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Lechhauser Geschichte(n)

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Freitag,18. Dezember 2015<br />

L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

echhauser<br />

26<br />

Dez.<br />

2015<br />

¤3.–<br />

KUNST<br />

HISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS LECHHAUSEN<br />

RÜCKBLICKE<br />

Stephan Rothe:<br />

Über das Abfangender Gedanken Seite 28<br />

<strong>Lechhauser</strong><br />

Verkehrsgeschichte<br />

SPORT<br />

Seite 9<br />

Siegen durch<br />

Nachgeben<br />

Seite 24<br />

HISTORIE<br />

AUFGEFALLEN<br />

KLASSENFOTO<br />

DerböseNachbarLech<br />

Seite4<br />

Ein Stern, der deinen Namen trägt<br />

Seite 38<br />

Erstkommunion<br />

Seite 50


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INHALT<br />

HISTORIE<br />

Der böse Nachbar Lech ....................................................................... 4<br />

RÜCKBLICKE<br />

Verkehrsgeschichte: Ärger und Faszination ......................................... 9<br />

Schiller-Schule: Das Projekt „Linie 1“ .............................................. 12<br />

STRASSENNAMEN<br />

Die Schackstraße ............................................................................... 14<br />

Die Waertenburger Straße ................................................................. 16<br />

LEBENSLINIEN<br />

Margot Nawoi aus der Firnhaberau: Lebenselixier Lech .................. 18<br />

AKTUELLES<br />

Adé Grüner Kranz ............................................................................. 22<br />

Bob: Strickmütze und lange Haare .................................................... 23<br />

SPORT<br />

Aikido: Siegen durch Nachgeben ...................................................... 24<br />

ALT – NEU<br />

Das ehemalige Rathaus ..................................................................... 27<br />

KUNST<br />

Über das Abfangen der Gedanken .................................................... 28<br />

NATUR<br />

Fotospaziergang am Lech –Bäume erkennen im Winter ................. 32<br />

LECHHAUSER LENI<br />

Woisch, was imoin? .......................................................................... 36<br />

UFGEFALLEN<br />

Fotoshooting mit dem Musikduo HarfenSchlag ............................... 38<br />

HOBBY<br />

Die Punkrockband Impotenz ............................................................ 43<br />

HINTERGRUND<br />

Die 7Todsünden beim Schafkopfen! ................................................ 48<br />

KLASSENFOTO<br />

Wererinnert sich noch? ..................................................................... 50<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

wieder ist ein Jahr vorüber. Jeder<br />

von uns hat sicher viel erlebt,<br />

kann hoffentlich trotz des für jeden<br />

anders verlaufenden Alltags<br />

auf schöne Erlebnisse zurückblicken.<br />

In den <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

blicken wir traditionell zurück auf<br />

die <strong>Geschichte</strong>(n), die Lechhausen<br />

schreibt. Einmal auf das heutige<br />

Polizeigebäude, das früher<br />

das Rathaus beherbergte. Oder<br />

auf den bösen Nachbar Lech.<br />

Heimatforscher Josef Niedermaier<br />

hat sich dieser Nachbarschaft<br />

angenommen. Übrigens wohnten<br />

da die Lechmeister im Haus Nr.<br />

331: es stand auf dem Lagerplatz<br />

an der Schillstraße gegenüber der<br />

Bavaria Apotheke. Und dann ist<br />

da die <strong>Lechhauser</strong> Verkehrsgeschichte,<br />

die Ärgernis und Faszination<br />

zugleich bedeutet. Früher<br />

war eben alles besser. Das mag<br />

sich somancher moderne <strong>Lechhauser</strong><br />

angesichts des hohen Verkehrsaufkommens<br />

in seinem<br />

Stadtteil denken. Aber war wirklich<br />

alles besser?<br />

ÜBERSICHT<br />

WERBEVERLAG<br />

www.herba-verlag.de<br />

Mit den Straßennamen geht der<br />

Blick dann nach vorne. In Lechhausen<br />

tragen nämlich viele Straßen<br />

die Namen aus alten Kriegen.<br />

Auch die Schackstraße, die von<br />

der Radetzkystraße am Lech, an<br />

der Amagasaki-Allee entlang, bis<br />

zur Blücherstraße führt, ist nach<br />

Kriegsteilnehmern benannt: nämlich<br />

nach den Brüdern Hans und<br />

Wilhelm Schack.<br />

Erneut stellen wir Ihnen Menschen<br />

vor, die eine besondere Beziehung<br />

zu Lechhausen haben.<br />

Wie Margot Nawoi aus der Firnhaberau.<br />

Sie verrät ihr Geheimnis:<br />

Der Lech ist ihr Lebenselixier.<br />

Künstlerisch wird esmit Stephan<br />

Rothe aus der Firnhaberau, der<br />

sich der Illustration und der Graphik<br />

verschrieben hat und in einer<br />

künstlerischen Zeitreise durch<br />

Lechhausen führt. Wie sagt er so<br />

schön? „Was tut der Künstler? Er<br />

macht Unklares klar,Unbewusstes<br />

bewusst, Unmögliches möglich,<br />

stellt aus dem Chaos das Eine heraus<br />

–aus dem Vielfachen das<br />

Einfache!“<br />

Viel Spaß beim Lesen,<br />

froheWeihnachtenund<br />

aufein interessantes 2016<br />

IhreChristine Hornischer<br />

Stellvertretende Verlagsleitung:<br />

Simona Weiß<br />

Telefon: 0821/5071-456<br />

Fax: 0821/5071-9456<br />

sweiss@herba-verlag.de<br />

echhauser<br />

<strong>Geschichte</strong>(n) Lwww.lechhauser-geschichten.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Christine Hornischer<br />

Telefon: 0821/5071-451<br />

Fax: 0821/5071-9451<br />

chornischer@<br />

herba-verlag.de<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Günter Gebauer<br />

Telefon: 0821/5071-303<br />

Fax: 0821/5071-9303<br />

ggebauer@<br />

stadtzeitung.de<br />

ist DAS Magazin für Lechhausen.<br />

Jede Ausgabe enthält einen abwechslungsreichen Themenmix aus historischen und<br />

aktuellen Beiträgen.<br />

Die nächsten<br />

echhauser<br />

L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

erscheinen<br />

voraussichtlich<br />

Anfang Juni 2016<br />

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eMail: stadtgeschichten@herba-verlag.de •Internet: www.herba-verlag.de •Geschäftsführung: Thomas Sixta<br />

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Verbreitung: Als Anzeigenkunde erhalten Sie einige Magazine zur Auslage gratis. Ansonsten kann der Sammelband an<br />

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Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme des Verlages dar.<br />

Aktuelle Berichte und<br />

Nachrichten aus Lechhausen,<br />

der Firnhaberau und der<br />

Hammerschmiede wöchentlich<br />

in Ihrer StadtZeitung.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 3


HISTORIE<br />

EINE LOKALHISTORISCHE RÜCKSCHAU<br />

Der böse Nachbar Lech<br />

Für Lechhausen war der Lech Jahrhunderte lang ein böser Nachbar.<br />

Heimatforscher Josef Niedermaier hat sich dieser unliebsamen<br />

Nachbarschaft angenommen.<br />

VonRektor i. R. Hans Niedermaier<br />

Wenn der Lech es auch der<br />

Reichsstadt am jenseitigen Ufer<br />

nicht besser machte, sie wusste<br />

ihn dennoch auch zunutzen und<br />

hatte sich ihn und seine freien<br />

Städte schon lang dienstbar gemacht,<br />

während er für das arme<br />

Dorf Lechhausen nichts anderes<br />

war als der ungestüme Bergstrom,<br />

dessen Willdheit seinen Fluren<br />

ständig Verderben brachte.<br />

GrenzflussLech<br />

Der Lech war aber auch seit Alters<br />

her Grenzfluss. Wohl hatten<br />

die Territorialherren des rechtsseitigen<br />

Ufers, die Herzöge von<br />

Bayern, nicht der von Augsburg<br />

beanspruchten und ausgeübten<br />

alleinigen Nutzung des Grenzflusses<br />

zugestimmt und wiederholt<br />

gleiches Recht deutlich verlautbart.<br />

Lag doch das Rinnsal<br />

des Lechs, der sich damals noch<br />

nicht so tief in die Schotterebene<br />

eingegraben hatte,für die bayerischen<br />

Angrenzer eigentlich ganz<br />

günstig, indem sich dasselbe bei<br />

Hochzoll spaltete und ein ansehnlicher<br />

Arm, dessen Bett den<br />

nachmaligen Flutgraben bildete,<br />

Lechhausen durchfloss. So wollte<br />

1457 der Herzog von Bayern<br />

nicht mehr gestatten, dass der<br />

Lech durch Kanäle indie Stadt<br />

Augsburg geleitet wurde,weil damit<br />

dem <strong>Lechhauser</strong> „Brunnbach“<br />

zu viel Wasser entzogen<br />

würde. Als aber der Rat sich bereit<br />

erklärte, an Bayern 2000<br />

Goldgulden als Entschädigung zu<br />

zahlen, war der Herzog wieder<br />

zufrieden.<br />

Getreide, Salz<br />

undHolz<br />

Die Augsburger waren eifrig darauf<br />

bedacht, nicht durch den<br />

Lech von dem östlichen Nachbarlande<br />

abgeschlossen zu sein,<br />

von einem Gebiete, aus dem die<br />

Stadt, die sich 1276 unter Rudolf<br />

von Habsburg die Reichsfreiheit<br />

erworben hatte, und ihre Handelsherren<br />

unentbehrliche Produkte,<br />

besonders Getreide, Salz<br />

und Holz, bezogen und umgekehrt<br />

ihre Erzeugnisse in dem<br />

selben absetzten.Sie beriefen sich<br />

immer wieder auf einen Freibrief<br />

des Herzogs von 1272, der ihnen<br />

„Handel und Wandel“ in dessen<br />

Gebiet gestattete.<br />

So waren denn über den trennenden<br />

Fluss an zwei Stellen Verbindungen<br />

angelegt worden, die den<br />

Verkehr mit hüben und drüben<br />

ermöglichten und halb zu kommerzieller<br />

und strategischer<br />

4 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HISTORIE<br />

verglich man sich dahingehend,<br />

dass nach erfolgter Grenzregulierung<br />

die Zollgerichtsbarkeit am<br />

Lech Bayern zugesprochen sei,<br />

dass also Lechhausen bezüglich<br />

seines Lechbrückenzolles dem<br />

Landgericht Frriedberg zugehöre,<br />

obwohl die Lechbrücke selbst Eigentum<br />

der Zehentherren (Domkapitel<br />

und St. Jakobspfründe)<br />

blieb, die für den Unterhalt derselben<br />

aufzukommen hatten. Das<br />

war freilich ein seltsamer Zustand.<br />

Er änderte sich erst am<br />

30.5.1604, als der Herzog von<br />

Bayern alle Zehent- und Brückenrechte<br />

in Lechhausen um<br />

22000 Gulden von den bisherigen<br />

Dezimatoren erwarb.<br />

Zoll- und<br />

Brückenbeamte<br />

Die Bavaria Apotheke steht noch heute ander Schillstraße in Lechhausen.<br />

Wichtigkeit gelangten. Die Augsburger<br />

Handelsherren nannten<br />

die Lechbrücke den „ersten Pass“<br />

nach Bayern.Bis ins 19. Jahrhundert<br />

herauf waren beide Lechbrücken<br />

–bei Hochzoll und Lechhausen<br />

–viel umstrittene Kampfobjekte<br />

in allen Kriegen gegen<br />

Bayern.<br />

über den Lech „gen Lechhausen“,<br />

worauf der Kaiser die Reichsstadt<br />

zu Repressalien ermächtigte.<br />

Zoll an der<br />

Lechbrücke zu<br />

Lechhausen<br />

Seit dieser Zeit gab es in Lechhausen<br />

Zoll- und Brückenbeamte.<br />

Ein lückenloses Verzeichnis<br />

derselben aufzustellen gelang mit<br />

den hier zur Verfügung stehenden<br />

Urkunden noch nicht. Diese erwähnen<br />

erst 1614 einen damals<br />

verstorbenen Holzmeister namens<br />

Ulrich Agricola, dessen Sohn im<br />

gleichen Jahr als Student Priesterseminar<br />

nach Dillingen kam. Die<br />

Kirchenbauabrechnung bei der<br />

Errichtung der zweiten Pfarrkirche<br />

erstellte neben dem Landrichter<br />

Knippmann von Friedberg<br />

der Zöllner Eustachius Mutzenhardt<br />

von Lechhausen<br />

(16.7.1624).<br />

Kostspieliges Recht<br />

Der Besitz der Brücken war jedoch<br />

ein kostspieliges Recht und<br />

ihr Unterhalt eine drückende Verpflichtung.<br />

Umsich nun die Last<br />

zu erleichtern, und aus dem erworbenen<br />

oder verliehenen Rechte<br />

auch Vorteil zu ziehen, begannen<br />

die Brückenherren gar bald,<br />

bei Benützung des Überganges<br />

Abgaben einzufordern, den so genannten<br />

Brückenzoll.<br />

Bei der bayerischen Landesteilung<br />

am 19.11.1392 war Friedberg<br />

und mit ihm das Dorf Lechhausen<br />

zum Ingolstädter Landesteil<br />

gekommen. Über dieses Gebiet<br />

herrschte aber ein gar kampflustiger<br />

Herr,Herzog Ludwig der<br />

Gebartete, der 1409 seine Stadt<br />

Friedberg stark befestigte und<br />

1416 das Land gegen Augsburg<br />

absperrte, den Lech „verbaute“<br />

und somit der Stadt alle Zufuhr<br />

abschnitt. Zwar hatte auf die Beschwerde<br />

der Stadt Kaiser Sigismund<br />

Einspruch hiegegen erhoben,<br />

jedoch erfolglos. Der trotzige<br />

Herzog „verschanzte“ die Brücke<br />

Für den bayerischen Gebieter lag<br />

nun nichts näher als an der Lechbrücke<br />

zu Lechhausen auch Zoll<br />

zu erheben. Und wirklich, die in<br />

Friedberg als ihrem Witwensitz<br />

residierende Herzogin-Witwe<br />

Margareta, des streitbaren Ludwigs<br />

Schwiegertochter, betrachtete<br />

Lechhausen, bzw. die dortige<br />

Brücke als zu ihrem Besitz gehörig<br />

und begann, dortselbst Zoll zu<br />

erheben.<br />

Der Rat der Stadt sprach ihr aber<br />

die Befugnis ab,weil Lechhausesn<br />

um diese Zeit grundherrlich dem<br />

Domstift und der St. Jakobspfründe<br />

untertan war. Dieses<br />

strittigen Zolles um Lechhausen<br />

halber hatte 1458 der Rat der<br />

Stadt Augsburg mit den Räten<br />

des Herzogs Ludwigs des Reichen<br />

von Landshut, des Erben<br />

des Ingolstädter Landesteils, eine<br />

Unterredung, zumal die Herzogin-Witwe<br />

auch inverbriefte Befugnisse<br />

der Augsburger eingegriffen<br />

hatte.<br />

Die Tagung verlief ohne Ergebnis,<br />

denn der Herzog „wollt den<br />

zol mit gewalt han“. Erst 1469<br />

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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 5


HISTORIE<br />

Der Schatten des Flößers sieht aus wie ein Henker.<br />

Werhier 1644 Zollamtmann war,<br />

konnte nicht ermittelt werden;<br />

wohl aber liegt aus diesem Jahr<br />

eine Klageschrift vor über des<br />

„Churbayerischen Zollers zu<br />

Lechhausen Zollknecht“. Dieser<br />

war beschuldigt worden, seit längerer<br />

Zeit Weizbier bei dem Zollhause<br />

an der Lechbrücke ausgeschenkt<br />

und dadurch zum Schaden<br />

Augsburgs viele Bürger aus<br />

der Stadt an sich und seine<br />

Schenke gelockt zu haben. Möglicherweise<br />

war dieser betriebsame,den<br />

Unwillen der reichsstädtischen<br />

Kaffeeverwaltung erregende<br />

Zollknecht der 1645 genannte<br />

Zollwärter Georg Haillandt,<br />

dem am 25.2. d. J. sein<br />

Amtsvorstand, der kurfürstliche<br />

Zöllner Johann Georg Windbeil<br />

einen Sohn aus der Taufe hob.<br />

Auch noch bei der am 2. September<br />

vollzogenen Taufe eines<br />

Töchterleins des Zollwächters<br />

war Windbeil Pate.<br />

Dorfamtmann,<br />

Untervogt<br />

oder Scherge<br />

Am gleichen Tage erschien als<br />

Zeuge bei einer Trauung in Lechhausen<br />

der kurfürstliche Zöllner<br />

Bernhard Mahr, der auch 1680<br />

und 1682 im Taufbuch genannt<br />

wird. Sein 1660 geborener Sohn<br />

Jakob Bernhard studierte 1680 in<br />

Dillingen. Am 16.9.1675 vermählte<br />

sich der Zollgegenschreiber<br />

Abraham Hiedl inder <strong>Lechhauser</strong><br />

Pfarrkirche, wobei sein<br />

Vorstand Bernhard Mahr sowie<br />

der Schullehrer Johannes Michael<br />

Stadler als Trauzeugen fungierten.<br />

Als Dorfamtmann, Untervogt<br />

oder Scherge war zu dieser Zeit<br />

Johannes Kechelhaimer aufgestellt.<br />

Seine Familie war lange<br />

Zeit in Lechhausen ansässig.Unter<br />

den Zeugen, die am 20.6.1709<br />

den Wagner Gutmann mit seinem<br />

in den Morgenstunden gefertigten<br />

Wagenrad nach München<br />

begleiteten, wird ein Josef<br />

Kechelhaimer, Untervogt von<br />

Lechhausen, erwähnt. Am<br />

26.9.1759 starb hier ein Josef Kechelhaimer,<br />

der das Amt eines<br />

Schergen (Zollfahndungsbeamten)<br />

versaß. Diese nannten sich<br />

damals proditor loci oder proditor<br />

in pago. Der Amtsnachfolger des<br />

Vorgenannten war sein Sohn Dominikus<br />

Kechelhaimer, von dem<br />

im Taufregister 4Söhne eingetragen<br />

sind.<br />

Auf vielen<br />

Jochenruhend<br />

Um 1680 war Johann Wagner<br />

Lechmeister zu Lechhausen. Sein<br />

Nachfolger Philipp Höss ertrank<br />

1723 beim Lechbrückenbau; er<br />

war mit 13 Arbeitern an der Brücke<br />

beschäftigt, als ein Joch einstürzte<br />

und alle in den Lech fielen.<br />

Der Unfall forderte vier Todesopfer.<br />

Die damalige Lechbrücke<br />

war ein niederer, auf vielen<br />

Jochen ruhender Holzbau mit<br />

einfachem Stangengeländer, der<br />

immer wieder Reparaturen beanspruchte.<br />

Am9.7.1715 starb hier<br />

der „Gränz-Zöllner“ Johann Alois<br />

Dorffner.Erhatte in seinem Testament<br />

die Summe von 1500<br />

Gulden zu dem Zwecke gestiftet,<br />

dass mindestens jeden Sonn- und<br />

Feiertag um 10 Uhr eine Heilige<br />

Messe gelesen werde, damit auch<br />

die Flößer ihrer Sonntagspflicht<br />

genügen könnten. Eine in der<br />

Pfarrkirche angebrachte Gedenktafel<br />

erinnert noch heute an ihn<br />

und seine Stiftung.Umdie Mitte<br />

des 18. Jahrhunderts wirkte hier<br />

als Gegenschreiber Johannes<br />

Adam Nerschmann. Gleichzeitig<br />

mit ihm oder als sein unmittelbarer<br />

Nachfolger amtierte als Gegenschreiber<br />

Johannes Konrad<br />

Anton Fischer.<br />

Wächter an der<br />

Lechbrücke<br />

„Wächter des bayerischen Zolles<br />

an der Lechbrücke“ nannte sich<br />

Kaspar Burckhart. Er starb am<br />

Das Flößer-Denkmal steht an der Neuburger-, Ecke<br />

Quellenstraße.<br />

6 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HISTORIE<br />

VorSt. Pankratius wird der Gefallenen des Ersten<br />

Weltkrieges gedacht.<br />

Fotos: C. Hornischer<br />

Neben der Lage hier in Augsburg gibt eseine Schillstraße<br />

insgesamt 37 Mal in Deutschland.<br />

30.4.1757. Seine Witwe Maria<br />

Theresia Burckhartin durfte den<br />

Posten ihres Mannes weiter versehen,<br />

weil sie versprach, ein „zur<br />

Amtierung geeignetes Individuum“<br />

zu heiraten. Schon am<br />

17.10.1757 löste sie ihr Versprechen<br />

ein; der neue Brückenzollwächter<br />

hieß Johannes Josephus<br />

Laussenböck.<br />

Neben ihm und noch unter seinem<br />

Vorgänger Burckhardt erscheint<br />

als weiterer Brückenzollwächter<br />

Joseph Sartor, von dem<br />

1749 bis 1759 fünf Kinder zur<br />

Taufe gebracht wurden. Dieter<br />

Sartor fungierte am23.11.1761<br />

als Trauzeuge bei der Vermählung<br />

des verwitweten Zoll- und Lechinspektors<br />

Johann Michael Kerscher<br />

und am 27.6.1763 wieder<br />

bei der Hochzeit des ersten <strong>Lechhauser</strong><br />

Ländermeisters Joseph<br />

Bromberger, der wie seine Braut<br />

aus Wolfratshausen stammte.Beide<br />

rühmt der damalige Pfarrer<br />

Benedikt von Hölzle als besondere<br />

„Guttäter“ des Gotteshauses.<br />

Sie stifteten unter anderem das<br />

„Bildnis der seligen Jungfrau und<br />

Mutter Gottes Mariä vom guten<br />

Rath“, das ihnen mit Rahmen<br />

und Baldachin auf 100 Gulden zu<br />

stehen kam.<br />

Ländeplatzbeamte<br />

Seit 1762 gab esinLechhausen<br />

auch sogenannte Ländeplatzbeamte.Den<br />

Ländemeistern war der<br />

Zollamtmann als Ländeinspektor<br />

vorgesetzt. Um 1764 nennen die<br />

Alten den ehemaligen bayerischen<br />

Hauptmann Andreas Anton<br />

von Rehbach als Zöllner und<br />

Holzinspektor von Lechhausen.<br />

Im Taufbuch bei St. Pankratius<br />

erscheint er als Pate bei der Taufe<br />

eines Söhnchens des Holzgartenwächters<br />

Joseph Kosta. Neben<br />

diesem amtierte 1765/66 Franziskus<br />

Jauss als Schätzer beim bayerischen<br />

Zoll in Lechhausen, desgleichen<br />

der Zollamtsgegenschreiber<br />

Josephus Lindenmann.<br />

Bei der Durchsicht der hiesigen<br />

Kirchenbücher fällt einem immer<br />

wieder das freundschaftliche Verhältnis<br />

der Beamtenfamilien zueinander<br />

auf.Sohatte der Zollamtmann<br />

Johannes Aloisius von Stu-<br />

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Innungsverband<br />

des bayerischen<br />

Fleischerhandwerks<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 7


HISTORIE<br />

eigenen Heim. Nach der<br />

„Gründt- und Häuserbeschreibung“<br />

von 1687 bestand dieses<br />

aus einem Haus mit Stadel und<br />

einem Tagwerk großen Garten.<br />

Die Lage des damals noch unnumerierten<br />

Anwesens wird folgendermaßen<br />

bestimmt: Gegen Aufgang<br />

auf die Straß“, gegen Niedergang<br />

auf das Jesuiter-Hördtle<br />

(Wäldchen unmittelbar nördlich<br />

des Jesuitenhofes, Brentanostraße<br />

4), gegen Mittag auf das „Gemainhölzle“<br />

und gegen Mitternacht<br />

auf den Zollgegenschreiber,<br />

der Eigentümer des Hauses Nr. 5<br />

(jetzt Brentanostraße 8–früherer<br />

Besitzer Gärtnermeister Fuchs)<br />

war. Erhieß Johann Haseitl. Ihm<br />

gehörten neben seinem „frei aigen<br />

Anwesen“ auch ein Tagwerk<br />

Wiesmahd und ein Tagwerk<br />

„Zwerchlüsse“ am Stätzlinger<br />

Weg.<br />

benrauch, seit 1765 der oberste<br />

Beamte in Lechhausen, bei allen<br />

Kindern des vorgenannten Zollamtsgegenschreibers<br />

die Patenschaft<br />

übernommen. Der „Edle<br />

und gestrenge Herr von Stubenrauch“<br />

war Nachfolger des Zollamtsmannes<br />

von Rensach.Erwar<br />

dreimal verheiratet; seine erste<br />

und zweite Gemahlin wurden in<br />

der Pfarrkirche vor dem Hauptaltar<br />

beerdigt.<br />

Edelmütiger<br />

Beschützer<br />

Am 3.12.1793 starb er eines<br />

plötzlichen Todes. Seine Witwe<br />

durchlebte die schrecklichen Tage<br />

des Franzoseneinfalls in Lechhausen<br />

im Jahre 1796, wobei sie<br />

in Franz de Bouché einen edelmütigen<br />

Beschützer gefunden<br />

hatte.Von Stubenrauch führte zuletzt<br />

den Titel „Kurfürstlicher<br />

Kammerrat, Grenzmautner und<br />

Ländeinspektor“. Seine sieben<br />

Söhne und die nächsten Verwandten<br />

hatten alle hohe Staatsstellungen<br />

inne. Unter von Stubenrauch<br />

fungierte Joseph Beitelrock<br />

als Gegenschreiber und<br />

Josph Alois Baur als Zollamtsschreiber.<br />

Sein Nachfolger war<br />

Petrus Paulus de Schneeweiß,<br />

S.R.J. Eques (Ritter), kurfürstlich<br />

bayerischer Hofrat und Zollamtsoberpräsest.<br />

Er scheint bis zur<br />

Aufhebung des Landeszolles zu<br />

Lechhausen, die mit der Vereinigung<br />

Augsburgs mit Bayern im<br />

Jahre 1806 erfolgte,hier geblieben<br />

zu sein. Die Amts- und Wohnsitze<br />

der Beamten befanden sich<br />

größtenteils in der Nähe der<br />

Lechbrücke. Links am Brückenausgang,<br />

lechabwärts, stand das<br />

Brückenzollwächterhaus, etwa an<br />

der Stelle,wodie Schillstraße beginnt.<br />

Dort verschränkte ein<br />

Schlagbaum die Landstraße und<br />

erinnerte an den Zoll.<br />

Bavaria Apotheke<br />

Die Lechmeister wohnten im<br />

Haus Nr. 331: es stand auf dem<br />

jetzigen Lagerplatz an der Schillstraße<br />

gegenüber der Bavaria<br />

Apotheke. Nach dem ersten<br />

Weltkrieg wurde der einstöckige,<br />

langgestreckte Bau abgebrochen,<br />

und die alte Steinbank vor dem<br />

Hause,die an ihrer Lehne in verzierter<br />

Umrahmung die Jahreszahl<br />

1808 trug, musste weichen.<br />

Die Schreiber und Gegenschreiber,<br />

die Zollwächter und Holzgartenaussetzer<br />

usw. wohnten<br />

größtenteils in den beiden Häusern<br />

Nr. 12 und 14 in der Brentanostraße,die,als<br />

die Gebäude des<br />

Dorfes noch durchlaufend numeriert<br />

waren, die Haus Nr. 2und<br />

417 trugen. Der schon genannte<br />

Zöllner J. A. Dorffner wohnte im<br />

In der Mitte des 18. Jahrhunderts<br />

bewohnte dieses Haus der Zollschreiber<br />

Reusinger und von 1773<br />

bis 1780 der Gegenschreiber<br />

Alois Schulle. Dessen Nachfolger<br />

in Amt und Wohnung war Maximilian<br />

Theodor Felix Reusinger,<br />

einer der vielen Söhne des Obengenannten.<br />

Fortsetzung folgt<br />

Den zweiten Teil über den „Bösen-<br />

Nachbar Lech“ lesen Sie in der<br />

nächsten Ausgabe der <strong>Lechhauser</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>(n).<br />

Aktualisiert von<br />

Christine Hornischer<br />

8 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


RÜCKBLICKE<br />

LECHHAUSENER VERKEHRSGESCHICHTE<br />

Ärgernisund Faszination<br />

Um auf die Autobahn zu kommen, fährt man durch Lechhausen. Die<br />

Augsburger Localbahn hat ihre eigene Brücke indem Stadtteil, und<br />

die Straßenbahn trug bis zum Jubiläum die Nummer 1. Gründe genug,<br />

warum der Verkehr in Lechhausen eine so gewichtige Rolle spielt.<br />

Der Verkehr ist nach wie vor<br />

wichtig für Lechhausen –Ärgernis<br />

und Faszination zugleich. Um<br />

ins Industriegebiet Augsburg-Ost<br />

oder auf die Autobahn zu kommen,<br />

fährt man durch Lechhausen,<br />

die Augsburger Localbahn<br />

hat ihre eigene Brücke in den<br />

Stadtteil, und die Straßenbahn,<br />

die heutzutage zum Neuen Ostfriedhof<br />

fährt, trägt immer noch<br />

die Nummer 1(auch wenn diese<br />

symbolträchtige Zahl zwischenzeitlich,<br />

gerade rechtzeitig zum<br />

Jubiläumsjahr 2013, in eine „13“<br />

umgewandelt worden ist).<br />

Flinke<strong>Lechhauser</strong><br />

Lümmel<br />

Jahrhundertelang zogen die Bauern<br />

aus dem Umland durch Lechhausen<br />

zu den Märkten in der<br />

freien Reichsstadt Augsburg, bis<br />

das Dorf schließlich zusätzlich zu<br />

seinem bedeutenden Viehmarkt<br />

einen eigenen Viktualien-, Gemüse-<br />

und Heumarkt einrichtete.<br />

Der rege Verkehr von Fuhrwerken<br />

nebst Mensch und Vieh tat<br />

den ungeteerten und manchmal<br />

gar ungepflasterten <strong>Lechhauser</strong><br />

Straßen nicht immer gut. Dafür<br />

konnten die <strong>Lechhauser</strong> Kinder<br />

aber unbeschwert auf den breiten<br />

Schotterstraßen spielen, wie etwa<br />

in der von Bauernhöfen gesäumten<br />

Sonnenstraße (heute Widderstraße).<br />

Den Pferdekutschen konnte man<br />

schließlich rechtzeitig ausweichen,<br />

und auch die Pferdetram<br />

mit ihren acht Stundenkilometern<br />

war für die flinken <strong>Lechhauser</strong><br />

Lümmel kein Problem. Doch<br />

selbst als die Fortbewegungsmittel<br />

moderner wurden, änderte sich<br />

an den <strong>Lechhauser</strong> Straßenverhältnissen<br />

lange Zeit wenig.Noch<br />

in den 50er-Jahren liefen die Kinder<br />

in Lechhausen auf den Straßen<br />

Schlittschuh, wenn die<br />

Schotterwege namens Schillstraße,<br />

Landwehrstraße oder Neu-<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 9


RÜCKBLICKE<br />

burger Straße mal wieder zugefroren<br />

waren. Die etwas draufgängerischen<br />

Kinder hängten sich<br />

auch schon mal an ein vorbeifahrendes<br />

Bierauto,umsich die Straßen<br />

entlangziehen zu lassen. Von<br />

solch beschaulichen Verkehrsverhältnissen<br />

kann der heutige<br />

<strong>Lechhauser</strong> nur noch träumen.<br />

Verkehrte Welt<br />

Das waren noch Zeiten, als nur ab<br />

und zu mal ein verirrter Autofahrer<br />

den Wegüber die Lechbrücke<br />

fand, die Neuburger Straße hinuntertuckerte<br />

und dann gemächlich<br />

seinen Wagen auf die<br />

Blücherstraße lenkte,umden einmaligen<br />

Kirchturm von Sankt<br />

Pankratius zu bestaunen. Früher<br />

war eben alles besser. Das mag<br />

sich jedenfalls so mancher moderne<br />

<strong>Lechhauser</strong> angesichts des hohen<br />

Verkehrsaufkommens inseinem<br />

Stadtteil denken. Jahrzehntelang<br />

musste er sich über den<br />

Durchgangsverkehr Richtung<br />

Gewerbegebiet und Autobahn ärgern,<br />

der die Haupverkehrsadern<br />

Neuburger und Blücherstraße<br />

verstopfte.<br />

1993 kam dann endlich der Spatenstich<br />

für den <strong>Lechhauser</strong> Teil<br />

der so genannten Schleifenstraße.Mit<br />

der Anton-Fugger-Brücke<br />

wurde der rechtslechische<br />

Stadtteil an Textilviertel und<br />

Stadtmitte angebunden und die<br />

neu entstehende Amagasaki-<br />

Allee sollte gleichzeitig als Umgehungsstraße<br />

dienen. Dennoch<br />

haben die <strong>Lechhauser</strong> immer<br />

noch Ärger mit dem Verkehr.<br />

Ortskundige nutzen nun nämlich<br />

gerne die Blücher- und<br />

Neuburger Straße als Ausweichmöglichkeit.<br />

Alteingesessene<br />

<strong>Lechhauser</strong> glauben sowieso,<br />

die Straßenbeschilderung<br />

würde den Weg durch den<br />

Stadtteil nach wie vor als gerade<br />

Strecke zur Autobahn ausweisen.<br />

Schon immer<br />

Nummer 1<br />

Die Straßenbahn nach Lechhausen<br />

trug schon immer die Nummer<br />

1. Das liegt daran, dass sie<br />

die erste Augsburger Straßenlinie<br />

überhaupt war.Vom Mai 1881 an<br />

fuhr die erste Augsburger Pferdetram<br />

von der Stadtmetzg über<br />

10 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


RÜCKBLICKE<br />

Fotos: C. Hornischer/privat<br />

Jakobertor und Lechbrücke bis<br />

zur alten Schmiede (heute etwa<br />

auf Höhe der Haltestelle „Lechhausen<br />

Brücke“). Ganz bis zum<br />

Marktplatz vor dem Grünen<br />

Kranz (heute Haltestelle „Lechhausen<br />

Schlössle“) konnte die<br />

Pferdetram nicht fahren. Damals<br />

zerteilte nämlich noch ein kleines<br />

Bächlein die Straße. Darüber<br />

führte nur ein kleiner hölzerner<br />

Steg,der die Pferdetram nicht getragen<br />

hätte.<br />

Ab 1898 wurden die Augsburger<br />

Straßenbahnen elektrisch betrieben.<br />

Endstation inLechhausen<br />

war inzwischen das Schlössle,weil<br />

das störende Bächlein versiegt<br />

und die Straße ausgebaut worden<br />

war. Ein Depot gab es damals allerdings<br />

noch nicht. Die letzte<br />

Straßenbahn wurde abends einfach<br />

auf der Straße stehengelassen.<br />

Dieser Zustand hielt bis nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg an. Wie<br />

ein Zeitzeuge berichtete,machten<br />

sich die <strong>Lechhauser</strong> Kinder nicht<br />

selten einen Spaß daraus, mit vereinten<br />

Kräften den für die Nacht<br />

abgestellten Wagen aus der Position<br />

zubringen und ein Stück<br />

weiter die Gleise entlangzuschieben.<br />

Mit den heutigen Straßenbahnen<br />

funktionieren solche<br />

<strong>Lechhauser</strong> Lausbubenstreiche<br />

natürlich nicht mehr.<br />

Im Laufe der Zeit wanderte die<br />

Endhaltestelle der Nummer 1immer<br />

weiter –vom Schlössle bis<br />

zur Schleiermacherstraße, wo<br />

heute noch das alte Straßenbahndepot<br />

zu finden ist, und schließlich<br />

bis zum Neuen Ostfriedhof.<br />

Entnommen dem Buch„Lechhausen<br />

in Bildern:100 JahreEingemeindung“<br />

vomWißner-Verlag<br />

(www.wissner.com)<br />

Allen Kunden und Freunden<br />

unseres Hauses wünschen wir<br />

ein gesegnetes Weihnachtsfest<br />

und ein gutes neues Jahr 2016<br />

Für aktuelle<br />

Angebote und<br />

Infos einfach<br />

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Feuerhausstraße 1<br />

86165 Augsburg<br />

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im Herzen<br />

Lechhausens!<br />

W o c h e n k a r te<br />

Montag<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 11


RÜCKBLICKE<br />

STRASSENBAHN ALS NAMENSGEBER<br />

Das Projekt„Linie 1“<br />

Das Projekt „Linie 1“ wurde mit Schülerinnen und Schülern der<br />

Schiller-Mittelschule, ihrer Lehrerin Heidemarie Brosche und der<br />

Schriftstellerin Astrid Rösel durchgeführt.<br />

Christine Hornischer<br />

Das Projekt „Linie 1“ wurde mit<br />

Schülerinnen und Schülern der<br />

ehemaligen Klasse 7a, der Schiller-Mittelschule,<br />

ihrer Lehrerin<br />

Heidemarie Brosche und der<br />

Schriftstellerin Astrid Rösel, die<br />

auch als Lektorin und Online-<br />

Coach arbeitet, durchgeführt und<br />

von der Virtuellen Schule begleitet.<br />

So gab es ein virtuelles<br />

Schreibprojekt, ein Film- und ein<br />

Fotoprojekt. Die Straßenbahnlinie<br />

1 hat ihren Ursprung im<br />

Augsburger Stadtteil Lechhausen.<br />

Sie ist „die Linie“, die die Schüler<br />

der Schiller-Mittelschule in den<br />

Nachbarstadtteil Hochzoll oder<br />

in die Innenstadt befördert. Deutsche<br />

Mittelschüler leben und lernen<br />

hier neben Mittelschülern<br />

mit unterschiedlichsten Migrationshintergründen.<br />

Wassie fühlen,<br />

denken und erleben –gemeinsam<br />

und jeder für sich –das schlägt<br />

sich inden verschiedenen Projekten<br />

nieder.<br />

Geplantes Büchlein<br />

Das virtuelle Schreibprojekt gliederte<br />

sich indrei Module mit jeweils<br />

einem Themenschwerpunkt.<br />

Aus jedem Modul wurden die<br />

besten und aussagekräftigsten<br />

Texte in jeweils einem Kapitel eines<br />

geplanten Büchleins veröffentlicht.<br />

Jedes Modul dauerte in<br />

etwa einen Monat.<br />

Die Texte konnten belletristisch,<br />

lyrisch oder dramatisch sein. So<br />

wurden die Situationen und<br />

Handlungen an <strong>Lechhauser</strong> Orten<br />

entlang der Linie 1behandelt.<br />

Diese handlungsorientierten<br />

Schreibaufgaben brachten die<br />

SchülerInnen ins Schreiben.<br />

Auch wurden Gefühle beschrie-<br />

12 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


RÜCKBLICKE<br />

ben, die von <strong>Lechhauser</strong> Hauptschülern<br />

erlebt wurden.<br />

Hier standen die in Lechhausen<br />

lebenden Menschen im Mittelpunkt.<br />

Von der Realität ging’s<br />

dann in die Fantasie. Mit den<br />

Mitteln der Fantasy-Literatur<br />

sollten die Hauptschüler nun<br />

„fantasieren“ (= träumen!), wie<br />

Probleme im Stadtteil mit Hilfe<br />

von fantastischen Figuren und<br />

magischen Kräften gelöst werden<br />

können.<br />

Lomowall-Projekt<br />

Auch gab es das Fotoprojekt „Linie<br />

1“, ein Lomowall-Projekt. Die<br />

Schüler machten rund um ihre<br />

Straßenbahnhaltestelle „Kulturstraße“<br />

jede Menge Schnappschüsse.<br />

Daraus komponierten sie mittels<br />

Word-Tabelle Lomowalls. Entsprechend<br />

wurde die Anzahl der<br />

einzelnen Abzüge bestellt und<br />

entsprechend wurden den Tabellen<br />

die Fotos dann auf Pappe mit<br />

Spezialkleber zu Lomowalls zusammengefügt.<br />

Somit durfte die Klasse auf ihre<br />

eigene Lomowall stolz sein! Den<br />

Film zur Linie 1kannn man im<br />

Internet ansehen –schon toll, wie<br />

kreativ SchülerInnen sein können.<br />

Aber es ging ja um „ihr<br />

Lechhausen“ ...<br />

Weitere Infos und derFilm über<br />

das Projekt „Linie 1“:<br />

www.la-linie1.de<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 13


STRASSENNAMEN<br />

LECHHAUSEN UND DIE ALTEN KRIEGE<br />

Die Schackstraße<br />

In Lechhausen tragen viele Straßen die Namen aus alten Kriegen.<br />

Auch die Schackstraße, die von der Radetzkystraße am Lech, an der<br />

Amagasaki-Allee entlang, bis zur Blücherstraße führt, ist nach<br />

Kriegsteilnehmern benannt: nämlich nach den Brüdern Hans und<br />

Wilhelm Schack.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Die beiden Brüder Hans und<br />

Wilhelm Schack waren beide<br />

Mitglieder im Heer der Preußen.<br />

An der Schackstraße befindet<br />

sich die die ehemalige Druckerei<br />

Böhm, jetzt eine Archäologieeinrichtung,die<br />

Schillschule,die Bäckerei<br />

Bertele und das Jugendhaus<br />

Fabrik.<br />

Hans Schack (1791–1866) wurde<br />

im preußischen Kadettencorps erzogen.<br />

Beim Ausbruch des Krieges<br />

1806 wurde er als Sohn eines<br />

hohen Militärs zwar als Fähnrich<br />

beim Infanterieregiment Prinz<br />

von Oranien in den Listen geführt,<br />

aber für zu schwächlich erachtet,<br />

um am Feldzuge teilzunehmen.<br />

Jedoch gehörte er zu denen,<br />

welche mit Sack und Pack<br />

vor Napoleons Truppen, die bei<br />

Jena gegen die Preußen und<br />

Sachsen eine Schlacht gewonnen<br />

hatten, nach Königsberg flüchteten.<br />

Hier wurde er zum Fähnrich<br />

beim Ostpreußischen Reservebataillon<br />

ernannt.<br />

Besonders tapferes<br />

Verhalten<br />

Im Frühjahr 1812 kämpfte Hans<br />

Schack als Secondlieutenant im<br />

Füsilierbataillon der Preußen mit<br />

den Russen gegen die Franzosen,<br />

wo er sich zwei Wunden und den<br />

Orden pour le mérite holte. Dieser<br />

wurde ihm am 18. Oktober<br />

1812 auf Vorschlag York’s „für<br />

sein besonders tapferes Verhalten<br />

bei Garossenkrug“ verliehen.<br />

Wilhelm Schack (1786–1831),<br />

obwohl von seinem Vater zum<br />

14 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


STRASSENNAMEN<br />

Kadetten ausgebildet, hatte eine<br />

starke künstlerische Ader. Schon<br />

im Alter von zwölf Jahren begann<br />

er ein Tagebuch zuführen. Dadurch<br />

erfährt man auch, dass er in<br />

Weimar mit Johann Wolfgang<br />

von Goethe zu Mittag gespeist<br />

und das Grab von Schiller besucht<br />

hatte.„Unsere Unterhaltung<br />

beschränkte sich meist aufsTheater<br />

und auf die jetzigen Zeitumstände.<br />

Goethe unterhielt uns<br />

vortrefflich, ließ sich inErklärungen<br />

der unbedeutendsten Sachen<br />

ein und ließ uns durchaus den<br />

Stolz nicht merken, dessen man<br />

ihn sonst beschuldigt“ notierte<br />

Wilhelm Schack hinterher in sein<br />

Tagebuch. Als Oberstleutnant<br />

wurde Wilhelm Schack 1814 zum<br />

Adjutanten des preußischen<br />

Kronprinzen ernannt, den er auf<br />

den Marsch nach Paris begleitete,<br />

als Napoleon von Elba zurückgekommen<br />

war.<br />

In seinem Tagebuch notierte er:<br />

„Es folgt nach der gewonnen<br />

Schlacht bei Waterloo ein berauschendes<br />

Friedensleben. Große<br />

Feldgottesdienste, Revuen und<br />

Manöver, glänzende Diners und<br />

Bälle, Besuche von Kirchen<br />

Schlössern, Museen, Künstlerateliers,<br />

Theatern lösten sich ab.“<br />

Immer weiter begleitet Wilhelm<br />

Schack den Kronprinzen bis nach<br />

Bayern, zum Schwarzwald und in<br />

die Schweiz. Sie besteigen das<br />

Bergmassiv Rigi, was dem rheumakranken<br />

Schack überhaupt<br />

nicht gut tut. Als Generalmajor<br />

trat er 1829 krank in den Ruhestand<br />

und verstarb gelähmt und<br />

blind in Berlin, wo heute seine<br />

Totenmaske im Deutschen Historischen<br />

Museum zu bestaunen<br />

ist. In Lechhausen wird die<br />

Schackstraße immer an den tapferen<br />

Mann erinnern.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 15


STRASSENNAMEN<br />

LECHHAUSEN UND DIE ALTEN KRIEGE<br />

Die Wartenburger Straße<br />

Die Wartenburger Straße in Lechhausen ist nach einem kleinen Ort<br />

in Sachsen-Anhalt, nicht weit von der Lutherstadt Wittenberge und<br />

ziemlich nah an der Elbe, benannt worden.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Bekannt wurde Wartenburg<br />

durch eine Schlacht im19. Jahrhundert,<br />

als es noch zum Königreich<br />

Sachsen gehörte. Imsogenannten<br />

„Befreiungskrieg“<br />

kämpften dort die verbündeten<br />

österreichischen, preußischen und<br />

russischen Truppen (zusammen<br />

500.000 Soldaten) am 3. Oktober<br />

1813 gegen das Heer von Napoleon<br />

Bonaparte (400.000 Soldaten).<br />

Napoleons Armee, die bereits geschlagen<br />

aus Russland gekommen<br />

war,zog sich daraufhin weiter zurück<br />

und es kam dann zur „Völkerschlacht“<br />

bei Leipzig, inder<br />

Napoleons Armee unterging.<br />

VonAugsburg<br />

zum französischen<br />

Kaiser<br />

Napoleon musste abdanken und<br />

wurde auf die Insel Elba verbannt.<br />

Auch wurden einige andere<br />

<strong>Lechhauser</strong> Straßen bei der<br />

Wartenburger Straße nach Ortschaften<br />

oder Generälen benannt,<br />

die bei den „Befreiungskriegen“<br />

gegen Napoleon eine Rolle spielten.<br />

Übrigens wohnte Hortense Bonaparte,<br />

eine Stieftochter des französischen<br />

Feldherrn und Kaiser<br />

Napoleon, mit ihrem Sohn, der<br />

16 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


STRASSENNAMEN<br />

das Anna-Gymnasium besuchte,<br />

einige Jahre inAugsburg. Dieser<br />

wurde später als Napoleon III.<br />

zum französischen Kaiser ausgerufen.<br />

Ruhiger geworden<br />

Die Wartenburger Straße ist rund<br />

500 Meter lang und verläuft in<br />

einem <strong>Lechhauser</strong> Wohnviertel<br />

von der Blücherstraße in westlicher<br />

Richtung zur Radetzkystraße<br />

zum schmalen Park mit der<br />

Floßlände am rechten Ufer des<br />

Lechs. Es ist ruhiger geworden in<br />

der dieser durchwegs mit Wohnhäusern<br />

bebauten Straße.<br />

Früher, inden 1950ern, befand<br />

sich in der Wartenburger Straße,<br />

Ecke Katzbachstraße, noch das<br />

Gasthaus „Drei Linden“, in dem<br />

es sehr stürmisch zuging.Imehemaligen<br />

Schreibwarenladen der<br />

Frau Mondschein an der Ecke<br />

zur Landwehrstraße befindet sich<br />

nun eine Weinhandlung.Und auf<br />

der früheren Kohlenhandlung<br />

Lotter wurden Wohnhäuser gebaut.<br />

Beliebter<br />

Abenteuerspielplatz<br />

Nicht zu vergessen, das zweite<br />

Haus von Möbel Eckerlein an der<br />

Ecke zur Blücherstraße. Hier war<br />

eine weitere Ausstellungsfläche<br />

von Eckerlein, der einst das jährliche<br />

Radrennen durch Lechhausen<br />

förderte.<br />

In diesem Haus, jezt mit einem<br />

Geschäft für Elektro-Geräte,mit<br />

einem kleinen ummauerten Hof,<br />

befand sich auch das Lager der<br />

Seegrasballen zur Füllung der<br />

Matratzen. Ein beliebter Abenteuerspielplatz<br />

der hier lebenden<br />

Kinder.<br />

Auch der spätere Krimi-Autor<br />

Peter Garski, in dessen Krimis öfters<br />

Lechhausen vorkommt,<br />

wuchs hier als Schulkind auf.Gegenüber<br />

befand sich der Lebensmittel-Laden<br />

der Familie Ruile.<br />

Sohn Arno machte später Karriere<br />

beim Augsburger Verkehrsverbund<br />

und Sohn Hans lenkte lange<br />

Zeit das Augsburger Kulturhaus<br />

Kresslesmühle.<br />

5<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 17


LEBENSLINIEN<br />

MARGOT NAWOI AUS DER FIRNHABERAU<br />

Lebenselixier Lech<br />

Margot Nawoi, eine Frau aus der Firnhaberau, die selbstbewusst ihren<br />

eigenen Wegging und sich durch Widerstände nicht beirren ließ.<br />

Mutter Nawoi.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Das Leben in Lechhausen war<br />

1951, als Margot Nawoi das Licht<br />

der Welt erblickte, nicht einfach.<br />

Die Bundesrepublik löste sich damals<br />

immer mehr von der Abhängigkeit<br />

der westlichen Alliierten.<br />

Das Land wurde souveräner,<br />

die Adenauer-Regierung erstarkte<br />

und der wirtschaftliche Aufschwung<br />

glich einem Wunder,einem<br />

Wirtschaftswunder.<br />

Zeit der<br />

Entnazifizierung<br />

Die Entnazifizierung wurde vor<br />

allem von der amerikanische Seite<br />

betrieben. Die westdeutsche Justiz<br />

hingegen ahndete die Verbrechen<br />

der NS-Täter nach und nach, in<br />

dem sie Amnestien gewährte.Fast<br />

800.000 Personen, die in die Machenschaften<br />

des NS-Regimes<br />

verstrickt waren, entkamen so ihrer<br />

vollständigen Strafe.Auch der<br />

von Hitler 1937 zum Wehrwirtschaftsführer<br />

ernannte Alfred<br />

Krupp, der 1948 zu 12 Jahren<br />

Haft verurteilt worden war,profitierte<br />

von der Amnestie.<br />

In Lechhausen waren die Einweihung<br />

der Ulrichsbrücke und die<br />

die Kirchweihe St. Pankratius<br />

zeitliche Eckpfeiler.Und genau in<br />

diese unruhige Zeit wurde die<br />

kleine Margot geboren. Als<br />

Nachzüglerin wohlgemerkt, ihr<br />

Bruder war schon ganze neun<br />

Jahre alt. Mutter Adele und Vater<br />

Karl Bräutigam, die im Jagdweg<br />

in der Firnhaberau wohnten, freuten<br />

sich über diesen nicht erwarteten<br />

Familienzuwachs.<br />

Offene Augen<br />

„Im Kindergarten in der Firnhaberau<br />

hatten die Kindergärtnerinnen<br />

Angst vor mir“, erinnert sich<br />

Margot Nawoi heute. Hintergrund:<br />

Das Kind schlief mit offenen<br />

Augen. Sie entsinnt sich noch<br />

gut, als sie im Kindergarten ein-<br />

18 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


LEBENSLINIEN<br />

mal schlief (mit offenen Augen,<br />

versteht sich) und die Kindergärtnerin<br />

ihr eine Watschn verpasste,<br />

weil Margot einfach nicht hören<br />

wollte.Klar,sie befand sich inden<br />

schönsten Träumen …<br />

Eingewöhnungsschwierigkeiten<br />

Bereits im süßen Alter von fünf<br />

Jahren verreiste die Kleine –nach<br />

Rothenburg ob der Tauber. Ihr<br />

Vater Karl hatte dort bei einer<br />

Polizei-Fortbildung ein Ehepaar<br />

kennen gelernt, das die Kleine<br />

gerne ein paar Monate bei sich<br />

aufnahm. Hatten sie doch selbst<br />

einen Sohn, der nur ein paar Jahre<br />

älter war.<br />

ln der Firnhaberau war es in dieser<br />

Zeit einfach zu hektisch. Das<br />

Ehepaar in Rothenburg war „selig“,<br />

wenigstens für eine befristete<br />

Zeit ein Töchterlein zu haben.<br />

Und „nach anfänglichen Eingewöhnungsschwierigkeiten“<br />

gefiel<br />

es Margot auch sehr gut. Woran<br />

sich die Firnhaberauerin noch<br />

sehr gerne erinnert, war der „Pelzmärteltag“.<br />

Firma Schlüssel Ott GmbH<br />

Montagen<br />

Schließanlagen<br />

Briefkästen<br />

Tresore<br />

Beschläge<br />

Elektr.Zutrittskontrolle<br />

24-Stunden Notdienst<br />

Der Pelzmärtel sorgt am 11. November<br />

für frühe Weihnachtsstimmung<br />

in Franken. „Vor allem<br />

im evangelischen Mittelfranken<br />

werden noch heute die Kinder jedes<br />

Jahr am 11. November vom<br />

Pelzmärtel beschenkt“, erklärt<br />

Margot Nawoi.<br />

Während am 11.11. überall sonst<br />

der Faschingsbeginn gefeiert<br />

wird, heißt es in Franken „Fröhlicher<br />

St.Martin“.<br />

Wartenburger Straße 6<br />

86165 Augsburg<br />

Tel. 0821/717014<br />

Fax 0821/717297<br />

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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 19


LEBENSLINIEN<br />

De Lechbrücke inMargots Jugend hatteein futuristisches Aussehen.<br />

dem Personal für Urlaubstage zur<br />

Verfügung stand, bescherte Klein-<br />

Margot einige schöne Stunden.<br />

„Da sind Bauern immer auf die<br />

Felder gegangen“, erinnert sie<br />

sich, „Während dieser Zeit haben<br />

sie immer ihre Kinder auf die<br />

Hütte gebracht und wir hatten<br />

ganz viele Spielkameraden“.<br />

Eine andere Begebenheit bringt<br />

sie noch heute zum Lachen. Ihr<br />

Vater Karl Bräutigam war „dunkel<br />

wie ein Italiener“. „Eines Tages<br />

gingen wir zum Moorsee“, erzählt<br />

die lebenslustige Frau, „Papa kam<br />

dann aus dem Moorsee wie ein<br />

Ungeheuer, weil er ja so dunkel<br />

war.“ Eine besondere Liebe befiel<br />

Margot damals zu den Kühen.<br />

„Wir waren oben auf dem Berg“,<br />

träumtsie. „Ringsum Kühe und<br />

Glockengeläut, die Kühe hatten<br />

so treue Augen“…<br />

VomWeihrauch<br />

undder Kirche<br />

Schon als Kind war Margot in<br />

der Kirche immer ohnmächtig<br />

geworden. Schuld war wohl der<br />

Weihrauch, den das Mädchen<br />

einfach nicht vertragen hat.<br />

Der Pfarrer erbarmte sich<br />

schließlich und „erlaubte“ Margot,<br />

der Kirche fern zubleiben.<br />

Die Großmutter aber insistierte,<br />

dass das Mädchen trotzdem gehe.<br />

Die Großmutter hat gewonnen.<br />

Übrigens: ln Deutschland war<br />

nach der Liturgiereform imJahr<br />

Frau Spazier<br />

Margot kam am 12. Dezember<br />

1956 in die Firnhaberau zurück –<br />

nach acht Monaten in der Ferne.<br />

Die Eltern hatten derweil ein<br />

Haus in der Firnhaberau gebaut.<br />

Margot zählte damals sechs stolze<br />

Lenze und durfte nun „endlich“<br />

die Schule besuchen. „Die ersten<br />

drei Schuljahre waren einfach super“,<br />

erinnert sie sich heute. Und<br />

sie weiß sogar noch den Namen<br />

der Lehrerin: Frau Spazier.<br />

Nach den ersten drei Klassen war<br />

es mit dem „Spaß“ vorbei. Ab der<br />

vierten Klasse kam sich Margot<br />

unverstanden und unglücklich vor<br />

Sie erinnert sich noch sehr lebendig<br />

daran, wie einst ihr Englischlehrer<br />

ein Buch nach einem Jungen<br />

vor ihr auf der Schulbank<br />

schmiss. Der Junge duckte sich,<br />

und das Buch traf Margot an der<br />

Schläfe. Sie blutete stark und bekam<br />

eine Beule. Klar, dass Papa<br />

Karl sie aus dem Englischunterricht<br />

nahm.<br />

Urlaub in Betzigau<br />

Lachend erzählt Margot vom Urlaub<br />

in Betzigau.Die schwäbische<br />

Gemeinde liegt im Oberallgäu bei<br />

Kempten Eine Polizei-Hütte, die<br />

Margot und ihre Frau Mama.<br />

20 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


LEBENSLINIEN<br />

Das Wohnzimmer zu Margots Jugend in der Firnhaberau.<br />

1969 der Weihrauch weitgehend<br />

aus dem Kirchenraum verschwunden.<br />

Dahinter stand wohl<br />

der Verdacht, dass die Geruchsstoffe<br />

die Gemüter vernebeln und<br />

den Verstand ausschalten, damit<br />

dieser leichter zur Annahme der<br />

Glaubenswahrheiten uberredet<br />

werden kann. Ob die kleine Margot<br />

schon damals daran gedacht<br />

hat?<br />

Die dann folgende Ehe währte<br />

zwar 30 Jahre, „aber sie ist ein unbedeutendes<br />

Kapitel in meinem<br />

Leben“, sagt die selbstbewusste<br />

Frau. „Allerdings ist meine Tochter<br />

Judith mein Ein und Alles“,<br />

schwärmt Margot Nawoi. Judith<br />

erblickte am 18.11.1979 das<br />

Licht der Welt und ist seitdem<br />

ein leuchtender Sonnenstrahl in<br />

Margots Leben. Eine Riesenfreude<br />

bereitet der Oma Margot auch<br />

Enkel Jonas, der ab und an mit<br />

seinen Eltern zuBesuch ist.<br />

Sorgen und Ängste<br />

loslassen<br />

Margot Nawoi denkt gerne an<br />

früher zurück: „lrgendwie haben<br />

die anderen Eltern meinem Papa<br />

immer ihre eigenen Kinder anvertraut<br />

– ohne Angst, weil er ja<br />

Polizist war.“ So war das auch mit<br />

ihrer Freundin Johanna, die ihr<br />

immer noch bildlich vor Augen<br />

steht. Und sie gesteht: „Der Lech<br />

war damals und ist heute mein<br />

Lebenselixier. Noch heute sitze<br />

ich gerne am Wasser und kann alle<br />

Sorgen und Ängste loslassen.“<br />

Dazu hat sie einen tollen Tipp<br />

parat: Die Kraft des Wassers, wird<br />

auf vielen therapeutischen Wegen<br />

eingesetzt und ganz besonders hat<br />

man seine Kraft bei seelischer<br />

Heilung erkannt. Menschen, die<br />

Schwierigkeiten haben, aus sich<br />

herauszukommen, die sich am<br />

liebsten immer verstecken wollen,<br />

weil sie so eine unbeschreibliche<br />

Angst vor dem Leben haben,<br />

werden durch das Nass Stück für<br />

Stück weichgespült. Sorgen und<br />

Ängste werden gereinigt, die<br />

Menschen bekommen dadurch<br />

einen neuen Blick auf das Leben<br />

und dürfen durch das Wasser eine<br />

entspannte tiefe Kraft tanken.<br />

Das Loslassen können wird für<br />

sie immer leichter, somit ihr Leben<br />

auch immer beschwingter<br />

und freudvoller. Margot Nawoi<br />

weiß um die Macht des blauen<br />

Nasses. Und wenn sie nicht am<br />

Wasser sitzt, befindet sie sich in<br />

ihrer Fußpflegepraxis im Bärenkeller<br />

oder schmiedet neue Ideen<br />

... Zum alt werden ist nämlich ein<br />

andermal Zeit ...<br />

Klein-Judith wird geboren, Margots Tochter.<br />

Lechhausen im Jahre1951<br />

Auch die Ursprünge der Radsportgemeinschaft (RSG) Augsburg<br />

gehen ins Jahr 1951 zurück (wir berichteten in den <strong>Lechhauser</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>(n) Nummer 25). Mittelpunkt des Vereins ist die<br />

Radrennbahn, eine vollkommen überdachte Holzbahn mit 200<br />

Metern Länge. Dieses vereinseigene Peter-Krauß-Velodrom befindet<br />

sich inAugsburg-Lechhausen an der Eisackstraße. Esist<br />

dort indie der Stadt Augsburg gehörende Sporthalle eingebaut<br />

und wird vertraglich bis 2044 betrieben.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 21


AKTUELLES<br />

ENDE 2015 WIRD ER ABGERISSEN<br />

AdéGrünerKranz<br />

Als Anfang 2014 die Abriss-Pläne für das Traditionsgasthaus Grüner<br />

Kranz bekannt wurden, gab es einen Aufschrei inLechhausen. Nun<br />

haben sich die Gemüter beruhigt und es keimt sogar Hoffnung auf.<br />

die Diözese lassen dort ein neues<br />

Gebäude im so genannten <strong>Lechhauser</strong><br />

Zentrum errichten. Von<br />

Kirchenpfleger Clemens Bentlage<br />

weiß man, dass das Architekturbüro<br />

„Gilg-Peer-Wolff“ mit seinem<br />

Entwurf wahrscheinlich den<br />

Auftrag bekommt. Allerdings<br />

wird noch überlegt, ob wieder ein<br />

Saal für öffentliche Veranstaltungen<br />

dazukommen soll. Eine Gastronomie<br />

ist auf jeden Fall eingeplant.<br />

Dafür werden schon Wirtsleute<br />

gesucht. Weiterhin kommen<br />

in die oberen Stockwerke die<br />

<strong>Lechhauser</strong> Sozialstation mit Reha<br />

mit einigen barrierefreien<br />

Wohnungen.<br />

Es wird gehofft, dass mit dem<br />

neuen Gebäude der Platz am<br />

<strong>Lechhauser</strong> Umsteigezentrum<br />

Schlössle,inZusammenarbeit mit<br />

dem Stadtplanungsamt, etwas<br />

schöner wird.<br />

Schön ist etwas anderes ... nun hoffen die <strong>Lechhauser</strong><br />

auf ein Zentrum, das den Namen verdient.<br />

Traditionsgemäß die liebevolle Mitte Lechhausens.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Die Zentrumsdebatte in Lechhausen<br />

mit den Beteiligten<br />

St.Pankratius und die Diözese als<br />

Bauherren (vertreten durch Klemens<br />

Bentlage, Vorsitzender der<br />

Kirchenverwaltung von Sankt<br />

Pankratius), den Vorständen der<br />

Aktionsgmeinschaft auf Unternehmerseite<br />

und der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Vereine und Organisationen<br />

und Friedhelm Rieß<br />

von Farben Rieß nähert sich einem<br />

guten Ende.<br />

Neues Gebäude in<br />

Lechhausens Mitte<br />

Wie bereits mitgeteilt, soll das<br />

Traditionsgasthaus „Grüner<br />

Kranz“ abgerissen werden. Die<br />

Gemeinde von St. Pankratius und<br />

Teufelsgeiger Fred Krs aus Lechhausen<br />

Fotos: C. Hornischer<br />

22 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


AKTUELLES<br />

EIN GASTRO-KONZEPT SETZT SICH DURCH<br />

Strickmützeund langeHaare<br />

Es klingt fast wie ein Märchen, aber es ist in Wahrheit harte Arbeit<br />

und eine gute Idee, die hinter dem Erfolg des Gastronomen Stefan<br />

„Bob“ Meitinger steckt.<br />

Das Spiel mit der schwarzen Kugel bei Bob’s ist ein Muss.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Angefangen hat der Rockfan mit<br />

der Strickmütze auf den langen<br />

Haaren und den Tattoos auf den<br />

Armen mit einer kleinen Kneipen-Hütte<br />

in der Hammerschmiede.<br />

Witzigerweise nannte<br />

er sie den Hauptbahnhof der<br />

Hammerschmiede und „Die<br />

geilste Kneipe der Welt“, ein launiger<br />

Marketing-Gag, mit viel<br />

Selbstironie, und wohl ein paar<br />

Gläsern Bier in geselliger Runde<br />

entstanden ist. Aber nachdem<br />

Stefan „Bob“ Meitinger in das<br />

Riegel-Einkaufszentrum zwischen<br />

Hammerschmiede und<br />

Lechhausen eingezogen ist, hat<br />

sich sein Gastro-Konzept immer<br />

mehr zwischen Lech und Wertach<br />

durchgesetzt. Das jährliche<br />

Firmen-Bowling auf den Bowlingbahnen<br />

in der Hammerschmiede<br />

ist inzwischen schon<br />

ein legendäres Ereignis. Das<br />

Motto von Stefan „Bob“ Meitinger,<br />

der als Volksschüler bei seiner<br />

Oma aufgewachsen ist, lautet<br />

wohl „An den Taten sollt ihr sie<br />

erkennen!“ Er ist ein Mann, das<br />

kann man ruhig behaupten, der<br />

trotz seines Erfolges die Bodenhaftung<br />

nicht verloren hat und<br />

beim Konzert einer Rockband in<br />

einem seiner Lokale den Musikern<br />

noch das Bier persönlich auf<br />

die Bühne stellt und dann mit abrockt.<br />

Stefan „Bob“ Meitinger setzt sich mit seiner Gastro-Idee<br />

durch.<br />

... wir bleiben noch –bis 31.12.2016<br />

• Gardinen<br />

• Fassadenfarben<br />

• PC-gesteuerte Farbmischanlage<br />

für 100.000 Töne<br />

• Umweltfreundliche Farben<br />

und Lasuren<br />

• Teppichböden, 5.000 Muster<br />

• PVC-Böden<br />

• Kork- und Holzparkett<br />

• 25.000 Tapetenmuster<br />

warten auf Sie<br />

Inzwischen weiß ganz Augsburg,<br />

dass in Bob’s Lokalen bei rockigem<br />

Sound gute Unterhaltung<br />

und gutes Essen auf den Tisch<br />

kommt. Auch imCurt-Frenzel-<br />

Stadion kann Stefan „Bob“ Meitinger<br />

mit „Bob’s Terrasse“ voll<br />

punkten. Einmalig in Deutschland<br />

ist der Verwöhnfaktor auf<br />

„Bob’s Terrasse“ mit Eintritts-Ticket<br />

und Essen und Trinken. Nun<br />

schreit auch der Augsburger Süden<br />

nach einem rockigen Restaurant<br />

von „Bob’s". Schon wird in<br />

Haunstetten im ehemaligen<br />

„Wespennest“ gebaut und dort<br />

das nächste Lokal von Stefan<br />

„Bob“ Meitinger eröffnet.<br />

Neuburger Straße 45 ·Augsburg<br />

Telefon und Fax 08 21/71 94 00<br />

• Möbelstoffe<br />

• Sonnenschutz<br />

• Verleih von<br />

Teppichsprühsaugern,<br />

Hochdruckreinigern,<br />

Tapeziertischen und<br />

Tapezierwerkzeugen<br />

Unser<br />

neuer Service:<br />

Wir polstern, tapezieren,<br />

dekorieren, verlegen Böden.<br />

Stefan Rieß, Ihr Raumausstattermeister<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N),Band 26, Dezember 2015 23


SPORT<br />

AIKIDO VEREIN AUGSBURG<br />

Siegen durch Nachgeben<br />

Im Aikido wird die Energie bzw. der Schwung des Angreifers<br />

aufgenommen und mit minimalem Aufwand weitergeleitet oder gegen<br />

ihn selbst gerichtet. ImDojo inder Wankstraße 8werden seit 1995<br />

neben Aikido Kampfkünste wie Jiu-Jitsu, Judo, Iaido, Tai Chi Chuan<br />

oder Ninpo angeboten.<br />

Der Aikido-Lehrer klatscht zweimal<br />

in die Hände. Die Aikido<br />

Schüler erheben sich vom Mattenrand.<br />

Immer zwei Aikidoka<br />

stehen sich gegenüber. Der Lehrer<br />

schnappt sich einen weiblichen<br />

oder männlichen Aikidoka.<br />

Handgelenke werden gepackt und<br />

ein Katame Waza (= Hebeltechnik)<br />

wird vorgeführt. Der nächste<br />

greift an. Fäuste fliegen. Verteidiger<br />

geht in günstige Wurfposition:<br />

Nage Waza (= Wurftechnik)!<br />

Ein Körper fliegt durch die Luft.<br />

Und schon prallt der Angreifer<br />

mit dem Rücken laut platschend<br />

auf die Matte. Die weiche<br />

Übungsmatte fängt den Fall des<br />

Angreifers bestens auf.<br />

Siegen durch<br />

Nachgeben<br />

Leere Schuhe am Rande der großen<br />

blauen Mattenfläche,die sich<br />

wie eine ruhige glatte Wasseroberfläche<br />

in der Halle in Lechhausen<br />

dahinzieht. Zuerst etwas<br />

Konditionstraining. Dann: die<br />

Gestalten in weißer Kleidung,<br />

manche mit schwarzem Rock,<br />

greifen andere an. Wumms! Der<br />

Angreifer liegt besiegt auf dem<br />

Rücken.<br />

´„Siegen durch Nachgeben“ ist<br />

das Motto von Aikido. Ein japanischer<br />

Kampfsport, der die ungezügelten<br />

Kräfte des angreifenden<br />

Gegners durch den geübten<br />

Verteidiger mit geschickten, eintrainierten<br />

Griffen und Bewegungen<br />

zurück auf den Angreifer<br />

richtet.<br />

Reinhold Geller, ein waschechter<br />

Augsburger und Rettungsassistent<br />

im Ruhestand, liebt die japanische<br />

Kampfkunst schon seit<br />

1958, als er mit Judo begann. Mit<br />

ihm sollte man sich besser nicht<br />

anlegen, auch wenn er mit seinem<br />

charakteristischen großen<br />

Schnauzbart noch sogemütlich<br />

wirkt. In seiner Freizeit kann man<br />

ihn mit Zwergdackeldame Gina<br />

schon inaller Frühe am Kuhsee<br />

rumspazieren sehen. Aber er<br />

mischt auch gerne bei Rockbands<br />

mit. Als Organisator, Bongospieler<br />

und Tontechniker.Inzwischen<br />

könnte man den bescheidenen<br />

Aikido-Leher schon als Großmeister<br />

bezeichnen. Er besitzt im<br />

24 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


SPORT<br />

Lehrer Reinhold Geller liebt die japanische Kampfkunst.<br />

Aikido den 5. Dan. Ab dem 6. ist<br />

man Großmeister. Allerdings,<br />

wenn –wie in Japan üblich –seine<br />

weiteren Dan-Grade aus den<br />

Budo-Disziplinen Judo,Taekwon<br />

Do und Jaido hinzugezählt werden,<br />

ist sein Level doch schon der<br />

8. Dan für den Titel Großmeister.<br />

Aikido-Kurse in<br />

Dubai undUngarn<br />

Gellers japanischer Aikido-Meister<br />

war Morihiro Saito Sensei, Inhaber<br />

des 9. Dan. Und wenn man<br />

weiß, dass Reinhold Geller auch<br />

in Dubai und Ungarn Aikido-<br />

Kurse gibt, dann erkennt man,<br />

welch hochklassigen Kampfkunst-Trainer<br />

wir hier vor uns haben.<br />

Susanne, seine Frau, darf<br />

man keinesfalls vergessen. Sie war<br />

mit ihrem Reinhold schon zwei<br />

Mal in Japan beim obersten Lehrer<br />

inIwama. Sie hat den 5. Dan<br />

seit Juni 2015 (Meistergrad) und<br />

ist Schatzmeisterin und gute Seele<br />

des Vereines. Sie ist klein aber<br />

oho! Ihr Spitzname: Kampfzwerg<br />

oder Meister Joda.<br />

Und wer einen Dan hat, der darf<br />

sich inder <strong>Lechhauser</strong> Aikido-<br />

Halle auch den schwarzen Ho-<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 25


SPORT<br />

senrock (Hakama) um den Körper<br />

binden. Dazu gehören immerhin<br />

schon 11Mitglieder imAikido-Verein,<br />

der insgesamt 86 Mitglieder<br />

hat.<br />

Die Halle mit den weißen Wänden<br />

und den gepinselten japanischen<br />

Schriftzeichen am Lech<br />

nennt sich Dojo.Ein Übungszentrum<br />

für Takemusu Aiki, wie diese<br />

traditionelle Form des Aikido<br />

genannt wird.<br />

Zum Einsatz kommen dabei<br />

Bokken (Schwert), Jo (Stab) und<br />

Tanto (Messer). Natürlich sind<br />

die gefährlichen Waffen beim<br />

Training aus Holz. Diese Kampfkunst<br />

ist übrigens bestens für<br />

Frauen geeignet, um sich gegen<br />

Angreifer optimal zu verteidigen.<br />

In Zeitlupe<br />

Die Übungen gehen weiter: Mit<br />

hoch erhobenem Stock, Schwert<br />

oder Messer wird angegriffen.<br />

Und es dauert wieder nicht lange,<br />

bis der Angreifer mit dem Rücken<br />

den Boden küsst. Zuerst<br />

wird die Übung fast wie in Zeitlupe<br />

vorgeführt. Durch fleißiges<br />

Trainieren dauert esaber nur einen<br />

Moment bis der Angreifer<br />

samt seiner Waffe ausgeschaltet<br />

ist. Das Auge kann es kaum erfassen,<br />

wenn ein geübter Aikidoka<br />

den Gegner blitzschnell mit Hebel<br />

und Wurf auf die Matte befördert.<br />

Und dort muss er auch<br />

liegen bleiben, denn sein Arm<br />

wird vom Verteidiger auf den Rücken<br />

hochgezogen, damit ersich<br />

nicht mehr bewegt, weil es sonst<br />

höllisch schmerzt.<br />

Inzwischen sind internationale<br />

Lehrgänge mit hochgradierten<br />

Lehren aus ganz Europa im<br />

<strong>Lechhauser</strong> Dojo keine Seltenheit.<br />

Dieses Jahr kann das 20-jährige<br />

Bestehen des Aikido-Vereins<br />

gefeiert werden, der 1995 gegründet<br />

wurde.Lehrer sind dort Reinhold<br />

Geller,Susanne Geller-Dürr,<br />

Jan Loschinski, Alexander Modes<br />

und Kai Schäfer.Als Trainer fungieren:<br />

Silke Walter und Thomas<br />

Wimmer. Weitere Dan-Träger<br />

sind Bernd Schmitt, Melanie<br />

Modes, und Christian Bartsch.<br />

Einen Dan erhält man bei einer<br />

Prüfung. Nach mindestens 6–7<br />

Jahren Training kann man den<br />

1. Meistergrad erreichen!<br />

Aikido<br />

in jedem Alter<br />

„Aikido kann man in jedem Alter<br />

beginnen (Kinder werden im Verein<br />

ab 6. Jahren unterrichtet) und<br />

ein Leben lang ausüben“, meint<br />

Reinhold Geller. „Aikdio basiert<br />

auf natürlichen Bewegungen und<br />

schult die Körperkoordination.“<br />

Auch für das Selbstbewusstein ist<br />

es ein hervorragender Baustein,<br />

wenn die Prinzipien des Aikido<br />

ins tägliche Leben übernommen<br />

werden.<br />

Die Vereinsmitglieder sind stolz<br />

darauf,das schöne Dojo aus eigener<br />

Kraft renoviert und zu einem<br />

angenehmen Ort der Begegnung<br />

für Gleichgesinnte gestaltet zu<br />

haben. Interessierte und neue<br />

Mitglieder sind hier immer willkommen.<br />

Entspannte<br />

Atmosphäre<br />

Die Atmosphäre im<strong>Lechhauser</strong><br />

Dojo ist echt entspannt. Es darf<br />

zwischen dem ernsthaften Training<br />

auf der blauen Matte auch<br />

gescherzt und gelacht werden.<br />

Jeder Besucher wird freundlich<br />

begrüßt. Alle Fragen werden beantwortet.<br />

Man kann zuschauen<br />

und sich informieren. Einfach<br />

mal hingehen. Und dann mitmachen,<br />

wenn’s gefällt. Als weitere<br />

Kampfkünste im Aikido Verein<br />

werden Iaido und Karate geboten.<br />

Sie haben Interesse an Kampfkunst<br />

und Selbstverteidigung?<br />

Trainieren in angenehmer und<br />

sauberer Umgebung? Keine Lust<br />

auf Wettkampf? Turnhallenduft?<br />

Lästiges Mattenauf- und abbauen?<br />

Dann nutzen Sie die Möglichkeit<br />

eines kostenlosen Probetrainings<br />

und schauen Sie einfach<br />

vorbei! Der Einstieg ist jederzeit<br />

möglich.<br />

MASAKATSU AGATSU –der<br />

wahre Sieg ist der Sieg über sich<br />

selbst<br />

Aikido Verein<br />

Augsburg e.V.<br />

Wankstr. 8,86167 Augsburg-Lechhausen<br />

Telefon: 0821/2620900,<br />

www.aikido-augsburg.de<br />

26 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HÄUSERNAMEN<br />

ALT –NEU<br />

Das ehemalige Rathaus<br />

Einstmalig Sitz der hohen Stadträte, heute Sitz der Polizei –eines<br />

der schönsten Häuser in Lechhausen ist der Obrigkeit vorbehalten.<br />

Das ehemalige Rathaus, die heutige Polizei, mit St.Pankratius<br />

im Hintergrund einmal wie es früher war und zum Vergleich<br />

heute.Dazu passt ein Gedicht von einem unbekannten Autor:<br />

Alte Werte–Neue Werte<br />

Auf„Alt“ beharren, das beruhigt Dich?<br />

Aber die Zeit vergeht und bleibt nicht stehn.<br />

Mit frischen Werten wirdesweiter gehn.<br />

Hast Du vorneuen Werten eine Scheu?<br />

Glaubemir –alteWerte waren auch mal neu.<br />

Drum prüfewas Dichdasobindet, passt es noch in diese Zeit?<br />

Streichalles was nur stresst, nicht Wahrheit findet.<br />

Habe Mut, erkenne die Mächtigen und derenDressur.<br />

KläreDichauf und wechsle die Spur.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N),Band 26, Dezember 2015 27


KUNST<br />

VOM TRAUM, ILLUSTRATOR ZU WERDEN<br />

Überdas Abfangender Gedanken<br />

Stephan Rothe hat sich der Illustration und der Graphik verschrieben<br />

und führt ineiner künstlerischen Zeitreise durch Lechhausen.<br />

VonChristine Hornischer<br />

Am Anfang stand der Traum, Illustrator<br />

zu werden. Stephan<br />

Rothe,der am 28. Dezember 1964<br />

in Dortmund das Licht der Welt<br />

erblickte, wusste schon als kleiner<br />

Bub, dass er einmal illustrieren<br />

wollte.Schon mit 13 Jahren hat er<br />

Comicfiguren abgemalt.<br />

Klemmeschüttelt<br />

Zigarette die Hand<br />

Damit war das Grafik Design<br />

Studium an der Märkischen<br />

Kunstakademie (heute Ruhrakademie)<br />

fast schon vorgegeben. „In<br />

der Schule schimpfte mich mein<br />

Lehrer, weil ich so eine Klaue<br />

hätte“, erinnert sich Rothe. Und<br />

weiter: „Ich musste ein ganzes<br />

DIN A1Plakat vollschreiben“.<br />

Das kann dem selbstständigen Illustrator<br />

und Werbegrafiker heute<br />

nicht mehr passieren. In der Zeit,<br />

bis er sich 2001 selbstständig gemacht<br />

hat, hat er in vielen Firmen<br />

wichtige Erfahrungen gesammelt.<br />

„Bei einem großen Unternehmen<br />

für Klemmen sollte ich mal eine<br />

Anzeige entwerfen“, erinnert er<br />

sich. „Die sollte für Zigarettenautomaten<br />

in England erscheinen<br />

und ich wusste, dass die Engländer<br />

Comics mögen“. Also zeichnete<br />

er kurzerhand eine Klemme<br />

als Männchen, die einer Zigarette<br />

die Hand gibt.<br />

Oft seltsames<br />

Gebaren<br />

1996 kam Stephan Rothe mit seiner<br />

Frau in die Lechmetropole.<br />

Diese betrachtet er mittlerweile<br />

als seine zweite Heimat, auch<br />

wenn ihm das Gebaren der Augsburger<br />

manchmal schon noch<br />

recht fremd erscheint. 2001 wollte<br />

sich der Dortmunder eigentlich<br />

mit einer Kollegin selbstständig<br />

machen –sie sprang ab.Und Stephan<br />

Rothe ins kalte Wasser. Die<br />

Selbstständigkeit zog ernämlich<br />

alleine durch.<br />

„Die Kaltakquise war manchmal<br />

schon sehr schwer“, lacht er. Aber<br />

manche Firmen, die er damals „an<br />

Land zog“, sind ihm heute noch<br />

treu. „Qualität setzt sich eben<br />

durch“, weiß der geborene Dortmunder.Priorität<br />

hat bei ihm aber<br />

28 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


KUNST<br />

seine Familie mit den beiden<br />

Söhnen Tim und Luca und<br />

Töchterchen Frieda.<br />

Wege der Kunst<br />

Auch sein erstes Gemälde hat<br />

Rothe einem Kunden zu verdanken:<br />

Joachim Lemmer suchte für<br />

die „Wege der Kunst“ in Göggingen<br />

Ausstellungsobjekte und<br />

fragte Stephan Rothe, obdieser<br />

„nicht eben mal was malen“ könne.Dieser<br />

konnte.Die „Wege der<br />

Kunst“ in Göggingen sind schon<br />

zu einem regionalen „Kunsttipp“<br />

geworden. Die Gögginger Einkaufsmeile<br />

Bürgermeister-Aurnhammer-Straße<br />

präsentiert dabei<br />

schwäbische Künstler mit ihren<br />

neuesten Werken. Die Geschäfte<br />

stellen ihre Räume für eine der<br />

größten Augsburger Vernissagen<br />

zur Verfügung. Vielfach sind die<br />

Künstler auch vor Ort vertreten.<br />

Seit neun Jahren beteiligt sich das<br />

Brillenhaus „Lemmer & Lemmer“<br />

in Göggingen an der riesigen<br />

Kunstausstellung –natürlich<br />

immer mit Stephan Rothe als<br />

Künstler. Dieser zeigte schon seine<br />

Aktzeichnungen, Kalligraphie<br />

und seit zwei Jahren Autos in allen<br />

Variationen. Joachim Lemmer<br />

bestätigt ihm: „Hier bilden Kunst<br />

und Kommerz die perfekte Symbiose“.<br />

Auch wenn die Gäste<br />

nicht alle den Künstler zu schätzen<br />

wissen –eine Frau sagte einmal<br />

„Herr Lemmer, Sie haben<br />

aber schöne Brillen“ –die Tradition<br />

der Wege der Kunst wird es<br />

bestimmt noch lange geben.<br />

Augsburg-<br />

Liebhaber<br />

Für Aussagen wie die Obige hat<br />

der geborene Dortmunder nur ein<br />

Lächeln übrig. „Die Augsburger<br />

Mentalität ist halt für einen<br />

Nordrhein-Westfalen gewöhnungsbedürftig“,<br />

lacht er. Augsburg<br />

aber als Stadt hat es ihm angetan.<br />

„Wie oft bin ich mit meiner<br />

Frau am Sonntag durch die<br />

Stadt gegangen“, sinniert er. „Da<br />

gehe ich auf irgeneiner Hauptstraße<br />

spazieren, biege in eine<br />

kleine Seitenstraße ab – und<br />

schon bin ich ineiner anderen<br />

Ihr re kompetenter Partner<br />

in Sachen Gesundheit!<br />

Unsere Sanitätshäuser haben es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, mit Kompetenz und<br />

Einfühlungsvermögen zu beraten und auf<br />

die Menschen zugeschnittene Lösungen für<br />

die kleinen und großen Probleme zu finden.<br />

Dabei legen wir<br />

großen Wert auf Kundennähe!<br />

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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 29


KUNST<br />

Welt“. Diese andere Welt und<br />

Augsburg mit all seinen Schönheiten<br />

hat er zu Papier gebracht.<br />

Seine so genannten „Augsburg<br />

Motive“ hat er in einem Kalender<br />

verpackt. Dabei geht es ihm aber<br />

nicht nur um aktuelle Ansichten,<br />

auch„alte“ Schönheiten hat er gemalt,<br />

wie das Schlössle inLechhausen<br />

zu glanzvollen Zeiten.<br />

„Wie oft habe ich Flohmärkte<br />

besucht und sie nach alten Postkarten<br />

durchsucht“, erinnert er<br />

sich. „Ich war auch schon vier<br />

Wochen auf dem Weihnachtsmarkt<br />

in Lechhausen, einfach um<br />

die Leute kennen zu lernen und<br />

mit ihnen ins Gespräch zu kommen“.<br />

An einen besonderen Moment<br />

erinnert ersich sehr gerne<br />

zurück: „Da kam einmal ein alter<br />

Mann an meinen Stand, sah das<br />

Bild vom Schlössle,wie es früher<br />

war und hatte Tränen in den Augen“.<br />

Kein Maler,<br />

sondern Illustrator<br />

Wichtig ist Stephan Rothe, dass<br />

er kein Maler ist, sondern Illustrator.„Bei<br />

mir hängt kein Rothe<br />

an der Wand wie eben bei berühmten<br />

Künstlern, beispielsweise<br />

ein Picasso“, erklärt er. Nein, er ist<br />

Illustrator und damit Dienstleister.„Bei<br />

mir hängt dann eben ein<br />

Bild von Opa an der Wand“. So<br />

kann man zu ihm mit einem alten<br />

Familienbild kommen und er<br />

malt es. Eine tolle Geschenkidee<br />

für diejenigen, die alles haben.<br />

Genau wie die Stammbäume, die<br />

Rothe zeichnet.<br />

Jeder ist eingeladen, sich inseiner<br />

Dauerausstellung im Iltisweg 6in<br />

der Firnhaberau einmal umzusehen.<br />

Dabei kommt Rothes Motto<br />

ganz klar zum Ausdruck. Dieses<br />

hat Walter Gropius, der Gründer<br />

des Bauhaus, postuliert: „Eine<br />

Idee ist das rechtzeitige Abfangen<br />

eines ungewöhnlichen Gedankens“.<br />

Stephan Rothe träumt immer<br />

vom perfekten Bild. Ein Bild von<br />

ihm ist mit asiatischer Pinseltechnik<br />

gemalt, es ist ein Akt –für<br />

den „übte“ er zwei Jahre lang die<br />

Aktzeichnung.„Dieses Bild ist für<br />

mich perfekt“, strahlt er.<br />

Geduld und Spucke gehören bestimmt<br />

dazu. Oder wie Stephan<br />

Rothe selbst sagt „Was tut der<br />

Künstler? Er macht Unklares klar,<br />

Unbewusstes bewusst, Unmögliches<br />

möglich, stellt aus dem Cha-<br />

30 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


KUNST<br />

os das Eine heraus – aus dem<br />

Vielfachen das Einfache!“ Damit<br />

zitiert erOskar Schlemmer, Bauhaus.<br />

Perpetuum mobile<br />

Malen ist für den Grafiker wie<br />

ein „Perpetuum mobile“. „Klar ist<br />

ein Bild fertig“, grinst er. Auch<br />

wenn er 20 Skizzen weg geworfen<br />

hat, von denen andere sagen, die<br />

seien doch gut. „Ich will esaber<br />

perfekt“, insistiert er.Und: „Nach<br />

jedem Bild kannst du es nach einiger<br />

Zeit besser machen“.<br />

Manchmal fühlt sich Stephan<br />

Rothe wie „ein Getriebener auf<br />

der Suche nachVollendung“.<br />

Selbst gemachte<br />

Nudeln<br />

Und dann kommt er ins Schwärmen:<br />

„Wenn ich nachmittags mit<br />

meinen Kindern inder Küche sitze<br />

und Teig mache, abends gibt es<br />

selbst gemachte Nudeln –das ist<br />

ein Erlebnis der besonderen Art“.<br />

Übrigens ein Tipp des Hobbykochs:<br />

Gewürze jeder Geschmackrichtung<br />

finden sich im<br />

Gewürzladen am Unteren Lech –<br />

und damit wären wir wieder bei<br />

seinen Stadtansichten. Womit bewiesen<br />

wäre, dass die Kunst des<br />

Zeichnens und die Kunst der guten<br />

Küche oft gar nicht so weit<br />

auseinander liegen ...<br />

„Das Malen verändert dein Sehen“,<br />

sagt er. Und erklärt: „Wenn<br />

bei mir zwei Leute vor einer<br />

Lichtquelle stehen, beobachte ich,<br />

wo die Lichtreflexion imAuge<br />

ist“.<br />

Der Firnhaberauer schaut bewusster,detaillierter<br />

die Dinge an.<br />

„Und das wiederum macht sehr<br />

viel Spaß“, bekräftigt er. Und<br />

wenn man seine Bilder betrachtet,<br />

glaubt man ihm sofort …<br />

Auf der Suche nach Vollendung<br />

ist er auch immer als Schauspieler<br />

bei den Christ-Kgl. Theaterern in<br />

der Hammerschmiede. Oder als<br />

Fußballtrainer bei der C-Jugend<br />

des TSV Firnhaberau. Oder als<br />

Hobbykoch. Sein Element beim<br />

Kochen ist die tägliche Küche.<br />

Die „Jeden Tag Küche von GU<br />

und ein Saucenbuch sind seine<br />

Grundpfeiler. „Meine Kinder essen<br />

schon gar nichts mehr Fertiges“,<br />

gesteht er.<br />

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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 31


NATUR<br />

FOTOSPAZIERGANG AM LECH (8)<br />

Bäume undSträucher erkennen –<br />

auchimWinter<br />

Auch in der kalten Jahreszeit, wenn alles Laub gefallen ist, lassen sich<br />

viele unserer Laubgehölze noch sicher bestimmen. An Stamm, Rinde,<br />

Zweigen und Knospen finden wir oftmals untrügliche Kennzeichen.<br />

Und wenn kein Schnee liegt, lohnt ein Blick auf den Boden:<br />

Herabgefallene Früchte sind bei einigen Arten unverkennbar.<br />

VonReinhard Waldert<br />

Reinhard Waldert ist auf einem<br />

Bergbauernhof in einem kleinen<br />

Gebirgsdorf imBerchtesgadener<br />

Land aufgewachsen. Schon damals<br />

hatte er großes Interesse an<br />

Pflanzen und Tieren, beides faszinierte<br />

ihn. In der Folgezeit eignete<br />

er sich imSelbststudium umfangreiche<br />

Artenkenntnisse an.<br />

„So etwas wird nämlich weder am<br />

Gymnasium noch ander Universität<br />

vermittelt“, erklärt Waldert.<br />

Er besuchte die Universität München<br />

und absolvierte dort sein<br />

Biologiestudium mit den Schwerpunkten<br />

systematische Botanik<br />

und Zoologie. Er war etwa 25<br />

Jahre bei der Stadt Augsburg beschäftigt.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

waren dabei Landschaftsplanung<br />

und Biotopkartierung.<br />

Stellte für die „<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“ einen<br />

Foto-Spaziergang am Lech zusammen: Biologe Reinhard<br />

Waldert.<br />

Foto: Peter F. Fischer<br />

Seit etwa einem Jahr ist Reinhard<br />

Waldert im Ruhestand. Er hat<br />

unzählige naturkundliche Reisen<br />

quer durch Europa gemacht, er<br />

reiste von Lappland bis Südgriechenland.<br />

„Dadurch erhielt ich<br />

umfangreiche Einblicke in die<br />

dortigen Arten und Lebensgemeinschaften.<br />

Ich unternehme<br />

aber sehr oft auch Exkursionen in<br />

Südbayern, besonders am Lech<br />

und an der Isar.“<br />

Das LG-Team hatte erstmals<br />

durch den Beitrag über Mikroorganismen<br />

(Band 15) Kontakt mit<br />

Reinhard Waldert. „Auf Wunsch<br />

von Gerd Winkler stellte ich für<br />

diese Ausgabe Pflanzen- und<br />

Tierbilder zum Thema Lech zusammen.“<br />

Auch im aktuellen<br />

Band hat er nun wieder mitgewirkt.<br />

32 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


NATUR<br />

HASEL<br />

Die Hasel ist unverkennbar: Die<br />

gelblichen Würstchen (= männl.<br />

Blüten) werden bereits im Herbst<br />

angelegt und öffnen sich schon<br />

im zeitigen Frühjahr.<br />

Hasel (männl. Blüten)<br />

Roßkastanie (Früchte)<br />

Roßkastanie (Knospen)<br />

Grauerle<br />

Grauerle (männl. Blüten)<br />

ROSSKASTANIE<br />

Die Roßkastanie hat sehr große Knospen. Allseits bekannt sind auch<br />

die Früchte („Kastanien“). Übrigens kann man auch imWinter Weiße<br />

und Rote Roßkastanie unterscheiden: Die Weißblütige Art hat klebrige<br />

Knospenschuppen.<br />

GRAUERLE<br />

Wie bei der Hasel hat auch die Grauerle würstchenförmige männliche<br />

Blüten. Sie sind aber im Gegensatz zur Hasel rötlich. Die Rinde der<br />

Grauerle ist glatt und grau im Gegensatz zur ähnlichen Schwarzerle<br />

mit dunkelbrauner,rissiger Rinde.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 33


NATUR<br />

Hainbuche (Frucht)<br />

Hainbuche (Stamm)<br />

Linde<br />

HAINBUCHE<br />

Bei der Hainbuche fällt der oft verdrehte Wuchs oder der gefurchte<br />

Stamm auf.Die Früchte sind breit 3-lappig geflügelt<br />

Linde (Stamm)<br />

Linde (Frucht)<br />

LINDE<br />

Besonders die älteren Bäume haben am Stammfuß Verdickungen, aus<br />

denen Stockausschläge sprießen. Die Samen sind geflügelt (mit meist<br />

2–3 Samen pro Flügel). Freistehende Linden haben eine weit ausladende<br />

Krone und wurden deshalb gerne als schattenspendende Dorflinden<br />

gepflanzt.<br />

Birke (Rinde)<br />

BIRKE<br />

Schneeweiß und unübersehbar<br />

leuchten die Birkenstämme im<br />

Wald. Bei älteren Bäumen blättert<br />

die äußere Rindenschicht papierartig<br />

ab.<br />

Rotbuche (Stamm)<br />

Rotbuche (Früchte)<br />

ROTBUCHE<br />

Die Rotbuche hat schmal-spindelige, rotbraune Knospen; Auffallend<br />

ist auch die graue, glatte Rinde, und jedermann kennt die Früchte<br />

(„Bucheckern“).<br />

Rotbuche<br />

(Knospen)<br />

34 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


NATUR<br />

Feldahorn (Früchte)<br />

Bergahorn (Knospen)<br />

Bergahorn (Stamm)<br />

Bergahorn (Frucht)<br />

Spitzahorn (Frucht)<br />

BERGAHORN<br />

Die hellbraune,bei älteren Bäumen abblätternde Rinde machen den Bergahorn unverkennbar.Auffallend<br />

sind auch die großen, grünen Knospen. Die Samenflügel sind zum Samen hin verschmälert.<br />

Beim SPITZAHORN sind –im Gegensatz zum Bergahorn –die Samenflügel breit, und beim FELD-<br />

AHORN sind die Früchte deutlich kleiner.<br />

Zitterpappeln<br />

EICHE<br />

Besonders ältere, freistehende-<br />

Bäume haben die typische, ausladende<br />

Krone. Die Rinde ist auffallend<br />

borkig, und die Früchte<br />

(„Eicheln“) sind jedermann bekannt.<br />

Die Eiche war „Baum des<br />

Jahres 2014“ und kaum ein heimischer<br />

Baum kann ein so hohes<br />

Alter (bis 1000 Jahre) erreichen.<br />

Eiche (Stamm)<br />

Eiche (Frucht)<br />

ZITTERPAPPEL<br />

Ähnlich wie bei der Weide ragen<br />

schon im Winter die späteren<br />

Blütenkätzchen unter den Knospen<br />

hervor. Im Übrigen heben<br />

sich die hellgrauen Stämme deutlich<br />

vom Hintergrund ab. Die<br />

Knospenschuppen der Zitterpappel<br />

sind klebrig.<br />

Zitterpappel Knospen<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 35


LECHHAUSER LENI<br />

DIE LENI MACHT SICH GEDANKEN ZUR WEIHNACHTSBELEUCHTUNG<br />

Leuchtendie <strong>Lechhauser</strong> Herzen?<br />

Die <strong>Lechhauser</strong> Leni macht sich so ihre Gedanken in<br />

punkto Weihnachtsbeleuchtung in Lechhausen. Erst dann<br />

nämlich ist für unsere Leni „richtig“ Weihnachten.<br />

VonPeter Garski<br />

Werden wir an diesem Jahresende<br />

wieder weihnachtlich beleuchtete<br />

Straßen und Plätze inLechhausen<br />

haben? Hoffentlich! Für mich<br />

gehört das Anzünden der Kerzen<br />

auf dem Weihnachtsbaum zu den<br />

schönsten Dingen, die im Dezember<br />

passieren können. Vorallem<br />

als Kind. Es geht ja schon los<br />

mit der ersten Kerze auf dem Adventskranz,<br />

der die Vorfreude mit<br />

einer tanzenden Flamme auf dem<br />

Docht wie ein kleiner Leuchtturm<br />

inder Wohnung signalisiert.<br />

Tröstendes Licht<br />

Woher kommt denn unsere Freude<br />

über das Licht in den dunklen<br />

Wintermonaten? Da ist schon<br />

mal das seelische Wohlbehagen,<br />

das uns befällt, wenn wir im Finsteren<br />

ein Licht erblicken. Und sei<br />

es noch soweit weg. Das gilt das<br />

ganze Leben. „Wenn du denkst,<br />

es geht nicht mehr, kommt irgendwo<br />

ein Lichtlein her“, ist einer<br />

der tröstenden Sprüche, die<br />

wir uns gerne merken oder an die<br />

Wand hängen. Sie bedeuten:<br />

Egal, wie schlecht es dir geht, irgendwo<br />

taucht immer ein Hoffnungsschimmer<br />

auf.<br />

Für uns bedeutet das Licht, das<br />

Warme und Gute,während in der<br />

Kälte und in der Dunkelheit das<br />

Böse lauert, als Dämon, als Geist,<br />

als Satan. Das steckt in uns als<br />

Urglaube tief drin. Ach, wie schön<br />

brauchte das Andersen-Märchen<br />

von dem kleinen Mädchen mit<br />

den Schwefelhölzern ein fantasievolles<br />

Licht in meine kindliche<br />

Seele.Mit nackten Füßen, weil sie<br />

ihre Pantoffeln verloren hatte,als<br />

armes Waisenkind frierend im<br />

Schnee Streichhölzer verkaufend.<br />

Sie hungerte schrecklich. Niemand<br />

gab ihr was, niemand kaufte<br />

ihr was ab.Inihrer Not zündete<br />

das erfrierende Mädchen ihre<br />

Schwefelhölzer an: „Ritsch! Wie<br />

sprühte es, wie brannte es. Es<br />

strahlte eine helle Flamme aus.<br />

Sie sah viele helle Sterne wie wärmende<br />

Weihnachtslichter am<br />

Himmel stehen. Einer von ihnen<br />

fiel herab und zog einen langen<br />

Feuerstreifen über den Himmel.<br />

Das Mädchen träumte dabei von<br />

ihrer lieben Großmutter, mit der<br />

sie beim warmen Kachelofen saß<br />

und ihren herrlichen <strong>Geschichte</strong>n<br />

über wunderliche Dinge im Kerzenlicht<br />

des Weihnachtsfestes<br />

lauschte.<br />

Christliche<br />

Glaubenspioniere<br />

Bevor in unserer Gegend am<br />

Lech die christlichen Missionare<br />

am Ende des Römischen Reiches<br />

die Botschaft von Christus und<br />

seiner Geburt in einer Krippe in<br />

einem orientalischen Stall verbreiteten,<br />

feierten die hiesigen<br />

Vindeliker ihre Götter, die die<br />

Sonne, das Licht und die Wärme<br />

brachten. Die christlichen Glaubenspioniere<br />

konnten die alten<br />

Sonnen- und Lichtersitten, die<br />

sich anden Naturgöttern orientierten,<br />

nicht ausrotten, aber sie<br />

verbanden sie geschickt mit ihren<br />

Glaubensdingen. So kam die<br />

Krippe, über der der hell leuchtende<br />

Stern stand, der die 3Könige<br />

im Morgenland zum frisch geborenen<br />

Jesuskind im Stall führte<br />

unter die abendländische Tanne<br />

mit Lametta und Kugeln geschmückt.<br />

Da muss man wissen: Bis zum<br />

11. Jahrhundert war in unserer<br />

Gegend am Lech das Fest um<br />

den 24. Dezember herum noch<br />

nicht als Weihnachten bekannt.<br />

Man nannte es zu dieser mittelalterlichen<br />

Zeit noch das Lichtfest,<br />

oder auch Christfest.<br />

Die Herzen<br />

leuchten lassen<br />

Es ist schon einige Jahre her, als<br />

man die kleinen Bäume in der<br />

Neuburger Straße, in der Blücherstraße<br />

und in der Klausstraße<br />

von Lechhausen mit winzigen<br />

Lämpchen schmückte, die ein<br />

stimmungsvolles Licht zum winterlichen<br />

Bummel, an den beleuchteten<br />

Schaufenstern und<br />

Fenstern vorbei, die Familien einluden.<br />

Später kamen auch elektrisch<br />

beleuchtete Sterne dazu,<br />

über den Straßen an Seilen über<br />

den Köpfen der <strong>Lechhauser</strong> hingen.<br />

Leider eine teure Angelegen-<br />

36 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


LECHHAUSER LENI<br />

Waswohl die drei Heiligen am jetzigen Polizeigebäude<br />

denken?<br />

heit. Nun sind wohl eher kreative<br />

Ideen gefragt, die weniger kosten,<br />

aber unsere Herzen leuchten lassen.<br />

In meiner Kindheit in Lechhausen<br />

gab es das noch nicht. Wir<br />

Kinder drückten uns damals an<br />

den hell beleuchteten Schaufenstern<br />

der Läden an den kalten<br />

Scheiben die Nasen platt. Sehr<br />

begehrt waren dabei natürlich die<br />

Fenster des ehemaligen Kaufhauses<br />

Happacher am Schlössle,<br />

heutzutage nur ein langweiliger<br />

Klotz mit einer Bank drin, wo<br />

man einst die neuesten und begehrtesten<br />

Spielzeuge und Puppen<br />

bewundern konnte.Hier entstand<br />

wohl mancher Wunsch für<br />

den Wunschzettel zum ersehnten<br />

Geschenk unterm Weihnachtsbaum.<br />

Lichtbringerin<br />

Rund ums Licht haben sich viele<br />

Bräuche gehalten, die im frostigen<br />

Dezember die Stimmung zum<br />

Weihnachtsfest vergrößern helfen.<br />

Da ist die Lichtbringerin, die<br />

heilige Lucia, die in der Nacht am<br />

13. Dezember, nach dem gregorianischen<br />

Kalender die längste<br />

Nacht des Jahres, viel Licht ins<br />

Dunkel bringen soll. Da sind die<br />

Lichtbringer-Kinder, die in<br />

Österreich mit brennenden Kerzen<br />

von Haus zu Haus gehen und<br />

alte Lieder singen. Der Lichterbogen<br />

mit Kerzen imFenster, die<br />

Lichterhäuser aus dem Erzgebirge.<br />

Inder Schweiz tragen Nikoläuse<br />

als Lichterkläuse Fackeln<br />

durch die Gassen. Wir hören und<br />

lesen von Lichterkronen, Lichtermesse,<br />

Lichterzug, Lichtweih,<br />

Lichtzepter und sogar ein Lichterschwimmen<br />

ist bekannt. In<br />

manchen Städten werden dabei<br />

von Kindern Kerzenschiffchen<br />

auf den Wellen der Bäche oder<br />

Flüsse in die als leuchtende Boten<br />

der Freude indie Ferne schwimmen<br />

gelassen. Wäre auch keine<br />

schlechte Idee für unseren Flößerpark,<br />

der am Ufers unseres<br />

Lechs entstehen soll.<br />

©deedl /123rf.de<br />

Die leuchtende<br />

Hoffnung<br />

Ich wünsche mir zum Ende dieses<br />

Jahres ein helles, ein lichtervolles,<br />

ein warmes, romantisches,<br />

harmonisches, freudenvolles<br />

Lechhausen. Die leuchtende<br />

Hoffnung gibt uns allen viel Kraft<br />

zum Durchhalten und zum Zusammenhalten.Was<br />

gibt es Schöneres,<br />

als sich mit Menschen zu<br />

unterhalten in deren Augen sich<br />

der helle Lichterglanz spiegelt?<br />

Ich bin mir ganz, ganz sicher: das<br />

wünschen wir uns in Lechhausen<br />

doch alle.<br />

P.S.: Ich bin mir sicher, auch die<br />

Flößer feierten einst schöne Advents-<br />

und Weihnachtsfeste, um<br />

ihr Herz zu erwärmen. Auch<br />

wenn sie harte Burschen waren,<br />

saßen sie am Lagerfeuer oder in<br />

ihrer Wirtschaft bei der Floßlände<br />

und bekamen auch feuchte<br />

Augen, wenn die Wirtin den<br />

Weihnachtsbaum in der Ecke<br />

zum Leuchten brachte und der<br />

Wirt eine Runde Freibier verkündete.<br />

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LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 37


AUFGEFALLEN<br />

HARFENKLÄNGE UND PERCUSSION FÜR LECHHAUSENS WEIHNACHTSBELEUCHTUNG<br />

Ein Stern, derdeinenNamen trägt<br />

Das Musikduo HarfenSchlag –Leni Hinterbrandner und Richard<br />

Möllers –spielen für die Weihnachtsbeleuchtung Lechhausens.<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Hintergrund für die musikalische<br />

Benefizveranstaltung des sympathischen<br />

Musikduos ist die Aktion<br />

„Lechhausen leuchtet“.<br />

Die federführende Aktionsgemeinschaft<br />

Lechhausen will einen<br />

Betrag von 20000 Euro anSpenden<br />

einsammeln, dieser wird dann<br />

aus einem Förderprogramm um<br />

denselben Betrag aufgestockt. Mit<br />

dann 40000 Euro kann eine moderne<br />

und stimmungsvolle Weihnachtsbeleuchtung<br />

für die Neuburger<br />

Straße angeschafft werden.<br />

Für 500 Euro kann man „einen<br />

Stern“ erstehen –sosoll die<br />

Prachtstraße wieder glänzen.<br />

„Wir sind jetzt auf die Spenden<br />

von unseren <strong>Lechhauser</strong>n angewiesen.<br />

Ich finde es wichtig, ein<br />

Stück Tradition zuerhalten“, so<br />

Ruth Hintersberger, Ortsvorsitzende<br />

der Jungen Union Lechhausen.<br />

„Eine tolle Sache“, sagt<br />

auch Thomas Kronthaler von der<br />

Aktionsgemeinschaft. Und Stadtrat<br />

Horst Hinterbrandner, Lenis<br />

Papa, bläst natürlich indasselbe<br />

Horn. „Er hat uns versprochen,<br />

dass er auf die 500 Euro aufstockt,<br />

falls wir die nicht erreichen“,<br />

verrät die junge Musikerin,<br />

Fotografenmeisterin<br />

Sandra Behrbohm<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

38 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

die in Heidelberg Germanistik<br />

studiert.<br />

AusSpaß wurde<br />

Ernst ...<br />

Und so kam die <strong>Geschichte</strong> ins<br />

Rollen ... Leni Hinterbrandner<br />

und Richard Möllers sind seit<br />

dem gemeinsamen Besuch des<br />

Musik-Leistungskurses am<br />

St. Anna Gymnasium ein Paar.<br />

„Vor einiger Zeit ist ein Konzert<br />

angestanden“, erzählt die 19-jährige<br />

Lechauserin. „Richard sagte<br />

aus Spaß ,Lass uns zusammen<br />

spielen’“. Genau das taten die Beiden.<br />

Nur: Leni spielt und liebt<br />

Klassik, der ebenfalls 19-jährige<br />

Richard liebt Percussioninstrumente<br />

wie das Vibraphon oder<br />

die Handpan. Aus dem spaßigen<br />

Vorschlag wurde Ernst. Leni und<br />

Richard wurden ein Paar –nicht<br />

nur privat. Auch musikalisch<br />

passten sich die beiden soentgegen<br />

gesetzten Musikrichtungen<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 39


AUFGEFALLEN<br />

so gut an, dass die zwei Musikbegeisterten<br />

vor einem Jahr das Duo<br />

„HarfenSchlag“ gründeten.<br />

Klassik meets<br />

Percussion<br />

Leni Hinterbrandner,die Klassik-<br />

Liebhaberin und passionierter<br />

Goethe-Fan, spielt seit mehr als<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

zwölf Jahren Harfe.Ihre musikalische<br />

Brandbreite reicht von der<br />

traditionellen Volksmusik über<br />

die virtuose Konzertliteratur der<br />

Klassik bis zu zeitgenössischen<br />

modernen Werken.<br />

Leni hat zu jedem Anlass die passende<br />

Harfe zur Verfügung, begleitet<br />

gerne Solisten und besitzt<br />

langjährige Orchestererfahrung in<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

verschiedenen Ensembles. Richard<br />

Möllers verfügt durch seine<br />

langjährige Erfahrung mit verschiedenen<br />

Schlagwerkinstrumenten<br />

sowohl über detaillierte<br />

Kenntnisse im rhythmischen, als<br />

auch imharmonischen Bereich.<br />

Beide Elemente lassen sich mit<br />

der neuartigen Handpan besonders<br />

gut vereinen. Dabei legt Richard<br />

besonders Wert auf das<br />

spontane Wechseln zwischen Percussioninstrumenten,<br />

dem Vibraphon<br />

oder der Handpan.<br />

Gemeinsamsind<br />

sie stark<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Und die beiden Musikrichtungen<br />

zusammen ergeben ein wahres<br />

Klangfeuerwerk. Leni erzählt,<br />

dass sie imsüßen Alter von fünf<br />

Jahren bereits wusste, dass sie<br />

Harfe spielen will. „Wir waren in<br />

einem Märchenzelt auf dem<br />

Christkindlmarkt“, erinnert sie<br />

sich. „Da habe ich zum ersten mal<br />

eine Harfe gesehen. Und ich<br />

wusste: Das will ich lernen.“ Natürlich<br />

waren die Eltern erst mal<br />

skeptisch –sie „durfte“ erst mal<br />

Flöte spielen lernen. Und mit sieben<br />

Jahren ging ihr Harfen-<br />

Wunsch inErfüllung. Leni war<br />

glücklich. Bis heute.<br />

Bei Richard war es nicht viel anders.<br />

Zwar hat er als Bub erst<br />

Klavier gespielt, war aber immer<br />

schon rhythmisch orientiert. Seine<br />

Mutter fragte irgendwann seine<br />

Klavierlehrerin, ob die denn<br />

meine, ein Schlagzeug wäre das<br />

Richtige für den Jungen. Die<br />

meinte –und der Schlagzeuger<br />

Richard war geboren.<br />

„Mit Null Euro“<br />

Nach dem Abitur begaben sich<br />

die beiden jungen Leute auf eine<br />

einmonatige Reise quer durch<br />

Deutschland. „Mit Null Euro“,<br />

lacht Leni. Alles, was das Paar<br />

brauchte, verdiente es sich durch<br />

Straßenmusik. „Und es blieb sogar<br />

noch etwas für unsere erste<br />

CD übrig“, erzählt das hübsche<br />

40 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Natürlichkeit, Persönlichkeit und<br />

der Charakter des Models sich in<br />

meinen Bildern widerspiegelt“,<br />

gibt Sandra Behrbohm einen<br />

kleinen Einblick inihren Traumberuf.<br />

Mit der Musik<br />

„durchkommen“<br />

Auch wenn Leni jetzt inHeidelberg<br />

Musikwissenschaft (was<br />

sonst) und Germanistik studiert,<br />

ihre Wurzeln vergisst sie nie. So<br />

spielt sie zweimal im Jahr im<br />

Trachtenverein beim Heimatabend<br />

Harfe. Richard dagegen<br />

zieht es mehr zur Straßenmusik.<br />

Ein Jahr möchte der Bergheimer<br />

nach seinem Abitur pausieren<br />

und davon ein halbes Jahr nach<br />

Australien gehen. Er will sehen,<br />

ob er nur mit seiner Musik<br />

„durchkommt“. Danach hat er<br />

vor, an der Universität Mannheim<br />

Unternehmensjurist zu studieren.<br />

Mädchen mit den braunen Augen.<br />

Kein Wunder, dass das Konzert<br />

der Beiden für die <strong>Lechhauser</strong><br />

Weihnachtbeleuchtung ein voller<br />

Erfolg war –und auch die Fotografenmeisterin<br />

Sandra Behrbohm<br />

auf das musikalische Paar<br />

aufmerksam machte. Die Foto-<br />

Session mit Leni und Richard<br />

machte nicht nur viel Spaß, sie<br />

hatte auch wunderschöne Bilder<br />

zum Ergebnis, wovon man sich<br />

auch auf der CD der Beiden<br />

überzeugen kann.<br />

Natürlichkeit und<br />

Wandlungsfähigkeit<br />

„Das Shooting hat uns richtig<br />

Spaß gemacht“, freuen sich Leni<br />

Hinterbrandner und Richard<br />

Möllers. Sie hatten sich extra drei<br />

Outfits von sportlich über elegant<br />

bis hippiemäßig ausgesucht. Auch<br />

Sandra Behrbohm freute sich<br />

über die Natürlichkeit und<br />

Wandlungsfähigkeit der Beiden.<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Das Wetter und die Spontanität<br />

Aller ließ ein Outdoorshooting<br />

zu. Die Außenaufnahmen zeigen<br />

die schönen Plätze und die Natur<br />

am Lech.„Man könnte echt nicht<br />

meinen, dass die Strandaufnahmen<br />

und die Wasseraufnahmen in<br />

Lechhausen fotografiert worden<br />

sind“, lachten Leni und Fotografenmeisterin<br />

Sandra Behrbohm<br />

unisono.<br />

„Sehr gerne fotografiere ich<br />

Schwarz/Weiß Portraits, aber<br />

auch Künstlerportraits und Aufnahmen<br />

von Musikern fotografiere<br />

ich super gerne, denn bei diesem<br />

Spezialgebiet ist es spannend,<br />

die Individualität der<br />

Künstler herauszuarbeiten. Fotografin<br />

ist nicht nur mein Beruf,<br />

sondern auch Berufung.<br />

Meine Devise ist es, mit Liebe<br />

und Leidenschaft zufotografieren<br />

und mich auf die Kunden und<br />

Anforderungen einzulassen. Es ist<br />

spannend mit Menschen zu arbeiten<br />

und sie ins rechte Licht zu<br />

setzen. Mir ist wichtig, dass die<br />

Die CSU Lechhausen<br />

wünschen allen Lesern<br />

viel Freude<br />

mit dem neuen Band der<br />

„<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“,<br />

dem Magazin über unsere<br />

Heimat Lechhausen.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 41


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Der gemeinsame Traum heißt natürlich:<br />

Mit Musik Geld verdienen.<br />

Leni liebt es, schöne Texte zu<br />

suchen und diese mit Musik zu<br />

unterlegen. Am liebsten natürlich<br />

Goethe. Den Drang zur Musik<br />

hat unser Dichterfürst in wunderschönen<br />

Worten ausgedrückt:<br />

„Wer die Musik nicht liebt,<br />

ist kein Mensch.<br />

Werdie Musik liebt,<br />

ist ein Mensch.<br />

Werdie Musik ausführt,<br />

ist ein ganzerMensch.“<br />

Nach diesem Gedicht sind Leni<br />

und Richard also „ganze Menschen“.<br />

„Und das haben wir“, so<br />

Leni Hinterbrandner und Richard<br />

Möllers, „unseren Eltern<br />

Horst und Petra Hinterbrandner<br />

und Thomas und Friederike Möllers<br />

zu verdanken“.<br />

Die beiden jungen Musiker sind<br />

sich sehr bewusst, dass nicht jedem<br />

Kind solche Unterstützung<br />

widerfährt. Und sie werden diesen<br />

wertvollen Schatz auch inZukunft<br />

sicher hüten ...<br />

Musik als heilsamesMedium<br />

Musik und Klang können sogar im Alltag als heilsames Medium,<br />

zur Krankheitsprophylaxe und zur Selbsterfahrung eingesetzt<br />

werden. Klangreisen können dabei helfen, mittels Eigenerfahrung<br />

die Wirkungsweisen zu verstehen.<br />

Durch den gezielten Einsatz von archetypischen Klangbildern<br />

(wie z.B.einzelne Frequenzen, Intervalle,Tonskalen, Rhythmen<br />

und Mantren etc.) können viele psychische und körperliche Probleme<br />

gelindert werden.<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Entspannungstechniken, Körperübungen, Atem- und Stimmarbeit<br />

sind dabei ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit.<br />

42 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


IMPOTENZ IST AUGSBURGSÄLTESTE UND BEKANNTESTE PUNKROCKBAND<br />

Die altenPunkrocksäcke<br />

greifen wieder an<br />

HOBBY<br />

Impotenz ist die einzige Augsburger Band, über die es ein Buch gibt:<br />

„Impotenz kommt“ erschien 1984.<br />

Leben mit<br />

IMPOTENZ<br />

Perverser<br />

Irrenhaus-Punkrock<br />

live im Madhouse!<br />

Madhouse, Bülowstr. 1<br />

Arschburg, Pechhausen<br />

VonChristine Hornischer<br />

Die Texte dieser umstrittenen<br />

Band, die vor nichts zurückschreckt,<br />

sind deutsch und zeichnen<br />

sich durch Deftigkeit aus:<br />

„Geile Sau“ und „Nutten an die<br />

Macht“ schockierten um 1980,<br />

aber das ist von der Band so gewollt.<br />

Auf den zweiten Blick sind<br />

die Songtexte aber durchaus gesellschaftskritisch.<br />

Tieferer Sinn<br />

„Wir schockieren meistens mit<br />

einem tieferen Sinn“, grinst Texter<br />

Arno Loeb frech drein. Impotenz<br />

ist die älteste Punkrockcombo<br />

Augsburgs. Ihr Motto lautet<br />

seit einiger Zeit: „Vorsicht, die alten<br />

Punkrocksäcke greifen wieder<br />

an!“<br />

Im Madhouse in Lechhausen<br />

rockten die alten Punkrocker die<br />

Bühne. Die Kneipe war berstend<br />

voll, das Alter der Besucherinnen<br />

und Besucher orientierte sich an<br />

den „alten Punkern“ auf der Bühne.<br />

Wolfi vom Madhouse hatte<br />

seinen Spaß: „Genau wie vor 30<br />

Jahren“. Musik der guten, alten<br />

Zeit ...<br />

StarkerPunk-<br />

Einfluss<br />

Ein Kritiker schrieb mal: „Die<br />

Musik der Band Impotenz zeigt<br />

einen starken Punk-Einfluss, sie<br />

ist schlicht, oft monoton, abgehackt,<br />

die Refrains oft stoßartig.<br />

Die Gitarren dominieren, werden<br />

von einem harten Schlagzeug und<br />

dem Bass getragen und getrieben.<br />

Dazu kommt ein frecher und rotziger<br />

Gesang.Krach,Krawall und<br />

Chaos scheinen diese wilden<br />

Jungs zu lieben.“<br />

Musikjournalist Enno Wander<br />

analysierte die berühmt-berüchtigte<br />

Truppe folgendermaßen:<br />

„Der Impotenz-Sound hat den<br />

vulgären Reiz eines Pressluftham-<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 43


HOBBY<br />

mers“. Andere Presseorgane sprechen<br />

von „Straßenköter-Rockern<br />

ohne jegliche Beißhemmung.“<br />

Einzigartig ...<br />

Die Auftritte und die Show der<br />

Band sind in Augsburg und Umgebung<br />

einzigartig.Sogab es früher<br />

öfters bei ihren Auftritten<br />

Freibier aus Urin-Flaschen oder<br />

der Gitarrist spielte mit einem<br />

wimmernden Vibrator,der Bassist<br />

legte sich eine Halskette mit gebrauchten<br />

Tampons um, der<br />

Schlagzeuger benutzte überlange<br />

Dildos zum Trommeln und und<br />

und ...<br />

Kein Wunder, dass man sie bald<br />

als „Porno-Punker“ bezeichnete.<br />

Damit wollte Impotenz auf die<br />

sexuell verklemmte Gesellschaft<br />

hinweisen, die sich lieber über Sex<br />

auf der Bühne als über sexuellen<br />

Missbrauch inden Heimen aufregte.<br />

Bei einem anderen Auftritt wurde<br />

anlässlich des Lieds „Nutten an<br />

die Macht“, das sich gegen Politiker<br />

und Waffenhändler richtet,<br />

eine Nacht mit einer Prostituierten<br />

verlost, die auf der Bühne mit<br />

Domina-Maske,Ketten und Peitsche<br />

vorgestellt wurde. Hintergrund:<br />

Die Gruppe Impotenz<br />

hatte 1980 ihren Bandraum in der<br />

Hasengasse, wo sich Augsburger<br />

Prostituierte feilbieten; durch den<br />

guten Kontakt zu den Damen des<br />

Gewerbes bekam die Band diesen<br />

Preis von einer Prostituierten gespendet.<br />

Als Gegenleistung spielte<br />

Impotenz von der Zeit an immer<br />

auf dem Faschingsball der<br />

Damen („Dosenmontagsball“)<br />

gratis.<br />

„Kunststudenten-<br />

Combo“<br />

Ins Licht der Öffentlichkeit trat<br />

die „Kunststudenten-Combo“,<br />

wie die Bürgerschrecks von Augsburger<br />

Medien genannt wurde,im<br />

Jahr 1980 zum ersten Mal bei einem<br />

überaus lauten und unvergesslichen<br />

Abschiedskonzert verschiedener<br />

Augsburger Punk-<br />

Bands wie „Ameisensäure“ und<br />

„Stalinorgel“ im Jugendzentrum<br />

44 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HOBBY<br />

„You Z“ Königsbrunn. Bierflaschen<br />

flogen, Gitarren wurden<br />

zerschmettert,Trommeln wurden<br />

angezündet, die Bühne wurde bei<br />

der Impotenz-Zugabe mit Sägen<br />

und Beilen zerlegt.<br />

Auf den Namen Impotenz kamen<br />

die Musiker bei der Bandgründung,<br />

weil man sich „nicht unter<br />

Leistungsdruck setzen“ wollte<br />

und weibliche Fans ohne Angst in<br />

die Umkleidekabine kommen<br />

sollten. Warnatürlich nur ein verlogener<br />

Trick. Slogans der Band,<br />

die man dazu erfand, waren damals:<br />

„Jeder kennt’s: Impotenz“<br />

oder:„Wenn wir kommen, weinen<br />

die Frauen!“<br />

Dramatische<br />

Schicksalsschläge<br />

Die von Impotenz in den 1980ern<br />

meist bespielten Augsburger<br />

Clubs waren das legendäre „Subway“<br />

und das „Metro“ in der<br />

Gögginger Straße, neben der<br />

Kongresshalle. Hier, als der Club<br />

noch „Femina“ hieß, hatte einst<br />

Roy Black seine Rock’n-Roll-<br />

Karriere mit den Cannons gestartet.<br />

Es gab bei Impotenz-Musikern<br />

amAnfang durch dramatische<br />

Schicksalsschläge ab und zu<br />

Umbesetzungen. Bassist Robbi<br />

M. bekam einen Blinddarmdurchbruch<br />

beim Proben und<br />

Drummer Eugen E. wurde bei<br />

der Fahrt zum Bandauftritt in<br />

seinem Jeep von einem Holztransporter<br />

tödlich zerquetscht.<br />

Ersetzt wurde er durch den unerschütterlichen<br />

Metallbauer<br />

Robbsy F.,der vorher in diversen<br />

Punkbands getrommelt hatte.<br />

Die erste und einzige Single von<br />

Impotenz, „Monika &Otto“ mit<br />

der instrumentalen Rückseite<br />

„Fröhliches Russland“, brachte die<br />

Combo 1984 ins Fernsehen. Auch<br />

das Teenie-Magazin „Bravo“ präsentierte<br />

im Rahmen der Neuen<br />

deutschen Welle (NdW) diese<br />

Impotenz-Single wohlwollend<br />

seinen damals noch über 1,5 Millionen<br />

jungen Lesern. Mit dieser<br />

Single kam auch die Einladung<br />

ins Talentstudio des Fernsehens<br />

des SWF in Baden Baden. Nach<br />

einer orgiastischen Party imHotel<br />

am Tagvor der Aufzeichnung,<br />

mit der attraktiven Hotelmanagerin,<br />

fand die schwer verkaterten<br />

Musiker am nächsten Tag nicht<br />

den Schlüssel um das Hotel zu<br />

verlassen. Die Hotelmanagerin<br />

war verschwunden und alles abgesperrt.<br />

Die Impotenz-Jungs mussten<br />

durchs offene Klofenster rausklettern<br />

um rechtzeitig im TV-<br />

Studio erscheinen und vor den<br />

Kameras spielen zu können.<br />

Ersterverfilmter<br />

Live-Auftrit<br />

Mit dem Song „Monika &Otto“<br />

hat die Punkrockcombo Impotenz<br />

ihren ersten verfilmten Live-<br />

Auftritt – beim Augsburger<br />

Bandfestival „2000 Töne“ –organisiert<br />

von Impotenz, bei dem Internet-Portal<br />

„Youtube“ eingestellt.<br />

Weitere Songs folgten.<br />

Manche Impotenz-Soundmovies<br />

werden von tausenden und mehr<br />

Internetsurfern angeschaut.<br />

1985 nahm Impotenz die erste<br />

und einzige Langspielplatte (LP)<br />

mit dem Titel „Brave Mädchen<br />

wollen böse Buben“ mit Günter<br />

„Bonzo“ Keil als Produzent in Illertissen<br />

auf. Der Titel stammt<br />

von einer Textzeile aus dem Lied<br />

„Zungenkuss“. Vorher hatten sie<br />

schon drei Kassetten mit insgesamt<br />

rund 30 Liedern bei ihm in<br />

seinem Wesslinger Studio aufgenommen.<br />

Wie immer selbst getextet<br />

und selbst komponiert. Impotenz<br />

coverte und covert nie<br />

Songs. „Brave Mädchen wollen<br />

böse Buben“ erschien bei dem<br />

Augsburger Plattenlabel AuBu-<br />

Mu.<br />

„Kokser-Cola“<br />

Im gleichen Jahr bekam die Band<br />

von einer Getränke-Firma eine<br />

Abmahnung wegen ihres provozierenden<br />

Songs „Kokser-Cola“.<br />

Es ging dabei um Überfluss, Konsumrausch,<br />

Macht, Drogen und<br />

Abhängigkeit.<br />

Auch der Bayerische Rundfunk<br />

boykottierte die berühmt-berüchtigte<br />

Combo Impotenz, angeblich<br />

wegen „pornografischen Texten.“<br />

Impotenz vermutet aber: „Wir<br />

Der Familiensalon<br />

im Norden Augsburgs<br />

Schillstr. 189 •86169 Augsburg-Firnhaberau<br />

Tel.: 08 21/5 69 93 60 Fax: 5699380<br />

Wir sind für Sie da:<br />

Die. –Fr. 8:00 –18:00 Uhr •Sa.7:30–14:00 Uhr<br />

Auf Ihren Besuch freut sich Ihr<br />

Friseurmeister Rainer Lechner<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 45


HOBBY<br />

Pressemitteilung: „Wir sind nun<br />

die Augsburger Combo mit den<br />

meisten unehelichen Kindern. Insofern<br />

stimmt unser Band-Name<br />

leider überhaupt nicht mehr. Wir<br />

müssen mal pausieren und überlegen<br />

was zu tun ist.“<br />

Neue<br />

Impotenz-Combo<br />

waren den braven Münchner Radioheinis<br />

wohl zu anarchistisch<br />

drauf!“<br />

1986 wollte Impotenz mit dem<br />

Augsburger Schlagerstar Roy<br />

Black die Single „Du bist die<br />

Einzige“ aufnehmen, was aber<br />

wegen einer Herzkrankheit des<br />

Schlager-Sängers nichts wurde.<br />

„Schade, es sollte das erste wahre<br />

Liebeslied von Kitschsänger Roy<br />

aus Göggingen werden“, meinte<br />

Impotenz-Loeb dazu.<br />

Kreative Impotenz-<br />

Mitglieder<br />

Auch einige andere Impotenz-<br />

Mitglieder waren kreativ.Gitarrist<br />

Bernhard Leitenmaier gründete<br />

mit Loeb nicht nur das Monatsmagazin<br />

„Augsburger Szene“, das<br />

heute noch existiert, sondern<br />

brachte auch Zeitschriften wie<br />

„NaTz“ und „Der Spion“ heraus.<br />

Gitarrist Erwin Jänsch, der vorher<br />

schon inanderen Bands wie „Gomorra“<br />

spielte,schrieb ein viel beachtetes<br />

„Vampir-Lexikon“, das<br />

ein Bestseller wurde. Ihn verschlug<br />

es in den 1990ern als<br />

Schnapsbrenner in den Schwarzwald.<br />

1988 legte Impotenz eine Baby-<br />

Pause ein. Zu viel Nachwuchs,<br />

ausgerechnet bei dieser Combo.<br />

Das war nicht gut fürs Böse-Buben-Image.<br />

Dazu die Stellungnahme<br />

von Impotenz in einer<br />

Weiter machten die Impotenz-<br />

Jungs dann im Jahr 2002. Sie traten<br />

beim Punk-Festival zu Silvester<br />

im Augsburger Club „Kerosin“<br />

(früher „Big Apple2) wieder auf.<br />

Von den ehemaligen Impotenz-<br />

Mitgliedern sind bei der neuen<br />

Impotenz-Combo nur noch Arno<br />

Loeb und Matthias Ubert dabei.<br />

Neu dazugekommen sind Yogi d.<br />

Gr. (Schlagzeug, Deutschlands<br />

größter Drummer mit 2,08 Metern<br />

Körpergröße) und Gitarrist<br />

Christian Spitzer, ein Software-<br />

Experte der Sonderklasse,der den<br />

neuen Musikstil der Band prägt.<br />

Mit der neuen Besetzung erarbeitete<br />

sich die Band auch den Titel<br />

„Deutschlands gefragteste Anti-<br />

Kriegs-Combo“. Vor allem das<br />

Lied „Afghanistan – tödliche<br />

Grüße vom Taliban“ mauserte<br />

sich zueiner Art Anti-Kriegknül-<br />

46 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HOBBY<br />

musst du durch“, in der neuen<br />

Besetzung, präsentierte die Band<br />

Impotenz mit der jungen Augsburger<br />

Bluespunkband „Musikgruppe<br />

Herrenabfall“ bei einem<br />

Doppelkonzert.<br />

Das Cover dazu wurde von Mia<br />

Loeb, der Tochter des Texters der<br />

Impotenz-Kracher, mit neugierigen<br />

Lurchen in Hamburg gestaltet.<br />

ler. Im Augsburger Zorn-Studiokbunker<br />

des Gitarristen Michael<br />

Rau wurden die Songs für<br />

das Album „Jawoll falsch“ aufgenommen.<br />

Später stieg Michael<br />

Rau sogar als Gitarrist bei Impotenz<br />

ein. Produziert wurden die<br />

Songs auf „Jawoll falsch“ vom bekannten<br />

Berliner Musikmann<br />

Martin Bleich.<br />

Crowdfunding<br />

im Internet<br />

Im Frühjahr 2010 schied der Gitarrist<br />

Michi Rau wegen Ortund<br />

Jobwechsel aus, wodurch Impotenz<br />

wieder zu einem Quartett<br />

wurde. Das dritte Album „Da<br />

Die CD-Produktion zu „Da<br />

musst du durch“ finanzierte Impotenz<br />

als erste Augsburger Band<br />

per Crowdfunding im Internet.<br />

Aufgenommen wurden die neuen<br />

Impotenz-Kracher in den Horgauer<br />

Whoopee-Studios des bekannten<br />

Musikers und Musikproduzenten<br />

Harry Kulzer (United<br />

Balls, Tea for Two) in Horgau.<br />

Der nächste Auftritt von<br />

Impotenz in Augsburg:<br />

Late-Night-Konzert<br />

im Bob’s Oberhausen<br />

Freitag,18.12.2015<br />

23:00 Uhr<br />

Eintritt frei<br />

–ANZEIGE–<br />

So sitzen Ihre „Dritten“ wieder fest wie eigene Zähne<br />

In nur 2Stunden zu einem neuen Lebensgefühl.<br />

Viele Zahnprothesenträger können das<br />

Leben leider nicht mehr unbeschwert<br />

genießen. Wer kennt als Prothesenträger<br />

nicht das Gefühl der Unsicherheit<br />

durch locker sitzenden Zahnersatz.<br />

Beim Sprechen oder Lachen kann es<br />

vorkommen, dass sich die Prothese<br />

löst und einem praktisch „ins Wort<br />

fällt“. Bei einem Restaurantbesuch beispielsweise<br />

wirdnicht mehr das Gericht<br />

bestellt, das einem schmeckt, sondern<br />

etwas, das leicht zu zerkauen ist. Dabei<br />

können trotzdem Speisereste unter<br />

die Prothese gelangen und drücken,<br />

was letztendlich dazu führt, dass man<br />

das Essen unterbrechen muss, um die<br />

Prothese zu reinigen. Manche Personen<br />

behelfen sich mit Haftcreme, um<br />

den oben genannten Problemen entgegenzuwirken.<br />

Diese Haftcremes wirken<br />

teilweise nicht lange genug bzw. beeinträchtigen<br />

stark die Geschmacksempfindung.<br />

Zudem wirddas Entfernen des<br />

Klebers als umständlich und unappetitlich<br />

empfunden. Genussvolles Essen<br />

und herzhaftes Lachen sind einfach<br />

nicht mehr möglich.<br />

Die Implantat-Technologie der Zahnheilkunde<br />

hat in den letzten Jahren riesige<br />

Entwicklungssprünge gemacht.<br />

Immer exklusivere Materialien, bessere<br />

Systeme und kleinste Implantate haben<br />

hunderttausenden Menschen ihr Lächeln<br />

und Selbstvertrauen zurückgegeben.<br />

Mini-Implantate sind ein weiterer<br />

Meilenstein in der Entwicklung der dentalen<br />

Implantologie und eignen sich sogar<br />

für Patienten, die einen konventionellen<br />

Implantat-Eingriff nicht vertragen<br />

oder deren Kieferknochen für eine große<br />

Implantation weniger geeignet ist.<br />

Stellen Sie sich vor: Sie besuchen morgens<br />

Ihren Zahnarzt. Im Falle einer Unterkieferprothese<br />

ist es möglich, Sie<br />

in nur zwei Stunden (nach vorherigem<br />

Untersuchungstermin) mit Mini-Implantaten<br />

zu versorgen und bereits zum<br />

Mittagessen genießen Sie schon wieder<br />

Ihre Lieblingsspeisen. Ein schönes<br />

Gefühl: Sie lachen und unterhalten<br />

sich mit der Sicherheit, als hätten<br />

Sie eigene Zähne. Auch beim Sport am<br />

gleichen Abend spüren Sie, Ihr Zahnersatz<br />

ist endlich solide fixiert. Dies ist<br />

nur möglich, nachdem Mini-Implantate<br />

minimalinvasiv gesetzt werden, d.h.<br />

ein operativer Eingriff wie bei den konventionellen<br />

Implantaten wird auf ein<br />

absolutes Minimum reduziert. Nach<br />

dem Einsetzen der Mini-Implantate<br />

treten post-operativ kaum Schwellungen,<br />

Infektionen oder Blutungen auf.<br />

Viele Patienten benötigen nicht einmal<br />

schmerzlindernde Medikamente nach<br />

der Behandlung.<br />

Ist die vorhandene Prothese von guter<br />

Qualität, wird diese umgearbeitet und<br />

direkt mit den neuen Mini-Implantaten<br />

verwendet.<br />

Patientenberichten zufolge bieten Mini-Implantate<br />

im Vergleich zu herkömmlichen<br />

Implantaten bei der Prothesenstabilisierung<br />

annähernd gleichen<br />

Erfolg. Die um 50 –70% niedrigeren<br />

Kosten ergeben sich durch den geringen<br />

chirurgischen Aufwand und den<br />

einfachen Aufbau der Mini-Implantate.<br />

Eine Prothesenverankerung durch Mini-Implantate<br />

ist bis ins hohe Alter<br />

möglich und „lohnt sich“ immer. Richtiges<br />

Kauen dient Ihrer Verdauung und<br />

somit Ihrer Gesundheit. Auch das kann<br />

zu einer höheren Lebenserwartung<br />

beitragen.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 47


HINTERGRUND<br />

PASSIONIERTE KARTLER AUFGEPASST:<br />

Die 7Todsünden<br />

beim Schafkopfen!<br />

In der letzten Ausgabe der <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n) berichteten wir<br />

über einen bayrischen Volkssport, das Schafkopfen und Peter Zapf,<br />

der eben diese aussterbende Kunst an der Volkshochschule lehrt.<br />

Sein Werk „Die 7Todsünden beim Schafkopfen!“ ist nicht ganz so<br />

ernst gemeint.<br />

Über vier laufende Ober freut sich nicht nur Peter Zapf.<br />

Regel 1<br />

Regel 2<br />

Regel 3<br />

Regel 4<br />

Du sollst nicht:<br />

Dein mühsam aufgebautes Leben<br />

zerstören. Spielt also niemals gegen<br />

mich! Aus Jahrzehnte langer<br />

Erfahrung weiß ich, nach spätestens<br />

3Stunden waren alle –ich<br />

betone –alle meine Gegenspieler<br />

verarmte Menschen. Nicht einmal<br />

das Schlimmste war,dass all diese<br />

Spieler splitternackt amTisch saßen,<br />

weil sie ihr letztes Hemd<br />

verloren hatten. Nein, auch ihr<br />

Auto,ihr Haus, ihr Pferd und vor<br />

allem ihre Würde –gingen über<br />

in meinen Besitz. Nie mehr habe<br />

ich einen dieser Spieler gesehen.<br />

Du sollst nicht:<br />

Deine gegnerischen Partei<br />

schmieren, auch wenn sie dich auf<br />

Knien und unterwürfig darum<br />

bittet. Das ist nicht nur hinterhältig,<br />

sondern auch noch übelste,<br />

verwerfliche Schauspielerei. Solch<br />

ein widerwärtiges Verhalten kann,<br />

muss aber nicht, strafrechtliche<br />

Konsequenzen haben.<br />

Die Höchststrafe bei diesem Vergehen<br />

reicht bis zum Entzug der<br />

Schafkopflizenz. (und das ist äußerst<br />

bitter, glauben Sie der Jahrzehnte<br />

langen Erfahrung !)<br />

Du sollst nicht:<br />

Beim Schafkopfen über deine Arbeit<br />

reden. Das könnte gefährlich<br />

werden. Beispiel: Ein Mitspieler<br />

erzählt brühwarm, er arbeitet bei<br />

der Städtischen Müllabfuhr.<br />

Wenn jetzt ein anderer Mitspieler<br />

Geheimagent bei einer fremdsprachigen<br />

Armee ist, dann erfährt<br />

der Agent ganz genau,<br />

wann, wie oft und vor allem an<br />

welchem Tagdie Mülltonnen in<br />

ganz Deutschland geleert werden.<br />

Vor Gericht wird das als Hochverrat<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland gewertet.<br />

Du sollst nicht:<br />

Bei einem Fehler den dein Spielpartner<br />

gemacht hat, obszöne Bemerkungen<br />

loslassen, ihn wüst<br />

beschimpfen oder ihn – im<br />

schlimmsten Fall –mit dem Tode<br />

bedrohen.<br />

Das hat kein Schafkopfer verdient,<br />

auch wenn er einen Dreck<br />

zusammenspielt, dass es der Sau<br />

graust.<br />

Umarmen Sie diesen Tölpel und<br />

wünschen ihm alles –nur nichts<br />

Gutes.<br />

48 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


HINTERGRUND<br />

Mit diesen Nuschen gewinnt kein noch so guter Schafkopfer einen Blumentopf.<br />

Regel 5<br />

Du sollst nicht:<br />

Vergessen, vor Beginn des Spiels,<br />

den drei Mitspielern, deinen Namen,<br />

Anschrift, Kontonummer,<br />

Geheimzahl, aber vor allem dein<br />

Geschlecht zu nennen. Damit ist<br />

sichergestellt, dass deine Mitspieler<br />

wissen, mit wem sie es zu tun<br />

haben. Wenn zum Beispiel jemand<br />

als Geschlecht weiblich angibt,<br />

obwohl ergenau weiß, dass<br />

er ein Mann ist, von Geburt an,<br />

dann nennt man das in der Gerichtssprache<br />

Verführung in ein<br />

öffentliches Ärgernis (oder so<br />

ähnlich).<br />

Regel 6<br />

Du sollst nicht:<br />

Die Konzentration bei diesem<br />

Spiel verlieren. Andere Gedanken<br />

lenken nur ab.Vergiss also deinen<br />

früheren Affären, die dir zu schaffen<br />

machen.<br />

Dass du früher deinen Partner betrogen<br />

und belogen hast, zum Alkoholiker<br />

aufgestiegen bist, Marihuana<br />

geraucht und bei der Bank<br />

Schulden wie ein Bürstenbinder<br />

gemacht hast.<br />

Denke keine Sekunde daran, dass<br />

du 10 Jahre Gefängnis absitzen<br />

musst und nur gerade auf Freigang<br />

bist. Diese Kleinigkeiten<br />

musst du beim Schafkopfen total<br />

verdrängen.<br />

Regel 7<br />

Letzte und wichtigste Regel<br />

Du sollst nicht:<br />

Vergessen, deinem Schafkopflehrer<br />

nach Ende des Lehrgangs,<br />

zum Dank an seinen unermüdlichen,<br />

großartigen ja oft bis zur<br />

totalen Erschöpfung und hochintelligentem<br />

Einsatz, demütig, unterwürfig<br />

und voller Hochachtung<br />

Ehrfürchtigkeit entgegenzubringen.<br />

Solch ein bescheidener,<br />

stiller um nicht zu sagen schüchterner<br />

lieber Mensch ist mit keinem<br />

Geld der Welt zu bezahlen.<br />

Wem diese große Ehre zuTeil<br />

wird, von mir das Schafkopfen zu<br />

lernen und trotzdem nicht zu<br />

können –der hat die Chance seines<br />

Lebens verspielt.<br />

Lechhausen<br />

ist liebens- und<br />

lebenswert.<br />

Rathaus<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon (08 21) 3242150<br />

Fax (08 21) 39444<br />

Lechhausen<br />

hat´s!<br />

„<strong>Lechhauser</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>(n)“ Band 26<br />

zeigt wieder unseren aufstrebenden<br />

Stadtteil mit allerlei Wissenswertem<br />

aus der jüngeren und älteren<br />

Vergangenheit.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Leben in Lechhausen.<br />

Ihre SPD-Lechhausen und Ihre Stadträte<br />

Sieglinde Wisniewski<br />

Hüseyin Yalcin<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 49


KLASSENFOTO<br />

Erstkommunion<br />

Johannes Hintersberger (rechts außen) war jahrzehntelang<br />

Mesner in St. Elisabeth. Hier eine Aufnahme bei der<br />

Erstkommunion 1972.<br />

Wenn auch Sie noch alte Fotos<br />

besitzen, liebe Leser,können Sie uns<br />

eine E-Mail unter<br />

stadtgeschichten@herba-verlag.de<br />

schicken oder uns telefonisch unter<br />

der Nummer0821/5071-451<br />

Bescheid geben.<br />

Margot Nawoi bei ihrer Kommunion in der Firnhaberau<br />

anno 60.<br />

50 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015


REDENSARTEN<br />

DER ERSTE GANG AUF DEN AUGSCHBURGER CHRISTKINDLESMARKT<br />

„Dr Sembf koschd nix egschdra!“<br />

Auf dem Christkindlesmarkt kriegt man in Augschburg<br />

ja fast alles, von dicken Wollsocken, gelben Pullundern<br />

mit braunen Rauten drauf bis zum Blaschdig-Chrischdkindle<br />

(Plastik-Christkind) in dutzendfacher Ausführung und<br />

glitzernde Kugeln.<br />

VonStefan Gruber<br />

Auch was zum Essen, des hält<br />

beim Schwob Leib und Seel zam<br />

und der Glühwein die Finger<br />

warm. Da geht dann der Urinstikt<br />

des Sparens mit dem Schwob<br />

durch: „Dia Wurschd is abr deir,<br />

dann häd iabr gern dia andere da<br />

daneba, dia isch länger firs gleiche<br />

Geld! (Diese Wurst ist aber teuer,<br />

dann hätte ich aber gerne die andere<br />

daneben, diese ist länger für<br />

das gleiche Geld!)“, meinte die<br />

Frau vor mir, „und aweng mehr<br />

Sembf drauf, der koschd nix<br />

egschdra.“ (Und etwas mehr Senf<br />

darauf,der kostet nichts extra.)<br />

Da übermannt den Schwob „da<br />

Ruach“, eine Kombination aus<br />

Gier und Geiz. Und drängla<br />

(drängeln) tun die friedlichen<br />

Schwoba mit jedem „Ellaboga,<br />

den se han“ (mit jedem Ellenbogen,<br />

den sie haben). Den Rat der<br />

Bekannten: „Gang an den<br />

Schdand, do machens dir d’Dass<br />

vollr! (Gehe an diesen Stand, da<br />

machen sie Dir die Tasse voller),<br />

befolgte ich. Den zweiten Glühwein<br />

gab’s vom Stand, wo sie die<br />

Tassen nicht so voll machen, der<br />

war nicht so „ras“, so sauer.„Liabr<br />

zahl imeh ond erschmegd mr<br />

bessr.“ Broschd!<br />

Die <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

wünschen allen Leserinnen<br />

undLesern<br />

froheWeihnachten<br />

und einen guten Rutsch<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 26, Dezember 2015 51


Schmuckstück!<br />

© by VEINAL · 86465 Welden<br />

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Sperr- und<br />

Sanierputzsysteme<br />

Horizontalsperren<br />

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Fordern Sie<br />

unsere<br />

kostenlose<br />

Infomappe an.<br />

Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft<br />

der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.<br />

Kundenservice<br />

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Tel. 08293/965008-0<br />

Fax 08293/965008-80<br />

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