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MOTORRAD 01/2016

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www.motorradonline.de<br />

<strong>01</strong> 24. 12. 2<strong>01</strong>5<br />

AFRICA TWIN<br />

VERGLEICH<br />

YAMAHA<br />

MT-10<br />

GEGEN DEN<br />

REST DER WELT<br />

SUZUKI<br />

GSX-S 1000<br />

MV AGUSTA<br />

BRUTALE 1090<br />

BMW<br />

S 1000 R<br />

KTM<br />

1290 SUPER DUKE R<br />

Auch<br />

offroad<br />

ganz die<br />

Alte?<br />

APRILIA<br />

TUONO V4 1100 RR<br />

Salzkammergut<br />

Schneewüsten<br />

Jahresrückblick<br />

+ + Fahrbericht: Triumph<br />

Street Twin<br />

+ + Vergleichstest: die<br />

aktuellen Supermotos<br />

Das beste Zubehör<br />

HONDA<br />

CRF 1000 L<br />

Die Testsieger und<br />

Kauftipps 2<strong>01</strong>5:<br />

Auspuff, Navis, Reifen ...<br />

Deutschland 3,90 €<br />

Österreich 4,40 € Schweiz 7,70 sFr<br />

BeNeLux 4,60 € Dänemark DKR 43,00<br />

Finnland 5,90 € Griechenland 5,70 € Italien 5,20 €<br />

Slowenien 5,20 € Spanien 5,20 € Kanaren 5,40 €


Z<br />

T<br />

U<br />

H<br />

M<br />

E M A<br />

2<strong>01</strong>5 war ein<br />

gutes Jahr, 2<strong>01</strong>6 wird<br />

noch besser<br />

Chefredakteur Michael Pfeiffer schaut<br />

zurück auf das Motorradjahr 2<strong>01</strong>5<br />

und freut sich auf die nächste Saison<br />

Foto: Thaut Images - Fotolia<br />

2<strong>01</strong>6<br />

Für die Motorradbranche hierzulande<br />

war das Jahr 2<strong>01</strong>5 ein wirklich gutes.<br />

Die Neuzulassungen stiegen um fast<br />

acht Prozent, und zum ersten Mal<br />

seit Jahren wurden wohl wieder über 100 000<br />

Motorräder mit mehr als 125 Kubik in Deutschland<br />

verkauft. Noch erfreulicher sieht es bei<br />

den 125ern selbst aus: über 23 Prozent Zulassungsplus!<br />

Die Jungen wollen also auch wieder<br />

vermehrt fahren, wer hätte das gedacht?<br />

Nahezu alle Hersteller konnten wachsen.<br />

Bis auf Honda, Harley und Triumph freut man<br />

sich von Aprilia bis Victory. Gute Geschäfte, lange<br />

Schönwetterperioden und politisch nichts<br />

verrutscht – die Stimmung ist allgemein gut.<br />

So richtig große Aufreger gab es auch für<br />

uns Motorradfahrer nicht. Sprit und Versicherungen<br />

sind günstig, Streckensperrungen<br />

und Polizeikontrollen blieben im Rahmen, das<br />

Thema Lärm poppte (hier und da zu Recht) auf,<br />

das Thema Abgas (zu Recht) nicht.<br />

Auch wir von <strong>MOTORRAD</strong> können uns<br />

freuen. Gelang es uns doch, im Abonnement<br />

zu gewinnen und im Kioskverkauf fast nichts<br />

zu verlieren. Ganz herzlichen Dank dafür an Sie,<br />

unsere treuen Leserinnen und Leser. Außerdem<br />

haben wir es geschafft, unser Sonderheft<br />

FUEL jetzt als regelmäßig erscheinende Zeitschrift<br />

zu etablieren. Und mit dem Start der<br />

Edition <strong>MOTORRAD</strong> konnten wir sogar noch<br />

etwas ganz Neues und besonders Schönes auf<br />

den Markt bringen.<br />

Für 2<strong>01</strong>6 sehe ich positive Vorzeichen. Die<br />

neuen Euro-4-Regeln sorgten in der Branche ja<br />

für viel zusätzliche Arbeit in den Entwicklungsabteilungen<br />

und dadurch eine aktuell spürbare<br />

Zurückhaltung in Sachen Neuheiten. Aber jetzt<br />

passt alles, die Branche wird ab dem Sommer<br />

ein Feuerwerk von Neuheiten bringen.<br />

Und auch wir werden nicht schlafen. Freuen<br />

Sie sich schon jetzt auf eine in vielen Bereichen<br />

veränderte Zeitschrift <strong>MOTORRAD</strong>. Wir werden<br />

Ihnen 2<strong>01</strong>6 mehr Themen bieten und diese<br />

auch noch ansprechender als bisher schon<br />

präsentieren.<br />

Aber nun wünsche ich Ihnen schöne Feiertage<br />

und einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />

Herzlichst Ihr<br />

Motorräder<br />

in diesem Heft:<br />

12 Aprilia Tuono V4 1100 RR<br />

12 BMW S 1000 R<br />

44 BMW R 1200 R<br />

62 Ducati Diavel<br />

23 Harley-Davidson<br />

Ironhead-Sportster 1000<br />

99 Harley-Davidson<br />

Electra Glide<br />

8/1<strong>01</strong> Honda Africa Twin<br />

20 Honda VFR 1200 F/X<br />

20 Höly-Kawasaki ER-6 Radicale<br />

28 Husqvarna 7<strong>01</strong> Supermoto<br />

126 Jawa 350 Kývačka<br />

42 Kawasaki J 125<br />

23 KTM 125 Duke<br />

28 KTM 690 SMC R<br />

50 KTM RC8 1190<br />

12 KTM 1290 Super Duke R<br />

12 MV Agusta Brutale 1090<br />

12 Suzuki GSX-S 1000<br />

28 SWM SM 650 R<br />

24 Triumph Street Twin<br />

21 Ural Scrambler-Gespann<br />

22 Yamaha SR 400<br />

128 Yamaha XT 500<br />

28 Yamaha XT 660 X<br />

12 Yamaha MT-10<br />

23 Zero S<br />

ZUM THEMA 3


Und tschüs!<br />

Impression KTM 1190 RC8: Einzig, aber<br />

nicht artig – Hommage<br />

Es war einmal in Afrika<br />

8<br />

Östlich der südafrikanischen Metropole Kapstadt zeigt die Honda Africa Twin,<br />

50<br />

was in ihr steckt: Was kann das neue, speziell auf den Offroad-Einsatz abgestimmte<br />

an das V2-Superbike mit<br />

DCT-Automatikgetriebe, was der neue Paralleltwin, was das Fahrwerk? ganz viel Charakter<br />

Supermoto-Duell<br />

Die Konzernschwestern KTM 690 SMC R<br />

und Husqvarna 7<strong>01</strong> SM gegen<br />

28<br />

die bewährten Haudegen SWM<br />

SM 650 R und Yamaha XT 660 X<br />

Samma wieder guat<br />

Die BMW R 1200 R poliert in der Dauertest-<br />

Zwischenbilanz das Markenimage<br />

in Sachen Stehvermögen<br />

ganz schön auf<br />

Klassik zeitgemäß interpretiert<br />

Erster Fahrbericht der Triumph Street Twin. Der 900-Kubik-Zweizylinder<br />

öffnet die Türen in die neue Modern Classic-Linie der Marke. Der traditionell<br />

gestylte Engländer hat jetzt eine Wasserkühlung an Bord<br />

44 24<br />

Fotos: 2snap, jkuenstle.de, Gargolov, Honda, Thaut Images - fotolia, Triumph<br />

Titelfotos: Hersteller, Jörg Reuther, Klaus H. Daams, DeVIce - fotolia.de<br />

4 INHALT 1/2<strong>01</strong>6


I N H A L T 1/2<strong>01</strong>6<br />

NEUHEITEN<br />

12 Vergleich Naked Bikes<br />

Yamaha bringt mit der MT-10 endlich<br />

ein Naked Bike mit Crossplane-Vierzylinder.<br />

Wo positioniert sich der Newcomer<br />

im Vergleich zur etablierten Konkurrenz?<br />

NEWS<br />

20 Höly-Kawa ER-6 mit 110 PS; Rückruf<br />

Honda VFR 1200 F/X; die wirkliche<br />

Geschichte des 26-mal geblitzten Bikers;<br />

VW/Audi will an Ducati festhalten;<br />

Evel Knievel-Harley zu versteigern<br />

TEST+TECHNIK<br />

8 Fahrbericht Honda Africa Twin, Teil 2<br />

Welche Qualitäten hat die Neuauflage<br />

des Klassikers im Gelände?<br />

24 Fahrbericht Triumph Street Twin<br />

Mit Wasserkühlung hält die Moderne<br />

Einzug in die Klassikwelt der Marke<br />

28 Vergleichstest Supermotos<br />

Wie schlägt sich Platzhirsch KTM 690<br />

SMC R gegen Husqvarna 7<strong>01</strong> SM,<br />

SWM SM 650 R und Yamaha XT 660 X?<br />

42 Fahrbericht Kawasaki J 125<br />

Neuer 125er-Roller mit futuristischem<br />

Aussehen und viel Komfort<br />

44 Dauertest-Zwischenbilanz<br />

BMW R 1200 R<br />

Der Boxer hat die erste Halbzeit<br />

problemlos durchlaufen, die Fahrer sind<br />

von seinen Qualitäten begeistert<br />

50 Impression KTM RC8 1190<br />

Zum Abschied eine Reminiszenz an den<br />

einzigen Supersportler der Marke<br />

WÄHLEN UND GEWINNEN<br />

54 <strong>MOTORRAD</strong>-Leserwahl<br />

Die 208 Kandidaten präsentieren sich<br />

jetzt online mit Foto, und Sie können<br />

auch via Internet Ihre Favoriten küren<br />

PRODUKTTEST<br />

56 Alle Testsieger und Kauftipps 2<strong>01</strong>5<br />

200 Produkte vom Auspuff bis zum<br />

Zubehörshop absolvierten ein festes<br />

Bewertungsschema und bekamen Noten<br />

GEBRAUCHTMARKT<br />

62 Ducati Diavel<br />

Mit dem italienischen Muscle-Bike<br />

gehen Gebrauchtkäufer kein Risiko ein<br />

LEBEN<br />

74 Michael Martins Motorradabenteuer,<br />

Teil 6: Die Wüste Gobi im Winter<br />

Extremtour duch die Mongolei, wo die<br />

Temperaturen zu dieser Jahreszeit selten<br />

über minus 30 Grad steigen<br />

86 Leser-Schicksal<br />

Wie eine 28-Jährige den Traum ihres<br />

Vaters vom Nordkap verwirklichen will<br />

88 Unterwegs im<br />

Salzkammergut<br />

Der Landstrich im<br />

westlichsten Zipfel<br />

Öster reichs punktet<br />

mit Seen, Sehenswürdigkeiten<br />

und<br />

Panoramastraßen<br />

96 YouTube-Roller crasher vor Gericht<br />

Ein Autofahrer rammt einen Roller und<br />

flieht – jetzt wurde er verurteilt<br />

98 Großer <strong>MOTORRAD</strong>-Jahresrückblick<br />

Die vergangenen zwölf Monate noch<br />

einmal im Schnelldurchlauf<br />

RATGEBER<br />

108 Kaufen, Recht, Wissen<br />

Held-Textilkombi AeroSec; Legacy-<br />

Taschenkollektion von Hepco & Becker;<br />

neue Bücher; PC-Spiel „FIM Speedway<br />

Grand Prix 2<strong>01</strong>5“<br />

SPORT<br />

114 MotoGP-WM: Michelin löst<br />

Bridgestone ab<br />

Die Entwicklung der Japaner fortzuführen<br />

ist für die Franzosen eine harte Nuss<br />

120 Sport kompakt<br />

IDM-Termine für 2<strong>01</strong>6; Endurance-Serie<br />

wird umgebaut; Brooks bei BMW<br />

122 Superprestigio Barcelona<br />

Wenn US-Boys im Dirt Track-Oval auf<br />

MotoGP-Stars treffen, ist Superprestigio<br />

KULTBIKE<br />

126 Jawa 350 „Kývačka“<br />

In Westdeutschland wurde sie verkannt,<br />

im Ostblock war sie Prestigeobjekt<br />

RUBRIKEN<br />

3 Zum Thema<br />

6 Leserbriefe, Intern<br />

65 <strong>MOTORRAD</strong>-Kleinanzeigenmarkt<br />

95 action team-Reise-Box<br />

106 <strong>MOTORRAD</strong>-Helden-Club<br />

109 action team-Trainings-Box<br />

128 Rückspiegel/Impressum<br />

129 Comic – die vorletzte Seite<br />

130 Vorschau<br />

Produkttest<br />

DIE TESTSIEGER<br />

2<strong>01</strong>5<br />

And the winner is…<br />

Die Besten der Besten<br />

aus Produkttests und<br />

Kauftipps 2<strong>01</strong>5 56<br />

Das war<br />

2<strong>01</strong>5<br />

Was uns bewegte<br />

Großer Rückblick auf<br />

ein Jahr voller Höhen<br />

und Tiefen<br />

Die Herausforderung<br />

Michelin statt Bridgestone<br />

in der MotoGP –<br />

ein Aus- und Rückblick<br />

98<br />

114<br />

Diese Ausgabe gibt es auch digital als E-Magazin und E-Paper.<br />

Mehr Infos: www.motorradonline.de/digital<br />

INHALT 5


L E S E R P O S T<br />

Besser im Griff<br />

Gebrauchte Cagiva Raptor 1000<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 26/2<strong>01</strong>5, Seite 64<br />

Sorry, liebe <strong>MOTORRAD</strong>-Leute, aber das<br />

ist ja oberpeinlich! Eine Cagiva Raptor<br />

„R“ aus den 90er-Jahren? Claudio Castiglioni<br />

würde sich im Grab umdrehen.<br />

Ich hoffe, Herr Pfeiffer hat Namen und<br />

Geburtsdatum seiner Frau besser im<br />

Griff. Es gab die Raptor N, V und Xtra.<br />

Hergestellt wurde die 1000er-Raptor<br />

zwischen 2000 und 2005.<br />

Axel Becker, Winsen<br />

Axel Becker hat recht. Wir bitten, den Fehler zu<br />

entschuldigen. Red.<br />

Das „Kalonk“<br />

Leserbrief „MSFGRFS“<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 26/2<strong>01</strong>5, Seite 7<br />

Beim Leserbrief von Wilhelm Stark musste<br />

ich Tränen lachen! Lustigerweise morgens<br />

im Zug auf dem Weg zur Arbeit.<br />

Ich war gezwungen, den Text vorzulesen<br />

– sehr zur Freude aller Mitfahrenden.<br />

Musste auch gleich schauen, ob man<br />

dafür (gemeint ist das „MSFGRFS Multi<br />

Sensual Fear Gear Ready Feedback<br />

System“, Red.) in der Optionsliste bei<br />

BMW ein Kreuzchen machen kann.<br />

Habe auch das „Kalonk“ nicht gefunden!<br />

Flo Hickisch, Bad Waldsee<br />

Cooles Getue<br />

Neuheiten-Trends<br />

<strong>MOTORRAD</strong> allgemein<br />

So langsam glaube ich, mir fehlen der<br />

Hips ter-Bart, das Tattoo, die Belstaff-Jacke<br />

und der Bubble-Helm, um „in“ zu sein<br />

als Biker. Es ist ja prima, dass es wieder<br />

sehr viele Naked Bikes von mittlerweile<br />

fast allen Herstellern gibt, aber ich behaupte<br />

mal, nun ist der Bogen überspannt!<br />

Selbst bei meinem Haushändler<br />

muss ich ein „Faster Son“ sein, um das Biken<br />

zu verstehen. Auf der Custommesse<br />

in Bad Salzuflen stand eine gescrambelte<br />

V-Rod! Frei nach dem Motto: TKC 80 für<br />

alle! Das geht echt gar nicht. Und dann<br />

die Printmedien: volle Kraft diese Welle<br />

mitreitend! Nur Nakeds, Umbauten und<br />

cooles 70er-Jahre-Getue. Ich hoffe, dass<br />

diese Welle aufgrund der inflationären<br />

Masse im kommenden Jahr bricht.<br />

Heiner Stavermann, Georgsmarienhütte<br />

Meist gerne mehr<br />

Neue Suzuki SV 650<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 22<br />

Die neue SV 650 soll sieben Kilogramm<br />

leichter sein? Gegenüber der Gladius<br />

oder gegenüber der ersten SV von 1999?<br />

Die wurde von Euch mit 189 Kilo gewogen.<br />

Die neue SV wäre mit den angegebenen<br />

197 Kilogramm (und meistens<br />

wird’s dann auf Eurer Waage dann doch<br />

gerne etwas mehr) satte acht Kilo<br />

schwerer! Fortschritt?<br />

Carl-Heinz Nefzer, Benningen<br />

Richtig, der Gewichtsvergleich bezieht sich auf<br />

die Gladius als direkte Vorgängerin. Auch richtig<br />

ist, dass die Herstellerangabe des Gewichts sich<br />

oft nicht mit der Messung der <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Waage deckt – bei vielen Herstellern. Wir sind<br />

gespannt auf den ersten Test der Suzuki. Red.<br />

Langweilig<br />

Black Douglas Sterling<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 58<br />

Habt Ihr wirklich keine interessanteren<br />

Berichte mehr? Drei Seiten für einen<br />

Drahtesel mit Hilfsmotor, der zudem<br />

INTERNNeues aus der Redaktion<br />

Challenge reloaded: Wir<br />

kommen wieder – keine Frage<br />

Erinnern Sie sich noch an die dramatische<br />

Challenge Breslau–Stuttgart in unserem<br />

XXL-Sommerheft 17/2<strong>01</strong>5? Drei Redakteure<br />

versuchen, mit authentischer Ostblockware<br />

vom einstigen <strong>MOTORRAD</strong>-Stammsitz in<br />

Breslau zurück in die Redaktion zu kommen.<br />

Ein Wahnsinn auf sechs Rädern, der es noch<br />

nicht einmal aus Polen rausschafft: Kollege<br />

Biebricher verendet mit defekter Lichtmaschine<br />

auf der Jawa 350, Lohse verliert auf<br />

der WSK 125 zunächst die Kette und dann<br />

das ganze Moped an einen skrupellosen<br />

Langfinger. Herder wittert den Sieg, muss<br />

aber mit Kolbenklemmern auf seiner Pannonia<br />

350 kurz hinter Breslau wieder rechts ranfahren.<br />

Die Wettfahrt schien gelaufen. Bis vor<br />

wenigen Tagen die Nachricht aus Polen kam:<br />

Die geklaute WSK ist wieder da! Kaum hatte<br />

ein Dorfgendarm den Fahndungsaufruf in<br />

unserer polnischen Schwesterzeitschrift<br />

MOTO CYKL gelesen,<br />

fuhr ihm der Dieb (ohne<br />

Helm!) in die Arme. Damit<br />

war klar: Die Challenge wird<br />

fortgesetzt! Sofort stand Bibis<br />

Jawa auf der <strong>MOTORRAD</strong>-Hebebühne und<br />

wurde mit neuem Lima-Regler wieder unter<br />

Strom gesetzt. Etwas komplizierter gestaltet<br />

sich bislang die Instandsetzung der<br />

53 Jahre alten Pannonia. Herder (gleicher<br />

Jahrgang, oben links) hat dazu Zweitakt-<br />

Papst Ralf Schneider (noch älter, rechts)<br />

in den „Paranoia“-Krisenstab berufen.<br />

Kernproblem: der ovalförmige Kolben im<br />

eigentlich runden Brennraum. Mithilfe<br />

der Pannoniafreunde.de ist nun Originalware<br />

aus Ungarn unterwegs. Denn<br />

die Startuhr tickt bereits …<br />

Festgemacht: Kolbenkontrolle bei der Pannonia.<br />

Und festgesetzt: Der Dieb der WSK ist<br />

gefasst, das Moped (Foto unten) wieder da<br />

Fotos: Bilski, Lohse<br />

6 LESERPOST 1/2<strong>01</strong>6


noch knapp 10 000 Euro kostet. Eure<br />

Zeitschrift heißt doch <strong>MOTORRAD</strong> und<br />

nicht <strong>MOTORRAD</strong> Classic oder Neo<br />

Classic. Langsam wird’s langweilig.<br />

Carsten Weiss, Eisenach<br />

Schräglagen-ABS<br />

Leserfrage<br />

Ich fahre eine R 1200 GS, gebaut im ersten<br />

Halbjahr 2<strong>01</strong>5. Mein BMW-Händler<br />

teilte mir nun mit, dass an dieser Maschine<br />

eine Nachrüstung des Schräglagen-<br />

ABS nicht möglich sei. Aus Foren und<br />

Zeitschriften, auch Ihrer, hatte ich aber<br />

den Eindruck, dass dies gehen sollte.<br />

Können Sie mir hierzu mehr sagen?<br />

Andreas Meyer, Lüdenscheid<br />

Nachgerüstet werden kann laut BMW bei der<br />

R 1200 GS frühestens ab Baujahr 8/2<strong>01</strong>5. Voraussetzung<br />

ist, dass ein Schräglagensensor bereits<br />

serienmäßig vorhanden ist. Das dürfte bei Ihrer<br />

GS, wenn sie im ersten Halbjahr 2<strong>01</strong>5 gebaut<br />

wurde, wohl leider noch nicht der Fall sein.<br />

Siehe dazu <strong>MOTORRAD</strong> 22/2<strong>01</strong>5, Seite 20. Red.<br />

Kein Premium<br />

BMW-Strategie mit G 310 R<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 28<br />

Aufgrund Eures Beitrags bezüglich der<br />

Pressekonferenz zur Neuvorstellung der<br />

BMW G 310 R ist mir die Galle übergelaufen!<br />

Mit welcher blasierten Selbstherrlichkeit<br />

ein Manager von BMW heutzutage<br />

noch behaupten kann, hohe Preise<br />

für eine BMW anhand eines angeblichen<br />

Premium-Status rechtfertigen zu können,<br />

ist schon unverschämt. Nur aus<br />

dem Grund heraus, dass man unbestritten<br />

sehr gute Motorräder baut, ist man<br />

meiner Meinung nach noch lange kein<br />

Premium-Hersteller. Mehrere Fahrzeuge<br />

haben nun schon bei Langstreckentests<br />

eklatant versagt.<br />

Heiko Grünwald, Holzgerlingen<br />

Keine Ausnahme<br />

EICMA-Neuheiten 2<strong>01</strong>6<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 8<br />

Aus Interesse an den Modellneuheiten<br />

habe ich es wieder getan – die Motorrad-Ausgabe<br />

25 gekauft. Und mich wieder<br />

darüber geärgert. Ihre Journalisten<br />

schreiben informative und unterhaltsame<br />

Texte, sie verfügen über ausgezeichnetes<br />

Bildmaterial. Warum sind Sie<br />

nicht in der Lage, Fotos der Motorräder<br />

auf der gleichen (Doppel-)Seite der<br />

Beschreibungen abzudrucken? In den<br />

vergangenen Jahren passierte das regelmäßig,<br />

sobald Sie Artikel über mehrere<br />

Motorräder veröffentlichen. Ob bei den<br />

Alpen-Masters oder bei Vergleichstests.<br />

Meist fanden sich die zum Text pas-<br />

senden Bilder auf ganz anderen Seiten.<br />

Die Modell-Neuheiten-Präsentation der<br />

Ausgabe 25 ist da keine Ausnahme.<br />

Werner Petry, Gernsheim<br />

Vielen Dank für die kritisch-konstruktive und<br />

in der Sache auch berechtigte Rückmeldung.<br />

Wir wissen das und bemühen uns, die Text-Bild-<br />

Schere im Layout so klein wie möglich zu halten.<br />

Völlig vermeiden wird sie sich aber nicht immer<br />

lassen. Ursache ist unser Layout-Prinzip, welches<br />

grundsätzlich einen sogenannten „Aufmacher“,<br />

„Slogan“, „Vorspann“ und „Anlauftext“ für jedes<br />

neue Thema vorsieht. Diese Elemente sind für ein<br />

grafisch stimmiges Gesamtbild wichtig, kosten<br />

aber redaktionellen Platz. Und Platz im Heft ist<br />

knapp, mit einer nennenswert höheren Seitenzahl<br />

wäre der Heftpreis womöglich nicht zu<br />

halten. Daher müssen wir diesen Kompromiss<br />

immer wieder eingehen. Kleiner Tipp: Alle<br />

Modellneuheiten punktgenau mit Fotos und<br />

den wichtigsten Infos auf einen Blick finden Sie<br />

im aktuellen <strong>MOTORRAD</strong>-Katalog 2<strong>01</strong>6. Red.<br />

Arme Kleine<br />

Konzeptvergleich Sporttourer<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 46<br />

Beim Lesen des Tests konnte einem die<br />

GSX-S 1000 F als arme, kleine Tausender<br />

zwischen den beiden Sporttourer-Dickschiffen<br />

Honda VFR 1200 F und BMW<br />

K 1300 S schon ein wenig leidtun. Umso<br />

erstaunter und erfreuter habe ich gelesen,<br />

dass die Suzi sich doch ganz gut<br />

geschlagen hat und den zweiten Platz<br />

vor der Honda belegt hat. Und sie wurde<br />

sogar Sieger in Preis-Leistung. Klasse!<br />

Dennoch finde ich die Zusammenstellung<br />

dieses Test-Trios nicht ganz so fair.<br />

Zu diesen dicken 1200er- und 1300er-<br />

Sporttourern hätte meines Erachtens<br />

schon eher die Suzuki Hayabusa gehört.<br />

Wer in Richtung BMW K 1300 S oder<br />

Honda VFR 1200 denkt, wird keine Suzuki<br />

GSX-S 1000 F kaufen.<br />

Alois Klinkenberg, Herzogenrath<br />

Ein beinahe perfekter Vergleichstest:<br />

Danke, dass Ihr die nach wie vor sehr<br />

beeindruckende K 1300 S aus der Versenkung<br />

geholt habt! Vielleicht wird sie<br />

dann nicht wie ihre selige Schwester<br />

K 1300 GT (die von so vielen Fans<br />

schmerzlich vermisst wird) still und leise<br />

von BMW aus dem Programm genommen.<br />

(Doch, wird sie. Bereits jetzt gilt die<br />

1300er als Auslaufmodell. Red.) Aus unerfindlichen<br />

Gründen habt Ihr aber im<br />

Rahmen dieser längst überfälligen Reanimierung<br />

der totgesagten Sporttourer<br />

vergessen, Kawasaki mit ins Boot zu<br />

holen. Der Importeur hätte doch sicher<br />

eines dieser faszinierenden „Multitools“<br />

vom Schlage einer ZZR 1400 Performance<br />

Sport oder zumindest die bewährte,<br />

auch leistungsmäßig gut zu dem Trio<br />

kontakt<br />

Bitte geben Sie bei E-Mails<br />

und Leserbriefen Name und Wohnort an.<br />

Fragen und Post an die Redaktion<br />

Leser-Service: Iris Schaber. Telefonische Anfragen dienstags und<br />

donnerstags von 10.00 bis 12.00 Uhr unter 07 11/1 82-12 25.<br />

Noch besser ist es, wenn Sie Ihre Frage schriftlich stellen:<br />

Re daktion <strong>MOTORRAD</strong>, Stichwort Leser-Service, 7<strong>01</strong>62 Stuttgart,<br />

Fax 07 11/1 82-17 81, E-Mail: leserbriefe_mrd@motorpresse.de<br />

Nachbestellung von Einzelheften<br />

Telefon 07 11/32 06 88 99, Telefax 07 11/1 82-25 50.<br />

Bitte Bankverbindung angeben.<br />

Ausverkauft, nicht gefunden?<br />

Ihr Zeitschriftenhändler besorgt Ihnen <strong>MOTORRAD</strong> meist für den<br />

nächsten Tag.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu<br />

kürzen.<br />

passende Z 1000 SX mit 142 PS zur<br />

Verfügung gestellt. Vor allem die große<br />

Kawa in der Performance Sport-Version<br />

mit 200 PS könnte den Sieg der K 1300 S<br />

ernsthaft infrage stellen. So müsste<br />

man BMW grundsätzlich begegnen, die<br />

regelmäßig mit Sonderausstattung<br />

vollgestopfte Exemplare ins Rennen<br />

schicken und nicht selten dadurch Testsiege<br />

davontragen.<br />

Thorsten Nitsch-Preußer, Farchant<br />

Nur noch bizarr<br />

Honda auf der EICMA<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 25/2<strong>01</strong>5, Seite 16<br />

Ich muss mir mal den Frust von der Seele<br />

schreiben. Ich bin seit 1975 immer<br />

Hondas gefahren, u. a. CB 200, CB 500 S,<br />

VFR 800 ABS, aktuell eine Fireblade Bj.<br />

2<strong>01</strong>1. Nach dem Motto „Je oller, je doller“<br />

habe ich mich sukzessive immer<br />

sportlicheren Modellen verschrieben.<br />

Daher ist für mich die seit einigen Jahren<br />

erkennbare Modellstrategie von Honda<br />

in keiner Weise mehr nachvollziehbar.<br />

„Meine“ Marke produziert nur noch bizarre<br />

Schwerlaster, die in Europa kein<br />

Mensch braucht, leistungsreduzierte Einsteigermopeds<br />

mit Dieselcharakteristik,<br />

eine moppelige Africa Twin, auf die Fans<br />

zehn Jahre warten mussten und die<br />

noch nicht einmal mehr einen V-Motor<br />

hat, und VFR-Derivate, die in den Showrooms<br />

der Händler verstauben. Und, was<br />

mir ja schier das Herz bricht, den schönsten<br />

Supersportler der 1000er-Klasse –<br />

mit der Technik der vorletzten Generation.<br />

Ich habe der diesjährigen EICMA<br />

entgegengefiebert, in der Hoffnung<br />

einen Turnaround der Marke zu sehen.<br />

Stattdessen erlebe ich, wie Honda immer<br />

mehr zum Äquivalent von Dacia<br />

wird. Oder zu dem, was VW mal mit dem<br />

Käfer war: ein Produzent billiger Einsteigerfahrzeuge<br />

für „Emerging Markets“.<br />

Das ist sicher ehrenwert, aber Honda<br />

nicht angemessen. Ich werde schweren<br />

Herzens umsteigen auf andere Marken,<br />

die für den gleichen Preis Material anbieten,<br />

das auf der Höhe der Zeit ist.<br />

Michael Graber, Planegg<br />

www.motorradonline.de<br />

LESERPOST 7


T E S T + T E C H N I<br />

K<br />

Fahrbericht Honda CRF 1000 L Africa Twin (Teil 2)<br />

BACK TO THE<br />

„Be careful, beware of the ruts“, mahnte der Tourguide noch in einem<br />

Africaans-Englisch-Mix. „Roots?“ „Yes, ruts!“ Okay, nicht Wurzeln,<br />

sondern Rillen, verstanden. Genützt hat es nichts. Und es gab weitere<br />

Überraschungen beim Offroad-Test in Südafrika.<br />

Von Gert Thöle; Fotos: Honda<br />

Pffffft – die Luft ist raus. Beim Fahrer nach zig Kilometer<br />

Offroad-Piste bei Touws River östlich von Kapstadt so<br />

ganz allmählich, beim Vorderreifen hingegen schlagartig.<br />

Die unplanmäßige Schlauchsprengung mündet in<br />

eine herzergreifende Rudereinlage am Lenker. Puh, war knapp.<br />

Eine dieser kaum erkennbaren, 20 Zentimeter tiefen Querrillen<br />

übersehen, und mit einem heftigen Schlag knallt die Gabel bis<br />

zum Anschlag durch. Da helfen keine Clicks an der Gabel, kein<br />

hoher Luftdruck, in so einem Fall gibt der Klügere nach. Besser<br />

der Schlauch als die Felge.<br />

Okay, ein Fahrfehler sicherlich. Hätte eine härtere Federung<br />

die Auswirkungen mindern können? Vielleicht, vielleicht auch<br />

nicht. Sicher ist, dass eine Africa Twin kein Crosser ist, sondern<br />

eine Reiseenduro mit dem Schwerpunkt auf Fahrkomfort auf<br />

Asphalttouren, und der ist hervorragend. Das bedeutet im<br />

Gelände Kompromisse. Für Extremsituation wie die solcher<br />

„ruts“ kann die Federung nicht ausgelegt werden, schon gar<br />

nicht bei 230 Kilogramm Lebendgewicht plus Fahrer.<br />

Solange die Piste einigermaßen plan ist, arbeitet die voll<br />

einstellbare Federung der CRF gut, spricht auf Steine und Löcher<br />

fein an und hält die Räder tapfer am Boden. Also gemach,<br />

schließlich sind wir ja nicht in einer Enduro-Sonderprüfung bei<br />

der Jagd nach Bestzeiten, auch wenn bei manchem Journalisten<br />

gelegentlich die Racer-Gene durchschlagen.<br />

Sieht man von mehr oder weniger geplanten Stunts ab,<br />

ist es erstaunlich, was mit solch einem Kaliber im Gelände<br />

möglich ist. Wir reden hier schließlich nicht von einem planierten<br />

Alpen-Schotterpass, wir reden hier von richtigen Wüstenpisten,<br />

von Sandpassagen, lockeren Geröllfeldern. Ernsthafte<br />

Herausforderungen also, an denen schon manche Möchtegern-<br />

Enduro gescheitert ist. Beim Zirkeln über schmale Singletrails<br />

vergisst man mitunter, mit welch einer Gewichtsklasse man es<br />

eigentlich zu tun hat. In puncto Handling muss die CRF 1000 L<br />

den Vergleich mit den 800ern von Triumph und BMW keineswegs<br />

scheuen. Das mag damit zu tun haben, dass Honda<br />

erheblichen Aufwand betrieb, die Massen zu zentralisieren<br />

und den Schwerpunkt abzusenken.<br />

Gute Fahrwerke sind das eine, der Antrieb ist sicher genau<br />

so wichtig. Im ersten Teil des Fahrberichts war der Unicam-<br />

Twin auf Asphalt schon durch seine enorme Geschmeidigkeit<br />

aufgefallen, das hilft abseits der Straßen schon mal enorm.<br />

Sanft und sauber kontrollierbar hängt der CRF-Motor am Gas.<br />

Sein unrhythmischer Puls bringt beim Driften oder Beschleunigen<br />

auf rutschigem Terrain viel Feedback, feine Dosierbarkeit<br />

sowie eine hervorragende Traktion.<br />

Ob man offroad überhaupt Assistenzsysteme braucht, darüber<br />

lässt sich trefflich streiten. Anfängern helfen elektronische<br />

Helferlein möglicherweise, wahre Offroad-Experten winken<br />

dankend ab. Die Traktionskontrolle der Africa Twin ist in drei<br />

Stufen regelbar, man kann sie auch ganz abschalten. In Stufe<br />

eins lässt sie auf rutschigem Untergrund ordentlich Schlupf zu,<br />

fängt aber allzu wilde Drifts wieder ein. Praxisgerecht, dass<br />

das Um-/Ausschalten jederzeit während der Fahrt möglich ist,<br />

ohne eine Hand vom Lenker zu nehmen. Etwas umständlich<br />

hingegen: Nach jedem Stopp muss neu justiert werden. Das<br />

ist im Sinne der Fahrsicherheit okay, wenn der Schüssel umgedreht<br />

wurde. Aber bei der Africa Twin muss es auch dann<br />

gemacht werden, wenn nur der Killschalter betätigt wurde.<br />

Das gilt auch für das ABS, das jedoch nur im Stand abschaltbar<br />

ist. Dabei wird der Blockierverhinderer nur am Hinterrad<br />

deaktiviert. Eine praxisgerechte Lösung, mit der auch angriffslustiges<br />

Personal gut zurechtkommt. Denn am Vorderrad<br />

greift das ABS auf losem Untergrund einigermaßen spät und<br />

mit nicht allzu langen Regelintervallen ein.<br />

Was sonst noch auffiel? Kleinigkeiten: Wer wie der Autor<br />

norddeutsche Quadratlatschen hat, stößt in den Rasten<br />

stehend rechts mit der Hacke an der Auspuffabdeckung an.<br />

Und wenn man dann noch zwecks Gewichtsverlagerung<br />

balanciert, stoßen die Waden an die Trägerplatten der Soziusrasten.<br />

Apropos Rasten: Die für den Fahrer sind arg mickrig.<br />

Old school, würde der Crosser sagen. Honda will als Zubehör<br />

breitere Rasten ohne Gummieinlage anbieten.<br />

Mit ihren 18/21-Zoll-Rädern und<br />

auf Conti TKC 80 umbereift, wirbelt<br />

die Africa Twin mächtig Staub auf; ein im<br />

Gelände wirklich überraschendes Highlight<br />

ist die geschmeidige DCT-Automatik<br />

8 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


RUTS<br />

www.motorradonline.de<br />

TEST+TECHNIK 9


DATEN<br />

Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />

998 cm³, Leistung 70,0 kW (95 PS) bei 7500/min,<br />

max. Drehmoment 98 Nm bei 6000/min, Brückenrahmen<br />

aus Stahl, Upside-down-Gabel, Ø 45 mm,<br />

Zweiarmschwinge aus Aluminium, Doppelscheibenbremse<br />

vorn, Ø 310 mm, Scheibenbremse hinten,<br />

Ø 256 mm, ABS, Traktionskontrolle, Reifen 90/90-21;<br />

150/70-18, Radstand 1575 mm, Federweg vorn/<br />

hinten 230/220 mm, Sitzhöhe 850–870 mm,<br />

1 2<br />

Tankinhalt 18,8 Liter, Gewicht vollgetankt 232 /242 kg,<br />

1 2<br />

Preis 12 405 /13 525 Euro<br />

1<br />

inkl. ABS und Traktionskontrolle<br />

2<br />

inkl. ABS, Traktionskontrolle und Doppelkupplungsgetriebe<br />

(Dreifarbenlackierung 300 Euro Aufpreis)<br />

10 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


Die Doppelkupplung baut ziemlich ausladend;<br />

darunter das mitunter schwer erkennbare<br />

Display mit Balken für die dreistufige<br />

Traktionskontrolle, die sich jederzeit mit<br />

einem Finger links am Lenker verändern lässt<br />

(ganz unten); doch wie schafft man 75,0 l/<br />

100 km Verbrauch? Nur im Stand schaltbar:<br />

das Hinterrad-ABS und der Gravity-Knopf<br />

Fahrbericht Honda Africa Twin (Teil 2)<br />

Doch nun zur zweiten Überraschung: Es geht es um das<br />

DCT-Doppelkupplungsgetriebe. Automatik im Gelände?<br />

Da winkt der Profi-Tester mit jahrzehntelanger Offroad-Erfahrung<br />

zunächst müde ab – um schon nach wenigen Kilometern<br />

eines Besseren belehrt zu werden.<br />

Beginnen wir einmal mit einer einfachen Trial-Übung:<br />

langsames Jonglieren über dicke Steine. Kein Problem, die<br />

Bodenfreiheit ist mit 250 mm ordentlich. Schalten ist hier<br />

nicht nötig, der Erste bleibt drin. Nun müsste eigentlich viel<br />

und fein koordiniert mit Kupplung und Gas gearbeitet werden.<br />

Nicht so beim DCT, da geht alles allein über den Gasgriff,<br />

der die elektrohydraulische Kupplung und damit den Leistungseinsatz<br />

wunderbar einfach und ganz exakt steuert.<br />

Wie eine Rekluse-Kupplung für Sportenduros. Abwürgen ist<br />

kein Thema, weil schlicht unmöglich.<br />

Übung Nummer zwei, ein Hang: Auch hier erleichtert der<br />

automatische Gangwechsel das Fahren enorm. Lose Steine,<br />

rumpelndes Geröll, da hat man ohnehin schon alle Hände voll<br />

zu tun. Da freut sich der Bordrechner – der des Fahrers –, wenn<br />

er sich nicht mit Kupplung und Schaltung beschäftigen muss,<br />

sondern auf wesentliche Dinge konzentrieren kann. Und dann<br />

gibt es noch den Gravity-Knopf, ein weiteres neues Honda-<br />

Patent. Wird der betätigt, erkennt das Motorrad anhand der<br />

Relation von Gasstellung und Fahrleistungen, ob es aktuell<br />

bergauf oder bergab fährt. Entsprechend bleiben die Gänge<br />

länger drin (bergauf), oder es wird früher runtergeschaltet<br />

(bergab). Außerdem laufen Schaltvorgänge dann schneller<br />

und härter ab. Dramatisch sind die Auswirkungen nicht,<br />

vielleicht war das Höhenprofil der Testrunde noch zu flach.<br />

Übung Nummer drei: sportives Fahren auf Schotterpisten.<br />

Also DCT auf Sport, Stufe drei, Traktionskontrolle aus, G-Taste<br />

on, ABS aus. Man muss eben ein bisschen mitdenken, leider<br />

gibt es keine individuell kombinierbaren und speicherbaren<br />

Fahrprogramme. Beim Driften sorgt das DCT für kontinuierliche<br />

Traktion, auch wenn gefühlt mitunter der falsche Gang<br />

drin ist und das Runterschalten nach plötzlichem Dreh am<br />

Gasgriff immer noch ein bisschen lang dauert. Weitere Nachteile<br />

des DCT: Man kann in bestimmten Situationen nicht<br />

einfach die Kupplung ziehen, um das Schleppmoment des<br />

Motors abzukoppeln. Vor allem aber ist das Mehrgewicht von<br />

zehn Kilogramm spürbar. Auch wirkt der Motor immer etwas<br />

indirekter, was wiederum mitunter von Vorteil sein kann. Bei<br />

der spritziger wirkenden Schaltversion muss die Traktionskontrolle<br />

mehr eingreifen. Fazit: Crosser und Sportenduristen<br />

werden sicher weiter selbst schalten und kuppeln wollen,<br />

doch für das Gros der Gelegenheits-Enduristen bringt die<br />

Schaltautomatik im Gelände eine Erleichterung.<br />

DCT hin oder her: Beeindruckend, was die Africa Twin<br />

kann. Die aktuelle Version knüpft nahtlos an den Spirit der<br />

legendären Vorgängerin an, deckt einen weiten Bereich<br />

zwischen Touring und Adventure ab: Back to the roots.<br />

www.motorradonline.de/honda<br />

www.motorradonline.de


N E U H E I T E N<br />

Yamaha MT-10 im Vergleich<br />

NACKTE<br />

DER<br />

WAHNSINN<br />

Muss das sein? High-End-Superbikemotoren und -Fahrwerke in ordinären Naked Bikes? Na klar,<br />

der Rubel rollt. Jetzt kommt Yamaha mit der MT-10, lässt aber zunächst viele Fragen offen.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> sagt, was sie im Vergleich zur starken Konkurrenz können muss.<br />

Von Stefan Kaschel; Fotos: Hersteller, dpsimaging.it (2), fact (2)<br />

Die Nummer hat Methode, nur der Sinn dahinter erschließt<br />

sich nicht. Da steht ein fertiges Motorrad auf<br />

der EICMA in Mailand, die Produktion ist beschlossene<br />

Sache, es gibt offizielle Pressebilder und einen Pressetext,<br />

es gibt einen Namen, Farb- und Ausstattungsvarianten.<br />

Nur eins gibt es nicht: verbindliche Daten zu den Kerngrößen in<br />

diesem Metier, nämlich Leistung und Gewicht. Man blättert vor<br />

und zurück, in der Annahme, etwas übersehen zu haben. Nichts!<br />

Man googelt, sucht die einschlägigen Online-Seiten durch: auch<br />

nichts. Ein Anruf in der Pressestelle: nichts, nicht einmal eine<br />

schlüssige Erklärung. Vielleicht ist es so, dass die Luft da oben in<br />

den höchsten Sphären des nackten Wahnsinns derart dünn ist,<br />

dass man bis zum letzten Moment versucht, weiter aufzurüsten.<br />

Oder es verhält sich so wie jüngst bei Triumph: Denen war die<br />

Spitzenleistung ihrer neuen Twins so peinlich, dass sie sich einfach<br />

nicht trauten, sie vor dem Fahrtermin öffentlich zu machen.<br />

Aber das wäre im Fall der MT-10 eine Kapitulation auf ganzer<br />

Linie, denn schließlich stammt sie in direkter Linie von der 200 PS<br />

starken Supersportlerin R1 ab.<br />

Also: Wie stark ist sie? Wie schwer ist sie? Was kann sie sonst<br />

noch? Und wo steht sie damit? Natürlich kann diese Fragen abschließend<br />

nur der große <strong>MOTORRAD</strong>-Vergleichstest beantworten.<br />

Eindeutige Tendenzen jedoch lassen sich bereits jetzt festmachen<br />

– auch anhand der starken Gegnerschaft, die Yamaha<br />

eine ganze Latte von harten Nüssen zu knacken gibt.<br />

Die Konkurrenz: mit vielen Wassern gewaschen<br />

Das ideale Naked Bike in dieser Leistungsliga: Es besäße den satten<br />

Punch der mächtigen KTM Super Duke R, es verfügte über die<br />

Rückmeldung, Zielgenauigkeit, das Handling und die Stabilität<br />

der Aprilia Tuono V4 1100 R, es hätte die fulminante Alltagstauglichkeit<br />

und die Ausstattungsoptionen einer BMW S 1000 R und<br />

die dynamische Eleganz einer MV Agusta Brutale 1090 und wäre<br />

für den unschlagbaren Preis einer Suzuki GSX-S 1000 zu kaufen.<br />

Wer jetzt sagt: alles Hirngespinste – der hat natürlich recht. Aber<br />

er übersieht auch etwas. Die MT-10 bringt Anlagen mit, die zu<br />

höchsten Hoffnungen berechtigen. Vor allem, was das Motorenkonzept<br />

angeht.<br />

Crossplane: das beste aus zwei Welten<br />

Wer nie den besten aller V2, nämlich den der Super Duke 1290,<br />

genießen konnte, hat wahrlich etwas verpasst. Lässig aus dem<br />

Die Referenz<br />

1. MOTOR KTM 1290 SUPER DUKE R<br />

2. FAHRWERK APRILIA TUONO V4 1100 RR<br />

3. AUSSTATTUNG BMW S 1000 R<br />

4. DESIGN MV AGUSTA BRUTALE 1090<br />

5. PREIS SUZUKI GSX-S 1000<br />

12 NEUHEITEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


www.motorradonline.de NEUHEITEN 13


Yamaha MT-10 im Vergleich<br />

Kurbelgehäuse geschüttelte Leistung in allen Lagen und Drehzahlregionen<br />

sind sein Markenzeichen. Das hat natürlich viel<br />

mit dem Hubraumvorteil zu tun – umso erstaunlicher ist jedoch,<br />

wie smooth und kultiviert diese überbordende Kraft dargeboten<br />

wird. Aber: Der dicken Duke könnte hier ein ernsthafter Gegner<br />

erwachsen. Vor allem deshalb, weil dem ungleichmäßigen Hubzapfenversatz<br />

des Crossplane-Konzepts etwas<br />

Erstaunliches gelingt: Er macht aus einem<br />

herkömmlichen Reihenvierer einen echten<br />

Charakterdarsteller mit V4-Attitüde. Wer mal<br />

die aktuelle R1 fuhr, weiß, wie sich V4 anfühlt.<br />

Und wer mal den Crossplane-Motor der direkten<br />

R1-Vorgängerin fuhr, weiß auch, mit<br />

welch sattem Schlag so ein Motor auch untenherum<br />

ans Werk gehen kann. Dennoch<br />

sind Zweifel da, denn der neue R1-Motor opfert<br />

diesen Druck im unteren Drehzahlbereich<br />

beinahe komplett auf dem Altar der hohen<br />

Spitzenleistung. „Am Motor wurden zahlreiche<br />

signifikante Änderungen vorgenommen.<br />

Das Ziel war ein kraftvolles Drehmoment<br />

bei niedrigen bis mittleren Drehzahlen“, sagt<br />

Yamaha. Kann man das glauben? Ein wenig<br />

Mapping-Gezauber (bei der R1 nachweislich sehr wirkungsvoll)<br />

oder doch das große Besteck mit mehr Schwungmasse an der<br />

Kurbelwelle, zahmeren Steuerzeiten, vielleicht sogar kleineren<br />

Ventildurchmessern? Letzteres wohl nicht, während die ersten<br />

beiden Maßnahmen nach <strong>MOTORRAD</strong>-Recherchen mehr als<br />

wahrscheinlich sind. Das – und eine überarbeitete Getriebeabstimmung<br />

plus eine kürzere Sekundärübersetzung plus neue<br />

Schmiedekolben plus neue Airbox plus neuer Schalldämpfer –<br />

Die dunkle Seite der Macht: Bei Yamaha<br />

trägt der Vierzylinder Cross plane, bei KTM die<br />

Super Duke einfach nur V2<br />

1. MOTOR KTM 1290 SUPER DUKE R<br />

Es mag sein, dass die BMW S 1000 R in der 1000-Punkte-Wertung aufgrund<br />

besserer Messwerte ein paar Punkte mehr im Motorenkapitel bekommt, aber:<br />

Fragt man nach dem beeindruckendsten Motor, wird<br />

immer die Super Duke genannt. Sie ist und bleibt ein<br />

ganz besonderes Erlebnis.<br />

1317 Stück, Platz<br />

15 in der Zulassungsstatistik<br />

14 NEUHEITEN<br />

Daten<br />

173 PS, 213 kg, 0–100 km/h<br />

3,3 sek, 272 km/h,<br />

6,0 l/100 km, 15 895 Euro


kann zusammen eine explosive Mischung ergeben. Wie das geht,<br />

zeigt nicht zuletzt der Reihenvierer der BMW S 1000 R, der bei seiner<br />

Metamorphose vom Renn- zum Alltagsmotor eine ähnliche<br />

Kur hinter sich hat. Das Bayern-Naked zeigt sogar der hubraummächtigen<br />

KTM bezüglich der reinen Fahrleistungen, wo der Bartel<br />

den Most holt (siehe Daten), bietet allerdings bei Weitem nicht<br />

den erdigen V4-Charakter des Crossplane-Konzepts. Auf diesen<br />

Motor darf man also sehr gespannt sein. Und auch was die Frage<br />

Kompakte Hightech: Rahmen und<br />

Schwinge von der R1, Räder aus<br />

Alu statt Magnesium<br />

der Spitzenleistung angeht, kann man anhand der Ausrichtung<br />

relativ sichere Angaben machen. Laut Yamaha war man nämlich<br />

keinesfalls darauf aus, neue Rekorde zu brechen. Aber natürlich<br />

sei man mit bei der Musik. Das würde zwischen 160 und 170 PS<br />

bedeuten – und sollte angesichts des zu erwartenden Gewichtsniveaus<br />

der MT-10 von plus minus 210 Kilogramm vollgetankt in<br />

jeder Fahrsituation mehr als ausreichen.<br />

Supersport-Fahrwerk:<br />

gefühlsecht auch im Alltag<br />

Die direkte Transformation von der Rennstrecke<br />

auf die Landstraße – das war nicht<br />

nur beim Motor, sondern auch beim Fahrwerk<br />

jahrelang der Traum leistungshungriger<br />

Naked-Biker. Heute ist er Wirklichkeit, und nirgendwo<br />

werden diese Träume so wahr wie<br />

bei der Aprilia Tuono. Zumindest dann, wenn<br />

es um konventionelle Fahrwerkstechnik geht.<br />

Derart gierig lenkt keine ein, Handling, Stabilität<br />

und Rückmeldung sind Spitzenklasse. Die<br />

Frage lautet: Ist das für die MT-10 zu packen?<br />

Die Antwort: von der Papierform her durchaus,<br />

denn die bitterböse Yamaha ist im Grunde<br />

eine R1 in Räuberzivil. Will heißen: Rahmen,<br />

KYB-Gabel und Federbein stammen eins zu<br />

Gefühlsecht, verspricht Yamaha: Federbein von<br />

KYB aus der R1, nur anders abgestimmt. Garantiert<br />

gefühlsecht: Sachs-Federbein der Tuono<br />

Ihr V4 hat mit der Hubraumerweiterung auf 1100 Kubikzentimeter gewonnen,<br />

aber das Highlight der Tuono ist und bleibt ihr messerscharfes Fahrwerk.<br />

Wenn die MT-10 an diese Kom bination<br />

aus Handlichkeit, Stabilität und<br />

Rückmeldung herankäme,<br />

wäre alles gut. 416 Stück,<br />

Platz 66 in der Zulassungsstatistik<br />

2. FAHRWERK APRILIA TUONO V4 1100 RR<br />

Daten<br />

175 PS, 214 kg, 0–100<br />

km/h 3,2 sek, 250 km/h,<br />

6,5 l/100 km, 16 490 Euro<br />

NEUHEITEN 15


Yamaha MT-10 im Vergleich<br />

eins aus der Sportlerin, wurden aber für den neuen Einsatzzweck<br />

neu abgestimmt. Der Rahmen soll sogar etwas mehr Flex bieten<br />

als das steife Bauteil in der R1, der Radstand fällt gemessen an der<br />

Konkurrenz erstaunlich gering aus. 140 Millimeter – das sind rund<br />

30 Millimeter mehr als bei der kompaktesten Klassenkonkurrenz<br />

und gar 45 Millimeter weniger als bei der agilen Tuono. Noch ein<br />

Vergleich: Eine Super Duke 1290 kommt mit<br />

1482 Millimetern dahergetankert. Also geben<br />

diese Werte und das selbst in Superbike-Kreisen<br />

bekannt gute Handling der R1 Anlass zu<br />

berechtigten Hoffnungen. Dasselbe gilt für<br />

die Qualität der Federelemente. Wenn es sich<br />

bei Gabel und Federbein tatsächlich um R1-<br />

Ware handelt, freuen wir uns schon auf Transparenz<br />

in allen (Schräg-)Lagen.<br />

Grimmiger geht es höchstens<br />

bei der Kawa Z 1000.<br />

MT-10 in „Night Fluo“<br />

Ausstattung: alles an Bord<br />

Muss es wirklich Titan und Magnesium sein?<br />

Bei einem Sportler wie der R1 senkt so etwas<br />

das Gewicht und erhöht das Image, bei einem<br />

Naked Bike wie der MT-10 kann man bei<br />

Pleuel, Auspuff, Rahmenheck und Rädern auf<br />

exotische Materialien verzichten, zumal einiges<br />

davon dank der in den USA vertriebenen, günstigeren YZF-<br />

R1 S ohnehin im Teileregal liegt. Was man bei einem Kracher wie<br />

der neuen Yamaha jedoch unbedingt haben sollte, ist ein Bündel<br />

an Assistenzsystemen, um der geballten Power auch Herr zu<br />

werden. Traditionell Vorreiter auf diesem Gebiet ist BMW, und die<br />

S 1000 R macht auch bei den starken Nackten selbstredend die<br />

Pace. Aber die neue MT-10 ist ihr hart auf den Fersen. Ride-by-<br />

Wire , ABS, Traktionskontrolle, Anti-Hopping-Kupplung – natür-<br />

Gute Ausstattung definiert sich heute auch<br />

am linken Lenkergriff: je mehr Knöpfe, desto<br />

mehr Optionen<br />

3. PUNKTEWERTUNG BMW S 1000 R<br />

Rechnet man alles zusammen, ist sie der Maßstab. Toller Motor, tolles Fahrwerk<br />

– aber am tollsten sind die elektronischen Helfer, die auf der S 1000 R<br />

das Leben so einfach machen. Und deren einfache Bedienung. Nach der<br />

stimmigen Lösung bei der R1 sollte die MT-10 ebenfalls gut<br />

abschneiden.<br />

1796 Stück, Platz<br />

acht er Zulassungsstatistik<br />

16 NEUHEITEN<br />

Daten<br />

161 PS, 207 kg, 0–100<br />

km/h 3,3 sek, 258 km/h,<br />

5,9 l/100 km, 13 350 Euro


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Yamaha MT-10 im Vergleich<br />

lich haben das beide. Ein elektronisches Fahrwerk (Extra bei der S<br />

1000 R) hat die MT-10 hingegen nicht zu bieten, als Option jedoch<br />

einen Schaltautomaten (allerdings ohne Blipper-Funktion).<br />

Dafür beglücken die Yamaha-Techniker die Wilde-Reiter-Fraktion<br />

mit einem tourigen Tempomaten und LED-Scheinwerfern in der<br />

zerklüfteten Frontmaske. Das alles allerdings ganz ohne Aufpreis,<br />

wie es in München üblich ist. Unter dem<br />

Strich also ist die MT-10 in ihrem Konkurrenzumfeld<br />

hinsichtlich der Ausstattung und der<br />

Altagstauglichkeit vorn dabei.<br />

Design: MV zeigt, wie es geht<br />

Was soll man sagen? Die Schönheit liegt im<br />

Auge des Betrachters? Yamaha sagt, man habe<br />

– vom Erfolg der MT-Baureihe motiviert –<br />

ganz bewusst so ein provokantes Design gewählt.<br />

Andere sagen, BMW habe die Vorlage<br />

schon vor Jahren mit der K 1300 R geliefert.<br />

Wie auch immer: Die zeitlose Eleganz – kombiniert<br />

mit einer aggressiven Grundhaltung,<br />

wie sie die MV Agusta 1090 Brutale liefert –<br />

bleibt der MT-10 verwehrt. Der Erfolg der<br />

S 1000 R und der 1290 Super Duke R zeigt<br />

jedoch auch, dass ein kantiger Hang zur Egozentrik und nicht<br />

ganz ideale Proportionen einem Verkaufserfolg nicht im Wege<br />

stehen, wenn der Rest stimmt. So gesehen darf man auch bei<br />

Yamaha guter Hoffnung sein.<br />

Der Preis: zwischen den Extremen<br />

Wenn es um’s Geld geht, hört der Spaß auf. Das gilt vermutlich<br />

auch in dieser High-End-Klasse, in der die Suzuki GSX-S 1000 mit<br />

So sieht es aus: martialischer Zweiaugen-<br />

Look der MT-10, klar gezeichnete Scheinwerferpartie<br />

bei der Brutale<br />

4. DESIGN MV AGUSTA BRUTALE 1090<br />

Ja, das können sie, die Italiener. Es gibt wohl kaum ein optisch attraktiveres<br />

Naked Bike als die große Brutale. Alles stringent, alles logisch, alles an<br />

seinem Platz – und alles so schön. Noch besser: Mittlerweile<br />

funktioniert das auch alles recht<br />

gut. Trotzdem: nicht unter<br />

den ersten 200 der Zulassungsstatistik<br />

18 NEUHEITEN<br />

Daten<br />

158 PS, 218 kg, 0–100<br />

km/h 3,3 sek, 250 km/h,<br />

7,3 l/100 km, 14 990 Euro


gut 12 000 Euro den Einstieg und die neue Ducati Monster R mit<br />

über 18 000 Euro die Spitze markieren. Und die MT-10? Könnte<br />

sich mit rund 14 000 Euro im unteren Drittel positionieren und damit<br />

ein preiswertes Angebot abgeben. Ein Reihenvierer mit dem<br />

brachialen Schub einer Super Duke, dem V4-Geknurre und den<br />

Fahrwerksqualitäten einer Tuono, der Ausstattung einer S 1000 R<br />

und japanischer Solidität. Das wäre doch was.<br />

www.motorradonline.de/neuheiten<br />

Kompakt und reduziert:<br />

Die Heckpartie hat nichts vom<br />

Überschwang der Front<br />

Weitere Konkurrenten<br />

Ducati Monster 1200 R<br />

Daten<br />

160 PS, 207 kg, Beschleunigung<br />

k. A., 255 km/h, Verbrauch k. A.,<br />

18 390 Euro<br />

Honda CB 1000 R<br />

Daten<br />

125 PS, 220 kg, 0–100 km/h<br />

3,3 sek., 230 km/h, 4,9 l/100 km,<br />

11 490 Euro<br />

Kawasaki Z 1000<br />

Daten<br />

142 PS, 222 kg, 0–100 km/h<br />

3,2 sek., 237 km/h, 5,3 l/100 km,<br />

12 195 Euro<br />

Triumph Speed Triple S<br />

Daten<br />

140 PS, Gewicht k. A., Beschleunigung<br />

k. A., Verbrauch k. A.,<br />

Preis k. A.<br />

Schwarz-graue Info-Tristesse: Aus Kostengründen<br />

hat die MT-10 nicht das teure Vierfarb-Display<br />

der R1 geerbt. So bleibt es Japan-Einheitsware<br />

*inklusive Nebenkosten<br />

Sie ist mit knapp 160 PS viel stärker als ausgewiesen – und mit gut 12 000<br />

Euro ein echtes Schnäppchen, denn Motor und Fahrwerk machen durchaus<br />

Spaß. In Sachen Federelemente und<br />

Assistenzsysteme jedoch ist<br />

noch Luft nach oben. Aber<br />

viel Motorrad fürs Geld.<br />

1020 Stück, Platz 25 der<br />

Zulassungs-Charts<br />

5. PREIS SUZUKI GSX-S 1000<br />

Daten<br />

146 PS, 212 kg, 0–100<br />

km/h 3,2 sek, 240 km/h,<br />

4,5 l/100 km, 12195 Euro<br />

NEUHEITEN 19


N E W S<br />

ER-6 Radicale.<br />

Hinten von links: Herr<br />

Briese, Frau Reuter,<br />

Kawa-Mann Seiler<br />

Frau Reuter und<br />

die Radicale<br />

Weltmetropole Schriesheim: grüner<br />

Bürgermeister, aber auch grüner Tuner:<br />

Kawasaki Höly. Der hat jetzt die ER-6<br />

Radicale mit 110 PS vorgestellt.<br />

Foto: Custombike/Huber Verlag<br />

Die Custombike 2<strong>01</strong>5 war der passende<br />

Rahmen, und Bühnenmoderator „Frau<br />

Reuter“ (links Mitte im grauen Kittel) fand<br />

das richtige Wort: Geil! Mit der ER-6 Radicale<br />

zeigte Höly auf der Messe, was mit einem Massenmotorrad<br />

wie der Kawasaki ER-6 (Serie: 206<br />

kg und 72 PS) möglich ist. 156 Kilo und 110 PS!<br />

„Original blieben nur Rahmen und Schwinge“,<br />

dabei schwingt etwas Stolz in Dieter Brieses<br />

Stimme mit. Der Kfz-Meister von Kawa-Händler<br />

Höly hat die Radicale aufgebaut: RAM-AIR,<br />

vier statt zwei Einspritzdüsen, 2,5 kg leichtere,<br />

feingewuchtete Kurbelwelle, Ausgleichswelle<br />

raus, Öhlins-Fahrwerk rein, Kineo-Felgen ran.<br />

Weniger Unfälle 2<strong>01</strong>5?<br />

„Die Unfallzahlen<br />

zeigen in die richtige<br />

Richtung“, so zitierte<br />

die Düsseldorfer<br />

„Rheinische Post“ am<br />

7. Dezember Bundesverkehrsminister<br />

Alexander<br />

Dobrindt. Der<br />

CSU-Politiker unterstrich<br />

im Gespräch mit<br />

der Zeitung, dass sein<br />

Ministerium auch für<br />

2<strong>01</strong>5 einen Rückgang<br />

der Anzahl im Verkehr<br />

getöteter Motorradfahrer<br />

erwartet und<br />

stützte sich dabei auf<br />

Motorradfahren<br />

wird sicherer –<br />

das freut nicht<br />

nur den Verkehrsminister<br />

Zahlen von Januar bis Anfang September.<br />

Leider zeigen die jetzt bis Ende September<br />

vorliegenden Zahlen, dass der Minister in<br />

diesem Punkt wohl zu OPTIMISTISCH war:<br />

Verunglückten von Januar bis September<br />

2<strong>01</strong>4 in Deutschland noch 520 Motorradfahrer<br />

tödlich, so belief sich die Zahl der<br />

Todesopfer im selben Zeitraum 2<strong>01</strong>5 auf<br />

561 Biker (Quelle: Statistisches Bundesamt).<br />

Trotzdem, und da freut sich nicht nur Alexander<br />

Dobrindt, hat sich die Zahl seit dem<br />

Jahr 2000 fast halbiert.<br />

Foto: Bundesregierung/Kugler<br />

Wegen Kardan: Honda-Rückruf<br />

Noch steht das ganze Ausmaß nicht fest, sicher<br />

ist nur: Honda muss etliche VFR 1200 F- und<br />

Crosstourer-Modelle zurückrufen. Grund sind<br />

möglicherweise nicht korrekt eingepasste und damit<br />

bruchgefährdete Kardangelenklager. Bei einem<br />

solchen Bruch könnte es zum Blockieren des Hinterrads<br />

und damit zu einem Sturz kommen,<br />

schreibt Honda USA auf einer Honda-eigenen<br />

Website. Welche Baujahre der beiden<br />

Schwestermodelle Honda<br />

VFR 1200 F (Foto) und Crosstourer<br />

in Deutschland genau<br />

betroffen sind, ist laut<br />

einem Honda-Mitarbeiter<br />

noch nicht klar. Die deutschen<br />

Händler sind informiert<br />

und sollen ab<br />

Ende 2<strong>01</strong>5/Anfang 2<strong>01</strong>6<br />

Tauschteile für den<br />

anstehenden Rückruf<br />

vorrätig haben. Die<br />

in Deutschland betroffenen<br />

Kunden<br />

will Honda Anfang<br />

2<strong>01</strong>6 informieren.<br />

VFR 1200 F<br />

und Crosstourer<br />

sind<br />

weltweit<br />

betroffen<br />

Foto: Honda<br />

20 NEWS 1/2<strong>01</strong>6


„<br />

WIR SEHEN IM<br />

AUGENBLICK ÜBER-<br />

HAUPT KEINE NOT-<br />

WENDIGKEIT, UNS<br />

MIT EINEM VERKAUF EINER<br />

UNSERER ZWÖLF STARKEN<br />

MARKEN ZU BESCHÄFTIGEN<br />

VW-Vorstandsvorsitzender Matthias Müller am 10.12.2<strong>01</strong>5<br />

zu Gerüchten, wonach der VW-Konzern im Zuge des Abgasskandals<br />

einen Verkauf von Ducati planen könnte<br />

Foto: Volkswagen<br />

“<br />

Scrambler-Mode – jetzt auch aus Russland<br />

„Die anderen haben auch alle Scrambler“, heißt es in der Pressemitteilung.<br />

Dem Trend will sich Ural nicht verschließen:<br />

20 Scrambler-BOXER-GESPANNE mit „hochgezogenem<br />

2-in-2-Auspuff für dezenten<br />

schwarzen Sound“ hat der Importeur<br />

parat. Neben dem gelb/<br />

schwarzen Lack kennzeichnen<br />

Gepäckträger<br />

und Nebelscheinwerfer<br />

das Modell.<br />

Der zuschaltbare Seitenwagenantrieb<br />

ist<br />

Serie. Ab 14 200 Euro.<br />

Info: www.ural.cc<br />

Foto: Ural<br />

Ein Wochenende am Strand…<br />

…und die Badesachen vergessen? 1500 Enduro- und<br />

Motocross-Fahrer hatten beim „Red Bull Knock Out“<br />

am Strand von Scheveningen (NL, Foto) im November<br />

auch so Spaß. Im Januar geht’s in Le Touquet weiter<br />

kurz notiert<br />

EU-Geld für Piaggio-Forschung<br />

Die Piaggio-Gruppe (Aprilia, Moto Guzzi, Vespa)<br />

erhält von der Europäischen Investitionsbank EIB<br />

70 Millionen Euro. Mit dem Darlehen sollen Forschung<br />

und Entwicklung der international agierenden<br />

Gruppe in Italien gefördert werden, etwa<br />

von Elektro- oder sparsamen Benzinmotoren.<br />

Foto: Kawasaki Foto: Red Bull Content Pool<br />

Der Glühwein-Burnout<br />

BMW und bieder? War mal. Manche<br />

lassen’s richtig krachen. Zum Beispiel<br />

bei einer Weihnachtsfeier im Dezember.<br />

Deren Höhepunkt: ein Feuerwehreinsatz.<br />

www.motorradonline.de<br />

Mit lautem Lalü-Lala stoppte am Münchner<br />

Anton-Ditt-Bogen, wo BMWs Motorsport-Truppe<br />

residiert, abends gegen 21<br />

Uhr ein Löschzug (fünf Fahrzeuge). Doch<br />

statt eines Feuers fanden die alarmierten<br />

19 Münchner Berufsfeuerwehrmänner<br />

nur etwas RAUCH. Und seinen<br />

Verursacher: einen BMW C Evolution-Elektroroller<br />

(maximale Leistung:<br />

48 PS). Was war passiert?<br />

Ein BMW-Mitarbeiter hatte den<br />

Scooter im Rahmen einer Weihnachtsfeier<br />

zu einem zünftigen<br />

Burnout im Büro benutzt – aber<br />

nicht an den Rauchmelder an<br />

der Decke gedacht …<br />

Burnen mit Elektroroller?<br />

Ja, geht auch. Stilvoller ist’s<br />

mit einem Supersportler<br />

Yamaha R1-Rückruf<br />

In der letzten Ausgabe war’s<br />

noch ein Gerücht, jetzt ist’s offiziell:<br />

Die R1-Modelle ab 2<strong>01</strong>5<br />

bekommen neue Getriebe<br />

wegen Bruchgefahr. Yamaha<br />

bittet Halter, Kontakt mit den<br />

Händlern aufzunehmen.<br />

Korrektur iXS-Lederjacke<br />

Der in einer Anzeige in <strong>MOTORRAD</strong> 26/2<strong>01</strong>5 genannte<br />

Preis der Jacke Eliott von iXS war leider<br />

falsch. Sie kostet 349,90 Euro, nicht 49,90 Euro.<br />

Motorradfreundliche Stadt 2<strong>01</strong>6<br />

Zum 17. Mal hat die Motorrad-Initiative Deutschland<br />

MID den Preis für die „motorradfreundliche<br />

Stadt“ ausgeschrieben. Prämiert werden können<br />

auch Behörden oder Initiativen, die sich in besonderer<br />

Weise für Biker einsetzen. Vorschläge<br />

per E-Mail an kontakt@mid-motorrad.de<br />

Dritter Anlauf: Buell-Verkauf<br />

Immer dubioser: Mitte Januar sollen laut US-Zeitungen<br />

die Reste der EBR/Buell-Produktion zum<br />

dritten Mal versteigert werden. Ein Richter hat<br />

Auktion Nummer zwei im Dezember für nichtig<br />

erklärt, nachdem hier ein Liquidator zunächst<br />

den Zuschlag bekommen hatte.<br />

Harley für Kinderklinik<br />

Harley-Davidson Deutschland und die Händler<br />

Thunderbike und Bertl’s stellen die Hauptpreise<br />

einer neuen Verlosung zugunsten der DRK Kinderklinik<br />

Siegen. Die Aktion läuft das ganze Jahr<br />

2<strong>01</strong>6. Infos: www.spendenaktion-motorrad.de<br />

Weitere Termine unter www.motorradonline.de;<br />

alle Termine ohne Gewähr<br />

Foto: fact<br />

NEWS 21


N E W S<br />

So war’s wirklich<br />

Fotos: jkuenstle.de, Polizei Bayern<br />

„Motorradfahrer in drei Monaten 26-mal<br />

im selben Tunnel geblitzt, 4180 Euro<br />

Bußgeld und 47 Punkte“. Von Aachen bis<br />

Zschopau, von Garmisch bis Flensburg – die<br />

Meldung aus dem Pressebericht der Polizei<br />

München und das dazugehörige Foto unten<br />

hat Mitte Dezember fast jede deutsche<br />

Zeitung gedruckt. Tenor: Der Biker war entweder<br />

zu doof, die fest installierte Radarfalle<br />

zu bemerken, oder hat sie DUMMDREIST<br />

EINFACH IGNORIERT. Schließlich könne ihm<br />

ja nichts passieren, hat er vorn doch kein<br />

Nummernschild. Das jedenfalls suggerierten<br />

die meisten Zeitungen.<br />

Schwarz<br />

geblitzt im<br />

Tunnel –<br />

der Fahrer<br />

hat davon<br />

nie etwas<br />

bemerkt<br />

Sehr wahrscheinlich sah die Wirklichkeit aber<br />

anders aus. Denn bei der Radaranlage im<br />

Richard-Strauss-Tunnel auf dem Münchner<br />

Mittleren Ring, das hat die Polizei MOTOR-<br />

RAD auf Nachfrage bestätigt, handelt es sich<br />

um einen sogenannten „SCHWARZBLITZER“.<br />

Hier wird der Blitz optisch gefiltert und ist für<br />

das menschliche Auge kaum wahrnehmbar.<br />

Solche Anlagen werden seit einigen Jahren<br />

bevorzugt in Tunneln installiert. Sie sollen<br />

Unfälle durch vom Blitz erschreckte Fahrer<br />

vermeiden. Wer geblitzt wird, merkt dies – als<br />

Autofahrer – meist erst Wochen später, wenn<br />

das Knöllchen im Briefkasten liegt. Oder als<br />

Motorradfahrer eben gar nicht.<br />

Wie konnte der 26 Jahre alte Honda-Fahrer<br />

ermittelt werden? Bei den meisten der 26<br />

ihm zur Last gelegten Tempoverstöße gegen<br />

das im Tunnel geltende 60-km/h-Limit<br />

rauschte der Mann etwa um die gleiche Zeit<br />

durch. Offenbar auf dem täglichen Weg zur<br />

Arbeit, wobei er laut Polizei bis zu 116 km/h<br />

draufhatte. Also brauchte eine Streife nur<br />

zur fraglichen Zeit warten, um die schon<br />

ETWAS ÄLTERE CBR 600 RR dann ganz altmodisch<br />

rechts ranzuwinken.<br />

Und das horrend hohe Bußgeld und die<br />

gleich fünfmal für den Entzug des Führerscheins<br />

ausreichenden 47 Punkte, die den<br />

Münchner laut Polizeibericht jetzt „erwarten“?<br />

Die sind „ein rein rechnerischer Wert“,<br />

wie Rechtsanwalt Konstantin Bredereck aus<br />

Berlin zusammenfasst: „Wenn für den Honda-<br />

Fahrer 47 Punkte auf einmal nach Flensburg<br />

und zur zuständigen Fahrerlaubnisbehörde<br />

gemeldet werden, er aber zuvor von dort aus<br />

nicht ermahnt oder verwarnt worden ist,<br />

kann ihm der Führerschein nicht wegen Erreichens<br />

von acht oder mehr Punkten entzogen<br />

werden.“ Wohl aber müsse der Mann mit<br />

einem zeitlich auf maximal drei Monate befristeten<br />

Fahrverbot rechnen. Fürs Bußgeld<br />

müsste, wenn kein glaubhaftes Geständnis<br />

vorliegt, ein Richter dem Honda-Fahrer jeden<br />

einzelnen der 26 Tempoverstöße nachweisen.<br />

Sobald die fortlaufenden Geschwindigkeitsverstöße<br />

aber feststehen, droht dem<br />

Honda-Fahrer unabhängig von den Punkten<br />

in Flensburg die Entziehung der Fahrerlaubnis<br />

durch die Verwaltungsbehörde – wegen<br />

charakterlicher Ungeeignetheit.<br />

SR 400: Preis bleibt,<br />

aber Teile gibt’s dazu<br />

Die Wiedersehensfreude war groß,<br />

die Ernüchterung war größer: Während<br />

das Comeback des Kultbikes mit<br />

VW-KÄFER-STATUS beklatscht wurde,<br />

schüttelten selbst Fans des Yamaha-<br />

Einzylinders den Kopf: satte 5795 Euro<br />

für eine SR mit nur 400 statt 500 Kubik.<br />

Mit dem Special Edition Kit in Form<br />

von Motorschutz, Vorderrad-, Hinterrad-<br />

und Kettenabdeckung als kostenlose<br />

Dreingabe will Yamaha den<br />

Single jetzt attraktiver machen –<br />

limitiert auf 50 Stück. Die<br />

von den SR-Profis bei<br />

Benders gefertigten<br />

Aluminiumteile kos ten<br />

regulär 525 Euro.<br />

Aluteile und Tankdekor:<br />

Special Edition SR 400<br />

Foto: Yamaha<br />

22 NEWS 1/2<strong>01</strong>6


Foto: Bonhams<br />

Evel-Knievel-Harley<br />

unterm Hammer<br />

Diese 1000er-Ironhead-Sportster<br />

hat US-Stunt-Ikone Evel Knievel<br />

(† 2007) bei den Dreharbeiten zum<br />

Kinofilm „Viva Knievel“ 1976 benutzt.<br />

Danach hatte die Harley, die den XR<br />

750ern des legendären „Teufelskerls“<br />

nachempfunden ist, jahrzehntelang<br />

in einem privaten Museum gestanden.<br />

Am 7. Januar 2<strong>01</strong>6 kommt das<br />

Bike – VOM SELBEN LACKIERER wie<br />

damals mit frischen Farben optisch<br />

aufgepeppt – als Los Nummer 140<br />

bei der Las Vegas Motorcycle Auction<br />

unter dem Hammer. Das Auktionshaus<br />

rechnet mit Geboten zwischen<br />

75 000 und 90 000 Euro. Wer da mithalten<br />

will: Es geht auch online unter<br />

www.bonhams.com.<br />

Oben: Filmplakat von 1976.<br />

Unten: die Film-Harley heute,<br />

in Las Vegas zu ersteigern<br />

Foto: Zero<br />

E-Bikes für Führerschein A1<br />

Mangels Hubraum ist ein E-Bike keine<br />

125er, kann aber trotzdem für den<br />

125er-Führerschein passen: US-Hersteller<br />

Zero bietet ab Frühjahr zwei<br />

Modelle als Führerschein-A1-taugliche<br />

15-PS-Drosselvarianten (Leichtkrafträder)<br />

an. Die wendi ge Supermoto<br />

Zero FXS (12 490 Euro) und die Zero S<br />

(15 850 Euro, Foto) sind bei 11 kW auch<br />

mit dem Autoführerschein B (früher 3)<br />

von vor dem 1.4.1980 fahrbar.<br />

Die Top Ten der 125er<br />

Leichtkrafträder boomen wieder.<br />

Auch 2<strong>01</strong>5 hat die Zahl der Neuzulassungen<br />

von 125ern in Deutschland<br />

(Jan.–Nov.) wieder ZUGELEGT:<br />

mit 18 142 Stück (ohne Leichtkraftroller)<br />

um 23,4 Prozent und zum dritten<br />

Mal in Folge. Spitzenreiter ist weiter<br />

das vor allem bei 16- und 17-Jährigen<br />

beliebte Naked Bike KTM 125 Duke<br />

(2740 Stück, Foto), gefolgt von Yamahas<br />

ebenfalls nackter MT-125 (2413<br />

Stück) und WR 125 (1984 Stück).<br />

Platz Modell<br />

1. KTM 125 Duke<br />

2. Yamaha MT-125<br />

3. Yamaha WR 125<br />

4. Yamaha YZF-R 125<br />

5. Honda CBR 125 R<br />

6. Honda CBF 125<br />

7. KTM RC 125<br />

8. Kreidler Europe Supermoto/Enduro<br />

9. Honda MSX 125<br />

10. Betamoto RR 125 4T 125 Motard<br />

Foto: KTM<br />

Interview<br />

Foto: Kreplin<br />

? 2<strong>01</strong>3 die<br />

zweite Insolvenz, Ende<br />

2<strong>01</strong>5 dann der Schutzschirm:<br />

drei Monate Zeit<br />

Rechtsanwalt Georg<br />

für einen Reformplan,<br />

Kreplin, vorläufiger<br />

um eine neue Pleite<br />

Sachwalter der Hein<br />

abzuwenden. Hein<br />

Gericke GmbH<br />

Gericke scheint von einer<br />

Krise geradewegs in die<br />

nächste geschlittert zu sein. Woran lag das 2<strong>01</strong>5?<br />

! Dringend notwendige strukturelle<br />

Themen wurden nicht ausreichend angegangen,<br />

und zudem war offensichtlich<br />

auch das geplante Umsatzwachstum<br />

(über 100 Prozent) und das sich daraus<br />

ergebende Kostenmanagement in alle<br />

Richtungen unrealistisch.<br />

? Geschäftsführer und Inhaber Paul Liao<br />

hat nach eigenen Angaben über 20 Millionen<br />

Euro in Hein Gericke investiert. Geld allein scheint<br />

zuletzt nicht das Problem gewesen zu sein.<br />

Oder war das nicht genug?<br />

! Am Geld allein lag es sicher nicht.<br />

Aber das Geld will auch richtig und vernünftig<br />

investiert werden. Da scheint<br />

es Defizite gegeben zu haben.<br />

„In alle Richtungen<br />

unrealistisch“<br />

Die Erwartungen bei Hein Gericke waren 2<strong>01</strong>4 nach dem Einstieg<br />

chinesischer Investoren hoch. Doch die Handelskette kam ihnen nicht<br />

nach: Ende 2<strong>01</strong>5 droht wieder Zahlungsunfähigkeit. Die Gründe?<br />

? Was ist bis jetzt konkret geschehen?<br />

! Es besteht enger Kontakt zu allen<br />

wesentlichen Lieferanten, die erfreulicherweise<br />

ihre Bereitschaft zur weiteren<br />

Zusammenarbeit signalisiert haben.<br />

Derzeit wird die Planung für 2<strong>01</strong>6 im<br />

Lichte der erforderlichen Restrukturierungsmaßnahmen<br />

aufgestellt.<br />

? Reicht das, damit die Handelskette 2<strong>01</strong>6<br />

wieder durchstarten kann?<br />

! Im ersten Schritt ist ein Gesundschrumpfen<br />

zwingend erforderlich, um<br />

dann wieder behutsam und aus gestärkter<br />

Position heraus wachsen zu können.<br />

? Im Oktober 2<strong>01</strong>5 war von „überdimensionierten<br />

Personal- und Filialstrukturen“ die Rede.<br />

Konkret: Wie viele der 67 Shops werden dichtgemacht<br />

und wo?<br />

! Das steht derzeit noch nicht abschließend<br />

fest, und es bleibt im Übrigen<br />

der Unternehmensleitung vorbehalten,<br />

dies zu entscheiden und dann auch<br />

umzusetzen, da wir uns in einem sogenannten<br />

eigenverwaltenden Verfahren<br />

befinden.<br />

www.motorradonline.de<br />

NEWS 23


T E S T + T E C H N I<br />

Fahrbericht Triumph Street Twin<br />

K<br />

AHNEN-<br />

FORSCHER<br />

1959 gab es die erste Bonneville von Triumph zu kaufen.<br />

An deren luftgekühltem Motorkonzept änderte sich<br />

über all die Jahre nichts. Nun hält die Moderne Einzug,<br />

Wasserkühlung und Elektronik kommen an Bord.<br />

Von Jens Möller-Töllner; Fotos: Triumph<br />

Das Jahr 1956, die Luft in der<br />

Salzwüste von Utah flimmert,<br />

eine 650er-Triumph rast vorbei,<br />

erreicht 345 km/h. Ein Rekord.<br />

Da schlummerte also mächtig Power im<br />

luft gekühlten England-Twin. Zum Serienstart<br />

der nach den Erfolgen in Bonneville<br />

benannten Bikes blieben davon 1959 noch<br />

fast 50 Pferdestärken übrig. Und jetzt?<br />

In der zur 2<strong>01</strong>6er-Bonneville-Familie von<br />

Triumph zählenden neuen Street Twin werkelt<br />

ein 900er-Zweizylinder mit 270 Grad<br />

Hubzapfenversatz, Wasserkühlung, Ride-by-<br />

Wire und vielem mehr. Nur bei der Leistung<br />

hält sich der Aufschlag zur Urahnin zurück.<br />

55 PS vermeldet Triumph. Dabei hat doch<br />

schon die bis zum letzten Jahr aktuelle, auf<br />

kühlenden Fahrtwind vertrauende „Bonnie“<br />

mit ihrem 865 cm³ großen Gleichläufer 68<br />

Pferde mobilisiert. Und auch bei Triumphs<br />

Scrambler, die ihre Kolben bis dato schon<br />

mit 270 Grad Versatz zwischen oberem und<br />

unterem Totpunkt hin- und herschickte,<br />

standen 59 Pferde in der Box. Also Rückschritt<br />

als Fortschritt?<br />

Nicht so voreilig. Denn Triumph hat<br />

sich etwas dabei gedacht. Drehmoment<br />

nämlich. Und hier übertrifft die Street Twin<br />

laut Triumph ihre Vorgänger bis hin zur<br />

seligen Urahnin deutlich. Auf dem Papier<br />

soll der 900er-Motor 80 Nm bei niedrigen<br />

3200 Um drehungen mobilisieren. Scrambler<br />

und Bonneville liegen da mit 68 bis 69 Newtonmetern<br />

drunter, Mitte des letzten Jahrhunderts<br />

waren’s bei der ersten Variante gar<br />

nur 51 Nm. Daher genug der Vorrede, die<br />

kurvigen Straßen rund um Valencia warten.<br />

Vernehmlich sonor blubbert die Street<br />

Twin im Stand aus ihrer Edelstahlauspuff-<br />

Anlage. Die sieht nach schicker Zwei-inzwei-Lösung<br />

aus, verbirgt hinter den Krümmerblenden<br />

jedoch die beide Seiten<br />

verbindende Abgasreinigungsfabrik gemäß<br />

Euro 4-Norm. In nur 750 Millimetern<br />

Höhe empfängt die nun dicker gepolsterte<br />

Sitzbank den Fahrer. Gut für Kurzbeinige.<br />

Aber auch lange Piloten kommen damit<br />

zurecht, weil Knie und Füße nirgends<br />

anstoßen, das Sitzpolster trotz leichter<br />

Kante viel Platz zum Hin- und Herrutschen<br />

lässt. Mit nur einem Finger<br />

klappt die Kupplungsbetätigung, die<br />

sogar eine Slipper-Funktion besitzt.<br />

Trotzdem: Beim Anfahren braucht<br />

der Twin etwas mehr Gas, weil die<br />

Kupp lung leicht rupft, die Dosierbarkeit<br />

erschwert. Bei den folgenden<br />

Sprüngen im Getriebe klappt aber<br />

alles reibungslos. Schon bei den ständigen<br />

Zwischensprints von Ampel zu<br />

Ampel macht der Motor Laune. Er wirkt<br />

lebendiger und viel charakterstärker als<br />

der sehr gleichförmig agierende, luftgekühlte<br />

Bonnie-Antrieb und dreht bis in<br />

mittlere Drehzahlen lebhafter hoch als<br />

der Scrambler-Motor.<br />

Die Stadt liegt hinter uns. Fürs Kurvenräubern<br />

haben die Triumph-Guides eine<br />

formidable Runde in Valencias Hinterland<br />

zusammengestellt. Biegung reiht sich an<br />

Biegung. Und die Street Twin wischt wie<br />

selbstverständlich durchs Winkelwerk.<br />

Ein Grund hierfür ist die neue Balance des<br />

Fahrwerks, auf welche die Triumph-Entwickler<br />

viel Wert gelegt haben. Das fängt bei<br />

der Sitzposition an. Verglichen mit der luftgekühlten<br />

Bonneville befinden sich die<br />

Rasten weiter hinten, der Lenker weiter vorne<br />

und etwas tiefer. Das sorgt für eine aktivere<br />

Integration des Piloten ins Fahrzeug –<br />

ohne unbequem zu sein. Zudem wuchs der<br />

Federweg hinten<br />

um 20 auf 120 Millimeter.<br />

Die Street Twin gibt sich<br />

agil, ohne nervös zu sein, trifft die<br />

gewünschten Linien genau. Nur beim<br />

Rausbeschleunigen kann es hinten leicht<br />

anfangen zu pumpen. Nachdem die Federbeine<br />

am Heck um zwei Stufen weiter vorgespannt<br />

wurden, herrschte Ruhe. Die blieb<br />

auch bei Bodenwellen und Nachlässigkeiten<br />

im Straßenbau erhalten. Fein filtert das<br />

ansonsten nicht einstellbare Fahrwerk grobe<br />

Stöße heraus, glänzt mit Komfort und<br />

einem guten Maß an Dämpfung.<br />

Die Geschwindigkeit im Kurvenscheitel<br />

nimmt zu, die Street Twin macht das<br />

mit. Erst spät setzen die Fußrasten auf. Beim<br />

schrägen Treiben spielt auch die Brems-<br />

24 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


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diesem Motorrad<br />

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TEST+TECHNIK 25


Triumph Street Twin<br />

anlage problemlos mit. Zwar muss wie<br />

bisher eine Einzelscheibe im Vorderrad die<br />

meiste Arbeit beim Anhalten übernehmen,<br />

die Wirkung geht aber in Ordnung. Beim<br />

Druckaufbau stört anfangs nur der minimale<br />

Leerweg am Hebel, danach lässt sich<br />

die gewünschte Bremskraft sehr linear<br />

dosieren, bis das ABS von Continental eingreift.<br />

Das sorgt in Schreckmomenten für<br />

Sicherheit und kurze Verzögerungswerte.<br />

Bei Landstraßentempo fallen die Regelintervalle<br />

fein aus, im Stadtverkehr langt<br />

das ABS schon mal etwas gröber zu.<br />

Mit dem gestiegenen Landstraßentempo<br />

muss auch der Motor mehr arbeiten.<br />

Damit der Vortrieb stimmt, sollte er immer<br />

im mittleren Drehzahlbereich gehalten<br />

werden. Ihn ganz bis zum Begrenzer auszudrehen,<br />

bringt nichts, da der Leistungszenit<br />

von 55 PS schon bei 5900/min ansteht.<br />

Die restlichen 1100 Umdrehungen bis zum<br />

Einschreiten des Begrenzers vermitteln<br />

mehr lustfreies Engagement als spaßiges<br />

Drehzahljubeln. Hinzu kommt: Die Street<br />

Twin vertraut wie Scrambler und Bonneville<br />

bisher auf fünf Gangstufen. Um die glaubhaften<br />

172 km/h Höchstgeschwindigkeit zu<br />

erreichen, ist die fünfte Getriebestufe eher<br />

lang ausgelegt. Im kurvigen Landstraßenleben<br />

möchte der Twin daher bevorzugt in<br />

den Gängen zwei bis vier bewegt werden,<br />

damit die Drehzahl nicht zu weit abfällt.<br />

Denn: Trotz drehmomentoptimierter<br />

Abstimmung ist die vollgetankt gut 220<br />

Kilogramm wiegende Street Twin kein<br />

Durchzugswunder. Die Beschleunigung im<br />

fünften Gang aus Stadttempo geschieht<br />

geschmeidig, aber nicht sehr dynamisch.<br />

Triumph Street Twin<br />

Womit der Punkt erreicht ist, wo der Zeigefinger<br />

gehoben werden darf. Weil: Beim<br />

Durchzug sowie beim Ecken-Swing keimt<br />

schon der Wunsch nach mehr Leistung auf.<br />

Nicht deshalb, weil mehr Pferdestärken<br />

immer besser sind, sondern weil ein Mehr<br />

an Leistung auch souverän macht. Diese<br />

Souveränität verliert die Street Twin, sobald<br />

man sich jenseits des Drehmoment- und<br />

Leistungsmaximums bewegt. Und an die-<br />

MOTOR<br />

Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor,<br />

zwei Ausgleichswellen, zwei obenliegende,<br />

kettengetriebene Nockenwellen, vier Ventile<br />

pro Zylinder, Tassenstößel, Nasssumpfschmierung,<br />

Einspritzung, 1 x Ø 38 mm, geregelter Ka talysator<br />

mit Sekundärluftsystem, Lichtmaschine<br />

630 W, Batterie 12 V/10 Ah, mechanisch betätigte<br />

Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />

X-Ring-Kette, Sekundärübersetzung 17 : 41.<br />

Bohrung x Hub<br />

84,6 x 80,0 mm<br />

Hubraum<br />

899 cm³<br />

Verdichtungsverhältnis 10,5 : 1<br />

Nennleistung 40,5 kW (55 PS) bei 5900/min<br />

Max. Drehmoment 80 Nm bei 3230/min<br />

FAHRWERK<br />

Doppelschleifenrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø<br />

41 mm, Zweiarmschwinge aus Stahl, zwei Federbeine,<br />

verstellbare Federbasis, Scheibenbremse<br />

vorn, Ø 310 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel,<br />

Scheibenbremse hinten, Ø 255 mm, Doppelkolben-Schwimmsattel,<br />

Traktionskontrolle, ABS.<br />

Alu-Gussräder 2.75 x 18; 4.25 x 17<br />

Reifen 100/90 H 18; 150/70 R 17<br />

MAß E+GEWICHTE<br />

Radstand 1439 mm, Lenkkopfwinkel 64,9 Grad,<br />

Nachlauf 102 mm, Federweg vorn/hinten 120/<br />

120 mm, Sitzhöhe 750 mm, Trockengewicht 198<br />

kg, zulässiges Gesamtgewicht 425 kg, Tankinhalt<br />

12,0 Liter.<br />

Garantie<br />

vier Jahre<br />

FarbenSchwarz<br />

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(je 150 Euro Aufpreis: Rot, Silber,<br />

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Mattschwarz, Schwarzmetallic)<br />

Preis<br />

8900 Euro<br />

Nebenkosten<br />

450 Euro<br />

Klassische Linie – hier in<br />

Cranberry Red – und viel Metall<br />

wie bei der Alu-Abdeckung der<br />

Einspritzung: Die Briten wissen,<br />

wie Retro funktioniert


Kein Drehzahlmesser, dafür per Lenkerschalter<br />

abrufbare Infos im Display<br />

Schlichtes Schwarz, Jet Black genannt,<br />

ist die günstigste Farbvariante<br />

sem Wunsch nach mehr Kilowatt im<br />

Brennraum ist Triumph zu guten Teilen<br />

selbst schuld, weil die Street Twin so lässig<br />

funk tioniert. Weil sie sich wirklich einfach<br />

und ohne Hinterhältigkeiten durch Kurven<br />

scheuchen lässt, hier besser agiert als<br />

ihre luftgekühlten Vorgänger. Und auch<br />

die serienmäßige, abschaltbare Traktionskon<br />

trolle würde so mehr Sinn machen.<br />

Tadellos ist die Verarbeitungsqualität der<br />

Street Twin, die nur alle 16 000 Kilometer<br />

zur Inspektion muss. Der fast schlauchlos<br />

angebrachte, kleine Wasserkühler, das<br />

Ölschauglas oder die Wartungsluke im<br />

Motor: Alles schön integriert ins Design,<br />

bis ins Detail überzeugen die Anbauteile.<br />

Diese lassen sich dank des Zubehörprogramms<br />

noch an eigene Wünsche anpassen.<br />

Parallel dazu bietet Triumph drei „Inspirationskits“<br />

(siehe Kasten unten) an, die<br />

etliche Zubehörparts als Paket enthalten.<br />

Nur bei der Leistung wird es für die ab 8900<br />

Euro kostende und damit leicht über der<br />

2<strong>01</strong>5er-Bonneville liegende Street Twin keinen<br />

Aufschlag geben. Aber da kommt noch<br />

etwas. Die ebenfalls wassergekühlten neuen<br />

Modelle Bonneville T 120 und Thruxton stehen<br />

schon in den Startlöchern – vielleicht<br />

mit etwas mehr Salzsee-Speed-Spirit?<br />

www.motorradonline.de/triumph<br />

Die Einzelscheibe verzögert sicher<br />

und ABS-überwacht<br />

Rippen-Zusatzkühlung, damit der<br />

Wasserkühler klein ausfallen kann<br />

Beauty-Salon by Triumph<br />

Die Street Twin ist schon ohne weitere Zubehörzutaten ein fesches Ding. Da es aber<br />

gerade in der Retroszene gang und gäbe ist, das eigene Fahrzeug an die indivi<br />

duellen Vorlieben anzupassen, offeriert Triumph für den 900er-Twin ein mehr als 150<br />

Teile umfassendes Zubehörangebot. Das reicht von Sitzbänken, kleinen Windschutzscheiben,<br />

Auspuffanlagen und Heckumbauten über Gepäcklösungen bis hin zu anderen<br />

Lenkern und Blinkern. Zusätzlich hat Triumph aus den erhältlichen Teilen drei<br />

„Inspi rationskits“ geschnürt, die zeigen sollen, welches Verwandlungspotenzial in der<br />

Street Twin steckt. Paket Nummer eins<br />

hört auf den Namen Scrambler-Kit und<br />

umfasst beispielsweise eine hochgelegte<br />

Auspuffanlage (ohne Zulassung, da ohne<br />

Kat), einen Heckumbau und eine andere<br />

Sitzbank. Beim Brat Tracker-Kit werden<br />

die Schalldämpfer ebenfalls getauscht,<br />

genau wie das Heck und die Blinker. Kit<br />

Nummer drei ist Urban betitelt und<br />

enthält neben anderen Schalldämpfern<br />

einen Windschild, eine Gepäcktasche und<br />

einen M-Lenker.<br />

Im soften Enduro-Look kommt der<br />

Scrambler-Umbau daher, dessen schicker<br />

Auspuff allerdings keine Zulassung hat<br />

TEST+TECHNIK 27


T E S T + T E C H N I<br />

Vergleichstest Einzylinder-Supermotos<br />

HOCH DIE TAS<br />

HUSQVARNA<br />

7<strong>01</strong> Supermoto<br />

K<br />

YAMAHA<br />

XT 660 X<br />

28 TEST+TECHNIK<br />

1/2<strong>01</strong>6


SEN<br />

KTM<br />

690 SMC R<br />

In der Supermoto-Szene gibt es was zu feiern: Die KTM<br />

690 SMC R stürmte in diesem Jahr die Verkaufshitliste.<br />

Mit Husqvarna und SWM frischen zwei Newcomer das<br />

bis dahin nur noch von Yamaha beschickte Segment auf –<br />

und den Vergleichstest der vier begleitet ein Supermoto-<br />

Weltmeister. Von Peter Mayer; Fotos: jkuenstle.de<br />

SWM<br />

SM 650 R<br />

www.motorradonline.de<br />

TEST+TECHNIK 29


Einzylinder-Supermotos<br />

Die Augen von Adrien Chareyre<br />

leuchten, als hätte er den Mount<br />

Everest bestiegen. „Sehr güt“,<br />

zieht der Franzose mit spitzbü<br />

bischem Gesichtsausdruck alle Register<br />

seiner rudimentären Deutschkenntnisse. In<br />

der Tat, es war sein erster Ritt auf den Col de<br />

l’Espigoulier. Den nur 700 Meter hohen Pass<br />

nordöstlich von Marseille, Hotspot des winterlichen<br />

Testprogramms von <strong>MOTORRAD</strong>,<br />

kannte der 30-Jährige bislang nicht. Wohl<br />

auch, weil sich der Mann aus Alès in den vergangenen<br />

13 Jahren hauptsächlich auf den<br />

Supermoto-Strecken dieser Welt aufhielt.<br />

Vier WM-Titel hat er in dieser Zeit geholt,<br />

war Werkspilot bei Husqvarna und Aprilia,<br />

ist seit Oktober Rennsport-Pensionär – und<br />

nun Stargast beim Supermoto-Vergleichstest<br />

von <strong>MOTORRAD</strong>. Ist es Pflichtbewusstsein<br />

oder purer Entzug? Noch keine fünf<br />

Minuten hat die Husqvarna nach der Erstbesteigung<br />

des Passes auf dem Seitenständer<br />

gelehnt, schwingt sich Monsieur Chareyre<br />

schon wieder in den Sattel. Also güt.<br />

Wir folgen. Hey, hier steht keine Startampel!<br />

Gedanken der Mäßigung scheinen an<br />

Adriens geistiger Firewall abzuprallen. Erst<br />

ein zu Tal schaukelndes Auto rückt das Feld<br />

der Motorräder wieder zusammen. Überschaubar<br />

ist es, das kleine Häufchen der aktuellen<br />

straßenzulassungsfähigen Einzylinder-Supermotos.<br />

Die vier füllen gerade mal<br />

den Radius einer der vielen engen Kehren<br />

auf der Passabfahrt. Von den japanischen<br />

Herstellern spielt nur noch Yamaha bei den<br />

Offroad-Derivaten mit. Doch die XT 660 X<br />

(7670 Euro plus 1110 Euro für die Akrapovic-Anlage<br />

in der Testmaschine) stammt<br />

konzeptionell aus dem Jahr 2004, wurde<br />

seitdem nur mit einer Aluschwinge modernisiert.<br />

Vielleicht liegt die Zurückhaltung<br />

aber auch nur an der KTM. Denn wo sich<br />

Nischen öffnen, füllen die Österreicher das<br />

Vakuum mit passgenau zurechtgeschnittenen<br />

Modellen. Und haben damit Erfolg.<br />

Bestverkaufte KTM, der sensationelle elfte<br />

Platz in der Zulassungsstatistik 2<strong>01</strong>5 – die<br />

690 SMC R avancierte in diesem Jahr zum<br />

Phänomen des deutschen Motorradmarkts.<br />

Und das ohne eine technische Änderung.<br />

Die gab es mit ABS und Ride-by-Wire das<br />

letzte Mal im Jahr 2<strong>01</strong>4. Oder, wenn man so<br />

will, in Form der erst vor Kurzem vorgestellten<br />

Husqvarna. Technisch basiert die 7<strong>01</strong><br />

Supermoto nämlich auf ihrer konzerninternen<br />

Schwester, unterscheidet sich von ihr<br />

nur durch die weiter über die Flanken reichende<br />

Sitzbank, einen von zwölf auf 13<br />

Liter vergrößerten Tank, gummigelagerte<br />

Lenkerböcke sowie modifizierte Mappings<br />

und Abstimmung der Federelemente.<br />

Und im Preis. Mit 9545 Euro liegt die Husky<br />

350 Euro über dem Tarif der mit 9195 Euro<br />

eben falls nicht ganz billigen KTM. Genau in<br />

diese Bresche schlägt die SWM. SWM? Ein<br />

kurzer Blick zurück bringt Aufklärung. Im<br />

Februar 2<strong>01</strong>3 verkaufte BMW als glückloser<br />

Eigner von Husqvarna die defizitäre Unternehmenstochter<br />

an KTM. Die Österreicher<br />

schlossen das Werk, verwenden den traditionsbehafteten<br />

Namen seither für die auf<br />

KTM-Technik basierende Modellpalette.<br />

Die Restbestände der noch in Italien produ<br />

zier ten Husqvarna-Maschinen wurden<br />

ab verkauft. Doch nun feiern sie Wiederaufer<br />

ste hung. Mit Geld von Shineray, einem<br />

30 TEST+TECHNIK<br />

1/2<strong>01</strong>6


der größten chinesischen Motorradhersteller,<br />

übernahm der ehemalige Husky-Chefingenieur<br />

Ampelio Macchi im September<br />

2<strong>01</strong>4 Werksgebäude und Produktionsanlagen<br />

von Husqvarna sowie die Rechte<br />

an einem alten Namen: SWM.<br />

Insofern fällt es nicht schwer, den<br />

Stamm baum der SM 650 R zurückzuverfolgen.<br />

Letztmals wurde der Single im Jahr<br />

2<strong>01</strong>2, damals als Husqvarna SMS 630, angeboten<br />

– und attackiert nun unter neuer


HUSQVARNA 7<strong>01</strong> Supermoto<br />

„Husky und KTM,<br />

das sind beides echte<br />

Racebikes. Mein Favorit:<br />

die 690 SMC R“<br />

Adrien Chareyre, vierfacher Supermoto-Weltmeister<br />

Einzylinder-Supermotos<br />

Flagge mit einem Kampfpreis. 6740 Euro<br />

kostet die abgesehen von den in China<br />

gefertigten Teilen (Motorgehäuse, Getriebe,<br />

Kupplungsarmatur, Kunststoffteile) in Italien<br />

hergestellte Maschine.<br />

Der Peugeot-Fahrer winkt uns freundlich<br />

vorbei. Beim Überholen kurz das rechte Bein<br />

ausgestreckt. Merci. Rechts, links, rechts,<br />

kaum ein Meter führt im oberen Teil des<br />

Passes geradeaus. Supermoto-Traumland.<br />

Wer mit diesem Quartett hier nicht angast,<br />

schubst auch Jennifer Lopez von der Bettkante.<br />

Breite Lenker, schlanke Taillen, aufrechte<br />

Sitzposition – ein perfektes Arrangement,<br />

um die Maschinen wie ein High­<br />

Ganz nah dran: Nur Seitendeckel<br />

und Mapping unterscheiden<br />

den Husky-Motor<br />

von seiner KTM-Basis<br />

Steuerbord: Auch die bei der<br />

Husky in Gummi gelagerten<br />

Lenkerböcke dämpfen die<br />

Vi brationen kaum<br />

Formsache: neu geformter<br />

Edelstahl-Auspuff<br />

und zierliche LED-Blinker<br />

für die Husqvarna<br />

32 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


KTM 690 SMC R<br />

„71 PS und 156 Kilo.<br />

Diese Kombination<br />

bedeutet nur eins:<br />

Fahrspaß pur“<br />

Jo Bauer, Stunt-Profi und Ex-Supermoto-Racer<br />

speed-Metronom von einer Schräglage in<br />

die nächste zu werfen. Die beiden Österreicherinnen<br />

geben den Takt vor. Trotz der<br />

etwas weiter nach vorn gezogenen und<br />

abgerundeten Sitzbank der Husky differiert<br />

das Duo im Sitzgefühl und Komfort letztlich<br />

kaum. Unterschiede generieren die nur bei<br />

der KTM justierbaren und beim Testbike<br />

auf der Gabelbrücke nach vorn gesetzten<br />

Lenkeraufnahmen. Unwillkürlich bringt der<br />

KTM-Pilot dadurch mehr Druck auf die Front,<br />

wird mit einem Tick genauerer Lenkpräzision<br />

und einem klareren Feedback vom Vorderrad<br />

belohnt. Nuancen zwar, aber spürbar.<br />

Die trotzdem von dieser für Supermotos<br />

typischen Leichtigkeit überlagert werden.<br />

Mit gerade mal 156 Kilogramm, vollgetankt<br />

wohlgemerkt, kippt die KTM so leicht wie<br />

ein Playmobil-Motorrad in die Kurve.<br />

Zwei Kilo mehr – bedingt durch den um<br />

einen auf 13 Liter vergrößerten Tankinhalt<br />

sowie Unterschieden an diversen Details<br />

wie Schalldämpfer oder Kennzeichenträger<br />

– wiegt die Husky. Subjektiv ist die Gewichtsdifferenz<br />

nicht zu spüren. Wohl auch,<br />

weil sich die Zwillinge trotz der proklamierten<br />

Unterschiede bei Dämpfung und Umlenkhebelei<br />

in ihrer Genetik fast bis aufs<br />

Haar gleichen. Was für Adrien und Stunt-<br />

Profi Jo Bauer wohl auch gilt. Im Parallelflug<br />

lassen die beiden das Duo mit wimmernden<br />

Hinterradreifen in die Kurven gleiten.<br />

Was für ein Anblick! Das ABS haben die Racer<br />

längst ausgeschaltet. Müssten sie aber<br />

nicht einmal für diese Extrem-Einlagen.<br />

Quertreiber können mit einem Stecker aus<br />

Halt mal: wenig Handkraft,<br />

erstklassige Bremsleistung –<br />

und ABS. KTM kombiniert<br />

Rennsporttechnik und Alltag<br />

Steuerzentrale: Nach vorn verstellbare<br />

Lenkerböcke bringen<br />

mehr Druck aufs Vorderrad.<br />

Toll verarbeitete Gabelbrücke<br />

Die Mischung macht’s:<br />

Der Kettenrad-Kern aus Alu<br />

spart Gewicht, Zähne aus<br />

Stahl bringen Haltbarkeit<br />

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TEST+TECHNIK 33


SWM SM 650 R<br />

„Volles Supermoto-<br />

Feeling für weniger<br />

als 7000 Euro. Eine<br />

tolle Kombination“<br />

Karsten Schwers, <strong>MOTORRAD</strong>-Tester<br />

Einzylinder-Supermotos<br />

Alter Bekannter: Der 600er-<br />

Single stammt nahezu<br />

unverändert aus der ehemaligen<br />

Husqvarna-Ära<br />

Seltsam: Trotz Einspritzung<br />

besitzt die SWM einen Choke-<br />

Hebel – und braucht ihn in<br />

kaltem und warmem Zustand<br />

Klasse Sound, tolle Optik:<br />

Der Edelstahl-Doppelauspuff<br />

wertet die SWM<br />

eindeutig auf<br />

dem Powerparts-Programm (92 Euro) die<br />

ABS-Regelung am Hinterrad deaktivieren.<br />

Den sportlich spät einsetzenden Blockierverhinderer<br />

am Vorderrad werden aber<br />

selbst Landstraßenräuber selten in den<br />

Regelbereich zwingen. Auch wenn sich die<br />

Fuhre mit der Kraft eines einzigen Fingers<br />

vor jeder Kehre grenzwertig zusammenstauchen<br />

lässt. Klasse. Zumal auch die<br />

Federelemente beim gehobenen Stop-andgo-Betrieb<br />

die beiden Flitzer gut ausbalanciert<br />

halten und trotz üppiger Federwege<br />

auch bei harten Lastwechseln für Ruhe sorgen.<br />

Komplett einstellbar sind Gabel und<br />

Federbein sowieso. Gemessen an diesem<br />

sportiven Setup geht sogar der Komfort<br />

in Ordnung, lässt es sich auf den schmalen<br />

Rücken auch auf Holperpisten gut aushalten.<br />

Die im Datenblatt der Husqvarna<br />

an gekündigte komfortablere Dämpfungsabstimmung<br />

und die Folgen eines nicht genauer<br />

kommunizierten längeren Umlenk-<br />

34 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


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YAMAHA XT 660 X<br />

„Mit der XT geht<br />

Supermoto auch<br />

komfortabel.<br />

Doch der Kick fehlt“<br />

Peter Mayer, <strong>MOTORRAD</strong>-Testredakteur<br />

Einzylinder-Supermotos<br />

Was fehlt? Ein knackiger<br />

Druckpunkt und ABS. Bremsen<br />

bauen kann Yamaha<br />

deutlich besser als in der XT<br />

Das reicht: Trotz komprimierter<br />

Dimensionen – im<br />

Testfeld stellt die XT das<br />

üppigste Cockpit<br />

Ein Hauch von Luxus: In der<br />

relativ schlicht ausgestatteten<br />

XT fällt die stabile Alu-Schwinge<br />

positiv auf<br />

hebels (<strong>MOTORRAD</strong> maß 4 mm) wirken sich<br />

allerdings weder in den Durchhangsmesswerten<br />

noch auf der Piste aus. Sei’s drum.<br />

Die Abstimmung geht auch so in Ordnung.<br />

Wenigstens tut sich die Husky in anderer<br />

Beziehung gegenüber der KTM hervor. Die<br />

geänderte Kühlerverkleidung erlaubt einen<br />

deutlich größeren Lenkeinschlag, reduziert<br />

den bei der KTM störend großen Wendekreis<br />

um stattliche 1,5 Meter.<br />

Sportsgeist versprüht auch die SWM.<br />

Die schlanke Sitzbank und der schmale<br />

36 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


Knie schluss erinnern eindrücklich an die<br />

offroadige Herkunft der Italienerin. Und<br />

mit 161 Kilo präsentiert sich auch die reife<br />

Dame noch in Bikinifigur. Doch wo das<br />

Husky/KTM-Duo vorderradbetont wie eine<br />

Trennscheibe durch die Kehren sticht, zieht<br />

die SWM fast provozierend neutral ihre<br />

Spur. Körpergewicht nach vorn verlagern,<br />

auf dem Sitz hin- und herrutschen – all<br />

das ist nicht nötig. Die SWM schmiegt sich<br />

förmlich an den Asphalt, findet ihre Ideallinie<br />

ganz unaufgeregt wie von selbst und<br />

bringt dadurch Ruhe in den Eckenwetz.<br />

Adrien, der inzwischen von der neuen<br />

Husqvarna auf die SWM umsattelte, ist ganz<br />

gerührt. „Das Gefühl kenne ich doch“,<br />

umschreibt der Gallier amüsiert sein Déjàvu-Erlebnis.<br />

In den Jahren 2007 bis 2009<br />

hatte er seine ersten drei WM-Titel auf<br />

Husqvarna geholt, fühlt sich nun auf einer<br />

Zeitreise. Ergonomie, Haptik und Fahrgefühl<br />

erinnern frappant an die schon damals in<br />

Varese gebauten Maschinen.<br />

Was durchaus seine positiven Seiten hat.<br />

Noch lässiger als das Husky/KTM-Duo kippt<br />

die SWM mit dem 150er-Hinterradpneu<br />

in Schräglage, noch müheloser lässt sie sich<br />

aufrichten. Kaum zu glauben. Nur auf zermartertem<br />

Asphalt muss der SWM-Treiber<br />

an sich halten. Im Gegensatz zum komfortablen<br />

Sachs-Federbein zeigt sich die Marzocchi-Gabel<br />

stuckerig, büßt in dieser Situation<br />

vielleicht sogar für den gegenüber der<br />

Enduro-Variante um 40 auf 250 Millimeter<br />

verlängerten Federweg und chattert auf<br />

harten Wellen zur Kurvenaußenseite. Und<br />

auch vor der Kehre muss der SWM-Pilot<br />

Reserven einkalkulieren. Nicht nur, weil die<br />

Brembo-Anlage nicht so pointiert verzögert<br />

wie beim Husky/KTM-Duo und mehr Handkraft<br />

fordert, sondern weil ABS bei SWM<br />

noch kein Thema ist. Mag man den fehlenden<br />

Blockierverhinderer bei der Hardenduro-Variante<br />

noch verzeihen, kratzt das bei<br />

einem ausgesprochen sportlich ausgerichteten<br />

Supermoto-Bike doch erheblich am<br />

Image. Vom Sicherheitsgewinn gerade beim<br />

Ritt auf der letzten Rille ganz zu schweigen.<br />

Daten und Messwerte<br />

MOTOR<br />

Husqvarna<br />

7<strong>01</strong> Supermoto<br />

KTM<br />

690 SMC R<br />

SWM<br />

SM 650 R<br />

Yamaha<br />

XT 660 X<br />

Bauart Einzylinder- Einzylinder- Einzylinder- Einzylinder-<br />

Viertaktmotor Viertaktmotor Viertaktmotor Viertaktmotor<br />

Einspritzung 1 x Ø 46 mm 1 x Ø 46 mm 1 x Ø 45 mm 1 x Ø 44 mm<br />

Kupplung Mehrscheiben-<br />

Ölbadkupplung<br />

Mehrscheiben-<br />

Ölbadkupplung<br />

Mehrscheiben-<br />

Ölbadkupplung<br />

Mehrscheiben-<br />

Ölbadkupplung<br />

(Anti-Hopping) (Anti-Hopping)<br />

Bohrung x Hub 102,0 x 84,5 mm 102,0 x 84,5 mm 100,0 x 76,4 mm 100,0 x 84,0 mm<br />

Hubraum 690 cm³ 690 cm³ 600 cm³ 660 cm³<br />

Verdichtung 12,6 : 1 12,6 : 1 12,4 : 1 10,0 : 1<br />

Leistung 49,0 kW (67 PS)<br />

bei 7500/min<br />

49,0 kW (67 PS)<br />

bei 7500/min<br />

40,0 kW (54 PS)<br />

bei 7500/min<br />

35,0 kW (48 PS)<br />

bei 6000/min<br />

Drehmoment<br />

67 Nm<br />

bei 6500/min<br />

64 Nm<br />

bei 6000/min<br />

53 Nm<br />

bei 6500/min<br />

60 Nm<br />

bei 5250/min<br />

FAHRWERK<br />

Rahmen Gitterrohrrahmen Gitterrohrrahmen Brückenrahmen aus Einschleifenrahmen<br />

aus Stahl<br />

aus Stahl<br />

Stahl<br />

aus Stahl<br />

Gabel Upside-down-<br />

Gabel, Ø 48 mm<br />

Upside-down-<br />

Gabel, Ø 48 mm<br />

Upside-down-<br />

Gabel, Ø 45 mm<br />

Telegabel,<br />

Ø 43 mm<br />

Bremsen vorne/hinten Ø 320/240 mm Ø 320/240 mm Ø 320/220 mm Ø 320/245 mm<br />

Assistenzsysteme ABS ABS – –<br />

Räder 3.50 x 17; 5.00 x 17 3.50 x 17; 5.00 x 17 3.50 x 17; 4.25 x 17 3.50 x 17; 4.25 x 17<br />

Reifen 120/90 R 17;<br />

160/60 ZR 17<br />

120/70 ZR 17;<br />

160/60 ZR 17<br />

120/70 R 17;<br />

150/60 R 17<br />

120/70 ZR 17;<br />

160/60 ZR 17<br />

Bereifung Continental<br />

ContiAttack SM<br />

Continental<br />

ContiAttack SM<br />

Michelin<br />

Pilot Power 2CT<br />

Pirelli<br />

Diablo Rosso II<br />

MAßE + GEWICHTE<br />

Radstand 1480 mm 1480 mm 1495 mm 1505 mm<br />

Lenkkopfwinkel 63,0 Grad 63,0 Grad 61,0 Grad 64,0 Grad<br />

Nachlauf 112 mm 112 mm 115 mm 94 mm<br />

Federweg vorne/hinten 215/250 mm 215/250 mm 250/290 mm 200/191 mm<br />

Sitzhöhe 1 910 mm 920 mm 910 mm 880 mm<br />

Gewicht vollgetankt 1 158 kg 156 kg 161 kg 181 kg<br />

Zuladung 1 192 kg 194 kg 179 kg 193 kg<br />

Tankinhalt/Reserve 13,0/2,5 Liter 12,0/2,5 Liter 12,0/2,5 Liter 15,0 Liter/–<br />

Service-Intervalle 10 000 km 10 000 km 5000 km 10 000 km<br />

Preis 9295 Euro 8895 Euro 6490 Euro 7395 Euro<br />

Preis Testmotorrad 9295 Euro 8895 Euro 6490 Euro 8505 Euro 2<br />

Nebenkosten 250 Euro 200 Euro 250 Euro 275 Euro<br />

-MESSWERTE<br />

Höchstgeschwindigkeit* 180 km/h 180 km/h 170 km/h 160 km/h<br />

Beschleunigung<br />

0–100 km/h 4,4 sek 4,3 sek 4,7 sek 4,9 sek<br />

0–140 km/h 7,6 sek 7,6 sek 9,7 sek 11,0 sek<br />

Durchzug<br />

60–100 km/h 4,9 sek 5,0 sek 4,2 sek 5,2 sek<br />

100–140 km/h 4,9 sek 4,6 sek 6,9 sek 6,3 sek<br />

140–180 km/h 8,7 sek 8,4 sek – –<br />

Verbrauch Landstraße/100 km 4,4 Liter 4,2 Liter 4,3 Liter 4,5 Liter<br />

Reichweite Landstraße 295 km 286 km 279 km 333 km<br />

*Herstellerangabe; 1 <strong>MOTORRAD</strong>-Messungen; 2 inkl. Akrapovic-Slip-on-Schalldämpfer (1110 Euro)<br />

Was übrigens auch für die Yamaha gilt. ABS<br />

bleibt auch bei ihr Fehlanzeige. Seltsam,<br />

denn von Stress will die XT eigentlich ganz<br />

und gar nichts wissen. Vom Supermoto-<br />

Esprit allerdings auch nicht. Kommod wie<br />

auf einer Reiseenduro residiert es sich auf<br />

der breiten Sitzbank, der aufragende Tank<br />

zementiert die Fahrposition. An den 181<br />

Kilo der XT prallen die wilden Supermoto-<br />

Allü ren des restlichen Trios rückstandslos ab.<br />

Man muss sie verstehen, sich entspannen<br />

und ihre Vorzüge genießen. Holpriger Asphalt?<br />

Na und. Wie im Bermuda-Dreieck verschwinden<br />

Wellen, Kanten und Schlaglöcher<br />

in der weich abgestimmten konventionellen<br />

Gabel und dem nur in der Federbasis einstellbaren<br />

Federbein. Das hat was. Die Kehrseite<br />

der Medaille: Artgerechte Supermotowww.motorradonline.de


Einzylinder-Supermotos<br />

Auftritte bringen die XT an ihre Grenze. Bei<br />

forciertem Tempo pumpt sie sich unwillig<br />

durch die Federwege, lässt obendrein einen<br />

definierten Druckpunkt der Vorderradbremse<br />

missen. Vielleicht gerade deshalb gilt:<br />

Wer die in Frankreich bei MBK produzierte<br />

XT laufen lässt und Schwung mitnimmt,<br />

wird den flotten Strich trotzdem finden, das<br />

Supermoto-Feeling eben in einer Wellness-<br />

Verpackung genießen.<br />

Längst haben wir uns zur Talstation in<br />

Gémenos hinuntergeschraubt. Adrien hat<br />

schon den Blinker gesetzt. Umdrehen? Non,<br />

Monsieur. Erst mal durch das Städtchen tuckern.<br />

Und runterschalten nicht vergessen.<br />

Bummeltempo haben die dicken Singles<br />

nicht so gern. Vor allem nicht die mit 690<br />

cm³ Hubraum größten Pötte der Husky<br />

und KTM. Unter 3000 Touren hacken deren<br />

Massen unwirsch auf die Kette ein. Die<br />

SWM profitiert hier von ihrem mit 600 cm³<br />

etwas kleineren Eintopf, pocht erheblich<br />

geschmeidiger vor sich hin. Ganz auf feine<br />

Dame macht die Yamaha. Große Schwungmasse<br />

und geringe Verdichtung glätten<br />

den Auftritt des 660ers gekonnt, distanzieren<br />

die XT abermals vom restlichen Trio.<br />

Für welches das Schild am Ortsausgang<br />

wie ein Freibrief wirkt. Endlich wieder<br />

Drehzahl und Zug auf der Kette. Man spürt:<br />

Genau dafür sind Supermoto-Bikes konzipiert.<br />

Erst recht das österreichische Randale-Duo.<br />

Als hätte jemand einen Hauch<br />

Lachgas in den Luftfilterkasten gepustet,<br />

treten die beiden Singles an, peitschen sich<br />

förmlich durch die Drehzahlleiter, halten<br />

noch mehr, als sie versprochen haben. 67<br />

PS deklariert das Datenblatt, 71 PS drücken<br />

beide auf die Rolle des <strong>MOTORRAD</strong>-Prüfstands.<br />

Obendrein noch fein serviert. Ganz<br />

sauber sprechen die Einzylinder dank Rideby-Wire<br />

an, hängen quicklebendig am Gas.<br />

Klar, ab 6000 Touren rappelt es im Maschinenraum,<br />

erinnern die Eintöpfe nachdrücklich<br />

ans Hochschalten. Aber gern, wenn<br />

dafür nur Fingerkuppe und Zehenspitze reichen,<br />

alles federleicht flutscht und rutscht.<br />

Alles wäre perfekt, wenn nicht ausgerechnet<br />

dieser LC4-Motor – mit Ausgleichswelle<br />

und kurzem Hub ausgestattet – in der<br />

jüngst vorgestellten Duke vibrationsärmer,<br />

spritziger und mit 75 PS noch stärker brillieren<br />

würde. Er hätte auch gut in das Fahrwerk<br />

der SMC R gepasst.<br />

Angebote zu<br />

diesen Motorrädern<br />

finden<br />

Sie hier:<br />

motorradonline.de/2<strong>01</strong>6<strong>01</strong>028<br />

Plauderstündchen: Wenn ein Weltmeister erzählt, ist man ganz Ohr. Übrigens:<br />

Sein Lieblingsbike ist kein Single, sondern die Zweizylinder-Aprilia SXV 450<br />

Leistungs - Messung<br />

Motorleistung<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

KTM 690 SMC R<br />

52,4 kW (71 PS) bei 7600/min<br />

73 Nm bei 6500/min<br />

Husqvarna 7<strong>01</strong> SM<br />

52,0 kW (71 PS) bei 7500/min<br />

72 Nm bei 6600/min<br />

SWM SM 650 R<br />

38,8 kW (53 PS) bei 7700/min<br />

52 Nm bei 6500/min<br />

Yamaha XT 660 X<br />

37,8 kW (51 PS) bei 5900/min<br />

65 Nm bei 5200/min<br />

kW PS<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Drei Welten<br />

Motordrehzahl<br />

treffen<br />

in<br />

aufeinander:<br />

1/min x 1000<br />

Ganz eindeutig<br />

über die Spitzenleistung definiert<br />

sich das Duo aus KTM und Husqvarna. 71 PS<br />

aus einem einzigen, 690 cm³ großen Pott zu<br />

generieren, noch dazu bei vernünftiger Laufkultur,<br />

ist nicht einfach. Seit dem Modelljahr<br />

2<strong>01</strong>4 setzen die KTM-Ingenieure dafür<br />

die elektronische Motorsteuerung (Ride-by-<br />

Wire) ein. Getoppt wird dieser Auftritt im<br />

Single-Bereich nur noch von dem erst vor<br />

Drehmoment in Nm<br />

Kurzem vorgestellten, 75 PS starken Treibsatz<br />

der KTM Duke. Das andere Ende der<br />

Fahnenstange markiert die SWM. Die unterlegene<br />

Leistung über weite Teile des<br />

Drehzahlbands kompensiert die Italienerin<br />

aber mit einer gelungenen Laufkultur. Erst<br />

auf dem Leistungsprüfstand offenbart sich<br />

der Druck des Yamaha-Einzylinders. Bis<br />

5000/min ist der XT-Eintopf sogar dem Husky/KTM-Paar<br />

überlegen.<br />

Leistung an der Kurbelwelle. Messungen auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert nach 95/1/EG,<br />

maximal mögliche Abweichung ± 5 %<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

38 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


DAS POWER-ANGEBOT<br />

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Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 7<strong>01</strong>62 Stuttgart.<br />

Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr.<br />

Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung,<br />

Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher<br />

Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino<br />

Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg,<br />

als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

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MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Nr.<br />

PLZ<br />

Geburtsdatum<br />

Ort<br />

1 9<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profi tieren. Deshalb<br />

bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart und ihre zur Verlagsgruppe gehörenden<br />

Unternehmen Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG und Verlagsgesellschaft Stuttgart mit ihren Titeln<br />

künftig per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informiert. Dieses Einverständnis<br />

kann ich jederzeit per eMail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />

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20355 Hamburg, Gläubiger-Identifi kationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />

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von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />

Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />

mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />

meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

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Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor<br />

Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />

Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />

Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB<br />

nutzen. Der Widerruf ist zu richten an:<br />

<strong>MOTORRAD</strong>, Aboservice, Postfach, 7<strong>01</strong>38 Stuttgart, Telefon: + 49 (0) 711 320 688 99,<br />

Telefax: +49 (0) 711 182 255 0, E-Mail: motorrad@dpv.de<br />

Datum/Unterschrift<br />

Best.-Nr. 1423585<br />

Club powered by<br />

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Jeder Leser eines Abonnements von <strong>MOTORRAD</strong>, PS, <strong>MOTORRAD</strong> Classic oder FUEL und jeder Teilnehmer einer Reise oder eines Trainings des <strong>MOTORRAD</strong> action teams wird automatisch Mitglied im Club der<br />

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1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

-Testergebnis<br />

KTM 690 SMC R<br />

Der Platzhirsch hat geröhrt. Mangels Konkurrenz war es bislang für<br />

die SMC R leicht, ihr kleines Revier zu verteidigen. Mit satter<br />

Leistung und der gelungenen Fahrwerksabstimmung wehrt sie<br />

nun auch die neuen Eindringlinge Husqvarna und SWM ab.<br />

Husqvarna 7<strong>01</strong> Supermoto<br />

Keine Frage, durch die mit der KTM nahezu identische Technik<br />

ka tapultiert sich die 7<strong>01</strong> auf Anhieb weit nach vorn. Trotzdem:<br />

Dass kaum eine der für die Husky spezifischen Modifikationen den<br />

Qualitäten des Basismodells überlegen ist, verwundert dann doch.<br />

Yamaha XT 660 X<br />

Weiche Federung, zahmer Motor – mit Sportlichkeit hat die Yamaha<br />

wenig am Hut. Im Alltag kann dieses Konzept sogar Spaß machen.<br />

Auf der Rennstrecke oder beim verschärften Eckenwetz ist die seit<br />

dem Jahr 2004 fast unveränderte XT aber fehl am Platz.<br />

SWM SM 650 R<br />

Mit einem kultivierten Motor, schlanker Ergonomie und flinkem<br />

Handling trifft die SWM den Supermoto-Gedanken punktgenau.<br />

Die Italienerin taugt vielleicht nicht für die Renn-, aber ganz bestimmt<br />

für die Hausstrecke. Und das für wenig Geld.<br />

Einzylinder-Supermotos<br />

Spekulationen beiseite, denn wieder<br />

soll sich die Husky von der KTM unterscheiden.<br />

Diesmal mit einem geschmeidigeren<br />

Mapping. Und wer aufpasst, der merkt, dass<br />

die Husqvarna ganz weit unten im Drehzahlkeller<br />

tatsächlich sanfter anspricht, den<br />

Motor runder laufen lässt. Doch wieder<br />

bleibt die Differenz marginal. Wie übrigens<br />

auch die gefühlten Unterschiede zwischen<br />

dem vibrationsdämpfend in Gummiblöcken<br />

gelagerten Husky-Lenker und dem<br />

starr verschraubten Pendant in der KTM.<br />

Zurück zum Mapping. Von den drei über einen<br />

äußerst popeligen Drehknopf unter der<br />

Sitzbank zu justierenden Fahrmodi kann<br />

man sich die verhaltene Regen-Einstellung<br />

sparen und je nach Gusto zwischen dem<br />

Standard- und dem letztlich kaum aggressiver<br />

ansprechenden Sport-Setting wählen.<br />

Darüber braucht sich der SWM-Pilot keine<br />

Gedanken zu machen. Der Kombination<br />

aus Mikuni-Einspritzung und italienischer<br />

Athena-Software reicht ein Setup, um den<br />

dohc-Motor ordentlich zu füttern. Nur beim<br />

Start zickt die Elektronik etwas, verlangt<br />

selbst im warmen Zustand nach dem manuellen<br />

Choke. Seltsam, doch wer sich daran<br />

gewöhnt, kommt damit klar. Zumal die<br />

Italienerin gleich darauf die Sinne mit einem<br />

genial satten Sound aus den beiden<br />

Schalldämpfern betört. Bassig, sonor und<br />

nie zu laut trägt der gelungene Klangtep-<br />

40 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


pich ungemein zum Wohlfühlambiente<br />

auf der SWM bei. Dass die 600er mit 53 PS<br />

eigentlich eine Liga tiefer spielt und bei<br />

höheren Drehzahlen noch kräftiger rappelt<br />

als die Österreicherinnen, das fällt auf der<br />

Landstraße kaum auf. Gut kontrollierbar<br />

schiebt der Single an, hängt sauber am Gas,<br />

will durch seine kurze Übersetzung schnell<br />

durchgeschaltet werden und besticht wie<br />

das Fahrwerk durch seine unaufgeregte<br />

Neutralität. Damit kann man leben. Sehr<br />

gut sogar. Zumal auch Kupplung (ohne<br />

Anti-Hopping-Funktion) und Getriebe –<br />

vom zu kurz geratenen Schalthebel einmal<br />

abgesehen – leichtgängig flutschen.<br />

Um den Yamaha-Treibsatz einzuordnen<br />

braucht es erst einen Blick auf das Leistungsdiagramm.<br />

Bis 5000/min dost der<br />

langhubigste Single des Testfelds nämlich<br />

die Kollegenschar einfach ein. Punkt. Den<br />

frechen Auftritt inszeniert das ohc-Aggregat<br />

trotzdem nicht. Die Schwungmassen im<br />

Motor und die Speckröllchen am Fahrwerk<br />

lassen den XT-Treibsatz verhalten wirken,<br />

ja letztlich nach jedem einzelnen der gemessenen<br />

51 Pferde rufen. So schnurrt die<br />

Yamaha wieder genauso unauffällig dem<br />

Trio hinterher wie schon auf dem Pass. Sie<br />

hadert mit der etwas hakenden Schaltung,<br />

einer sich teigig anfühlenden Kupplung<br />

und arg zugestopftem Sound. Für den<br />

moderaten Ausflug mag das reichen, auf<br />

Dauer durch die überlegene Laufkultur und<br />

die mäßigen Vibrationen sogar weniger ermüdend<br />

sein. Den von einem Supermoto-<br />

Bike erwarteten emotionalen Kick liefert<br />

der XT-Antrieb aber nicht.<br />

Doch gerade der zivilisierte Charakter der<br />

Yamaha dokumentiert letztlich die enorme<br />

Spreizung im winzigen Supermoto-Segment.<br />

Während die vernünftige XT und die<br />

geschliffene, sogar in vollem Zulassungsornat<br />

rennsporttaugliche KTM die Außenlinien<br />

abstecken, sortieren sich die beiden<br />

Newcomer dazwischen ein. Die Modifikationen<br />

an der Husqvarna schlagen letztlich<br />

kaum durch, sondern kosten durch die zusätzlichen<br />

Pfunde, die etwas schwergängigere<br />

Kupplung und vor allem die nicht<br />

ganz so lenkpräzise Front ein paar Pünktchen.<br />

In eine ganz andere Kerbe schlägt die<br />

SWM. Einerseits muss sich das letztlich angejahrte<br />

Konzept der Italienerin vom Führungsduo<br />

klar distanzieren lassen, andererseits<br />

brilliert sie durch einen unkomplizierten<br />

Charakter inklusive Supermoto-Feeling<br />

und – vor dem Hintergrund des Dumpingpreises<br />

– mit einer qualitativ hochwertigen<br />

Verarbeitung (Edelstahl-Auspuffanlage,<br />

sauber verschweißte Rahmenrohre, sorgfältig<br />

verlegte Elektrik, Schmiernippel an<br />

der Umlenkhebelei).<br />

Das Racer-Duo kommt uns auf der Husky<br />

und der KTM entgegen. Adrien deutet<br />

fragend Richtung Col de l’Espigoulier. Noch<br />

mal angasen, driften, wheelen? Na güt.<br />

www.motorradonline.de/vergleichstests<br />

MOTOR<br />

-Punktewertung<br />

Maximale<br />

Punktzahl<br />

Husqvarna<br />

7<strong>01</strong> Supermoto<br />

KTM<br />

690 SMC R<br />

SWM<br />

SM 650 R<br />

Yamaha<br />

XT 660 X<br />

Durchzug 40 21 21 17 15<br />

Beschleunigung 40 16 16 12 10<br />

Topspeed 30 9 9 7 5<br />

Motorcharakteristik 30 18 18 14 14<br />

Ansprechverhalten 20 13 13 11 14<br />

Lastwechsel 20 13 13 13 14<br />

Laufruhe 20 7 7 7 10<br />

Kupplung 10 8 9 7 6<br />

Schaltung 20 12 12 11 10<br />

Getriebeabstufung 10 8 8 9 8<br />

Starten 10 9 9 7 9<br />

Summe 250 134 135 115 115<br />

FAHRWERK<br />

Handlichkeit 40 33 34 35 29<br />

Stabilität in Kurven 40 27 27 26 24<br />

Lenkverhalten 40 26 27 26 23<br />

Rückmeldung 10 6 6 6 5<br />

Schräglage 20 20 20 20 15<br />

Geradeauslaufstabilität 20 12 12 12 11<br />

Fahrwerksabstimmung vorn 20 13 13 12 11<br />

Fahrwerksabstimmung hinten 20 13 13 13 12<br />

Einstellmöglichkeiten Fahrwerk 10 5 5 4 1<br />

Federungskomfort 10 4 4 4 6<br />

Fahrverhalten mit Sozius 20 9 9 9 12<br />

Summe 250 168 170 167 149<br />

ALLTAG<br />

Ergonomie Fahrer 40 20 20 19 23<br />

Ergonomie Sozius 20 6 6 7 10<br />

Windschutz 20 0 0 0 0<br />

Sicht 20 9 10 10 13<br />

Licht 20 12 12 10 12<br />

Ausstattung 30 6 11 7 8<br />

Handhabung/Wartung 30 21 20 19 18<br />

Gepäckunterbringung 10 0 0 1 1<br />

Zuladung 10 6 6 4 6<br />

Reichweite 30 17 16 15 20<br />

Verarbeitung 20 14 14 11 12<br />

Summe 250 111 115 103 123<br />

SICHERHEIT<br />

Bremswirkung 40 28 28 25 23<br />

Bremsdosierung 30 20 20 18 16<br />

Bremsen mit Sozius/Fading 20 9 9 9 9<br />

Aufstellmoment beim Bremsen 10 7 7 8 6<br />

ABS-Funktion 20 12 12 0 0<br />

Lenkerschlagen 20 14 14 18 17<br />

Bodenfreiheit 10 10 10 10 8<br />

Summe 150 100 100 88 79<br />

KOSTEN<br />

Garantie 30 17 17 15 15<br />

Verbrauch (Landstraße) 30 22 23 23 22<br />

Inspektionskosten 20 14 14 5 16<br />

Unterhaltskosten 20 16 16 17 16<br />

Summe 100 69 70 60 69<br />

GESAMTWERTUNG 1000 582 590 533 535<br />

PLATZIERUNG 2. 1. 4. 3.<br />

Preis-Leistungs-Note<br />

Bestnote<br />

1,0 2,4 2,2 2,4 2,6<br />

MIT BEINAHE 20 PS Leistungsvorteil und<br />

entsprechenden Fahrleistungen sichern<br />

sich die Singles aus Österreich ihre Führungsrolle.<br />

Mit geschmeidiger Laufruhe<br />

und gutem Ansprechverhalten setzt die<br />

XT völlig andere Akzente. Praxisgerecht<br />

kurz übersetzt zeigt sich die SWM. Allerdings:<br />

Selbst im warmen Zustand muss<br />

für sofortiges Anspringen noch der<br />

manuelle Choke gezogen werden.<br />

SIEGER MOTOR: KTM<br />

FLINKES HANDLING, neutrales Lenkverhalten<br />

und homogene Federungsabstimmung<br />

– mit diesen Stärken bietet die<br />

SWM dem Husky/KTM-Duo die Stirn.<br />

Einzig die hakelig ansprechende Gabel<br />

kos tet sie ein wenig Sympathie. Zwar gefällt<br />

der Federungskomfort der Yamaha,<br />

doch für Supermoto-Ansprüche fallen<br />

Federung, Dämpfung und Lenkverhalten<br />

zu diffus aus.<br />

SIEGER FAHRWERK: KTM<br />

EINE GUT GEPOLSTERTE SITZBANK für<br />

Fahrer und Passagier, praxistaugliche<br />

Rückspiegel und ein großer Tank bringen<br />

der XT den Sieg. Mit fehlender Ganganzeige,<br />

nicht wählbarem Fahrmodus,<br />

mäßigem Licht und geringerer Reichweite<br />

verliert die SWM in Details Punkte.<br />

Details (einstellbare Lenkerposition, breitere<br />

Rückspiegel, Drehzahlmesser) trennen<br />

auch die KTM von der Husky.<br />

SIEGER ALLTAG: YAMAHA<br />

OHNE ABS haben die SWM und die<br />

Yamaha hier keine Chance. Zumal die<br />

ABS-bestückten Bremsanlagen der 7<strong>01</strong><br />

und der 690 SMC R auf rennsportlichem<br />

Niveau agieren. Schwacher Trost: Lenkerschlagen<br />

ist für XT und SWM kein Thema.<br />

SIEGER SICHERHEIT: HUSQVARNA/KTM<br />

DER NIEDRIGSTE VERBRAUCH bringt<br />

der KTM den Sieg. 5000er-Inspektionsintervalle<br />

kosten die SWM viele Zähler.<br />

SIEGER KOSTEN: KTM<br />

SIEGER PREIS-LEISTUNG: KTM<br />

Gutes Geld für ein gutes Bike:<br />

Qualität kann sich auch rechnen<br />

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T<br />

K<br />

E<br />

O<br />

S<br />

M<br />

T<br />

P A K T<br />

Es ist inzwischen kein Geheimnis<br />

mehr, dass man mit<br />

Rollern in Großstädten eine<br />

Art Mobilitätsgarantie hat<br />

◼Fahrbericht ◼<br />

Kawasaki J 125<br />

Unsere Stadt soll grüner werden<br />

Anno 2<strong>01</strong>4 schockte Kawasaki die Kernklientel<br />

mit einem bis dato bei den<br />

Grünen nicht für möglich gehaltenen Fahrzeugtyp,<br />

einem Roller! Da diese Fahrzeuggattung<br />

nicht zu Kawas Kernkompetenzen<br />

gehörte, tat man das einzig Sinnvolle und<br />

schloss sich mit dem etablierten Hersteller<br />

Kymco zusammen. Um zu unterstreichen,<br />

dass man sich dem Thema Roller mit derselben<br />

Leidenschaft widmet wie den mitunter<br />

polarisierenden Motorrädern, wurde das<br />

Erstlingswerk J 300 genannt. J steht für<br />

Jyonetsu, den japanischen Begriff für oben<br />

genannte Eigenschaft. Es basierte auf dem<br />

Kymco-Modell Downtown 300 und fand<br />

laut Kawasaki bis dato in der EU immerhin<br />

rund 3500 Käufer. Das sind zwar nicht die<br />

ganz großen Stückzahlen, aber offenbar<br />

ermutigend genug, um jetzt den zweiten<br />

Schritt zu wagen.<br />

Mit dem nach demselben Muster gestrickten<br />

J 125 treten die Grünen nun an,<br />

die deutlich größere Stückzahlen versprechende<br />

125er-Klasse aufzumischen. Auch<br />

hier dient der Kymco Downtown als technische<br />

Basis, während die äußere Hülle<br />

von den Japanern entwickelt wurde. So<br />

orientiert sich das Erscheinungsbild des<br />

J 125 an den Supersportlern des Hauses,<br />

das grundsätzliche Layout konnten die<br />

Kawa-Ingenieure aber nicht ändern. So ist<br />

die Ergonomie ganz klar auf die Körpergröße<br />

der asiatischen Hauptklientel zugeschnitten,<br />

will heißen, dass sich Personen,<br />

die mehr als 1,80 Meter messen, schwertun,<br />

eine bequeme Sitzposition einzunehmen.<br />

Der Lenker ist recht tief und weit hinten,<br />

die hohe Stufe in der Sitzbank verhindert<br />

ein Zurückrutschen, und der Beinraum<br />

ist durch den im Mitteltunnel liegenden<br />

13-Liter-Tank recht knapp bemessen. Hat<br />

man damit kein Problem, kann man sich<br />

weiteren Details des J 125 widmen.<br />

So findet sich unter der per Gasdruckfeder<br />

gehaltenen Sitzbank ein recht geräumiges<br />

und beleuchtetes Behältnis, groß<br />

genug für einen Integralhut sowie eine<br />

A4-Aktenmappe. Ein weiteres kleines, aber<br />

nicht abschließbares Fach samt obligatorischer<br />

Zwölf-Volt-Steckdose befindet sich<br />

links im Beinschild. Im Gegensatz zur starren<br />

Scheibe sind die beiden Bremshebel<br />

einstellbar. Es gibt ABS, aber keine Integraloder<br />

Kombibremse. Rechts bremst vorne,<br />

links hinten. Fertig. Für Rollerverhältnisse<br />

gehen die stahlflexbewehrten Verzögerer<br />

recht bissig, transparent und mit geringer<br />

Fingerkraft ihrer Arbeit nach.<br />

Eher smooth dagegen werkelt der<br />

Eintopf. Mit 14 PS nutzt er das A1-Führerschein-Limit<br />

nicht ganz aus. Er hat auch mit<br />

dem Gewicht des Rollers (182 kg) gut zu<br />

tun, läuft aber ruhig und sehr kultiviert,<br />

und am Ende seiner Bemühungen stehen<br />

dann auf der Ebene echte 110 km/h an. Das<br />

Fahrwerk wird mit der gebotenen Leistung<br />

locker fertig. In der Stadt erleichtert die<br />

enorme Leichtfüßigkeit das Jonglieren um<br />

die Blechkolonnen, außerorts wirkt er fast<br />

schon kippelig. Und während die Telegabel<br />

ihre Arbeit zwar straff, aber nicht frei von<br />

Komfort verrichtet, arbeiten die beiden<br />

hinteren in der Federvorspannung einstellbaren<br />

Federbeine mit sehr straffer Hand.<br />

Dennoch darf der J 125 als durchaus gelungenes<br />

Erstlingswerk gelten, das nicht<br />

nur technisch, sondern auch preislich auf<br />

Augenhöhe mit den Mitbewerbern liegt. sgl<br />

42 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


Das Cockpit ist klar gezeichnet und zeigt an, was man<br />

wissen muss. So etwas wie ein Bordcomputer fehlt aber<br />

Die Heckansicht bietet neben einem stabilen Gepäck- bzw.<br />

Topcaseträger ein mit reichlich Dioden bestücktes Rücklicht<br />

Fotos: Kawasaki<br />

Große Klappe mit viel darunter. Allerdings wäre der Zugang<br />

zum Gepäck leichter, wenn die Bank weiter öffnete<br />

Nettes und sinnvolles Detail am Rand bzw. Lenker:<br />

Einstellbare Handhebel sind selten bei Rollern<br />

DATEN<br />

◼ MOTOR<br />

Wassergekühlter Einzylinder-Viertaktmotor, eine<br />

obenliegende, kettengetriebene Nockenwelle,<br />

vier Ventile, Einspritzung Ø 27 mm, geregelter<br />

Katalysator, stufenlose Riemenautomatik.<br />

Bohrung x Hub 54,0 x 54,5 mm<br />

Hubraum<br />

125 cm³<br />

Nennleistung 10,3 kW (14,0 PS) bei 9000/min<br />

Max. Drehmoment 11,5 Nm bei 7000/min<br />

◼ FAHRWERK<br />

Rohrrahmen aus Stahl, Telegabel, Ø 37 mm, zwei<br />

Federbeine, Scheibenbremse vorn, Ø 260 mm,<br />

Doppelkolben-Schwimmsattel, Scheibenbremse<br />

hinten, Ø 240 mm, ABS.<br />

Alu-Gussräder 3.00 x 14; 4.00 x 13<br />

Reifen 120/80-14; 150/70-13<br />

◼ MAß E UND GEWICHTE<br />

Radstand 1555 mm, Lenkkopfwinkel<br />

62,0 Grad, Nachlauf 113 mm, Sitzhöhe<br />

775 mm, Gewicht vollgetankt 182 kg,<br />

Zuladung ca. 160 kg, Tankinhalt 13,0 Liter.<br />

Garantie<br />

zwei Jahre<br />

Farben Weiß, Schwarz-Grün (SE)<br />

Preise<br />

4499 Euro (SE 4649 Euro)<br />

Nebenkosten<br />

zirka 200 Euro<br />

Die technische Basis des<br />

J 125 bildet ein Kymco<br />

Downtown, die Karosserie<br />

wurde von Kawasaki<br />

designt und entwickelt<br />

www.motorradonline.de<br />

TEST+TECHNIK 43


km<br />

50 000<br />

49 000<br />

48 000<br />

47000<br />

46 000<br />

45 000<br />

44 000<br />

43 000<br />

42 000<br />

41000<br />

40 000<br />

39 000<br />

38 000<br />

37000<br />

36 000<br />

35 000<br />

34 000<br />

33 000<br />

32 000<br />

31000<br />

30 000<br />

29 000<br />

28 000<br />

27000<br />

26 000<br />

25 000<br />

24 000<br />

23 000<br />

22 000<br />

21000<br />

19 728<br />

18 951<br />

18 000<br />

17000<br />

16 000<br />

15 000<br />

14 000<br />

13 000<br />

12 457<br />

11000<br />

10 000<br />

9000<br />

8000<br />

7000<br />

6000<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

T E S T + T E C H N I K<br />

Dauertest-Zwischenbilanz BMW R 1200 R<br />

2. Inspektion (300 Euro)<br />

Navi defekt (Garantie)<br />

1. Inspektion (209 Euro)<br />

IN FREUDIGER<br />

R-WARTUNG<br />

Mit dem Dauertest von <strong>MOTORRAD</strong> pflegten<br />

BMW-Maschinen in der Vergangenheit eine angespann<br />

te Beziehung. Insgesamt drei kapitale<br />

Motorschäden trübten die Gesamtbilanz erheblich.<br />

Der bislang problemlose Dauerlauf der<br />

R 1200 R könnte das Image der Bayern in dieser<br />

Beziehung wieder aufpolieren.<br />

Von Peter Mayer; Fotos: Gec, Schmieder, Froberg, Gargolov, Barraza Torres, mps-Fotostudio, markus-jahn.com<br />

BMW und der <strong>MOTORRAD</strong>-Dauertest<br />

– diese Beziehung endete<br />

in den vergangenen Jahren nicht<br />

immer glücklich. Beispiele gefällig?<br />

Die erste R 1200 GS im Jahr 2005: je<br />

ein kapitaler Defekt an Hinterradantrieb<br />

und Getriebe. Fünf Jahre später patzte die<br />

K 1300 GT mit geplatztem Kupplungskorb<br />

und Kurbelwellenschaden. Im Jahr 2<strong>01</strong>4<br />

sorgte der Dauertest der wassergekühlten<br />

R 1200 GS mit einem kapitalen Getriebeschaden<br />

für einen Eklat.<br />

Insofern hat sie einiges gutzumachen,<br />

die neue R 1200 R. Allerdings: Das Vertrauen<br />

in die Qualitäten der Münchner Konstruktio<br />

nen hat die leidvolle Dauertest-Historie<br />

offensichtlich nicht geschmälert. Im<br />

Ge genteil. Mit 23,1 Prozent Marktanteil<br />

(Stand November 2<strong>01</strong>5) dominiert BMW<br />

den deutschen Motorradmarkt in erdrückender<br />

Manier. Yamaha als zweitstärkste<br />

Kraft im Lande verkauft mit 11,6 Prozent<br />

nur halb so viele Maschinen.<br />

Trotzdem: Eine 50 000-Kilometer-Distanz<br />

ohne schwerwiegende mechanische<br />

Defekte durchzustehen, wird heute von<br />

jedem Kleinwagen verlangt. Für ein Motorrad<br />

der preislichen Oberklasse sollte dies<br />

erst recht kein Problem darstellen. Denn mit<br />

immerhin 16 595 Euro (inklusive Komfort-,<br />

44 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


Immer auf Tour: auf der Autobahn bei Grobnik/Kroatien (oben), beim XXL-Chopper im Harz und vor dem Theater in Duisburg


Dauertest-Zwischenbilanz<br />

Touring- und Dynamik-Paket sowie Style 1-<br />

Farbgebung und Keyless Ride) lässt die<br />

Dauertest-R das Bankkonto kräftig zur Ader.<br />

Technisch stellt die nackte BMW eine<br />

Zäsur in der jüngeren Boxer-Historie dar.<br />

Zwar ersetzte eine Upside-down-Gabel<br />

schon bei der R NineT das Telelever, die<br />

Kombination der konventionellen Front mit<br />

dem wassergekühlten Boxer findet sich<br />

aber zum ersten Mal in der R 1200 R. Zudem<br />

profitiert der Flat Twin von der Gnade<br />

seiner späten Geburt. Denn die um 1127<br />

Gramm schwerere Kurbelwelle, die bereits<br />

im Jahr 2<strong>01</strong>4 in der GS Adventure und<br />

R 1200 RT verbaut wurde, sorgt auch in der<br />

„R“ für geschliffenere Manieren im unteren<br />

Drehzahlbereich.<br />

Den Bogen raus: die Dauertest-BMW vor der Brücke auf die Insel Krk/Kroatien<br />

Und nicht nur deshalb für prompte Begeisterung<br />

für die Dauertest-BMW. Zunächst<br />

bei Markus Biebricher. „Welch beglückender<br />

Druck, was für ein glücklich machendes<br />

Bike“, notiert der Chef des Ressorts<br />

„Leben“ geradezu im Glückstaumel nach<br />

seiner Jungferntour auf der R 1200 R ins<br />

Fahrtenbuch. In der Tat brilliert der präzisions<br />

gekühlte Boxer vor allem durch feine<br />

Gasannahme und tolle Laufkultur. Kräftigeren<br />

Schub bietet er obendrein. Mindestens<br />

Reifen -Empfehlung<br />

Bridgestone T 30 Evo<br />

Im jüngsten <strong>MOTORRAD</strong>-Tourenreifentest<br />

eher unauffällig, harmoniert der<br />

T 30 mit der BMW überraschend gut. Er<br />

überzeugt mit guter Lenkprä zi sion und<br />

ausreichend Grip, gibt sich über Kanten<br />

aber etwas unkomfortabel. Die Bridgestone<br />

sind die geradeauslaufstabilste<br />

Paarung im Vergleich. Gutes Verschleißverhalten.<br />

Continental RoadAttack 2 Evo GT<br />

Seine Stärke, das kurvengierige Lenkverhalten,<br />

kann der Conti auf der R 1200<br />

R nicht ausspielen. Vielleicht weil die<br />

GT-Version für schwere Tourer entwickelt<br />

wurde. Dennoch: Neutrales Einlenken,<br />

geringes Aufstellmoment und<br />

gute Rückmeldung sprechen für den<br />

RoadAttack. Der laut Hersteller beim neuen GT-Modell verbesserte<br />

Nassgrip wurde im Rahmen dieser Reifenempfehlung nicht getestet.<br />

Fazit: ein ordentlicher, unauffälliger Allroundreifen.<br />

Dunlop Roadsmart 2<br />

Tiefe Temperaturen mag der Dunlop<br />

nicht. Warm gefahren ist er aber ein<br />

gut mütiger Geselle. Während er auf<br />

leichten Motorrädern durch die steife<br />

Karkasse unkomfortabel rollt, kommt<br />

ihm das Gewicht der BMW (242 kg)<br />

entgegen. Auf ihr liefert er auch eine<br />

gute Rückmeldung. Sein geringes Aufstellmoment gefällt auch.<br />

Trotzdem: Erste Wahl für die R 1200 R ist der Roadsmart nicht.<br />

Metzeler Z8 Interact „M/O“<br />

Vom ersten Meter an vermittelt der<br />

Metzeler Vertrauen. Gute Rückmeldung,<br />

kurze Aufwärmphase – dieser Reifen<br />

macht Spaß. Auch Eigendämpfung,<br />

Abrollkomfort und Lenkpräzision gefallen<br />

auf ganzer Linie. Guter Nassgrip<br />

und moderater Verschleiß runden den<br />

positiven Gesamteindruck ab. Der Tipp für die R 1200 R.<br />

Michelin Pilot Road 4<br />

Die Stärken des Michelin sind klar umrissen:<br />

Der Franzose bietet bei Nässe<br />

den besten Grip des Testfelds und begeistert<br />

durch extreme Handlichkeit.<br />

Vor allem Letzteres kommt der auf<br />

Stabilität ausgerichteten „R“ sehr entgegen.<br />

Auch beim Thema Verschleiß<br />

zieht sich der Pilot Road 4 sehr gut aus der Affäre. Letztlich komplettieren<br />

die ordentliche Eigendämpfung und die gute Rückmeldung<br />

den positiven Eindruck.<br />

Pirelli Angel GT<br />

Nicht täuschen lassen: Trotz des Kürzels<br />

wurde der GT nicht für schwere Tourenmaschinen<br />

konzipiert. Auf der R 1200 R<br />

baut er vom ersten Meter an ein Vertrauensverhältnis<br />

auf. Mit hoher Präzision<br />

lenkt er ein. Die gute Eigendämpfung<br />

liefert auch die Grundlage für das<br />

klare Feedback. Das Gripniveau ist sowohl im Trockenen als auch<br />

bei Nässe gut. Aber: Der Verschleiß ist relativ hoch.<br />

46 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


zehn Newtonmeter Drehmoment und<br />

bis zu 14 PS Leistung trennen den neuen,<br />

125 PS starken Treibsatz über das ganze<br />

Drehzahlband von seinem Vorgänger.<br />

Zu kritisieren gab’s am so geschmeidig<br />

pochenden Antrieb denn auch kaum etwas.<br />

Ein Thema bleibt die Schaltung. „Das<br />

Getriebe könnte geschmeidiger funktionieren“,<br />

merkt Testredakteur Jens Möller-Töllner<br />

an. Konkreter: Wie alle Boxermotoren der<br />

neuen Generation trennt die Nasskupplung<br />

nicht immer perfekt, lässt den ersten Gang<br />

gelegentlich nur mit einem unüberhörbaren<br />

Schlag einrasten. Hausmittel wie ein<br />

bis maximal zur Schauglasmitte reichender<br />

Mo torölstand oder eine Gedenk sekunde<br />

Auspuff -Empfehlung<br />

mit gezogenem Kupplungshebel vor dem<br />

Einlegen des Gangs wirken nur lindernd,<br />

aber nicht heilend. Am schonendsten für<br />

die Nerven – und das Getriebe – ist es, den<br />

Motor mit bereits eingelegtem ersten Gang<br />

zu starten. Etwas Aufmerksamkeit fordert<br />

auch der Schaltassistent. Sportliche Naturen,<br />

die den Boxer drehen lassen, schwärmen<br />

vom kupplungslosen Schalten dank<br />

Zündunterbrecher und Zwischengasautomatik<br />

in den höchsten Tönen. Bei Konstantfahrt,<br />

niedrigen Drehzahlen und in den<br />

unteren drei Gängen steht dieser Technik<br />

jedoch die relativ große Schwungmasse<br />

des Zweizylinders im Weg. In diesen Situationen<br />

schont die glättende Hand am<br />

200<br />

185<br />

170<br />

155<br />

140<br />

125<br />

110<br />

95<br />

200<br />

80<br />

185<br />

65<br />

170<br />

50<br />

155<br />

35<br />

140<br />

20<br />

125<br />

5<br />

110<br />

95<br />

80<br />

65<br />

50<br />

35<br />

20<br />

5<br />

1,3596 PS = 1 kW<br />

0,7355 kW = 1 PS<br />

205<br />

190<br />

175<br />

160<br />

145<br />

130<br />

115<br />

1,3596 PS = 1 kW<br />

0,7355 100kW = 1 PS<br />

Saubermann:<br />

Aus aktuellem Anlass<br />

wurden auch<br />

die Abgaswerte der<br />

Dauertest-BMW gemessen.<br />

Der Boxer<br />

lag deutlich unter<br />

den Grenzwerten<br />

100<br />

Akrapovic Slip-on 130<br />

205<br />

Die Verarbeitung 85<br />

des slowenischen<br />

120<br />

Schalldämpfers ist top, 110 die Passgenauigkeit<br />

70 sehr gut. 100 Mit 4,1 Kilo<br />

190<br />

spart der Dämpfer lediglich 90 600<br />

Gramm 175 gegenüber dem 80 4,7 Kilo<br />

55<br />

schweren Originalteil 70 ein. Das<br />

Dreh 160 moment liegt vor 60 allem im<br />

40<br />

unteren Drehzahlbereich 50 über dem<br />

Serienauspuff. 145 Relativ laut. 40<br />

25<br />

30<br />

130<br />

20<br />

Gewicht: 10 minus 13 %; 10 Leistung:<br />

plus 115 1,6 %; Preis: 965,33 Euro;<br />

0<br />

Sound: bassig, aggressiv<br />

100<br />

100<br />

Remus HexaCone 130<br />

Verarbeitung 85 und Passgenauigkeit<br />

120<br />

des österreichischen 110 Schalldämpfers<br />

70 können sich sehen 100lassen. Das<br />

Gewicht (nur 3,1 kg) ebenfalls. 90 Seinem<br />

geringen Volumen 80 schuldet<br />

55<br />

der Remus wohl auch seine 70 im Vergleich<br />

zum Serienteil höhere 60 Lautstärke.<br />

Die Leistung unterscheidet<br />

50<br />

40<br />

sich über das ganze Drehzahlband<br />

40<br />

25<br />

nur im Rahmen der Messtoleranz.<br />

30<br />

20<br />

Gewicht: 10 minus 33 %; 10 Leistung:<br />

plus 0,8 %; Preis: 780 Euro;<br />

0<br />

Sound: sonor, aggressiv<br />

Kupplungshebel abermals Nerven und<br />

Material. Für Zweifler: Die Kalibrierung der<br />

Regelelektronik kann in der Werkstatt –<br />

zum Beispiel im Rahmen einer Inspektion –<br />

unkompliziert überprüft werden. Apropos<br />

Inspektion. Mit 209 Euro blieben die Kosten<br />

für die 10 000er-Durchsicht (Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel)<br />

überschaubar.<br />

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Naked<br />

Bike mit Nachrüstscheibe und höherer Sitzbank<br />

(siehe Kasten Seite 48) sogar in die<br />

Herzen der Tourer-Fraktion gefahren. Sehr<br />

gut: Selbst mit der höchsten, um immerhin<br />

acht Zentimeter aufgepolsterten Nachrüstsitzbank<br />

erreichen 1,80-Meter-Piloten noch<br />

immer mit beiden Füßen sicheren Grund.<br />

Trotzdem schade, dass die Sitzbank nicht<br />

mehr wie beim Vorgängermodell höhenverstellbar<br />

ist, sondern für jede Änderung<br />

ein Neuteil für 257 Euro fällig wird.<br />

Pudelwohl auf dem hohen Sitz fühlte<br />

sich Kristijan Ticak. Der hoch aufgeschossene<br />

Chefredakteur der kroatischen MOTOR-<br />

RAD-Partnerzeitschrift „Motorevija“ brummte<br />

auf einer Balkanrunde in Rekordzeit 3000<br />

Kilometer auf den Digitaltacho der Bayerin<br />

und zeigte sich völlig begeistert (siehe Fahrermeinung<br />

Seite 49).<br />

Dennoch brachten nicht erst die Holperpisten<br />

im kroatischen Hinterland eine<br />

Motorleistung<br />

Motorleistung<br />

100<br />

130 Serie<br />

90 120<br />

89,7 kW (122 PS)<br />

bei 7900/min<br />

80 110 120 Nm bei 6500/min<br />

70<br />

100<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

Akrapovic<br />

40<br />

60<br />

90,8 kW (124 PS)<br />

bei 7700/min<br />

50<br />

122 Nm bei 6500/min<br />

30 40<br />

130<br />

20<br />

30<br />

120<br />

110<br />

20<br />

100<br />

10<br />

10<br />

90<br />

80<br />

kW PS<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

100<br />

130 Serie<br />

90 120<br />

89,7 kW (122 PS)<br />

bei 7900/min<br />

80 110 120 Nm bei 6500/min<br />

70<br />

100<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

Remus<br />

0 6<strong>01</strong>000 2000 3000 4000 5000 90,2 6000 kW 7000 (123 PS) 8000 9000 10000<br />

40<br />

bei 7700/min<br />

50<br />

119 Nm bei 6500/min<br />

30 40<br />

130<br />

20<br />

30<br />

120<br />

110<br />

20<br />

100<br />

10<br />

10<br />

90<br />

80<br />

kW PS<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

Drehmoment in Nm<br />

www.motorradonline.de<br />

TEST+TECHNIK 47


Dauertest-Zwischenbilanz<br />

Schwäche in der Abstimmung der semi aktiven<br />

Federung zutage. Während das Heck<br />

lang gezogene Wellen sauber wegdämpft,<br />

kommen Schläge von Querrinnen oder<br />

Schlaglöchern nur wenig gefiltert beim<br />

Fahrer an. Zudem fällt im Road-Modus des<br />

ESA die Dämpfung des Federbeins recht<br />

schwach aus, verleiht der Hinterhand ein<br />

diffuses Feedback und ein etwas schwammiges<br />

Fahrgefühl.<br />

Gejammert wird in dieser Beziehung<br />

dennoch auf höchstem Niveau. Denn die<br />

Vergleichstests gegen die Ducati Monster<br />

1200, Honda CB 1000 R oder Triumph<br />

Speed Triple hatte die BMW bis dahin<br />

alle gewonnen. Und Defekte gab’s auch<br />

keine – sieht man vom immer wieder<br />

abstürzenden Navi ab, das auf Garantie<br />

ersetzt wurde. Auch die 20 000er-Inspektion<br />

hielt sich finanziell mit genau 300 Euro<br />

im Rahmen (Öl in Motor und Hinterachsgetriebe<br />

gewechselt, Zündkerzen und Luftfilter<br />

getauscht, Ventilspielkontrolle).<br />

Als im September die medialen Wogen<br />

über dem VW-Abgasskandal zusammenschlugen,<br />

musste die Dauertest-R sogar zur<br />

Ehrenrettung der Zweiradbranche ran. Gemeinsam<br />

mit der Suzuki GSX-S 1000 F stellte<br />

<strong>MOTORRAD</strong> die BMW auf einen Abgasprüfstand<br />

des TÜV Rheinland. Das Resultat:<br />

Sowohl im Prüfzyklus als auch bei der Simu­<br />

Einziger Defekt im Test: Das Original-<br />

Navi wollte nach knapp 20 000 Kilometern<br />

nicht mehr. Ersatz gab’s auf Garantie<br />

Zubehör im Test<br />

Hoher Windschild von BMW,<br />

2<strong>01</strong> Euro, Halter 40,75 Euro<br />

Nachrüst-Windschilde bei Naked Bikes sind immer ein<br />

umstrittenes Thema. Meist leidet das puristische<br />

Design der Maschine. Bei der größten Scheibe aus<br />

dem BMW-Zubehörprogramm tut es das zweifellos<br />

auch. Gemessen an der Größe der Scheibe könnte der<br />

Windschutz besser sein. Der Fahrtwind (Fahrer um die<br />

1,80 m, höchste Sitzbank) erfasst den Kopf noch vollständig,<br />

weshalb Dauer-Tempi über 160 km/h trotz<br />

dieses Schilds anstrengend bleiben.<br />

Kleiner Sport-Windschild von<br />

BMW, 175 Euro<br />

Die kleine Haube aus dem BMW-Katalog fügt sich harmonisch<br />

in das Gesamtbild der R 1200 R ein. Einen<br />

netten optischen Touch ergänzt obendrein das im<br />

Material ausgesparte R-Logo. Trotz der im Vergleich<br />

zum hohen Windschild erheblich reduzierten Größe<br />

bietet die Scheibe einen akzeptablen Windschutz,<br />

der für ein Dauertempo bis etwa 150 km/h ausreicht.<br />

Beide BMW-Scheiben sitzen spannungsfrei, der Anbau<br />

ist Minutensache.<br />

Niedrige Fahrersitzbank von BMW,<br />

Sitzhöhe 760 mm, 257 Euro<br />

Während sich die Sitzhöhe bei den alten R-Modellen<br />

noch zweifach in der Höhe einstellen ließ, ist das<br />

bei der aktuellen „R“ nicht mehr möglich. Wer höher<br />

oder tiefer sitzen möchte, muss nachrüsten. Auf der<br />

nied rigsten Sitzbank des BMW-Programms gelingt<br />

auch sehr Kurzbeinigen ein sicherer Stand. Und: Trotz<br />

vergleichsweise dünner Polsterung ist der Sitzkomfort<br />

er staunlich gut.<br />

Hohe Fahrersitzbank von BMW,<br />

Sitzhöhe 840 mm, 257 Euro<br />

Stattliche acht Zentimeter liegen zwischen der niedrigsten<br />

und höchsten der insgesamt vier von BMW<br />

angebotenen Sitzbank-Versionen. Liebling der Redaktion<br />

und von Fahrern ab etwa 1,80 Meter ist die<br />

höchste Bank. Vorteile: offener Kniewinkel und die<br />

üp pigste, zudem in der Härte sehr gut getroffene<br />

Pols terung.<br />

Bits und Bytes: Die Dämpfungsabstimmung<br />

der semiaktiven Federung geriet<br />

im Road-Modus etwas zu weich<br />

Hilfe: Auf Zug top – doch Konstantfahrt<br />

und niedrige Drehzahlen bringen den<br />

Schaltassistenten an seine Grenzen<br />

lation einer willkürlich gewählten freien<br />

Fahrt blieb der Schadstoffausstoß beider<br />

Probanden unterhalb der Grenzwerte.<br />

Zur Erinnerung: Im Jahr 2000, entlarvte<br />

<strong>MOTORRAD</strong> bei der BMW F 650 eine Prüfstandserkennung<br />

in der Software.<br />

Insofern brummt die R 1200 R mit weißer<br />

Weste und bislang ohne eine einzige<br />

technische Auffälligkeit gen Halbzeit des<br />

Dauertests. Ihre eingangs erwähnten<br />

Vorgängerinnen hatten Testwerkstatt<br />

und Vertragshändler bis zu dieser Distanz<br />

bereits kräftig auf Trab gehalten. Und weil<br />

<strong>MOTORRAD</strong> bislang auch aus den Besitzerkreisen<br />

keine Auffälligkeiten über die<br />

R 1200 R gemeldet wurden, steuert sie das<br />

zerrüttete Verhältnis ihres Mutterhauses<br />

zum <strong>MOTORRAD</strong>-Dauertest derzeit auf<br />

Reha-Kurs. Zumindest solange Kollege<br />

Biebricher mit seiner zweiten Fahrtenbuchnotiz<br />

recht behält: ein tolles Motorrad<br />

– hoffentlich geht nichts kaputt.<br />

www.motorradonline.de/dauertests<br />

48 TEST+TECHNIK 1/2<strong>01</strong>6


Eingehüllt: Mit Windschild<br />

und Gepäcksystem avancierte<br />

das Naked Bike zum Lieblingstourer<br />

der Redaktion<br />

Angebote zu<br />

diesem Motorrad<br />

finden Sie<br />

hier:<br />

motorradonline.de/2<strong>01</strong>6<strong>01</strong>044<br />

Fahrer -Meinung<br />

„Beim Alpen-<br />

Masters in die<br />

R verliebt“<br />

„Ein begeisternd<br />

bulliger<br />

Boxer-Motor“<br />

„Ich mag sie –<br />

aber gejubelt<br />

wird später“<br />

Kristijan Ticak,<br />

Motorevija/Kroatien<br />

BEI MEINEM ERSTEN ALPEN-MAS-<br />

TERS, ich glaube das war im Jahr 2007,<br />

habe ich mich in die R 1200 R verliebt.<br />

Auch wenn ich wegen des Telelevers nie so<br />

richtig wusste, was ihr Vorderrad macht.<br />

Seit die aktuelle Generation mit konventio<br />

neller Gabel am Start ist, muss mit mir<br />

niemand mehr über dieses Motorrad<br />

disku tieren. Sie ist ein richtig sportliches<br />

Naked Bike mit ausgeprägten Touring-<br />

Qualitäten. Eine Maschine, mit der man<br />

auf der Landstraße ganz bestimmt keinen<br />

Gegner fürchten muss.<br />

Thomas Schmieder,<br />

Testredakteur<br />

IN DIESER SCHICKEN LACKIERUNG<br />

wirkt die R 1200 R ein wenig wie eine<br />

deut sche Ducati. Aber sie bleibt der BMW-<br />

Linie, gute Tourer zu bauen, treu. Sie ist<br />

ein Roadster, auf dem man gut sitzt, viel<br />

Gepäck verstaut und hohe Reiseschnitte<br />

einfahren kann. Gesegnet ist sie mit einem<br />

begeisternd bulligen Boxermotor und<br />

ei nem handlichen, aber auch stabilen<br />

Chassis. Fahrwerke bauen kann BMW.<br />

Auch wenn die Fahrwerks-Eckdaten eher<br />

die ei nes Choppers sind: In Kurven räubert<br />

die „R“ regelrecht.<br />

Peter Mayer,<br />

Testredakteur<br />

MAG ICH DIESE BMW? Jetzt in die Jubelarien<br />

von Kristijan und Thomas mit einzustimmen,<br />

wäre richtig. Die „R“ fährt wie<br />

auf Schienen, der Boxer vereint Emotionalität,<br />

Souplesse und Druck in einzigartiger<br />

Weise. Doch werde ich erst später jubeln.<br />

Dann, wenn die 50 000 Kilometer hinter<br />

diesem Naked Bike liegen. Und zwar ohne<br />

Getriebe-, Kardan- oder Kupplungsschaden.<br />

Wenn sie dann zerlegt, vermessen<br />

und nachweislich unversehrt auf der Werkbank<br />

liegt, erst dann werde ich sagen:<br />

Ja, ich mag diese BMW. Sehr sogar.<br />

www.motorradonline.de<br />

TEST+TECHNIK 49


T E S T + T E C H N I<br />

Impression KTM RC8 1190<br />

K<br />

SERVUS,<br />

SCHÖNE KANTE<br />

Abschiede verleiten oft dazu, in guten Erinnerungen<br />

zu schwelgen. Davon gab es bei der RC8<br />

1190 von KTM viele. Aber auch ein paar negative<br />

sind im Gedächtnis geblieben. Ein Rückblick auf<br />

das bis dato einzige Superbike der Österreicher.<br />

Von Jens Möller-Töllner; Fotos: Rossen Gargolov<br />

Erst die 950er-Adventure, dann die 990er-Super-Duke:<br />

KTM machte Anfang des Jahrtausends Ernst beim<br />

Aufbau des Zweizylinder-Programms. Was noch fehlte?<br />

Ein Superbike. Das kam mit der RC8. Einzig, nicht<br />

artig wollte die immer sein. Das fällt auf, sofort. Mit den zackigen<br />

Linien von Designer Kiska erdacht, den zwischen Matttönen und<br />

Glitzereffekten wechselnden Lackflächen, hob sie sich von der Masse<br />

ab. Das galt schon für die erste Variante, die ab 2008 die Superbike-<br />

Welt betrat. Und auch heute hat sich daran nichts geändert. Es wird<br />

aber anders werden. Weil die RC8, als aktuelles Modell noch mit<br />

dem Zusatzkürzel „R“ versehen, abtritt. KTM nimmt sie aus dem Programm.<br />

Streicht den Faktor Leistungssport unter den zulassungsfähigen<br />

Stra ßenmotorrädern. Punkt. Ende.<br />

So nicht. Der Autor schnappte sich noch schnell einen 2<strong>01</strong>0er-<br />

Donnerbolzen, um würdig Auf Wiedersehen zu sagen. Denn eines ist<br />

jetzt schon klar: Ganz gehen wird sie nie. Und das hat Gründe. Rein<br />

objektiv gesehen wollte die RC8 2008 der beste Zweizylinder-Sportler<br />

sein. Der entscheidende Gegner hieß Ducati 1098. Mit gemessenen<br />

156 PS bei 2<strong>01</strong> Kilogramm Lebendgewicht waren die Fronten<br />

pro KTM schnell geklärt. Dazu begeisterte die RC8 mit Eigenschaften,<br />

die selbst heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt haben.<br />

Lenkerstummel, Heckhöhe, Rasten, Fuß- und Handhebel: alles einstellbar.<br />

Genau wie das Fahrwerk. Anpassungsarbeiten gelangen<br />

Viele Ecken und wie mit dem<br />

Lineal gezogene Linien verleihen<br />

der RC8 ein einzigartiges<br />

Aussehen, fügen sich wohldosiert<br />

zu einem stimmigen Ganzen<br />

zusammen. Gleiches trifft<br />

aufs Fahrerlebnis zu. Transparentes<br />

Fahrwerk, gelungene<br />

Ergonomie und druckvoller<br />

Motor heißen die Zutaten für<br />

eine gehörige Portion Spaß im<br />

Wechselbad von lang gezogenen<br />

Kurven und engen Kehren<br />

50 TEST+TECHNIK


TEST+TECHNIK 51


Impression KTM RC8 1190<br />

völlig unkompliziert. Das Bordwerkzeug genügte. Die KTM war wie<br />

gemacht für Klein und Groß. Das wird heute wieder klar, als die<br />

Beine des nicht kurz geratenen Autors mühelos in die Tankausbuchtungen<br />

flutschen. Als die Hände die menschenwürdig platzierten<br />

Lenkerstummel greifen. Als die Füße auf den Rasten Platz finden –<br />

ohne ernsthafte Durchblutungsstörungen im Kniebereich. Sport<br />

und bequem, die KTM RC8 hat es vorgemacht. Davon könnten sich<br />

aktuelle Superbikes mehr als eine Scheibe abschneiden.<br />

Neben der Ergonomie trifft das auch für die Darbietung der Motorleistung<br />

zu. Okay, der V2 der ersten RC8-Typen läuft mit 103 mm<br />

Bohrung und 69 mm Zylinderhub untenraus nicht sehr geschmeidig.<br />

Rappelt lautstark vor sich hin. Immer wieder muss die Kupplung helfen.<br />

Und nein, die Gänge flutschen nicht wirklich leichtgängig in die<br />

einzelnen Getriebestufen. Oder genauer gesagt: Beim Einlegen des<br />

ersten scheppert es gewaltig. 30 km/h sind im zweiten Gang nicht<br />

drin, 50 im dritten auch nicht. Stadtverkehr stand im Lastenheft der<br />

RC8 ziemlich weit hinten. Aber dann, dann schlägt die Stunde des<br />

V2-Herzens in der KTM. Sobald nerviges Stop-and-Go hinterm Kennzeichen<br />

liegt und die erlaubte Landstraßengeschwindigkeit das zart<br />

dehnbare Limit ist, darf der 75-Grad-V-Motor endlich im Wohlfühlbereich<br />

arbeiten. Der wartet mit ganz besonderen Tugenden auf.<br />

Der Antrieb muss auf der Suche nach Leistung nicht wie eine reife<br />

Orange für die tägliche Vitaminspritze mit aller Macht ausgequetscht<br />

werden. Die RC8 serviert Power da, wo sie gebraucht wird. Strebt<br />

zwischen 4000 und 8000 Umdrehungen mustergültig nach vorn.<br />

Schiebt in diesem Bereich einen stetig wachsenden Drehmomentberg<br />

gen Hinterrad, der bei 7500 Touren mit 117 Nm das Gipfelkreuz<br />

fest in seinem Kraftmassiv verankert. Zur Erinnerung: Knapp unter<br />

8000/min wechselt bei der aktuellen Yamaha R1 der Drehzahlmesser<br />

erst auf eine grüne Anzeige, signalisiert optisch: Jetzt bin ich für<br />

Groß taten bereit. Dann stehen im ersten Gang bereits 95 km/h auf<br />

der Uhr. Drunter gibt es nur gelangweiltes Zwangszünden im Brennraum.<br />

Die RC8 macht das genau andersrum. Ihre Leistung hat einen<br />

höheren Nutzwertcharakter. Damit stand sie rückblickend vielleicht<br />

nie ganz oben im stetig voranstrebenden Wettstreit nach mehr Leistung<br />

und mehr Speed. Wer den Zweizylinder-Hammer aber jemals<br />

gefahren ist, wusste diese Eigenschaft mehr als zu schätzen.<br />

Das galt auch für jeden Blick ins Motorrad, in jede versteckt Ecke.<br />

Piekfeine Schweißkunst allerorten, Rahmen und Schwinge der RC8<br />

als Verarbeitungskunstwerke. Aus elf einzelnen Stahlrohren fügt sich<br />

ihr Grundkorsett zusammen, nimmt den Motor mittragend in sich<br />

auf. Und jede Verbindung zwischen den geraden Linien ihres Rahmens<br />

ist scheinbar mit so viel Hingabe, mit dem unbedingten Willen<br />

zum Perfektionismus ausgeführt, dass nur Staunen übrig bleibt.<br />

Das kennzeichnet auch die wundervoll aus mehreren Aluteilen verschweißte<br />

Schwinge. Einfach schön, edle Machart als Anschauungsobjekt.<br />

Aber wie war das noch mit der Lobhudelei? Bitte nicht zu viel<br />

davon. Schließlich verlässt die KTM RC8 nicht grundlos die Motorradbühne.<br />

Die entscheidenden Argumente kennt wohl nur KTM-Chef<br />

Pierer. Die, welche sich als solche erweisen könnten, sind per Blick<br />

aufs bewegte Motorradleben schnell aufgezählt. So ereilte die RC8<br />

im <strong>MOTORRAD</strong>-Dauertest (9/2<strong>01</strong>1) der Stillstand gleich zweimal<br />

wegen Motordefekten, Pleuellagerschäden zwangen zum Stopp.<br />

Dazu strapazierte das Federbein hinten mit unnachgiebiger Härte.<br />

Zahlreiche Modellpflegemaßnahmen ließen die Kritik im Laufe der<br />

Baujahre verstummen. Von der fleißigen Detailarbeit profitierte besonders<br />

der Motor, der ab 2<strong>01</strong>1 doppelgezündet mustergültig Dienst<br />

schob und zum kongenialen Partner des Fahrwerks wurde. Was aber<br />

bis heute und damit bis zuletzt nicht zur Ausstattung zählte, waren<br />

standes gemäße Assistenzsysteme. ABS und Traktionskontrolle?<br />

Nicht zu bekommen. Die RC8 verwöhnte zwar mit viel Transparenz<br />

und sattem Grip hinten, aus der Kurve raus malte sie aber schon mal<br />

zarte schwarze Striche auf den Asphalt. Eine Traktionskontrolle hätte<br />

hier bei schlechtem Grip etwas Beruhigendes, ein ABS sowieso.<br />

Angebote zu<br />

diesem Motorrad<br />

finden Sie<br />

hier:<br />

motorradonline.de/2<strong>01</strong>6<strong>01</strong>050


Das blieb nicht ohne Auswirkung. 2<strong>01</strong>2 trat die RC8 R im großen<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Supersportler-Megatest an (Ausgaben 11–13/2<strong>01</strong>2),<br />

stellte sich den Mitbewerbern auf der Landstraße, der Rennstrecke<br />

und der Highspeed-Piste von Nardo. Und landete zumeist sehr weit<br />

hinten im Feld. Weil die anderen Superbikes in Sachen Leistung<br />

eine ordentliche Schippe nachgelegt hatten und Elektronikpakete<br />

State-of-the-Art waren. Kollege Stefan Kaschel hat es damals im<br />

Fazit zur Landstraßenwertung so zusammengefasst: „Und noch eine,<br />

der die Verweigerungshaltung die Tour vermasselt. Abseits von ABS<br />

und Traktionskontrolle ist die KTM ein tolles Motorrad.“ Stimmt.<br />

Und weil sie wirklich toll ist, lassen wir das jetzt mit dem Für und<br />

Wider, den guten und schlechten Seiten. Tauchen mit der alten RC8<br />

tief durch die Kurven, erleben, wie sich der Vorderreifen beim Reinbremsen<br />

in jeden Knick fast am Teerband festsaugt. Ohne spürbares<br />

Aufstellmoment klappt die Österreicherin in Schräglage. Hält sauber<br />

die Linie, folgt wie auf Schienen den Lenkbefehlen. Und erwacht<br />

an jedem Kurvenausgang zum forschen Leben, bläst motorisierte<br />

Freude in die Umwelt. Mechanik und Verbrennung greifen Raum,<br />

betören, ohne zu stören, stacheln an, ohne zu überfordern. Kurve<br />

folgt auf Gerade, Gerade auf Kurve. Denken im Rausch der Biegungen,<br />

fahren als intensives Erlebnis.<br />

Und dann steigst du ab und schaust. Die Mundwinkel huschen<br />

nach oben, Freude pur. Ein gutes Motorrad überzeugt nicht nur durch<br />

seine Funktion, sondern betört auch dein Herz. Darin wird die RC8<br />

immer einen Platz haben. Sie war wohltuend anders – und bestimmt<br />

nicht ganz perfekt. Aber wenn alle nach der gleichen Perfektion streben,<br />

ergibt das schnell Uniformität. Der hat die KTM RC8 auf sympathische<br />

Art immer die Zunge rausgestreckt. Eben einzig, nicht artig.<br />

www.motorradonline.de/ktm<br />

DATEN<br />

200<br />

185<br />

170<br />

155<br />

140<br />

125<br />

110<br />

95<br />

80<br />

65<br />

1,3596 PS = 1 kW<br />

0,7355 kW = 1 PS<br />

So einfach ist 50es selten: Über einen<br />

Konus mit azentrischer 40Verbindung zur<br />

Schwinge lässt 35 sich deren Anlenkung<br />

sekundenschnell verändern 25 (ganz links).<br />

Viel Funktion 20 auf kleinem Raum vereint<br />

auch das Cockpit in sich, 10 während Rahmen<br />

und Schwinge 5 als Lehrstücke für<br />

0<br />

Schweißkunst gelten können. Da findet<br />

sich ebenmäßig Schuppe an Schuppe,<br />

egal ob beim Rahmen Rohr und Rohr oder<br />

bei der Schwinge Aluteile großflächig<br />

miteinander verbunden werden<br />

205<br />

190<br />

175<br />

160<br />

145<br />

130<br />

115<br />

100<br />

85<br />

70<br />

55<br />

130<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

MOTOR: wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-75-Grad-V-Motor,<br />

je zwei obenliegende Nockenwellen,<br />

vier Ventile pro Zylinder, Einspritzung,<br />

2 x Ø 52 mm, G-Kat, Sechsganggetriebe,<br />

O-Ring-Kette, Bohrung/Hub<br />

103,0 x 69,0 mm, Hubraum<br />

1150 cm³, Leistung 113,8 kW<br />

(155 PS) bei 10 000/min, max. Drehmoment<br />

120 Nm bei 8000/min.<br />

FAHRWERK: Gitterrohrrahmen aus<br />

Stahl, Motor mittragend, Upsidedown-Gabel,<br />

Ø 43 mm, Zweiarmschwinge<br />

aus Aluminium, Zentralfederbein<br />

mit Hebelsystem, Doppelscheibenbremse<br />

vorn, Ø 320 mm,<br />

Scheibenbremse hinten, Ø 220 mm,<br />

Radstand 1430 mm, Lenkkopfwinkel<br />

66,7 Grad, Nachlauf 90 mm, Federweg<br />

v./h. 120/125 mm, Gewicht vollgetankt<br />

2<strong>01</strong> kg, Tankinhalt 16,5 Liter.<br />

PREIS: 15 995 Euro mit Nebenkos<br />

ten (2<strong>01</strong>0).<br />

Motorleistung<br />

LEISTUNGSDIAGRAMM<br />

130<br />

170<br />

120<br />

KTM 1190 RC8<br />

160 115,1 kW (156 PS)<br />

110 150 bei 10 100/min<br />

100<br />

140 117 Nm bei 7500/min<br />

130<br />

90 120<br />

80 110<br />

100<br />

70<br />

90<br />

60 80<br />

50 70<br />

120<br />

60<br />

40<br />

50<br />

110<br />

30 40<br />

100<br />

20 30<br />

90<br />

20<br />

10 10<br />

80<br />

kW PS<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />

Drehmoment in Nm<br />

* <strong>MOTORRAD</strong>-Messungen; 1 Herstellerangabe;<br />

Diagramm: Leistung an der Kurbelwelle; Messungen<br />

auf dem Dynojet-Rollenprüfstand 250, korrigiert<br />

nach 95/1/EG, maximal mögliche Abweichung ± 5 %<br />

TEST+TECHNIK 53


LESERWAHL<br />

1. Preis: eines dieser aktuellen<br />

Top-Motorräder zur Auswahl<br />

BMW R nineT Scrambler<br />

KTM 1290 Super Duke GT<br />

ONLINE<br />

WÄHLEN<br />

Suzuki GSX-R 1000<br />

Modeka-Jacke<br />

Takoma im<br />

Wert von<br />

299,90 Euro<br />

Die Kandidaten für die Wahl „Motorrad<br />

des Jahres 2<strong>01</strong>6“ präsentieren sich<br />

online mit Foto. Und Sie können auch<br />

via Internet wählen.<br />

Ein Satz MIZU-Bremsund<br />

Kupplungshebel für<br />

ein Fahrzeug nach Wahl<br />

im Wert von 216 Euro<br />

8 x POLO-Gutschein<br />

im Wert von je 200 Euro<br />

+ Geschenkbox<br />

Teilnehmen ist ganz einfach: Gehen Sie auf die<br />

Seite www.leserumfragen.de/motorrad und<br />

geben Sie den Code Y153 ein. Bei unserer Online-<br />

Wahl „Motorrad des Jahres 2<strong>01</strong>6“ werden Ihnen alle Kandidaten<br />

im Bild gezeigt. Abstimmen können Sie bequem<br />

per Mausklick.<br />

208 Kandidaten stellen sich vor; sie verteilen sich auf<br />

neun Kategorien. Wählen Sie bitte für jede Kategorie Ihren<br />

Favoriten – nur einen pro Kategorie. In allen Kategorien<br />

wird der Titel „Motorrad des Jahres<br />

Motorrad<br />

des Jahres 2<strong>01</strong>6<br />

54 LESERWAHL<br />

2<strong>01</strong>6“ verliehen.<br />

Jeder Teilnehmer hat die Chance,<br />

einen der Preise zu gewinnen. Teilnahmeschluss<br />

ist der 26. Januar 2<strong>01</strong>6.<br />

Mitarbeiter der Motor Presse Stuttgart<br />

sowie deren Angehörige dürfen an<br />

dieser Wahl nicht teilnehmen. Der<br />

Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine<br />

Barauszahlung der Preise ebenfalls.<br />

Fotos: Hersteller<br />

5 x Wunderlich-<br />

Lenkertasche Bar-<br />

Bag Evo2 im Wert<br />

von je 59,90 Euro<br />

Ein Satz Bridgestone-Reifen<br />

nach Wahl im Wert<br />

von 350 Euro<br />

3 x CTEK<br />

MXS 5.0<br />

im Wert von<br />

je 96 Euro<br />

Nolan-Helm<br />

Stoner-Replika im<br />

Wert von 599 Euro<br />

Gilles Tooling Mü2-<br />

Fußrastenanlage<br />

im Wert von 699 Euro


119 Preise im Gesamtwert<br />

von rund 43 000 Euro!<br />

RACEFOXX Superstabiler<br />

Outdoor-Stuhl – jetzt<br />

auch mit deinem Namen<br />

bedruckt!<br />

Im Wert von<br />

74,90 Euro<br />

Büse Open<br />

Road EVO-Herrenjacke<br />

und<br />

-Hose im Wert<br />

von 519,90 Euro<br />

Ein Satz RST Bremsund<br />

Kupplungshebel<br />

für eine Harley-Davidson<br />

nach Wahl<br />

im Wert von je 236 Euro<br />

Ein Kellermann-Komplettumbau<br />

„Bullett 1000 DF/Bullet 10000<br />

PL“– wahlweise in schwarz oder<br />

chrom im Wert von 399,80 Euro<br />

Shark-Helm Vision-R<br />

Series 2 Cartney MAT<br />

im Wert von 399,99 Euro<br />

Ein HJC-Helm RPHA11<br />

Indy Lorenzo im Wert<br />

von 549,90 Euro<br />

Ein Satz Dunlop-<br />

Sportreifen nach<br />

Wahl im Wert von<br />

300 Euro<br />

Ein ABUS-Alarm-Bremsscheibenschloss<br />

Granit<br />

Detecto 8077 im Wert von<br />

199,95 Euro<br />

2 x Proxxon-Komplettsatz<br />

65-teilig für zöllige Schrauben<br />

(NO 23 282) im Wert von 119 Euro<br />

24 x Dr. Wack-<br />

S100 Set im Wert<br />

von 32,97 Euro<br />

Stadler-<br />

Jacke<br />

Voyager<br />

im Wert von<br />

859 Euro<br />

Eine Schwa-<br />

benleder-<br />

Kombi<br />

Hornet im<br />

Wert von<br />

1600 Euro<br />

24 x Castrol Power 1<br />

Racing 10W50 – 4 Liter<br />

im Wert von je 69,95 Euro<br />

iXS-Jacke Montevideo<br />

II + Hose<br />

Caracas II im Wert<br />

von 699,80 Euro<br />

Scott Tourance<br />

Leather DP-Jacket<br />

+ Tourance Leather<br />

DP Pant im Wert von<br />

1248 Euro<br />

Die weiteren Preise<br />

Dainese D-air® racing Misano im Wert von<br />

1999 Euro<br />

RUKKA Flexius-Anzug bzw. Flexina-Anzug<br />

im Wert von 1228 Euro<br />

Eine Held Gore-Tex-Sportjacke Imola Flash<br />

+ Gore-Tex Hose Arese + Gore-Tex 2in1-<br />

Handschuh Solid Dry im Wert von 1169,85<br />

Euro<br />

Ein TRW Lucas-Bremsen Performance Paket<br />

im Wert von 800 Euro<br />

Ein Schuberth-Helm E1 Guardian Yellow P3<br />

im Wert von 729 Euro<br />

Touratech Aventuro MOD Companero ˜ im<br />

Wert von 649 Euro<br />

Ein Shoei-Helm NXR Márquez3 TC-1 im Wert<br />

von 559 Euro<br />

3 x Louis-Gutschein im Wert von je 500 Euro<br />

Ein Satz Michelin-Motorradreifen nach Wahl<br />

im Wert von 350 Euro<br />

Original Rokker-Jeans im Wert von 349 Euro<br />

LS2 Helm FF323 R Arrow Comet im Wert<br />

von 329,90 Euro<br />

Metzeler Roadtec<strong>01</strong> im Wert von 300 Euro<br />

Rizoma-Spiegel „4D“ (je 129 Euro plus<br />

Adapter ab 10 Euro) im Wert von 298 Euro<br />

Hepco & Becker LEGACY im Wert von 294 Euro<br />

LSL 2 x Clubman Bar End eMark sowie<br />

1 x Satz Lenkerendstücke im Wert von<br />

239,80 Euro<br />

3 x Kunzer MPB125 Ladegerät im Wert<br />

von je 129 Euro<br />

3 x X-JUMP Starter im Wert von je 99,90 Euro<br />

3 x Proxxon 3/8“-Kompaktsatz 47-teilig<br />

(NO 23 282) im Wert von je 82,90 Euro<br />

7 x Liqui Moly Motorbike-Additiv-Pakete<br />

im Wert von je 69,15 Euro<br />

Stadler-Funktions-Polo im Wert von<br />

66,90 Euro<br />

5 x Wunderlich ToolBag im Wert von<br />

9,90 Euro


P<br />

R O D U K T T E S T<br />

Alle Testsieger und Kauftipps 2<strong>01</strong>5<br />

NUR VOM<br />

FEINSTEN<br />

Gut<br />

200 Produkte wurden im Jahr<br />

2<strong>01</strong>5 von <strong>MOTORRAD</strong> durch ein<br />

festes Punkteraster gejagt und<br />

erhielten vergleichbare Noten.<br />

Eine Entscheidungshilfe für Verbraucher.<br />

Die Redaktion kürte<br />

außerdem wieder Testsieger und<br />

Kauftipps, damit sich Käufer von<br />

Bekleidung und Zubehör die besten<br />

Rosinen rauspicken können.<br />

Von Thorsten Dentges; Fotos: Eisele, Herder, Lohse,<br />

markus-jahn.com, mps-Fotostudio<br />

Das berufliche Leben eines<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Produkttesters<br />

kann schön sein. Etwa, wenn<br />

es für Vergleichsfahrten ab nach<br />

Südfrankreich geht. Cote d’Azur, Sonne,<br />

milde Meeresbrise und tolle Kurvenstrecken<br />

inmitten einer noch tolleren Landschaft.<br />

Magnifique! Schließlich erwartet<br />

wohl niemand hierzulande im bibberig<br />

kalten Februar passende Bedingungen<br />

für einen Test etwa von luftig perforiertem<br />

Sportleder. Wenn die Chefansage aber ist:<br />

„Bringt verwertbare Ergebnisse!“? Na gut,<br />

dann eben ab in den Süden.<br />

Aber der „Traumjob“ hat auch andere<br />

Seiten: Stundenlange Regenfahrten, Labor-<br />

Nässetest mit Bewässerungsanlage (gähn,<br />

laaangweilig!), tagelanges Eingekerkertsein<br />

im dunklen und kalten Werkstattverlies<br />

(anschrauben, abschrauben, anschraub ...)<br />

Öde Messungen von Schlag- und Stoßdämpfung,<br />

chemischen Zusammensetzungen,<br />

Reinigungswirkung, et cetera pp.,<br />

und – nicht zu vergessen – das Studium<br />

kryptischer Bedienungsanleitungen für die<br />

zahreichen Produkte. Am Ende zählt aber<br />

nur eins für Tester, Hersteller und Käufer<br />

gleichermaßen: Wer wird Testsieger, wer<br />

wird Kauftipp? Denn mit diesen Prädikaten<br />

ist man fein raus.<br />

www.motorradonline.de/testsieger<br />

56 PRODUKTTEST<br />

1/2<strong>01</strong>6


Die besten Reifen 2<strong>01</strong>5<br />

Auf Europa-<br />

Tournee<br />

Betrachtet man die Fotos vom Reifentest 2<strong>01</strong>5, könnte man<br />

glatt neidisch werden. Sieht aus wie Urlaub! Die Testfahrer<br />

gondelten mit sechs Supertourern (Yamaha FJR 1300) nach<br />

Korsika und auf Deutschlands liebstem und meistverkauftem Untersatz,<br />

der BMW R 1200 GS, Tausende Kilometer quer durch Europa.<br />

Top-Reifentester Karsten Schwers durfte sogar noch die Reiseenduro<br />

auf einem Motocross-Areal etwas „misshandeln“, um die Traktion<br />

und Fahreigenschaften der Reifen für die sogenannte GS-Klasse auszuloten.<br />

Prima. Aber nicht nur zum Spaß, sondern in erster Linie, um<br />

brauchbare Vergleichswerte einzufahren: Verschleiß, Grip, Lenkpräzision,<br />

Handlichkeit, Bremswege, Grenzbereiche, Rundenzeiten. Alles<br />

Faktoren, die in der Summe einen Reifen gut und empfehlenswert<br />

machen. Für <strong>MOTORRAD</strong> keine Frage: Kosten und Mühen für die aufwendigen<br />

Reifentests lohnen sich – und schöne Bilder gibt’s dazu!<br />

Continental TKC 70<br />

Kauftipp Alltag/Gelände<br />

Reifen für die GS-Klasse:<br />

In Sachen Stabilität muss sich<br />

der TKC 70 klar hinter Trailsmart<br />

und Road 4 Trail einordnen. Wer<br />

aber einen tollen Mix aus Straßen-<br />

und Gelände-Performance<br />

wünscht, greift zu diesem Conti.<br />

Dunlop Trailsmart<br />

Kauftipp Alltag/Straße<br />

Reifen für die GS-Klasse:<br />

Für das, was moderne Groß-<br />

Enduros mittlerweile an Leistung<br />

(und Gewicht) auf die Straße<br />

bringen, liefert der Trailsmart<br />

den adäquaten Felgenbesatz.<br />

Beste Wahl für den GS-Alltag.<br />

Pirelli Scorpion Trail II<br />

Testsieger Reifen für die<br />

GS-Klasse: Wow, dieser Einstand<br />

ist gelungen. Pirellis nagelneue<br />

Sohle für die GS-Klasse<br />

kann im Dynamikmodus nicht<br />

besser sein. Top-Landstraßen-<br />

Performance und dazu erstklassig<br />

im Regen. Salute!<br />

Metzeler Roadtec Z8<br />

Interact<br />

Testsieger Tourenreifen:<br />

Die Metzeler-Mischung macht’s<br />

möglich. Top-Performance auf<br />

der Landstraße, dazu klasse<br />

Fahreigenschaften bei Regen, gekrönt<br />

vom geringsten Verschleiß<br />

im Test. So sehen Sieger aus.<br />

Die besten Dienstleister 2<strong>01</strong>5<br />

Hier stimmt der<br />

Service!<br />

Spannend war’s. Anfang 2<strong>01</strong>5 prüften<br />

unsere verdeckten Ermittler per E-Mail<br />

und Telefon die Kundenfreundlichkeit<br />

von Onlineshops ab. Teilweise stießen sie<br />

auf geballtes Halbwissen, teilweise gab es<br />

perfekte Auskünfte und Beratung. Außerdem<br />

wurden Warenangebot und virtuelle Kaufat-<br />

mosphäre bewertet. Wer den Undercover-<br />

Test mit Bravour bestand, darf nun stolz den<br />

von <strong>MOTORRAD</strong> vergebenen Titel „Top-Shop“<br />

tragen. Im Spätherbst vergaben wir dann<br />

passend zu möglichen Vertragswechseln das<br />

Prädikat „Top-Tarif“ für die besten Leistungen<br />

von speziellen Motorradversicherungen.<br />

-Top-Service<br />

DETLEV LOUIS<br />

www.louis.de:<br />

Louis, Deutschlands<br />

größter Onlineshop<br />

für Motorradbekleidung und -zubehör,<br />

behauptet sich als Platzhirsch mit ordentlicher<br />

Lieferung sowie klasse Kundenservice.<br />

Selbst die schwache Beratung<br />

per Mail trübt das Top-Ergebnis kaum.<br />

-Top-Tarif<br />

ADAC<br />

KOMFORTVARIO<br />

ALTE LEIPZIGER<br />

CLASSIC<br />

ALTE LEIPZIGER<br />

COMFORT<br />

BRUDERHILFE<br />

CLASSIC<br />

CONCORDIA<br />

PREMIUM<br />

HDI MOTOR-PLUS<br />

HUK CLASSIC<br />

HUK24 CLASSIC<br />

VGH KFZ<br />

MOTOPORT<br />

www.motoport.de:<br />

Ein richtig guter Onlineshop<br />

mit äußerst<br />

kompetenten Mitarbeitern,<br />

die ganz<br />

nah dran sind an Motorradthemen.<br />

Der virtuelle Motoport-Laden ist einen<br />

Besuch wert, wenn einen das beschränkte<br />

Waren- und Markenangebot interessiert.<br />

POLO<br />

www.polo-motorrad.de:<br />

Die Kaufatmosphäre<br />

im Onlineshop<br />

könnte durch ein<br />

reichhaltigeres Warenangebot noch<br />

attraktiver gestaltet werden. Bei Kundenberatung<br />

und Versand- bzw. Retouren-<br />

Abwicklung hat Polo jedoch schon jetzt<br />

alles richtig gemacht. Ein prima Laden!<br />

www.motorradonline.de PRODUKTTEST 57


Das beste Zubehör 2<strong>01</strong>5<br />

Kleine und große<br />

Anschaffungen<br />

Ob nur einen Fünfer Kleingeld oder eine<br />

Überweisung von 1000 Euro – wenn<br />

Motorradfahrer Kohle ins Hobby investieren,<br />

möchten sie besten Gegenwert. Bei<br />

Zubehör und Schrauber-Equipment sind die<br />

Preisspannen teils riesig. Für Multisprays, Lackpflegeprodukte<br />

oder Schraubendreher muss<br />

man in der Regel zwar nur wenig Geld in<br />

die Hand nehmen, aber Folgekosten durch<br />

Vermurksen, schlechten Produkten geschuldet,<br />

können hoch sein. Also aufpassen und lieber<br />

nur gecheckte Ware anschaffen! Ärgerlich ist es<br />

aber auch, wenn man mit teuren Teilen, zum<br />

Beispiel Auspuff oder Navisystem, komplett<br />

danebenliegt und das nervige Teil dann an der<br />

Backe hat. Selbst mit simplem Zubehör wie<br />

einem Tankrucksack kann man Probleme haben<br />

wenn dieser etwa schief sitzt und bedenklich<br />

wackelt. <strong>MOTORRAD</strong> schützt die<br />

Verbraucher mit Labor- und<br />

Praxistests vor Fehlinvestitionen.<br />

AKRAPOVIC SLIP-ON<br />

Testsieger Auspuff-Test: Extrem edel gemachtes<br />

Endstück von der slowenischen Kultschmiede,<br />

das der GS untenherum mehr<br />

Dampf verleiht und top klingt. Grenzwertig:<br />

die Fahrgeräusche!<br />

LIQUI MOLY<br />

MULTI SPRAY<br />

PLUS 7<br />

Testsieger Multisprays:<br />

Fleißiges<br />

Punktesammeln<br />

lohnt sich. Die Ulmer<br />

Schmierstoff-Experten<br />

erlaubten sich in<br />

keiner Kategorie eine<br />

echte Schwäche,<br />

setzten beim Rostlösevermögen<br />

sogar den Bestwert<br />

und ließen Lack und Kunststoff<br />

unangetastet. Am Ende reichte<br />

es für den Sieg.<br />

FELO<br />

Testsieger Schraubendreher: Volle<br />

Punktzahl bei allen Laborprüfungen, ein überzeugender<br />

Auftritt in der Werkstatt und als<br />

Sahnehäubchen ein „Made in Germany“ zum<br />

fairen Preis – da ist die Note „sehr gut“ nur<br />

noch reine Formsache. Und unterm Strich<br />

langte das sogar für den Testsieg.<br />

Die besten Helme 2<strong>01</strong>5<br />

Ist anders, aber<br />

klappt gut<br />

Mit einem eigenen Testverfahren ermittelt<br />

<strong>MOTORRAD</strong> praxisnahe Stoßdämpfungs-<br />

und andere Sicherheitswerte.<br />

Die von uns, dem TÜV Rheinland und<br />

dem Unfallforscher Florian Schueler entwickelte<br />

HIC-1000-Skala ist mittlerweile auch für viele<br />

Hersteller zum Maßstab geworden. 2<strong>01</strong>5 musste<br />

die beliebte Kategorie „Klapphelme“ wieder<br />

zum großen Test mit 16 verschiedenen Modellen<br />

von 130 bis 600 Euro antreten. Sehr unterschiedlich<br />

waren auch die Verkaufspreise beim zweiten<br />

Helmtest, bei dem zwölf einzigartige und<br />

eigentlich kaum vergleichbare Helm-Exoten auf<br />

den Prüfstand kamen. Hier kürten wir keine Testsieger<br />

und Kauftipps. Die Punktesieger sollen<br />

hier jedoch noch einmal gezeigt werden.<br />

SEBRING PHANTOM<br />

Kauftipp Auspuff-Test: In diesem Test<br />

eindeutig das Phantom der Oper. Sebring<br />

sorgte im <strong>MOTORRAD</strong>-Hörraum für begeisterten<br />

Applaus. Bei den Fahrgeräuschen wurde<br />

dagegen nicht geklatscht.<br />

SCHUBERTH C3 PRO<br />

Testsieger Klapphelme: Das klappt<br />

ja mal wieder … Nun, nicht immer! Das<br />

Zuklappen gerät beim C3 Pro bisweilen<br />

zur Geduldsprobe. Wenn er dann aber<br />

fest verriegelt ist, klappt es hervorragend.<br />

In puncto Komfort eine Bank!<br />

TOURATECH EXP UNIVERSAL<br />

Testsieger Tankrucksäcke: Ob Fernreise<br />

oder Citytour – der hochwertige Touratech Exp<br />

universal ist bei alldem ein erstklassiger Begleiter.<br />

Mittels genia lem Gurtsystem mit vier Klickverschlüssen<br />

lässt sich der Rucksack in wenigen<br />

Sekunden abnehmen und anbringen.<br />

HJC IS-MAX II Kauftipp Klapphelme:<br />

Hut ab, in der U200-Euro-Liga schiebt<br />

der südkoreanische Helmhersteller einen<br />

top gemachten Klapphelm in die Läden, der es<br />

sowohl den günstigen als auch so manch<br />

teureren Mitbewerbern extrem schwer macht.<br />

58 PRODUKTTEST<br />

1/2<strong>01</strong>6


TOMTOM RIDER 400<br />

Testsieger Motorrad-Navis: Beste Navigationsleistung, deshalb Testsieg.<br />

Der TomTom Rider 400 gefällt zudem mit Top-Ausstattung (Premium<br />

Pack), brillantem Touchscreen sowie einer zeitgemäßen Menüführung wie<br />

bei einem Smartphone. Funktioniert super auf dem Motorrad.<br />

GARMIN ZUMO 390 LM<br />

Kauftipp Motorrad-Navis: Bis auf das magere Navigationsergebnis<br />

auf der kniffligen Teststrecke sammelte das angenehm kompakte und<br />

sehr bedienungsfreundliche Garmin Zumo 390 viele Sympathiepunkte.<br />

Klasse Planungssoftware, robuste Hardware, fairer Preis.<br />

HEPCO &<br />

BECKER<br />

STREET TOURER M<br />

Testsieger Tankrucksäcke mit Fix-System:<br />

Der Lock-it-Schnellverschluss beim Hepco & Becker<br />

Street Tourer M sitzt klasse und ist gut zu bedienen.<br />

Der Rucksack selbst bietet einen optimalen<br />

Kompromiss: genügend Stauraum bei kaum<br />

eingeschränktem Fahrspaß. Top verarbeitet.<br />

Die besten Exoten 2<strong>01</strong>5<br />

BAGS-<br />

CONNECTION<br />

ENDURO<br />

Kauftipp Tankrucksäcke:<br />

Vielseitig einsetzbar, sitzt superstabil und sicher,<br />

bietet reichlich Packvolumen – der Bags-Connection<br />

Enduro stiehlt in diesem Test dem Schnellverschluss-Pendant<br />

aus dem gleichem Hause die<br />

Show. Das Geld ist gut angelegt.<br />

SONAX XTREME<br />

POLISH & WAX 2<br />

HYBRID NPT<br />

Testsieger Lackpolituren:<br />

Super ergiebig,<br />

beste Glanzwirkung und<br />

Polierbarkeit. Bestes Produkt<br />

im Test.<br />

MICHELIN INSEKTEN-<br />

ENTFERNER<br />

Testsieger Insektenentferner:<br />

Sowohl im<br />

Praxistest als auch im<br />

Laborversuch top.<br />

LS2 OF597 Cabrio<br />

1. Platz Exotenhelme: Trägt sich sehr<br />

leicht, ist sehr komfortabel, liegt gut im Wind,<br />

gibt sich in Sachen Schlagdämpfung keine<br />

Blöße und sieht auch noch richtig cool aus.<br />

Bestnote für den Chinamann.<br />

NOLAN N 40 Full<br />

2. Platz Exotenhelme: Ordentlich gemachter<br />

Helm mit guter Passform und sehr guten<br />

Schlagdämpfungswerten. Die diversen Umbaumöglichkeiten<br />

machen das Ganze recht<br />

verspielt – mitunter etwas zu verspielt.<br />

X-LITE X-403GT<br />

2. Platz Exotenhelme: Der X-lite ist<br />

deutlich teurer als das Konzern-Schwester-<br />

Modell von Nolan, dafür aber auch spürbar<br />

wertiger gemacht. Wer mit der sehr<br />

speziellen Passform klarkommt, erhält viel<br />

Helm fürs Geld.<br />

www.motorradonline.de PRODUKTTEST 59


Die beste Fahrerausstattung 2<strong>01</strong>5<br />

Flotte Runde und<br />

lange Tour<br />

Beim Testjahrgang 2<strong>01</strong>5 ist für Hausstreckenheizer, Boulevard-Checker und Tourenfahrer gleichermaßen<br />

was dabei: Lederjacken-Empfehlungen für Fahrer von sportlichen Naked Bikes<br />

und passend dazu: der Vergleich von Motorradjeans. Auch die Reifentest-Crew ging in<br />

diesem Jahr wieder auf Reise und probierte dabei High-End-Textilkombis aus. Sportliche Allround-<br />

Textilkombis, -Handschuhe und -Stiefel sowie Ohrstöpsel runden das Angebot für Touristen ab.<br />

ALPINESTARS CELER<br />

Testsieger sportliche Lederjacken:<br />

Die Alpinestars Celer erfreut durch knackigen,<br />

aber komfortablen Sitz. Die top Sicherheitsausstattung<br />

treibt aber den Preis hoch.<br />

ALPINESTARS S-MX 6 GTX<br />

Testsieger wasserdichte Sportstiefel:<br />

Trotz etwas liebloser<br />

Kunstleder-Anmutung bietet<br />

der teure Alpinestars S-MX<br />

6 Goretex einen klasse<br />

Gegenwert: supersicher,<br />

knackig sitzend,<br />

aber sehr<br />

bequem<br />

und wasserdicht.<br />

Top!<br />

ALPINESTARS VEGA DRYSTAR<br />

Testsieger Allround-Handschuhe: Stark<br />

gemachter Allrounder<br />

von Alpinestars.<br />

Sitzt<br />

bombenfest,<br />

bietet reichlich<br />

Komfort, schützt<br />

an kühlen und<br />

vor allem auch<br />

an nassen Tagen.<br />

MODEKA HAWKING<br />

Kauftipp sportliche Lederjacken:<br />

Die Modeka Hawking ist eine ehrliche Sportlederjacke<br />

mit klasse Ausstattung und<br />

hohem Tragekomfort zum Hammerpreis.<br />

DIFI ARROW AEROTEX<br />

Kauftipp wasserdichte Sportstiefel: Ein<br />

konsequent sportlicher<br />

Stiefel mit<br />

guter Handhabung<br />

und Schutzfunktion.<br />

Und den Nässetest<br />

hat er auch<br />

bestanden. Der<br />

sehr preisgünstige<br />

Difi Arrow Aerotex<br />

ist ein gutes Angebot.<br />

BÜSE SUMMERRAIN<br />

Kauftipp Allround-Handschuhe: „Sommerregen“<br />

passt:<br />

Nässe kann dem<br />

Büse-Handschuh<br />

wenig anhaben,<br />

nur bei kälteren<br />

Regentropfen<br />

werden die Finger<br />

schnell klamm.<br />

Der Rest überzeugt.<br />

STADLER BENT GTX/LINE GTX<br />

Testsieger Textilkombis: Eine Anschaffung<br />

fürs Leben? Die 4000-Kilo meter-Testtour steckte<br />

der Stadler-Anzug jedenfalls ohne nennenswerte<br />

Gebrauchsspuren weg. Besonders gefallen<br />

praxisnahe Features wie das im Stil eines<br />

Regenanzugs konzipierte Goretex-Inlay.<br />

HELD MONTERO/SALERNO<br />

Kauftipp Textilkombis: Tolle All-Season-<br />

Kombination zum attraktiven Preis. Held zeigt,<br />

dass auch deutlich unter 1000 Euro anständige<br />

Anzüge für fernreisende Motorradler angeboten<br />

werden. Noch knapp 100 Euro in Extra-Protektoren<br />

investiert – mehr braucht man nicht!<br />

60 PRODUKTTEST<br />

1/2<strong>01</strong>6


REV’IT LOMBARD/<br />

MADISON<br />

Testsieger<br />

Motorradjeans<br />

Nur minimale<br />

Meckerei: Wer<br />

Motorrad stiefel<br />

zur Rev’it-Jeans<br />

tragen will, wird<br />

mit den engen<br />

Hosenbeinen<br />

Probleme<br />

bekommen.<br />

In Sachen<br />

Schutz und Komfort gibt es aber<br />

nichts zu mäkeln.<br />

REV’IT VAPOR<br />

Testsieger sportliche<br />

Allround-Textilkombis:<br />

Chapeau,<br />

diese Kombi ist wie<br />

gemacht für<br />

sportliches<br />

Landstraßen-<br />

Surfen<br />

in allen<br />

Wetterlagen.<br />

Die<br />

Protektoren<br />

sitzen wie maßgeschneidert<br />

–<br />

allerdings muss<br />

der Rücken mit<br />

CE-konformem<br />

Schutz extra nachgerüstet<br />

werden.<br />

ALPINE MOTO-<br />

SAFE EARPLUGS<br />

Testsieger Gehörschutz:<br />

Da gibt es mal<br />

gar nichts zu meckern:<br />

Einfache Handhabung, guter<br />

Tragekomfort, top Verarbeitung<br />

sowie Ausstattung und vor allem die praxisgerechte<br />

Dämpfung für alle Motorradfahrer-<br />

Lebenslagen bescherten den<br />

Niederländern den Testsieg.<br />

MACK’S SOFT<br />

FOAM EAR-<br />

PLUGS<br />

Kauftipp Gehörschutz:<br />

Packungsbeschriftung<br />

(„Dreamgirl“) und<br />

Stöpsel-Farbe mögen irritieren, doch im<br />

wahren Motorradfahrer-Leben überzeugen<br />

die günstigen Weichteile vollauf.<br />

Handhabung, Tragekomfort und Dämpfung<br />

stimmen – ein klarer Fall von „Kauftipp“.<br />

HIGHWAY 1 DENIM<br />

Kauftipp Motorradjeans<br />

Nach der immerhin<br />

30 Meter langen<br />

Rutschpartie<br />

im Test sah<br />

diese Jeans,<br />

die Louis inzwischen<br />

ab<br />

knapp 60 Euro<br />

anbietet, immer<br />

noch wie ladenneu<br />

aus. Inklusive<br />

der guten Knieprotektoren<br />

ein<br />

Top-Angebot.<br />

DIFI LAGUNA<br />

SECA 2/TITAN<br />

Kauftipp<br />

sportliche<br />

Allround-<br />

Textilkombis:<br />

Wer auf<br />

eine Marken-Klimamembran<br />

wie<br />

zum Beispiel<br />

Goretex verzichten<br />

kann, liegt bei<br />

diesem knallhart<br />

kalkulierten Angebot<br />

von Motoports zweiter<br />

Hausmarke Difi<br />

richtig. Unter 500<br />

Euro, aber Komfort<br />

und Passform wie<br />

bei den Edellabels.<br />

Die Favoriten der Testcrew 2<strong>01</strong>5<br />

Das ist<br />

mein Teil!<br />

Es muss nicht immer nur vom Feinsten sein,<br />

das wissen unsere Tester auch. Die hier<br />

gezeigten Produkte erhielten auch ohne<br />

Spitzenwerte persönliche Wohlfühl-Bestnoten.<br />

Thorsten Dentges (44) Ich frage mich immer<br />

wieder, warum man eine Enduro fahren soll, wenn<br />

sie nicht offroad bewegt wird. Bei Kandidaten wie<br />

BMW GS ist das in der Praxis zwar oft Realität, das<br />

finde ich aber doof. Geht es hingegen tatsächlich<br />

ins Gelände, sollte die Maschine<br />

richtig besohlt sein. Für mich der beste Kompromiss:<br />

Continental TKC 80. Der Reifen ist für die Landstraße<br />

noch okay und auf losem Grund eine echte Macht.<br />

Top-Allrounder, wenn man nicht nur auf der Landstraße<br />

rumpufft. Beim Test sportlicher Lederjacken konnte<br />

die Difi Aragon beim Kriterium<br />

Sicherheit nur einen Platz im<br />

Mittelfeld belegen, aber mir<br />

gefiel der Tragekomfort der<br />

2,9 Kilo leichten Jacke am<br />

besten. Überwerfen und gut!<br />

Klaus Herder (53) Öko und Bio gehen mir im<br />

Normalfall gepflegt am Allerwertesten vorbei. In<br />

Sachen Multifunktionsöle mache ich da aber eine<br />

Ausnahme, und so ist das legendäre Ballistol<br />

Universalöl für mich der Testsieger der Herzen.<br />

Das Zeug schädigt nichts und niemanden<br />

(okay, Neulack vielleicht ein wenig . . . ),<br />

schmiert und reinigt fast alles recht ordentlich<br />

und kuriert sogar die Kalkbeine meiner<br />

Hühner – genial! Ansonsten mag ich politisch<br />

inkorrekte, dafür aber möglichst konsequent<br />

gemachte Dinge. Wie zum Beispiel den total<br />

bekloppten, dabei aber für seinen Einsatzzweck<br />

perfekt gemachten Shark Vancore,<br />

der das Böse-Buben-Streetfighter-Thema auf<br />

die Spitze treibt, ja fast schon karikiert.<br />

Jörg Lohse (46): Als Tester muss man auch ganz<br />

tapfer sein. So manches Bekleidungsstück überzeugt<br />

bei den Praxistests auf der Straße auf Anhieb.<br />

Wow, erste Sahne – das wird garantiert der Testsieger.<br />

In der Schlussbilanz fehlen dann aber doch<br />

noch einige Pünktchen zur Tabellenführung. Klitzekleine<br />

Aussetzer bei standardisierten Labortests<br />

oder minimale Schwächen bei der Ausstattung<br />

und Verarbeitung sind es meist, die den Sieg vereiteln.<br />

Was ich aber bei der Kür meiner 2<strong>01</strong>5er-Favoriten locker<br />

in Kauf nehme. Etwa bei den wasserdichten Sportstiefeln<br />

Daytona Strive GTX, die auf<br />

Anhieb wie die berühmten Turnschuhe<br />

sitzen. Und beim Motorradjeans-Vergleich<br />

ist für mich die<br />

Held Crackerjack eindeutig<br />

erste Wahl.<br />

www.motorradonline.de PRODUKTTEST 61


G<br />

B<br />

E<br />

E<br />

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C<br />

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H<br />

G<br />

T<br />

-<br />

DUCATI<br />

DIAVEL<br />

Ducati bietet weit mehr als<br />

nur edel gemachtes Material<br />

für die Schnell-und-schräg-Fraktion. Mit der Diavel machen die Italiener seit<br />

2<strong>01</strong>1 sogar auf ganz dicke Hose. Überzeugt das Muscle Bike als Gebrauchte?<br />

Von Jörg Lohse; Fotos: Ducati, Gargolov<br />

Der Wahnsinn einer Diavel lässt sich am besten an den Reifen ablesen.<br />

In der Erstausrüstung rotiert ein Pirelli Diablo Rosso II auf der<br />

Felge. Ein Gummi für die supersportliche Fraktion, durchaus<br />

rennstreckentauglich. Nur: Das hintere Alurad ist acht Zoll<br />

breit, der Rosso II deshalb keine, wie sonst bei Sportpellen üblich, 180<br />

oder 190 Millimeter breit – nein, als fetter 240er hat er echtes Cruiserformat.<br />

Nur ist die Diavel alles andere als ein handelsüblicher Cruiser. Die<br />

Silhouette? Okay, nach der Schablone könnte man den Teufel (so die Übersetzung<br />

aus dem Bologneser Dialekt) glatt in eine Linie mit anderen Powercruisern<br />

– ob einer Suzuki M 1800 R, Triumph Rocket III oder Harley V-Rod –<br />

stellen. Aaaber – der V-Motor! Der ist alles andere<br />

als eine hubraumstarke Blubbermasse, einzig und<br />

allein optimiert für schaltfaules, behäbiges Gleiten<br />

in der höchsten Gangstufe.<br />

Der 1198 cm³ große Testastretta II ist ein<br />

reinrassiger Superbike-Motor, für den Einsatz<br />

in der Enduroschwester Multistrada und hier in<br />

der Diavel aber entsprechend gezähmt. Wobei<br />

die gemessenen 153 PS in der Urversion (ab<br />

Modelljahr 2<strong>01</strong>4 sogar 162 PS) nicht besonders<br />

lasch klingen. Um den Italo-Cruiser wirklich<br />

fahrbar zu machen, ist natürlich ein fettes Elektronikpaket<br />

unvermeidlich: Ride-by-Wire, Traktionskontrolle<br />

mit drei Fahrmodi, selbstverständlich<br />

ABS. Zutaten schließlich, mit denen<br />

das Bologneser Powerbike wie kein zweites ums<br />

Eck sticht – wie gemacht für die schnelle Hatz<br />

über Landstraßen jeglicher Couleur. Dynamisch betrachtet<br />

lässt die Diavel die Konkurrenz in Staub und<br />

Asche verfallen. Nach der ersten Probefahrt werden<br />

Sie dem Wahnsinn verfallen sein. Wollen wir wetten?<br />

IM DETAIL<br />

Vorne eine Marzocchi-<br />

Upside-down-Gabel,<br />

hinten ein Zentralfederbein<br />

von Sachs: Liefern<br />

ein gutes Feedback,<br />

schlagen auch im Soziusbetrieb<br />

nicht durch<br />

Aus dem V2 schlängeln<br />

sich 58-mm-Krümmerrohre,<br />

wie man sie sonst<br />

nur an MotoGP-Bikes<br />

sieht. Einhalten des Geräuschlimits?<br />

Ohne Klappensystem<br />

undenkbar<br />

Chromblitzende Rundinstrumente<br />

sucht man<br />

bei der Ducati-Interpretation<br />

eines Cruisers<br />

vergeblich. Notwendige<br />

Verwaltungseinheit für<br />

das E-Paket der Diavel<br />

Das Beifahren auf Cruisern<br />

bleibt auch auf der<br />

Ducati ein heikles Thema.<br />

Immerhin hat man<br />

das notwendige Übel als<br />

herausziehbaren Haltegriff<br />

formschlüssig gelöst<br />

Die superbe Fahrbarkeit<br />

der Diavel ist auch auf<br />

ein straff abgestimmtes<br />

Fahrwerk zurückzuführen.<br />

Per Handrad lässt<br />

sich der Komfort deshalb<br />

nur minimal steigern<br />

62 GEBRAUCHTBERATUNG<br />

1/2<strong>01</strong>6


BESICHTIGUNG<br />

Die Italo-Schrauberszene ist sich einig. Bei der<br />

Diavel handelt es sich um eine der besseren<br />

Ducatis der letzten Jahre. Das heißt: In die<br />

Werkstatt kommt sie meist, um die regulär anstehenden<br />

Servicearbeiten (alle 12 000 Kilometer)<br />

erledigen zu lassen. Oder damit einer der<br />

doch zahlreichen „Sicherheitsrückrufe“ abge-<br />

hakt werden konnte. Von denen gab es immerhin<br />

einige: neun an der Zahl in nur fünf Jahren<br />

Bauzeit! Als anfällig zeigten sich der „Hands<br />

Free“-Funkzündschlüssel, der das herkömmliche<br />

Zündschloss ersetzt, oder der Seitenständer, der<br />

bei den Modellen der Jahrgänge 2<strong>01</strong>1 bis 2<strong>01</strong>3<br />

getauscht werden musste. Sollte das Wunschmodell<br />

bei der Probefahrt zu heiß werden, sind<br />

eventuell Luftblasen im Kühlsystem eingeschlossen.<br />

Neubefüllen mit Unterdruck schafft<br />

Abhilfe. Kaum eine Lösung gibt es für das<br />

Geräusch der peitschenden Kette, die (selbst bei<br />

korrektem Durchhang) beim Schalten gegen<br />

den Schleifschutz an der Schwinge schlägt.<br />

MARKTSITUATION<br />

Kein reinrassiger Supersportler à la Panigale und Co.,<br />

Preisniveau in Euro Baujahre km-Stand<br />

kein klar gezeichnetes Naked Bike wie die Monster.<br />

Und doch hat die Diavel, die konzeptionell irgendwie zwischen<br />

Niedrig10 000–11 400 2<strong>01</strong>1–2<strong>01</strong>2 10 000–25 000<br />

allen Stühlen sitzt, ihre Käufer gefunden. Besser als bei der Mittel11 500–12 900 2<strong>01</strong>2–2<strong>01</strong>3 5000–15 000<br />

Neuvorstellung erwartet, hat sich das Powercruiser/Muscle<br />

Hoch13 000–17 500 2<strong>01</strong>4–2<strong>01</strong>5 1000–7500<br />

Bike in den Verkaufsräumen behauptet. Nicht nur im<br />

eigenen Lager sind einige Monster-Fahrer zur Diavel Typ im Programm Verkäufe*<br />

übergeschwenkt. Auch so manch ein Harley-Fahrer hat sich von dem Konzept<br />

„Rennmotor trifft auf Chopperfigur“ überzeugen lassen und ist nach<br />

Diavel seit 2<strong>01</strong>1 2761<br />

dem Ritt auf der Kanonenkugel süchtig geworden. Knapp 800 Stück sind im ersten Modelljahr von der Diavel abgesetzt worden, jährlich<br />

folgen mit hoher Konstanz jeweils 500 weitere Neukäufer. Der Gebrauchtmarkt zeigt sich lebhaft – zumal die älteren Exemplare jetzt<br />

gerade unter die 10 000-Euro-Marke fallen. Damit dürfte der Kaufanreiz für einen top gepflegten Cruiser aus dem Hause Ducati weiter<br />

steigen. Junge Gebrauchte wie Vorführer oder Vorjahresmodelle werden mit rund 25 Prozent Abschlag angeboten. Bei geschickter<br />

Verhandlung sind weitere Nachlässe oder Dreingaben (Ausstattung, Zubehör) möglich.<br />

▸ Verfügbarkeit am Markt: hoch<br />

*Stand Oktober 2<strong>01</strong>5<br />

Internet<br />

Fansites: www.diavelforum.de<br />

(speziell für Diavel-Fahrer)<br />

und www.diva-di-bologna.de<br />

(der Klassiker für alle Ducatisti)<br />

Tests in<br />

<strong>MOTORRAD</strong><br />

5/2<strong>01</strong>1 (FB), 7/2<strong>01</strong>1 (TT),<br />

8/2<strong>01</strong>1 (VT), 16/2<strong>01</strong>1 (Alpen-<br />

Masters), 25/2<strong>01</strong>1 (VT),<br />

12/2<strong>01</strong>3 (VT), 9/2<strong>01</strong>4 (FB),<br />

14/2<strong>01</strong>4 (VT)<br />

FB = Fahrbericht, TT = Top-Test,<br />

VT = Vergleichstest;<br />

Artikel-Download unter<br />

www.motorradonline.de/ekiosk<br />

TECHNISCHE DATEN<br />

MOTOR<br />

Wassergekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />

90-Grad-V-Motor, vier Ventile pro Zylinder,<br />

Nasssumpfschmierung, Einspritzung, geregelter<br />

Katalysator, hydraulisch betätigte<br />

Mehrscheiben-Ölbadkupplung (Anti-Hopping),<br />

Sechsganggetriebe, Kette.<br />

Bohrung x Hub 106,0 x 67,9 mm<br />

Hubraum 1198 cm³<br />

Nennleistung<br />

112,7 kW (153 PS) bei 9500/min<br />

Max. Drehmoment<br />

128 Nm bei 8000/min<br />

(Typ Diavel, Modelljahr 2<strong>01</strong>1)<br />

FAHRWERK<br />

Gitterrohrrahmen aus Stahl, Upsidedown-Gabel,<br />

verstellbare Federbasis, Zugund<br />

Druckstufendämpfung, Einarmschwinge<br />

aus Aluminium, Zentralfederbein<br />

mit Hebelsystem, verstellbare Federbasis,<br />

Zug- und Druckstufendämpfung,<br />

Doppelscheibenbremse vorn, Scheibenbremse<br />

hinten, ABS.<br />

Alu-Gussräder 3.50 x 17; 8.00 x 17<br />

Reifen 120/70 ZR 17; 240/45 ZR 17<br />

MAßE + GEWICHTE<br />

Radstand 1590 mm, Lenkkopfwinkel 62,0<br />

Grad, Nachlauf 130 mm, Federweg v/h<br />

120/120 mm, Sitzhöhe* 770 mm, Gewicht<br />

vollgetankt* 241 kg, Tankinhalt/Reserve<br />

17,0/4,0 Liter.<br />

MESSUNGEN<br />

(<strong>MOTORRAD</strong> 7/2<strong>01</strong>1)<br />

Höchstgeschwindigkeit** 255 km/h<br />

Beschleunigung 0–100 km/h 3,0 sek<br />

Durchzug 60–100 km/h<br />

3,3 sek<br />

Verbrauch 5,9 l/100 km (Landstraße)<br />

*<strong>MOTORRAD</strong>-Messungen; **Herstellerangaben<br />

MODELLPFLEGE<br />

2<strong>01</strong>4 erscheint die zweite<br />

Generation (hier Diavel<br />

Carbon) mit überarbeitetem<br />

Testastretta-Motor<br />

2<strong>01</strong>1 Markteinführung der Ducati Diavel mit<br />

1198-cm³-Testastretta-Motor. Erhältlich als<br />

Standard/Carbon/Carbon Red. Preise: 16 995/<br />

19 995/20 495 Euro.<br />

2<strong>01</strong>2 Farben/Versionen: Standard/Carbon/<br />

Carbon Red/Cromo und Sondermodell AMG.<br />

Preise: 17 235/20 235/20 735/18 835/26 035<br />

Euro.<br />

2<strong>01</strong>3 Farben/Versionen: Stripe/Dark/Carbon<br />

Red/Cromo/Strada. Preise: 18 835/17 435/<br />

20 935/19 035/19 335 Euro.<br />

2<strong>01</strong>4 Modellpflege mit modifiziertem Motor,<br />

neuem Styling, LED-Scheinwerfer. Erhältlich<br />

als Dark/Carbon/Strada. Preise: 17 835/<br />

21 335/19 335 Euro.<br />

2<strong>01</strong>5 Neue Farben und Versionen: Dark/Carbon<br />

Red/Carbon White/Titanium. Preise:<br />

18 235/21 635/21 835/29 035 Euro.<br />

GEBRAUCHTBERATUNG 63


DUCATI<br />

DIAVEL<br />

Ein Trumm von einem Motorrad?<br />

Die Waage offenbart Leichtbau.<br />

Mit 241 Kilo (vollgetankt!) ist die<br />

Diavel deutlich leichter als die darunter<br />

abgebildeten Ü-300-Brocken<br />

E<br />

Weitere Testberichte<br />

zu diesem<br />

Motorrad<br />

finden Sie hier:<br />

motorradonline.de/diavel<br />

Angebote zu<br />

diesem Motorrad<br />

finden Sie<br />

hier:<br />

motorradonline.de/2<strong>01</strong>6<strong>01</strong>062<br />

DIE WETTBEWERBER<br />

Harley-Davidson V-Rod Muscle<br />

Zweizylinder-V-Motor, 1247<br />

cm³, 121 PS. US-Power mit<br />

Know-how von Porsche. Bauzeit<br />

ab 2008, ab 12 000 Euro<br />

Suzuki Intruder M 1800 R Zweizylinder-V-Motor,<br />

1783 cm³,<br />

125 PS. Klassischer Cruiser, aber<br />

mit 347 kg schwer zu bändigen.<br />

Bauzeit ab 2006, ab 7500 Euro<br />

Yamaha Vmax Vierzylinder-<br />

V-Motor, 1679 cm³, 200 PS.<br />

Der Inbegriff für das Muscle<br />

Bike schlechthin. Neuauflage<br />

ab 2008, ab 14 000 Euro<br />

Triumph Rocket III Dreizylinder-Reihenmotor,<br />

2294 cm³,<br />

148 PS. Der Hubraumgigant<br />

unter den Powercruisern.<br />

Bauzeit ab 2004, ab 8000 Euro<br />

Demnächst in der <strong>MOTORRAD</strong>-Gebrauchtberatung<br />

in Ausgabe 2/2<strong>01</strong>6<br />

Honda CBR 600 F<br />

Vorschau ohne Gewähr, die Redaktion behält sich Änderungen vor.<br />

in Ausgabe 3/2<strong>01</strong>6<br />

BMW F 700 GS<br />

Ist Ihr Motorrad<br />

dabei und Sie wollen<br />

es verkaufen?<br />

Dann inserieren Sie in der<br />

passenden Ausgabe und sprechen<br />

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viele interessierte Leser an!<br />

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Seite 71<br />

Fotos: markus-jahn.com, www.j.kuenstle.de Fotos: Yamaha, Jacek Bilski, Rossen Gargolov<br />

64 GEBRAUCHTBERATUNG<br />

1/2<strong>01</strong>6


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dem <strong>MOTORRAD</strong> action team und testen Sie dabei die<br />

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12.03. – 17.03.2<strong>01</strong>6<br />

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Preis: 1490 Euro*<br />

26.03. – 31.03.2<strong>01</strong>6<br />

02.04. – 07.04.2<strong>01</strong>6<br />

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1/2<strong>01</strong>6<br />

Foto: Klaus H. Daams<br />

74<br />

86<br />

88<br />

96<br />

98<br />

Im Winter durch die Wüste Gobi<br />

Offroad über Schnee und Eis bei minus<br />

40 Grad ist nichts für Weicheier. Fotograf<br />

Michael Martin hat die Extremtour gewagt.<br />

Der Traum meines Vaters<br />

Bis zur letzten Fahrt war Helmut Masche bekennender<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Fan. Tochter Kathrin<br />

will ihm posthum einen Traum erfüllen.<br />

Nächstes Jahr ins Salzkammergut<br />

Für alle, die während des Winters schon mal<br />

für die Saison 2<strong>01</strong>6 planen möchten: tolle<br />

Tour durch ein österreichisches Traumrevier.<br />

Der Roller-Crasher<br />

Autofahrer überfährt mutwillig Rollerfahrer.<br />

Ein Motorradfahrer filmt die Szene: spannende<br />

Reportage aus dem Gerichtssaal.<br />

Jahresrückblick 2<strong>01</strong>5<br />

Ging ganz schön rund: die Highlights des<br />

Motorradjahres im Überblick.<br />

www.motorradonline.de<br />

LEBEN 73


NEUE SERIE<br />

Michael Martins Motorrad-Abenteuer, Teil 6:<br />

die Wüste Gobi im Winter<br />

Schneefeld-Fah ren:<br />

Eine wichtige Rolle<br />

spielen die Schneebeschaffenheit<br />

…<br />

… und die Temperatur:<br />

im mongolischen<br />

Winter<br />

fast nie höher als<br />

minus 30 Grad<br />

74 LEBEN 1/2<strong>01</strong>6


EISZEIT IN<br />

DEN DÜNEN<br />

Immer mehr Motorradfahrer entdecken die Weiten der Mongolei als<br />

abenteuerliches Reiseland. Michael Martin wollte es noch deutlich extremer<br />

und durchquerte mit seiner GS die Wüste Gobi mitten im tiefsten Winter.<br />

Von Michael Martin; Fotos: Michael Martin, Jörg Reuther<br />

www.motorradonline.de LEBEN 75


76 LEBEN<br />

Das Kloster Amarbuyant:<br />

liegt seit 1730 am Südhang<br />

des Altai. Im Winter<br />

sind wenige Mönche hier


Viele Routen sind im<br />

Frost erstarrt. Es werden<br />

Eislaufplätze für<br />

die Dörfer angelegt<br />

KLIRRENDE KÄLTE<br />

HÄLT DAS LAND FÜR<br />

MONATE IM GRIFF<br />

Wüste Gobi im Winter<br />

Landeanflug auf die mongolische<br />

Hauptstadt Ulan Bator. Ich blättere<br />

in meinem Reisepass, betrachte die<br />

vielen Visa und Stempel und lese<br />

auf der letzten Seite den kleingedruckten<br />

Hinweis: „Zur Erhaltung der Funktionalität<br />

insbesondere keinen extremen Temperaturen<br />

aussetzen.“ Der Pilot der Aeroflot-Maschine<br />

gibt in diesem Moment die Morgentemperatur<br />

auf dem Flughafen von Ulan<br />

Bator bekannt: minus 40 Grad Celsius. Mein<br />

Pass lässt sich vom mongolischen Einreisebeamten<br />

trotzdem in den Computer einlesen,<br />

das Visum wird abgestempelt. Der<br />

Taxifahrer ist ein warmherziger Mann und<br />

erkundigt sich in gebrochenem Englisch<br />

nach dem Ziel unserer Reise. Als ich ihm erkläre,<br />

die Wüste Gobi jetzt mit dem Motorrad<br />

bereisen zu wollen, meint er nur: „Very<br />

cold.“ Wie auf vielen anderen Reisen haben<br />

wir auch diesmal kein Hotel gebucht. Hätte<br />

ohnehin wenig gebracht, denn im Winter<br />

sind die meisten Unterkünfte in Ulan Bator<br />

geschlossen. Weder ausländische Experten<br />

noch Touristen wagen sich im Januar in die<br />

frosterstarrte Mongolei.<br />

Mein Motorrad lagert seit einer Woche<br />

im Containerbahnhof. Es hat eine lange<br />

Reise hinter sich und ist in den letzten beiden<br />

Monaten in einem Container der Pan<br />

Europa-Spedition mit der Transsibirischen<br />

Eisenbahn von Baden-Württemberg nach<br />

Zentralasien gerollt. Die Abholung des Motorrads<br />

dauert keine halbe Stunde. Anschließend<br />

verstauen wir meine BMW R 1200 GS<br />

Adventure in einem russischen Furgon-Bus.<br />

Darin finden auch meine Freunde Jörg und<br />

Ralf Platz. Aufgrund der extremen Kälte erlaube<br />

ich mir, bis zum Rand der Wüste Gobi<br />

ebenfalls im Auto mitzufahren.<br />

www.motorradonline.de LEBEN 77


Die Eiseskälte lässt geschossene<br />

Wölfe steif gefrieren<br />

und macht das Anlassen<br />

eines Motorrads zu einem<br />

schwierigen Prozess:<br />

Der Flammenwerfer muss<br />

lange vorwärmen<br />

Die Mongolen fahren<br />

auch im Winter Motorrad,<br />

dick eingepackt mit Fellstulpen<br />

an den Griffen<br />

Kamele, im Winter mit dickem Fell, sind eine<br />

der Lebensgrundlagen in der Gobi<br />

78 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


Wüste Gobi im Winter<br />

Am nächsten Morgen verlassen wir<br />

Ulan Bator in der Morgendämmerung und<br />

nehmen die Piste nach Dalandzadgad, was<br />

500 Kilometer südlich am Ostrand der Gobi<br />

liegt. Als wir die Stadt hinter uns lassen,<br />

geht gerade die Sonne auf. Schlagartig ist<br />

die Landschaft traumhaft schön. Sanfte, tief<br />

verschneite Hügel, ein strahlend blauer<br />

Himmel und eine orange strahlende Sonne.<br />

Die Temperatur steigt auf minus 35 Grad.<br />

Den ganzen Tag fahren wir in einer schmalen<br />

Schneespur nach Süden, es ist kaum zu<br />

glauben, dass wir auf einer wichtigen Überlandverbindung<br />

unterwegs sind. Abends<br />

erreichen wir Dalandzadgad und dürfen<br />

Auto wie Motorrad in einer geheizten Werkstatt<br />

parken. Morgen kann das Motorradabenteuer<br />

„Gobi im Winter“ beginnen.<br />

Und wie es beginnt: Vom ersten Meter an<br />

rolle ich im Schnee. Der ist aufgrund der<br />

Kälte und Trockenheit aber so locker, dass<br />

er von den Stollenreifen beiseite gedrückt<br />

wird, bis sie auf dem gefrorenen Untergrund<br />

greifen. Fahrgenuss ist zwar etwas anderes,<br />

aber es geht. Jörg und Ralf folgen mir in<br />

zwei Furgons, die von ortskundigen Mongolen<br />

gesteuert werden. Wir fahren entlang<br />

einer verschneiten Gebirgskette, die wir 50<br />

Kilometer westlich von Dalandzadgad nach<br />

Süden überqueren. Das GPS zeigt bald eine<br />

Höhe von 2300 Metern an, dazu weht ein<br />

leichter Bergwind. Jetzt wird es richtig kalt.<br />

Ich schalte die von der Motorradbatterie<br />

beheizte Unterwäsche auf die höchste Stufe<br />

und stecke meine Hände noch tiefer in die<br />

fellgefütterten Handschützer. Zusätzlich<br />

werden meine Hände von der Griffheizung<br />

gewärmt. Nur die Füße sind Kälte und<br />

Schnee ausgeliefert. Sie sind eiskalt. Aber<br />

die Piste durch das Gebirge fordert mich<br />

derart, dass ich nicht spüre, wie extrem die<br />

Verhältnisse sind. Schwierig gestaltet sich<br />

die Querung einer langen, vereisten Passage.<br />

Jetzt könnte ich Spikes brauchen, doch<br />

auf deren Montage habe ich in Dalandzadgad<br />

verzichtet. Inzwischen wird es dunkel,<br />

die letzte Jurte haben wir vor zwei Stunden<br />

passiert. Wir müssen im Freien campieren.<br />

Also werden drei Expeditionszelte und<br />

ein Küchenzelt im Schnee aufgebaut. Bestückt<br />

mit dicken Isomatten und warmen<br />

Expeditionschlafsäcken. Bald sitzen wir<br />

bei Yaya, dem Guide und selbst ernannten<br />

Koch, im Küchenzelt, das von einem mitgebrachten<br />

Stahlofen erwärmt wird. Es ist<br />

richtig gemütlich, wir schlürfen abwechselnd<br />

Tee und Nudelsuppe, während ein<br />

großer Topf mit Schaffleisch auf der Gasflamme<br />

brodelt. Bevor ich in mein Zelt<br />

BUDDHISMUS, DÜNEN<br />

UND SCHNEE: DIESE KOMBI<br />

GIBT ES NUR IN DER GOBI<br />

www.motorradonline.de LEBEN 79


Kein Freizeitspaß, sondern<br />

lastentaugliche<br />

Verkehrsmittel: Motorräder<br />

in der Mongolei<br />

Die Dünen von Khongor<br />

Els: im Winter nur<br />

eisige Einsamkeit


FREUNDLICHE MENSCHEN<br />

IM EXTREMEN KLIMA. GS<br />

UND PILOT LEIDEN QUALEN<br />

Wüste Gobi im Winter<br />

krieche, will ich die Maschine nochmals<br />

starten und warmlaufen lassen. Fehlanzeige.<br />

Die Batterie ist bereits kraftlos, es reicht<br />

nur noch für die Instrumentenbeleuchtung.<br />

Ich lese minus 38 Grad. Die ersten Minuten<br />

im Schlafsack sind hart, aber dann bewährt<br />

es sich wieder einmal, auf zu viel Kleidung<br />

im Schlafsack zu verzichten und den Daunen<br />

zu vertrauen.<br />

Am nächsten Morgen schleppen wir<br />

das Motorrad an, die nächsten 30 Kilometer<br />

bleiben aufgrund der Schneedecke schwierig.<br />

In einem kleinen Dorf darf ich mich in<br />

einem Laden aufwärmen, die Ladenbesitzerin<br />

bringt heißes Wasser für einen Kaffee.<br />

Endlich sind die Akkus für die beheizten<br />

Sohlen geladen, sodass ich sie in meine<br />

arktistauglichen Stiefel legen kann. Nach<br />

zwei Fahrstunden tauchen die ersten<br />

Dünen des Khongor Els auf. Dieses Dünengebiet<br />

wird uns die nächsten Tage begleiten.<br />

Am Nachmittag nimmt der Schnee zu,<br />

ich fahre auf einer geschlossenen Schneedecke.<br />

Die Orientierung ist schwierig, weil<br />

die Pisten nicht sichtbar sind, Markierungen<br />

oder anderen Verkehr gibt es nicht.<br />

Trotz der fantastischen Landschaft muss<br />

ich mich auf die Strecke konzentrieren. Es<br />

gilt, unter dem Schnee verborgene Gräben<br />

rechtzeitig zu erkennen. Mehrmals stürze<br />

ich schwer, weil ich in einen quer verlaufenden<br />

Graben eingebrochen bin. Beim anschließenden<br />

Ausgraben und Aufrichten<br />

der BMW wird mir dann doch warm.<br />

Wir schlagen unser Nachtlager auf einem<br />

Hügel auf, der am nächsten Morgen als<br />

Startrampe für das Motorrad dienen soll.<br />

Die Nacht im Zelt wird frisch, die Temperatur<br />

fällt einmal mehr auf minus 40 Grad.<br />

www.motorradonline.de LEBEN 81


Die Gobi ist eine Wüste<br />

der Extreme: plus 40 Grad<br />

im Sommer und minus<br />

40 Grad im Winter. Dann helfen<br />

nur Felle und Daunen<br />

Die buddhistischen<br />

Klöster spielen eine<br />

wichtige Rolle in den<br />

Weiten der Mongolei<br />

Reisende in der Mongolei<br />

müssen buddhistische<br />

Heiligtümer<br />

dreimal umkreisen


Wüste Gobi im Winter<br />

Am Vormittag folgen wir den Dünen<br />

von Khongor Els bis zu ihrem westlichen<br />

Ende. Hier sind sie mit 300 Meter am höchsten.<br />

Ein nördlich der Dünen lagernder<br />

Kamelzüchter erzählt uns, dass er noch nie<br />

so viel Schnee auf den Dünen gesehen<br />

hätte. Uns hält nichts mehr, wir müssen sie<br />

besteigen. Eine Stunde später stehen wir<br />

auf der höchsten Düne von Khongor Els,<br />

vom extrem steilen Aufstieg erschöpft und<br />

durchgeschwitzt. Ein eisiger Wind schlägt<br />

uns auf dem Dünenkamm entgegen, aber<br />

der Blick entschädigt für alles. Die schneeweißen<br />

Dünen bilden scharfe Grate, die<br />

Flanken glitzern in der tief stehenden Sonne,<br />

in der Ferne thronen die Berge von<br />

Zöölön Uul. Ich entdecke in den Dünen<br />

eine Herde Pferde, die im Schnee grasen.<br />

Ein friedliches, schönes Bild, das uns für<br />

wenige Minuten die Kälte vergessen lässt.<br />

Es folgen weitere, schwere Kilometer auf<br />

dem Motorrad. Wieder ziehe ich beheizte<br />

Unterwäsche an, darüber mehrere Schichten<br />

Funktionskleidung, dann die Lederjacke<br />

mit ihren Protektoren, darüber noch<br />

eine dicke Daunenjacke. Wir schleppen die<br />

Maschine mit einem der russischen Furgon-Geländebusse<br />

an, meine Freunde Jörg<br />

und Ralf sowie das mongolische Team feuern<br />

mich an, doch inzwischen beherrsche<br />

ich das Motorradfahren im Schnee besser.<br />

Wir kommen gut voran. Die Landschaft<br />

ist typisch für die Gobi, wir fahren meist<br />

über weite Ebenen, die von niedrigen<br />

Gebirgszügen flankiert werden. Es weht ein<br />

eisiger Wind, der die heute gemessenen,<br />

moderaten minus 30 Grad deutlich kälter<br />

erscheinen lässt. Der Gedanke, die nächste<br />

Nacht im Zelt verbringen zu müssen, ist<br />

alles andere als behaglich. Zum Glück<br />

erreichen wir am späten Nachmittag ein<br />

Winterlager von Nomaden. Tulga, unser<br />

Übersetzer, fragt das Familienoberhaupt,<br />

ob wir neben den beiden Jurten die Zelte<br />

aufschlagen und die Abendstunden in<br />

einer beheizten Jurte verbringen dürfen.<br />

Es ist immer wieder ein unglaubliches<br />

Erlebnis, sich mit den Menschen in dieser<br />

Einsamkeit auszutauschen.<br />

Wie befürchtet springt das Motorrad<br />

am nächsten Morgen nicht an. Sämtliche<br />

Anschleppversuche enden damit, dass ich<br />

wegen des im Schnee blockierenden Hinterrads<br />

stürze. Jetzt schlägt die Stunde von<br />

Gerle und Tsseren, unseren beiden Fahrern.<br />

Sie holen eine Plane und ihre leistungsstarken<br />

Flammenwerfer aus den Autos.<br />

Dann decken sie das Motorrad komplett<br />

zu. Anschließend wird die Luft unter der<br />

Plane erhitzt, bis der am Motorrad haftende<br />

Schnee literweise herabläuft. Nach einer<br />

halben Stunde entfernen die beiden die<br />

Plane und bitten mich, das Motorrad zu<br />

starten. Die GS springt sofort an.<br />

OHNE TIERE IST KEIN ÜBER-<br />

LEBEN IN DER GNADEN-<br />

LOSEN GOBI MÖGLICH<br />

www.motorradonline.de LEBEN 83


infos<br />

Die Gobi im Winter? Das ist<br />

nur was für die Härtesten<br />

unter den Harten. Der Lohn:<br />

unfassbare Natureindrücke.<br />

Aber auch im Sommer stellt<br />

diese Wüste ein unvergessliches,<br />

echtes Abenteuer dar.<br />

ALLGEMEINES: Die Wüste<br />

Gobi steht für zentralasiatische Felsund<br />

Geröllwüsten, ihr Dünenanteil<br />

ist klein. Sie liegt auf dem Gebiet<br />

Chinas und der Mongolei, allerdings<br />

sind ihre genauen Grenzen nicht<br />

eindeutig definiert. Die beschriebene<br />

Reise verläuft im mongolischen<br />

Teil der Gobi. Die Mongolei ist<br />

nach Kasachstan der flächenmäßig<br />

zweitgrößte Binnenstaat der Welt.<br />

Das Land ist gut viereinhalbmal so<br />

groß wie Deutschland, wird aber<br />

nur von knapp drei Millionen Menschen<br />

bewohnt, von denen 40 Prozent<br />

in der Hauptstadt Ulan Bator<br />

leben. Das Territorium der heutigen<br />

Mongolei wurde schon immer von<br />

Nomaden beherrscht, die zeitweise<br />

ganze Reiche gründeten und die<br />

Weltgeschichte mitbestimmten.<br />

Später gelangte das Land unter<br />

buddhistischen Einfluss und die<br />

Herrschaft der chinesischen Qing-<br />

Dynastie. Nach deren Zusammenbruch<br />

erlangte die Mongolei mit sowjetischer<br />

Hilfe die Unabhängigkeit.<br />

1992 wurden eine neue, demokratische<br />

Verfassung angenommen und<br />

die Marktwirtschaft eingeführt. Der<br />

Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft<br />

gestaltete sich schwierig.<br />

Trotz aktuell starkem Wirtschaftswachstum<br />

lebt noch<br />

ein Drittel der Bevölkerung<br />

in Armut. Die Nomaden<br />

sind gastfreundlich.<br />

Tsetserleg<br />

Bayanhongor<br />

Altai Gebirge GebirgeBayanhongor<br />

Bayan-Öndör<br />

Kloster Amarbuyant<br />

Shinejinst<br />

ULAN BATOR<br />

Bayangovi<br />

Gobi<br />

Arvayheer<br />

Gurvansaikhan National Park<br />

Khongor Els<br />

150 km<br />

Sanddünen<br />

Reisedauer: 14 Tage<br />

Gefahrene Strecke:<br />

2000 Kilometer<br />

<strong>MOTORRAD</strong>FAHREN: Vor<br />

allem im Winter kann die Strecke<br />

nur mit einer Enduro samt grobstolligen<br />

Reifen befahren werden.<br />

Spikes helfen bei der Überquerung<br />

gefrorener Gewässer. Spezielles Öl,<br />

leistungsstärkere Batterie, großer<br />

Tank oder Spritreserven in Kanistern<br />

sind von Vorteil. Gegen die beißende<br />

Kälte helfen Unterwäsche, Hand-<br />

MONGOLEI<br />

Mandalgovi<br />

Zöölön Uul<br />

Dalandzadgad<br />

Baotou<br />

CHINA<br />

RUSSLAND<br />

KASACHSTAN<br />

Ulan-Ude<br />

Ulan Bator<br />

MONGOLEI<br />

Peking<br />

Seoul<br />

CHINA<br />

New Delhi<br />

Mongolei<br />

! Währung: Tögrög<br />

Hauptstadt: Ulan Bator<br />

Fläche: 1 564 116 km 2<br />

Gründung: 1206<br />

Einwohnerzahl: 2 953 190<br />

Karte: MAIRDUMONT/Claudia Werel<br />

Wüste Gobi im Winter<br />

Vor uns liegen 200 Kilometer einsame<br />

Wüstenstrecke bis zum Etappenziel Bayan-<br />

Öndör im Altaigebirge. Der Schnee ist<br />

weniger geworden, was das Motorradfahren<br />

erleichtert. Doch es fällt schwer,<br />

die richtige Geschwindigkeit zu finden:<br />

Wenn der Untergrund mal schneefrei ist,<br />

wären theoretisch 80 km/h möglich. Leider<br />

ist der Fahrtwind dann aber so grausam<br />

schneidend, dass man es trotz Heizkleidung<br />

nicht aushält. Nachdem wir stundenlang<br />

keine Jurten oder Tiere mehr gesehen<br />

haben, erreichen wir völlig ausgekühlt und<br />

erschöpft am späten Nachmittag ein Winterlager<br />

der Nomaden. Das Familienoberhaupt<br />

lädt uns ein, in einer der drei Jurten<br />

zu schlafen. Selten habe ich einen Ofen<br />

so sehr geschätzt wie an diesem Abend in<br />

der Gobi.<br />

Der nächste Tag bringt wieder wolkenlosen<br />

Himmel und endlose Weiten.<br />

Perfekte Motorradbedingungen, wären<br />

da nicht die extremen Minusgrade. Wir<br />

kommen daher nur langsam voran und ver-<br />

84 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


schuhe und Schuhsohlen, die sich<br />

beheizen lassen. Unabdingbar<br />

sind Daunenkleidung, Thermo-<br />

Wäsche und Polarschuhe. Ohne<br />

Begleitfahrzeug ist eine Winter-<br />

Expedition schwierig durchführbar.<br />

Das eigene Motorrad kann mit<br />

der Transsibirischen Eisenbahn<br />

nach Ulan Bator speditiert werden<br />

(www.pan-europa.de). Flüge nach<br />

Ulan Bator gibt es für unter 1000<br />

Euro. Europäer benötigen ein<br />

Visum, einen internationalen Führerschein,<br />

aber keinen Impfpass.<br />

Das Reisen ist sicher, das Benzin<br />

sauber, die Hygiene eher mäßig.<br />

ÜBERNACHTEN: Vernünftige<br />

Hotels sind in der Mongolei<br />

genauso Mangelware wie Campingplätze.<br />

Es kann aber problemlos<br />

überall gezeltet werden. Im<br />

Winter benötigt man natürlich<br />

spezielle Ausrüstung gegen die<br />

Kälte. Die Übernachtung ist mitunter<br />

auch in Nomaden-Jurten<br />

möglich, deren Bewohner entlang<br />

der Hauptrouten auch Nahrungsmittel<br />

anbieten.<br />

„PLANET WÜSTE“: Die vorliegende<br />

Reise war eine Etappe im<br />

weltweit angelegten Fotoprojekt<br />

„Planet Wüste“ des Wüstenforschers,<br />

Fotografen und Abenteurers<br />

Michael Martin. Das Projekt wird<br />

aktuell im gesamten deutschsprachigen<br />

Raum als Live-Multivision,<br />

Buch und DVD-Edition präsentiert.<br />

Buch und DVD-Box sind brillant<br />

gemacht und bestellbar unter<br />

www.michael-martin.de<br />

TERMINE: Die 150 Auftritte umfassende<br />

M. Martin-Tournee erfährt<br />

begeisterten Zuspruch. Karten:<br />

www.michael-martin.de/tickets<br />

06.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 81667 München<br />

07.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 87435 Kempten<br />

08.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 21409 Embsen<br />

09.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 66131 Saarbrücken<br />

10.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 81667 München<br />

13.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 97525 Schwebheim<br />

14.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 76149 Karlsruhe<br />

15.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 86159 Augsburg<br />

16.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 7<strong>01</strong>74 Stuttgart<br />

17.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 81667 München<br />

20.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 83308 Trostberg<br />

21.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 82380 Peissenberg<br />

22.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 83022 Rosenheim<br />

23.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>6: 37073 Göttingen<br />

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you need<br />

for your<br />

next<br />

adventure<br />

bringen die bald hereinbrechende Nacht<br />

in einem Gästehaus in Bayan-Öndör, mitten<br />

im Altai auf 2300 Meter Höhe. Am nächsten<br />

Morgen tasten wir uns eine steile Piste an<br />

der Südflanke des Altai hinunter. Die Sonne<br />

geht gerade auf, als wir das Kloster Amarbuyant<br />

erreichen. Die zehn Mönche leben<br />

im Winter in Jurten, weil diese besser zu<br />

heizen sind als das Kloster. Aus ihnen steigt<br />

www.motorradonline.de<br />

Rauch auf, der sich zwischen die Klostergebäude<br />

legt. Monotoner Mönchsgesang<br />

dringt über die Pagodendächer in die<br />

Weiten der Wüste. Das hier ist ein würdiger<br />

Wendepunkt, und wir starten unsere<br />

Rückreise nach Ulan Bator. Dort erwarten<br />

uns minus 46 Grad und der Rückflug.<br />

Zu Hause in München sollen es nur minus<br />

15 sein. Welch ein mildes Klima.<br />

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HELD<br />

Leben Leser-Schicksal<br />

KATHRINS<br />

Helmut Masche ist leidenschaftlicher Motorradfahrer und seit fast 30 Jahren begeisterter Leser<br />

von <strong>MOTORRAD</strong>. Seinen größten Traum, das Nordkap, kann er nicht mehr verwirklichen. Doch da<br />

ist seine 28-jährige Tochter Kathrin. Sie will ihm das Kap zeigen. Und in den <strong>MOTORRAD</strong>-Lesern<br />

ein Bild ihres Vaters entstehen lassen. Von Kathrin Masche mit Markus Biebricher; Fotos: Masche, MRD-Archiv<br />

Sommer, Sonne, Strand im Italien<br />

der 70er-Jahre. Die junge Liesbeth<br />

ist im Teenager-Alter und das erste<br />

Mal fern der bayerischen Heimat,<br />

eingeladen von Nachbarn zu diesem Urlaub.<br />

Ihr Freund Helmut kommt sie besuchen:<br />

auf einem 50er Kleinkraftrad über die<br />

Alpen, runter zum Strand, rein in die Arme<br />

der Liebsten. Zur gleichen Zeit läuft zu Hause<br />

in Cham das Volksfest. Liesbeth stellt sich<br />

den Rummel vor, gesteht Helmut, dass sie<br />

große Lust verspüre auf Apfelstrudel und<br />

Volksfestbier. Unter einem Vorwand startet<br />

Helmut sein Moped und fährt den ganzen<br />

Weg nach Deutschland zurück. Wartet auf<br />

den frisch gebackenen Apfelstrudel seiner<br />

Schwiegermutter in spe, schläft in Motorrad-Klamotten<br />

und besorgt noch Dosenbier<br />

von der Tanke nebenan. Eisern fährt er zum<br />

dritten Mal über die Alpen und tischt seiner<br />

großen Liebe die „Mitbringsel“ auf.<br />

Helmut und Liesbeth sind meine Eltern,<br />

die seit jenem fernen Sommer fast jede<br />

Lebenssituation zusammen meistern. Nicht<br />

nur Liesbeth, auch das Thema Motorrad<br />

lässt Helmut nie mehr los. Dank Fleiß und<br />

harter Arbeit kann der gelernte Elektriker<br />

bald große Maschinen fahren. Jede freie Minute<br />

ist er auf Achse, kein Schönwetterfahrer,<br />

sondern einer, den seine Motorradleidenschaft<br />

auch im Winter von innen wärmt.<br />

Helmut wechselt die Arbeit, erlernt den<br />

Beruf des Kranmonteurs. 1987 komme ich<br />

zur Welt, ein spätes Nesthäkchen. Kurze Zeit<br />

später macht sich mein Vater selbstständig<br />

im Baukran-Geschäft. Seine Firma HEMA-<br />

Kranmontagen floriert, er kann sich seine<br />

erste BMW leisten, fährt, putzt, schraubt,<br />

genießt, jeder Urlaub wird auf Motorrädern<br />

verbracht, von denen jetzt einige Einzug<br />

halten ins Haus von Helmut Masche. Die<br />

Touren werden länger, doch für seinen<br />

großen Traum, das Nordkap, reicht es nicht.<br />

Helmut hat Freude an seiner Familie, seinem<br />

Beruf, den langen Tagen auf Montage.<br />

Er errichtet die höchsten Kräne. Dann<br />

kommt der Absturz: Mitte der 90er-Jahre<br />

erhält er die Diagnose „Multiple Sklerose“.<br />

Jetzt werden seine Motorräder zur besten<br />

denkbaren Therapie. BMW und Honda sind<br />

seine Lieblingsmarken, doch letztlich ist<br />

86 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


sein Herz offen für alle Bikes. Immer wenn<br />

er kann, fährt Helmut raus. Gerne in die<br />

Alpen. Kurvt sich schwindlig auf den Pässen,<br />

kehrt mit funkelnden Augen zurück:<br />

„Ach wie herrlich war das“. Er kämpft, doch<br />

irgendwann muss er die Firma aufgeben.<br />

Die Krankheit bahnt sich ihren Weg,<br />

Helmut wird jetzt oft „grantig“, dann wieder<br />

ist er der liebevollste Vater und teilt seine<br />

Freude an Motorrädern und neuestem Zubehör<br />

mit seiner Familie. Er fährt nur, wenn<br />

er sich hundertprozentig fit fühlt, will niemanden<br />

gefährden, legt Wert auf Qualität<br />

bei der Ausrüstung. Der Kauf einer neuen<br />

Jacke wird zum Ereignis. Signalgelb muss sie<br />

sein, er will gesehen werden, denn „Motorradfahrer<br />

werden zu häufig übersehen“.<br />

Helmut fährt immer wieder los, kurvt<br />

sich die Seele gesund, will unbedingt einmal<br />

im Leben das Nordkap sehen. Sein<br />

großes Ziel entgleitet ihm, tief im Innern<br />

nagt der Frust über die Krankheit und ihr<br />

zerstörerisches Werk. Er überspielt die Situation<br />

mit Sprüchen wie „schlechten Leuten<br />

geht es immer gut“. Überhaupt, Helmuts<br />

Sprüche: Mitunter versteht sie keiner außer<br />

ihm, dem alten Dickkopf. Seine Sturheit<br />

hat er mir vererbt, aber sicher auch seine<br />

Liebe zum Leben.<br />

An einem 27. habe ich Geburtstag und<br />

an einem 27. kommt mein Vater dieses<br />

Jahr von einer Motorrad-Tour nicht heim.<br />

Er verlässt die Welt im Alter von 59 Jahren<br />

auf seiner BMW, die er wie seinen Augapfel<br />

gehütet hat. Schnell wissen wir, dass mein<br />

Vater die andere Seite des Lebens mit<br />

Motorrad-Bekleidung bestreiten soll. Ein<br />

langer Brief von mir, ein paar private Dinge<br />

und die neueste Ausgabe von <strong>MOTORRAD</strong>,<br />

die er noch angefangen hat zu lesen, sollen<br />

ihn auf seinem Weg begleiten.<br />

Wenn es jemand gegeben hat, der diese<br />

Zeitschrift geliebt und jede Ausgabe mitsamt<br />

des Inhalts regelrecht studiert und<br />

dabei fast auswendig gelernt hat, dann<br />

Helmut. Jeden zweiten Freitag hat er den<br />

Briefträger persönlich abgefangen und<br />

ihm die neue <strong>MOTORRAD</strong> aus den Händen<br />

gerissen. Dann hat er sich in das Esszimmer<br />

verzogen und mit weithin sichtbarer Freude<br />

<strong>MOTORRAD</strong> gelesen. Erst nach einem<br />

Jahrgang durften die Hefte in den Keller<br />

Jeden zweiten<br />

Freitag hat Helmut<br />

die neue MOTOR-<br />

RAD geradezu<br />

verschlungen<br />

geräumt werden. Wo seit Anfang der Neunziger<br />

alle Ausgaben von <strong>MOTORRAD</strong> liebevoll<br />

archiviert sind. Helmut genoss die Mitgliedschaft<br />

im <strong>MOTORRAD</strong>-Helden-Club.<br />

Für mich gilt: „Papa, du bist mein Held“. Ich<br />

bin dankbar für jede Sekunde mit ihm. Er ist<br />

mein Vorbild, ich bin stolz auf sein großes<br />

Herz. Er fehlt mir so sehr, doch er ist nicht<br />

fort. Ich höre seine Stimme, diese spezielle<br />

Art, wie er sich am Telefon gemeldet, wie<br />

er uns alle begrüßt hat, wie er von seiner<br />

Maschine schwärmte und von seinem<br />

Traum, dem fernen Nordkap. Ich sehe noch<br />

die Begeisterung in seinen Augen.<br />

Ein klarer Nachthimmel lässt genau<br />

über unserem Haus einen besonderen<br />

Stern leuchten. Es ist die Wega, der zweithellste<br />

Himmelskörper der nördlichen<br />

Hemisphäre. Mein Papa, der über uns<br />

wacht, der da oben mit der BMW seine Kurvenradien<br />

zieht. Und irgendwann werde<br />

ich losfahren. Immer Richtung Norden,<br />

so lange, bis ich das Kap erreicht habe. Ich<br />

muss Helmuts Traum zu Ende träumen und<br />

für ihn alles sehen. Denn egal wohin ich<br />

gehe, mein Papa begleitet mich. Eines Tages<br />

wird er mich in den Arm nehmen und<br />

sagen: „So schön, dich wiederzusehen“.<br />

Die Landschaften und<br />

Wahrzeichen des Nordkaps<br />

(Bild oben und<br />

links) hat Helmut<br />

Masche nicht mehr<br />

gesehen. Bilder aus<br />

seinem Leben, als<br />

junger Mann (r.) und<br />

vor zirka einem Jahr<br />

Helmut in den Neunzigern<br />

(o.), Tochter<br />

Kathrin (l.) will das<br />

Nordkap für ihren<br />

Vater erleben und hat<br />

sich ein Erinnerungs-<br />

Tatoo machen lassen:<br />

Vater Helmut ist ihr<br />

großer Held für immer<br />

www.motorradonline.de LEBEN 87


Leben Salzkammergut<br />

88 LEBEN


GUT<br />

Super Seen und als Salz in der Suppe schneebedeckte Berge, dazu eine Handvoll<br />

Pass- und Panoramasträßchen – wenn das mal keine gute Anregung für die Reiseplanung<br />

2<strong>01</strong>6 darstellt … Text und Fotos von Klaus H. Daams<br />

TUT MAL<br />

LEBEN 89


Erhaltung der Motorradkultur: Oldtimer-Museum in Altmünster<br />

Faszination Feuerstühle aus alten Zeiten: schöne Puchs in Gmunden<br />

Salzkammergut<br />

Von Helmut Kohl bis zu Conchita<br />

Wurst reicht die Reihe der mit<br />

dem Salzkammergut verbundenen<br />

Promis. Der eine verbrachte<br />

seine Sommerurlaube am Wolfgangsee, der<br />

andere erblickte am Traunsee das Licht der<br />

Welt, die er später irritieren sollte – als bärtiger<br />

Travestiekünstler und Toleranzbotschafterin<br />

mit „Rise like a Phoenix“, 2<strong>01</strong>4 Siegertitel<br />

des Eurovision Song<br />

Contests. Wem Kohl und<br />

Conchita wurscht sind, der<br />

steht vielleicht eher auf<br />

Mozart und Karajan, berühmte<br />

Söhne Salzburgs.<br />

Und wer den Prunk der<br />

k.-u.-k.-Monarchie mag, ist<br />

in Bad Ischl, der Sommerresidenz<br />

von Kaiser Franz<br />

Joseph I. und seiner berühmten<br />

Sisi, goldrichtig.<br />

Aber nun zu dem, was<br />

uns vor allem interessieren<br />

dürfte im Salzkammergut,<br />

jener lieblichen Landschaft<br />

mit insgesamt 76<br />

Seen am Nordrand der<br />

Alpen. „I bin der Ritschi,<br />

der Wegelagerer“, grinst<br />

Pferdeschwanzträger Richard an der<br />

Mautsta tion bei Strobl und kassiert den<br />

Obolus für die Bergstrecke zur Postalm.<br />

Birkenkehre, Fichtenkehre – serpentinig<br />

schraubt sich das Sträßchen durch den<br />

Wald zum Hochplateau. Oben ein großer<br />

Parkplatz, sodass auch alte Königswellen-<br />

Ducs in einem Zug wenden können beim<br />

Einkehrschwung in die „Blonde Hütte“.<br />

Das Almgasthaus verdankt seinen Namen<br />

dem hellen, „blonden“ Holz, aus dem<br />

es ursprünglich mal errichtet worden ist.<br />

Auch sonst weiß Wirt Peter Pranieß viel<br />

zu erzählen: von den alljährlichen Motorradtreffen<br />

des MRC-Salzkammergut auf<br />

der Postalm ebenso wie von der Quattro-<br />

Legen de am vergangenen Wochenende,<br />

als hier alte Audi-Spielzeuge herumgetrie-<br />

Ritschi, sympathischer Mauteintreiber<br />

an der Postalmstraße<br />

ben wurden. Zwei Gruppen hat es gegeben:<br />

die Spaziererfahrer, die die Reifen<br />

schön am Asphalt kleben lassen wollten,<br />

und die Driftartisten, für die man ordentlich<br />

Kies in die Kurven gekehrt hatte.<br />

Nach der Postalmstraße einige Extraschüppen<br />

Kohlenwasserstoff in die Brennräume<br />

des V4 und flüssig über den Pass<br />

Gschütt geschnurrt, bis es in Gosau rechts<br />

ab und fortan immer auf die Wand zugeht,<br />

die imposante Wand des Dachsteinmassivs.<br />

Ende beziehungsweise<br />

Anfang Gelände ist an<br />

der Talstation der Gosau-<br />

Kammbahn: vier Minuten<br />

Aufgegondel ins Wanderparadies<br />

Zwieselalm –<br />

oder Zeit fürs konditionsschonende<br />

Treiben am<br />

Ufer des Vorderen Gosausees<br />

mit Souvenirbude<br />

und Gastronomie. So<br />

oder so gilt an solch touristischen<br />

Hotspots: You’ll<br />

never walk or eat alone.<br />

Ein See kommt im<br />

Salzkammergut bekanntlich<br />

nicht allein, und so<br />

folgen nun der Hallstätter<br />

See und Hallstatt. Der<br />

Reiseführer empfiehlt<br />

dringend einen Bummel durch das romantisch<br />

zwischen Ufer und Salzberg liegende<br />

800-Seelen-Nest mit seinen Gassen und<br />

Fischerhütten, mit dem Besucherbergwerk<br />

„Salzwelten“ sowie den bemalten Schädeln<br />

im schaurig-kuriosen Beinhaus. Tja, uns<br />

reicht heute ein Bänkchen am Schiffsanleger<br />

mit Blick auf einen ganzen Schwarm<br />

von Schwänen und Selfiesticks.<br />

Wer für Steigungsprozente schwärmt, ist<br />

am Koppenpass richtig. Stolze 23 Prozent<br />

geht’s dort von Obertraun hoch nach Bad<br />

Aussee. Alles halb so wild. Zumindest dann,<br />

wenn sich nur die Pleuel abstrampeln dürfen.<br />

Zeigen, was sie drauf haben, können<br />

diese auch wenig später ab Bad Mitterndorf<br />

auf der zehn Kilometer langen Tauplitzer<br />

90 LEBEN


An jedem Ufer fast perfekt: Postkartenidylle am Hallstätter See<br />

Tolle Perspektiven: Almtal (o.), Sonnenbad am Mondsee (u.)


Absolut empfehlenswert: Loser-Panoramastraße und „Helis Hütte“<br />

92 LEBEN<br />

Andere Art der Entspannung: Boot fahren auf dem Traunsee<br />

1/2<strong>01</strong>6


Salzkammergut<br />

Alpenstraße, die kehren- und panoramenreich<br />

bis auf 1600 Meter klettert. Sechs<br />

Bergseen sowie ein Schild „Nachtparken“<br />

versprechen oben lauschige Momente am<br />

Busen der Natur. Wir widerstehen, rauschen<br />

über den schnellen Pötschenpass zurück<br />

nach Strobl am Wolfgangsee<br />

und kommen gerade<br />

rechtzeitig zum Sonnenuntergang.<br />

You‘ll never<br />

walk or sit alone an solch<br />

schönen Plätzen.<br />

Bad Ischl: Eine Runde<br />

durchs Schmuckkästchen<br />

der Habsburgermonarchie<br />

mit der Kaiservilla und<br />

Sisis Marmorschlössl muss<br />

sein. Trotz Rushhour und<br />

moderner Infrastruktur –<br />

die Verkehrsverhältnisse<br />

haben sich doch stark verändert<br />

seit 1914, als Franz<br />

Joseph I. hier die Kriegserklärung<br />

an Serbien<br />

unterzeichnete – duftet<br />

es verdächtig ländlich<br />

nach Vieh acker am Kurpark, wo Fiaker auf<br />

Kutschenkundschaft warten.<br />

Zeit, den 106 Honda-Pferdchen die Sporen<br />

zu geben und an den Traunsee zu traben.<br />

Erste Station dort ist das auf einer bewaldeten<br />

Felszunge liegende Traunkirchen vis-àvis<br />

des schroffen, steil aus dem See ragenden<br />

Traunsteins. Bei aller Bewunderung: Eine<br />

etwas abwechslungsreichere Namenswahl<br />

für See, Ort und Berg hätte man sich schon<br />

trauen können. Bitte kein Übermut dagegen<br />

beim Erklimmen des ob seiner exponierten<br />

Lage auch „Wächter des Salzkammergutes“<br />

genannten Felsklotzes, die Besteigung<br />

wird nur routinierten Kletterern empfohlen.<br />

Ungefährlicher scheint da eine Nahbetrachtung<br />

per gemietetem Elektroboot. Zwölf<br />

Postalmstraße (gr. Bild links),<br />

Wasserski in Strobl/Wolfgangsee<br />

Euro kostet ein Zweigang-Boot für eine<br />

Stunde. Wie schnell die bunten Summer<br />

sind? „In einer Stunde kommt man schon<br />

ans andere Ufer – und auch wieder retour“,<br />

so die trocken-pragmatische Antwort.<br />

Nicht nur bei Regen eine Empfehlung<br />

verdient in Altmünster das Oldtimermuseum<br />

„Rund ums Rad“, ein Querschnitt durch<br />

die Geschichte der Drahtesel<br />

und Stahlrösser. Museale<br />

Räder ganz anderen<br />

Kalibers drehen sich am<br />

Gestade von Gmunden,<br />

wenn Gisela, Schaufelraddampfer<br />

Baujahr 1871,<br />

quirlig in den Traunsee<br />

sticht. Was die rüstige<br />

Dame immerhin jeden<br />

Sonntag im August tut,<br />

tuut tuut. Deutlich öfter<br />

erfreut am Rathaus der<br />

einstigen Salzhandelsund<br />

heutigen Kurstadt<br />

ein einzigartiges Keramikglockenspiel<br />

das Ohr,<br />

eine Uhr mit 24 Glocken<br />

aus Meißner Porzellan.<br />

Und jetzt raus aus Gmunden,<br />

ab ins Grüne zum Almtal und für<br />

eine Weile nur noch das 16-ventilige VTEC-<br />

Geschnatter der Crossrunner goutiert.<br />

Täglich grüßt das Murmeltier? Auch im<br />

Almtal fährst du auf eine Wand zu, diesmal<br />

das Tote Gebirge. Unterwegs für faunaaffine<br />

Maschinisten der Cumberland Wildpark<br />

Grünau und die Forschungsstelle KLF, gegründet<br />

von „Gänsevater“ Konrad Lorenz.<br />

Endstation für sowohl carnivorisch wie<br />

vegetarisch konditionierte Mägen ist am<br />

Aussee beim „Gasthof Seehaus“. Es sei denn,<br />

man fährt zurück bis zum Abzweig zur<br />

Berg straße Farrenau, die dann schmal und<br />

steil durch den Wald führt, vorbei am<br />

Du-Stein zum Schmaus im „Hochberghaus“.<br />

Quasi per Du ist man an warmen Sommertagen<br />

auch gerne mit einem erfrischen-<br />

Touristenmagnet Sankt Wolfgang: feine Hotels, Schafberg, Wolfgangsee<br />

Gut für Biker und Paraglider: Loser-Panoramastraße<br />

www.motorradonline.de LEBEN 93


Salzkammergut<br />

den Badesee. Wer dort sein geliebtes Motorrad<br />

im Auge behalten möchte, findet am<br />

Attersee und Mondsee Parkstreifen direkt<br />

am Ufer, kann blinzelnd zwischen Sonnenreflexen<br />

auf dem Wasser und blitzendem<br />

Chrom von Krümmer und Auspuff relaxen.<br />

Unser letzter Tag im Salzkammergut, die<br />

Straßenkarte ist bereits etwas zerfleddert.<br />

All die Seen und Stichstraßen haben ihren<br />

Tribut gefordert. Nichtsdestotrotz stehen<br />

noch ein paar Punkte auf meiner Liste. Zunächst<br />

Sankt Wolfgang, berühmt geworden<br />

durch die Operette „Im weißen Rößl“ und<br />

die gleichnamige Wirtschaft, heute ein Vier-<br />

Sterne-Superior-Romantik-Hotel. Romantik?<br />

Magnetik! Scharenweise zieht es die Menschen<br />

in den Bilderbuchort, durch den<br />

das rote Ross eine Slalomrunde dreht. Um<br />

dann statt mit der Zahnradbahn auf Sankt<br />

Wolfgangs Hausgipfel, den Schafberg,<br />

zu dampfen – volle Kraft voraus zur Loser-<br />

Panoramastraße. Boah ey, der Hauptgewinn<br />

im Salzkammerguter Straßenroulette:<br />

15 Kehren bis auf 1600 Meter, Fernsicht<br />

vom Dachstein bis zum Großvenediger.<br />

Wer bleibt da nicht gerne am Loser<br />

hängen? Okay, außer Drachenflieger<br />

und Paraglider, die hier oben starten.<br />

Wie im Flug vergeht die Zeit auf der<br />

Aussichts terrasse von „Helis Loserhütte“ –<br />

ohne Deppenapostroph, aber mit Dirndl<br />

und Krach lederner. Dazu ein Speckbrot<br />

mit acht Scheiben Schinken, zusammengerollt,<br />

als seien es die Auspufftüten einer<br />

alten Achtzylinder-Guzzi. Danach kommen<br />

wir leider eher träge wieder an den<br />

Start. Aber wer will in solchem Umfeld<br />

schon Rundenre korde brechen wie auf<br />

dem Salzburgring?<br />

Vielleicht der Kollege in vollem Lederornat,<br />

der seine Super Duke gekonnt über<br />

den Weißenbacher Sattel treibt, eine der<br />

prominentesten Motorradstrecken im Salzkammergut.<br />

So verführerisch die gut ausgebaute<br />

Strecke ist: lieber locker via Mondsee<br />

und Thalgau zum Fuschlsee und dort<br />

einen Eiskaffee to go. Wer Schatzi dabeihat,<br />

kann mit ihr ein Boot ausleihen und ganz<br />

sachte in den Sonnenuntergang kuscheln.<br />

Heiner und mich erwartet in Strobl immerhin<br />

noch eine Wasserskishow – wie jeden<br />

Donnerstag auf dem Wolfgangsee. Mit<br />

Rambazamba bis tief in die Nacht.<br />

www.motorradonline.de/unterwegs<br />

Postalm: für Asphaltsurfer und Wintersportler ein<br />

infos<br />

Ein Hit für die Planung der Saison<br />

2<strong>01</strong>6: Das Salzkammergut punktet<br />

mit einem grandiosen Mix aus<br />

Badeseen und postkartentauglichen<br />

Berglandschaften. Wer sich<br />

darauf einlässt, findet eine entschleunigende<br />

Alternative zu den<br />

Knallerstrecken der Hochalpen.<br />

Und hoffentlich noch Zeit für<br />

die Umrundung des Dachsteinmassivs<br />

oder eine Stippvisite ins<br />

trubelige Salzburg.<br />

ANREISE: Strobl am Wolfgangsee,<br />

Startpunkt der vorliegenden<br />

Tour, erreicht man über die A 8 von<br />

München nach Salzburg und dann<br />

weiter auf der Autobahn Richtung<br />

Linz bis zur Abfahrt Mondsee;<br />

über die Bundesstraßen 154 und<br />

158 dann bis zum Ziel. Alternativ<br />

via Berchtesgaden, Hallein und<br />

Sankt Gilgen – das dauert zwar<br />

deutlich länger, spart aber die Zehntages-Vignette.<br />

UNTERKUNFT: Das Salzkammergut<br />

ist eine beliebte Urlaubsregion,<br />

viele Häuser sind da in der<br />

Hauptsaison schnell ausgebucht.<br />

Gut untergebracht waren die Autoren<br />

der gepäckfreien Tagesetappen<br />

im „Hotel Bergrose“ in Weissenbach<br />

bei Strobl, www.bergrose.at. Nachfolgend<br />

einige weitere empfehlenswerte<br />

Quartiere, die unterwegs<br />

positiv aufgefallen sind: Almgasthaus<br />

„Zur blonden Hütte“ an der<br />

Seewalchen<br />

Ohlsdorf<br />

St. Konrad<br />

Gmunden<br />

Attersee<br />

Altmünster<br />

Scharnstein<br />

Attersee<br />

Nußdorf<br />

Traunsee<br />

Thalgau<br />

Alexenau<br />

Bergstraße Farrenau<br />

Traun-<br />

Salzburg-Ring<br />

See<br />

Steinbach<br />

kirchen<br />

Hochberghaus<br />

Mondsee<br />

Höllengebirge<br />

Almtal<br />

Grünau<br />

Schafberg Weißenbacher<br />

Ebensee<br />

Cumberland-<br />

SALZBURG<br />

Fuschlsee<br />

Sattel<br />

Offensee<br />

Wildpark Grünau<br />

Fuschl am See St. Wolfgang<br />

Arikogel<br />

Ausee<br />

Seehaus<br />

St. Gillen<br />

Bad Ischl<br />

Wolfgangsee<br />

Strobl<br />

Ramsau<br />

DEUTSCH-<br />

Pötschen-<br />

Loser (Panoramastraße)<br />

LAND<br />

Postalm<br />

Bad Goisern<br />

pass<br />

Altausseer See<br />

Pass Gschütt<br />

Hoher Sarstein<br />

Bad Aussee<br />

Voglau<br />

Koppenpass<br />

Lammerer<br />

Gosau<br />

Alpenstraße<br />

Obertraun<br />

Bad<br />

Vorderer Gosausee<br />

Mitterndorf<br />

Tauplitzer<br />

Hallstatt<br />

Hallstätter See<br />

Besucherbergwerk<br />

Salzwelten<br />

ÖSTERREICH<br />

25 km<br />

DEUTSCHLAND<br />

München<br />

Wien<br />

!<br />

Bludenz ÖSTERREICH<br />

Postalm-Panoramastraße, www.<br />

SCHWEIZ<br />

blonde-huette.de; „Gasthof Gosausee“<br />

am Gosausee, www.gasthof-<br />

Mailand<br />

gosausee.at; „Hochberghaus“ an<br />

ITALIEN<br />

der Bergstraße Farrenau, www.<br />

hochberghaus.at; „Helis Loserhütte“<br />

an der Loser-Panoramastraße,<br />

www.loserhuette.at; „Hotel Post“<br />

in Weißenbach am Attersee, www.<br />

hotel post-attersee.at. Dazu diverse<br />

Campingplätze an den Bade seen,<br />

www.campingfuehrer.at.<br />

Dachsteingruppe<br />

Gebirge<br />

Totes<br />

Österreich<br />

Hauptstadt: Wien<br />

Fläche: 83 879 km 2<br />

Gründung: 976 als Ostarrichi<br />

Währung: Euro<br />

Einwohnerzahl: 8 579 747<br />

Karte: MAIRDUMONT/Claudia Werel<br />

94 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


REISE-BOX<br />

hochgeniales Revier<br />

REISEZEIT: Weil die ganz hohen Berge und<br />

Pässe fehlen, ist die Motorradsaison im Salzkammergut<br />

vergleichsweise lang. Im Frühling und<br />

Herbst bezaubern blühende Wiesen respektive<br />

buntes Laub, im Sommer locken die Badeseen.<br />

SEHENSWERT: Oldtimermuseum in<br />

Alt müns ter, www.radmuseum.at; Museum<br />

Fahrzeug – Technik – Luftfahrt in Bad Ischl,<br />

www.fahrzeugmuseum.at; Motorradmuseum<br />

Vorchdorf, www.motorradmuseum-vorchdorf.at;<br />

Erstes euro päi sches Motorrad-Trial-Museum in<br />

Ohlsdorf, www.webermichl.at/museum; „Salzwelten“<br />

in Alt aussee, Hallein und Hallstatt, www.<br />

salzwelten.at; Cumberland Wildpark Grünau,<br />

www.wildparkgruenau.at; Rennstrecke Salzburgring,<br />

www.salzburg ring.com.<br />

LITERATUR UND KARTEN: Ausführlich<br />

informiert das Reisehandbuch „Salzburg & Salzkammergut“<br />

aus dem Michael Müller Verlag für<br />

16,90 Euro. Als Straßenkarte erste, wenngleich<br />

nicht besonders robuste Wahl ist „Die Freizeitkarte<br />

Salzburger Land, Salzkammergut“ im Maßstab<br />

1 : 120 000 von Marco Polo für 7,99 Euro.<br />

ADRESSEN:<br />

www.austria.info/de<br />

www.salzkammergut.at<br />

www.dachstein-salzkammergut.com<br />

Reisedauer: 3 Tage<br />

Gefahrene Strecke: 750 Kilometer<br />

Südlich der Wolken<br />

Müsste man sich auf einer Reise nach China für eine<br />

der zahlreichen Provinzen entscheiden, so empfiehlt der<br />

Reiseführer Lonely Planet nachdrücklich die Provinz Yunnan.<br />

Ihr Name bedeutet „südlich der Wolken“. Die landschaftliche<br />

Schönheit, die vielfältige Natur und die abwechslungsreichen<br />

Panoramastraßen haben nicht nur die Autoren des Reiseführers<br />

überzeugt, sondern auch das <strong>MOTORRAD</strong> action team. Das<br />

Spektrum der Natur reicht von subtropischer Vegetation bei<br />

Dali und Lijiang bis zu<br />

kargen Himalaya-Regionen,<br />

wo mondähnliche<br />

Gebirgszüge und<br />

abgrundtiefe Schluchten<br />

dominieren. Auf<br />

dieser spannenden<br />

Reise an den Grenzen<br />

zu Myanmar, Laos und<br />

Eindrucksvolle Tempel im<br />

entlegensten Winkel Chinas<br />

TERMINE<br />

Chinas Süden 08.05.–21.05.2<strong>01</strong>6 2980 Euro<br />

16.10.–29.10.2<strong>01</strong>6 2980 Euro<br />

Geheimnisvolle Insel<br />

Madagaskar lockt mit dem Klang des Unbekannten, des<br />

Aben teuers. Seit 110 Millionen Jahren liegt die Insel im Indischen<br />

Ozean – entstanden, als Afrika und Asien auseinanderdrifteten.<br />

Den Besucher erwartet eine Motorradreise durch<br />

eine exotische, für viele unbekannte Insel. Über achtzig Prozent<br />

der artenreichen<br />

Tierwelt lebt nur<br />

hier. Dürre Wüsten<br />

und karge Savannen<br />

wechseln sich<br />

innerhalb weniger<br />

Kilometer ab mit tropischen<br />

Reisterrassen<br />

Fantastische Straßen und wenig<br />

Verkehr sorgen für Fahrspaß pur<br />

TERMINE<br />

<strong>MOTORRAD</strong> action team, 7<strong>01</strong>62 Stuttgart,<br />

Telefon 0711/182-1977, Fax -2<strong>01</strong>7,<br />

E-Mail: info@actionteam.de, Internet: www.actionteam.de<br />

reisen<br />

Foto: Daniel Lengwenus<br />

und Regenwäldern.<br />

Auch die weißen<br />

Palmenstrände sind<br />

nicht zu verachten.<br />

Madagaskar 20.05.–07.06.2<strong>01</strong>6 3250 Euro<br />

16.09.–04.10.2<strong>01</strong>6 3250 Euro<br />

Foto: Hendrik Heyne<br />

Vietnam werden entrückte<br />

Kulturen und<br />

einzigartige Landschaften<br />

entdeckt.<br />

trainings enduro events<br />

www.motorradonline.de LEBEN 95


Leben Youtube-Rollercrasher vor Gericht<br />

JAGDSZENEN AUS<br />

GUMMERSBACH<br />

Peter Meier* rollt auf seiner Suzuki<br />

Bandit 1250 durch Bergneustadt,<br />

ein Städtchen im Bergischen<br />

Land. Seine links vom Helm befestigte<br />

GoPro-Kamera läuft, wie meistens,<br />

wenn der Kölner Programmierer auf Tour<br />

ist. Direkt vor ihm setzt ein schwarzer<br />

VW Touran zum Überholen eines Motorrollers<br />

an. Sein Fahrer schert ohne zu<br />

blinken nach links aus, beschleunigt,<br />

bremst gleich wieder und zieht abrupt<br />

nach rechts. Mit dem Heck bügelt er den<br />

50er von der Straße – und fährt weiter,<br />

als ob nix gewesen wäre.<br />

Der Rollerfahrer liegt auf dem Asphalt,<br />

krümmt sich vor Schmerz. Dann rappelt<br />

er sich auf, taumelt zum Bürgersteig. Peter<br />

Meier stoppt seine Suzuki. Sein Beifahrer<br />

springt ab, läuft zu dem Verletzten. Nur<br />

Sekundenbruchteile später hat Meier die<br />

Situation erfasst und startet zur Verfolgung<br />

des fliehenden Autofahrers.<br />

Er sieht den Van links abbiegen und<br />

verschwinden, gibt Gas und düst die Straße<br />

entlang. In einer Wohnsiedlung hat er<br />

den Touran wieder direkt vor sich. Meier<br />

bleibt dran. Er hupt. Immer wieder. Nach<br />

einer Weile stoppt der VW auf einem Parkplatz.<br />

Der Fahrer steigt aus und kommt<br />

auf Meier zu – alles jederzeit und für jeden<br />

in HD-Qualität auf Youtube zu sehen.<br />

*Name von der Redaktion geändert<br />

Während die beiden auf dem Parkplatz<br />

stehen, nimmt die Handlung so richtig<br />

Fahrt auf: „Ich hab gesehen, wie du den gerammt<br />

hast“, ruft Meier (im Video mit künstlich<br />

verzerrter Stimme, aber klar verständlich).<br />

Und: „Du kannst doch nicht einfach<br />

abhauen von einem<br />

Unfall!“ Der Autofahrer<br />

wirkt aufgewühlt.<br />

Er erwidert,<br />

der Rollerfahrer<br />

habe ihn provoziert.<br />

„Deswegen darfst<br />

du ihn aber trotzdem<br />

nicht umfahren“,<br />

sagt Meier.<br />

Dann ruft er die<br />

Polizei. Es ist Donnerstag,<br />

der 4. Juni<br />

2<strong>01</strong>5, 17.35 Uhr.<br />

Die Speicherkarte aus seiner Helmkamera<br />

übergibt Peter Meier anschließend<br />

der Polizei. Seinen Film stellt er später ins<br />

Netz. Das macht er oft, wenn er Videomaterial<br />

von seinen Touren mit nach Hause<br />

bringt. Doch keiner seiner Clips wurde<br />

so oft geklickt wie das Unfall-Video aus<br />

Bergneustadt. Rund zwei Millionen Youtube-Nutzer<br />

haben sich den 2:45-Minuten-<br />

Streifen von „Big Whoop“, Meiers Youtube-<br />

Alias, bislang angeschaut.<br />

Das Amtsgericht Gummersbach<br />

Ein gutes halbes Jahr später, am 18.<br />

November, ist der Film Beweismittel in<br />

einem Gerichtsprozess. Necat K., der 46<br />

Jahre alte Fahrer des VW Touran, sitzt auf<br />

der Anklagebank des Amtsgerichts Gummersbach.<br />

Er ist nicht vorbestraft, hat<br />

nicht einmal Punkte<br />

in Flensburg. Im<br />

Sitzungssaal 1<strong>01</strong><br />

trägt der Mann ein<br />

kariertes Hemd<br />

zum grauen Sakko<br />

– und versucht,<br />

den Unfallhergang<br />

zu erklären: „Der<br />

Rollerfahrer hat<br />

mir den Finger<br />

gezeigt und mich<br />

beschimpft, weil<br />

ich kurz am Fahrbahnrand<br />

angehalten hatte“, sagt er.<br />

Aber natürlich habe ihn diese Provokation<br />

nicht dazu veranlasst, Jagd auf ihn zu<br />

machen. Dass er den Roller später beim<br />

Überholen touchiert hat, will er gar nicht<br />

bemerkt haben. Auch dass Peter Meier<br />

mit dem Motorrad hinter ihm herfuhr,<br />

sei ihm völlig entgangen. „Aber der hat<br />

doch gehupt wie ein Verrückter“, merkt<br />

die Richterin an. „Ich war nicht so ganz<br />

bei mir“, antwortet der Beschuldigte. Sein<br />

Der Touran hat aufgeholt, ist zum<br />

Überholen ausgeschert – und<br />

bremst plötztlich ab (Bremslichter)<br />

Dann zieht der Wagen nach rechts, schneidet und<br />

erwischt den Rollerfahrer mit dem Heck, sodass<br />

der Mann hinter dem Auto auf die Straße kippt<br />

Roller und Fahrer schlittern über den<br />

Asphalt. Der Autofahrer gibt sofort wieder<br />

Gas (kein Bremslicht), fährt einfach weiter<br />

96 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


Millionen Menschen haben das Video auf Youtube<br />

gesehen: Ein Autofahrer rammt einen Roller,<br />

macht sich aus dem Staub – ein Motorradfahrer<br />

mit Helmkamera nimmt die Verfolgung auf, stellt<br />

den Autofahrer auf einem Parkplatz zur Rede.<br />

Jetzt kam der Fall in Gummersbach vor Gericht.<br />

Von Tobias Appelt; Fotos: Appelt, Youtube, Archiv<br />

Anwalt führt an, sein Mandant sei schon<br />

länger in psychiatrischer Behandlung und<br />

nehme Medikamente.<br />

Der Rollerfahrer, 36 Jahre alt, Lederjacke,<br />

Baseball-Cap, weist vor Gericht die<br />

Vorwürfe des Angeklagten zurück. Den<br />

Mittelfinger habe er nicht gezeigt, auch<br />

„Arschloch“ will er nicht gerufen haben.<br />

Der Touran sei ihm erst aufgefallen, als er<br />

von hinten angerauscht kam. Und dann<br />

habe es auch schon geknallt. Die Folge:<br />

Schlüsselbeinbruch, Schulter kaputt,<br />

Prellungen, Schürfwunden, Schock. „Höllische<br />

Schmerzen“ habe er gehabt, sagt er.<br />

Noch immer könne er seine Schulter nicht<br />

ohne Probleme bewegen.<br />

Für Peter Meier, der als Zeuge vors<br />

Gericht tritt, ist die Sache eindeutig: „Das<br />

war kein Unfall. Der wollte den rammen.<br />

Das sah für mich klar nach Absicht aus.“<br />

Seine vor Ort getroffene Entscheidung,<br />

den Autofahrer zu verfolgen, sei „instinktiv“<br />

gewesen. „Ich wusste ja nicht, ob sich<br />

jemand das Autokennzeichen gemerkt<br />

hat.“ Für das couragierte Verhalten gibt<br />

es Lob von der Richterin: „Das finde ich<br />

sehr vorbildlich.“<br />

Später fällt das Urteil gegen Necat K.<br />

Die Richterin spricht von einer fahrlässigen<br />

Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässiger<br />

Körperverletzung und unerlaubtem<br />

Entfernen von einem Unfallort. Necat K.<br />

wird zu einer Geldbuße von1800 Euro<br />

verurteilt, zusätzlich wird ihm 15 Monate<br />

lang sein Führerschein entzogen (eine zivilrechtliche<br />

Klage auf Schadenersatz und<br />

Schmerzensgeld wird noch folgen). Das ist<br />

zwar insgesamt eine härtere Strafe, als die<br />

Staatsanwaltschaft zuvor gefordert hatte.<br />

Dennoch kann Peter Meier es nicht fassen:<br />

„Das Gerichtsurteil ist enttäuschend“, sagt<br />

er später. „Dem Rollerfahrer hätte schließlich<br />

sonst was passieren können.“<br />

Das Videomaterial aus Bergneustadt<br />

erinnert an einen Fall aus den USA: Auf einem<br />

texanischen Highway hatte im Oktober<br />

ein 68 Jahre alter Mann einen an ihm<br />

vorbeiziehenden Motorradfahrer gerammt<br />

(<strong>MOTORRAD</strong> 24/2<strong>01</strong>5). Auch dieser Vorfall<br />

wurde von einem hinterherfahrenden<br />

Biker mit einer Actioncam gefilmt und landete<br />

im Netz (www.motorradonline.de/<br />

texasunfall). Der gerammte Motorradfahrer<br />

(38) hat sich bei dem Unfall leicht<br />

verletzt, seine Sozia schwer. Der Autofahrer<br />

war sich nach dem Crash keiner Schuld<br />

bewusst: „Ist mir egal“, sagte er immer<br />

wieder. „Hier ist eine doppelt durchgezogene<br />

Linie.“ Die Polizei griff hart durch.<br />

Der Autofahrer wurde verhaftet und sitzt<br />

seither. Beschuldigt wird er des zweifachen<br />

versuchten Totschlags.<br />

www.motorradonline.de/rollercrasher<br />

Kommentar <br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Redakteur<br />

Michael Schümann<br />

(49) über das<br />

milde erscheinende<br />

Gerichtsurteil aus<br />

Gummersbach<br />

Führerscheinentzug für 15 Monate und<br />

1800 Euro Geldstrafe – auf den ersten<br />

Blick wenig für jemanden, der einen Zweiradfahrer<br />

wohl nicht aus Versehen umgefahren<br />

hat. Sondern mit Absicht – wer<br />

den Youtube-Film ganz gesehen hat,<br />

muss das glauben. (Fürs Gericht war das<br />

irrelevant. Grund ist ein Schachzug der<br />

Staatsanwaltschaft, der hier nicht zur Debatte<br />

steht.)<br />

Wahrscheinlich aber, und das weiß die<br />

Richterin, wird der Verurteilte sehr viel länger<br />

zu Fuß gehen als die 15 Monate, für<br />

die sie ihm seine Fahrerlaubnis entzogen<br />

hat. Denn nach einem Entzug bekommt<br />

er seinen Führerschein keineswegs automatisch<br />

wieder, wie das etwa nach einem<br />

Fahrverbot, das für maximal drei Monate<br />

möglich ist, der Fall wäre. Er muss den<br />

Führerschein neu beantragen, und die zuständige<br />

Führerscheinstelle kann dann<br />

Auflagen erteilen. Die wahrscheinlichste<br />

ist die Medizinisch-Psychologische Untersuchung<br />

(MPU), gern auch „Idiotentest“<br />

genannt. Sie ist schwierig, langwierig, teuer<br />

und erscheint im Fall von Necat K. mehr<br />

als angebracht. Der Mann wird wohl sehr,<br />

sehr lang nicht mehr Auto fah ren. Und das<br />

wäre für uns alle gut.<br />

Knapp eine Minute später: Auf einem<br />

Parkplatz hat der filmende Suzukifahrer<br />

Peter Meier den Rollercrasher gestellt<br />

Der auf Deutsch geführte (im Video mit englischen<br />

Untertiteln eingeblendete) Dialog lässt<br />

kaum einen Zweifel zu: Der Crash war kein Unfall<br />

Necat K.: „Hast du gesehen, wie er<br />

mir den Finger gezeigt hat?“ Peter<br />

Meier ruft per Handy die Polizei<br />

www.motorradonline.de LEBEN 97


Großer <strong>MOTORRAD</strong>-Jahresrückblick<br />

Das Jahr klingt eher Moll als Dur aus.<br />

Bedrückendes lag oft näher als Beglückendes.<br />

Und dennoch gab es diese einzigartigen<br />

Momente, die großen Erlebnisse<br />

und Ereignisse, die uns bewegten: Wir<br />

lassen die zwölf Monate noch einmal im<br />

Schnelldurchlauf passieren.<br />

DAS WAR<br />

2<strong>01</strong>5Von Brigitte Haschek<br />

98 LEBEN 1/2<strong>01</strong>6


Elefantentreffen<br />

Matsch Fun: Bei der<br />

größten Motorrad-<br />

Winterveranstaltung<br />

gibt es keine<br />

Spaßbremse<br />

Electra Glide<br />

Happy Birthday,<br />

altes Schlachtross!<br />

Harley-Davidsons<br />

Topmodell ist 50<br />

Jahre jung<br />

Fotos: Thaut Images - fotolia, Harley-Davidson, dpa, Mike Schümann<br />

Januar<br />

Aus Freude am Kraftfahren: Die magische 200-PS-Grenze ist<br />

gefallen – Protagonisten sind Aprilia RSV4 RR, BMW S 1000 RR,<br />

Ducati 1299 Panigale, Kawasaki Ninja H2 und Yamaha YZF-R1.<br />

Ken Roczen startet beim ersten Lauf zur Supercross-WM<br />

in Anaheim/USA wieder für Suzuki, wo er seine Karriere begann.<br />

Die letzten vier Jahre war er bei KTM unter Vertrag.<br />

Zieht euch warm an: 59. Elefantentreffen des BVDM in Solla/<br />

Loh mit neuem Konzept. Trotz eisiger Kälte kamen fast 3600<br />

Winterbiker in den Bayerischen Wald.<br />

Harley-Konkurrent Polaris, dem unter anderem die Motorradmarken<br />

Victory und Indian gehören, übernimmt E-Bike-Hersteller<br />

Brammo.<br />

Der frühere Grand Prix-Rennfahrer und Ex-MZ-Geschäftsführer<br />

Martin Wimmer veröffentlicht mit dem Buch „Der Fall MZ“ einen<br />

verbalen Amoklauf.<br />

Am 1. Januar tritt in Deutschland ein flächendeckender allgemeiner<br />

gesetzlicher Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro brutto je<br />

Arbeitsstunde in Kraft.<br />

Am 7. Januar werden<br />

bei einem Anschlag auf die<br />

französische Satirezeitschrift<br />

„Charlie Hebdo“ in Paris<br />

zwölf Menschen getötet.<br />

Der CDU-Politiker und Alt-<br />

Bundespräsident Richard<br />

von Weizsäcker stirbt am<br />

31. Januar im Alter von 95 Jahren.<br />

Am selben Tag wird auch<br />

der Tod von Fußball-Legende<br />

Udo Lattek bekannt. Er wurde 80 Jahre alt.<br />

Der Spanier Marc Coma siegt zum fünften Mal bei der 37. Ausgabe<br />

der Rallye Dakar dank Erfahrung, einer zuverlässigen KTM<br />

und weniger Pech als die anderen.<br />

Horex hat am 29. Januar einen Investor gefunden, der das insolvente<br />

Augsburger Unternehmen kauft: Karsten Jerschke (35),<br />

Gründer und Chef der Landsberger 3C-Carbon Group AG, hat die<br />

Marke quasi in letzter Sekunde übernommen.<br />

Februar<br />

Bei ersten Vorsaison-Testfahrten für die Superbike-WM im spanischen<br />

Jerez de la Frontera legt der Ducati-Werksfahrer Davide<br />

Giugliano auf der Panigale 1199 R eine Bestzeit von 1.39,332<br />

Minuten vor und unterbietet damit den offiziellen Rundenrekord<br />

von 1.41,691 Minuten.<br />

Ein Harley-Fahrer klagt gegen den rheinland-pfälzischen<br />

Landesbetrieb Mobilität wegen des glatten Fahrbahnbelags auf<br />

der L 329. Er war dort verunglückt<br />

wie drei weitere Motorradfahrer genau<br />

am selben Tag.<br />

Das Flaggschiff von Harley-Davidson,<br />

die Electra Glide, feiert 50-jähriges<br />

Jubiläum. Ihre Vorgänger hießen 1949<br />

Hydra Glide mit Telegabel und 1958 Duo<br />

Glide mit Federbeinen statt Starrrahmen.<br />

Ab 1965 hat sie einen E-Starter, und so<br />

kam die Electra Glide zu ihrem Namen.<br />

Die Zweirad-Messe „Motorräder<br />

Dortmund“ feiert das 30-jährige Jubiläum.<br />

Steuerhinterziehungsvorwürfe<br />

gegen Valentino Rossi: Der neunfache Ruhrpott-Institution<br />

Weltmeister soll zwischen 2003 und<br />

2007 um die 21 Millionen Euro auf zwei Konten der HSBC-Bank<br />

in der Schweiz gehabt haben. Rossi lässt über seine Anwälte<br />

mitteilen, seine Steuervergehen seien mit Nachzahlung von<br />

35 Millionen Euro 2007 an Italiens Finanzbehörden<br />

abgegolten.<br />

Die niedersächsische Stadt<br />

Bramsche sperrt einen fünf Kilometer<br />

langen Streckenabschnitt der L 87 für<br />

Motorräder. Begründet wird dies mit<br />

einer Unfallhäufung auf der Strecke.<br />

MotoGP-Supermann Marc Márquez<br />

fährt mit 1.58,867 Minuten Bestzeit<br />

bei den ersten MotoGP-Tests im<br />

malaysischen Sepang.<br />

www.motorradonline.de LEBEN 99


DAS WAR<br />

2<strong>01</strong>5<br />

Warren Buffett<br />

Überraschungs-<br />

Coup: Die US-Inves<br />

torenlegende<br />

übernimmt die Zubehör-Kette<br />

Louis<br />

Yonny Hernández<br />

Feuer unterm Dach:<br />

Beim GP in Argentinien<br />

geht die Ducati<br />

des Kolumbianers<br />

in Flammen auf<br />

März<br />

US-Tycoon Warren Buffett kauft Detlev Louis: Der deutsche<br />

Zubehör-Marktführer wechselt gut zwei Jahre nach dem Tod des<br />

Firmengründers für rund 400 Millionen Euro den Besitzer.<br />

Happy Birthday, Yamaha Vmax: Die japanische Drag Bike-<br />

Pionierin feiert 30. Geburtstag.<br />

Beim Superbike-WM-Auftakt im australischen Phillip Island<br />

liegen die drei Engländer Jonathan Rea, Leon Haslam und Chaz<br />

Davies in beiden Läufen an der Spitze und sorgen dafür, dass es auf<br />

dem Siegerpodest rein britisch bleibt.<br />

Am 20. März verdunkelt eine totale Sonnenfinsternis den<br />

Nordatlantik. Eine partielle Sonnenfinsternis ist in ganz Europa zu<br />

beobachten.<br />

Die Russen Nikolai Krasnikow, Dmitri Khomitsevich und Daniil<br />

Ivanov holen den Sieg beim Finale der Eisspeedway-Team-WM<br />

in Berlin.<br />

Bei einem vorsätzlich herbeigeführten<br />

Absturz eines Germanwings-Airbus<br />

A 320 sterben im<br />

Massif des Trois-Évêchés in den französischen<br />

Seealpen am 24. März alle<br />

150 Menschen an Bord.<br />

Riesenrückruf bei BMW: Weil<br />

der Radträger der Einarmschwinge<br />

brechen kann, beordern die Münchner<br />

weltweit 367 000 Motorräder<br />

der K- und R-Baureihen zum Tausch<br />

des Teils in die Werkstätten. In<br />

Deutschland sind 81 000 Maschinen<br />

betroffen, bei denen sich aufgrund<br />

BMW-Rückruf<br />

des Produktionsmangels das Hinterrad<br />

lösen kann.<br />

Die NASA-Raumsonde Dawn, die Ende September 2007<br />

gestartet war, erreicht den Zwergplaneten Ceres.<br />

Der Film- und Fernsehregisseur Helmut Dietl stirbt am 30.<br />

März im Alter von 70 Jahren. Unvergessen sind seine satirischen<br />

Sittenbilder aus Münchens besseren Kreisen, die er in den<br />

Serien „Kir Royal“ und „Monaco Franze“ inszenierte.<br />

April<br />

Ingenieur und Rennsport-Fan Erik Buell wieder vor dem Aus:<br />

Trotz einer Beteiligung des indischen Industrie-Giganten Hero ist<br />

der US-Hersteller EBR insolvent.<br />

Der chinesische Chemie-Riese Chem China kauft 26,2 Prozent<br />

der Pirelli-Aktien. Seit 2<strong>01</strong>3 produziert Pirelli Motorradreifen für<br />

Europa auch in China.<br />

Der deutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger Günter Grass<br />

stirbt am 13. April im Alter von 88 Jahren. Einen Tag später stirbt der<br />

72-jährige Fernsehjournalist und ehemalige ARD-Auslandskorrespondent<br />

Klaus Bednarz.<br />

Mehr als 800 Menschen kommen am 19. April ums Leben, als<br />

im Mittelmeer ein völlig überladenes Flüchtlingsboot auf dem<br />

Weg von Libyen nach Italien kentert.<br />

Erstes Superbike-WM-Rennen auf der hochmodernen neuen<br />

Strecke im thailändischen Buriram: Wie schon auf Phillip Island<br />

dominieren die Briten, doch den Sieg fährt zum Jubel seiner Landsleute<br />

der Lokalmatador Ratthapark Wilairot ein.<br />

Am 25. April bebt die Erde im Himalaja. Das Epizentrum liegt<br />

rund 80 Kilometer von der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu<br />

entfernt. Von dem Erdbeben mit der Stärke 7,8 und zahlreichen<br />

Nachbeben sind in Nepal und ebenfalls in Nordindien, Tibet, China,<br />

Pakistan sowie Bangladesch rund acht Millionen Menschen betroffen.<br />

Etwa 8800 Einwohner Nepals sterben.<br />

Beim Grand Prix im argentinischen Termas de Río Hondo<br />

sorgt Yonny Hernández mit seiner brennenden Ducati für spektakuläre<br />

Szenen. Noch heißer war das Duell um den Sieg, in dem<br />

Marc Márquez zu Boden ging und Valentino Rossi triumphierte.<br />

Mia san mia:<br />

Der FC Bayern München<br />

steht bereits<br />

vorzeitig als deutscher<br />

Fußballmeister<br />

der Spielsaison<br />

2<strong>01</strong>4/2<strong>01</strong>5 fest und<br />

erreicht damit seinen<br />

25. Meistertitel. Da<br />

feiern die Bayern. FC Bayern München<br />

100 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


Honda Africa Twin<br />

Erwischt: die Neuauflage<br />

der legendären<br />

Reiseenduro<br />

im Tarnanzug auf<br />

Erprobungsfahrt<br />

Fotos: Archiv, Belker, BMW, bmh-images, dpa (2), Horex, jkuenstle.de, AJRN Sports Photography, Reuters<br />

Mai<br />

Die Motorradrennfahrer-Legende Geoffrey<br />

Ernest „Geoff“ Duke stirbt am 1. Mai im<br />

Alter von 92 Jahren. Er war der erste Nachkriegs-Superstar<br />

der Rennszene und sechsfacher<br />

Weltmeister in der Motorrad-Straßen-<br />

WM. Duke gewann zudem fünfmal die<br />

Tourist Trophy auf der Isle of Man.<br />

BMW investiert rund 100 Millionen<br />

Euro in den Ausbau seines Motorradwerks<br />

in Berlin-Spandau. Ziel ist es, das Produktionsvolumen<br />

mittelfristig zu verdoppeln.<br />

Geoffrey Duke<br />

Die 45 Jahre alte Berliner Fabrik hat mit einer Jahresproduktion<br />

von 125 000 Motorrädern ihre Kapazitätsgrenze erreicht.<br />

Beim Grand<br />

Prix im spanischen<br />

Jerez de<br />

la Frontera bezwingt<br />

der deutsche<br />

Moto2-Pilot<br />

Jonas Folger<br />

den spanischen<br />

Weltmeister<br />

Tito Rabat nach<br />

der neunten<br />

BMW-Motorradwerk Berlin<br />

Runde und fährt<br />

zum Sieg.<br />

Der spanische Motorradhersteller GasGas mit Firmensitz in<br />

Katalonien meldet Insolvenz an.<br />

Zum Auftakt der Superbike-IDM am Lausitzring fährt Markus<br />

Reiterberger die BMW gleich zweimal zum Sieg, Max Neukirchner<br />

wird auf Yamaha zweimal Zweiter. Die Zeiten der Ducati-Überlegenheit<br />

in der IDM Superbike scheinen vorbei.<br />

Wiedergeburt der legendären Weltenbummler-Queen:<br />

<strong>MOTORRAD</strong> erwischt Erlkönige der Honda Africa Twin auf Erprobungsfahrt<br />

in Deutschland.<br />

Der indische Hersteller Enfield kauft den britischen Rahmen-<br />

Spezialisten Harris.<br />

Wheels & Waves<br />

Männer, Mädels<br />

und Maschinen: Das<br />

Festival ist Ausdruck<br />

einer neuen<br />

Motorradkultur<br />

Juni<br />

Auferstanden aus Ruinen: <strong>MOTORRAD</strong> zeigt exklusiv erste Zeichnungen<br />

der neuen Horex VR6 Classic mit deutlich klarerem und<br />

kraftvollerem Design.<br />

Der Grand Prix im<br />

italie nischen Mugello wird<br />

(fast) zum Heimspiel: Ducati<br />

mit Werksmaschinen in bestechender<br />

Form, Valentino<br />

Rossi reist als WM-Leader<br />

an und feiert mit Andrea<br />

Jannone als Nationalhelden<br />

auf dem Podest. Doch<br />

der Spanier Jorge Lorenzo<br />

jubelt auf Platz eins.<br />

Es war nicht nur die<br />

Rolle seines Lebens, er war<br />

Winnetou: Im Alter von 86 Jahren stirbt am 6. Juni der französische<br />

Schauspieler Pierre Brice. Nur zwei Tage später folgt ihm eine<br />

weitere Ikone der Unterhaltungsbranche in die ewigen Jagdgründe:<br />

„Happy Sound“-Erfinder und Big-Band-Leader James Last,<br />

ebenfalls 86 Jahre alt.<br />

Das Wheels & Waves-Festival<br />

lockt gut 10 000 Biker aus ganz Europa<br />

nach Biarritz an der südfranzösischen<br />

Atlantikküste. Das Happening rund<br />

um Bikes und Boards steht für authentisches<br />

Old-School-Motorradfeeling,<br />

das auch surfenden Youngstern<br />

viel Laune macht.<br />

Der französische Kawasaki-Fahrer<br />

Franck Petricola stirbt beim ersten<br />

Training bei der Tourist Trophy auf<br />

der Isle of Man. Das älteste noch existierende<br />

und berühmteste Motorradrennen<br />

der Welt kostete seit seinem<br />

Pierre Brice<br />

Horex VR6 Classic<br />

Beginn im Jahr 1911 insgesamt 243<br />

Menschen das Leben.<br />

www.motorradonline.de LEBEN 1<strong>01</strong>


DAS WAR<br />

2<strong>01</strong>5<br />

Fotos:<br />

Valentino Rossi<br />

Coole Nummer:<br />

Der Italiener nimmt<br />

ungewollt die<br />

Abkürzung durchs<br />

Kiesbett zum Sieg<br />

dpa (2), Dorna Sports SL, Hessennews.tv<br />

Juli<br />

Beim spanischen Offroad-Hersteller GasGas wird das reguläre<br />

Insolvenzverfahren eingeleitet. Die Firma soll rund 40 Millionen<br />

Euro Verbindlichkeiten haben.<br />

EBR, die Sportmotorradmarke von Erik Buell, wird versteigert.<br />

Später platzt der Verkauf der Buell-Produktionslinie an den US-<br />

Industriellen Bruce Belfer jedoch überraschend wegen Unklarheiten<br />

bei der Finanzierung.<br />

BMW kündigt für die R 1200 GS-Modelle und die S 1000 XR ein<br />

von Conti geliefertes Kurven-ABS an. Es ist mit einem ebenfalls<br />

neuen dynamischen Bremslicht gekoppelt, das nachfolgende Fahrer<br />

bei starken Bremsungen aus mehr als 50 km/h durch schnelles<br />

Aufblitzen warnt.<br />

Die nordrhein-westfälische Polizei geht im Sauerland, Siegerland<br />

und in der Eifel mit einem Großaufgebot von 250 Beamten,<br />

50 Tempomessgeräten und Video-Motorrädern gegen zu schnell<br />

fahrende Biker vor.<br />

Valentino Rossis Husarenstück beim Finale des Grand Prix<br />

im niederländischen Assen versetzt die Zuschauer in atemloses<br />

Staunen: In der letzten Schikane von Márquez attackiert, muss der<br />

Italiener ins Kiesbett ausweichen, um nicht gemeinsam mit seinem<br />

Rivalen zu stürzen. Rossi bleibt aber vorn und siegt.<br />

Der Song „I never promised you a rose<br />

garden“ machte Lynn Anderson weltberühmt.<br />

Am 30. Juli stirbt die amerikanische<br />

Country-Sängerin im Alter von 67 Jahren.<br />

Rückruf für KTM 1290 Super Duke R,<br />

weil der Tank undicht werden kann. 1300<br />

Exemplare des Modelljahrs 2<strong>01</strong>4 müssen<br />

zur Kontrolle in die Werkstatt.<br />

Grand Prix-Promoter Dorna, die<br />

Lynn Anderson<br />

beteiligten Motorradhersteller und die<br />

MotoGP-Teams einigen sich auf Änderungen<br />

am zuletzt sehr unübersichtlich<br />

gewordenen Reglement der Straßenmotorrad-WM.<br />

Am 24. Juli fliegt die türkische Armee erstmals Luftangriffe<br />

gegen Stellungen des IS. Sie greift jedoch auch Stellungen der<br />

kurdischen Arbeiterpartei PKK an.<br />

KTM 1190-Unfall<br />

Bedauerlicher Einzelfall<br />

oder fährt<br />

das Risiko bei Beladung<br />

immer mit?<br />

Das KBA ermittelt<br />

August<br />

Honda startet den größten Rückruf seiner Motorradgeschichte:<br />

Weltweit müssen 312 603 Maschinen zur Kontrolle in die Werkstatt,<br />

weil ein fehlerhaftes Relais die Zündung unterbrechen<br />

und damit den Motor während der Fahrt absterben lassen kann.<br />

In Deutschland sind hauptsächlich Motorräder der kleineren und<br />

mittleren Hubraumklassen betroffen.<br />

Kawasaki feiert sein 40-jähriges Firmenjubiläum in<br />

Deutschland mit den Marken-Days beim Schottenring Grand Prix.<br />

Am 12. August kommt es bei einer Explosionskatastrophe in<br />

der nordostchinesischen Hafen-Metropole Tianjin zu schweren<br />

Zerstörungen. Mehr als 170 Menschen sterben dabei, knapp 800<br />

werden schwer verletzt.<br />

Teile aus der Insolvenzmasse des US-Herstellers EBR, der Sportmotorradmarke<br />

von Erik Buell, werden für 2,8 Millionen US-<br />

Dollar an den indischen Hero-Konzern verkauft. Dabei handelt es<br />

sich um Produktionsmittel und Pläne. Hero hielt 49,2 Prozent der<br />

EBR-Anteile.<br />

Der deutsche Jazz-Musiker und Big-Band-Leader Max Greger<br />

stirbt am 15. August im Alter von 89 Jahren. Vier Tage später tritt<br />

mit Egon Bahr einer der maßgeblichen Akteure der von Kanzler<br />

Willy Brandt eingeleiteten neuen deutschen Ostpolitik von der<br />

großen Lebensbühne. Bahr wurde 93 Jahre alt.<br />

Ein KTM 1190 Adventure R-Fahrer gerät auf der A 7 ins<br />

Pendeln und stürzt. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) schaltet<br />

sich in die Aufklärung des Falls ein. <strong>MOTORRAD</strong> hatte mehrfach<br />

gewarnt, dass sich die KTM bei höherem Tempo aufschaukeln.<br />

Am 27. August wird nahe der österreichischen Gemeinde<br />

Parndorf ein Lkw mit 71 toten Flüchtlingen<br />

entdeckt. Die Menschen waren<br />

im Laderaum erstickt.<br />

Das Acht-Stunden-Rennen in<br />

Suzuka gerät zu einer spannenden<br />

Leistungsschau der japanischen Motorradindus<br />

trie. Nach dem Trainingssturz<br />

von Yamaha-Pilot Pol Espargaró gab<br />

es noch Zweifel, doch am Ende siegt<br />

das Werksteam souverän.<br />

Flüchtlingstragödie<br />

102 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


DAS POWER-ANGEBOT<br />

6 Ausgaben <strong>MOTORRAD</strong><br />

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6 x <strong>MOTORRAD</strong><br />

Das Geschenk als Dankeschön<br />

1 zusätzliche Ausgabe<br />

GRATIS bei Bankeinzug<br />

Clubmitgliedschaft über 3 Monate mit vollem<br />

Zugriff auf das Club-Portal motorrad-helden.de.<br />

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7<strong>01</strong>38 Stuttgart<br />

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motorrad@dpv.de<br />

Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 7<strong>01</strong>62 Stuttgart.<br />

Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr.<br />

Volker Breid, Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung,<br />

Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher<br />

Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino<br />

Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg,<br />

als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

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bei den <strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN. Bei Bezahlung per Bankeinzug erhalte ich eine zusätzliche<br />

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Erhalt der 4. Ausgabe beim <strong>MOTORRAD</strong> Aboservice, 7<strong>01</strong>38 Stuttgart kündigen. Im Voraus<br />

gezahlte Beiträge erhalte ich zurück. Die Clubmitgliedschaft endet dann automatisch.<br />

Ansonsten bekomme ich <strong>MOTORRAD</strong> weiterhin für zzt. jährlich nur 95,90 € (A: 109,– €;<br />

CH: 192,– SFr., weitere Auslandspreise auf Anfrage) und bin weiterhin Mitglied im<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN-Club. Dieser Folgebezug ist jederzeit kündbar.<br />

MEINE PERSÖNLICHEN ANGABEN: (bitte unbedingt ausfüllen)<br />

Name, Vorname<br />

Straße, Nr.<br />

PLZ<br />

Geburtsdatum<br />

Ort<br />

1 9<br />

Telefon<br />

E-Mail<br />

Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profi tieren. Deshalb<br />

bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart und ihre zur Verlagsgruppe gehörenden<br />

Unternehmen Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG und Verlagsgesellschaft Stuttgart mit ihren Titeln<br />

künftig per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informiert. Dieses Einverständnis<br />

kann ich jederzeit per eMail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />

ICH BEZAHLE PER BANKEINZUG UND ERHALTE EINE GRATIS-AUSGABE:<br />

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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3,<br />

20355 Hamburg, Gläubiger-Identifi kationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />

von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die<br />

von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />

Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />

mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />

meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen.<br />

Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor<br />

Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />

Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />

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nutzen. Der Widerruf ist zu richten an:<br />

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Best.-Nr. 1423546<br />

Club powered by<br />

Club-Partner:<br />

Jeder Leser eines Abonnements von <strong>MOTORRAD</strong>, PS, <strong>MOTORRAD</strong> Classic oder FUEL und jeder Teilnehmer einer Reise oder eines Trainings des <strong>MOTORRAD</strong> action teams wird automatisch Mitglied im Club der<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN. Und mit dem individuellen Clubausweis öffnet sich die ganze Vorteilswelt von www.motorrad-helden.de und der Club-Partner.


DAS WAR<br />

2<strong>01</strong>5<br />

Glemseck 1<strong>01</strong><br />

Spaß haben bei<br />

Benzinduft in der<br />

Luft und spektakulären<br />

Sprints auf<br />

der Achtelmeile<br />

September<br />

Wie Phönix steigt Horex mit der VR6 Silver Edition aus der<br />

Asche: <strong>MOTORRAD</strong> präsentiert exklusiv den Neustart der Marke mit<br />

Hightech-Konzept.<br />

Chris Pfeiffer überrascht mit seinem Rücktritt. Der mehrfache<br />

Stuntriding-Weltmeister brachte den Freestyle erst nach Deutschland.<br />

Der 45-Jährige beendet seine Karriere, weil er sich nicht<br />

mehr fit genug fühlt für atemberaubende<br />

Motorrad-<br />

Akrobatik.<br />

Zigtausende Besucher<br />

aus aller Welt strömen zum<br />

wohl größten markenübergreifenden<br />

Motorradtreffen<br />

Glemseck 1<strong>01</strong> in Deutschland.<br />

Sie genießen und leben<br />

zum zehnten Mal die Begeisterung<br />

für individuelle<br />

Motorräder und die energiegeladene<br />

Atmosphäre der<br />

Kultveranstaltung.<br />

Bei der Wheelie-WM<br />

auf dem Elvington Airfield in<br />

Yorkshire schießt in diesem<br />

Chris Pfeiffer<br />

Jahr Gary Rothwell auf einer<br />

Suzuki Hayabusa Turbo den Vogel ab: Mit 318,46 km/h hielt er<br />

das Vorderrad einen Kilometer in der Luft.<br />

Am 20. September räumt die Volkswagen AG erstmals gezielte<br />

Manipulationen an den Abgastestwerten von Dieseln in den<br />

USA ein. Im Zuge der Affäre tritt Vorstandsvorsitzender Martin<br />

Winterkorn am 23. September zurück. Zwei Tage<br />

später wird der Porsche-Chef Matthias Müller<br />

sein Nachfolger.<br />

Die Online-Petition „Pro Durchschlängeln<br />

im Stau“ war mit 135 248 Stimmen<br />

der Befürworter erfolgreich. Jetzt liegt das<br />

Plädoyer für mehr Motorrad-Rechte im<br />

Bundesverkehrsministerium.<br />

Hein Gericke<br />

Der Zubehör-Multi<br />

steckt erneut in der<br />

Krise. Jetzt soll ein<br />

Restrukturierungsplan<br />

erstellt werden<br />

Oktober<br />

Sind Fahrstabilitätsdefizite der KTM 1190 Adventure R bei<br />

Beladung schuld an dem Unfall, der sich im August auf der A 7<br />

ereignete und bei dem der Fahrer lebensgefährlich verletzt wurde?<br />

Nein, sagt das Kraftfahrt-Bundesamt, das den Fall untersuchte.<br />

Dainese stellt seine erste Airbag-Jacke für die Straße vor, die<br />

ohne jegliche Anbauteile am Motorrad auskommt. Die Auslöse-<br />

Elektronik befindet sich im Rückenprotektor.<br />

Bei einem Busunfall im französischen Département Gironde<br />

sterben 43 Menschen. Der Bus war frontal mit einem Lkw kollidiert.<br />

Der Handelskette Hein Gericke droht erneut die Zahlungsunfähigkeit.<br />

Der chinesische Investor Paul Liao, der das Unternehmen<br />

Anfang 2<strong>01</strong>4 übernommen hatte, will die Firma jetzt gesundschrumpfen.<br />

Das Düsseldorfer Amtsgericht hat die Eröffnung eines<br />

Schutzschirmverfahrens nach der Insolvenzordnung genehmigt.<br />

BMW stellt den kleinen Einzylinder G 310 R vom Schlag der<br />

KTM 390 Duke vor. Das Einsteigermodell soll in Indien produziert<br />

werden und auf dem Weltmarkt Furore machen.<br />

Weil Triumph in den USA eine Rückrufaktion für die Street<br />

Triple zu spät startete, verhängt die amerikanische National Highway<br />

Traffic Safety Administration eine Strafe gegen den Hersteller<br />

in Höhe von 2,9 Millionen Dollar.<br />

Angesichts des VW-Abgasskandals führt <strong>MOTORRAD</strong> mit<br />

Suzuki GSX-S 1000 und BMW R 1200 R Abgasprüfungen nach<br />

Euro-3-Regularien durch. Die Ergebnisse sind überraschend gut.<br />

PS-Werbeverbot für KTM 1290 Super Duke: Deutsche Wettbewerbshüter<br />

verbieten dem Hersteller, für das Modell mit 180 PS<br />

Leistung zu werben. <strong>MOTORRAD</strong> deckte auf, dass Werkswerbung<br />

und Werksangabe (172 PS) nicht übereinstimmen.<br />

Unsportliches Vorgehen beim MotoGP<br />

im malaysischen Sepang zwischen<br />

Valentino Rossi und Marc Márquez wirft<br />

Schatten auf die gesamte Rennserie.<br />

Am 31. Oktober stürzt ein russisches<br />

Flugzeug über dem Sinai ab. Die 224<br />

Menschen an Bord werden Opfer einer<br />

Bombenexplosion.<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Abgastest<br />

104 LEBEN<br />

1/2<strong>01</strong>6


EICMA<br />

Nach dem Modellfeuerwerk<br />

des vergangenen<br />

Jahres<br />

stehen die Zeichen<br />

auf Kontinuität<br />

Fotos: Archiv, BillionPhotos.com-Fotolia, Custombike, Rainer Froberg, Hein Gericke, jkuenstle.de, Red Bull, Mike Schümann, VW, 2snap<br />

November<br />

MotoGP-Finale<br />

Altkanzler Helmut Schmidt stirbt am 10. November im Alter von<br />

96 Jahren. Der Hamburger SPD-Politiker war von 1974 bis 1982<br />

Bundeskanzler. Geistig und politisch aber blieb Schmidt auch mehr<br />

als 30 Jahre nach seinem Sturz als respektierter „Elder Statesman“<br />

präsent – oft mehr geachtet als geliebt.<br />

Abgekartetes Spiel: Beim Grand Prix-Finale in Valencia verhindern<br />

die beiden spanischen Honda-Werksfahrer Marc Márquez und<br />

Dani Pedrosa, dass Valentino<br />

Rossi Terrain gewinnt.<br />

Kriegsgewinnler ist<br />

Yamaha-Pilot Jorge<br />

Lorenzo – der Spanier<br />

holt den Weltmeister-Titel.<br />

Freitag, der 13.<br />

November ist ein rabenschwarzer<br />

Unglückstag:<br />

Der IS richtet in Paris<br />

mit gezielten Anschlägen<br />

ein Massaker an. Bei einer Geiselnahme im Bataclan-Theater,<br />

Schießereien in Bars und Restaurants sowie bei diversen Attentaten<br />

werden 130 Menschen ermordet und über 350 verletzt.<br />

Zwei Wochen später als gewöhnlich gibt sich die Branche das<br />

große Stelldichein auf der wichtigsten Motorradmesse EICMA<br />

in Mailand. Es gibt vor allem bei Ducati und Yamaha spannende<br />

neue Bikes wie XDiavel, 959 Panigale und MT-10.<br />

KTM-Rückruf wegen Feuergefahr: Die österreichische Marke<br />

beordert mehrere ihrer aktuellen Offroader in die Werkstätten.<br />

Wolfgang Niersbach tritt im Zuge des WM-Korruptionsskandals<br />

als Präsident des Deutschen Fußball-Bunds zurück.<br />

BMW stellt einen Supersportler mit Elektroantrieb auf Basis<br />

der S 1000 RR vor.<br />

Der spanische E-Bike-Hersteller Torrot kauft die insolvente<br />

Offroad-Marke GasGas. Deren Produktion soll im Februar 2<strong>01</strong>6<br />

wieder anlaufen.<br />

Weltweiter Gold Wing-Rückruf wegen möglicher Ablagerungen<br />

im Sekundärbremszylinder bei GL 1800: In Deutschland<br />

sind 5913 Stück des großen Honda-Sechszylinders betroffen.<br />

Custombike Show<br />

Der Szene-Treff hat<br />

sich inzwischen zur<br />

weltweit führenden<br />

Customizing-Messe<br />

gemausert<br />

Dezember<br />

Große Auszeichnung für FUEL: Das<br />

Motorrad-Lifestyle-Magazin gewinnt<br />

eine Goldmedaille bei den 6. International<br />

Creative Media Awards<br />

in der Kategorie „Magazines, Car &<br />

Transport“. Gratulation an das Team!<br />

Mehr als 800 Custombikes der<br />

verschiedensten Stilrichtungen stehen<br />

an den Ständen und in den Ausstellungsflächen<br />

der Custombike<br />

Shows in Bad Salzuflen.<br />

Am 2. Dezember stirbt Rennsportmechaniker-Legende<br />

Arturo<br />

Magni im Alter von 90 Jahren. Der Italiener begann<br />

seine Karriere als Chefmechaniker von Conte Domenico Agusta<br />

und wurde später Manager<br />

von MV Agustas Rennsportaktivitäten.<br />

Mag ni<br />

gründete 1977 eine eigene<br />

Firma und baute<br />

aus japanischen Vierzylindern,<br />

BMW Boxern<br />

und auch Moto<br />

Guzzis technische<br />

Meisterwerke.<br />

Arturo Magni<br />

Nach knapp<br />

15 Jahren im<br />

Markt bekommt<br />

die Yamaha FJR 1300 im Zuge einer<br />

Modellpflege endlich ein Sechsganggetriebe.<br />

Am 24. Dezember ist ganz<br />

plötzlich und überraschend Weihnachten.<br />

Das Schönste daran:<br />

<strong>MOTORRAD</strong> 1/2<strong>01</strong>6 gibt es<br />

schon – wir wünschen ein<br />

frohes Fest!<br />

www.motorradonline.de LEBEN 105


Foto: Thomas Bürger<br />

Foto: Frank Herzog<br />

DIE HIGHLI<br />

Die Clubmitgliedschaft lohnt sich. Das wissen mittlerweile<br />

alle <strong>MOTORRAD</strong>-Helden, die auch wirklich die Vorteile<br />

nutzen. Das vergangene Jahr zeigte erneut eindrucksvoll<br />

die Vielfalt der Aktionen und Angebote.<br />

Text: Thorsten Dentges<br />

Vielfahrer Thomas<br />

Bürger und zwei<br />

weitere Clubmitglieder<br />

testeten<br />

wochenlang die<br />

Winterhandschuhe<br />

Held Kiruna und<br />

lieferten wertvolle<br />

Erfahrungsberichte<br />

Wüstenfotograf Michael Martin<br />

füllt mit seinen Multimedia-Shows<br />

ganze Hallen. Treuestes Publikum:<br />

Motorradfahrer. Clubmitglieder<br />

konnten den Promi kennenlernen<br />

Die Website mit Log-in-Bereich<br />

ist der Treffpunkt für <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Helden. Als die Post im Juni streikte,<br />

bekamen hier die Abonnenten<br />

ihr Heft subito per PDF geliefert<br />

Foto: Patrik Stollarz<br />

Unter www.motorrad-helden.de finden<br />

sich auch Bilder und Testberichte von<br />

Lesern für Leser, zum Beispiel vom Fotowettbewerb<br />

oder TomTom-Navitest<br />

106 LEBEN


Foto: markus-jahn.com<br />

Fährt nicht ganz so schnell, aber<br />

dafür gleichmäßig. <strong>MOTORRAD</strong><br />

Classic-Leser Frank Dörr auf<br />

Suzuki T 500 (Bild links) in Baiersbronn<br />

beim Ruhestein-Bergpreis<br />

Sauschnell unterwegs: Clubmitglieder<br />

Sabine Kaymer (Bild<br />

links mit Racer Arne Tode) und<br />

Jens Assauer (oben rechts),<br />

die beim PS-TunerGP respektive<br />

T-Cup einen Freistart ergatterten<br />

GHTS 2<strong>01</strong>5<br />

Roman Streubel<br />

durfte zwei Tage<br />

lang beim Sportfahrertraining<br />

in<br />

Estoril/Portugal<br />

einen Mercedes-<br />

AMG GT lenken.<br />

Wert: über<br />

6000 Euro pro<br />

Startplatz<br />

Foto: Björn Gramm<br />

Die besten Aktionen<br />

JANUAR Die Redaktion von <strong>MOTORRAD</strong> sucht<br />

für einen verschärften Winterhandschuh-Praxistest<br />

drei Lesertester aus dem Club.<br />

FEBRUAR Gewinnaktion: 10 x 2 Freikarten<br />

für die Messe IMOT in München.<br />

MÄRZ Redakteure berichten exklusiv von<br />

Modell- und Produktpräsentationen im Clubbereich<br />

unter www.motorrad-helden.de.<br />

APRIL Gewinnaktion: 23 Motomania-Terminund<br />

Wochenplaner von Holger Aue.<br />

MAI Die Crew von PS nimmt einen Leser mit<br />

zum PS-VIP-Camp am Sachsenring.<br />

JUNI Ein Clubmitglied erhält ein Rundumsorglos-Paket<br />

mit Redakteursbetreuung und<br />

Leih-Rennmaschine beim PS-TunerGP auf<br />

dem Sachsenring. Außerdem gibt’s VIP-Pakete<br />

und Freikarten für die Sachsenring Classic.<br />

JULI Kostenloser Gaststart inklusive Leih-Rennmaschine<br />

beim Triumph Street Triple-Cup in<br />

Oschersleben für ein Mitglied plus Aktion für<br />

Tourenfahrer: Clubmitglieder testen das neue<br />

Navigationsgerät TomTom Rider 400 und dürfen<br />

das Gerät im Anschluss behalten.<br />

AUGUST Clubpartner Mercedes-AMG stellt<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Helden einen GLA 45 für ein<br />

Wochenende zur Verfügung.<br />

SEPTEMBER Drei <strong>MOTORRAD</strong> Classic-Leser starten<br />

kostenlos bei der Baiersbronner Klassik-Rallye.<br />

OKTOBER Freikarten und Meet & Greet für<br />

Michael Martins Multimedia-Show „Planet Wüste“.<br />

Für Autofans: AMG-Advanced-Training in Estoril.<br />

Foto: Mercedes-AMG<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Held Patrick Kurras<br />

(rechts) wurde beim PS-VIP-<br />

Training am Sachsenring von<br />

Rennsportler Pascal „Ecke“<br />

Eckardt exklusiv unter die Fittiche<br />

genommen. Lernfaktor: sehr hoch<br />

Foto: markus-jahn.com<br />

NOVEMBER Zum Download bereitgestellt:<br />

Excel-Tabelle zu Motorrad-Versicherungen.<br />

DEZEMBER Adventszeit-Rabatte für Mitglieder,<br />

zum Beispiel beim Kauf von Actioncams von<br />

Telefunken und TomTom.<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Chefredakteur Michael<br />

Pfeiffer war bei der ADAC Sachsenring<br />

Classic vor Ort und führte ausgewählte<br />

Clubmitglieder durch die Boxengasse<br />

RABATT-AKTION FÜR CLUBMITGLIEDER <br />

Fotos: TomTom<br />

TomTom bietet unseren <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Helden einen Rabatt über 15 Prozent<br />

beim Kauf des Navigationsgerätes<br />

TomTom Rider 400 und beim Kauf der<br />

Actioncam TomTom Bandit (solange<br />

der Vorrat reicht). Den Aktionscode für<br />

den Rabatt gibt’s im Login-Bereich unter:<br />

www.motorrad-helden.de<br />

Foto: Sven Wdmyr


R A T G E B E R<br />

Kaufen, Recht, Wissen<br />

Held-Textilkombi AeroSec<br />

AUS ZWEI<br />

MACH EINS<br />

Die Allgäuer Handschuhprofis können auch<br />

großflächig und präsentierten auf der Motorradmesse<br />

EICMA eine interessante Textilkombi.<br />

Mit membranbestückten Textilkombis verhält es sich wie mit<br />

Regenschirmen: Wenn der Wetterschutz dabei ist, regnet<br />

es meist nicht – und natürlich umgekehrt. Dem möchte<br />

Held (www.held.de, Tel. 0 83 21/6 64 60) mit einer neuen Textilkombi<br />

abhelfen: Die Held AeroSec ist eine Zwei-in-eins-Kombination, die<br />

sich bei drohendem Wetterunbill blitzschnell von einem Sommeranzug<br />

in einen membranbestückten Allwetter-Zweitweiler verwandeln<br />

lässt. Besagte Membrane befindet sich auf der Rückseite von<br />

Jacke und Hose und ist mit ihrer Rückseite fest mit der Oberbekleidung<br />

verbunden. Droht Regen, wird die Membrane einfach über<br />

Druckknöpfe und Reißverschlüsse mit<br />

der Außenjacke beziehungsweise<br />

-hose verbunden. Die AeroSec-<br />

Jacke kostet in S bis 3XL 499,95<br />

Euro, die passende Hose (auch<br />

in Kurzgrößen lieferbar) gibt’s<br />

für 349,95 Euro. Die verfügbare<br />

Farbpalette ist recht übersichtlich:<br />

Schwarz. Hochwertige Sas-Tec-<br />

3-D-Protektoren in Jacke<br />

und Hose sind<br />

serienmäßig.<br />

Evolution für den<br />

Shark EvoLine<br />

Der Shark EvoLine war 2007 der<br />

erste Helm mit Doppelhomologation<br />

für den<br />

Jet- und Integralhelmbetrieb.<br />

Als nun deutlich kompakterer<br />

Shark Evo-One ist der mit<br />

einer integrierten Sonnenblende<br />

ausgestattete<br />

Klapphelm ab sofort mit<br />

einer Reihe von Verbesserungen<br />

zu bekommen.<br />

So schließt das Visier nun<br />

beim Wechsel von der Jetin<br />

die Integralposition automatisch,<br />

und anstelle einer<br />

Beschichtung sorgt ein Pinlock-MaxVision-Visier<br />

für Beschlagfreiheit.<br />

Shark (www.<br />

shark-helmets.com, Tel. 0 4108/<br />

45 80 00) berechnet für das<br />

schwarze Modell 399,99 Euro, Mattschwarz<br />

kostet 419,99 Euro, und für die<br />

Dekor-Varianten sind je 429,99 Euro fällig.<br />

AUSGEBÜGELT<br />

Wenn es nach SW-Motech (www.sw-motech.com, Tel. 0 64 25/<br />

81 68 00) geht, gehören unförmige Stahlrohr-Gebilde als<br />

Motorschutz bald der Vergangenheit an; denn mit dem auf<br />

der EICMA präsentierten CX-Schutzbügel kümmert sich ein<br />

neuer, 50 Prozent leichterer Werkstoff ums Wohl von Zylinder<br />

& Co: Karbon. Die weltweit ersten Kohlefaser-Motorradschutzbügel<br />

sind witterungs- und korrosionsbeständig. Sie lassen<br />

sich über eloxierte Anbau-Elemente aus Aluminium einfach<br />

ohne Bohren und Schweißen an werkseitig vorhandenen Befestigungspunkten<br />

montieren und sind ab Januar 2<strong>01</strong>6 lieferbar.<br />

Die edle Neuheit hat ihren Preis: Das Paar kostet inklusive<br />

Montagematerial 1800 Euro und passt an die BMW R 1200 GS<br />

LC sowie an die Schwestermodelle R 1200 R und R 1200 RS.<br />

Foto: Shark<br />

Foto: Held<br />

Foto: SW-Motech<br />

1/2<strong>01</strong>6


TRAININGS-BOX<br />

Die Tourist Trophy auf der Isle of Man bietet zwar jede<br />

Menge leckere Fotomotive, um das Heim passionierter<br />

Race-Fans zu verschönern, doch entsprechende<br />

Kalender sind hierzulande Mangelware. Löbliche Ausnahme:<br />

TT Road Racer 2<strong>01</strong>6 des Greizer Fotografen<br />

Bernd Fischer (www.facecatcher.com). Für 39 Euro<br />

plus 6,90 Euro Versand gibt’s brillante Motive im A2-<br />

Großformat (60 x 42 cm) plus neun Fotos.<br />

In Sack und Tasche<br />

Ziemlich genau 40 Jahre nach Unternehmensgründung<br />

präsentierten die Gepäcksystemprofis von<br />

Hepco & Becker auf der EICMA etwas sehr klassisch<br />

Neues: die Legacy-Taschenkollektion. Das Team um die<br />

Se nior- und Juniorchefs Paul Ehrhardt sowie Entwickler<br />

Nils Arnold kombinierte schweres Textilgewebe mit rustikalem<br />

Leder, was bestens zur aktuellen Retro-Welle passt.<br />

Die Seitentasche heißt offiziell Kuriertasche und ist in Größe<br />

M (8 Liter, 179<br />

Euro) und L (11<br />

Liter, 195 Euro) lieferbar.<br />

Die 28 Liter<br />

fassende Hecktasche<br />

kostet 289<br />

Euro, für die komplett<br />

aus Leder<br />

gefertigte Werkzeugtasche<br />

werden<br />

129,50 Euro<br />

fällig. Alle Le gacy-<br />

Taschen machen<br />

auch fernab des<br />

Motorrads eine<br />

gute Figur, was<br />

auch unter www.<br />

be-legacy.com<br />

zu sehen ist.<br />

Von links:<br />

zweimal Paul<br />

Ehrhardt (Chefs),<br />

Nils Arnold<br />

(Entwicklung),<br />

Le gacy (Taschen)<br />

Foto: Herder Foto: Bernd Fischer<br />

T-Cup und Co. KG 2<strong>01</strong>6<br />

Seit 2<strong>01</strong>0 veranstaltet das <strong>MOTORRAD</strong> action team nun bereits<br />

den T-Cup, der inzwischen durch die T-Challenge und die Trofeo<br />

Italiano prima ergänzt wird. Während der T-Cup Street Triple-<br />

Mo dellen aller Baujahre vorbehalten ist, steht die T-Challenge<br />

allen Triumph-Modellen offen, die Trofeo entsprechend allen<br />

ita lienischen Marken. Schön anzuschauen, wenn sich altehrwürdige<br />

Ducati 996 mit Panigale 899 in der Supersport-Klasse messen,<br />

während sich in der Superbike-Wertung 1299 Panigale und<br />

Aprilia RSV4 in die Wolle bekommen. In der Saison 2<strong>01</strong>6 soll<br />

das gerne so bleiben, genau wie unsere starken Technikpartner<br />

vor Ort: Bike-Shop Lüchow, Lars Sänger (Öhlins-Fahrwerke), LSL,<br />

X-lite und Bridgestone, nunmehr seit<br />

2008 T-Cup-Ausrüster.<br />

Alle drei Rennserien starten bei<br />

gemeinsamen Veranstaltungen.<br />

Ge plant sind der Lausitzring (7./8.<br />

Mai), Hockenheim (4./5. Juni), Brünn<br />

(25./26. Juni), Oschersleben (23./24.<br />

Juli) und Most (10./11. September)<br />

mit je zwei Rennen pro Wochenende<br />

in exklusiven Zeitblöcken, also kein<br />

Mix mit anderen Rennserien. Das<br />

bürgt für hohe Qualität. Nenngeld:<br />

ab 2295 Euro. Wer eine neue Triumph<br />

Street Triple SX bzw. R kaufen möchte<br />

mit Nenngeld, LSL-Technikpaket,<br />

X-lite 802 R und Bodis-Endschalldämpfer:<br />

Unser Partner SBF Eningen<br />

macht das gerne für 11 190 Euro<br />

möglich, aktuell sind noch acht Motorräder<br />

verfügbar. Alternativ können<br />

gute Gebraucht-Street-Triples via<br />

Technikpaket inkl. Nenngeld für 2999<br />

Euro T-Cup-tauglich umgerüstet werden,<br />

gegen fairen Aufpreis auch mit<br />

Öhlins-TTX-Federbein und Gabelkit.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> action team, 7<strong>01</strong>62 Stuttgart, Telefon 07 11/182-19 77, Fax -2<strong>01</strong>7<br />

E-Mail: info@actionteam.de, Internet: www.actionteam.de<br />

reisen<br />

trainings<br />

Foto: trekraiders.eu; Gramm<br />

Packende Zweikämpfe, tolle<br />

Kameradschaft: Hobbyracing<br />

präsentiert vom action team<br />

TERMINE<br />

Calafat 18.–20.02.16 ab 429 € Renntraining<br />

Nürburgring GP 22.–23.04.16 ab 399 € Renntraining<br />

Baden-Airpark 02.–04.05.16 ab 349 € Kurvenschule<br />

Hockenheim 13.05.16 ab 349 € Kurvenschule<br />

Boxberg 28.–29.05.16 ab 349 € Fahrdynamik/Kurvenschule<br />

Nordschleife 31.05. – <strong>01</strong>.06.16 ab 990 € Perfektionstraining<br />

Bilster Berg 10.–11.07.16 ab 599 € Perfektionstraining<br />

Nordschleife 28.–29.07.16 ab 990 € Perfektionstraining<br />

Bilster Berg 20.–21.08.16 ab 399 € Perfektionstraining<br />

Sachsenring 05.–06.09.16 ab 379 € Perfektionstraining<br />

enduro<br />

events<br />

www.motorradonline.de RATGEBER 109


R A T G E B E R<br />

Kaufen, Recht, Wissen<br />

Drunter statt drüber<br />

HD-KATALOG<br />

Wer jetzt noch mit dem (motorisierten)<br />

Zweirad unterwegs ist, braucht etwas<br />

Wärmendes. Zum Beispiel<br />

die FLM Stormproof-Unterziehjacke<br />

von Polo (www.polo-motorrad.de,<br />

Tel. 0 2165/8 44 03 00). Microfleece<br />

und Softshell bilden das<br />

Obermaterial, im Frontbereich<br />

dient eine Stormproof-Membrane<br />

als Kälteblocker. Bei<br />

allem Isoliervermögen trägt<br />

die Unterziehjacke wenig auf<br />

und passt auch unter etwas<br />

körperbetontere Schutzbekleidung.<br />

Das faire 34,95 Euro<br />

kostende FLM-Leibchen ist<br />

ausschließlich in Schwarz und<br />

den Größen S bis XXL lieferbar.<br />

Foto: Polo<br />

Fette 888 Seiten stark, üppige 1586<br />

Gramm schwer: Der Harley-Davidson-Zubehörkatalog<br />

2<strong>01</strong>6 macht<br />

keine Kompromisse und zeigt einfach<br />

alles, was sich mit Segen des<br />

Herstellers an- und umbauen lässt<br />

– auch bei schon etwas älteren<br />

Schätzchen. Wie immer gibt’s keine<br />

Katalog-Preisempfehlung, aber<br />

wer nett beim HD-Dealer fragt …<br />

Foto: Harley-Davidson<br />

Foto: Softplanet<br />

Genug von typischen Straßenrennsport-Computerspielen?<br />

Da wäre FIM Speedway Grand<br />

Prix 15 doch mal eine nette<br />

Abwechslung. Das 21,99 Euro<br />

kostende PC-Spiel bringt alle<br />

Top-Fahrer und alle zwölf<br />

Veranstaltungen der 2<strong>01</strong>5er-<br />

Weltmeisterschaft auf den<br />

heimischen Bildschirm. Neben<br />

Driftkönnen sind auch Schrauber-<br />

und Organisationstalent<br />

gefragt. Einen Vorgeschmack<br />

gibt es im Internet unter<br />

www.sgp15.com<br />

Supersportler<br />

Der jetzt Magdeburger, vormals Braunschweiger<br />

Helm hersteller Schuberth (www.schuberth.com, Tel.<br />

03 91/8 10 60) kann nicht nur Klapphelm, sondern<br />

auch supersportlich-integral. Das zeigte<br />

fünf Jahre lang der SR1, und das soll<br />

ab Frühjahr 2<strong>01</strong>6 auch der rund<br />

1300 Gramm leichte Nach folger<br />

Schuberth SR2 beweisen. Intensive<br />

Arbeit im hauseigenen<br />

Windkanal sorgte für<br />

üppige Verspoilerung sowie<br />

für eine relativ breite Front<br />

und ein schmales Heck. In<br />

Größe 53 (XS) bis 63 (XXL)<br />

ab 669 Euro in Uni-Farbe.<br />

Augenhöhle?<br />

Wer „Orbita“ auf Wikipedia<br />

googelt, bekommt<br />

„knöcherne<br />

Augenhöhle“ geliefert. Egal,<br />

Rukka (www.rukka.de, Tel.<br />

0 40/5 5110 55) war bei der<br />

Namensfindung immer schon<br />

sehr kreativ, so auch bei der<br />

Damen-Textilkombi Orbita.<br />

Drei-Lagen-Gore-Tex-Pro-<br />

Stretch-Laminat betont den<br />

femininen Schnitt des Zweiteilers<br />

und sorgt für Windund<br />

Wasserdichtigkeit. Ein<br />

herausnehmbares Thermofutter<br />

macht die Sache kuschelig,<br />

wasserdichte Außentaschen<br />

halten total dicht.<br />

Der Halsschutz lässt sich abnehmen,<br />

Belüftungsoptionen<br />

und großzügige Weitenverstellungen<br />

machen Ortima<br />

ganzjahrestauglich. Grundfarbe<br />

ist immer Schwarz, das<br />

lässt sich mit Schwarz, Pink<br />

oder Neongelb kombinieren.<br />

Die Jacke kostet 849 Euro,<br />

die Hose gibt es für 649 Euro.<br />

Foto: Rukka<br />

Foto: Schuberth<br />

1/2<strong>01</strong>6


In der ersten Ausgabe der <strong>MOTORRAD</strong> edition dreht sich alles um den Zweiventil-<br />

BMW-Boxer. <strong>MOTORRAD</strong> begleitet dieses einzigartige Motorradkonzept seit seinen<br />

Anfängen im Jahr 1923. So sammelten sich im Archiv wahre Schätze, aus denen<br />

dieses exklusive Sonderheft zusammengestellt wurde. Testberichte, Technikhistorie,<br />

Hintergründiges, Kurioses und Skurriles. Alles in einem Heft.<br />

ACHTUNG<br />

ERSTAUSGABE.<br />

JETZT AM<br />

KIOSK!<br />

» DIREKTBESTELLUNG:<br />

<strong>MOTORRAD</strong>ONLINE.DE/SONDERHEFT


R A T G E B E R<br />

Kaufen, Recht, Wissen<br />

Blättern statt<br />

brettern<br />

Das Problem: Die Gashand möchte auch in der Winterzeit beschäftigt<br />

werden. Die Lösung: nein, nicht das Wischen auf irgendeinem<br />

Elektronik-Firlefanz. Buchseiten blättern ist cooler!<br />

▲ SCHRAUBERHILFEN<br />

Wer offizielle Schrauberliteratur sucht, bekommt<br />

sie – wenn überhaupt – oft nur in<br />

digitaler Form und für sündhaft viel Geld.<br />

Wie schön, dass es immer noch die „inoffizielle“<br />

Alternative in Form der A4-Paperbacks<br />

aus dem Bucheli Verlag gibt. Die orangefarbigen<br />

Reparaturanleitungsklassiker für<br />

die Werkbank erklären nicht unbedingt die<br />

ganz große Operation am offenen Herzen,<br />

für umfangreichere Wartungs- und Pflegearbeiten<br />

leisten sie dank unzähliger Schnittzeichnungen,<br />

Detailfotos, Schaltpläne<br />

und technischer Daten aber unschätzbare<br />

Hilfe. Jüngste Neuerscheinungen: Suzuki<br />

Burgman 650 (Band 5307) und Yamaha<br />

FZ 1/FZ 1 Fazer (Band 5308). Bucheli Verlag,<br />

je 29,90 Euro.<br />

▼ APPETITANREGER<br />

Harley-Bücher sind wahrlich keine Mangelware,<br />

und es ist nicht wirklich einfach,<br />

immer wieder einen neuen Ansatz zu finden.<br />

Doch ab und an klappt das, wie zum<br />

Beispiel beim großformatigen 144-Seiter<br />

„Harley Passion“ des Franzosen Claude de<br />

la Chapelle. 40 Seiten fundierte, an Harley-<br />

Meilensteinen festgemachte Markengeschichte<br />

bilden den Einstieg. Es folgen rund<br />

100 Seiten sehr lecker fotografierte Umbauten<br />

renommierter Customizer. Ausführliche<br />

Beschreibungen von Machern und Geräten<br />

sowie kurze Datenkästen ergänzen diesen<br />

Teil. Das alles ist sauber nach Baustilen gegliedert<br />

und dürfte auch Harley-Kennern<br />

einiges Neues liefern. Empfehlenswert!<br />

Heel Verlag, 29,95 Euro.<br />

◀ ALL INCLUSIVE<br />

Noch ein Harley-Wälzer, diesmal satte 448<br />

Seiten stark und ein typischer Vertreter der<br />

Reihe „Alles in einem Band“. Firmengeschichte,<br />

Modellpalette, Motorsport, Szene, Umbauten:<br />

„Harley-Davidson. Liebeserklärung<br />

an eine Legende“ von Peter Henshaw und<br />

Ian Kerr bietet das, was zig andere Bücher<br />

zuvor auch schon geboten haben. Von der<br />

etwas biederen Grafik abgesehen gehört<br />

das Werk der Briten aber zur empfehlenswerteren<br />

Sorte, ist weitgehend ordentlich<br />

recherchiert und kein Schnellschuss. Für Harley-Einsteiger<br />

und -Buchsammler durchaus<br />

empfehlenswert, für Kenner aber wohl eher<br />

entbehrlich. GeraMond Verlag, 39,99 Euro.<br />

▲ ALTE KAMERADEN<br />

Willy Oesterle gehörte von 1952 bis 1964<br />

zu den erfolgreichsten deutschen Motocross-Fahrern,<br />

wurde 1957 und 1958 Deutscher<br />

Meister und errang 1957 den Titel<br />

des Vize-Europameisters. In seiner Autobiografie<br />

„Motocross mit DKW, Maico, Oepo“<br />

beschreibt der Schwabe auf 216 Seiten sehr<br />

sympathisch und recht persönlich seine<br />

Sportlerkarriere und die Frühzeit des Motocross.<br />

Rund 200 aus heutiger Sicht zum Teil<br />

sehr skurrile Bilder lassen die Pionierzeit des<br />

Geländesports lebendig werden. Und wer<br />

mit der Marken Oepo, Oedipo und Oesera<br />

nichts anfangen kann, wird natürlich aufgeklärt.<br />

Für Motocross- und/oder Oldie-<br />

Fans absolut lesenswert. BoD – Books on<br />

Demand, 31 Euro.<br />

▼ RESTEVERWERTUNG<br />

Was tun, wenn man beim Aufräumen<br />

einen alten Schuhkarton mit einer bunten<br />

Mischung vergilbter Fotos aus der privaten<br />

Motorrad-Frühzeit findet? Vielleicht einfach<br />

ein Buch daraus machen. Wie so etwas<br />

aussehen könnte, zeigt „Biken und Erleben<br />

in der Mitte von Deutschland“ recht eindrucksvoll.<br />

Im Untertitel werden „Reiseberichte<br />

zwischen Sauerland und Kyffhäuser<br />

mit Reportagen über die regionale Motorradscene“<br />

versprochen. In der Praxis gibt’s<br />

nette, nicht zwangsläufig mit den Bildern<br />

korrespondierende Plauderei. Mit schnöden<br />

Standards wie Landkarten oder Info-<br />

Kästen belastet<br />

sich das Buch<br />

nicht weiter.<br />

Die Grafik bietet<br />

soliden<br />

DDR-Standard<br />

der frühen<br />

70er-Jahre.<br />

Lieber Winni<br />

Scheibe:<br />

Das war nix!<br />

Buvin Verlag,<br />

29,50 Euro.<br />

Fotos: mps-Fotostudio<br />

112 RATGEBER<br />

1/2<strong>01</strong>6


Europas größte Motorradzeitschrift zeigt, was demnächst auf den<br />

Straßen zu erwarten ist: Die neuen Bikes und Roller des Jahrgangs 2<strong>01</strong>6.<br />

Im <strong>MOTORRAD</strong> KATALOG 2<strong>01</strong>6 mit 292 Seiten.<br />

JETZT AM<br />

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<strong>MOTORRAD</strong>ONLINE.DE/SONDERHEFT


S P O R T<br />

MotoGP-WM: Michelin löst Bridgestone ab<br />

FRANZÖSISCHE<br />

EVOLUTION<br />

Dem exklusiven Reifenausrüster der MotoGP-WM sind zwei Dinge sicher: ein WM-Titel am Jahresende<br />

– und davor jede Menge Probleme. 2<strong>01</strong>6 übernimmt Michelin diese Rolle von Bridgestone.<br />

Die Entwicklung der Japaner fortzuführen, ist für die Franzosen eine Herausforderung.<br />

Von Friedemann Kirn; Fotos: 2snap (8), Jaime Olivares (4), Mark Wernham (1), Weisse (1)<br />

Die letzten Tests der MotoGP-Saison<br />

2<strong>01</strong>5 hinterließen gemischte<br />

Gefühle. Die Rundenzeiten<br />

waren gut, man konnte schnell<br />

fahren mit den neuen Reifen von Michelin,<br />

dem französischen Hersteller, der den japanischen<br />

Konkurrenten Bridgestone nach<br />

sieben Jahren als Alleinausrüster ablösen<br />

wird. Vor allem am Hinterrad war der Grip<br />

der Michelin-Reifen enorm, was bei manchen<br />

Herstellern wie Honda und Ducati die<br />

Hoffnung schürte, lästige Traktionsprobleme<br />

in Kurven lösen zu können. Doch das,<br />

was die Michelin-Reifen an überreichlicher<br />

Haftung hinten boten, fehlte am Vorderrad.<br />

Allein am ersten Testtag nach dem Saisonfinale<br />

in Valencia rutschten nicht weniger<br />

als zehn Piloten beim Versuch, das Limit des<br />

Vorderrads zu ertasten, ins Gras. Alle Stürze<br />

liefen dabei nach dem gleichen Muster ab:<br />

Das griffige Hinterrad schiebt das schlechter<br />

haftende Vorderrad in den Kurven nach<br />

außen, bis der Grip schlagartig abreißt.<br />

Schon bei allen vorangegangenen Miche-<br />

114 SPORT<br />

1/2<strong>01</strong>6


Beim Thema Reifen ist ab sofort Michelin-<br />

Blau die beherrschende Farbe – beim<br />

Service und im MotoGP-Fahrerlager<br />

Michelin-Männchen auf Heizdecken (links)<br />

und bei der Arbeit: Ob die MotoGP-Piloten<br />

das gut finden, muss sich zeigen<br />

lin-Tests 2<strong>01</strong>5 hatten die Fahrer über dieses<br />

Phänomen geklagt. Und obwohl Michelin<br />

für die letzten Probefahrten in Jerez vor<br />

der zweimonatigen Testpause noch einmal<br />

eine neue Mischung brachte, kamen die<br />

Teams allmählich zu der Einsicht, dass die<br />

Michelin-Pneus einen grundsätzlich anderen<br />

Charakter haben als die Bridgestone-<br />

Reifen und eine Lösung des Problems nur<br />

mit mutigen Umstellungen am Setup und<br />

am Fahrstil erzielt werden kann.<br />

Vielleicht hat dieser Charakter mit der<br />

Vergangenheit zu tun. In den Zeiten der<br />

alten Halbliter-Zweitakt-Raketen war es<br />

immer die Philosophie der Franzosen ge-<br />

wesen, dass der Hinterreifen – bis hin zu<br />

den damals gebräuchlichen superweichen<br />

Qualifiers – die Rundenzeiten erzeugt, während<br />

der Vorderreifen eigentlich nur dazu<br />

da war, das Motorrad beim Bremsen aufrecht<br />

zu halten. Es war die Zeit des „Rear-<br />

Wheel-Steerings“, jener typischen, einst von<br />

Kenny Roberts eingeführten und von anderen<br />

US-Stars wie Freddie Spencer, Eddie<br />

Lawson, Wayne Rainey oder Kevin Schwantz<br />

perfektionierten Fahrstils, bei dem man so<br />

spitz wie möglich in die Ecken bremste, so<br />

kurz wie möglich umlegte und so früh wie<br />

möglich wieder aufrichtete, um die schlagartig<br />

einsetzende Leistung der Zweitakter<br />

optimal nutzen zu können. Maximale Traktion<br />

hinten war dafür gefragt, während der<br />

Vorderreifen bis auf die nötige Bremsstabilität<br />

eine untergeordnete Rolle spielte.<br />

Bridgestone hatte eine ganz andere<br />

Geschichte im internationalen Rennsport.<br />

Sie begann mit dem Sensationssieg von<br />

Nobby Ueda beim Japan-Grand-Prix in Suzuka<br />

1991 in der 125-cm³-Klasse. Der Grand-<br />

Prix-Rookie wurde über Nacht zum Star,<br />

worauf sein FCC-Honda-Rennstall spontan<br />

beschloss, die gesamte WM zu bestreiten,<br />

und bei Bridgestone anfragte, ob man das<br />

Team auch in Europa unterstützen könne.<br />

www.motorradonline.de SPORT 115


Michelin löst Bridgestone ab<br />

Bridgestone Japan fragte bei Bridgestone<br />

Deutschland an, wo die beiden Mitarbeiter<br />

Thomas Scholz und Michael Flügel bereits<br />

einen Renndienst aufgebaut und als Top-<br />

Fahrer Peter Öttl unter Vertrag hatten. Ein<br />

Stein kam ins Rollen, der in insgesamt 13<br />

Jahren bis 2003 zu 30 Rennsiegen und 85<br />

Podestplätzen in der 125-cm³-WM führte.<br />

Keisuke Suzuki, einer der damaligen<br />

Bridgestone-Chefs, war nach einem Besuch<br />

des Jerez-GP im Jahr 2000 so überwältigt<br />

von der Stimmung und von der Fiesta,<br />

zu der die 150 000 Fans an der Strecke<br />

trommelten, dass er den MotoGP-Einstieg<br />

durch- und einen Fünfjahresplan in Gang<br />

setzte, der Bridgestone auch in der Königsklasse<br />

an die Spitze führen sollte. 2002 stiegen<br />

die Japaner mit zwei Teams in die<br />

MotoGP-Klasse ein, Jeremy McWilliams holte<br />

die erste Pole Position. 2003 erkämpfte<br />

Honda-Pilot Makoto Tamada in Rio das erste<br />

Podium für Bridgestone, im Jahr darauf<br />

an gleicher Stelle den ersten Sieg.<br />

Doch auch ohne die Erfolge in Brasilien<br />

hatte sich längst herumgesprochen, dass<br />

die japanischen Reifen ihre ganz eigenen<br />

Qualitäten hatten. Der Hinterradgrip war<br />

zwar zunächst wenig begeisternd. Dafür<br />

überzeugten die Reifen mit ihrer im Vergleich<br />

zu Michelin runderen Kontur durch<br />

gutes Handling. 2004 stießen die Werksteams<br />

von Suzuki und Kawasaki zum<br />

Bridge stone-Aufgebot hinzu. 2005 wagte<br />

auch das Ducati-Werksteam diesen Schritt<br />

– und wurde belohnt, als Loris Capirossi<br />

ausgerechnet beim Japan-Grand-Prix den<br />

ersten Ducati-Sieg in der MotoGP-Klasse<br />

erkämpfte. Ein einsamer Höhepunkt<br />

war das Jahr 2007, als der von Honda und<br />

Michelin zu Ducati auf Bridgestone-<br />

Pneus übergelaufene Casey Stoner gegen<br />

Yamaha und Honda, aber auch gegen<br />

Michelin und Dunlop den WM-Titel für<br />

Ducati und Bridgestone sicherstellte.<br />

Die Dominanz von Michelin in der Königsklasse<br />

war gebrochen. Endgültig ins Hintertreffen<br />

gerieten die Franzosen, als ein<br />

neues Reglement eingeführt wurde, das<br />

vollständige Reifenkontingente schon zu<br />

Beginn des GP-Wochenendes vorschrieb<br />

und es Michelin so unmöglich machte, wie<br />

bisher gewohnt über Nacht auf den Rennsonntag<br />

hin die exakt passenden Mischungen<br />

zu backen und an die Strecke zu trans-<br />

Interview mit Michelin-Sportchef Nicolas Goubert<br />

„Am wichtigsten ist<br />

eine gute Balance“<br />

Mit der nächsten MotoGP-Saison kommen einschneidende Änderungen. Einerseits<br />

eine einheitliche Motorelektronik für alle, andererseits mit Michelin ein neuer<br />

Reifenlieferant. Bei ersten Tests beklagten die Fahrer, dass der Vorderradreifen<br />

viele Stürze auslöste. <strong>MOTORRAD</strong>-MotoGP-Reporter Friedemann Kirn sprach<br />

mit Michelin-Sportchef Nicolas Goubert über die Hintergründe.<br />

? Als Michelin nach 2008 aus dem GP-Sport<br />

ausstieg, wurde das mit dem Wunsch nach echtem<br />

Wettbewerb mit anderen Reifenherstellern<br />

be gründet. An einem Auftritt als Alleinausrüster<br />

habe Michelin kein Interesse. Warum nun doch?<br />

! Sie haben recht. Als wir in den Jahren<br />

2007, 2008 und 2009 aus der Formel 1,<br />

aus der Rallye- und aus der MotoGP-WM<br />

weggingen, war die Umstellung auf Alleinausrüster<br />

mit ein Grund dafür. Damals<br />

hatten wir kein Interesse daran, als Alleinausrüster<br />

weiterzumachen. Doch in der<br />

Zwischenzeit haben wir verstanden, dass<br />

ein Rennsportengagement für einen Reifenhersteller<br />

auch ohne den Wettbewerb<br />

mit Konkurrenten seinen Wert hat, wenn<br />

die Serie hochklassig ist und mit entsprechendem<br />

Reglement die Weiterentwicklung<br />

der eigenen Technologie erlaubt oder<br />

sogar dazu zwingt. Solche Serien sind<br />

für uns weiterhin der richtige Platz, wenn<br />

es zu einem Entwicklungsschub kommt,<br />

der sich an unsere Produkte für die Straße<br />

weitergeben lässt und damit letztlich den<br />

Kunden zugutekommt.<br />

Entscheidend war für uns dabei das Jahr<br />

2<strong>01</strong>1, in dem wir in die Rallye-WM zurückkehrten,<br />

weil der Internationale Automobilverband<br />

FIA die Serie wieder für alle<br />

Reifenhersteller öffnete. Wir sagten: Okay,<br />

wir können mit jemandem in Konkurrenz<br />

treten. Dann hörte der bereits dort befindliche<br />

Reifenhersteller auf, und<br />

plötzlich waren wir praktisch<br />

die einzigen Ausrüster. Aber wir<br />

stellten fest, dass das Reglement<br />

sehr clever war und uns zwang,<br />

Reifen mit Verbesserungen bei<br />

der Laufleistung zu konstruieren, die immer<br />

noch den gleichen Grip hatten. Wir bewiesen<br />

im Unternehmen, dass wir den Motorsport<br />

auch ohne Konkurrenz dazu nutzen<br />

konnten, unser Produkt zu verbessern.<br />

Von da an dachten wir: Wenn uns die Formel<br />

1 oder MotoGP die Möglichkeit bieten<br />

würden, zurückzukehren, auch als Einzige,<br />

würden wir das sehr genau unter die Lupe<br />

nehmen. Es passierte dann in der MotoGP-<br />

WM, und ein sehr positiver Punkt dabei<br />

war die Entscheidung, 17-Zoll-Räder<br />

vorzuschreiben. 17 Zoll ist die Radgröße,<br />

die auf jedem Alltagsbike zu sehen ist, und<br />

es ist eine Größe, die den Technologietransfer<br />

für uns sehr viel einfacher macht.<br />

Alles, was wir in der MotoGP-Entwicklung<br />

finden, kann sehr schnell auf die Reifentechnologie<br />

unserer kommerziellen Produkte<br />

übertragen werden.<br />

? Der Michelin-Hinterradslick wird von den<br />

Fahrern wegen seines enormen Grips gelobt. Wie<br />

erklären Sie den fehlenden Grip am Vorderrad?<br />

! Bei den Tests in Valencia nach dem<br />

Saisonfinale 2<strong>01</strong>5 trat eines sehr deutlich<br />

zutage. Die Fahrer wiesen allesamt darauf<br />

hin, dass sie mit dem bestehenden<br />

Setup, also mit dem des letzten Rennens,<br />

Unterschiede in der Performance des<br />

Vorder- und des Hinterreifens spüren.<br />

Ein Grundgesetz war gestört: Du musst<br />

eine gute Balance zwischen vorne und<br />

hinten haben. Diese Balance hat mit dem<br />

Setup des Bikes, mit der Reifenperformance<br />

vorne in Relation zu hinten und<br />

mit dem Fahrstil der Piloten zu tun, und<br />

unter all diesen drei Aspekten haben wir<br />

Arbeit vor uns. Die Fahrer müssen ihren<br />

Fahrstil an das neue Produkt anpassen,<br />

die Ingenieu re müssen ihr Setup verändern,<br />

um das Optimum aus den Reifen<br />

herauszuquetschen, und wir müssen uns<br />

anpassen und versuchen, den Fahrern<br />

mehr Zutrauen zum Vorderreifen zu vermitteln.<br />

In Valencia fehlte uns Potenzial<br />

am Vor der reifen, und wir denken, das liegt<br />

an der Mischung, die wir dort benutzt<br />

ha ben. Wenn wir einen Vorderreifen bauen<br />

könnten, der alle möglichen Bedingungen<br />

abdeckt, wäre das großartig. Aber das<br />

geht leider nicht. Die Reifen, die wir bei<br />

116 SPORT<br />

1/2<strong>01</strong>6


Im Jahr 1991 waren der Deutsche Peter Öttl<br />

(22) und sein japanischer 125er-Kollege Noboru<br />

Ueda die einzigen Bridgestone-GP-Piloten<br />

unseren Tests in Aragón und Misano<br />

hatten und die dort ziemlich gut waren,<br />

waren nicht das Richtige für Valencia.<br />

? Bei diesen Tests in Valencia gab es viele<br />

Stürze, alle übers Vorderrad. Wie stemmt sich Michelin<br />

gegen die schlechte Presse, die das erzeugt?<br />

! Wir sind nicht glücklich über die Zahl<br />

der Stürze, und wir müssen lernen, darauf<br />

richtig zu reagieren, denn Stürze will<br />

niemand sehen. Wie schon gesagt war<br />

das Gripniveau, das unser Vorderreifen<br />

bot, nicht hoch genug, und die Analyse<br />

zeigte uns, dass wir eine andere Mischung<br />

brauchen. Man lernt aus Erfahrung, und<br />

wenn du schlechte Ergebnisse hast, ist das<br />

manchmal eine gute Lektion. Doch auch<br />

die Teams und Fahrer werden hinzulernen.<br />

Manche der Fahrer haben uns am Ende<br />

der zwei Tage erklärt, dass sie angefangen<br />

haben, sich auf die neuen Reifen einzustellen,<br />

was den Fahrstil angeht. Die Fahrer,<br />

denen es am leichtesten fällt, sich an das<br />

neue Package zu gewöhnen, sind die, die<br />

am wenigsten Erfahrung mit der vorangegangenen<br />

Reifenmarke haben. Leute wie<br />

Viñales, Baz und so weiter. Sie hatten ein<br />

Jahr Erfahrung in der MotoGP-Klasse, aber<br />

zuvor waren sie auf anderen Reifenmarken,<br />

in anderen Kategorien unterwegs.<br />

? Braucht Michelin nur neue Laufflächenmischungen<br />

oder auch eine andere Karkassen-<br />

Konstruktion?<br />

! Der Großteil der Arbeit wird bei<br />

den Mischungen erfolgen, doch es gibt<br />

auch einiges, was wir an der Konstruktion<br />

ändern werden. Meiner Meinung nach<br />

ist es unsere Hauptaufgabe, Lösungen<br />

für nie drige Asphalttemperaturen zu<br />

finden. Und für Strecken, auf denen der<br />

Vorderreifen wenig beansprucht wird.<br />

In Valencia war die Asphalttemperatur<br />

nicht sehr hoch, aber auch nicht sehr<br />

niedrig. Doch das Streckenlayout beansprucht<br />

den Vorderreifen nur wenig,<br />

vor allem auf der rechten Flanke. Unsere<br />

Mischung funktioniert ziemlich gut, wenn<br />

wir viel Belastung auf dem Vorderreifen<br />

haben – wie in Misano, wo es heiß ist und<br />

wo du viel übers Vorderrad fährst.<br />

? Blicken wir voraus zum ersten Rennen<br />

2<strong>01</strong>6 in Qatar. Dort können sich die Temperaturverhältnisse<br />

nach Einbruch der Dunkelheit<br />

dra matisch ändern. Sind sie vorbereitet?<br />

! Wir waren Anfang 2<strong>01</strong>5 zu Tests in<br />

Qatar, und die Bedingungen waren nicht<br />

sehr gut. Doch wir haben zwei Wochen vor<br />

dem Rennen offizielle Tests und erwarten,<br />

dabei viel dazuzulernen. Darüber hinaus<br />

haben wir die Februar-Tests in Sepang, und<br />

die Ansprüche an die Vorderreifen-Performance<br />

in Sepang und Qatar sind ziemlich<br />

ähnlich. Eine ganz andere Herausforderung<br />

in Qatar ist der Sand auf der Piste, er<br />

macht den Asphalt besonders rau. Doch<br />

insgesamt mache ich mir über den Qatar-<br />

Grand-Prix keine großen Sorgen.<br />

? Glauben Sie, dass wir bei den offiziellen<br />

Vorsaisontests in Sepang ähnliche Rundenzeiten<br />

erleben werden wie zuvor mit Bridgestone?<br />

! Schon in Valencia fuhren fast alle Fahrer<br />

am Dienstag oder Mittwoch schneller<br />

als im Rennen am Sonntag. Auf manchen<br />

Strecken werden wir vielleicht ein bisschen<br />

langsamer sein, vor allem dort, wo wir<br />

noch nie waren – wie in Argentinien oder<br />

Austin. Natürlich sind die Rundenzeiten<br />

wichtig, denn sie zeigen, dass das Potenzial<br />

vorhanden ist. Doch noch wichtiger<br />

ist, dass jeder das nötige Zutrauen findet,<br />

um mit den Reifen ans Limit zu gehen. Und<br />

für uns ist es wichtig, die richtige Balance<br />

zwischen vorne und hinten herzustellen.<br />

Derzeit liegt der Fokus mehr darauf als auf<br />

den Rundenzeiten an sich.<br />

2002 kam der MotoGP-Einstieg mit Jeremy<br />

McWilliams auf der Proton (Foto), Nobuatsu Aoki<br />

und Jurgen van den Goorbergh<br />

Makoto Tamada auf Camel-Honda – war da<br />

mal was? Ja, und zwar 2003: die erste MotoGP-<br />

Podiumsplatzierung für Bridgestone<br />

Kawasaki fuhr ab 2004 auf Bridgestone, mit<br />

Alex Hofmann (links) und Shinya Nakano, dem in<br />

Mugello bei 340 km/h der Reifen platzte<br />

portieren. Die Stars der Michelin-Teams begannen<br />

zu desertieren. Valentino Rossi war<br />

der erste Yamaha-Werksfahrer, der einen<br />

Wechsel zu Bridgestone durchsetzte. Nach<br />

einem Debakel für Michelin beim Brünn-<br />

Grand-Prix im Sommer 2008 hatten auch<br />

die Honda-Stars genug. Dani Pedrosa drohte<br />

beim Misano-Grand-Prix im September<br />

gar, ganz mit dem Rennsport aufzuhören,<br />

und erzwang auf diese Weise wenige Rennen<br />

vor Saisonende auch bei seinem Team<br />

den Wechsel. Bridgestone hatte auf breiter<br />

Front gewonnen – und war der logische<br />

Kandidat, als GP-Promoter Dorna 2008 zum<br />

Zwecke größerer Chancengleichheit einen<br />

Lieferanten für Einheitsreifen suchte.<br />

Allerdings verlief der Weg nach oben<br />

nicht immer geradlinig. Bridgestones erste<br />

MotoGP-Reifen gingen auf die Entwicklungen<br />

mit der Zweitakt-Honda zurück. Dass<br />

sie den enormen Belastungen der ersten<br />

Viertakt-990er nicht ganz gewachsen waren,<br />

zeigte sich bei Shinya Nakanos berühmtem<br />

340-km/h-Crash in Mugello, den<br />

ein explodierender Hinterreifen auf der<br />

Zielgeraden auslöste. Nakano kam nahezu<br />

unverletzt davon, doch für die auf Sicherheit<br />

bedachten Japaner war der Unfall ein<br />

schwerer Schock. Sie reagierten mit harten,<br />

praktisch unzerstörbaren Konstruktionen<br />

und tasteten sich erst sehr allmählich wieder<br />

an die frühere Performance heran.<br />

Eine Herausforderung waren auch die<br />

wechselnden Reglements der MotoGP-<br />

Klasse. Als der Hubraum 2007 auf 800 cm³<br />

reduziert wurde, waren Grip und Performance<br />

keineswegs das erwartete Kinderspiel.<br />

Wegen höherer Kurvengeschwindigwww.motorradonline.de<br />

SPORT 117


Bridgestone-MotoGP 14 Jahre in Zahlen<br />

2007 war das Jahr des größten Triumphs.<br />

Casey Stoner gewann die WM für Bridgestone –<br />

gegen Konkurrenz auf Dunlop und Michelin<br />

Bridgestone nahm 14 Jahre an der<br />

MotoGP-WM teil, davon sieben<br />

Jahre als Alleinausrüster. In dieser Zeit<br />

(2009 bis 2<strong>01</strong>5) investierten die Japaner<br />

pro Saison 25 Millionen Euro in das Engagement.<br />

Pro Jahr wurden dafür 15 000<br />

Reifen hergestellt, 1200 Pneus reisten<br />

den 19 Mitarbeitern (acht Reifenmonteure,<br />

sechs Techniker, ein Technikchef,<br />

ein Vertreter der Bridgestone-Zentrale,<br />

ein Pressesprecher, ein Kundenbetreuer<br />

und ein Renndienstleiter) zu jedem einzelnen<br />

Rennen voraus. Jährlich wurden<br />

bei 18 Grand Prix und den offiziellen<br />

Tests 9000 Reifen verheizt, dabei standen<br />

2<strong>01</strong>5 über die Saison 27 verschiedene<br />

Slicks und Regenreifen zur Verfügung,<br />

davon 15 verschiedene Hinterradslicks<br />

mit bis zu vier unterschiedlichen<br />

Laufflächenmischungen auf<br />

einem einzigen asymmetrischen Slick.<br />

Bridgestone bestritt 242 Grand Prix und<br />

feierte dabei 159 Siege, 464 Podestplätze,<br />

157 Qualifikationsbestzeiten,<br />

neun WM-Titel und allein 2<strong>01</strong>5 elf<br />

neue offizielle Rundenrekorde. 2<strong>01</strong>5<br />

wurde die magische Zahl von 63 Grad<br />

Schräglage erreicht.<br />

Valentino Rossi erlitt seinen ersten und einzigen<br />

Beinbruch 2<strong>01</strong>0 – auch, weil die Bridgestone-<br />

Slicks viel zu schnell abkühlten<br />

2<strong>01</strong>3 brachte das Debakel mit dem Pflichtboxenstopp<br />

im Rennen, weil der aggressive Asphalt<br />

in Phillip Island die Reifen zerstörte<br />

Michelin löst Bridgestone ab<br />

Die Bridgestone-MotoGP-Truppe<br />

2<strong>01</strong>5<br />

in der Abschiedssaison<br />

nach knapp<br />

25 Jahren im WM-<br />

Fahrerlager und davon<br />

sieben Jahren<br />

als Alleinausrüster<br />

der MotoGP-Klasse.<br />

Der weltweite Einsatz<br />

wurde von<br />

Deutschland aus<br />

gesteuert. Koordinator<br />

Thomas Scholz<br />

(hintere Reihe ganz<br />

links) war als Mann<br />

der ersten Stunde<br />

von Anfang an dabei<br />

keiten und einem aggressiveren Leistungseinsatz<br />

rissen die 800er rabiater am Gummi<br />

als die Vorgängermodelle. Mehr Auflagefläche<br />

an den Reifenflanken und härtere<br />

Mischungen waren die Folge – ein Trend,<br />

der sich mit der Rückkehr zu 1000 cm³ ab<br />

2<strong>01</strong>2 wieder umkehrte.<br />

Immer schnellere Motorräder führten<br />

zu weiteren Entwicklungen. Nach dem Tiefschlag<br />

von Phillip Island 2<strong>01</strong>3, wo die neu<br />

asphaltierte Strecke für eine derartige Blasenbildung<br />

an den Laufflächen sorgte, dass<br />

im Rennen ein Reifenwechsel nach maximal<br />

zehn Runden zwingend vorgeschrieben<br />

werden musste, ließen sich die Techniker eine<br />

hitzebeständige Isolierschicht zwischen<br />

Lauffläche und Karkassenunterbau einfallen.<br />

Die sollte einem ähnlichen Hitzetod der<br />

Reifen in Zukunft vorbeugen. Dass diese<br />

hitzebeständige Bauweise mit einem gewissen<br />

Verlust an Feingefühl im Grenzbereich<br />

einherging, glich Bridgestone dadurch wieder<br />

aus, dass die schon lange üblichen Multi-Compound-Reifen<br />

auf ihrer härteren Seite<br />

mit einem weiteren, etwa daumenbreiten<br />

Streifen einer weichen Mischung an der<br />

äußersten Reifenflanke ausgestattet wurden.<br />

Auch die sogenannte Aufwärm-Performance<br />

der Reifen war mehrmals ein Thema.<br />

Vor allem 2<strong>01</strong>0, als Valentino Rossi nach einer<br />

kurzen Bummel-Phase im Training zum<br />

Mugello-Grand-Prix einen Highsider hatte<br />

und den ersten und einzigen Beinbruch<br />

seiner Karriere erlitt. Dem Phänomen,<br />

dass die Reifen nur in einem bestimmten<br />

Tempe raturfenster richtig arbeiteten, aber<br />

schon dann viel Grip verloren, wenn der<br />

Fahrer für wenige Kurven das Tempo drosselte,<br />

bekam Bridgestone mit Variationen<br />

der Karkassenkonstruktion und der Laufflächen<br />

mischungen unter Kontrolle.2<strong>01</strong>3<br />

tauchten dann auf mehreren Strecken<br />

Probleme mit dem Vorderrad auf. Überall<br />

dort, wo der Vorderreifen nach mehreren<br />

Kurven in eine Richtung auf der gegenüberliegenden<br />

Flan ke auskühlen konnte,<br />

kam es zu un vermittelten Stürzen. Eine<br />

dieser Strecken war der Sachsenring.<br />

Bridgestone reagierte auch auf dieses<br />

Problem. Für die Saison 2<strong>01</strong>5 wurden nach<br />

zwei Jahrzehnten, in denen sich die Multi-<br />

Compound-Technologie auf die Hinterräder<br />

beschränkt hatte, auch Multi-Compound-<br />

Reifen am Vorderrad eingeführt. Eigentlich<br />

waren die Hightech-Pneus schon für den<br />

Grand Prix 2<strong>01</strong>4 fertig gewesen und wurden<br />

per Luftfracht von Japan nach Deutschland<br />

geschickt. Einsatzbereit waren sie<br />

trotzdem nicht: Sie blieben im Zoll stecken<br />

und wurden erst in Phillip Island und Valencia<br />

verwendet.<br />

Dieses Problem dürfte dem neuen<br />

Einheitsreifen-Lieferanten aus Frankreich<br />

zumindest auf den europäischen Strecken<br />

erspart bleiben. Die vielen anderen Herausforderungen<br />

bleiben jedoch bestehen –<br />

die Fahrer und Fans warten mit Spannung<br />

darauf, mit welchen technischen Lösungen<br />

Michelin sie meistern will.<br />

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118 SPORT<br />

1/2<strong>01</strong>6


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◼Superbike-IDM: ◼<br />

Termine 2<strong>01</strong>6 und neue Regeln<br />

Volles Programm<br />

Den kurzfristigen Rückzug des ADAC aus<br />

der Superbike-IDM hat Serien-Promoter<br />

MotorEvents schnell verdaut – zumindest<br />

was den Terminkalender für die Saison<br />

2<strong>01</strong>6 betrifft. Der wurde bereits Mitte<br />

Dezember und damit so früh wie nie zuvor<br />

präsentiert (siehe rechts). Er enthält auch<br />

wieder den Gastauftritt der Superbikesowie<br />

der Superstock 1000-Piloten bei der<br />

DTM auf dem Lausitzring im Juni.<br />

Für die kommende Saison sind einige<br />

Änderungen geplant. So wird der beste<br />

Fahrer der seriennahen Superstock 1000-<br />

Klasse, die den Großteil des gemeinsam<br />

startenden, aber getrennt gewerteten<br />

Superbike-/Superstock 1000-Felds stellt,<br />

endlich einen offiziellen deutschen Meistertitel<br />

erhalten. Die Supersport 600-Kategorie<br />

wird in Superstock 600 umgetauft und<br />

erhält ein technisches Reglement, das<br />

weniger Tuningmaßnahmen erlaubt.<br />

Die Superstock 1000-Klasse<br />

der IDM erhält 2<strong>01</strong>6 einen<br />

vollwertigen Meistertitel<br />

Den Verlust der mit dem ADAC abwandernden<br />

Moto3-Klasse soll der neue Superstock<br />

300-Cup ausgleichen, für den Kawasaki<br />

und Yamaha Maschinen zum Paketpreis<br />

von knapp 10 000 Euro anbieten. abs<br />

Termine 1<br />

18.–20. April Lausitzring (Auftakttraining)<br />

22.–24. April Lausitzring<br />

06.–08. Mai Nürburgring<br />

03.–05. Juni Lausitzring 2<br />

24.–26. Juni Oschersleben<br />

08.–10. Juli Zolder/B<br />

29.–31. Juli Schleizer Dreieck<br />

12.–14. August Assen/NL<br />

25.–28. August Oschersleben 3<br />

23.–25. September Hockenheim<br />

1<br />

alle Termine vorbehaltlich DMSB-Genehmigung;<br />

2<br />

nur Superbike/Superstock 1000 im Rahmen der DTM;<br />

3<br />

im Rahmen der German Speedweek/Endurance-WM<br />

Foto: Wiessmann<br />

Leute <br />

Foto: SportPlus<br />

Foto: 2snap<br />

Maikel Melero: Freestyle-WM-<br />

Titel erfolgreich verteidigt<br />

Beim Finale der Motocross-Freestyle-WM<br />

im<br />

bulgarischen Sofia hat<br />

Yamaha-Pilot Maikel<br />

Melero (Foto) seinen im<br />

vergangenen Jahr erstmals<br />

gewonnenen WM-<br />

Titel mit einer eindrucksvollen<br />

Flugshow verteidigt. Mit nur zwei<br />

Punkten Vorsprung vor seinem härtesten<br />

Widersacher David Rinaldo (F/Yamaha) war<br />

der 26-jährige Spanier in den Endlauf gegangen,<br />

mit zwei Punkten mehr als Rinaldo<br />

ging er schließlich als Gesamtsieger aus der<br />

Konkurrenz hervor. Die nächste WM-Saison<br />

beginnt am 29./30. Januar in Basel/CH.<br />

Joshua Brookes: Superbike-WM<br />

mit Milwaukee und BMW<br />

Der deutsche Superbike-IDM-Meister<br />

Markus Reiterberger (21), der 2<strong>01</strong>6 mit dem<br />

italienischen Althea-Team auf BMW seine<br />

erste komplette Superbike-WM-Saison bestreiten<br />

wird, bekommt einen prominenten<br />

Markenkonkurrenten. Joshua Brookes (32,<br />

oben rechts), der die britische Superbike-<br />

Meisterschaft BSB gewonnen hat, steigt<br />

ebenfalls in die Weltmeisterschaft auf.<br />

Er bleibt im Milwaukee-Team des Briten<br />

Shaun Muir (oben links). Nachdem Yamaha<br />

Muir trotz langer erfolgreicher Kooperation<br />

bei der für 2<strong>01</strong>6 geplanten Werksrückkehr<br />

in die WM nicht berücksichtigte, sicherte<br />

der sich jetzt BMW-Unterstützung.<br />

◼Endurance-WM: ◼<br />

Umbau<br />

Neues Format<br />

Foto: Wiessmann<br />

Gemeinsam mit dem Sport-TV-Sender<br />

Eurosport, der 2<strong>01</strong>5 erstmals als Promoter<br />

der Motorrad-Langstrecken-Weltmeisterschaft<br />

aufgetreten war und der Serie auf seinen<br />

Kanälen eine erfreulich breite Plattform<br />

bot, hat die internationale Motorradsport-<br />

Föderation FIM für die beiden kommenden<br />

Jahre einen Umbau der WM angekündigt.<br />

Der Kalender 2<strong>01</strong>6 enthält die vier Termine<br />

9./10. April in Le Mans/F, 24./25. Juni in<br />

Portimão/POR, 30./31. Juli in Suzuka/J und<br />

26./27. August in Oschersleben/D.<br />

Der Bol d’Or am 17./18. September auf<br />

dem Circuit Paul Ricard bei Le Castellet/F<br />

wird als Auftaktrennen bereits zur Saison<br />

2<strong>01</strong>6/2<strong>01</strong>7 zählen. Deren Finale findet dann<br />

in Suzuka statt, wo die japanischen Motorradhersteller<br />

traditionell alle Register ziehen.<br />

Zudem wird eine FIM-Trophy geschaffen, die<br />

Privatteams finanziell unterstützen soll. abs<br />

Foto: Future7Media<br />

Manuel Lettenbichler: Sieg für<br />

den Superenduro-Junior<br />

Dass KTM-Fahrer beim<br />

ersten Wettbewerb zur<br />

Superenduro-WM 2<strong>01</strong>6,<br />

der Indoor-Weltmeisterschaft<br />

der Enduro-Piloten,<br />

siegreich sein würden,<br />

kam nicht unerwartet.<br />

Tatsächlich standen<br />

nach den drei Läufen der Prestige-Klasse<br />

mit Cody Webb (USA), Jonny Walker (GB)<br />

und Taddy Blazusiak (POL) drei Vertreter der<br />

österreichischen Marke auf dem Podest im<br />

polnischen Lodz. Aus deutscher Sicht war<br />

jedoch das Ergebnis der Junior-Klasse interessanter.<br />

Dort machte der 17-jährige Manuel<br />

Lettenbichler (Foto) aus Kiefersfelden<br />

Furore, der alle drei Rennen seiner Klasse<br />

gewann. 2<strong>01</strong>5 war Lettenbichler bereits<br />

Gesamtdritter der Junior-WM geworden.<br />

120 SPORT<br />

1/2<strong>01</strong>6


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S P O R T<br />

Superprestigio in Barcelona/E<br />

Samstagnachmittag in Barcelona,<br />

15.30 Uhr. Hier soll wirklich das<br />

letzte „große“ Rennen des Jahres<br />

2<strong>01</strong>5 steigen? Eines mit den Stars<br />

der Motorrad-Weltmeisterschaft, der Superbike-WM<br />

und der Offroadszene? Oder<br />

doch eher das Konzert eines kanadischen<br />

Sängerknaben? Justin Bieber? Es erweckt<br />

zumindest den Anschein, denn vor dem<br />

Stadion Sant Jordi im Olympia-Park der<br />

Sommerspiele von 1992 kreischen Teenies<br />

– vorrangig weiblich – und warten schon<br />

Stunden vor der Toröffnung auf Einlass. Sie<br />

warten aber nicht auf den Bieber – sondern<br />

auf die Brüder Alex und Marc Márquez.<br />

Immerhin: Der Abend beginnt wie ein<br />

Rockkonzert. Moderator Santi Gallardo<br />

stürmt das Dirt Track-Areal und legt sich ins<br />

Zeug wie AC/DC-Gitarrist Angus Young in<br />

seinen besten Zeiten. Beinahe tobt er wie<br />

Ben Becker als Einpeitscher beim ersten<br />

Reunionkonzert der Böhsen Onkelz. Fakt ist:<br />

Es braucht gar keine Fahrer und Motoren,<br />

Gallardo hat die Fans sofort im Griff.<br />

Moment mal: „Dirt Track-Areal“? „Superprestigio“?<br />

Was ist das überhaupt? In Europa<br />

sind Dirt Track-Rennen – zumindest derzeit<br />

– nicht so verbreitet wie beispielsweise<br />

in den USA und Australien. Prinzipiell geht<br />

es darum, ein Motorrad schnell im Kreis<br />

zu bewegen, einem Oval, genauer gesagt.<br />

Ohne richtige Kurven wie bei MotoGPund<br />

Superbike-Rennen, wo Race-Fans auch<br />

oft von Im-Kreis-fahren sprechen. Dazu<br />

kommt „Dirt“ – englisch für Schmutz, Dreck<br />

–, also findet das Ganze nicht auf Asphalt<br />

122 SPORT<br />

1/2<strong>01</strong>6


EUROPA MUSS<br />

NOCH LERNEN<br />

Das Superprestigio-Dirt-Track-Rennen von Barcelona gilt als das „Race of Champions“ auf<br />

zwei Rädern. Stars aus den MotoGP- und Superbike-WM-Fahrerlagern treffen auf die<br />

Helden des Ovalsports aus den USA. Das große Duell hieß Brad Baker gegen Marc Márquez.<br />

Von Toni Börner; Fotos: Börner<br />

Showdown im Olympiastadion:<br />

Auf dem Dirt Track triumphierte im Superfinale<br />

der Amerikaner Brad Baker (6)<br />

statt. Ach ja – die Bikes haben keine Vorderradbremse<br />

und werden daher nur quer<br />

gefahren und mit der Hinterradbremse und<br />

dem Gasgriff gesteuert.<br />

Das erste Mal kamen die Europäer wohl<br />

1978 mit Dirt Track in Berührung, als ein<br />

wild driftender und slidender US-Grünschnabel<br />

Namens Kenny Roberts im ersten<br />

Anlauf die 500-cm³-Krone der Motorrad-<br />

Weltmeisterschaft eroberte. Was in den<br />

Staaten damals als üblicher Background für<br />

Rennfahrer galt, war hierzulande nahezu<br />

unbekannt. Auch der zweifache MotoGP-<br />

Weltmeister Casey Stoner, der an Perfektion<br />

im Drift kaum zu übertreffen war, lernte<br />

sein Handwerk in ähnlichem Umfeld.<br />

Heute trainiert nahezu jeder Fahrer<br />

auch im Gelände, vor allem aufgrund der<br />

kostenreduzierenden Testbeschränkungen<br />

in den Motorrad-Straßenweltmeisterschaften.<br />

Einer, der den Hype vorantrieb, war<br />

MotoGP-Superstar Valentino Rossi, der sich<br />

in seinem Heimatort Tavullia eine eigene<br />

Schotterpiste anlegte. Dorthin lud er auch<br />

schon Marc Márquez ein, und beide duellierten<br />

sich bei sogenannten Hobbyrennen<br />

bis aufs Messer. Das war jedoch vor 2<strong>01</strong>5,<br />

bevor die beiden im MotoGP-WM-Kampf<br />

zu Erzfeinden wurden. Zum Superprestigio<br />

in Barcelona tauchte Rossi allerdings nicht<br />

auf, nicht einmal der Wettstreit mit dem<br />

amtierenden amerikanischen Dirt Track-<br />

Champion Jared Mees und dessen stärkstem<br />

Gegner, Brad „The Bullet“ Baker, reizte<br />

den Italiener.<br />

www.motorradonline.de SPORT 123


Superprestigio in Barcelona/E<br />

Als Event gibt es das Superprestigio in<br />

Barcelona seit Januar 2<strong>01</strong>4. Damals gab es<br />

noch zwei Rennen – eines im Januar, eines<br />

im Dezember. Das erste gewann Brad Baker,<br />

das zweite Ende letzten Jahres Marc Márquez.<br />

Allerdings hatte Baker seinen entscheidenden<br />

Lauf im Dezember auslassen<br />

müssen, weil er sich im Training schwer<br />

verletzt hatte. Dieses Jahr gewann der<br />

Amerikaner wieder, wie von den Fans erhofft,<br />

in einem spannenden Finale gegen<br />

Europa-Repräsentant Marc Márquez. „Das<br />

ist ein emotionaler Tag“, frohlockte Sieger<br />

Baker. „Es war ein verrücktes Jahr. Vor zwölf<br />

Monaten konnte ich hier mit gebrochenem<br />

Arm und gebrochener Schulter nicht<br />

antreten. Jetzt, ein Jahr später, stemme ich<br />

die Siegestrophäe mit ebendiesem Arm.“<br />

Ende 2<strong>01</strong>4, als Baker verletzungsbedingt<br />

fehlte, hatte Márquez gewonnen.<br />

Jetzt hatte der US-Boy den Spanier wieder<br />

im Griff. Doch ob er ihn auch auf dem<br />

MotoGP-Bike besiegen könnte? Baker und<br />

Márquez lachen herzlich. „Definitiv nicht“,<br />

sagt Baker. „Das wäre, als würde Marc nach<br />

Amerika rüberkommen, auf die Harley-<br />

Davidson springen und mit uns auf die Indy<br />

Mile gehen. Das ist komplett anders. Echtes<br />

Dirt Track hat so viele andere Aspekte als<br />

die Short Track-450-cm³-Bikes, die wir hier<br />

fahren. Wenn ich auf ein MotoGP-Motorrad<br />

steige, würde das zwar Spaß machen, und<br />

ich würde das gern probieren. Aber an Marc<br />

wäre ich nicht mal annähernd dran.“<br />

124 SPORT<br />

In den Heat Races der Drifter sorgten<br />

die US-Stars Brad Baker (6) und Jared<br />

Mees (1) für die große Show<br />

Fraktion ermittelt, die sich anschließend<br />

im Superfinale treffen. Alles geht immer<br />

zügig hintereinander weg, sodass bei den<br />

Zuschauern auf der Tribüne keine Langeweile<br />

aufkommt – schon gar nicht, weil<br />

die GP- und US-Vollprofis dies mittlerweile<br />

als extrem ernstes Rennen sehen. Zum<br />

Deppen machen will sich hier keiner.<br />

Einer, der sich aber absolut nicht zum<br />

Deppen gemacht hat, sondern groß auftrumpfte,<br />

war der zweifache deutsche 125-<br />

cm³-Meister Marcel Schrötter. Vielleicht<br />

hätte er es mit etwas Glück in den großen<br />

Endlauf geschafft, aber Formulierungen<br />

wie „hätte, wäre, wenn …“ gehören auch<br />

für ihn ins Racing-Phrasenschwein.<br />

In seinem ersten Heat hatte sich Schrötter,<br />

20. der letztjährigen Moto2-WM, die<br />

Führung geschnappt, war aber schließlich<br />

noch von Xavier Simeon abgefangen worden<br />

– der war als Gesamtsiebter auch in<br />

der Moto2-WM schneller als der Deutsche.<br />

Doch Schrötter konnte immerhin Moto2-<br />

Vizeweltmeister Alex Rins und den Moto3-<br />

Junior-WM-Vierten Joan Mir bezwingen.<br />

Welchen sportlichen Wert hat das Superprestigio<br />

in Barcelona? Es ist quasi das<br />

„Race of Champions“ auf zwei Rädern. Das<br />

Reglement und die Bikes passen in keine<br />

der Meisterschaften, die sonst irgendwo auf<br />

dem Planeten ausgetragen werden. Troy<br />

Bayliss, dreimaliger Superbike-Weltmeister,<br />

MotoGP-Laufsieger und begeisterter Dirt<br />

Tracker, sagte vergangenes Jahr im Dezember:<br />

„So was wie das hier gibt’s bei uns in<br />

Australien gar nicht.“ Dabei gehört Down<br />

Under zu den Heimatländern dieses Sports.<br />

Dieses Jahr war Bayliss nicht mehr dabei.<br />

Dafür aber viele schnelle und junge,<br />

hungrige GP-Stars. Am Ende stellten die US-<br />

Boys fest: „Das Level ist extrem angestiegen,<br />

alle sind konstanter schnell geworden. Nicht<br />

mehr nur auf einer Runde, sondern über die<br />

gesamte Renndistanz. Das macht es schon<br />

schwieriger“, so die Worte von Jared Mees,<br />

der im Finale Dritter wurde.<br />

Bei diesem Event gibt es zwei Klassen:<br />

die Superprestigio- und die Open-Kategorie.<br />

Die europäischen GP-Stars starten in<br />

der Superprestigio-Klasse, alle anderen, die<br />

ihren Lebensunterhalt im Dreck verdienen,<br />

in der Open-Klasse. Also auch die Amerikaner<br />

oder der viermalige Supermoto-Weltmeister<br />

Thomas Chareyre. In mehreren<br />

gruppeninternen Heats werden dann die<br />

vier Besten der Asphalt- und der Offroad-<br />

Heat zwei lief nicht wie erwünscht: Schrötter<br />

landete auf Platz fünf und musste sein<br />

Glück im Last Chance Qualifyer versuchen –<br />

was mit Platz zwei endete. Das reichte für<br />

den Einzug in die Acht-Runden-Challenge,<br />

in der es um die Plätze neun bis 16 der<br />

Gesamtwertung ging, und dieses „Best of<br />

the rest“-Rennen gewann Schrötter.<br />

„Im Großen und Ganzen war es okay“,<br />

so Schrötter. „Aber nicht ganz das, was ich<br />

mir erhofft habe.“ Zwei Wochen zuvor habe<br />

er noch in Albacete mit Julian Simon und<br />

einigen Piloten der spanischen Meisterschaft<br />

trainiert. „Da war ich Gesamtzweiter“,<br />

sagte der Bayer. Daher hatte er sich für<br />

Barcelona mehr ausgerechnet. „Es war<br />

vielleicht ein bisschen zu wenig Training,<br />

und die Abstimmung des Bikes hat auch<br />

nicht ganz gepasst.“ Vor der Challenge um<br />

Platz neun versuchte Schrötter es nach den<br />

erfolglosen Experimenten zuvor mit einem<br />

ganz anderen Motorrad-Setup. „Auf einmal<br />

lief’s“, konstatierte er nach dem Erfolg im<br />

Rennen. „Schade, denn ich denke, ich wäre<br />

schnell genug fürs Finale gewesen.“<br />

www.motorradonline.de/sport<br />

Marcel Schrötter (links, 23) war als einziger Deutscher in Barcelona und wurde Neunter<br />

1/2<strong>01</strong>6


Das Niveau der Europäer ist besser geworden – trotzdem schaffte es mit Marc Márquez<br />

(links) neben Sieger Brad Baker und Jared Mees nur ein einziger aufs Podest<br />

Ergebnisse <br />

Superfinale:<br />

1. Brad Baker (USA/Honda/US Grand National<br />

Champion 2<strong>01</strong>3), 16 Runden in 3.24,107 Minuten<br />

(Schnitt 56,44 km/h); 2. Marc Márquez (E/Honda/<br />

zweimaliger MotoGP-Weltmeister), 0,130 sek<br />

zurück; 3. Jared Mees (USA/Honda/amtierender<br />

US Grand National Champion), +2,843 sek; 4. Alex<br />

Rins (E/Honda/Moto2-GP-Vizeweltmeister 2<strong>01</strong>5);<br />

5. Dani Ribalta (E/KTM/Supermoto- und Endurance-Pilot);<br />

6. Xavi Vierge (E/Honda/Moto2-Vizeeuropameister);<br />

7. Masatoshi Ohmori (J/Suzuki/<br />

Driftspezialist); 8. Fredrik Lindgren (S/Honda/<br />

amtierender Mannschaftsweltmeister Speedway<br />

World Cup).<br />

Schnellste Runde:<br />

Márquez in 12,231 sek (Schnitt 58,86 km/h)<br />

Noch jemand da? Allerdings: Marc<br />

Márquez (93) war Brad Baker bis<br />

zur Zielflagge dicht auf den Fersen<br />

www.motorradonline.de SPORT 125


K U L T B I K E<br />

126 KULTBIKE<br />

1/2<strong>01</strong>6


JAWA 350<br />

Im Westen Deutschlands wurden sie<br />

verkannt, im gesamten Ostblock aber<br />

als Prestigeobjekt verehrt – 350 Kubik<br />

und Paralleltwin, das hatte Weltniveau.<br />

Heute werden die Zweitakter von der<br />

„KÝVAČKA“<br />

Moldau über alle Grenzen<br />

hinweg geschätzt. Vor allem<br />

Typ 354 – die „Schaukel“.<br />

Von Fred Siemer; Fotos: Frank Rönicke<br />

Vor rund 40 Jahren gab es zahlreiche Möglichkeiten,<br />

auf Schulhöfen zwischen München und Kiel<br />

dumm aufzufallen. Die Jawa 50 Mustang war eine<br />

davon. Voll Neckermann. Das änderte sich auch<br />

nicht, als Egon Müller auf Maschinen dieses Namens<br />

seine ersten Sandbahntitel einfuhr, unzählige Geländesiege<br />

blieben ebenso wirkungslos: Der westdeutsche<br />

Teenager jener Jahre verharrte in Ignoranz,<br />

den interessierte überhaupt nicht, dass es in Prag eine<br />

wirklich große Motorradfirma mit wunderbaren<br />

Ideen, leidenschaftlichen Ingenieuren und bewegter<br />

Geschichte gab. Gegründet 1929 vom reichen<br />

Waffenfabrikanten František Janeček, starteten die<br />

Tschechen mit dem Lizenzbau einer Wanderer.<br />

Anfangsbuchstaben des Besitzernamens und des<br />

Lizenzgebers formten den Markennamen.<br />

Viel lukrativer sollte sich aber die Zusammenarbeit<br />

mit DKW erweisen. Denn die Sachsen besaßen<br />

die Rechte an den Schnürle-Patenten, mit denen<br />

man Mitte der 1930er die Zweitakt-Power förmlich<br />

revolutionierte. Und Jawa durfte an diesen<br />

leistungsfördernden Ideen teilhaben. Weshalb die<br />

Tschechen trotz Produktionsstopp im Zweiten Weltkrieg<br />

bereits 1945 einen 250er-Zweitaktsingle mit<br />

Schnürle-Umkehrspülung präsentieren konnten.<br />

Während in Deutschland noch gar nichts<br />

ging, packten die Jawa-Ingenieure 1948<br />

den nächsten Hammer aus: die 350er-<br />

Zweizylinder. Beide Motoren teilten sich das Fahrwerk<br />

aus Rechteck-Stahlrohren. Weil dieses vorn<br />

wie hinten gefedert war, machte der Volksmund sie<br />

zu Pewaks – Federn. Der Twin leistete für damalige<br />

Verhältnisse stattliche 14 PS, seine einzelnen Zylinder<br />

standen sehr eng beieinander, und da zudem<br />

die Laufbuchsen tief ins Gehäuse ragten, geriet er<br />

äußerst kompakt. Sehr benutzerfreundlich tritt das<br />

Getriebe an: Ein Nocken auf der Schaltwelle rückt<br />

vor dem Gangwechsel die Kupplung aus – nur noch<br />

zum Anfahren braucht man den Kupplungshebel<br />

am Lenker. Das funktioniert prima. Manchmal auch<br />

nicht. Schnelle Jungs schalten konventionell.<br />

Nach der Feder kam 1953 die Schaukel, tschechisch:<br />

Kývačka. Jawa blieb nämlich dran: Im Vorjahr<br />

hatte ein 500er-Königswellen-Twin die Gemeinde<br />

elektrisiert, nun setzten die Tschechen bei ihren<br />

Zweitakt-Topsellern weit vor vielen Westmarken<br />

Hinterradschwingen ein. Auch hydraulisch gedämpfte<br />

Federbeine galten längst nicht als selbstverständlich,<br />

ebenso wenig eine durchgehende<br />

Sitzbank oder der Kettenkasten. Nach wie vor sorgte<br />

ein einzelner – und verkleideter – Vergaser für die<br />

Gemischaufbereitung, dennoch galt die offiziell Typ<br />

354 genannte und ab 1958 mit 16 PS angegebene<br />

Jawa seinerzeit als sportlich. Deshalb ging sie im<br />

gesamten Osten wie blöd, in Westdeutschland rannte<br />

sie vergeblich gegen Einfuhrzölle zum Schutz<br />

der heimischen Hersteller an. Was nicht verhindern<br />

konnte, dass die große Kývačka einfach zur Jawa<br />

schlechthin wurde. Meist im markentypischen vollen<br />

Rot lackiert, entstanden bis 1965 einige Hunderttausend.<br />

Weil liebevoll umhegt<br />

und gleichzeitig ziemlich<br />

robust, begegneten sie Besuchern<br />

osteuropäischer<br />

Länder auch nach der<br />

Wende massenhaft.<br />

Der geniale Motor,<br />

der steckt übrigens<br />

prinzipiell unverändert<br />

in allen 350er-Jawas,<br />

die bis 1991 entstanden<br />

sind. Das könnten<br />

bald an die zwei Millionen<br />

sein.<br />

Schön – und fast original,<br />

diese 354. Praktisch: Der<br />

Schalthebel dient gleichzeitig<br />

als Kickstarter<br />

DATEN (Typ 354-04, Bj. 1958):<br />

luftgekühlter Zweizylinder-Zweitakt-Reihenmotor,<br />

344 cm³, 11,8<br />

kW (16 PS) bei 4750/min, Vierganggetriebe<br />

mit halbautomatischer<br />

Kupplung, Einschleifenrahmen<br />

aus Vierkant-Stahlrohr,<br />

Gewicht vollgetankt 135 kg,<br />

Reifen vorn und hinten 3.25 x<br />

16, Tankinhalt 13 Liter, Höchstgeschwindigkeit<br />

120 km/h.<br />

SZENE: Weil sie einerseits typisch<br />

nach 50er-Jahren aussieht<br />

und andererseits zur technischen<br />

Spitze dieser Zeit zählt,<br />

gilt die 350er-Kývačka heute<br />

als Sammlerstück. Dank ihrer<br />

Verbreitung bleiben die Preise<br />

aber noch im Rahmen, restaurierungsfähige<br />

Exemplare gibt<br />

es ab 1000 bis 1500 Euro, fürs<br />

Doppelte wird es richtig gut.<br />

Selten sind allerdings ganz<br />

frühe Jahrgänge, ebenso zeitgenössische<br />

und gut erhaltene<br />

Seitenwagen. Die 350er-Jawa<br />

ist nämlich dank ihres bulligen<br />

Antritts eine prima Zugmaschine.<br />

Die Ersatzteillage ist recht<br />

entspannt, viele Teile werden<br />

nachgefertigt.<br />

INFO: Im Verlag Johann Kleine<br />

Vennekate ist von Jürgen Kießlich<br />

„Jawa-Motorräder“ (34 Euro)<br />

erschienen. Im Internet besonders<br />

rege sind die Fans aus dem<br />

Vogtland (www.jawafreunde .<br />

de) und Magdeburg (www.<br />

jawafreunde-magdeburg.de).<br />

Dort gibt’s weitere Links, auch<br />

zu Ersatzteilhändlern.<br />

In Ausgabe 11/2<strong>01</strong>5 hat unsere<br />

Schwesterzeitschrift eine große<br />

Modellchronik der Jawa 350 gebracht.<br />

Artikel-Download unter<br />

http://ekiosk.motorradonline.de<br />

KULTBIKE 127


R Ü C K S P I E G E L<br />

Neues von damals aus dem <strong>MOTORRAD</strong>-Archiv<br />

40<br />

05/1976 Kaum zu glauben, aber<br />

wahr! Es ist schon 40 Jahre her,<br />

dass Yamaha mit der XT 500 quasi die Mutter aller<br />

Enduros vorgestellt hat. Dass die Zweiradwelt<br />

damals eine andere war, merkt man bei der Beurteilung<br />

des Stollenkrads. So sei die Trommelbremse<br />

auf nasser Fahrbahn fast schon zu gut. Auch beim<br />

Motor die blanke<br />

Euphorie: Wer starke<br />

Vibrationen erwarte,<br />

der werde angenehm<br />

enttäuscht. Und überhaupt<br />

die Leistung:<br />

Das Vorderrad könne<br />

ohne große Probleme<br />

zum Steigen gebracht<br />

werden. Das Aufmacher-Foto<br />

als Beweis.<br />

Und die in der Überschrift<br />

schüchtern<br />

erfragte Marktlücke?<br />

Erwies sich später als<br />

gigantisches Loch.<br />

30<br />

<strong>01</strong>/1986 An Querdenkern mangelte<br />

es der motorisierten Zweiradbranche<br />

nie, doch manch gute Idee braucht Zeit<br />

zu reifen. Bereits 20 Jahre vor dem MP3 gab es<br />

Dreirad-Roller mit Piaggio-Emblem. Wobei der hier<br />

gezeigte nicht aus Italien, sondern dem Schwabenland<br />

kam. Der Tüftler Wolfgang Trautwein erdachte<br />

und baute dieses Gefährt. Schon damals galt, dass<br />

drei Räder eine wesentlich höhere Fahrsicherheit<br />

haben als zwei. Allerdings keine unendliche. Denn<br />

ein anderer, auf einer Honda CX 500 basierender<br />

Umbau überschlug sich bei Testfahrten und war<br />

danach für Fotos nicht mehr zu gebrauchen.<br />

Viele Originalartikel finden Sie unter www.motorradonline.de/rueckspiegel<br />

http://www.motorradonline.de<br />

Herausgeber: Paul Pietsch †, Ernst Troeltsch †<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> online: Manuel Fuchs (Ltg.),<br />

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Leser-Service: Iris Schaber<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> action team: Dipl.-Bw. (FH)<br />

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Redaktionstechnik: Valentino Bisanzio,<br />

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Krauter, Marcus Segler<br />

Weitere Objekte der Motorrad-Zeitschriftengruppe<br />

der Motor Presse Stuttgart:<br />

PS; <strong>MOTORRAD</strong> Classic; <strong>MOTORRAD</strong> KATALOG;<br />

FUEL<br />

Ständige Mitarbeiter Inland: Gerhard Eisenschink,<br />

Friedemann Kirn, Roman Kirschbauer,<br />

Stefan Kraft (Zeichnungen), Didi Lacher, Sylvia<br />

Lischer, Sven Loll, Christian Pfeiffer, Andreas<br />

Schulz, Nicolas Streblow, Anke Wieczorek<br />

Ständige Mitarbeiter Ausland:<br />

Eva Breutel (Italien), Pavel Husak (Tschechien),<br />

Christian Lacombe (Frankreich), Imre Paulovits<br />

(Ungarn/Polen/Tschechien), Franck Péret<br />

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Leuschnerstraße 1, 7<strong>01</strong>74 Stuttgart,<br />

Postfach: 7<strong>01</strong>62 Stuttgart,<br />

Telefon 0711/182-<strong>01</strong>, Telefax 0711/182-13 49<br />

Leitung Geschäftsbereich Motorrad:<br />

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Stellvertretende Verlagsleitung<br />

und Leitung digitale Medien:<br />

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Junior-Brandmanager Digital:<br />

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Anzeigenteil: Carmen Brix, Iris Eifrig<br />

Vertrieb Einzelverkauf:<br />

Vertriebsleiter: Dirk Geschke, DPV –<br />

Deutscher Pressevertrieb, 22773 Hamburg<br />

Herstellung: Rainer Jüttner (verantw.)<br />

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Prinovis Dresden GmbH & Co. KG,<br />

<strong>01</strong>129 Dresden<br />

Printed in Germany<br />

<strong>MOTORRAD</strong> erscheint 14-täglich freitags.<br />

Lieferung durch den Verlag, Post, Buchund<br />

Zeitschriftenhandel.<br />

Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der<br />

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in einem solchen Fall nicht anerkannt werden.<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

© by Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG.<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> und <strong>MOTORRAD</strong> Classic zum Kombipreis<br />

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Inland 26 Ausgaben <strong>MOTORRAD</strong> und 10 Ausgaben<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> (USPS no 0<strong>01</strong>2222) is published<br />

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Die Motorrad-Zeitschriften der Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG stehen weltweit für fachliche Kompetenz und<br />

journalistische Qualität. Im Verbund der Verlagsgruppe erscheinen in 16 Ländern Europas, Südamerikas und Asiens mehr als 25 Titel, die eng zusammenarbeiten.<br />

La Moto<br />

Argentinien<br />

Motociclismo<br />

Brasilien<br />

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Dänemark<br />

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Schweden<br />

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Schweiz<br />

Motociclismo<br />

Spanien<br />

Motocykl<br />

Tschechien<br />

Motorrevue<br />

Ungarn<br />

128 RÜCKSPIEGEL<br />

1/2<strong>01</strong>6


V O R L E T Z T E<br />

S E I T E<br />

© Holger Aue, erscheint im Lappan Verlag<br />

www.motorradonline.de<br />

COMIC 129


V O R S C H A U<br />

2/2<strong>01</strong>6 erscheint<br />

Freitag, 8. Januar<br />

REBELLEN AUF RÄDERN<br />

Fünf Fahrmaschinen, reduziert aufs Wesentliche: luftgekühlte Roadster mit getunten<br />

Motoren, Edelfahrwerken und High-End-Komponenten im Vergleich<br />

Fotos: Gargolov, mps-Fotostudio, Rivas, Schäfer<br />

CLASSICBIKE RAISCH<br />

Triumph Bonneville Alu Racer<br />

INTERMOT CUSTOM BIKE<br />

by Marcus Walz-Ducati Scrambler Icon<br />

EDELWEISS MOTORSPORT<br />

BMW R 9T one<br />

<strong>MOTORRAD</strong> KLEIN<br />

Yamaha XJR 1300 Yard Built<br />

RADICAL GUZZI<br />

Moto Guzzi<br />

„The Fugitive“ 1380<br />

AUF WOLKE<br />

SIEBEN<br />

Die Mittelmeerinsel Korsika ist für<br />

viele der reinste Motorradhimmel mit<br />

perfekten Strecken und landschaftlicher<br />

Vielfalt auf engstem Raum<br />

AUF GLEICHEN<br />

PFADEN<br />

Italienische Extrovertiertheit<br />

und japanischer Perfektionismus:<br />

Ducati Scrambler<br />

trifft auf Yamaha XSR 700<br />

AUF NUMMER<br />

SICHER?<br />

26 Motorradschlösser<br />

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9 : Husqvar na<br />

10 : Hyo sung<br />

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12 : Ka wa sa ki<br />

13 : KTM<br />

14 : Moto Guz zi<br />

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16 : MV Agus ta<br />

17 : Piaggio<br />

18 : Royal Enfield<br />

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20 : Triumph<br />

21 : Vic to ry<br />

22 : Ya ma ha<br />

23 : Zero<br />

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