Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 67. Jahrgang
Nr. 5 | OKTOBER | 2015
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Kinder- und Familienkonzerte
Gedenken an Sepp Innerkofler
Singen im Chor stärkt Gesellschaft
• Geleitwort •
• Inhalt •
• Blasmusik
„Erlebnis und Leidenschaft“
• Heimatpflege
Alle fünf Jahre wird es festlich begangen,
das Landesmusikfest, und immer ist es ein
Hochfest der Blasmusik. So auch in diesem
Oktober, wo die 17. Aufl age in Meran über
die Bühne ging. Wohl keine andere Stadt eignet
sich mehr für diesen glanzvollen Höhepunkt
als die Kurstadt, ist sie doch der Inbegriff
schlechthin für Tradition und Innovation.
Erlebnis und Leidenschaft – das ist das Leitmotiv,
das Pepi Fauster, der Obmann des
VSM, mit seinem Team für das diesjährige
Landesmusikfest gewählt hat. Die Botschaft
richtet sich nach innen und nach außen:
nach außen an die unzähligen Menschen,
die für Blasmusik ein Herz und eine Seele
haben, die die Konzerte im Kursaal und
im Freien besuchen und die Straßen beim
großen Festumzug säumen - und nach innen
an die eigenen Musikantinnen und
Musikanten, weil sie erleben, dass Blasmusik
ein hohes kulturelles Gut ist, das
es lohnt zu pflegen und zu hegen, jahrein,
jahraus! Ist heute ein Musikfest dieser Größenordnung
noch zeitgemäß? Diese Frage
stellt Obmann Pepi Fauster und er antwortet
mit einem entschiedenen Ja. Denn die
211 Musikkapellen in den 116 Gemeinden
seien herausragende Kulturträger in traditioneller
und innovativer Hinsicht, seien Botschafter
unseres Landes nach außen, sie
leisteten für die Pfl ege der Gemeinschaft
unverzichtbare Dienste – mit einem Wort:
Sie sind von unserer Kulturlandschaft nicht
mehr wegzudenken.
Das Musikfest bot die Vielfalt der Blasmusik
von ganz Südtirol. Aber wer sich daran in
Meran erfreute, wird vermutlich nicht ahnen,
wie viel Arbeit im Kleinen dahinter steckt.
Denn eines ist klar: Es fallen keine Meister
vom Himmel, sondern jeder Fortschritt, der
schließlich zur Meisterschaft führt, muss hart
erarbeitet werden. Da gilt es, Seminare zu
organisieren, Wettbewerbe zu veranstalten,
Motivation zu fördern, um auf der Stufenleiter
weiter nach oben zu kommen. Das 17.
Landesmusikfest hat bewiesen, dass der
VSM auf einem guten Weg ist. Alfons Gruber
• Chorwesen
Warum Kinder- und Familienkonzerte wichtig sind 3
„Im Wesen der Musik liegt es, Freude zu bereiten“ 4
Das Südtiroler Jugendblasorchester auf dem Prüfstand 6
Neues „Kleid“ der Jungbläserwochen 8
Zehnte Bezirksjungbläsertage im Pustertal 9
Bezirksjungbläsertage des Bezirkes Brixen in Natz 10
Jungbläsertage des Bezirkes Meran in Nals 11
Dirigentencoaching für aktive Kapellmeister 12
Zweite Auflage der Dirigentenwerkstatt 13
Südtirols Blasmusik unterm Goldenen Dachl 14
Sommernachtskonzert der Musikkapelle Naturns 15
Verdienstkreuz des Landes Tirol für Hermann Wenter 16
D. Rainer - Studium in Spanien abgeschlossen 17
Myriam Tschenett
Jugendleiterin der Musikkapelle Mals 18
Marco Nussbaumer zum 40. Geburtstag 19
Abschied von Hans Schaad 20
Musikpanorama 21
Zukunft des alten Handwerks 24
Das Zehenmesserhaus in Sarnthein 25
Radikale Entfernung von Rosskastanien
am Kirchplatz in Pfalzen 26
Die Pestkapelle Ladurn 27
Toblach – ein Dorf an der Scheide
von Dolomiten und Villgratner Bergen 28
Von der Heimat 29
Die Lorenziraber in Naturns-Plaus 30
Gedenken an Sepp Innerkofl er –
Denkmal in Sexten 31
Büchertisch 32
Junger Lederhosenschneider in Salurn 34
Europeade 2015 in Schweden 35
Schuhplatteln will gelernt sein 36
Singen im Chor stärkt die Gesellschaft 37
Seit dreizehn Jahren Projekt klaNg 38
Vom Spiellied bis zum Mozarttanz 39
Chor- und Stimmbildungswoche –
Abschlusskonzert in Burgeis 41
Seminar für Chorleiter und
Chorleiterinnen in Dietenheim 42
Jugendliche begeistern mit Musicalsongs 43
Bezirk Bozen bei Nestroys
„Mädel aus der Vorstadt“ in Laag 44
Kompositionspreis für Mathias
J. Schmidhammer 45
Stimmgabel 46
Titelbild: Das Landesmusikfest wird alle fünf Jahre zur „Feier der Blasmusik“ veranstaltet – im Bild die Bauernkapelle Onach beim
Landesmusikfest 2010. © Stephan Niederegger
2
KulturFenster
Vorweg
Blasmusik
Warum Kinder- und
Familienkonzerte wichtig sind ...
… oder: Wie man neues Publikum gewinnt!
Warum veranstalten große und berühmte
Orchester wie die Wiener Philharmoniker
Kinder- und Familienkonzerte? Um den
Nachwuchs brauchen sich solche Ensembles
keinen Kopf zu zerbrechen, stehen
doch für jede zu besetzende Stelle Dutzende
von bestens ausgebildeten Musikerinnen
und Musikern in den Startlöchern.
Warum tun sie sich dann diese Arbeit an?
Große Orchester werben auf diese Art und
Weise für neues Publikum. Das kommt
nämlich nicht von allein.
Was den großen Orchestern recht ist,
sollte den kleinen Orchestern nur billig sein.
Immer wieder neues Publikum braucht die
Musikkapelle. Und das locken wir nicht
mit einem hübschen Abendkonzert hinter
dem Ofen hervor. Kinder- und Familienkonzerte
schlagen zwei Fliegen mit einer
Klappe. Sie besorgen uns neues Publikum
und motivieren Kinder und oft auch
Eltern zum Mitmachen. Ob Singen, Tanzen,
Schauspielen oder gar selber Musik
machen – der Phantasie sind in diesem
Bereich so gut wie keine Grenzen gesetzt.
Das klingt jetzt nicht nur nach viel Arbeit,
das ist viel Arbeit.
Was braucht man für ein
gelungenes Kinderkonzert?
Einen „kindgerechten“ Termin (20.30
Uhr ist eher weniger geeignet), ein Thema
(es reicht auch schon der berühmte, wie
auch immer geartete „rote Faden“), eine
„Mitmachgelegenheit“ (kann geplant oder
spontan sein), außergewöhnliche Instrumente
(wer weiß denn schon, wie ein
Fagott aussieht), einen guten Gag (was
passiert normal nicht in einem Konzert?),
wie schon erwähnt Phantasie und damit
verbunden Improvisationstalent, ein Konzept
wäre nicht schlecht und, und, und.
Holen Sie sich Hilfe. Schulen, Lehrpersonen,
Eltern, Kindergärtnerinnen, Kapellmeisterkollegen,
Musikantinnen und
Musikanten sind oft wahre Meister, wenn
es darum geht, etwas Kindgerechtes auf
die Beine zu stellen.
Und noch was: Ein Kinderkonzert
macht noch keine Jugendarbeit und
auch kein neues Publikum. Veranstaltungen
dieser Art müssen ebenso kontinuierlich
angeboten werden wie andere
Veranstaltungen auch. Dann sind Spaß
Viel Arbeit steckt in der Vorbereitung
und Aufführung von Kinder- und Familienkonzerten.
Es lohnt sich aber auf
lange Sicht, zeigt sich Verbandskapellmeister
Sigisbert Mutschlechner überzeugt.
und Erfolg garantiert. Für die Musikkapelle,
die Kinder und deren Eltern. Das
weiß ich aus eigener Erfahrung.
Sigisbert Mutschlechner
VSM-Verbandskapellmeister
Wenn Kinder aktiv mitmachen dürfen, können sie leichter in das „Geheimnis der Musik“ eintauchen – im Bild die Kinder
und Lehrpersonen der Grundschule Jenesien, die zusammen mit der Musikkapelle das Musical „Das Geheimnis der Musik“
aufführten.
Nr. 05 | Oktober 2015 3
Das Thema
„Im Wesen der Musik liegt es,
Freude zu bereiten“
Musikkapellen gestalten Kinder- und Familienkonzerte
Es lohnt sich also, sich in diese
Richtung zu engagieren!
Die Musikkapelle und Grundschule Jenesien brachten in enger Zusammenarbeit das
selbst geschriebene und inszenierte Musical „Das Geheimnis der Musik“ mit großem
Erfolg auf die Bühne.
Südtirols Musikkapellen müssen sich um
den Nachwuchs scheinbar keine Sorgen machen.
Wirft man einen Blick auf die Altersstruktur
der Mitgliedskapellen auf der Internetseite
des VSM, so erfährt man, dass 28
Prozent der aktiven Musikantinnen und Musikanten
unter 20 und weitere 26,9 Prozent
zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Nicht
von ungefähr! Schließlich wird mittlerweile
seit Jahrzehnten eine gezielte Jugendarbeit
betrieben. Ein wichtiger Faktor dafür, dass
das Mitwirken in einer Musikkapelle mehr
denn je interessiert, ist mit Sicherheit auch
der, dass es die Blasmusik hierzulande geschafft
hat, das „Tschingderassabum“-Image
nachhaltig abzulegen und aus dem Eck eines
Männerclubs heraus zu kommen. Die Musikkapellen
sind heute äußerst vielseitig ausgerichtet
und erreichen so ein breites Publikum
verschiedenster Couleur.
Kinder- und Familienkonzerte, um die es
hier geht, haben an dieser Entwicklung sicherlich
auch einen wichtigen Anteil. Seien
es nun Musicals, Märchen, Mitmach- und
Themenkonzerte, kreative Instrumentenvorstellungen,
Abschlusskonzerte von Musikwochen,
Konzerte von Jugendkapellen
oder andere Veranstaltungen in Zusammenarbeit
mit Kindergarten und Grundschule,
sie alle bringen die Blasmusik näher
an die Kinder und deren Eltern heran.
Das besondere Erlebnis, der spürbare Erfolg
und das Gemeinschaftsgefühl, das alles
mit Kinder- und Familienkonzerten stets
einhergeht, lassen die Ausführenden in einzigartiger
Weise spüren, dass es sich lohnt,
sich einzusetzen, zu üben und zu proben.
Derartige Erfahrungen motivieren zum Erlernen
eines Instruments und machen die
Mitgliedschaft in der Kapelle zu einem erstrebenswerten
Ziel, aber nicht nur.
Ganz im Sinne des Zitats des griechischen
Philosophen Aristoteles im Titel schaffen es
Kinder- und Familienkonzerte wie wenige
andere Konzertveranstaltungen, bei allen
Beteiligten eine besondere Faszination hervorzurufen.
Wird dieses Hochgefühl einmal
erfahren, so vermag es Musikschülerinne,
Musikschülern und deren Eltern nicht zuletzt
vielleicht auch über manche Durststrecke
zu retten, die sich beim Erlernen
eines Instruments zwangsläufig einstellt.
Schließlich stellen Kinder- und Familienkonzerte
auch einen wertvollen kulturellen
und erzieherischen Beitrag sowie
eine kreative Bereicherung für die örtlichen
Veranstaltungskalender dar, ein wichtiges
Argument für die Anerkennung durch Gesellschaft
und Politik in Zeiten knapper werdender
Mittel.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile eine
Reihe fertig ausgearbeiteter Beispiele für
Kinder- und Familienkonzerte, was den Zugang
für Interessierte erleichtert. Der Aufwand
für die Umsetzung ist dabei recht
unterschiedlich, es gibt aber durchaus einfachere
und dennoch lohnende Formate.
Die bekannten Suchmaschinen und Notendatenbanken
im Internet leisten hier mit
Filterfunktionen und der Zurverfügungstellung
von Notenbeispielen und Aufnahmen
sehr gute Dienste. Zu empfehlen ist unbedingt
auch eine Recherche mit entsprechenden
Stichworten im Videokanal „You
Tube“, allein schon zur Inspiration der eigenen
Kreativität. Dieser sind beim Entwickeln
von Konzepten für Kinder- und Familienveranstaltungen
im Übrigen kaum
Grenzen gesetzt.
Die Möglichkeiten sind dabei sehr vielfältig.
Mit wenig Aufwand lassen sich Kinder
und Familien in routinemäßig stattfindende
Konzerte integrieren, auch nur
dadurch, dass in der Moderation auf sie
eingegangen wird. Auf diese Art ist es möglich,
näher an Kinder und Familien heran
zu kommen, ohne eigens ein Projekt dafür
veranstalten zu müssen. Es wäre z.B.
möglich, Kinder zu einem Konzert einzuladen
und ein Lieblingsstück wählen zu
lassen, das am Ende des Konzerts ein
zweites Mal aufgeführt wird. Man könnte
Kinder auch spontan - z.B. mit Orff- oder
Schlaginstrumenten - mitspielen oder sie
bei einem geeigneten Stück mittanzen lassen.
Hier sind viele weitere Ideen denkbar,
z.B. ein Kind einmal einen Einsatz geben
zu lassen und dabei zu erklären, wie Dirigieren
funktioniert und vieles mehr. Derartige
Initiativen müssen natürlich geplant
und durchdacht werden, damit sie nicht –
schlimmstenfalls – ins Lächerliche abgleiten,
sie sind aber ansonsten leicht zu realisieren
und durchaus lohnend.
4
KulturFenster
Blasmusik
In verschiedene Rollen schlüpfen, andere Länder „musikalisch“ bereisen – die Freude daran übertrug sich bei allen Aufführungen
von den Darstellern auf das Publikum.
In eine ähnliche Richtung geht auch die
Abhaltung einer öffentlichen Probe – warum
nicht – sogar im Musikpavillon. Hier
ist sicherlich der Dirigent besonders gefordert,
dem Publikum seine Probenarbeit anschaulich
näher zu bringen, denn außer
der Vorbereitung eines Headsets mit Lautsprecheranlage
ist hier weiter nicht viel zu
organisieren.
In der Folge möchte ich weitere gelungene
Beispiele aus meiner eigenen Erfahrung
anführen. Sehr empfehlenswert bei
der Umsetzung eigener Ideen ist auf jeden
Fall eine Kooperation mit Grund- oder Musikschule.
In den verschiedenen Orten, in
denen ich tätig war, bin ich hier eigentlich
immer auf offene Ohren und sehr viel Engagement,
Kompetenz und Begeisterung
gestoßen. Dafür sei an dieser Stelle allen,
mit denen ich zusammenarbeiten durfte,
ein herzliches Dankeschön gesagt!
Als Kinder- und Familienprojekte seien
genannt:
• Ein Musikfest auf Burgen in Tirol (Konzept
von Hermann Große-Jäger)
• Umsetzung des Stücks „Ein Tag im Zirkus“
von James Curnow
• Begleitung einer Lesenacht oder Märchenwanderung
mit passenden Musikstücken
und Kinderliedern (z.B. Dracula-
Rock)
• Krippenwanderung (Stationen mit Musik)
• Musicals wie „Freude“ (Kurt Gäble),
„Max, der Regenbogenritter“ oder „Wakatanka“
(Christian Kunkel)
• Gestaltung eines Vormittags mit Stationen
und abschließendem Kurzkonzert
bzw. Präsentation in der Grundschule
(als Stationen eignen sich z.B.
Klanggeschichte, Instrumente raten/basteln,
Musik und Meditation, Marschieren,
Bewegung und Pantomime, Klang-
Memory, Musikrätsel, Schätzspiel…)
• Lieder mit angepasstem Text
Zur Person: Ralf Stefan Troger
• Musikstücke mit Erzähler, z.B. Don Quixote
(von Ferrer Ferran) oder Band Land
(von Derek Bourgeois)
Eines meiner schönsten Projekte war die
Aufführung des selbst geschriebenen Musicals
„Das Geheimnis der Musik“ in Jenesien
im heurigen Jänner. Am Anfang dieses
Projekts, von dem übrigens die Fotos hier
stammen, stand ein weißes Blatt Papier. In
Zusammenarbeit mit Gerlinde Weber und
Gerhard Hofer von der Grundschule Jenesien
entstand nach und nach die Geschichte,
ein Drehbuch wurde geschrieben, passende
Musikstücke wurden ausgewählt und arrangiert,
Kostüme gebastelt und das Ganze inszeniert.
Nicht zu unterschätzen bei derartigen
Projekten sind immer Technik und
organisatorischer Aufwand, aber am Ende
hieß es wie immer bei Kinder- und Familienkonzerten:
Es hat sich gelohnt! Womit sich
das Zitat im Titel ein weiteres Mal bestätigt.
Ralf Stefan Troger
Ralf Stefan Troger, Jahrgang 1976, ist in Bruneck aufgewachsen und lebt mit seiner
Familie (3 Kinder) in Völser Aicha. Er studierte Religionspädagogik und Philosophie
in Brixen und Innsbruck und arbeitet als Lehrer und Direktor-Stellvertreter am Sozialwissenschaftlichen
Gymnasium und an der Fachoberschule für Tourismus in Bozen.
Die musikalische Grundausbildung erhielt er an der Musikschule Bruneck, wo er
das Jungmusiker-Leistungsabzeichen in Gold erwarb. Er absolvierte die dreijährige
Kapellmeisterausbildung der Musikschule Brixen und schloss 2006 den sechssemestrigen
Lehrgang für Blasorchesterleitung bei Prof. Thomas Ludescher am Tiroler
Landes- konservatorium Innsbruck mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Weiters
besuchte
er verschiedene Fortbildungsseminare und Dirigierpraktika,
u. a. bei Jan van der Roost, Peter Vierneisel und Maurice Hamers.
Ralf Stefan Troger spielt Klarinette und Trompete und er
war Mitglied der Bürgerkapelle Bruneck, der Stadtkapelle
Bozen und des Auswahlorchesters „Symphonic Winds“.
Zudem arbeitete er als Bezirksjugendleiter-Stellvertreter
im Vorstand des VSM-Bezirkes Bruneck
mit. Von 2007-2010 war er Bezirkskapellmeister
des VSM-Bezirkes Bozen.
Als Kapellmeister leitete er die Musikkapellen
Kiens, Taisten, Tiers, Seis am Schlern
und Jaufental. Von 2005 bis 2013
leitete Ralf Stefan Troger die Bürgerkapelle
St. Michael Eppan und ist seit
Mai 2013 Kapellmeister der Musikkapelle
Jenesien. Daneben leitete er
das Jugendblasorchester des Bezirkes
Bozen (JuBoB) im Jahre 2009
und das Jugendblasorchester Jungschlern
im Jahre 2014.
Nr. 05 | Oktober 2015 5
Aus Verband und Bezirken
Das Südtiroler Jugendblasorchester
(SJBO) auf dem Prüfstand
Ist das „Prestige-Projekt“ des VSM zu teuer? Eine Einschätzung dazu
von Verbandsjugendleiter Meinhard Windisch
Das SJBO zu Gast bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten 2015
Einsparungen, den Gürtel enger schnallen
... dies sind wohl die Worte, die in den letzten
Jahren zum Hauptthema geworden sind.
Auch wir im Verband Südtiroler Musikkapellen
werden alltäglich mit Einsparungen und
unerwarteten Mehrkosten konfrontiert. Dabei
gilt es, die Angebote und deren Qualität
zu gewährleisten - trotz sinkender Geldmittel.
Es liegt natürlich auf der Hand, dass
hier von einigen Mitgliedern unserer Musikkapellen
Kritik laut wurde: Man solle doch
an Projekten wie dem Südtiroler Jugendblasorchester
(SJBO) einsparen. „Es kostet zuviel
und bringt uns nichts“, so konkrete Aussagen.
Im ersten Moment und oberflächlich gesehen
könnte man diesen Stimmen auch
Recht geben. Was passiert schon, wenn es
das SJBO mal nicht gibt?
Von außen betrachtet ist das Südtiroler
Jugendblasorchester eine Probenwoche im
Sommer mit anschließenden Konzerten
und hätte - auf diesen Nenner gebrochen
- vielleicht in Anbetracht der wirtschaftlichen
Situation auch nicht mehr seine alljährliche
Berechtigung. Nur spielt sich im
Hintergrund viel mehr ab und es finden
Prozesse auf mehreren Ebenen statt, die
im ersten Moment nicht zu erkennen sind.
In den mittlerweile elf Jahren seines Bestehens
hat das SJBO immer wieder die Zusammenarbeit
mit Südtiroler und internationalen
Komponisten gesucht. Dabei sind
Werke entstanden, die von experimenteller
Musik bis hin zu großen Sinfonien reichen.
Dies ermöglichte es den Komponisten
- fernab von jedem kommerziellen
Hintergedanken - Werke zu schreiben, die
wegbereitend für die Blasmusik der Zukunft
sein können und so einen Anstoß
zur Weiterentwicklung der Blasmusikliteratur
darstellen. Der Austausch mit Dirigenten
und Referenten und durch deren
Einflüsse konnten die Teilnehmer enorm
profitieren, auch dies kommt wiederum
direkt den Kapellen zugute.
Der Großteil unserer Musikkapellen bewegt
sich im Mittel- und Oberstufenbereich.
Beim SJBO bekommen viele junge
Talente die Möglichkeit, sinfonische Blasmusik
auf höchstem Niveau zu praktizieren
und zu erleben. Dies motiviert und
beschleunigt die Entwicklung dieser Talente
- was wiederum in den Musikkapellen
spürbar wird.
6
KulturFenster
Blasmusik
Josef Feichter leitet seit 2014 das
SJBO.
Mitglieder des SJBO beim 9. Sonderkonzert der Wiener Philharmoniker mit jungen
Blasmusiktalenten aus Salzburg und Südtirol in der Felsenreitschule am 24. August 2014
Hier muss man auch erwähnen, dass die
Beiträge von Seiten des Landes zweckgebunden
sind. Diese würden nicht ausbezahlt,
wenn das Orchesterprojekt nicht stattfände.
Zudem versuchen wir, die Geldmittel
sehr sorgsam und wohlbedacht einzusetzen.
Wenn wir ähnliche Projekte betrachten,
wie z.B. das Südtiroler Jugendsinfonieorchester
- das man durchwegs mit
unserem Angebot vergleichen kann - schaffen
wir es mit rund 40 bis 50 Prozent weniger
Geldmittel auszukommen. Anfügen
möchte ich hier noch ein Zitat vom ehemaligen
Präsidenten des Österreichischen
Blasmusikverbandes, Matthäus Rieger:
„Talente sind unbezahlbar, deren
Förderung jedoch schon“.
Natürlich ist das Südtiroler Jugendblasorchester
ein Prestige-Projekt und macht
uns nach außen auch sichtbar. Dies widerspiegelt
sich auch immer wieder in
den zahlreichen Anfragen aus Deutschland,
Österreich und der Schweiz, bei denen
vergleichbare Landesjugendblasorchester
einen Austausch mit uns suchen. Es
entstehen immer wieder Brücken in kultureller
und musikalischer Hinsicht, über die
für uns so wichtige Einflüsse zu uns und
nach außen getragen werden. Dies alles
ist aber nur möglich, wenn dieses Angebot
auch angenommen wird. Mit großer Freude
konnten wir 2015 einen Zuwachs der Teilnehmer
von 15 Prozent verzeichnen. Noch
mehr freut es mich, mit welchem Einsatz
die Musikerinnen und Musiker mitarbeiten,
was in den Konzerten hör- und sicht-
bar wird. An dieser Stelle möchte ich mich
bei allen Teilnehmern aufs Herzlichste bedanken.
Allen voran gilt der Dank jedoch
jenem Menschen, der es immer wieder
schafft, in kürzester Zeit ein Konzert auf
die Bühne zu zaubern, bei dem das Orchester
wie von Zauberhand geführt zu
Höchstleistungen aufblüht und das Publikum
zu begeistern versteht. Ein herzlicher
Dank an unseren Dirigenten Josef Feichter!
Abschließend möchte ich noch einen
Wunsch anbringen: Wenn wir dieses Projekt
auch im weiteren Sinne für unser Musikkapellen
durchführen, so wären die Konzerte
natürlich auch in erste Linie für die
Musikantinnen und Musikanten unserer
Musikkapellen gedacht. Diese vermissen
wir jedoch meist unter unserem dennoch
zahlreichen Publikum.
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist
Montag, 16. November 2015. Bitte Termin genau beachten!
Nr. 05 | Oktober 2015 7
Aus Verband und Bezirken
Neues „Kleid“ der Jungbläserwochen
fürs Jubiläum 2016
203 Jungmusikanten nahmen heuer an drei Kursen teil.
Der alte Modus der Jungbläserwochen – das Bild stammt von der JBWO in
Dietenheim - hat ausgedient, ab nächstem Jahr gibt es die Musical Woche.
Heuer fanden die Jungbläserwochen des
VSM noch in gewohnter Form statt - für das
50-Jahr-Jubiläum der Jungbläserwochen im
Jahr 2016 ist eine Musical Woche geplant.
Es ist tatsächlich schon 49 Jahre her,
dass die Jungbläserwochen vom damaligen
Verbandsjugendleiter Karl Pramstaller
ins Leben gerufen wurden mit dem
Ziel, der Blasmusikjugend eine Fortbildung
auf dem Instrument und eine Einführung
in die elementare Musiklehre zu ermöglichen.
Aus diesen bescheidenen Anfängen
entwickelten sich die Jungbläserwochen
zu einem wichtigen Angebot in der
Bläserfortbildung unseres Landes. Pünktlich
zum 50-jährigen Jubiläum sollen die
Jungbläserwochen nächstes Jahr in neuem
Kleid erstrahlen. Geplant ist, die Fortgeschrittenen-Woche
neu auszurichten und
unter das Motto „Musical“ zu stellen. Nähere
Infos werden bei der Ausschreibung
bekannt gegeben.
Dieses Jahr gab es anstatt vier nur mehr
drei Jungbläserwochen, da die beiden Wochen
B und C für Fortgeschrittene aufgrund
der sinkenden Teilnehmerzahlen
zusammengelegt wurden. Die organisatorischen
Zügel der Jungbläserwoche für
Fortgeschrittene, welche vom 11. bis 18.
Juli in der Landwirtschaftsschule in Dietenheim
stattfand, hielt Bezirksjugendleiter
Hannes Zingerle in seinen Händen. Die 79
Teilnehmer wurden von 12 kompetenten
und engagierten Lehrkräften unterrichtet.
Hauptaugenmerk legte man auf die instrumentenspezifische
technische und musikalische
Schulung, auf das Ensemblespiel
und auf die verfeinerte Arbeit im Jugendblasorchester.
Das Orchester wurde von
Bezirkskapellmeister-Stellvertreter Georg
Kirchler in gekonnter Weise geleitet. Außerdem
hatten die Jugendlichen die Möglichkeit,
Solostücke, welche in einem internen
Konzert zur Aufführung kamen, mit
Klavier-Korrepetition zu erarbeiten. Für das
Abschlusskonzert, das am 18.Juli in Stegen
stattfand, wurden die Grundkenntnisse im
Marschieren und der Musik in Bewegung
vom Bezirksstabführer Hansjörg Algrang
und Harald Weber aufgefrischt und zusätzlich
dazu eine kleine Marschmusikshow
präsentiert. Anschließend überzeugten
die Jungmusikanten in der Turnhalle von
Stegen mit vielen Ensemblestücken, bis
das Konzert mit symphonischer Musik
(u.a. „Schmelzende Riesen“ - Armin Kofler)
und rockigen Klängen („Eye of the Tiger“
– Sullivan & Paterik) unter großem
Beifall ausklang.
Vom 18. bis 25. Juli fanden die zwei
zeitgleich laufenden Bronzewochen statt:
eine im Vinzentinum in Brixen unter der
Leitung von Verbandsjugendleiterstellvertreterin
Sonya Profanter und die zweite in
der Lichtenburg in Nals unter der Leitung
von Bezirksjugendleiter Wolfgang Schrötter.
Insgesamt 23 Lehrer spornten die 124
Jungmusikanten zu Höchstleistungen an,
und mit großer Freude und Genugtuung
konnten am Ende der Woche fast alle Kinder
das Jungmusikerleistungsabzeichen in
Bronze in ihren Händen halten. Zusätzlich
zur bestandenen Prüfung überzeugten
die Jungmusikanten bei den Abschlusskonzerten
mit gelungenen Marschmusikparaden,
die von Verbandstabführer Toni
Profanter in Brixen und Bezirksstabführer
Valentin Domanegg und Christian Mayr in
Nals einstudiert worden waren. Auch die
flotten Ensemblestücke und Orchesterwerke
wurden vom Publikum mit begeistertem
Applaus bedacht.
Natürlich kam bei allen Wochen der
Spaß nicht zu kurz, dafür sorgten die kreativen
Betreuer: Es wurden Olympiaden,
Lagerfeuer und viele andere lustige Spiele
organisiert. Was aber vielleicht ein Leben
lang hält, sind die Freundschaften, die in
dieser Zeit geschlossen werden.
Sonya Profanter
VSM-Verbandsjugendleiter-Stellvertreterin
8
KulturFenster
Blasmusik
Zehnte Bezirksjungbläsertage
im Pustertal
Fünf intensive Musiktage unter dem Motto „Jugend ist Zukunft“
In der Alten Turnhalle am Rathausplatz von Bruneck probte das Kursorchester der heurigen Bezirksjungbläsertage: Die jungen
Musikantinnen und Musikanten sind mit Begeisterung dabei.
Bereits zum zehnten Mal organisierte
der Bezirk Bruneck im Verband Südtiroler
Musikkapellen (VSM) die Bezirksjungbläsertage.
Dieser fünftägige Kurs richtet sich
an junge Pusterer Musikantinnen und Musikanten
der ersten beiden Musikschuljahre
ab dem achten Lebensjahr.
Bezirksobmann Johann Hilber und der
damalige Bezirkskapellmeister Eugen Passler
haben vor zehn Jahren dieses Sommerangebot
im Pustertal initiiert. Die Idee war
als Ergänzung zu den auf Landesebene
angebotenen Jungbläserwochen gedacht.
Sie richtet sich an die jüngsten Musikschüler,
um ihnen erste Schritte zum gemeinsamen
Musizieren zu ermöglichen und in
ihnen die Freude am Spiel im Ensemble
und im Orchester zu wecken. Die jährlichen
Teilnehmerzahlen schwanken von
110 bis über 140 und geben den Verant-
wortlichen Recht. „Sie spiegeln die Entwicklung
der Jugendkapellen der letzten zehn
Jahre wider und begleiten den bis heute
anhaltenden Boom der Nachwuchsarbeit
in den Musikkapellen“, analysiert Hilber
und freut sich über den anhaltenden Erfolg
dieses Projektes.
131 Buben und Mädchen aus 27 Pustertaler
Musikkapellen nahmen an der
heurigen Kurswoche teil, die von Bezirkskapellmeister
Andreas Pramstraller und
der Bezirksjugendleiter-Stellvertreterin Stefanie
Watschinger geleitet wurde. Ihnen
stand ein fachmännisches Lehrerteam zur
Seite: Lara Lezuo (Oboe und Fagott), Elisabeth
Mutschlechner, Barbara Hofmann
und Sara Hintner (Querflöte), Monika Steger
und Maximilian Messner (Klarinette),
Barbara Holzer und Lisa Klocker (Saxofon),
Markus Erlacher und Florian Künig
(Trompete und Flügelhorn), Thomas Kiniger
(Horn und Tenorhorn), Erhard Gatterer
(Posaune und Tuba), Daniel Weitlaner
und Sigisbert Mutschlechner (Schlagzeug)
sowie Georg Kirchler (Leitung des Kursorchesters).
Täglich wurde im Kreise von
Gleichgesinnten fünf bis sechs Stunden
lang geübt und musiziert. Der Marsch „Jugend
ist Zukunft“ von Hans Freivogel stand
dabei Pate für das Projekt. Vor allem das
Spiel in kleinen Gruppen, im Register und
im Kursorchester – für gar einige das erste
Mal – machte den jungen Musikantinnen
und Musikanten sichtlich und hörbar Spaß.
Davon konnte sich das Publikum beim
Abschlusskonzert überzeugen, als die Kursteilnehmer
am Rathausplatz aufmarschierten
und zeigten, was sie in dieser Woche
gelernt haben.
Stephan Niederegger
Nr. 05 | Oktober 2015 9
Aus Verband und Bezirken
Die Musik lebt
Bezirksjungbläsertage des VSM- Bezirks Brixen in Natz
Ein freudiges Lebenszeichen gaben die Jungmusikanten des VSM-Bezirkes Brixen bei den Jungbläsertagen in Natz.
Der VSM-Bezirk Brixen organisierte auch
heuer wieder die beliebten Jungbläsertage
im Fürstenhof in Natz. Ziel dieses Projektes
ist es, den Jungmusikantinnen und -musikanten,
welche noch nicht im Besitz des
Jung-Musiker-Leistungs-Abzeichens (JMLA)
in Bronze sind, die Möglichkeit zu geben,
gemeinsam in der Gruppe zu musizieren
und sich auf den Eintritt in eine Musikkapelle
vorzubereiten.
Vom 25. bis 29. August 2015 besuchten
insgesamt 38 Teilnehmer, davon 19 Buben
und 19 Mädchen aus 13 Mitgliedskapellen,
die Jungbläsertage des Bezirkes. Musikalisch
und organisatorisch wurden die
Jungmusikanten von acht Lehrpersonen
und zwei Betreuern unter der Leitung der
Bezirksjugendleiterin Birgit Profanter betreut.
Dabei wurden schulisches Blasen,
das richtige Ansatztraining, das Spiel in
kleinen Gruppen sowie das Ensemble- und
Gemeinschaftsspiel fleißig geübt.
Aber auch das Marschieren durfte nicht
fehlen. Bezirksstabführer Frank Malfertheiner
hat zusammen mit den Kindern
fleißig geprobt und dabei den Kindern die
Musik in Bewegung in spielerischer Art
und Weise näher gebracht. Der absolute
Höhepunkt der Jungbläsertage war das
Abschlusskonzert, welches am Samstag,
dem 29. August 2015, um 17.00 Uhr mit
einer kurzen Marschshow am Festplatz
in Natz begann. Das anschließende Abschlusskonzert
fand im Musikpavillon statt,
wobei die Jungmusikanten auch die Moderation
selbst gestalteten. Ein zahlreich
anwesendes Publikum und der große Applaus
waren wiederum der beste Beweis für
diese rundum erfolgreiche Veranstaltung
des VSM-Bezirkes Brixen. Der Bezirksvorstand
hat deshalb für das kommende Jahr
2016 die Jungbläsertage bereits wieder fix
im Terminkalender eingeplant. Ein Dank
gebührt auch der Musikkapelle von Natz,
die die Veranstaltung organisatorisch mitgetragen
und beim Abschlusskonzert für
Speise und Trank gesorgt hat.
Pepi Ploner, Bezirksobmann
10
KulturFenster
Blasmusik
Ab in den Urlaub mit dem
Musikinstrument!
Jungbläsertage des VSM-Bezirks Meran in der Lichtenburg in Nals - 61 Teilnehmer
Musikalische Urlaubsstimmung herrschte bei der 7. Jungbläserwoche des VSM-Bezirkes Meran in der Lichtenburg Nals.
Eine Woche lang musizieren mit Freunden
– das konnten 61 junge Musikantinnen
und Musikanten bei den siebten Jungbläsertagen
in der Lichtenburg in Nals. Der
Bezirk Meran im Verband Südtiroler Musikkapellen
(VSM) bot den jungen Blasmusikanten
vom 3. bis 8. August die Möglichkeit
zum intensiven Training auf dem
eigenen Instrument.
Dirigiert wurden die Jungmusikanten
dabei von der erst 15-jährigen Julia Überbacher
aus Tisens, welche zurzeit die Dirigierausbildung
in Lana absolviert. Sie leitete
die Gesamtproben mit dem großen
Orchester und bereitete dabei vier Orchesterwerke
für das Abschlusskonzert vor.
Im schulischen Blasen und im Ensemblespiel
wurden die Jugendlichen von insgesamt
elf erfahrenen Lehrpersonen unterrichtet;
dazu kamen zwei Betreuerinnen
und Bezirksjugendleiter Wolfgang Schrötter
als Kursleiter. Die meisten der Jugendlichen
werden bereits seit zwei oder drei
Jahren auf ihrem Instrument ausgebildet,
einige haben auch erst ein Jahr Musikschulerfahrung
hinter sich. „Dank der Bezirksjungbläsertage
haben die Jungs und Mädels
auch im Sommer die Gelegenheit, sich
musikalisch fortzubilden. Das ist sehr wichtig,
weil sie sich erfahrungsgemäß sonst im
Sommer eher wenig mit ihrem Instrument
beschäftigen. Darüber hinaus kommt natürlich
auch der Spaß nicht zu kurz", betonte
Schrötter. Dazu trugen neben den
Gemeinschaftsspielen auch die Marschproben
bei, wenn die Jugendlichen zum
ersten Mal lernen durften, wie das Marschieren
in Reih und Glied funktioniert.
Beim Abschlusskonzert am Samstag
konnte sich auf dem Festplatz in Nals
dann jeder davon überzeugen, was die
Nachwuchsmusikanten in diesen Tagen
alles gelernt hatten. Auf den Einmarsch
der Musikanten folgten die mit den Lehrpersonen
einstudierten Ensemblestücke,
und schließlich die Orchesterwerke mit dem
gesamten Jugendblasorchester.
Stefan Erb
Nr. 05 | Oktober 2015 11
Aus Verband und Bezirken
Alphornklänge in Proveis
„Burggräfler Alphorn-Ruf“ führt Freunde des imposanten Instrumentes am Nonsberg zusammen
Ein ungewöhnliches Bild bot sich am
ersten Sonntag im August am Kirchplatz
in Proveis. Dort trafen sich Alphornbläser
aus dem Bezirk Burggrafenamt, aus Kaltern
und sogar aus Schwaben, um gemeinsam
das erste Alphornbläsertreffen zu veranstalten,
wobei die imposanten Instrumente
den ganzen Tag im Mittelpunkt der Veranstaltung
standen.
Zunächst wurde eine von Pfarrer Roland
Mair zelebrierte Feldmesse gefeiert, musikalisch
mitgestaltet von der Proveiser Alphorngruppe.
Am Nachmittag erfolgte dann
die Erstaufführung des Stückes „Burggräfler
Alphorn-Ruf", überarbeitet von Iginius
Ferrari, der auch selbst anwesend war
und alle beteiligten Alphorngruppen dirigierte.
Dazu zählten neben den Bläsern
aus dem Burggrafenamt auch jene aus
Kaltern sowie die Rottumtaler Alphornbläser
aus Schwaben.
Für das leibliche Wohl sorgten die Bäuerinnen
und die Musikanten der Musikkapelle
Proveis, die damit zu einem rundum
gelungenen Fest beitrugen.
Ein weiterer Auftritt der Alphorngruppe
aus Proveis war bereits bei der zweiten
“Seerenade” am 10. Juli am Felixer Weiher
erfolgt. Dieser besondere Unterhaltungsabend
wurde vom Bildungsausschuss St.
Felix / Unsere liebe Frau im Walde organisiert
und von den Proveiser Bläsern unter
der Leitung von Bernhard Mairhofer musikalisch
begleitet. Drei Mitglieder der Gruppe
hatten außerdem Ende Juni am Rainguthof
in Gfrill zur Eröffnung eines privaten Tierparks,
sowie zum runden Geburtstag des
Besitzers, Alois Piazzi, musiziert.
Stefan Erb
Imposante Klänge von imposanten
Instrumenten waren beim ersten
Alphorntreffen in Proveis zu hören.
Dirigentencoaching für aktive Kapellmeister
VSM unterstützt Dirigenten mit innovativem Weiterbildungsangebot
Ab Februar 2016 veranstaltet der Verband
Südtiroler Musikkapellen ein Dirigentencoaching
als innovatives Weiterbildungsangebot
für aktive Kapellmeister.
Ziel ist es, die aktiven Kapellmeister bei
der praktischen Arbeit mit einer Musikkapelle
zu begleiten.
Die Weiterbildungsveranstaltung umfasst
von Februar bis Dezember 2016 insgesamt
sieben Einheiten und fi ndet entweder am
Samstag (ganztätig) und Sonntag (halbtätig),
oder am Freitag (abends) und Samstag
(ganztätig) statt. Das Hauptaugenmerk
wird auf die Fächer Dirigieren und Dirigierpraxis
gelegt. Wichtige theoretische Aspekte
im Zusammenhang mit dem Dirigieren und
Leiten einer Musikkapelle werden sehr
praxisnah vermittelt. Ein Lehrplan liegt
der Ausschreibung bei. Als Dirigierlehrer
und "Coach" wird Philipp Kufner den
Teilnehmern Hilfe und Unterstützung
geben. Zusammen mit Patrick Gruber,
Markus Silbernagl und Sigisbert Mutschlechner
bildet er das Lehrerteam.
Die Ausbildung fi ndet an den folgenden sieben Wochenenden an verschiedenen Musikschulen in Südtirol statt:
27. - 28. Februar 2016 I 16. - 17. April 2016 I 06. - 07. Mai 2016 I 11. - 12. Juni 2016
05. - 07. August 2016 I 07. - 08. Oktober 2016 I 10. - 11. Dezember 2016
Die genauen Unterrichtsorte werden nach Eingang der Anmeldungen festgelegt und richten sich soweit als möglich nach der Herkunft
der Teilnehmer. Nach Möglichkeit soll jeder Teilnehmer seine eigene Musikkapelle als Lehrgangsorchester zu Verfügung stellen.
Ein Wunschtermin soll mit der Anmeldung angegeben werden. Die Koordination dieser Lehrproben übernimmt das Lehrerteam.
Teilnehmerzahl: mindestens 8 - maximal 35
Teilnahmegebühr: 450 Euro Seminarkosten, Unterkunft und Verpfl egung auf eigene Kosten
Anmeldung: Innerhalb 15. Oktober 2015 über VSM-Office
Informationen. Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner: 340 235 2609 - sigisbert.mutschlechner@gmail.com
und im Verbandsbüro des VSM: 0471 976 387 – info@vsm.bz.it
12
KulturFenster
Blasmusik
Zweite Auflage der Dirigentenwerkstatt
Bei der zweiten Auflage der Dirigentenwerkstatt werden Themen wie Klangbalance,
Intonation, Literaturauswahl angesprochen und vertieft.
Die weltbekannte Blasorchesterdirigentin Isabelle Ruf-Weber erarbeitet
dabei mit den Kursteilnehmern folgende Werke: Gold und Silber – Walzer
Franz Lehar; Nabucco – Ouvertüre Giuseppe Verdi; Symphonic Overture -
James Barnes; Fate of the Gods - Steven Reineke; Aquarium - Johan de Meij
Programm:
Donnerstag, 05. November 2015 – Probelokal Musikkapelle Toblach
19.00 - 22.00 Uhr: Theorie und Dirigieren
2. SÜDTIROLER DIRIGENTEN-WERKSTATT
Fortbildung für aktive KapellmeisterInnen
mit Isabelle Ruf-Weber
Termin: 05. - 07. November 2015
Ort:
Referentin:
Teilnahmegebühr:
Anmeldung:
Probelokal der Musikkapelle Toblach
Probelokal der Musikkapelle Reischach
Isabelle Ruf-Weber (CH)
150 € aktive Teilnahme
50 € passive Teilnahme
innerhalb 20. Oktober 2015 über VSM-Office
Freitag, 06. November 2015 – Probelokal Musikkapelle Toblach
09.30 - 12.30 Uhr: Theorie und Dirigieren
12.30 - 14.00 Uhr: Mittagspause
14.00 - 17.00 Uhr: Theorie
17.30 Uhr: Abendessen
20.00 - 22.30 Uhr: Lehrprobe mit der Musikkapelle Toblach
Samstag, 07. November 2015 – Probelokal Musikkapelle Toblach
09.30 - 12.30 Uhr: Dirigieren und Korrepetition
12.30 - 14.00 Uhr: Mittagspause
14.00 - 16.30 Uhr: Lehrprobe mit der Musikkapelle Reischach (in Reischach)
16.30 - 17.30 Uhr: Nachbesprechung und Kursende
Die Anzahl der aktiven Teilnehmer ist auf sechs begrenzt, jene der passiven Teilnehmer ist unbegrenzt, mit Ausnahme des Donnerstagabend.
Teilnahmeberechtigt sind alle aktiven Kapellmeisterinnen und Kapellmeister im Verband Südtiroler Musikkapellen.
Um eine gute Organisation zu gewährleisten, ist auch die passive Teilnahme mittels Anmeldung
innerhalb 20. Oktober 2015 bekannt zu geben (Mitteilung „Passiv“ im Notizfeld).
verband
südtiroler
musikkapellen
Programmvorschau
Dreimonatskalender
OKTOB.
NOVEMBER
DEZ.
Datum Veranstalter Veranstaltung Ort Haus Beginn
Dokumentarfi lm "Blasmusik -
Fr, 16. Oktober
VSM
Erlebnis und Leidenschaft"
RAI Südtirol 20.20
Fr-So, 16.–18. Oktober VSM 17. Südtiroler Landesmusikfest Meran Verschiedene Säle und Plätze
Mo. 26. Oktober Bezirk Meran Bezirksstammtisch Obermais Kolpinghaus 19.30
Sa, 31. Oktober Bezirk Brixen Musikantenhoangart Barbian Vereinshaus 20.00
Do-Sa, 05.-07. November VSM
2. Südtiroler Kapellmeister-Werkstatt
mit Isabell Ruf Weber (CH)
Toblach Probelokal 09.00
Sa, 07. November Bezirk Bozen Bezirkskegeln Bozen Pfarrhof 17.00
Mo, 09. November Bezirk Schlanders Bezirksstammtisch Schlanders Kulturhaus 19.30
Do, 12. November Bezirk Bozen Bezirksstammtisch Eppan Musikschule 19.30
Mo, 16. November Bezirk Bruneck Bezirksstammtisch Stegen Mehrzwecksaal 19.30
Sa, 21. November Bezirk Sterzing Konzert des Bezirksjugendblasorchesters 20.00
Sa, 13. Dezember Bezirk Schlanders Konzert des Bezirksblasorchesters Schlanders Kulturhaus 18.00
Sa, 13. Dezember Bezirk Brixen
Adventkonzert –
Spiel in kleinen Gruppen Workshop
Milland Pfarrkirche 18.00
So-Di, 27.-29. Dezember VSM Jugendleiter-Seminar, 1. Modul Brixen Cusanus Akademie 09.00
Nr. 05 | Oktober 2015 13
Blasmusik International
Südtirols Blasmusik unterm
Goldenen Dachl
Vier Gäste aus Südtirol bei den 21. Innsbrucker Promenadenkonzerten
Heuer hat das Südtiroler Jugendblasorchester
(SJBO) unter der Leitung von Josef
Feichter den Reigen der Südtiroler Gäste
bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten
eröffnet.
Vom 7. Juli bis 2. August öffnete die
erfolgreiche Konzertreihe bereits zum 21.
Mal das Tor zum Innenhof der Innsbrucker
Hofburg. 34 Orchester und Ensembles
aus zehn europäischen Ländern präsentierten
350 verschiedene Werke. In zwei
Jahrzehnten haben sich die Innsbrucker
Promenadenkonzerte mittlerweile europaweit
zu einer der wichtigsten Konzertreihen
entwickelt und sind zur internationalen
Bühne der Blasmusik geworden. Dabei ist
die Hofburg in Innsbruck nicht nur eines
der schönsten Baudenkmäler Tirols, ihr Innenhof
verfügt über eine ausgezeichnete
Akustik, die ideal für abendliche Bläserkonzerte
geeignet ist. In diesem wunderbaren
Ambiente ist seit Jahren auch die
Blasmusik Südtirols vertreten, heuer gleich
mit vier Orchestern.
Unter dem Motto “Die Besten von Südtirols
musizierender Jugend” präsentierte
das Südtiroler Jugendblasorchester (SJBO)
unter der Leitung von Josef Feichter am 18.
Juli ein wahrliches Feuerwerk an musikalischen
Geistesblitzen mit erzählerischem
Tiefgang der letzten drei Jahrhunderte:
„Die Dramaturgie des Abends soll das
breite Repertoire des Südtiroler Jugendblasorchesters
abbilden und die Vielfalt
der Genres, Stile, Tempi und Klangfarben
mit gewinnender Qualität in der Interpretation
verbinden“, sagt Josef Feichter. Am
19. Juli gab die Musikkapelle Toblach unter
der Leitung von Kapellmeister Sigisbert
Mutschlechner ein Matineekonzert im Stil
der k.u.k-Festkonzerte. Am 21. Juli war die
Musikkapelle Villnöß unter der Leitung von
Hans Pircher in Innsbruck zu Gast. Den
Abschluss – aus Südtiroler Sicht – machte
die Bürgerkapelle Gries mit Kapellmeister
Georg Thaler am 30. Juli.
Stephan Niederegger
„Ich danke den jungen Südtiroler Musikantinnen und Musikanten, dass sie so
viele Stunden zum Erlernen eines Instrumentes aufgewendet haben. Sie hätten
weiß Gott viel anderes in dieser Zeit tun können. Aber ich bin mir sicher, dass das
Glücksgefühl, das man in der gemeinsamen Begegnung mit der Musik erfährt, für
die vielen Mühen entschädigt.“
(Alois Schöpf, künstlerischer Leiter der Innsbrucker Promenadenkonzerte)
VSM-Verbandsjugendleiter Meinhard Windisch (v.l.), Alois Schöpf und VSM-
Verbandsobmann Pepi Fauster freuten sich über die erfolgreichen Auftritte der
Südtiroler Gäste bei den heurigen Innsbrucker Promenadenkonzerten:
Südtiroler Jugendblasorchester SJBO
Musikkapelle Villnöß
Musikkapelle Toblach
Bürgerkapelle Gries
14
KulturFenster
Blasmusik
Sommernachtkonzert am
„Naturnser Broadway“
Die Musikkapelle Naturns mit einem inspirierenden Musikmix
Mit ihrem ansprechenden Programm konnte die Musikkapelle Naturns beim heurigen Sommernachtkonzert wiederum begeistern.
Jubel, Standing Ovations und tosenden
Beifall gab es für das Open-Air-Konzert der
Musikapelle Naturns am Sommerabend des
20. August 2015.
In der zweiten Ausgabe ihres Sommernachtkonzerts
führte die Musikapelle Naturns
das Publikum auf eine einstündige
Reise quer durch die bunte und vielfältige
Welt moderner Blasmusik von Musical, Pop,
Jazz, Schlager und Chanson, aber auch
in jene der klassischen Musik in modernen
Arrangements, die unter dem Dirigat
von Kapellmeister Dietmar Rainer eine Renaissance
erlebte. Mit einer ordentlichen
Brise Charme, Esprit und Witz begleiteten
die Moderatoren Daniel Götsch und Judith
Leiter durch den verzaubernden musikalischen
Streifzug.
„Encanto", das spanische Wort für Zauber,
war auch der Titel des eröffnenden
Werkes. Es folgte die Serenade für Alt-Saxophon,
die durch die Glanzleistung des
Solisten Paul Huber am Altsaxophon beeindruckte.
Mit „Magic of Mozart“ forderte
man daraufhin das Publikum zur kognitiven
Interaktion auf, um im Aufeinandertreffen
aparter Mozartklänge das gestellte
Quiz mit „Serenade – Eine kleine Nacht-
musik“, „Konzert für Klavier in C-DUR“
und „Non più andrai – Die Hochzeit des
Figaro” lösen zu können. Kraftvolle, talentierte
Stimmen, gepaart mit gefühlvollen
Melodienfolgen, so könnte man die darauffolgenden
musikalischen Leckerbissen
umschreiben, ebenso wie die Gesangssoli
von Anna Platzgummer und Daniel Götsch,
die mit „Gold von den Sternen“ und „Wie
wird man seinen Schatten los“ das Leben
des Weltmusikers Mozart beleuchteten.
Den Sängern gelang es, die Leidenschaft
und das Feingespür für die musikalische
Inszenierung aus dem Musical „Mozart“
dem Publikum zugänglich zu machen. Von
Mozart, dem „Rockstar“ zu Zeiten des Rokoko,
führte die Reise ins 21. Jahrhundert
zu „Romantic Mood“, dessen Waldhorn-
Soli, intoniert von Stefan Gritsch, in einem
ersteren verträumt-romantischen Thema
erklangen und nach der Holzbläsereinleitung
sowie dem Orchester-Tutti des zweiten
Themas als musikalisch-aufl ockernde
Einwürfe zu hören waren. Eine weitere aktuelle
Komposition wählte Kapellmeister
Rainer mit der Jazzballade „James“.Manuel
Tumler brillierte dabei am Flügelhorn
mit verträumten, unbeschwerten Solomelodien.
Für den romantischen Höhepunkt
sorgte die Kapelle mit der Hochzeitskomposition
für die Vermählung Suzanne Welters
in „Serenade for Louis“. Die fesselnde,
leicht wehmütige und doch hoffnungsvolle
Melodie des Werkes „When I walk alone“
interpretierte Philipp Götsch an der Soloposaune
auf virtuose Weise. Das elektrisierende
Finale, zu dem sich ein Medley
vom weltbekannten Entertainer Udo
Jürgens gesellte und dessen Gesangssoli
Thomas Moriggl in „Ich war noch niemals
in New York“, „Aber bitte mit Sahne“ und
„Mit 66 Jahren“ präsentierte, schloss mit
den beschwingten Rhythmen im seinerzeit
von Frank Sinatra besungenen „New
York, New York“, überzeugend dargeboten
von Veronika Schnitzer, und „Merci Chérie“,
dem offiziellen Verabschiedungssong
des diesjährigen Sommernachtkonzerts.
Mit „Mambo No.5“ servierte die Musikapelle
Naturns das musikalische Dessert
und mag somit wohl Auslöser für die eine
oder andere Tanzeinlage in den bis zum
letzten Platz gefüllten Reihen des Freilichtareals
des Bürger-und Rathauses von Naturns
gewesen sein.
Fabian Fleischmann
Nr. 05 | Oktober 2015 15
Zur Person
Verdienstkreuz des Landes Tirol
für Hermann Wenter
Auszeichnung für vielfältiges volkskulturelles Schaffen aus Liebe zur Heimat
Für seine vielfältigen
Verdienste im
kulturellen,
politischen und
sozialen Bereich
hat Hermann
Wenter aus Naturns
von den beiden
Landeshauptleuten
Günther Platter
(links) und Arno
Kompatscher
(rechts) heuer das
Verdienstkreuz
des Landes
Tirol überreicht
bekommen.
Beim Festakt in der Innsbrucker Hofburg
am 15. August 2015 erhielt unser
ehemaliger Blasmusikfunktionär Hermann
Wenter aus Naturns von den Landeshauptleuten
Südtirols und Tirols, Arno Kompatscher
und Günther Platter, das Verdienstkreuz
des Landes Tirol überreicht.
Hermann Wenter, Jahrgang 1944, war
Gemeindeangestellter in Naturns. Neben
seinem Beruf und nun in seiner Pension
war und ist er immer noch in vielen Bereichen
tätig. Die Motivation seines unermüdlichen
Schaffens nahm er wohl aus
seiner tiefen Beziehung und Liebe zu seiner
Heimat mit all ihren volkskulturellen
Ausdrucksformen, Bräuchen und Besonderheiten.
Ein ganz besonderes Anliegen
war es ihm stets, diese selbst zu leben und
zu pflegen, um sie dann überzeugt und
mit Begeisterung an andere weitergeben
zu können. Durch seinen großen Einsatz
hat er sich in der Blasmusik, in der Heimatpflege,
in der Kirche und Politik große
Verdienste auf Naturnser Gemeindeebene,
in seinem Heimatbezirk Meran und auf
Landesebene erworben.
Sehr viel Zeit und Eifer schenkte er dem
Blasmusikwesen. Hermann trat 1963 in
die Musikkapelle Naturns ein und ist seither
ununterbrochen ihr Mitglied. Von 1972
– 1982 hatte er die Aufgaben als deren
Obmann inne.
1974 wurde er in den Vorstand des
VSM-Bezirkes Meran gewählt. Von 1977
– 2004, also 27 Jahre lang, bekleidete er
das arbeitsaufwändige Amt des Bezirksobmannes
und war zugleich Vorstandsmitglied
im Verband Südtiroler Musikkapellen.
Er trug wesentlich zur Verfassung
der Chroniken der Musikkapelle Naturns
und des 50-Jahr-Jubiläums des Bezirkes
Meran bei. Seit 2004 ist er nun Ehrenob-
mann des Bezirkes. Als aktiver und überzeugter
Heimatpfleger setze er sich ganz
besonders für die Erhaltung und Pflege
der Trachten ein und war Mitautor bzw.
Herausgeber von verschiedenen heimatkundlichen
Publikationen. Er gründete
auch eine Alphorn-Bläsergruppe. Wenter
engagierte sich in seiner Heimatgemeinde
Naturns zusätzlich im Gemeinderat und
als Mesner.
Der Vorstand des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen freut sich mit dem Geehrten
über die hohe Auszeichnung und
Anerkennung des Landes Tirol/Südtirol,
die er sich besonders auf Grund seines
großen Einsatzes und seines tiefen Kulturverständnisses
redlich verdient hat und
bedankt sich für die vielen ehrenamtlich
geleisteten Stunden.
Herzliche Gratulation!
Pepi Fauster, VSM-Verbandsobmann
16
KulturFenster
Blasmusik
Dietmar Rainer schließt
Dirigentenstudium in Spanien ab
Vom Organisten und Chorleiter zum diplomierten Kapellmeister
Seit Jahren schon bietet das Europäische
Institut für Blasorchester (ISEB) in Mezzocorona
eine auf fünf Jahre angelegte Kapellmeisterausbildung
an.
Unterrichtet werden dabei neben dem
Dirigieren auch Harmonielehre, Gehörbildung,
harmonische Werkanalyse (Giuliano
Moser), Instrumentation, Verteilung von
zwei- bis vierstimmigen Musikstücken in
eine komplette Partitur für modernes Blasorchester
(Carlo Pirola) und Repertoire
und Blasmusikgeschichte (Andrea Loss).
Für die Fächer Dirigiertechnik, Partiturstudium,
Probendidaktik und Lehrproben
mit Orchestern werden immer wieder renommierte
Dirigenten eingeladen. In den
vergangenen Jahren waren dies Jan Cober,
Felix Hauswirth, Alex Schillings, Josè
Vilaplana, und Miguel Etchegoncely.
Dass Dietmar Rainer aus Schnals gerne
dirigiert, beweist er schon durch die Tatsache,
dass er gleichzeitig Kapellmeister
der Musikkapellen Unser Frau/Karthaus
und Naturns ist. Und weil neben
dem „Gern-Tun“ das Dirigieren auch ein
richtiges Handwerk ist, welches man erlernen
kann, begann der Schnalser Organist
und Chorleiter im Jahre 2006 die
Ausbildung am ISEB (Istituto superiore
europeo per banda). Nach einigen Jahren
der Unterbrechung setzte er sein
Studium 2012 fort, konnte im Jahr darauf
die Prüfung zum Triennium und im
vergangenen Juni die Abschlussprüfung
des anschließenden zweijährigen Meisterkurses
ablegen.
Dabei stand nicht nur Dirigieren auf
dem Programm, sondern er musste auch
einige Konzertprogramme für Orchester
mit verschiedenem Niveau erstellen und in
einer sechsstündigen Prüfung ein Klavierstück
für Blasorchester instrumentieren.
Für die Dirigierprüfung, welche in Valencia
stattfand, stand das professionelle
Blasorchester „Orquestra de Vents Filharmonia“
von Ontinyent/Valencia zur
Verfügung.
Die Prüfungsaufgabe war, Werke
mit dem Orchester einzustudieren
und in einem abschließenden Konzert
aufzuführen. Dietmar Rainer hat
dazu das Werk „Gloriosa“ (Grad 6)
von Ito Yashuide ausgewählt. Dieses
kam dem passionierten Organisten
und Kirchenmusiker natürlich sehr
entgegen, enthält es doch unüberhörbare
Einfl üsse aus der abendländischen
Kirchenmusik. Dietmar
Rainer meisterte das Werk souverän,
das ausgezeichnete Orchester folgte
seinem grazilen Dirigat mit Bravour
und somit konnte er mit dem
europäischen „Diploma
superiore di Direzione
di Banda“ die
Heimreise antreten.
Herzliche
Gratulation!
Dietmar
Rainer, der
Vollblutmusiker
aus Schnals,
hat sein
Dirigierstudium
unlängst mit
großem Erfolg
in Spanien
abgeschlossen.
Nr. 05 | Oktober 2015 17
Zur Person
Myriam Tschenett,
Jugendleiterin der Musikkapelle Mals
Die Absolventin des Tiroler Landeskonservatoriums Innsbruck möchte den
Jungmusikanten die Faszination des gemeinsamen Musizierens vermitteln.
Zur Person
Myriam Tschenett, Jahrgang 1972, über sich und ihren musikalischen Werdegang:
Ich bin in Mals geboren und habe dort die Pfl ichtschule sowie Oberschule besucht.
Danach studierte ich in Innsbruck am Tiroler Landeskonservatorium Klavier
und Klarinette und habe 1999 das Diplom erhalten. Seit 1986 bin ich Klarinettistin
in der Musikkapelle Mals und seit 2010 leite ich die Jugendkapelle von Mals.
Die Vermittlung der Begeisterung für Blasmusik ist die Hauptmotivation von
Myriam Tschenett in ihrer Tätigkeit als Jugendleiterin der MK Mals.
KulturFenster: Haben Sie in Ihrer Familie
musikalische und/oder pädagogische
Wurzeln?
Myriam Tschenett: Mein Vater und mein
Bruder spielten Flügelhorn bzw. Trompete
in der Musikkapelle Mals.
KF: Wer ist Ihr Vorbild?
M. Tschenett: Ich habe kein bestimmtes
Vorbild. Es begegnen mir in meinem Leben
immer wieder wunderbare Menschen,
von denen ich begeistert bin und von denen
ich lerne.
KF: Welche Charakterzüge schätzen Sie bei
Ihren Mitmenschen am meisten?
M. Tschenett: Humor, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft
KF: Ihr Lieblingsschriftsteller?
M. Tschenett: Hermann Hesse
KF: Ihr Lieblingsmaler?
M. Tschenett: Pablo Picasso
KF: Ihr/e Lieblingskomponist/en?
M. Tschenett: Johann Sebastian Bach, Johannes
Brahms
KF: Was war für Sie der Anlass, das Amt
der Jugendleiterin zu übernehmen?
M. Tschenett: Ich unterrichte an der Musikschule
und es macht mir Freude, Kindern
und Jugendlichen Musik nahezubringen.
Das veranlasste mich, auf Anfrage
unseres Kapellmeisters auch in der Musikkapelle
meine Erfahrungen einzubringen
und den Jungmusikanten die Faszination
des gemeinsamen Musizierens
zu vermitteln.
KF: Wie würden Sie als Jugendleiterin Ihren
Führungsstil bezeichnen?
M. Tschenett: Zielgerichtet, freundlich
und humorvoll
KF: Aus welchem Fehler haben Sie am
meisten gelernt?
M. Tschenett: Ich habe gelernt, dass man
als Leiter, egal welcher Formation, immer
gut vorbereitet sein muss, um ein gutes
Ergebnis zu erzielen.
KF: Was war als Jugendleiterin Ihr größter
Erfolg im musikalischen Bereich?
M. Tschenett: Jedes Konzert der Jugendkapelle
ist für mich ein Erfolg, wenn nach
zahlreichen Proben am Ende ein tolles
Konzert entsteht.
KF: An welche internationale Aktivität erinnern
Sie sich gerne zurück?
M. Tschenett: Die Teilnahme am internationalen
Wettbewerb „Flicorno d’oro“ in
Riva del Garda.
KF: Was war Ihr bislang einschneidendstes
Blasmusikerlebnis?
M. Tschenett: Ein Konzert des Blasorchesters
von Eijsden, das unter der Leitung
von Jan Cober 2009 und 2013 in Kerkrade
Weltmeister wurde.
KF: Ihre Hoffnungen und Wünsche für die
Zukunft der Blasmusikszene?
M. Tschenett: Ich wünsche mir als Jugendleiterin,
dass weiterhin viele Kinder und
Jugendliche Musik zu ihrem Hobby machen,
die Begeisterung für die Blasmusik,
die heute niveauvoller ist denn je, entdecken
und so den Fortbestand unserer Musikkapellen
sichern.
Interview: Joachim Buch
18
KulturFenster
Komponisten im Porträt
Blasmusik
Marco Nussbaumer,
ein vielseitiger Realist
Ein Porträt des Schweizer Musikers zu dessen 40. Geburtstag
Spannend und vielseitig liebt es
der Schweizer Dirigent, Pädagoge,
Komponist und Instrumentalist Marco
Nussbaumer.
Der Schweizer Marco Nussbaumer ist
Realist. Zwar hatte er als Teenager schon
den Wunsch, Musiker zu werden, aber er
wusste auch: „Profi zu werden und von
der Musik leben zu können, ist nicht unbedingt
dasselbe.“ Der zweifache Familienvater,
der am 30. Oktober seinen 40.
Geburtstag feiert, ist daher froh um seine
vielfältigen Aktivitäten. „Finanziell betrachtet
gibt es eine gewisse Sicherheit, wenn
man auf mehreren Standbeinen steht“,
sagt der Dirigent, Pädagoge, Komponist
und Instrumentalist.
Wie viele andere seiner komponierenden
Kollegen kommt er aus einer (amateur-)
musikalisch sehr aktiven Familie. Der Vater
und vier seiner Geschwister haben in
der Dorfmusik „Konkordia“ Mümliswil musiziert,
und als Kind sei Marco bei allen
Anlässen dabei gewesen. Heute ist er dort
Dirigent. Wie so oft begegnete man aber
seinen musikalischen Berufswünschen
eher reserviert. „Natürlich sollte ich zuerst
etwas ‚Richtiges‘ lernen, also etwas, wovon
man leben kann.“ Es habe sich aber
alles einfach so ergeben, erzählt er. „Ich
bin Schritt für Schritt in diese Richtung
gegangen, habe zuerst in Basel ein Vorstudium
Trompete und in Bern dann ein
Hauptstudium Dirigieren begonnen.“ Daneben
habe er aber schon „gearbeitet",
was in seinem Fall dirigieren, musizieren
und unterrichten bedeutete.
Dank seiner guten Ausbildung wurde er
bereits zwei Jahre vor der Matura als Trompetenlehrer
an der Musikschule Mümliswil
angestellt. „In der Schweiz gibt es drei
Lohnstufen: M1, M2, M3“ erklärt Nussbaumer.
„Ich wurde da einfach als M3
(Amateur) angestellt.“ Natürlich habe „Vitamin
B“ damals auch eine Rolle gespielt.
Anderes gelang hingegen durch „learning
by doing“. So übernahm er bereits
mit 17 Jahren seinen ersten Chor. Eigentlich
sollte nur ein einziger Auftritt
vertretungsweise gestaltet werden, aber
Nussbaumers selbstbewusste Probengestaltung
gefiel den Sängern so gut, dass
sich eine Zusammenarbeit über 14 Jahre
entwickelte.
Auch für den Jazz und die moderne
Unterhaltungsmusik entwickelte Marco
Nussbaumer schnell Verständnis. Schon
mit 15 Jahren war er 1. Trompeter in der
Kantonalen Sommer-Bigband. Später leistete
er seinen Militärdienst in der Swiss
Army Concert Band. „Dort hatten wir einige
Jahre auch eine Funk-Band, mit welcher
wir auch privat auftraten.“ Wenn es
sein Zeitplan erlaubt, spielt er heute noch
in der achtköpfigen Combo „Mumol Dixie
Stompers“.
Im Gegensatz zu seinen abwechslungsreichen
Tätigkeiten bewegt sich Nussbaumer
beim Komponieren gerne auf vertrauten
Pfaden. „Am liebsten schreibe ich
für Orchester, die ich kenne“, sagt er und
freut sich, wenn er beim Einstudieren oder
der Aufführung eigener Werke selbst dabei
sein kann. Schon früh habe er für Ensembles
komponiert und arrangiert, in denen
er selbst mitwirkte. „Ob das, was ich mir
vorgestellt habe, auch wirklich so klingt,
finde ich sehr spannend und lehrreich.“
Zum Komponieren angehalten wurde er
bereits während des Studiums der Blasorchesterleitung
bei Hans-Peter Blaser in
Bern, und zwar neben den in diesem Fach
verpflichtend anzufertigenden Instrumentationen.
„Dies hat wohl den Grundstein
für meine jetzige Komponistentätigkeit gelegt.“
Nussbaumers konzertante Werke
beziehen sich oft auf außermusikalische
Themen, wie Historie oder Märchen und
Mythen. Musik müsse für ihn aber nicht
zwingend eine Geschichte vertonen. Für
ihn reiche es aus, wenn Emotionen entfacht
und transportiert werden.
Als Blasmusik-Komponist freut man
sich natürlich, wenn man international
gespielt wird. Andererseits will man regionale
Besetzungs-Traditionen nicht ganz
über Bord werfen. Nussbaumer findet diesen
Zwiespalt sehr spannend. Jeder solle
seine Stärken ausspielen, sagt er. „ Als
Komponist halte ich mich an die Vorgaben
meines Verlages und biete mittels Stichnoten
ggf. Varianten an. Für meine Jugendorchester
arrangiere ich aber vieles selbst,
sodass es auf die vorhandene Besetzung
passt und ich alle gemäß ihrem Können
fordern und fördern kann. Da wird es wohl
auch in Zukunft keine für alle passende
Lösung geben.“
Joachim Buch
Nr. 05 | Oktober 2015 19
Nachruf
Abschied von Hans Schaad
Der Ehrengeneralsekretär der CISM verstarb Ende Juni 87-jährig in Basel
Am 29. 6. 2015 ist der Ehrengeneralsekretär der CISM Hans Schaad nach langer, schwerer Krankheit 87-jährig in Basel verstorben.
Hans Schaad wurde am 5. Juni 1928
in Oberbipp (Verwaltungskreis Oberaargau,
Kanton Bern) geboren. Nach dem
Besuch der Primar- und Sekundarschule
erlernte er in der Zellulosefabrik Attisholz
den Beruf eines Mechanikers. Am l. Oktober
1951 trat er in den Dienst des Polizeikorps
des Kantons Basel-Stadt. Als
Polizeikommissär beendete er seine berufliche
Laufbahn.
Aufgrund seiner hohen musikalischen
Begabung genoss der Verstorbene schon
sehr früh eine solide und umfangreiche
musikalische Ausbildung. So erhielt er
grundlegende musikalische Kenntnisse
bei Musiklehrer Fritz Kobi in Wiedlisbach,
besuchte zwei Dirigentenkurse des Bernischen
Kontonal-Musikverbandes und
studierte acht Semester an der Musikschule
in Basel unter Kapellmeister Albert
E. Kaiser. Ergänzende Kenntnisse erwarb
er im Privatunterricht bei Stephan
Jaeggi in Bern.
Als praktisch ausübender Musiker begann
Hans Schaad bereits mit 16 Jahren
bei der Musikgesellschaft Oberbipp.
Später war er Tenorhornist bei der Metallharmonie
Bern, der Stadtmusik Laufen
und der Polizeimusik Basel. Bei der Militärmusik
war er nach der Absolvierung
der Trompeter- Rekrutenschule und Ableistung
des Militärdienstes als Korporal,
Trompeter- Wachtmeister im Bat. Spiel 30
und im Regimentspiel 14.
Der Polizeimusik Basel - mittlerweile
hatte er seinen Wohnsitz aus beruflichen
Gründen hierher verlegt - diente er während
24 Jahren als Vizedirigent und gehörte
13 Jahren dem Vorstand an. 1971
verlieh ihm die Polizeimusik Basel und
1991 die Musikgesellschaft seiner Heimatgemeinde
die Ehrenmitgliedschaft.
Vom Kantonalmusikverband Basel-Stadt
wurde Hans Schaad 1970 zum Präsidenten
der Musikkommission gewählt,
von 1963 bis 1973 gehörte er der Fachtechnischen
Kommission des Schweizerischen
Militärmusikverbandes, der ihn
Aus Leidenschaft war Hans Schaad
über viele Jahrzehnte mit der Blasmusik
verbunden und er hat sich darum über
seine musikalische Heimat hinaus viele
Verdienste erworben.
ebenfalls zum Ehrenmitglied ernannte, an.
Von 1975 bis 1984 lenkte er die Geschicke
des Stadtverbandes als Präsident.
Sein erfolgreiches Wirken wurde mit der
Verleihung des Titels „Ehrenpräsident“
gewürdigt. Von 1976 bis 1996 gehörte
der Verstorbene auch dem Zentralkomitee
des Schweizer Blasmusikverbandes
an. Während der ersten 13 Jahre war er
ein kompetenter Protokollführer und von
1989 bis zu seinem Ausscheiden aus dem
ZK dessen Vizepräsident. Bleibende Verdienste
erwarb er sich als Redakteur des
EMV-Taschenkalenders und als Mitglied
des geschäftsführenden Vorstands in der
Stephan-Jaeggi-Stiftung.
Meine erste persönliche Begegnung
mit Hans Schaad fand bei einer CISM
Sitzung in Basel statt, als er vom damaligen
Generalsekretär der CISM und Zentralpräsidenten
des EMV Alex Oggier für
das Verfassen der Protokolle in den Geschäftsführenden
Vorstand der CISM mitgenommen
wurde. Schaad verfasste zu
meiner Zeit als CISM Präsident nicht nur
exzellente Protokolle, sondern erarbeitete
sich im organisatorischen Bereich außergewöhnliche
Anerkennung. Fortan kümmerte
er sich um optimale Tagungsorte
und gute Arbeitsbedingungen des CISM
Vorstandes, insbesondere in Basel und
Luzern. 1984 organisierte er gemeinsam
mit Alex Oggier und Frau Zimmermann
vom 17. bis 21. Oktober 1984 den CISM
Kongress in Basel.
Seine aktive Mitarbeit, sowie sein Fachwissen
und Organisationstalent veranlassten
die Führung der CISM, Hans
Schaad nach Alex Oggier von 1992-1998
zum Generalsekretär zu wählen und später
zum Ehrengeneralsekretär zu ernennen.
Seine akkurate, beharrliche und solide
Arbeit, seine konziliante Umgangsform
mit den Vorstands- und Verbandsmitgliedern
sowie seine Geselligkeit und
Freundschaft sind seinen Kollegen und
Kolleginnen noch in guter Erinnerung.
Sein Wirken für die nationale und europäische
Blasmusik wurde durch zahlreiche
Ehrungen und Auszeichnungen
dokumentiert. So wurde er über die bereits
erwähnten Ehrenmitgliedschaften mit
der goldenen Ehrennadel des EMV-Dirigentenverbandes,
der Verdienstmedaille
des Belgischen Musikverbandes und der
ANBIMA Piemont, des Verdienstkreuzes
in Gold des Österreichischen Blasmusikverbandes
und des Ehrenkreuzes der
ClSM geehrt.
Mit Hans Schaad ist ein überaus gewissenhafter,
verlässlicher und umsichtiger
Funktionär, lieber Freund und wahrhafter
Kamerad in die Ewigkeit vorausgegangen.
Seiner lieben Frau Edith Schaad-Kündig
gilt unser aufrichtiges Mitgefühl. Die nationale
und europäische Blasmusikfamilie
wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren
und seine Verdienste und sein Tun
über das Grab hinaus zu schätzen wissen.
Friedrich Weyermüller
Ehrenpräsident des Österreichischen
Blasmusikverbandes ÖBV
20
KulturFenster
Neues
Blasmusik
La Cucaracha – das bekannte Lied aus Mexiko
Für Jugendkapellen arrangiert von
Gottfried Veit
Als Südtiroler Verbandskapellmeister hat
Gottfried Veit die Entwicklung der Blasmusik
in unserem Land entscheidend mitgeprägt.
Neben der sinfonischen Musik war und ist
ihm die sogenannte „Gebrauchsmusik“ ein
großes Anliegen, denn er weiß aus der Praxis
heraus um die besonderen Herausforderungen
des blasmusikalischen Alltages der
Musikkapellen landauf landab. In den letzten
Jahren widmet er sich auch vermehrt
den Jugendkapellen und veröffentlicht immer
wieder Noten, die sich in ihren Schwierigkeitsgraden
und Besetzungsvarianten
hervorragend für dieses Genre eignen. Bereits
2007 hat Veit mit dem „Zottelmarsch“
und „Branle de Chevaux“ zwei „alte Ohrwürmer“
für Jugendkapelle adaptiert. Sein
jüngstes Kind ist das mexikanische Lied „La
Cucaracha“. Der Satz ist einfach gehalten
und im 4/4-Takt notiert, daher in verschiedenen
Besetzungsvarianten – inklusive Klavierstimme
- spielbar und trotz eventueller
Besetzungsengpässe für eine jede Jugendkapelle
interessant. Veit beschränkt sich allerdings
nicht darauf, nur das Original zu
zitieren, sondern „reicht“ die Melodie zwischen
den Registern weiter, beginnt in AS-
Dur, verwebt die Melodie in einem kurzen
Zwischenteil kontrapunktisch zwischen hohem
und tiefem Blech und wechselt dann
über F-Dur zum abschließenden Tutti-Finale
in B-Dur: „O-lé!“ Gottfried Veit setzt aber noch
eines drauf: Zur Standardbesetzung bietet er
auch noch eine Brass-Band-Version an, die
vom Sopran-Cornett bis zur Tuba alle Varianten
und Besetzungswünsche eines Bläserensembles
abdeckt. Die Noten sind im
Schweizer Musikverlag Frank erschienen.
Stephan Niederegger
Südtiroler Rifflblech trumpft mit „Herz Ass“
Die sieben jungen Musiker präsentieren
erste CD mit pfiffiger Blasmusik
Hinter dem Namen „Südtiroler Rifflblech“
verbergen sich sieben junge Musiker, die
sich im Laufe ihres Musikstudiums in Bozen,
Innsbruck, Wien, Salzburg, Linz, Weimar,
Graz und München kennengelernt haben:
Ludwig Wieser, Matthias Kiniger und
Florian Künig (Trompete/Flügelhorn), Thomas
Kiniger und Martin Psaier (Tenorhorn/
Posaune), Martin Eschgfäller (Tuba) und
Dominik Palla (Schlagzeug). Die „sieben
Riffl und ihr Blech“ spielen seit drei Jahren
in dieser Besetzung und sind mittlerweile
kein Geheimtipp mehr. Sie faszinieren bei
ihren Liveauftritten mit einer pfiffigen und
witzigen Mischung aus bodenständigen
Melodien und stilistisch waghalsigen Formen
der Blasmusik. Nun haben sie ihren
ersten Tonträger präsentiert. Mit der CD
„Herz Ass“ haben sie gleich 13 Trümpfe im
Ärmel bzw. auf die Silberscheibe gebrannt:
Aus Freude an überlieferter Volksmusik
reicht das Repertoire von traditioneller böhmisch-mährischer
Blasmusik bis hin zu frechen
Eigenkompositionen und herzergreifenden
Arrangements aus Pop und Rock.
Den Auftakt macht der „Toblacher Musikantenmarsch“
von Matthias Kiniger, den
Abschluss der „Jungböhmische Marsch“
von Dominik Palla. Dazwischen liegt eine
interessante Stückauswahl, die mit einem
homogen-strahlenden Klang, einer transparenten
Klangbalance und rhythmischer
Genauigkeit die musikalische Vielseitigkeit
von Luttl, Hias, Flori, Niki, Martl, Tom und
Mortl unterstreicht: So jung, frisch und unverbraucht
macht Blasmusik Spaß!
Stephan Niederegger
So frech wie
der Name
klingt auch
die Musik
des Südtiroler
Rifflblech.
Ein Buch über ein europäisches Musikphänomen
Slavko Avsenik und seine Original Oberkrainer
Am 2. Juli 2015 starb Slavko Avsenik.
Anfang der 1950-er Jahre hat er gemeinsam
mit seinem Bruder Vilko einen neuen
musikalischen Klang entwickelt. Anfangs
als „Oberkrainer Quartett“ und „Quintett“
und später als „Original Oberkrainer“ ging
der Siegeszug dieser „neuen Volksmusik“
rund um den Globus: von „Auf der Autobahn“
bis zum „Trompetenecho“. Der slowenische
Schriftsteller, Journalist und Redakteur
Ivan Sivec hat nun im ICO-Verlag
ein Buch veröffentlicht, um die Anfänge und
die Entwicklung des Oberkrainer Ensembles
in ausführlicher und vielseitiger Weise darzustellen.
Das 302 Seiten starke Werk ist
in der Reihe „Slowenische Legenden“ (Slovenske
legende) erschienen und versucht,
die Oberkrainer - die „slowenischen Beatles“
- sowohl allgemein als auch wissenschaftlich
in Text und Bild darzustellen. Es
ist in neun Kapitel gegliedert, wobei der
Hauptteil dem Kapitel „Slavko Avseniks Erinnerungen“
gewidmet ist und ihm damit
– neben seinem Bruder Vilko – die meiste
Aufmerksamkeit schenkt.
Das Buch ist im slowenischen Original
bereits im Frühjahr, also noch vor dem überraschenden
Tod Slavko Avseniks erschienen.
Die nun vorliegende deutsche Übersetzung
stammt von Christina Fleischhacker
und Eva Pauer. Weitere Informationen sind
im Internet verfügbar:
www.ico.si und www.slavkoavsenik.de
Stephan Niederegger
Titelbild
des Buches
„Slavko
Avsenik und
seine Original
Oberkrainer“
Nr. 05 | Oktober 2015 21
Marschieren vor herrlicher Bergkulisse, dieses einzigartige Erlebnis war den
jugendlichen Teilnehmern am Sommercamp auf der Barbianer Alm vorbehalten.
•Musikpanorama
Jugendliche Klangwolke auf der Barbianer Alm
Unterhaltsames Sommercamp für Jungmusikanten aus fünf Musikkapellen
Die Jugendkappelle der Musikkapellen Barbian,
Kollmann, Villanders und Waidbruck
haben in Zusammenarbeit mit der Jugendkapelle
Lajen ein paar Tage auf der Barbianer
Alm verbracht und sich dabei musikalisch
weitergebildet.
Die 37 Kinder und Jugendlichen haben
an diesen schönen Sommertagen mehrere
Stunden am Tag fleißig musiziert. Unter der
Leitung von Hannes Pupp, Matthias Prader
und Hildegard Vonmetz wurde in verschiedenen
Zusammensetzungen geprobt,
wobei auf die individuellen Fähigkeiten der
Kinder und Jugendlichen besonderes Augenmerk
gelegt wurde. Neben dem Musizieren
stand aber auch die Pflege der Gemeinschaft
mit Spielen und Wanderungen
auf dem Programm.
Einige der einstudierten Kompositionen
wurden in Villanders im Rahmen eines
Konzertes dem Publikum vorgestellt. Mit
dem Stück „The Final Countdown“ erlebten
die Zuhörer einen furiosen Auftakt,
weiter ging es mit dem romantischen
Stück „Irish dreams“, das die Jungmusiker
an ihre ruhigen, stimmungsvollen Momente
im Sommercamp erinnerte. Weiters
standen die Stücke „Barcarole und „Can
Can“, „La Cucharacha“ und der Beatles-
Song „Hey Jude“ auf dem Programm. Das
Konzert wurde mit dem Hit „Atemlos“ von
Helene Fischer, der nicht nur den Musikern
selbst sichtlich Spaß machte, abgeschlossen.
Der gelungene Konzertabend gilt letztlich
auch als herzliches Dankeschön den
Lehrern und den Jugendleitern für ihr Engagement
sowie allen anderen Freiwilligen,
die das Sommercamp ermöglicht haben.
Waltraud Wörndle (MK Waidbruck)
22
KulturFenster
Blasmusik
Vintler Jugendkapelle zu Gast in Villnöß
Siebte Auflage des Hüttenlagers auf der Zanser Alm
Die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ war wieder
auf Sommerfrische. Für ihr mittlerweile
siebtes Hüttenlager haben die 18 jungen
Musikantinnen und Musikanten wiederum
die Zanser Alm in Villnöß gewählt.Es waren
fünf spannende Ferientage voller Musik
mit viel Abwechslung, Spaß und Unterhaltung,
erzählt Jugendleiter Andreas
Messner. Er hat mit der Jugendkapelle
auf der Alm ein unterhaltsames Konzertprogramm
einstudiert. Evelyn Delfauro,
Marion Volgger und Magdalena Zingerle
haben ihn bei den Proben mit den einzelnen
Registern unterstützt. Helga Volgger
war für das leibliche Wohl verantwortlich.
Für die nötige Abwechslung sorgten Frühsport,
Wanderungen und die zweite Auflage
der Casting-Show „Zans sucht den Superstar“.
Als Mittagseinlage beim Kirchtag in
Vintl und - eine Woche später - beim Kirchtag
in Obervintl hat die Jugendkapelle ihr
neues Konzertprogramm einem begeisterten
Publikum präsentiert.
Hannes Zingerle (MK Vintl)
Die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ bei
ihrer musikalischen Sommerfrische auf
der Zanser Alm
„Musikanten im Stadl“
Die Musikkapellen Abtei und Oberrasen mit einem besonderen Konzert
Am 22. August fanden sich die Musikantinnen
und Musikanten der befreundeten
Musikkapellen Abtei und Oberrasen
zu einem Gemeinschaftskonzert zusammen.
Es sollte ein ganz besonderes Konzert
werden, weshalb nach einem besonderen
Ort Ausschau gehalten wurde. Eine
einmalige Kulisse fand man schließlich im
Stadel des Neumairhofes in Oberrasen.
Nach vielen Einzelproben und einer Gemeinschaftsprobe
der beiden Kapellen hieß
es dann „Stadeltor auf!“ Zahlreiche Gäste
aus nah und fern waren gekommen, um
diesem speziellen Gemeinschaftskonzert
zu lauschen. Die Musikkapelle Oberrasen
mit ihrem Kapellmeister Matthias Hilber
eröffnete das Konzert mit dem schwungvollen
„Florentiner Marsch“ von Julius
Fučík. Die Musikapelle Abtei mit Friedl
Pescoller am Dirigentenpult begeisterte
die Zuhörer im Anschluss mit dem Stück
„Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques
Offenbach. Mit dem vereinten Klang beider
Kapellen, also insgesamt 109 Musikantinnen
und Musikanten, wurden schließ-
lich mehrere Stücke, u.a. „The Lion King“
und „Oregon“ aufgeführt. Als Abschluss
durften auch der „Böhmische Traum“ und
der zünftige Marsch „Dem Land Tirol die
Treue“ mit Gesang nicht fehlen. Die Musikanten
und Musikantinnen wurden mit
viel Applaus belohnt und das Konzert wird
mit seiner tollen Stimmung sowohl den Bläsern
als auch den Zuhörern noch lange in
Erinnerung bleiben.
Marion Agstner (MK Oberrasen)
Ein gelungenes Konzert gaben die Musikkapellen Abtei und Oberrasen in der
stimmungsvollen und akustisch hervorragenden Stadel-Kulisse des Neumairhofes.
Jugendcamp der Musikkapelle Zwölfmalgreien in Pens
Eine Woche Proben-Spaß für 25 Jungmusikanten
Am 24. August war es wieder soweit: Die
Jungmusikantinnen und Jungmusikanten
der Musikkapelle Zwölfmalgreien machten
sich mit acht Begleitpersonen auf den Weg
zum Lochgietl-Hof in Pens, wo auch heuer
wieder das Jugendcamp stattfand. Rund 25
begeisterte Jugendliche musizierten eine
ganze Woche lang unter der Leitung von
erfahrenen Musikanten der Kapelle und
übten sich im Zusammenspiel in kleine-
ren und größeren Gruppen. Natürlich kamen
bei all den Proben Spaß und Unterhaltung
nicht zu kurz. Bei verschiedensten
Spielen und Gruppenaktivitäten konnten die
Jugendlichen auch ihre anderen Talente und
ihren Teamgeist unter Beweis stellen und
stärken.Die gemütliche Abschlussfeier am
Unterganznerhof bildete den krönenden Abschluss.
Hier konnten die Jungmusikanten
ihr Erlerntes vor zahlreichen Zuhörern zum
Besten geben und den wohlverdienten Applaus
genießen.
Brigitte Thurner (MK Zwölfmalgreien)
Im Zusammenspiel der jungen mit den
erfahrenen Musikkollegen gab es für die
Musikanten der MK Zwölfmalgreien eine
erlebnisreiche Woche in Pens.
Nr. 05 | Oktober 2015 23
Vorweg
Das Vorführen alter Handwerksberufe
bereichert viele Veranstaltungen, Märkte
und Feste. Es spielt im kulturellen und im
touristischen Angebot eine wichtige Rolle.
Doch so sehr die Vorführungen beim Publikum
auch ankommen und sich Menschen
für das Erlernen von Handwerkstechniken
interessieren, das alte Handwerk im Hauptberuf
hat im 21. Jahrhundert einen schweren
Stand.
Im Jahr 2011 wurde in der Schweiz daher
ein groß angelegtes Forschungsprojekt
durchgeführt mit dem Ziel, bereits ausgestorbene
und gefährdete Handwerksberufe
zu erheben. Dem Projekt lag das von
der UNESCO getroffene „Übereinkommen
zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes“
zugrunde. Dieses umfasst nicht nur
Bräuche, Riten oder sprachliche Besonderheiten,
sondern auch das Fachwissen
rund um historisch gewachsene Handwerksberufe.
Die Untersuchung wurde vom
Schweizer Bundesamt für Berufsbildung
und Technologie und dem Bundesamt für
Kultur in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse
sollten die Basis bilden für weitere Überlegungen
zur Aus- und Fortbildung sowie
zur Förderung und Bewahrung traditioneller
Handwerke.
Wann ist ein Handwerk alt?
Zunächst musste die Bezeichnung „traditionelles
Handwerk“ näher erklärt werden.
Die Studie bezeichnete damit jene Berufe,
die es schon vor 1950 in derselben oder
in ähnlicher Form gab. Untersucht wurde
nach folgendenKriterien: ausgestorben, hohe
Gefährdung, mittlere Gefährdung, geringe
Gefährdung. Insgesamt wurden 307 Handwerksberufe
erfasst. Davon waren 114 im
Jahr 2011 gering gefährdet, 91 mittel gefährdet
und 79 hoch gefährdet. Um einen
Überblick zu geben, um welche Berufe es
sich im Speziellen handelt, möchte ich sie
namentlich anführen. Es handelt sich dabei
zum Teil um reine Frauen- oder Männerberufe
oder um Berufe, die von beiden
Geschlechtern ausgeübt worden sind.
Folgende 23 Handwerksberufe sind in
der Schweiz ausgestorben: Bleicher, Eissäger,
Fallenbauer, Feilenhauer, Flößer, Geschirrflicker,
Hafenbinder, Harnischschmied,
Haubenschmied, Lavezsteindreher, Leimsieder,
Nieter, Pechsieder, Rechenmacher,
Ringpanzerschmied, Schirmmacher, Spiegelschleifer,
Stempelschneider, Textillaborant,
Textilveredler, Verhütter, Vogelfänger
und Wachsbossierer.
Zukunft des alten
Handwerks
Zahlreiche Berufe sind bereits ausgestorben
Hoch gefährdete Berufe
Hoch gefährdet waren folgende Berufe:
Beckenmacher, Hornschnitzer, Beinschnitzer,
Beindrechsler, Besenbinder, Bleigießer,
Bleiglaser, Bronzegießer, Brunnenbauer,
Büchsenschmied, Färber, Fassbinder, Filochierer,
Flachsspinner, Flechter, Flötenbauer,
Freskomaler, Frivoliténmacher, Fuhrmann,
Geiselmacher, Gelbgießer, Glockengießer,
Haarkünstler, Harzbrenner, Helmschmied,
Holzschuhmacher, Hornschnitzer, Kalandrierer,
Kalkbrenner, Kammmacher, Kesselflicker,
Kettenschmied, Knochenmahler,
Köhler, Kristallschleifer, Kunstblumenmacher,
Kürschner, Lederseilmacher, Messerschmied,
Müller, Gerber, Glasschleifer,
Perückenmacher, Pinselmacher, Portefeuiller,
Posamenter, Riemenmacher, Säumer,
Scagliomaler, Schachtelmaler, Schellenschmied,
Schirmflicker, Schriftgießer,
Seidenspinner, Seifensieder, Sensenmäher,
Sensenschmied, Sgraffittomaler, Sodmacher,
Spanschachtelmacher, Steingießer,
Öler, Papierschöpfer, Sticker, Störmetzger,
Strohdachdecker, Strohhutknüpfer, Stuckateur,
Stückfärber, Stumpendreher, Tapetendrucker,
Textildrucker, Textilmechaniker,
Torfstecher, Tüchelbohrer, Tuchfärber,
Walker, Wäscher, Zigarrenmacher, Zinngießer,
Zwirner.
Mittel gefährdete Berufe
Zu den mittelfristig gefährdeten Berufen
zählten: Bahnbetriebsdisponent, Bergwerkselektriker,
Blasinstrumentenbauer, Blechblasinstrumentenbauer,
Brillenmacher,
Buchbinder, Büchsenmacher, Drechsler,
Dreher, Eichmeister, Emailleur, Fachwerker,
Fensterschreiner, Feuerverzinker, Filetmaler,
Fotograf, Fotolaborant, Fräser, Geigenbauer,
Geräteinformatiker, Gerüstmonteur,
Gießer, Glasapparatebauer, Glasblaser, Glasmalerin,
Graveur, Gussformer, Gussputzer,
Gusstechnologe, Handschuhmacher, Handweber,
Hanfspinner, Hinterglasmaler, Holzbauer,
Hutmacher, Intarsienschreiner, Kachel-
und Baukeramikformer, Kartograf,
Kalkputzer, Keramik-Modelleur, Kerzenmacher,
Klingenschmied, Klöppler, Konfektionsschneider,
Korber, Korbflechter, Küfer,
Kupferschmied, Kutscher, Kuvertmaschinenführer,
Lehmbauer, Maschinenzeichner,
Maßschneider, Mauser, Messer- und
Scherenschleifer, Schnapsbrenner, Schuhmacher,
Schindelmacher, Seiler, Skibauer,
Spinner, Steinhauer, Strohflechter, Tierpräparator,
Wagner, Wegmacher, Weißnäher,
Wildheuer, Zementer, Zinngraveur.
Altes Handwerk in Südtirol
Ein großer Teil der genannten Berufe war
auch in Südtirol verbreitet und ist heute bereits
ausgestorben oder gefährdet. Wie hoch
die Gefährdung eines Berufes ist, hängt
von der Anzahl der Menschen ab, die ihn
noch ausüben. Je weniger Menschen die
Kenntnis und die Technik rund um ein altes
Handwerk beherrschen, desto größer ist die
Gefahr, dass es vom Aussterben bedroht
ist. Bestandsaufnahmen wie diese in der
Schweiz wären daher europaweit interessant,
damit gezielt Überlegungen angestellt
werden könnten, wie das Wissen und die
Kenntnis alter Handwerkstechniken erhalten
und gesichert werden können.
Barbara Stocker
Gurtenmacher bei der Arbeit
24
KulturFenster
Neues aus der Verbandszentrale
Heimatpflege
Zehentmesserhaus in Sarnthein
Ein Juwel ländlicher Baukultur mit neuer fragwürdiger Zweckbestimmung
Josef Oberhofer
Wie bekannt, gibt es von Seiten des Kultur-
und Heimatpfl egevereins Sarntal Bestrebungen,
das sich in seinem Besitz befi
ndende Zehentmesserhaus weitreichend
umzubauen und Wohnungen zu errichten.
Nachdem es sich bei diesem Haus laut
fachlichem Gutachten des Landesdenkmalamtes
um ein in architektonischer, kunsthistorischer
und baugeschichtlicher Hinsicht
absolut schutzwürdiges Gebäude handelt,
hat der Vorstand des Heimatpflegeverbandes
Südtirol sofort nach Bekanntwerden
der Umbaupläne am 15. Juli 2014 mit
dem örtlichen Heimatpflegeverein Kontakt
aufgenommen und um eine Aussprache
in Bozen gebeten. Zu dieser Aussprache
kam es leider nie, da sich die Mitglieder
des Landesvorstandes nur ungern auf die
Öttenbacher Alm zitieren ließen.
Zahlreiche Forderungen blieben
fruchtlos
Zehentmesserhaus in Sarnthein
Dem Heimatpflegeverband Südtirol
blieb also nichts anderes übrig, als dem
zuständigen Landesrat Florian Mussner
schriftlich mitzuteilen, dass er die Position
des örtlichen Heimatpflegevereins
Sarntal, der sich
gegen eine Unterschutzstellung
ausgesprochen hatte, absolut
nicht nachvollziehen kann und sich
folglich davon distanziert und dass der
Verband eindeutig die Position des zuständigen
fachlichen Gremiums, also der
Abteilung Denkmalpflege, teilt, die sich für
eine klar begründete Unterschutzstellung
dieses im Kern auf das Mittelalter zurückgehende
Gebäude mit wertvollen Ausstattungselementen
wie Täfelungen und Holzdecken
aus dem Barock und aus dem 19.
Jahrhundert ausspricht.
Schließlich wurde mit genanntem Schreiben
vom 16.10.2014 Landesrat Mussner
aufgefordert, das Zehentmesserhaus ehestens
mit Landesregierungsbeschluss unter
Denkmalschutz stellen zu lassen, damit
dieses wertvolle Haus adäquat geschützt ist.
In einer von der Vollversammlung des
Verbandes im April 2015 verabschiedeten
Resolution wurde diese Forderung nochmals
bekräftigt.
Dass alle Bemühungen des Heimatpflegeverbandes
Südtirol umsonst waren,
konnte man am 20. August 2015 der Tagespresse
entnehmen, wo der Obmann
des örtlichen Heimatpfl egevereins, Helmut
Kritzinger, freudvoll verkündet, dass
das Zehentmesserhaus neu genützt wird
und dass in den beiden oberen Stockwerken
des ehemaligen Benefi ziatenhauses
vier Sozialwohnungen und im Erdgeschoss
ein großer Ausstellungsraum entstehen
sollen. Die Äußerung des Herrn Kritzinger,
mit ihm hätte niemand geredet,
ist schlichtweg
erfunden.
Es soll aber
nicht weiter
verwundern, wenn man sich die Geisteshaltung
in der gesamten Angelegenheit
vor Augen hält.
Befremdliche Vorgangsweisen
Auf die Ankündigung vom 20. August
hin haben jedenfalls die Landtagsabgeordneten
Heiss, Dello Sbarba und Foppa eine
Anfrage an die Landesregierung gestellt, in
der sie feststellen, dass eine sorgsame Erhaltung
des Zehentmesserhauses durch
seinen Eigentümer, dem Kultur- und Heimatpflegeverein
Sarntal, eigentlich gewährleistet
sein müsste. Dem ist aber nicht so,
da „trotz des Versuchs des Landesdenkmalamtes,
das Haus unter Schutz zu stellen,
sowohl die Gemeindeverwaltung als
auch der Verein das Ansinnen unwirsch
abgewiesen haben. Die Landesregierung
hingegen habe den im Juni 2014 eingebrachten
Schutzantrag durch Fristverfall
unwirksam gemacht und Umbauplänen
freie Bahn eröffnet.“
Die grünen Landtagsabgeordneten fragen
deshalb: „Warum sich die Landesregierung
einer Unterschutzstellung verweigert
hat und welche Veränderungen
vorgenommen werden?“ Bleibt nun abzuwarten,
wie die Landesregierung ihr Verhalten
begründet.
Der Heimatpfl egeverband Südtirol hat
am 4. September nochmals in einer Presseaussendung
zum weitreichenden Umbau
dieses historischen Juwels Stellung bezogen,
sein Befremden gegenüber dem Heimatpfl
egeverein Sarntal in dieser Angelegenheit
neuerlich zum Ausdruck gebracht
und die Äußerungen des Vereinsobmannes
Kritzinger, mit ihm habe niemand gesprochen,
entschieden zurückgewiesen.
Ungeachtet dessen hat man unlängst
mit den Umbauarbeiten begonnen, denn
alle Hürden wurden geschickt aus dem
Weg geräumt.
Mit Bedauern und Enttäuschung nimmt
der Verband zur Kenntnis, dass seitens der
Landesregierung dem Denkmalschutz nicht
der nötige Stellenwert eingeräumt wird.
Josef Oberhofer
Nr. 05 | Oktober 2015 25
Informiert & Reflektiert
Stellungnahme zu den jüngsten
Baumschlägerungen in Pfalzen
Radikale Entfernung von Rosskastanien am Kirchplatz
Einheimische und Gäste beklagen seit
Wochen die Schlägerung von zwei Rosskastanien
am Kirchplatz von Pfalzen – Pustertal.
Diese prachtvollen Bäume säumten
die steinerne Treppe zum Aufgang der barocken
St.-Cyriak-Kirche. Man hat sie am
15. Juni morgens ohne Vorankündigung radikal
entfernt. Es ist nicht nachvollziehbar,
warum diese Baum-Denkmäler einer Neugestaltung
des Dorfplatzes weichen mussten.
Sie waren vital und kerngesund und
fügten weder dem Bodenbelag noch der
Friedhofsmauer in all den Jahren irgendeinen
Schaden zu.
Zahme und wilde Kastanien
Man könnte meinen, die Esskastanie
wäre die edlere Form der bitteren Rosskastanie.
Dem ist allerdings nicht so. Mit der
Rosskastanie hat die Edelkastanie außer der
Form der Früchte nichts gemein. Während
die Rosskastanie mit den Rosengewächsen
verwandt ist, gehört die Edelkastanie samt
Buche und Eiche zur Familie der Buchengewächse.
Die wilde Kastanie bereitet uns
vor allem dreimal im Jahr Freude: im zeitigen
Frühjahr, wenn die großen Knospen
aufspringen, im Mai, wenn die weißen bis
rosaroten Blütenkerzen erscheinen sowie
im Herbst, wenn die glänzenden Samen
von den Bäumen fallen. Der Rosskastanienbaum
ist bei uns nicht heimisch. Er gelangte
erst in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts aus dem nördlichen Griechenland
nach Mitteleuropa.
Die beiden Rosskastanienbäume am Kirchplatz in Pfalzen wurden in einer Nachtund
Nebelaktion geschlägert, obwohl Stock und Stamm gesund waren.
Die Rosskastanien gehören zum
Dorfbild von Pfalzen
Die zwei Rosskastanien von Pfalzen
scheinen in der Dorfchronik erstmals auf
einem Foto anlässlich einer Kaiserjubiläumsfeier
im Jahre 1908 auf. Sie schmückten
seitdem viele Abbildungen von kirchlichen
und familiären Feierlichkeiten. Die
beiden Kastanien haben als Zeitzeugen
das Dorfgeschehen des letzten Jahrhunderts
mitgeprägt. Generationen von Bürgerinnen
und Bürgern haben die wilden Kastanien
gehegt und gepflegt. Sie wurden mit
jedem Rückschnitt kräftiger und schöner.
Die ohne Vorankündigung erfolgte Schlägerung
der Rosskastanien in Pfalzen ist
ein Natur- und Kulturfrevel. Sie ist durch
nichts zu rechtfertigen.
Peter Ortner
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)
26
KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Heimatpflege
Pestkapelle Ladurn
Kleinodien sind erzählende Fenster in die Vergangenheit
Kleindenkmäler sind wie Fenster. Das
konnte man am Sonntag, dem 16. August, erfahren,
als die Segnung der renovierten Pestkapelle
bei Ladurn stattfand. Der Hof Ladurn
ist der Stammsitz des Geschlechtes der Ladurner.
Nach der vielseitig bekannten Hedwigsage
soll sich der Name von „Leidturn“
ableiten lassen. Solcher lokalen Überlieferung
zufolge spricht man den „Ladurnern“
eine adelige Abstammung zu. Der Hof befindet
sich links am Eingang des Schnalstales
bei der ersten Talweitung.
Sagenumwobener Standort
Weil er 1636 von der Pest verschont geblieben
war, ließ der damalige Besitzer Hanns
Ladurner aus Dankbarkeit dafür eine Kapelle
errichten. Der Standort ist am sogenannten
„Fuiregg“, der wegen des Ausblickes auf
Tschirland geeignet war, Lebens-und Feuerzeichen
in den Vinschgau zu senden. Von
hier aus fällt das Auge auf einen hohen Felsenturm,
der sich aus dem steinigen Gelände
des Sonnenberges erhebt. Er wird
im Volke allgemein als Stegerfrau bezeichnet
und ist der Sage nach eine versteinerte
Steghofbäuerin. Und sagenumwoben blieb
die gesamte Felsengegend. Zu Füßen der
„Elferplatt“ glaubte man das Reich der Saligen
zu wissen. Die „Elferplott“ war sicher
schon die Sonnenuhr der alten Räter und
wurde später von Bedeutung für den Kontrolldienst
am Schnalswaal. Dieser wurde
zwei Jahrhunderte nach der Pestkapelle
errichtet. Dieser Bau galt als das schwierigste
und auch gefährlichste Unternehmen
dieser Art in der Waalbaugeschichte
des Vinschgaus. Heute ist der Verlauf dieser
großartigen Waalanlage von der gegenüberliegenden
Talseite nur noch stellenweise zu
erkennen. Neben dem Waal führte auch der
„verbotene Steig“ hier vorbei. Er schlängelte
sich taleinwärts durch schwindelerregende
Felsabhänge und wurde bis zur Erbauung
der Schnalserstraße von Einheimischen
und sogar von Schulkindern eifrig benutzt.
Wiederaufbau mit vereinten Kräften
Viele Fäden aus Geschichte und Sagen
umspannen das kleine Denkmal, dessen
Gewölbe vor Jahren aus purem Mutwillen
beschädigt worden war. Mit dem heutigen
Besitzer Kurt Ladurner und dem Heimatpflegeverein
Naturns-Plaus wurde eine
Renovierung durchgeführt. Heinrich Oberhofer
und Hermann Müller mauerten das
Gewölbe wieder auf, wobei ihnen die Hofleute
sowie Josef Gasser, Michael Lochmann
und Martin Wenter, allesamt aus Naturns,
hilfreich zur Seite standen. Die Tafel
mit den Pestheiligen Sebastian und Rochus
wurde vom Malermeister Georg Thuile aus
Algund angefertigt.
Den alten Zauber
wiedergewonnen
Hermann Wenter hatte die Renovierung
organisiert und bis zum Ende begleitet. Daher
war er es, der die Begrüßung vornahm
und den Ablauf der Feier koordinierte. Er
fand Dankesworte für alle, die an der Arbeit
beteiligt waren, für die Sponsoren und
Vertreter der Großfamilie, für Dekan Rudolf
Hilpold und die Mitglieder des Heimatpflegevereines,
sowie für interessierte Anwesende.
Nach einem Rückblick auf die
vollzogenen Arbeiten nahm Dekan Rudolf
Hilpold die Segnung vor. Der Obmann des
Heimatpflegevereines, Josef Pircher, zeigte
sich in seiner Ansprache sehr erfreut über
die gelungene Renovierung dieses Kleindenkmales
und hob den Sinn der Instandhaltung
solcher Objekte hervor. Sie sind
Boten eines starken Glaubens und der
Dankbarkeit und sind wie Fenster, die viel
zu erzählen haben und als schmuckvolle
Kleinodien für die Landschaft gelten. Als
Botschafter für uns und die Zukunft müssen
sie erhalten bleiben, und die Spuren
in die Vergangenheit werden nicht ausgelöscht.
Matthias Ladurner Partanes hatte
einen Artikel über den verbotenen Steig
zum Vorlesen mitgebracht, ein Abschnitt
aus dem Buch „Die Ladurner“, das sein
Vater verfasst hatte. In mühevoller Kleinarbeit
hatte er das Geschlecht der Ladurner
weit zurück verfolgt und konnte über fünftausend
Träger dieses Namens schriftlich
festhalten. Kulturreferent Michael Ganthaler
überbrachte die Grüße der Gemeindeverwaltung.
Die Naturnser Alphornbläser
und ein Klarinettentrio der Musikkapelle
Naturns umrahmten die Feierlichkeit mit
ihren Weisen. Der Besitzer Kurt Ladurner
bedankte sich mit einer Marende aus
hofeigenen Produkten. Niemand konnte
sich der beinahe zauberhaften Wirkung
des alten Gemäuers und seiner Umgebung
entziehen und jeder sah in dieser
Aktion die Erhaltung eines Teiles gewachsener
Volkskultur.
Die Geladenen und Interessieren versammelten
sich zahlreich und lauschten
den Erklärungen über Geschichte und
Wichtigkeit des Denkmals.
Dank der Fürsorge des Besitzers und der
guten Zusammenarbeit mit dem Heimatpflegeverein
sowie weiteren Helfern erstrahlt
das schmucke Gemäuer nun in
neuem Glanze.
Für die musikalische Umrahmung sorgte
unter anderem das Klarinettentrio der
Musikkapelle Naturns. (Fotos: Johanna
Weithaler)
Nr. 05 | Oktober 2015 27
Ins Bild gerückt
Fenster mit Bergblick
Toblach – ein Dorf an der Scheide von Dolomiten und Villgratner Bergen
Die Herbstenburg im Anschluss an die
Pfarrkirche
Blick aus dem Heißluftballon auf das Zentrum von Toblach
Die Gemeinde Toblach im Hochpustertal
erstreckt sich von 1.182 bis hinauf auf 3.146
m Meereshöhe. Sie umfasst nicht nur Altund
Neu-Toblach, sondern auch die Ortschaften
Aufkirchen, Wahlen und das Silvestertal.
Toblach wird gemeinhin als „Tor zu den Dolomiten“
bezeichnet und liegt am Fuße der
malerischen Neunergruppe. Mit den Naturparks
Sextner Dolomiten und Fanes-Sennes-
Prags in unmittelbarer Nachbarschaft und
den zwei bedeutenden Wasserspiegeln Toblacher
See und Dürrensee verspricht Toblach
ein Erlebnis für alle Sinne.
Auch Persönlichkeiten wie Gustav Mahler,
der in den Sommermonaten von 1908-
1910 in seinem eigenen Komponierhäuschen
wirkte, wussten die Schönheit der
Gemeinde zu würdigen. Heute noch erinnern
die weitum bekannten Musikwochen
an den Aufenthalt des großen Komponisten.
Auch an weiteren Veranstaltungen
und kulturellen Höhepunkten hat Toblach
einiges zu bieten, so das Südtiroler Festival
im Grand Hotel, das Dolomiti Balloonfestival
oder den Volkslanglauf Toblach Cortina.
Wer sich an Sehenswürdigkeiten orientieren
mag, ist sicherlich mit einem Abstecher
zur sagenumwobenen Herbstenburg
gut beraten oder mit der Besichtigung der
fünf Passionskapellen entlang der Maximilianstraße,
die zusammen mit der Lerschachkapelle
einen großen Kulturschatz,
den ältesten Kreuzweg Tirols, bilden. Ganz
besonders im Vordergrund steht in Toblach
aber unweigerlich die Natur. Mit all ihren
Vorzügen wird Toblach für den dortigen
Heimatpflegeverein zu einem weiten Wirkungsfeld,
aber auch zu einer großen Herausforderung,
zumal er sich gegen vielerlei
Interessen von unterschiedlichen Seiten
behaupten muss.
Von Anfängen und
Wirkungskreisen
Heimatpflege ist in Toblach eng mit
dem Namen Josef Strobl verbunden, der
im Jahre 1964 den Keim der Heimatpflege
in Toblach legte. Er hat die wirtschaftlich
immer besser werdenden Jahre dazu genutz,
die vielen religiösen und bäuerlichen
Kleindenkmäler Toblachs zu sanieren. Er
war wichtiger Ansprechpartner, Berater und
Vermittler zwischen den einzelnen Behörden
für die Besitzer erhaltenswerter Denkmäler.
Im Jahre 1994 hob er schließlich
mit Gleichgesinnten den Toblacher Heimatpflegeverein
aus der Taufe und war bis
2009 dessen Obmann. Er hinterließ seiner
Nachfolgerin Agnes Steinwandter ein
gut bestelltes Feld. Der Schwerpunkt der
neuen Vereinsvorsitzenden liegt mehr auf
dem Erhalt des geistigen Hauses Heimat,
dessen Fassade in Zeiten fortschreitenden
Werteverlustes leider immer mehr bröckelt.
Die amtierende Obfrau hält mit viel Umsicht
und Feingefühl die Fäden im Verein
zusammen. Sie legt beispielsweise großen
Wert darauf, die Kompetenzen der einzelnen
Mitglieder sinnvoll zu nutzen und die
Aufgaben entsprechend zu verteilen. Mit
ihrem Grundsatz der Wertschätzung aller
gelingt es ihr, dass sich ihre Mitarbeiter
mit den Anliegen der Heimatpflege identifizieren
können. Auch dirigiert sie die alljährlichen
Lehrfahrten nicht mehr nur zu
entfernten Kulturschätzen außerhalb des
gewohnten Radius, sondern in die nähere
Umgebung, um die Sensibilität für den unmittelbaren
Lebensraum lebendig zu halten.
Von Taten und Fakten
Agnes Steinwandter plädiert bei ihrer
Tätigkeit als Obfrau des Vereins für eine
rege Zusammenarbeit mit anderen Vereinen,
so beispielsweise mit dem Verein für
Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bei der
Beratung für Altbausanierungen oder mit
den örtlichen bäuerlichen Vereinen u.a.m.
Sie setzt sich auch mit sanfter Vehemenz
für den Erhalt des identitätsstiftenden Kulturerbes
sowie für den Natur- und Landschaftsschutz
ein, bleibt aber durchwegs
28
KulturFenster
Heimatpflege
Der Einhof ist typisch für das Hochpustertal. Zahlreiche Höfe in und um Toblach wurden mit viel Liebe zum Detail restauriert.
realistisch bei der Einschätzung der Lage.
Nicht alles kann nämlich erzwungen, nicht
alle Störfaktoren beseitigt und der Fortschritt
nicht immer in die Schranken gewiesen werden.
Wichtig sei ein versöhnlicher Konsens
zwischen allen Beteiligten und im Einklang
mit den gewachsenen Werten. Dieser Konsens
sei bei Projekten wie der Rollerbahn
zwischen Säge und dem Toblacher See,
bei dem Bau einer Photovoltaikanlage mitten
im landwirtschaftlichen Grün oder bei
dem Phänomen „Ausverkauf der Heimat“
nicht gegeben. Der Ausverkauf der Heimat
zieht im Schlepptau viele Probleme nach
sich, die landschaftlicher, ökonomischer
und sozialer Natur sind. Den Preis für die
nachhaltigen Folgen muss die ganze Gesellschaft
zahlen, den Nutzen haben nur
wenige. Der Verein spricht sich folglich in
aller Deutlichkeit gegen derartige Vorhaben
aus und regt Kompromisslösungen
an.Dankbar wird in diesem Zusammenhang
registriert, dass auch die Gemeindeverwaltung
im Rahmen ihrer Möglichkeiten
wertvolle Schritte gesetzt hat, dieses Phänomen
einzugrenzen.
Sylvia Rottensteiner
Der rote Turm war durch einen unterirdischen
Gang mit der Burg verbunden.
Kaiser Maximilian, der Namensgeber der Maximilianstraße, residiert heute in Toblach – allerdings
in bronzenem Gewande. Den Maximilianweg säumt eine Reihe von Bildstöcken.
Von der Heimat
„Heimat ist etwas, das uns tief drinnen vertraut ist. Heimat ist Sichtbares und Greifbares,
wie die vom Menschen im Laufe der Zeitgeschichte geschaffene Natur- und
Kulturlandschaft. Heimat sind unser einmalig schönes Weltnaturerbe Dolomiten, die
bleichen Berge, die Almen, Fluren, Weiler, bäuerliche und religiöse Kleinode, Gassen,
verträumte ‚Platzlan‘, der Kirchturm und die Häuser mit ihrem ortstypischen
Baustil. Das alles sind kleinräumige, aber unverkennbare Markenzeichen unseres
Dorfes, Steinchen im großen Mosaik Heimat. In Frieden und Freiheit in der Heimat
leben zu dürfen ist ein Privileg des Himmels, das wir aber auch schätzen und
verantworten müssen.
Heimat ist aber auch geistig Erfahrbares wie das Beziehungsgeflecht von Familie
und Gesellschaft, in das jeder von uns eingebettet ist. Heimat ist ein Ort, wo man
sich kennt und hilft und wo das Fundament der Solidargemeinschaft noch trägt.
Heimat ist gewissermaßen der rote Faden, der von der Vergangenheit in die Zukunft
reicht und an dem das Überlieferte wie die zeitlosen Werte, die Sprache, die
Musik und die Tradition als Kulturgut hängen und dessen Ende auch offen bleiben
muss für Neues.
Heimatpflege ist keine Mottenkiste, bei der man selbstverliebt immer wieder Altes
abstaubt, sondern sie ist darauf bedacht, unser unverwechselbares Heimaterbe
zu schützen, zeitgemäß zu erhalten und so zu gestalten, dass nachkommende Generationen
noch genügend Gestaltungsfreiraum, Perspektive und Freude an der
Heimat haben können.“
Agnes Steinwandter
Nr. 05 | Oktober 2015 29
Rundschau
Der Heimatpflegeverein Naturns-Plaus hat
mit dem Freilichtspiel „Die Lorenziraber“ im
heurigen Sommer wahrlich ins Schwarze
getroffen. Zehn ausverkaufte Aufführungen
haben dem Veranstalter mehr als 1600
Besucher beschert und damit alle Erwartungen
weit übertroffen.
Die Lorenziraber
Erfolgreiche Freilichtaufführung
Die Sage
Der Geschichte des Erfolgsstücks von
Hanns Fliri liegt eine alte Sage zugrunde.
Sie erzählt von Wegelagerern, welche
von ihrem gelegentlichen Unterschlupf
bei der Lorenzikirche zwischen Tschirland
und Staben aus ihr Unwesen getrieben
haben. Dabei wurden vorbeiziehende
Händler, aber nicht zuletzt Bauern
aus dem Schnalstal überfallen und ausgeraubt.
Sogar von Mord und Totschlag
weiß die Geschichte zu berichten.
Das Stück
In dem Stück von Hanns Fliri gewährt
das junge Paar Anna und Hannes, welches
im Lorenzi-Widum sein Zuhause hat, den
Räubern vorübergehend Unterkunft und
macht sich dadurch mitschuldig. Die Eheleute
werden schließlich zusammen mit
den Räubern verhaftet und zum Tode verurteilt.
Anna und Hannes erfahren jedoch
im allerletzten Augenblick dank der Fürsprache
des Pfarrers von Tschars Gnade
beim Landrichter, müssen aber für immer
das Land verlassen. Das berührende Spiel
endet mit der aufrichtenden Botschaft des
Schlussliedes: „Nun aber bleiben Glaube,
Hoffnung, Liebe. Diese Drei“.
Die Aufführung
Wer zu den „Lorenzirabern“ gekommen
war, erlebte niveauvolles Volkstheater, wirkungsvoll
in Szene gesetzt, ohne Effekthascherei
oder übertriebene Gefühlsausbrücke.
Textautor und Regisseur Hanns Fliri
setzte Requisiten und Ausstattung sehr
sparsam ein, nutzte aber umso mehr das
Vorhandene: die Ruinen mit ihrem reizvollen
Umfeld und die einmalige Naturkulisse
im Hintergrund. Zu erwähnen ist
da der Schlosshügel von Juval mit seiner
gleichnamigen Burg, oder auf der gegenüberliegenden
Bergseite, hoch über der
Schnalsbachschlucht, das bizarre, sagenumwobene
Felsmassiv der „Stegerfrau“.
Jeweils zwei Stunden lang haben „Die
Gruppenbild der Theatertruppe
Lorenziraber“ Besucher aus vielen Teilen
Südtirols in ihren Bann gezogen.
Sehr erfreulich ist schließlich, dass durch
das Freilichtspiel sehr viele den besonderen
Ort mit der über 1000 Jahre alten Lorenzikirche
erstmals erlebt und wohl auch
gespürt haben, dass von der Aura solch
heiliger Stätten eine große Kraft ausgeht.
In der Tat, in und um Ruinen kann neues
Leben entstehen. Sicher ist, dass der Heimatpflegeverein
Naturns-Plaus, die Volksbühne
Naturns, der Kirchenchor Tabland-
Staben und viele Helfer und Unterstützer
in beispielhafter Zusammenarbeit mit diesem
Projekt Naturnser Kulturgeschichte
geschrieben haben. Bei der Abschlussfeier
im September war Gelegenheit, allen
Mitwirkenden zu danken. Dies tat vor
allem Bürgermeister Andreas Heidegger.
Ein besonderer Dank ging an die Hauptverantwortlichen
Hanns Fliri (Text und Regie),
Ernst Thoma (Komposition), Josef
Pircher (Musik, Heimatpflegeverein) und
Franz Fliri (Projektleiter).
Josef Pircher
Beim Dorfgericht
Die Verurteilung
30
KulturFenster
Heimatpflege
Im Gedenken an Sepp Innerkofler
100. Todestag und Segnung des Standschützen-Denkmals in Sexten im Juli
Am ersten Juliwochenende fand in Sexten
ein zweitätiger Gedenkakt für Sepp Innerkofler
und sämtliche Standschützen statt.
Im Zuge dessen führte Reinhold Messner in
einer Wanderung zur Dreizinnenhütte. Erzählungen
über Sepp Innerkofl er und aus
der Alpingeschichte säumten den Weg. Am
späten Nachmittag fand – wieder im Tale –
die Buchvorstellung “Sepp Innerkofler” statt.
Tags darauf – am Sonntag – schritt die Festgemeinde
zur Segnung des Standschützendenkmals
am Sepp-Innerkofler-Platz.
„Der berstende Berg”, so der Titel des
Denkmals, eine Skulptur von Albert Willeit,
erinnert fortan an die Tiroler Standschützen
und an den Dolomitenkrieg 1915-18. Die
Errichtung eines Denkmals zur Erinnerung
an die Standschützen im Dolomitenkrieg
war für die Wettbewerbsteilnehmer keine
leichte Aufgabe. Der vorgegebene Standort
im Zentrum Sextens war zwar hervorragend,
aber die Einfügung in dieses bauliche
Ensemble stellte eine Herausforderung dar.
Die Einbeziehung der Umgebung war aber
sehr wichtig und so kam die Idee, den Niveauunterschied
zu nutzen und mittels einer
aufragenden Skulptur in Form eines abstrahierten
Berges einen markanten Mittelpunkt
in diesem öffentlichen Raum zu schaffen.
Dieses Denkmal für die Tiroler Standschützen
ist vor allem ein Denkmal zur Erinnerung
an den unsäglichen, leidvollen Krieg.
Und ein Denkmal für einen Krieg soll nicht
lieblich oder „schön“ sein, im allgemeinen
Verständnis von Schönheit. Deshalb wird
dieses Werk wegen seiner Form und Ausführung
in Beton nicht unbedingt die allgemeine
Zustimmung erhalten. Die Skulptur
soll eben zum Nachdenken anregen und
über die Symbolik Botschaften vermitteln.
Starke Symbolik
Das Standschützendenkmal am Sepp-Innerkofler-Platz in Sexten
In Anlehnung an die Verteidigung des
Landes steht das Denkmal heute auch metaphorisch
für die Verteidigung der Heimat,
die immer wieder gegen verschiedenste Interessen
und Vorhaben verteidigt werden
muss, damit wir uns darin weiter zuhause
fühlen können, denn Heimat ist der Inbegriff
für Frieden, Gemeinschaft und Wohlbefinden.
Dieses Denkmal ist aber auch ein
Mahnmal: Die Kluft im Felsen und die abgesetzt
angeordnete Schrift „Heimat" stehen
als Sinnbild für die gewaltsame Zerreißung
des historischen Tirol nach 1919, aber auch
für den Streit zwischen Menschen und Völkern.
Der poetische Titel der Skulptur „Der
berstende Berg“ versinnbildlicht die damalige
Situation, wo ganze Berge durchlöchert
Innehalten
oder abgesprengt wurden. Heute sind es
die Eingriffe in die Natur oder der Permafrost,
durch welche Muren und gewaltige
Bergstürze ausgelöst werden, wie 2007 am
Einserkofel im Fischleintal. Dieser abstrahierte
Berg weist auch auf Sextens große
Bergsteigertradition hin und damit auch
auf Sepp Innerkofl er, der einer der besten
Kletterer und Bergführer seiner Zeit war.
Aus einem Text von Albert Willeit
Innehalten am Vernagter See, Schnals,
und nachdenken über Heimat und Zukunft.
Wegkreuze, Bildstöcke, Marterlen und
andere religiöse Zeichen prägen unsere
Kulturlandschaft. Hoffentlich auch noch
morgen!
Josef Pircher
Nr. 05 | Oktober 2015 31
• Büchertisch •
Susanne Schaber/Herbert Raffalt
Auf der Suche nach dem Sommerglück
unter den Gipfeln
Unterwegs zu den Almen Österreichs
Prall-grüne Bergwiesen voller saftiger
Kräuter, der Klang der Kuhglocken, die
mit Holzschindeln gedeckte Hütte: Almen
sind Sehnsuchtsorte. Die Unbeschwertheit
unter freiem Himmel, das
einmütige Zusammenleben mit den Tieren,
die selbstproduzierten Nahrungsmittel
und das langsamere Dahinziehen
der Zeit – all das gehört zu den
Wunschträumen unserer Tage.
Herbert Raffalt und Susanne Schaber
haben sich auf die Suche gemacht
nach dem wirklichen Leben auf der
Alm, haben dabei Hirten, Almbauern
und Volkskundler getroffen und das
Wesen des Almlebens von heute erkundet.
Ihre Bilder und Texte spiegeln
die Vielfalt der Regionen und
Kulturen wider und berichten vom
Reichtum der Traditionen und von
einem historischen Erbe, das es zu
bewahren gilt. Da ist man zu Besuch
beim Dichter und Hirten Bodo
Hell, zieht mit den Ötztaler Schafen
über das Joch, lauscht den Almsagen
von Helmut Wittmann oder begleitet
Susanne Türtscher auf ihren
Kräuterwanderungen. Vom nachhaltigen
Wirtschaften wird erzählt, von
der deftigen „Almkoscht“ und auch
vom Baden, zum Beispiel im Kärntner
Karlbad – ja, und wer genau hinhört,
der vernimmt auch den Klang
des boomenden Tourismus und der
Vereinnahmung der Alm als Marketingobjekt.
Hundert spezielle Alm-Tipps am Ende
des Buches können zwar nur einen
kleinen Ausschnitt aus der reichen
Vielfalt der Almkultur abbilden, sollen
aber noch einmal richtig Lust darauf
machen, das Almleben selbst zu
erkunden und bieten viele Möglichkeiten,
die schönsten Almen Österreichs
auf eigene Faust zu entdecken.
Der Fotograf:
Herbert Raffalt: 1964 in Schladming geboren,
ist staatlich geprüfter Berg- und Skiführer
und passionierter Fotograf. Seine Bilder
sind in mehreren Büchern zu sehen,
u.a. im Band „Austria Alpin – die großen
Gipfel in Österreich“ (Tyrolia-Verlag, 2012).
Die Autorin:
Susanne Schaber: 1961 in Innsbruck geboren,
lebt seit ihrem Studium als Rei-
seschriftstellerin in Wien; zahlreiche Bücher,
zuletzt über Venetien, Island und
die Pyrenäen. Im Tyrolia-Verlag hat sie
den Band „Tirol – Land in den Bergen“
mitgestaltet.
Susanne Schaber/Herbert Raffalt: Almen
in Österreich. Von Menschen und Tieren,
vom Gestern und Heute; 200 Seiten, ca.
150 farb. Abb., 24 x 29 cm; gebunden mit
Schutzumschlag; ca. 34,95 Euro;
32
KulturFenster
Heimatpflege
Herbert Raffalt
Die schönsten Almen Österreichs im Porträt
Großartige Bilder aus allen Jahreszeiten
In unserer hektischen und schnelllebigen
Zeit wecken Almen mit ihrer Ruhe und Abgeschiedenheit,
ihrer Reduktion auf die (scheinbar)
einfachen Dinge des Lebens bei vielen
Menschen verschiedenste Sehnsüchte. Diesen
ist unser Fotograf auf seiner Suche nach
den schönsten Almmotiven nachgegangen
und präsentiert in faszinierenden Bildern
eine Welt, in der die Natur und das Wetter
noch die Hauptrolle spielen, Mensch und Tier
auf ganz besondere Weise zusammenleben.
Die Almwirtschaft Österreich ist die Dachorganisation
aller Almwirtschaftsvereine in
den Bundesländern und setzt sich für die
Anliegen und Interessen der österreichischen
Almbäuerinnen und Almbauern ein.
Darüber hinaus bietet die Almwirtschaft Österreich
auch Informationen und Hilfestellungen
für das Almpersonal sowie für alle,
die an der Almwirtschaft interessiert sind.
Nähere Informationen sowie ein reichhaltiges
Bildungsangebot, das in Kooperation
mit dem Ländlichen Fortbildungsinstitut Österreich
erstellt wird, finden Sie unter www.
alm-at.com.
Der Fotograf:
Herbert Raffalt, geb. 1964, inmitten der
Dachstein-Tauern-Region aufgewachsen,
hat seine Bergleidenschaft zum Beruf gemacht.
Der staatlich geprüfte Berg- und
Skiführer leitet die Alpinschule in Schladming
und bringt als mehrfach ausgezeichneter
Fotograf seine Verbundenheit zur Region
in Vorträgen, Fotoseminaren, Büchern
und Kalendern zum Ausdruck. Mehr unter
www.raffalt.com.
Almen 2016. Mit Fotos von Herbert Raffalt.
Wandkalender mit Spirale; 14 Blätter; 13
farb. Abb.; 33 x 29 cm; Tyrolia-Verlag,
Innsbruck-Wien 2015; 12,95 Euro (volle
MwSt./unverbindliche Preisempfehlung)
Herausgegeben in Zusammenarbeit mit
der Almwirtschaft Österreich und dem
Ländlichen Fortbildungsinstitut Österreich
in Wien.
Christoph Gufler
Kunstführer Lana und Umgebung
Das südliche Burggrafenamt ist eine alte
Kulturlandschaft mit zahlreichen wertvollen
Baudenkmälern. Erstmals werden
diese vielfach verborgenen Schätze zusammen
in einem Buch der Öffentlichkeit
präsentiert. Der „Kunstführer Lana
und Umgebung“ beschreibt weit über
hundert Kirchen, Burgen, Ansitze, Höfe
und Bürgerhäuser in den Gemeinden
Lana, Tscherms, Marling, Tisens, Burgstall,
Gargazon, Nals, Unsere Liebe Frau
im Walde-St.Felix, Laurein, Proveis, St.
Pankraz und Ulten. Darunter befinden
sich berühmte Kunstdenkmäler wie der
gotische Flügelaltar von Hans Schnatterpeck
in der Pfarrkirche von Niederlana,
St. Hippolyt in Naraun, die Wallfahrtskirche
in Unsere Liebe Frau im Walde und
die romanischen Fresken in St. Margarethen
in Lana und St. Jakob in Grissian.
Daneben kann man in dem 213 Seiten
starken, reich bebilderten Buch aber auch
zahlreiche bislang weniger bekannte Kleinode
der Südtiroler Kunst- und Kulturlandschaft
für sich neu entdecken. Dreißig
ausgewählte Wandervorschläge erschließen
von Marling bis Nals und von Lana
über das Mittelgebirge von Tisens bis in
den Deutschnonsberg und im Ultental
einen ebenso unterschiedlichen wie interessanten
Kulturraum.
Der Autor
Autor des „Kunstführers Lana und Umgebung“
ist Christoph Gufler, der zahlreiche
Publikationen über dieses Gebiet veröffentlicht
hat. In seinem neuesten Buch fasst er
seine langjährige Forschungsarbeit zusammen
und schließt damit eine oft schmerzlich
empfundene Lücke auf dem Südtiroler
Buchmarkt. Auch die meisten der
260 Abbildungen stammen von Christoph
Gufler.
„Kunstführer Lana und Umgebung“; 223
Seiten; 260 Abbildungen, 17.90 Euro;
erhältlich in den Buchhandlungen und
im Südtiroler Obstbaumuseum in Lana
Nr. 05 | Oktober 2015 33
Arge Lebendige Tracht
Junger Lederhosenschneider
in Salurn
Norman Ventura setzt alte Tradition fort
Gedanke, fortan nur mehr mit Leder zu arbeiten,
lässt ihn nicht mehr los. In Trachtenschneider
Hansjörg Götsch in St. Martin
in Passeier findet er einen, der bereit
ist, ihm erste Einblicke in die Lederhosenschneiderei
zu geben. Doch er sucht weiter,
will sich spezialisieren und landet in
der Feldthurner Straße in Brixen.
Gebrüder Gebhard als
Lehrmeister
Norman Ventura in seiner Werkstatt
Wir von der Arge Lebendige Tracht waren
alle besorgt, als mit Jahresende 2011
die Gebrüder Hans und Luis Gebhard in
Brixen ihre Lederhosenschneiderei aufgegeben
hatten. Damals ging eine Ära zu
Ende, waren sie doch jahrzehntelang die
erste Adresse im Land, wenn es um qualitativ
hochwertige, maßgeschneiderte Lederhosen
ging. Nun gibt es einen Lichtblick
für die Fortsetzung dieses traditionsreichen
Handwerks.
Werkstatt in Salurn
Im Mühlenweg 40 in Salurn richtete
im Jänner 2015 Norman Ventura seine
kleine Werkstatt ein. Den Raum beherrschen
der große Zuschneidetisch und die
massive Nähmaschine. An den Wänden
hängen fein säuberlich nach Größe geordnet
die Schnitte für alle Arten von Lederhosen.
Es riecht nach Leder. Was sonst!
Norman’s Leidenschaft ist nämlich das
Schneidern von maßgefertigten Lederhosen.
Er ist über Umwege nun endlich in
seinem Traumberuf angekommen.
Norman - der Quereinsteiger
Eigentlich ist er ausgebildeter Planer,
doch die Arbeit am Computer gefällt ihm
auf die Dauer nicht. So beschließt er, mit
23 Jahren seinen sicheren Arbeitsplatz
aufzugeben und umzusatteln. Er setzt sich
− als sprichwörtlicher Hahn im Korb − in
den Nähkurs einer Haushaltungsschule
und erlernt das Schneiderhandwerk von
der Pike auf. Die Arbeit gefällt ihm. Der
Mit großer Geduld und Ausdauer sind
die Gebrüder Gebhard bereit, ihm in kürzester
Zeit ihr Wissen und ihre lebenslange
Erfahrung weiter zu geben. Dafür gebührt
ihnen großer Dank. Norman fährt oft nach
Brixen, ist ein eifriger Schüler. Was früher
vier Jahre Lehrzeit bedeutete, spielt
sich hier in wenigen Wochen ab. Die Lederhosen
nehmen Form an. Als dann die
Gebrüder Gebhard ihm auch noch ihren
wertvollsten Schatz verkaufen, nämlich die
lebenslang zusammengetragenen Schnittund
Stickmuster für die verschiedensten
Südtiroler Lederhosen − sozusagen das
Herzstück ihrer Lederhosenschneiderei
− ist Norman Ventura am Ziel seiner
Träume. Nun ist er gewappnet und in der
Lage, jede Art unserer typischen Lederhosen
zu schneidern.
Ausgebucht für das Jahr 2015
Es hat sich schnell herumgesprochen,
dass es in Südtirol nun wieder einen jungen
Lederhosenschneider gibt. Es geht
halt nichts über eine maßgeschneiderte
Lederhose! Die Aufträge trudeln ein. Seine
Kontaktadresse ist norman.ventura@hotmail.com.
Norman ist fleißig und schafft
es, in einer Woche drei Lederhosen anzufertigen.
Wir sind froh, dass es wieder
einen gibt, der das alte Handwerk weiterführt
und wünschen Norman viel Freude
und Erfolg in seinem neuen Beruf!
Agnes Andergassen
34
KulturFenster
Arge Volkstanz
Heimatpflege
Europeade 2015 in Helsingborg
Südtiroler Volkstänzer sind in Schweden dabei
Die Teilnehmer der Europeade in Schweden
Die Südtiroler Gruppe beim Einmarsch
78 Volkstänzerinnen und Volkstänzer aus
den verschiedenen Teilen des Landes waren
in diesem Jahr in Helsingborg (Schweden)
beim größten Folklorefestival Europas, der
Europeade, zu Gast und haben dabei sage
und schreibe 2.900 km in acht Tagen zurückgelegt.
Am 3. August starteten zwei Busse mit
reiselustigen Südtirolern Richtung Schweden
– mit Zwischenstopp in der Hansestadt
Hamburg. Ziel war die Europeade
2015 in Helsingborg. Das größte Folklorefestival
Europas, das 2010 auch in Bozen
stattfand, geht jedes Jahr in einer anderen
Stadt über die Bühne und zieht über
5.000 Volkstänzer, Chöre und Musikanten
aus ganz Europa an. Auch 78 Südtiroler
Volkstänzer waren dabei und haben die
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz Südtirol in
Schweden vertreten.
Bejubelte Auftritte
Bereits bei der großen Eröffnungsfeier
hatten die Südtiroler Tänzer ihren Hauptauftritt.
Bei dieser Feier stellen alle Teilnehmer
einen ausgewählten und für ihr
Land typischen Tanz vor. Vier „Ziachor-
geln“ begleiteten die bejubelten Volkstänzer
bei ihrer gelungenen Vorführung eines
zünftigen Boarischen. Auch beim großen
Trachtenumzug quer durch die Stadt Helsingborg
zeigten sich die Südtiroler in bester
Laune und präsentierten voller Stolz
die Tiroler Tracht. Anschließend gab es
mehrere Auftritte an verschiedenen Plätzen
im beschaulichen Städtchen.
Rundum Kultur
Nach fünf erlebnisreichen Tagen in
Schweden ging es schließlich wieder Richtung
Heimat, dieses Mal mit einem Zwischenstopp
in Berlin. Die Teilnehmer waren
allesamt begeistert: „Wir konnten viele
neue Freundschaften gewinnen sowie viele
positive und bereichernde Eindrücke sammeln
– dies ist das Besondere an einer
Europeade“, so eine der Südtiroler Teilnehmerinnen.
Organisiert wurde die Reise von Thomas
Haberer zusammen mit dem Reisebüro Alpina
Tourdolomit im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft
Volkstanz Südtirol.
Thomas Haberer
Nr. 05 | Oktober 2015 35
ArGe Volkstanz
Schuhplatteln will gelernt sein
Erster Schuhplattler-Lehrgang auf der Villanderer-Latzfonser Alm
Zur Geschichte
Die Teilnehmer beim Plattlen
Am 22. und 23. August 2015 fand bei
der Stöfflhütte auf der Villanderer-Latzfonser
Alm zum ersten Mal der Schuhplattler-Lehrgang
der ARGE Volkstanz in Südtirol,
Bezirk Eisacktal, statt.
17 Tänzer aus Villanders, Brixen, Wiesen,
Montan und Cavalese nahmen an
der zweitägigen Veranstaltung teil. Da sowohl
Anfänger als auch fortgeschrittene
Plattler dabei waren, wurde unter der
Leitung von Andreas Mayrhofer und Michael
Niederstätter in zwei Gruppen geprobt.
Während die Neulinge die Grundschläge
erlernten, studierte die andere
Gruppe fünf neue Tänze ein, unter anderem
den „Mahder“, den „Ramsauer“
und den „Floitenschlager“. Neben dem
Tanz wurde auch auf die Entstehungsgeschichte
des Schuhplattelns eingegangen.
Am Abend ließen die Tänzer
den Tag beim gemütlichen Beisammensein
mit Musik und Gesang ausklingen.
Zum Abschluss wäre für den Sonntag ein
Auftritt bei einem Fest geplant gewesen,
welches jedoch witterungsbedingt verschoben
werden musste.
Der Schuhplattler war ursprünglich ein
freier Werbetanz und wurde nur im Paartanz
praktiziert. Beim Landler plattelte der Bursch
dem Dirndl hinterher, um ihr Herz zu erobern.
Später trafen sich die Burschen
auch ohne die Damen; daraus entstanden
die Burschenplattler. Aufzeichnungen zufolge
existiert der heutige Schuhplattler seit
dem 18. Jahrhundert und kommt aus dem
bäuerlichen Umfeld Bayerns und Österreichs.
Es wird jedoch vermutet, dass bereits
im 11. Jahrhundert beim Plattlen ähnliche
Tänze vorgeführt wurden. Heute wird dieser
Brauch häufig von den örtlichen Volkstanzgruppen
gepflegt, um die Tradition zu
erhalten und weiterzugeben.
Maria Untermarzoner
Es wurde in zwei Gruppen auf der
Stöfflhütte geprobt.
Hereinspaziert
• 50. Landeskathrein-Tanzfest am Samstag, 14. November 2015, im großen Saal des Meraner Kurhauses.
Einlass ab 19 Uhr, Auftanz um 20 Uhr. Zum Tanz spielt die "Salzburger Festagsmusi". Anlässlich dieses 50-jährigen
Jubiläums dürfen sich die Besucher auf einige Höhepunkte freuen. Tracht oder festliche Kleidung erwünscht.
Tischreservierungen und weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz − Tel. 0471 970555
oder info@arge-volkstanz.org
• Volkstanz-Winterlehrgang von Samstag, 26. Dezember 2015, bis Freitag, 1. Jänner 2016, im Haus der Familie/
Lichtenstern am Ritten.
Tanzen, Musizieren und Singen mit fachkundigen Referenten. Schwerpunkt Tiroler Volkstänze. Des Weiteren
werden heuer auch skandinavische Tänze gelehrt. Weitere Infos im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz
− Tel. 0471 970555 oder info@arge-volkstanz.org
36
KulturFenster
Vorweg
Chorwesen
Singen im Chor stärkt die
Gesellschaft
Erich Deltedesco
Es steht heute außer Frage, dass die musikalische
Bildung insgesamt für die Entwicklung
der menschlichen Persönlichkeit sehr
wichtig ist. Singen fördert die Sprachentwicklung,
die motorische Entwicklung, musikalische
und soziale Kompetenzen.
Singende Kinder und Jugendliche verfügen
über Vorteile in der sozialen Urteilsfähigkeit,
d.h. in der Fähigkeit, aus
Erfahrungen zu lernen und in Ursache-
Wirkungs-Zusammenhängen zu denken,
sowie Situationen des Lebensalltags adäquat
zu erfassen und zu beurteilen. Wer
mit Kindern arbeitet, weiß, wie wichtig das
Singen und Musizieren auch für das Sozialverhalten
ist. Gewalt an den Schulen,
Verhaltens- und Kommunikationsstörungen
sowie wachsende Probleme der Eltern bei
der Erziehung, Rechtsradikalismus von Jugendlichen,
Isolierung behinderter Menschen
- das sind Schlagwörter, die jetzt
und in Zukunft immer öfter zu hören sein
werden. Es soll hier nicht so getan werden,
als hörten diese Probleme auf, wenn
jedes Kind in einem Chor sänge. Trotzdem
kann Kinderchorarbeit einen Beitrag
auch für unser gesellschaftliches Zusammenleben
leisten.
Der wichtigste Lebensabschnitt für die Erfahrung
des Singens ist die Kindheit. Jedes
Kind kann durch sensible und zielgerichtete
Stimmbildung ein wertvolles Chormitglied
werden. Es gibt kein Kind, das nicht gerne
singt, wenn es richtig und altersgerecht angeleitet
wird. Gerade deshalb ist die Leitung
von Kinderchören pädagogisch höchst anspruchsvoll.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
des Studios Kinderchorleitung und
Musikpädagogik beim ChorleiterInnenseminar
in Dietenheim erhielten von Yoshihisa
Matthias Kinoshita, einem international
renommierten Dozenten, zahlreiche Anregungen
zum altersgerechten Singen. Sie bekamen
Einblick in die äußerst kompetente
Arbeitsweise von einem der erfolgreichsten
Kinderchorleiter Deutschlands. Man muss
auf der Seite der Kinder stehen, um sie zu
fördern und zu fordern, war nur eine der
Botschaften, die Yoshihisa Matthias Kinoshita
neben zahlreichen Tipps und nötigem
Rüstzeug den Kinderchorleitern und -leiterinnen
für ihre pädagogisch anspruchsvolle
Arbeit mitgegeben hat.
Arbeit mit und für die Jugend
Der Südtiroler Chorverband zählt die Arbeit
mit und für die Jugend zu seinen vordringlichsten
Aufgaben. Weil Vorstand und
Musikrat geschlossen hinter dieser Überzeugung
stehen, zieht sich die Jugendarbeit
wie ein roter Faden durch die Schulungsangebote
und Veranstaltungsprogramme. Hier
finden wir Altbewährtes, aber auch neue
Initiativen, ganz auf die Erfordernisse der
Zeit und die Erwartungen der Kinder und
Jugendlichen abgestimmt.
Zu einer der erfolgreichsten Initiativen
der letzten Jahre zählt ohne Zweifel das
Projekt „klaNg“. In vorbildlicher Zusammenarbeit
mit dem Schulamt und dem Bereich
deutsche und ladinische Musikschulen
wird expertengestützter Musikunterricht
durchgeführt. Diese „Förderung des Singens“
an den Schulen wird von den Schülern
und Schülerinnen mit großer Begeisterung
aufgenommen. Auch Direktoren
und Lehrpersonal unterstreichen die positive
Auswirkung des Projektes auf die
Schüler. Leider können auch im Schuljahr
2015/2016 von den wiederum weit über
100 Anfragen nur etwa die Hälfte berücksichtigt
werden.
Neben vielen anderen Musikrichtungen
darf in einem Jugendprogramm auch Rock
und Pop nicht fehlen. Und so lade ich jetzt
schon zum Workshop Groove im Chor im
April 2016. Zu diesem Treffen der singenden
Jugend Südtirols mit Klassikern aus Rock,
Pop und Gospel sind Jugendchöre, wie
auch einzelne Sänger und Sängerinnen
von 16 bis 28 Jahren herzlich eingeladen.
Dies sind nur zwei konkrete Beispiele,
auf die ich in diesem Zusammenhang
hinweisen wollte. Die Jugend trägt morgen
Verantwortung. Damit das Morgen gelingt,
müssen wir heute in sie investieren.
Wenn sich der Erfolg dieser Investitionen
auch nicht immer gleich einstellt, so dürfen
wir uns jedoch sicher sein, dass der
Same, der ausgesät wird, irgendwann und
irgendwo ganz sicher aufgehen und gute
Früchte tragen wird.
Eine Frau, die Samen ausgesät hat, der
die Jugend besonders am Herzen liegt, feierte
vor kurzem ihren 70. Geburtstag: Christine
Tutzer. Bei all ihren Tätigkeiten als
langjährige, fachkundige Mitarbeiterin im
Musikrat, als Verbandschorleiter-Stellvertreterin,
als Kursleiterin unzähliger Kindersingwochen,
als gefragte Stimmbildnerin und
als kompetente Chorleiterin bei verschiedenen
Chören war ihr stets die Jugend ein
besonderes Anliegen. Von ihrem großen
Wissen, von ihrer Herzlichkeit, von ihrer
Fachkompetenz konnten wir alle, aber im
Besonderen die Kinder und Jugendlichen,
all die Jahre profitieren. In Anerkennung
ihrer Verdienste als Pionierin der Jugendchöre
wurde sie heuer mit der Verdienstmedaille
des Landes Tirol ausgezeichnet.
In Dankbarkeit gratuliere ich im Namen
des Südtiroler Chorverbandes, aber auch
persönlich, zur verdienten Auszeichnung
und zum runden Geburtstag herzlichst und
wünsche das Allerbeste für die Zukunft.
Erich Deltedesco,
Obmann des Südtiroler Chorverbandes
Nr. 05 | Oktober 2015 37
Das Thema
Nicht nur Fußball, auch Singen
macht Spaß!
Seit dreizehn Jahren gibt es das Projekt klaNg
Bei den Schulen beliebt
Projekt klaNg als Ansporn
Hans Schmidhammer, Mitglied des
Musikrats des Südtiroler Chorverbands
und Leiter des Projekts klaNg.
Hans Schmidhammer ist Lehrer und Chorleiter
aus ganzem Herzen: Ideal für das Projekt
klaNg, das auch im heurigen Schuljahr
wieder Schülerinnen und Schüler zum Singen
und Musizieren hinführt. Der pensionierte
Lehrer aus Riffian hat in den dreizehn
Jahren seit Bestehen des Projekts in
über 100 verschiedenen Schulen des Landes
Musikprojekte als Experte geleitet. Immer
noch wirkt Hans Schmidhammer voller
Begeisterung für dieses pädagogische
Großprojekt.
„Die Idee zu einem solchen Projekt
wurde 2002 im Musikrat des Südtiroler
Chorverbandes geboren“, erzählt Schmidhammer.
Ziel war es, das Singen in den
Schulen zu fördern. Die Idee fand großen
Anklang, so auch beim Institut für Musikerziehung
und beim Schulamt, die das
Projekt von Anfang an mitgetragen haben.
Das Schulamt übernimmt neben dem Südtiroler
Chorverband einen großen Teil der
Spesen, sodass den Schulen keine Kosten
entstehen. Nicht nur das ist ein Argument
für das Projekt klaNg.
Vor allem ist klaNg bei Lehrpersonen
und Schülern so beliebt, weil es Kinder
und Jugendliche wirklich für den Gesang
begeistert. „Jedes Jahr erhalten wir von
den Schulen 70 bis 160 Gesuche“, sagt
Schmidhammer. 45 Projekte werden vergeben.
Davon finden im Durchschnitt 43
in der Grundschule statt, ein kleiner Teil
in der Mittel- und Oberschule. Die Angebote
in der Grundschule reichen vom Singen,
Spielen, Tanzen und Begleiten mit
Orff-Instrumenten bis hin zu Singspielen
und Spielliedern. In der Mittel- und Oberschule
bieten Experten Liederarbeitung
und Stimmbildung an oder erarbeiten zusammen
mit den Schülern ein Videoclip.
Außerdem unterstützen sie die Schulen
beim Aufbau eines Schulchors. Die Projekte
umfassen jeweils 16 Stunden, dabei
wird auf die Wünsche der Schulen eingegangen
und die Referenten bieten an,
was ihnen besonders liegt: So ist bei den
einen Musik und Bewegung, bei den anderen
Liedgestaltung und Begleitung oder
Stimmbildung ein Schwerpunkt.
Das Projekt klaNg will Kinder zum Singen hinführen.
Für die Lehrpersonen ist das Projekt
klaNg eine große Hilfe: Manche Lehrpersonen,
die selber keine spezielle Ausbildung
für den Musikunterricht haben, schätzen
diese Unterstützung für ihren eigenen
Unterricht, andere nehmen das Projekt als
Ansporn, mit den Schülern später eigene
musikalische Projekte zu entwickeln. „Mir
ist die Arbeit mit der Kinderstimme besonders
wichtig“, erzählt Schmidhammer, der
sich jedes Mal mit neuen Situationen konfrontiert
sieht: mit Kindern, die überhaupt
nicht gerne singen, mit Schülern, die für
das Projekt erst begeistert werden müssen,
und mit Talenten, die entdeckt werden wollen.
„Zu den schönsten Erfahrungen gehört
für mich, dass ich auch anfänglich uninteressierte
Buben für das Singen begeistern
konnte und dass sie lernten, dass nicht
nur Fußball, sondern auch Singen Freude
macht.“ Gerade „schwierige“ Schüler konnte
er motivieren, mitzusingen. Manche von
ihnen sangen sogar als Solisten mit. „Oft
habe ich mit Kindern gearbeitet, in denen
ein außergewöhnliches musikalisches Ge-
38
KulturFenster
Chorwesen
hör schlummert oder die über eine klangvolle
Stimme verfügten.“ Später sprechen
sie ihn oft an: „Bei Ihnen habe ich zum ersten
Mal gesungen!“ Im Unterricht müsse
er oft ein bisschen den „Showmaster“ geben,
um die Kinder für das Projekt zu begeistern:
„Wichtig ist aber auch, dass die Ruhe
gegeben ist, nur dann kann man ernsthaft
Musik machen und etwas lernen.“ Auch
eine gewisse Distanz zwischen Lehrer und
Schülern dürfe nicht aufgegeben werden.
Aus dieser ernsthaften Auseinandersetzung
entstehen dann Freude und Spaß am Singen,
aber auch ein gewisses Können. „Eine
tolle Sache“, freut sich Schmidhammer, der
im Unterricht auf einen großen Erfahrungsschatz
zurückgreifen kann.
Kinder für das Singen
begeistern
Es sei besonders wichtig, Kindern neue
Lieder anzubieten, begabte Kinder zu fördern
und alle Kinder für das Singen zu
begeistern. „Kinder, die in der Grundschulzeit
singen und die richtige Stimmbildung
erfahren, finden später leichter
den Weg zum Chor im Dorf“, ist Schmidhammer
überzeugt. Am liebsten singt
Schmidhammer mit „seinen“ Schülern
neues kindgemäßes Liedgut, alpenländische
Volkslieder, aber auch Volkslieder
aus der ganzen Welt. Dieses internationale
Liedgut passe gut in den Unterricht,
in dem die Lehrer und Lehrerinnen die
Schüler zu Offenheit und Toleranz gegenüber
anderen Kulturen erziehen wollen.
Der Riffianer hat selbst zehn Musicals
geschrieben, so „Das Kleine Ich bin
Ich“ oder „Gold in der Kehle“, das er voriges
Jahr mit rund 150 Kindern in Truden
und Montan aufgeführt hat. Wenn dann
die Eltern bei der Aufführung ihre Kinder
bewundern, dann freut sich auch Chorleiter
Hans Schmidhammer mit. Zu den
Aufführungen von „Gold in der Kehle“ kamen
insgesamt 800 Leute. Doch nicht nur
die schönen Aufführungen zeigen, dass
„klaNg“ ein Projekt mit Zukunft ist. Vielmehr
ist es die Tatsache, dass das Singen
in der Schule wieder den Platz hat,
der ihm gebührt.
„klaNg darf sich sehen
und hören lassen!“
Vom Spiellied bis zum Mozarttanz: Lehrer Josef Elzenbaumer erzählt
Josef Elzenbaumer, 56, aus St. Lorenzen, Grundschullehrer in Pension, leitet seit acht Jahren
Musikprojekte an Schulen im Rahmen des Projekts klaNg. Während seines normalen
vollen Unterrichtsauftrages führte er im Jahr ein bis zwei klaNg-Projekte in seiner näheren
Umgebung durch. Nach seiner Pensionierung im September 2011 übernahm er mehrere
Projekte, weil er nun mehr Zeit zur Verfügung hatte. Der Geiger Elzenbaumer schreibt jährlich
viele Orff-Begleitungen für Lieder, und setzt Lieder in die passende Kindersingtonlage,
„da in den Büchern meist nicht die korrekte Tonart und Tonlage stehen“, wie er betont.
KulturFenster: Sie leiten seit vielen Jahren
Musikprojekte an den Schulen. Wie
läuft das ab?
Josef Elzenbaumer: Im September teilt mir
Projektleiter Hans Schmidhammer jene
Schulen mit, die sich für das Musikprojekt,
das ich leite, angemeldet haben und
im Rahmen von 16 Stunden mit mir singen,
spielen, tanzen, trommeln, Musik hören
und sich dazu bewegen möchten. Mit
der verantwortlichen Lehrperson bespreche
ich, meist am Telefon, das Programm,
gehe auf spezielle Wünsche ein und biete
öfters auch Vorschläge an.
KF: Und dann gehen Sie in die Schule...
J. Elzenbaumer: Dann ist Spannung pur! Ich
komme in die Schule, kenne keine Kinder,
oft auch nicht die Lehrpersonen, packe
meine Gitarre aus, lege mir die Noten für
die erste Stunde auf, die Tür geht auf und
eine Schar von Kindern betritt den Raum.
Auch für sie spannend. Mit einem Lied begrüße
ich immer die Kinder und die Lehrpersonen,
und sofort ist es mir wichtig eine
Beziehung zur Gruppe aufzubauen. Arbeiten
mit Menschen gelingt nur auf der Beziehungsebene,
daher versuche ich diese
Musikstunden kindgerecht und locker anzugehn
und aufzubauen.
KF: Wie gehen Sie konkret vor?
J. Elzenbaumer: Beim Programm ist es mir
wichtig alle Bereiche des Lehrplanes zu berücksichtigen.
Abwechslung ist da gefragt
und pädagogisches Geschick, Pausen für
Bewegung und zwischendurch auch einmal
aus der Trinkflasche zu trinken. Bei
Josef Elzenbaumer mit Schülern und
Schülerinnen der Grundschule Eppan
der Liederarbeitung versuche ich die Kinder
durch meinen Erstvortrag neugierig
zu machen. Manchmal singe ich auch
nicht das ganze Lied vor, sondern nur Abschnitte,
manchmal lasse ich Wörter aus
und lass die Kinder diese Lücken füllen.
Meine Gäste sollen sich wohlfühlen und
vom ersten Moment an sich miteingebunden
fühlen, sie dürfen merken, dass ich
sie ernst nehme. Andererseits wünsche ich
mir auch ein gesundes Maß an Selbstdisziplin
von Seiten der Kinder.
Nr. 05 | Oktober 2015 39
Das Thema
Ein Mozarttanz mit Vogelpuppen in der Grundschule Dietenheim
KF: Setzen Sie sich und den Kindern ein Ziel?
J. Elzenbaumer: Mein Ziel ist es immer ein
Lied in allen Bereichen auswendig vorzutragen
und zu spielen. Um das zu erreichen,
arbeite ich auf mehreren Ebenen:
Zuerst singe ich das Lied vor, meist mit Gitarrenbegleitung,
den Text schreibe ich vorher
schon auf eine Tafel oder ersuche eine
Lehrerin diesen auf ein Plakat zu schreiben.
Danach baue ich eine angemessene
Orff – Begleitung auf, die die Kinder in
kurzer Zeit spielen können. Am Ende der
Stunde ersuche ich die Lehrerin den Kindern
bis zur nächsten Stunde Freiraum zu
geben, um die Begleitung auf den Orff –
Instrumenten üben zu können. Dies ist besonders
wichtig, weil mir im Rahmen des
klaNg – Projektes sehr wenig Zeit für Vertiefungen
zur Verfügung steht. Diese Bitte
spreche ich meist vor der Klasse aus, und
das funktioniert.
KF: Ein Schwerpunkt ist also die instrumentale
Begleitung.
J. Elzenbaumer: Ich biete den Kindern auch
Kinderstimmbildung mit lustigen Versen
und Reimen an, doch Großes kann ich
auf dieser Ebene nicht verwirklichen wegen
der kurzen Zeitspanne. Ich komme ja
von der Seite eines Instrumentalisten und
weiß, dass Kinder auf den Orff – Instrumenten
mit etwas Übung großartig Lieder
begleiten können.
KF: Wirkt klaNg auch über die 16 Stunden
hinaus?
J. Elzenbaumer: Ich lege Wert darauf, dass
die Lehrpersonen während meiner Abwesenheit
die Thematik weiterführen. Genau
hier liegt ein wertvoller Schatz von klaNg.
Die Lehrpersonen sehen meine didaktisch
methodischen Impulse, erleben hautnah
wie ein Lied in kurzer Zeit auswendig gelernt
wird, wie Kinder sich eine Orff–Begleitung
spielend einprägen und wie die
Kinderaugen strahlen, wenn Lied mit Begleitung
vorgetragen werden.
KF: Wie gehen sie auf Kinder ein, die nicht
so gerne singen?
J. Elzenbaumer: Kinder, die nicht so gern
oder anders gesagt, nicht so leidenschaftlich
die Gesangsstimme zum Klingen bringen,
beauftrage ich, das Lied oder die
Geschichte des Liedes in einem kleinen
Rollenspiel darzustellen. Diese Spiellieder
lieben die Kinder über alles, denn für jeden
Typ ist da etwas Musikalisches dabei.
Diese Eigentätigkeit stärkt bei den jungen
Menschen ihr Selbstwertgefühl, gibt ihnen
Sicherheit und wenn dann bei einer
kleinen Abschlussveranstaltung viele Gäste
erscheinen, pochen die Herzen etwas
heftiger. Das dürfen sie auch, denn jeder
Vortrag muss erst einmal geübt und vertieft
sein. Daneben dürfen die Kinder auch zeigen,
was sie drauf haben, denn den Weg
bis zur Aufführung kennen die Gäste nicht.
KF: Ein weiterer Schwerpunkt ist der Tanz...
J. Elzenbaumer: Neben Liederarbeitung mit
verschiedenen Begleitformen, Rhythmen,
Hören großartiger Werke biete ich auch tanzen
an. Diese Ausdrucksform unterscheidet
sich vollkommen von den anderen. Wir
bewegen uns zu gefälliger Musik, hören dabei
ganz intensiv die gespielten Melodien
und dürfen uns manchmal auch gehen
lassen. Wir tauchen in eine andere Welt
ein und merken dabei, was unser Körper
alles kann. Gerne wähle ich dazu Musik
von W.A. Mozart und beobachte, wie ruhig
die Kinder nach dem Tanz sind. Das
Mozarttanzen steht für mich beim Tanz an
erster Stelle, das macht in Südtirol sonst
niemand. Mein Traum wäre es, bei einer
Fortbildung am Kronplatz auf über 2.000
m Meereshöhe Mozart zu tanzen. Vielleicht
gelingt es mir!
KF: Werden auch die Lehrpersonen eingebunden?
J. Elzenbaumer: Die Lehrperson beauftrage
ich meistens in der Bastelstunde etwas
Passendes mit Vorlage für den Tanz
zu basteln. Diese Zusammenarbeit stärkt
beide Seiten und in der nächsten Stunde
wird erneut das Tanzbein geschwungen
mit der gebastelten Vogelpuppe, mit Katzen
auf einem Stock, mit Schwungbändern
u.a.m. .
Manchmal kommen auch Lehrpersonen,
die eine freie Stunde haben, in den Arbeitsraum
und beobachten, wie musiziert wird,
machen sich Notizen, stellen Fragen und
musizieren mit. Die Lehrpersonen bekommen
von mir alle Unterlagen, damit diese
Musikeinheiten danach weiter vertieft und
wiederholt werden können. Das schätzen
sie besonders, denn zwischen den Zeilen
eines Liedes stehen viele Tipps für die didaktische
Erarbeitung. Wenn eine Abschlussveranstaltung
geplant wird, ist das für alle
Beteiligten ein großartiges Fest, aber auch
für die Eltern, die sich dafür sogar von der
Arbeit eine Stunde frei nehmen.
KF: Das Projekt klaNg ist wohl nicht mehr
wegzudenken?
J. Elzenbaumer: KlaNg darf sich sehen und
hören lassen, denn es ist ein Projekt mit
enormer Nachhaltigkeit. Wenn wir den Kindern
und der Schule diese kleinen Tröpfchen
zukommen lassen, werden sie später
auch auf dieser Schiene fortfahren und
der Musikpädagogik jenen Stellenwert einräumen,
der ihr zusteht.
Interview: Paul Bertagnolli
Die Schüler und Schülerinnen der
Grundschule Schalders sind voll auf ihre
Orff- Instrumente konzentriert.
40
KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Chorwesen
„Singen ist die innigste
Form der Musik“
Abschlusskonzert der Chor- und Stimmbildungswoche in Burgeis
Die Teilnehmer der Chor- und Stimmbildungswoche des Südtiroler Chorverbandes unter der Leitung von Norbert Brandauer
Mit einem Konzert im Vereinshaus von
Burgeis schlossen die Sängerinnen und
Sänger der Chor- und Stimmbildungswoche
des Südtiroler Chorverbandes am 1. August
ihre Fortbildung ab und präsentierten neben
Liedern aus allen Epochen auch eine
Musical-Choreografie.
Heuer hatte es nämlich zum ersten Mal
auch ein Musical-Studio gegeben. „Das
Konzert bietet nur eine kleine Auswahl
von den Stücken, die wir kennen gelernt
haben“, betonte Norbert Brandauer, der
Leiter der Fortbildung, an der 71 Sänger
und Sängerinnen aus dem ganzen Land
teilnahmen. „Dieses Konzert ist auch nicht
das Wichtigste, viel wichtiger sind die positiven
emotionalen Erfahrungen, die wir
in dieser Woche gemacht haben!“ Moderne
und klassische Musik, Schubert und
Brahms, aber auch die Comedian Harmonists
und zeitgenössische Lieder, Volksmusik
und geistliche Musik standen auf
dem Programm. Erste Höhepunkte waren
„Lobe des Herren, meine Seele“ von
Heinrich Schütz und das Ave Maria von
Franz Biebl, bei denen ein solistischer
Oberchor mitwirkte, bestehend aus den
Stimmbildnern und dem zweiten Chorleiter
Stefan Kaltenböck. Die Teilnehmer
trugen im Plenum Schwedens Pendant
zum Südtiroler „Wohl ist die Welt so groß
und weit“ vor und man wagte sich auch
sonst „in entfernte Gefilde“, wie Norbert
Brandauer sagte, ob es nun ein Salzburger
Volkslied, Freddy Mercurys „Barcelona“,
das Country-Stück „Watching The
Apples Grow“ aus den USA oder „Gede
Nibo“ aus Haiti war. Die Teilnehmer sangen
dabei nicht nur im Plenum, sondern
auch als Männer- bzw. Frauenchor und
im „kleinen Chor modern“.
Das Publikum war begeistert
Auffällig war heuer auch die rege Beteiligung
der Stimmbildner im Chor und
als Solisten. Das Publikum war begeistert
vom Konzert und erklatschte sich zwei
Zugaben. Verbandsobmann Erich Deltedesco
bedankte sich bei den Teilnehmern
für ihren Fleiß und ihren Einsatz und er
hob hervor, dass die Referenten die Teilnehmer
„abgeholt und zu einer tollen Leistung
hingeführt hatten“. Als Stimmbildner
wirkten Rudi Chizzali, Monika Hosp,
Belinda Loukota, Karl Oblasser, Steffi Regner
und Petra Sölva. Am Klavier begleitete
Ulrike Deluggi.
„Singen ist die innigste Form der Musik,
das haben wir jetzt erfahren“, sagte der
Obmann. Sein Dank galt auch der Hausleitung
und dem Team der Fürstenburg,
wo die Sänger und Sängerinnen untergebracht
waren, dem Kloster Marienberg,
wo sie am 2. August den Gottesdienst
gestalteten, aber auch der Stiftung Südtiroler
Sparkasse und dem Kulturamt des
Landes für die finanzielle Unterstützung.
Zum Konzert waren auch viele Ehrengäste
gekommen, darunter der Abt von Marienberg
Markus Spanier und der Landtagsabgeordnete
Josef Noggler.
Nr. 05 | Oktober 2015 41
Aus Verband und Bezirken
„Musikalischer Hochgenuss“
Seminar für Chorleiter und Chorleiterinnen in Dietenheim
Ein vielfältiges Programm boten die Chorleiter und Chorleiterinnen beim Abschlusskonzert.
Um die Chorkultur im Lande zu erhalten
und zu fördern, braucht es vor allem engagierte
Chorleiter und Chorleiterinnen.
Deshalb hat sich der Südtiroler Chorverband
zur Aufgabe gesetzt, Interessierten
die Möglichkeit einer Chorleiterausbildung
zu geben. Auch heuer fand wieder
das traditionelle ChorleiterInnenseminar in
der Fachschule für Landwirtschaft Mair am
Hof in Dietenheim in Zusammenarbeit mit
dem Verband der Kirchenchöre Südtirols
statt. Von 3. bis 8. August bildeten sich
49 Chorleiter und Musikerzieher aus dem
ganzen Land unter der Gesamtleitung von
Jan Scheerer in verschiedenen Studios und
unter Anleitung erfahrener Referenten in
Dirigiertechnik und Probengestaltung fort.
Das Studio für weit fortgeschrittene Chorleiter
leitete Jan Scheerer, Tor Morten Halvorsen
arbeitete mit den fortgeschrittenen
Chorleitern, Ole Faurschou mit Anfängern
und Anfängerinnen ohne oder mit geringer
Erfahrung als Chorleiter bzw. Chorleiterin.
Das Studio für Kinderchorleitung leitete
Yoshihisa Matthias Kinoshita, einer der
erfolgreichsten Kinderchorleiter Deutschlands.
Gunter Hartmann und Silke Marchfeld
betreuten die Stimmbildungsarbeit.
Beim Konzert im Vereinshaus von St.
Georgen erklangen Lieder aus den verschiedensten
Epochen und Stilen, so ein
norwegisches Volkslied, Werke von Telemann,
Haydn, Brahms und Mozart, Grieg
und Britten, Frühlingslieder aus dem
20. Jahrhundert, Pop-Collagen und Renaissance-Sätze.
Die Vielfalt der Werke
entsprach auch der Vielfalt der unterschiedlichen
Dirigenten: Die angehenden
Chorleiter und Chorleiterinnen wechselten
sich beim Dirigieren ab und zeigten, dass
sie der nicht leichten Situation gewachsen
waren, vor einem Publikum einen Chor zu
leiten. Kursleiter Jan Scheerer betonte,
dass es für einen Chorleiter sehr wichtig
sei, vom Chor eine Reaktion zu bekommen:
„Der Chor ist gerade in der Ausbildung
notwendig. Vor dem Spiegel zu dirigieren,
das geht nicht.“ Der Zuspruch zum
Seminar sei heuer unerwartet groß gewesen:
„Die Studios 1 und 2 waren fast singfähig.
Zusätzlich haben uns elf Gastsinger
unterstützt.“ Einen südafrikanischen Willkommensgruß
zu Hochzeit sowie ein Lied
aus einem japanischen Animationsfilm trugen
die Kinderchorleiter- und Leiterinnen
vor. „Wir sind zu erwachsen“, sagte Jan
Scheerer: „Wir sollten das Kindliche in uns
– nicht das Kindische! – nicht vergessen.“
Jan Scheerer zeigte sich von den Proben
mit dem großen Chor begeistert: „Es ist
nicht gewöhnlich, dass die Herzen von
Chor und Dirigent einander zufliegen. Es
war hier ein feines Ineinanderweben von
Chor und Chorleiter, es war wunderbar!“
Zum Konzert kamen neben vielen Musikinteressierten
auch der Obmann des
Bezirks Pustertal Rudi Duregger, Otto
Schenk vom Bezirksausschuss Eisacktal-Wipptal
und der Obmann des Südtiroler
Chorverbandes Erich Deltedesco,
der auch die Grüße des VKS-Vorsitzenden
Theodor Rifesser überbrachte. Der
Obmann freute sich über den „musikalischen
Hochgenuss“, den die Teilnehmer
dem Publikum boten: „Macht weiter
so, wir brauchen euch ganz dringend!“,
unterstrich der Obmann die Bedeutung
der Chorleiter und Chorleiterinnen. Chorleitung
sei mehr als Schlagtechnik. Sozialkompetenz
und Ausbildung im Bereich
der Probengestaltung sei immer mehr
gefragt: „Ich wünsche mir, dass ihr viele
Tipps mitnehmt und Freude an der Chorleitung
habt!“
42
KulturFenster
Chorwesen
Talente-Schmiede
„Musical-Fever“
Jugendliche begeistern mit Musicalsongs
Zu einer wahren Talente-Schmiede entwickelt
sich die Schulung des Südtiroler
Chorverbandes „Musical Fever“, das heuer
vom 23. bis 29. August im Priesterseminar
in Brixen stattfand.
Das zeigte das Abschlusskonzert am 29.
August im Vinzentinum. Die Kursleiter, Stephen
Lloyd und der Professor für Musical-
Gesang Jack Poppell aus Essen hatten in
Zusammenarbeit mit der Musical-Darstellerin
Doris Warasin und der Choreographin
Karin Mairhofer mit den Teilnehmern an
der Stimmtechnik, der Interpretation und
der choreographischen Umsetzung von
Musicals gearbeitet. Beim Abschlusskonzert
traten die 22 Teilnehmer – alle im Alter
zwischen 14 und 24 – mit einem eigenen
Lied auf, das sie solistisch vortrugen,
darunter Songs aus den Musicals „Elisabeth“,
„Burlesque“, „Tarzan“, „Hairspray“
und vielen anderen.
Wie schon in den vergangenen Jahre
zeigte sich auch heuer, dass in den Jugendlichen
großes Potential steckt und
dass das Referententeam es schafft, dieses
aus den jungen Sängern hervorzulocken.
Das betonte auch Kursleiter Stephen
Lloyd: „So viel Talent in so kurzer Zeit habe
ich lange nicht mehr gesehen! So ein schönes
Ergebnis ist nur möglich, weil bei uns
Kunst und Freundschaft eine Verbindung
eingehen.“ Besonders hob er den Mut der
Jugendlichen hervor, allein vor dem Publikum
die schwierigen Musicalsongs vorzutragen.
„Sie hören hier viele verschiedene
Musicals, die Sie sonst in Südtirol nie zu
hören bekommen“, wandte sich Lloyd an
das Publikum und betonte, dass Musicals
ganz große Meisterwerke, vergleichbar mit
Opern seien.
Begeistert von den solistischen Beiträgen,
aber auch von den tollen Choreographien
und dem lebendigen, ausdrucksstarken
Gesang des Ensembles zeigte
sich das gesamte Publikum, das sich ein
Zugabe erklatschte. Deshalb führten die
jungen Musical-Sänger und Sängerinnen
nochmals „Side By Side“ aus „Company“
in einer spritzigen Choreographie auf, ein
Lied zum Thema Freundschaft. Der Obmann
des Südtiroler Chorverbandes Erich
Deltedesco war beeindruckt von den Leistungen
der Jugendlichen: „Ich verneige
mich vor euch. Menschen wie ihr, die sich
fortbilden und weiterentwickeln, sind ein
Reichtum für unsere Gesellschaft!“ Sein
Dank galt den Referenten, aber auch Andreas
Pabst, Marcel Lloyd und Mattia Mariotti,
die die Jugendlichen an ihren Instrumenten
begleitet hatten. Dass die jungen
Sänger und Sängerinnen von dieser Schulung
begeistert waren, zeigte zum Schluss
einer der zwei männlichen Teilnehmer, der
im Namen aller ins Publikum rief: „Musical
Fever ist der Wahnsinn. Wir freuen uns
schon auf das nächste Jahr!“
Neben den solistischen Beiträgen gehörten auch die tollen Choreographien zu den Höhepunkten von Musical Fever.
Nr. 05 | Oktober 2015 43
Aus Verband und Bezirken
Ein voller Erfolg
Gemeinschaftsprojekt Freilichtspiele Südtiroler Unterland – Südtiroler Chorverband
Zwanzig Sänger und Sängerinnen des Bezirks Bozen wirkten an der Aufführung von Nestroys „Das Mädel aus der Vorstadt“ mit.
Der Bezirk Bozen im Südtiroler Chorverband
hat sich heuer ein Zusammenführen verschiedener
Kulturträger unseres Landes zum
Ziel gesetzt. Mit dem Gemeinschaftsprojekt
„Das Mädel aus der Vorstadt“ von Johann
Nestroy, einer Posse mit Gesang, aufgeführt
im Rahmen der Freilichtspiele Südtiroler
Unterland, ist das eindrücklich gelungen.
Dieses Stück von Nestroy war geradezu
prädestiniert für ein Gemeinschaftsprojekt
von Theaterkünstlern, Chor und Orchester.
Der Bezirk Bozen stellte dazu den
Chor mit über 20 Sängerinnen und Sängern
aus den umliegenden Mitgliedschören.
Die beiden Hauptverantwortlichen,
der Regisseur Roland Selva und der musikalische
Leiter Othmar Trenner, brachten
ein kurzweiliges Werk auf die Bühne, das
zwei Stunden kulturellen Hochgenuss garantierte.
Die professionellen Schauspieler
und Musiker, gepaart mit den hoch motivierten
und begeisterten Sängerinnen und
Sängern ließen keinen Wunsch offen. Der
Bezirksausschuss dankt bei dieser Gelegenheit
speziell allen Chormitgliedern für
ihren Einsatz. Eine besondere Anerkennung
gebührt Othmar Trenner für das musikalische
Meisterstück, das er innerhalb kürzester
Zeit sowohl für den Chor als auch für
das Orchester größtenteils selber schreiben
musste, weil praktisch keine brauchbare
Literatur auffindbar war.
Es war naheliegend, dass der Bezirk
Bozen alle Mitgliedschöre zu einer Sonderaufführung
in das Klösterle in Laag bei
Das Klösterle in Laag bei Neumarkt
Neumarkt einlud. Beeindruckende 320
Personen folgten dieser Einladung und
füllten den Innenhof des Klösterle bis auf
den letzten Platz. Dabei kam auch das Kulinarische
mit einem typischen Unterlandler
Gericht nicht zu kurz.
Also rundum ein gelungenes Projekt
und ein unvergesslicher Kulturabend.
Danke allen!
Der Bezirksausschuss Bozen
44
KulturFenster
Zur Person
Chorwesen
Achtungserfolg für jungen
Riffianer Komponisten
Kompositionspreis gewonnen
Der junge Komponist Mathias Johannes Schmidhammer
Großer Erfolg für einen jungen Südtiroler
Musiker: Der 1991 geborene Komponist
und Pianist Mathias Johannes Schmidhammer
aus Riffian gewann beim renommierten
Internationalen „Joseph Haydn Kammermusikwettbewerb“
den diesjährigen Kompositionspreis
in der Kategorie Klaviertrio.
Der Wettbewerb fi ndet alle drei Jahre in
Wien in den Kategorien Streichquartett und
Klaviertrio statt. Zusätzlich wird ein Kompositionspreis
vergeben: Ein Komponist bzw.
eine Komponistin der Universität für Musik
und Darstellende Kunst erhält die Möglichkeit,
dass sein/ihr Werk von allen teilneh-
menden Ensembles in der ersten Runde
gespielt wird, außerdem wird das Werk im
Doblinger-Verlag verlegt. Heuer wurde diese
Ehre dem jungen Riffi aner zuteil. Schmidhammer
erhielt in Meran an der dortigen
Musikschule 13 Jahre lang Klavierunterricht
bei Margrit Schild. Im Oktober 2010
begann er sein Studium an der Universität
für Musik und Darstellende Kunst Wien im
Fach Klavier-Pädagogik bei Harald Ossberger.
Seit 2011 studiert er zusätzlich noch
Komposition, ein sehr international begehrtes
Studium - mit Studierenden u.a.
aus Taiwan, Korea und dem Iran – zu dem
pro Jahr aus den vielen Bewerbungen ca.
zehn Studierende zugelassen werden. Seit
2013 ist er dort in der Klasse von Michael
Jarrell, einem der international anerkanntesten
Komponisten Neuer Musik.
Die Drei Stücke für Klaviertrio von Mathias
Johannes Schmidhammer sind drei
Charakterstücke, die an die Interpreten
hohe technische und musikalische Ansprüche
stellen. Sie haben trotz ihrer Unterschiedlichkeit
einen gemeinsamen musikalischen
Kern. Der Komponist sucht hier
immer wieder den Weg von „normal“ gespielten
Klängen zu Klängen mit einem höheren
Geräuschanteil und wieder zurück.
Die Videoaufnahmen von diesem Werk
sind online abrufbar, unter:
http://www.mdw.ac.at/mdwMediathek/
haydn-wettbewerb-2015/
Adventskonzert des Bezirkschors Burggrafenamt-Vinschgau
Rund 80 Sänger und Sängerinnen aus dem Bezirk geben am 6. Dezember 2015 um 17 Uhr in der Pfarrkirche von Schlanders
und am 8. Dezember um 18 Uhr in der Pfarrkirche von Niederlana ein Adventskonzert, u.a. mit Chorälen von Bach, Adventsliedern
aus dem 16. und 17. Jahrhundert und traditionellen Volksliedern.
Nr. 05 | Oktober 2015 45
Der Kirchenchor Riffian in Gummer
•Stimmgabel
Ausflug ins Weltall
Der Kirchenchor Riffi an berichtet
Beim diesjährigen Ausflug am 30. August,
einem Sonntag mit Bilderbuchwetter,
wollte der Kirchenchor einmal unsere
kleine Erde hinter sich lassen und sich in
den weiten Weltraum tragen lassen. Dies
kann man, zumindest virtuell, im Planetarium
von Gummer erleben. Nach der Messfeier
in Gummer, die wir mit unseren Liedern
musikalisch umrahmten, war es nach
einem vom dortigen Kirchenchor organisierten
Umtrunk dann soweit: 3D-Brille
auf, entspanntes Zurücklehnen in die bequemen
Sessel und ab ging es, bis unsere
Erde unter uns immer kleiner wurde
und schließlich nur mehr als kleine Kugel
in weiter Ferne wahrzunehmen war. Mit
den Robotern, die den Weltraum kreuz
und quer durchforsten, stießen wir in unwirtliche
Welten vor, trotz aller Schönheit
auch ein wenig unheimlich. Klein und ein
wenig demütig wird man angesichts dieser
Unendlichkeit.
Im Landgasthof Lärchenwald hatte uns die
Erde wieder bei einem köstlichen Mittagessen.
Bei der anschließenden Wanderung
den Planetenweg entlang zum Gasthaus
Unteregger waren dann an einigen Stationen
Geist und Körper gefordert, der Höhepunkt
war wohl der lustige und durchaus
anspruchsvolle Stafettenlauf. Die Männer
maßen sich beim Raten und Sporteln
mit den Frauen und Mädchen – am Ende
lief es dann auf ein friedliches Remis hinaus.
Beim Unteregger saßen wir dann
noch gemütlich zusammen, selbstverständlich
durfte das gemeinsame Singen
dabei nicht fehlen, der urige Wirt mit seiner
Teufelsgeige hat zur guten Stimmung
noch beigetragen.
Am frühen Abend ging es dann wieder zurück
nach Riffi an. Mit dem Ausfl ug geht
traditionell die Sommerpause des Kirchenchores
zu Ende, in den ersten Septemberwochen
ging es wieder ans Planen und Proben,
die nächsten Verpfl ichtungen warten
schon.
K.A.
46
KulturFenster
Chorwesen
Aus reiner Freude am Singen
Singkreis Runkelstein feierte seinen 50. Geburtstag
Der Singkreis Runkelstein – bei den Konzerten meistens in schwarzer Chorkleidung
- trat bei der Jubiläumsfeier in Tracht auf und unterstrich damit auch sein Bemühen,
zur Pflege des alpenländischen Kulturgutes beizutragen. Fotos: Aro
50 Jahre Singkreis Runkelstein war für
den Chor Anlass, im Jubiläumsjahr mit
Freude auf Vergangenes zurück zu blicken
und mit Zuversicht in die Zukunft
zu schauen.
Der Singkreis Runkelstein ist im Jahre
1965 vom ersten Chorleiter Raimund Perkmann
zur Bereicherung der damaligen
Chorszene – die vorwiegend aus Männerund
Kirchenchören bestand – gegründet
worden. Seit dieser Zeit war und ist der
Chor immer wieder als singender Botschafter
unseres Landes, zur Förderung der Kultur
unterwegs. Eine Vielzahl von Konzerten,
Veranstaltungen, Begegnungen mit anderen
Chören und Gemeinschaften, vor allem
Auftritte in der Stadt Bozen, in Südtirol und
darüber hinaus, sowie Aufzeichnungen in
Rundfunk und Fernsehen zählen zum erfolgreichen
Schaffen des Chores. Mit viel
Begeisterung erarbeiten die rund 40 Sängerinnen
und Sänger aus Bozen und Umgebung
Literatur aus verschiedenen Epochen:
alte Meister, klassisch-romantische
Literatur, Operette und Zeitgenössisches.
Konzerte mit geistlicher und weltlicher Literatur,
sowie Umrahmungen verschiedener
Anlässe betrachtet der Chor als kulturellen
Auftrag, der mitunter auch mit einem sozialen
Auftrag im engeren Sinne verbunden
wird. Vor allem die Pflege und das
Weitertragen des auf heimischem Boden
gewachsenen Volksliedes ist für den Chor
Verpflichtung. Gemeinschaftssinn und Kameradschaft
ergeben zudem viele fröhliche
Anlässe, die den Chor für jedes Mitglied
zum Erlebnis werden lassen. So ist
der Singkreis Runkelstein in den 50 Jahren
seines Bestehens zu einem wertvollen
Kulturträger der Stadt Bozen herangewachsen.
Heute steht der Chor unter der musikalischen
Leitung von Elmar Grasser.
Im Jubiläumsjahr hat der Singkreis
Runkelstein mit der Literaturauswahl einen
besonderen Akzent gesetzt: mit der
Aufführung des gesamten 42. Psalm von
Mendessohn-Bartholdy (1. Chor „Wie der
Hirsch schreit“) sowie des „Te Deum“ von
Joseph Haydn und mit dem Gebet „Verleih
und Frieden“, ebenso von Mendelssohn-Bartholdy,
ist der Chor künstlerisch
über sich hinausgewachsen.
Der Festakt am 18. April 2015 auf
Schloss Maretsch hat einen vorläufigen
Höhepunkt gesetzt. Die vier Gastchöre,
der Kinderchor der Musikschule Ritten
(Leitung Mares Unterhofer), der MGV Bozen
(Leitung Michael Fink), die Flat Caps
(Leitung Aaron Demez) sowie der Haslacher
Singkreis (Leitung Jean Michel Boulay),
haben ihre Geburtstagsständchen in
unterschiedlichen Stilrichtungen erklingen
lassen. Die Festredner - Kulturlandesrat
Philipp Achammer, Bozens Bürgermeister
Luigi Spagnolli, der Obmann des Südtiroler
Chorverbandes Erich Deltedesco sowie
in Vertretung des Franziskanerklosters Bozen
Vikar P. Benedikt Sperl - haben die 50
Jahre Chorleben des Singkreises Runkelstein
mit großer Wertschätzung bedacht.
Mit der Ernennung zum Ehrenchorleiter
wurde dem Gründer des Chores, Raimund
Perkmann, eine besondere Ehre
zuteil. Außerdem wurden zwei langjährige
und verdiente Sängerinnen, Margareth Ploner
und Gerti Figl, mit einer Ehrenurkunde
gewürdigt. Ein besonderer Dank galt allen
ehemaligen Chorleitern und Chorleiterinnen
sowie allen Obmännern und Obfrauen,
die am Schluss der Veranstaltung
von Moderator Toni Kofler auf die Bühne
gebeten wurden. Der herzliche Dank der
Obfrau Eveline Zelger galt allen, insbesondere
den Förderern. Sie lud abschließend
zum gemeinsamen Umtrunk ein.
Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet
das beliebte „Alpenländische Adventssingen“
in der Franziskanerkirche in Bozen
am 5. Dezember 2015 um16 Uhr und
um 19.30 Uhr.
Die von begeisterten Menschen getragene
Gemeinschaft Singkreis Runkelstein
hat sich von Anfang an dem weltoffenen
Geist verschrieben; diesem will der Chor
auch in Zukunft gerecht werden.
Ehrenurkunde für die beiden langjährigen
und verdienten Sängerinnen Gerti Figl (1.
Reihe links) und Margareth Ploner (rechts)
sowie für den Gründer des Singkreises
Runkelstein Raimund Perkmann, der zum
Ehrenchorleiter ernannt wurde. In der 2.
Reihe von l. n. r.: Chorleiter Elmar Grasser,
der Obmann des Chorverbandes Erich
Deltedesco, Sepp Mayr, Ehrenobmann des
Chores, Landesrat Philipp Achammer und
Obfrau Eveline Zelger.
Nr. 05 | Oktober 2015 47
Impressum
Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Südtiroler Chorverbandes
und des Heimapflegeverbandes Südtirol
Eigentümer und Herausgeber:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen
Ermächtigung Landesgericht Bozen
Nr. 27/1948
Schriftleiter und im Sinne des Pressegesetzes
verantwortlich:
Dr. Alfons Gruber
Als Pressereferenten für die Darstellung der
entsprechenden Verbandsarbeit zuständig:
VSM: Stephan Niederegger,
E-Mail: kulturfenster@vsm.bz.it
SCV: Paul Bertagnolli,
E-Mail: bertagnolli.paul@rolmail.net
HPV: Sylvia Rottensteiner,
E-Mail: rottensteiner.sylvia@gmail.com
Unverlangt eingesandte Bilder und Texte
werden nicht zurückerstattet.
Redaktion und Verwaltung:
Verband Südtiroler Musikkapellen,
I-39100 Bozen, Schlernstraße 1, Waltherhaus
Tel. 0471 976387 - Fax 0471 976347
E-Mail: info@vsm.bz.it
Einzahlungen sind zu richten an:
Verband Südtiroler Musikkapellen, Bozen,
Waltherhaus
Raiffeisen-Landesbank, BZ
IBAN: IT 60S03493 11600 0003000 11771
SWIFT-BIC: RZSBIT2B
Jahresbezugspreis: Euro 20
Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.
48
KulturFenster