Lechhauser Geschichte(n)
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Freitag,18. Dezember 2015<br />
L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />
echhauser<br />
26<br />
Dez.<br />
2015<br />
¤3.–<br />
KUNST<br />
HISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS LECHHAUSEN<br />
RÜCKBLICKE<br />
Stephan Rothe:<br />
Über das Abfangender Gedanken Seite 28<br />
<strong>Lechhauser</strong><br />
Verkehrsgeschichte<br />
SPORT<br />
Seite 9<br />
Siegen durch<br />
Nachgeben<br />
Seite 24<br />
HISTORIE<br />
AUFGEFALLEN<br />
KLASSENFOTO<br />
DerböseNachbarLech<br />
Seite4<br />
Ein Stern, der deinen Namen trägt<br />
Seite 38<br />
Erstkommunion<br />
Seite 50
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INHALT<br />
HISTORIE<br />
Der böse Nachbar Lech ....................................................................... 4<br />
RÜCKBLICKE<br />
Verkehrsgeschichte: Ärger und Faszination ......................................... 9<br />
Schiller-Schule: Das Projekt „Linie 1“ .............................................. 12<br />
STRASSENNAMEN<br />
Die Schackstraße ............................................................................... 14<br />
Die Waertenburger Straße ................................................................. 16<br />
LEBENSLINIEN<br />
Margot Nawoi aus der Firnhaberau: Lebenselixier Lech .................. 18<br />
AKTUELLES<br />
Adé Grüner Kranz ............................................................................. 22<br />
Bob: Strickmütze und lange Haare .................................................... 23<br />
SPORT<br />
Aikido: Siegen durch Nachgeben ...................................................... 24<br />
ALT – NEU<br />
Das ehemalige Rathaus ..................................................................... 27<br />
KUNST<br />
Über das Abfangen der Gedanken .................................................... 28<br />
NATUR<br />
Fotospaziergang am Lech –Bäume erkennen im Winter ................. 32<br />
LECHHAUSER LENI<br />
Woisch, was imoin? .......................................................................... 36<br />
UFGEFALLEN<br />
Fotoshooting mit dem Musikduo HarfenSchlag ............................... 38<br />
HOBBY<br />
Die Punkrockband Impotenz ............................................................ 43<br />
HINTERGRUND<br />
Die 7Todsünden beim Schafkopfen! ................................................ 48<br />
KLASSENFOTO<br />
Wererinnert sich noch? ..................................................................... 50<br />
Editorial<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
wieder ist ein Jahr vorüber. Jeder<br />
von uns hat sicher viel erlebt,<br />
kann hoffentlich trotz des für jeden<br />
anders verlaufenden Alltags<br />
auf schöne Erlebnisse zurückblicken.<br />
In den <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)<br />
blicken wir traditionell zurück auf<br />
die <strong>Geschichte</strong>(n), die Lechhausen<br />
schreibt. Einmal auf das heutige<br />
Polizeigebäude, das früher<br />
das Rathaus beherbergte. Oder<br />
auf den bösen Nachbar Lech.<br />
Heimatforscher Josef Niedermaier<br />
hat sich dieser Nachbarschaft<br />
angenommen. Übrigens wohnten<br />
da die Lechmeister im Haus Nr.<br />
331: es stand auf dem Lagerplatz<br />
an der Schillstraße gegenüber der<br />
Bavaria Apotheke. Und dann ist<br />
da die <strong>Lechhauser</strong> Verkehrsgeschichte,<br />
die Ärgernis und Faszination<br />
zugleich bedeutet. Früher<br />
war eben alles besser. Das mag<br />
sich somancher moderne <strong>Lechhauser</strong><br />
angesichts des hohen Verkehrsaufkommens<br />
in seinem<br />
Stadtteil denken. Aber war wirklich<br />
alles besser?<br />
ÜBERSICHT<br />
WERBEVERLAG<br />
www.herba-verlag.de<br />
Mit den Straßennamen geht der<br />
Blick dann nach vorne. In Lechhausen<br />
tragen nämlich viele Straßen<br />
die Namen aus alten Kriegen.<br />
Auch die Schackstraße, die von<br />
der Radetzkystraße am Lech, an<br />
der Amagasaki-Allee entlang, bis<br />
zur Blücherstraße führt, ist nach<br />
Kriegsteilnehmern benannt: nämlich<br />
nach den Brüdern Hans und<br />
Wilhelm Schack.<br />
Erneut stellen wir Ihnen Menschen<br />
vor, die eine besondere Beziehung<br />
zu Lechhausen haben.<br />
Wie Margot Nawoi aus der Firnhaberau.<br />
Sie verrät ihr Geheimnis:<br />
Der Lech ist ihr Lebenselixier.<br />
Künstlerisch wird esmit Stephan<br />
Rothe aus der Firnhaberau, der<br />
sich der Illustration und der Graphik<br />
verschrieben hat und in einer<br />
künstlerischen Zeitreise durch<br />
Lechhausen führt. Wie sagt er so<br />
schön? „Was tut der Künstler? Er<br />
macht Unklares klar,Unbewusstes<br />
bewusst, Unmögliches möglich,<br />
stellt aus dem Chaos das Eine heraus<br />
–aus dem Vielfachen das<br />
Einfache!“<br />
Viel Spaß beim Lesen,<br />
froheWeihnachtenund<br />
aufein interessantes 2016<br />
IhreChristine Hornischer<br />
Stellvertretende Verlagsleitung:<br />
Simona Weiß<br />
Telefon: 0821/5071-456<br />
Fax: 0821/5071-9456<br />
sweiss@herba-verlag.de<br />
echhauser<br />
<strong>Geschichte</strong>(n) Lwww.lechhauser-geschichten.de<br />
Redaktionsleitung:<br />
Christine Hornischer<br />
Telefon: 0821/5071-451<br />
Fax: 0821/5071-9451<br />
chornischer@<br />
herba-verlag.de<br />
Anzeigenverkauf:<br />
Günter Gebauer<br />
Telefon: 0821/5071-303<br />
Fax: 0821/5071-9303<br />
ggebauer@<br />
stadtzeitung.de<br />
ist DAS Magazin für Lechhausen.<br />
Jede Ausgabe enthält einen abwechslungsreichen Themenmix aus historischen und<br />
aktuellen Beiträgen.<br />
Die nächsten<br />
echhauser<br />
L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />
erscheinen<br />
voraussichtlich<br />
Anfang Juni 2016<br />
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eMail: stadtgeschichten@herba-verlag.de •Internet: www.herba-verlag.de •Geschäftsführung: Thomas Sixta<br />
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ausgewählten Verkaufsstellen für nur 3,- gekauft werden.<br />
Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme des Verlages dar.<br />
Aktuelle Berichte und<br />
Nachrichten aus Lechhausen,<br />
der Firnhaberau und der<br />
Hammerschmiede wöchentlich<br />
in Ihrer StadtZeitung.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 3
HISTORIE<br />
EINE LOKALHISTORISCHE RÜCKSCHAU<br />
Der böse Nachbar Lech<br />
Für Lechhausen war der Lech Jahrhunderte lang ein böser Nachbar.<br />
Heimatforscher Josef Niedermaier hat sich dieser unliebsamen<br />
Nachbarschaft angenommen.<br />
VonRektor i. R. Hans Niedermaier<br />
Wenn der Lech es auch der<br />
Reichsstadt am jenseitigen Ufer<br />
nicht besser machte, sie wusste<br />
ihn dennoch auch zunutzen und<br />
hatte sich ihn und seine freien<br />
Städte schon lang dienstbar gemacht,<br />
während er für das arme<br />
Dorf Lechhausen nichts anderes<br />
war als der ungestüme Bergstrom,<br />
dessen Willdheit seinen Fluren<br />
ständig Verderben brachte.<br />
GrenzflussLech<br />
Der Lech war aber auch seit Alters<br />
her Grenzfluss. Wohl hatten<br />
die Territorialherren des rechtsseitigen<br />
Ufers, die Herzöge von<br />
Bayern, nicht der von Augsburg<br />
beanspruchten und ausgeübten<br />
alleinigen Nutzung des Grenzflusses<br />
zugestimmt und wiederholt<br />
gleiches Recht deutlich verlautbart.<br />
Lag doch das Rinnsal<br />
des Lechs, der sich damals noch<br />
nicht so tief in die Schotterebene<br />
eingegraben hatte,für die bayerischen<br />
Angrenzer eigentlich ganz<br />
günstig, indem sich dasselbe bei<br />
Hochzoll spaltete und ein ansehnlicher<br />
Arm, dessen Bett den<br />
nachmaligen Flutgraben bildete,<br />
Lechhausen durchfloss. So wollte<br />
1457 der Herzog von Bayern<br />
nicht mehr gestatten, dass der<br />
Lech durch Kanäle indie Stadt<br />
Augsburg geleitet wurde,weil damit<br />
dem <strong>Lechhauser</strong> „Brunnbach“<br />
zu viel Wasser entzogen<br />
würde. Als aber der Rat sich bereit<br />
erklärte, an Bayern 2000<br />
Goldgulden als Entschädigung zu<br />
zahlen, war der Herzog wieder<br />
zufrieden.<br />
Getreide, Salz<br />
undHolz<br />
Die Augsburger waren eifrig darauf<br />
bedacht, nicht durch den<br />
Lech von dem östlichen Nachbarlande<br />
abgeschlossen zu sein,<br />
von einem Gebiete, aus dem die<br />
Stadt, die sich 1276 unter Rudolf<br />
von Habsburg die Reichsfreiheit<br />
erworben hatte, und ihre Handelsherren<br />
unentbehrliche Produkte,<br />
besonders Getreide, Salz<br />
und Holz, bezogen und umgekehrt<br />
ihre Erzeugnisse in dem<br />
selben absetzten.Sie beriefen sich<br />
immer wieder auf einen Freibrief<br />
des Herzogs von 1272, der ihnen<br />
„Handel und Wandel“ in dessen<br />
Gebiet gestattete.<br />
So waren denn über den trennenden<br />
Fluss an zwei Stellen Verbindungen<br />
angelegt worden, die den<br />
Verkehr mit hüben und drüben<br />
ermöglichten und halb zu kommerzieller<br />
und strategischer<br />
4 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HISTORIE<br />
verglich man sich dahingehend,<br />
dass nach erfolgter Grenzregulierung<br />
die Zollgerichtsbarkeit am<br />
Lech Bayern zugesprochen sei,<br />
dass also Lechhausen bezüglich<br />
seines Lechbrückenzolles dem<br />
Landgericht Frriedberg zugehöre,<br />
obwohl die Lechbrücke selbst Eigentum<br />
der Zehentherren (Domkapitel<br />
und St. Jakobspfründe)<br />
blieb, die für den Unterhalt derselben<br />
aufzukommen hatten. Das<br />
war freilich ein seltsamer Zustand.<br />
Er änderte sich erst am<br />
30.5.1604, als der Herzog von<br />
Bayern alle Zehent- und Brückenrechte<br />
in Lechhausen um<br />
22000 Gulden von den bisherigen<br />
Dezimatoren erwarb.<br />
Zoll- und<br />
Brückenbeamte<br />
Die Bavaria Apotheke steht noch heute ander Schillstraße in Lechhausen.<br />
Wichtigkeit gelangten. Die Augsburger<br />
Handelsherren nannten<br />
die Lechbrücke den „ersten Pass“<br />
nach Bayern.Bis ins 19. Jahrhundert<br />
herauf waren beide Lechbrücken<br />
–bei Hochzoll und Lechhausen<br />
–viel umstrittene Kampfobjekte<br />
in allen Kriegen gegen<br />
Bayern.<br />
über den Lech „gen Lechhausen“,<br />
worauf der Kaiser die Reichsstadt<br />
zu Repressalien ermächtigte.<br />
Zoll an der<br />
Lechbrücke zu<br />
Lechhausen<br />
Seit dieser Zeit gab es in Lechhausen<br />
Zoll- und Brückenbeamte.<br />
Ein lückenloses Verzeichnis<br />
derselben aufzustellen gelang mit<br />
den hier zur Verfügung stehenden<br />
Urkunden noch nicht. Diese erwähnen<br />
erst 1614 einen damals<br />
verstorbenen Holzmeister namens<br />
Ulrich Agricola, dessen Sohn im<br />
gleichen Jahr als Student Priesterseminar<br />
nach Dillingen kam. Die<br />
Kirchenbauabrechnung bei der<br />
Errichtung der zweiten Pfarrkirche<br />
erstellte neben dem Landrichter<br />
Knippmann von Friedberg<br />
der Zöllner Eustachius Mutzenhardt<br />
von Lechhausen<br />
(16.7.1624).<br />
Kostspieliges Recht<br />
Der Besitz der Brücken war jedoch<br />
ein kostspieliges Recht und<br />
ihr Unterhalt eine drückende Verpflichtung.<br />
Umsich nun die Last<br />
zu erleichtern, und aus dem erworbenen<br />
oder verliehenen Rechte<br />
auch Vorteil zu ziehen, begannen<br />
die Brückenherren gar bald,<br />
bei Benützung des Überganges<br />
Abgaben einzufordern, den so genannten<br />
Brückenzoll.<br />
Bei der bayerischen Landesteilung<br />
am 19.11.1392 war Friedberg<br />
und mit ihm das Dorf Lechhausen<br />
zum Ingolstädter Landesteil<br />
gekommen. Über dieses Gebiet<br />
herrschte aber ein gar kampflustiger<br />
Herr,Herzog Ludwig der<br />
Gebartete, der 1409 seine Stadt<br />
Friedberg stark befestigte und<br />
1416 das Land gegen Augsburg<br />
absperrte, den Lech „verbaute“<br />
und somit der Stadt alle Zufuhr<br />
abschnitt. Zwar hatte auf die Beschwerde<br />
der Stadt Kaiser Sigismund<br />
Einspruch hiegegen erhoben,<br />
jedoch erfolglos. Der trotzige<br />
Herzog „verschanzte“ die Brücke<br />
Für den bayerischen Gebieter lag<br />
nun nichts näher als an der Lechbrücke<br />
zu Lechhausen auch Zoll<br />
zu erheben. Und wirklich, die in<br />
Friedberg als ihrem Witwensitz<br />
residierende Herzogin-Witwe<br />
Margareta, des streitbaren Ludwigs<br />
Schwiegertochter, betrachtete<br />
Lechhausen, bzw. die dortige<br />
Brücke als zu ihrem Besitz gehörig<br />
und begann, dortselbst Zoll zu<br />
erheben.<br />
Der Rat der Stadt sprach ihr aber<br />
die Befugnis ab,weil Lechhausesn<br />
um diese Zeit grundherrlich dem<br />
Domstift und der St. Jakobspfründe<br />
untertan war. Dieses<br />
strittigen Zolles um Lechhausen<br />
halber hatte 1458 der Rat der<br />
Stadt Augsburg mit den Räten<br />
des Herzogs Ludwigs des Reichen<br />
von Landshut, des Erben<br />
des Ingolstädter Landesteils, eine<br />
Unterredung, zumal die Herzogin-Witwe<br />
auch inverbriefte Befugnisse<br />
der Augsburger eingegriffen<br />
hatte.<br />
Die Tagung verlief ohne Ergebnis,<br />
denn der Herzog „wollt den<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 5
HISTORIE<br />
Der Schatten des Flößers sieht aus wie ein Henker.<br />
Werhier 1644 Zollamtmann war,<br />
konnte nicht ermittelt werden;<br />
wohl aber liegt aus diesem Jahr<br />
eine Klageschrift vor über des<br />
„Churbayerischen Zollers zu<br />
Lechhausen Zollknecht“. Dieser<br />
war beschuldigt worden, seit längerer<br />
Zeit Weizbier bei dem Zollhause<br />
an der Lechbrücke ausgeschenkt<br />
und dadurch zum Schaden<br />
Augsburgs viele Bürger aus<br />
der Stadt an sich und seine<br />
Schenke gelockt zu haben. Möglicherweise<br />
war dieser betriebsame,den<br />
Unwillen der reichsstädtischen<br />
Kaffeeverwaltung erregende<br />
Zollknecht der 1645 genannte<br />
Zollwärter Georg Haillandt,<br />
dem am 25.2. d. J. sein<br />
Amtsvorstand, der kurfürstliche<br />
Zöllner Johann Georg Windbeil<br />
einen Sohn aus der Taufe hob.<br />
Auch noch bei der am 2. September<br />
vollzogenen Taufe eines<br />
Töchterleins des Zollwächters<br />
war Windbeil Pate.<br />
Dorfamtmann,<br />
Untervogt<br />
oder Scherge<br />
Am gleichen Tage erschien als<br />
Zeuge bei einer Trauung in Lechhausen<br />
der kurfürstliche Zöllner<br />
Bernhard Mahr, der auch 1680<br />
und 1682 im Taufbuch genannt<br />
wird. Sein 1660 geborener Sohn<br />
Jakob Bernhard studierte 1680 in<br />
Dillingen. Am 16.9.1675 vermählte<br />
sich der Zollgegenschreiber<br />
Abraham Hiedl inder <strong>Lechhauser</strong><br />
Pfarrkirche, wobei sein<br />
Vorstand Bernhard Mahr sowie<br />
der Schullehrer Johannes Michael<br />
Stadler als Trauzeugen fungierten.<br />
Als Dorfamtmann, Untervogt<br />
oder Scherge war zu dieser Zeit<br />
Johannes Kechelhaimer aufgestellt.<br />
Seine Familie war lange<br />
Zeit in Lechhausen ansässig.Unter<br />
den Zeugen, die am 20.6.1709<br />
den Wagner Gutmann mit seinem<br />
in den Morgenstunden gefertigten<br />
Wagenrad nach München<br />
begleiteten, wird ein Josef<br />
Kechelhaimer, Untervogt von<br />
Lechhausen, erwähnt. Am<br />
26.9.1759 starb hier ein Josef Kechelhaimer,<br />
der das Amt eines<br />
Schergen (Zollfahndungsbeamten)<br />
versaß. Diese nannten sich<br />
damals proditor loci oder proditor<br />
in pago. Der Amtsnachfolger des<br />
Vorgenannten war sein Sohn Dominikus<br />
Kechelhaimer, von dem<br />
im Taufregister 4Söhne eingetragen<br />
sind.<br />
Auf vielen<br />
Jochenruhend<br />
Um 1680 war Johann Wagner<br />
Lechmeister zu Lechhausen. Sein<br />
Nachfolger Philipp Höss ertrank<br />
1723 beim Lechbrückenbau; er<br />
war mit 13 Arbeitern an der Brücke<br />
beschäftigt, als ein Joch einstürzte<br />
und alle in den Lech fielen.<br />
Der Unfall forderte vier Todesopfer.<br />
Die damalige Lechbrücke<br />
war ein niederer, auf vielen<br />
Jochen ruhender Holzbau mit<br />
einfachem Stangengeländer, der<br />
immer wieder Reparaturen beanspruchte.<br />
Am9.7.1715 starb hier<br />
der „Gränz-Zöllner“ Johann Alois<br />
Dorffner.Erhatte in seinem Testament<br />
die Summe von 1500<br />
Gulden zu dem Zwecke gestiftet,<br />
dass mindestens jeden Sonn- und<br />
Feiertag um 10 Uhr eine Heilige<br />
Messe gelesen werde, damit auch<br />
die Flößer ihrer Sonntagspflicht<br />
genügen könnten. Eine in der<br />
Pfarrkirche angebrachte Gedenktafel<br />
erinnert noch heute an ihn<br />
und seine Stiftung.Umdie Mitte<br />
des 18. Jahrhunderts wirkte hier<br />
als Gegenschreiber Johannes<br />
Adam Nerschmann. Gleichzeitig<br />
mit ihm oder als sein unmittelbarer<br />
Nachfolger amtierte als Gegenschreiber<br />
Johannes Konrad<br />
Anton Fischer.<br />
Wächter an der<br />
Lechbrücke<br />
„Wächter des bayerischen Zolles<br />
an der Lechbrücke“ nannte sich<br />
Kaspar Burckhart. Er starb am<br />
Das Flößer-Denkmal steht an der Neuburger-, Ecke<br />
Quellenstraße.<br />
6 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HISTORIE<br />
VorSt. Pankratius wird der Gefallenen des Ersten<br />
Weltkrieges gedacht.<br />
Fotos: C. Hornischer<br />
Neben der Lage hier in Augsburg gibt eseine Schillstraße<br />
insgesamt 37 Mal in Deutschland.<br />
30.4.1757. Seine Witwe Maria<br />
Theresia Burckhartin durfte den<br />
Posten ihres Mannes weiter versehen,<br />
weil sie versprach, ein „zur<br />
Amtierung geeignetes Individuum“<br />
zu heiraten. Schon am<br />
17.10.1757 löste sie ihr Versprechen<br />
ein; der neue Brückenzollwächter<br />
hieß Johannes Josephus<br />
Laussenböck.<br />
Neben ihm und noch unter seinem<br />
Vorgänger Burckhardt erscheint<br />
als weiterer Brückenzollwächter<br />
Joseph Sartor, von dem<br />
1749 bis 1759 fünf Kinder zur<br />
Taufe gebracht wurden. Dieter<br />
Sartor fungierte am23.11.1761<br />
als Trauzeuge bei der Vermählung<br />
des verwitweten Zoll- und Lechinspektors<br />
Johann Michael Kerscher<br />
und am 27.6.1763 wieder<br />
bei der Hochzeit des ersten <strong>Lechhauser</strong><br />
Ländermeisters Joseph<br />
Bromberger, der wie seine Braut<br />
aus Wolfratshausen stammte.Beide<br />
rühmt der damalige Pfarrer<br />
Benedikt von Hölzle als besondere<br />
„Guttäter“ des Gotteshauses.<br />
Sie stifteten unter anderem das<br />
„Bildnis der seligen Jungfrau und<br />
Mutter Gottes Mariä vom guten<br />
Rath“, das ihnen mit Rahmen<br />
und Baldachin auf 100 Gulden zu<br />
stehen kam.<br />
Ländeplatzbeamte<br />
Seit 1762 gab esinLechhausen<br />
auch sogenannte Ländeplatzbeamte.Den<br />
Ländemeistern war der<br />
Zollamtmann als Ländeinspektor<br />
vorgesetzt. Um 1764 nennen die<br />
Alten den ehemaligen bayerischen<br />
Hauptmann Andreas Anton<br />
von Rehbach als Zöllner und<br />
Holzinspektor von Lechhausen.<br />
Im Taufbuch bei St. Pankratius<br />
erscheint er als Pate bei der Taufe<br />
eines Söhnchens des Holzgartenwächters<br />
Joseph Kosta. Neben<br />
diesem amtierte 1765/66 Franziskus<br />
Jauss als Schätzer beim bayerischen<br />
Zoll in Lechhausen, desgleichen<br />
der Zollamtsgegenschreiber<br />
Josephus Lindenmann.<br />
Bei der Durchsicht der hiesigen<br />
Kirchenbücher fällt einem immer<br />
wieder das freundschaftliche Verhältnis<br />
der Beamtenfamilien zueinander<br />
auf.Sohatte der Zollamtmann<br />
Johannes Aloisius von Stu-<br />
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des bayerischen<br />
Fleischerhandwerks<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 7
HISTORIE<br />
eigenen Heim. Nach der<br />
„Gründt- und Häuserbeschreibung“<br />
von 1687 bestand dieses<br />
aus einem Haus mit Stadel und<br />
einem Tagwerk großen Garten.<br />
Die Lage des damals noch unnumerierten<br />
Anwesens wird folgendermaßen<br />
bestimmt: Gegen Aufgang<br />
auf die Straß“, gegen Niedergang<br />
auf das Jesuiter-Hördtle<br />
(Wäldchen unmittelbar nördlich<br />
des Jesuitenhofes, Brentanostraße<br />
4), gegen Mittag auf das „Gemainhölzle“<br />
und gegen Mitternacht<br />
auf den Zollgegenschreiber,<br />
der Eigentümer des Hauses Nr. 5<br />
(jetzt Brentanostraße 8–früherer<br />
Besitzer Gärtnermeister Fuchs)<br />
war. Erhieß Johann Haseitl. Ihm<br />
gehörten neben seinem „frei aigen<br />
Anwesen“ auch ein Tagwerk<br />
Wiesmahd und ein Tagwerk<br />
„Zwerchlüsse“ am Stätzlinger<br />
Weg.<br />
benrauch, seit 1765 der oberste<br />
Beamte in Lechhausen, bei allen<br />
Kindern des vorgenannten Zollamtsgegenschreibers<br />
die Patenschaft<br />
übernommen. Der „Edle<br />
und gestrenge Herr von Stubenrauch“<br />
war Nachfolger des Zollamtsmannes<br />
von Rensach.Erwar<br />
dreimal verheiratet; seine erste<br />
und zweite Gemahlin wurden in<br />
der Pfarrkirche vor dem Hauptaltar<br />
beerdigt.<br />
Edelmütiger<br />
Beschützer<br />
Am 3.12.1793 starb er eines<br />
plötzlichen Todes. Seine Witwe<br />
durchlebte die schrecklichen Tage<br />
des Franzoseneinfalls in Lechhausen<br />
im Jahre 1796, wobei sie<br />
in Franz de Bouché einen edelmütigen<br />
Beschützer gefunden<br />
hatte.Von Stubenrauch führte zuletzt<br />
den Titel „Kurfürstlicher<br />
Kammerrat, Grenzmautner und<br />
Ländeinspektor“. Seine sieben<br />
Söhne und die nächsten Verwandten<br />
hatten alle hohe Staatsstellungen<br />
inne. Unter von Stubenrauch<br />
fungierte Joseph Beitelrock<br />
als Gegenschreiber und<br />
Josph Alois Baur als Zollamtsschreiber.<br />
Sein Nachfolger war<br />
Petrus Paulus de Schneeweiß,<br />
S.R.J. Eques (Ritter), kurfürstlich<br />
bayerischer Hofrat und Zollamtsoberpräsest.<br />
Er scheint bis zur<br />
Aufhebung des Landeszolles zu<br />
Lechhausen, die mit der Vereinigung<br />
Augsburgs mit Bayern im<br />
Jahre 1806 erfolgte,hier geblieben<br />
zu sein. Die Amts- und Wohnsitze<br />
der Beamten befanden sich<br />
größtenteils in der Nähe der<br />
Lechbrücke. Links am Brückenausgang,<br />
lechabwärts, stand das<br />
Brückenzollwächterhaus, etwa an<br />
der Stelle,wodie Schillstraße beginnt.<br />
Dort verschränkte ein<br />
Schlagbaum die Landstraße und<br />
erinnerte an den Zoll.<br />
Bavaria Apotheke<br />
Die Lechmeister wohnten im<br />
Haus Nr. 331: es stand auf dem<br />
jetzigen Lagerplatz an der Schillstraße<br />
gegenüber der Bavaria<br />
Apotheke. Nach dem ersten<br />
Weltkrieg wurde der einstöckige,<br />
langgestreckte Bau abgebrochen,<br />
und die alte Steinbank vor dem<br />
Hause,die an ihrer Lehne in verzierter<br />
Umrahmung die Jahreszahl<br />
1808 trug, musste weichen.<br />
Die Schreiber und Gegenschreiber,<br />
die Zollwächter und Holzgartenaussetzer<br />
usw. wohnten<br />
größtenteils in den beiden Häusern<br />
Nr. 12 und 14 in der Brentanostraße,die,als<br />
die Gebäude des<br />
Dorfes noch durchlaufend numeriert<br />
waren, die Haus Nr. 2und<br />
417 trugen. Der schon genannte<br />
Zöllner J. A. Dorffner wohnte im<br />
In der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />
bewohnte dieses Haus der Zollschreiber<br />
Reusinger und von 1773<br />
bis 1780 der Gegenschreiber<br />
Alois Schulle. Dessen Nachfolger<br />
in Amt und Wohnung war Maximilian<br />
Theodor Felix Reusinger,<br />
einer der vielen Söhne des Obengenannten.<br />
Fortsetzung folgt<br />
Den zweiten Teil über den „Bösen-<br />
Nachbar Lech“ lesen Sie in der<br />
nächsten Ausgabe der <strong>Lechhauser</strong><br />
<strong>Geschichte</strong>(n).<br />
Aktualisiert von<br />
Christine Hornischer<br />
8 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
RÜCKBLICKE<br />
LECHHAUSENER VERKEHRSGESCHICHTE<br />
Ärgernisund Faszination<br />
Um auf die Autobahn zu kommen, fährt man durch Lechhausen. Die<br />
Augsburger Localbahn hat ihre eigene Brücke indem Stadtteil, und<br />
die Straßenbahn trug bis zum Jubiläum die Nummer 1. Gründe genug,<br />
warum der Verkehr in Lechhausen eine so gewichtige Rolle spielt.<br />
Der Verkehr ist nach wie vor<br />
wichtig für Lechhausen –Ärgernis<br />
und Faszination zugleich. Um<br />
ins Industriegebiet Augsburg-Ost<br />
oder auf die Autobahn zu kommen,<br />
fährt man durch Lechhausen,<br />
die Augsburger Localbahn<br />
hat ihre eigene Brücke in den<br />
Stadtteil, und die Straßenbahn,<br />
die heutzutage zum Neuen Ostfriedhof<br />
fährt, trägt immer noch<br />
die Nummer 1(auch wenn diese<br />
symbolträchtige Zahl zwischenzeitlich,<br />
gerade rechtzeitig zum<br />
Jubiläumsjahr 2013, in eine „13“<br />
umgewandelt worden ist).<br />
Flinke<strong>Lechhauser</strong><br />
Lümmel<br />
Jahrhundertelang zogen die Bauern<br />
aus dem Umland durch Lechhausen<br />
zu den Märkten in der<br />
freien Reichsstadt Augsburg, bis<br />
das Dorf schließlich zusätzlich zu<br />
seinem bedeutenden Viehmarkt<br />
einen eigenen Viktualien-, Gemüse-<br />
und Heumarkt einrichtete.<br />
Der rege Verkehr von Fuhrwerken<br />
nebst Mensch und Vieh tat<br />
den ungeteerten und manchmal<br />
gar ungepflasterten <strong>Lechhauser</strong><br />
Straßen nicht immer gut. Dafür<br />
konnten die <strong>Lechhauser</strong> Kinder<br />
aber unbeschwert auf den breiten<br />
Schotterstraßen spielen, wie etwa<br />
in der von Bauernhöfen gesäumten<br />
Sonnenstraße (heute Widderstraße).<br />
Den Pferdekutschen konnte man<br />
schließlich rechtzeitig ausweichen,<br />
und auch die Pferdetram<br />
mit ihren acht Stundenkilometern<br />
war für die flinken <strong>Lechhauser</strong><br />
Lümmel kein Problem. Doch<br />
selbst als die Fortbewegungsmittel<br />
moderner wurden, änderte sich<br />
an den <strong>Lechhauser</strong> Straßenverhältnissen<br />
lange Zeit wenig.Noch<br />
in den 50er-Jahren liefen die Kinder<br />
in Lechhausen auf den Straßen<br />
Schlittschuh, wenn die<br />
Schotterwege namens Schillstraße,<br />
Landwehrstraße oder Neu-<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 9
RÜCKBLICKE<br />
burger Straße mal wieder zugefroren<br />
waren. Die etwas draufgängerischen<br />
Kinder hängten sich<br />
auch schon mal an ein vorbeifahrendes<br />
Bierauto,umsich die Straßen<br />
entlangziehen zu lassen. Von<br />
solch beschaulichen Verkehrsverhältnissen<br />
kann der heutige<br />
<strong>Lechhauser</strong> nur noch träumen.<br />
Verkehrte Welt<br />
Das waren noch Zeiten, als nur ab<br />
und zu mal ein verirrter Autofahrer<br />
den Wegüber die Lechbrücke<br />
fand, die Neuburger Straße hinuntertuckerte<br />
und dann gemächlich<br />
seinen Wagen auf die<br />
Blücherstraße lenkte,umden einmaligen<br />
Kirchturm von Sankt<br />
Pankratius zu bestaunen. Früher<br />
war eben alles besser. Das mag<br />
sich jedenfalls so mancher moderne<br />
<strong>Lechhauser</strong> angesichts des hohen<br />
Verkehrsaufkommens inseinem<br />
Stadtteil denken. Jahrzehntelang<br />
musste er sich über den<br />
Durchgangsverkehr Richtung<br />
Gewerbegebiet und Autobahn ärgern,<br />
der die Haupverkehrsadern<br />
Neuburger und Blücherstraße<br />
verstopfte.<br />
1993 kam dann endlich der Spatenstich<br />
für den <strong>Lechhauser</strong> Teil<br />
der so genannten Schleifenstraße.Mit<br />
der Anton-Fugger-Brücke<br />
wurde der rechtslechische<br />
Stadtteil an Textilviertel und<br />
Stadtmitte angebunden und die<br />
neu entstehende Amagasaki-<br />
Allee sollte gleichzeitig als Umgehungsstraße<br />
dienen. Dennoch<br />
haben die <strong>Lechhauser</strong> immer<br />
noch Ärger mit dem Verkehr.<br />
Ortskundige nutzen nun nämlich<br />
gerne die Blücher- und<br />
Neuburger Straße als Ausweichmöglichkeit.<br />
Alteingesessene<br />
<strong>Lechhauser</strong> glauben sowieso,<br />
die Straßenbeschilderung<br />
würde den Weg durch den<br />
Stadtteil nach wie vor als gerade<br />
Strecke zur Autobahn ausweisen.<br />
Schon immer<br />
Nummer 1<br />
Die Straßenbahn nach Lechhausen<br />
trug schon immer die Nummer<br />
1. Das liegt daran, dass sie<br />
die erste Augsburger Straßenlinie<br />
überhaupt war.Vom Mai 1881 an<br />
fuhr die erste Augsburger Pferdetram<br />
von der Stadtmetzg über<br />
10 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
RÜCKBLICKE<br />
Fotos: C. Hornischer/privat<br />
Jakobertor und Lechbrücke bis<br />
zur alten Schmiede (heute etwa<br />
auf Höhe der Haltestelle „Lechhausen<br />
Brücke“). Ganz bis zum<br />
Marktplatz vor dem Grünen<br />
Kranz (heute Haltestelle „Lechhausen<br />
Schlössle“) konnte die<br />
Pferdetram nicht fahren. Damals<br />
zerteilte nämlich noch ein kleines<br />
Bächlein die Straße. Darüber<br />
führte nur ein kleiner hölzerner<br />
Steg,der die Pferdetram nicht getragen<br />
hätte.<br />
Ab 1898 wurden die Augsburger<br />
Straßenbahnen elektrisch betrieben.<br />
Endstation inLechhausen<br />
war inzwischen das Schlössle,weil<br />
das störende Bächlein versiegt<br />
und die Straße ausgebaut worden<br />
war. Ein Depot gab es damals allerdings<br />
noch nicht. Die letzte<br />
Straßenbahn wurde abends einfach<br />
auf der Straße stehengelassen.<br />
Dieser Zustand hielt bis nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg an. Wie<br />
ein Zeitzeuge berichtete,machten<br />
sich die <strong>Lechhauser</strong> Kinder nicht<br />
selten einen Spaß daraus, mit vereinten<br />
Kräften den für die Nacht<br />
abgestellten Wagen aus der Position<br />
zubringen und ein Stück<br />
weiter die Gleise entlangzuschieben.<br />
Mit den heutigen Straßenbahnen<br />
funktionieren solche<br />
<strong>Lechhauser</strong> Lausbubenstreiche<br />
natürlich nicht mehr.<br />
Im Laufe der Zeit wanderte die<br />
Endhaltestelle der Nummer 1immer<br />
weiter –vom Schlössle bis<br />
zur Schleiermacherstraße, wo<br />
heute noch das alte Straßenbahndepot<br />
zu finden ist, und schließlich<br />
bis zum Neuen Ostfriedhof.<br />
Entnommen dem Buch„Lechhausen<br />
in Bildern:100 JahreEingemeindung“<br />
vomWißner-Verlag<br />
(www.wissner.com)<br />
Allen Kunden und Freunden<br />
unseres Hauses wünschen wir<br />
ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />
und ein gutes neues Jahr 2016<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 11
RÜCKBLICKE<br />
STRASSENBAHN ALS NAMENSGEBER<br />
Das Projekt„Linie 1“<br />
Das Projekt „Linie 1“ wurde mit Schülerinnen und Schülern der<br />
Schiller-Mittelschule, ihrer Lehrerin Heidemarie Brosche und der<br />
Schriftstellerin Astrid Rösel durchgeführt.<br />
Christine Hornischer<br />
Das Projekt „Linie 1“ wurde mit<br />
Schülerinnen und Schülern der<br />
ehemaligen Klasse 7a, der Schiller-Mittelschule,<br />
ihrer Lehrerin<br />
Heidemarie Brosche und der<br />
Schriftstellerin Astrid Rösel, die<br />
auch als Lektorin und Online-<br />
Coach arbeitet, durchgeführt und<br />
von der Virtuellen Schule begleitet.<br />
So gab es ein virtuelles<br />
Schreibprojekt, ein Film- und ein<br />
Fotoprojekt. Die Straßenbahnlinie<br />
1 hat ihren Ursprung im<br />
Augsburger Stadtteil Lechhausen.<br />
Sie ist „die Linie“, die die Schüler<br />
der Schiller-Mittelschule in den<br />
Nachbarstadtteil Hochzoll oder<br />
in die Innenstadt befördert. Deutsche<br />
Mittelschüler leben und lernen<br />
hier neben Mittelschülern<br />
mit unterschiedlichsten Migrationshintergründen.<br />
Wassie fühlen,<br />
denken und erleben –gemeinsam<br />
und jeder für sich –das schlägt<br />
sich inden verschiedenen Projekten<br />
nieder.<br />
Geplantes Büchlein<br />
Das virtuelle Schreibprojekt gliederte<br />
sich indrei Module mit jeweils<br />
einem Themenschwerpunkt.<br />
Aus jedem Modul wurden die<br />
besten und aussagekräftigsten<br />
Texte in jeweils einem Kapitel eines<br />
geplanten Büchleins veröffentlicht.<br />
Jedes Modul dauerte in<br />
etwa einen Monat.<br />
Die Texte konnten belletristisch,<br />
lyrisch oder dramatisch sein. So<br />
wurden die Situationen und<br />
Handlungen an <strong>Lechhauser</strong> Orten<br />
entlang der Linie 1behandelt.<br />
Diese handlungsorientierten<br />
Schreibaufgaben brachten die<br />
SchülerInnen ins Schreiben.<br />
Auch wurden Gefühle beschrie-<br />
12 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
RÜCKBLICKE<br />
ben, die von <strong>Lechhauser</strong> Hauptschülern<br />
erlebt wurden.<br />
Hier standen die in Lechhausen<br />
lebenden Menschen im Mittelpunkt.<br />
Von der Realität ging’s<br />
dann in die Fantasie. Mit den<br />
Mitteln der Fantasy-Literatur<br />
sollten die Hauptschüler nun<br />
„fantasieren“ (= träumen!), wie<br />
Probleme im Stadtteil mit Hilfe<br />
von fantastischen Figuren und<br />
magischen Kräften gelöst werden<br />
können.<br />
Lomowall-Projekt<br />
Auch gab es das Fotoprojekt „Linie<br />
1“, ein Lomowall-Projekt. Die<br />
Schüler machten rund um ihre<br />
Straßenbahnhaltestelle „Kulturstraße“<br />
jede Menge Schnappschüsse.<br />
Daraus komponierten sie mittels<br />
Word-Tabelle Lomowalls. Entsprechend<br />
wurde die Anzahl der<br />
einzelnen Abzüge bestellt und<br />
entsprechend wurden den Tabellen<br />
die Fotos dann auf Pappe mit<br />
Spezialkleber zu Lomowalls zusammengefügt.<br />
Somit durfte die Klasse auf ihre<br />
eigene Lomowall stolz sein! Den<br />
Film zur Linie 1kannn man im<br />
Internet ansehen –schon toll, wie<br />
kreativ SchülerInnen sein können.<br />
Aber es ging ja um „ihr<br />
Lechhausen“ ...<br />
Weitere Infos und derFilm über<br />
das Projekt „Linie 1“:<br />
www.la-linie1.de<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 13
STRASSENNAMEN<br />
LECHHAUSEN UND DIE ALTEN KRIEGE<br />
Die Schackstraße<br />
In Lechhausen tragen viele Straßen die Namen aus alten Kriegen.<br />
Auch die Schackstraße, die von der Radetzkystraße am Lech, an der<br />
Amagasaki-Allee entlang, bis zur Blücherstraße führt, ist nach<br />
Kriegsteilnehmern benannt: nämlich nach den Brüdern Hans und<br />
Wilhelm Schack.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Die beiden Brüder Hans und<br />
Wilhelm Schack waren beide<br />
Mitglieder im Heer der Preußen.<br />
An der Schackstraße befindet<br />
sich die die ehemalige Druckerei<br />
Böhm, jetzt eine Archäologieeinrichtung,die<br />
Schillschule,die Bäckerei<br />
Bertele und das Jugendhaus<br />
Fabrik.<br />
Hans Schack (1791–1866) wurde<br />
im preußischen Kadettencorps erzogen.<br />
Beim Ausbruch des Krieges<br />
1806 wurde er als Sohn eines<br />
hohen Militärs zwar als Fähnrich<br />
beim Infanterieregiment Prinz<br />
von Oranien in den Listen geführt,<br />
aber für zu schwächlich erachtet,<br />
um am Feldzuge teilzunehmen.<br />
Jedoch gehörte er zu denen,<br />
welche mit Sack und Pack<br />
vor Napoleons Truppen, die bei<br />
Jena gegen die Preußen und<br />
Sachsen eine Schlacht gewonnen<br />
hatten, nach Königsberg flüchteten.<br />
Hier wurde er zum Fähnrich<br />
beim Ostpreußischen Reservebataillon<br />
ernannt.<br />
Besonders tapferes<br />
Verhalten<br />
Im Frühjahr 1812 kämpfte Hans<br />
Schack als Secondlieutenant im<br />
Füsilierbataillon der Preußen mit<br />
den Russen gegen die Franzosen,<br />
wo er sich zwei Wunden und den<br />
Orden pour le mérite holte. Dieser<br />
wurde ihm am 18. Oktober<br />
1812 auf Vorschlag York’s „für<br />
sein besonders tapferes Verhalten<br />
bei Garossenkrug“ verliehen.<br />
Wilhelm Schack (1786–1831),<br />
obwohl von seinem Vater zum<br />
14 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
STRASSENNAMEN<br />
Kadetten ausgebildet, hatte eine<br />
starke künstlerische Ader. Schon<br />
im Alter von zwölf Jahren begann<br />
er ein Tagebuch zuführen. Dadurch<br />
erfährt man auch, dass er in<br />
Weimar mit Johann Wolfgang<br />
von Goethe zu Mittag gespeist<br />
und das Grab von Schiller besucht<br />
hatte.„Unsere Unterhaltung<br />
beschränkte sich meist aufsTheater<br />
und auf die jetzigen Zeitumstände.<br />
Goethe unterhielt uns<br />
vortrefflich, ließ sich inErklärungen<br />
der unbedeutendsten Sachen<br />
ein und ließ uns durchaus den<br />
Stolz nicht merken, dessen man<br />
ihn sonst beschuldigt“ notierte<br />
Wilhelm Schack hinterher in sein<br />
Tagebuch. Als Oberstleutnant<br />
wurde Wilhelm Schack 1814 zum<br />
Adjutanten des preußischen<br />
Kronprinzen ernannt, den er auf<br />
den Marsch nach Paris begleitete,<br />
als Napoleon von Elba zurückgekommen<br />
war.<br />
In seinem Tagebuch notierte er:<br />
„Es folgt nach der gewonnen<br />
Schlacht bei Waterloo ein berauschendes<br />
Friedensleben. Große<br />
Feldgottesdienste, Revuen und<br />
Manöver, glänzende Diners und<br />
Bälle, Besuche von Kirchen<br />
Schlössern, Museen, Künstlerateliers,<br />
Theatern lösten sich ab.“<br />
Immer weiter begleitet Wilhelm<br />
Schack den Kronprinzen bis nach<br />
Bayern, zum Schwarzwald und in<br />
die Schweiz. Sie besteigen das<br />
Bergmassiv Rigi, was dem rheumakranken<br />
Schack überhaupt<br />
nicht gut tut. Als Generalmajor<br />
trat er 1829 krank in den Ruhestand<br />
und verstarb gelähmt und<br />
blind in Berlin, wo heute seine<br />
Totenmaske im Deutschen Historischen<br />
Museum zu bestaunen<br />
ist. In Lechhausen wird die<br />
Schackstraße immer an den tapferen<br />
Mann erinnern.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 15
STRASSENNAMEN<br />
LECHHAUSEN UND DIE ALTEN KRIEGE<br />
Die Wartenburger Straße<br />
Die Wartenburger Straße in Lechhausen ist nach einem kleinen Ort<br />
in Sachsen-Anhalt, nicht weit von der Lutherstadt Wittenberge und<br />
ziemlich nah an der Elbe, benannt worden.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Bekannt wurde Wartenburg<br />
durch eine Schlacht im19. Jahrhundert,<br />
als es noch zum Königreich<br />
Sachsen gehörte. Imsogenannten<br />
„Befreiungskrieg“<br />
kämpften dort die verbündeten<br />
österreichischen, preußischen und<br />
russischen Truppen (zusammen<br />
500.000 Soldaten) am 3. Oktober<br />
1813 gegen das Heer von Napoleon<br />
Bonaparte (400.000 Soldaten).<br />
Napoleons Armee, die bereits geschlagen<br />
aus Russland gekommen<br />
war,zog sich daraufhin weiter zurück<br />
und es kam dann zur „Völkerschlacht“<br />
bei Leipzig, inder<br />
Napoleons Armee unterging.<br />
VonAugsburg<br />
zum französischen<br />
Kaiser<br />
Napoleon musste abdanken und<br />
wurde auf die Insel Elba verbannt.<br />
Auch wurden einige andere<br />
<strong>Lechhauser</strong> Straßen bei der<br />
Wartenburger Straße nach Ortschaften<br />
oder Generälen benannt,<br />
die bei den „Befreiungskriegen“<br />
gegen Napoleon eine Rolle spielten.<br />
Übrigens wohnte Hortense Bonaparte,<br />
eine Stieftochter des französischen<br />
Feldherrn und Kaiser<br />
Napoleon, mit ihrem Sohn, der<br />
16 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
STRASSENNAMEN<br />
das Anna-Gymnasium besuchte,<br />
einige Jahre inAugsburg. Dieser<br />
wurde später als Napoleon III.<br />
zum französischen Kaiser ausgerufen.<br />
Ruhiger geworden<br />
Die Wartenburger Straße ist rund<br />
500 Meter lang und verläuft in<br />
einem <strong>Lechhauser</strong> Wohnviertel<br />
von der Blücherstraße in westlicher<br />
Richtung zur Radetzkystraße<br />
zum schmalen Park mit der<br />
Floßlände am rechten Ufer des<br />
Lechs. Es ist ruhiger geworden in<br />
der dieser durchwegs mit Wohnhäusern<br />
bebauten Straße.<br />
Früher, inden 1950ern, befand<br />
sich in der Wartenburger Straße,<br />
Ecke Katzbachstraße, noch das<br />
Gasthaus „Drei Linden“, in dem<br />
es sehr stürmisch zuging.Imehemaligen<br />
Schreibwarenladen der<br />
Frau Mondschein an der Ecke<br />
zur Landwehrstraße befindet sich<br />
nun eine Weinhandlung.Und auf<br />
der früheren Kohlenhandlung<br />
Lotter wurden Wohnhäuser gebaut.<br />
Beliebter<br />
Abenteuerspielplatz<br />
Nicht zu vergessen, das zweite<br />
Haus von Möbel Eckerlein an der<br />
Ecke zur Blücherstraße. Hier war<br />
eine weitere Ausstellungsfläche<br />
von Eckerlein, der einst das jährliche<br />
Radrennen durch Lechhausen<br />
förderte.<br />
In diesem Haus, jezt mit einem<br />
Geschäft für Elektro-Geräte,mit<br />
einem kleinen ummauerten Hof,<br />
befand sich auch das Lager der<br />
Seegrasballen zur Füllung der<br />
Matratzen. Ein beliebter Abenteuerspielplatz<br />
der hier lebenden<br />
Kinder.<br />
Auch der spätere Krimi-Autor<br />
Peter Garski, in dessen Krimis öfters<br />
Lechhausen vorkommt,<br />
wuchs hier als Schulkind auf.Gegenüber<br />
befand sich der Lebensmittel-Laden<br />
der Familie Ruile.<br />
Sohn Arno machte später Karriere<br />
beim Augsburger Verkehrsverbund<br />
und Sohn Hans lenkte lange<br />
Zeit das Augsburger Kulturhaus<br />
Kresslesmühle.<br />
5<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 17
LEBENSLINIEN<br />
MARGOT NAWOI AUS DER FIRNHABERAU<br />
Lebenselixier Lech<br />
Margot Nawoi, eine Frau aus der Firnhaberau, die selbstbewusst ihren<br />
eigenen Wegging und sich durch Widerstände nicht beirren ließ.<br />
Mutter Nawoi.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Das Leben in Lechhausen war<br />
1951, als Margot Nawoi das Licht<br />
der Welt erblickte, nicht einfach.<br />
Die Bundesrepublik löste sich damals<br />
immer mehr von der Abhängigkeit<br />
der westlichen Alliierten.<br />
Das Land wurde souveräner,<br />
die Adenauer-Regierung erstarkte<br />
und der wirtschaftliche Aufschwung<br />
glich einem Wunder,einem<br />
Wirtschaftswunder.<br />
Zeit der<br />
Entnazifizierung<br />
Die Entnazifizierung wurde vor<br />
allem von der amerikanische Seite<br />
betrieben. Die westdeutsche Justiz<br />
hingegen ahndete die Verbrechen<br />
der NS-Täter nach und nach, in<br />
dem sie Amnestien gewährte.Fast<br />
800.000 Personen, die in die Machenschaften<br />
des NS-Regimes<br />
verstrickt waren, entkamen so ihrer<br />
vollständigen Strafe.Auch der<br />
von Hitler 1937 zum Wehrwirtschaftsführer<br />
ernannte Alfred<br />
Krupp, der 1948 zu 12 Jahren<br />
Haft verurteilt worden war,profitierte<br />
von der Amnestie.<br />
In Lechhausen waren die Einweihung<br />
der Ulrichsbrücke und die<br />
die Kirchweihe St. Pankratius<br />
zeitliche Eckpfeiler.Und genau in<br />
diese unruhige Zeit wurde die<br />
kleine Margot geboren. Als<br />
Nachzüglerin wohlgemerkt, ihr<br />
Bruder war schon ganze neun<br />
Jahre alt. Mutter Adele und Vater<br />
Karl Bräutigam, die im Jagdweg<br />
in der Firnhaberau wohnten, freuten<br />
sich über diesen nicht erwarteten<br />
Familienzuwachs.<br />
Offene Augen<br />
„Im Kindergarten in der Firnhaberau<br />
hatten die Kindergärtnerinnen<br />
Angst vor mir“, erinnert sich<br />
Margot Nawoi heute. Hintergrund:<br />
Das Kind schlief mit offenen<br />
Augen. Sie entsinnt sich noch<br />
gut, als sie im Kindergarten ein-<br />
18 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
LEBENSLINIEN<br />
mal schlief (mit offenen Augen,<br />
versteht sich) und die Kindergärtnerin<br />
ihr eine Watschn verpasste,<br />
weil Margot einfach nicht hören<br />
wollte.Klar,sie befand sich inden<br />
schönsten Träumen …<br />
Eingewöhnungsschwierigkeiten<br />
Bereits im süßen Alter von fünf<br />
Jahren verreiste die Kleine –nach<br />
Rothenburg ob der Tauber. Ihr<br />
Vater Karl hatte dort bei einer<br />
Polizei-Fortbildung ein Ehepaar<br />
kennen gelernt, das die Kleine<br />
gerne ein paar Monate bei sich<br />
aufnahm. Hatten sie doch selbst<br />
einen Sohn, der nur ein paar Jahre<br />
älter war.<br />
ln der Firnhaberau war es in dieser<br />
Zeit einfach zu hektisch. Das<br />
Ehepaar in Rothenburg war „selig“,<br />
wenigstens für eine befristete<br />
Zeit ein Töchterlein zu haben.<br />
Und „nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten“<br />
gefiel<br />
es Margot auch sehr gut. Woran<br />
sich die Firnhaberauerin noch<br />
sehr gerne erinnert, war der „Pelzmärteltag“.<br />
Firma Schlüssel Ott GmbH<br />
Montagen<br />
Schließanlagen<br />
Briefkästen<br />
Tresore<br />
Beschläge<br />
Elektr.Zutrittskontrolle<br />
24-Stunden Notdienst<br />
Der Pelzmärtel sorgt am 11. November<br />
für frühe Weihnachtsstimmung<br />
in Franken. „Vor allem<br />
im evangelischen Mittelfranken<br />
werden noch heute die Kinder jedes<br />
Jahr am 11. November vom<br />
Pelzmärtel beschenkt“, erklärt<br />
Margot Nawoi.<br />
Während am 11.11. überall sonst<br />
der Faschingsbeginn gefeiert<br />
wird, heißt es in Franken „Fröhlicher<br />
St.Martin“.<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 19
LEBENSLINIEN<br />
De Lechbrücke inMargots Jugend hatteein futuristisches Aussehen.<br />
dem Personal für Urlaubstage zur<br />
Verfügung stand, bescherte Klein-<br />
Margot einige schöne Stunden.<br />
„Da sind Bauern immer auf die<br />
Felder gegangen“, erinnert sie<br />
sich, „Während dieser Zeit haben<br />
sie immer ihre Kinder auf die<br />
Hütte gebracht und wir hatten<br />
ganz viele Spielkameraden“.<br />
Eine andere Begebenheit bringt<br />
sie noch heute zum Lachen. Ihr<br />
Vater Karl Bräutigam war „dunkel<br />
wie ein Italiener“. „Eines Tages<br />
gingen wir zum Moorsee“, erzählt<br />
die lebenslustige Frau, „Papa kam<br />
dann aus dem Moorsee wie ein<br />
Ungeheuer, weil er ja so dunkel<br />
war.“ Eine besondere Liebe befiel<br />
Margot damals zu den Kühen.<br />
„Wir waren oben auf dem Berg“,<br />
träumtsie. „Ringsum Kühe und<br />
Glockengeläut, die Kühe hatten<br />
so treue Augen“…<br />
VomWeihrauch<br />
undder Kirche<br />
Schon als Kind war Margot in<br />
der Kirche immer ohnmächtig<br />
geworden. Schuld war wohl der<br />
Weihrauch, den das Mädchen<br />
einfach nicht vertragen hat.<br />
Der Pfarrer erbarmte sich<br />
schließlich und „erlaubte“ Margot,<br />
der Kirche fern zubleiben.<br />
Die Großmutter aber insistierte,<br />
dass das Mädchen trotzdem gehe.<br />
Die Großmutter hat gewonnen.<br />
Übrigens: ln Deutschland war<br />
nach der Liturgiereform imJahr<br />
Frau Spazier<br />
Margot kam am 12. Dezember<br />
1956 in die Firnhaberau zurück –<br />
nach acht Monaten in der Ferne.<br />
Die Eltern hatten derweil ein<br />
Haus in der Firnhaberau gebaut.<br />
Margot zählte damals sechs stolze<br />
Lenze und durfte nun „endlich“<br />
die Schule besuchen. „Die ersten<br />
drei Schuljahre waren einfach super“,<br />
erinnert sie sich heute. Und<br />
sie weiß sogar noch den Namen<br />
der Lehrerin: Frau Spazier.<br />
Nach den ersten drei Klassen war<br />
es mit dem „Spaß“ vorbei. Ab der<br />
vierten Klasse kam sich Margot<br />
unverstanden und unglücklich vor<br />
Sie erinnert sich noch sehr lebendig<br />
daran, wie einst ihr Englischlehrer<br />
ein Buch nach einem Jungen<br />
vor ihr auf der Schulbank<br />
schmiss. Der Junge duckte sich,<br />
und das Buch traf Margot an der<br />
Schläfe. Sie blutete stark und bekam<br />
eine Beule. Klar, dass Papa<br />
Karl sie aus dem Englischunterricht<br />
nahm.<br />
Urlaub in Betzigau<br />
Lachend erzählt Margot vom Urlaub<br />
in Betzigau.Die schwäbische<br />
Gemeinde liegt im Oberallgäu bei<br />
Kempten Eine Polizei-Hütte, die<br />
Margot und ihre Frau Mama.<br />
20 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
LEBENSLINIEN<br />
Das Wohnzimmer zu Margots Jugend in der Firnhaberau.<br />
1969 der Weihrauch weitgehend<br />
aus dem Kirchenraum verschwunden.<br />
Dahinter stand wohl<br />
der Verdacht, dass die Geruchsstoffe<br />
die Gemüter vernebeln und<br />
den Verstand ausschalten, damit<br />
dieser leichter zur Annahme der<br />
Glaubenswahrheiten uberredet<br />
werden kann. Ob die kleine Margot<br />
schon damals daran gedacht<br />
hat?<br />
Die dann folgende Ehe währte<br />
zwar 30 Jahre, „aber sie ist ein unbedeutendes<br />
Kapitel in meinem<br />
Leben“, sagt die selbstbewusste<br />
Frau. „Allerdings ist meine Tochter<br />
Judith mein Ein und Alles“,<br />
schwärmt Margot Nawoi. Judith<br />
erblickte am 18.11.1979 das<br />
Licht der Welt und ist seitdem<br />
ein leuchtender Sonnenstrahl in<br />
Margots Leben. Eine Riesenfreude<br />
bereitet der Oma Margot auch<br />
Enkel Jonas, der ab und an mit<br />
seinen Eltern zuBesuch ist.<br />
Sorgen und Ängste<br />
loslassen<br />
Margot Nawoi denkt gerne an<br />
früher zurück: „lrgendwie haben<br />
die anderen Eltern meinem Papa<br />
immer ihre eigenen Kinder anvertraut<br />
– ohne Angst, weil er ja<br />
Polizist war.“ So war das auch mit<br />
ihrer Freundin Johanna, die ihr<br />
immer noch bildlich vor Augen<br />
steht. Und sie gesteht: „Der Lech<br />
war damals und ist heute mein<br />
Lebenselixier. Noch heute sitze<br />
ich gerne am Wasser und kann alle<br />
Sorgen und Ängste loslassen.“<br />
Dazu hat sie einen tollen Tipp<br />
parat: Die Kraft des Wassers, wird<br />
auf vielen therapeutischen Wegen<br />
eingesetzt und ganz besonders hat<br />
man seine Kraft bei seelischer<br />
Heilung erkannt. Menschen, die<br />
Schwierigkeiten haben, aus sich<br />
herauszukommen, die sich am<br />
liebsten immer verstecken wollen,<br />
weil sie so eine unbeschreibliche<br />
Angst vor dem Leben haben,<br />
werden durch das Nass Stück für<br />
Stück weichgespült. Sorgen und<br />
Ängste werden gereinigt, die<br />
Menschen bekommen dadurch<br />
einen neuen Blick auf das Leben<br />
und dürfen durch das Wasser eine<br />
entspannte tiefe Kraft tanken.<br />
Das Loslassen können wird für<br />
sie immer leichter, somit ihr Leben<br />
auch immer beschwingter<br />
und freudvoller. Margot Nawoi<br />
weiß um die Macht des blauen<br />
Nasses. Und wenn sie nicht am<br />
Wasser sitzt, befindet sie sich in<br />
ihrer Fußpflegepraxis im Bärenkeller<br />
oder schmiedet neue Ideen<br />
... Zum alt werden ist nämlich ein<br />
andermal Zeit ...<br />
Klein-Judith wird geboren, Margots Tochter.<br />
Lechhausen im Jahre1951<br />
Auch die Ursprünge der Radsportgemeinschaft (RSG) Augsburg<br />
gehen ins Jahr 1951 zurück (wir berichteten in den <strong>Lechhauser</strong><br />
<strong>Geschichte</strong>(n) Nummer 25). Mittelpunkt des Vereins ist die<br />
Radrennbahn, eine vollkommen überdachte Holzbahn mit 200<br />
Metern Länge. Dieses vereinseigene Peter-Krauß-Velodrom befindet<br />
sich inAugsburg-Lechhausen an der Eisackstraße. Esist<br />
dort indie der Stadt Augsburg gehörende Sporthalle eingebaut<br />
und wird vertraglich bis 2044 betrieben.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 21
AKTUELLES<br />
ENDE 2015 WIRD ER ABGERISSEN<br />
AdéGrünerKranz<br />
Als Anfang 2014 die Abriss-Pläne für das Traditionsgasthaus Grüner<br />
Kranz bekannt wurden, gab es einen Aufschrei inLechhausen. Nun<br />
haben sich die Gemüter beruhigt und es keimt sogar Hoffnung auf.<br />
die Diözese lassen dort ein neues<br />
Gebäude im so genannten <strong>Lechhauser</strong><br />
Zentrum errichten. Von<br />
Kirchenpfleger Clemens Bentlage<br />
weiß man, dass das Architekturbüro<br />
„Gilg-Peer-Wolff“ mit seinem<br />
Entwurf wahrscheinlich den<br />
Auftrag bekommt. Allerdings<br />
wird noch überlegt, ob wieder ein<br />
Saal für öffentliche Veranstaltungen<br />
dazukommen soll. Eine Gastronomie<br />
ist auf jeden Fall eingeplant.<br />
Dafür werden schon Wirtsleute<br />
gesucht. Weiterhin kommen<br />
in die oberen Stockwerke die<br />
<strong>Lechhauser</strong> Sozialstation mit Reha<br />
mit einigen barrierefreien<br />
Wohnungen.<br />
Es wird gehofft, dass mit dem<br />
neuen Gebäude der Platz am<br />
<strong>Lechhauser</strong> Umsteigezentrum<br />
Schlössle,inZusammenarbeit mit<br />
dem Stadtplanungsamt, etwas<br />
schöner wird.<br />
Schön ist etwas anderes ... nun hoffen die <strong>Lechhauser</strong><br />
auf ein Zentrum, das den Namen verdient.<br />
Traditionsgemäß die liebevolle Mitte Lechhausens.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Die Zentrumsdebatte in Lechhausen<br />
mit den Beteiligten<br />
St.Pankratius und die Diözese als<br />
Bauherren (vertreten durch Klemens<br />
Bentlage, Vorsitzender der<br />
Kirchenverwaltung von Sankt<br />
Pankratius), den Vorständen der<br />
Aktionsgmeinschaft auf Unternehmerseite<br />
und der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Vereine und Organisationen<br />
und Friedhelm Rieß<br />
von Farben Rieß nähert sich einem<br />
guten Ende.<br />
Neues Gebäude in<br />
Lechhausens Mitte<br />
Wie bereits mitgeteilt, soll das<br />
Traditionsgasthaus „Grüner<br />
Kranz“ abgerissen werden. Die<br />
Gemeinde von St. Pankratius und<br />
Teufelsgeiger Fred Krs aus Lechhausen<br />
Fotos: C. Hornischer<br />
22 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
AKTUELLES<br />
EIN GASTRO-KONZEPT SETZT SICH DURCH<br />
Strickmützeund langeHaare<br />
Es klingt fast wie ein Märchen, aber es ist in Wahrheit harte Arbeit<br />
und eine gute Idee, die hinter dem Erfolg des Gastronomen Stefan<br />
„Bob“ Meitinger steckt.<br />
Das Spiel mit der schwarzen Kugel bei Bob’s ist ein Muss.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Angefangen hat der Rockfan mit<br />
der Strickmütze auf den langen<br />
Haaren und den Tattoos auf den<br />
Armen mit einer kleinen Kneipen-Hütte<br />
in der Hammerschmiede.<br />
Witzigerweise nannte<br />
er sie den Hauptbahnhof der<br />
Hammerschmiede und „Die<br />
geilste Kneipe der Welt“, ein launiger<br />
Marketing-Gag, mit viel<br />
Selbstironie, und wohl ein paar<br />
Gläsern Bier in geselliger Runde<br />
entstanden ist. Aber nachdem<br />
Stefan „Bob“ Meitinger in das<br />
Riegel-Einkaufszentrum zwischen<br />
Hammerschmiede und<br />
Lechhausen eingezogen ist, hat<br />
sich sein Gastro-Konzept immer<br />
mehr zwischen Lech und Wertach<br />
durchgesetzt. Das jährliche<br />
Firmen-Bowling auf den Bowlingbahnen<br />
in der Hammerschmiede<br />
ist inzwischen schon<br />
ein legendäres Ereignis. Das<br />
Motto von Stefan „Bob“ Meitinger,<br />
der als Volksschüler bei seiner<br />
Oma aufgewachsen ist, lautet<br />
wohl „An den Taten sollt ihr sie<br />
erkennen!“ Er ist ein Mann, das<br />
kann man ruhig behaupten, der<br />
trotz seines Erfolges die Bodenhaftung<br />
nicht verloren hat und<br />
beim Konzert einer Rockband in<br />
einem seiner Lokale den Musikern<br />
noch das Bier persönlich auf<br />
die Bühne stellt und dann mit abrockt.<br />
Stefan „Bob“ Meitinger setzt sich mit seiner Gastro-Idee<br />
durch.<br />
... wir bleiben noch –bis 31.12.2016<br />
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warten auf Sie<br />
Inzwischen weiß ganz Augsburg,<br />
dass in Bob’s Lokalen bei rockigem<br />
Sound gute Unterhaltung<br />
und gutes Essen auf den Tisch<br />
kommt. Auch imCurt-Frenzel-<br />
Stadion kann Stefan „Bob“ Meitinger<br />
mit „Bob’s Terrasse“ voll<br />
punkten. Einmalig in Deutschland<br />
ist der Verwöhnfaktor auf<br />
„Bob’s Terrasse“ mit Eintritts-Ticket<br />
und Essen und Trinken. Nun<br />
schreit auch der Augsburger Süden<br />
nach einem rockigen Restaurant<br />
von „Bob’s". Schon wird in<br />
Haunstetten im ehemaligen<br />
„Wespennest“ gebaut und dort<br />
das nächste Lokal von Stefan<br />
„Bob“ Meitinger eröffnet.<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N),Band 26, Dezember 2015 23
SPORT<br />
AIKIDO VEREIN AUGSBURG<br />
Siegen durch Nachgeben<br />
Im Aikido wird die Energie bzw. der Schwung des Angreifers<br />
aufgenommen und mit minimalem Aufwand weitergeleitet oder gegen<br />
ihn selbst gerichtet. ImDojo inder Wankstraße 8werden seit 1995<br />
neben Aikido Kampfkünste wie Jiu-Jitsu, Judo, Iaido, Tai Chi Chuan<br />
oder Ninpo angeboten.<br />
Der Aikido-Lehrer klatscht zweimal<br />
in die Hände. Die Aikido<br />
Schüler erheben sich vom Mattenrand.<br />
Immer zwei Aikidoka<br />
stehen sich gegenüber. Der Lehrer<br />
schnappt sich einen weiblichen<br />
oder männlichen Aikidoka.<br />
Handgelenke werden gepackt und<br />
ein Katame Waza (= Hebeltechnik)<br />
wird vorgeführt. Der nächste<br />
greift an. Fäuste fliegen. Verteidiger<br />
geht in günstige Wurfposition:<br />
Nage Waza (= Wurftechnik)!<br />
Ein Körper fliegt durch die Luft.<br />
Und schon prallt der Angreifer<br />
mit dem Rücken laut platschend<br />
auf die Matte. Die weiche<br />
Übungsmatte fängt den Fall des<br />
Angreifers bestens auf.<br />
Siegen durch<br />
Nachgeben<br />
Leere Schuhe am Rande der großen<br />
blauen Mattenfläche,die sich<br />
wie eine ruhige glatte Wasseroberfläche<br />
in der Halle in Lechhausen<br />
dahinzieht. Zuerst etwas<br />
Konditionstraining. Dann: die<br />
Gestalten in weißer Kleidung,<br />
manche mit schwarzem Rock,<br />
greifen andere an. Wumms! Der<br />
Angreifer liegt besiegt auf dem<br />
Rücken.<br />
´„Siegen durch Nachgeben“ ist<br />
das Motto von Aikido. Ein japanischer<br />
Kampfsport, der die ungezügelten<br />
Kräfte des angreifenden<br />
Gegners durch den geübten<br />
Verteidiger mit geschickten, eintrainierten<br />
Griffen und Bewegungen<br />
zurück auf den Angreifer<br />
richtet.<br />
Reinhold Geller, ein waschechter<br />
Augsburger und Rettungsassistent<br />
im Ruhestand, liebt die japanische<br />
Kampfkunst schon seit<br />
1958, als er mit Judo begann. Mit<br />
ihm sollte man sich besser nicht<br />
anlegen, auch wenn er mit seinem<br />
charakteristischen großen<br />
Schnauzbart noch sogemütlich<br />
wirkt. In seiner Freizeit kann man<br />
ihn mit Zwergdackeldame Gina<br />
schon inaller Frühe am Kuhsee<br />
rumspazieren sehen. Aber er<br />
mischt auch gerne bei Rockbands<br />
mit. Als Organisator, Bongospieler<br />
und Tontechniker.Inzwischen<br />
könnte man den bescheidenen<br />
Aikido-Leher schon als Großmeister<br />
bezeichnen. Er besitzt im<br />
24 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
SPORT<br />
Lehrer Reinhold Geller liebt die japanische Kampfkunst.<br />
Aikido den 5. Dan. Ab dem 6. ist<br />
man Großmeister. Allerdings,<br />
wenn –wie in Japan üblich –seine<br />
weiteren Dan-Grade aus den<br />
Budo-Disziplinen Judo,Taekwon<br />
Do und Jaido hinzugezählt werden,<br />
ist sein Level doch schon der<br />
8. Dan für den Titel Großmeister.<br />
Aikido-Kurse in<br />
Dubai undUngarn<br />
Gellers japanischer Aikido-Meister<br />
war Morihiro Saito Sensei, Inhaber<br />
des 9. Dan. Und wenn man<br />
weiß, dass Reinhold Geller auch<br />
in Dubai und Ungarn Aikido-<br />
Kurse gibt, dann erkennt man,<br />
welch hochklassigen Kampfkunst-Trainer<br />
wir hier vor uns haben.<br />
Susanne, seine Frau, darf<br />
man keinesfalls vergessen. Sie war<br />
mit ihrem Reinhold schon zwei<br />
Mal in Japan beim obersten Lehrer<br />
inIwama. Sie hat den 5. Dan<br />
seit Juni 2015 (Meistergrad) und<br />
ist Schatzmeisterin und gute Seele<br />
des Vereines. Sie ist klein aber<br />
oho! Ihr Spitzname: Kampfzwerg<br />
oder Meister Joda.<br />
Und wer einen Dan hat, der darf<br />
sich inder <strong>Lechhauser</strong> Aikido-<br />
Halle auch den schwarzen Ho-<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 25
SPORT<br />
senrock (Hakama) um den Körper<br />
binden. Dazu gehören immerhin<br />
schon 11Mitglieder imAikido-Verein,<br />
der insgesamt 86 Mitglieder<br />
hat.<br />
Die Halle mit den weißen Wänden<br />
und den gepinselten japanischen<br />
Schriftzeichen am Lech<br />
nennt sich Dojo.Ein Übungszentrum<br />
für Takemusu Aiki, wie diese<br />
traditionelle Form des Aikido<br />
genannt wird.<br />
Zum Einsatz kommen dabei<br />
Bokken (Schwert), Jo (Stab) und<br />
Tanto (Messer). Natürlich sind<br />
die gefährlichen Waffen beim<br />
Training aus Holz. Diese Kampfkunst<br />
ist übrigens bestens für<br />
Frauen geeignet, um sich gegen<br />
Angreifer optimal zu verteidigen.<br />
In Zeitlupe<br />
Die Übungen gehen weiter: Mit<br />
hoch erhobenem Stock, Schwert<br />
oder Messer wird angegriffen.<br />
Und es dauert wieder nicht lange,<br />
bis der Angreifer mit dem Rücken<br />
den Boden küsst. Zuerst<br />
wird die Übung fast wie in Zeitlupe<br />
vorgeführt. Durch fleißiges<br />
Trainieren dauert esaber nur einen<br />
Moment bis der Angreifer<br />
samt seiner Waffe ausgeschaltet<br />
ist. Das Auge kann es kaum erfassen,<br />
wenn ein geübter Aikidoka<br />
den Gegner blitzschnell mit Hebel<br />
und Wurf auf die Matte befördert.<br />
Und dort muss er auch<br />
liegen bleiben, denn sein Arm<br />
wird vom Verteidiger auf den Rücken<br />
hochgezogen, damit ersich<br />
nicht mehr bewegt, weil es sonst<br />
höllisch schmerzt.<br />
Inzwischen sind internationale<br />
Lehrgänge mit hochgradierten<br />
Lehren aus ganz Europa im<br />
<strong>Lechhauser</strong> Dojo keine Seltenheit.<br />
Dieses Jahr kann das 20-jährige<br />
Bestehen des Aikido-Vereins<br />
gefeiert werden, der 1995 gegründet<br />
wurde.Lehrer sind dort Reinhold<br />
Geller,Susanne Geller-Dürr,<br />
Jan Loschinski, Alexander Modes<br />
und Kai Schäfer.Als Trainer fungieren:<br />
Silke Walter und Thomas<br />
Wimmer. Weitere Dan-Träger<br />
sind Bernd Schmitt, Melanie<br />
Modes, und Christian Bartsch.<br />
Einen Dan erhält man bei einer<br />
Prüfung. Nach mindestens 6–7<br />
Jahren Training kann man den<br />
1. Meistergrad erreichen!<br />
Aikido<br />
in jedem Alter<br />
„Aikido kann man in jedem Alter<br />
beginnen (Kinder werden im Verein<br />
ab 6. Jahren unterrichtet) und<br />
ein Leben lang ausüben“, meint<br />
Reinhold Geller. „Aikdio basiert<br />
auf natürlichen Bewegungen und<br />
schult die Körperkoordination.“<br />
Auch für das Selbstbewusstein ist<br />
es ein hervorragender Baustein,<br />
wenn die Prinzipien des Aikido<br />
ins tägliche Leben übernommen<br />
werden.<br />
Die Vereinsmitglieder sind stolz<br />
darauf,das schöne Dojo aus eigener<br />
Kraft renoviert und zu einem<br />
angenehmen Ort der Begegnung<br />
für Gleichgesinnte gestaltet zu<br />
haben. Interessierte und neue<br />
Mitglieder sind hier immer willkommen.<br />
Entspannte<br />
Atmosphäre<br />
Die Atmosphäre im<strong>Lechhauser</strong><br />
Dojo ist echt entspannt. Es darf<br />
zwischen dem ernsthaften Training<br />
auf der blauen Matte auch<br />
gescherzt und gelacht werden.<br />
Jeder Besucher wird freundlich<br />
begrüßt. Alle Fragen werden beantwortet.<br />
Man kann zuschauen<br />
und sich informieren. Einfach<br />
mal hingehen. Und dann mitmachen,<br />
wenn’s gefällt. Als weitere<br />
Kampfkünste im Aikido Verein<br />
werden Iaido und Karate geboten.<br />
Sie haben Interesse an Kampfkunst<br />
und Selbstverteidigung?<br />
Trainieren in angenehmer und<br />
sauberer Umgebung? Keine Lust<br />
auf Wettkampf? Turnhallenduft?<br />
Lästiges Mattenauf- und abbauen?<br />
Dann nutzen Sie die Möglichkeit<br />
eines kostenlosen Probetrainings<br />
und schauen Sie einfach<br />
vorbei! Der Einstieg ist jederzeit<br />
möglich.<br />
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wahre Sieg ist der Sieg über sich<br />
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Aikido Verein<br />
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26 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HÄUSERNAMEN<br />
ALT –NEU<br />
Das ehemalige Rathaus<br />
Einstmalig Sitz der hohen Stadträte, heute Sitz der Polizei –eines<br />
der schönsten Häuser in Lechhausen ist der Obrigkeit vorbehalten.<br />
Das ehemalige Rathaus, die heutige Polizei, mit St.Pankratius<br />
im Hintergrund einmal wie es früher war und zum Vergleich<br />
heute.Dazu passt ein Gedicht von einem unbekannten Autor:<br />
Alte Werte–Neue Werte<br />
Auf„Alt“ beharren, das beruhigt Dich?<br />
Aber die Zeit vergeht und bleibt nicht stehn.<br />
Mit frischen Werten wirdesweiter gehn.<br />
Hast Du vorneuen Werten eine Scheu?<br />
Glaubemir –alteWerte waren auch mal neu.<br />
Drum prüfewas Dichdasobindet, passt es noch in diese Zeit?<br />
Streichalles was nur stresst, nicht Wahrheit findet.<br />
Habe Mut, erkenne die Mächtigen und derenDressur.<br />
KläreDichauf und wechsle die Spur.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N),Band 26, Dezember 2015 27
KUNST<br />
VOM TRAUM, ILLUSTRATOR ZU WERDEN<br />
Überdas Abfangender Gedanken<br />
Stephan Rothe hat sich der Illustration und der Graphik verschrieben<br />
und führt ineiner künstlerischen Zeitreise durch Lechhausen.<br />
VonChristine Hornischer<br />
Am Anfang stand der Traum, Illustrator<br />
zu werden. Stephan<br />
Rothe,der am 28. Dezember 1964<br />
in Dortmund das Licht der Welt<br />
erblickte, wusste schon als kleiner<br />
Bub, dass er einmal illustrieren<br />
wollte.Schon mit 13 Jahren hat er<br />
Comicfiguren abgemalt.<br />
Klemmeschüttelt<br />
Zigarette die Hand<br />
Damit war das Grafik Design<br />
Studium an der Märkischen<br />
Kunstakademie (heute Ruhrakademie)<br />
fast schon vorgegeben. „In<br />
der Schule schimpfte mich mein<br />
Lehrer, weil ich so eine Klaue<br />
hätte“, erinnert sich Rothe. Und<br />
weiter: „Ich musste ein ganzes<br />
DIN A1Plakat vollschreiben“.<br />
Das kann dem selbstständigen Illustrator<br />
und Werbegrafiker heute<br />
nicht mehr passieren. In der Zeit,<br />
bis er sich 2001 selbstständig gemacht<br />
hat, hat er in vielen Firmen<br />
wichtige Erfahrungen gesammelt.<br />
„Bei einem großen Unternehmen<br />
für Klemmen sollte ich mal eine<br />
Anzeige entwerfen“, erinnert er<br />
sich. „Die sollte für Zigarettenautomaten<br />
in England erscheinen<br />
und ich wusste, dass die Engländer<br />
Comics mögen“. Also zeichnete<br />
er kurzerhand eine Klemme<br />
als Männchen, die einer Zigarette<br />
die Hand gibt.<br />
Oft seltsames<br />
Gebaren<br />
1996 kam Stephan Rothe mit seiner<br />
Frau in die Lechmetropole.<br />
Diese betrachtet er mittlerweile<br />
als seine zweite Heimat, auch<br />
wenn ihm das Gebaren der Augsburger<br />
manchmal schon noch<br />
recht fremd erscheint. 2001 wollte<br />
sich der Dortmunder eigentlich<br />
mit einer Kollegin selbstständig<br />
machen –sie sprang ab.Und Stephan<br />
Rothe ins kalte Wasser. Die<br />
Selbstständigkeit zog ernämlich<br />
alleine durch.<br />
„Die Kaltakquise war manchmal<br />
schon sehr schwer“, lacht er. Aber<br />
manche Firmen, die er damals „an<br />
Land zog“, sind ihm heute noch<br />
treu. „Qualität setzt sich eben<br />
durch“, weiß der geborene Dortmunder.Priorität<br />
hat bei ihm aber<br />
28 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
KUNST<br />
seine Familie mit den beiden<br />
Söhnen Tim und Luca und<br />
Töchterchen Frieda.<br />
Wege der Kunst<br />
Auch sein erstes Gemälde hat<br />
Rothe einem Kunden zu verdanken:<br />
Joachim Lemmer suchte für<br />
die „Wege der Kunst“ in Göggingen<br />
Ausstellungsobjekte und<br />
fragte Stephan Rothe, obdieser<br />
„nicht eben mal was malen“ könne.Dieser<br />
konnte.Die „Wege der<br />
Kunst“ in Göggingen sind schon<br />
zu einem regionalen „Kunsttipp“<br />
geworden. Die Gögginger Einkaufsmeile<br />
Bürgermeister-Aurnhammer-Straße<br />
präsentiert dabei<br />
schwäbische Künstler mit ihren<br />
neuesten Werken. Die Geschäfte<br />
stellen ihre Räume für eine der<br />
größten Augsburger Vernissagen<br />
zur Verfügung. Vielfach sind die<br />
Künstler auch vor Ort vertreten.<br />
Seit neun Jahren beteiligt sich das<br />
Brillenhaus „Lemmer & Lemmer“<br />
in Göggingen an der riesigen<br />
Kunstausstellung –natürlich<br />
immer mit Stephan Rothe als<br />
Künstler. Dieser zeigte schon seine<br />
Aktzeichnungen, Kalligraphie<br />
und seit zwei Jahren Autos in allen<br />
Variationen. Joachim Lemmer<br />
bestätigt ihm: „Hier bilden Kunst<br />
und Kommerz die perfekte Symbiose“.<br />
Auch wenn die Gäste<br />
nicht alle den Künstler zu schätzen<br />
wissen –eine Frau sagte einmal<br />
„Herr Lemmer, Sie haben<br />
aber schöne Brillen“ –die Tradition<br />
der Wege der Kunst wird es<br />
bestimmt noch lange geben.<br />
Augsburg-<br />
Liebhaber<br />
Für Aussagen wie die Obige hat<br />
der geborene Dortmunder nur ein<br />
Lächeln übrig. „Die Augsburger<br />
Mentalität ist halt für einen<br />
Nordrhein-Westfalen gewöhnungsbedürftig“,<br />
lacht er. Augsburg<br />
aber als Stadt hat es ihm angetan.<br />
„Wie oft bin ich mit meiner<br />
Frau am Sonntag durch die<br />
Stadt gegangen“, sinniert er. „Da<br />
gehe ich auf irgeneiner Hauptstraße<br />
spazieren, biege in eine<br />
kleine Seitenstraße ab – und<br />
schon bin ich ineiner anderen<br />
Ihr re kompetenter Partner<br />
in Sachen Gesundheit!<br />
Unsere Sanitätshäuser haben es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, mit Kompetenz und<br />
Einfühlungsvermögen zu beraten und auf<br />
die Menschen zugeschnittene Lösungen für<br />
die kleinen und großen Probleme zu finden.<br />
Dabei legen wir<br />
großen Wert auf Kundennähe!<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 29
KUNST<br />
Welt“. Diese andere Welt und<br />
Augsburg mit all seinen Schönheiten<br />
hat er zu Papier gebracht.<br />
Seine so genannten „Augsburg<br />
Motive“ hat er in einem Kalender<br />
verpackt. Dabei geht es ihm aber<br />
nicht nur um aktuelle Ansichten,<br />
auch„alte“ Schönheiten hat er gemalt,<br />
wie das Schlössle inLechhausen<br />
zu glanzvollen Zeiten.<br />
„Wie oft habe ich Flohmärkte<br />
besucht und sie nach alten Postkarten<br />
durchsucht“, erinnert er<br />
sich. „Ich war auch schon vier<br />
Wochen auf dem Weihnachtsmarkt<br />
in Lechhausen, einfach um<br />
die Leute kennen zu lernen und<br />
mit ihnen ins Gespräch zu kommen“.<br />
An einen besonderen Moment<br />
erinnert ersich sehr gerne<br />
zurück: „Da kam einmal ein alter<br />
Mann an meinen Stand, sah das<br />
Bild vom Schlössle,wie es früher<br />
war und hatte Tränen in den Augen“.<br />
Kein Maler,<br />
sondern Illustrator<br />
Wichtig ist Stephan Rothe, dass<br />
er kein Maler ist, sondern Illustrator.„Bei<br />
mir hängt kein Rothe<br />
an der Wand wie eben bei berühmten<br />
Künstlern, beispielsweise<br />
ein Picasso“, erklärt er. Nein, er ist<br />
Illustrator und damit Dienstleister.„Bei<br />
mir hängt dann eben ein<br />
Bild von Opa an der Wand“. So<br />
kann man zu ihm mit einem alten<br />
Familienbild kommen und er<br />
malt es. Eine tolle Geschenkidee<br />
für diejenigen, die alles haben.<br />
Genau wie die Stammbäume, die<br />
Rothe zeichnet.<br />
Jeder ist eingeladen, sich inseiner<br />
Dauerausstellung im Iltisweg 6in<br />
der Firnhaberau einmal umzusehen.<br />
Dabei kommt Rothes Motto<br />
ganz klar zum Ausdruck. Dieses<br />
hat Walter Gropius, der Gründer<br />
des Bauhaus, postuliert: „Eine<br />
Idee ist das rechtzeitige Abfangen<br />
eines ungewöhnlichen Gedankens“.<br />
Stephan Rothe träumt immer<br />
vom perfekten Bild. Ein Bild von<br />
ihm ist mit asiatischer Pinseltechnik<br />
gemalt, es ist ein Akt –für<br />
den „übte“ er zwei Jahre lang die<br />
Aktzeichnung.„Dieses Bild ist für<br />
mich perfekt“, strahlt er.<br />
Geduld und Spucke gehören bestimmt<br />
dazu. Oder wie Stephan<br />
Rothe selbst sagt „Was tut der<br />
Künstler? Er macht Unklares klar,<br />
Unbewusstes bewusst, Unmögliches<br />
möglich, stellt aus dem Cha-<br />
30 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
KUNST<br />
os das Eine heraus – aus dem<br />
Vielfachen das Einfache!“ Damit<br />
zitiert erOskar Schlemmer, Bauhaus.<br />
Perpetuum mobile<br />
Malen ist für den Grafiker wie<br />
ein „Perpetuum mobile“. „Klar ist<br />
ein Bild fertig“, grinst er. Auch<br />
wenn er 20 Skizzen weg geworfen<br />
hat, von denen andere sagen, die<br />
seien doch gut. „Ich will esaber<br />
perfekt“, insistiert er.Und: „Nach<br />
jedem Bild kannst du es nach einiger<br />
Zeit besser machen“.<br />
Manchmal fühlt sich Stephan<br />
Rothe wie „ein Getriebener auf<br />
der Suche nachVollendung“.<br />
Selbst gemachte<br />
Nudeln<br />
Und dann kommt er ins Schwärmen:<br />
„Wenn ich nachmittags mit<br />
meinen Kindern inder Küche sitze<br />
und Teig mache, abends gibt es<br />
selbst gemachte Nudeln –das ist<br />
ein Erlebnis der besonderen Art“.<br />
Übrigens ein Tipp des Hobbykochs:<br />
Gewürze jeder Geschmackrichtung<br />
finden sich im<br />
Gewürzladen am Unteren Lech –<br />
und damit wären wir wieder bei<br />
seinen Stadtansichten. Womit bewiesen<br />
wäre, dass die Kunst des<br />
Zeichnens und die Kunst der guten<br />
Küche oft gar nicht so weit<br />
auseinander liegen ...<br />
„Das Malen verändert dein Sehen“,<br />
sagt er. Und erklärt: „Wenn<br />
bei mir zwei Leute vor einer<br />
Lichtquelle stehen, beobachte ich,<br />
wo die Lichtreflexion imAuge<br />
ist“.<br />
Der Firnhaberauer schaut bewusster,detaillierter<br />
die Dinge an.<br />
„Und das wiederum macht sehr<br />
viel Spaß“, bekräftigt er. Und<br />
wenn man seine Bilder betrachtet,<br />
glaubt man ihm sofort …<br />
Auf der Suche nach Vollendung<br />
ist er auch immer als Schauspieler<br />
bei den Christ-Kgl. Theaterern in<br />
der Hammerschmiede. Oder als<br />
Fußballtrainer bei der C-Jugend<br />
des TSV Firnhaberau. Oder als<br />
Hobbykoch. Sein Element beim<br />
Kochen ist die tägliche Küche.<br />
Die „Jeden Tag Küche von GU<br />
und ein Saucenbuch sind seine<br />
Grundpfeiler. „Meine Kinder essen<br />
schon gar nichts mehr Fertiges“,<br />
gesteht er.<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 31
NATUR<br />
FOTOSPAZIERGANG AM LECH (8)<br />
Bäume undSträucher erkennen –<br />
auchimWinter<br />
Auch in der kalten Jahreszeit, wenn alles Laub gefallen ist, lassen sich<br />
viele unserer Laubgehölze noch sicher bestimmen. An Stamm, Rinde,<br />
Zweigen und Knospen finden wir oftmals untrügliche Kennzeichen.<br />
Und wenn kein Schnee liegt, lohnt ein Blick auf den Boden:<br />
Herabgefallene Früchte sind bei einigen Arten unverkennbar.<br />
VonReinhard Waldert<br />
Reinhard Waldert ist auf einem<br />
Bergbauernhof in einem kleinen<br />
Gebirgsdorf imBerchtesgadener<br />
Land aufgewachsen. Schon damals<br />
hatte er großes Interesse an<br />
Pflanzen und Tieren, beides faszinierte<br />
ihn. In der Folgezeit eignete<br />
er sich imSelbststudium umfangreiche<br />
Artenkenntnisse an.<br />
„So etwas wird nämlich weder am<br />
Gymnasium noch ander Universität<br />
vermittelt“, erklärt Waldert.<br />
Er besuchte die Universität München<br />
und absolvierte dort sein<br />
Biologiestudium mit den Schwerpunkten<br />
systematische Botanik<br />
und Zoologie. Er war etwa 25<br />
Jahre bei der Stadt Augsburg beschäftigt.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte<br />
waren dabei Landschaftsplanung<br />
und Biotopkartierung.<br />
Stellte für die „<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“ einen<br />
Foto-Spaziergang am Lech zusammen: Biologe Reinhard<br />
Waldert.<br />
Foto: Peter F. Fischer<br />
Seit etwa einem Jahr ist Reinhard<br />
Waldert im Ruhestand. Er hat<br />
unzählige naturkundliche Reisen<br />
quer durch Europa gemacht, er<br />
reiste von Lappland bis Südgriechenland.<br />
„Dadurch erhielt ich<br />
umfangreiche Einblicke in die<br />
dortigen Arten und Lebensgemeinschaften.<br />
Ich unternehme<br />
aber sehr oft auch Exkursionen in<br />
Südbayern, besonders am Lech<br />
und an der Isar.“<br />
Das LG-Team hatte erstmals<br />
durch den Beitrag über Mikroorganismen<br />
(Band 15) Kontakt mit<br />
Reinhard Waldert. „Auf Wunsch<br />
von Gerd Winkler stellte ich für<br />
diese Ausgabe Pflanzen- und<br />
Tierbilder zum Thema Lech zusammen.“<br />
Auch im aktuellen<br />
Band hat er nun wieder mitgewirkt.<br />
32 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
NATUR<br />
HASEL<br />
Die Hasel ist unverkennbar: Die<br />
gelblichen Würstchen (= männl.<br />
Blüten) werden bereits im Herbst<br />
angelegt und öffnen sich schon<br />
im zeitigen Frühjahr.<br />
Hasel (männl. Blüten)<br />
Roßkastanie (Früchte)<br />
Roßkastanie (Knospen)<br />
Grauerle<br />
Grauerle (männl. Blüten)<br />
ROSSKASTANIE<br />
Die Roßkastanie hat sehr große Knospen. Allseits bekannt sind auch<br />
die Früchte („Kastanien“). Übrigens kann man auch imWinter Weiße<br />
und Rote Roßkastanie unterscheiden: Die Weißblütige Art hat klebrige<br />
Knospenschuppen.<br />
GRAUERLE<br />
Wie bei der Hasel hat auch die Grauerle würstchenförmige männliche<br />
Blüten. Sie sind aber im Gegensatz zur Hasel rötlich. Die Rinde der<br />
Grauerle ist glatt und grau im Gegensatz zur ähnlichen Schwarzerle<br />
mit dunkelbrauner,rissiger Rinde.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 33
NATUR<br />
Hainbuche (Frucht)<br />
Hainbuche (Stamm)<br />
Linde<br />
HAINBUCHE<br />
Bei der Hainbuche fällt der oft verdrehte Wuchs oder der gefurchte<br />
Stamm auf.Die Früchte sind breit 3-lappig geflügelt<br />
Linde (Stamm)<br />
Linde (Frucht)<br />
LINDE<br />
Besonders die älteren Bäume haben am Stammfuß Verdickungen, aus<br />
denen Stockausschläge sprießen. Die Samen sind geflügelt (mit meist<br />
2–3 Samen pro Flügel). Freistehende Linden haben eine weit ausladende<br />
Krone und wurden deshalb gerne als schattenspendende Dorflinden<br />
gepflanzt.<br />
Birke (Rinde)<br />
BIRKE<br />
Schneeweiß und unübersehbar<br />
leuchten die Birkenstämme im<br />
Wald. Bei älteren Bäumen blättert<br />
die äußere Rindenschicht papierartig<br />
ab.<br />
Rotbuche (Stamm)<br />
Rotbuche (Früchte)<br />
ROTBUCHE<br />
Die Rotbuche hat schmal-spindelige, rotbraune Knospen; Auffallend<br />
ist auch die graue, glatte Rinde, und jedermann kennt die Früchte<br />
(„Bucheckern“).<br />
Rotbuche<br />
(Knospen)<br />
34 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
NATUR<br />
Feldahorn (Früchte)<br />
Bergahorn (Knospen)<br />
Bergahorn (Stamm)<br />
Bergahorn (Frucht)<br />
Spitzahorn (Frucht)<br />
BERGAHORN<br />
Die hellbraune,bei älteren Bäumen abblätternde Rinde machen den Bergahorn unverkennbar.Auffallend<br />
sind auch die großen, grünen Knospen. Die Samenflügel sind zum Samen hin verschmälert.<br />
Beim SPITZAHORN sind –im Gegensatz zum Bergahorn –die Samenflügel breit, und beim FELD-<br />
AHORN sind die Früchte deutlich kleiner.<br />
Zitterpappeln<br />
EICHE<br />
Besonders ältere, freistehende-<br />
Bäume haben die typische, ausladende<br />
Krone. Die Rinde ist auffallend<br />
borkig, und die Früchte<br />
(„Eicheln“) sind jedermann bekannt.<br />
Die Eiche war „Baum des<br />
Jahres 2014“ und kaum ein heimischer<br />
Baum kann ein so hohes<br />
Alter (bis 1000 Jahre) erreichen.<br />
Eiche (Stamm)<br />
Eiche (Frucht)<br />
ZITTERPAPPEL<br />
Ähnlich wie bei der Weide ragen<br />
schon im Winter die späteren<br />
Blütenkätzchen unter den Knospen<br />
hervor. Im Übrigen heben<br />
sich die hellgrauen Stämme deutlich<br />
vom Hintergrund ab. Die<br />
Knospenschuppen der Zitterpappel<br />
sind klebrig.<br />
Zitterpappel Knospen<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 35
LECHHAUSER LENI<br />
DIE LENI MACHT SICH GEDANKEN ZUR WEIHNACHTSBELEUCHTUNG<br />
Leuchtendie <strong>Lechhauser</strong> Herzen?<br />
Die <strong>Lechhauser</strong> Leni macht sich so ihre Gedanken in<br />
punkto Weihnachtsbeleuchtung in Lechhausen. Erst dann<br />
nämlich ist für unsere Leni „richtig“ Weihnachten.<br />
VonPeter Garski<br />
Werden wir an diesem Jahresende<br />
wieder weihnachtlich beleuchtete<br />
Straßen und Plätze inLechhausen<br />
haben? Hoffentlich! Für mich<br />
gehört das Anzünden der Kerzen<br />
auf dem Weihnachtsbaum zu den<br />
schönsten Dingen, die im Dezember<br />
passieren können. Vorallem<br />
als Kind. Es geht ja schon los<br />
mit der ersten Kerze auf dem Adventskranz,<br />
der die Vorfreude mit<br />
einer tanzenden Flamme auf dem<br />
Docht wie ein kleiner Leuchtturm<br />
inder Wohnung signalisiert.<br />
Tröstendes Licht<br />
Woher kommt denn unsere Freude<br />
über das Licht in den dunklen<br />
Wintermonaten? Da ist schon<br />
mal das seelische Wohlbehagen,<br />
das uns befällt, wenn wir im Finsteren<br />
ein Licht erblicken. Und sei<br />
es noch soweit weg. Das gilt das<br />
ganze Leben. „Wenn du denkst,<br />
es geht nicht mehr, kommt irgendwo<br />
ein Lichtlein her“, ist einer<br />
der tröstenden Sprüche, die<br />
wir uns gerne merken oder an die<br />
Wand hängen. Sie bedeuten:<br />
Egal, wie schlecht es dir geht, irgendwo<br />
taucht immer ein Hoffnungsschimmer<br />
auf.<br />
Für uns bedeutet das Licht, das<br />
Warme und Gute,während in der<br />
Kälte und in der Dunkelheit das<br />
Böse lauert, als Dämon, als Geist,<br />
als Satan. Das steckt in uns als<br />
Urglaube tief drin. Ach, wie schön<br />
brauchte das Andersen-Märchen<br />
von dem kleinen Mädchen mit<br />
den Schwefelhölzern ein fantasievolles<br />
Licht in meine kindliche<br />
Seele.Mit nackten Füßen, weil sie<br />
ihre Pantoffeln verloren hatte,als<br />
armes Waisenkind frierend im<br />
Schnee Streichhölzer verkaufend.<br />
Sie hungerte schrecklich. Niemand<br />
gab ihr was, niemand kaufte<br />
ihr was ab.Inihrer Not zündete<br />
das erfrierende Mädchen ihre<br />
Schwefelhölzer an: „Ritsch! Wie<br />
sprühte es, wie brannte es. Es<br />
strahlte eine helle Flamme aus.<br />
Sie sah viele helle Sterne wie wärmende<br />
Weihnachtslichter am<br />
Himmel stehen. Einer von ihnen<br />
fiel herab und zog einen langen<br />
Feuerstreifen über den Himmel.<br />
Das Mädchen träumte dabei von<br />
ihrer lieben Großmutter, mit der<br />
sie beim warmen Kachelofen saß<br />
und ihren herrlichen <strong>Geschichte</strong>n<br />
über wunderliche Dinge im Kerzenlicht<br />
des Weihnachtsfestes<br />
lauschte.<br />
Christliche<br />
Glaubenspioniere<br />
Bevor in unserer Gegend am<br />
Lech die christlichen Missionare<br />
am Ende des Römischen Reiches<br />
die Botschaft von Christus und<br />
seiner Geburt in einer Krippe in<br />
einem orientalischen Stall verbreiteten,<br />
feierten die hiesigen<br />
Vindeliker ihre Götter, die die<br />
Sonne, das Licht und die Wärme<br />
brachten. Die christlichen Glaubenspioniere<br />
konnten die alten<br />
Sonnen- und Lichtersitten, die<br />
sich anden Naturgöttern orientierten,<br />
nicht ausrotten, aber sie<br />
verbanden sie geschickt mit ihren<br />
Glaubensdingen. So kam die<br />
Krippe, über der der hell leuchtende<br />
Stern stand, der die 3Könige<br />
im Morgenland zum frisch geborenen<br />
Jesuskind im Stall führte<br />
unter die abendländische Tanne<br />
mit Lametta und Kugeln geschmückt.<br />
Da muss man wissen: Bis zum<br />
11. Jahrhundert war in unserer<br />
Gegend am Lech das Fest um<br />
den 24. Dezember herum noch<br />
nicht als Weihnachten bekannt.<br />
Man nannte es zu dieser mittelalterlichen<br />
Zeit noch das Lichtfest,<br />
oder auch Christfest.<br />
Die Herzen<br />
leuchten lassen<br />
Es ist schon einige Jahre her, als<br />
man die kleinen Bäume in der<br />
Neuburger Straße, in der Blücherstraße<br />
und in der Klausstraße<br />
von Lechhausen mit winzigen<br />
Lämpchen schmückte, die ein<br />
stimmungsvolles Licht zum winterlichen<br />
Bummel, an den beleuchteten<br />
Schaufenstern und<br />
Fenstern vorbei, die Familien einluden.<br />
Später kamen auch elektrisch<br />
beleuchtete Sterne dazu,<br />
über den Straßen an Seilen über<br />
den Köpfen der <strong>Lechhauser</strong> hingen.<br />
Leider eine teure Angelegen-<br />
36 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
LECHHAUSER LENI<br />
Waswohl die drei Heiligen am jetzigen Polizeigebäude<br />
denken?<br />
heit. Nun sind wohl eher kreative<br />
Ideen gefragt, die weniger kosten,<br />
aber unsere Herzen leuchten lassen.<br />
In meiner Kindheit in Lechhausen<br />
gab es das noch nicht. Wir<br />
Kinder drückten uns damals an<br />
den hell beleuchteten Schaufenstern<br />
der Läden an den kalten<br />
Scheiben die Nasen platt. Sehr<br />
begehrt waren dabei natürlich die<br />
Fenster des ehemaligen Kaufhauses<br />
Happacher am Schlössle,<br />
heutzutage nur ein langweiliger<br />
Klotz mit einer Bank drin, wo<br />
man einst die neuesten und begehrtesten<br />
Spielzeuge und Puppen<br />
bewundern konnte.Hier entstand<br />
wohl mancher Wunsch für<br />
den Wunschzettel zum ersehnten<br />
Geschenk unterm Weihnachtsbaum.<br />
Lichtbringerin<br />
Rund ums Licht haben sich viele<br />
Bräuche gehalten, die im frostigen<br />
Dezember die Stimmung zum<br />
Weihnachtsfest vergrößern helfen.<br />
Da ist die Lichtbringerin, die<br />
heilige Lucia, die in der Nacht am<br />
13. Dezember, nach dem gregorianischen<br />
Kalender die längste<br />
Nacht des Jahres, viel Licht ins<br />
Dunkel bringen soll. Da sind die<br />
Lichtbringer-Kinder, die in<br />
Österreich mit brennenden Kerzen<br />
von Haus zu Haus gehen und<br />
alte Lieder singen. Der Lichterbogen<br />
mit Kerzen imFenster, die<br />
Lichterhäuser aus dem Erzgebirge.<br />
Inder Schweiz tragen Nikoläuse<br />
als Lichterkläuse Fackeln<br />
durch die Gassen. Wir hören und<br />
lesen von Lichterkronen, Lichtermesse,<br />
Lichterzug, Lichtweih,<br />
Lichtzepter und sogar ein Lichterschwimmen<br />
ist bekannt. In<br />
manchen Städten werden dabei<br />
von Kindern Kerzenschiffchen<br />
auf den Wellen der Bäche oder<br />
Flüsse in die als leuchtende Boten<br />
der Freude indie Ferne schwimmen<br />
gelassen. Wäre auch keine<br />
schlechte Idee für unseren Flößerpark,<br />
der am Ufers unseres<br />
Lechs entstehen soll.<br />
©deedl /123rf.de<br />
Die leuchtende<br />
Hoffnung<br />
Ich wünsche mir zum Ende dieses<br />
Jahres ein helles, ein lichtervolles,<br />
ein warmes, romantisches,<br />
harmonisches, freudenvolles<br />
Lechhausen. Die leuchtende<br />
Hoffnung gibt uns allen viel Kraft<br />
zum Durchhalten und zum Zusammenhalten.Was<br />
gibt es Schöneres,<br />
als sich mit Menschen zu<br />
unterhalten in deren Augen sich<br />
der helle Lichterglanz spiegelt?<br />
Ich bin mir ganz, ganz sicher: das<br />
wünschen wir uns in Lechhausen<br />
doch alle.<br />
P.S.: Ich bin mir sicher, auch die<br />
Flößer feierten einst schöne Advents-<br />
und Weihnachtsfeste, um<br />
ihr Herz zu erwärmen. Auch<br />
wenn sie harte Burschen waren,<br />
saßen sie am Lagerfeuer oder in<br />
ihrer Wirtschaft bei der Floßlände<br />
und bekamen auch feuchte<br />
Augen, wenn die Wirtin den<br />
Weihnachtsbaum in der Ecke<br />
zum Leuchten brachte und der<br />
Wirt eine Runde Freibier verkündete.<br />
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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 37
AUFGEFALLEN<br />
HARFENKLÄNGE UND PERCUSSION FÜR LECHHAUSENS WEIHNACHTSBELEUCHTUNG<br />
Ein Stern, derdeinenNamen trägt<br />
Das Musikduo HarfenSchlag –Leni Hinterbrandner und Richard<br />
Möllers –spielen für die Weihnachtsbeleuchtung Lechhausens.<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Hintergrund für die musikalische<br />
Benefizveranstaltung des sympathischen<br />
Musikduos ist die Aktion<br />
„Lechhausen leuchtet“.<br />
Die federführende Aktionsgemeinschaft<br />
Lechhausen will einen<br />
Betrag von 20000 Euro anSpenden<br />
einsammeln, dieser wird dann<br />
aus einem Förderprogramm um<br />
denselben Betrag aufgestockt. Mit<br />
dann 40000 Euro kann eine moderne<br />
und stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung<br />
für die Neuburger<br />
Straße angeschafft werden.<br />
Für 500 Euro kann man „einen<br />
Stern“ erstehen –sosoll die<br />
Prachtstraße wieder glänzen.<br />
„Wir sind jetzt auf die Spenden<br />
von unseren <strong>Lechhauser</strong>n angewiesen.<br />
Ich finde es wichtig, ein<br />
Stück Tradition zuerhalten“, so<br />
Ruth Hintersberger, Ortsvorsitzende<br />
der Jungen Union Lechhausen.<br />
„Eine tolle Sache“, sagt<br />
auch Thomas Kronthaler von der<br />
Aktionsgemeinschaft. Und Stadtrat<br />
Horst Hinterbrandner, Lenis<br />
Papa, bläst natürlich indasselbe<br />
Horn. „Er hat uns versprochen,<br />
dass er auf die 500 Euro aufstockt,<br />
falls wir die nicht erreichen“,<br />
verrät die junge Musikerin,<br />
Fotografenmeisterin<br />
Sandra Behrbohm<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
38 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
AUFGEFALLEN<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
die in Heidelberg Germanistik<br />
studiert.<br />
AusSpaß wurde<br />
Ernst ...<br />
Und so kam die <strong>Geschichte</strong> ins<br />
Rollen ... Leni Hinterbrandner<br />
und Richard Möllers sind seit<br />
dem gemeinsamen Besuch des<br />
Musik-Leistungskurses am<br />
St. Anna Gymnasium ein Paar.<br />
„Vor einiger Zeit ist ein Konzert<br />
angestanden“, erzählt die 19-jährige<br />
Lechauserin. „Richard sagte<br />
aus Spaß ,Lass uns zusammen<br />
spielen’“. Genau das taten die Beiden.<br />
Nur: Leni spielt und liebt<br />
Klassik, der ebenfalls 19-jährige<br />
Richard liebt Percussioninstrumente<br />
wie das Vibraphon oder<br />
die Handpan. Aus dem spaßigen<br />
Vorschlag wurde Ernst. Leni und<br />
Richard wurden ein Paar –nicht<br />
nur privat. Auch musikalisch<br />
passten sich die beiden soentgegen<br />
gesetzten Musikrichtungen<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 39
AUFGEFALLEN<br />
so gut an, dass die zwei Musikbegeisterten<br />
vor einem Jahr das Duo<br />
„HarfenSchlag“ gründeten.<br />
Klassik meets<br />
Percussion<br />
Leni Hinterbrandner,die Klassik-<br />
Liebhaberin und passionierter<br />
Goethe-Fan, spielt seit mehr als<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
zwölf Jahren Harfe.Ihre musikalische<br />
Brandbreite reicht von der<br />
traditionellen Volksmusik über<br />
die virtuose Konzertliteratur der<br />
Klassik bis zu zeitgenössischen<br />
modernen Werken.<br />
Leni hat zu jedem Anlass die passende<br />
Harfe zur Verfügung, begleitet<br />
gerne Solisten und besitzt<br />
langjährige Orchestererfahrung in<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
verschiedenen Ensembles. Richard<br />
Möllers verfügt durch seine<br />
langjährige Erfahrung mit verschiedenen<br />
Schlagwerkinstrumenten<br />
sowohl über detaillierte<br />
Kenntnisse im rhythmischen, als<br />
auch imharmonischen Bereich.<br />
Beide Elemente lassen sich mit<br />
der neuartigen Handpan besonders<br />
gut vereinen. Dabei legt Richard<br />
besonders Wert auf das<br />
spontane Wechseln zwischen Percussioninstrumenten,<br />
dem Vibraphon<br />
oder der Handpan.<br />
Gemeinsamsind<br />
sie stark<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Und die beiden Musikrichtungen<br />
zusammen ergeben ein wahres<br />
Klangfeuerwerk. Leni erzählt,<br />
dass sie imsüßen Alter von fünf<br />
Jahren bereits wusste, dass sie<br />
Harfe spielen will. „Wir waren in<br />
einem Märchenzelt auf dem<br />
Christkindlmarkt“, erinnert sie<br />
sich. „Da habe ich zum ersten mal<br />
eine Harfe gesehen. Und ich<br />
wusste: Das will ich lernen.“ Natürlich<br />
waren die Eltern erst mal<br />
skeptisch –sie „durfte“ erst mal<br />
Flöte spielen lernen. Und mit sieben<br />
Jahren ging ihr Harfen-<br />
Wunsch inErfüllung. Leni war<br />
glücklich. Bis heute.<br />
Bei Richard war es nicht viel anders.<br />
Zwar hat er als Bub erst<br />
Klavier gespielt, war aber immer<br />
schon rhythmisch orientiert. Seine<br />
Mutter fragte irgendwann seine<br />
Klavierlehrerin, ob die denn<br />
meine, ein Schlagzeug wäre das<br />
Richtige für den Jungen. Die<br />
meinte –und der Schlagzeuger<br />
Richard war geboren.<br />
„Mit Null Euro“<br />
Nach dem Abitur begaben sich<br />
die beiden jungen Leute auf eine<br />
einmonatige Reise quer durch<br />
Deutschland. „Mit Null Euro“,<br />
lacht Leni. Alles, was das Paar<br />
brauchte, verdiente es sich durch<br />
Straßenmusik. „Und es blieb sogar<br />
noch etwas für unsere erste<br />
CD übrig“, erzählt das hübsche<br />
40 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
AUFGEFALLEN<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Natürlichkeit, Persönlichkeit und<br />
der Charakter des Models sich in<br />
meinen Bildern widerspiegelt“,<br />
gibt Sandra Behrbohm einen<br />
kleinen Einblick inihren Traumberuf.<br />
Mit der Musik<br />
„durchkommen“<br />
Auch wenn Leni jetzt inHeidelberg<br />
Musikwissenschaft (was<br />
sonst) und Germanistik studiert,<br />
ihre Wurzeln vergisst sie nie. So<br />
spielt sie zweimal im Jahr im<br />
Trachtenverein beim Heimatabend<br />
Harfe. Richard dagegen<br />
zieht es mehr zur Straßenmusik.<br />
Ein Jahr möchte der Bergheimer<br />
nach seinem Abitur pausieren<br />
und davon ein halbes Jahr nach<br />
Australien gehen. Er will sehen,<br />
ob er nur mit seiner Musik<br />
„durchkommt“. Danach hat er<br />
vor, an der Universität Mannheim<br />
Unternehmensjurist zu studieren.<br />
Mädchen mit den braunen Augen.<br />
Kein Wunder, dass das Konzert<br />
der Beiden für die <strong>Lechhauser</strong><br />
Weihnachtbeleuchtung ein voller<br />
Erfolg war –und auch die Fotografenmeisterin<br />
Sandra Behrbohm<br />
auf das musikalische Paar<br />
aufmerksam machte. Die Foto-<br />
Session mit Leni und Richard<br />
machte nicht nur viel Spaß, sie<br />
hatte auch wunderschöne Bilder<br />
zum Ergebnis, wovon man sich<br />
auch auf der CD der Beiden<br />
überzeugen kann.<br />
Natürlichkeit und<br />
Wandlungsfähigkeit<br />
„Das Shooting hat uns richtig<br />
Spaß gemacht“, freuen sich Leni<br />
Hinterbrandner und Richard<br />
Möllers. Sie hatten sich extra drei<br />
Outfits von sportlich über elegant<br />
bis hippiemäßig ausgesucht. Auch<br />
Sandra Behrbohm freute sich<br />
über die Natürlichkeit und<br />
Wandlungsfähigkeit der Beiden.<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Das Wetter und die Spontanität<br />
Aller ließ ein Outdoorshooting<br />
zu. Die Außenaufnahmen zeigen<br />
die schönen Plätze und die Natur<br />
am Lech.„Man könnte echt nicht<br />
meinen, dass die Strandaufnahmen<br />
und die Wasseraufnahmen in<br />
Lechhausen fotografiert worden<br />
sind“, lachten Leni und Fotografenmeisterin<br />
Sandra Behrbohm<br />
unisono.<br />
„Sehr gerne fotografiere ich<br />
Schwarz/Weiß Portraits, aber<br />
auch Künstlerportraits und Aufnahmen<br />
von Musikern fotografiere<br />
ich super gerne, denn bei diesem<br />
Spezialgebiet ist es spannend,<br />
die Individualität der<br />
Künstler herauszuarbeiten. Fotografin<br />
ist nicht nur mein Beruf,<br />
sondern auch Berufung.<br />
Meine Devise ist es, mit Liebe<br />
und Leidenschaft zufotografieren<br />
und mich auf die Kunden und<br />
Anforderungen einzulassen. Es ist<br />
spannend mit Menschen zu arbeiten<br />
und sie ins rechte Licht zu<br />
setzen. Mir ist wichtig, dass die<br />
Die CSU Lechhausen<br />
wünschen allen Lesern<br />
viel Freude<br />
mit dem neuen Band der<br />
„<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“,<br />
dem Magazin über unsere<br />
Heimat Lechhausen.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 41
AUFGEFALLEN<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Der gemeinsame Traum heißt natürlich:<br />
Mit Musik Geld verdienen.<br />
Leni liebt es, schöne Texte zu<br />
suchen und diese mit Musik zu<br />
unterlegen. Am liebsten natürlich<br />
Goethe. Den Drang zur Musik<br />
hat unser Dichterfürst in wunderschönen<br />
Worten ausgedrückt:<br />
„Wer die Musik nicht liebt,<br />
ist kein Mensch.<br />
Werdie Musik liebt,<br />
ist ein Mensch.<br />
Werdie Musik ausführt,<br />
ist ein ganzerMensch.“<br />
Nach diesem Gedicht sind Leni<br />
und Richard also „ganze Menschen“.<br />
„Und das haben wir“, so<br />
Leni Hinterbrandner und Richard<br />
Möllers, „unseren Eltern<br />
Horst und Petra Hinterbrandner<br />
und Thomas und Friederike Möllers<br />
zu verdanken“.<br />
Die beiden jungen Musiker sind<br />
sich sehr bewusst, dass nicht jedem<br />
Kind solche Unterstützung<br />
widerfährt. Und sie werden diesen<br />
wertvollen Schatz auch inZukunft<br />
sicher hüten ...<br />
Musik als heilsamesMedium<br />
Musik und Klang können sogar im Alltag als heilsames Medium,<br />
zur Krankheitsprophylaxe und zur Selbsterfahrung eingesetzt<br />
werden. Klangreisen können dabei helfen, mittels Eigenerfahrung<br />
die Wirkungsweisen zu verstehen.<br />
Durch den gezielten Einsatz von archetypischen Klangbildern<br />
(wie z.B.einzelne Frequenzen, Intervalle,Tonskalen, Rhythmen<br />
und Mantren etc.) können viele psychische und körperliche Probleme<br />
gelindert werden.<br />
Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />
Entspannungstechniken, Körperübungen, Atem- und Stimmarbeit<br />
sind dabei ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit.<br />
42 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
IMPOTENZ IST AUGSBURGSÄLTESTE UND BEKANNTESTE PUNKROCKBAND<br />
Die altenPunkrocksäcke<br />
greifen wieder an<br />
HOBBY<br />
Impotenz ist die einzige Augsburger Band, über die es ein Buch gibt:<br />
„Impotenz kommt“ erschien 1984.<br />
Leben mit<br />
IMPOTENZ<br />
Perverser<br />
Irrenhaus-Punkrock<br />
live im Madhouse!<br />
Madhouse, Bülowstr. 1<br />
Arschburg, Pechhausen<br />
VonChristine Hornischer<br />
Die Texte dieser umstrittenen<br />
Band, die vor nichts zurückschreckt,<br />
sind deutsch und zeichnen<br />
sich durch Deftigkeit aus:<br />
„Geile Sau“ und „Nutten an die<br />
Macht“ schockierten um 1980,<br />
aber das ist von der Band so gewollt.<br />
Auf den zweiten Blick sind<br />
die Songtexte aber durchaus gesellschaftskritisch.<br />
Tieferer Sinn<br />
„Wir schockieren meistens mit<br />
einem tieferen Sinn“, grinst Texter<br />
Arno Loeb frech drein. Impotenz<br />
ist die älteste Punkrockcombo<br />
Augsburgs. Ihr Motto lautet<br />
seit einiger Zeit: „Vorsicht, die alten<br />
Punkrocksäcke greifen wieder<br />
an!“<br />
Im Madhouse in Lechhausen<br />
rockten die alten Punkrocker die<br />
Bühne. Die Kneipe war berstend<br />
voll, das Alter der Besucherinnen<br />
und Besucher orientierte sich an<br />
den „alten Punkern“ auf der Bühne.<br />
Wolfi vom Madhouse hatte<br />
seinen Spaß: „Genau wie vor 30<br />
Jahren“. Musik der guten, alten<br />
Zeit ...<br />
StarkerPunk-<br />
Einfluss<br />
Ein Kritiker schrieb mal: „Die<br />
Musik der Band Impotenz zeigt<br />
einen starken Punk-Einfluss, sie<br />
ist schlicht, oft monoton, abgehackt,<br />
die Refrains oft stoßartig.<br />
Die Gitarren dominieren, werden<br />
von einem harten Schlagzeug und<br />
dem Bass getragen und getrieben.<br />
Dazu kommt ein frecher und rotziger<br />
Gesang.Krach,Krawall und<br />
Chaos scheinen diese wilden<br />
Jungs zu lieben.“<br />
Musikjournalist Enno Wander<br />
analysierte die berühmt-berüchtigte<br />
Truppe folgendermaßen:<br />
„Der Impotenz-Sound hat den<br />
vulgären Reiz eines Pressluftham-<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 43
HOBBY<br />
mers“. Andere Presseorgane sprechen<br />
von „Straßenköter-Rockern<br />
ohne jegliche Beißhemmung.“<br />
Einzigartig ...<br />
Die Auftritte und die Show der<br />
Band sind in Augsburg und Umgebung<br />
einzigartig.Sogab es früher<br />
öfters bei ihren Auftritten<br />
Freibier aus Urin-Flaschen oder<br />
der Gitarrist spielte mit einem<br />
wimmernden Vibrator,der Bassist<br />
legte sich eine Halskette mit gebrauchten<br />
Tampons um, der<br />
Schlagzeuger benutzte überlange<br />
Dildos zum Trommeln und und<br />
und ...<br />
Kein Wunder, dass man sie bald<br />
als „Porno-Punker“ bezeichnete.<br />
Damit wollte Impotenz auf die<br />
sexuell verklemmte Gesellschaft<br />
hinweisen, die sich lieber über Sex<br />
auf der Bühne als über sexuellen<br />
Missbrauch inden Heimen aufregte.<br />
Bei einem anderen Auftritt wurde<br />
anlässlich des Lieds „Nutten an<br />
die Macht“, das sich gegen Politiker<br />
und Waffenhändler richtet,<br />
eine Nacht mit einer Prostituierten<br />
verlost, die auf der Bühne mit<br />
Domina-Maske,Ketten und Peitsche<br />
vorgestellt wurde. Hintergrund:<br />
Die Gruppe Impotenz<br />
hatte 1980 ihren Bandraum in der<br />
Hasengasse, wo sich Augsburger<br />
Prostituierte feilbieten; durch den<br />
guten Kontakt zu den Damen des<br />
Gewerbes bekam die Band diesen<br />
Preis von einer Prostituierten gespendet.<br />
Als Gegenleistung spielte<br />
Impotenz von der Zeit an immer<br />
auf dem Faschingsball der<br />
Damen („Dosenmontagsball“)<br />
gratis.<br />
„Kunststudenten-<br />
Combo“<br />
Ins Licht der Öffentlichkeit trat<br />
die „Kunststudenten-Combo“,<br />
wie die Bürgerschrecks von Augsburger<br />
Medien genannt wurde,im<br />
Jahr 1980 zum ersten Mal bei einem<br />
überaus lauten und unvergesslichen<br />
Abschiedskonzert verschiedener<br />
Augsburger Punk-<br />
Bands wie „Ameisensäure“ und<br />
„Stalinorgel“ im Jugendzentrum<br />
44 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HOBBY<br />
„You Z“ Königsbrunn. Bierflaschen<br />
flogen, Gitarren wurden<br />
zerschmettert,Trommeln wurden<br />
angezündet, die Bühne wurde bei<br />
der Impotenz-Zugabe mit Sägen<br />
und Beilen zerlegt.<br />
Auf den Namen Impotenz kamen<br />
die Musiker bei der Bandgründung,<br />
weil man sich „nicht unter<br />
Leistungsdruck setzen“ wollte<br />
und weibliche Fans ohne Angst in<br />
die Umkleidekabine kommen<br />
sollten. Warnatürlich nur ein verlogener<br />
Trick. Slogans der Band,<br />
die man dazu erfand, waren damals:<br />
„Jeder kennt’s: Impotenz“<br />
oder:„Wenn wir kommen, weinen<br />
die Frauen!“<br />
Dramatische<br />
Schicksalsschläge<br />
Die von Impotenz in den 1980ern<br />
meist bespielten Augsburger<br />
Clubs waren das legendäre „Subway“<br />
und das „Metro“ in der<br />
Gögginger Straße, neben der<br />
Kongresshalle. Hier, als der Club<br />
noch „Femina“ hieß, hatte einst<br />
Roy Black seine Rock’n-Roll-<br />
Karriere mit den Cannons gestartet.<br />
Es gab bei Impotenz-Musikern<br />
amAnfang durch dramatische<br />
Schicksalsschläge ab und zu<br />
Umbesetzungen. Bassist Robbi<br />
M. bekam einen Blinddarmdurchbruch<br />
beim Proben und<br />
Drummer Eugen E. wurde bei<br />
der Fahrt zum Bandauftritt in<br />
seinem Jeep von einem Holztransporter<br />
tödlich zerquetscht.<br />
Ersetzt wurde er durch den unerschütterlichen<br />
Metallbauer<br />
Robbsy F.,der vorher in diversen<br />
Punkbands getrommelt hatte.<br />
Die erste und einzige Single von<br />
Impotenz, „Monika &Otto“ mit<br />
der instrumentalen Rückseite<br />
„Fröhliches Russland“, brachte die<br />
Combo 1984 ins Fernsehen. Auch<br />
das Teenie-Magazin „Bravo“ präsentierte<br />
im Rahmen der Neuen<br />
deutschen Welle (NdW) diese<br />
Impotenz-Single wohlwollend<br />
seinen damals noch über 1,5 Millionen<br />
jungen Lesern. Mit dieser<br />
Single kam auch die Einladung<br />
ins Talentstudio des Fernsehens<br />
des SWF in Baden Baden. Nach<br />
einer orgiastischen Party imHotel<br />
am Tagvor der Aufzeichnung,<br />
mit der attraktiven Hotelmanagerin,<br />
fand die schwer verkaterten<br />
Musiker am nächsten Tag nicht<br />
den Schlüssel um das Hotel zu<br />
verlassen. Die Hotelmanagerin<br />
war verschwunden und alles abgesperrt.<br />
Die Impotenz-Jungs mussten<br />
durchs offene Klofenster rausklettern<br />
um rechtzeitig im TV-<br />
Studio erscheinen und vor den<br />
Kameras spielen zu können.<br />
Ersterverfilmter<br />
Live-Auftrit<br />
Mit dem Song „Monika &Otto“<br />
hat die Punkrockcombo Impotenz<br />
ihren ersten verfilmten Live-<br />
Auftritt – beim Augsburger<br />
Bandfestival „2000 Töne“ –organisiert<br />
von Impotenz, bei dem Internet-Portal<br />
„Youtube“ eingestellt.<br />
Weitere Songs folgten.<br />
Manche Impotenz-Soundmovies<br />
werden von tausenden und mehr<br />
Internetsurfern angeschaut.<br />
1985 nahm Impotenz die erste<br />
und einzige Langspielplatte (LP)<br />
mit dem Titel „Brave Mädchen<br />
wollen böse Buben“ mit Günter<br />
„Bonzo“ Keil als Produzent in Illertissen<br />
auf. Der Titel stammt<br />
von einer Textzeile aus dem Lied<br />
„Zungenkuss“. Vorher hatten sie<br />
schon drei Kassetten mit insgesamt<br />
rund 30 Liedern bei ihm in<br />
seinem Wesslinger Studio aufgenommen.<br />
Wie immer selbst getextet<br />
und selbst komponiert. Impotenz<br />
coverte und covert nie<br />
Songs. „Brave Mädchen wollen<br />
böse Buben“ erschien bei dem<br />
Augsburger Plattenlabel AuBu-<br />
Mu.<br />
„Kokser-Cola“<br />
Im gleichen Jahr bekam die Band<br />
von einer Getränke-Firma eine<br />
Abmahnung wegen ihres provozierenden<br />
Songs „Kokser-Cola“.<br />
Es ging dabei um Überfluss, Konsumrausch,<br />
Macht, Drogen und<br />
Abhängigkeit.<br />
Auch der Bayerische Rundfunk<br />
boykottierte die berühmt-berüchtigte<br />
Combo Impotenz, angeblich<br />
wegen „pornografischen Texten.“<br />
Impotenz vermutet aber: „Wir<br />
Der Familiensalon<br />
im Norden Augsburgs<br />
Schillstr. 189 •86169 Augsburg-Firnhaberau<br />
Tel.: 08 21/5 69 93 60 Fax: 5699380<br />
Wir sind für Sie da:<br />
Die. –Fr. 8:00 –18:00 Uhr •Sa.7:30–14:00 Uhr<br />
Auf Ihren Besuch freut sich Ihr<br />
Friseurmeister Rainer Lechner<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 45
HOBBY<br />
Pressemitteilung: „Wir sind nun<br />
die Augsburger Combo mit den<br />
meisten unehelichen Kindern. Insofern<br />
stimmt unser Band-Name<br />
leider überhaupt nicht mehr. Wir<br />
müssen mal pausieren und überlegen<br />
was zu tun ist.“<br />
Neue<br />
Impotenz-Combo<br />
waren den braven Münchner Radioheinis<br />
wohl zu anarchistisch<br />
drauf!“<br />
1986 wollte Impotenz mit dem<br />
Augsburger Schlagerstar Roy<br />
Black die Single „Du bist die<br />
Einzige“ aufnehmen, was aber<br />
wegen einer Herzkrankheit des<br />
Schlager-Sängers nichts wurde.<br />
„Schade, es sollte das erste wahre<br />
Liebeslied von Kitschsänger Roy<br />
aus Göggingen werden“, meinte<br />
Impotenz-Loeb dazu.<br />
Kreative Impotenz-<br />
Mitglieder<br />
Auch einige andere Impotenz-<br />
Mitglieder waren kreativ.Gitarrist<br />
Bernhard Leitenmaier gründete<br />
mit Loeb nicht nur das Monatsmagazin<br />
„Augsburger Szene“, das<br />
heute noch existiert, sondern<br />
brachte auch Zeitschriften wie<br />
„NaTz“ und „Der Spion“ heraus.<br />
Gitarrist Erwin Jänsch, der vorher<br />
schon inanderen Bands wie „Gomorra“<br />
spielte,schrieb ein viel beachtetes<br />
„Vampir-Lexikon“, das<br />
ein Bestseller wurde. Ihn verschlug<br />
es in den 1990ern als<br />
Schnapsbrenner in den Schwarzwald.<br />
1988 legte Impotenz eine Baby-<br />
Pause ein. Zu viel Nachwuchs,<br />
ausgerechnet bei dieser Combo.<br />
Das war nicht gut fürs Böse-Buben-Image.<br />
Dazu die Stellungnahme<br />
von Impotenz in einer<br />
Weiter machten die Impotenz-<br />
Jungs dann im Jahr 2002. Sie traten<br />
beim Punk-Festival zu Silvester<br />
im Augsburger Club „Kerosin“<br />
(früher „Big Apple2) wieder auf.<br />
Von den ehemaligen Impotenz-<br />
Mitgliedern sind bei der neuen<br />
Impotenz-Combo nur noch Arno<br />
Loeb und Matthias Ubert dabei.<br />
Neu dazugekommen sind Yogi d.<br />
Gr. (Schlagzeug, Deutschlands<br />
größter Drummer mit 2,08 Metern<br />
Körpergröße) und Gitarrist<br />
Christian Spitzer, ein Software-<br />
Experte der Sonderklasse,der den<br />
neuen Musikstil der Band prägt.<br />
Mit der neuen Besetzung erarbeitete<br />
sich die Band auch den Titel<br />
„Deutschlands gefragteste Anti-<br />
Kriegs-Combo“. Vor allem das<br />
Lied „Afghanistan – tödliche<br />
Grüße vom Taliban“ mauserte<br />
sich zueiner Art Anti-Kriegknül-<br />
46 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HOBBY<br />
musst du durch“, in der neuen<br />
Besetzung, präsentierte die Band<br />
Impotenz mit der jungen Augsburger<br />
Bluespunkband „Musikgruppe<br />
Herrenabfall“ bei einem<br />
Doppelkonzert.<br />
Das Cover dazu wurde von Mia<br />
Loeb, der Tochter des Texters der<br />
Impotenz-Kracher, mit neugierigen<br />
Lurchen in Hamburg gestaltet.<br />
ler. Im Augsburger Zorn-Studiokbunker<br />
des Gitarristen Michael<br />
Rau wurden die Songs für<br />
das Album „Jawoll falsch“ aufgenommen.<br />
Später stieg Michael<br />
Rau sogar als Gitarrist bei Impotenz<br />
ein. Produziert wurden die<br />
Songs auf „Jawoll falsch“ vom bekannten<br />
Berliner Musikmann<br />
Martin Bleich.<br />
Crowdfunding<br />
im Internet<br />
Im Frühjahr 2010 schied der Gitarrist<br />
Michi Rau wegen Ortund<br />
Jobwechsel aus, wodurch Impotenz<br />
wieder zu einem Quartett<br />
wurde. Das dritte Album „Da<br />
Die CD-Produktion zu „Da<br />
musst du durch“ finanzierte Impotenz<br />
als erste Augsburger Band<br />
per Crowdfunding im Internet.<br />
Aufgenommen wurden die neuen<br />
Impotenz-Kracher in den Horgauer<br />
Whoopee-Studios des bekannten<br />
Musikers und Musikproduzenten<br />
Harry Kulzer (United<br />
Balls, Tea for Two) in Horgau.<br />
Der nächste Auftritt von<br />
Impotenz in Augsburg:<br />
Late-Night-Konzert<br />
im Bob’s Oberhausen<br />
Freitag,18.12.2015<br />
23:00 Uhr<br />
Eintritt frei<br />
–ANZEIGE–<br />
So sitzen Ihre „Dritten“ wieder fest wie eigene Zähne<br />
In nur 2Stunden zu einem neuen Lebensgefühl.<br />
Viele Zahnprothesenträger können das<br />
Leben leider nicht mehr unbeschwert<br />
genießen. Wer kennt als Prothesenträger<br />
nicht das Gefühl der Unsicherheit<br />
durch locker sitzenden Zahnersatz.<br />
Beim Sprechen oder Lachen kann es<br />
vorkommen, dass sich die Prothese<br />
löst und einem praktisch „ins Wort<br />
fällt“. Bei einem Restaurantbesuch beispielsweise<br />
wirdnicht mehr das Gericht<br />
bestellt, das einem schmeckt, sondern<br />
etwas, das leicht zu zerkauen ist. Dabei<br />
können trotzdem Speisereste unter<br />
die Prothese gelangen und drücken,<br />
was letztendlich dazu führt, dass man<br />
das Essen unterbrechen muss, um die<br />
Prothese zu reinigen. Manche Personen<br />
behelfen sich mit Haftcreme, um<br />
den oben genannten Problemen entgegenzuwirken.<br />
Diese Haftcremes wirken<br />
teilweise nicht lange genug bzw. beeinträchtigen<br />
stark die Geschmacksempfindung.<br />
Zudem wirddas Entfernen des<br />
Klebers als umständlich und unappetitlich<br />
empfunden. Genussvolles Essen<br />
und herzhaftes Lachen sind einfach<br />
nicht mehr möglich.<br />
Die Implantat-Technologie der Zahnheilkunde<br />
hat in den letzten Jahren riesige<br />
Entwicklungssprünge gemacht.<br />
Immer exklusivere Materialien, bessere<br />
Systeme und kleinste Implantate haben<br />
hunderttausenden Menschen ihr Lächeln<br />
und Selbstvertrauen zurückgegeben.<br />
Mini-Implantate sind ein weiterer<br />
Meilenstein in der Entwicklung der dentalen<br />
Implantologie und eignen sich sogar<br />
für Patienten, die einen konventionellen<br />
Implantat-Eingriff nicht vertragen<br />
oder deren Kieferknochen für eine große<br />
Implantation weniger geeignet ist.<br />
Stellen Sie sich vor: Sie besuchen morgens<br />
Ihren Zahnarzt. Im Falle einer Unterkieferprothese<br />
ist es möglich, Sie<br />
in nur zwei Stunden (nach vorherigem<br />
Untersuchungstermin) mit Mini-Implantaten<br />
zu versorgen und bereits zum<br />
Mittagessen genießen Sie schon wieder<br />
Ihre Lieblingsspeisen. Ein schönes<br />
Gefühl: Sie lachen und unterhalten<br />
sich mit der Sicherheit, als hätten<br />
Sie eigene Zähne. Auch beim Sport am<br />
gleichen Abend spüren Sie, Ihr Zahnersatz<br />
ist endlich solide fixiert. Dies ist<br />
nur möglich, nachdem Mini-Implantate<br />
minimalinvasiv gesetzt werden, d.h.<br />
ein operativer Eingriff wie bei den konventionellen<br />
Implantaten wird auf ein<br />
absolutes Minimum reduziert. Nach<br />
dem Einsetzen der Mini-Implantate<br />
treten post-operativ kaum Schwellungen,<br />
Infektionen oder Blutungen auf.<br />
Viele Patienten benötigen nicht einmal<br />
schmerzlindernde Medikamente nach<br />
der Behandlung.<br />
Ist die vorhandene Prothese von guter<br />
Qualität, wird diese umgearbeitet und<br />
direkt mit den neuen Mini-Implantaten<br />
verwendet.<br />
Patientenberichten zufolge bieten Mini-Implantate<br />
im Vergleich zu herkömmlichen<br />
Implantaten bei der Prothesenstabilisierung<br />
annähernd gleichen<br />
Erfolg. Die um 50 –70% niedrigeren<br />
Kosten ergeben sich durch den geringen<br />
chirurgischen Aufwand und den<br />
einfachen Aufbau der Mini-Implantate.<br />
Eine Prothesenverankerung durch Mini-Implantate<br />
ist bis ins hohe Alter<br />
möglich und „lohnt sich“ immer. Richtiges<br />
Kauen dient Ihrer Verdauung und<br />
somit Ihrer Gesundheit. Auch das kann<br />
zu einer höheren Lebenserwartung<br />
beitragen.<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 47
HINTERGRUND<br />
PASSIONIERTE KARTLER AUFGEPASST:<br />
Die 7Todsünden<br />
beim Schafkopfen!<br />
In der letzten Ausgabe der <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n) berichteten wir<br />
über einen bayrischen Volkssport, das Schafkopfen und Peter Zapf,<br />
der eben diese aussterbende Kunst an der Volkshochschule lehrt.<br />
Sein Werk „Die 7Todsünden beim Schafkopfen!“ ist nicht ganz so<br />
ernst gemeint.<br />
Über vier laufende Ober freut sich nicht nur Peter Zapf.<br />
Regel 1<br />
Regel 2<br />
Regel 3<br />
Regel 4<br />
Du sollst nicht:<br />
Dein mühsam aufgebautes Leben<br />
zerstören. Spielt also niemals gegen<br />
mich! Aus Jahrzehnte langer<br />
Erfahrung weiß ich, nach spätestens<br />
3Stunden waren alle –ich<br />
betone –alle meine Gegenspieler<br />
verarmte Menschen. Nicht einmal<br />
das Schlimmste war,dass all diese<br />
Spieler splitternackt amTisch saßen,<br />
weil sie ihr letztes Hemd<br />
verloren hatten. Nein, auch ihr<br />
Auto,ihr Haus, ihr Pferd und vor<br />
allem ihre Würde –gingen über<br />
in meinen Besitz. Nie mehr habe<br />
ich einen dieser Spieler gesehen.<br />
Du sollst nicht:<br />
Deine gegnerischen Partei<br />
schmieren, auch wenn sie dich auf<br />
Knien und unterwürfig darum<br />
bittet. Das ist nicht nur hinterhältig,<br />
sondern auch noch übelste,<br />
verwerfliche Schauspielerei. Solch<br />
ein widerwärtiges Verhalten kann,<br />
muss aber nicht, strafrechtliche<br />
Konsequenzen haben.<br />
Die Höchststrafe bei diesem Vergehen<br />
reicht bis zum Entzug der<br />
Schafkopflizenz. (und das ist äußerst<br />
bitter, glauben Sie der Jahrzehnte<br />
langen Erfahrung !)<br />
Du sollst nicht:<br />
Beim Schafkopfen über deine Arbeit<br />
reden. Das könnte gefährlich<br />
werden. Beispiel: Ein Mitspieler<br />
erzählt brühwarm, er arbeitet bei<br />
der Städtischen Müllabfuhr.<br />
Wenn jetzt ein anderer Mitspieler<br />
Geheimagent bei einer fremdsprachigen<br />
Armee ist, dann erfährt<br />
der Agent ganz genau,<br />
wann, wie oft und vor allem an<br />
welchem Tagdie Mülltonnen in<br />
ganz Deutschland geleert werden.<br />
Vor Gericht wird das als Hochverrat<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland gewertet.<br />
Du sollst nicht:<br />
Bei einem Fehler den dein Spielpartner<br />
gemacht hat, obszöne Bemerkungen<br />
loslassen, ihn wüst<br />
beschimpfen oder ihn – im<br />
schlimmsten Fall –mit dem Tode<br />
bedrohen.<br />
Das hat kein Schafkopfer verdient,<br />
auch wenn er einen Dreck<br />
zusammenspielt, dass es der Sau<br />
graust.<br />
Umarmen Sie diesen Tölpel und<br />
wünschen ihm alles –nur nichts<br />
Gutes.<br />
48 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
HINTERGRUND<br />
Mit diesen Nuschen gewinnt kein noch so guter Schafkopfer einen Blumentopf.<br />
Regel 5<br />
Du sollst nicht:<br />
Vergessen, vor Beginn des Spiels,<br />
den drei Mitspielern, deinen Namen,<br />
Anschrift, Kontonummer,<br />
Geheimzahl, aber vor allem dein<br />
Geschlecht zu nennen. Damit ist<br />
sichergestellt, dass deine Mitspieler<br />
wissen, mit wem sie es zu tun<br />
haben. Wenn zum Beispiel jemand<br />
als Geschlecht weiblich angibt,<br />
obwohl ergenau weiß, dass<br />
er ein Mann ist, von Geburt an,<br />
dann nennt man das in der Gerichtssprache<br />
Verführung in ein<br />
öffentliches Ärgernis (oder so<br />
ähnlich).<br />
Regel 6<br />
Du sollst nicht:<br />
Die Konzentration bei diesem<br />
Spiel verlieren. Andere Gedanken<br />
lenken nur ab.Vergiss also deinen<br />
früheren Affären, die dir zu schaffen<br />
machen.<br />
Dass du früher deinen Partner betrogen<br />
und belogen hast, zum Alkoholiker<br />
aufgestiegen bist, Marihuana<br />
geraucht und bei der Bank<br />
Schulden wie ein Bürstenbinder<br />
gemacht hast.<br />
Denke keine Sekunde daran, dass<br />
du 10 Jahre Gefängnis absitzen<br />
musst und nur gerade auf Freigang<br />
bist. Diese Kleinigkeiten<br />
musst du beim Schafkopfen total<br />
verdrängen.<br />
Regel 7<br />
Letzte und wichtigste Regel<br />
Du sollst nicht:<br />
Vergessen, deinem Schafkopflehrer<br />
nach Ende des Lehrgangs,<br />
zum Dank an seinen unermüdlichen,<br />
großartigen ja oft bis zur<br />
totalen Erschöpfung und hochintelligentem<br />
Einsatz, demütig, unterwürfig<br />
und voller Hochachtung<br />
Ehrfürchtigkeit entgegenzubringen.<br />
Solch ein bescheidener,<br />
stiller um nicht zu sagen schüchterner<br />
lieber Mensch ist mit keinem<br />
Geld der Welt zu bezahlen.<br />
Wem diese große Ehre zuTeil<br />
wird, von mir das Schafkopfen zu<br />
lernen und trotzdem nicht zu<br />
können –der hat die Chance seines<br />
Lebens verspielt.<br />
Lechhausen<br />
ist liebens- und<br />
lebenswert.<br />
Rathaus<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon (08 21) 3242150<br />
Fax (08 21) 39444<br />
Lechhausen<br />
hat´s!<br />
„<strong>Lechhauser</strong><br />
<strong>Geschichte</strong>(n)“ Band 26<br />
zeigt wieder unseren aufstrebenden<br />
Stadtteil mit allerlei Wissenswertem<br />
aus der jüngeren und älteren<br />
Vergangenheit.<br />
Viel Spaß beim Lesen und Leben in Lechhausen.<br />
Ihre SPD-Lechhausen und Ihre Stadträte<br />
Sieglinde Wisniewski<br />
Hüseyin Yalcin<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 49
KLASSENFOTO<br />
Erstkommunion<br />
Johannes Hintersberger (rechts außen) war jahrzehntelang<br />
Mesner in St. Elisabeth. Hier eine Aufnahme bei der<br />
Erstkommunion 1972.<br />
Wenn auch Sie noch alte Fotos<br />
besitzen, liebe Leser,können Sie uns<br />
eine E-Mail unter<br />
stadtgeschichten@herba-verlag.de<br />
schicken oder uns telefonisch unter<br />
der Nummer0821/5071-451<br />
Bescheid geben.<br />
Margot Nawoi bei ihrer Kommunion in der Firnhaberau<br />
anno 60.<br />
50 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015
REDENSARTEN<br />
DER ERSTE GANG AUF DEN AUGSCHBURGER CHRISTKINDLESMARKT<br />
„Dr Sembf koschd nix egschdra!“<br />
Auf dem Christkindlesmarkt kriegt man in Augschburg<br />
ja fast alles, von dicken Wollsocken, gelben Pullundern<br />
mit braunen Rauten drauf bis zum Blaschdig-Chrischdkindle<br />
(Plastik-Christkind) in dutzendfacher Ausführung und<br />
glitzernde Kugeln.<br />
VonStefan Gruber<br />
Auch was zum Essen, des hält<br />
beim Schwob Leib und Seel zam<br />
und der Glühwein die Finger<br />
warm. Da geht dann der Urinstikt<br />
des Sparens mit dem Schwob<br />
durch: „Dia Wurschd is abr deir,<br />
dann häd iabr gern dia andere da<br />
daneba, dia isch länger firs gleiche<br />
Geld! (Diese Wurst ist aber teuer,<br />
dann hätte ich aber gerne die andere<br />
daneben, diese ist länger für<br />
das gleiche Geld!)“, meinte die<br />
Frau vor mir, „und aweng mehr<br />
Sembf drauf, der koschd nix<br />
egschdra.“ (Und etwas mehr Senf<br />
darauf,der kostet nichts extra.)<br />
Da übermannt den Schwob „da<br />
Ruach“, eine Kombination aus<br />
Gier und Geiz. Und drängla<br />
(drängeln) tun die friedlichen<br />
Schwoba mit jedem „Ellaboga,<br />
den se han“ (mit jedem Ellenbogen,<br />
den sie haben). Den Rat der<br />
Bekannten: „Gang an den<br />
Schdand, do machens dir d’Dass<br />
vollr! (Gehe an diesen Stand, da<br />
machen sie Dir die Tasse voller),<br />
befolgte ich. Den zweiten Glühwein<br />
gab’s vom Stand, wo sie die<br />
Tassen nicht so voll machen, der<br />
war nicht so „ras“, so sauer.„Liabr<br />
zahl imeh ond erschmegd mr<br />
bessr.“ Broschd!<br />
Die <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)<br />
wünschen allen Leserinnen<br />
undLesern<br />
froheWeihnachten<br />
und einen guten Rutsch<br />
LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 51
Schmuckstück!<br />
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