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Weekend Magazin Vorarlberg

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Gesellig und sozial n<br />

DIE INTEGRATIVE<br />

Petra Gebhard. Sie gründete mit ihrem Bruder den Faschingsverein Wealloruschar und<br />

ist seit vielen Jahren beim Roten Kreuz engagiert. Als Leiterin von Flüchtlingscamps, jetzt<br />

aktuell im Harder Löwen, zeigt die exzellent vernetzte zweifache Mutter aktuell ihre Stärken.<br />

Ein Gespräch über Familie, Herbergssuche und wie Integration gelebt werden kann.<br />

Zu jedem Problem<br />

gibt es auch eine Lösung.<br />

Gemeinsam schafft man<br />

am meisten.<br />

Petra Gebhard<br />

<strong>Weekend</strong>: Ist das Helfersyndrom<br />

in Ihrer<br />

Familie verbreitet?<br />

Petra Gebhard: Mein Vater ist<br />

bei der Feuerwehr, mein<br />

Bruder ebenfalls. Ich war als<br />

Kind schon bei den Pfadfindern,<br />

leitete Gruppen und<br />

habe mich schließlich für das<br />

Rote Kreuz entschieden. Anderen<br />

zu helfen war für mich<br />

immer wichtig. Das Schöne<br />

am Vereinswesen ist: Wenn<br />

viele Hände in eine Richtung<br />

ziehen, bewirkt dies mehr als<br />

eine Hand in einer Richtung.<br />

Auch der von uns ursprünglich<br />

als Guggamusik gegründete<br />

Faschingsverein verschreibt<br />

sich nicht nur dem<br />

Geselligen, sondern pflegt<br />

die Tradition als Organisator<br />

des Harder Adventzaubers<br />

und engagiert sich verstärkt<br />

in sozialen Aktionen wie<br />

dem Harder Adventkalender,<br />

dessen Erlös Harder Familien<br />

zugutekommt.<br />

<strong>Weekend</strong>: Zusammenhalt ist<br />

ein großes Thema – beruflich<br />

wie privat?<br />

Petra Gebhard: Ja, das beginnt<br />

natürlich in der Familie<br />

– und gilt international.<br />

Wir haben eine irakische<br />

Großfamilie im Camp, die<br />

ihre 78-jährige Oma mitsamt<br />

Rollstuhl auf der Flucht monatelang<br />

abwechselnd – auch<br />

über die Berge – getragen<br />

hat. Man kann nur ermessen,<br />

was sie durchgemacht, aber<br />

auch geschafft haben! Auch<br />

meine eigene Familie hält<br />

enorm zusammen, um alles<br />

zu bewältigen. Meine Kinder<br />

sind vormittags in Schule<br />

und Kindergarten, nachmittags<br />

bin ich sehr flexibel, von<br />

daheim arbeite ich auch<br />

abends und an Wochenenden.<br />

Das funktioniert nur,<br />

wenn alle zusammenstehen.<br />

Ich danke meinem Mann,<br />

den Eltern, Bruder und<br />

Schwägerin für die Unterstützung.<br />

Mein Neffe Lukas<br />

(19) sitzt im Rollstuhl, und<br />

das Familiennetzwerk ist für<br />

ihn stets da. Nun ist er beim<br />

Roten Kreuz angestellt und<br />

trotz seines Handicaps ein<br />

Teil des Camps. Er betreut<br />

die Flüchtlings-Homepage<br />

und erledigt administrative<br />

Tätigkeiten. Es ist schön zu<br />

sehen, wie integriert Lukas –<br />

trotz mehrfacher Sprachhürden<br />

– auch bei den Flüchtlingen<br />

ist.<br />

<strong>Weekend</strong>: Was wünschen Sie<br />

sich für die nächste Zeit?<br />

Petra Gebhard: Eine Wohnung<br />

in Hard für Kamal<br />

Hassan, unseren syrischen<br />

Rotkreuzhelfer! Wer ungenutzten<br />

Wohnraum hat, erhält<br />

mit Kamal einen bescheidenen<br />

und sehr netten<br />

Mieter. Er hat bereits den<br />

Asylstatus und ist uns eine<br />

große Hilfe. Übrigens: Berührungsängste<br />

kann man<br />

erst dann abbauen, wenn<br />

man sich ein eigenes Bild<br />

macht. Im Camp besteht<br />

dazu die Möglichkeit. Und<br />

mit unserer Aktion „Weihnachtsengel<br />

für einen<br />

Flüchtling“ wollen wir die<br />

Erfüllung eines Weihnachtswunsches<br />

ermöglichen und<br />

den Campbewohnern gleichzeitig<br />

unsere christlichen<br />

Bräuche näherbringen.<br />

Mehr unter „Aktuelles“ auf<br />

https://fluechtlingeinhard.<br />

wordpress.com/ n<br />

FOTOS: WALSER-IMAGE.COM REDAKTION: WORTWERK.CC<br />

22 | WEEKEND MAGAZIN

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