Orchester<br />

einen Dirigenten?“ Ich habe die Frage dann<br />

weiter gesponnen: „Wozu braucht der Dirigent<br />

einen Taktstock?“<br />

Im Hauptthema der aktuellen Ausgabe<br />

unserer Zeitung wird dieses Thema<br />

geschichtlich aufgearbeitet, meine Frage<br />

und die meiner Tochter beantworten sich<br />

darin aber nicht.<br />

Die Geschichte des Dirigierens und damit<br />

verbunden die Geschichte des Taktstockes<br />

ist eine sehr lange, verbunden<br />

mit einer langen Tradition. Die ursprüngliche<br />

Aufgabe eines Dirigenten war es,<br />

„Takt zu schlagen“, den Musikern den<br />

Takt und das Tempo anzugeben. Zugleich<br />

anfangen und zugleich aufhören war die<br />

Devise. Im Laufe der Geschichte sind die<br />

Aufgaben eines Dirigenten immer vielfältiger<br />

geworden. Die Zeiten des Taktschlagens<br />

und das Wachen über das richtige<br />

Tempo waren nur mehr ein Teil der Dirigierarbeit,<br />

Musikalität, Interpretation, Gespür<br />

wurden immer wichtiger.<br />

Nicht jedes Orchester braucht einen Dirigenten,<br />

um gut zu sein, nicht jeder Dirigent<br />

braucht einen Taktstock, um gut<br />

zu dirigieren. Das habe ich auch meiner<br />

Tochter gesagt, worauf sie geantwortet hat:<br />

„Aber mit Dirigent sieht es schöner aus!“<br />

Was allemal ein – schlagkräftiges - Argument<br />

ist. Mit Taktstock sieht es schöner<br />

aus, so finde zumindest ich, aber es geht<br />

auch ohne. Und es gibt Leute, die diese<br />

Kunst durchaus ästhetisch beherrschen.<br />

Jeder, wie er mag,<br />

jeder wie es ihm gefällt.<br />

Wie alles auf der Welt ist zwar nicht der<br />

Dirigent, dafür aber der Taktstock dem<br />

modischen Zeitgeist unterworfen. Es gibt<br />

kurze und lange Taktstöcke, schwerere<br />

und leichtere, aus verschiedenen Materialien<br />

bis hin zu Edelmetallen. Und es gibt<br />

auch keinen Taktstock. Jeder, wie er mag,<br />

jeder wie es ihm gefällt. Musikalische Arbeit<br />

ist Schwerstarbeit, der Dirigent kehrt<br />

sein Innerstes nach außen und gibt sein<br />

Gefühl für die Musik an seine Musiker<br />

weiter. Mit oder ohne Taktstock. Apropos<br />

Taktstock, apropos Dirigent: Alle beide<br />

brauchen Sie, wenn Sie sich an den Wertungsspielen<br />

2014 in Eppan und Wiesen<br />

beteiligen wollen.<br />

Sigisbert Mutschlechner,<br />

VSM-Verbandskapellmeister<br />

Nicht der Taktstock allein macht den<br />

Kapellmeister; Musikalität, Interpretation,<br />

Gespür sind ein wichtiger Teil der<br />

Dirigierarbeit – im Bild Fridl Pescoller,<br />

Kapellmeister der MK Abtei.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 3


Das Thema<br />

Taktstockgeschichten –<br />

die Geschichte des Taktstocks<br />

Vom Zeremonienstab zum dünnen Stöckchen – ein Prozess der Verkleinerung<br />

Was ist das Instrument eines Dirigenten?<br />

Das Orchester, die Noten, die Partitur? Die<br />

Kreativität? Ist der „Stock“ nun Instrument<br />

oder Werkzeug?<br />

Der Dirigent schimpft immer mehr<br />

über den Klang des Orchesters, bis dieses<br />

einmal komplett den Einsatz verweigert.<br />

Der Konzertmeister erklärt dem Dirigenten:<br />

„Sehen sie, so klingt ein Taktstock!<br />

Viele Dirigenten werden nicht erst seit<br />

dem «Harry-Potter-Zeitalter» mit Zauberern,<br />

Magiern oder Dompteuren verglichen. Liegt<br />

es an ihrer Aura oder an ihrer Kunst im Umgang<br />

mit diesem Stock – oder müsste man<br />

sagen mit diesem «Zauberstab»? Wenn man<br />

sich die fast dreitausendjährige Geschichte<br />

des Taktstocks anschaut, könnte man sie<br />

als einen einzigen Verkleinerungsprozess<br />

bezeichnen. Die erste Aufzeichnung über<br />

den Gebrauch eines Taktstocks geht bis ins<br />

Jahr 709 v. Chr. zurück und handelt von<br />

«Pherekydes von Patrae, dem Rhythmusoder<br />

Taktgeber».<br />

… Er platzierte sich in der Mitte (von<br />

800 Musikern), setzte sich auf einen hohen<br />

Sessel, schwenkte einen goldenen<br />

Stab, und die Musiker auf den Flöten und<br />

Cythara, die in einem Kreis um ihn angeordnet<br />

waren… als Pherekydes mit dem<br />

goldenen Stab das Zeichen gab, begannen<br />

alle Musiker in einem und demselben<br />

Tempo zu spielen…<br />

In der Zeit des grauen Mittelalters stoßen<br />

wir auf vereinzelte Quellen und Versuche,<br />

die Musik mit Gebärden oder Zeichen zu<br />

koordinieren und zu vermitteln. Es blieb<br />

dabei aber vorwiegend bei der «Hand-Arbeit».<br />

Die vielleicht heute noch bekannteste<br />

Methode ist die «Guidonische Hand» von<br />

Guido von Arezzo. Ab dem 17. Jahrhundert<br />

finden sich immer wieder Berichte,<br />

Bilder und Aufzeichnungen, welche die<br />

Dirigenten mit einem mannshohen Zeremonienstab<br />

abbilden, mit dem sie den Takt<br />

auf den Boden schlagen. Sie signalisierten<br />

Mit dem Taktstock, dem „geräuschlosesten“ aller Instrumente, wird Musik gestaltet –<br />

im Bild Dietmar Rainer, Kapellmeister der MK Naturns.<br />

dabei mit kraftvollen Stößen das Tempo.<br />

Dass diese Dirigiertechnik nicht ungefährlich<br />

war, zeigt das verhängnisvolle Schicksal<br />

von Jean-Baptist Lully, dem Hofkapellmeister<br />

des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Er<br />

zertrümmerte sich – laut Überlieferung am<br />

8. Januar 1687 bei einer Aufführung – einen<br />

seiner Zehen und starb zwei Monate<br />

später an den Folgen einer Blutvergiftung.<br />

Es wurde in dieser Zeit aber nicht nur<br />

mit dem schweren, Respekt einflößenden<br />

Zeremonienstab dirigiert. Es existieren auch<br />

Aufzeichnungen, dass gegen Ende des 16.<br />

Jahrhunderts die Nonnen im Kloster San<br />

Vito lo Capo bereits kleine Taktstöcke gebrauchten.<br />

Die Ensembleleiter benutzten<br />

bis Anfang des 19. Jahrhunderts zur Fixierung<br />

des Tempos und zur Organisation einer<br />

Aufführung sehr unterschiedliche Methoden.<br />

Sehr verbreitet waren Papier- oder<br />

Notenrollen. Einheitliche und verbindliche<br />

Dirigierschemata im heutigen Sinne existierten<br />

noch keine. Zum «akustischen»<br />

Taktschlagen verwendeten die Leiter damals<br />

häufig auch Geigenbogen. Die Kirchenmusiker<br />

hingegen schlugen den Takt<br />

4<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Auch bekannte Dirigenten – im Bild<br />

Kurt Masur (geb. 1927) - haben den<br />

„Schrumpfungsprozess“ des Taktstocks<br />

konsequent weitergeführt und dirigieren<br />

öfter mal mit der bloßen Hand.<br />

Das Um und Auf jeder Kapellmeisterausbildung: der Umgang mit dem Taktstock<br />

- im Bild Peter Vierneisel, derzeitige Dirigent des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />

SJBO (geb. 1974)<br />

gerne mit einem Schlüssel oder Metallstück<br />

auf der Orgelbank. Ein findiger Kapellmeister<br />

aus Syrakus soll sogar ein Taschentuch<br />

an den «Taktstock» gebunden und<br />

diesen wie eine Fahne über den Kopf geschwungen<br />

haben. Den kurzen Taktstock<br />

oder Dirigentenstab in der heutigen Form<br />

kennen wir erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts<br />

mit Beginn der Romantik, als die<br />

Kompositionen differenzierter, die Orchester<br />

und Chöre größer wurden und daher<br />

einen Dirigenten erforderten. Wer, wo und<br />

wann der kurze Stab das erste Mal eingesetzt<br />

wurde, ist jedoch unklar.<br />

Carl Maria von Weber soll den Taktstock<br />

bereits 1817 in Dresden eingeführt<br />

haben, gleichzeitig mit Ludwig Spohr in<br />

Frankfurt. Letzterer nahm zudem für sich<br />

in Anspruch, bei einer Londoner Aufführung<br />

seiner zweiten Sinfonie den Dirigentenstab<br />

1820 nach England gebracht zu<br />

haben. Solche und auch andere Behauptungen<br />

sind jedoch mit Skepsis zu betrachten.<br />

Eine Zeichnung der Londoner Uraufführung<br />

der Oper „Oberon“ (1826) von<br />

und mit Carl Maria von Weber zum Beispiel<br />

zeigt diesen mit einer Notenrolle in<br />

der Hand.<br />

Der Hofkapellmeister des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Jean Baptist Lully (1632 - 1687)<br />

kam durch seinen Taktstock zu Tode.<br />

1820 wurde an der Pariser Oper auf Verlangen<br />

des Opernorchesterchefs François-<br />

Antoine Habeneck sogar wieder die alte,<br />

eher schwerfällige Methode eingeführt. Der<br />

Takt wurde für fast fünfzig Jahre wieder mit<br />

dem Geigenbogen geschlagen. Erst 1867<br />

feierte der Taktstock an der Pariser Oper<br />

seine Renaissance.<br />

In London setzte sich der Taktstock<br />

bereits 1833 am königlichen Opernhaus<br />

durch, während an der St. Paul’s Cathedral<br />

noch bis 1896 der Einsatz von Papierrollen<br />

belegt ist. Felix Mendelssohn dirigierte<br />

1835 das Leipziger Gewandhausorchester<br />

erstmals mit einem Stab.<br />

Um 1870 begann sich der heutige, geräuschlose<br />

Taktstock gegen die anderen<br />

wirren Traditionen und Praktiken durchzusetzen.<br />

Eine Theorie dazu meint, dass<br />

dieser Trend erst durch die etwa gleichzeitig<br />

stattfindende Einführung der elektrischen<br />

oder gasbetriebenen Beleuchtung<br />

ermöglicht wurde. Diese gestattete<br />

ein gleichmäßiges und helles Ausleuchten<br />

der Räume. Zuvor hätten die Konturen<br />

des dünnen Stäbchens wohl kaum wahrgenommen<br />

werden können.<br />

Der Dirigent war nun nicht mehr nur lebendiges<br />

Metronom. Er vermittelte dem Orchester<br />

mit Hilfe seiner Gesten und des damals<br />

ungefähr 50 Zentimeter langen, teils<br />

kunstvoll mit Silbereinlagen oder Schnitzereien<br />

verzierten Stabs aus Elfenbein oder<br />

Ebenholz seine Interpretation eines Werks.<br />

Er und sein dünnes «Stäbchen» standen<br />

oder stehen seit dieser Zeit im wahrsten<br />

Sinn des Wortes im Zentrum des Gesche-<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 5


Das Thema<br />

Die „Guidonische Hand“, nach Guido<br />

von Arezzo (um 992 – 1050) benannt,<br />

diente zur Orientierung im Tonsystem<br />

und als Gedächtnisstütze beim Erlernen<br />

von Chorälen.<br />

hens. So konnte oder kann der Dirigent als<br />

Selbstdarsteller oder Dompteur agieren –<br />

wie dies Hector Berlioz getan haben soll,<br />

der sich beim Dirigieren nicht dem Orchester,<br />

sondern anscheinend «wild gestikulierend»<br />

dem Publikum zuwandte. Oder er<br />

kann sich mit dezenten, wohlüberlegten<br />

Gesten zurücknehmen und der Musik ihren<br />

Platz lassen.<br />

Die heutigen Taktstöcke sind noch kleiner<br />

und vor allem viel leichter geworden.<br />

Ein Taktstock besteht hauptsächlich aus<br />

ausbalanciertem Holz – häufig aus Balsaholz<br />

oder anderen leichten Holzarten –<br />

oder Fiberglas und misst nur noch 30 bis<br />

40 Zentimeter. Wenige – auch große Dirigenten<br />

wie Pierre Boulez oder Kurt Masur<br />

– haben den «Schrumpfprozess» noch<br />

weiter getrieben und kommen sogar ohne<br />

Taktstock aus.<br />

Dass das Dirigieren auch heute noch<br />

gefährlich ist, aber nicht wie in Lullys Fall<br />

gerade zum Tod führen muss, zeigen diese<br />

skurrilen Beispiele. Georg Solti hat sich bei<br />

einer Aufführung ins Auge gestochen; er<br />

musste die Aufführung mehrere Minuten<br />

unterbrechen. Der israelische Dirigent Eliahu<br />

Inbal musste nach dem gleichen Unglück<br />

sofort ins Spital gebracht werden. Der<br />

niederländische Dirigent Bernhard Haitink<br />

stach sich mit dem Stock in den Handballen.<br />

Der Stock brach, und Haitink musste<br />

sich ein gut vier Zentimeter langes Holzstück<br />

aus der Hand operieren lassen. Ein<br />

Schüler von Herbert Blomstedt hat sich<br />

mit dem Stab das Trommelfell durchbohrt<br />

und ein finnischer Dirigent stach sich bei<br />

einer Aufführung in den Oberkörper, zog<br />

den Stab hinaus, wischte das Blut ab und<br />

setzte das Konzert fort. Für einen anderen<br />

finnischen Dirigenten – Leif Segerstam –<br />

hielt der Dirigentenstab eine andere, unblutige<br />

Überraschung bereit. Ihm rutschte<br />

nämlich sein Taktstock bei einem Konzert<br />

aus der Hand und landete anscheinend<br />

wie Amors Pfeil vor den Füßen seiner<br />

späteren Frau.<br />

Ob gerolltes Notenblatt, Papier, Geigenbogen,<br />

Zeremonienstab, Zahnstocher oder<br />

«von Hand», die Liste der Gegenstände ist<br />

immens. Der Taktstock ist heute aber kein<br />

Machtsymbol mehr wie noch zu Lullys Zeit,<br />

sondern ein Mittel zur Kommunikation, um<br />

die vollkommenste, beste Musik aus den<br />

Musizierenden zu locken – oder eben zu<br />

zaubern.<br />

Reto Naef<br />

Abdruck mit freundlicher Genehmigung von<br />

Redaktion und Autor aus: „Maestro“ <strong>Nr</strong>. 3/2011 in:<br />

„Unisono – die Schweizer Zeitschrift für Blasmusik“<br />

<strong>Nr</strong>. 15-2011 vom 15. August 2011<br />

Franz Werfel<br />

Der aus Prag gebürtige und nach Amerika ausgewanderte deutsche Schriftsteller<br />

Franz Werfel (1890 – 1945) hat uns in der Form eines Sonetts die folgende literarische<br />

Karikatur eines Dirigenten, der sich in seiner Selbstdarstellung zu gefallen<br />

scheint, hinterlassen. Übrigens, mit seinem 1924 erschienenen Roman „Verdi. Roman<br />

der Oper“ hat er wesentlich zur „Verdi-Renaissance“ in Deutschland beigetragen.<br />

Der Dirigent<br />

Dirigieren als „Dressurakt“ - diese<br />

Karikatur von Titus nimmt den Maestro<br />

Riccardo Muti aufs Korn.<br />

Er reicht den Violinen eine Blume<br />

Und ladet sie mit Schelmenblick zum Tanz.<br />

Verzweifelt bettelt er das Blech zum Glanz<br />

Und streut den Flöten kindlich manche Krume.<br />

Tief beugt das Knie er vor dem Heiligtume<br />

Des Pianissimos, der Klangmonstranz.<br />

Doch zausen Stürme seinen Schwalbenschwanz,<br />

Wenn er das Tutti aufpeitscht, sich zum Ruhme.<br />

Mit Fäusten hält er fest den Schlussakkord.<br />

Dann staunt er, hilflos eingepflanzt am Ort,<br />

dem ausgekommenen Klang nach wie ein Clown.<br />

Zuletzt, dass er den Beifall dankend rüge,<br />

Zeigt er belästigte Erlöserzüge<br />

Und zwingt uns, ihm noch Größeres zuzutraun.<br />

6<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Aus Verband und Bezirken<br />

Blasmusik<br />

Töne aus einer düsteren Zeit<br />

Aufarbeitung notwendig<br />

Pepi Fauster<br />

In den letzten Wochen und Monaten<br />

drangen auf Grund von Forschungen in Tirol<br />

neue Erkenntnisse über das Tiroler Musikleben<br />

in der NS-Zeit an die Öffentlichkeit<br />

und wurden über verschiedene Medien<br />

auch in Südtirol verbreitet.<br />

Die Nachrichten handeln u.a. von der<br />

Verstrickung der Blasmusikpioniere Josef<br />

Eduard Ploner und Sepp Tanzer in die Machenschaften<br />

der damaligen Politik. Die<br />

Werke von Ploner tauchen in Programmen<br />

unserer Musikkapellen kaum mehr<br />

auf, jene von Tanzer – vor allem einige<br />

Märsche – doch noch öfters.<br />

Laut den Recherchen einiger Historiker<br />

haben sich führende Politiker in der NS-<br />

Zeit nicht nur der Hochkultur, sondern der<br />

Volkskultur und damit auch der Blasmusik<br />

bedient, um das NS-Gedankengut an das<br />

Volk zu bringen. Diese Instrumentalisierung<br />

der Blasmusik war eng verknüpft mit dem<br />

Personenkult des Gauleiters Franz Hofer,<br />

der bei Ploner und Tanzer Mitstreiter fand.<br />

Diese Erkenntnisse sind für viele Mitglieder<br />

unserer Musikkapellen, besonders für<br />

die jüngeren neu, machen aber alle sehr<br />

betroffen. In wie weit diese beiden Männer<br />

unter politischem Druck in das Geschehen<br />

mit hinein gezogen wurden bzw.<br />

selbst dabei begeistert aktiv waren, kann<br />

die heutige Führung des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen nur mit sachlicher<br />

Information und Aufarbeitung von kompetenter<br />

Seite richtig einschätzen.<br />

In jedem Fall liegt es uns absolut fern,<br />

die Ergebnisse aus den Nachforschungen<br />

der Historiker zu verstecken oder tot zu<br />

schweigen. Verschiedene Maßnahmen zur<br />

Aufarbeitung des Tiroler Musiklebens und<br />

ganz speziell der Blasmusikgeschichte in<br />

Südtirol zwischen 1919 und 1948 werden<br />

in den nächsten Wochen zusammen mit<br />

der Südtiroler Kulturabteilung, dem Südtiroler<br />

Landesarchiv und weiteren Experten<br />

in die Wege geleitet, um diesen Themenkomplex<br />

aufzuarbeiten.<br />

Dabei darf ein wesentlicher Unterschied<br />

zur Nordtiroler Szene nicht vergessen werden:<br />

Unsere Musikkapellen haben in dieser<br />

Zeit schlimme Erfahrungen auch unter<br />

dem Faschismus und dann unter dem<br />

Nationalsozialismus machen müssen, wurden<br />

durch beide Regime missbraucht, ihre<br />

Tätigkeit wurde teils verboten. Von Dorf<br />

zu Dorf war die Situation unterschiedlich.<br />

Ich glaube, dass die Zeit reif ist, Nachforschungen<br />

anzustellen und diese auch<br />

offen kund zu tun. Wir werden zusammen<br />

mit unseren Mitgliedskapellen das Leben<br />

und die Werke dieser Komponisten differenzierter<br />

zu betrachten und neu einzuschätzen<br />

haben.<br />

Die Blasmusik von heute hat mit dem<br />

Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun<br />

und distanziert sich klar davon. Der Verband<br />

weist aber auch Bestrebungen von<br />

einigen Medien zurück, welche dazu tendieren,<br />

die gesamte Sparte in die braune<br />

Ecke schieben zu wollen.<br />

Die Tätigkeit des Verbandes und der Musikkapellen<br />

ist unpolitisch und gemeinnützig,<br />

die Programme der einzelnen Vereine<br />

sind modern und vielfältig. Die gespielten<br />

Werke zeugen von einer Auseinandersetzung<br />

mit Blasmusik-Strömungen und Kompositionen<br />

auf internationaler Ebene und<br />

einer hohen Musikkultur. Deshalb braucht<br />

die Blasmusik keine Helden, schon gar<br />

nicht falsche. Jeder „Tirolertum-Fanatismus“<br />

ist abzulehnen. Die Musikantinnen<br />

und Musikanten wollen durch ihr Musizieren<br />

schlussendlich nichts anderes, als frei<br />

und unabhängig Menschen in verschiedenen<br />

Lebenslagen durch „saubere“ und<br />

„friedvolle“ Musik erfreuen und erheitern.<br />

Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />

VSM-Obmann Pepi Fauster stellt klar: Die Blasmusik von heute hat mit dem<br />

Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun. – im Bild die Musikkapelle Abtei beim<br />

Bezirksmusikfest 2012 in Sand in Taufers.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 7


Aus Verband und Bezirken<br />

Ausschreibung Konzertwertung 2014<br />

Konzertwertung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen in den Bezirken Bozen und Sterzing<br />

Liebe Kapellmeisterinnen und Kapellmeister<br />

- Liebe Obfrauen und Obmänner!<br />

Wie bereits angekündigt, veranstaltet<br />

der VSM Bezirk Sterzing im Auftrag des<br />

Verbandes Südtiroler Musikapellen eine<br />

Konzertwertung, zu der alle Musikkapellen<br />

des Verbandes zugelassen sind.<br />

Termine<br />

• Samstag, 17. Mai 2014, <br />

im Kulturhaus in Eppan<br />

• Samstag, 24. Mai 2014, im Haus der<br />

Dorfgemeinschaft in Wiesen<br />

1. Sinn und Zweck<br />

Die im Rahmen des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) durchgeführten<br />

Konzertwertungen dienen<br />

der Hebung des musikalischen Niveaus<br />

der Musikkapellen<br />

der Intensivierung der Probenarbeit<br />

der Feststellung des musikalischen Leistungsstandes<br />

der Verbreitung gehaltvoller und empfehlenswerter<br />

Blasmusikliteratur<br />

Konzertwertungen werden vom VSM<br />

und seinen Bezirken ausgerichtet. Der<br />

Rahmen, in dem Konzertwertungsspiele<br />

durchgeführt werden, soll ein<br />

würdiger sein.<br />

2. Pflicht- / Selbstwahlstück<br />

Jede teilnehmende Musikkapelle wählt<br />

eines der in der Ausschreibung vorgegebenen<br />

Pflichtstücke und ein Selbstwahlstück<br />

der gleichen Schwierigkeitsstufe.<br />

Folgende Pflichtstücke zum Thema<br />

„Suite“ wurden für die Konzertwertung<br />

2014 in Sterzing festgelegt:<br />

siehe Tabelle unten<br />

Stufe Titel Komponist<br />

Die Pflichtstücke können auf der Homepage<br />

des VSM angesehen und angehört werden.<br />

Das Selbstwahlstück ist der jeweils geltenden<br />

Selbstwahlliste zu entnehmen, in<br />

welcher die Stücke je nach Schwierigkeitsstufen<br />

eingeteilt sind.<br />

Als solche gilt die aktuelle Selbstwahlliste<br />

des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

mit den verhältnisbedingten Abänderungen<br />

und Ergänzungen, wie sie von<br />

der Musikkommission des ÖBV und der<br />

Fachgruppe Kapellmeister des VSM beschlossen<br />

werden. Es können auch Werke<br />

aus den Pflichtstückelisten 2009/10 und<br />

2011/12 des ÖBV und des VSM als Selbstwahlstück<br />

gewählt werden. Diese können<br />

unter folgender Internetadresse heruntergeladen<br />

werden:<br />

http://www.vsm.bz.it/de/fachbereich-fuer/<br />

kapellmeister.asp<br />

Auch die in der unten stehenden Datenbank<br />

enthaltenden Werke können als<br />

Selbstwahlstück verwendet werden:<br />

Blasmusikverband Tirol<br />

http://www.blasmusikverband-tirol.at/typo3/<br />

fileadmin/downloaddateien/kapellmeister/<br />

konzertwertungen/ergaenzungen_zum_<br />

oesterreichischen_blasmusikkatalog.pdf<br />

Bayerischer Blasmusikverband<br />

http://www.bbmv-online.de/Pflicht-<br />

Selbstwahlst.127.0.html?&no_cache=1<br />

Flicorno d‘oro<br />

http://www.e-20.com/ita/flicorno/Brani-<br />

Concorso/<br />

A Unterstufe A Little Suite for Winds Rita Defoort<br />

B Mittelstufe A Little English Suite Clare Grundman<br />

C Oberstufe English Folksong Suite Ralph Vaughan Williams<br />

D Kunststufe Scenes from the Louvre Norman Dello Joio<br />

E Höchststufe A Lincolnshire Posy Percy Aldridge Grainger<br />

Musikstücke, welche in den Selbstwahllisten<br />

nicht enthalten sind, dürfen nur dann<br />

gespielt werden, wenn sie mindestens 10<br />

Wochen vor der Konzertwertung der Fachgruppe<br />

Kapellmeister des VSM zur Einstufung<br />

und Genehmigung vorgelegt wurden.<br />

Selbstwahlstücke müssen folgende Kriterien<br />

erfüllen:<br />

Konzertante, gehaltvolle Konzertliteratur,<br />

die Mindestlänge des Stückes sollte der<br />

jeweiligen Stufe entsprechen:<br />

• Stufe A – mindestens 3 Minuten<br />

• Stufe B – mindestens 4 Minuten<br />

• Stufe C – mindestens 6 Minuten<br />

• Stufe D – mindestens 7 Minuten<br />

• Stufe E – mindestens 10 Minuten<br />

Für das Pflicht- und das Selbstwahlstück<br />

sind jeweils drei durchnummerierte Partituren<br />

(wenn möglich, Originalpartituren,<br />

ansonsten auf Mindestgröße Din A4/Seite<br />

gut kopiert und in Heftformat gebunden<br />

oder geklammert) spätestens bei der Landesversammlung<br />

am Samstag, 08. März<br />

2014 abzugeben.<br />

Die Kapellen können sich nach Wunsch<br />

maximal 2 Minuten auf der Bühne einspielen.<br />

(Einspielübung, Choral…)<br />

3. Mitglieder/Nichtmitglieder – Aushilfen<br />

Jede Musikkapelle darf grundsätzlich nur<br />

mit ihren eigenen ordentlichen Mitgliedern<br />

zur Konzertwertung antreten. Laut Paragraph<br />

4 der Wertungsspielordnung des<br />

VSM können Musikkapellen der Stufen A<br />

und B höchstens 4 Aushilfen, ab der Stufe<br />

C höchstens 3 Aushilfen einsetzen. Im Interesse<br />

einer werkgetreuen Interpretation<br />

sind maximal zwei weitere Musiker/innen<br />

für Englischhorn, Kontrabass, Kontrabassklarinette,<br />

Kontrafagott, Harfe, Klavier, E-<br />

Gitarre oder E-Bass zugelassen.<br />

Auswahlorchester und vereinsübergreifende<br />

Musikkapellen müssen in der Stufe<br />

S (Sonderklasse A/S, B/S, C/S, D/S, E/S)<br />

antreten.<br />

Eine partiturgetreue Instrumentenbesetzung<br />

ist für die Kategorien A / B / C nicht<br />

zwingend vorgeschrieben, d.h. fehlende<br />

8<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Mangelinstrumente können durch andere<br />

Instrumente besetzt werden. Auf Änderungen<br />

in der Instrumentenbesetzung<br />

muss auf der ersten Seite der Partituren<br />

für die Juroren hingewiesen werden. Bei<br />

den Pflichtstücken können in allen Stufen<br />

auch Flügelhörner eingesetzt werden,<br />

auch wenn die Instrumentierung dies nicht<br />

vorsieht (bitte in der Partitur anmerken).<br />

Damit der Einsatz der Aushilfen laut Regelung<br />

kontrolliert werden kann, hat jede<br />

Musikkapelle beim Anmeldetermin eine<br />

Besetzungsliste mitzusenden und unmittelbar<br />

vor der Konzertwertung eine Besetzungsliste<br />

unter Angabe der Aushilfen<br />

einzureichen.<br />

Beim Auftritt wird die Anzahl der Gastmusiker<br />

vom Moderator öffentlich bekannt<br />

gegeben.<br />

Einspruch bei eventuellen Unregelmäßigkeiten<br />

können die VSM-Funktionäre und jeweils<br />

der Obmann und Kapellmeister der an<br />

der Konzertwertung teilnehmenden Musikkapellen<br />

erheben, wobei die Beschwerden<br />

noch vor der Überreichung der Wertungsurkunde<br />

schriftlich an den Veranstalter eingereicht<br />

werden müssen. Die Jury hat sich<br />

mit diesbezüglichen Beschwerden nicht zu<br />

befassen. Musikkapellen, die nachgewiesenermaßen<br />

mehr Aushilfen als zulässig<br />

eingesetzt haben, erhalten keine Bewertung<br />

und keine Wertungsurkunde.<br />

4. Bewertung<br />

Die Bewertung erfolgt gemäß CISM-Wertungsreglement<br />

in folgenden Kriterien mit<br />

der dazugehörigen Definition:<br />

1. Stimmung und Intonation: Grundstimmung,<br />

Stimmung der einzelnen Register, lineare<br />

Intonation einzelner Spieler und vertikale<br />

Intonation (Akkorde).<br />

2. Ton- und Klangqualität: Tonkultur der<br />

Einzelstimmen, Qualität des Orchesterklanges,<br />

Solis.<br />

3. Phrasierung und Artikulation: Korrekte<br />

Ausführung der Artikulation, einheitliche<br />

Ausführung, Verständlichkeit der Ausführung,<br />

Phrasenbildungen.<br />

4 Spieltechnische Ausführung: Realisierung<br />

des Notentextes, technische Passagen,<br />

Läufe.<br />

5. Rhythmik und Metrik: Korrekte Ausführung<br />

der Rhythmik, Beachtung der Metrischen<br />

Struktur, Zusammenspiel.<br />

6. Dynamische Differenzierung: Einhaltung<br />

der Lautstärkenbezeichnung, Abstufungen<br />

der Dynamik<br />

7. Tempo und Agogik: Korrektes Tempo, interpretatorisch<br />

bedingte Abweichungen,<br />

Tempoübergänge, Fermaten, tempomäßiges<br />

Gestalten der großen und kleinen<br />

Bögen (Phrasierung).<br />

8. Klangausgleich und Registerbalance: Verhältnis<br />

der Stimmen im Register/Satz,<br />

Verhältnis der Haupt- und Nebenstimmen,<br />

Verhältnis der Register untereinander<br />

im Tutti.<br />

9. Künstlerisch-musikalischer Gesamteindruck:<br />

Umsetzung der Musikalität vom Orchester,<br />

äußeres Auftreten des Orchesters.<br />

10. Interpretation und Stilempfinden: Stilistische<br />

Sicherheit, Ausdruck, Expressivität,<br />

wird der Schlüssel zur „Musik“<br />

gefunden, kann Spannung erzeugt werden,<br />

wurde die Intention des Komponisten<br />

gefunden – erkannt und umgesetzt,<br />

Körpersprache des Dirigenten zur<br />

Musik. Dieser Punkt gilt ausschließlich<br />

dem Dirigenten!<br />

5. Bewertungsmodus: Geschlossene Bewertung<br />

Es wird nach einem Punktesystem bewertet.<br />

Jeder Wertungsrichter bewertet pro vorgetragenem<br />

Werk alle zehn Kriterien nach<br />

folgendem Punktesystem: 6 / 6,5 / 7 / 7,5<br />

/ 8 / 8,5 / 9 / 9,5 / 10. Die Endpunktezahl<br />

resultiert als Durchschnittswert der vorliegenden<br />

Bewertungsergebnisse jedes einzelnen<br />

Jurors.<br />

Auf Wunsch wird auch das Kritikspiel angeboten,<br />

bei dem keine Punkte und keine<br />

Urkunde vergeben werden, die Kapelle aber<br />

ein Feedback durch ein schriftliches Kurzprotokoll<br />

und ein Jurygespräch bekommt.<br />

Das Ergebnis der Jury ist unanfechtbar!<br />

Die Bekanntgabe der Ergebnisse erfolgt<br />

am Samstagabend nach dem Auftritt der<br />

letzten Musikkapelle.<br />

6. Jury<br />

Die dreiköpfige Jury wird von der „Fachgruppe<br />

Kapellmeister“ des VSM bestellt.<br />

7. Meldefrist<br />

Die Anmeldungen und die Besetzungslisten<br />

sind bis spätestens 31.01.2014<br />

mittels beigefügten Formularen per E-<br />

Mail an joachim.bacher@alice.it (Bezirkskapellmeister)<br />

zu richten. Die<br />

gesamte Ausschreibung samt Anmeldeformular<br />

und Besetzungsliste steht<br />

auch auf der VSM-Homepage unter<br />

dem Fachbereich „Kapellmeister“ als<br />

Download zu Verfügung. Weitere Infos<br />

erhalten Sie beim Bezirkskapellmeister.<br />

Tel.: 328 3357401<br />

Sollten sich mehr Musikkapellen anmelden<br />

als erwartet, wird mit der Konzertwertung<br />

bereits am Freitagabend<br />

begonnen.<br />

In Erwartung einer zahlreichen<br />

Beteiligung zeichnet mit<br />

musikalischen Grüßen<br />

Sigisbert Mutschlechner,<br />

Verbandskapellmeister im VSM<br />

Arnold Leimgruber,<br />

Bezirkskapellmeister<br />

im VSM-Bezirk Bozen<br />

Joachim Bacher,<br />

Bezirkskapellmeister im<br />

VSM-Bezirk Sterzing<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 9


Aus Verband und Bezirken<br />

Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbes<br />

für Blasorchester<br />

Teilnahmebedingungen<br />

1) Der Verband Südtiroler Musikkapellen schreibt einen Kompositionswettbewerb<br />

für originale konzertante Blasmusikwerke<br />

der Mittelstufe (CISM-Stufe B) aus. Dieser Wettbewerb wird im<br />

Zuge der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 ausgeschrieben Er hat<br />

das Ziel, Kompositionen für Blasorchester entstehen zu lassen.<br />

2) Am Wettbewerb kann sich jeder beteiligen.<br />

3) Die eingereichten Kompositionen dürfen noch nicht gedruckt<br />

und noch nicht aufgeführt worden sein. Die Aufführungsdauer<br />

soll +/- 7 Minuten betragen.<br />

4) Den Komponisten steht es frei die Musikrichtung zu wählen. Die<br />

Form muss hingegen konzertanter Natur sein.<br />

5) Die Werke sind in vollständiger Partitur und Besetzung einzureichen.<br />

6) Die Komposition muss folgendem Besetzungs- bzw. Instrumentationstypus<br />

entsprechen:<br />

Besetzung:<br />

Flöte 1-2-stimmig<br />

Oboe (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />

Fagott (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />

Klarinette 2-3-stimmig<br />

Bassklarinette (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />

Altsaxophon 1-2-stimmig<br />

Tensaxophon<br />

Baritonsaxophon (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />

Trompete 2-3-stimmig<br />

Flügelhorn 2-stimmig<br />

Horn 2-3-stimmig<br />

Posaune 2 stimmig<br />

Tenorhorn<br />

Bariton<br />

Tuba<br />

Schlagzeug (max. 4 Spieler)<br />

Tonumfang:<br />

Flöte c1 - c3<br />

Klarinette e - c3<br />

Saxophon c1 - c3<br />

Trompete/<br />

Flügelhorn g - a2<br />

Horn f - f2<br />

Tenorhorn g- b2<br />

Possaune F - f1<br />

Tuba Kontra F - f<br />

2 Pauken<br />

Glockenspiel, ev. Xylophon<br />

Taktarten 2/4, 3/4 , 4/4, 2/2, 6/8, 6/8 (in 2), 5/4, 5/8<br />

Taktwechsel<br />

Rhythmen: 16tel, Triolen, punktierte, Synkopen<br />

Tonarten: As - D-Dur + parall. Moll, Kirchentonarten + Alterationen<br />

Aleatorik darf verwendet werden<br />

Alle Tempi<br />

Dauer: ca. 6 - 8 Min.<br />

Art: mehrsätzig mit versch. Charakteren<br />

Es besteht zudem die Möglichkeit die mittels Computer aufgenommenen<br />

Werke auf CD oder einen reduzierten Klavierauszug<br />

beizulegen.<br />

Die Kompositionen müssen bis spätestens 31. März 2014 unter<br />

der Bezeichnung „VSM-Kompositionswettbewerb 2014“ im Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen, Schlernstraße 1, 39100 Bozen,<br />

Italien anonym und ohne jedwede Zeichen oder Erkennungsmarken<br />

eingereicht werden.<br />

Auf den Partituren ist an Stelle des Namens des Komponisten ein<br />

Kennwort anzuführen. Der Einreichung ist zudem ein verschlossener<br />

Briefumschlag beizufügen, welcher an der Außenseite das<br />

Kennwort der Komposition aufweist. Im Innern des verschlossenen<br />

Umschlags steht der Name des Autors, Anschrift, Telefonnummer/<br />

Fax und eventuelle E-Mailadresse. Darüber hinaus muss in dem<br />

verschlossenen Umschlag eine handschriftlich gezeichnete Erklärung<br />

des Autors beigefügt sein. Darin erklärt der Unterzeichner:<br />

• die Teilnahmebedingungen zu kennen und sie in allen Teilen<br />

anzuerkennen;<br />

• alleiniger Urheber der Partitur zu sein;<br />

• dass die eingereichte Partitur bisher weder veröffentlicht noch<br />

dargeboten wurde;<br />

• dass die eingereichte Partitur bisher weder Auszeichnungen<br />

erhalten oder an anderen Wettbewerben teilgenommen hat;<br />

• die unanfechtbare Entscheidung der Jury anzuerkennen.<br />

1. Die eingereichten Werke werden nicht zurückerstattet, sondern<br />

im Archiv des Wettbewerbs aufbewahrt.<br />

2. Die Wettbewerbsteilnehmer können nicht Mitglied der Jury sein.<br />

Funktionäre des Verbandes Südtiroler Musikkapellen sind von<br />

der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen.<br />

3. Für die drei erstgereihten Kompositionen gibt es folgende Preise:<br />

1. Preis 2.500 Euro<br />

2. Preis 2.000 Euro<br />

3. Preis 1.500Euro<br />

Die Kompositionen unterliegen dem unanfechtbaren Urteil einer<br />

Jury, die sich die Möglichkeit einräumt - sollte es sich als notwendig<br />

erweisen - die Preise auch nicht zu vergeben.<br />

Von den prämierten Werken muss ein kompletter Stimmensatz<br />

samt Partitur innerhalb 1. Juli 2014 dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

Mit der Zuerkennung eines Preises erwirbt der Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen das Recht zur Uraufführung und der CD-Einspielung<br />

der prämierten Werke. Die drei Siegerkompositionen werden anlässlich<br />

der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 beim Festkonzert uraufgeführt.<br />

Es erfolgt ein Live-Mittschnitt, der auf CD veröffentlicht wird.<br />

1. Die Entscheidungen der Jury sind unanfechtbar.<br />

2. Die Wettbewerbsteilnahme erfolgt unter vorbehaltloser Anerkennung<br />

der vorliegenden Ausschreibung und mit dem Einverständnis<br />

zur Verwendung der persönlichen Daten des Teilnehmers.<br />

In Streitfällen ist der deutsche Text maßgebend.<br />

10<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Ein großes Glanzlicht der Musik in Bewegung<br />

fand am Samstag, 27. Juli, in Sterzing<br />

statt, und zwar organisierte der VSM - Bezirk<br />

Sterzing eine landesweite Marschmusikbewertung<br />

in der Neustadt und am Untertorplatz.<br />

Insgesamt neun Kapellen aus<br />

ganz Südtirol stellten sich der Wertung in<br />

den Stufen von B bis E und alle schnitten<br />

mit großartigen Ergebnissen ab.<br />

Eingeleitet wurde die Veranstaltung<br />

durch einen Sternmarsch der Kapellen aus<br />

Innerpfitsch, Trens und Stilfes zum Untertorplatz.<br />

Meinhard Oberhauser - seit dem<br />

Frühjahr <strong>2013</strong> Obmann des VSM-Bezirkes<br />

Sterzing - eröffnete bei strahlend sonnigem<br />

Wetter und fast tropischen Temperaturen<br />

die Marschmusikbewertung und begrüßte<br />

die Ehrengäste, Musikanten und die zahlreichen<br />

Zuschauer. Vom Gasthof „Lilie“<br />

ausgehend, wo die Aufstellung und das<br />

Abmarschieren der Kapellen stattfand,<br />

bis zum Untertorplatz stellten die insgesamt<br />

370 Musikantinnen und Musikanten<br />

ihr Können beim Marschieren unter Beweis.<br />

Dabei war dies für die neun Stabführer<br />

der Kapellen eine ganz besondere<br />

Herausforderung. Neben dem „Abfallen“<br />

und der „Großen Wende“ wurde außerdem<br />

von den vier Kapellen aus Jaufental, Mareit,<br />

Sterzing und Gries bei Bozen in der<br />

höchsten Stufe E auch eine verpflichtende<br />

Marschiershow vorgeführt, mit der sie natürlich<br />

durch die abwechslungsreichen Elemente<br />

die Zuschauer besonders zu begeisterten<br />

vermochten. Unter anderem konnte<br />

man eine sogenannte “Schnecke”, ein Xylophon-Solo,<br />

einen „Czardas“ und verschiedene<br />

Tanzfiguren zum “Fliegerlied” von den<br />

vier Kapellen bewundern. VSM-Verbandsstabführer<br />

Toni Profanter moderierte die<br />

Veranstaltung und informierte das Publikum<br />

über die verschiedenen Formationen<br />

der Marschblöcke. Ein ganz besonderes<br />

waches Auge hatten die drei erfahrenen<br />

Wertungsrichter, die alle Bewegungen der<br />

Kapellen kritisch und objektiv bewerteten.<br />

Christian Zoller, Landesstabführer von Tirol,<br />

Josef Stiller, ehemaliger Landesstabführer<br />

von Tirol, und Albert Klotzner, Obmann<br />

des VSM- Bezirks Meran, bildeten<br />

die fachkundige Jury.<br />

Nach dem offiziellen Teil des Wettbewerbs<br />

wurde der gemütliche Ausklang des<br />

Abends am Stadtplatz von Sterzing eingeleitet.<br />

Die Vereinskapelle Gossensaß und<br />

anschließend die Bürgerkapelle Gries gaben<br />

jeweils ein Konzert zur Unterhaltung<br />

der vielen Festbesucher.<br />

Ein Fest für die<br />

„Musik in Bewegung“<br />

Erfolgreiche Marschmusikbewertung in Sterzing<br />

Die Musikkapelle St. Georgen mit Stabführer Josef Unterfrauner hat beim<br />

Marschmusikwettbewerb mit der höchsten Punktezahl abgeschnitten (Copyright<br />

Foto: Martin Schaller).<br />

Nach der Auswertung der Wertungsbögen wurden dann auch die Ergebnisse vom<br />

Verbandsstabführer Toni Profanter bekanntgegeben.<br />

Diese sind (in der Reihenfolge des Auftritts):<br />

- Stufe B: » Musikkapelle Ratschings (88,40 Punkte)<br />

- Stufe C: » Musikkapelle Vahrn (90,20 Punkte)<br />

» Knappenkapelle Ridnaun (90,40 Punkte)<br />

» Musikkapelle Wiesen (89,93 Punkte)<br />

- Stufe D: » Musikkapelle St. Georgen (91,41 Punkte)<br />

- Stufe E: » Musikkapelle Jaufental (89,65 Punkte)<br />

» Musikkapelle Mauls (90,15 Punkte)<br />

» Bürgerkapelle Sterzing (91,15 Punkte)<br />

» Bürgerkapelle Gries (90,35 Punkte)<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 11


Aus Verband und Bezirken<br />

Der VSM-Bezirk Meran in<br />

Vöran zu Gast<br />

Das Bezirksmusikfest <strong>2013</strong> wurde trotz Schnee und Kälte zu einem großen Erfolg<br />

Die offizielle Eröffnung des Bezirksmusikfestes erfolgte mit dem Fassanstich am<br />

Freitagabend – im Bild von links Bezirksobmann Albert Klotzner, der Obmann der MK<br />

Vöran, Klaus Innerhofer, und Bürgermeister Thomas Egger.<br />

im Laufe der Veranstaltung sogar mehrmals<br />

bis zum letzten Platz gefüllt.<br />

Etwas leiden musste jedoch die Bürgerkapelle<br />

Lana, die am Sonntag die<br />

Festmesse am Dorfplatz unter freiem<br />

Himmel und bei lediglich 7 Grad zu umrahmen<br />

hatte.<br />

Beim anschließenden Festakt überbrachten<br />

Bürgermeister Thomas Egger,<br />

Musikobmann Klaus Innerhofer sowie Verbandsobmann<br />

Pepi Fauster, Verbandskapellmeister<br />

Sigisbert Mutschlechner und<br />

Bezirksobmann Albert Klotzner vom Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen ihre Grußworte.<br />

Sie zeigten sich begeistert von der<br />

mehr als gelungenen Veranstaltung und<br />

lobten vor allem die hervorragende Organisation<br />

durch die Musikkapelle Vöran, die<br />

Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt<br />

… solche Wetterverhältnisse<br />

Ende Mai sind selbst für das 1200 m hoch<br />

gelegene Tschögglberger Dorf Vöran ungewöhnlich.<br />

Zum Glück hatten die Organisatoren<br />

von vornherein an ein großes Festzelt<br />

gedacht, das lediglich um eine Heizung ergänzt<br />

werden musste, um einen würdigen<br />

Rahmen für das 13. Bezirksmusikfest im<br />

Bezirk Meran zu bieten.<br />

Von den 36 Kapellen des Bezirkes hatten<br />

sich über 30 zur Teilnahme angemeldet.<br />

Dies entspricht einer Zahl von ca. 2000<br />

Musikantinnen und Musikanten! Zum Vergleich:<br />

Vöran hat knapp über 900 Einwohner!<br />

Eine Veranstaltung dieser Größenordnung<br />

bedeutete eine enorme logistische<br />

Herausforderung für die Musikkapelle<br />

Vöran, die sich für die Durchführung des<br />

Bezirksmusikfestes zur Verfügung gestellt<br />

hatte. Seit über einem Jahr hatte ein Organisationskomitee,<br />

angeführt von Klaus<br />

Innerhofer, dem Obmann der MK Vöran,<br />

Bezirksobmann Albert Klotzner und Bezirkskapellmeister<br />

Stefan Aichner an der<br />

Vorbereitung der musikalischen Großveranstaltung<br />

gearbeitet. Das gemeinsame<br />

Ziel war ein Bezirksmusikfest zu veranstalten,<br />

das seinen Namen verdient. Will<br />

heißen: Möglichst viele Kapellen aus dem<br />

Bezirk sollten alle Facetten, die die moderne<br />

Blasmusik zu bieten hat, aufzeigen:<br />

von konzertanter Blasmusik über<br />

Musik in Bewegung, traditioneller Blasmusik,<br />

stimmungsvoller Festmusik bis<br />

zur Kirchenmusik. Und natürlich sollte<br />

auch der gemeinschaftsstiftende Effekt<br />

von Musik nicht zu kurz kommen. Und<br />

all diesen Zielvorgaben wurde das Fest<br />

dann auch mehr als gerecht: Nicht weniger<br />

als 17 Kapellen stellten sich im Konzertwertungsspiel<br />

im Raiffeisensaal der<br />

fachkundigen Jury. Im Festzelt gaben die<br />

„Böhmischen“ am Freitag sowie die Mitgliedskapellen<br />

am Samstag und Sonntag<br />

unterhaltsame Blasmusik zum Besten. Mit<br />

der Blasmusikgruppe „The Woody Pech<br />

Bleckers“ aus Österreich erreichte die<br />

Stimmung im Zeltfest ihren Höhepunkt.<br />

Das 2000 Besucher fassende Festzelt war<br />

Bezirkskapellmeister Stefan Aichner<br />

begrüßt die teilnehmenden Kapellen zur<br />

Konzertwertung.<br />

Nicht nur akustisch, auch optisch hatte<br />

das Bezirksmusikfest in Vöran einiges zu<br />

bieten – im Bild die Marketenderinnen<br />

der MK Andreas Hofer St. Leonhard in<br />

Passeier<br />

12<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Die Konzertwertung bildete einen der musikalischen Höhepunkte beim Bezirksmusikfest; die MK Oberbozen mit Kapellmeister<br />

Meinhard Windisch erspielte sich dabei in der Stufe C den 1. Platz.<br />

ihrerseits auf die Hilfe der Dorfbevölkerung<br />

und besonders auch auf die Unterstützung<br />

vieler Sponsoren zählen konnte.<br />

Im weiteren Verlauf stand das Bezirksmusikfest<br />

dann auch im Zeichen<br />

der „Musik in Bewegung“. Von drei Seiten<br />

marschierten über 200 Musikanten<br />

in einem Sternmarsch auf den Dorfplatz.<br />

Dort führten sie gemeinsam den eigens<br />

in Auftrag gegebenen Marsch „Burggräfler<br />

Musikanten“ im Beisein des Südtiroler<br />

Komponisten Armin Kofler zum ersten<br />

Mal auf, bevor sie abschließend die Instrumente<br />

zum Musikantengruß hoben. Die<br />

zahlreich anwesenden Besucher goutierten<br />

dies dann auch mit einem kräftigen<br />

Applaus. Zum Ausklang gab es hernach<br />

noch Blasmusik vom Feinsten.<br />

Dieses Fest, so waren sich viele einig,<br />

war nicht nur Werbung für die Blasmusik,<br />

sondern auch beispielgebend dafür, wie<br />

ein Bezirksmusikfest sein sollte: Es vereinigte<br />

viele Blasmusikanten und Interessierte<br />

zu einem gemeinschaftlichen,<br />

stimmungsvollen Fest, das ohne große<br />

„Eventhascherei“ auskam, dafür aber mit<br />

vielen Facetten der Blasmusik und einer<br />

tollen Stimmung punktete. Das vermochte<br />

auch viele Nichtmusikanten und – besonders<br />

erfreulich –junges Publikum anzusprechen.<br />

Die Musikkapelle Vöran konnte<br />

ihrerseits beweisen, dass auch kleine Kapellen<br />

und kleine Dörfer mit gutem Willen<br />

und viel Einsatz eine Großveranstaltung<br />

wie ein Bezirksmusikfest durchführen<br />

können. Mehr noch: Dorfkapellen haben<br />

durch die kleine, dörfliche Struktur, wo jeder<br />

jeden kennt, vielleicht mehr Feingefühl<br />

dafür, wie eine Veranstaltung das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />

stärken und sichtbar<br />

machen kann. Und so kann dieses<br />

Musikfest getrost als Vorbild für zukünftige<br />

Musikfeste hergenommen werden!<br />

Christof Reiterer<br />

Im Anschluss an den Sternmarsch der teilnehmenden Kapellen konnte man die<br />

Uraufführung des Marsches „Burggräfler Musikanten“ von Armin Kofler erleben.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 13


Aus Verband und Bezirken<br />

Jungbläserwochen – wozu?<br />

Diese Frage stellt sich nicht für die, die einmal dabei waren.<br />

Warum braucht es eigentlich Jungbläserwochen?<br />

Warum bietet der VSM schon seit<br />

fast 50 Jahren diese Sommerwochen an? Was<br />

bringt es den Jungmusikanten?<br />

Fragen, die von jedem leicht beantwortet<br />

werden können, der schon einmal bei einer<br />

Jungbläserwoche dabei war. Die Jungmusikanten<br />

erleben eine Zeit intensiven Übens,<br />

die sie so außerhalb der Jungbläserwoche nie<br />

erleben würden. Kein Musikschüler würde<br />

zu Hause zwischen sechs und sieben Stunden<br />

üben. So erklärt sich auch die Tatsache,<br />

dass einige Schüler in einer solchen Woche<br />

einen großen musikalischen Fortschritt machen.<br />

Gleichzeitig beobachten die Jungmusikanten<br />

die Gleichaltrigen und vergleichen<br />

sich mit ihnen: Wie gut können die spielen?<br />

Hat der den schöneren Ton als ich? Können<br />

sie weiter hinauf spielen als ich? Solche<br />

Vergleiche können einen enormen Motivationsschub<br />

bringen und den Schüler zu<br />

seinen eigenen Höchstleistungen antreiben.<br />

Außerdem kann man beobachten, dass ein<br />

Gleichaltriger oft eine stärkere Vorbildfunktion<br />

haben kann als ein Erwachsener oder<br />

Im Sitzen ...<br />

Lehrer. Eine Jungbläserwoche des VSM ist<br />

besonders begehrt: Die Jungbläserwoche A<br />

bietet die Möglichkeit, am Ende der Woche<br />

die Prüfung zur Erlangung des Bronze-Abzeichens<br />

abzulegen. Aufgrund der großen<br />

Nachfrage findet diese Woche nun an zwei<br />

Orten zeitgleich statt. So können jetzt auch<br />

mehr als vier Teilnehmer pro Kapelle aufgenommen<br />

werden. Bei der Jungbläserwoche<br />

B, also der Woche mit Bronze-Abzeichen,<br />

kann neben Ensemble- und Orchesterspiel<br />

das Angebot von Klavierkorrepetition genutzt<br />

werden. Dies ist eine einmalige Gelegenheit,<br />

Sololiteratur kennenzulernen und<br />

dabei von einem Klavier begleitet zu werden.<br />

In manchen Musikschulen gibt es<br />

Jungbläserwochen 2014<br />

...Stehen und beim<br />

Marschieren -<br />

Gemeinsames Musizieren<br />

mit Gleichgesinnten<br />

macht einfach Freude.<br />

zwar auch dieses Angebot, jedoch stehen<br />

dafür nur wenige Stunden zur Verfügung,<br />

und nur vereinzelte Schüler kommen in den<br />

Genuss der Korrepetition. Beim Solo-Spiel<br />

kann sich kein Schüler hinter den anderen<br />

Stimmkollegen verstecken, er ist allein verantwortlich<br />

für das Gelingen des Stückes.<br />

Deshalb sollte jeder Jungmusikant einmal<br />

die Chance haben, sich auf diesem Wege<br />

weiterzuentwickeln. Den Schwerpunkt der<br />

Jungbläserwoche C hingegen bildet das Ensemblespiel<br />

und das Jugendblasorchester,<br />

das von einem Dirigenten die ganze Woche<br />

über geleitet wird. Für diesen Kurs sollten<br />

die Jungmusikanten Silberniveau haben,<br />

müssen also nicht unbedingt im Besitz des<br />

Silber-Abzeichens sein. Diese Jungbläserwoche<br />

wird als Vorstufe zum Südtiroler Jugendblasorchester<br />

(SJBO) gesehen. Nicht<br />

vergessen werden darf bei allen Jungbläserwochen<br />

die Musik in Bewegung. Immer<br />

wieder erlebt man, wie sich Jugendliche<br />

für das Marschieren und für einfache<br />

Showelemente begeistern lassen. Nicht alle<br />

haben bei der Heimatkapelle die Möglichkeit,<br />

eine kurze Choreografie zu präsentieren<br />

– so wird bei den Jungbläserwochen auch<br />

diesem Bereich Raum gegeben. Aber eines<br />

darf an dieser Stelle nicht vergessen werden:<br />

das Kennenlernen, der Spaß und die<br />

Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten.<br />

Eine solche Woche vergessen viele ihr ganzes<br />

Leben lang nicht mehr! Auch die vielen<br />

Kontakte, die geknüpft wurden, halten<br />

oft über Jahrzehnte. Deshalb ist es beunruhigend,<br />

dass die Teilnehmeranzahlen der<br />

Jungbläserwochen B und C in den vergangenen<br />

Jahren gesunken sind. Wäre doch<br />

schade, wenn es diese Wochen nicht mehr<br />

geben würde, oder?<br />

Sonya Profanter<br />

Jungbläserwoche A<br />

19.-26.Juli 2014 in Brixen und Nals (Vorbereitung auf das Bronze Abzeichen)<br />

Jungbläserwoche B (mit Bronze-Abzeichen) 05.-12.Juli 2014 in Brixen<br />

Jungbläserwoche C (mit Silberniveau) 12.-19.Juli 2014 in Dietenheim<br />

14<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

668 Mal erfolgreich<br />

Prüfung für das Jungmusiker-Leistungsabzeichen mit neuer Literatur<br />

Diese Musikantinnen und Musikanten erspielten sich heuer im Juni das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold – mit<br />

Verbandsjugendleiter-Stellvertreterin Sonya Profanter (links) und VSM-Obmann Pepi Fauster (rechts)<br />

Die Jungmusiker Leistungsabzeichen<br />

stellen seit ihrer Einführung im Jahr 1971<br />

nach wie vor einen der wichtigen Bereiche<br />

in der Jugendförderung im Verband Südtiroler<br />

Musikkapellen dar.<br />

Weil die Anforderungen jedoch ständig<br />

im Steigen sind, muss auch die Prüfungsliteratur<br />

von Zeit zu Zeit angepasst<br />

werden. Gemeinsam mit den Fachgruppen<br />

der MusiklehrerInnen aus den Musikschulen<br />

wurden die Literaturlisten im<br />

vergangenen Jahr überarbeitet und für<br />

die Prüfungssaison <strong>2013</strong> zum Teil neu<br />

eingeführt. Sie beinhaltet nicht nur die<br />

Prüfungsliteratur, sondern sie hat ihren<br />

festen Platz im Unterricht und trägt so wesentlich<br />

zum Bildungskonzept der MusiklehrerInnen<br />

bei. An dieser Stelle möchte<br />

ich mich bei allen bedanken, die bei der<br />

Auswahl der Literatur mitgearbeitet haben.<br />

Diese begleitet die Schüler durch<br />

alle drei Leistungsstufen und führt sie so<br />

von den ersten Schritten bis hin zur solistischen<br />

Reife.<br />

Die Prüfungen wurden wie in den vergangenen<br />

Jahren im Laufe des Schuljahres<br />

jeweils im März und Juni in Bruneck,<br />

Brixen, Eppan, Lana, Schlanders und<br />

Auer abgenommen. Heuer gab es zudem<br />

die Möglichkeit, gleich bei zwei Jungblä-<br />

serwochen die Prüfungen in Bronze abzulegen.<br />

Insgesamt wurde 495 Mal das<br />

Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze,<br />

151 Mal in Silber und 22 Mal in Gold verliehen.<br />

Dazu möchte ich an dieser Stelle<br />

allen zu ihrem Leistungsabzeichen herzlich<br />

gratulieren.<br />

Meinhard Windisch<br />

Verbandsjugendleiter<br />

Prüfungstermine 2014<br />

Termin Stufe Ort/e<br />

Sa, 29. März 2014<br />

Sa, 29. März 2014<br />

Mo, 02. Juni 2014<br />

Sa, 07. Juni 2014<br />

19.-26. Juli 2014<br />

Bronze - Silber<br />

Bronze - Silber - Gold<br />

Bronze - Silber<br />

Gold<br />

Bronze<br />

Vorspielen für das Jungmusiker-<br />

Leistungsabzeichen in Bruneck <strong>2013</strong><br />

Musikschule Bruneck<br />

Musikschule Auer<br />

Musikschulen Schlanders,<br />

Lana, Eppan, Bruneck, Brixen<br />

Musikschule Auer<br />

Jungbläserwoche<br />

Nals Lichtenburg<br />

Brixen Vinzentinum<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 15


Aus Verband und Bezirken<br />

Achte Auflage der<br />

Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />

Verleihung der Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze und Silber<br />

Die jungen Musikantinnen und Musikanten der heurigen Bezirksjungbläsertage mit den Kursleitern Andreas Pramstraller (links)<br />

und Georg Kirchler (rechts) beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz<br />

Anfang August fanden in den Räumen der<br />

Mittelschule „Karl Meusburger“ die achten<br />

Jungbläsertage des Bezirks Bruneck im Verband<br />

Südtiroler Musikkapellen (VSM) statt.<br />

Beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz<br />

wurden die Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />

in Bronze und Silber von<br />

den Prüfungen im Juni überreicht.<br />

2006 wurde im Bezirk die Idee geboren,<br />

die Jungmusikanten aus den ersten<br />

beiden Musikschuljahren im Sommer zu<br />

einer Kurswoche einzuladen: Man will sie<br />

aus dem stillen Kämmerlein und dem einsamen<br />

Übungszimmer herausholen, damit<br />

sie gemeinsam mit Gleichaltrigen musizieren<br />

und sich auf das Leben in der<br />

großen Kapelle vorbereiten können. Obwohl<br />

heute, nach acht Jahren, vielerorts<br />

bereits eigene Jugendkapellen diese Auf-<br />

gabe übernommen haben, erfreut sich die<br />

Kurswoche immer noch großer Beliebtheit,<br />

erklärt Bezirksobmann Johann Hilber. Bei<br />

den ersten Bezirksjugendbläsertagen waren<br />

es noch 80 Teilnehmer, heuer hatte<br />

das 15-köpfige Lehrerteam mit dem Kursleiter<br />

und Bezirkskapellmeister Andreas<br />

Pramstraller und dessen Stellvertreter<br />

Georg Kirchler 129 junge Musikantinnen<br />

und Musikanten zu betreuen. Bezirksobmann<br />

Johann Hilber dankte den Verantwortlichen<br />

auf Bezirks- und Landesebene,<br />

den Musiklehrern, der Stadtverwaltung,<br />

der Mittelschule Meusburger und der<br />

Raiffeisenkasse Bruneck für die Mitarbeit<br />

und Unterstützung, ohne die diese Bläsertage<br />

nicht möglich wären.<br />

Im Sternmarsch traten die jungen Musikanten<br />

unter der Stabführung von Hansjörg<br />

Algrang und Harald Weber zum Abschlusskonzert<br />

auf und heizten dem zahlreichen<br />

Publikum bei herrlichem Sommerwetter<br />

und fast tropischen Temperaturen noch<br />

zusätzlich musikalisch ein. In einzelnen<br />

Ensembles und im gesamten Orchester<br />

präsentierten sie, was sie in den sechs<br />

intensiven Kurstagen erarbeitet hatten.<br />

Hannes Zingerle freute sich über diesen<br />

musikalischen Rahmen als feierliche<br />

Kulisse für die Verleihung der Jungmusikerleistungsabzeichen.<br />

Zusammen mit<br />

seiner Stellvertreterin Stefanie Watschinger<br />

und VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster<br />

überreichte er die Bronze- und Silberabzeichen.<br />

Mit großem Applaus gratulierte<br />

das Publikum zu den musikalischen Leistungen.<br />

Stephan Niederegger<br />

16<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Blasmusikjugend musiziert in Telfes<br />

28. Jungbläsertage des VSM - Bezirks Sterzing ein voller Erfolg<br />

Nicht weniger als 48 begeisterte Jungmusikanten<br />

musizierten vom 26. bis 31.<br />

August <strong>2013</strong> gemeinsam bei den 28. Bezirksjungbläsertage<br />

des VSM Sterzing in<br />

Telfes und verbrachten gleichzeitig auch<br />

eine vergnügliche Woche.<br />

Von Montag bis Samstag studierten<br />

die Jugendlichen gemeinsam mit dem<br />

10-köpfigen Lehrerteam mehrere Ensemblestücke<br />

in Kleingruppen und fünf anspruchsvolle<br />

Stücke für das Schülerblasorchester<br />

ein. Am Samstag präsentierten<br />

die Jungmusikanten ihr Können beim Abschlusskonzert,<br />

bei dem sie die zahlreich<br />

anwesenden Zuhörer mit kräftigem Applaus<br />

belohnten. Erstmals dirigierte auch<br />

ein Schüler eines der Gesamtorchesterstücke.<br />

Neben den Probeneinheiten hatten<br />

die Leiter dieser Woche, Bezirksjugendleiter<br />

Klaus Keim und Betreuerin<br />

Musikalische Hochstimmung herrschte bei den 28. Jungbläsertagen in Telfes.<br />

Tamara Rieder, verschiedene Freizeitaktivitäten<br />

eingeplant, einen Spieleabend,<br />

ein Maumau-Turnier ebenso wie die begehrten<br />

Filmabende und eine Party. Alle<br />

Beteiligten, Organisatoren, Lehrer und<br />

Jungmusikanten, zeigten sich nach der<br />

gelungenen Woche vollauf zufrieden.<br />

Sandro Santinato<br />

Zum vierzehnten Mal hat das Gebiet Regglberg<br />

im Bezirk Bozen des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) Jungbläsertage<br />

am Jochgrimm für die Musikschüler der Musikkapellen<br />

Aldein, Deutschnofen, Eggen,<br />

Gummer, Karneid, Petersberg, Steinegg und<br />

Welschnofen organisiert. Eine Woche lang<br />

haben 28 Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />

mit dem Betreuerteam musiziert und<br />

unterhaltsame Ferientage inmitten der malerischen<br />

Bergkulisse zwischen Schwarzhorn<br />

und Weißhorn erlebt.<br />

Die Klarinettisten wurden von Greta Egger<br />

unterrichtet, die Querflöten von Magdalena<br />

Zathammer. Manfred Sinn betreute<br />

das Saxophonregister, Elias Trocker (Horn),<br />

Michael Erschbamer (Flügelhorn und Trompete),<br />

Thomas Mahlknecht und Martin<br />

Psaier (Tenorhorn und Posaunen) musizierten<br />

mit den Blechbläsern. Die Schlagzeuger<br />

übten fleißig mit Martin Malfertheiner.<br />

Erstmals war auch die Oboe besetzt, die<br />

Cornelia Messner begleitete. Neben dem intensiven<br />

Musikunterricht und den Teil- und<br />

Gesamtproben sollte aber auch der Spaß<br />

nicht zu kurz kommen: Für die Spiele und<br />

die Betreuung sorgten Florian Stürz aus Aldein,<br />

Hannes Larcher aus Karneid und Karin<br />

Köhl aus Petersberg. Stabführer Thomas<br />

Jungbläsertage des Gebiets<br />

Regglberg im VSM-Bezirk Bozen<br />

Mit dem Musikantengruß<br />

verabschiedeten<br />

sich die 28<br />

Teilnehmer der heurigen<br />

Jungbläsertage<br />

am Jochgrimm beim<br />

Abschlusskonzert in<br />

Welschnofen.<br />

Hofer leitete die Marschierproben, um den<br />

Jungmusikanten die Grundlagen der Musik<br />

in Bewegung beizubringen.<br />

Eine Wanderung zur Gurndin Alm bot<br />

zudem die notwendige Abwechslung vom<br />

Probenalltag. Michael Erschbamer aus Eggen<br />

hat zum ersten Mal die musikalische<br />

Leitung dieser Jungbläsertage übernommen<br />

und dirigierte auch das Kursorchester<br />

beim Abschlusskonzert in Welschnofen.<br />

Dabei gaben die jungen Musikantinnen<br />

und Musikanten dem begeisterten Publikum<br />

einen kleinen Einblick in das Repertoire,<br />

das sie in dieser Woche gemeinsam<br />

erarbeitet hatten.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 17


Blasmusik International<br />

Die Innsbrucker Hofburg<br />

hat gerufen<br />

Vier Musikkappellen und ein Frauenchor aus Südtirol begeisterten das Publikum<br />

Kpm. Martin Knoll und die Bürgerkapelle Lana waren schon mehrmals zu Gast in der<br />

Innsbrucker Hofburg.<br />

Mit dem standesgemäßen Aufmarsch zum Goldenen Dachl hat die MK Peter Mayr<br />

Pfeffersberg ihren Auftritt bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten eröffnet.<br />

Vom 3. bis 28. Juli wurde im Innenhof<br />

der Innsbrucker Hofburg wiederum zu den<br />

Innsbrucker Promenadenkonzerten geladen.<br />

Dabei hat das Publikum einmal mehr eine<br />

wahrlich musikalische Achterbahn von der<br />

Volksmusik bis zur modernen Blasmusik erlebt.<br />

Nun ist auch diese 19. Auflage der renommierten<br />

Konzertreihe bereits Geschichte<br />

- eine Geschichte der Bläsermusik auf höchstem<br />

Niveau, die auch heuer Musikkapellen<br />

aus Südtirol mitgeschrieben haben.<br />

Die Bürgerkapelle Lana unter der Leitung<br />

von Kapellmeister Martin Knoll hat<br />

dazu mit ihrem Matineekonzert am 7.<br />

Juli den Auftakt gemacht. Die Musikkapelle<br />

Peter Mayr Pfeffersberg (Kpm. Josef<br />

Feichter) hat am 23. Juli ein vielbeachtetes<br />

Konzert gespielt. Die Musikkapelle<br />

Naturns (Kpm. Dietmar Rainer) hatte die<br />

ehrenvolle Aufgabe, mit ihrem Abendkonzert<br />

am 28. Juli den Reigen der 33 Orchester<br />

abzuschließen. Einen besonderen<br />

Höhepunkt – nicht nur aus der Sicht des<br />

Südtiroler Zuhörers – war wohl der Auftritt<br />

der Musikkapelle Abtei am 22. Juli. Es sei<br />

immer schon sein Wunsch gewesen, bei<br />

den Innsbrucker Promenadenkonzerten<br />

zu spielen, freute sich Kapellmeister Fridl<br />

Pescoller. Er gestaltete das Konzertprogramm<br />

als „anthropologischen Montag“,<br />

bei dem die Besonderheit der ladinischen<br />

Volkskultur und der Dolomitenladiner in<br />

den Mittelpunkt gestellt und präsentiert<br />

wurde. Gemeinsam mit der Gesangssolistin<br />

Cristina Pitscheider und dem Frauenchor<br />

„Kerygma“ unter der Leitung von<br />

Agnes Irsara wurde der Abend zu einer<br />

unterhaltsamen kulturellen und musikalischen<br />

Lehrstunde, untermalt mit wunderbaren<br />

Bildern der Naturfotografen Alfred<br />

Erardi und Helmuth Elzenbaumer<br />

und begleitet von aufschlussreichen und<br />

humorvollen Informationen des Moderators<br />

Heinz Canins. Der Auftritt des Frauenchors<br />

war dabei zudem eine zweifache<br />

Premiere, denn im Rahmen der Innsbrucker<br />

Promenadenkonzerte ist erstmals ein<br />

18<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Chor aufgetreten und die Frauen haben<br />

sich zum ersten Mal in ihrer neuen Chortracht<br />

präsentiert.<br />

Auch nach 19 Jahren zeigt die Konzertreihe<br />

keinerlei Ermüdungserscheinungen<br />

– im Gegenteil, sie überrascht den<br />

treuen Zuhörer immer wieder mit Neuem.<br />

Der Erfolg gibt dem künstlerischen Leiter<br />

Alois Schöpf recht, denn 50.000 Zuhörer,<br />

350 Werke aus allen Epochen der<br />

Musikgeschichte, die Liste der musikalischen<br />

Stammgäste und der immer größer<br />

werdende Kreis an neuen Gastorchestern<br />

sprechen für sich.<br />

Hans Eibl, der ehemalige Nordtiroler<br />

Landeskapellmeister und Kapellmeister<br />

der Militärmusik Tirol, ist ein fleißiger Besucher<br />

der Konzerte und er bringt es auf<br />

den Punkt: „Die Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />

präsentieren ein fantastisches<br />

Programm, bei dem man als Zuhörer so<br />

vieles lernen kann – Positives wie Negatives!“<br />

Daher darf man sich bereits jetzt auf<br />

die Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr<br />

freuen, denn jeder, der einmal da war, ist<br />

fasziniert vom fantastischen Klang im Innenhof<br />

der Hofburg. „Schon bei meinem<br />

ersten Besuch war ich überrascht, wie toll<br />

es hier klingt“, bestätigte auch Gert Bui-<br />

„Das Innsbrucker Festival ist trotz des<br />

Anspruchs höchsten musikalischen<br />

Niveaus keine akademische<br />

Veranstaltung für Fachleute und<br />

Hardcore-Blasmusikfans, sondern<br />

will die Seele und das Empfinden<br />

eines breit gefächerten Publikums<br />

ansprechen. “<br />

<br />

(Alois Schöpf)<br />

Der Frauenchor Kerygma unter der<br />

Leitung von Agnes Irsara hat beim<br />

Konzert in Innsbruck erstmals die neue<br />

Frauentracht getragen.<br />

tenhuis, der ehemalige Dirigent der Königlichen<br />

Marinekapelle der Niederlande. Er<br />

war heuer zum ersten Mal mit seinem Orchester<br />

„OBK Zeist“ in Innsbruck zu Gast<br />

Bilder der Naturfotografen Alfred Erardi<br />

und Helmuth Elzenbaumer haben das<br />

unterhaltsame Konzert der MK Abtei<br />

untermalt.<br />

und hat gezeigt, wie faszinierend zeitgenössische<br />

Musik ist und wie man mit so<br />

toller Musik das Publikum begeistern kann.<br />

Stephan Niederegger<br />

Ein Bild, das bald Geschichte sein wird,<br />

denn am 28. September wird Gert<br />

Buitenhuis zum letzten Mal die OBK<br />

Zeist dirigieren.<br />

Die MK Naturns gab das Schlusskonzert der heurigen Promenadenkonzerte.<br />

Der Klang im Innenhof der Innsbrucker<br />

Hofburg fasziniert jeden, der einmal dort war.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 19


Blasmusik International<br />

17. „World Music Contest“<br />

in Kerkrade<br />

Blasmusik-Festival der Superlative<br />

Die Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus Eijsden unter der Leitung von Jan Cober ging als Siegerin aus dem diesjährigen<br />

WMC in Kerkrade hervor.<br />

Kaum ein Blasmusik-Festival hat so viele<br />

Superlative wie der „World Music Contest“<br />

(WMC) auf sich vereint: „Olympiade“ und<br />

„inoffizielle Weltmeisterschaft“ sind nur<br />

zwei von ihnen.<br />

Was 1951 in der 50 000 Einwohner<br />

zählenden Stadt Kerkrade im Süden der<br />

Niederlande als internationaler Wettbewerb<br />

begann, ist heute ein unvergleichbares<br />

Großereignis, zu dem sich alle vier<br />

Jahre im Juli Musiker aus aller Welt hingezogen<br />

fühlen.<br />

Im Mittelpunkt stehen an den vier Wochenenden<br />

die Wettbewerbe in der Konzertmusik<br />

in der Rodahalle und im Theater<br />

sowie die Marsch- und Showwettbewerbe<br />

im Stadion des niederländischen Erstligisten<br />

Roda Kerkrade. Südtiroler Musikkapellen,<br />

die je nach eigenem Schwerpunkt<br />

in beiden Sparten gute Chancen<br />

für vordere Plätze haben, gehörten bisher<br />

kaum zu den Gästen des WMC, im Gegensatz<br />

zu Trentiner Kapellen wie Mezzocorona<br />

und Rovereto, die sich heuer recht<br />

gut behaupteten. Kapellen der Leistungsstufe<br />

D sollten in der 2. Division der Konzertwertungsspiele<br />

im Theater durchaus<br />

mithalten können.<br />

In der höchsten Division, der sogenannten<br />

„Konzertabteilung“, war ein Programm<br />

von 45 bis 60 Minuten reiner Musik vorzutragen,<br />

wozu auch das Pflichtstück „Sinfonia<br />

Resurrectionis“ von Vaclav Nelhybel<br />

gehörte. Sieger wurde wie schon 2009 die<br />

Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus<br />

Eijsden, südwestlich von Maastricht, unter<br />

Leitung von Jan Cober. Ihr Selbstwahlprogramm<br />

bestand aus der Komposition<br />

„Bachseits“ des deutschen Johannes Stert<br />

und aus Auszügen des „Petruschka“-Balletts<br />

von Igor Strawinsky. Sicher sind in der<br />

„Konzertabteilung“ die Grenzen zwischen<br />

Amateur- und Berufsmusik fließend, aber<br />

„Sainte Cécile“ ist trotzdem ein „normaler“<br />

Ortsverein geblieben, der z.B. auch<br />

regelmäßig die Fronleichnamsprozession<br />

begleitet. Etwa ein Viertel der 120 Orchestermitglieder<br />

auf der Bühne waren Berufsmusiker,<br />

die allerdings durchweg ihre<br />

Wurzeln im Verein haben und bei großen<br />

Anlässen immer wieder mitspielen. Berühmtestes<br />

Beispiel: Es-Klarinettist Arno<br />

Piters, heute Soloklarinettist im Concertgebouw-Orchester<br />

Amsterdam.<br />

Zahlreiche Videos der Show-Vorführungen<br />

in Stadion und auch von einigen<br />

Konzerten aus der Rodahalle sind bei<br />

YouTube zu finden. Weitere Infos unter<br />

www.wmc.nl<br />

Joachim Buch<br />

20<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Von Funk über Rock bis zum<br />

Balkan und Partymusik<br />

Eine junge Formation mit dem ungewöhnlichen Namen „Tante Frieda“ auf Erfolgskurs<br />

Eine Frau und sechs Männer mischen als „Tante Frieda“ die Musikszene ordentlich auf – Bisheriger Höhepunkt war der Auftritt<br />

als Vorband von „LaBrassBanda“ in Meersburg und Freiburg.<br />

Im Winter 2010 haben sich sechs junge<br />

Musiker und eine Sängerin zum Ensemble<br />

„Tante Frieda“ zusammengefunden und<br />

wollen mit neuen Klängen die Szene aufmischen.<br />

Das junge Ensemble aus Südtirol<br />

begeisterte vor kurzem als Vorband der renommierten<br />

„LaBrassBanda“ in Meersburg<br />

und Freiburg.<br />

Christian Baur (Saxofon), Wilfried Prader<br />

(Trompete), Peter Steiner (Posaune), Wolfgang<br />

Rabensteiner (Tuba), Luis Zöschg (Gitarre),<br />

Thomas Winkler (Schlagzeug) und<br />

die Sängerin Evi Mair sind sieben junge<br />

Musiker aus Südtirol mit bereits internationaler<br />

Erfahrung. Irgendwie kamen sie<br />

vor rund zwei Jahren auf die Idee, sich<br />

zusammen zu tun und ganz unkonventionell<br />

die Szene aufzumischen. Seither<br />

präsentiert sich „Tante Frieda“ mit ihrer<br />

neuartigen und schwungvollen Musik<br />

und kann keiner Stilrichtung zugeordnet<br />

werden. Sie haben einen eigenen Stil und<br />

Klang entwickelt, von Funk über Rock bis<br />

zum Balkan und der Partymusik. Eigene<br />

Lieder (Thomas Mahlknecht) und eigene<br />

Texte (Harald Wieser) und eine bis heute<br />

noch nicht existierenden Klangwolke machen<br />

„Tante Frieda“ zu etwas Besonderem.<br />

Jeder Auftritt ist nicht einfach ein<br />

Konzert, sondern eine Show, in die das<br />

Publikum eintaucht. Der Name habe eigentlich<br />

keine genaue Bedeutung, sagt<br />

Peter Steiner. Auf der Suche nach einem<br />

Namen wollten sie weg vom klassischen<br />

„Blech“ oder „Brass“. Bei „Tante Frieda“<br />

spitze jeder die Ohren und frage sich, was<br />

das denn sei. Und so merke man ihn sich<br />

besser: „Das ist doch Sinn und Zweck<br />

eines Namens, oder?“<br />

Neben mehreren Auftritten in Südtirol<br />

war die Einladung zu zwei Konzerten der<br />

renommierten Bläserformation „LaBrass-<br />

Banda“ der Höhepunkt der jungen Erfolgsgeschichte.<br />

„LaBrassBanda“ ist mit bayerischen<br />

Klängen - vermischt mit Reggae,<br />

Brass und Punk – seit 2007 erfolgreich.<br />

500 Bands haben sich als Vorband zu ihren<br />

Auftritten in Meersburg und Freiburg<br />

beworben und „Tante Frieda“ hat letztendlich<br />

überzeugt und diese beiden Chancen<br />

bekommen. Es sei zwar ziemlich gewagt,<br />

zu ihrem erst dritten Auftritt gleich<br />

vor 5000 Menschen aufzuspielen, gesteht<br />

Peter Steiner rückblickend ein. Sie durften<br />

jeweils 45 Minuten vor der Band auftreten<br />

und hatten einen großen Erfolg: „Vorband<br />

hin oder her, die Fans haben es genossen<br />

und von der Stimmung bei uns und bei La-<br />

BrassBanda war kaum ein Unterschied.“<br />

Nun sind bereits große wichtige Ereignisse<br />

für das nächste Jahr geplant<br />

und die begeisterten Musiker hoffen jetzt<br />

auch, den Durchbruch in unserem Land<br />

zu schaffen. Mit ihrer Demo-CD „Just for<br />

Spaß“ auf der Hompage (www.tantefrieda.<br />

it) kann man sich vorab ein „Bild“ von der<br />

Musik machen und sehen: Tante Frieda<br />

ist auf dem Weg!<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 21


Blasmusik International<br />

Ein Museum für die Blasmusik<br />

Das Dokumentationszentrum des Österreichischen Blasmusikverbandes und die<br />

Geschichte der Blasmusik in Oberwölz vereint<br />

Die überdimensionale Nachbildung einer<br />

Klarinette weist den Weg: Österreichisches<br />

Blasmusikmuseum Oberwölz steht darunter<br />

geschrieben. Der Pfeil weist mitten ins<br />

Zentrum der steirischen Gemeinde, in der<br />

sich nicht nur eine Schau zur Geschichte<br />

der Blasmusik bis ins 19. Jahrhundert befindet,<br />

sondern wo auch das Dokumentationszentrum<br />

des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />

ein Zuhause gefunden hat.<br />

Museum und<br />

Dokumentationszentrum<br />

Warum gerade Oberwölz? „Zum einen,<br />

weil das Museum eine gesamtösterreichische<br />

Geschichte der Blasmusik zeigt,<br />

zum anderen hat es sich einfach aus persönlichen<br />

Kontakten ergeben“, sagt Friedrich<br />

Anzenberger, einer der Initiatoren und<br />

wissenschaftlicher Leiter des Archivs. „Während<br />

die Geschichte der Landesverbände<br />

gut in ihren eigenen Archiven dokumentiert<br />

ist, fehlte solch eine Sammlung für den<br />

Bundesverband.“ 2008 kam der ÖBV mit<br />

der Gemeinde Oberwölz überein, dem Blasmusikmuseum<br />

das Dokumentationszentrum<br />

anzuschließen.“ Die Gemeinde stellte dem<br />

Blasmusikverband einen Archiv- und Präsentationsraum<br />

zur Verfügung, was Anzenberger<br />

als „Win-Win-Situation“ bezeichnet:<br />

Das Museum profitiert von jährlich wechselnden<br />

Ausstellungen, der Blasmusikver-<br />

band kann hingegen die Räumlichkeiten<br />

kostenlos nutzen. In diesem Jahr gibt es<br />

drei Schwerpunkte: 60 Jahre Fachzeitschrift<br />

„Österreichische Blasmusik“, 100. Geburtstag<br />

des Blasmusikkomponisten Ignaz Neusser<br />

und fünf Jahre ÖBV-Dokumentationszentrum<br />

in Oberwölz.<br />

Zum Wachstum beitragen<br />

Über zehntausend Dokumente, Korrespondenzen,<br />

Zeitschriften, Fotos, Protokolle<br />

und Richtlinien finden sich in dem Archiv,<br />

auch ganze Nachlässe, wie jener des Komponisten<br />

Ignaz Neusser oder die Gabe eines<br />

Musikvereins sowie ein Dachbodenfund, den<br />

ein Musikschulleiter in Kisten aufgefunden<br />

und dankenswerterweise dem Dokumentationszentrum<br />

übergeben hat. Die Dokumente<br />

stammen von verschiedenen Seiten:<br />

von Privaten, Funktionären, aber auch von<br />

Blasmusikkapellen und Verbänden. Teilweise<br />

sind es Originale, teilweise werden sie von<br />

ihren Besitzern leihweise hergegeben und<br />

abfotografiert oder eingescannt. Und so ist<br />

das Archiv weiterhin im Wachsen begriffen.<br />

„Wenn Sie etwas Interessantes für unser Archiv<br />

besitzen, würden wir uns über Kontaktaufnahme<br />

freuen. Sie würden damit einen<br />

wichtigen Beitrag zu unserer Sammlung leisten“,<br />

appelliert Friedrich Anzenberger an<br />

alle, die sich mit der Blasmusik-Tradition<br />

verbunden fühlen.<br />

Forschungszentrum und Benutzung<br />

Die Dokumente selbst sind nicht öffentlich<br />

zugänglich wie in einer Bibliothek, da<br />

einerseits die Aufarbeitung immer noch im<br />

Gange ist, andererseits aber auch die notwendigen<br />

Ressourcen – personell und platztechnisch<br />

– nicht vorhanden sind. „Wenn<br />

jemand eine konkrete Anfrage an uns stellt,<br />

dann unterstützen wir ihn natürlich gerne.<br />

Wir haben schon bei Seminararbeiten und<br />

Diplomarbeiten geholfen“, sagt Anzenberger,<br />

der sich gemeinsam mit seiner Frau,<br />

der Musikwissenschaftlerin Elisabeth Anzenberger-Ramminger,<br />

Stück für Stück<br />

durch die Dokumente arbeitet und dabei<br />

auch neue Erkenntnisse für die Blasmusikforschung<br />

gewinnt, die in eine monatliche<br />

Online-Publikation einfließen (http://www.<br />

blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/online-fachzeitschrift-blasmusikforschung/).<br />

Noch lange nicht alles ist gesichtet, und<br />

so findet sich sicher auch noch die eine<br />

oder andere Überraschung. Erst kürzlich<br />

erlebte Friedrich Anzenberger eine solche.<br />

Ein privater Sammler nahm Kontakt zu ihm<br />

auf und bot ihm eine Sachspende an: einen<br />

Tambourstab aus der Donaumonarchie, ein<br />

seltenes Stück, das einen ganz speziellen<br />

Platz in der Sammlung des Dokumentationszentrums<br />

finden wird.<br />

Dokumentationszentrum Oberwölz<br />

Auch der Salzburger Blasmusikverband feiert<br />

in diesem Jahr sein 60-Jahr-Jubiläum und wird<br />

entsprechend präsentiert. Im Bild der Salzburger<br />

Landesobmann Matthäus Rieger mit Gattin und<br />

der wissenschaftliche Leiter Friedrich Anzenberger<br />

5 JAHRE DOKUMENTATIONSZENTRUM<br />

DES ÖSTERREICHISCHEN BLASMUSIKVERBANDES IN OBERWÖLZ<br />

Die Geschichte des Dokumentationszentrums<br />

ist in der Broschüre „5 Jahre Dokumentationszentrum“<br />

online nachzulesen:<br />

http://www.blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/oebv-dokumentationszentrum-broschuere/<br />

Österreichisches Blasmusikmuseum Oberwölz<br />

Stadt 15, A-8832 Oberwölz<br />

Tel. +43 3581 7366<br />

www.oberwoelz.istsuper.at<br />

Kontakt und Anfragen:<br />

Dr. Friedrich Anzenberger<br />

Weinheberplatz 1, A-3062 Kirchstetten<br />

Tel. +43 664 4458877, Fax +43 820 220264511<br />

friedrich.anzenberger@blasmusik.at<br />

www.oebv-dokumentationszentrum.at<br />

22<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Kritisch hingehöert<br />

Blasmusik<br />

„Wenn Tuben<br />

Lampenschirme tragen“<br />

Das Südtiroler Jugendblasorchester unter der Leitung von Peter Vierneisel –<br />

Uraufführung der „Sinfonie der Lieder“ von Johan des Meij<br />

„Leben, Leben!“ ist der freudestrahlende Ausruf zum Finale der Sinfonie <strong>Nr</strong>.4 von Johan de Meij<br />

Unter dem Titel „Ich bin der Welt abhanden<br />

gekommen?“ präsentierte das Südtiroler<br />

Jugendblasorchester SJBO im neunten<br />

Jahr seines Bestehens eine Welturaufführung:<br />

die „Sinfonie der Lieder“ von Johan<br />

de Meij. Ursprünglich sollte es ein kürzerer<br />

Liederzyklus - ein „Buch der Lieder“ -<br />

in Anlehnung an Mahlers Kindertotenlieder<br />

werden. De Meij war aber so begeistert von<br />

der Idee, dass daraus schließlich eine große<br />

Sinfonie wurde, die er kurzerhand zu seiner<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 erklärte.<br />

Zum Konzertauftakt oblag dem jungen<br />

Cellisten Jakob Mitterer die Aufgabe, die<br />

ersten Töne des Konzerts zu spielen. Er<br />

leitete damit die Nachtmusik „Nocturnus“<br />

von Pavel Staněk ein, begleitet von Brunhild<br />

Gasser an der Harfe. Darauf ertönten mit<br />

flirrenden, Spannung erzeugenden Klängen<br />

der Schlagwerker die ersten Takte der<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 für Mezzosopran, Kinderchor<br />

und Blasorchester von Johan de Meij.<br />

Hierbei handelt es sich nicht um eine Transkription<br />

der bereits von Mahler vertonten<br />

Kindertotenlieder, sondern um eine Neuvertonung<br />

dreier anderer Gedichte Friedrich<br />

Rückerts, einer Ballade von Heinrich<br />

Heine und zweier Gedichte von Hugo von<br />

Hofmannsthal. Die Südtiroler Mezzosopranistin<br />

Christine Marsoner interpretierte<br />

wunderbar die Emotionen und Sprache<br />

der Gedichte. Wie von einer anderen Welt<br />

schien die Musik der Orchesterüberleitungen.<br />

Als am Beginn des vierten Satzes<br />

„Zwei Brüder“ (zwei Schlagzeuger) den<br />

Fechtkampf des Gedichtes umsetzten, war<br />

das Publikum vollends von den Klangeffekten<br />

in den Bann gezogen. Windmaschine<br />

und Blätterrauschen vervollständigten die<br />

sehr farbige, textausdeutende Komposition.<br />

Als das Lied des Harlekin verklungen war,<br />

schien Johan de Meij sichtlich erfreut, bedankte<br />

sich beim Kinderchor und schloss<br />

auf der Bühne die Solistin und den Maestro<br />

in die Arme.<br />

Nach der Pause erklang die Symphonie<br />

<strong>Nr</strong>. 3 „Die Tragische“ von James Barnes, in<br />

der er im Jahre 1994 den Unfalltod seiner<br />

Tochter Natalie verarbeitet. Dieses traumatische<br />

Erlebnis stellt eine Parallele zu Mahler<br />

dar. Während Letzterer sein ganzes Leben<br />

darunter litt, erzählt Barnes im letzten<br />

Satz seiner „Tragischen“ dem Publikum von<br />

Zuversicht und neuer Hoffnung. Im ersten<br />

Satz „Lento – Allegro“ allerdings erklingen<br />

Trauer und Chaos, die Zuhörer fühlen förmlich<br />

das Herzrasen des Trauernden und<br />

das Gefühl, dass einem der Boden unter<br />

den Füßen weggezogen wird. Im zweiten<br />

Satz „Scherzo“ (oder: Wenn Tuben Lampenschirme<br />

tragen) erklingen gedämpfte<br />

Klänge, sarkastische Bilder eines Gänseoder<br />

Entenmarsch entstehen vor dem inneren<br />

Auge. Im dritten Satz „Fantasia –<br />

Mest (for Natalie)“ erklingen zum Versinken<br />

schöne Melodien: Paarweise verschränkte<br />

Soli von Holzbläsern und besonders die<br />

Klangfarbe des Englischhorns verzaubern<br />

das Publikum. Im vierten Satz „Finale –<br />

Allegro giocoso“ kann das gesamte SJBO<br />

in den schnellen Passagen seine jugendliche<br />

Spritzigkeit zeigen. Ruhe tritt wieder<br />

ein, als die tiefen Stimmen das Zitat des Luther<br />

Chorals „Weil ich Jesu Schäflein bin“,<br />

der zur Beerdigung seiner Tochter gespielt<br />

wurde, einführen.<br />

Insgesamt gesehen können das SJBO<br />

und ihr künstlerischer Leiter Peter Vierneisel<br />

in Barnes Symphonie am besten zeigen,<br />

welch gut eingespieltes Team sie sind.<br />

Durch die Welturaufführung der „Sinfonie<br />

der Lieder“, einer ganz besonderen Herausforderung,<br />

die Gesang und einen Blasmusikkörper<br />

vereint, setzte sie ein Konzerthighlight,<br />

das weit über die Südtiroler<br />

Blasmusikszene hinausreicht.<br />

Verena Palfrader<br />

Christine Marsoner, Johan de Meij und<br />

Peter Vierneisel beim Premierenkonzert<br />

in Toblach (v. l.)<br />

„Wenn die Tuben Lampenschirme tragen“<br />

- das Südtiroler Jugendblasorchester<br />

SJBO bei seinem Auftritt bei den Gustav-<br />

Mahler-Musikwochen in Toblach<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 23


Kritisch hingehöert<br />

Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong><br />

Ein Konzertreigen in außergewöhnlicher Atmosphäre mit fünf Musikkapellen<br />

In der stimmungsvollen Atmosphäre des Hofgartens lud die Bürgerkapelle Brixen zum Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong>.<br />

Schon zum sechsten Mal hat heuer die<br />

Bürgerkapelle Brixen im August zu fünf besonderen<br />

Konzerten in den Herrengarten<br />

der Brixner Hofburg geladen. Das Gefühl,<br />

an den hochsommerlichen Abenden mitten<br />

in der Stadt, aber abseits vom großen<br />

Trubel zu sein, die gepflegten Beete mit<br />

Blumen, Sträuchern und Kräutern vor der<br />

Kulisse der ehemaligen fürstbischöflichen<br />

Residenz trugen zur außergewöhnlichen<br />

Atmosphäre bei. Schließlich wurde alles<br />

mit Fackeln noch in eine ansprechende<br />

Lichtstimmung getaucht, sodass die Aufmerksamkeit<br />

der Zuhörer ganz der Musik<br />

gewidmet sein konnte.<br />

Zum Auftakt musizierte die Bürgerkapelle<br />

Brixen selbst unter der Leitung von<br />

Hans Pircher. Schon beim Eröffnungsstück<br />

„Exultation“ von Philip Sparke spürte man,<br />

dass die Brixner Freude an der Sache hatten<br />

und mit beherztem musikalischen Zugriff<br />

ans Werk gingen, ohne Kompromisse<br />

an Klangkultur und Durchsichtigkeit ein-<br />

zugehen. Schostakowitschs pulsierende<br />

„Fest-Ouvertüre“ war in der ausgezeichneten<br />

Bearbeitung von Donald Hunsberger<br />

zu hören, wobei besonders die groß angelegten<br />

melodischen Linien überzeugten.<br />

Martin Psaier war der Solist in Nikolai<br />

Rimsky-Korsakoffs Konzert für Posaune<br />

und Blasorchester. Die originale Instrumentation<br />

ist reizvoll und erklang farbig,<br />

der Solopart mit den wechselnden Stimmungen<br />

und anspruchsvollen Kadenzen<br />

wurde stilsicher und mit gewinnender musikalischer<br />

Überzeugungskraft gespielt. Das<br />

Vorspiel zum ersten Akt von Verdis Oper<br />

„La traviata“ bildete ein einfühlsames Intermezzo,<br />

bevor der Marsch „Regimentskinder“<br />

von Julius Fucik in den zweiten<br />

Konzertteil überleitete.<br />

„Fiesta de la Vida – Ein Fest des Lebens“,<br />

wiederum von Philip Sparke, sprüht<br />

in seinem lateinamerikanischen Kolorit vor<br />

Vitalität und Freude, stellt aber auch nicht<br />

zuletzt wegen seiner rhythmisch subtilen<br />

Das Logo des Brixner<br />

Blasmusiksommers, der in seiner<br />

Bekanntheit immer weitere Kreise zieht<br />

Faktur beachtliche Herausforderung an die<br />

Musikanten. In der schönen hochsommerlichen<br />

Atmosphäre wirkte das Stück unmittelbar<br />

und begeisterte das Publikum. Anschließend<br />

strahlten die „Zwei böhmischen<br />

Tänze“ von Frantisek Manas wiederum<br />

sehr Vertrautes in abwechslungsreicher<br />

Musiksprache aus, bevor der Marsch „Mit<br />

festem Schritt“ von Jindrich Brejsek den<br />

Schlusspunkt setzte.<br />

24<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Das zweite Konzert der Reihe bestritt<br />

die Musikkapelle Oberbozen mit einer<br />

weiten Palette meist originaler Blasmusik.<br />

Dabei kamen Werke von Hermann Pallhuber<br />

(Europe’s Glory) bis Verdi (Triumpfmarsch<br />

aus „Aida“), von Bert Appermont<br />

(Choralia) bis Jan van der Roost (Arsenal)<br />

zur Aufführung. In „Fiskinatura“<br />

von Thiemo Kraas konnten die Oberbozner<br />

unter Kapellmeister Meinhard Windisch<br />

ihre musikalische Flexibilität unter<br />

Beweis stellen.<br />

Die Musikkapelle Kastelruth war beim<br />

nächsten Termin schon auf der Bühne,<br />

um Werke von Verdi und Wagner (Pilgerchor<br />

aus „Tannhäuser“), aber auch von<br />

Kapellmeister Matthäus Crepaz (Castelruptum)<br />

und Film- und Musicalmelodien<br />

zu spielen. Der Regen ließ dann leider die<br />

Aufführung ins Wasser fallen.<br />

Kapellmeister Robert Regensberger<br />

hatte mit der Bürgerkapelle Bruneck ein<br />

Programm einstudiert, das zunächst einen<br />

italienischen Schwerpunkt mit Verdi,<br />

Mascagni und Rossini setzte. Aber auch<br />

Camille Saint-Saens (Danse Bacchanale)<br />

und George Bizet (Solist war Markus<br />

Seiwald am Bariton) kamen überzeugend<br />

zur Aufführung, ebenso Märsche<br />

von Carl Teike und John Wichers (Mars<br />

der Medici), „Terra vulcanica“ von Otto<br />

Schwarz und „Pirates of the Caribbean“<br />

von Klaus Badelt.<br />

Den Schlusspunkt setzte die Musikkapelle<br />

Lüsen unter der Leitung von Christoph<br />

Zöschg, der mehrere Märsche mit<br />

originalen Blasmusikkompositionen abwechseln<br />

ließ. So waren der „76er Regimentsmarsch“<br />

(Anton Rosenkranz),<br />

„Attila“ (Julius Fucik), „Unter dem Sternenbanner“<br />

(John Ph. Sousa) und der<br />

„Kaiser Friedrich-Marsch“ (Carl Friedemann)<br />

in authentischer Darbietung zu<br />

hören, aber auch „Jupiter“ von Jan van<br />

der Roost, die hörenswerten „Three Celtic<br />

Dances“ von Brian Balmages, „Omisoka“<br />

von Itaru Sakai oder „Euregio“ von<br />

Kurt Gäble.<br />

Der Brixner Blasmusiksommer hat inzwischen<br />

viele Freunde gewonnen, die die<br />

schöne Stimmung, das Treffen mit interessierten<br />

Musik-Kollegen und die Programme<br />

schätzen, die eine gute Balance<br />

zwischen anspruchsvollerer und sommerlich<br />

leichter Musik wahren. Eine Bereicherung<br />

für die Blasmusikszene, der weitere<br />

erfolgreiche Auflagen zu wünschen sind.<br />

Martin Rastner<br />

Hommage an Giuseppe Verdi und<br />

Richard Wagner<br />

Musikkapelle Villnöß mit Musik von der<br />

Vorklassik bis zur Moderne<br />

Die Villnösser Musikantinnen und Musikanten präsentierten festliche Bläsermusik<br />

aus verschiedenen Epochen in der wundervollen Kulisse und klanglichen<br />

Atmosphäre der barocken Pfarrkirche zum hl. Petrus und Paulus in St. Peter Villnöß.<br />

Im Zweijahresrhythmus gestaltet die Villnösser<br />

Musikkapelle ein Bläserkonzert in<br />

der Pfarrkirche. Dieses stand heuer im Zeichen<br />

der beiden Jahresregenten Verdi und<br />

Wagner: Ensembles und Solisten aus den<br />

eigenen Reihen haben mit „Festlicher Bläsermusik“<br />

an Giuseppe Verdi und Richard<br />

Wagner erinnert, die beide vor 200 Jahren<br />

geboren wurden.<br />

Obwohl diese beiden Großmeister wohl<br />

unterschiedlicher nicht hätten sein können,<br />

erlebten die Zuhörer in der Symbiose<br />

ihrer Musik und in der wundervollen<br />

Kulisse und klanglichen Atmosphäre der<br />

barocken Kirche einen ganz besonderen<br />

Abend. Die Solisten Christian Psaier (Trompete),<br />

Bettina Deluegg (Flöte), Birgit Profanter<br />

(Fagott) und Christof Petriffer (Saxofon)<br />

- begleitet von Thomas Stadler an<br />

der Orgel - das Klarinettenquartett, das<br />

klassische Holzbläserquintett und das<br />

Hornsextett haben Werke aus verschiedenen<br />

Epochen präsentiert, von der Vorklassik<br />

(Christoph Willibald Gluck) bis zur<br />

Moderne (Alfred Reed). Das große Bläserensemble<br />

gestaltete dazu den mu-<br />

sikalischen Rahmen mit den Vorspielen<br />

zu den Opern „Ernani“ und „La Traviata“<br />

(Verdi) sowie dem Pilgerchor aus „Tannhäuser“<br />

und dem feierlichen Einzug ins<br />

Münster aus „Lohengrin“ (Wagner). Den<br />

Ausführenden ist es dabei gelungen, die<br />

Spannung über die langen musikalischen<br />

Bögen bis zum grandiosen Lohengrin-Finale<br />

zu halten. Mit anhaltendem Applaus<br />

bedankte sich das begeisterte Publikum<br />

bei Kapellmeister Toni Profanter und den<br />

Musikantinnen und Musikanten für diese<br />

musikalische Feierstunde. Die Musikkapelle<br />

ihrerseits bedankte sich bei Ortspfarrer<br />

Paul Haller sowie bei der Raiffeisenkasse<br />

und dem Kulturkreis Villnöß für<br />

die Unterstützung.<br />

Detail am Rande: im Publikum saß auch<br />

Hans Pircher, der als einer der ersten zum<br />

gelungenen Konzert gratulierte. Der Musikschuldirektor<br />

aus Lienz und Kapellmeister<br />

der Bürgerkapelle Brixen ist der designierte<br />

Villnösser Kapellmeister. Toni Profanter, der<br />

die Kapelle seit 30 Jahren dirigiert, wird ihm<br />

mit Jahresende den Taktstock übergeben.<br />

Stephan Niederegger<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 25


Zur Person<br />

„Sich nicht verbessern<br />

geht nicht“<br />

Peter Steiner, ein Südtiroler Ausnahmetalent in New York<br />

Peter Steiner, der Posaunist aus Bozen<br />

mit Selbstvertrauen, Ambitionen und<br />

Visionen<br />

Peter Steiner ist ein Ausnahmetalent: Seit einem Jahr studiert der 21-jährige Posaunist bei Joseph Alessi an der Juilliard School in New<br />

York. Ein aufstrebender junger Musiker über sein Leben an der besten Musikhochschule der Welt – und seine hochgesteckten Ziele.<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Herr Steiner, Sie haben Ihr<br />

erstes Studienjahr an der Juilliard School<br />

hinter sich: Eine völlig neue Welt?<br />

Peter Steiner: Dort ist alles viel genauer<br />

und von vorne bis hinten durchgeplant:<br />

Man muss einfach 1.000 Prozent geben.<br />

Ich habe zwei Mal in der Woche Unterricht<br />

bei meinem großen Idol Joseph<br />

Alessi. Der Unterricht ist wirklich sehr<br />

genau, es wird nämlich alles aufgezeichnet.<br />

Danach muss man sich das anhören<br />

und ein Protokoll darüber schreiben.<br />

Vor der nächsten Stunde liest Alessi sich<br />

das durch, damit er weiß, was man verändern<br />

wollte und sollte. Man wird unglaublich<br />

gepusht: Sich nicht zu verbessern,<br />

geht fast nicht.<br />

KF: Wie sehen Sie Ihre musikalische Entwicklung<br />

im letzten Jahr?<br />

P. Steiner: Ich habe sicher technisch<br />

und musikalisch einen großen Sprung<br />

gemacht. Außerdem bekomme ich in<br />

New York einen unglaublichen Einblick.<br />

Ich wohne gegenüber von den New Yorker<br />

Philharmonikern und der Metropolitan<br />

Opera. Außerdem wohne ich genau<br />

im Jazz-Viertel. Das alles prägt natürlich.<br />

KF: Sie sind der erste und einzige europäische<br />

Posaunist an der Juilliard...<br />

P. Steiner: Das sagen so viele zu mir, aber<br />

darüber denke ich nicht mal nach: Ob<br />

Europäer oder Amerikaner, zum Schluss<br />

sind wir doch alle gleich: Wir kochen alle<br />

unsere Nudeln mit Wasser (lacht).<br />

KF: Ihre Ziele?<br />

P. Steiner: In nächster Zukunft wäre natürlich<br />

jeder Orchesterjob toll. Aber einen<br />

großen Traum habe ich schon. Ich habe<br />

mir immer hohe Ziele im Leben gesteckt<br />

– und wurde dafür oft ausgelacht.<br />

Als ich sagte, ich will irgendwann an die<br />

Juilliard, haben mich viele belächelt. Deshalb<br />

sind mein nächstes Ziel die New<br />

Yorker Philharmoniker. Ich will es einfach<br />

versuchen:<br />

Wenn es klappt, dann ist es einfach der<br />

Wahnsinn. Und wenn es nicht klappt,<br />

dann eben nicht. Wenn man nicht hohe<br />

Ziele hat, wird man auch nie weit kommen.<br />

Interview: Karin Köhl<br />

26<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

„Für mich ist die Musikkapelle<br />

St. Georgen ein Erfolg.“<br />

Felix Brugger, Obmann der Musikkapelle St. Georgen<br />

<strong>KulturFenster</strong>: Haben Sie in Ihrer Familie<br />

musikalische Wurzeln?<br />

Felix Brugger: Zur Musikkapelle bin ich eigentlich<br />

durch meinen Vater gekommen.<br />

Er war damals Obmann unserer Kapelle<br />

und für ihn gab es nur eines: die Musikkapelle.<br />

Mein Bruder und ich wollten eigentlich<br />

Fußballer werden, aber unser Vater<br />

sagte ganz klar “Musig und sischt nix!“<br />

Und so erlernte ich die Klarinette, mein<br />

Bruder Trompete und meine Schwester<br />

war Marketenderin.<br />

KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />

F. Brugger: Ehrlich gesagt, habe ich kein<br />

Vorbild, denn jeder Mensch sollte sich<br />

selbst leben und nicht versuchen, einen<br />

anderen Menschen zu kopieren.<br />

KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />

Ihren Mitmenschen am meisten?<br />

F. Brugger: Ehrlichkeit, Offenheit, Pünktlichkeit,<br />

Zuverlässigkeit<br />

KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />

F. Brugger: Da ich kein großer Leser bin,<br />

habe ich keinen.<br />

KF: Ihr Lieblingsmaler?<br />

F. Brugger: Paul Flora<br />

KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />

F. Brugger: Thomas Doss<br />

KF: Sollte ein Obmann einer Kapelle immer<br />

auch ein aktiver Musiker sein oder könnten<br />

Sie sich vorstellen, dass auch ein (musikalisch)<br />

inaktives Mitglied einen Verein führt?<br />

F. Brugger: Der Obmann sollte schon aktiver<br />

Musiker sein, denn nur ein Musikant,<br />

der bei den Proben und Ausrückungen<br />

anwesend ist, kann sich ins Vereinsleben<br />

hinein fühlen. Der Obmann muss immer<br />

mit dabei sein, sonst versteht er weder<br />

die Probleme, die manchmal entstehen,<br />

noch die Bedürfnisse der einzelnen Musikanten/innen.<br />

KF: Über welche Eigenschaften sollte ein<br />

Vereinsobmann verfügen?<br />

F. Brugger: Ein Vereinsobmann sollte in<br />

erste Linie selbst das vorleben, was er<br />

sich von seinen Kollegen wünscht und erhofft.<br />

Er muss die Verlässlichkeit in Person<br />

sein, locker und humorvoll im Umgang mit<br />

den Mitmenschen, er sollte aber auch den<br />

Schneid haben, wenn es nötig ist, auf den<br />

Tisch zu hauen.<br />

KF: Wie würden Sie als Obmann Ihren Führungsstil<br />

bezeichnen?<br />

F. Brugger: Hart, herzlich und kameradschaftlich.<br />

KF: Was war als Vereinsvorstand Ihr positivstes<br />

Erlebnis?<br />

F. Brugger: Es gibt viele positive Erlebnisse.<br />

Am meisten freut es mich, wenn die Kapelle<br />

stetig wächst und Jung und Alt sich<br />

gut verstehen.<br />

KF: Aus welchem Fehler haben Sie am<br />

meisten gelernt?<br />

F. Brugger: Wenn man versucht mit dem<br />

Kopf durch die Wand zu gehen. Man muss<br />

Kompromisse finden und gegenteilige Meinungen<br />

anderer verstehen.<br />

KF: Was war als Jugendleiter Ihr größter Erfolg<br />

als Obmann bzw. als Vorstandsmitglied?<br />

F. Brugger: Hier kann ich mich nicht auf<br />

einzelne Erfolge festlegen, für mich ist<br />

die „Musikkapelle St.Georgen“ ein Erfolg.<br />

KF: An welche internationale Aktivität erinnern<br />

Sie sich gerne zurück?<br />

F. Brugger: Da wir sehr oft im Ausland an<br />

verschiedenen Wettbewerben teilnehmen,<br />

Felix Brugger ist seit<br />

9 Jahren Obmann der<br />

Musikkapelle St. Georgen.<br />

ist es schwierig zu sagen, an welche man<br />

sich am liebsten zurückerinnert, aber<br />

das bayerische Landesmusikfest 2012<br />

in Weilheim, wo wir das erste Mal in der<br />

Höchststufe der Konzertwertung angetreten<br />

sind und mit ausgezeichnetem Erfolg<br />

abgeschlossen haben, oder das Bezirksmusikfest<br />

im bayerischen Stetten, wo wir<br />

im Marschmusikwettbewerb in der Stufe<br />

E ebenfalls einen ausgezeichneten Erfolg<br />

mit höchster Punktezahl erreicht haben,<br />

werden immer in guter Erinnerung bleiben.<br />

KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />

Blasmusikerlebnis?<br />

F. Brugger: Das war der Tirolerball 2005<br />

im Wiener Rathaus unter dem Moto „Das<br />

Südtiroler Pustertal grüßt Wien“, wo wir<br />

gemeinsam mit der Schützenkapelle<br />

Pichl Gsies den Ball am Samstag und die<br />

Messfeier am Sonntag im Stephansdom<br />

mitgestalten durften.<br />

KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die<br />

Zukunft der Blasmusikszene?<br />

F. Brugger: Dass weiterhin so viele Jugendliche<br />

ein Instrument erlernen und die Blasmusikszene<br />

einen höheren Stellenwert in<br />

der Gesellschaft bekommt.<br />

Interview: Joachim Buch<br />

Zur Person<br />

Felix Brugger, geboren am 6. Februar 1973 als<br />

zweites von drei Kinder, lebt und wohnt mit seiner<br />

Frau Verena in St. Georgen bei Bruneck.<br />

„Nach dem Besuch der Volksschule in St. Georgen<br />

und der Mittelschule in Bruneck erlernte ich<br />

den Beruf als Maschinenschlosser. Seit der Umschulung<br />

zum Handelsvertreter im Jahr 1998<br />

bin ich als Vertreter in der Baubranche tätig. Zudem<br />

bin ich in der Gemeinde Bruneck Stadtrat<br />

für öffentliche Arbeiten. Seit dem Jahr 1987 bin<br />

ich Mitglied der Musikkapelle und von 1990 an<br />

ununterbrochen im Vereinsvorstand: als Zeugwart,<br />

Obmannstellvertreter und nun seit 9 Jahren<br />

als Obmann.“<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 27


Zur Person<br />

Komponisten im Porträt<br />

Mit Blasmusik durch die EU<br />

Komponisten aus den EU-Ländern – 6. Teil<br />

Joachim Buch stellt in seiner Artikelserie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union „blasmusikalisch“ vor;<br />

in der 6. Fortsetzung sind die baltischen Republiken Lettland und Litauen an der Reihe.<br />

(11) Lettland – Juris Karlsons<br />

Land<br />

Fläche<br />

Lettland<br />

64.589 km²<br />

Einwohner ca. 2.000.000<br />

Hauptstadt<br />

Riga<br />

Der Gebrauch unterschiedlicher Stilmittel<br />

ist das Markenzeichen des lettischen<br />

Komponisten Juris Karlsons.<br />

Juris Karlsons wurde am 19. August 1948<br />

geboren und erhielt seine erste musikalische<br />

Ausbildung an der Tanzhochschule in Riga.<br />

Von 1963 bis 1967 studierte er Musiktheorie,<br />

um dann ans Lettische Staatskonservatorium<br />

in die Kompositionsklasse von Janis<br />

Ivanovs zu wechseln. Seine dortigen Studien<br />

schloss er 1972 ab.<br />

Von 1968 bis 1975 arbeitete er als Tontechniker<br />

beim Lettischen Rundfunk. Danach<br />

war er für sieben Jahre Toningenieur<br />

beim Rainis Dailes Theater in Riga. Parallel<br />

dazu unterrichtete er seit 1974 am<br />

Lettischen Staatskonservatorium (heute:<br />

Jazeps Vitols Musikakademie). Von 2000<br />

bis 2004 leitete er dort die Kompositionsabteilung.<br />

Zahlreiche Auszeichnungen<br />

Juris Karlsons ist Mitglied der lettischen<br />

Komponistenunion und war von 1989 bis<br />

1993 deren Vorsitzender. 1984 wurde er<br />

mit dem Janis-Ivanovs-Preis ausgezeichnet,<br />

weil er die letzte, unvollendet gebliebene<br />

Sinfonie <strong>Nr</strong>. 21 von Ivanovs (1906-<br />

1983) vollständig instrumentierte. 1998<br />

erhielt Karlsons den „Drei Sterne Orden“,<br />

die höchste Auszeichnung der Republik<br />

Lettland. Sechs Jahre später würdigte man<br />

seinen Beitrag zur lettischen Kultur und<br />

zur Entwicklung der Jazeps Vitols Musikakademie<br />

mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.<br />

Da er sich auch um den kulturellen<br />

Austausch mit Polen kümmerte,<br />

blieben Auszeichnungen von dort nicht aus:<br />

2005 erhielt er den Polnischen Staatspreis.<br />

Karlsoans’ kompositorisches Schaffen<br />

fällt durch den Gebrauch unterschiedlicher<br />

Stilmittel auf. Oft versucht er, verschiedene<br />

kompositorische Techniken des 20. Jahrhunderts<br />

miteinander zu verschmelzen, sowohl<br />

in seinen Bühnenwerken, aber auch<br />

in sinfonisch oder vokal dominierten Kompositionen.<br />

Das sinfonische Schaffen, zu<br />

dem u.a. zwei Klavierkonzerte zählen, ist<br />

rhythmisch sehr profiliert und zeichnet<br />

sich durch eine sehr differenzierte Instrumentation<br />

aus.<br />

In seinen Werken für Blasorchester bewegt<br />

er sich thematisch in Bereichen, die<br />

dem Amateur-Blasmusiker geläufig sind:<br />

Es geht um Aspekte aus dem dörflich-kleinstädtischen<br />

Leben, wie in „Country Fair“<br />

(ländliche Kirmes bzw. Kirchweih), oder um<br />

konkrete Vorbilder aus der einheimischen<br />

Volksmusik, wie in „Tanz aus Kuseni“, ein<br />

Dorf, das westlich der Hauptstadt Riga etwa<br />

im Zentrum Lettlands liegt. „Country Fair“<br />

versetzt den Hörer sofort in die Atmosphäre<br />

eines ländlichen Festes und durch diese<br />

angedeutete Programmatik werden auch<br />

einige weniger harmonisch klingende Stellen<br />

sinnvoll in das Werk integriert. „Tanz<br />

aus Kuseni“ ist in A-B-A-Form konzipiert,<br />

wobei das thematische Material des A-Teils<br />

durchaus das Zeug zum „Ohrwurm“ hat.<br />

Abgerundet wird das Ganze durch zum<br />

Teil sehr ungewohnte Kopplungen in der<br />

Instrumentation.<br />

Unter den Werken von Karlsons, die<br />

eher zur „absoluten“ (also nicht programmatischen)<br />

Musik gehören, seien die „Festive<br />

Overture“ – nicht vergleichbar mit<br />

dem gleichnamigen Werk von Dmitrij<br />

Schostakowitsch – und die „Solemn Music“<br />

empfohlen.<br />

Online-Informationen über weitere Blasmusik<br />

aus Lettland:<br />

http://latvianbandmusic.wikispaces.com/<br />

28<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

(12) Litauen – Feliksas Bajoras<br />

Land<br />

Fläche<br />

Litauen<br />

63.589 km²<br />

Einwohner ca. 2.000.000<br />

Hauptstadt<br />

Vilnius<br />

Will nicht der Routine verfallen, der<br />

liatuische Komponist Feliksas Bajoras.<br />

Feliksas Romualdas Bajoras, der am 7. <strong>Oktober</strong><br />

seinen 79. Geburtstag feierte, stammt<br />

aus Alytus, einer etwa 70.000 Einwohner<br />

zählenden Stadt im Süden Litauens, heute<br />

etwa in der Mitte zwischen den Grenzen zu<br />

Weißrussland und dem russischen Teil des<br />

früheren Ostpreußen gelegen.<br />

Nach ersten musikalischen Studien in<br />

Kaunas (u.a. bei Vincas Bacevicius, dem<br />

Vater der polnischen Komponistin Grazyna<br />

Bacewicz) und einem Diplom im Fach Violine<br />

am Staatlichen Litauischen Konservatorium<br />

(heute: Litauische Akademie für<br />

Musik und Theater) spielte er neun Jahre<br />

als Geiger im Staatlichen Sinfonieorchester,<br />

bevor er 1966 musikalischer Leiter<br />

im Jugendtheater der Hauptstadt Vilnius<br />

wurde. Von 1984 bis 1988 lebte Bajoras in<br />

den USA. Danach unterrichtete er bis zu<br />

seiner Pensionierung an der Litauischen<br />

Musikakademie.<br />

Interesse für Volksmusik<br />

seines Landes<br />

Als Komponist zeigte er schon früh Interesse<br />

für die Volksmusik seines Landes.<br />

In den späten fünfziger Jahren begann<br />

er zunächst mit volkstümlicher Unterhaltungsmusik<br />

und studierte parallel dazu<br />

auch Komposition bei Julius Juzeliunas.<br />

Selbst als er sich später der mehr „seriösen“<br />

Musik zugewandt hatte, schrieb er<br />

weiterhin auch populäre Lieder, die er oft<br />

auch selbst vortrug.<br />

1968 gewann er mit den „Variationen<br />

für Streichquartett und Kontrabass“ den<br />

zweiten Preis beim internationalen Alfredo-<br />

Casella-Kompositionswettbewerb in Neapel.<br />

Im gleichen Jahr entstand mit dem<br />

siebenminütigen Konzertmarsch „Green<br />

March“ auch sein erstes Werk für Blasorchester.<br />

Weitere Auszeichnungen folgten<br />

nach der Unabhängigkeit Litauens: 1998<br />

der Litauische Staatspreis für Kunst, 2001<br />

der Nationalpreis und 2004 de Preis des<br />

litauischen Komponistenverbandes.<br />

Stets die Strömungen der<br />

zeitgenössischen Musik geläufig<br />

Neben mehreren Sinfonien (u.a. die<br />

2. Sinfonie nach seinen Erfahrungen bei<br />

einem Besuch in der damaligen Tschechoslowakei)<br />

komponierte Bajoras u.a.<br />

die Oper „Das Gottesschäfchen" , Oratorien,<br />

Kantaten, Lieder, Kammermusik sowie<br />

Schauspiel- und Filmmusiken. Ihm<br />

waren stets die Strömungen der zeitgenössischen<br />

Musik geläufig. Ohne diese<br />

sklavisch anzuwenden hat er sie in seine<br />

eigene Tonsprache integriert, die auf der<br />

neoromantischen Tradition aufbaut. Ruta<br />

Gaidamaviciute beschreibt seine Musik<br />

wie folgt: „Auch in seinem ehrwürdigen<br />

Alter ist sein Schaffen nicht vorhersehbar<br />

und er überrascht den Hörer mit seinem<br />

originellen Zugriff auf traditionelle Genres<br />

und Formen, einer einzigartigen Mischung<br />

aus Volksmusik und zeitgenössischer Expression.“<br />

Bajoras verlangte das Äußerste<br />

von sich und den Interpreten seiner Musik.<br />

„Bevor in meiner Musik eine Phrase<br />

scheinbar beendet ist, sprießt bereits die<br />

nächste“ so der Komponist. „Nur ein Musiker,<br />

der noch nicht in Routine verfallen ist,<br />

kann diesen Moment einfangen.“<br />

Werke für Blasorchester<br />

- Green March (1968)<br />

- Mournful Music (1972)<br />

- Vow (2011)<br />

Weitere Informationen und Bestellung über<br />

die englischsprachige Seite des Litauischen<br />

Musik-Informationszentrums:<br />

www.mic.lt/en/home<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 29


Neues<br />

Am vergangenen 13. August hat der<br />

Musikpädagoge, Komponist, Kapellmeister<br />

und langjährige Landes- und heutige<br />

Ehrenkapellmeister des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen (VSM) Gottfried Veit,<br />

seinen 70-sten Geburtstag gefeiert.<br />

Pünktlich dazu ist seine neue CD „Freiheit“<br />

erschienen, mit der er sich selbst,<br />

aber auch den Blasmusikliebhabern ein<br />

besonderes Geschenk macht. Mit der<br />

Sächsischen Bläserphilharmonie, dem<br />

ehemaligen „Rundfunk-Blasorchester<br />

Leipzig“ und einzigem professionellen<br />

Blasorchester Deutschlands, hat er im<br />

Jänner acht eigene und drei seiner Instrumentationen<br />

eingespielt.<br />

Es ist mittlerweile der bereits sechste<br />

Tonträger, der ausschließlich Musik von<br />

Gottfried Veit präsentiert. Dieses „Porträt<br />

VI“ präsentiert bewusst traditionelle<br />

Blasmusik in relativ kleiner Besetzung,<br />

um auch der Originalbesetzung der Bläserphilharmonie<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Lediglich für die „großen“ Werke wurden<br />

Saxofone dazugenommen, die in der<br />

Sächsischen Bläserphilharmonie nicht besetzt<br />

sind. Das wohl bekannteste Werk ist<br />

das romantische Tongemälde „Schloß Tirol“<br />

aus dem Jahr 1988. Die weitere Stück-<br />

Gottfried Veit dirigiert die<br />

Sächsische Bläserphilharmonie<br />

auswahl reicht von der viersätzigen „Alpenländischen<br />

Tanz-Suite“ (1982), dem<br />

„Andreas-Hofer-Marsch“ (2009), und der<br />

„Böhmischen Rhapsodie“ (2004) bis hin<br />

zur „Russischen Ouvertüre“ (2010) und<br />

dem jüngsten Werk, der hymnischen Musik<br />

„Jubelfest“ (2012). Das „Concertino“<br />

(2005) für Euphonium und Blasorchester<br />

mit dem Solisten Ikuko Miura-Neitsch<br />

ist ein besonderer Leckerbissen auf der<br />

CD, die mit dem Tongemälde „Freiheit“<br />

(2007), der klingenden Ortschronik der<br />

Gemeinde Rettenbach am Auerberg im<br />

Ostallgäu, eingeleitet wird. Die Arrangements<br />

des „Duettino“ für zwei Flöten<br />

(Claudia Scheibe und Jill Jeschek) und<br />

Blasorchester von Franz Doppler, der Ouvertüre<br />

zum Singspiel „Andreas Hofer“<br />

von Albert Lortzing und des Konzertmarsches<br />

„Dolomitenwacht“ von Karl Koch<br />

vervollständigen die Werksliste dieses<br />

„Freiheit - Porträt VI“ auf CD<br />

klingenden Porträts eines großen Musikers:<br />

Gottfried Veit!<br />

Stephan Niederegger<br />

Die CD „Freiheit - Porträt VI“, ein<br />

Geburtstagsgeschenk zum 70er von<br />

Gottfried Veit<br />

„Es lebt der Schütze froh und frei“ ist<br />

ein vermutlich im 19. Jahrhundert entstandenes<br />

deutsches Soldatenlied aus der Steiermark.<br />

Der Verfasser sowohl des Textes<br />

als auch der Melodie ist unbekannt.<br />

Bereits im Tiroler Gedenkjahr 1984 hat<br />

Gottfried Veit im Comes-Verlag (Edition<br />

musica comitis) den Südtiroler Schützenmarsch<br />

veröffentlicht und im Trio dieses<br />

bekannte Lied verarbeitet. Lange Zeit<br />

war der Marsch vergriffen und ist vereinzelt<br />

als vergilbtes Notenblatt in den Archiven<br />

der Musikkapellen verstaubt. In<br />

der neuen Edition Männlein (DVO Druck<br />

und Verlag Obermayer GmbH) ist dieser<br />

nun in neuer Auflage erschienen. Dieser<br />

ganz nach altösterreichischer Tradition<br />

verfasste Marsch präsentiert sich<br />

in einem völlig neuen und zeitgemäßen<br />

Druck, der sämtliche Einzelstimmen der<br />

heute üblichen Besetzung einer Musikkapelle<br />

berücksichtigt. Selbstverständlich<br />

gehören dazu auch die vollständige<br />

Partitur und die so genannten Schwei-<br />

Südtiroler Schützenmarsch<br />

zer Stimmen. Das gesungene Trio sollte<br />

diesen Liedermarsch zu etwas Besonderem<br />

machen, leider ist der Liedtext nur<br />

in der Partitur abgedruckt und nicht für<br />

jede Gelegenheit passend. Zudem wurde<br />

dieses Lied – wie viele andere Volkslieder<br />

auch – durch die Jahrzehnte immer wieder<br />

von verschiedenen politischen Strömungen<br />

vereinnahmt und mit entsprechende<br />

Texten versehen, weshalb man<br />

sich bei der Aufführung mit den vom Komponisten<br />

vorgeschlagenen Strophen begnügen<br />

sollte.<br />

Stephan Niederegger<br />

Titelblatt des neu aufgelegten „Südtiroler<br />

Schützenmarsches“<br />

von Gottfried Veit - Edition Männlein<br />

30<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Festliche<br />

Fanfaren<br />

Für vier Bläserchöre und<br />

Pauken von Gottfried Veit<br />

Festlicher<br />

Marsch<br />

Prozessionsmarsch von<br />

Gottfried Veit<br />

Diese mehrere Jahre zurückliegende Publikation<br />

- nach einer alten Handschrift -<br />

wurde nun neu aufgelegt und vom Verlag<br />

„Edition Männlein“ übernommen. Es<br />

handelt sich um eine leicht spielbare, wirkungsvolle,<br />

mehrchörige Fanfarenmusik.<br />

Diese Komposition sieht vier Instrumentalgruppen<br />

vor, die zuerst meist abwechselnd<br />

und in der Folge immer enger zusammenrücken<br />

und schließlich im strahlenden<br />

„Tutti“ musizieren.<br />

Walter Cazzanelli<br />

Die Besetzung sieht folgende<br />

vier Bläserchöre vor:<br />

I. Chor: 4 Trompeten und Pauken<br />

II. Chor: 4 Flügelhörner<br />

III. Chor: 4 Posaunen (verfügbare Stimmen<br />

im Bass- und Violinschlüssel)<br />

IV: Chor: 3 Tenorhörner, 1 Bariton im Bassund<br />

Violinschlüssel, 2 Tuben<br />

im Bass- und Violinschlüssel<br />

Festliche Fanfaren: Edition Männlein, DVO-<br />

Musikverlag Tel.: 0049 0 8241 5008-48,<br />

E-Mail: info@dvo-verlag-de<br />

Eine feierliche Fanfare in Es-Dur, strahlende<br />

Fanfaren als Mittelteil in B-Dur und eine<br />

sehr transparent und homogen gesetzte<br />

Hymne, die wieder in die Ursprungstonart<br />

wechselt, zeichnen diesen „Festlichen<br />

Marsch“ aus. Lange Zeit war der Marsch<br />

nicht mehr erhältlich, den Gottfried Veit bereits<br />

1981 im Comes-Verlag (Edition musica<br />

comitis) veröffentlicht hatte. In der<br />

neuen Edition Männlein (DVO Druck und<br />

Verlag Obermayer GmbH) ist dieser nun<br />

in neuer Auflage erschienen. Der Komponist<br />

selbst hat diesen Marsch als „Prozessionsmarsch“<br />

untertitelt und will damit<br />

wohl hervorheben, dass diese zeitlose Musik<br />

zu vielen Gelegenheiten einsetzbar ist.<br />

Der Marsch präsentiert sich nun in einem<br />

völlig neuen und zeitgemäßen Druck, der<br />

sämtliche Einzelstimmen der heute üblichen<br />

Besetzung einer Musikkapelle berücksichtigt.<br />

Selbstverständlich gehören<br />

dazu auch die vollständige Partitur und die<br />

so genannten Schweizer Stimmen.<br />

Stephan Niederegger<br />

Das Titelblatt der Pubblikationen aus<br />

der Feder von Gottfried Veit<br />

Von Südtirol hinaus in die Welt …<br />

Erstaufführungen der „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ von Johan de<br />

Meij in Amerika und Holland<br />

Das Südtiroler Jugendblasorchester<br />

(SJBO) hat unter der Leitung von Peter<br />

Vierneisel die „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ (Sinfonie<br />

der Lieder) von Johan de Meij in Bozen,<br />

Schlanders und bei den Gustav-Mahler-<br />

Musikwochen in Toblach mit großem Erfolg<br />

uraufgeführt – siehe eigenen Bericht.<br />

Im November soll das Werk im Musikverlag<br />

„Amstel Music“ veröffentlicht werden,<br />

dem Eigenverlag von Johan de Meij<br />

und des dänischen Komponisten Søren<br />

Hyldgaard. Zuvor stehen die Erstauffüh-<br />

rungen in Amerika und Holland an. Der<br />

Komponist selbst wird diese beiden Aufführungen<br />

dirigieren, und zwar am 20.<br />

<strong>Oktober</strong> in Sugar Loaf (New York) mit<br />

dem „Greater New York Wind Symphony“<br />

(GNYWS) und am 3. November mit dem<br />

„Philips Symphonisch Blaasorkest“ (PSB)<br />

in Eindhoven.<br />

Stephan Niederegger<br />

Siehe dazu den Konzertbericht „Wenn Tuben<br />

Lampenschirme tragen“ (S.23)<br />

Titelblatt der „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ (Sinfonie<br />

der Lieder) von Johan de Meij, die im<br />

November im Musikverlag „Amstel<br />

Music“ veröffentlicht wird.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 31


Neues<br />

Bereits im Dezember 1970 hat Gottfried<br />

Veit in der „Tiroler Volkskultur“, dem damaligen<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen und Vorgänger des<br />

heutigen „<strong>KulturFenster</strong>s“, eine Artikelserie<br />

unter dem Titel „Die Blasmusik – Studie<br />

über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen<br />

Musik“ veröffentlicht. Diese Artikelserie<br />

wurde anschließend im Innsbrucker<br />

Verlag „Edition Helbling“ in Buchform<br />

veröffentlicht und diente seither als interessantes<br />

und hilfreiches Nachschlagewerk.<br />

Da das Buch heute seine Aktualität verloren<br />

hat und mittlerweile auch vergriffen<br />

ist, war bereits seit einiger Zeit die Idee zu<br />

einer Neuauflage geboren. Im Laufe der<br />

Überarbeitung sollte sich jedoch bald herausstellen,<br />

dass es notwendig war, die Texte<br />

vollständig neu zu gestalten. Nicht nur die<br />

Einteilung der einzelnen Kapitel wurde geändert,<br />

sondern auch die Inhalte wurden<br />

ergänzt, erklärt der Autor im Vorwort des<br />

neuen Buches: „Dadurch entstand ein fast<br />

völlig neues Kompendium über verschiedene<br />

Themen der geblasenen Musik.“<br />

Diese umfangreiche Publikation wurde nun<br />

im DVO-Verlag unter dem Titel „Die Blas-<br />

„Die Blasmusik“<br />

Gottfried Veit über die Meilensteine in der geschichtlichen<br />

Entwicklung der Blas- und Bläsermusik<br />

musik – Meilensteine in der geschichtlichen<br />

Entwicklung der Blas- und Bläsermusik“<br />

veröffentlicht. Der Titel soll einerseits den<br />

Bezug zu seinem Vorgänger wahren und<br />

andererseits zeigen, dass es sich um eine<br />

gründlich überarbeitete Ausgabe des „alten“<br />

Blasmusik-Buches handelt. Gottfried<br />

Veit spannt einen geschichtlichen Bogen<br />

von der vorchristlichen Zeit bis zum militärischen<br />

und zivilen Blasmusikwesen der<br />

Gegenwart. Ein Verzeichnis der verwendeten<br />

und weiterführenden Literatur, ein<br />

detailliertes Stichwortverzeichnis und ein<br />

ausführliches Personenverzeichnis erleichtern<br />

die Handhabung dieses Nachschlagewerkes<br />

der Blasmusik, das sich dadurch<br />

für jedes einschlägige Bücherregal wärmstens<br />

empfiehlt.<br />

Stephan Niederegger<br />

Das Standardwerk über die „geblasene<br />

Musik“ von Gottfried Veit kommt in<br />

überarbeiteter Form wieder auf den Markt.<br />

Im ersten Moment mag das für manche ein<br />

Kulturschock sein, andere mögen die Nase<br />

rümpfen oder unverständlich den Kopf schütteln.<br />

Aber warum eigentlich?<br />

Die Bläser machen doch nichts anderes<br />

als das, was sie seinerzeit gelernt haben: Viele<br />

von ihnen haben ihre musikalische Laufbahn<br />

in Blasorchestern ihrer Heimat begonnen,<br />

einige spielen heute immer noch in einer<br />

Blaskapelle. Mit Marschmusik sind sie daher<br />

von Kindesbeinen an vertraut – und sie<br />

sind und bleiben Blasmusiker. Und das war<br />

schließlich auch der Beweggrund für diesen<br />

außergewöhnlichen Tonträger, erklärt Ulrich<br />

Haider, der stellvertretende Solohornist und<br />

Initiator des Projekts. Dass Lorin Maazel, der<br />

neue Chefdirigent der Münchner Philharmoniker,<br />

und Zubin Mehta dirigieren, gibt dem<br />

Projekt eine zusätzliche Note. Der Reinerlös<br />

der CD kommt der Orchesterakademie<br />

der Münchner Philharmoniker zugute, die<br />

besonders begabte Nachwuchsmusiker<br />

fördert. Daraus erklärt sich auch der Titel<br />

des Tonträgers: „Für uns Ehrensache“. Andreas<br />

Hofmeir, Tubist von LaBrassBanda<br />

und Professor am Mozarteum Salzburg, war<br />

selbst Absolvent dieser Akademie. Deshalb<br />

war es auch für ihn „Ehrensache“, bei der<br />

Philharmonie-Blaskapelle mitzumachen.<br />

Die Maestri und sämtliche Musiker haben<br />

auf ein Honorar verzichtet.<br />

„Es ist ein musikalisches Abenteuer, und<br />

ich bin sehr glücklich, dass ich zugesagt<br />

habe.“ (Lorin Maazel)<br />

„Die Musik ist herrlich, und die Musiker<br />

spielen das mit einer Virtuosität, das ist<br />

verblüffend.“ (Zubin Mehta)<br />

Aufgenommen wurden die Märsche nicht<br />

im Münchner „Gasteig“, dem Kultur-, Bildungs-<br />

und Tagungszentrum, sondern im<br />

altehrwürdigen Münchner Hofbräuhaus. Die<br />

Liste der 18 Märsche liest sich wie das „Who<br />

is Who“ der Marschliteratur. Und dass für die<br />

Musiker auch dort höchste Qualität zählt, hört<br />

man zweifellos, wenn in der CD-Titelauswahl<br />

mit bayerischen, böhmischen und österreichischen<br />

Märschen – von A wie „Alte Kameraden“<br />

bis W wie „Weiß Blau Marsch“ - sowie<br />

einem amerikanischen („Hands Across<br />

„Für uns Ehrensache“<br />

Die Bläser der Münchner Philharmoniker spielen Märsche<br />

the Sea“ von John Philip Sousa) etwa ein<br />

Soloposaunist den Nachschlag spielt. Die<br />

Märsche wurden bei einem Konzert Anfang<br />

März im Münchner Hofbräuhaus präsentiert.<br />

Wer sich selbst den „Erzherzog-Albrecht-Marsch“<br />

oder den „Mars der Medici“<br />

von den Münchner Philharmonikern anhören<br />

will, dem kann diese CD empfohlen werden.<br />

Stephan Niederegger<br />

Ein Bekenntnis zur Marschmusik<br />

– die CD der Bläser der Münchner<br />

Philharmoniker<br />

32<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Dirigententypen und Musiker Typen<br />

Eine musikalische „Charakterstudie“ von Leopold Libal<br />

Doktor neben dem Maurer auf die Pauke,<br />

bläst die Reinigungskraft neben der Frau<br />

Universitätsdozentin in das Horn usw. Und<br />

alle kämpfen nicht mit der Tücke des Objektes,<br />

das da Musizieren heißt, sondern<br />

auch damit, sich mehr oder weniger selbst<br />

zu präsentieren.“ Auf die Vielfalt kommt es<br />

auch im Buch an. In kleinen Anekdoten und<br />

Zitaten werden die verschiedenen Persön-<br />

lichkeiten, also unsere Musikkollegen, ob<br />

jung, ob alt, gezeichnet und liebevoll porträtiert.<br />

Jeder erkennt sich als Instrumentalist<br />

sofort wieder und auch so mancher<br />

Dirigent wird sagen: „Den kenn ich.“ Ein<br />

Buch, das schnell gelesen ist, aber nachhaltig<br />

wirkt.<br />

Alois Loidl<br />

aus Beitäge ÖBZ - Lesezeichen<br />

Das Buch „Dirigententypen und Musiker<br />

Typen“, eine heitere Lektüre nicht nur<br />

für Musiker<br />

Musik hat Charakter und auch jeder Musiker<br />

seinen eigenen, nach dem auch das<br />

passende Instrument ausgesucht wird. Es ist<br />

also kein Zufall, was wir spielen und ein Leben<br />

lang mehr oder weniger üben.<br />

Leopold Libal hat sich mit diesem Phänomen<br />

in humorvoller Weise auseinandergesetzt<br />

und ein Handbuch mit heiteren Betrachtungen<br />

über sich-ernst-nehmende<br />

Musiker verfasst. Der Titel: Dirigententypen<br />

und Musiker Typen<br />

Immer wieder kommt man ins Schmunzeln<br />

und gibt dem Schreiber recht. Genauso<br />

verhält sich ein Posaunist oder gibt sich eine<br />

Flötistin. Einige Sätze aus dem Vorwort machen<br />

alles klar: „Die Blasmusik in all ihrer<br />

Vielfalt bietet auch heute noch ein wunderbares<br />

Betätigungsfeld für Menschen und<br />

Bevölkerungsschichten. Da haut der Herr<br />

Zur Person<br />

Leopold Libal, ein früher 1959er, musste<br />

bereits mit 9 Jahren das Instrument Tenorhorn<br />

lernen, um auch vereinsmäßig<br />

Fußball spielen zu dürfen („War ein guter<br />

Deal“). Nach der Ausbildung zum Maschinenbauingenieur<br />

folgten das Volkskundestudium<br />

an der Uni Wien und das Studium<br />

im Fach „Jazzposaune“ bei DDr. Erich<br />

Kleinschuster am Konservatorium Wien.<br />

Anschließend „blasmusikumtriebig“ als<br />

Musiklehrer, Vereinsfunktionär, musikalischer<br />

Leiter in verschiedensten Funktionen,<br />

Prüfer und Juror. Tätigkeit als Jazzmusiker<br />

in verschiedenen Gruppen, u.a. im<br />

Blechbläserensemble „Blechissimo“; zudem<br />

derzeit eufoniumspielendes Mitglied<br />

des Musikvereins Mannersdorf.<br />

Zu seinen vielen Hobbys zählen: Unergründliche<br />

Blasmusikhintergründe ergründen,<br />

Reisen, Witzeseminare abhalten (!),<br />

Lesungen, Quartett spielen, Komponieren,<br />

Schreiben, Schmieden, Obstbaumschneiden,<br />

Garteln, Nicht-Nichtstun ....<br />

Für <strong>2013</strong> ist die Herausgabe des zweiten<br />

Buches mit dem Titel „Blasmusikzynismen“<br />

geplant.<br />

Um Fußballer zu werden, musste<br />

er Tenorhorn lernen; heute<br />

spielt Leopold Libal Eufonium im<br />

Musikverein.<br />

„Mich interessiert fast<br />

alles.<br />

Von Menschentypen bis<br />

zum Obstbaumschnitt.“<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />

Freitag, 15. November <strong>2013</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 33


Musikpanorama<br />

Kapellmeister Günther Walder legt mit<br />

der Musikkapelle Niederdorf einen<br />

Schwerpunkt auf die Marschmusik.<br />

•Musikpanorama<br />

Marschmusikprobe mit Peter Kostner<br />

Der bekannte ORF-Moderator als Gastdirigent bei der MK Niederdorf<br />

Kapellmeister Günther Walder hat die<br />

Marschmusik in den Mittelpunkt einer<br />

Musikprobe gestellt und dazu den renommierten<br />

Kapellmeister, Dozenten und ORF-<br />

Moderator Peter Kostner aus Innsbruck<br />

als Gastdirigenten eingeladen.<br />

So wie es in vielen Bereichen immer wieder<br />

notwendig und sinnvoll ist, Inhalte, Formen<br />

und Traditionen zu hinterfragen und<br />

neu zu beleben, so mache es durchaus<br />

Sinn, dies auch in der Blasmusik zu tun,<br />

ist Walder überzeugt. Mit den bekannten<br />

Märschen „Mein Tirolerland“ (Sepp Tanzer)<br />

und „Schwert Österreichs“ (Joseph<br />

Franz Wagner) sowie dem Prozessionsmarsch<br />

„Salvator“ (Oskar Bohnsack)<br />

zeigte Peter Kostner auf, welche musikalischen<br />

Aspekte der Marschmusik von<br />

zentraler Bedeutung sind. Dabei sei es<br />

wichtig, Märsche rhythmisch angemessen<br />

und technisch sauber zu spielen, auf<br />

eine möglichst gute dynamische Differenzierung<br />

zu achten, die Besonderheiten der<br />

Harmonien hörbar zu machen und zu genießen.<br />

Auch Artikulation und Intonation<br />

spielten, wie in jeder anderen Musikgattung,<br />

eine wichtige Rolle. Mit seiner überaus<br />

freundlichen und zuvorkommenden<br />

Art verstand es Peter Kostner, die Musikanten<br />

zwei volle Stunden lang in den<br />

Bann zu ziehen und auf ein Neues für<br />

den Marsch zu begeistern.<br />

MK Niederdorf<br />

34<br />

<strong>KulturFenster</strong>


Blasmusik<br />

Einkehr im Forst-Biergarten<br />

MK St. Lorenzen zu Gast bei Alexander von Egen<br />

Mitte August hat der Nordtiroler Musikbezirk<br />

Landeck zum Bezirksmusikfest in<br />

die Tourismushochburg Serfaus geladen.<br />

Gemeinsam mit den Musikkapellen von<br />

Kortsch und Welschellen war auch die<br />

Musikkapelle von St. Lorenzen im oberen<br />

Inntal im bekannten Ski- und Wandergebiet<br />

„Serfaus-Fiss-Ladis“ zu Gast.<br />

Auf der Heimfahrt über den Reschen<br />

sind die Pusterer Musikanten auf Einladung<br />

des Forst-Verwaltungsrates Alexander<br />

von Egen zum Abendessen im Biergarten<br />

der Brauerei in Algund eingekehrt.<br />

Der ehemalige Politiker freute sich über<br />

die musikalischen Gäste aus dem Pustertal:<br />

„Wir Südtiroler sind nicht die Besten<br />

der Welt, aber wir sind auf jeden Fall gut<br />

und darauf können wir stolz sein und anstoßen!“<br />

Mit dem „Heimatland-Marsch“<br />

bedankte sich die Musikkapelle für den<br />

freundlichen Empfang.<br />

mksl<br />

Alexander von Egen (rechts) bedankt<br />

sich beim Musikobmann Toni Erlacher<br />

für den Besuch und das musikalische<br />

Ständchen.<br />

<strong>KulturFenster</strong><br />

Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />

Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />

Ein Hinweis und eine Bitte … damit alle was vom „Musikpanorama“ haben<br />

Für die Redaktion des <strong>KulturFenster</strong>s ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung<br />

im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Gleichzeitig<br />

erlauben wir uns, noch einmal darauf hinzuweisen, dass einerseits das Platzangebot begrenzt ist und<br />

andererseits möglichst vielen Musikkapellen „Raum“ für ihre Berichterstattung gegeben werden soll. Deshalb<br />

wurde die Textlänge mit 1000 Zeichen als Richtwert festgelegt. Besonders wenn viele Beiträge von Musikkapellen<br />

zu bestimmten Anlässen – z.B. über Cäcilienfeiern und Frühjahrskonzerte – zu veröffentlichen<br />

sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Vorgaben möglichst genau eingehalten werden. Daher unsere<br />

nochmalige Bitte an alle Berichterstatter der Musikkapellen, dies in Zukunft berücksichtigen zu wollen.<br />

<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 35


Impressum<br />

Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />

Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />

und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />

Eigentümer und Herausgeber:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />

Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />

<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />

Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />

verantwortlich:<br />

Dr. Alfons Gruber<br />

Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />

entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />

VSM: Stephan Niederegger,<br />

E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />

SCV: Paul Bertagnolli,<br />

E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />

HPV: Josef Oberhofer, E-Mail: josef@hpv.bz.it<br />

Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />

werden nicht zurückerstattet.<br />

Redaktion und Verwaltung:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />

I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus<br />

Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347<br />

E-Mail: info@vsm.bz.it<br />

Einzahlungen sind zu richten an:<br />

Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,<br />

Waltherhaus<br />

Raiffeisen-Landesbank, BZ<br />

IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771<br />

SWIFT-BIC: RZSBIT2B<br />

Jahresbezugspreis: Euro 20<br />

Gefördert von der Kulturabteilung<br />

der Südtiroler Landesregierung.<br />

Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />

Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />

und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />

August, <strong>Oktober</strong> und Dezember.<br />

Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />

Vormonats.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!