Von den Alltagsvorstellungen zum globalen Handeln - Plädoyer für
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Nur so ist fortlaufende Nutzung wissenschaftlichen Wissens möglich. Die scheinbar<br />
unmögliche Frage, was eine Lehrkraft wissen muss, um verantwortungsvoll unterrichten zu<br />
können, lässt sich daher gestuft beantworten. Im Blick auf <strong>den</strong> Berufsbeginn stellt sich die<br />
Frage anders als <strong>für</strong> <strong>den</strong> Verlauf des Berufslebens, und <strong>für</strong> wieder Einsteiger, die einen<br />
Gewinn <strong>für</strong> die Schulentwicklung darstellen, stellt sich die Frage nochmals anders. Novizen<br />
im Beruf sind nach der Ausbildung nicht fertig, sondern berufsfähig.“<br />
Oelkers betrachtet „Lehrerbildung“ als ein Entwicklungsprojekt , das nicht alle zehn bis<br />
zwanzig Jahre in politische Turbulenzen gestürzt wird, sondern das mit kontinuierlichen<br />
Lernerfahrungen verbun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> muss, und fasst zusammen:<br />
- Der Aufbau eines Verständnisses als sich entwickelnde Organisation,<br />
- Die Etablierung einer kommunizieren<strong>den</strong> Kultur „Lehrerbildung“,<br />
- Die fortlaufende Überprüfung der Ziele mit Hilfe von Evaluation und Feedback,<br />
- Die Erkenntnis der Schwächen und die Entwicklung der Stärken.“<br />
Eine grundlegende Reform des Lehrerberufes fordert die Bildungskommission der<br />
Heinrich-Böll-Stiftung im Februar 2003 mit dem Titel „Professionalität und Ethos“: „Sowohl<br />
die Befunde der PISA-Studien (S.4) wie auch der OECD-Bericht 2002 legen die Vermutung<br />
nahe, dass vor allem die Arbeit der Lehrpersonen auf <strong>den</strong> Prüfstand gestellt und grundlegend<br />
reformiert wer<strong>den</strong> muss. (…) Wie andere Berufstätige stehen Lehrpersonen vor der Aufgabe,<br />
ihren beruflichen Auftrag kontinuierlich neu zu bestimmen. Die Fähigkeit zur Innovation,<br />
also zur Wahrnehmung gesellschaftlicher Veränderungen und zu eigenständigen Folgerungen<br />
<strong>für</strong> die berufliche Arbeit, wird grundlegend. (…) Die gemeinsame Planung wird notwendiges<br />
Element einer je<strong>den</strong> Schule. Dies erfordert einen grundlegen<strong>den</strong> Wandel vom individualisierten<br />
Berufsverständnis zur Kooperation in der gemeinsamen Arbeit an der Schulentwicklung.<br />
(…) Die Übernahme der Verantwortung (S.5) <strong>für</strong> das Wohl der Kinder und ihre<br />
Zukunft prägt <strong>den</strong> Lehrerberuf und muss die bestimmende Norm, vergleichbar dem<br />
Hippokratischen Eid von Ärzten, sein. Das gegenseitige Verhältnis muss von der<br />
Anerkennung der Würde eines je<strong>den</strong> Menschen, also auch der von Kindern und Jugendlichen,<br />
geprägt sein. Kinder haben ein Menschenrecht auf Bildung, Lehrpersonen müssen sich<br />
bemühen, dieses <strong>für</strong> sie zu verwirklichen. (…) Lehrpersonen müssen von dem pädagogischen<br />
Optimismus getragen wer<strong>den</strong>, dass ihre Arbeit Kinder und Jugendliche entschei<strong>den</strong>d fördern<br />
kann (wie ihr Fehlverhalten ihnen aber auch scha<strong>den</strong> kann). (…) Ziel muss es sein (S.6), die<br />
Besten eines Jahrgangs <strong>für</strong> die Schule zu gewinnen.“<br />
Die Rektoren der Bayrischen Universitäten sind im Februar 2004 mit einem Vorschlag zur<br />
grundlegen<strong>den</strong> Reform des Lehramtsstudienganges an die Öffentlichkeit gegangen. Dahinter<br />
steht der Zwang zur Vereinheitlichung der Studienabschlüsse in Europa, die bis <strong>zum</strong> Jahr<br />
2011 absolviert und damit 2005 begonnen wer<strong>den</strong> müssen. Den Rektoren, die einen<br />
einheitlichen Abschluss <strong>für</strong> alle nach sechs Semestern als Bachelor anstreben, wollen sich von<br />
<strong>den</strong> staatlichen Vorgaben befreien, die weite Teile ihrer Studiengänge beeinflussen. Nach dem<br />
Grundstudium geht es wie im Würzburger Modell weiter. Dazu kommt noch der Lehramtsgang.<br />
Die Rektoren rechnen mit einem erheblichen Protest der Lehrerverbände, hoffen<br />
aber auf Unterstützung der Kultus- und Wissenschaftsministerien. Einen einheitlichen<br />
Studiengang halte ich <strong>für</strong> sehr wichtig, könnte es damit doch gelingen, das zweitklassige<br />
Studium <strong>für</strong> das Lehramt abzuschaffen. Der Fächerverbindung ist es allerdings nicht dienlich,<br />
wenn alle Lehramtsstudieren<strong>den</strong> zunächst nur ein Fach studiert haben.<br />
„Bildungsstandards – Erwartungen und Bedingungen, Grenzen und Chancen“ nannte Prof.<br />
Ulrich Herrmann, Erziehungswissenschaftler an der Universität Ulm, sein Referat anlässlich<br />
einer öffentlichen Anhörung „Bessere Schulen durch Bildungsstandards?“ der Fraktion<br />
„Bündnis 90/ Die Grünen“. Sie fand im Landtag von Ba<strong>den</strong>- Württemberg in Stuttgart am 21.<br />
3. 2003 statt und Hermann meldete erhebliche Zweifel am Sinn von Bildungsstandards an. Ich<br />
berichte von meinem Mitschrieb und zitiere ihn aus seinem überarbeiteten Manuskript: „Ein<br />
weiteres Problem hinsichtlich der Realisierungschancen deutet sich durch die<br />
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