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Rheinkind_Ausgabe 1/2016

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RHEINKIND TITELTHEMA RHEINKIND 7<br />

TITELTHEMA<br />

Schöne Töne –<br />

Darum ist Musik so wichtig für Ihr Kind!<br />

„Ohne Musik<br />

sind Menschen ärmer!“<br />

Der Musik werden viele positive Nebeneffekte nachgesagt. Dr. Anne Weber-<br />

Schon kleine Kinder lieben die Töne, die sie mit dem Kochlöffel auf einem Topf erzeugen. Eine frühe<br />

Krüger ist externes Mitglied des Kölner Instituts für Musikpädagogische<br />

Form der Musikalität, die sich im Laufe der Zeit glückerlicherweise meistens noch verfeinert.<br />

Forschung und Professorin für Musikalische Bildung in der Pädagogik der<br />

Musik ist ein wichtiger Bestandteil der Kindheit. Die KIM-Studie* von 2014 hat gezeigt, dass zwei<br />

Kindheit an der FH Bielefeld. In RHEINKIND erklärt sie, warum Musik gut für<br />

Drittel der befragten Kinder ein grundsätzliches Interesse am Thema Musik haben und gerne<br />

unsere Kinder ist, und wie man das Interesse daran am besten fördert.<br />

Musik hören. Jedes dritte Kind musiziert gelegentlich auch selbst, 15% der Kinder sind in<br />

einem Musikverein oder haben in ihrer Freizeit Musikunterricht. Die Zahl der Musikschüler<br />

Welchen Einfluss hat Musik schon im Mutterleib auf die Kinder? Der Hörsinn<br />

Wie finde ich heraus, welches Instrument zu meinem Kind passt? Am Besten<br />

steigt beständig. Und das ist auch gut so, ist der positive Effekt der Musik doch<br />

entwickelt sich bereits pränatal. Ungefähr im letzten Schwangerschaftsdrittel kann das<br />

lassen Sie dies Ihr Kind herausfinden. Musikschulen bieten beispielsweise Schnup-<br />

unbestritten. Aber warum ist Musik eigentlich so wichtig? Was macht guten Musik-<br />

ungeborene Kind Klangeindrücke von außen wahrnehmen und sich nach der Geburt auch<br />

pertage o.ä. an, damit Kinder verschiedene Instrumente ausprobieren können. Wenn<br />

unterricht aus? Und wie finde ich das passende Instrument für mein Kind?<br />

an besonders eindrückliche Klänge erinnern. Man kennt zum Beispiel das Phänomen,<br />

sich ein Kind dann für Schlagzeug oder Kontrabass interessiert, sollte ihm das auch<br />

RHEINKIND gibt einen Überblick!<br />

dass Babys besonders gut einschlafen, wenn ihre Mutter ihnen ein Lied vorsingt, das sie<br />

bereits vor der Geburt oft gesungen hat.<br />

ermöglicht werden. Kinder, die ein Instrument lernen müssen, welches sie sich nicht<br />

selbst ausgesucht haben, hören nämlich erfahrungsgemäß meist wieder mit dem<br />

Instrumentalunterricht auf.<br />

Welchen Effekt hat das elterliche Vorsingen auf die Kinder? Wir wissen, dass<br />

Lieder kulturübergreifend Ähnlichkeiten aufweisen, die den gleichen Zwecken dienen:<br />

Üben gehört zum Erlernen eines Instrumentes dazu. Wie viel Druck sollten Eltern<br />

Ein Wiegenlied z.B. hat ruhige, wiederkehrende Melodieverläufe. Lieder können unseren<br />

dabei ausüben? Es stimmt, ein Instrument muss man üben. Aber statt Druck ist echtes<br />

Gefühlszustand beeinflussen. Das Vorsingen eines Liedes kann Geborgenheit vermitteln,<br />

Interesse viel besser. Zum Beispiel, indem Eltern fragen, ob ihre Kinder zuhause mal ein<br />

Anteile der Altersgruppen an Musikschulen im VDM** (2014) Schüleranteile der einzelnen Instrumentengruppen (2014)<br />

16,1% unter 6 Jahre<br />

3,5% keine Altersangabe<br />

18,4% Sonstiges<br />

10,8% Streichinstrumente<br />

1,4% über 60 Jahre<br />

5,3% 26 bis 60 Jahre<br />

3,5% Gesang und<br />

17,9% Holzblasinstrumente<br />

2,9% 19 bis 25 Jahre<br />

andere vokale Fächer<br />

Schülerzahl<br />

32,0% 6 bis 9 Jahre<br />

11,1% 15 bis 18 Jahre<br />

insgesamt:<br />

1.332.634<br />

5,4% Schlagwerk und<br />

andere Schlaginstrumente<br />

5,1% Blechblasinstrumente<br />

17,2% Zupfinstrumente<br />

**Verband deutscher Musikschulen e.V.<br />

27,7% 10 bis 14 Jahre<br />

21,5% Tasten- und<br />

Balginstrumente<br />

Quellen: * KIM-Studie: Kinder + Medien, Computer + Internet (befragt jährlich ca. 1.200 Kinder zwischen 6 und 13 Jahren), Grafiken: Deutsches Musikinformationszentrum (MIZ)<br />

Fotos: FH Bielefeld, Michael Kohls<br />

es zeigt „ich bin mit meiner Aufmerksamkeit bei Dir“.<br />

Wie sinnvoll sind Musik-Kurse für Kleinkinder? Ein früher Einstieg in Baby-Musikgruppen<br />

oder Eltern-Kind-Musizieren ist möglich und sinnvoll. Wichtig ist es dabei, zu<br />

schauen, ob die Kinder sich auf das Musikangebot einlassen möchten. Eltern und pädagogische<br />

Fachkräfte müssen dabei mit Geduld und Einfühlungsvermögen jedem Kind<br />

Raum für dessen individuelle Wünsche und Herangehensweisen ermöglichen.<br />

Kann man auch „zu spät“ mit der Musik anfangen? Ein „zu spät“ gibt es eigentlich<br />

nicht. Aber je nach Lebensalter und Persönlichkeit lernen Menschen eben ganz unterschiedlich<br />

und die Erfahrung zeigt, dass ein früher Kontakt mit Musik durchaus prägend<br />

für das weitere Leben werden kann. Wer sich entscheidet, Berufsmusiker zu werden, hat<br />

meist schon eine lange musikalische Vorgeschichte.<br />

Welche positiven Effekte kann man bei Kindern beobachten, die ein Instrument<br />

erlernen? Sie erlernen ein Instrument! Das ist, finde ich, schon ein positiver Effekt. Oft<br />

versuchen wir, Musik und Musizieren über vermutete oder bewiesene Wirkungen in anderen<br />

Lebensbereichen zu rechtfertigen. Aber der Umgang mit Musik ist an sich schon<br />

ein Wert, der nicht unterschätzt werden darf. Zugleich lernt man zum Beispiel auch zuzuhören,<br />

sich in und mit Klängen auszudrücken, sich beim Ensemblespiel mit anderen<br />

abzustimmen und sich zu präsentieren, sich „ins Rampenlicht“ stellen zu können.<br />

kleines Konzert mit ihren Lieblingsstücken geben können. Das Üben bietet außerdem<br />

Gesprächsanlässe, in denen die Kinder als Experten an ihrem Instrument wahrgenommen<br />

werden können. Wichtig ist dann auch, dass Eltern und Lehrkräfte die Fortschritte der<br />

Kinder würdigen und damit zeigen, dass das Üben auch Erfolg bringt. Hier liegt viel<br />

Potenzial für Motivation und Begeisterung rund ums Musizieren.<br />

Was können Eltern noch tun, um Kindern Musik näher zu bringen? Sie können zum<br />

Beispiel Konzerte oder Musiktheateraufführungen besuchen. Sie können auch einfach<br />

mal einen Spaziergang zum „Lauschspaziergang“ erklären und gemeinsam auf unterschiedliche<br />

Geräusche und Klänge in der Umgebung horchen. Oder sie können zur Lieblingsmusik<br />

eines Familienmitglieds tanzen, bis alle außer Atem sind. Der Fantasie sind<br />

keine Grenzen gesetzt, im Gegenteil, spannend wird es immer dann, wenn die Fantasie<br />

angeregt wird.<br />

Wie viel Wahrheit steckt in der Aussage: „Musik macht klug“? Auf jeden Fall ist<br />

Musik ein Teil menschlichen Lebens und Handelns und damit auch ein Bildungsgut. Ob<br />

Musik den Menschen klug macht, kann ich nicht beantworten. Aber ich bin der Meinung,<br />

dass Menschen ohne Musik ärmer sind. Ärmer an Anlässen für Gemeinsamkeit aber<br />

auch ärmer an Anlässen, hörend oder musizierend sich selbst zu genügen, ärmer an<br />

Eindrücken und ärmer an Ausdrucksmöglichkeiten.

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