Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 65. Jahrgang
Nr. 5 | OKTOBER | 2013
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Taktstockgeschichten
Rotes Tuch Umwelt
Chöre brauchen Maßstäbe
• Geleitwort •
• Inhalt •
• Blasmusik
Gedanken zur Arbeit mit und an der Musik3
Taktstockgeschichten –
die Geschichte des Taktstocks 4
Töne aus einer düsteren Zeit 7
Ausschreibung Konzertwertung 2014 8
Ausschreibung Kompositionswettbewerb 10
Marschmusikbewertung in Sterzing 11
VSM-Bezirk Meran in Vöran zu Gast 12
Jungbläserwochen – wozu? 14
Jungmusiker-Leistungsabzeichen
mit neuer Literatur 15
Bezirksjungbläsertage in Bruneck 16
Südtiroler Musikkapellen
in Hofburg Innsbruck 18
Erfolg mit ,,Tante Frieda“ 21
Südtiroler Jugendblasorchester
konzertiert22
Brixner Blasmusiksommer 2013 23
Peter Steiner in New York 26
Felix Brugger, Obmann der
MK St. Georgen 27
Mit Blasmusik durch die EU
(Lettland, Litauen) 28
Gottfried Veit – neue Kompositionen 29
Musikpanorama34
Vergangenheit aufarbeiten
Es war eine schreckliche Zeit, damals um
das Jahr 1939 in Südtirol. Im Zuge der auf
der Basis des Hitler-Mussolini-Abkommens
erzwungenen Option kam eine tiefe Spaltung
in die Bevölkerung. Die einen – nicht
wenige – wollten begeistert heim ins Reich,
die anderen – unter ihnen der legendäre
Kanonikus Michael Gamper – stemmten
sich mit aller Kraft gegen die Auswanderung.
Sie waren der Meinung, Hitler sei ein
politischer Narr, dessen Herrschaft nicht
von langer Dauer sein könnte.
Es ließen sich damals also viele Tiroler
diesseits und jenseits des Brenners vom
braunen Diktator den Marsch blasen. Zu
ihnen zählten auch die renommierten Blasmusik-Komponisten
Sepp Tanzer und Josef
Eduard Ploner, die vor allem im Sog des
Tiroler Gauleiters Franz Hofer wirkten. So
gab Ploner, eine Schlüsselfigur im NS-Musikleben
Tirols, ein Liederbuch für Front
und Heimat des Gaues Tirol-Vorarlberg heraus
und Sepp Tanzer komponierte u.a. den
• Heimatpflege
Rotes Tuch Umwelt 35
Ausbaupläne der Sextner Dolomiten AG 36
Ungebremste Abbruchwut 39
Glanzbeispiel einer gelungenen
Renovierung40
Empathie für die Heimat 43
Naturnahe Waldentwicklung 44
Hohe Biodiversität der Auen 45
Natürliche Quellen sind selten geworden 46
Religion und Landschaft:
Wechselbeziehung47
Rundschau51
Neuer Hut für Villanderer Schützen 52
Mundart-Treffen im Sarntal 53
Südtiroler Volkstänzer
bei Europeade in Gotha 54
Gedenken an Maridl Innerhofer 55
Standschützenmarsch und widmete diesen
Gauleiter Franz Hofer. Nun haben Historiker
in Innsbruck hineingeleuchtet in die
braunen Verwicklungen und das Geflecht
offenbar gemacht. Der Verbandsobmann
des VSM Pepi Fauster äußert seine Betroffenheit
in einer Stellungnahme, die in dieser
Ausgabe des KF veröffentlicht wird. Er
warnt allerdings vor Instrumentalisierung
und Verallgemeinerung. Der VSM sei bestrebt,
die historischen Tatsachen auf den
Tisch zu legen und vor allem junge Menschen,
welche diese Zeit nicht mehr selbst
erlebt haben, über die Zusammenhänge
aufzuklären. Sollen deswegen die Werke
von Ploner und Tanzer nicht mehr gespielt
werden, zumal der auch heute noch populäre
Standschützenmarsch mit dem
Kernstück ,,Hellau mir sein Tiroler Buam“?
Kulturlandesrätin Kasslatter-Mur dazu: Es
geht nicht darum, die Musik zu verdammen,
sondern junge Menschen aufzuklären.
Sie sollen wissen, wes Geistes Kind
diese Komponisten waren.
Alfons Gruber
• Chorwesen
Chöre brauchen Maßstäbe 57
Drei Jahre Landesjugendchor Südtirol 58
Chor- und Stimmbildungswoche
in Burgeis 59
Singen mit anderen Familien 61
Junge Sänger im Musical-Fieber 62
Abschlusskonzert der Chorleiter 63
50 Jahre Federazione Cori del Trentino 64
Andreas Hochenegger feierte
80. Geburtstag 65
Landesjugendchor Südtirol – Konzerte 66
Fünftes Gesamttiroler Wertungssingen 67
Stimmgabel70
Titelbild: Mit Hingabe und Taktstock im Dienst an der Musik: Kapellmeister Egon Lardschneider dirigiert die MK St. Ulrich – Gröden
2
KulturFenster
Vorweg
Blasmusik
Gedanken zur Arbeit mit und
an der Musik
Wozu braucht ein Orchester einen Dirigenten – wozu der Dirigent einen Taktstock?
Sigisbert Mutschlechner
Um den unscheinbaren, aber meist unerlässlichen Taktstock dreht sich das
Hauptthema dieser KulturFenster-Ausgabe.
Vor einiger Zeit hat mir meine Tochter eine
Frage gestellt: „Wozu braucht ein Orchester
einen Dirigenten?“ Ich habe die Frage dann
weiter gesponnen: „Wozu braucht der Dirigent
einen Taktstock?“
Im Hauptthema der aktuellen Ausgabe
unserer Zeitung wird dieses Thema
geschichtlich aufgearbeitet, meine Frage
und die meiner Tochter beantworten sich
darin aber nicht.
Die Geschichte des Dirigierens und damit
verbunden die Geschichte des Taktstockes
ist eine sehr lange, verbunden
mit einer langen Tradition. Die ursprüngliche
Aufgabe eines Dirigenten war es,
„Takt zu schlagen“, den Musikern den
Takt und das Tempo anzugeben. Zugleich
anfangen und zugleich aufhören war die
Devise. Im Laufe der Geschichte sind die
Aufgaben eines Dirigenten immer vielfältiger
geworden. Die Zeiten des Taktschlagens
und das Wachen über das richtige
Tempo waren nur mehr ein Teil der Dirigierarbeit,
Musikalität, Interpretation, Gespür
wurden immer wichtiger.
Nicht jedes Orchester braucht einen Dirigenten,
um gut zu sein, nicht jeder Dirigent
braucht einen Taktstock, um gut
zu dirigieren. Das habe ich auch meiner
Tochter gesagt, worauf sie geantwortet hat:
„Aber mit Dirigent sieht es schöner aus!“
Was allemal ein – schlagkräftiges - Argument
ist. Mit Taktstock sieht es schöner
aus, so finde zumindest ich, aber es geht
auch ohne. Und es gibt Leute, die diese
Kunst durchaus ästhetisch beherrschen.
Jeder, wie er mag,
jeder wie es ihm gefällt.
Wie alles auf der Welt ist zwar nicht der
Dirigent, dafür aber der Taktstock dem
modischen Zeitgeist unterworfen. Es gibt
kurze und lange Taktstöcke, schwerere
und leichtere, aus verschiedenen Materialien
bis hin zu Edelmetallen. Und es gibt
auch keinen Taktstock. Jeder, wie er mag,
jeder wie es ihm gefällt. Musikalische Arbeit
ist Schwerstarbeit, der Dirigent kehrt
sein Innerstes nach außen und gibt sein
Gefühl für die Musik an seine Musiker
weiter. Mit oder ohne Taktstock. Apropos
Taktstock, apropos Dirigent: Alle beide
brauchen Sie, wenn Sie sich an den Wertungsspielen
2014 in Eppan und Wiesen
beteiligen wollen.
Sigisbert Mutschlechner,
VSM-Verbandskapellmeister
Nicht der Taktstock allein macht den
Kapellmeister; Musikalität, Interpretation,
Gespür sind ein wichtiger Teil der
Dirigierarbeit – im Bild Fridl Pescoller,
Kapellmeister der MK Abtei.
Nr. 05 | Oktober 2013 3
Das Thema
Taktstockgeschichten –
die Geschichte des Taktstocks
Vom Zeremonienstab zum dünnen Stöckchen – ein Prozess der Verkleinerung
Was ist das Instrument eines Dirigenten?
Das Orchester, die Noten, die Partitur? Die
Kreativität? Ist der „Stock“ nun Instrument
oder Werkzeug?
Der Dirigent schimpft immer mehr
über den Klang des Orchesters, bis dieses
einmal komplett den Einsatz verweigert.
Der Konzertmeister erklärt dem Dirigenten:
„Sehen sie, so klingt ein Taktstock!
Viele Dirigenten werden nicht erst seit
dem «Harry-Potter-Zeitalter» mit Zauberern,
Magiern oder Dompteuren verglichen. Liegt
es an ihrer Aura oder an ihrer Kunst im Umgang
mit diesem Stock – oder müsste man
sagen mit diesem «Zauberstab»? Wenn man
sich die fast dreitausendjährige Geschichte
des Taktstocks anschaut, könnte man sie
als einen einzigen Verkleinerungsprozess
bezeichnen. Die erste Aufzeichnung über
den Gebrauch eines Taktstocks geht bis ins
Jahr 709 v. Chr. zurück und handelt von
«Pherekydes von Patrae, dem Rhythmusoder
Taktgeber».
… Er platzierte sich in der Mitte (von
800 Musikern), setzte sich auf einen hohen
Sessel, schwenkte einen goldenen
Stab, und die Musiker auf den Flöten und
Cythara, die in einem Kreis um ihn angeordnet
waren… als Pherekydes mit dem
goldenen Stab das Zeichen gab, begannen
alle Musiker in einem und demselben
Tempo zu spielen…
In der Zeit des grauen Mittelalters stoßen
wir auf vereinzelte Quellen und Versuche,
die Musik mit Gebärden oder Zeichen zu
koordinieren und zu vermitteln. Es blieb
dabei aber vorwiegend bei der «Hand-Arbeit».
Die vielleicht heute noch bekannteste
Methode ist die «Guidonische Hand» von
Guido von Arezzo. Ab dem 17. Jahrhundert
finden sich immer wieder Berichte,
Bilder und Aufzeichnungen, welche die
Dirigenten mit einem mannshohen Zeremonienstab
abbilden, mit dem sie den Takt
auf den Boden schlagen. Sie signalisierten
Mit dem Taktstock, dem „geräuschlosesten“ aller Instrumente, wird Musik gestaltet –
im Bild Dietmar Rainer, Kapellmeister der MK Naturns.
dabei mit kraftvollen Stößen das Tempo.
Dass diese Dirigiertechnik nicht ungefährlich
war, zeigt das verhängnisvolle Schicksal
von Jean-Baptist Lully, dem Hofkapellmeister
des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Er
zertrümmerte sich – laut Überlieferung am
8. Januar 1687 bei einer Aufführung – einen
seiner Zehen und starb zwei Monate
später an den Folgen einer Blutvergiftung.
Es wurde in dieser Zeit aber nicht nur
mit dem schweren, Respekt einflößenden
Zeremonienstab dirigiert. Es existieren auch
Aufzeichnungen, dass gegen Ende des 16.
Jahrhunderts die Nonnen im Kloster San
Vito lo Capo bereits kleine Taktstöcke gebrauchten.
Die Ensembleleiter benutzten
bis Anfang des 19. Jahrhunderts zur Fixierung
des Tempos und zur Organisation einer
Aufführung sehr unterschiedliche Methoden.
Sehr verbreitet waren Papier- oder
Notenrollen. Einheitliche und verbindliche
Dirigierschemata im heutigen Sinne existierten
noch keine. Zum «akustischen»
Taktschlagen verwendeten die Leiter damals
häufig auch Geigenbogen. Die Kirchenmusiker
hingegen schlugen den Takt
4
KulturFenster
Blasmusik
Auch bekannte Dirigenten – im Bild
Kurt Masur (geb. 1927) - haben den
„Schrumpfungsprozess“ des Taktstocks
konsequent weitergeführt und dirigieren
öfter mal mit der bloßen Hand.
Das Um und Auf jeder Kapellmeisterausbildung: der Umgang mit dem Taktstock
- im Bild Peter Vierneisel, derzeitige Dirigent des Südtiroler Jugendblasorchesters
SJBO (geb. 1974)
gerne mit einem Schlüssel oder Metallstück
auf der Orgelbank. Ein findiger Kapellmeister
aus Syrakus soll sogar ein Taschentuch
an den «Taktstock» gebunden und
diesen wie eine Fahne über den Kopf geschwungen
haben. Den kurzen Taktstock
oder Dirigentenstab in der heutigen Form
kennen wir erst ab Anfang des 19. Jahrhunderts
mit Beginn der Romantik, als die
Kompositionen differenzierter, die Orchester
und Chöre größer wurden und daher
einen Dirigenten erforderten. Wer, wo und
wann der kurze Stab das erste Mal eingesetzt
wurde, ist jedoch unklar.
Carl Maria von Weber soll den Taktstock
bereits 1817 in Dresden eingeführt
haben, gleichzeitig mit Ludwig Spohr in
Frankfurt. Letzterer nahm zudem für sich
in Anspruch, bei einer Londoner Aufführung
seiner zweiten Sinfonie den Dirigentenstab
1820 nach England gebracht zu
haben. Solche und auch andere Behauptungen
sind jedoch mit Skepsis zu betrachten.
Eine Zeichnung der Londoner Uraufführung
der Oper „Oberon“ (1826) von
und mit Carl Maria von Weber zum Beispiel
zeigt diesen mit einer Notenrolle in
der Hand.
Der Hofkapellmeister des Sonnenkönigs Ludwig XIV., Jean Baptist Lully (1632 - 1687)
kam durch seinen Taktstock zu Tode.
1820 wurde an der Pariser Oper auf Verlangen
des Opernorchesterchefs François-
Antoine Habeneck sogar wieder die alte,
eher schwerfällige Methode eingeführt. Der
Takt wurde für fast fünfzig Jahre wieder mit
dem Geigenbogen geschlagen. Erst 1867
feierte der Taktstock an der Pariser Oper
seine Renaissance.
In London setzte sich der Taktstock
bereits 1833 am königlichen Opernhaus
durch, während an der St. Paul’s Cathedral
noch bis 1896 der Einsatz von Papierrollen
belegt ist. Felix Mendelssohn dirigierte
1835 das Leipziger Gewandhausorchester
erstmals mit einem Stab.
Um 1870 begann sich der heutige, geräuschlose
Taktstock gegen die anderen
wirren Traditionen und Praktiken durchzusetzen.
Eine Theorie dazu meint, dass
dieser Trend erst durch die etwa gleichzeitig
stattfindende Einführung der elektrischen
oder gasbetriebenen Beleuchtung
ermöglicht wurde. Diese gestattete
ein gleichmäßiges und helles Ausleuchten
der Räume. Zuvor hätten die Konturen
des dünnen Stäbchens wohl kaum wahrgenommen
werden können.
Der Dirigent war nun nicht mehr nur lebendiges
Metronom. Er vermittelte dem Orchester
mit Hilfe seiner Gesten und des damals
ungefähr 50 Zentimeter langen, teils
kunstvoll mit Silbereinlagen oder Schnitzereien
verzierten Stabs aus Elfenbein oder
Ebenholz seine Interpretation eines Werks.
Er und sein dünnes «Stäbchen» standen
oder stehen seit dieser Zeit im wahrsten
Sinn des Wortes im Zentrum des Gesche-
Nr. 05 | Oktober 2013 5
Das Thema
Die „Guidonische Hand“, nach Guido
von Arezzo (um 992 – 1050) benannt,
diente zur Orientierung im Tonsystem
und als Gedächtnisstütze beim Erlernen
von Chorälen.
hens. So konnte oder kann der Dirigent als
Selbstdarsteller oder Dompteur agieren –
wie dies Hector Berlioz getan haben soll,
der sich beim Dirigieren nicht dem Orchester,
sondern anscheinend «wild gestikulierend»
dem Publikum zuwandte. Oder er
kann sich mit dezenten, wohlüberlegten
Gesten zurücknehmen und der Musik ihren
Platz lassen.
Die heutigen Taktstöcke sind noch kleiner
und vor allem viel leichter geworden.
Ein Taktstock besteht hauptsächlich aus
ausbalanciertem Holz – häufig aus Balsaholz
oder anderen leichten Holzarten –
oder Fiberglas und misst nur noch 30 bis
40 Zentimeter. Wenige – auch große Dirigenten
wie Pierre Boulez oder Kurt Masur
– haben den «Schrumpfprozess» noch
weiter getrieben und kommen sogar ohne
Taktstock aus.
Dass das Dirigieren auch heute noch
gefährlich ist, aber nicht wie in Lullys Fall
gerade zum Tod führen muss, zeigen diese
skurrilen Beispiele. Georg Solti hat sich bei
einer Aufführung ins Auge gestochen; er
musste die Aufführung mehrere Minuten
unterbrechen. Der israelische Dirigent Eliahu
Inbal musste nach dem gleichen Unglück
sofort ins Spital gebracht werden. Der
niederländische Dirigent Bernhard Haitink
stach sich mit dem Stock in den Handballen.
Der Stock brach, und Haitink musste
sich ein gut vier Zentimeter langes Holzstück
aus der Hand operieren lassen. Ein
Schüler von Herbert Blomstedt hat sich
mit dem Stab das Trommelfell durchbohrt
und ein finnischer Dirigent stach sich bei
einer Aufführung in den Oberkörper, zog
den Stab hinaus, wischte das Blut ab und
setzte das Konzert fort. Für einen anderen
finnischen Dirigenten – Leif Segerstam –
hielt der Dirigentenstab eine andere, unblutige
Überraschung bereit. Ihm rutschte
nämlich sein Taktstock bei einem Konzert
aus der Hand und landete anscheinend
wie Amors Pfeil vor den Füßen seiner
späteren Frau.
Ob gerolltes Notenblatt, Papier, Geigenbogen,
Zeremonienstab, Zahnstocher oder
«von Hand», die Liste der Gegenstände ist
immens. Der Taktstock ist heute aber kein
Machtsymbol mehr wie noch zu Lullys Zeit,
sondern ein Mittel zur Kommunikation, um
die vollkommenste, beste Musik aus den
Musizierenden zu locken – oder eben zu
zaubern.
Reto Naef
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von
Redaktion und Autor aus: „Maestro“ Nr. 3/2011 in:
„Unisono – die Schweizer Zeitschrift für Blasmusik“
Nr. 15-2011 vom 15. August 2011
Franz Werfel
Der aus Prag gebürtige und nach Amerika ausgewanderte deutsche Schriftsteller
Franz Werfel (1890 – 1945) hat uns in der Form eines Sonetts die folgende literarische
Karikatur eines Dirigenten, der sich in seiner Selbstdarstellung zu gefallen
scheint, hinterlassen. Übrigens, mit seinem 1924 erschienenen Roman „Verdi. Roman
der Oper“ hat er wesentlich zur „Verdi-Renaissance“ in Deutschland beigetragen.
Der Dirigent
Dirigieren als „Dressurakt“ - diese
Karikatur von Titus nimmt den Maestro
Riccardo Muti aufs Korn.
Er reicht den Violinen eine Blume
Und ladet sie mit Schelmenblick zum Tanz.
Verzweifelt bettelt er das Blech zum Glanz
Und streut den Flöten kindlich manche Krume.
Tief beugt das Knie er vor dem Heiligtume
Des Pianissimos, der Klangmonstranz.
Doch zausen Stürme seinen Schwalbenschwanz,
Wenn er das Tutti aufpeitscht, sich zum Ruhme.
Mit Fäusten hält er fest den Schlussakkord.
Dann staunt er, hilflos eingepflanzt am Ort,
dem ausgekommenen Klang nach wie ein Clown.
Zuletzt, dass er den Beifall dankend rüge,
Zeigt er belästigte Erlöserzüge
Und zwingt uns, ihm noch Größeres zuzutraun.
6
KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Blasmusik
Töne aus einer düsteren Zeit
Aufarbeitung notwendig
Pepi Fauster
In den letzten Wochen und Monaten
drangen auf Grund von Forschungen in Tirol
neue Erkenntnisse über das Tiroler Musikleben
in der NS-Zeit an die Öffentlichkeit
und wurden über verschiedene Medien
auch in Südtirol verbreitet.
Die Nachrichten handeln u.a. von der
Verstrickung der Blasmusikpioniere Josef
Eduard Ploner und Sepp Tanzer in die Machenschaften
der damaligen Politik. Die
Werke von Ploner tauchen in Programmen
unserer Musikkapellen kaum mehr
auf, jene von Tanzer – vor allem einige
Märsche – doch noch öfters.
Laut den Recherchen einiger Historiker
haben sich führende Politiker in der NS-
Zeit nicht nur der Hochkultur, sondern der
Volkskultur und damit auch der Blasmusik
bedient, um das NS-Gedankengut an das
Volk zu bringen. Diese Instrumentalisierung
der Blasmusik war eng verknüpft mit dem
Personenkult des Gauleiters Franz Hofer,
der bei Ploner und Tanzer Mitstreiter fand.
Diese Erkenntnisse sind für viele Mitglieder
unserer Musikkapellen, besonders für
die jüngeren neu, machen aber alle sehr
betroffen. In wie weit diese beiden Männer
unter politischem Druck in das Geschehen
mit hinein gezogen wurden bzw.
selbst dabei begeistert aktiv waren, kann
die heutige Führung des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen nur mit sachlicher
Information und Aufarbeitung von kompetenter
Seite richtig einschätzen.
In jedem Fall liegt es uns absolut fern,
die Ergebnisse aus den Nachforschungen
der Historiker zu verstecken oder tot zu
schweigen. Verschiedene Maßnahmen zur
Aufarbeitung des Tiroler Musiklebens und
ganz speziell der Blasmusikgeschichte in
Südtirol zwischen 1919 und 1948 werden
in den nächsten Wochen zusammen mit
der Südtiroler Kulturabteilung, dem Südtiroler
Landesarchiv und weiteren Experten
in die Wege geleitet, um diesen Themenkomplex
aufzuarbeiten.
Dabei darf ein wesentlicher Unterschied
zur Nordtiroler Szene nicht vergessen werden:
Unsere Musikkapellen haben in dieser
Zeit schlimme Erfahrungen auch unter
dem Faschismus und dann unter dem
Nationalsozialismus machen müssen, wurden
durch beide Regime missbraucht, ihre
Tätigkeit wurde teils verboten. Von Dorf
zu Dorf war die Situation unterschiedlich.
Ich glaube, dass die Zeit reif ist, Nachforschungen
anzustellen und diese auch
offen kund zu tun. Wir werden zusammen
mit unseren Mitgliedskapellen das Leben
und die Werke dieser Komponisten differenzierter
zu betrachten und neu einzuschätzen
haben.
Die Blasmusik von heute hat mit dem
Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun
und distanziert sich klar davon. Der Verband
weist aber auch Bestrebungen von
einigen Medien zurück, welche dazu tendieren,
die gesamte Sparte in die braune
Ecke schieben zu wollen.
Die Tätigkeit des Verbandes und der Musikkapellen
ist unpolitisch und gemeinnützig,
die Programme der einzelnen Vereine
sind modern und vielfältig. Die gespielten
Werke zeugen von einer Auseinandersetzung
mit Blasmusik-Strömungen und Kompositionen
auf internationaler Ebene und
einer hohen Musikkultur. Deshalb braucht
die Blasmusik keine Helden, schon gar
nicht falsche. Jeder „Tirolertum-Fanatismus“
ist abzulehnen. Die Musikantinnen
und Musikanten wollen durch ihr Musizieren
schlussendlich nichts anderes, als frei
und unabhängig Menschen in verschiedenen
Lebenslagen durch „saubere“ und
„friedvolle“ Musik erfreuen und erheitern.
Pepi Fauster, Verbandsobmann
VSM-Obmann Pepi Fauster stellt klar: Die Blasmusik von heute hat mit dem
Gedankengut der NS-Zeit nichts zu tun. – im Bild die Musikkapelle Abtei beim
Bezirksmusikfest 2012 in Sand in Taufers.
Nr. 05 | Oktober 2013 7
Aus Verband und Bezirken
Ausschreibung Konzertwertung 2014
Konzertwertung des Verbandes Südtiroler Musikkapellen in den Bezirken Bozen und Sterzing
Liebe Kapellmeisterinnen und Kapellmeister
- Liebe Obfrauen und Obmänner!
Wie bereits angekündigt, veranstaltet
der VSM Bezirk Sterzing im Auftrag des
Verbandes Südtiroler Musikapellen eine
Konzertwertung, zu der alle Musikkapellen
des Verbandes zugelassen sind.
Termine
• Samstag, 17. Mai 2014,
im Kulturhaus in Eppan
• Samstag, 24. Mai 2014, im Haus der
Dorfgemeinschaft in Wiesen
1. Sinn und Zweck
Die im Rahmen des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen (VSM) durchgeführten
Konzertwertungen dienen
der Hebung des musikalischen Niveaus
der Musikkapellen
der Intensivierung der Probenarbeit
der Feststellung des musikalischen Leistungsstandes
der Verbreitung gehaltvoller und empfehlenswerter
Blasmusikliteratur
Konzertwertungen werden vom VSM
und seinen Bezirken ausgerichtet. Der
Rahmen, in dem Konzertwertungsspiele
durchgeführt werden, soll ein
würdiger sein.
2. Pflicht- / Selbstwahlstück
Jede teilnehmende Musikkapelle wählt
eines der in der Ausschreibung vorgegebenen
Pflichtstücke und ein Selbstwahlstück
der gleichen Schwierigkeitsstufe.
Folgende Pflichtstücke zum Thema
„Suite“ wurden für die Konzertwertung
2014 in Sterzing festgelegt:
siehe Tabelle unten
Stufe Titel Komponist
Die Pflichtstücke können auf der Homepage
des VSM angesehen und angehört werden.
Das Selbstwahlstück ist der jeweils geltenden
Selbstwahlliste zu entnehmen, in
welcher die Stücke je nach Schwierigkeitsstufen
eingeteilt sind.
Als solche gilt die aktuelle Selbstwahlliste
des Österreichischen Blasmusikverbandes
mit den verhältnisbedingten Abänderungen
und Ergänzungen, wie sie von
der Musikkommission des ÖBV und der
Fachgruppe Kapellmeister des VSM beschlossen
werden. Es können auch Werke
aus den Pflichtstückelisten 2009/10 und
2011/12 des ÖBV und des VSM als Selbstwahlstück
gewählt werden. Diese können
unter folgender Internetadresse heruntergeladen
werden:
http://www.vsm.bz.it/de/fachbereich-fuer/
kapellmeister.asp
Auch die in der unten stehenden Datenbank
enthaltenden Werke können als
Selbstwahlstück verwendet werden:
Blasmusikverband Tirol
http://www.blasmusikverband-tirol.at/typo3/
fileadmin/downloaddateien/kapellmeister/
konzertwertungen/ergaenzungen_zum_
oesterreichischen_blasmusikkatalog.pdf
Bayerischer Blasmusikverband
http://www.bbmv-online.de/Pflicht-
Selbstwahlst.127.0.html?&no_cache=1
Flicorno d‘oro
http://www.e-20.com/ita/flicorno/Brani-
Concorso/
A Unterstufe A Little Suite for Winds Rita Defoort
B Mittelstufe A Little English Suite Clare Grundman
C Oberstufe English Folksong Suite Ralph Vaughan Williams
D Kunststufe Scenes from the Louvre Norman Dello Joio
E Höchststufe A Lincolnshire Posy Percy Aldridge Grainger
Musikstücke, welche in den Selbstwahllisten
nicht enthalten sind, dürfen nur dann
gespielt werden, wenn sie mindestens 10
Wochen vor der Konzertwertung der Fachgruppe
Kapellmeister des VSM zur Einstufung
und Genehmigung vorgelegt wurden.
Selbstwahlstücke müssen folgende Kriterien
erfüllen:
Konzertante, gehaltvolle Konzertliteratur,
die Mindestlänge des Stückes sollte der
jeweiligen Stufe entsprechen:
• Stufe A – mindestens 3 Minuten
• Stufe B – mindestens 4 Minuten
• Stufe C – mindestens 6 Minuten
• Stufe D – mindestens 7 Minuten
• Stufe E – mindestens 10 Minuten
Für das Pflicht- und das Selbstwahlstück
sind jeweils drei durchnummerierte Partituren
(wenn möglich, Originalpartituren,
ansonsten auf Mindestgröße Din A4/Seite
gut kopiert und in Heftformat gebunden
oder geklammert) spätestens bei der Landesversammlung
am Samstag, 08. März
2014 abzugeben.
Die Kapellen können sich nach Wunsch
maximal 2 Minuten auf der Bühne einspielen.
(Einspielübung, Choral…)
3. Mitglieder/Nichtmitglieder – Aushilfen
Jede Musikkapelle darf grundsätzlich nur
mit ihren eigenen ordentlichen Mitgliedern
zur Konzertwertung antreten. Laut Paragraph
4 der Wertungsspielordnung des
VSM können Musikkapellen der Stufen A
und B höchstens 4 Aushilfen, ab der Stufe
C höchstens 3 Aushilfen einsetzen. Im Interesse
einer werkgetreuen Interpretation
sind maximal zwei weitere Musiker/innen
für Englischhorn, Kontrabass, Kontrabassklarinette,
Kontrafagott, Harfe, Klavier, E-
Gitarre oder E-Bass zugelassen.
Auswahlorchester und vereinsübergreifende
Musikkapellen müssen in der Stufe
S (Sonderklasse A/S, B/S, C/S, D/S, E/S)
antreten.
Eine partiturgetreue Instrumentenbesetzung
ist für die Kategorien A / B / C nicht
zwingend vorgeschrieben, d.h. fehlende
8
KulturFenster
Blasmusik
Mangelinstrumente können durch andere
Instrumente besetzt werden. Auf Änderungen
in der Instrumentenbesetzung
muss auf der ersten Seite der Partituren
für die Juroren hingewiesen werden. Bei
den Pflichtstücken können in allen Stufen
auch Flügelhörner eingesetzt werden,
auch wenn die Instrumentierung dies nicht
vorsieht (bitte in der Partitur anmerken).
Damit der Einsatz der Aushilfen laut Regelung
kontrolliert werden kann, hat jede
Musikkapelle beim Anmeldetermin eine
Besetzungsliste mitzusenden und unmittelbar
vor der Konzertwertung eine Besetzungsliste
unter Angabe der Aushilfen
einzureichen.
Beim Auftritt wird die Anzahl der Gastmusiker
vom Moderator öffentlich bekannt
gegeben.
Einspruch bei eventuellen Unregelmäßigkeiten
können die VSM-Funktionäre und jeweils
der Obmann und Kapellmeister der an
der Konzertwertung teilnehmenden Musikkapellen
erheben, wobei die Beschwerden
noch vor der Überreichung der Wertungsurkunde
schriftlich an den Veranstalter eingereicht
werden müssen. Die Jury hat sich
mit diesbezüglichen Beschwerden nicht zu
befassen. Musikkapellen, die nachgewiesenermaßen
mehr Aushilfen als zulässig
eingesetzt haben, erhalten keine Bewertung
und keine Wertungsurkunde.
4. Bewertung
Die Bewertung erfolgt gemäß CISM-Wertungsreglement
in folgenden Kriterien mit
der dazugehörigen Definition:
1. Stimmung und Intonation: Grundstimmung,
Stimmung der einzelnen Register, lineare
Intonation einzelner Spieler und vertikale
Intonation (Akkorde).
2. Ton- und Klangqualität: Tonkultur der
Einzelstimmen, Qualität des Orchesterklanges,
Solis.
3. Phrasierung und Artikulation: Korrekte
Ausführung der Artikulation, einheitliche
Ausführung, Verständlichkeit der Ausführung,
Phrasenbildungen.
4 Spieltechnische Ausführung: Realisierung
des Notentextes, technische Passagen,
Läufe.
5. Rhythmik und Metrik: Korrekte Ausführung
der Rhythmik, Beachtung der Metrischen
Struktur, Zusammenspiel.
6. Dynamische Differenzierung: Einhaltung
der Lautstärkenbezeichnung, Abstufungen
der Dynamik
7. Tempo und Agogik: Korrektes Tempo, interpretatorisch
bedingte Abweichungen,
Tempoübergänge, Fermaten, tempomäßiges
Gestalten der großen und kleinen
Bögen (Phrasierung).
8. Klangausgleich und Registerbalance: Verhältnis
der Stimmen im Register/Satz,
Verhältnis der Haupt- und Nebenstimmen,
Verhältnis der Register untereinander
im Tutti.
9. Künstlerisch-musikalischer Gesamteindruck:
Umsetzung der Musikalität vom Orchester,
äußeres Auftreten des Orchesters.
10. Interpretation und Stilempfinden: Stilistische
Sicherheit, Ausdruck, Expressivität,
wird der Schlüssel zur „Musik“
gefunden, kann Spannung erzeugt werden,
wurde die Intention des Komponisten
gefunden – erkannt und umgesetzt,
Körpersprache des Dirigenten zur
Musik. Dieser Punkt gilt ausschließlich
dem Dirigenten!
5. Bewertungsmodus: Geschlossene Bewertung
Es wird nach einem Punktesystem bewertet.
Jeder Wertungsrichter bewertet pro vorgetragenem
Werk alle zehn Kriterien nach
folgendem Punktesystem: 6 / 6,5 / 7 / 7,5
/ 8 / 8,5 / 9 / 9,5 / 10. Die Endpunktezahl
resultiert als Durchschnittswert der vorliegenden
Bewertungsergebnisse jedes einzelnen
Jurors.
Auf Wunsch wird auch das Kritikspiel angeboten,
bei dem keine Punkte und keine
Urkunde vergeben werden, die Kapelle aber
ein Feedback durch ein schriftliches Kurzprotokoll
und ein Jurygespräch bekommt.
Das Ergebnis der Jury ist unanfechtbar!
Die Bekanntgabe der Ergebnisse erfolgt
am Samstagabend nach dem Auftritt der
letzten Musikkapelle.
6. Jury
Die dreiköpfige Jury wird von der „Fachgruppe
Kapellmeister“ des VSM bestellt.
7. Meldefrist
Die Anmeldungen und die Besetzungslisten
sind bis spätestens 31.01.2014
mittels beigefügten Formularen per E-
Mail an joachim.bacher@alice.it (Bezirkskapellmeister)
zu richten. Die
gesamte Ausschreibung samt Anmeldeformular
und Besetzungsliste steht
auch auf der VSM-Homepage unter
dem Fachbereich „Kapellmeister“ als
Download zu Verfügung. Weitere Infos
erhalten Sie beim Bezirkskapellmeister.
Tel.: 328 3357401
Sollten sich mehr Musikkapellen anmelden
als erwartet, wird mit der Konzertwertung
bereits am Freitagabend
begonnen.
In Erwartung einer zahlreichen
Beteiligung zeichnet mit
musikalischen Grüßen
Sigisbert Mutschlechner,
Verbandskapellmeister im VSM
Arnold Leimgruber,
Bezirkskapellmeister
im VSM-Bezirk Bozen
Joachim Bacher,
Bezirkskapellmeister im
VSM-Bezirk Sterzing
Nr. 05 | Oktober 2013 9
Aus Verband und Bezirken
Ausschreibung eines Kompositionswettbewerbes
für Blasorchester
Teilnahmebedingungen
1) Der Verband Südtiroler Musikkapellen schreibt einen Kompositionswettbewerb
für originale konzertante Blasmusikwerke
der Mittelstufe (CISM-Stufe B) aus. Dieser Wettbewerb wird im
Zuge der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 ausgeschrieben Er hat
das Ziel, Kompositionen für Blasorchester entstehen zu lassen.
2) Am Wettbewerb kann sich jeder beteiligen.
3) Die eingereichten Kompositionen dürfen noch nicht gedruckt
und noch nicht aufgeführt worden sein. Die Aufführungsdauer
soll +/- 7 Minuten betragen.
4) Den Komponisten steht es frei die Musikrichtung zu wählen. Die
Form muss hingegen konzertanter Natur sein.
5) Die Werke sind in vollständiger Partitur und Besetzung einzureichen.
6) Die Komposition muss folgendem Besetzungs- bzw. Instrumentationstypus
entsprechen:
Besetzung:
Flöte 1-2-stimmig
Oboe (Stichnoten in anderen Stimmen)
Fagott (Stichnoten in anderen Stimmen)
Klarinette 2-3-stimmig
Bassklarinette (Stichnoten in anderen Stimmen)
Altsaxophon 1-2-stimmig
Tensaxophon
Baritonsaxophon (Stichnoten in anderen Stimmen)
Trompete 2-3-stimmig
Flügelhorn 2-stimmig
Horn 2-3-stimmig
Posaune 2 stimmig
Tenorhorn
Bariton
Tuba
Schlagzeug (max. 4 Spieler)
Tonumfang:
Flöte c1 - c3
Klarinette e - c3
Saxophon c1 - c3
Trompete/
Flügelhorn g - a2
Horn f - f2
Tenorhorn g- b2
Possaune F - f1
Tuba Kontra F - f
2 Pauken
Glockenspiel, ev. Xylophon
Taktarten 2/4, 3/4 , 4/4, 2/2, 6/8, 6/8 (in 2), 5/4, 5/8
Taktwechsel
Rhythmen: 16tel, Triolen, punktierte, Synkopen
Tonarten: As - D-Dur + parall. Moll, Kirchentonarten + Alterationen
Aleatorik darf verwendet werden
Alle Tempi
Dauer: ca. 6 - 8 Min.
Art: mehrsätzig mit versch. Charakteren
Es besteht zudem die Möglichkeit die mittels Computer aufgenommenen
Werke auf CD oder einen reduzierten Klavierauszug
beizulegen.
Die Kompositionen müssen bis spätestens 31. März 2014 unter
der Bezeichnung „VSM-Kompositionswettbewerb 2014“ im Verband
Südtiroler Musikkapellen, Schlernstraße 1, 39100 Bozen,
Italien anonym und ohne jedwede Zeichen oder Erkennungsmarken
eingereicht werden.
Auf den Partituren ist an Stelle des Namens des Komponisten ein
Kennwort anzuführen. Der Einreichung ist zudem ein verschlossener
Briefumschlag beizufügen, welcher an der Außenseite das
Kennwort der Komposition aufweist. Im Innern des verschlossenen
Umschlags steht der Name des Autors, Anschrift, Telefonnummer/
Fax und eventuelle E-Mailadresse. Darüber hinaus muss in dem
verschlossenen Umschlag eine handschriftlich gezeichnete Erklärung
des Autors beigefügt sein. Darin erklärt der Unterzeichner:
• die Teilnahmebedingungen zu kennen und sie in allen Teilen
anzuerkennen;
• alleiniger Urheber der Partitur zu sein;
• dass die eingereichte Partitur bisher weder veröffentlicht noch
dargeboten wurde;
• dass die eingereichte Partitur bisher weder Auszeichnungen
erhalten oder an anderen Wettbewerben teilgenommen hat;
• die unanfechtbare Entscheidung der Jury anzuerkennen.
1. Die eingereichten Werke werden nicht zurückerstattet, sondern
im Archiv des Wettbewerbs aufbewahrt.
2. Die Wettbewerbsteilnehmer können nicht Mitglied der Jury sein.
Funktionäre des Verbandes Südtiroler Musikkapellen sind von
der Teilnahme am Wettbewerb ausgeschlossen.
3. Für die drei erstgereihten Kompositionen gibt es folgende Preise:
1. Preis 2.500 Euro
2. Preis 2.000 Euro
3. Preis 1.500Euro
Die Kompositionen unterliegen dem unanfechtbaren Urteil einer
Jury, die sich die Möglichkeit einräumt - sollte es sich als notwendig
erweisen - die Preise auch nicht zu vergeben.
Von den prämierten Werken muss ein kompletter Stimmensatz
samt Partitur innerhalb 1. Juli 2014 dem Verband Südtiroler Musikkapellen
zur Verfügung gestellt werden.
Mit der Zuerkennung eines Preises erwirbt der Verband Südtiroler
Musikkapellen das Recht zur Uraufführung und der CD-Einspielung
der prämierten Werke. Die drei Siegerkompositionen werden anlässlich
der Sepp-Thaler-Musiktage 2014 beim Festkonzert uraufgeführt.
Es erfolgt ein Live-Mittschnitt, der auf CD veröffentlicht wird.
1. Die Entscheidungen der Jury sind unanfechtbar.
2. Die Wettbewerbsteilnahme erfolgt unter vorbehaltloser Anerkennung
der vorliegenden Ausschreibung und mit dem Einverständnis
zur Verwendung der persönlichen Daten des Teilnehmers.
In Streitfällen ist der deutsche Text maßgebend.
10
KulturFenster
Blasmusik
Ein großes Glanzlicht der Musik in Bewegung
fand am Samstag, 27. Juli, in Sterzing
statt, und zwar organisierte der VSM - Bezirk
Sterzing eine landesweite Marschmusikbewertung
in der Neustadt und am Untertorplatz.
Insgesamt neun Kapellen aus
ganz Südtirol stellten sich der Wertung in
den Stufen von B bis E und alle schnitten
mit großartigen Ergebnissen ab.
Eingeleitet wurde die Veranstaltung
durch einen Sternmarsch der Kapellen aus
Innerpfitsch, Trens und Stilfes zum Untertorplatz.
Meinhard Oberhauser - seit dem
Frühjahr 2013 Obmann des VSM-Bezirkes
Sterzing - eröffnete bei strahlend sonnigem
Wetter und fast tropischen Temperaturen
die Marschmusikbewertung und begrüßte
die Ehrengäste, Musikanten und die zahlreichen
Zuschauer. Vom Gasthof „Lilie“
ausgehend, wo die Aufstellung und das
Abmarschieren der Kapellen stattfand,
bis zum Untertorplatz stellten die insgesamt
370 Musikantinnen und Musikanten
ihr Können beim Marschieren unter Beweis.
Dabei war dies für die neun Stabführer
der Kapellen eine ganz besondere
Herausforderung. Neben dem „Abfallen“
und der „Großen Wende“ wurde außerdem
von den vier Kapellen aus Jaufental, Mareit,
Sterzing und Gries bei Bozen in der
höchsten Stufe E auch eine verpflichtende
Marschiershow vorgeführt, mit der sie natürlich
durch die abwechslungsreichen Elemente
die Zuschauer besonders zu begeisterten
vermochten. Unter anderem konnte
man eine sogenannte “Schnecke”, ein Xylophon-Solo,
einen „Czardas“ und verschiedene
Tanzfiguren zum “Fliegerlied” von den
vier Kapellen bewundern. VSM-Verbandsstabführer
Toni Profanter moderierte die
Veranstaltung und informierte das Publikum
über die verschiedenen Formationen
der Marschblöcke. Ein ganz besonderes
waches Auge hatten die drei erfahrenen
Wertungsrichter, die alle Bewegungen der
Kapellen kritisch und objektiv bewerteten.
Christian Zoller, Landesstabführer von Tirol,
Josef Stiller, ehemaliger Landesstabführer
von Tirol, und Albert Klotzner, Obmann
des VSM- Bezirks Meran, bildeten
die fachkundige Jury.
Nach dem offiziellen Teil des Wettbewerbs
wurde der gemütliche Ausklang des
Abends am Stadtplatz von Sterzing eingeleitet.
Die Vereinskapelle Gossensaß und
anschließend die Bürgerkapelle Gries gaben
jeweils ein Konzert zur Unterhaltung
der vielen Festbesucher.
Ein Fest für die
„Musik in Bewegung“
Erfolgreiche Marschmusikbewertung in Sterzing
Die Musikkapelle St. Georgen mit Stabführer Josef Unterfrauner hat beim
Marschmusikwettbewerb mit der höchsten Punktezahl abgeschnitten (Copyright
Foto: Martin Schaller).
Nach der Auswertung der Wertungsbögen wurden dann auch die Ergebnisse vom
Verbandsstabführer Toni Profanter bekanntgegeben.
Diese sind (in der Reihenfolge des Auftritts):
- Stufe B: » Musikkapelle Ratschings (88,40 Punkte)
- Stufe C: » Musikkapelle Vahrn (90,20 Punkte)
» Knappenkapelle Ridnaun (90,40 Punkte)
» Musikkapelle Wiesen (89,93 Punkte)
- Stufe D: » Musikkapelle St. Georgen (91,41 Punkte)
- Stufe E: » Musikkapelle Jaufental (89,65 Punkte)
» Musikkapelle Mauls (90,15 Punkte)
» Bürgerkapelle Sterzing (91,15 Punkte)
» Bürgerkapelle Gries (90,35 Punkte)
Nr. 05 | Oktober 2013 11
Aus Verband und Bezirken
Der VSM-Bezirk Meran in
Vöran zu Gast
Das Bezirksmusikfest 2013 wurde trotz Schnee und Kälte zu einem großen Erfolg
Die offizielle Eröffnung des Bezirksmusikfestes erfolgte mit dem Fassanstich am
Freitagabend – im Bild von links Bezirksobmann Albert Klotzner, der Obmann der MK
Vöran, Klaus Innerhofer, und Bürgermeister Thomas Egger.
im Laufe der Veranstaltung sogar mehrmals
bis zum letzten Platz gefüllt.
Etwas leiden musste jedoch die Bürgerkapelle
Lana, die am Sonntag die
Festmesse am Dorfplatz unter freiem
Himmel und bei lediglich 7 Grad zu umrahmen
hatte.
Beim anschließenden Festakt überbrachten
Bürgermeister Thomas Egger,
Musikobmann Klaus Innerhofer sowie Verbandsobmann
Pepi Fauster, Verbandskapellmeister
Sigisbert Mutschlechner und
Bezirksobmann Albert Klotzner vom Verband
Südtiroler Musikkapellen ihre Grußworte.
Sie zeigten sich begeistert von der
mehr als gelungenen Veranstaltung und
lobten vor allem die hervorragende Organisation
durch die Musikkapelle Vöran, die
Schnee und Temperaturen um den Gefrierpunkt
… solche Wetterverhältnisse
Ende Mai sind selbst für das 1200 m hoch
gelegene Tschögglberger Dorf Vöran ungewöhnlich.
Zum Glück hatten die Organisatoren
von vornherein an ein großes Festzelt
gedacht, das lediglich um eine Heizung ergänzt
werden musste, um einen würdigen
Rahmen für das 13. Bezirksmusikfest im
Bezirk Meran zu bieten.
Von den 36 Kapellen des Bezirkes hatten
sich über 30 zur Teilnahme angemeldet.
Dies entspricht einer Zahl von ca. 2000
Musikantinnen und Musikanten! Zum Vergleich:
Vöran hat knapp über 900 Einwohner!
Eine Veranstaltung dieser Größenordnung
bedeutete eine enorme logistische
Herausforderung für die Musikkapelle
Vöran, die sich für die Durchführung des
Bezirksmusikfestes zur Verfügung gestellt
hatte. Seit über einem Jahr hatte ein Organisationskomitee,
angeführt von Klaus
Innerhofer, dem Obmann der MK Vöran,
Bezirksobmann Albert Klotzner und Bezirkskapellmeister
Stefan Aichner an der
Vorbereitung der musikalischen Großveranstaltung
gearbeitet. Das gemeinsame
Ziel war ein Bezirksmusikfest zu veranstalten,
das seinen Namen verdient. Will
heißen: Möglichst viele Kapellen aus dem
Bezirk sollten alle Facetten, die die moderne
Blasmusik zu bieten hat, aufzeigen:
von konzertanter Blasmusik über
Musik in Bewegung, traditioneller Blasmusik,
stimmungsvoller Festmusik bis
zur Kirchenmusik. Und natürlich sollte
auch der gemeinschaftsstiftende Effekt
von Musik nicht zu kurz kommen. Und
all diesen Zielvorgaben wurde das Fest
dann auch mehr als gerecht: Nicht weniger
als 17 Kapellen stellten sich im Konzertwertungsspiel
im Raiffeisensaal der
fachkundigen Jury. Im Festzelt gaben die
„Böhmischen“ am Freitag sowie die Mitgliedskapellen
am Samstag und Sonntag
unterhaltsame Blasmusik zum Besten. Mit
der Blasmusikgruppe „The Woody Pech
Bleckers“ aus Österreich erreichte die
Stimmung im Zeltfest ihren Höhepunkt.
Das 2000 Besucher fassende Festzelt war
Bezirkskapellmeister Stefan Aichner
begrüßt die teilnehmenden Kapellen zur
Konzertwertung.
Nicht nur akustisch, auch optisch hatte
das Bezirksmusikfest in Vöran einiges zu
bieten – im Bild die Marketenderinnen
der MK Andreas Hofer St. Leonhard in
Passeier
12
KulturFenster
Blasmusik
Die Konzertwertung bildete einen der musikalischen Höhepunkte beim Bezirksmusikfest; die MK Oberbozen mit Kapellmeister
Meinhard Windisch erspielte sich dabei in der Stufe C den 1. Platz.
ihrerseits auf die Hilfe der Dorfbevölkerung
und besonders auch auf die Unterstützung
vieler Sponsoren zählen konnte.
Im weiteren Verlauf stand das Bezirksmusikfest
dann auch im Zeichen
der „Musik in Bewegung“. Von drei Seiten
marschierten über 200 Musikanten
in einem Sternmarsch auf den Dorfplatz.
Dort führten sie gemeinsam den eigens
in Auftrag gegebenen Marsch „Burggräfler
Musikanten“ im Beisein des Südtiroler
Komponisten Armin Kofler zum ersten
Mal auf, bevor sie abschließend die Instrumente
zum Musikantengruß hoben. Die
zahlreich anwesenden Besucher goutierten
dies dann auch mit einem kräftigen
Applaus. Zum Ausklang gab es hernach
noch Blasmusik vom Feinsten.
Dieses Fest, so waren sich viele einig,
war nicht nur Werbung für die Blasmusik,
sondern auch beispielgebend dafür, wie
ein Bezirksmusikfest sein sollte: Es vereinigte
viele Blasmusikanten und Interessierte
zu einem gemeinschaftlichen,
stimmungsvollen Fest, das ohne große
„Eventhascherei“ auskam, dafür aber mit
vielen Facetten der Blasmusik und einer
tollen Stimmung punktete. Das vermochte
auch viele Nichtmusikanten und – besonders
erfreulich –junges Publikum anzusprechen.
Die Musikkapelle Vöran konnte
ihrerseits beweisen, dass auch kleine Kapellen
und kleine Dörfer mit gutem Willen
und viel Einsatz eine Großveranstaltung
wie ein Bezirksmusikfest durchführen
können. Mehr noch: Dorfkapellen haben
durch die kleine, dörfliche Struktur, wo jeder
jeden kennt, vielleicht mehr Feingefühl
dafür, wie eine Veranstaltung das Zusammengehörigkeitsgefühl
stärken und sichtbar
machen kann. Und so kann dieses
Musikfest getrost als Vorbild für zukünftige
Musikfeste hergenommen werden!
Christof Reiterer
Im Anschluss an den Sternmarsch der teilnehmenden Kapellen konnte man die
Uraufführung des Marsches „Burggräfler Musikanten“ von Armin Kofler erleben.
Nr. 05 | Oktober 2013 13
Aus Verband und Bezirken
Jungbläserwochen – wozu?
Diese Frage stellt sich nicht für die, die einmal dabei waren.
Warum braucht es eigentlich Jungbläserwochen?
Warum bietet der VSM schon seit
fast 50 Jahren diese Sommerwochen an? Was
bringt es den Jungmusikanten?
Fragen, die von jedem leicht beantwortet
werden können, der schon einmal bei einer
Jungbläserwoche dabei war. Die Jungmusikanten
erleben eine Zeit intensiven Übens,
die sie so außerhalb der Jungbläserwoche nie
erleben würden. Kein Musikschüler würde
zu Hause zwischen sechs und sieben Stunden
üben. So erklärt sich auch die Tatsache,
dass einige Schüler in einer solchen Woche
einen großen musikalischen Fortschritt machen.
Gleichzeitig beobachten die Jungmusikanten
die Gleichaltrigen und vergleichen
sich mit ihnen: Wie gut können die spielen?
Hat der den schöneren Ton als ich? Können
sie weiter hinauf spielen als ich? Solche
Vergleiche können einen enormen Motivationsschub
bringen und den Schüler zu
seinen eigenen Höchstleistungen antreiben.
Außerdem kann man beobachten, dass ein
Gleichaltriger oft eine stärkere Vorbildfunktion
haben kann als ein Erwachsener oder
Im Sitzen ...
Lehrer. Eine Jungbläserwoche des VSM ist
besonders begehrt: Die Jungbläserwoche A
bietet die Möglichkeit, am Ende der Woche
die Prüfung zur Erlangung des Bronze-Abzeichens
abzulegen. Aufgrund der großen
Nachfrage findet diese Woche nun an zwei
Orten zeitgleich statt. So können jetzt auch
mehr als vier Teilnehmer pro Kapelle aufgenommen
werden. Bei der Jungbläserwoche
B, also der Woche mit Bronze-Abzeichen,
kann neben Ensemble- und Orchesterspiel
das Angebot von Klavierkorrepetition genutzt
werden. Dies ist eine einmalige Gelegenheit,
Sololiteratur kennenzulernen und
dabei von einem Klavier begleitet zu werden.
In manchen Musikschulen gibt es
Jungbläserwochen 2014
...Stehen und beim
Marschieren -
Gemeinsames Musizieren
mit Gleichgesinnten
macht einfach Freude.
zwar auch dieses Angebot, jedoch stehen
dafür nur wenige Stunden zur Verfügung,
und nur vereinzelte Schüler kommen in den
Genuss der Korrepetition. Beim Solo-Spiel
kann sich kein Schüler hinter den anderen
Stimmkollegen verstecken, er ist allein verantwortlich
für das Gelingen des Stückes.
Deshalb sollte jeder Jungmusikant einmal
die Chance haben, sich auf diesem Wege
weiterzuentwickeln. Den Schwerpunkt der
Jungbläserwoche C hingegen bildet das Ensemblespiel
und das Jugendblasorchester,
das von einem Dirigenten die ganze Woche
über geleitet wird. Für diesen Kurs sollten
die Jungmusikanten Silberniveau haben,
müssen also nicht unbedingt im Besitz des
Silber-Abzeichens sein. Diese Jungbläserwoche
wird als Vorstufe zum Südtiroler Jugendblasorchester
(SJBO) gesehen. Nicht
vergessen werden darf bei allen Jungbläserwochen
die Musik in Bewegung. Immer
wieder erlebt man, wie sich Jugendliche
für das Marschieren und für einfache
Showelemente begeistern lassen. Nicht alle
haben bei der Heimatkapelle die Möglichkeit,
eine kurze Choreografie zu präsentieren
– so wird bei den Jungbläserwochen auch
diesem Bereich Raum gegeben. Aber eines
darf an dieser Stelle nicht vergessen werden:
das Kennenlernen, der Spaß und die
Gemeinschaft mit anderen Gleichgesinnten.
Eine solche Woche vergessen viele ihr ganzes
Leben lang nicht mehr! Auch die vielen
Kontakte, die geknüpft wurden, halten
oft über Jahrzehnte. Deshalb ist es beunruhigend,
dass die Teilnehmeranzahlen der
Jungbläserwochen B und C in den vergangenen
Jahren gesunken sind. Wäre doch
schade, wenn es diese Wochen nicht mehr
geben würde, oder?
Sonya Profanter
Jungbläserwoche A
19.-26.Juli 2014 in Brixen und Nals (Vorbereitung auf das Bronze Abzeichen)
Jungbläserwoche B (mit Bronze-Abzeichen) 05.-12.Juli 2014 in Brixen
Jungbläserwoche C (mit Silberniveau) 12.-19.Juli 2014 in Dietenheim
14
KulturFenster
Blasmusik
668 Mal erfolgreich
Prüfung für das Jungmusiker-Leistungsabzeichen mit neuer Literatur
Diese Musikantinnen und Musikanten erspielten sich heuer im Juni das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold – mit
Verbandsjugendleiter-Stellvertreterin Sonya Profanter (links) und VSM-Obmann Pepi Fauster (rechts)
Die Jungmusiker Leistungsabzeichen
stellen seit ihrer Einführung im Jahr 1971
nach wie vor einen der wichtigen Bereiche
in der Jugendförderung im Verband Südtiroler
Musikkapellen dar.
Weil die Anforderungen jedoch ständig
im Steigen sind, muss auch die Prüfungsliteratur
von Zeit zu Zeit angepasst
werden. Gemeinsam mit den Fachgruppen
der MusiklehrerInnen aus den Musikschulen
wurden die Literaturlisten im
vergangenen Jahr überarbeitet und für
die Prüfungssaison 2013 zum Teil neu
eingeführt. Sie beinhaltet nicht nur die
Prüfungsliteratur, sondern sie hat ihren
festen Platz im Unterricht und trägt so wesentlich
zum Bildungskonzept der MusiklehrerInnen
bei. An dieser Stelle möchte
ich mich bei allen bedanken, die bei der
Auswahl der Literatur mitgearbeitet haben.
Diese begleitet die Schüler durch
alle drei Leistungsstufen und führt sie so
von den ersten Schritten bis hin zur solistischen
Reife.
Die Prüfungen wurden wie in den vergangenen
Jahren im Laufe des Schuljahres
jeweils im März und Juni in Bruneck,
Brixen, Eppan, Lana, Schlanders und
Auer abgenommen. Heuer gab es zudem
die Möglichkeit, gleich bei zwei Jungblä-
serwochen die Prüfungen in Bronze abzulegen.
Insgesamt wurde 495 Mal das
Jungmusikerleistungsabzeichen in Bronze,
151 Mal in Silber und 22 Mal in Gold verliehen.
Dazu möchte ich an dieser Stelle
allen zu ihrem Leistungsabzeichen herzlich
gratulieren.
Meinhard Windisch
Verbandsjugendleiter
Prüfungstermine 2014
Termin Stufe Ort/e
Sa, 29. März 2014
Sa, 29. März 2014
Mo, 02. Juni 2014
Sa, 07. Juni 2014
19.-26. Juli 2014
Bronze - Silber
Bronze - Silber - Gold
Bronze - Silber
Gold
Bronze
Vorspielen für das Jungmusiker-
Leistungsabzeichen in Bruneck 2013
Musikschule Bruneck
Musikschule Auer
Musikschulen Schlanders,
Lana, Eppan, Bruneck, Brixen
Musikschule Auer
Jungbläserwoche
Nals Lichtenburg
Brixen Vinzentinum
Nr. 05 | Oktober 2013 15
Aus Verband und Bezirken
Achte Auflage der
Bezirksjungbläsertage in Bruneck
Verleihung der Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Bronze und Silber
Die jungen Musikantinnen und Musikanten der heurigen Bezirksjungbläsertage mit den Kursleitern Andreas Pramstraller (links)
und Georg Kirchler (rechts) beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz
Anfang August fanden in den Räumen der
Mittelschule „Karl Meusburger“ die achten
Jungbläsertage des Bezirks Bruneck im Verband
Südtiroler Musikkapellen (VSM) statt.
Beim Abschlusskonzert am Brunecker Rathausplatz
wurden die Jungmusiker-Leistungsabzeichen
in Bronze und Silber von
den Prüfungen im Juni überreicht.
2006 wurde im Bezirk die Idee geboren,
die Jungmusikanten aus den ersten
beiden Musikschuljahren im Sommer zu
einer Kurswoche einzuladen: Man will sie
aus dem stillen Kämmerlein und dem einsamen
Übungszimmer herausholen, damit
sie gemeinsam mit Gleichaltrigen musizieren
und sich auf das Leben in der
großen Kapelle vorbereiten können. Obwohl
heute, nach acht Jahren, vielerorts
bereits eigene Jugendkapellen diese Auf-
gabe übernommen haben, erfreut sich die
Kurswoche immer noch großer Beliebtheit,
erklärt Bezirksobmann Johann Hilber. Bei
den ersten Bezirksjugendbläsertagen waren
es noch 80 Teilnehmer, heuer hatte
das 15-köpfige Lehrerteam mit dem Kursleiter
und Bezirkskapellmeister Andreas
Pramstraller und dessen Stellvertreter
Georg Kirchler 129 junge Musikantinnen
und Musikanten zu betreuen. Bezirksobmann
Johann Hilber dankte den Verantwortlichen
auf Bezirks- und Landesebene,
den Musiklehrern, der Stadtverwaltung,
der Mittelschule Meusburger und der
Raiffeisenkasse Bruneck für die Mitarbeit
und Unterstützung, ohne die diese Bläsertage
nicht möglich wären.
Im Sternmarsch traten die jungen Musikanten
unter der Stabführung von Hansjörg
Algrang und Harald Weber zum Abschlusskonzert
auf und heizten dem zahlreichen
Publikum bei herrlichem Sommerwetter
und fast tropischen Temperaturen noch
zusätzlich musikalisch ein. In einzelnen
Ensembles und im gesamten Orchester
präsentierten sie, was sie in den sechs
intensiven Kurstagen erarbeitet hatten.
Hannes Zingerle freute sich über diesen
musikalischen Rahmen als feierliche
Kulisse für die Verleihung der Jungmusikerleistungsabzeichen.
Zusammen mit
seiner Stellvertreterin Stefanie Watschinger
und VSM-Verbandsobmann Pepi Fauster
überreichte er die Bronze- und Silberabzeichen.
Mit großem Applaus gratulierte
das Publikum zu den musikalischen Leistungen.
Stephan Niederegger
16
KulturFenster
Blasmusik
Blasmusikjugend musiziert in Telfes
28. Jungbläsertage des VSM - Bezirks Sterzing ein voller Erfolg
Nicht weniger als 48 begeisterte Jungmusikanten
musizierten vom 26. bis 31.
August 2013 gemeinsam bei den 28. Bezirksjungbläsertage
des VSM Sterzing in
Telfes und verbrachten gleichzeitig auch
eine vergnügliche Woche.
Von Montag bis Samstag studierten
die Jugendlichen gemeinsam mit dem
10-köpfigen Lehrerteam mehrere Ensemblestücke
in Kleingruppen und fünf anspruchsvolle
Stücke für das Schülerblasorchester
ein. Am Samstag präsentierten
die Jungmusikanten ihr Können beim Abschlusskonzert,
bei dem sie die zahlreich
anwesenden Zuhörer mit kräftigem Applaus
belohnten. Erstmals dirigierte auch
ein Schüler eines der Gesamtorchesterstücke.
Neben den Probeneinheiten hatten
die Leiter dieser Woche, Bezirksjugendleiter
Klaus Keim und Betreuerin
Musikalische Hochstimmung herrschte bei den 28. Jungbläsertagen in Telfes.
Tamara Rieder, verschiedene Freizeitaktivitäten
eingeplant, einen Spieleabend,
ein Maumau-Turnier ebenso wie die begehrten
Filmabende und eine Party. Alle
Beteiligten, Organisatoren, Lehrer und
Jungmusikanten, zeigten sich nach der
gelungenen Woche vollauf zufrieden.
Sandro Santinato
Zum vierzehnten Mal hat das Gebiet Regglberg
im Bezirk Bozen des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen (VSM) Jungbläsertage
am Jochgrimm für die Musikschüler der Musikkapellen
Aldein, Deutschnofen, Eggen,
Gummer, Karneid, Petersberg, Steinegg und
Welschnofen organisiert. Eine Woche lang
haben 28 Jungmusikantinnen und Jungmusikanten
mit dem Betreuerteam musiziert und
unterhaltsame Ferientage inmitten der malerischen
Bergkulisse zwischen Schwarzhorn
und Weißhorn erlebt.
Die Klarinettisten wurden von Greta Egger
unterrichtet, die Querflöten von Magdalena
Zathammer. Manfred Sinn betreute
das Saxophonregister, Elias Trocker (Horn),
Michael Erschbamer (Flügelhorn und Trompete),
Thomas Mahlknecht und Martin
Psaier (Tenorhorn und Posaunen) musizierten
mit den Blechbläsern. Die Schlagzeuger
übten fleißig mit Martin Malfertheiner.
Erstmals war auch die Oboe besetzt, die
Cornelia Messner begleitete. Neben dem intensiven
Musikunterricht und den Teil- und
Gesamtproben sollte aber auch der Spaß
nicht zu kurz kommen: Für die Spiele und
die Betreuung sorgten Florian Stürz aus Aldein,
Hannes Larcher aus Karneid und Karin
Köhl aus Petersberg. Stabführer Thomas
Jungbläsertage des Gebiets
Regglberg im VSM-Bezirk Bozen
Mit dem Musikantengruß
verabschiedeten
sich die 28
Teilnehmer der heurigen
Jungbläsertage
am Jochgrimm beim
Abschlusskonzert in
Welschnofen.
Hofer leitete die Marschierproben, um den
Jungmusikanten die Grundlagen der Musik
in Bewegung beizubringen.
Eine Wanderung zur Gurndin Alm bot
zudem die notwendige Abwechslung vom
Probenalltag. Michael Erschbamer aus Eggen
hat zum ersten Mal die musikalische
Leitung dieser Jungbläsertage übernommen
und dirigierte auch das Kursorchester
beim Abschlusskonzert in Welschnofen.
Dabei gaben die jungen Musikantinnen
und Musikanten dem begeisterten Publikum
einen kleinen Einblick in das Repertoire,
das sie in dieser Woche gemeinsam
erarbeitet hatten.
Stephan Niederegger
Nr. 05 | Oktober 2013 17
Blasmusik International
Die Innsbrucker Hofburg
hat gerufen
Vier Musikkappellen und ein Frauenchor aus Südtirol begeisterten das Publikum
Kpm. Martin Knoll und die Bürgerkapelle Lana waren schon mehrmals zu Gast in der
Innsbrucker Hofburg.
Mit dem standesgemäßen Aufmarsch zum Goldenen Dachl hat die MK Peter Mayr
Pfeffersberg ihren Auftritt bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten eröffnet.
Vom 3. bis 28. Juli wurde im Innenhof
der Innsbrucker Hofburg wiederum zu den
Innsbrucker Promenadenkonzerten geladen.
Dabei hat das Publikum einmal mehr eine
wahrlich musikalische Achterbahn von der
Volksmusik bis zur modernen Blasmusik erlebt.
Nun ist auch diese 19. Auflage der renommierten
Konzertreihe bereits Geschichte
- eine Geschichte der Bläsermusik auf höchstem
Niveau, die auch heuer Musikkapellen
aus Südtirol mitgeschrieben haben.
Die Bürgerkapelle Lana unter der Leitung
von Kapellmeister Martin Knoll hat
dazu mit ihrem Matineekonzert am 7.
Juli den Auftakt gemacht. Die Musikkapelle
Peter Mayr Pfeffersberg (Kpm. Josef
Feichter) hat am 23. Juli ein vielbeachtetes
Konzert gespielt. Die Musikkapelle
Naturns (Kpm. Dietmar Rainer) hatte die
ehrenvolle Aufgabe, mit ihrem Abendkonzert
am 28. Juli den Reigen der 33 Orchester
abzuschließen. Einen besonderen
Höhepunkt – nicht nur aus der Sicht des
Südtiroler Zuhörers – war wohl der Auftritt
der Musikkapelle Abtei am 22. Juli. Es sei
immer schon sein Wunsch gewesen, bei
den Innsbrucker Promenadenkonzerten
zu spielen, freute sich Kapellmeister Fridl
Pescoller. Er gestaltete das Konzertprogramm
als „anthropologischen Montag“,
bei dem die Besonderheit der ladinischen
Volkskultur und der Dolomitenladiner in
den Mittelpunkt gestellt und präsentiert
wurde. Gemeinsam mit der Gesangssolistin
Cristina Pitscheider und dem Frauenchor
„Kerygma“ unter der Leitung von
Agnes Irsara wurde der Abend zu einer
unterhaltsamen kulturellen und musikalischen
Lehrstunde, untermalt mit wunderbaren
Bildern der Naturfotografen Alfred
Erardi und Helmuth Elzenbaumer
und begleitet von aufschlussreichen und
humorvollen Informationen des Moderators
Heinz Canins. Der Auftritt des Frauenchors
war dabei zudem eine zweifache
Premiere, denn im Rahmen der Innsbrucker
Promenadenkonzerte ist erstmals ein
18
KulturFenster
Blasmusik
Chor aufgetreten und die Frauen haben
sich zum ersten Mal in ihrer neuen Chortracht
präsentiert.
Auch nach 19 Jahren zeigt die Konzertreihe
keinerlei Ermüdungserscheinungen
– im Gegenteil, sie überrascht den
treuen Zuhörer immer wieder mit Neuem.
Der Erfolg gibt dem künstlerischen Leiter
Alois Schöpf recht, denn 50.000 Zuhörer,
350 Werke aus allen Epochen der
Musikgeschichte, die Liste der musikalischen
Stammgäste und der immer größer
werdende Kreis an neuen Gastorchestern
sprechen für sich.
Hans Eibl, der ehemalige Nordtiroler
Landeskapellmeister und Kapellmeister
der Militärmusik Tirol, ist ein fleißiger Besucher
der Konzerte und er bringt es auf
den Punkt: „Die Innsbrucker Promenadenkonzerte
präsentieren ein fantastisches
Programm, bei dem man als Zuhörer so
vieles lernen kann – Positives wie Negatives!“
Daher darf man sich bereits jetzt auf
die Jubiläumsausgabe im kommenden Jahr
freuen, denn jeder, der einmal da war, ist
fasziniert vom fantastischen Klang im Innenhof
der Hofburg. „Schon bei meinem
ersten Besuch war ich überrascht, wie toll
es hier klingt“, bestätigte auch Gert Bui-
„Das Innsbrucker Festival ist trotz des
Anspruchs höchsten musikalischen
Niveaus keine akademische
Veranstaltung für Fachleute und
Hardcore-Blasmusikfans, sondern
will die Seele und das Empfinden
eines breit gefächerten Publikums
ansprechen. “
(Alois Schöpf)
Der Frauenchor Kerygma unter der
Leitung von Agnes Irsara hat beim
Konzert in Innsbruck erstmals die neue
Frauentracht getragen.
tenhuis, der ehemalige Dirigent der Königlichen
Marinekapelle der Niederlande. Er
war heuer zum ersten Mal mit seinem Orchester
„OBK Zeist“ in Innsbruck zu Gast
Bilder der Naturfotografen Alfred Erardi
und Helmuth Elzenbaumer haben das
unterhaltsame Konzert der MK Abtei
untermalt.
und hat gezeigt, wie faszinierend zeitgenössische
Musik ist und wie man mit so
toller Musik das Publikum begeistern kann.
Stephan Niederegger
Ein Bild, das bald Geschichte sein wird,
denn am 28. September wird Gert
Buitenhuis zum letzten Mal die OBK
Zeist dirigieren.
Die MK Naturns gab das Schlusskonzert der heurigen Promenadenkonzerte.
Der Klang im Innenhof der Innsbrucker
Hofburg fasziniert jeden, der einmal dort war.
Nr. 05 | Oktober 2013 19
Blasmusik International
17. „World Music Contest“
in Kerkrade
Blasmusik-Festival der Superlative
Die Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus Eijsden unter der Leitung von Jan Cober ging als Siegerin aus dem diesjährigen
WMC in Kerkrade hervor.
Kaum ein Blasmusik-Festival hat so viele
Superlative wie der „World Music Contest“
(WMC) auf sich vereint: „Olympiade“ und
„inoffizielle Weltmeisterschaft“ sind nur
zwei von ihnen.
Was 1951 in der 50 000 Einwohner
zählenden Stadt Kerkrade im Süden der
Niederlande als internationaler Wettbewerb
begann, ist heute ein unvergleichbares
Großereignis, zu dem sich alle vier
Jahre im Juli Musiker aus aller Welt hingezogen
fühlen.
Im Mittelpunkt stehen an den vier Wochenenden
die Wettbewerbe in der Konzertmusik
in der Rodahalle und im Theater
sowie die Marsch- und Showwettbewerbe
im Stadion des niederländischen Erstligisten
Roda Kerkrade. Südtiroler Musikkapellen,
die je nach eigenem Schwerpunkt
in beiden Sparten gute Chancen
für vordere Plätze haben, gehörten bisher
kaum zu den Gästen des WMC, im Gegensatz
zu Trentiner Kapellen wie Mezzocorona
und Rovereto, die sich heuer recht
gut behaupteten. Kapellen der Leistungsstufe
D sollten in der 2. Division der Konzertwertungsspiele
im Theater durchaus
mithalten können.
In der höchsten Division, der sogenannten
„Konzertabteilung“, war ein Programm
von 45 bis 60 Minuten reiner Musik vorzutragen,
wozu auch das Pflichtstück „Sinfonia
Resurrectionis“ von Vaclav Nelhybel
gehörte. Sieger wurde wie schon 2009 die
Königliche Harmonie „Sainte Cécile“ aus
Eijsden, südwestlich von Maastricht, unter
Leitung von Jan Cober. Ihr Selbstwahlprogramm
bestand aus der Komposition
„Bachseits“ des deutschen Johannes Stert
und aus Auszügen des „Petruschka“-Balletts
von Igor Strawinsky. Sicher sind in der
„Konzertabteilung“ die Grenzen zwischen
Amateur- und Berufsmusik fließend, aber
„Sainte Cécile“ ist trotzdem ein „normaler“
Ortsverein geblieben, der z.B. auch
regelmäßig die Fronleichnamsprozession
begleitet. Etwa ein Viertel der 120 Orchestermitglieder
auf der Bühne waren Berufsmusiker,
die allerdings durchweg ihre
Wurzeln im Verein haben und bei großen
Anlässen immer wieder mitspielen. Berühmtestes
Beispiel: Es-Klarinettist Arno
Piters, heute Soloklarinettist im Concertgebouw-Orchester
Amsterdam.
Zahlreiche Videos der Show-Vorführungen
in Stadion und auch von einigen
Konzerten aus der Rodahalle sind bei
YouTube zu finden. Weitere Infos unter
www.wmc.nl
Joachim Buch
20
KulturFenster
Blasmusik
Von Funk über Rock bis zum
Balkan und Partymusik
Eine junge Formation mit dem ungewöhnlichen Namen „Tante Frieda“ auf Erfolgskurs
Eine Frau und sechs Männer mischen als „Tante Frieda“ die Musikszene ordentlich auf – Bisheriger Höhepunkt war der Auftritt
als Vorband von „LaBrassBanda“ in Meersburg und Freiburg.
Im Winter 2010 haben sich sechs junge
Musiker und eine Sängerin zum Ensemble
„Tante Frieda“ zusammengefunden und
wollen mit neuen Klängen die Szene aufmischen.
Das junge Ensemble aus Südtirol
begeisterte vor kurzem als Vorband der renommierten
„LaBrassBanda“ in Meersburg
und Freiburg.
Christian Baur (Saxofon), Wilfried Prader
(Trompete), Peter Steiner (Posaune), Wolfgang
Rabensteiner (Tuba), Luis Zöschg (Gitarre),
Thomas Winkler (Schlagzeug) und
die Sängerin Evi Mair sind sieben junge
Musiker aus Südtirol mit bereits internationaler
Erfahrung. Irgendwie kamen sie
vor rund zwei Jahren auf die Idee, sich
zusammen zu tun und ganz unkonventionell
die Szene aufzumischen. Seither
präsentiert sich „Tante Frieda“ mit ihrer
neuartigen und schwungvollen Musik
und kann keiner Stilrichtung zugeordnet
werden. Sie haben einen eigenen Stil und
Klang entwickelt, von Funk über Rock bis
zum Balkan und der Partymusik. Eigene
Lieder (Thomas Mahlknecht) und eigene
Texte (Harald Wieser) und eine bis heute
noch nicht existierenden Klangwolke machen
„Tante Frieda“ zu etwas Besonderem.
Jeder Auftritt ist nicht einfach ein
Konzert, sondern eine Show, in die das
Publikum eintaucht. Der Name habe eigentlich
keine genaue Bedeutung, sagt
Peter Steiner. Auf der Suche nach einem
Namen wollten sie weg vom klassischen
„Blech“ oder „Brass“. Bei „Tante Frieda“
spitze jeder die Ohren und frage sich, was
das denn sei. Und so merke man ihn sich
besser: „Das ist doch Sinn und Zweck
eines Namens, oder?“
Neben mehreren Auftritten in Südtirol
war die Einladung zu zwei Konzerten der
renommierten Bläserformation „LaBrass-
Banda“ der Höhepunkt der jungen Erfolgsgeschichte.
„LaBrassBanda“ ist mit bayerischen
Klängen - vermischt mit Reggae,
Brass und Punk – seit 2007 erfolgreich.
500 Bands haben sich als Vorband zu ihren
Auftritten in Meersburg und Freiburg
beworben und „Tante Frieda“ hat letztendlich
überzeugt und diese beiden Chancen
bekommen. Es sei zwar ziemlich gewagt,
zu ihrem erst dritten Auftritt gleich
vor 5000 Menschen aufzuspielen, gesteht
Peter Steiner rückblickend ein. Sie durften
jeweils 45 Minuten vor der Band auftreten
und hatten einen großen Erfolg: „Vorband
hin oder her, die Fans haben es genossen
und von der Stimmung bei uns und bei La-
BrassBanda war kaum ein Unterschied.“
Nun sind bereits große wichtige Ereignisse
für das nächste Jahr geplant
und die begeisterten Musiker hoffen jetzt
auch, den Durchbruch in unserem Land
zu schaffen. Mit ihrer Demo-CD „Just for
Spaß“ auf der Hompage (www.tantefrieda.
it) kann man sich vorab ein „Bild“ von der
Musik machen und sehen: Tante Frieda
ist auf dem Weg!
Stephan Niederegger
Nr. 05 | Oktober 2013 21
Blasmusik International
Ein Museum für die Blasmusik
Das Dokumentationszentrum des Österreichischen Blasmusikverbandes und die
Geschichte der Blasmusik in Oberwölz vereint
Die überdimensionale Nachbildung einer
Klarinette weist den Weg: Österreichisches
Blasmusikmuseum Oberwölz steht darunter
geschrieben. Der Pfeil weist mitten ins
Zentrum der steirischen Gemeinde, in der
sich nicht nur eine Schau zur Geschichte
der Blasmusik bis ins 19. Jahrhundert befindet,
sondern wo auch das Dokumentationszentrum
des Österreichischen Blasmusikverbandes
ein Zuhause gefunden hat.
Museum und
Dokumentationszentrum
Warum gerade Oberwölz? „Zum einen,
weil das Museum eine gesamtösterreichische
Geschichte der Blasmusik zeigt,
zum anderen hat es sich einfach aus persönlichen
Kontakten ergeben“, sagt Friedrich
Anzenberger, einer der Initiatoren und
wissenschaftlicher Leiter des Archivs. „Während
die Geschichte der Landesverbände
gut in ihren eigenen Archiven dokumentiert
ist, fehlte solch eine Sammlung für den
Bundesverband.“ 2008 kam der ÖBV mit
der Gemeinde Oberwölz überein, dem Blasmusikmuseum
das Dokumentationszentrum
anzuschließen.“ Die Gemeinde stellte dem
Blasmusikverband einen Archiv- und Präsentationsraum
zur Verfügung, was Anzenberger
als „Win-Win-Situation“ bezeichnet:
Das Museum profitiert von jährlich wechselnden
Ausstellungen, der Blasmusikver-
band kann hingegen die Räumlichkeiten
kostenlos nutzen. In diesem Jahr gibt es
drei Schwerpunkte: 60 Jahre Fachzeitschrift
„Österreichische Blasmusik“, 100. Geburtstag
des Blasmusikkomponisten Ignaz Neusser
und fünf Jahre ÖBV-Dokumentationszentrum
in Oberwölz.
Zum Wachstum beitragen
Über zehntausend Dokumente, Korrespondenzen,
Zeitschriften, Fotos, Protokolle
und Richtlinien finden sich in dem Archiv,
auch ganze Nachlässe, wie jener des Komponisten
Ignaz Neusser oder die Gabe eines
Musikvereins sowie ein Dachbodenfund, den
ein Musikschulleiter in Kisten aufgefunden
und dankenswerterweise dem Dokumentationszentrum
übergeben hat. Die Dokumente
stammen von verschiedenen Seiten:
von Privaten, Funktionären, aber auch von
Blasmusikkapellen und Verbänden. Teilweise
sind es Originale, teilweise werden sie von
ihren Besitzern leihweise hergegeben und
abfotografiert oder eingescannt. Und so ist
das Archiv weiterhin im Wachsen begriffen.
„Wenn Sie etwas Interessantes für unser Archiv
besitzen, würden wir uns über Kontaktaufnahme
freuen. Sie würden damit einen
wichtigen Beitrag zu unserer Sammlung leisten“,
appelliert Friedrich Anzenberger an
alle, die sich mit der Blasmusik-Tradition
verbunden fühlen.
Forschungszentrum und Benutzung
Die Dokumente selbst sind nicht öffentlich
zugänglich wie in einer Bibliothek, da
einerseits die Aufarbeitung immer noch im
Gange ist, andererseits aber auch die notwendigen
Ressourcen – personell und platztechnisch
– nicht vorhanden sind. „Wenn
jemand eine konkrete Anfrage an uns stellt,
dann unterstützen wir ihn natürlich gerne.
Wir haben schon bei Seminararbeiten und
Diplomarbeiten geholfen“, sagt Anzenberger,
der sich gemeinsam mit seiner Frau,
der Musikwissenschaftlerin Elisabeth Anzenberger-Ramminger,
Stück für Stück
durch die Dokumente arbeitet und dabei
auch neue Erkenntnisse für die Blasmusikforschung
gewinnt, die in eine monatliche
Online-Publikation einfließen (http://www.
blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/online-fachzeitschrift-blasmusikforschung/).
Noch lange nicht alles ist gesichtet, und
so findet sich sicher auch noch die eine
oder andere Überraschung. Erst kürzlich
erlebte Friedrich Anzenberger eine solche.
Ein privater Sammler nahm Kontakt zu ihm
auf und bot ihm eine Sachspende an: einen
Tambourstab aus der Donaumonarchie, ein
seltenes Stück, das einen ganz speziellen
Platz in der Sammlung des Dokumentationszentrums
finden wird.
Dokumentationszentrum Oberwölz
Auch der Salzburger Blasmusikverband feiert
in diesem Jahr sein 60-Jahr-Jubiläum und wird
entsprechend präsentiert. Im Bild der Salzburger
Landesobmann Matthäus Rieger mit Gattin und
der wissenschaftliche Leiter Friedrich Anzenberger
5 JAHRE DOKUMENTATIONSZENTRUM
DES ÖSTERREICHISCHEN BLASMUSIKVERBANDES IN OBERWÖLZ
Die Geschichte des Dokumentationszentrums
ist in der Broschüre „5 Jahre Dokumentationszentrum“
online nachzulesen:
http://www.blasmusik.at/hilfsnavi/oebv-dokumentationszentrum/oebv-dokumentationszentrum-broschuere/
Österreichisches Blasmusikmuseum Oberwölz
Stadt 15, A-8832 Oberwölz
Tel. +43 3581 7366
www.oberwoelz.istsuper.at
Kontakt und Anfragen:
Dr. Friedrich Anzenberger
Weinheberplatz 1, A-3062 Kirchstetten
Tel. +43 664 4458877, Fax +43 820 220264511
friedrich.anzenberger@blasmusik.at
www.oebv-dokumentationszentrum.at
22
KulturFenster
Kritisch hingehöert
Blasmusik
„Wenn Tuben
Lampenschirme tragen“
Das Südtiroler Jugendblasorchester unter der Leitung von Peter Vierneisel –
Uraufführung der „Sinfonie der Lieder“ von Johan des Meij
„Leben, Leben!“ ist der freudestrahlende Ausruf zum Finale der Sinfonie Nr.4 von Johan de Meij
Unter dem Titel „Ich bin der Welt abhanden
gekommen?“ präsentierte das Südtiroler
Jugendblasorchester SJBO im neunten
Jahr seines Bestehens eine Welturaufführung:
die „Sinfonie der Lieder“ von Johan
de Meij. Ursprünglich sollte es ein kürzerer
Liederzyklus - ein „Buch der Lieder“ -
in Anlehnung an Mahlers Kindertotenlieder
werden. De Meij war aber so begeistert von
der Idee, dass daraus schließlich eine große
Sinfonie wurde, die er kurzerhand zu seiner
Sinfonie Nr. 4 erklärte.
Zum Konzertauftakt oblag dem jungen
Cellisten Jakob Mitterer die Aufgabe, die
ersten Töne des Konzerts zu spielen. Er
leitete damit die Nachtmusik „Nocturnus“
von Pavel Staněk ein, begleitet von Brunhild
Gasser an der Harfe. Darauf ertönten mit
flirrenden, Spannung erzeugenden Klängen
der Schlagwerker die ersten Takte der
Sinfonie Nr. 4 für Mezzosopran, Kinderchor
und Blasorchester von Johan de Meij.
Hierbei handelt es sich nicht um eine Transkription
der bereits von Mahler vertonten
Kindertotenlieder, sondern um eine Neuvertonung
dreier anderer Gedichte Friedrich
Rückerts, einer Ballade von Heinrich
Heine und zweier Gedichte von Hugo von
Hofmannsthal. Die Südtiroler Mezzosopranistin
Christine Marsoner interpretierte
wunderbar die Emotionen und Sprache
der Gedichte. Wie von einer anderen Welt
schien die Musik der Orchesterüberleitungen.
Als am Beginn des vierten Satzes
„Zwei Brüder“ (zwei Schlagzeuger) den
Fechtkampf des Gedichtes umsetzten, war
das Publikum vollends von den Klangeffekten
in den Bann gezogen. Windmaschine
und Blätterrauschen vervollständigten die
sehr farbige, textausdeutende Komposition.
Als das Lied des Harlekin verklungen war,
schien Johan de Meij sichtlich erfreut, bedankte
sich beim Kinderchor und schloss
auf der Bühne die Solistin und den Maestro
in die Arme.
Nach der Pause erklang die Symphonie
Nr. 3 „Die Tragische“ von James Barnes, in
der er im Jahre 1994 den Unfalltod seiner
Tochter Natalie verarbeitet. Dieses traumatische
Erlebnis stellt eine Parallele zu Mahler
dar. Während Letzterer sein ganzes Leben
darunter litt, erzählt Barnes im letzten
Satz seiner „Tragischen“ dem Publikum von
Zuversicht und neuer Hoffnung. Im ersten
Satz „Lento – Allegro“ allerdings erklingen
Trauer und Chaos, die Zuhörer fühlen förmlich
das Herzrasen des Trauernden und
das Gefühl, dass einem der Boden unter
den Füßen weggezogen wird. Im zweiten
Satz „Scherzo“ (oder: Wenn Tuben Lampenschirme
tragen) erklingen gedämpfte
Klänge, sarkastische Bilder eines Gänseoder
Entenmarsch entstehen vor dem inneren
Auge. Im dritten Satz „Fantasia –
Mest (for Natalie)“ erklingen zum Versinken
schöne Melodien: Paarweise verschränkte
Soli von Holzbläsern und besonders die
Klangfarbe des Englischhorns verzaubern
das Publikum. Im vierten Satz „Finale –
Allegro giocoso“ kann das gesamte SJBO
in den schnellen Passagen seine jugendliche
Spritzigkeit zeigen. Ruhe tritt wieder
ein, als die tiefen Stimmen das Zitat des Luther
Chorals „Weil ich Jesu Schäflein bin“,
der zur Beerdigung seiner Tochter gespielt
wurde, einführen.
Insgesamt gesehen können das SJBO
und ihr künstlerischer Leiter Peter Vierneisel
in Barnes Symphonie am besten zeigen,
welch gut eingespieltes Team sie sind.
Durch die Welturaufführung der „Sinfonie
der Lieder“, einer ganz besonderen Herausforderung,
die Gesang und einen Blasmusikkörper
vereint, setzte sie ein Konzerthighlight,
das weit über die Südtiroler
Blasmusikszene hinausreicht.
Verena Palfrader
Christine Marsoner, Johan de Meij und
Peter Vierneisel beim Premierenkonzert
in Toblach (v. l.)
„Wenn die Tuben Lampenschirme tragen“
- das Südtiroler Jugendblasorchester
SJBO bei seinem Auftritt bei den Gustav-
Mahler-Musikwochen in Toblach
Nr. 05 | Oktober 2013 23
Kritisch hingehöert
Brixner Blasmusiksommer 2013
Ein Konzertreigen in außergewöhnlicher Atmosphäre mit fünf Musikkapellen
In der stimmungsvollen Atmosphäre des Hofgartens lud die Bürgerkapelle Brixen zum Brixner Blasmusiksommer 2013.
Schon zum sechsten Mal hat heuer die
Bürgerkapelle Brixen im August zu fünf besonderen
Konzerten in den Herrengarten
der Brixner Hofburg geladen. Das Gefühl,
an den hochsommerlichen Abenden mitten
in der Stadt, aber abseits vom großen
Trubel zu sein, die gepflegten Beete mit
Blumen, Sträuchern und Kräutern vor der
Kulisse der ehemaligen fürstbischöflichen
Residenz trugen zur außergewöhnlichen
Atmosphäre bei. Schließlich wurde alles
mit Fackeln noch in eine ansprechende
Lichtstimmung getaucht, sodass die Aufmerksamkeit
der Zuhörer ganz der Musik
gewidmet sein konnte.
Zum Auftakt musizierte die Bürgerkapelle
Brixen selbst unter der Leitung von
Hans Pircher. Schon beim Eröffnungsstück
„Exultation“ von Philip Sparke spürte man,
dass die Brixner Freude an der Sache hatten
und mit beherztem musikalischen Zugriff
ans Werk gingen, ohne Kompromisse
an Klangkultur und Durchsichtigkeit ein-
zugehen. Schostakowitschs pulsierende
„Fest-Ouvertüre“ war in der ausgezeichneten
Bearbeitung von Donald Hunsberger
zu hören, wobei besonders die groß angelegten
melodischen Linien überzeugten.
Martin Psaier war der Solist in Nikolai
Rimsky-Korsakoffs Konzert für Posaune
und Blasorchester. Die originale Instrumentation
ist reizvoll und erklang farbig,
der Solopart mit den wechselnden Stimmungen
und anspruchsvollen Kadenzen
wurde stilsicher und mit gewinnender musikalischer
Überzeugungskraft gespielt. Das
Vorspiel zum ersten Akt von Verdis Oper
„La traviata“ bildete ein einfühlsames Intermezzo,
bevor der Marsch „Regimentskinder“
von Julius Fucik in den zweiten
Konzertteil überleitete.
„Fiesta de la Vida – Ein Fest des Lebens“,
wiederum von Philip Sparke, sprüht
in seinem lateinamerikanischen Kolorit vor
Vitalität und Freude, stellt aber auch nicht
zuletzt wegen seiner rhythmisch subtilen
Das Logo des Brixner
Blasmusiksommers, der in seiner
Bekanntheit immer weitere Kreise zieht
Faktur beachtliche Herausforderung an die
Musikanten. In der schönen hochsommerlichen
Atmosphäre wirkte das Stück unmittelbar
und begeisterte das Publikum. Anschließend
strahlten die „Zwei böhmischen
Tänze“ von Frantisek Manas wiederum
sehr Vertrautes in abwechslungsreicher
Musiksprache aus, bevor der Marsch „Mit
festem Schritt“ von Jindrich Brejsek den
Schlusspunkt setzte.
24
KulturFenster
Blasmusik
Das zweite Konzert der Reihe bestritt
die Musikkapelle Oberbozen mit einer
weiten Palette meist originaler Blasmusik.
Dabei kamen Werke von Hermann Pallhuber
(Europe’s Glory) bis Verdi (Triumpfmarsch
aus „Aida“), von Bert Appermont
(Choralia) bis Jan van der Roost (Arsenal)
zur Aufführung. In „Fiskinatura“
von Thiemo Kraas konnten die Oberbozner
unter Kapellmeister Meinhard Windisch
ihre musikalische Flexibilität unter
Beweis stellen.
Die Musikkapelle Kastelruth war beim
nächsten Termin schon auf der Bühne,
um Werke von Verdi und Wagner (Pilgerchor
aus „Tannhäuser“), aber auch von
Kapellmeister Matthäus Crepaz (Castelruptum)
und Film- und Musicalmelodien
zu spielen. Der Regen ließ dann leider die
Aufführung ins Wasser fallen.
Kapellmeister Robert Regensberger
hatte mit der Bürgerkapelle Bruneck ein
Programm einstudiert, das zunächst einen
italienischen Schwerpunkt mit Verdi,
Mascagni und Rossini setzte. Aber auch
Camille Saint-Saens (Danse Bacchanale)
und George Bizet (Solist war Markus
Seiwald am Bariton) kamen überzeugend
zur Aufführung, ebenso Märsche
von Carl Teike und John Wichers (Mars
der Medici), „Terra vulcanica“ von Otto
Schwarz und „Pirates of the Caribbean“
von Klaus Badelt.
Den Schlusspunkt setzte die Musikkapelle
Lüsen unter der Leitung von Christoph
Zöschg, der mehrere Märsche mit
originalen Blasmusikkompositionen abwechseln
ließ. So waren der „76er Regimentsmarsch“
(Anton Rosenkranz),
„Attila“ (Julius Fucik), „Unter dem Sternenbanner“
(John Ph. Sousa) und der
„Kaiser Friedrich-Marsch“ (Carl Friedemann)
in authentischer Darbietung zu
hören, aber auch „Jupiter“ von Jan van
der Roost, die hörenswerten „Three Celtic
Dances“ von Brian Balmages, „Omisoka“
von Itaru Sakai oder „Euregio“ von
Kurt Gäble.
Der Brixner Blasmusiksommer hat inzwischen
viele Freunde gewonnen, die die
schöne Stimmung, das Treffen mit interessierten
Musik-Kollegen und die Programme
schätzen, die eine gute Balance
zwischen anspruchsvollerer und sommerlich
leichter Musik wahren. Eine Bereicherung
für die Blasmusikszene, der weitere
erfolgreiche Auflagen zu wünschen sind.
Martin Rastner
Hommage an Giuseppe Verdi und
Richard Wagner
Musikkapelle Villnöß mit Musik von der
Vorklassik bis zur Moderne
Die Villnösser Musikantinnen und Musikanten präsentierten festliche Bläsermusik
aus verschiedenen Epochen in der wundervollen Kulisse und klanglichen
Atmosphäre der barocken Pfarrkirche zum hl. Petrus und Paulus in St. Peter Villnöß.
Im Zweijahresrhythmus gestaltet die Villnösser
Musikkapelle ein Bläserkonzert in
der Pfarrkirche. Dieses stand heuer im Zeichen
der beiden Jahresregenten Verdi und
Wagner: Ensembles und Solisten aus den
eigenen Reihen haben mit „Festlicher Bläsermusik“
an Giuseppe Verdi und Richard
Wagner erinnert, die beide vor 200 Jahren
geboren wurden.
Obwohl diese beiden Großmeister wohl
unterschiedlicher nicht hätten sein können,
erlebten die Zuhörer in der Symbiose
ihrer Musik und in der wundervollen
Kulisse und klanglichen Atmosphäre der
barocken Kirche einen ganz besonderen
Abend. Die Solisten Christian Psaier (Trompete),
Bettina Deluegg (Flöte), Birgit Profanter
(Fagott) und Christof Petriffer (Saxofon)
- begleitet von Thomas Stadler an
der Orgel - das Klarinettenquartett, das
klassische Holzbläserquintett und das
Hornsextett haben Werke aus verschiedenen
Epochen präsentiert, von der Vorklassik
(Christoph Willibald Gluck) bis zur
Moderne (Alfred Reed). Das große Bläserensemble
gestaltete dazu den mu-
sikalischen Rahmen mit den Vorspielen
zu den Opern „Ernani“ und „La Traviata“
(Verdi) sowie dem Pilgerchor aus „Tannhäuser“
und dem feierlichen Einzug ins
Münster aus „Lohengrin“ (Wagner). Den
Ausführenden ist es dabei gelungen, die
Spannung über die langen musikalischen
Bögen bis zum grandiosen Lohengrin-Finale
zu halten. Mit anhaltendem Applaus
bedankte sich das begeisterte Publikum
bei Kapellmeister Toni Profanter und den
Musikantinnen und Musikanten für diese
musikalische Feierstunde. Die Musikkapelle
ihrerseits bedankte sich bei Ortspfarrer
Paul Haller sowie bei der Raiffeisenkasse
und dem Kulturkreis Villnöß für
die Unterstützung.
Detail am Rande: im Publikum saß auch
Hans Pircher, der als einer der ersten zum
gelungenen Konzert gratulierte. Der Musikschuldirektor
aus Lienz und Kapellmeister
der Bürgerkapelle Brixen ist der designierte
Villnösser Kapellmeister. Toni Profanter, der
die Kapelle seit 30 Jahren dirigiert, wird ihm
mit Jahresende den Taktstock übergeben.
Stephan Niederegger
Nr. 05 | Oktober 2013 25
Zur Person
„Sich nicht verbessern
geht nicht“
Peter Steiner, ein Südtiroler Ausnahmetalent in New York
Peter Steiner, der Posaunist aus Bozen
mit Selbstvertrauen, Ambitionen und
Visionen
Peter Steiner ist ein Ausnahmetalent: Seit einem Jahr studiert der 21-jährige Posaunist bei Joseph Alessi an der Juilliard School in New
York. Ein aufstrebender junger Musiker über sein Leben an der besten Musikhochschule der Welt – und seine hochgesteckten Ziele.
KulturFenster: Herr Steiner, Sie haben Ihr
erstes Studienjahr an der Juilliard School
hinter sich: Eine völlig neue Welt?
Peter Steiner: Dort ist alles viel genauer
und von vorne bis hinten durchgeplant:
Man muss einfach 1.000 Prozent geben.
Ich habe zwei Mal in der Woche Unterricht
bei meinem großen Idol Joseph
Alessi. Der Unterricht ist wirklich sehr
genau, es wird nämlich alles aufgezeichnet.
Danach muss man sich das anhören
und ein Protokoll darüber schreiben.
Vor der nächsten Stunde liest Alessi sich
das durch, damit er weiß, was man verändern
wollte und sollte. Man wird unglaublich
gepusht: Sich nicht zu verbessern,
geht fast nicht.
KF: Wie sehen Sie Ihre musikalische Entwicklung
im letzten Jahr?
P. Steiner: Ich habe sicher technisch
und musikalisch einen großen Sprung
gemacht. Außerdem bekomme ich in
New York einen unglaublichen Einblick.
Ich wohne gegenüber von den New Yorker
Philharmonikern und der Metropolitan
Opera. Außerdem wohne ich genau
im Jazz-Viertel. Das alles prägt natürlich.
KF: Sie sind der erste und einzige europäische
Posaunist an der Juilliard...
P. Steiner: Das sagen so viele zu mir, aber
darüber denke ich nicht mal nach: Ob
Europäer oder Amerikaner, zum Schluss
sind wir doch alle gleich: Wir kochen alle
unsere Nudeln mit Wasser (lacht).
KF: Ihre Ziele?
P. Steiner: In nächster Zukunft wäre natürlich
jeder Orchesterjob toll. Aber einen
großen Traum habe ich schon. Ich habe
mir immer hohe Ziele im Leben gesteckt
– und wurde dafür oft ausgelacht.
Als ich sagte, ich will irgendwann an die
Juilliard, haben mich viele belächelt. Deshalb
sind mein nächstes Ziel die New
Yorker Philharmoniker. Ich will es einfach
versuchen:
Wenn es klappt, dann ist es einfach der
Wahnsinn. Und wenn es nicht klappt,
dann eben nicht. Wenn man nicht hohe
Ziele hat, wird man auch nie weit kommen.
Interview: Karin Köhl
26
KulturFenster
Blasmusik
„Für mich ist die Musikkapelle
St. Georgen ein Erfolg.“
Felix Brugger, Obmann der Musikkapelle St. Georgen
KulturFenster: Haben Sie in Ihrer Familie
musikalische Wurzeln?
Felix Brugger: Zur Musikkapelle bin ich eigentlich
durch meinen Vater gekommen.
Er war damals Obmann unserer Kapelle
und für ihn gab es nur eines: die Musikkapelle.
Mein Bruder und ich wollten eigentlich
Fußballer werden, aber unser Vater
sagte ganz klar “Musig und sischt nix!“
Und so erlernte ich die Klarinette, mein
Bruder Trompete und meine Schwester
war Marketenderin.
KF: Wer ist Ihr Vorbild?
F. Brugger: Ehrlich gesagt, habe ich kein
Vorbild, denn jeder Mensch sollte sich
selbst leben und nicht versuchen, einen
anderen Menschen zu kopieren.
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei
Ihren Mitmenschen am meisten?
F. Brugger: Ehrlichkeit, Offenheit, Pünktlichkeit,
Zuverlässigkeit
KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?
F. Brugger: Da ich kein großer Leser bin,
habe ich keinen.
KF: Ihr Lieblingsmaler?
F. Brugger: Paul Flora
KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?
F. Brugger: Thomas Doss
KF: Sollte ein Obmann einer Kapelle immer
auch ein aktiver Musiker sein oder könnten
Sie sich vorstellen, dass auch ein (musikalisch)
inaktives Mitglied einen Verein führt?
F. Brugger: Der Obmann sollte schon aktiver
Musiker sein, denn nur ein Musikant,
der bei den Proben und Ausrückungen
anwesend ist, kann sich ins Vereinsleben
hinein fühlen. Der Obmann muss immer
mit dabei sein, sonst versteht er weder
die Probleme, die manchmal entstehen,
noch die Bedürfnisse der einzelnen Musikanten/innen.
KF: Über welche Eigenschaften sollte ein
Vereinsobmann verfügen?
F. Brugger: Ein Vereinsobmann sollte in
erste Linie selbst das vorleben, was er
sich von seinen Kollegen wünscht und erhofft.
Er muss die Verlässlichkeit in Person
sein, locker und humorvoll im Umgang mit
den Mitmenschen, er sollte aber auch den
Schneid haben, wenn es nötig ist, auf den
Tisch zu hauen.
KF: Wie würden Sie als Obmann Ihren Führungsstil
bezeichnen?
F. Brugger: Hart, herzlich und kameradschaftlich.
KF: Was war als Vereinsvorstand Ihr positivstes
Erlebnis?
F. Brugger: Es gibt viele positive Erlebnisse.
Am meisten freut es mich, wenn die Kapelle
stetig wächst und Jung und Alt sich
gut verstehen.
KF: Aus welchem Fehler haben Sie am
meisten gelernt?
F. Brugger: Wenn man versucht mit dem
Kopf durch die Wand zu gehen. Man muss
Kompromisse finden und gegenteilige Meinungen
anderer verstehen.
KF: Was war als Jugendleiter Ihr größter Erfolg
als Obmann bzw. als Vorstandsmitglied?
F. Brugger: Hier kann ich mich nicht auf
einzelne Erfolge festlegen, für mich ist
die „Musikkapelle St.Georgen“ ein Erfolg.
KF: An welche internationale Aktivität erinnern
Sie sich gerne zurück?
F. Brugger: Da wir sehr oft im Ausland an
verschiedenen Wettbewerben teilnehmen,
Felix Brugger ist seit
9 Jahren Obmann der
Musikkapelle St. Georgen.
ist es schwierig zu sagen, an welche man
sich am liebsten zurückerinnert, aber
das bayerische Landesmusikfest 2012
in Weilheim, wo wir das erste Mal in der
Höchststufe der Konzertwertung angetreten
sind und mit ausgezeichnetem Erfolg
abgeschlossen haben, oder das Bezirksmusikfest
im bayerischen Stetten, wo wir
im Marschmusikwettbewerb in der Stufe
E ebenfalls einen ausgezeichneten Erfolg
mit höchster Punktezahl erreicht haben,
werden immer in guter Erinnerung bleiben.
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes
Blasmusikerlebnis?
F. Brugger: Das war der Tirolerball 2005
im Wiener Rathaus unter dem Moto „Das
Südtiroler Pustertal grüßt Wien“, wo wir
gemeinsam mit der Schützenkapelle
Pichl Gsies den Ball am Samstag und die
Messfeier am Sonntag im Stephansdom
mitgestalten durften.
KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die
Zukunft der Blasmusikszene?
F. Brugger: Dass weiterhin so viele Jugendliche
ein Instrument erlernen und die Blasmusikszene
einen höheren Stellenwert in
der Gesellschaft bekommt.
Interview: Joachim Buch
Zur Person
Felix Brugger, geboren am 6. Februar 1973 als
zweites von drei Kinder, lebt und wohnt mit seiner
Frau Verena in St. Georgen bei Bruneck.
„Nach dem Besuch der Volksschule in St. Georgen
und der Mittelschule in Bruneck erlernte ich
den Beruf als Maschinenschlosser. Seit der Umschulung
zum Handelsvertreter im Jahr 1998
bin ich als Vertreter in der Baubranche tätig. Zudem
bin ich in der Gemeinde Bruneck Stadtrat
für öffentliche Arbeiten. Seit dem Jahr 1987 bin
ich Mitglied der Musikkapelle und von 1990 an
ununterbrochen im Vereinsvorstand: als Zeugwart,
Obmannstellvertreter und nun seit 9 Jahren
als Obmann.“
Nr. 05 | Oktober 2013 27
Zur Person
Komponisten im Porträt
Mit Blasmusik durch die EU
Komponisten aus den EU-Ländern – 6. Teil
Joachim Buch stellt in seiner Artikelserie die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union „blasmusikalisch“ vor;
in der 6. Fortsetzung sind die baltischen Republiken Lettland und Litauen an der Reihe.
(11) Lettland – Juris Karlsons
Land
Fläche
Lettland
64.589 km²
Einwohner ca. 2.000.000
Hauptstadt
Riga
Der Gebrauch unterschiedlicher Stilmittel
ist das Markenzeichen des lettischen
Komponisten Juris Karlsons.
Juris Karlsons wurde am 19. August 1948
geboren und erhielt seine erste musikalische
Ausbildung an der Tanzhochschule in Riga.
Von 1963 bis 1967 studierte er Musiktheorie,
um dann ans Lettische Staatskonservatorium
in die Kompositionsklasse von Janis
Ivanovs zu wechseln. Seine dortigen Studien
schloss er 1972 ab.
Von 1968 bis 1975 arbeitete er als Tontechniker
beim Lettischen Rundfunk. Danach
war er für sieben Jahre Toningenieur
beim Rainis Dailes Theater in Riga. Parallel
dazu unterrichtete er seit 1974 am
Lettischen Staatskonservatorium (heute:
Jazeps Vitols Musikakademie). Von 2000
bis 2004 leitete er dort die Kompositionsabteilung.
Zahlreiche Auszeichnungen
Juris Karlsons ist Mitglied der lettischen
Komponistenunion und war von 1989 bis
1993 deren Vorsitzender. 1984 wurde er
mit dem Janis-Ivanovs-Preis ausgezeichnet,
weil er die letzte, unvollendet gebliebene
Sinfonie Nr. 21 von Ivanovs (1906-
1983) vollständig instrumentierte. 1998
erhielt Karlsons den „Drei Sterne Orden“,
die höchste Auszeichnung der Republik
Lettland. Sechs Jahre später würdigte man
seinen Beitrag zur lettischen Kultur und
zur Entwicklung der Jazeps Vitols Musikakademie
mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde.
Da er sich auch um den kulturellen
Austausch mit Polen kümmerte,
blieben Auszeichnungen von dort nicht aus:
2005 erhielt er den Polnischen Staatspreis.
Karlsoans’ kompositorisches Schaffen
fällt durch den Gebrauch unterschiedlicher
Stilmittel auf. Oft versucht er, verschiedene
kompositorische Techniken des 20. Jahrhunderts
miteinander zu verschmelzen, sowohl
in seinen Bühnenwerken, aber auch
in sinfonisch oder vokal dominierten Kompositionen.
Das sinfonische Schaffen, zu
dem u.a. zwei Klavierkonzerte zählen, ist
rhythmisch sehr profiliert und zeichnet
sich durch eine sehr differenzierte Instrumentation
aus.
In seinen Werken für Blasorchester bewegt
er sich thematisch in Bereichen, die
dem Amateur-Blasmusiker geläufig sind:
Es geht um Aspekte aus dem dörflich-kleinstädtischen
Leben, wie in „Country Fair“
(ländliche Kirmes bzw. Kirchweih), oder um
konkrete Vorbilder aus der einheimischen
Volksmusik, wie in „Tanz aus Kuseni“, ein
Dorf, das westlich der Hauptstadt Riga etwa
im Zentrum Lettlands liegt. „Country Fair“
versetzt den Hörer sofort in die Atmosphäre
eines ländlichen Festes und durch diese
angedeutete Programmatik werden auch
einige weniger harmonisch klingende Stellen
sinnvoll in das Werk integriert. „Tanz
aus Kuseni“ ist in A-B-A-Form konzipiert,
wobei das thematische Material des A-Teils
durchaus das Zeug zum „Ohrwurm“ hat.
Abgerundet wird das Ganze durch zum
Teil sehr ungewohnte Kopplungen in der
Instrumentation.
Unter den Werken von Karlsons, die
eher zur „absoluten“ (also nicht programmatischen)
Musik gehören, seien die „Festive
Overture“ – nicht vergleichbar mit
dem gleichnamigen Werk von Dmitrij
Schostakowitsch – und die „Solemn Music“
empfohlen.
Online-Informationen über weitere Blasmusik
aus Lettland:
http://latvianbandmusic.wikispaces.com/
28
KulturFenster
Blasmusik
(12) Litauen – Feliksas Bajoras
Land
Fläche
Litauen
63.589 km²
Einwohner ca. 2.000.000
Hauptstadt
Vilnius
Will nicht der Routine verfallen, der
liatuische Komponist Feliksas Bajoras.
Feliksas Romualdas Bajoras, der am 7. Oktober
seinen 79. Geburtstag feierte, stammt
aus Alytus, einer etwa 70.000 Einwohner
zählenden Stadt im Süden Litauens, heute
etwa in der Mitte zwischen den Grenzen zu
Weißrussland und dem russischen Teil des
früheren Ostpreußen gelegen.
Nach ersten musikalischen Studien in
Kaunas (u.a. bei Vincas Bacevicius, dem
Vater der polnischen Komponistin Grazyna
Bacewicz) und einem Diplom im Fach Violine
am Staatlichen Litauischen Konservatorium
(heute: Litauische Akademie für
Musik und Theater) spielte er neun Jahre
als Geiger im Staatlichen Sinfonieorchester,
bevor er 1966 musikalischer Leiter
im Jugendtheater der Hauptstadt Vilnius
wurde. Von 1984 bis 1988 lebte Bajoras in
den USA. Danach unterrichtete er bis zu
seiner Pensionierung an der Litauischen
Musikakademie.
Interesse für Volksmusik
seines Landes
Als Komponist zeigte er schon früh Interesse
für die Volksmusik seines Landes.
In den späten fünfziger Jahren begann
er zunächst mit volkstümlicher Unterhaltungsmusik
und studierte parallel dazu
auch Komposition bei Julius Juzeliunas.
Selbst als er sich später der mehr „seriösen“
Musik zugewandt hatte, schrieb er
weiterhin auch populäre Lieder, die er oft
auch selbst vortrug.
1968 gewann er mit den „Variationen
für Streichquartett und Kontrabass“ den
zweiten Preis beim internationalen Alfredo-
Casella-Kompositionswettbewerb in Neapel.
Im gleichen Jahr entstand mit dem
siebenminütigen Konzertmarsch „Green
March“ auch sein erstes Werk für Blasorchester.
Weitere Auszeichnungen folgten
nach der Unabhängigkeit Litauens: 1998
der Litauische Staatspreis für Kunst, 2001
der Nationalpreis und 2004 de Preis des
litauischen Komponistenverbandes.
Stets die Strömungen der
zeitgenössischen Musik geläufig
Neben mehreren Sinfonien (u.a. die
2. Sinfonie nach seinen Erfahrungen bei
einem Besuch in der damaligen Tschechoslowakei)
komponierte Bajoras u.a.
die Oper „Das Gottesschäfchen" , Oratorien,
Kantaten, Lieder, Kammermusik sowie
Schauspiel- und Filmmusiken. Ihm
waren stets die Strömungen der zeitgenössischen
Musik geläufig. Ohne diese
sklavisch anzuwenden hat er sie in seine
eigene Tonsprache integriert, die auf der
neoromantischen Tradition aufbaut. Ruta
Gaidamaviciute beschreibt seine Musik
wie folgt: „Auch in seinem ehrwürdigen
Alter ist sein Schaffen nicht vorhersehbar
und er überrascht den Hörer mit seinem
originellen Zugriff auf traditionelle Genres
und Formen, einer einzigartigen Mischung
aus Volksmusik und zeitgenössischer Expression.“
Bajoras verlangte das Äußerste
von sich und den Interpreten seiner Musik.
„Bevor in meiner Musik eine Phrase
scheinbar beendet ist, sprießt bereits die
nächste“ so der Komponist. „Nur ein Musiker,
der noch nicht in Routine verfallen ist,
kann diesen Moment einfangen.“
Werke für Blasorchester
- Green March (1968)
- Mournful Music (1972)
- Vow (2011)
Weitere Informationen und Bestellung über
die englischsprachige Seite des Litauischen
Musik-Informationszentrums:
www.mic.lt/en/home
Nr. 05 | Oktober 2013 29
Neues
Am vergangenen 13. August hat der
Musikpädagoge, Komponist, Kapellmeister
und langjährige Landes- und heutige
Ehrenkapellmeister des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen (VSM) Gottfried Veit,
seinen 70-sten Geburtstag gefeiert.
Pünktlich dazu ist seine neue CD „Freiheit“
erschienen, mit der er sich selbst,
aber auch den Blasmusikliebhabern ein
besonderes Geschenk macht. Mit der
Sächsischen Bläserphilharmonie, dem
ehemaligen „Rundfunk-Blasorchester
Leipzig“ und einzigem professionellen
Blasorchester Deutschlands, hat er im
Jänner acht eigene und drei seiner Instrumentationen
eingespielt.
Es ist mittlerweile der bereits sechste
Tonträger, der ausschließlich Musik von
Gottfried Veit präsentiert. Dieses „Porträt
VI“ präsentiert bewusst traditionelle
Blasmusik in relativ kleiner Besetzung,
um auch der Originalbesetzung der Bläserphilharmonie
Rechnung zu tragen.
Lediglich für die „großen“ Werke wurden
Saxofone dazugenommen, die in der
Sächsischen Bläserphilharmonie nicht besetzt
sind. Das wohl bekannteste Werk ist
das romantische Tongemälde „Schloß Tirol“
aus dem Jahr 1988. Die weitere Stück-
Gottfried Veit dirigiert die
Sächsische Bläserphilharmonie
auswahl reicht von der viersätzigen „Alpenländischen
Tanz-Suite“ (1982), dem
„Andreas-Hofer-Marsch“ (2009), und der
„Böhmischen Rhapsodie“ (2004) bis hin
zur „Russischen Ouvertüre“ (2010) und
dem jüngsten Werk, der hymnischen Musik
„Jubelfest“ (2012). Das „Concertino“
(2005) für Euphonium und Blasorchester
mit dem Solisten Ikuko Miura-Neitsch
ist ein besonderer Leckerbissen auf der
CD, die mit dem Tongemälde „Freiheit“
(2007), der klingenden Ortschronik der
Gemeinde Rettenbach am Auerberg im
Ostallgäu, eingeleitet wird. Die Arrangements
des „Duettino“ für zwei Flöten
(Claudia Scheibe und Jill Jeschek) und
Blasorchester von Franz Doppler, der Ouvertüre
zum Singspiel „Andreas Hofer“
von Albert Lortzing und des Konzertmarsches
„Dolomitenwacht“ von Karl Koch
vervollständigen die Werksliste dieses
„Freiheit - Porträt VI“ auf CD
klingenden Porträts eines großen Musikers:
Gottfried Veit!
Stephan Niederegger
Die CD „Freiheit - Porträt VI“, ein
Geburtstagsgeschenk zum 70er von
Gottfried Veit
„Es lebt der Schütze froh und frei“ ist
ein vermutlich im 19. Jahrhundert entstandenes
deutsches Soldatenlied aus der Steiermark.
Der Verfasser sowohl des Textes
als auch der Melodie ist unbekannt.
Bereits im Tiroler Gedenkjahr 1984 hat
Gottfried Veit im Comes-Verlag (Edition
musica comitis) den Südtiroler Schützenmarsch
veröffentlicht und im Trio dieses
bekannte Lied verarbeitet. Lange Zeit
war der Marsch vergriffen und ist vereinzelt
als vergilbtes Notenblatt in den Archiven
der Musikkapellen verstaubt. In
der neuen Edition Männlein (DVO Druck
und Verlag Obermayer GmbH) ist dieser
nun in neuer Auflage erschienen. Dieser
ganz nach altösterreichischer Tradition
verfasste Marsch präsentiert sich
in einem völlig neuen und zeitgemäßen
Druck, der sämtliche Einzelstimmen der
heute üblichen Besetzung einer Musikkapelle
berücksichtigt. Selbstverständlich
gehören dazu auch die vollständige
Partitur und die so genannten Schwei-
Südtiroler Schützenmarsch
zer Stimmen. Das gesungene Trio sollte
diesen Liedermarsch zu etwas Besonderem
machen, leider ist der Liedtext nur
in der Partitur abgedruckt und nicht für
jede Gelegenheit passend. Zudem wurde
dieses Lied – wie viele andere Volkslieder
auch – durch die Jahrzehnte immer wieder
von verschiedenen politischen Strömungen
vereinnahmt und mit entsprechende
Texten versehen, weshalb man
sich bei der Aufführung mit den vom Komponisten
vorgeschlagenen Strophen begnügen
sollte.
Stephan Niederegger
Titelblatt des neu aufgelegten „Südtiroler
Schützenmarsches“
von Gottfried Veit - Edition Männlein
30
KulturFenster
Blasmusik
Festliche
Fanfaren
Für vier Bläserchöre und
Pauken von Gottfried Veit
Festlicher
Marsch
Prozessionsmarsch von
Gottfried Veit
Diese mehrere Jahre zurückliegende Publikation
- nach einer alten Handschrift -
wurde nun neu aufgelegt und vom Verlag
„Edition Männlein“ übernommen. Es
handelt sich um eine leicht spielbare, wirkungsvolle,
mehrchörige Fanfarenmusik.
Diese Komposition sieht vier Instrumentalgruppen
vor, die zuerst meist abwechselnd
und in der Folge immer enger zusammenrücken
und schließlich im strahlenden
„Tutti“ musizieren.
Walter Cazzanelli
Die Besetzung sieht folgende
vier Bläserchöre vor:
I. Chor: 4 Trompeten und Pauken
II. Chor: 4 Flügelhörner
III. Chor: 4 Posaunen (verfügbare Stimmen
im Bass- und Violinschlüssel)
IV: Chor: 3 Tenorhörner, 1 Bariton im Bassund
Violinschlüssel, 2 Tuben
im Bass- und Violinschlüssel
Festliche Fanfaren: Edition Männlein, DVO-
Musikverlag Tel.: 0049 0 8241 5008-48,
E-Mail: info@dvo-verlag-de
Eine feierliche Fanfare in Es-Dur, strahlende
Fanfaren als Mittelteil in B-Dur und eine
sehr transparent und homogen gesetzte
Hymne, die wieder in die Ursprungstonart
wechselt, zeichnen diesen „Festlichen
Marsch“ aus. Lange Zeit war der Marsch
nicht mehr erhältlich, den Gottfried Veit bereits
1981 im Comes-Verlag (Edition musica
comitis) veröffentlicht hatte. In der
neuen Edition Männlein (DVO Druck und
Verlag Obermayer GmbH) ist dieser nun
in neuer Auflage erschienen. Der Komponist
selbst hat diesen Marsch als „Prozessionsmarsch“
untertitelt und will damit
wohl hervorheben, dass diese zeitlose Musik
zu vielen Gelegenheiten einsetzbar ist.
Der Marsch präsentiert sich nun in einem
völlig neuen und zeitgemäßen Druck, der
sämtliche Einzelstimmen der heute üblichen
Besetzung einer Musikkapelle berücksichtigt.
Selbstverständlich gehören
dazu auch die vollständige Partitur und die
so genannten Schweizer Stimmen.
Stephan Niederegger
Das Titelblatt der Pubblikationen aus
der Feder von Gottfried Veit
Von Südtirol hinaus in die Welt …
Erstaufführungen der „Sinfonie Nr. 4“ von Johan de
Meij in Amerika und Holland
Das Südtiroler Jugendblasorchester
(SJBO) hat unter der Leitung von Peter
Vierneisel die „Sinfonie Nr. 4“ (Sinfonie
der Lieder) von Johan de Meij in Bozen,
Schlanders und bei den Gustav-Mahler-
Musikwochen in Toblach mit großem Erfolg
uraufgeführt – siehe eigenen Bericht.
Im November soll das Werk im Musikverlag
„Amstel Music“ veröffentlicht werden,
dem Eigenverlag von Johan de Meij
und des dänischen Komponisten Søren
Hyldgaard. Zuvor stehen die Erstauffüh-
rungen in Amerika und Holland an. Der
Komponist selbst wird diese beiden Aufführungen
dirigieren, und zwar am 20.
Oktober in Sugar Loaf (New York) mit
dem „Greater New York Wind Symphony“
(GNYWS) und am 3. November mit dem
„Philips Symphonisch Blaasorkest“ (PSB)
in Eindhoven.
Stephan Niederegger
Siehe dazu den Konzertbericht „Wenn Tuben
Lampenschirme tragen“ (S.23)
Titelblatt der „Sinfonie Nr. 4“ (Sinfonie
der Lieder) von Johan de Meij, die im
November im Musikverlag „Amstel
Music“ veröffentlicht wird.
Nr. 05 | Oktober 2013 31
Neues
Bereits im Dezember 1970 hat Gottfried
Veit in der „Tiroler Volkskultur“, dem damaligen
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen und Vorgänger des
heutigen „KulturFensters“, eine Artikelserie
unter dem Titel „Die Blasmusik – Studie
über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen
Musik“ veröffentlicht. Diese Artikelserie
wurde anschließend im Innsbrucker
Verlag „Edition Helbling“ in Buchform
veröffentlicht und diente seither als interessantes
und hilfreiches Nachschlagewerk.
Da das Buch heute seine Aktualität verloren
hat und mittlerweile auch vergriffen
ist, war bereits seit einiger Zeit die Idee zu
einer Neuauflage geboren. Im Laufe der
Überarbeitung sollte sich jedoch bald herausstellen,
dass es notwendig war, die Texte
vollständig neu zu gestalten. Nicht nur die
Einteilung der einzelnen Kapitel wurde geändert,
sondern auch die Inhalte wurden
ergänzt, erklärt der Autor im Vorwort des
neuen Buches: „Dadurch entstand ein fast
völlig neues Kompendium über verschiedene
Themen der geblasenen Musik.“
Diese umfangreiche Publikation wurde nun
im DVO-Verlag unter dem Titel „Die Blas-
„Die Blasmusik“
Gottfried Veit über die Meilensteine in der geschichtlichen
Entwicklung der Blas- und Bläsermusik
musik – Meilensteine in der geschichtlichen
Entwicklung der Blas- und Bläsermusik“
veröffentlicht. Der Titel soll einerseits den
Bezug zu seinem Vorgänger wahren und
andererseits zeigen, dass es sich um eine
gründlich überarbeitete Ausgabe des „alten“
Blasmusik-Buches handelt. Gottfried
Veit spannt einen geschichtlichen Bogen
von der vorchristlichen Zeit bis zum militärischen
und zivilen Blasmusikwesen der
Gegenwart. Ein Verzeichnis der verwendeten
und weiterführenden Literatur, ein
detailliertes Stichwortverzeichnis und ein
ausführliches Personenverzeichnis erleichtern
die Handhabung dieses Nachschlagewerkes
der Blasmusik, das sich dadurch
für jedes einschlägige Bücherregal wärmstens
empfiehlt.
Stephan Niederegger
Das Standardwerk über die „geblasene
Musik“ von Gottfried Veit kommt in
überarbeiteter Form wieder auf den Markt.
Im ersten Moment mag das für manche ein
Kulturschock sein, andere mögen die Nase
rümpfen oder unverständlich den Kopf schütteln.
Aber warum eigentlich?
Die Bläser machen doch nichts anderes
als das, was sie seinerzeit gelernt haben: Viele
von ihnen haben ihre musikalische Laufbahn
in Blasorchestern ihrer Heimat begonnen,
einige spielen heute immer noch in einer
Blaskapelle. Mit Marschmusik sind sie daher
von Kindesbeinen an vertraut – und sie
sind und bleiben Blasmusiker. Und das war
schließlich auch der Beweggrund für diesen
außergewöhnlichen Tonträger, erklärt Ulrich
Haider, der stellvertretende Solohornist und
Initiator des Projekts. Dass Lorin Maazel, der
neue Chefdirigent der Münchner Philharmoniker,
und Zubin Mehta dirigieren, gibt dem
Projekt eine zusätzliche Note. Der Reinerlös
der CD kommt der Orchesterakademie
der Münchner Philharmoniker zugute, die
besonders begabte Nachwuchsmusiker
fördert. Daraus erklärt sich auch der Titel
des Tonträgers: „Für uns Ehrensache“. Andreas
Hofmeir, Tubist von LaBrassBanda
und Professor am Mozarteum Salzburg, war
selbst Absolvent dieser Akademie. Deshalb
war es auch für ihn „Ehrensache“, bei der
Philharmonie-Blaskapelle mitzumachen.
Die Maestri und sämtliche Musiker haben
auf ein Honorar verzichtet.
„Es ist ein musikalisches Abenteuer, und
ich bin sehr glücklich, dass ich zugesagt
habe.“ (Lorin Maazel)
„Die Musik ist herrlich, und die Musiker
spielen das mit einer Virtuosität, das ist
verblüffend.“ (Zubin Mehta)
Aufgenommen wurden die Märsche nicht
im Münchner „Gasteig“, dem Kultur-, Bildungs-
und Tagungszentrum, sondern im
altehrwürdigen Münchner Hofbräuhaus. Die
Liste der 18 Märsche liest sich wie das „Who
is Who“ der Marschliteratur. Und dass für die
Musiker auch dort höchste Qualität zählt, hört
man zweifellos, wenn in der CD-Titelauswahl
mit bayerischen, böhmischen und österreichischen
Märschen – von A wie „Alte Kameraden“
bis W wie „Weiß Blau Marsch“ - sowie
einem amerikanischen („Hands Across
„Für uns Ehrensache“
Die Bläser der Münchner Philharmoniker spielen Märsche
the Sea“ von John Philip Sousa) etwa ein
Soloposaunist den Nachschlag spielt. Die
Märsche wurden bei einem Konzert Anfang
März im Münchner Hofbräuhaus präsentiert.
Wer sich selbst den „Erzherzog-Albrecht-Marsch“
oder den „Mars der Medici“
von den Münchner Philharmonikern anhören
will, dem kann diese CD empfohlen werden.
Stephan Niederegger
Ein Bekenntnis zur Marschmusik
– die CD der Bläser der Münchner
Philharmoniker
32
KulturFenster
Blasmusik
Dirigententypen und Musiker Typen
Eine musikalische „Charakterstudie“ von Leopold Libal
Doktor neben dem Maurer auf die Pauke,
bläst die Reinigungskraft neben der Frau
Universitätsdozentin in das Horn usw. Und
alle kämpfen nicht mit der Tücke des Objektes,
das da Musizieren heißt, sondern
auch damit, sich mehr oder weniger selbst
zu präsentieren.“ Auf die Vielfalt kommt es
auch im Buch an. In kleinen Anekdoten und
Zitaten werden die verschiedenen Persön-
lichkeiten, also unsere Musikkollegen, ob
jung, ob alt, gezeichnet und liebevoll porträtiert.
Jeder erkennt sich als Instrumentalist
sofort wieder und auch so mancher
Dirigent wird sagen: „Den kenn ich.“ Ein
Buch, das schnell gelesen ist, aber nachhaltig
wirkt.
Alois Loidl
aus Beitäge ÖBZ - Lesezeichen
Das Buch „Dirigententypen und Musiker
Typen“, eine heitere Lektüre nicht nur
für Musiker
Musik hat Charakter und auch jeder Musiker
seinen eigenen, nach dem auch das
passende Instrument ausgesucht wird. Es ist
also kein Zufall, was wir spielen und ein Leben
lang mehr oder weniger üben.
Leopold Libal hat sich mit diesem Phänomen
in humorvoller Weise auseinandergesetzt
und ein Handbuch mit heiteren Betrachtungen
über sich-ernst-nehmende
Musiker verfasst. Der Titel: Dirigententypen
und Musiker Typen
Immer wieder kommt man ins Schmunzeln
und gibt dem Schreiber recht. Genauso
verhält sich ein Posaunist oder gibt sich eine
Flötistin. Einige Sätze aus dem Vorwort machen
alles klar: „Die Blasmusik in all ihrer
Vielfalt bietet auch heute noch ein wunderbares
Betätigungsfeld für Menschen und
Bevölkerungsschichten. Da haut der Herr
Zur Person
Leopold Libal, ein früher 1959er, musste
bereits mit 9 Jahren das Instrument Tenorhorn
lernen, um auch vereinsmäßig
Fußball spielen zu dürfen („War ein guter
Deal“). Nach der Ausbildung zum Maschinenbauingenieur
folgten das Volkskundestudium
an der Uni Wien und das Studium
im Fach „Jazzposaune“ bei DDr. Erich
Kleinschuster am Konservatorium Wien.
Anschließend „blasmusikumtriebig“ als
Musiklehrer, Vereinsfunktionär, musikalischer
Leiter in verschiedensten Funktionen,
Prüfer und Juror. Tätigkeit als Jazzmusiker
in verschiedenen Gruppen, u.a. im
Blechbläserensemble „Blechissimo“; zudem
derzeit eufoniumspielendes Mitglied
des Musikvereins Mannersdorf.
Zu seinen vielen Hobbys zählen: Unergründliche
Blasmusikhintergründe ergründen,
Reisen, Witzeseminare abhalten (!),
Lesungen, Quartett spielen, Komponieren,
Schreiben, Schmieden, Obstbaumschneiden,
Garteln, Nicht-Nichtstun ....
Für 2013 ist die Herausgabe des zweiten
Buches mit dem Titel „Blasmusikzynismen“
geplant.
Um Fußballer zu werden, musste
er Tenorhorn lernen; heute
spielt Leopold Libal Eufonium im
Musikverein.
„Mich interessiert fast
alles.
Von Menschentypen bis
zum Obstbaumschnitt.“
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist
Freitag, 15. November 2013. Bitte Termin genau beachten!
Nr. 05 | Oktober 2013 33
Musikpanorama
Kapellmeister Günther Walder legt mit
der Musikkapelle Niederdorf einen
Schwerpunkt auf die Marschmusik.
•Musikpanorama
Marschmusikprobe mit Peter Kostner
Der bekannte ORF-Moderator als Gastdirigent bei der MK Niederdorf
Kapellmeister Günther Walder hat die
Marschmusik in den Mittelpunkt einer
Musikprobe gestellt und dazu den renommierten
Kapellmeister, Dozenten und ORF-
Moderator Peter Kostner aus Innsbruck
als Gastdirigenten eingeladen.
So wie es in vielen Bereichen immer wieder
notwendig und sinnvoll ist, Inhalte, Formen
und Traditionen zu hinterfragen und
neu zu beleben, so mache es durchaus
Sinn, dies auch in der Blasmusik zu tun,
ist Walder überzeugt. Mit den bekannten
Märschen „Mein Tirolerland“ (Sepp Tanzer)
und „Schwert Österreichs“ (Joseph
Franz Wagner) sowie dem Prozessionsmarsch
„Salvator“ (Oskar Bohnsack)
zeigte Peter Kostner auf, welche musikalischen
Aspekte der Marschmusik von
zentraler Bedeutung sind. Dabei sei es
wichtig, Märsche rhythmisch angemessen
und technisch sauber zu spielen, auf
eine möglichst gute dynamische Differenzierung
zu achten, die Besonderheiten der
Harmonien hörbar zu machen und zu genießen.
Auch Artikulation und Intonation
spielten, wie in jeder anderen Musikgattung,
eine wichtige Rolle. Mit seiner überaus
freundlichen und zuvorkommenden
Art verstand es Peter Kostner, die Musikanten
zwei volle Stunden lang in den
Bann zu ziehen und auf ein Neues für
den Marsch zu begeistern.
MK Niederdorf
34
KulturFenster
Blasmusik
Einkehr im Forst-Biergarten
MK St. Lorenzen zu Gast bei Alexander von Egen
Mitte August hat der Nordtiroler Musikbezirk
Landeck zum Bezirksmusikfest in
die Tourismushochburg Serfaus geladen.
Gemeinsam mit den Musikkapellen von
Kortsch und Welschellen war auch die
Musikkapelle von St. Lorenzen im oberen
Inntal im bekannten Ski- und Wandergebiet
„Serfaus-Fiss-Ladis“ zu Gast.
Auf der Heimfahrt über den Reschen
sind die Pusterer Musikanten auf Einladung
des Forst-Verwaltungsrates Alexander
von Egen zum Abendessen im Biergarten
der Brauerei in Algund eingekehrt.
Der ehemalige Politiker freute sich über
die musikalischen Gäste aus dem Pustertal:
„Wir Südtiroler sind nicht die Besten
der Welt, aber wir sind auf jeden Fall gut
und darauf können wir stolz sein und anstoßen!“
Mit dem „Heimatland-Marsch“
bedankte sich die Musikkapelle für den
freundlichen Empfang.
mksl
Alexander von Egen (rechts) bedankt
sich beim Musikobmann Toni Erlacher
für den Besuch und das musikalische
Ständchen.
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Ein Hinweis und eine Bitte … damit alle was vom „Musikpanorama“ haben
Für die Redaktion des KulturFensters ist es sehr erfreulich, wenn viele Musikkapellen ihre Berichte zur Veröffentlichung
im „Musikpanorama“ schicken und wir bedanken uns sehr herzlich für alle Beiträge. Gleichzeitig
erlauben wir uns, noch einmal darauf hinzuweisen, dass einerseits das Platzangebot begrenzt ist und
andererseits möglichst vielen Musikkapellen „Raum“ für ihre Berichterstattung gegeben werden soll. Deshalb
wurde die Textlänge mit 1000 Zeichen als Richtwert festgelegt. Besonders wenn viele Beiträge von Musikkapellen
zu bestimmten Anlässen – z.B. über Cäcilienfeiern und Frühjahrskonzerte – zu veröffentlichen
sind, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Vorgaben möglichst genau eingehalten werden. Daher unsere
nochmalige Bitte an alle Berichterstatter der Musikkapellen, dies in Zukunft berücksichtigen zu wollen.
Nr. 05 | Oktober 2013 35
Impressum
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Südtiroler Sängerbundes
und des Heimapflegeverbandes Südtirol
Eigentümer und Herausgeber:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen
Ermächtigung Landesgericht Bozen
Nr. 27/1948
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes
verantwortlich:
Dr. Alfons Gruber
Als Pressereferenten für die Darstellung der
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:
VSM: Stephan Niederegger,
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it
SCV: Paul Bertagnolli,
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net
HPV: Josef Oberhofer, E-Mail: josef@hpv.bz.it
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte
werden nicht zurückerstattet.
Redaktion und Verwaltung:
Verband Südtiroler Musikkapellen,
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347
E-Mail: info@vsm.bz.it
Einzahlungen sind zu richten an:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,
Waltherhaus
Raiffeisen-Landesbank, BZ
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771
SWIFT-BIC: RZSBIT2B
Jahresbezugspreis: Euro 20
Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.