KulturFenster Nr. 05|2013 - Oktober 2013
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Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.<br />
-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang<br />
<strong>Nr</strong>. 5 | OKTOBER | <strong>2013</strong><br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Taktstockgeschichten<br />
Rotes Tuch Umwelt<br />
Chöre brauchen Maßstäbe
• Geleitwort •<br />
• Inhalt •<br />
• Blasmusik<br />
Gedanken zur Arbeit mit und an der Musik3<br />
Taktstockgeschichten –<br />
die Geschichte des Taktstocks 4<br />
Töne aus einer düsteren Zeit 7<br />
Ausschreibung Konzertwertung 2014 8<br />
Ausschreibung Kompositionswettbewerb 10<br />
Marschmusikbewertung in Sterzing 11<br />
VSM-Bezirk Meran in Vöran zu Gast 12<br />
Jungbläserwochen – wozu? 14<br />
Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />
mit neuer Literatur 15<br />
Bezirksjungbläsertage in Bruneck 16<br />
Südtiroler Musikkapellen<br />
in Hofburg Innsbruck 18<br />
Erfolg mit ,,Tante Frieda“ 21<br />
Südtiroler Jugendblasorchester<br />
konzertiert22<br />
Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong> 23<br />
Peter Steiner in New York 26<br />
Felix Brugger, Obmann der<br />
MK St. Georgen 27<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
(Lettland, Litauen) 28<br />
Gottfried Veit – neue Kompositionen 29<br />
Musikpanorama34<br />
Vergangenheit aufarbeiten<br />
Es war eine schreckliche Zeit, damals um<br />
das Jahr 1939 in Südtirol. Im Zuge der auf<br />
der Basis des Hitler-Mussolini-Abkommens<br />
erzwungenen Option kam eine tiefe Spaltung<br />
in die Bevölkerung. Die einen – nicht<br />
wenige – wollten begeistert heim ins Reich,<br />
die anderen – unter ihnen der legendäre<br />
Kanonikus Michael Gamper – stemmten<br />
sich mit aller Kraft gegen die Auswanderung.<br />
Sie waren der Meinung, Hitler sei ein<br />
politischer Narr, dessen Herrschaft nicht<br />
von langer Dauer sein könnte.<br />
Es ließen sich damals also viele Tiroler<br />
diesseits und jenseits des Brenners vom<br />
braunen Diktator den Marsch blasen. Zu<br />
ihnen zählten auch die renommierten Blasmusik-Komponisten<br />
Sepp Tanzer und Josef<br />
Eduard Ploner, die vor allem im Sog des<br />
Tiroler Gauleiters Franz Hofer wirkten. So<br />
gab Ploner, eine Schlüsselfigur im NS-Musikleben<br />
Tirols, ein Liederbuch für Front<br />
und Heimat des Gaues Tirol-Vorarlberg heraus<br />
und Sepp Tanzer komponierte u.a. den<br />
• Heimatpflege<br />
Rotes Tuch Umwelt 35<br />
Ausbaupläne der Sextner Dolomiten AG 36<br />
Ungebremste Abbruchwut 39<br />
Glanzbeispiel einer gelungenen<br />
Renovierung40<br />
Empathie für die Heimat 43<br />
Naturnahe Waldentwicklung 44<br />
Hohe Biodiversität der Auen 45<br />
Natürliche Quellen sind selten geworden 46<br />
Religion und Landschaft:<br />
Wechselbeziehung47<br />
Rundschau51<br />
Neuer Hut für Villanderer Schützen 52<br />
Mundart-Treffen im Sarntal 53<br />
Südtiroler Volkstänzer<br />
bei Europeade in Gotha 54<br />
Gedenken an Maridl Innerhofer 55<br />
Standschützenmarsch und widmete diesen<br />
Gauleiter Franz Hofer. Nun haben Historiker<br />
in Innsbruck hineingeleuchtet in die<br />
braunen Verwicklungen und das Geflecht<br />
offenbar gemacht. Der Verbandsobmann<br />
des VSM Pepi Fauster äußert seine Betroffenheit<br />
in einer Stellungnahme, die in dieser<br />
Ausgabe des KF veröffentlicht wird. Er<br />
warnt allerdings vor Instrumentalisierung<br />
und Verallgemeinerung. Der VSM sei bestrebt,<br />
die historischen Tatsachen auf den<br />
Tisch zu legen und vor allem junge Menschen,<br />
welche diese Zeit nicht mehr selbst<br />
erlebt haben, über die Zusammenhänge<br />
aufzuklären. Sollen deswegen die Werke<br />
von Ploner und Tanzer nicht mehr gespielt<br />
werden, zumal der auch heute noch populäre<br />
Standschützenmarsch mit dem<br />
Kernstück ,,Hellau mir sein Tiroler Buam“?<br />
Kulturlandesrätin Kasslatter-Mur dazu: Es<br />
geht nicht darum, die Musik zu verdammen,<br />
sondern junge Menschen aufzuklären.<br />
Sie sollen wissen, wes Geistes Kind<br />
diese Komponisten waren.<br />
Alfons Gruber<br />
• Chorwesen<br />
Chöre brauchen Maßstäbe 57<br />
Drei Jahre Landesjugendchor Südtirol 58<br />
Chor- und Stimmbildungswoche<br />
in Burgeis 59<br />
Singen mit anderen Familien 61<br />
Junge Sänger im Musical-Fieber 62<br />
Abschlusskonzert der Chorleiter 63<br />
50 Jahre Federazione Cori del Trentino 64<br />
Andreas Hochenegger feierte<br />
80. Geburtstag 65<br />
Landesjugendchor Südtirol – Konzerte 66<br />
Fünftes Gesamttiroler Wertungssingen 67<br />
Stimmgabel70<br />
Titelbild: Mit Hingabe und Taktstock im Dienst an der Musik: Kapellmeister Egon Lardschneider dirigiert die MK St. Ulrich – Gröden<br />
2<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Vorweg<br />
Blasmusik<br />
Gedanken zur Arbeit mit und<br />
an der Musik<br />
Wozu braucht ein Orchester einen Dirigenten – wozu der Dirigent einen Taktstock?<br />
Sigisbert Mutschlechner<br />
Um den unscheinbaren, aber meist unerlässlichen Taktstock dreht sich das<br />
Hauptthema dieser <strong>KulturFenster</strong>-Ausgabe.<br />
Vor einiger Zeit hat mir meine Tochter eine<br />
Frage gestellt: „Wozu braucht ein Orchester<br />
einen Dirigenten?“ Ich habe die Frage dann<br />
weiter gesponnen: „Wozu braucht der Dirigent<br />
einen Taktstock?“<br />
Im Hauptthema der aktuellen Ausgabe<br />
unserer Zeitung wird dieses Thema<br />
geschichtlich aufgearbeitet, meine Frage<br />
und die meiner Tochter beantworten sich<br />
darin aber nicht.<br />
Die Geschichte des Dirigierens und damit<br />
verbunden die Geschichte des Taktstockes<br />
ist eine sehr lange, verbunden<br />
mit einer langen Tradition. Die ursprüngliche<br />
Aufgabe eines Dirigenten war es,<br />
„Takt zu schlagen“, den Musikern den<br />
Takt und das Tempo anzugeben. Zugleich<br />
anfangen und zugleich aufhören war die<br />
Devise. Im Laufe der Geschichte sind die<br />
Aufgaben eines Dirigenten immer vielfältiger<br />
geworden. Die Zeiten des Taktschlagens<br />
und das Wachen über das richtige<br />
Tempo waren nur mehr ein Teil der Dirigierarbeit,<br />
Musikalität, Interpretation, Gespür<br />
wurden immer wichtiger.<br />
Nicht jedes Orchester braucht einen Dirigenten,<br />
um gut zu sein, nicht jeder Dirigent<br />
braucht einen Taktstock, um gut<br />
zu dirigieren. Das habe ich auch meiner<br />
Tochter gesagt, worauf sie geantwortet hat:<br />
„Aber mit Dirigent sieht es schöner aus!“<br />
Was allemal ein – schlagkräftiges - Argument<br />
ist. Mit Taktstock sieht es schöner<br />
aus, so finde zumindest ich, aber es geht<br />
auch ohne. Und es gibt Leute, die diese<br />
Kunst durchaus ästhetisch beherrschen.<br />
Jeder, wie er mag,<br />
jeder wie es ihm gefällt.<br />
Wie alles auf der Welt ist zwar nicht der<br />
Dirigent, dafür aber der Taktstock dem<br />
modischen Zeitgeist unterworfen. Es gibt<br />
kurze und lange Taktstöcke, schwerere<br />
und leichtere, aus verschiedenen Materialien<br />
bis hin zu Edelmetallen. Und es gibt<br />
auch keinen Taktstock. Jeder, wie er mag,<br />
jeder wie es ihm gefällt. Musikalische Arbeit<br />
ist Schwerstarbeit, der Dirigent kehrt<br />
sein Innerstes nach außen und gibt sein<br />
Gefühl für die Musik an seine Musiker<br />
weiter. Mit oder ohne Taktstock. Apropos<br />
Taktstock, apropos Dirigent: Alle beide<br />
brauchen Sie, wenn Sie sich an den Wertungsspielen<br />
2014 in Eppan und Wiesen<br />
beteiligen wollen.<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
VSM-Verbandskapellmeister<br />
Nicht der Taktstock allein macht den<br />
Kapellmeister; Musikalität, Interpretation,<br />
Gespür sind ein wichtiger Teil der<br />
Dirigierarbeit – im Bild Fridl Pescoller,<br />
Kapellmeister der MK Abtei.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 3
Das Thema<br />
Taktstockgeschichten –<br />
die Geschichte des Taktstocks<br />
Vom Zeremonienstab zum dünnen Stöckchen – ein Prozess der Verkleinerung<br />
Was ist das Instrument eines Dirigenten?<br />
Das Orchester, die Noten, die Partitur? Die<br />
Kreativität? Ist der „Stock“ nun Instrument<br />
oder Werkzeug?<br />
Der Dirigent schimpft immer mehr<br />
über den Klang des Orchesters, bis dieses<br />
einmal komplett den Einsatz verweigert.<br />
Der Konzertmeister erklärt dem Dirigenten:<br />
„Sehen sie, so klingt ein Taktstock!<br />
Viele Dirigenten werden nicht erst seit<br />
dem «Harry-Potter-Zeitalter» mit Zauberern,<br />
Magiern oder Dompteuren verglichen. Liegt<br />
es an ihrer Aura oder an ihrer Kunst im Umgang<br />
mit diesem Stock – oder müsste man<br />
sagen mit diesem «Zauberstab»? Wenn man<br />
sich die fast dreitausendjährige Geschichte<br />
des Taktstocks anschaut, könnte man sie<br />
als einen einzigen Verkleinerungsprozess<br />
bezeichnen. Die erste Aufzeichnung über<br />
den Gebrauch eines Taktstocks geht bis ins<br />
Jahr 709 v. Chr. zurück und handelt von<br />
«Pherekydes von Patrae, dem Rhythmusoder<br />
Taktgeber».<br />
… Er platzierte sich in der Mitte (von<br />
800 Musikern), setzte sich auf einen hohen<br />
Sessel, schwenkte einen goldenen<br />
Stab, und die Musiker auf den Flöten und<br />
Cythara, die in einem Kreis um ihn angeordnet<br />
waren… als Pherekydes mit dem<br />
goldenen Stab das Zeichen gab, begannen<br />
alle Musiker in einem und demselben<br />
Tempo zu spielen…<br />
In der Zeit des grauen Mittelalters stoßen<br />
wir auf vereinzelte Quellen und Versuche,<br />
die Musik mit Gebärden oder Zeichen zu<br />
koordinieren und zu vermitteln. Es blieb<br />
dabei aber vorwiegend bei der «Hand-Arbeit».<br />
Die vielleicht heute noch bekannteste<br />
Methode ist die «Guidonische Hand» von<br />
Guido von Arezzo. Ab dem 17. Jahrhundert<br />
finden sich immer wieder Berichte,<br />
Bilder und Aufzeichnungen, welche die<br />
Dirigenten mit einem mannshohen Zeremonienstab<br />
abbilden, mit dem sie den Takt<br />
auf den Boden schlagen. Sie signalisierten<br />
Mit dem Taktstock, dem „geräuschlosesten“ aller Instrumente, wird Musik gestaltet –<br />
im Bild Dietmar Rainer, Kapellmeister der MK Naturns.<br />
dabei mit kraftvollen Stößen das Tempo.<br />
Dass diese Dirigiertechnik nicht ungefährlich<br />
war, zeigt das verhängnisvolle Schicksal<br />
von Jean-Baptist Lully, dem Hofkapellmeister<br />
des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Er<br />
zertrümmerte sich – laut Überlieferung am<br />
8. Januar 1687 bei einer Aufführung – einen<br />
seiner Zehen und starb zwei Monate<br />
später an den Folgen einer Blutvergiftung.<br />
Es wurde in dieser Zeit aber nicht nur<br />
mit dem schweren, Respekt einflößenden<br />
Zeremonienstab dirigiert. Es existieren auch<br />
Aufzeichnungen, dass gegen Ende des 16.<br />
Jahrhunderts die Nonnen im Kloster San<br />
Vito lo Capo bereits kleine Taktstöcke gebrauchten.<br />
Die Ensembleleiter benutzten<br />
bis Anfang des 19. Jahrhunderts zur Fixierung<br />
des Tempos und zur Organisation einer<br />
Aufführung sehr unterschiedliche Methoden.<br />
Sehr verbreitet waren Papier- oder<br />
Notenrollen. Einheitliche und verbindliche<br />
Dirigierschemata im heutigen Sinne existierten<br />
noch keine. Zum «akustischen»<br />
Taktschlagen verwendeten die Leiter damals<br />
häufig auch Geigenbogen. Die Kirchenmusiker<br />
hingegen schlugen den Takt<br />
4<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Auch bekannte Dirigenten – im Bild<br />
Kurt Masur (geb. 1927) - haben den<br />
„Schrumpfungsprozess“ des Taktstocks<br />
konsequent weitergeführt und dirigieren<br />
öfter mal mit der bloßen Hand.<br />
Das Um und Auf jeder Kapellmeisterausbildung: der Umgang mit dem Taktstock<br />
- im Bild Peter Vierneisel, derzeitige Dirigent des Südtiroler Jugendblasorchesters<br />
SJBO (geb. 1974)<br />
gerne mit einem Schlüssel oder Metallstück<br />
auf der Orgelbank. Ein findiger Kapellmeister<br />
aus Syrakus soll sogar ein Taschentuch<br />
an den «Taktstock» gebunden und<br />
diesen wie eine Fahne über den Kopf geschwungen<br />
haben. Den kurzen Taktstock<br />
oder Dirigentenstab in der heutigen Form<br />
kennen wir erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts<br />
mit Beginn der Romantik, als die<br />
Kompositionen differenzierter, die Orchester<br />
und Chöre größer wurden und daher<br />
einen Dirigenten erforderten. Wer, wo und<br />
wann der kurze Stab das erste Mal eingesetzt<br />
wurde, ist jedoch unklar.<br />
Carl Maria von Weber soll den Taktstock<br />
bereits 1817 in Dresden eingeführt<br />
haben, gleichzeitig mit Ludwig Spohr in<br />
Frankfurt. Letzterer nahm zudem für sich<br />
in Anspruch, bei einer Londoner Aufführung<br />
seiner zweiten Sinfonie den Dirigentenstab<br />
1820 nach England gebracht zu<br />
haben. Solche und auch andere Behauptungen<br />
sind jedoch mit Skepsis zu betrachten.<br />
Eine Zeichnung der Londoner Uraufführung<br />
der Oper „Oberon“ (1826) von<br />
und mit Carl Maria von Weber zum Beispiel<br />
zeigt diesen mit einer Notenrolle in<br />
der Hand.<br />
Der Hofkapellmeister des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Jean Baptist Lully (1632 - 1687)<br />
kam durch seinen Taktstock zu Tode.<br />
1820 wurde an der Pariser Oper auf Verlangen<br />
des Opernorchesterchefs François-<br />
Antoine Habeneck sogar wieder die alte,<br />
eher schwerfällige Methode eingeführt. Der<br />
Takt wurde für fast fünfzig Jahre wieder mit<br />
dem Geigenbogen geschlagen. Erst 1867<br />
feierte der Taktstock an der Pariser Oper<br />
seine Renaissance.<br />
In London setzte sich der Taktstock<br />
bereits 1833 am königlichen Opernhaus<br />
durch, während an der St. Paul’s Cathedral<br />
noch bis 1896 der Einsatz von Papierrollen<br />
belegt ist. Felix Mendelssohn dirigierte<br />
1835 das Leipziger Gewandhausorchester<br />
erstmals mit einem Stab.<br />
Um 1870 begann sich der heutige, geräuschlose<br />
Taktstock gegen die anderen<br />
wirren Traditionen und Praktiken durchzusetzen.<br />
Eine Theorie dazu meint, dass<br />
dieser Trend erst durch die etwa gleichzeitig<br />
stattfindende Einführung der elektrischen<br />
oder gasbetriebenen Beleuchtung<br />
ermöglicht wurde. Diese gestattete<br />
ein gleichmäßiges und helles Ausleuchten<br />
der Räume. Zuvor hätten die Konturen<br />
des dünnen Stäbchens wohl kaum wahrgenommen<br />
werden können.<br />
Der Dirigent war nun nicht mehr nur lebendiges<br />
Metronom. Er vermittelte dem Orchester<br />
mit Hilfe seiner Gesten und des damals<br />
ungefähr 50 Zentimeter langen, teils<br />
kunstvoll mit Silbereinlagen oder Schnitzereien<br />
verzierten Stabs aus Elfenbein oder<br />
Ebenholz seine Interpretation eines Werks.<br />
Er und sein dünnes «Stäbchen» standen<br />
oder stehen seit dieser Zeit im wahrsten<br />
Sinn des Wortes im Zentrum des Gesche-<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 5
Das Thema<br />
Die „Guidonische Hand“, nach Guido<br />
von Arezzo (um 992 – 1050) benannt,<br />
diente zur Orientierung im Tonsystem<br />
und als Gedächtnisstütze beim Erlernen<br />
von Chorälen.<br />
hens. So konnte oder kann der Dirigent als<br />
Selbstdarsteller oder Dompteur agieren –<br />
wie dies Hector Berlioz getan haben soll,<br />
der sich beim Dirigieren nicht dem Orchester,<br />
sondern anscheinend «wild gestikulierend»<br />
dem Publikum zuwandte. Oder er<br />
kann sich mit dezenten, wohlüberlegten<br />
Gesten zurücknehmen und der Musik ihren<br />
Platz lassen.<br />
Die heutigen Taktstöcke sind noch kleiner<br />
und vor allem viel leichter geworden.<br />
Ein Taktstock besteht hauptsächlich aus<br />
ausbalanciertem Holz – häufig aus Balsaholz<br />
oder anderen leichten Holzarten –<br />
oder Fiberglas und misst nur noch 30 bis<br />
40 Zentimeter. Wenige – auch große Dirigenten<br />
wie Pierre Boulez oder Kurt Masur<br />
– haben den «Schrumpfprozess» noch<br />
weiter getrieben und kommen sogar ohne<br />
Taktstock aus.<br />
Dass das Dirigieren auch heute noch<br />
gefährlich ist, aber nicht wie in Lullys Fall<br />
gerade zum Tod führen muss, zeigen diese<br />
skurrilen Beispiele. Georg Solti hat sich bei<br />
einer Aufführung ins Auge gestochen; er<br />
musste die Aufführung mehrere Minuten<br />
unterbrechen. Der israelische Dirigent Eliahu<br />
Inbal musste nach dem gleichen Unglück<br />
sofort ins Spital gebracht werden. Der<br />
niederländische Dirigent Bernhard Haitink<br />
stach sich mit dem Stock in den Handballen.<br />
Der Stock brach, und Haitink musste<br />
sich ein gut vier Zentimeter langes Holzstück<br />
aus der Hand operieren lassen. Ein<br />
Schüler von Herbert Blomstedt hat sich<br />
mit dem Stab das Trommelfell durchbohrt<br />
und ein finnischer Dirigent stach sich bei<br />
einer Aufführung in den Oberkörper, zog<br />
den Stab hinaus, wischte das Blut ab und<br />
setzte das Konzert fort. Für einen anderen<br />
finnischen Dirigenten – Leif Segerstam –<br />
hielt der Dirigentenstab eine andere, unblutige<br />
Überraschung bereit. Ihm rutschte<br />
nämlich sein Taktstock bei einem Konzert<br />
aus der Hand und landete anscheinend<br />
wie Amors Pfeil vor den Füßen seiner<br />
späteren Frau.<br />
Ob gerolltes Notenblatt, Papier, Geigenbogen,<br />
Zeremonienstab, Zahnstocher oder<br />
«von Hand», die Liste der Gegenstände ist<br />
immens. Der Taktstock ist heute aber kein<br />
Machtsymbol mehr wie noch zu Lullys Zeit,<br />
sondern ein Mittel zur Kommunikation, um<br />
die vollkommenste, beste Musik aus den<br />
Musizierenden zu locken – oder eben zu<br />
zaubern.<br />
Reto Naef<br />
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von<br />
Redaktion und Autor aus: „Maestro“ <strong>Nr</strong>. 3/2011 in:<br />
„Unisono – die Schweizer Zeitschrift für Blasmusik“<br />
<strong>Nr</strong>. 15-2011 vom 15. August 2011<br />
Franz Werfel<br />
Der aus Prag gebürtige und nach Amerika ausgewanderte deutsche Schriftsteller<br />
Franz Werfel (1890 – 1945) hat uns in der Form eines Sonetts die folgende literarische<br />
Karikatur eines Dirigenten, der sich in seiner Selbstdarstellung zu gefallen<br />
scheint, hinterlassen. Übrigens, mit seinem 1924 erschienenen Roman „Verdi. Roman<br />
der Oper“ hat er wesentlich zur „Verdi-Renaissance“ in Deutschland beigetragen.<br />
Der Dirigent<br />
Dirigieren als „Dressurakt“ - diese<br />
Karikatur von Titus nimmt den Maestro<br />
Riccardo Muti aufs Korn.<br />
Er reicht den Violinen eine Blume<br />
Und ladet sie mit Schelmenblick zum Tanz.<br />
Verzweifelt bettelt er das Blech zum Glanz<br />
Und streut den Flöten kindlich manche Krume.<br />
Tief beugt das Knie er vor dem Heiligtume<br />
Des Pianissimos, der Klangmonstranz.<br />
Doch zausen Stürme seinen Schwalbenschwanz,<br />
Wenn er das Tutti aufpeitscht, sich zum Ruhme.<br />
Mit Fäusten hält er fest den Schlussakkord.<br />
Dann staunt er, hilflos eingepflanzt am Ort,<br />
dem ausgekommenen Klang nach wie ein Clown.<br />
Zuletzt, dass er den Beifall dankend rüge,<br />
Zeigt er belästigte Erlöserzüge<br />
Und zwingt uns, ihm noch Größeres zuzutraun.<br />
6<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Aus Verband und Bezirken<br />
Blasmusik<br />
Töne aus einer düsteren Zeit<br />
Aufarbeitung notwendig<br />
Pepi Fauster<br />
In den letzten Wochen und Monaten<br />
drangen auf Grund von Forschungen in Tirol<br />
neue Erkenntnisse über das Tiroler Musikleben<br />
in der NS-Zeit an die Öffentlichkeit<br />
und wurden über verschiedene Medien<br />
auch in Südtirol verbreitet.<br />
Die Nachrichten handeln u.a. von der<br />
Verstrickung der Blasmusikpioniere Josef<br />
Eduard Ploner und Sepp Tanzer in die Machenschaften<br />
der damaligen Politik. Die<br />
Werke von Ploner tauchen in Programmen<br />
unserer Musikkapellen kaum mehr<br />
auf, jene von Tanzer – vor allem einige<br />
Märsche – doch noch öfters.<br />
Laut den Recherchen einiger Historiker<br />
haben sich führende Politiker in der NS-<br />
Zeit nicht nur der Hochkultur, sondern der<br />
Volkskultur und damit auch der Blasmusik<br />
bedient, um das NS-Gedankengut an das<br />
Volk zu bringen. Diese Instrumentalisierung<br />
der Blasmusik war eng verknüpft mit dem<br />
Personenkult des Gauleiters Franz Hofer,<br />
der bei Ploner und Tanzer Mitstreiter fand.<br />
Diese Erkenntnisse sind für viele Mitglieder<br />
unserer Musikkapellen, besonders für<br />
die jüngeren neu, machen aber alle sehr<br />
betroffen. In wie weit diese beiden Männer<br />
unter politischem Druck in das Geschehen<br />
mit hinein gezogen wurden bzw.<br />
selbst dabei begeistert aktiv waren, kann<br />
die heutige Führung des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen nur mit sachlicher<br />
Information und Aufarbeitung von kompetenter<br />
Seite richtig einschätzen.<br />
In jedem Fall liegt es uns absolut fern,<br />
die Ergebnisse aus den Nachforschungen<br />
der Historiker zu verstecken oder tot zu<br />
schweigen. Verschiedene Maßnahmen zur<br />
Aufarbeitung des Tiroler Musiklebens und<br />
ganz speziell der Blasmusikgeschichte in<br />
Südtirol zwischen 1919 und 1948 werden<br />
in den nächsten Wochen zusammen mit<br />
der Südtiroler Kulturabteilung, dem Südtiroler<br />
Landesarchiv und weiteren Experten<br />
in die Wege geleitet, um diesen Themenkomplex<br />
aufzuarbeiten.<br />
Dabei darf ein wesentlicher Unterschied<br />
zur Nordtiroler Szene nicht vergessen werden:<br />
Unsere Musikkapellen haben in dieser<br />
Zeit schlimme Erfahrungen auch unter<br />
dem Faschismus und dann unter dem<br />
Nationalsozialismus machen müssen, wurden<br />
durch beide Regime missbraucht, ihre<br />
Tätigkeit wurde teils verboten. Von Dorf<br />
zu Dorf war die Situation unterschiedlich.<br />
Ich glaube, dass die Zeit reif ist, Nachforschungen<br />
anzustellen und diese auch<br />
offen kund zu tun. Wir werden zusammen<br />
mit unseren Mitgliedskapellen das Leben<br />
und die Werke dieser Komponisten differenzierter<br />
zu betrachten und neu einzuschätzen<br />
haben.<br />
Die Blasmusik von heute hat mit dem<br />
Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun<br />
und distanziert sich klar davon. Der Verband<br />
weist aber auch Bestrebungen von<br />
einigen Medien zurück, welche dazu tendieren,<br />
die gesamte Sparte in die braune<br />
Ecke schieben zu wollen.<br />
Die Tätigkeit des Verbandes und der Musikkapellen<br />
ist unpolitisch und gemeinnützig,<br />
die Programme der einzelnen Vereine<br />
sind modern und vielfältig. Die gespielten<br />
Werke zeugen von einer Auseinandersetzung<br />
mit Blasmusik-Strömungen und Kompositionen<br />
auf internationaler Ebene und<br />
einer hohen Musikkultur. Deshalb braucht<br />
die Blasmusik keine Helden, schon gar<br />
nicht falsche. Jeder „Tirolertum-Fanatismus“<br />
ist abzulehnen. Die Musikantinnen<br />
und Musikanten wollen durch ihr Musizieren<br />
schlussendlich nichts anderes, als frei<br />
und unabhängig Menschen in verschiedenen<br />
Lebenslagen durch „saubere“ und<br />
„friedvolle“ Musik erfreuen und erheitern.<br />
Pepi Fauster, Verbandsobmann<br />
VSM-Obmann Pepi Fauster stellt klar: Die Blasmusik von heute hat mit dem<br />
Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun. – im Bild die Musikkapelle Abtei beim<br />
Bezirksmusikfest 2012 in Sand in Taufers.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 7
Aus Verband und Bezirken<br />
Ausschreibung Konzertwertung 2014<br />
Konzertwertung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen in den Bezirken Bozen und Sterzing<br />
Liebe Kapellmeisterinnen und Kapellmeister<br />
- Liebe Obfrauen und Obmänner!<br />
Wie bereits angekündigt, veranstaltet<br />
der VSM Bezirk Sterzing im Auftrag des<br />
Verbandes Südtiroler Musikapellen eine<br />
Konzertwertung, zu der alle Musikkapellen<br />
des Verbandes zugelassen sind.<br />
Termine<br />
• Samstag, 17. Mai 2014, <br />
im Kulturhaus in Eppan<br />
• Samstag, 24. Mai 2014, im Haus der<br />
Dorfgemeinschaft in Wiesen<br />
1. Sinn und Zweck<br />
Die im Rahmen des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) durchgeführten<br />
Konzertwertungen dienen<br />
der Hebung des musikalischen Niveaus<br />
der Musikkapellen<br />
der Intensivierung der Probenarbeit<br />
der Feststellung des musikalischen Leistungsstandes<br />
der Verbreitung gehaltvoller und empfehlenswerter<br />
Blasmusikliteratur<br />
Konzertwertungen werden vom VSM<br />
und seinen Bezirken ausgerichtet. Der<br />
Rahmen, in dem Konzertwertungsspiele<br />
durchgeführt werden, soll ein<br />
würdiger sein.<br />
2. Pflicht- / Selbstwahlstück<br />
Jede teilnehmende Musikkapelle wählt<br />
eines der in der Ausschreibung vorgegebenen<br />
Pflichtstücke und ein Selbstwahlstück<br />
der gleichen Schwierigkeitsstufe.<br />
Folgende Pflichtstücke zum Thema<br />
„Suite“ wurden für die Konzertwertung<br />
2014 in Sterzing festgelegt:<br />
siehe Tabelle unten<br />
Stufe Titel Komponist<br />
Die Pflichtstücke können auf der Homepage<br />
des VSM angesehen und angehört werden.<br />
Das Selbstwahlstück ist der jeweils geltenden<br />
Selbstwahlliste zu entnehmen, in<br />
welcher die Stücke je nach Schwierigkeitsstufen<br />
eingeteilt sind.<br />
Als solche gilt die aktuelle Selbstwahlliste<br />
des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
mit den verhältnisbedingten Abänderungen<br />
und Ergänzungen, wie sie von<br />
der Musikkommission des ÖBV und der<br />
Fachgruppe Kapellmeister des VSM beschlossen<br />
werden. Es können auch Werke<br />
aus den Pflichtstückelisten 2009/10 und<br />
2011/12 des ÖBV und des VSM als Selbstwahlstück<br />
gewählt werden. Diese können<br />
unter folgender Internetadresse heruntergeladen<br />
werden:<br />
http://www.vsm.bz.it/de/fachbereich-fuer/<br />
kapellmeister.asp<br />
Auch die in der unten stehenden Datenbank<br />
enthaltenden Werke können als<br />
Selbstwahlstück verwendet werden:<br />
Blasmusikverband Tirol<br />
http://www.blasmusikverband-tirol.at/typo3/<br />
fileadmin/downloaddateien/kapellmeister/<br />
konzertwertungen/ergaenzungen_zum_<br />
oesterreichischen_blasmusikkatalog.pdf<br />
Bayerischer Blasmusikverband<br />
http://www.bbmv-online.de/Pflicht-<br />
Selbstwahlst.127.0.html?&no_cache=1<br />
Flicorno d‘oro<br />
http://www.e-20.com/ita/flicorno/Brani-<br />
Concorso/<br />
A Unterstufe A Little Suite for Winds Rita Defoort<br />
B Mittelstufe A Little English Suite Clare Grundman<br />
C Oberstufe English Folksong Suite Ralph Vaughan Williams<br />
D Kunststufe Scenes from the Louvre Norman Dello Joio<br />
E Höchststufe A Lincolnshire Posy Percy Aldridge Grainger<br />
Musikstücke, welche in den Selbstwahllisten<br />
nicht enthalten sind, dürfen nur dann<br />
gespielt werden, wenn sie mindestens 10<br />
Wochen vor der Konzertwertung der Fachgruppe<br />
Kapellmeister des VSM zur Einstufung<br />
und Genehmigung vorgelegt wurden.<br />
Selbstwahlstücke müssen folgende Kriterien<br />
erfüllen:<br />
Konzertante, gehaltvolle Konzertliteratur,<br />
die Mindestlänge des Stückes sollte der<br />
jeweiligen Stufe entsprechen:<br />
• Stufe A – mindestens 3 Minuten<br />
• Stufe B – mindestens 4 Minuten<br />
• Stufe C – mindestens 6 Minuten<br />
• Stufe D – mindestens 7 Minuten<br />
• Stufe E – mindestens 10 Minuten<br />
Für das Pflicht- und das Selbstwahlstück<br />
sind jeweils drei durchnummerierte Partituren<br />
(wenn möglich, Originalpartituren,<br />
ansonsten auf Mindestgröße Din A4/Seite<br />
gut kopiert und in Heftformat gebunden<br />
oder geklammert) spätestens bei der Landesversammlung<br />
am Samstag, 08. März<br />
2014 abzugeben.<br />
Die Kapellen können sich nach Wunsch<br />
maximal 2 Minuten auf der Bühne einspielen.<br />
(Einspielübung, Choral…)<br />
3. Mitglieder/Nichtmitglieder – Aushilfen<br />
Jede Musikkapelle darf grundsätzlich nur<br />
mit ihren eigenen ordentlichen Mitgliedern<br />
zur Konzertwertung antreten. Laut Paragraph<br />
4 der Wertungsspielordnung des<br />
VSM können Musikkapellen der Stufen A<br />
und B höchstens 4 Aushilfen, ab der Stufe<br />
C höchstens 3 Aushilfen einsetzen. Im Interesse<br />
einer werkgetreuen Interpretation<br />
sind maximal zwei weitere Musiker/innen<br />
für Englischhorn, Kontrabass, Kontrabassklarinette,<br />
Kontrafagott, Harfe, Klavier, E-<br />
Gitarre oder E-Bass zugelassen.<br />
Auswahlorchester und vereinsübergreifende<br />
Musikkapellen müssen in der Stufe<br />
S (Sonderklasse A/S, B/S, C/S, D/S, E/S)<br />
antreten.<br />
Eine partiturgetreue Instrumentenbesetzung<br />
ist für die Kategorien A / B / C nicht<br />
zwingend vorgeschrieben, d.h. fehlende<br />
8<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Mangelinstrumente können durch andere<br />
Instrumente besetzt werden. Auf Änderungen<br />
in der Instrumentenbesetzung<br />
muss auf der ersten Seite der Partituren<br />
für die Juroren hingewiesen werden. Bei<br />
den Pflichtstücken können in allen Stufen<br />
auch Flügelhörner eingesetzt werden,<br />
auch wenn die Instrumentierung dies nicht<br />
vorsieht (bitte in der Partitur anmerken).<br />
Damit der Einsatz der Aushilfen laut Regelung<br />
kontrolliert werden kann, hat jede<br />
Musikkapelle beim Anmeldetermin eine<br />
Besetzungsliste mitzusenden und unmittelbar<br />
vor der Konzertwertung eine Besetzungsliste<br />
unter Angabe der Aushilfen<br />
einzureichen.<br />
Beim Auftritt wird die Anzahl der Gastmusiker<br />
vom Moderator öffentlich bekannt<br />
gegeben.<br />
Einspruch bei eventuellen Unregelmäßigkeiten<br />
können die VSM-Funktionäre und jeweils<br />
der Obmann und Kapellmeister der an<br />
der Konzertwertung teilnehmenden Musikkapellen<br />
erheben, wobei die Beschwerden<br />
noch vor der Überreichung der Wertungsurkunde<br />
schriftlich an den Veranstalter eingereicht<br />
werden müssen. Die Jury hat sich<br />
mit diesbezüglichen Beschwerden nicht zu<br />
befassen. Musikkapellen, die nachgewiesenermaßen<br />
mehr Aushilfen als zulässig<br />
eingesetzt haben, erhalten keine Bewertung<br />
und keine Wertungsurkunde.<br />
4. Bewertung<br />
Die Bewertung erfolgt gemäß CISM-Wertungsreglement<br />
in folgenden Kriterien mit<br />
der dazugehörigen Definition:<br />
1. Stimmung und Intonation: Grundstimmung,<br />
Stimmung der einzelnen Register, lineare<br />
Intonation einzelner Spieler und vertikale<br />
Intonation (Akkorde).<br />
2. Ton- und Klangqualität: Tonkultur der<br />
Einzelstimmen, Qualität des Orchesterklanges,<br />
Solis.<br />
3. Phrasierung und Artikulation: Korrekte<br />
Ausführung der Artikulation, einheitliche<br />
Ausführung, Verständlichkeit der Ausführung,<br />
Phrasenbildungen.<br />
4 Spieltechnische Ausführung: Realisierung<br />
des Notentextes, technische Passagen,<br />
Läufe.<br />
5. Rhythmik und Metrik: Korrekte Ausführung<br />
der Rhythmik, Beachtung der Metrischen<br />
Struktur, Zusammenspiel.<br />
6. Dynamische Differenzierung: Einhaltung<br />
der Lautstärkenbezeichnung, Abstufungen<br />
der Dynamik<br />
7. Tempo und Agogik: Korrektes Tempo, interpretatorisch<br />
bedingte Abweichungen,<br />
Tempoübergänge, Fermaten, tempomäßiges<br />
Gestalten der großen und kleinen<br />
Bögen (Phrasierung).<br />
8. Klangausgleich und Registerbalance: Verhältnis<br />
der Stimmen im Register/Satz,<br />
Verhältnis der Haupt- und Nebenstimmen,<br />
Verhältnis der Register untereinander<br />
im Tutti.<br />
9. Künstlerisch-musikalischer Gesamteindruck:<br />
Umsetzung der Musikalität vom Orchester,<br />
äußeres Auftreten des Orchesters.<br />
10. Interpretation und Stilempfinden: Stilistische<br />
Sicherheit, Ausdruck, Expressivität,<br />
wird der Schlüssel zur „Musik“<br />
gefunden, kann Spannung erzeugt werden,<br />
wurde die Intention des Komponisten<br />
gefunden – erkannt und umgesetzt,<br />
Körpersprache des Dirigenten zur<br />
Musik. Dieser Punkt gilt ausschließlich<br />
dem Dirigenten!<br />
5. Bewertungsmodus: Geschlossene Bewertung<br />
Es wird nach einem Punktesystem bewertet.<br />
Jeder Wertungsrichter bewertet pro vorgetragenem<br />
Werk alle zehn Kriterien nach<br />
folgendem Punktesystem: 6 / 6,5 / 7 / 7,5<br />
/ 8 / 8,5 / 9 / 9,5 / 10. Die Endpunktezahl<br />
resultiert als Durchschnittswert der vorliegenden<br />
Bewertungsergebnisse jedes einzelnen<br />
Jurors.<br />
Auf Wunsch wird auch das Kritikspiel angeboten,<br />
bei dem keine Punkte und keine<br />
Urkunde vergeben werden, die Kapelle aber<br />
ein Feedback durch ein schriftliches Kurzprotokoll<br />
und ein Jurygespräch bekommt.<br />
Das Ergebnis der Jury ist unanfechtbar!<br />
Die Bekanntgabe der Ergebnisse erfolgt<br />
am Samstagabend nach dem Auftritt der<br />
letzten Musikkapelle.<br />
6. Jury<br />
Die dreiköpfige Jury wird von der „Fachgruppe<br />
Kapellmeister“ des VSM bestellt.<br />
7. Meldefrist<br />
Die Anmeldungen und die Besetzungslisten<br />
sind bis spätestens 31.01.2014<br />
mittels beigefügten Formularen per E-<br />
Mail an joachim.bacher@alice.it (Bezirkskapellmeister)<br />
zu richten. Die<br />
gesamte Ausschreibung samt Anmeldeformular<br />
und Besetzungsliste steht<br />
auch auf der VSM-Homepage unter<br />
dem Fachbereich „Kapellmeister“ als<br />
Download zu Verfügung. Weitere Infos<br />
erhalten Sie beim Bezirkskapellmeister.<br />
Tel.: 328 3357401<br />
Sollten sich mehr Musikkapellen anmelden<br />
als erwartet, wird mit der Konzertwertung<br />
bereits am Freitagabend<br />
begonnen.<br />
In Erwartung einer zahlreichen<br />
Beteiligung zeichnet mit<br />
musikalischen Grüßen<br />
Sigisbert Mutschlechner,<br />
Verbandskapellmeister im VSM<br />
Arnold Leimgruber,<br />
Bezirkskapellmeister<br />
im VSM-Bezirk Bozen<br />
Joachim Bacher,<br />
Bezirkskapellmeister im<br />
VSM-Bezirk Sterzing<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 9
Aus Verband und Bezirken<br />
Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbes<br />
für Blasorchester<br />
Teilnahmebedingungen<br />
1) Der Verband Südtiroler Musikkapellen schreibt einen Kompositionswettbewerb<br />
für originale konzertante Blasmusikwerke<br />
der Mittelstufe (CISM-Stufe B) aus. Dieser Wettbewerb wird im<br />
Zuge der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 ausgeschrieben Er hat<br />
das Ziel, Kompositionen für Blasorchester entstehen zu lassen.<br />
2) Am Wettbewerb kann sich jeder beteiligen.<br />
3) Die eingereichten Kompositionen dürfen noch nicht gedruckt<br />
und noch nicht aufgeführt worden sein. Die Aufführungsdauer<br />
soll +/- 7 Minuten betragen.<br />
4) Den Komponisten steht es frei die Musikrichtung zu wählen. Die<br />
Form muss hingegen konzertanter Natur sein.<br />
5) Die Werke sind in vollständiger Partitur und Besetzung einzureichen.<br />
6) Die Komposition muss folgendem Besetzungs- bzw. Instrumentationstypus<br />
entsprechen:<br />
Besetzung:<br />
Flöte 1-2-stimmig<br />
Oboe (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />
Fagott (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />
Klarinette 2-3-stimmig<br />
Bassklarinette (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />
Altsaxophon 1-2-stimmig<br />
Tensaxophon<br />
Baritonsaxophon (Stichnoten in anderen Stimmen)<br />
Trompete 2-3-stimmig<br />
Flügelhorn 2-stimmig<br />
Horn 2-3-stimmig<br />
Posaune 2 stimmig<br />
Tenorhorn<br />
Bariton<br />
Tuba<br />
Schlagzeug (max. 4 Spieler)<br />
Tonumfang:<br />
Flöte c1 - c3<br />
Klarinette e - c3<br />
Saxophon c1 - c3<br />
Trompete/<br />
Flügelhorn g - a2<br />
Horn f - f2<br />
Tenorhorn g- b2<br />
Possaune F - f1<br />
Tuba Kontra F - f<br />
2 Pauken<br />
Glockenspiel, ev. Xylophon<br />
Taktarten 2/4, 3/4 , 4/4, 2/2, 6/8, 6/8 (in 2), 5/4, 5/8<br />
Taktwechsel<br />
Rhythmen: 16tel, Triolen, punktierte, Synkopen<br />
Tonarten: As - D-Dur + parall. Moll, Kirchentonarten + Alterationen<br />
Aleatorik darf verwendet werden<br />
Alle Tempi<br />
Dauer: ca. 6 - 8 Min.<br />
Art: mehrsätzig mit versch. Charakteren<br />
Es besteht zudem die Möglichkeit die mittels Computer aufgenommenen<br />
Werke auf CD oder einen reduzierten Klavierauszug<br />
beizulegen.<br />
Die Kompositionen müssen bis spätestens 31. März 2014 unter<br />
der Bezeichnung „VSM-Kompositionswettbewerb 2014“ im Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen, Schlernstraße 1, 39100 Bozen,<br />
Italien anonym und ohne jedwede Zeichen oder Erkennungsmarken<br />
eingereicht werden.<br />
Auf den Partituren ist an Stelle des Namens des Komponisten ein<br />
Kennwort anzuführen. Der Einreichung ist zudem ein verschlossener<br />
Briefumschlag beizufügen, welcher an der Außenseite das<br />
Kennwort der Komposition aufweist. Im Innern des verschlossenen<br />
Umschlags steht der Name des Autors, Anschrift, Telefonnummer/<br />
Fax und eventuelle E-Mailadresse. Darüber hinaus muss in dem<br />
verschlossenen Umschlag eine handschriftlich gezeichnete Erklärung<br />
des Autors beigefügt sein. Darin erklärt der Unterzeichner:<br />
• die Teilnahmebedingungen zu kennen und sie in allen Teilen<br />
anzuerkennen;<br />
• alleiniger Urheber der Partitur zu sein;<br />
• dass die eingereichte Partitur bisher weder veröffentlicht noch<br />
dargeboten wurde;<br />
• dass die eingereichte Partitur bisher weder Auszeichnungen<br />
erhalten oder an anderen Wettbewerben teilgenommen hat;<br />
• die unanfechtbare Entscheidung der Jury anzuerkennen.<br />
1. Die eingereichten Werke werden nicht zurückerstattet, sondern<br />
im Archiv des Wettbewerbs aufbewahrt.<br />
2. Die Wettbewerbsteilnehmer können nicht Mitglied der Jury sein.<br />
Funktionäre des Verbandes Südtiroler Musikkapellen sind von<br />
der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen.<br />
3. Für die drei erstgereihten Kompositionen gibt es folgende Preise:<br />
1. Preis 2.500 Euro<br />
2. Preis 2.000 Euro<br />
3. Preis 1.500Euro<br />
Die Kompositionen unterliegen dem unanfechtbaren Urteil einer<br />
Jury, die sich die Möglichkeit einräumt - sollte es sich als notwendig<br />
erweisen - die Preise auch nicht zu vergeben.<br />
Von den prämierten Werken muss ein kompletter Stimmensatz<br />
samt Partitur innerhalb 1. Juli 2014 dem Verband Südtiroler Musikkapellen<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
Mit der Zuerkennung eines Preises erwirbt der Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen das Recht zur Uraufführung und der CD-Einspielung<br />
der prämierten Werke. Die drei Siegerkompositionen werden anlässlich<br />
der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 beim Festkonzert uraufgeführt.<br />
Es erfolgt ein Live-Mittschnitt, der auf CD veröffentlicht wird.<br />
1. Die Entscheidungen der Jury sind unanfechtbar.<br />
2. Die Wettbewerbsteilnahme erfolgt unter vorbehaltloser Anerkennung<br />
der vorliegenden Ausschreibung und mit dem Einverständnis<br />
zur Verwendung der persönlichen Daten des Teilnehmers.<br />
In Streitfällen ist der deutsche Text maßgebend.<br />
10<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Ein großes Glanzlicht der Musik in Bewegung<br />
fand am Samstag, 27. Juli, in Sterzing<br />
statt, und zwar organisierte der VSM - Bezirk<br />
Sterzing eine landesweite Marschmusikbewertung<br />
in der Neustadt und am Untertorplatz.<br />
Insgesamt neun Kapellen aus<br />
ganz Südtirol stellten sich der Wertung in<br />
den Stufen von B bis E und alle schnitten<br />
mit großartigen Ergebnissen ab.<br />
Eingeleitet wurde die Veranstaltung<br />
durch einen Sternmarsch der Kapellen aus<br />
Innerpfitsch, Trens und Stilfes zum Untertorplatz.<br />
Meinhard Oberhauser - seit dem<br />
Frühjahr <strong>2013</strong> Obmann des VSM-Bezirkes<br />
Sterzing - eröffnete bei strahlend sonnigem<br />
Wetter und fast tropischen Temperaturen<br />
die Marschmusikbewertung und begrüßte<br />
die Ehrengäste, Musikanten und die zahlreichen<br />
Zuschauer. Vom Gasthof „Lilie“<br />
ausgehend, wo die Aufstellung und das<br />
Abmarschieren der Kapellen stattfand,<br />
bis zum Untertorplatz stellten die insgesamt<br />
370 Musikantinnen und Musikanten<br />
ihr Können beim Marschieren unter Beweis.<br />
Dabei war dies für die neun Stabführer<br />
der Kapellen eine ganz besondere<br />
Herausforderung. Neben dem „Abfallen“<br />
und der „Großen Wende“ wurde außerdem<br />
von den vier Kapellen aus Jaufental, Mareit,<br />
Sterzing und Gries bei Bozen in der<br />
höchsten Stufe E auch eine verpflichtende<br />
Marschiershow vorgeführt, mit der sie natürlich<br />
durch die abwechslungsreichen Elemente<br />
die Zuschauer besonders zu begeisterten<br />
vermochten. Unter anderem konnte<br />
man eine sogenannte “Schnecke”, ein Xylophon-Solo,<br />
einen „Czardas“ und verschiedene<br />
Tanzfiguren zum “Fliegerlied” von den<br />
vier Kapellen bewundern. VSM-Verbandsstabführer<br />
Toni Profanter moderierte die<br />
Veranstaltung und informierte das Publikum<br />
über die verschiedenen Formationen<br />
der Marschblöcke. Ein ganz besonderes<br />
waches Auge hatten die drei erfahrenen<br />
Wertungsrichter, die alle Bewegungen der<br />
Kapellen kritisch und objektiv bewerteten.<br />
Christian Zoller, Landesstabführer von Tirol,<br />
Josef Stiller, ehemaliger Landesstabführer<br />
von Tirol, und Albert Klotzner, Obmann<br />
des VSM- Bezirks Meran, bildeten<br />
die fachkundige Jury.<br />
Nach dem offiziellen Teil des Wettbewerbs<br />
wurde der gemütliche Ausklang des<br />
Abends am Stadtplatz von Sterzing eingeleitet.<br />
Die Vereinskapelle Gossensaß und<br />
anschließend die Bürgerkapelle Gries gaben<br />
jeweils ein Konzert zur Unterhaltung<br />
der vielen Festbesucher.<br />
Ein Fest für die<br />
„Musik in Bewegung“<br />
Erfolgreiche Marschmusikbewertung in Sterzing<br />
Die Musikkapelle St. Georgen mit Stabführer Josef Unterfrauner hat beim<br />
Marschmusikwettbewerb mit der höchsten Punktezahl abgeschnitten (Copyright<br />
Foto: Martin Schaller).<br />
Nach der Auswertung der Wertungsbögen wurden dann auch die Ergebnisse vom<br />
Verbandsstabführer Toni Profanter bekanntgegeben.<br />
Diese sind (in der Reihenfolge des Auftritts):<br />
- Stufe B: » Musikkapelle Ratschings (88,40 Punkte)<br />
- Stufe C: » Musikkapelle Vahrn (90,20 Punkte)<br />
» Knappenkapelle Ridnaun (90,40 Punkte)<br />
» Musikkapelle Wiesen (89,93 Punkte)<br />
- Stufe D: » Musikkapelle St. Georgen (91,41 Punkte)<br />
- Stufe E: » Musikkapelle Jaufental (89,65 Punkte)<br />
» Musikkapelle Mauls (90,15 Punkte)<br />
» Bürgerkapelle Sterzing (91,15 Punkte)<br />
» Bürgerkapelle Gries (90,35 Punkte)<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 11
Aus Verband und Bezirken<br />
Der VSM-Bezirk Meran in<br />
Vöran zu Gast<br />
Das Bezirksmusikfest <strong>2013</strong> wurde trotz Schnee und Kälte zu einem großen Erfolg<br />
Die offizielle Eröffnung des Bezirksmusikfestes erfolgte mit dem Fassanstich am<br />
Freitagabend – im Bild von links Bezirksobmann Albert Klotzner, der Obmann der MK<br />
Vöran, Klaus Innerhofer, und Bürgermeister Thomas Egger.<br />
im Laufe der Veranstaltung sogar mehrmals<br />
bis zum letzten Platz gefüllt.<br />
Etwas leiden musste jedoch die Bürgerkapelle<br />
Lana, die am Sonntag die<br />
Festmesse am Dorfplatz unter freiem<br />
Himmel und bei lediglich 7 Grad zu umrahmen<br />
hatte.<br />
Beim anschließenden Festakt überbrachten<br />
Bürgermeister Thomas Egger,<br />
Musikobmann Klaus Innerhofer sowie Verbandsobmann<br />
Pepi Fauster, Verbandskapellmeister<br />
Sigisbert Mutschlechner und<br />
Bezirksobmann Albert Klotzner vom Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen ihre Grußworte.<br />
Sie zeigten sich begeistert von der<br />
mehr als gelungenen Veranstaltung und<br />
lobten vor allem die hervorragende Organisation<br />
durch die Musikkapelle Vöran, die<br />
Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt<br />
… solche Wetterverhältnisse<br />
Ende Mai sind selbst für das 1200 m hoch<br />
gelegene Tschögglberger Dorf Vöran ungewöhnlich.<br />
Zum Glück hatten die Organisatoren<br />
von vornherein an ein großes Festzelt<br />
gedacht, das lediglich um eine Heizung ergänzt<br />
werden musste, um einen würdigen<br />
Rahmen für das 13. Bezirksmusikfest im<br />
Bezirk Meran zu bieten.<br />
Von den 36 Kapellen des Bezirkes hatten<br />
sich über 30 zur Teilnahme angemeldet.<br />
Dies entspricht einer Zahl von ca. 2000<br />
Musikantinnen und Musikanten! Zum Vergleich:<br />
Vöran hat knapp über 900 Einwohner!<br />
Eine Veranstaltung dieser Größenordnung<br />
bedeutete eine enorme logistische<br />
Herausforderung für die Musikkapelle<br />
Vöran, die sich für die Durchführung des<br />
Bezirksmusikfestes zur Verfügung gestellt<br />
hatte. Seit über einem Jahr hatte ein Organisationskomitee,<br />
angeführt von Klaus<br />
Innerhofer, dem Obmann der MK Vöran,<br />
Bezirksobmann Albert Klotzner und Bezirkskapellmeister<br />
Stefan Aichner an der<br />
Vorbereitung der musikalischen Großveranstaltung<br />
gearbeitet. Das gemeinsame<br />
Ziel war ein Bezirksmusikfest zu veranstalten,<br />
das seinen Namen verdient. Will<br />
heißen: Möglichst viele Kapellen aus dem<br />
Bezirk sollten alle Facetten, die die moderne<br />
Blasmusik zu bieten hat, aufzeigen:<br />
von konzertanter Blasmusik über<br />
Musik in Bewegung, traditioneller Blasmusik,<br />
stimmungsvoller Festmusik bis<br />
zur Kirchenmusik. Und natürlich sollte<br />
auch der gemeinschaftsstiftende Effekt<br />
von Musik nicht zu kurz kommen. Und<br />
all diesen Zielvorgaben wurde das Fest<br />
dann auch mehr als gerecht: Nicht weniger<br />
als 17 Kapellen stellten sich im Konzertwertungsspiel<br />
im Raiffeisensaal der<br />
fachkundigen Jury. Im Festzelt gaben die<br />
„Böhmischen“ am Freitag sowie die Mitgliedskapellen<br />
am Samstag und Sonntag<br />
unterhaltsame Blasmusik zum Besten. Mit<br />
der Blasmusikgruppe „The Woody Pech<br />
Bleckers“ aus Österreich erreichte die<br />
Stimmung im Zeltfest ihren Höhepunkt.<br />
Das 2000 Besucher fassende Festzelt war<br />
Bezirkskapellmeister Stefan Aichner<br />
begrüßt die teilnehmenden Kapellen zur<br />
Konzertwertung.<br />
Nicht nur akustisch, auch optisch hatte<br />
das Bezirksmusikfest in Vöran einiges zu<br />
bieten – im Bild die Marketenderinnen<br />
der MK Andreas Hofer St. Leonhard in<br />
Passeier<br />
12<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Die Konzertwertung bildete einen der musikalischen Höhepunkte beim Bezirksmusikfest; die MK Oberbozen mit Kapellmeister<br />
Meinhard Windisch erspielte sich dabei in der Stufe C den 1. Platz.<br />
ihrerseits auf die Hilfe der Dorfbevölkerung<br />
und besonders auch auf die Unterstützung<br />
vieler Sponsoren zählen konnte.<br />
Im weiteren Verlauf stand das Bezirksmusikfest<br />
dann auch im Zeichen<br />
der „Musik in Bewegung“. Von drei Seiten<br />
marschierten über 200 Musikanten<br />
in einem Sternmarsch auf den Dorfplatz.<br />
Dort führten sie gemeinsam den eigens<br />
in Auftrag gegebenen Marsch „Burggräfler<br />
Musikanten“ im Beisein des Südtiroler<br />
Komponisten Armin Kofler zum ersten<br />
Mal auf, bevor sie abschließend die Instrumente<br />
zum Musikantengruß hoben. Die<br />
zahlreich anwesenden Besucher goutierten<br />
dies dann auch mit einem kräftigen<br />
Applaus. Zum Ausklang gab es hernach<br />
noch Blasmusik vom Feinsten.<br />
Dieses Fest, so waren sich viele einig,<br />
war nicht nur Werbung für die Blasmusik,<br />
sondern auch beispielgebend dafür, wie<br />
ein Bezirksmusikfest sein sollte: Es vereinigte<br />
viele Blasmusikanten und Interessierte<br />
zu einem gemeinschaftlichen,<br />
stimmungsvollen Fest, das ohne große<br />
„Eventhascherei“ auskam, dafür aber mit<br />
vielen Facetten der Blasmusik und einer<br />
tollen Stimmung punktete. Das vermochte<br />
auch viele Nichtmusikanten und – besonders<br />
erfreulich –junges Publikum anzusprechen.<br />
Die Musikkapelle Vöran konnte<br />
ihrerseits beweisen, dass auch kleine Kapellen<br />
und kleine Dörfer mit gutem Willen<br />
und viel Einsatz eine Großveranstaltung<br />
wie ein Bezirksmusikfest durchführen<br />
können. Mehr noch: Dorfkapellen haben<br />
durch die kleine, dörfliche Struktur, wo jeder<br />
jeden kennt, vielleicht mehr Feingefühl<br />
dafür, wie eine Veranstaltung das Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
stärken und sichtbar<br />
machen kann. Und so kann dieses<br />
Musikfest getrost als Vorbild für zukünftige<br />
Musikfeste hergenommen werden!<br />
Christof Reiterer<br />
Im Anschluss an den Sternmarsch der teilnehmenden Kapellen konnte man die<br />
Uraufführung des Marsches „Burggräfler Musikanten“ von Armin Kofler erleben.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 13
Aus Verband und Bezirken<br />
Jungbläserwochen – wozu?<br />
Diese Frage stellt sich nicht für die, die einmal dabei waren.<br />
Warum braucht es eigentlich Jungbläserwochen?<br />
Warum bietet der VSM schon seit<br />
fast 50 Jahren diese Sommerwochen an? Was<br />
bringt es den Jungmusikanten?<br />
Fragen, die von jedem leicht beantwortet<br />
werden können, der schon einmal bei einer<br />
Jungbläserwoche dabei war. Die Jungmusikanten<br />
erleben eine Zeit intensiven Übens,<br />
die sie so außerhalb der Jungbläserwoche nie<br />
erleben würden. Kein Musikschüler würde<br />
zu Hause zwischen sechs und sieben Stunden<br />
üben. So erklärt sich auch die Tatsache,<br />
dass einige Schüler in einer solchen Woche<br />
einen großen musikalischen Fortschritt machen.<br />
Gleichzeitig beobachten die Jungmusikanten<br />
die Gleichaltrigen und vergleichen<br />
sich mit ihnen: Wie gut können die spielen?<br />
Hat der den schöneren Ton als ich? Können<br />
sie weiter hinauf spielen als ich? Solche<br />
Vergleiche können einen enormen Motivationsschub<br />
bringen und den Schüler zu<br />
seinen eigenen Höchstleistungen antreiben.<br />
Außerdem kann man beobachten, dass ein<br />
Gleichaltriger oft eine stärkere Vorbildfunktion<br />
haben kann als ein Erwachsener oder<br />
Im Sitzen ...<br />
Lehrer. Eine Jungbläserwoche des VSM ist<br />
besonders begehrt: Die Jungbläserwoche A<br />
bietet die Möglichkeit, am Ende der Woche<br />
die Prüfung zur Erlangung des Bronze-Abzeichens<br />
abzulegen. Aufgrund der großen<br />
Nachfrage findet diese Woche nun an zwei<br />
Orten zeitgleich statt. So können jetzt auch<br />
mehr als vier Teilnehmer pro Kapelle aufgenommen<br />
werden. Bei der Jungbläserwoche<br />
B, also der Woche mit Bronze-Abzeichen,<br />
kann neben Ensemble- und Orchesterspiel<br />
das Angebot von Klavierkorrepetition genutzt<br />
werden. Dies ist eine einmalige Gelegenheit,<br />
Sololiteratur kennenzulernen und<br />
dabei von einem Klavier begleitet zu werden.<br />
In manchen Musikschulen gibt es<br />
Jungbläserwochen 2014<br />
...Stehen und beim<br />
Marschieren -<br />
Gemeinsames Musizieren<br />
mit Gleichgesinnten<br />
macht einfach Freude.<br />
zwar auch dieses Angebot, jedoch stehen<br />
dafür nur wenige Stunden zur Verfügung,<br />
und nur vereinzelte Schüler kommen in den<br />
Genuss der Korrepetition. Beim Solo-Spiel<br />
kann sich kein Schüler hinter den anderen<br />
Stimmkollegen verstecken, er ist allein verantwortlich<br />
für das Gelingen des Stückes.<br />
Deshalb sollte jeder Jungmusikant einmal<br />
die Chance haben, sich auf diesem Wege<br />
weiterzuentwickeln. Den Schwerpunkt der<br />
Jungbläserwoche C hingegen bildet das Ensemblespiel<br />
und das Jugendblasorchester,<br />
das von einem Dirigenten die ganze Woche<br />
über geleitet wird. Für diesen Kurs sollten<br />
die Jungmusikanten Silberniveau haben,<br />
müssen also nicht unbedingt im Besitz des<br />
Silber-Abzeichens sein. Diese Jungbläserwoche<br />
wird als Vorstufe zum Südtiroler Jugendblasorchester<br />
(SJBO) gesehen. Nicht<br />
vergessen werden darf bei allen Jungbläserwochen<br />
die Musik in Bewegung. Immer<br />
wieder erlebt man, wie sich Jugendliche<br />
für das Marschieren und für einfache<br />
Showelemente begeistern lassen. Nicht alle<br />
haben bei der Heimatkapelle die Möglichkeit,<br />
eine kurze Choreografie zu präsentieren<br />
– so wird bei den Jungbläserwochen auch<br />
diesem Bereich Raum gegeben. Aber eines<br />
darf an dieser Stelle nicht vergessen werden:<br />
das Kennenlernen, der Spaß und die<br />
Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten.<br />
Eine solche Woche vergessen viele ihr ganzes<br />
Leben lang nicht mehr! Auch die vielen<br />
Kontakte, die geknüpft wurden, halten<br />
oft über Jahrzehnte. Deshalb ist es beunruhigend,<br />
dass die Teilnehmeranzahlen der<br />
Jungbläserwochen B und C in den vergangenen<br />
Jahren gesunken sind. Wäre doch<br />
schade, wenn es diese Wochen nicht mehr<br />
geben würde, oder?<br />
Sonya Profanter<br />
Jungbläserwoche A<br />
19.-26.Juli 2014 in Brixen und Nals (Vorbereitung auf das Bronze Abzeichen)<br />
Jungbläserwoche B (mit Bronze-Abzeichen) 05.-12.Juli 2014 in Brixen<br />
Jungbläserwoche C (mit Silberniveau) 12.-19.Juli 2014 in Dietenheim<br />
14<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
668 Mal erfolgreich<br />
Prüfung für das Jungmusiker-Leistungsabzeichen mit neuer Literatur<br />
Diese Musikantinnen und Musikanten erspielten sich heuer im Juni das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold – mit<br />
Verbandsjugendleiter-Stellvertreterin Sonya Profanter (links) und VSM-Obmann Pepi Fauster (rechts)<br />
Die Jungmusiker Leistungsabzeichen<br />
stellen seit ihrer Einführung im Jahr 1971<br />
nach wie vor einen der wichtigen Bereiche<br />
in der Jugendförderung im Verband Südtiroler<br />
Musikkapellen dar.<br />
Weil die Anforderungen jedoch ständig<br />
im Steigen sind, muss auch die Prüfungsliteratur<br />
von Zeit zu Zeit angepasst<br />
werden. Gemeinsam mit den Fachgruppen<br />
der MusiklehrerInnen aus den Musikschulen<br />
wurden die Literaturlisten im<br />
vergangenen Jahr überarbeitet und für<br />
die Prüfungssaison <strong>2013</strong> zum Teil neu<br />
eingeführt. Sie beinhaltet nicht nur die<br />
Prüfungsliteratur, sondern sie hat ihren<br />
festen Platz im Unterricht und trägt so wesentlich<br />
zum Bildungskonzept der MusiklehrerInnen<br />
bei. An dieser Stelle möchte<br />
ich mich bei allen bedanken, die bei der<br />
Auswahl der Literatur mitgearbeitet haben.<br />
Diese begleitet die Schüler durch<br />
alle drei Leistungsstufen und führt sie so<br />
von den ersten Schritten bis hin zur solistischen<br />
Reife.<br />
Die Prüfungen wurden wie in den vergangenen<br />
Jahren im Laufe des Schuljahres<br />
jeweils im März und Juni in Bruneck,<br />
Brixen, Eppan, Lana, Schlanders und<br />
Auer abgenommen. Heuer gab es zudem<br />
die Möglichkeit, gleich bei zwei Jungblä-<br />
serwochen die Prüfungen in Bronze abzulegen.<br />
Insgesamt wurde 495 Mal das<br />
Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze,<br />
151 Mal in Silber und 22 Mal in Gold verliehen.<br />
Dazu möchte ich an dieser Stelle<br />
allen zu ihrem Leistungsabzeichen herzlich<br />
gratulieren.<br />
Meinhard Windisch<br />
Verbandsjugendleiter<br />
Prüfungstermine 2014<br />
Termin Stufe Ort/e<br />
Sa, 29. März 2014<br />
Sa, 29. März 2014<br />
Mo, 02. Juni 2014<br />
Sa, 07. Juni 2014<br />
19.-26. Juli 2014<br />
Bronze - Silber<br />
Bronze - Silber - Gold<br />
Bronze - Silber<br />
Gold<br />
Bronze<br />
Vorspielen für das Jungmusiker-<br />
Leistungsabzeichen in Bruneck <strong>2013</strong><br />
Musikschule Bruneck<br />
Musikschule Auer<br />
Musikschulen Schlanders,<br />
Lana, Eppan, Bruneck, Brixen<br />
Musikschule Auer<br />
Jungbläserwoche<br />
Nals Lichtenburg<br />
Brixen Vinzentinum<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 15
Aus Verband und Bezirken<br />
Achte Auflage der<br />
Bezirksjungbläsertage in Bruneck<br />
Verleihung der Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze und Silber<br />
Die jungen Musikantinnen und Musikanten der heurigen Bezirksjungbläsertage mit den Kursleitern Andreas Pramstraller (links)<br />
und Georg Kirchler (rechts) beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz<br />
Anfang August fanden in den Räumen der<br />
Mittelschule „Karl Meusburger“ die achten<br />
Jungbläsertage des Bezirks Bruneck im Verband<br />
Südtiroler Musikkapellen (VSM) statt.<br />
Beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz<br />
wurden die Jungmusiker-Leistungsabzeichen<br />
in Bronze und Silber von<br />
den Prüfungen im Juni überreicht.<br />
2006 wurde im Bezirk die Idee geboren,<br />
die Jungmusikanten aus den ersten<br />
beiden Musikschuljahren im Sommer zu<br />
einer Kurswoche einzuladen: Man will sie<br />
aus dem stillen Kämmerlein und dem einsamen<br />
Übungszimmer herausholen, damit<br />
sie gemeinsam mit Gleichaltrigen musizieren<br />
und sich auf das Leben in der<br />
großen Kapelle vorbereiten können. Obwohl<br />
heute, nach acht Jahren, vielerorts<br />
bereits eigene Jugendkapellen diese Auf-<br />
gabe übernommen haben, erfreut sich die<br />
Kurswoche immer noch großer Beliebtheit,<br />
erklärt Bezirksobmann Johann Hilber. Bei<br />
den ersten Bezirksjugendbläsertagen waren<br />
es noch 80 Teilnehmer, heuer hatte<br />
das 15-köpfige Lehrerteam mit dem Kursleiter<br />
und Bezirkskapellmeister Andreas<br />
Pramstraller und dessen Stellvertreter<br />
Georg Kirchler 129 junge Musikantinnen<br />
und Musikanten zu betreuen. Bezirksobmann<br />
Johann Hilber dankte den Verantwortlichen<br />
auf Bezirks- und Landesebene,<br />
den Musiklehrern, der Stadtverwaltung,<br />
der Mittelschule Meusburger und der<br />
Raiffeisenkasse Bruneck für die Mitarbeit<br />
und Unterstützung, ohne die diese Bläsertage<br />
nicht möglich wären.<br />
Im Sternmarsch traten die jungen Musikanten<br />
unter der Stabführung von Hansjörg<br />
Algrang und Harald Weber zum Abschlusskonzert<br />
auf und heizten dem zahlreichen<br />
Publikum bei herrlichem Sommerwetter<br />
und fast tropischen Temperaturen noch<br />
zusätzlich musikalisch ein. In einzelnen<br />
Ensembles und im gesamten Orchester<br />
präsentierten sie, was sie in den sechs<br />
intensiven Kurstagen erarbeitet hatten.<br />
Hannes Zingerle freute sich über diesen<br />
musikalischen Rahmen als feierliche<br />
Kulisse für die Verleihung der Jungmusikerleistungsabzeichen.<br />
Zusammen mit<br />
seiner Stellvertreterin Stefanie Watschinger<br />
und VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster<br />
überreichte er die Bronze- und Silberabzeichen.<br />
Mit großem Applaus gratulierte<br />
das Publikum zu den musikalischen Leistungen.<br />
Stephan Niederegger<br />
16<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Blasmusikjugend musiziert in Telfes<br />
28. Jungbläsertage des VSM - Bezirks Sterzing ein voller Erfolg<br />
Nicht weniger als 48 begeisterte Jungmusikanten<br />
musizierten vom 26. bis 31.<br />
August <strong>2013</strong> gemeinsam bei den 28. Bezirksjungbläsertage<br />
des VSM Sterzing in<br />
Telfes und verbrachten gleichzeitig auch<br />
eine vergnügliche Woche.<br />
Von Montag bis Samstag studierten<br />
die Jugendlichen gemeinsam mit dem<br />
10-köpfigen Lehrerteam mehrere Ensemblestücke<br />
in Kleingruppen und fünf anspruchsvolle<br />
Stücke für das Schülerblasorchester<br />
ein. Am Samstag präsentierten<br />
die Jungmusikanten ihr Können beim Abschlusskonzert,<br />
bei dem sie die zahlreich<br />
anwesenden Zuhörer mit kräftigem Applaus<br />
belohnten. Erstmals dirigierte auch<br />
ein Schüler eines der Gesamtorchesterstücke.<br />
Neben den Probeneinheiten hatten<br />
die Leiter dieser Woche, Bezirksjugendleiter<br />
Klaus Keim und Betreuerin<br />
Musikalische Hochstimmung herrschte bei den 28. Jungbläsertagen in Telfes.<br />
Tamara Rieder, verschiedene Freizeitaktivitäten<br />
eingeplant, einen Spieleabend,<br />
ein Maumau-Turnier ebenso wie die begehrten<br />
Filmabende und eine Party. Alle<br />
Beteiligten, Organisatoren, Lehrer und<br />
Jungmusikanten, zeigten sich nach der<br />
gelungenen Woche vollauf zufrieden.<br />
Sandro Santinato<br />
Zum vierzehnten Mal hat das Gebiet Regglberg<br />
im Bezirk Bozen des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) Jungbläsertage<br />
am Jochgrimm für die Musikschüler der Musikkapellen<br />
Aldein, Deutschnofen, Eggen,<br />
Gummer, Karneid, Petersberg, Steinegg und<br />
Welschnofen organisiert. Eine Woche lang<br />
haben 28 Jungmusikantinnen und Jungmusikanten<br />
mit dem Betreuerteam musiziert und<br />
unterhaltsame Ferientage inmitten der malerischen<br />
Bergkulisse zwischen Schwarzhorn<br />
und Weißhorn erlebt.<br />
Die Klarinettisten wurden von Greta Egger<br />
unterrichtet, die Querflöten von Magdalena<br />
Zathammer. Manfred Sinn betreute<br />
das Saxophonregister, Elias Trocker (Horn),<br />
Michael Erschbamer (Flügelhorn und Trompete),<br />
Thomas Mahlknecht und Martin<br />
Psaier (Tenorhorn und Posaunen) musizierten<br />
mit den Blechbläsern. Die Schlagzeuger<br />
übten fleißig mit Martin Malfertheiner.<br />
Erstmals war auch die Oboe besetzt, die<br />
Cornelia Messner begleitete. Neben dem intensiven<br />
Musikunterricht und den Teil- und<br />
Gesamtproben sollte aber auch der Spaß<br />
nicht zu kurz kommen: Für die Spiele und<br />
die Betreuung sorgten Florian Stürz aus Aldein,<br />
Hannes Larcher aus Karneid und Karin<br />
Köhl aus Petersberg. Stabführer Thomas<br />
Jungbläsertage des Gebiets<br />
Regglberg im VSM-Bezirk Bozen<br />
Mit dem Musikantengruß<br />
verabschiedeten<br />
sich die 28<br />
Teilnehmer der heurigen<br />
Jungbläsertage<br />
am Jochgrimm beim<br />
Abschlusskonzert in<br />
Welschnofen.<br />
Hofer leitete die Marschierproben, um den<br />
Jungmusikanten die Grundlagen der Musik<br />
in Bewegung beizubringen.<br />
Eine Wanderung zur Gurndin Alm bot<br />
zudem die notwendige Abwechslung vom<br />
Probenalltag. Michael Erschbamer aus Eggen<br />
hat zum ersten Mal die musikalische<br />
Leitung dieser Jungbläsertage übernommen<br />
und dirigierte auch das Kursorchester<br />
beim Abschlusskonzert in Welschnofen.<br />
Dabei gaben die jungen Musikantinnen<br />
und Musikanten dem begeisterten Publikum<br />
einen kleinen Einblick in das Repertoire,<br />
das sie in dieser Woche gemeinsam<br />
erarbeitet hatten.<br />
Stephan Niederegger<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 17
Blasmusik International<br />
Die Innsbrucker Hofburg<br />
hat gerufen<br />
Vier Musikkappellen und ein Frauenchor aus Südtirol begeisterten das Publikum<br />
Kpm. Martin Knoll und die Bürgerkapelle Lana waren schon mehrmals zu Gast in der<br />
Innsbrucker Hofburg.<br />
Mit dem standesgemäßen Aufmarsch zum Goldenen Dachl hat die MK Peter Mayr<br />
Pfeffersberg ihren Auftritt bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten eröffnet.<br />
Vom 3. bis 28. Juli wurde im Innenhof<br />
der Innsbrucker Hofburg wiederum zu den<br />
Innsbrucker Promenadenkonzerten geladen.<br />
Dabei hat das Publikum einmal mehr eine<br />
wahrlich musikalische Achterbahn von der<br />
Volksmusik bis zur modernen Blasmusik erlebt.<br />
Nun ist auch diese 19. Auflage der renommierten<br />
Konzertreihe bereits Geschichte<br />
- eine Geschichte der Bläsermusik auf höchstem<br />
Niveau, die auch heuer Musikkapellen<br />
aus Südtirol mitgeschrieben haben.<br />
Die Bürgerkapelle Lana unter der Leitung<br />
von Kapellmeister Martin Knoll hat<br />
dazu mit ihrem Matineekonzert am 7.<br />
Juli den Auftakt gemacht. Die Musikkapelle<br />
Peter Mayr Pfeffersberg (Kpm. Josef<br />
Feichter) hat am 23. Juli ein vielbeachtetes<br />
Konzert gespielt. Die Musikkapelle<br />
Naturns (Kpm. Dietmar Rainer) hatte die<br />
ehrenvolle Aufgabe, mit ihrem Abendkonzert<br />
am 28. Juli den Reigen der 33 Orchester<br />
abzuschließen. Einen besonderen<br />
Höhepunkt – nicht nur aus der Sicht des<br />
Südtiroler Zuhörers – war wohl der Auftritt<br />
der Musikkapelle Abtei am 22. Juli. Es sei<br />
immer schon sein Wunsch gewesen, bei<br />
den Innsbrucker Promenadenkonzerten<br />
zu spielen, freute sich Kapellmeister Fridl<br />
Pescoller. Er gestaltete das Konzertprogramm<br />
als „anthropologischen Montag“,<br />
bei dem die Besonderheit der ladinischen<br />
Volkskultur und der Dolomitenladiner in<br />
den Mittelpunkt gestellt und präsentiert<br />
wurde. Gemeinsam mit der Gesangssolistin<br />
Cristina Pitscheider und dem Frauenchor<br />
„Kerygma“ unter der Leitung von<br />
Agnes Irsara wurde der Abend zu einer<br />
unterhaltsamen kulturellen und musikalischen<br />
Lehrstunde, untermalt mit wunderbaren<br />
Bildern der Naturfotografen Alfred<br />
Erardi und Helmuth Elzenbaumer<br />
und begleitet von aufschlussreichen und<br />
humorvollen Informationen des Moderators<br />
Heinz Canins. Der Auftritt des Frauenchors<br />
war dabei zudem eine zweifache<br />
Premiere, denn im Rahmen der Innsbrucker<br />
Promenadenkonzerte ist erstmals ein<br />
18<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Chor aufgetreten und die Frauen haben<br />
sich zum ersten Mal in ihrer neuen Chortracht<br />
präsentiert.<br />
Auch nach 19 Jahren zeigt die Konzertreihe<br />
keinerlei Ermüdungserscheinungen<br />
– im Gegenteil, sie überrascht den<br />
treuen Zuhörer immer wieder mit Neuem.<br />
Der Erfolg gibt dem künstlerischen Leiter<br />
Alois Schöpf recht, denn 50.000 Zuhörer,<br />
350 Werke aus allen Epochen der<br />
Musikgeschichte, die Liste der musikalischen<br />
Stammgäste und der immer größer<br />
werdende Kreis an neuen Gastorchestern<br />
sprechen für sich.<br />
Hans Eibl, der ehemalige Nordtiroler<br />
Landeskapellmeister und Kapellmeister<br />
der Militärmusik Tirol, ist ein fleißiger Besucher<br />
der Konzerte und er bringt es auf<br />
den Punkt: „Die Innsbrucker Promenadenkonzerte<br />
präsentieren ein fantastisches<br />
Programm, bei dem man als Zuhörer so<br />
vieles lernen kann – Positives wie Negatives!“<br />
Daher darf man sich bereits jetzt auf<br />
die Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr<br />
freuen, denn jeder, der einmal da war, ist<br />
fasziniert vom fantastischen Klang im Innenhof<br />
der Hofburg. „Schon bei meinem<br />
ersten Besuch war ich überrascht, wie toll<br />
es hier klingt“, bestätigte auch Gert Bui-<br />
„Das Innsbrucker Festival ist trotz des<br />
Anspruchs höchsten musikalischen<br />
Niveaus keine akademische<br />
Veranstaltung für Fachleute und<br />
Hardcore-Blasmusikfans, sondern<br />
will die Seele und das Empfinden<br />
eines breit gefächerten Publikums<br />
ansprechen. “<br />
<br />
(Alois Schöpf)<br />
Der Frauenchor Kerygma unter der<br />
Leitung von Agnes Irsara hat beim<br />
Konzert in Innsbruck erstmals die neue<br />
Frauentracht getragen.<br />
tenhuis, der ehemalige Dirigent der Königlichen<br />
Marinekapelle der Niederlande. Er<br />
war heuer zum ersten Mal mit seinem Orchester<br />
„OBK Zeist“ in Innsbruck zu Gast<br />
Bilder der Naturfotografen Alfred Erardi<br />
und Helmuth Elzenbaumer haben das<br />
unterhaltsame Konzert der MK Abtei<br />
untermalt.<br />
und hat gezeigt, wie faszinierend zeitgenössische<br />
Musik ist und wie man mit so<br />
toller Musik das Publikum begeistern kann.<br />
Stephan Niederegger<br />
Ein Bild, das bald Geschichte sein wird,<br />
denn am 28. September wird Gert<br />
Buitenhuis zum letzten Mal die OBK<br />
Zeist dirigieren.<br />
Die MK Naturns gab das Schlusskonzert der heurigen Promenadenkonzerte.<br />
Der Klang im Innenhof der Innsbrucker<br />
Hofburg fasziniert jeden, der einmal dort war.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 19
Blasmusik International<br />
17. „World Music Contest“<br />
in Kerkrade<br />
Blasmusik-Festival der Superlative<br />
Die Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus Eijsden unter der Leitung von Jan Cober ging als Siegerin aus dem diesjährigen<br />
WMC in Kerkrade hervor.<br />
Kaum ein Blasmusik-Festival hat so viele<br />
Superlative wie der „World Music Contest“<br />
(WMC) auf sich vereint: „Olympiade“ und<br />
„inoffizielle Weltmeisterschaft“ sind nur<br />
zwei von ihnen.<br />
Was 1951 in der 50 000 Einwohner<br />
zählenden Stadt Kerkrade im Süden der<br />
Niederlande als internationaler Wettbewerb<br />
begann, ist heute ein unvergleichbares<br />
Großereignis, zu dem sich alle vier<br />
Jahre im Juli Musiker aus aller Welt hingezogen<br />
fühlen.<br />
Im Mittelpunkt stehen an den vier Wochenenden<br />
die Wettbewerbe in der Konzertmusik<br />
in der Rodahalle und im Theater<br />
sowie die Marsch- und Showwettbewerbe<br />
im Stadion des niederländischen Erstligisten<br />
Roda Kerkrade. Südtiroler Musikkapellen,<br />
die je nach eigenem Schwerpunkt<br />
in beiden Sparten gute Chancen<br />
für vordere Plätze haben, gehörten bisher<br />
kaum zu den Gästen des WMC, im Gegensatz<br />
zu Trentiner Kapellen wie Mezzocorona<br />
und Rovereto, die sich heuer recht<br />
gut behaupteten. Kapellen der Leistungsstufe<br />
D sollten in der 2. Division der Konzertwertungsspiele<br />
im Theater durchaus<br />
mithalten können.<br />
In der höchsten Division, der sogenannten<br />
„Konzertabteilung“, war ein Programm<br />
von 45 bis 60 Minuten reiner Musik vorzutragen,<br />
wozu auch das Pflichtstück „Sinfonia<br />
Resurrectionis“ von Vaclav Nelhybel<br />
gehörte. Sieger wurde wie schon 2009 die<br />
Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus<br />
Eijsden, südwestlich von Maastricht, unter<br />
Leitung von Jan Cober. Ihr Selbstwahlprogramm<br />
bestand aus der Komposition<br />
„Bachseits“ des deutschen Johannes Stert<br />
und aus Auszügen des „Petruschka“-Balletts<br />
von Igor Strawinsky. Sicher sind in der<br />
„Konzertabteilung“ die Grenzen zwischen<br />
Amateur- und Berufsmusik fließend, aber<br />
„Sainte Cécile“ ist trotzdem ein „normaler“<br />
Ortsverein geblieben, der z.B. auch<br />
regelmäßig die Fronleichnamsprozession<br />
begleitet. Etwa ein Viertel der 120 Orchestermitglieder<br />
auf der Bühne waren Berufsmusiker,<br />
die allerdings durchweg ihre<br />
Wurzeln im Verein haben und bei großen<br />
Anlässen immer wieder mitspielen. Berühmtestes<br />
Beispiel: Es-Klarinettist Arno<br />
Piters, heute Soloklarinettist im Concertgebouw-Orchester<br />
Amsterdam.<br />
Zahlreiche Videos der Show-Vorführungen<br />
in Stadion und auch von einigen<br />
Konzerten aus der Rodahalle sind bei<br />
YouTube zu finden. Weitere Infos unter<br />
www.wmc.nl<br />
Joachim Buch<br />
20<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Von Funk über Rock bis zum<br />
Balkan und Partymusik<br />
Eine junge Formation mit dem ungewöhnlichen Namen „Tante Frieda“ auf Erfolgskurs<br />
Eine Frau und sechs Männer mischen als „Tante Frieda“ die Musikszene ordentlich auf – Bisheriger Höhepunkt war der Auftritt<br />
als Vorband von „LaBrassBanda“ in Meersburg und Freiburg.<br />
Im Winter 2010 haben sich sechs junge<br />
Musiker und eine Sängerin zum Ensemble<br />
„Tante Frieda“ zusammengefunden und<br />
wollen mit neuen Klängen die Szene aufmischen.<br />
Das junge Ensemble aus Südtirol<br />
begeisterte vor kurzem als Vorband der renommierten<br />
„LaBrassBanda“ in Meersburg<br />
und Freiburg.<br />
Christian Baur (Saxofon), Wilfried Prader<br />
(Trompete), Peter Steiner (Posaune), Wolfgang<br />
Rabensteiner (Tuba), Luis Zöschg (Gitarre),<br />
Thomas Winkler (Schlagzeug) und<br />
die Sängerin Evi Mair sind sieben junge<br />
Musiker aus Südtirol mit bereits internationaler<br />
Erfahrung. Irgendwie kamen sie<br />
vor rund zwei Jahren auf die Idee, sich<br />
zusammen zu tun und ganz unkonventionell<br />
die Szene aufzumischen. Seither<br />
präsentiert sich „Tante Frieda“ mit ihrer<br />
neuartigen und schwungvollen Musik<br />
und kann keiner Stilrichtung zugeordnet<br />
werden. Sie haben einen eigenen Stil und<br />
Klang entwickelt, von Funk über Rock bis<br />
zum Balkan und der Partymusik. Eigene<br />
Lieder (Thomas Mahlknecht) und eigene<br />
Texte (Harald Wieser) und eine bis heute<br />
noch nicht existierenden Klangwolke machen<br />
„Tante Frieda“ zu etwas Besonderem.<br />
Jeder Auftritt ist nicht einfach ein<br />
Konzert, sondern eine Show, in die das<br />
Publikum eintaucht. Der Name habe eigentlich<br />
keine genaue Bedeutung, sagt<br />
Peter Steiner. Auf der Suche nach einem<br />
Namen wollten sie weg vom klassischen<br />
„Blech“ oder „Brass“. Bei „Tante Frieda“<br />
spitze jeder die Ohren und frage sich, was<br />
das denn sei. Und so merke man ihn sich<br />
besser: „Das ist doch Sinn und Zweck<br />
eines Namens, oder?“<br />
Neben mehreren Auftritten in Südtirol<br />
war die Einladung zu zwei Konzerten der<br />
renommierten Bläserformation „LaBrass-<br />
Banda“ der Höhepunkt der jungen Erfolgsgeschichte.<br />
„LaBrassBanda“ ist mit bayerischen<br />
Klängen - vermischt mit Reggae,<br />
Brass und Punk – seit 2007 erfolgreich.<br />
500 Bands haben sich als Vorband zu ihren<br />
Auftritten in Meersburg und Freiburg<br />
beworben und „Tante Frieda“ hat letztendlich<br />
überzeugt und diese beiden Chancen<br />
bekommen. Es sei zwar ziemlich gewagt,<br />
zu ihrem erst dritten Auftritt gleich<br />
vor 5000 Menschen aufzuspielen, gesteht<br />
Peter Steiner rückblickend ein. Sie durften<br />
jeweils 45 Minuten vor der Band auftreten<br />
und hatten einen großen Erfolg: „Vorband<br />
hin oder her, die Fans haben es genossen<br />
und von der Stimmung bei uns und bei La-<br />
BrassBanda war kaum ein Unterschied.“<br />
Nun sind bereits große wichtige Ereignisse<br />
für das nächste Jahr geplant<br />
und die begeisterten Musiker hoffen jetzt<br />
auch, den Durchbruch in unserem Land<br />
zu schaffen. Mit ihrer Demo-CD „Just for<br />
Spaß“ auf der Hompage (www.tantefrieda.<br />
it) kann man sich vorab ein „Bild“ von der<br />
Musik machen und sehen: Tante Frieda<br />
ist auf dem Weg!<br />
Stephan Niederegger<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 21
Blasmusik International<br />
Ein Museum für die Blasmusik<br />
Das Dokumentationszentrum des Österreichischen Blasmusikverbandes und die<br />
Geschichte der Blasmusik in Oberwölz vereint<br />
Die überdimensionale Nachbildung einer<br />
Klarinette weist den Weg: Österreichisches<br />
Blasmusikmuseum Oberwölz steht darunter<br />
geschrieben. Der Pfeil weist mitten ins<br />
Zentrum der steirischen Gemeinde, in der<br />
sich nicht nur eine Schau zur Geschichte<br />
der Blasmusik bis ins 19. Jahrhundert befindet,<br />
sondern wo auch das Dokumentationszentrum<br />
des Österreichischen Blasmusikverbandes<br />
ein Zuhause gefunden hat.<br />
Museum und<br />
Dokumentationszentrum<br />
Warum gerade Oberwölz? „Zum einen,<br />
weil das Museum eine gesamtösterreichische<br />
Geschichte der Blasmusik zeigt,<br />
zum anderen hat es sich einfach aus persönlichen<br />
Kontakten ergeben“, sagt Friedrich<br />
Anzenberger, einer der Initiatoren und<br />
wissenschaftlicher Leiter des Archivs. „Während<br />
die Geschichte der Landesverbände<br />
gut in ihren eigenen Archiven dokumentiert<br />
ist, fehlte solch eine Sammlung für den<br />
Bundesverband.“ 2008 kam der ÖBV mit<br />
der Gemeinde Oberwölz überein, dem Blasmusikmuseum<br />
das Dokumentationszentrum<br />
anzuschließen.“ Die Gemeinde stellte dem<br />
Blasmusikverband einen Archiv- und Präsentationsraum<br />
zur Verfügung, was Anzenberger<br />
als „Win-Win-Situation“ bezeichnet:<br />
Das Museum profitiert von jährlich wechselnden<br />
Ausstellungen, der Blasmusikver-<br />
band kann hingegen die Räumlichkeiten<br />
kostenlos nutzen. In diesem Jahr gibt es<br />
drei Schwerpunkte: 60 Jahre Fachzeitschrift<br />
„Österreichische Blasmusik“, 100. Geburtstag<br />
des Blasmusikkomponisten Ignaz Neusser<br />
und fünf Jahre ÖBV-Dokumentationszentrum<br />
in Oberwölz.<br />
Zum Wachstum beitragen<br />
Über zehntausend Dokumente, Korrespondenzen,<br />
Zeitschriften, Fotos, Protokolle<br />
und Richtlinien finden sich in dem Archiv,<br />
auch ganze Nachlässe, wie jener des Komponisten<br />
Ignaz Neusser oder die Gabe eines<br />
Musikvereins sowie ein Dachbodenfund, den<br />
ein Musikschulleiter in Kisten aufgefunden<br />
und dankenswerterweise dem Dokumentationszentrum<br />
übergeben hat. Die Dokumente<br />
stammen von verschiedenen Seiten:<br />
von Privaten, Funktionären, aber auch von<br />
Blasmusikkapellen und Verbänden. Teilweise<br />
sind es Originale, teilweise werden sie von<br />
ihren Besitzern leihweise hergegeben und<br />
abfotografiert oder eingescannt. Und so ist<br />
das Archiv weiterhin im Wachsen begriffen.<br />
„Wenn Sie etwas Interessantes für unser Archiv<br />
besitzen, würden wir uns über Kontaktaufnahme<br />
freuen. Sie würden damit einen<br />
wichtigen Beitrag zu unserer Sammlung leisten“,<br />
appelliert Friedrich Anzenberger an<br />
alle, die sich mit der Blasmusik-Tradition<br />
verbunden fühlen.<br />
Forschungszentrum und Benutzung<br />
Die Dokumente selbst sind nicht öffentlich<br />
zugänglich wie in einer Bibliothek, da<br />
einerseits die Aufarbeitung immer noch im<br />
Gange ist, andererseits aber auch die notwendigen<br />
Ressourcen – personell und platztechnisch<br />
– nicht vorhanden sind. „Wenn<br />
jemand eine konkrete Anfrage an uns stellt,<br />
dann unterstützen wir ihn natürlich gerne.<br />
Wir haben schon bei Seminararbeiten und<br />
Diplomarbeiten geholfen“, sagt Anzenberger,<br />
der sich gemeinsam mit seiner Frau,<br />
der Musikwissenschaftlerin Elisabeth Anzenberger-Ramminger,<br />
Stück für Stück<br />
durch die Dokumente arbeitet und dabei<br />
auch neue Erkenntnisse für die Blasmusikforschung<br />
gewinnt, die in eine monatliche<br />
Online-Publikation einfließen (http://www.<br />
blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/online-fachzeitschrift-blasmusikforschung/).<br />
Noch lange nicht alles ist gesichtet, und<br />
so findet sich sicher auch noch die eine<br />
oder andere Überraschung. Erst kürzlich<br />
erlebte Friedrich Anzenberger eine solche.<br />
Ein privater Sammler nahm Kontakt zu ihm<br />
auf und bot ihm eine Sachspende an: einen<br />
Tambourstab aus der Donaumonarchie, ein<br />
seltenes Stück, das einen ganz speziellen<br />
Platz in der Sammlung des Dokumentationszentrums<br />
finden wird.<br />
Dokumentationszentrum Oberwölz<br />
Auch der Salzburger Blasmusikverband feiert<br />
in diesem Jahr sein 60-Jahr-Jubiläum und wird<br />
entsprechend präsentiert. Im Bild der Salzburger<br />
Landesobmann Matthäus Rieger mit Gattin und<br />
der wissenschaftliche Leiter Friedrich Anzenberger<br />
5 JAHRE DOKUMENTATIONSZENTRUM<br />
DES ÖSTERREICHISCHEN BLASMUSIKVERBANDES IN OBERWÖLZ<br />
Die Geschichte des Dokumentationszentrums<br />
ist in der Broschüre „5 Jahre Dokumentationszentrum“<br />
online nachzulesen:<br />
http://www.blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/oebv-dokumentationszentrum-broschuere/<br />
Österreichisches Blasmusikmuseum Oberwölz<br />
Stadt 15, A-8832 Oberwölz<br />
Tel. +43 3581 7366<br />
www.oberwoelz.istsuper.at<br />
Kontakt und Anfragen:<br />
Dr. Friedrich Anzenberger<br />
Weinheberplatz 1, A-3062 Kirchstetten<br />
Tel. +43 664 4458877, Fax +43 820 220264511<br />
friedrich.anzenberger@blasmusik.at<br />
www.oebv-dokumentationszentrum.at<br />
22<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Kritisch hingehöert<br />
Blasmusik<br />
„Wenn Tuben<br />
Lampenschirme tragen“<br />
Das Südtiroler Jugendblasorchester unter der Leitung von Peter Vierneisel –<br />
Uraufführung der „Sinfonie der Lieder“ von Johan des Meij<br />
„Leben, Leben!“ ist der freudestrahlende Ausruf zum Finale der Sinfonie <strong>Nr</strong>.4 von Johan de Meij<br />
Unter dem Titel „Ich bin der Welt abhanden<br />
gekommen?“ präsentierte das Südtiroler<br />
Jugendblasorchester SJBO im neunten<br />
Jahr seines Bestehens eine Welturaufführung:<br />
die „Sinfonie der Lieder“ von Johan<br />
de Meij. Ursprünglich sollte es ein kürzerer<br />
Liederzyklus - ein „Buch der Lieder“ -<br />
in Anlehnung an Mahlers Kindertotenlieder<br />
werden. De Meij war aber so begeistert von<br />
der Idee, dass daraus schließlich eine große<br />
Sinfonie wurde, die er kurzerhand zu seiner<br />
Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 erklärte.<br />
Zum Konzertauftakt oblag dem jungen<br />
Cellisten Jakob Mitterer die Aufgabe, die<br />
ersten Töne des Konzerts zu spielen. Er<br />
leitete damit die Nachtmusik „Nocturnus“<br />
von Pavel Staněk ein, begleitet von Brunhild<br />
Gasser an der Harfe. Darauf ertönten mit<br />
flirrenden, Spannung erzeugenden Klängen<br />
der Schlagwerker die ersten Takte der<br />
Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4 für Mezzosopran, Kinderchor<br />
und Blasorchester von Johan de Meij.<br />
Hierbei handelt es sich nicht um eine Transkription<br />
der bereits von Mahler vertonten<br />
Kindertotenlieder, sondern um eine Neuvertonung<br />
dreier anderer Gedichte Friedrich<br />
Rückerts, einer Ballade von Heinrich<br />
Heine und zweier Gedichte von Hugo von<br />
Hofmannsthal. Die Südtiroler Mezzosopranistin<br />
Christine Marsoner interpretierte<br />
wunderbar die Emotionen und Sprache<br />
der Gedichte. Wie von einer anderen Welt<br />
schien die Musik der Orchesterüberleitungen.<br />
Als am Beginn des vierten Satzes<br />
„Zwei Brüder“ (zwei Schlagzeuger) den<br />
Fechtkampf des Gedichtes umsetzten, war<br />
das Publikum vollends von den Klangeffekten<br />
in den Bann gezogen. Windmaschine<br />
und Blätterrauschen vervollständigten die<br />
sehr farbige, textausdeutende Komposition.<br />
Als das Lied des Harlekin verklungen war,<br />
schien Johan de Meij sichtlich erfreut, bedankte<br />
sich beim Kinderchor und schloss<br />
auf der Bühne die Solistin und den Maestro<br />
in die Arme.<br />
Nach der Pause erklang die Symphonie<br />
<strong>Nr</strong>. 3 „Die Tragische“ von James Barnes, in<br />
der er im Jahre 1994 den Unfalltod seiner<br />
Tochter Natalie verarbeitet. Dieses traumatische<br />
Erlebnis stellt eine Parallele zu Mahler<br />
dar. Während Letzterer sein ganzes Leben<br />
darunter litt, erzählt Barnes im letzten<br />
Satz seiner „Tragischen“ dem Publikum von<br />
Zuversicht und neuer Hoffnung. Im ersten<br />
Satz „Lento – Allegro“ allerdings erklingen<br />
Trauer und Chaos, die Zuhörer fühlen förmlich<br />
das Herzrasen des Trauernden und<br />
das Gefühl, dass einem der Boden unter<br />
den Füßen weggezogen wird. Im zweiten<br />
Satz „Scherzo“ (oder: Wenn Tuben Lampenschirme<br />
tragen) erklingen gedämpfte<br />
Klänge, sarkastische Bilder eines Gänseoder<br />
Entenmarsch entstehen vor dem inneren<br />
Auge. Im dritten Satz „Fantasia –<br />
Mest (for Natalie)“ erklingen zum Versinken<br />
schöne Melodien: Paarweise verschränkte<br />
Soli von Holzbläsern und besonders die<br />
Klangfarbe des Englischhorns verzaubern<br />
das Publikum. Im vierten Satz „Finale –<br />
Allegro giocoso“ kann das gesamte SJBO<br />
in den schnellen Passagen seine jugendliche<br />
Spritzigkeit zeigen. Ruhe tritt wieder<br />
ein, als die tiefen Stimmen das Zitat des Luther<br />
Chorals „Weil ich Jesu Schäflein bin“,<br />
der zur Beerdigung seiner Tochter gespielt<br />
wurde, einführen.<br />
Insgesamt gesehen können das SJBO<br />
und ihr künstlerischer Leiter Peter Vierneisel<br />
in Barnes Symphonie am besten zeigen,<br />
welch gut eingespieltes Team sie sind.<br />
Durch die Welturaufführung der „Sinfonie<br />
der Lieder“, einer ganz besonderen Herausforderung,<br />
die Gesang und einen Blasmusikkörper<br />
vereint, setzte sie ein Konzerthighlight,<br />
das weit über die Südtiroler<br />
Blasmusikszene hinausreicht.<br />
Verena Palfrader<br />
Christine Marsoner, Johan de Meij und<br />
Peter Vierneisel beim Premierenkonzert<br />
in Toblach (v. l.)<br />
„Wenn die Tuben Lampenschirme tragen“<br />
- das Südtiroler Jugendblasorchester<br />
SJBO bei seinem Auftritt bei den Gustav-<br />
Mahler-Musikwochen in Toblach<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 23
Kritisch hingehöert<br />
Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong><br />
Ein Konzertreigen in außergewöhnlicher Atmosphäre mit fünf Musikkapellen<br />
In der stimmungsvollen Atmosphäre des Hofgartens lud die Bürgerkapelle Brixen zum Brixner Blasmusiksommer <strong>2013</strong>.<br />
Schon zum sechsten Mal hat heuer die<br />
Bürgerkapelle Brixen im August zu fünf besonderen<br />
Konzerten in den Herrengarten<br />
der Brixner Hofburg geladen. Das Gefühl,<br />
an den hochsommerlichen Abenden mitten<br />
in der Stadt, aber abseits vom großen<br />
Trubel zu sein, die gepflegten Beete mit<br />
Blumen, Sträuchern und Kräutern vor der<br />
Kulisse der ehemaligen fürstbischöflichen<br />
Residenz trugen zur außergewöhnlichen<br />
Atmosphäre bei. Schließlich wurde alles<br />
mit Fackeln noch in eine ansprechende<br />
Lichtstimmung getaucht, sodass die Aufmerksamkeit<br />
der Zuhörer ganz der Musik<br />
gewidmet sein konnte.<br />
Zum Auftakt musizierte die Bürgerkapelle<br />
Brixen selbst unter der Leitung von<br />
Hans Pircher. Schon beim Eröffnungsstück<br />
„Exultation“ von Philip Sparke spürte man,<br />
dass die Brixner Freude an der Sache hatten<br />
und mit beherztem musikalischen Zugriff<br />
ans Werk gingen, ohne Kompromisse<br />
an Klangkultur und Durchsichtigkeit ein-<br />
zugehen. Schostakowitschs pulsierende<br />
„Fest-Ouvertüre“ war in der ausgezeichneten<br />
Bearbeitung von Donald Hunsberger<br />
zu hören, wobei besonders die groß angelegten<br />
melodischen Linien überzeugten.<br />
Martin Psaier war der Solist in Nikolai<br />
Rimsky-Korsakoffs Konzert für Posaune<br />
und Blasorchester. Die originale Instrumentation<br />
ist reizvoll und erklang farbig,<br />
der Solopart mit den wechselnden Stimmungen<br />
und anspruchsvollen Kadenzen<br />
wurde stilsicher und mit gewinnender musikalischer<br />
Überzeugungskraft gespielt. Das<br />
Vorspiel zum ersten Akt von Verdis Oper<br />
„La traviata“ bildete ein einfühlsames Intermezzo,<br />
bevor der Marsch „Regimentskinder“<br />
von Julius Fucik in den zweiten<br />
Konzertteil überleitete.<br />
„Fiesta de la Vida – Ein Fest des Lebens“,<br />
wiederum von Philip Sparke, sprüht<br />
in seinem lateinamerikanischen Kolorit vor<br />
Vitalität und Freude, stellt aber auch nicht<br />
zuletzt wegen seiner rhythmisch subtilen<br />
Das Logo des Brixner<br />
Blasmusiksommers, der in seiner<br />
Bekanntheit immer weitere Kreise zieht<br />
Faktur beachtliche Herausforderung an die<br />
Musikanten. In der schönen hochsommerlichen<br />
Atmosphäre wirkte das Stück unmittelbar<br />
und begeisterte das Publikum. Anschließend<br />
strahlten die „Zwei böhmischen<br />
Tänze“ von Frantisek Manas wiederum<br />
sehr Vertrautes in abwechslungsreicher<br />
Musiksprache aus, bevor der Marsch „Mit<br />
festem Schritt“ von Jindrich Brejsek den<br />
Schlusspunkt setzte.<br />
24<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Das zweite Konzert der Reihe bestritt<br />
die Musikkapelle Oberbozen mit einer<br />
weiten Palette meist originaler Blasmusik.<br />
Dabei kamen Werke von Hermann Pallhuber<br />
(Europe’s Glory) bis Verdi (Triumpfmarsch<br />
aus „Aida“), von Bert Appermont<br />
(Choralia) bis Jan van der Roost (Arsenal)<br />
zur Aufführung. In „Fiskinatura“<br />
von Thiemo Kraas konnten die Oberbozner<br />
unter Kapellmeister Meinhard Windisch<br />
ihre musikalische Flexibilität unter<br />
Beweis stellen.<br />
Die Musikkapelle Kastelruth war beim<br />
nächsten Termin schon auf der Bühne,<br />
um Werke von Verdi und Wagner (Pilgerchor<br />
aus „Tannhäuser“), aber auch von<br />
Kapellmeister Matthäus Crepaz (Castelruptum)<br />
und Film- und Musicalmelodien<br />
zu spielen. Der Regen ließ dann leider die<br />
Aufführung ins Wasser fallen.<br />
Kapellmeister Robert Regensberger<br />
hatte mit der Bürgerkapelle Bruneck ein<br />
Programm einstudiert, das zunächst einen<br />
italienischen Schwerpunkt mit Verdi,<br />
Mascagni und Rossini setzte. Aber auch<br />
Camille Saint-Saens (Danse Bacchanale)<br />
und George Bizet (Solist war Markus<br />
Seiwald am Bariton) kamen überzeugend<br />
zur Aufführung, ebenso Märsche<br />
von Carl Teike und John Wichers (Mars<br />
der Medici), „Terra vulcanica“ von Otto<br />
Schwarz und „Pirates of the Caribbean“<br />
von Klaus Badelt.<br />
Den Schlusspunkt setzte die Musikkapelle<br />
Lüsen unter der Leitung von Christoph<br />
Zöschg, der mehrere Märsche mit<br />
originalen Blasmusikkompositionen abwechseln<br />
ließ. So waren der „76er Regimentsmarsch“<br />
(Anton Rosenkranz),<br />
„Attila“ (Julius Fucik), „Unter dem Sternenbanner“<br />
(John Ph. Sousa) und der<br />
„Kaiser Friedrich-Marsch“ (Carl Friedemann)<br />
in authentischer Darbietung zu<br />
hören, aber auch „Jupiter“ von Jan van<br />
der Roost, die hörenswerten „Three Celtic<br />
Dances“ von Brian Balmages, „Omisoka“<br />
von Itaru Sakai oder „Euregio“ von<br />
Kurt Gäble.<br />
Der Brixner Blasmusiksommer hat inzwischen<br />
viele Freunde gewonnen, die die<br />
schöne Stimmung, das Treffen mit interessierten<br />
Musik-Kollegen und die Programme<br />
schätzen, die eine gute Balance<br />
zwischen anspruchsvollerer und sommerlich<br />
leichter Musik wahren. Eine Bereicherung<br />
für die Blasmusikszene, der weitere<br />
erfolgreiche Auflagen zu wünschen sind.<br />
Martin Rastner<br />
Hommage an Giuseppe Verdi und<br />
Richard Wagner<br />
Musikkapelle Villnöß mit Musik von der<br />
Vorklassik bis zur Moderne<br />
Die Villnösser Musikantinnen und Musikanten präsentierten festliche Bläsermusik<br />
aus verschiedenen Epochen in der wundervollen Kulisse und klanglichen<br />
Atmosphäre der barocken Pfarrkirche zum hl. Petrus und Paulus in St. Peter Villnöß.<br />
Im Zweijahresrhythmus gestaltet die Villnösser<br />
Musikkapelle ein Bläserkonzert in<br />
der Pfarrkirche. Dieses stand heuer im Zeichen<br />
der beiden Jahresregenten Verdi und<br />
Wagner: Ensembles und Solisten aus den<br />
eigenen Reihen haben mit „Festlicher Bläsermusik“<br />
an Giuseppe Verdi und Richard<br />
Wagner erinnert, die beide vor 200 Jahren<br />
geboren wurden.<br />
Obwohl diese beiden Großmeister wohl<br />
unterschiedlicher nicht hätten sein können,<br />
erlebten die Zuhörer in der Symbiose<br />
ihrer Musik und in der wundervollen<br />
Kulisse und klanglichen Atmosphäre der<br />
barocken Kirche einen ganz besonderen<br />
Abend. Die Solisten Christian Psaier (Trompete),<br />
Bettina Deluegg (Flöte), Birgit Profanter<br />
(Fagott) und Christof Petriffer (Saxofon)<br />
- begleitet von Thomas Stadler an<br />
der Orgel - das Klarinettenquartett, das<br />
klassische Holzbläserquintett und das<br />
Hornsextett haben Werke aus verschiedenen<br />
Epochen präsentiert, von der Vorklassik<br />
(Christoph Willibald Gluck) bis zur<br />
Moderne (Alfred Reed). Das große Bläserensemble<br />
gestaltete dazu den mu-<br />
sikalischen Rahmen mit den Vorspielen<br />
zu den Opern „Ernani“ und „La Traviata“<br />
(Verdi) sowie dem Pilgerchor aus „Tannhäuser“<br />
und dem feierlichen Einzug ins<br />
Münster aus „Lohengrin“ (Wagner). Den<br />
Ausführenden ist es dabei gelungen, die<br />
Spannung über die langen musikalischen<br />
Bögen bis zum grandiosen Lohengrin-Finale<br />
zu halten. Mit anhaltendem Applaus<br />
bedankte sich das begeisterte Publikum<br />
bei Kapellmeister Toni Profanter und den<br />
Musikantinnen und Musikanten für diese<br />
musikalische Feierstunde. Die Musikkapelle<br />
ihrerseits bedankte sich bei Ortspfarrer<br />
Paul Haller sowie bei der Raiffeisenkasse<br />
und dem Kulturkreis Villnöß für<br />
die Unterstützung.<br />
Detail am Rande: im Publikum saß auch<br />
Hans Pircher, der als einer der ersten zum<br />
gelungenen Konzert gratulierte. Der Musikschuldirektor<br />
aus Lienz und Kapellmeister<br />
der Bürgerkapelle Brixen ist der designierte<br />
Villnösser Kapellmeister. Toni Profanter, der<br />
die Kapelle seit 30 Jahren dirigiert, wird ihm<br />
mit Jahresende den Taktstock übergeben.<br />
Stephan Niederegger<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 25
Zur Person<br />
„Sich nicht verbessern<br />
geht nicht“<br />
Peter Steiner, ein Südtiroler Ausnahmetalent in New York<br />
Peter Steiner, der Posaunist aus Bozen<br />
mit Selbstvertrauen, Ambitionen und<br />
Visionen<br />
Peter Steiner ist ein Ausnahmetalent: Seit einem Jahr studiert der 21-jährige Posaunist bei Joseph Alessi an der Juilliard School in New<br />
York. Ein aufstrebender junger Musiker über sein Leben an der besten Musikhochschule der Welt – und seine hochgesteckten Ziele.<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Herr Steiner, Sie haben Ihr<br />
erstes Studienjahr an der Juilliard School<br />
hinter sich: Eine völlig neue Welt?<br />
Peter Steiner: Dort ist alles viel genauer<br />
und von vorne bis hinten durchgeplant:<br />
Man muss einfach 1.000 Prozent geben.<br />
Ich habe zwei Mal in der Woche Unterricht<br />
bei meinem großen Idol Joseph<br />
Alessi. Der Unterricht ist wirklich sehr<br />
genau, es wird nämlich alles aufgezeichnet.<br />
Danach muss man sich das anhören<br />
und ein Protokoll darüber schreiben.<br />
Vor der nächsten Stunde liest Alessi sich<br />
das durch, damit er weiß, was man verändern<br />
wollte und sollte. Man wird unglaublich<br />
gepusht: Sich nicht zu verbessern,<br />
geht fast nicht.<br />
KF: Wie sehen Sie Ihre musikalische Entwicklung<br />
im letzten Jahr?<br />
P. Steiner: Ich habe sicher technisch<br />
und musikalisch einen großen Sprung<br />
gemacht. Außerdem bekomme ich in<br />
New York einen unglaublichen Einblick.<br />
Ich wohne gegenüber von den New Yorker<br />
Philharmonikern und der Metropolitan<br />
Opera. Außerdem wohne ich genau<br />
im Jazz-Viertel. Das alles prägt natürlich.<br />
KF: Sie sind der erste und einzige europäische<br />
Posaunist an der Juilliard...<br />
P. Steiner: Das sagen so viele zu mir, aber<br />
darüber denke ich nicht mal nach: Ob<br />
Europäer oder Amerikaner, zum Schluss<br />
sind wir doch alle gleich: Wir kochen alle<br />
unsere Nudeln mit Wasser (lacht).<br />
KF: Ihre Ziele?<br />
P. Steiner: In nächster Zukunft wäre natürlich<br />
jeder Orchesterjob toll. Aber einen<br />
großen Traum habe ich schon. Ich habe<br />
mir immer hohe Ziele im Leben gesteckt<br />
– und wurde dafür oft ausgelacht.<br />
Als ich sagte, ich will irgendwann an die<br />
Juilliard, haben mich viele belächelt. Deshalb<br />
sind mein nächstes Ziel die New<br />
Yorker Philharmoniker. Ich will es einfach<br />
versuchen:<br />
Wenn es klappt, dann ist es einfach der<br />
Wahnsinn. Und wenn es nicht klappt,<br />
dann eben nicht. Wenn man nicht hohe<br />
Ziele hat, wird man auch nie weit kommen.<br />
Interview: Karin Köhl<br />
26<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
„Für mich ist die Musikkapelle<br />
St. Georgen ein Erfolg.“<br />
Felix Brugger, Obmann der Musikkapelle St. Georgen<br />
<strong>KulturFenster</strong>: Haben Sie in Ihrer Familie<br />
musikalische Wurzeln?<br />
Felix Brugger: Zur Musikkapelle bin ich eigentlich<br />
durch meinen Vater gekommen.<br />
Er war damals Obmann unserer Kapelle<br />
und für ihn gab es nur eines: die Musikkapelle.<br />
Mein Bruder und ich wollten eigentlich<br />
Fußballer werden, aber unser Vater<br />
sagte ganz klar “Musig und sischt nix!“<br />
Und so erlernte ich die Klarinette, mein<br />
Bruder Trompete und meine Schwester<br />
war Marketenderin.<br />
KF: Wer ist Ihr Vorbild?<br />
F. Brugger: Ehrlich gesagt, habe ich kein<br />
Vorbild, denn jeder Mensch sollte sich<br />
selbst leben und nicht versuchen, einen<br />
anderen Menschen zu kopieren.<br />
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei<br />
Ihren Mitmenschen am meisten?<br />
F. Brugger: Ehrlichkeit, Offenheit, Pünktlichkeit,<br />
Zuverlässigkeit<br />
KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />
F. Brugger: Da ich kein großer Leser bin,<br />
habe ich keinen.<br />
KF: Ihr Lieblingsmaler?<br />
F. Brugger: Paul Flora<br />
KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?<br />
F. Brugger: Thomas Doss<br />
KF: Sollte ein Obmann einer Kapelle immer<br />
auch ein aktiver Musiker sein oder könnten<br />
Sie sich vorstellen, dass auch ein (musikalisch)<br />
inaktives Mitglied einen Verein führt?<br />
F. Brugger: Der Obmann sollte schon aktiver<br />
Musiker sein, denn nur ein Musikant,<br />
der bei den Proben und Ausrückungen<br />
anwesend ist, kann sich ins Vereinsleben<br />
hinein fühlen. Der Obmann muss immer<br />
mit dabei sein, sonst versteht er weder<br />
die Probleme, die manchmal entstehen,<br />
noch die Bedürfnisse der einzelnen Musikanten/innen.<br />
KF: Über welche Eigenschaften sollte ein<br />
Vereinsobmann verfügen?<br />
F. Brugger: Ein Vereinsobmann sollte in<br />
erste Linie selbst das vorleben, was er<br />
sich von seinen Kollegen wünscht und erhofft.<br />
Er muss die Verlässlichkeit in Person<br />
sein, locker und humorvoll im Umgang mit<br />
den Mitmenschen, er sollte aber auch den<br />
Schneid haben, wenn es nötig ist, auf den<br />
Tisch zu hauen.<br />
KF: Wie würden Sie als Obmann Ihren Führungsstil<br />
bezeichnen?<br />
F. Brugger: Hart, herzlich und kameradschaftlich.<br />
KF: Was war als Vereinsvorstand Ihr positivstes<br />
Erlebnis?<br />
F. Brugger: Es gibt viele positive Erlebnisse.<br />
Am meisten freut es mich, wenn die Kapelle<br />
stetig wächst und Jung und Alt sich<br />
gut verstehen.<br />
KF: Aus welchem Fehler haben Sie am<br />
meisten gelernt?<br />
F. Brugger: Wenn man versucht mit dem<br />
Kopf durch die Wand zu gehen. Man muss<br />
Kompromisse finden und gegenteilige Meinungen<br />
anderer verstehen.<br />
KF: Was war als Jugendleiter Ihr größter Erfolg<br />
als Obmann bzw. als Vorstandsmitglied?<br />
F. Brugger: Hier kann ich mich nicht auf<br />
einzelne Erfolge festlegen, für mich ist<br />
die „Musikkapelle St.Georgen“ ein Erfolg.<br />
KF: An welche internationale Aktivität erinnern<br />
Sie sich gerne zurück?<br />
F. Brugger: Da wir sehr oft im Ausland an<br />
verschiedenen Wettbewerben teilnehmen,<br />
Felix Brugger ist seit<br />
9 Jahren Obmann der<br />
Musikkapelle St. Georgen.<br />
ist es schwierig zu sagen, an welche man<br />
sich am liebsten zurückerinnert, aber<br />
das bayerische Landesmusikfest 2012<br />
in Weilheim, wo wir das erste Mal in der<br />
Höchststufe der Konzertwertung angetreten<br />
sind und mit ausgezeichnetem Erfolg<br />
abgeschlossen haben, oder das Bezirksmusikfest<br />
im bayerischen Stetten, wo wir<br />
im Marschmusikwettbewerb in der Stufe<br />
E ebenfalls einen ausgezeichneten Erfolg<br />
mit höchster Punktezahl erreicht haben,<br />
werden immer in guter Erinnerung bleiben.<br />
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes<br />
Blasmusikerlebnis?<br />
F. Brugger: Das war der Tirolerball 2005<br />
im Wiener Rathaus unter dem Moto „Das<br />
Südtiroler Pustertal grüßt Wien“, wo wir<br />
gemeinsam mit der Schützenkapelle<br />
Pichl Gsies den Ball am Samstag und die<br />
Messfeier am Sonntag im Stephansdom<br />
mitgestalten durften.<br />
KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die<br />
Zukunft der Blasmusikszene?<br />
F. Brugger: Dass weiterhin so viele Jugendliche<br />
ein Instrument erlernen und die Blasmusikszene<br />
einen höheren Stellenwert in<br />
der Gesellschaft bekommt.<br />
Interview: Joachim Buch<br />
Zur Person<br />
Felix Brugger, geboren am 6. Februar 1973 als<br />
zweites von drei Kinder, lebt und wohnt mit seiner<br />
Frau Verena in St. Georgen bei Bruneck.<br />
„Nach dem Besuch der Volksschule in St. Georgen<br />
und der Mittelschule in Bruneck erlernte ich<br />
den Beruf als Maschinenschlosser. Seit der Umschulung<br />
zum Handelsvertreter im Jahr 1998<br />
bin ich als Vertreter in der Baubranche tätig. Zudem<br />
bin ich in der Gemeinde Bruneck Stadtrat<br />
für öffentliche Arbeiten. Seit dem Jahr 1987 bin<br />
ich Mitglied der Musikkapelle und von 1990 an<br />
ununterbrochen im Vereinsvorstand: als Zeugwart,<br />
Obmannstellvertreter und nun seit 9 Jahren<br />
als Obmann.“<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 27
Zur Person<br />
Komponisten im Porträt<br />
Mit Blasmusik durch die EU<br />
Komponisten aus den EU-Ländern – 6. Teil<br />
Joachim Buch stellt in seiner Artikelserie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union „blasmusikalisch“ vor;<br />
in der 6. Fortsetzung sind die baltischen Republiken Lettland und Litauen an der Reihe.<br />
(11) Lettland – Juris Karlsons<br />
Land<br />
Fläche<br />
Lettland<br />
64.589 km²<br />
Einwohner ca. 2.000.000<br />
Hauptstadt<br />
Riga<br />
Der Gebrauch unterschiedlicher Stilmittel<br />
ist das Markenzeichen des lettischen<br />
Komponisten Juris Karlsons.<br />
Juris Karlsons wurde am 19. August 1948<br />
geboren und erhielt seine erste musikalische<br />
Ausbildung an der Tanzhochschule in Riga.<br />
Von 1963 bis 1967 studierte er Musiktheorie,<br />
um dann ans Lettische Staatskonservatorium<br />
in die Kompositionsklasse von Janis<br />
Ivanovs zu wechseln. Seine dortigen Studien<br />
schloss er 1972 ab.<br />
Von 1968 bis 1975 arbeitete er als Tontechniker<br />
beim Lettischen Rundfunk. Danach<br />
war er für sieben Jahre Toningenieur<br />
beim Rainis Dailes Theater in Riga. Parallel<br />
dazu unterrichtete er seit 1974 am<br />
Lettischen Staatskonservatorium (heute:<br />
Jazeps Vitols Musikakademie). Von 2000<br />
bis 2004 leitete er dort die Kompositionsabteilung.<br />
Zahlreiche Auszeichnungen<br />
Juris Karlsons ist Mitglied der lettischen<br />
Komponistenunion und war von 1989 bis<br />
1993 deren Vorsitzender. 1984 wurde er<br />
mit dem Janis-Ivanovs-Preis ausgezeichnet,<br />
weil er die letzte, unvollendet gebliebene<br />
Sinfonie <strong>Nr</strong>. 21 von Ivanovs (1906-<br />
1983) vollständig instrumentierte. 1998<br />
erhielt Karlsons den „Drei Sterne Orden“,<br />
die höchste Auszeichnung der Republik<br />
Lettland. Sechs Jahre später würdigte man<br />
seinen Beitrag zur lettischen Kultur und<br />
zur Entwicklung der Jazeps Vitols Musikakademie<br />
mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.<br />
Da er sich auch um den kulturellen<br />
Austausch mit Polen kümmerte,<br />
blieben Auszeichnungen von dort nicht aus:<br />
2005 erhielt er den Polnischen Staatspreis.<br />
Karlsoans’ kompositorisches Schaffen<br />
fällt durch den Gebrauch unterschiedlicher<br />
Stilmittel auf. Oft versucht er, verschiedene<br />
kompositorische Techniken des 20. Jahrhunderts<br />
miteinander zu verschmelzen, sowohl<br />
in seinen Bühnenwerken, aber auch<br />
in sinfonisch oder vokal dominierten Kompositionen.<br />
Das sinfonische Schaffen, zu<br />
dem u.a. zwei Klavierkonzerte zählen, ist<br />
rhythmisch sehr profiliert und zeichnet<br />
sich durch eine sehr differenzierte Instrumentation<br />
aus.<br />
In seinen Werken für Blasorchester bewegt<br />
er sich thematisch in Bereichen, die<br />
dem Amateur-Blasmusiker geläufig sind:<br />
Es geht um Aspekte aus dem dörflich-kleinstädtischen<br />
Leben, wie in „Country Fair“<br />
(ländliche Kirmes bzw. Kirchweih), oder um<br />
konkrete Vorbilder aus der einheimischen<br />
Volksmusik, wie in „Tanz aus Kuseni“, ein<br />
Dorf, das westlich der Hauptstadt Riga etwa<br />
im Zentrum Lettlands liegt. „Country Fair“<br />
versetzt den Hörer sofort in die Atmosphäre<br />
eines ländlichen Festes und durch diese<br />
angedeutete Programmatik werden auch<br />
einige weniger harmonisch klingende Stellen<br />
sinnvoll in das Werk integriert. „Tanz<br />
aus Kuseni“ ist in A-B-A-Form konzipiert,<br />
wobei das thematische Material des A-Teils<br />
durchaus das Zeug zum „Ohrwurm“ hat.<br />
Abgerundet wird das Ganze durch zum<br />
Teil sehr ungewohnte Kopplungen in der<br />
Instrumentation.<br />
Unter den Werken von Karlsons, die<br />
eher zur „absoluten“ (also nicht programmatischen)<br />
Musik gehören, seien die „Festive<br />
Overture“ – nicht vergleichbar mit<br />
dem gleichnamigen Werk von Dmitrij<br />
Schostakowitsch – und die „Solemn Music“<br />
empfohlen.<br />
Online-Informationen über weitere Blasmusik<br />
aus Lettland:<br />
http://latvianbandmusic.wikispaces.com/<br />
28<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
(12) Litauen – Feliksas Bajoras<br />
Land<br />
Fläche<br />
Litauen<br />
63.589 km²<br />
Einwohner ca. 2.000.000<br />
Hauptstadt<br />
Vilnius<br />
Will nicht der Routine verfallen, der<br />
liatuische Komponist Feliksas Bajoras.<br />
Feliksas Romualdas Bajoras, der am 7. <strong>Oktober</strong><br />
seinen 79. Geburtstag feierte, stammt<br />
aus Alytus, einer etwa 70.000 Einwohner<br />
zählenden Stadt im Süden Litauens, heute<br />
etwa in der Mitte zwischen den Grenzen zu<br />
Weißrussland und dem russischen Teil des<br />
früheren Ostpreußen gelegen.<br />
Nach ersten musikalischen Studien in<br />
Kaunas (u.a. bei Vincas Bacevicius, dem<br />
Vater der polnischen Komponistin Grazyna<br />
Bacewicz) und einem Diplom im Fach Violine<br />
am Staatlichen Litauischen Konservatorium<br />
(heute: Litauische Akademie für<br />
Musik und Theater) spielte er neun Jahre<br />
als Geiger im Staatlichen Sinfonieorchester,<br />
bevor er 1966 musikalischer Leiter<br />
im Jugendtheater der Hauptstadt Vilnius<br />
wurde. Von 1984 bis 1988 lebte Bajoras in<br />
den USA. Danach unterrichtete er bis zu<br />
seiner Pensionierung an der Litauischen<br />
Musikakademie.<br />
Interesse für Volksmusik<br />
seines Landes<br />
Als Komponist zeigte er schon früh Interesse<br />
für die Volksmusik seines Landes.<br />
In den späten fünfziger Jahren begann<br />
er zunächst mit volkstümlicher Unterhaltungsmusik<br />
und studierte parallel dazu<br />
auch Komposition bei Julius Juzeliunas.<br />
Selbst als er sich später der mehr „seriösen“<br />
Musik zugewandt hatte, schrieb er<br />
weiterhin auch populäre Lieder, die er oft<br />
auch selbst vortrug.<br />
1968 gewann er mit den „Variationen<br />
für Streichquartett und Kontrabass“ den<br />
zweiten Preis beim internationalen Alfredo-<br />
Casella-Kompositionswettbewerb in Neapel.<br />
Im gleichen Jahr entstand mit dem<br />
siebenminütigen Konzertmarsch „Green<br />
March“ auch sein erstes Werk für Blasorchester.<br />
Weitere Auszeichnungen folgten<br />
nach der Unabhängigkeit Litauens: 1998<br />
der Litauische Staatspreis für Kunst, 2001<br />
der Nationalpreis und 2004 de Preis des<br />
litauischen Komponistenverbandes.<br />
Stets die Strömungen der<br />
zeitgenössischen Musik geläufig<br />
Neben mehreren Sinfonien (u.a. die<br />
2. Sinfonie nach seinen Erfahrungen bei<br />
einem Besuch in der damaligen Tschechoslowakei)<br />
komponierte Bajoras u.a.<br />
die Oper „Das Gottesschäfchen" , Oratorien,<br />
Kantaten, Lieder, Kammermusik sowie<br />
Schauspiel- und Filmmusiken. Ihm<br />
waren stets die Strömungen der zeitgenössischen<br />
Musik geläufig. Ohne diese<br />
sklavisch anzuwenden hat er sie in seine<br />
eigene Tonsprache integriert, die auf der<br />
neoromantischen Tradition aufbaut. Ruta<br />
Gaidamaviciute beschreibt seine Musik<br />
wie folgt: „Auch in seinem ehrwürdigen<br />
Alter ist sein Schaffen nicht vorhersehbar<br />
und er überrascht den Hörer mit seinem<br />
originellen Zugriff auf traditionelle Genres<br />
und Formen, einer einzigartigen Mischung<br />
aus Volksmusik und zeitgenössischer Expression.“<br />
Bajoras verlangte das Äußerste<br />
von sich und den Interpreten seiner Musik.<br />
„Bevor in meiner Musik eine Phrase<br />
scheinbar beendet ist, sprießt bereits die<br />
nächste“ so der Komponist. „Nur ein Musiker,<br />
der noch nicht in Routine verfallen ist,<br />
kann diesen Moment einfangen.“<br />
Werke für Blasorchester<br />
- Green March (1968)<br />
- Mournful Music (1972)<br />
- Vow (2011)<br />
Weitere Informationen und Bestellung über<br />
die englischsprachige Seite des Litauischen<br />
Musik-Informationszentrums:<br />
www.mic.lt/en/home<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 29
Neues<br />
Am vergangenen 13. August hat der<br />
Musikpädagoge, Komponist, Kapellmeister<br />
und langjährige Landes- und heutige<br />
Ehrenkapellmeister des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen (VSM) Gottfried Veit,<br />
seinen 70-sten Geburtstag gefeiert.<br />
Pünktlich dazu ist seine neue CD „Freiheit“<br />
erschienen, mit der er sich selbst,<br />
aber auch den Blasmusikliebhabern ein<br />
besonderes Geschenk macht. Mit der<br />
Sächsischen Bläserphilharmonie, dem<br />
ehemaligen „Rundfunk-Blasorchester<br />
Leipzig“ und einzigem professionellen<br />
Blasorchester Deutschlands, hat er im<br />
Jänner acht eigene und drei seiner Instrumentationen<br />
eingespielt.<br />
Es ist mittlerweile der bereits sechste<br />
Tonträger, der ausschließlich Musik von<br />
Gottfried Veit präsentiert. Dieses „Porträt<br />
VI“ präsentiert bewusst traditionelle<br />
Blasmusik in relativ kleiner Besetzung,<br />
um auch der Originalbesetzung der Bläserphilharmonie<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Lediglich für die „großen“ Werke wurden<br />
Saxofone dazugenommen, die in der<br />
Sächsischen Bläserphilharmonie nicht besetzt<br />
sind. Das wohl bekannteste Werk ist<br />
das romantische Tongemälde „Schloß Tirol“<br />
aus dem Jahr 1988. Die weitere Stück-<br />
Gottfried Veit dirigiert die<br />
Sächsische Bläserphilharmonie<br />
auswahl reicht von der viersätzigen „Alpenländischen<br />
Tanz-Suite“ (1982), dem<br />
„Andreas-Hofer-Marsch“ (2009), und der<br />
„Böhmischen Rhapsodie“ (2004) bis hin<br />
zur „Russischen Ouvertüre“ (2010) und<br />
dem jüngsten Werk, der hymnischen Musik<br />
„Jubelfest“ (2012). Das „Concertino“<br />
(2005) für Euphonium und Blasorchester<br />
mit dem Solisten Ikuko Miura-Neitsch<br />
ist ein besonderer Leckerbissen auf der<br />
CD, die mit dem Tongemälde „Freiheit“<br />
(2007), der klingenden Ortschronik der<br />
Gemeinde Rettenbach am Auerberg im<br />
Ostallgäu, eingeleitet wird. Die Arrangements<br />
des „Duettino“ für zwei Flöten<br />
(Claudia Scheibe und Jill Jeschek) und<br />
Blasorchester von Franz Doppler, der Ouvertüre<br />
zum Singspiel „Andreas Hofer“<br />
von Albert Lortzing und des Konzertmarsches<br />
„Dolomitenwacht“ von Karl Koch<br />
vervollständigen die Werksliste dieses<br />
„Freiheit - Porträt VI“ auf CD<br />
klingenden Porträts eines großen Musikers:<br />
Gottfried Veit!<br />
Stephan Niederegger<br />
Die CD „Freiheit - Porträt VI“, ein<br />
Geburtstagsgeschenk zum 70er von<br />
Gottfried Veit<br />
„Es lebt der Schütze froh und frei“ ist<br />
ein vermutlich im 19. Jahrhundert entstandenes<br />
deutsches Soldatenlied aus der Steiermark.<br />
Der Verfasser sowohl des Textes<br />
als auch der Melodie ist unbekannt.<br />
Bereits im Tiroler Gedenkjahr 1984 hat<br />
Gottfried Veit im Comes-Verlag (Edition<br />
musica comitis) den Südtiroler Schützenmarsch<br />
veröffentlicht und im Trio dieses<br />
bekannte Lied verarbeitet. Lange Zeit<br />
war der Marsch vergriffen und ist vereinzelt<br />
als vergilbtes Notenblatt in den Archiven<br />
der Musikkapellen verstaubt. In<br />
der neuen Edition Männlein (DVO Druck<br />
und Verlag Obermayer GmbH) ist dieser<br />
nun in neuer Auflage erschienen. Dieser<br />
ganz nach altösterreichischer Tradition<br />
verfasste Marsch präsentiert sich<br />
in einem völlig neuen und zeitgemäßen<br />
Druck, der sämtliche Einzelstimmen der<br />
heute üblichen Besetzung einer Musikkapelle<br />
berücksichtigt. Selbstverständlich<br />
gehören dazu auch die vollständige<br />
Partitur und die so genannten Schwei-<br />
Südtiroler Schützenmarsch<br />
zer Stimmen. Das gesungene Trio sollte<br />
diesen Liedermarsch zu etwas Besonderem<br />
machen, leider ist der Liedtext nur<br />
in der Partitur abgedruckt und nicht für<br />
jede Gelegenheit passend. Zudem wurde<br />
dieses Lied – wie viele andere Volkslieder<br />
auch – durch die Jahrzehnte immer wieder<br />
von verschiedenen politischen Strömungen<br />
vereinnahmt und mit entsprechende<br />
Texten versehen, weshalb man<br />
sich bei der Aufführung mit den vom Komponisten<br />
vorgeschlagenen Strophen begnügen<br />
sollte.<br />
Stephan Niederegger<br />
Titelblatt des neu aufgelegten „Südtiroler<br />
Schützenmarsches“<br />
von Gottfried Veit - Edition Männlein<br />
30<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Festliche<br />
Fanfaren<br />
Für vier Bläserchöre und<br />
Pauken von Gottfried Veit<br />
Festlicher<br />
Marsch<br />
Prozessionsmarsch von<br />
Gottfried Veit<br />
Diese mehrere Jahre zurückliegende Publikation<br />
- nach einer alten Handschrift -<br />
wurde nun neu aufgelegt und vom Verlag<br />
„Edition Männlein“ übernommen. Es<br />
handelt sich um eine leicht spielbare, wirkungsvolle,<br />
mehrchörige Fanfarenmusik.<br />
Diese Komposition sieht vier Instrumentalgruppen<br />
vor, die zuerst meist abwechselnd<br />
und in der Folge immer enger zusammenrücken<br />
und schließlich im strahlenden<br />
„Tutti“ musizieren.<br />
Walter Cazzanelli<br />
Die Besetzung sieht folgende<br />
vier Bläserchöre vor:<br />
I. Chor: 4 Trompeten und Pauken<br />
II. Chor: 4 Flügelhörner<br />
III. Chor: 4 Posaunen (verfügbare Stimmen<br />
im Bass- und Violinschlüssel)<br />
IV: Chor: 3 Tenorhörner, 1 Bariton im Bassund<br />
Violinschlüssel, 2 Tuben<br />
im Bass- und Violinschlüssel<br />
Festliche Fanfaren: Edition Männlein, DVO-<br />
Musikverlag Tel.: 0049 0 8241 5008-48,<br />
E-Mail: info@dvo-verlag-de<br />
Eine feierliche Fanfare in Es-Dur, strahlende<br />
Fanfaren als Mittelteil in B-Dur und eine<br />
sehr transparent und homogen gesetzte<br />
Hymne, die wieder in die Ursprungstonart<br />
wechselt, zeichnen diesen „Festlichen<br />
Marsch“ aus. Lange Zeit war der Marsch<br />
nicht mehr erhältlich, den Gottfried Veit bereits<br />
1981 im Comes-Verlag (Edition musica<br />
comitis) veröffentlicht hatte. In der<br />
neuen Edition Männlein (DVO Druck und<br />
Verlag Obermayer GmbH) ist dieser nun<br />
in neuer Auflage erschienen. Der Komponist<br />
selbst hat diesen Marsch als „Prozessionsmarsch“<br />
untertitelt und will damit<br />
wohl hervorheben, dass diese zeitlose Musik<br />
zu vielen Gelegenheiten einsetzbar ist.<br />
Der Marsch präsentiert sich nun in einem<br />
völlig neuen und zeitgemäßen Druck, der<br />
sämtliche Einzelstimmen der heute üblichen<br />
Besetzung einer Musikkapelle berücksichtigt.<br />
Selbstverständlich gehören<br />
dazu auch die vollständige Partitur und die<br />
so genannten Schweizer Stimmen.<br />
Stephan Niederegger<br />
Das Titelblatt der Pubblikationen aus<br />
der Feder von Gottfried Veit<br />
Von Südtirol hinaus in die Welt …<br />
Erstaufführungen der „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ von Johan de<br />
Meij in Amerika und Holland<br />
Das Südtiroler Jugendblasorchester<br />
(SJBO) hat unter der Leitung von Peter<br />
Vierneisel die „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ (Sinfonie<br />
der Lieder) von Johan de Meij in Bozen,<br />
Schlanders und bei den Gustav-Mahler-<br />
Musikwochen in Toblach mit großem Erfolg<br />
uraufgeführt – siehe eigenen Bericht.<br />
Im November soll das Werk im Musikverlag<br />
„Amstel Music“ veröffentlicht werden,<br />
dem Eigenverlag von Johan de Meij<br />
und des dänischen Komponisten Søren<br />
Hyldgaard. Zuvor stehen die Erstauffüh-<br />
rungen in Amerika und Holland an. Der<br />
Komponist selbst wird diese beiden Aufführungen<br />
dirigieren, und zwar am 20.<br />
<strong>Oktober</strong> in Sugar Loaf (New York) mit<br />
dem „Greater New York Wind Symphony“<br />
(GNYWS) und am 3. November mit dem<br />
„Philips Symphonisch Blaasorkest“ (PSB)<br />
in Eindhoven.<br />
Stephan Niederegger<br />
Siehe dazu den Konzertbericht „Wenn Tuben<br />
Lampenschirme tragen“ (S.23)<br />
Titelblatt der „Sinfonie <strong>Nr</strong>. 4“ (Sinfonie<br />
der Lieder) von Johan de Meij, die im<br />
November im Musikverlag „Amstel<br />
Music“ veröffentlicht wird.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 31
Neues<br />
Bereits im Dezember 1970 hat Gottfried<br />
Veit in der „Tiroler Volkskultur“, dem damaligen<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen und Vorgänger des<br />
heutigen „<strong>KulturFenster</strong>s“, eine Artikelserie<br />
unter dem Titel „Die Blasmusik – Studie<br />
über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen<br />
Musik“ veröffentlicht. Diese Artikelserie<br />
wurde anschließend im Innsbrucker<br />
Verlag „Edition Helbling“ in Buchform<br />
veröffentlicht und diente seither als interessantes<br />
und hilfreiches Nachschlagewerk.<br />
Da das Buch heute seine Aktualität verloren<br />
hat und mittlerweile auch vergriffen<br />
ist, war bereits seit einiger Zeit die Idee zu<br />
einer Neuauflage geboren. Im Laufe der<br />
Überarbeitung sollte sich jedoch bald herausstellen,<br />
dass es notwendig war, die Texte<br />
vollständig neu zu gestalten. Nicht nur die<br />
Einteilung der einzelnen Kapitel wurde geändert,<br />
sondern auch die Inhalte wurden<br />
ergänzt, erklärt der Autor im Vorwort des<br />
neuen Buches: „Dadurch entstand ein fast<br />
völlig neues Kompendium über verschiedene<br />
Themen der geblasenen Musik.“<br />
Diese umfangreiche Publikation wurde nun<br />
im DVO-Verlag unter dem Titel „Die Blas-<br />
„Die Blasmusik“<br />
Gottfried Veit über die Meilensteine in der geschichtlichen<br />
Entwicklung der Blas- und Bläsermusik<br />
musik – Meilensteine in der geschichtlichen<br />
Entwicklung der Blas- und Bläsermusik“<br />
veröffentlicht. Der Titel soll einerseits den<br />
Bezug zu seinem Vorgänger wahren und<br />
andererseits zeigen, dass es sich um eine<br />
gründlich überarbeitete Ausgabe des „alten“<br />
Blasmusik-Buches handelt. Gottfried<br />
Veit spannt einen geschichtlichen Bogen<br />
von der vorchristlichen Zeit bis zum militärischen<br />
und zivilen Blasmusikwesen der<br />
Gegenwart. Ein Verzeichnis der verwendeten<br />
und weiterführenden Literatur, ein<br />
detailliertes Stichwortverzeichnis und ein<br />
ausführliches Personenverzeichnis erleichtern<br />
die Handhabung dieses Nachschlagewerkes<br />
der Blasmusik, das sich dadurch<br />
für jedes einschlägige Bücherregal wärmstens<br />
empfiehlt.<br />
Stephan Niederegger<br />
Das Standardwerk über die „geblasene<br />
Musik“ von Gottfried Veit kommt in<br />
überarbeiteter Form wieder auf den Markt.<br />
Im ersten Moment mag das für manche ein<br />
Kulturschock sein, andere mögen die Nase<br />
rümpfen oder unverständlich den Kopf schütteln.<br />
Aber warum eigentlich?<br />
Die Bläser machen doch nichts anderes<br />
als das, was sie seinerzeit gelernt haben: Viele<br />
von ihnen haben ihre musikalische Laufbahn<br />
in Blasorchestern ihrer Heimat begonnen,<br />
einige spielen heute immer noch in einer<br />
Blaskapelle. Mit Marschmusik sind sie daher<br />
von Kindesbeinen an vertraut – und sie<br />
sind und bleiben Blasmusiker. Und das war<br />
schließlich auch der Beweggrund für diesen<br />
außergewöhnlichen Tonträger, erklärt Ulrich<br />
Haider, der stellvertretende Solohornist und<br />
Initiator des Projekts. Dass Lorin Maazel, der<br />
neue Chefdirigent der Münchner Philharmoniker,<br />
und Zubin Mehta dirigieren, gibt dem<br />
Projekt eine zusätzliche Note. Der Reinerlös<br />
der CD kommt der Orchesterakademie<br />
der Münchner Philharmoniker zugute, die<br />
besonders begabte Nachwuchsmusiker<br />
fördert. Daraus erklärt sich auch der Titel<br />
des Tonträgers: „Für uns Ehrensache“. Andreas<br />
Hofmeir, Tubist von LaBrassBanda<br />
und Professor am Mozarteum Salzburg, war<br />
selbst Absolvent dieser Akademie. Deshalb<br />
war es auch für ihn „Ehrensache“, bei der<br />
Philharmonie-Blaskapelle mitzumachen.<br />
Die Maestri und sämtliche Musiker haben<br />
auf ein Honorar verzichtet.<br />
„Es ist ein musikalisches Abenteuer, und<br />
ich bin sehr glücklich, dass ich zugesagt<br />
habe.“ (Lorin Maazel)<br />
„Die Musik ist herrlich, und die Musiker<br />
spielen das mit einer Virtuosität, das ist<br />
verblüffend.“ (Zubin Mehta)<br />
Aufgenommen wurden die Märsche nicht<br />
im Münchner „Gasteig“, dem Kultur-, Bildungs-<br />
und Tagungszentrum, sondern im<br />
altehrwürdigen Münchner Hofbräuhaus. Die<br />
Liste der 18 Märsche liest sich wie das „Who<br />
is Who“ der Marschliteratur. Und dass für die<br />
Musiker auch dort höchste Qualität zählt, hört<br />
man zweifellos, wenn in der CD-Titelauswahl<br />
mit bayerischen, böhmischen und österreichischen<br />
Märschen – von A wie „Alte Kameraden“<br />
bis W wie „Weiß Blau Marsch“ - sowie<br />
einem amerikanischen („Hands Across<br />
„Für uns Ehrensache“<br />
Die Bläser der Münchner Philharmoniker spielen Märsche<br />
the Sea“ von John Philip Sousa) etwa ein<br />
Soloposaunist den Nachschlag spielt. Die<br />
Märsche wurden bei einem Konzert Anfang<br />
März im Münchner Hofbräuhaus präsentiert.<br />
Wer sich selbst den „Erzherzog-Albrecht-Marsch“<br />
oder den „Mars der Medici“<br />
von den Münchner Philharmonikern anhören<br />
will, dem kann diese CD empfohlen werden.<br />
Stephan Niederegger<br />
Ein Bekenntnis zur Marschmusik<br />
– die CD der Bläser der Münchner<br />
Philharmoniker<br />
32<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Dirigententypen und Musiker Typen<br />
Eine musikalische „Charakterstudie“ von Leopold Libal<br />
Doktor neben dem Maurer auf die Pauke,<br />
bläst die Reinigungskraft neben der Frau<br />
Universitätsdozentin in das Horn usw. Und<br />
alle kämpfen nicht mit der Tücke des Objektes,<br />
das da Musizieren heißt, sondern<br />
auch damit, sich mehr oder weniger selbst<br />
zu präsentieren.“ Auf die Vielfalt kommt es<br />
auch im Buch an. In kleinen Anekdoten und<br />
Zitaten werden die verschiedenen Persön-<br />
lichkeiten, also unsere Musikkollegen, ob<br />
jung, ob alt, gezeichnet und liebevoll porträtiert.<br />
Jeder erkennt sich als Instrumentalist<br />
sofort wieder und auch so mancher<br />
Dirigent wird sagen: „Den kenn ich.“ Ein<br />
Buch, das schnell gelesen ist, aber nachhaltig<br />
wirkt.<br />
Alois Loidl<br />
aus Beitäge ÖBZ - Lesezeichen<br />
Das Buch „Dirigententypen und Musiker<br />
Typen“, eine heitere Lektüre nicht nur<br />
für Musiker<br />
Musik hat Charakter und auch jeder Musiker<br />
seinen eigenen, nach dem auch das<br />
passende Instrument ausgesucht wird. Es ist<br />
also kein Zufall, was wir spielen und ein Leben<br />
lang mehr oder weniger üben.<br />
Leopold Libal hat sich mit diesem Phänomen<br />
in humorvoller Weise auseinandergesetzt<br />
und ein Handbuch mit heiteren Betrachtungen<br />
über sich-ernst-nehmende<br />
Musiker verfasst. Der Titel: Dirigententypen<br />
und Musiker Typen<br />
Immer wieder kommt man ins Schmunzeln<br />
und gibt dem Schreiber recht. Genauso<br />
verhält sich ein Posaunist oder gibt sich eine<br />
Flötistin. Einige Sätze aus dem Vorwort machen<br />
alles klar: „Die Blasmusik in all ihrer<br />
Vielfalt bietet auch heute noch ein wunderbares<br />
Betätigungsfeld für Menschen und<br />
Bevölkerungsschichten. Da haut der Herr<br />
Zur Person<br />
Leopold Libal, ein früher 1959er, musste<br />
bereits mit 9 Jahren das Instrument Tenorhorn<br />
lernen, um auch vereinsmäßig<br />
Fußball spielen zu dürfen („War ein guter<br />
Deal“). Nach der Ausbildung zum Maschinenbauingenieur<br />
folgten das Volkskundestudium<br />
an der Uni Wien und das Studium<br />
im Fach „Jazzposaune“ bei DDr. Erich<br />
Kleinschuster am Konservatorium Wien.<br />
Anschließend „blasmusikumtriebig“ als<br />
Musiklehrer, Vereinsfunktionär, musikalischer<br />
Leiter in verschiedensten Funktionen,<br />
Prüfer und Juror. Tätigkeit als Jazzmusiker<br />
in verschiedenen Gruppen, u.a. im<br />
Blechbläserensemble „Blechissimo“; zudem<br />
derzeit eufoniumspielendes Mitglied<br />
des Musikvereins Mannersdorf.<br />
Zu seinen vielen Hobbys zählen: Unergründliche<br />
Blasmusikhintergründe ergründen,<br />
Reisen, Witzeseminare abhalten (!),<br />
Lesungen, Quartett spielen, Komponieren,<br />
Schreiben, Schmieden, Obstbaumschneiden,<br />
Garteln, Nicht-Nichtstun ....<br />
Für <strong>2013</strong> ist die Herausgabe des zweiten<br />
Buches mit dem Titel „Blasmusikzynismen“<br />
geplant.<br />
Um Fußballer zu werden, musste<br />
er Tenorhorn lernen; heute<br />
spielt Leopold Libal Eufonium im<br />
Musikverein.<br />
„Mich interessiert fast<br />
alles.<br />
Von Menschentypen bis<br />
zum Obstbaumschnitt.“<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des <strong>KulturFenster</strong>s ist<br />
Freitag, 15. November <strong>2013</strong>. Bitte Termin genau beachten!<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 33
Musikpanorama<br />
Kapellmeister Günther Walder legt mit<br />
der Musikkapelle Niederdorf einen<br />
Schwerpunkt auf die Marschmusik.<br />
•Musikpanorama<br />
Marschmusikprobe mit Peter Kostner<br />
Der bekannte ORF-Moderator als Gastdirigent bei der MK Niederdorf<br />
Kapellmeister Günther Walder hat die<br />
Marschmusik in den Mittelpunkt einer<br />
Musikprobe gestellt und dazu den renommierten<br />
Kapellmeister, Dozenten und ORF-<br />
Moderator Peter Kostner aus Innsbruck<br />
als Gastdirigenten eingeladen.<br />
So wie es in vielen Bereichen immer wieder<br />
notwendig und sinnvoll ist, Inhalte, Formen<br />
und Traditionen zu hinterfragen und<br />
neu zu beleben, so mache es durchaus<br />
Sinn, dies auch in der Blasmusik zu tun,<br />
ist Walder überzeugt. Mit den bekannten<br />
Märschen „Mein Tirolerland“ (Sepp Tanzer)<br />
und „Schwert Österreichs“ (Joseph<br />
Franz Wagner) sowie dem Prozessionsmarsch<br />
„Salvator“ (Oskar Bohnsack)<br />
zeigte Peter Kostner auf, welche musikalischen<br />
Aspekte der Marschmusik von<br />
zentraler Bedeutung sind. Dabei sei es<br />
wichtig, Märsche rhythmisch angemessen<br />
und technisch sauber zu spielen, auf<br />
eine möglichst gute dynamische Differenzierung<br />
zu achten, die Besonderheiten der<br />
Harmonien hörbar zu machen und zu genießen.<br />
Auch Artikulation und Intonation<br />
spielten, wie in jeder anderen Musikgattung,<br />
eine wichtige Rolle. Mit seiner überaus<br />
freundlichen und zuvorkommenden<br />
Art verstand es Peter Kostner, die Musikanten<br />
zwei volle Stunden lang in den<br />
Bann zu ziehen und auf ein Neues für<br />
den Marsch zu begeistern.<br />
MK Niederdorf<br />
34<br />
<strong>KulturFenster</strong>
Blasmusik<br />
Einkehr im Forst-Biergarten<br />
MK St. Lorenzen zu Gast bei Alexander von Egen<br />
Mitte August hat der Nordtiroler Musikbezirk<br />
Landeck zum Bezirksmusikfest in<br />
die Tourismushochburg Serfaus geladen.<br />
Gemeinsam mit den Musikkapellen von<br />
Kortsch und Welschellen war auch die<br />
Musikkapelle von St. Lorenzen im oberen<br />
Inntal im bekannten Ski- und Wandergebiet<br />
„Serfaus-Fiss-Ladis“ zu Gast.<br />
Auf der Heimfahrt über den Reschen<br />
sind die Pusterer Musikanten auf Einladung<br />
des Forst-Verwaltungsrates Alexander<br />
von Egen zum Abendessen im Biergarten<br />
der Brauerei in Algund eingekehrt.<br />
Der ehemalige Politiker freute sich über<br />
die musikalischen Gäste aus dem Pustertal:<br />
„Wir Südtiroler sind nicht die Besten<br />
der Welt, aber wir sind auf jeden Fall gut<br />
und darauf können wir stolz sein und anstoßen!“<br />
Mit dem „Heimatland-Marsch“<br />
bedankte sich die Musikkapelle für den<br />
freundlichen Empfang.<br />
mksl<br />
Alexander von Egen (rechts) bedankt<br />
sich beim Musikobmann Toni Erlacher<br />
für den Besuch und das musikalische<br />
Ständchen.<br />
<strong>KulturFenster</strong><br />
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol<br />
Redaktion <strong>KulturFenster</strong><br />
Ein Hinweis und eine Bitte … damit alle was vom „Musikpanorama“ haben<br />
Für die Redaktion des <strong>KulturFenster</strong>s ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung<br />
im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Gleichzeitig<br />
erlauben wir uns, noch einmal darauf hinzuweisen, dass einerseits das Platzangebot begrenzt ist und<br />
andererseits möglichst vielen Musikkapellen „Raum“ für ihre Berichterstattung gegeben werden soll. Deshalb<br />
wurde die Textlänge mit 1000 Zeichen als Richtwert festgelegt. Besonders wenn viele Beiträge von Musikkapellen<br />
zu bestimmten Anlässen – z.B. über Cäcilienfeiern und Frühjahrskonzerte – zu veröffentlichen<br />
sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Vorgaben möglichst genau eingehalten werden. Daher unsere<br />
nochmalige Bitte an alle Berichterstatter der Musikkapellen, dies in Zukunft berücksichtigen zu wollen.<br />
<strong>Nr</strong>. 05 | <strong>Oktober</strong> <strong>2013</strong> 35
Impressum<br />
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler<br />
Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes<br />
und des Heimapflegeverbandes Südtirol<br />
Eigentümer und Herausgeber:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen<br />
Ermächtigung Landesgericht Bozen<br />
<strong>Nr</strong>. 27/1948<br />
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes<br />
verantwortlich:<br />
Dr. Alfons Gruber<br />
Als Pressereferenten für die Darstellung der<br />
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:<br />
VSM: Stephan Niederegger,<br />
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it<br />
SCV: Paul Bertagnolli,<br />
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net<br />
HPV: Josef Oberhofer, E-Mail: josef@hpv.bz.it<br />
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte<br />
werden nicht zurückerstattet.<br />
Redaktion und Verwaltung:<br />
Verband Südtiroler Musikkapellen,<br />
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Einzahlungen sind zu richten an:<br />
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Waltherhaus<br />
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Jahresbezugspreis: Euro 20<br />
Gefördert von der Kulturabteilung<br />
der Südtiroler Landesregierung.<br />
Druck: Ferrari-Auer, Bozen<br />
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,<br />
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,<br />
August, <strong>Oktober</strong> und Dezember.<br />
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen<br />
Vormonats.