Wer betet siegt
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HEUKELBACH KLASSIKER<br />
DIE BIBEL VERSTEHEN – GOTT ERFAHREN – DAS LEBEN MEISTERN<br />
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>
Die Stiftung Missionswerk <strong>Wer</strong>ner Heukelbach arbeitet überkonfessionell und möchte zum vorurteilsfreien<br />
Lesen der Bibel als dem einzig gültigen Wort Gottes ermutigen. Damit leistet sie einen Beitrag<br />
zur Weitergabe des Evangeliums, der guten, rettenden Botschaft von Jesus Christus. Die Stiftung<br />
distanziert sich von Sekten jeder Art. Alle Publikationen der Stiftung sind unverkäuflich und dürfen<br />
ausschließlich kostenfrei weiter gegeben werden. Die Weitergabe erfolgt in Eigenverantwortung der<br />
verteilenden Privatperson, Einrichtung oder christlichen Gemeinde.<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber und Copyright:<br />
Stiftung Missionswerk <strong>Wer</strong>ner Heukelbach<br />
Text: <strong>Wer</strong>ner Heukelbach<br />
51700 Bergneustadt, Deutschland<br />
Druck: Gutenberghaus Druck & Medien GmbH & Co. KG, Dillenburg<br />
Auflage-Nr.: SK03 5 1508 9
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 2<br />
Geleitwort<br />
Sage mir, wie dein Gebetsleben aussieht, und ich will dir sagen, wie du zu deinem<br />
Heiland und Retter Jesus Christus stehst. – So möchte ich jeden Leser dieser Broschüre<br />
fragen.<br />
<strong>Wer</strong> Wunder Gottes erleben will, muss ein Beter werden. Darum lass dich auch durch<br />
diese Worte ermuntern und bete täglich. Bete laut, bete immer wieder, ja, bete stündlich.<br />
Lass dir bitte mehr den Geist des Gebetes schenken und sei gewiss: Der Herr Jesus<br />
antwortet auf deine Gebete!<br />
Lass dich bitte nicht durch irgendwelche Hindernisse vom Gebet abhalten. Diese<br />
Hindernisse versperren dem Segen Gottes den Weg. Sie rauben dem Kind Gottes den<br />
Frieden Gottes. Mache reichlich von dem Vorzug Gebrauch, ein Beter sein zu dürfen.<br />
Denke daran: Große Reichtümer Gottes warten auf dein Nehmen!<br />
Verzage bitte nicht in schweren Stunden. Bleibe in Niederlagen nicht am Boden<br />
liegen, sondern lass dich glaubend und betend neu vom Herrn aufrichten! Bekenne<br />
deinen Heiland und Retter vor Einzelnen und vor vielen. Gewinne auch du Menschen<br />
für Jesus!<br />
Wenn du innerlich ganz neu zurechtkommen willst, dann bekenne dem Herrn Jesus<br />
alles, aber auch alles, was dich belastet und bereue deine Schuld. Ja, schütte vor ihm<br />
dein Herz bis auf den Grund aus. Nur so wird jeder, der innerlich zurückgegangen ist,<br />
wieder neu an das Herz des Herrn Jesus kommen. Er wird neu seine Liebe verspüren.<br />
Wenn du ein innigeres Verhältnis zu dem Welterlöser – zu deinem Heiland – begehrst,<br />
wenn du innere Segnung bei anderen siehst, die du nicht hast, wenn du mehr<br />
als ein Segen für andere werden möchtest: Dann räume im Gebet alles aus deinem<br />
Leben aus. Nur so wirst du Reichtümer Gottes empfangen und an andere weitergeben<br />
können.<br />
Klammere dich an die Verheißungen Gottes. Du darfst Größeres für Gott wagen. Du<br />
darfst viel Größeres von Gott erwarten. Dein Glaubensmut ehrt Gott. Dein Glaubensmut<br />
ist Gott wohlgefällig.<br />
Wenn du Schwierigkeiten in deiner Versorgung hast: Dann bete zu Gott, deinem<br />
Vater. Er denkt an sein Kind. Er will seinem Kind das Beste geben. Er ist mehr um dich<br />
besorgt, als irgendein Vater, irgendeine Mutter um das Kind besorgt sein können. Er<br />
hat keinen Mangel an Mitteln, die dir fehlen. Fasse mehr Vertrauen zu dem großen<br />
Gott. Klammere dich mehr im Gebet an deinen Vater im Himmel. Lass dich in allem,<br />
was du bedarfst, von oben beschenken.
3 <strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>!<br />
Sei kein winselnder Christ. Dein Winseln ist dem Fürsten der Welt wohlgefällig. Er<br />
will dich immer neu zu Boden drücken. Er will, dass du dich nur um deine eigene Achse<br />
drehst. Du aber solltest deinen Heiland im Gebet loben und preisen. Lass dies ab heute<br />
dein Ziel und dein Vorsatz sein. Ja, bete den Heiland an, der für dich gestorben ist. Bete<br />
den Vater an, der seinen geliebten Sohn für dich hingegeben hat.<br />
Wenn du noch nicht zur Heilsgewissheit gekommen bist, wenn der Herr Jesus noch<br />
nicht dein persönlicher Heiland geworden ist, dann bitte ich dich sehr herzlich: Knie<br />
vor dem Herrn Jesus im Gebet nieder. Schütte vor deinem Heiland betend – möglichst<br />
mit lauter Stimme – alles aus, was dein Herz und Leben belastet. Bete flehentlich. Bete<br />
kindlich. Bereue vor dem Retter der Sünder alle deine Sünden. Sage ihm deine ganze<br />
Sündenschuld. Sage ihm, dass dein belastetes Gewissen der Reinigung durch sein Blut<br />
bedarf. Die reinigende Kraft des Blutes Jesu Christi schenkt dir dann den Herzensfrieden.<br />
Du wirst die Vergebung deiner Sünden erlangen. Es wird im Glauben ein Stück<br />
Himmel in dein Herz kommen. Du wirst Rettungsjubel verspüren. So wirst du ein Eigentum<br />
des Herrn Jesus. So wird der Herr Jesus dein persönlicher Heiland. Du wirst<br />
dann auch ein Segen für andere werden.<br />
Dass jeder Leser dieser Schrift einen besonderen, grundlegenden Segen bekommen<br />
möchte, dafür bete ich sehr.<br />
<strong>Wer</strong>ner Heukelbach
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 4<br />
Der Beter erlebt<br />
Wunder Gottes<br />
Das Gebet ist das Vorrecht der Kinder<br />
Gottes. Strecke deine Hände mutig<br />
betend aus, und Gott wird sie dir füllen.<br />
Paare dieses Gebet aber mit dem Glauben,<br />
dann wirst du nicht lange auf die Erhörung<br />
warten müssen.<br />
Das Gebet schenkt dem Suchenden die<br />
Gewissheit der Errettung seiner Seele. Das<br />
Gebet ist ja nur ein Ausschütten des Herzens<br />
vor Gott. Im Herzen des unerretteten<br />
Menschen sind Unruhe und Rebellion. Das<br />
Herz des Gläubigen will Gott aber mit<br />
Frieden, Freude und Glückseligkeit füllen.<br />
Die Voraussetzungen für ein erhörliches<br />
Gebet sind immer sehr leicht zu erfüllen.<br />
Gott fordert von einem Menschen<br />
nie etwas, was er nicht halten kann. Der<br />
Grundsatz Gottes ist nicht eingestellt auf<br />
die Worte: Du musst, du darfst nicht,<br />
sondern einzig und allein auf die Gnade.<br />
Gnade fordert nicht. Gnade gibt. Wenn<br />
man bei Gnade oder Begnadigung von<br />
einer Forderung sprechen wollte, dann<br />
könnte man nur das eine sagen: <strong>Wer</strong><br />
begnadigt werden will, kann ein Gnadengesuch<br />
einreichen. Oberhäupter eines<br />
Volkes lehnen ein Gnadengesuch oft ab.<br />
Bei dem Herrn Jesus wird kein Gnadengesuch<br />
abgelehnt. Er wartet ja nur darauf,<br />
dass alle Menschen – jeder für sich – zu<br />
ihm kommen.<br />
Durch das Gebet kommen Freude und<br />
Jubel in ein Menschenherz. Schon hier<br />
kann man sagen: <strong>Wer</strong> <strong>betet</strong>, <strong>siegt</strong>, wer<br />
<strong>betet</strong>, erreicht das Ziel. Durch Gebet<br />
kommt man zur Errettung seiner Seele.<br />
Wenn ein Kind Gottes darunter leidet,<br />
dass es in seinem Leben so wenig Frucht<br />
sieht, dann darf es zum Herrn Jesus rufen,<br />
und er verwandelt die Fruchtlosigkeit in<br />
ein reiches Innenleben. Er wirkt Frucht,<br />
mehr Frucht, viel Frucht und bleibende<br />
Frucht. Dies ist das Ziel des Herrn Jesus<br />
bei jedem Gläubigen. Nur so wird er<br />
verherrlicht und sein Name anderen kund.<br />
Der Feind der Seele sagt jedem Kind<br />
Gottes, das im Wandel nicht treu war: Du<br />
kannst nie wieder zurechtkommen. Der<br />
Herr Jesus bietet aber jedem gefallenen<br />
Kind Gottes, wenn auch die Schmach – die<br />
der Betreffende auf den Herrn und sein<br />
Volk gebracht hat – noch so groß ist, seine<br />
versöhnende Hand. Er hilft jedem Bereuenden<br />
zurecht. Er begleitet den Bußfertigen<br />
auf dem Weg, um das in Ordnung zu<br />
bringen, was in Ordnung gebracht werden<br />
muss. Darin besteht ja seine Heilandsliebe,<br />
dass er niemand auf dem Weg liegen lässt.<br />
Er richtet auf. Er bringt zurecht. Er übernimmt<br />
die Führung und freut sich, wenn<br />
ein Schäfchen zur Herde zurückkehrt.<br />
Kostbar ist, dass das Gebet nicht an<br />
irgendeine Zeit, an irgendeinen Ort oder<br />
an irgendeine Sprache gebunden ist. Wo<br />
du bist, darfst du beten. In welcher Lage<br />
du dich auch befinden magst: Du darfst<br />
beten. Du darfst draußen beten, du darfst<br />
drinnen beten. Und wenn die ersten Worte<br />
deines Gebetes nur über die Zunge<br />
kommen, der zweite Satz aus der Kehle<br />
kommt, so wird der dritte Satz dann aber<br />
doch aus deinem Herzen hervorgehen. Du<br />
wirst neu für den Herrn Jesus<br />
aufgeschlossen werden. Und er wird dir<br />
dann Großes und Größeres auf dem Weg<br />
kundtun.<br />
Du hast vielleicht schon lange für deine<br />
Angehörigen ge<strong>betet</strong>, gewiss schon mal<br />
gedacht: Meine Bitte wird nie erhört.<br />
Denke aber daran: Viele Gebete um<br />
Errettung der Angehörigen werden erst
5 Der Beter erlebt Wunder Gottes<br />
dann erhört, wenn der Beter selbst schon<br />
beim Herrn ist. Dir aber will der Herr vielleicht<br />
jetzt schon die Freude schenken,<br />
damit du ihn neu rühmst und preist.<br />
Es gibt kein Hindernis, das so groß ist,<br />
dass es vom Herrn nicht beseitigt werden<br />
kann; doch es gibt Hindernisse, bei denen<br />
es deiner Zustimmung bedarf, dich davon<br />
befreien zu lassen. Wenn er bei dir den<br />
Finger auf irgendetwas legt, dann erwartet<br />
er, dass du diesen Gegenstand, der die<br />
Hindernisse auslöst, wegtust. Vor allen<br />
Dingen musst du ihm gestatten, dass er<br />
sie wegnimmt.<br />
Überlege nicht lange, ob du diesen<br />
oder jenen Gebetsgegenstand dem Herrn<br />
hinlegen darfst. Du darfst alles – aber<br />
auch alles – dem Herrn sagen. Denke<br />
daran: Das Gebet ist die Großmacht<br />
gegenüber dem Fürsten der Welt. Das<br />
Gebet ist der Gradmesser deines Innenlebens.<br />
Wenn du so dein Gebetsleben vor<br />
dem Herrn prüfst, dann wirst du vielleicht<br />
zu dir selbst sagen müssen: So kann es<br />
nicht weitergehen. Ich will mehr beten,<br />
damit der Herr mich mehr zur Ehre seines<br />
Namens gebrauchen kann.<br />
Es gibt Kinder Gottes, die durch schwere<br />
Prüfungen gehen müssen. Sie werden oft<br />
mutlos und mit den Wegen Gottes nicht<br />
mehr fertig. Sie meinen, Gott hätte sich in<br />
der Wegführung getäuscht. Es gibt verbitterte<br />
Gotteskinder. Sie dürfen unter<br />
keinen Umständen in dieser Stellung verharren.<br />
So kommen sie nicht zur Freude,<br />
nicht zur Glückseligkeit. Ihnen muss man<br />
helfen, dass sie neu den Mut finden, nach<br />
oben zu schauen und Ja zur Führung<br />
Gottes zu sagen. Kommen sie aber dahin,<br />
dass sie für die Wege danken, die Gott mit<br />
ihnen gegangen ist, dann kommen sie<br />
auch Schritt für Schritt vorwärts.<br />
<strong>Wer</strong> ein Beter ist, der wird auch ein<br />
Zeuge sein. Man könnte sagen: Nur ein<br />
Beter wird vom Herrn zeugen. Man kann<br />
über vieles reden, lange reden, über Wahrheiten<br />
reden, doch alles zündet nicht,<br />
wenn das Gebet des Betreffenden nicht<br />
dahinter steht. Das Gebet muss die Vorarbeit<br />
zu unserem Tun sein. Denken wir an<br />
die Urzeugen des Evangeliums, die sagten:<br />
„Wir aber werden im Gebet und im Dienst<br />
des Wortes verharren“ (Apostelg. 6, 4).<br />
Durch das Gebet kommen wir zu einer<br />
größeren Selbsterkenntnis; aber darüber<br />
hinaus auch zu einer viel stärkeren<br />
Gotteserkenntnis.<br />
Natürlich ist es gut, auf sich, seine<br />
Schwierigkeiten, seine Nöte, sein Zukurz-Kommen<br />
vor Gott zu schauen. Es ist<br />
aber niemals gut, dabei stehen zu bleiben.<br />
Die Grundausrichtung sollte immer auf<br />
den Herrn sein, auf sein vollbrachtes <strong>Wer</strong>k,<br />
auf die Liebe des Vaters. So öffnen sich die<br />
Quellen stets neu und Geröll sowie angehäufter<br />
Schmutz werden aus unserem<br />
Leben hinweggeschwemmt.<br />
Wir kommen so aus dem Winseln,<br />
Jammern, Stöhnen und Seufzen heraus<br />
und kommen zum Danken, Loben, Preisen,<br />
ja, wir kommen zur Anbetung.<br />
So kann man sich an die Verheißungen<br />
Gottes klammern und sie täglich neu erleben.<br />
Mit Gott kann man große Siege<br />
feiern, wenn man nur ihm und seinem<br />
Wort glaubt.<br />
Mein Gebet zu Gott ist, dass er diese<br />
Broschüre für viele dazu gebrauchen<br />
kann, dass sein Name verherrlicht wird.<br />
Möchten unerrettete Menschen hierdurch<br />
angeregt werden, betend den Heiland zu<br />
suchen. Möchten aber auch viele Kinder<br />
Gottes durch dieses schlichte Zeugnis<br />
angespornt werden, Beter zu werden, im
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 6<br />
Gebet nicht nachzulassen, im Gebet nicht<br />
nur zu winseln, zu jammern und zu<br />
stöhnen und sich zu betrachten – sondern<br />
wahre Anbeter zu werden!<br />
Voraussetzungen für ein<br />
erhörliches Gebet!<br />
Ich kehrte von einer längeren Reise<br />
zurück. Es war so schön zu Hause, so<br />
feierlich. Es fiel mir aber auf, dass meine<br />
Frau irgendetwas hatte, was sie bedrückt.<br />
Wir waren gezwungen, einen Arzt aufzusuchen.<br />
Nach vielen Untersuchungen<br />
wurde eine bösartige Krankheit entdeckt.<br />
Diese Nachricht bekamen wir vier Tage vor<br />
Ostern. Das waren Feiertage, an denen<br />
wohl jedes Glied unserer Familie Tränen<br />
vergoss. Es wollte aber keiner dem anderen<br />
die Tränen zeigen. So auch ich nicht. Der<br />
Arzt und auch mein Verstand sagten mir,<br />
dass meine Frau nicht mehr lange bei uns<br />
sein würde. Dieser Gedanke war mir<br />
furchtbar. Ich habe mich in ein Zimmer<br />
eingeschlossen, habe die Knie gebeugt,<br />
mein Leben neu von dem Herrn durchleuchten<br />
lassen und lange unter Tränen<br />
im Gebet verharrt. Ich hatte das Bedürfnis,<br />
an eine einsame Stelle des Waldes zu<br />
gehen, um mich einmal ausweinen und zu<br />
Gott schreien zu können.<br />
Am Tag nach Ostern wurde meine Frau<br />
in eine Kölner Klinik eingeliefert. Einer der<br />
tüchtigsten Professoren sollte diese schwere<br />
Operation durchführen. Meine Kinder, die<br />
teils schon erwachsen waren, sagten:<br />
„Vater, wir haben dich nie daran gehindert,<br />
das Evangelium zu verkündigen. Du<br />
weißt weder von der Mutter noch von uns<br />
um Stunden, wo wir schwach geworden<br />
waren und dich angehalten hätten, nicht<br />
zu reisen, sondern bei uns zu bleiben.<br />
Unsere Mutter hat manchen Sonntag am<br />
Fenster gesessen, wenn andere Frauen mit<br />
ihren Männern spazieren gingen. Ihr sind<br />
Tränen über die Wangen gelaufen. Jetzt<br />
aber, Vater“, so sagten sie zu mir, „haben<br />
wir eine Bitte: Bleibe bei unserer Mutter,<br />
bis die Entscheidung gefallen ist.“<br />
Ich fuhr mit zur Klinik. Es kamen<br />
schwere Tage. Die Operation dauerte<br />
Stunden. Andere Frauen, die dasselbe<br />
schwere Leiden hatten, wurden in die<br />
Ewigkeit abgerufen. Auch wir wussten,<br />
dass bei einem so weit vorgeschrittenen<br />
Krebsleiden, menschlich gesehen, kaum<br />
Hoffnung auf Heilung bestand. Ich durfte<br />
bei den anderen Kranken von Bett zu Bett<br />
gehen. Mit manchem Leidgeprüften<br />
konnte ich über die Ewigkeit sprechen.<br />
Manche haben dort Gott versprochen,<br />
wenn sie wieder nach Hause kämen, dann<br />
würden sie dem Herrn Jesus ihr Herz<br />
schenken. Ob sie es alle gehalten haben?<br />
Das glaube ich kaum. Ich wünsche aber,<br />
dass ich mich täusche.<br />
Es kamen Tage bei meiner Frau, an<br />
denen das Fieber stieg und der Arzt sagte:<br />
„Der Zustand Ihrer Frau erfordert, dass Sie<br />
ihr etwas geben, woran sie sich mit aller<br />
Energie klammern kann. Sonst kann das<br />
jetzt nur noch schwache Leben leicht ausgehaucht<br />
werden.“ Ich nahm einen Zettel<br />
und schrieb darauf: Sein Rat ist wunderbar,<br />
und er führt es herrlich hinaus! Diesen<br />
Satz unterstrich ich rot, und immer<br />
wieder, wenn meine Frau die Augen aufschlug,<br />
zeigte ich ihr diese Worte. Die<br />
Schwäche nahm aber noch weiter zu. Da<br />
knieten einige gläubige Diakonissen, die<br />
an die Erhörung eines Gebetes glaubten,<br />
im Zimmer über dem meiner Frau und <strong>betet</strong>en<br />
an jenem Sonntagnachmittag in der
7 Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet!<br />
Stunde der großen Entscheidung immer<br />
wieder und lange. Dann kamen sie herunter<br />
und sagten: „Wir haben den Glauben,<br />
die Wende ist da!“ Von der Stunde an ging<br />
es aufwärts. Ich war noch einige Zeit bei<br />
meiner Frau, aber von Tag zu Tag sah<br />
man: Gott hatte ein Wunder getan.<br />
Gott erhört Gebete. Höre auch du auf zu<br />
fragen: Warum noch beten? Vielleicht ist es<br />
gut, wenn wir uns jetzt einmal etwas mit<br />
der Vorbedingung für ein erhörliches Beten<br />
beschäftigen. In 1. Könige 18, Verse 41-45,<br />
lesen wir eine wunderbare Geschichte. Ich<br />
will sie hier folgen lassen:<br />
„Und Elia sprach zu Ahab: Gehe hinauf,<br />
iss und trink, denn es ist ein Rauschen<br />
eines gewaltigen Regens. Und Ahab ging<br />
hinauf, um zu essen und zu trinken. Elia<br />
aber stieg auf den Gipfel des Karmel; und<br />
er beugte sich zur Erde und tat sein Angesicht<br />
zwischen seine Knie. Und er sprach zu<br />
seinem Knaben: Gehe doch hinauf, schaue<br />
nach dem Meere hin. Und er ging hinauf<br />
und schaute, und er sprach: Es ist nichts<br />
da. Und er sprach: Gehe wieder hin, siebenmal.<br />
Und es geschah beim siebenten<br />
Mal, da sprach er: Siehe, eine Wolke, klein<br />
wie eines Mannes Hand, steigt aus dem<br />
Meere herauf. Da sprach er: Gehe hinauf,<br />
sprich zu Ahab: Spanne an und fahre<br />
hinab, dass der Regen dich nicht aufhalte!<br />
Und es geschah unterdessen, da ward der<br />
Himmel schwarz von Wolken und Wind,<br />
und es kam ein starker Regen.“<br />
Wenn man sich nun fragt: Welche Weisung<br />
kann dieser Abschnitt dem Beter<br />
geben?, so will ich einige Punkte nennen,<br />
die mir zum besonderen Segen geworden<br />
sind.<br />
Der Beter muss sich losreißen können.<br />
„Elia sprach zu Ahab: Steige hinauf, iss<br />
und trink.“ Vielleicht hatte auch Elia<br />
Hunger und Durst und hätte gern dasselbe<br />
getan. Eigenartig ist, dass gerade<br />
dann, wenn der Beter sich entschließt zu<br />
beten, der Feind sich aufmacht und dies<br />
und jenes dem Menschen vor Augen stellt,<br />
um ihn vom Beten fern zu halten. Nur<br />
noch eben das Telefongespräch führen, so<br />
hat er mir oft gesagt, dann kannst du ja<br />
deine Knie beugen. Und wenn ich meine<br />
Knie gebeugt hatte, sagte mir der Feind<br />
oft: Stehe nur eben auf und notiere dir<br />
diese und jene Angelegenheit, sonst vergisst<br />
du sie wieder, dann kannst du ja<br />
weiter beten. In einer anderen Situation<br />
sagte derselbe Feind: Regele nur noch<br />
eben diese Sache. Du kannst ja beten, aber<br />
jetzt im Moment ist es nicht passend.<br />
Gehe nur noch eben hier- oder dorthin<br />
und kläre die Sache, nachher kannst du<br />
beten. Auf diesem Wege wirst du, lieber<br />
Leser, liebe Leserin, nie ein erhörlicher<br />
Beter werden. Ich sage dir noch einmal,<br />
die Voraussetzung für ein erhörliches<br />
Gebet ist, dass du dich losreißen kannst,<br />
wirklich rücksichtslos dieses und jenes zurückstellen<br />
kannst, um das Angesicht<br />
Gottes durch Jesus Christus zu suchen.<br />
Wie herrlich sind dann solche Stunden. Sie<br />
sind ein Vorgeschmack des Himmels. Hier<br />
atmet die Seele Himmelsluft. Hier strömt<br />
dem Menschen das zu, was die Seele<br />
braucht.<br />
Der Beter darf keine Mühe scheuen. Es<br />
war schon Mühe, als Elia auf den Gipfel<br />
des Karmel steigen musste. Bei dem Beter<br />
kommen immer wieder Augenblicke, da<br />
hört das gemütliche Leben auf. Manche<br />
Gläubige liegen morgens bis zum letzten<br />
Augenblick im Bett, sprechen dann vielleicht<br />
noch ganz kurz so eben in Gedanken<br />
ihr Gebet, eilen zum Kaffeetisch, erledigen<br />
noch schnell die anderen
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 8<br />
Angelegenheiten, und dann raus zur Arbeitsstelle.<br />
Ein solches Leben wird nie den<br />
Reichtum in Christo erleben und weitertragen<br />
können. Du darfst keine Mühe<br />
scheuen. Wo man zusammensitzt, selbst<br />
als Gotteskinder, sich über dieses und<br />
jenes unterhält und sich dabei von allen<br />
möglichen Gesprächen einwiegen lässt,<br />
ganz gleich, ob sie gut oder nicht gut<br />
sind, da öffnet sich der Himmel nicht. Da<br />
wird der Reichtum Gottes nicht ausgegossen.<br />
Der Beter muss die wahre Herzensdemut<br />
besitzen. Herzensdemut allein bewahrt<br />
vor Demütigungen. Haben wir, du<br />
und ich, nicht schon gesagt: Warum noch<br />
beten? Es wird doch nicht anders. Wir<br />
haben ge<strong>betet</strong>, vielleicht im Sitzen; auch<br />
in schlaflosen Nächten, als man immer<br />
wieder das Schlagen der Uhr hörte, als<br />
man aufstand, um auf andere Gedanken<br />
zu kommen, als man versuchte, dieses und<br />
jenes auszuschalten, um zum Schlaf zu<br />
kommen. <strong>Wer</strong> kennt sie nicht, diese<br />
Nachtwachen. Möchten sie dir und mir<br />
zum Segen geworden sein und werden.<br />
Die Voraussetzung für ein erhörliches<br />
Gebet zeigt hier ein Mann Gottes. Er<br />
beugte sich zur Erde und tat sein Angesicht<br />
zwischen die Knie. – Ein Freund kam<br />
eines Tages zu mir und sagte „Ich habe<br />
versucht, im Gebet diese Stellung einzunehmen,<br />
als mein Herz in großer Not war.<br />
Es ist für mich nicht möglich, während<br />
eines längeren Gebetes in dieser Stellung<br />
zu bleiben: Zur Erde niedergebückt und<br />
das Angesicht zwischen den Knien.“ Du<br />
fragst: Muss das sein? Ich kann dir antworten:<br />
Nein, nicht von der äußeren Stellung<br />
hängt es ab … und dennoch zeugt<br />
die äußere Stellung von deiner inneren<br />
Haltung. Wir können uns nicht tief genug<br />
vor Gott beugen, und wir können uns<br />
auch nicht tief genug vor Menschen<br />
beugen, wenn es erforderlich ist. Im Gebet<br />
erfahren wir den Segen Gottes und erleben<br />
eine Herrlichkeit nach der anderen.<br />
Gott sucht ja solche, durch die und in<br />
denen er sich offenbaren will. Ich<br />
wünschte, dass ich ein solcher würde, dem<br />
der Herr viel mehr offenbaren könnte. Ich<br />
möchte sehr gern viel mehr den Reichtum<br />
Jesu Christi in meinem Leben zur Schau<br />
stellen und durch mein Leben andere<br />
locken. Hast du nicht den gleichen<br />
Wunsch?<br />
Ist es nicht so, dass dann, wenn wir<br />
glaubten, etwas zu sein, die Demütigungen<br />
vor der Tür standen und uns oft wie<br />
Räuber überfielen? Es kommen dann<br />
Zeiten, in denen man meint: Jetzt bricht<br />
alles über mir zusammen. Aus dieser<br />
Schwierigkeit komme ich überhaupt nicht<br />
wieder heraus. Da türmen sich Wellen über<br />
Wellen. Sie versuchen, mein kleines<br />
Lebens- und Glaubensschiff ans Ufer der<br />
großen Welt zu schlagen. Ich meine, jetzt<br />
werde ich stranden. Es kommt so weit,<br />
dass ich denke, jetzt ist der Kompass aus<br />
meiner Hand geschlagen, ich habe das Ziel<br />
nicht mehr klar vor Augen. Lass es dir<br />
noch einmal sagen: Nur Herzensdemut<br />
bewahrt vor Demütigungen! Möchte der<br />
Herr dir und mir doch mehr diese Herzensdemut<br />
schenken. Ich möchte sie gern<br />
haben. Ich möchte gern, dass sie heimisch<br />
bei mir wird. Oft meinst du, etwas davon<br />
zu besitzen. Doch schon in der nächsten<br />
Stunde entdeckst du, dass sie dir wieder<br />
aus den Händen geglitten ist. Sie ist in<br />
deinem und meinem natürlichen Leben<br />
nicht zu finden. Die Wurzeln dieses<br />
Baumes gedeihen nur in einem von Gott<br />
vorbereiteten Herzensboden. In einem na-
9 Voraussetzungen für ein erhörliches Gebet!<br />
türlichen Menschenherzen kann sie nicht<br />
wachsen. Da wachsen alle möglichen und<br />
unmöglichen Triebe, nur sie nicht. Laut<br />
rufe ich in dieser Stunde: Herr, schenke<br />
mir doch mehr die Voraussetzungen für<br />
ein erhörliches Gebet. Wollen wir beide<br />
nicht eins werden, dass auch du es in<br />
diesem Augenblick rufst? Wir werden es<br />
beide erleben, unser Leben wird reicher<br />
und gesegneter werden. Ich habe ein<br />
Sehnen, dass ich mein natürliches Eigenleben<br />
mehr erkennen möchte, dass ich<br />
über manches tiefe Buße empfinden<br />
möchte, um ihn mehr zu verherrlichen.<br />
Nur einer konnte von sich sagen: „… Ich<br />
bin sanftmütig und von Herzen demütig“<br />
(Matth. 11,29). Wir tun oft so, als seien wir<br />
sanftmütig. Wir finden sogar noch Worte,<br />
um unsere Demut zum Ausdruck zu bringen.<br />
Aber unter Herzensdemut stelle ich<br />
mir etwas anderes vor, etwas Grundlegendes,<br />
etwas Entscheidendes, das bei mir<br />
nicht als Gast einkehrt, um in einer Stunde<br />
wieder wegzugehen, sondern ständig bei<br />
mir wohnt. Möchte es dir und mir geschenkt<br />
werden.<br />
Oft frage ich mich: Warum kann dein<br />
Leben in Jesus Christus nicht reicher sein?<br />
Warum kann der Herr nicht mehr tun,<br />
nachdem du so lange in seiner Nachfolge<br />
stehst? Kniend bete ich dann oft eine<br />
halbe Stunde und mehr, um mich in dieser<br />
Richtung zu prüfen. Und immer wieder<br />
muss ich mir dann sagen: Der Mangel an<br />
wahrer Herzensdemut ist die Ursache, kein<br />
erhörlicher Beter in allen Stücken zu sein.<br />
Bei meinen vielen Evangelistendiensten<br />
hin und her war mein Herz oft sehr geschwächt.<br />
Ich konnte nicht mehr. Doch<br />
wenn ich dann in irgendeinem Eckchen,<br />
auf der Reise oder zu Hause, meinen Zustand<br />
neu erkannte, brach ich innerlich<br />
zusammen. Und wie froh und glücklich<br />
war ich dann, wenn auch ich die Stellung<br />
in Christo Jesu neu erfahren durfte.<br />
Der erhörliche Beter muss Ausdauer<br />
haben. „Gehe doch hinauf und schaue<br />
nach dem Meere hin. Und er ging hinauf<br />
und schaute und sprach: Es ist nichts da.<br />
Er sprach: Gehe wieder hin, siebenmal.“<br />
Geht es dir bisweilen nicht auch so, dass<br />
du einen Gebetsgegenstand dem Herrn<br />
immer wieder genannt hast und dabei<br />
müde geworden bist? Du hast dann den<br />
Gegenstand liegen lassen. Es kamen sogar<br />
Stunden, in denen du sagtest: „Warum<br />
noch beten? Hat es überhaupt noch einen<br />
Zweck, dieses dem Herrn immer wieder<br />
hinzulegen?“ Ich muss ganz frei bekennen,<br />
ich war oft in solcher Lage, diesen<br />
und jenen Gegenstand nicht mehr zum<br />
Inhalt meines Gebetes zu machen. Es ist<br />
mir aber auch in letzter Zeit klar geworden,<br />
dass ich die Voraussetzungen nicht<br />
erfüllt hatte, damit dieses Gebet erhört<br />
werden konnte. Gott muss ja einen Grund<br />
haben, dass er mich in diesem und jenem<br />
Punkt so lange warten lässt. Wartezeiten<br />
sind oft schwere Zeiten! Wartezeiten sind<br />
aber auch – wenn wir mit den Wegen<br />
Gottes Schritt halten – große Segenszeiten.<br />
Der Herr schenke mir mehr Ausdauer<br />
in meinen Gebeten, um immer wieder vor<br />
ihn hinzutreten, bis er mich erhört. Willst<br />
du nicht auch in deinen Gebeten ausdauernder<br />
werden? Meine Gebetsanliegen<br />
sind vielleicht ganz andere als deine. Wenn<br />
ich sie dir sagte, würdest du mich nicht<br />
recht verstehen. Vielleicht würdest du<br />
sogar sagen, dass deine Anliegen, die du<br />
gern erfüllt sehen möchtest, viel schwieriger<br />
sind als meine. Ich will dir nur sagen,<br />
dass nicht der Grad der Schwierigkeit bei<br />
Gott maßgebend ist, er kann überall aus
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 10<br />
großen Schwierigkeiten wunderbare Herrlichkeiten<br />
machen. Wir wollen doch nicht<br />
so leicht ermüden und uns das Ziel verrücken<br />
lassen, sondern Ausdauer in dieser<br />
wunderbaren Arbeit des Gebetes haben. –<br />
Doch dies alles allein genügt nicht.<br />
Unser Gebet muss, wenn es erhört<br />
werden soll, den wahren Glauben in sich<br />
tragen. Bei mir ist der Glaube oft sehr<br />
schwach. Je länger, je mehr habe ich entdeckt,<br />
dass zwei Heckenschützen immer<br />
wieder mit ihren tödlichen Pfeilen auf den<br />
schwachen Glauben schießen. Der eine<br />
Heckenschütze heißt Gefühl. Die Gefühle<br />
sprechen oft meinem einfachen Glauben<br />
Hohn. Sie greifen den schwachen Glauben<br />
an. Sie sagen: „Du kommst doch nicht<br />
durch.“ Das schreckt oft mein Herz. Meine<br />
Gemütsbewegungen sind dann nicht himmelhochjauchzend,<br />
sondern oft zu Tode<br />
betrübt. Der andere Heckenschütze heißt<br />
Verstand. Der Verstand sagt mir oft, die<br />
Erfüllung meiner Bitte kann nicht<br />
kommen. Die Möglichkeit ist nicht vorhanden.<br />
– Wir wollen nicht so sehr auf die<br />
Gefühle und den Verstand achten.<br />
Es gibt natürlich Gebete, in denen du<br />
nicht in Sturheit – in ständigem Anrufen<br />
und Flehen verharren kannst. Manches ist<br />
eben der Weg für dich. Es soll so gehen.<br />
Gott hat es so eingerichtet. Du brauchst es<br />
zu deiner Erziehung!<br />
Nur der Glaubensweg ist sicher,<br />
unerreichbar für den Feind!<br />
Siehe, eine Wolke, klein wie eines<br />
Mannes Hand, steigt aus dem Meere<br />
herauf. – Da hätten wir gesagt, das alles<br />
ist noch keine Garantie für Regen. Eine<br />
kleine Wolke soll Regen bringen! Unsere<br />
Kritiker und Nörgler würden uns auslachen,<br />
wenn wir darauf unseren Glauben<br />
stützten. Siebenmal hatte er den Knaben<br />
ausgeschickt. Beim siebten Mal kam der<br />
Hoffnungsstrahl.<br />
Glaube ist ein Nichtzweifeln. Der<br />
Glaube klammert sich an das Wort Gottes<br />
und legt den Gebetsgegenstand immer<br />
wieder dem großen Gott hin. In Jesus<br />
Christus, seinem Sohn, glaubt er an die Erhörung.<br />
Der Glaube holt wie eine Kette<br />
mit vielen Gliedern all die kostbaren Verheißungen<br />
herbei, deren Erfüllung er erleben<br />
durfte. Ich kann sie nicht alle aufzählen.<br />
Oft war ich auch zu bange, sie alle<br />
aufzuzählen, um nicht der Einbildung, die<br />
aus den Tiefen meines Ichs immer wieder<br />
neu hervorbrach, Nahrung zu geben, als<br />
hätte Gott in mir und durch mich Größeres<br />
getan als bei anderen Menschen. Dennoch<br />
muss ich sie bei den schwankenden<br />
Gemütsbewegungen in mein Blickfeld<br />
treten lassen, damit ich daran erinnert<br />
werde: Er ist noch derselbe!<br />
Die Verherrlichung Gottes muss immer<br />
der Grund meiner Gebete sein. Wenn<br />
meine Ehre auf den Leuchter gesetzt wird,<br />
dann kann Gott nicht Ja sagen. Wenn ich<br />
mein gemütliches Leben nicht aufgegeben<br />
habe und an seine Stelle ein planmäßiges<br />
Beten getreten ist, wie kann mich<br />
Gott dann erhören? – Die Sünde muss<br />
raus, wo immer sie ein Plätzchen einnimmt.<br />
Denn wo sie ist, muss der Glaube<br />
weichen. Die Seele eines Gotteskindes<br />
muss ganz frei sein, um ihm dienen zu<br />
können. – So kann man im Blick auf Elia<br />
noch sagen:<br />
Der Sieg kam! „Und es geschah unterdessen,<br />
da wurde der Himmel schwarz von<br />
Wolken und Wind, und es kam ein starker<br />
Regen.“ Wie durfte das Herz des Mannes<br />
Gottes jubilieren. Wie durfte er sich<br />
freuen, die Erhörung seines Gebetes zu
11 Herr, gib mir Heilsgewissheit!<br />
sehen. Er hatte nicht umsonst den Gott,<br />
den er so oft erprobt hatte, angerufen. Der<br />
rettende Gott war für ihn da. Es ist etwas<br />
Großes, zu wissen: Gott ist für mich da! Er<br />
ist bereit, sich in meine Belange – oft<br />
kleine Dinge – einzuschalten. Wir alle<br />
wollen uns ermuntern lassen – du, der<br />
diese Zeilen liest, ich, der sie für dich<br />
schreibt, und der, dem du diese Broschüre<br />
gibst – Großes von Gott zu erwarten und<br />
Großes für ihn zu wagen. Er kennt deine<br />
und meine Bedürfnisse. Er kennt auch die<br />
Bedürfnisse deiner Familie. Ihm sind auch<br />
die Bedürfnisse des Kreises der Gotteskinder,<br />
in dem du dich bewegst, nicht unbekannt.<br />
Er weiß auch, ob deine Angehörigen<br />
errettet sind, oder ob du dich um sie<br />
sorgst. Er kennt die Schwierigkeiten in<br />
deinem Beruf, in deiner Verwandtschaft<br />
und Bekanntschaft, ja, auch in deiner<br />
Nachbarschaft. Sage ihm alles und vertraue<br />
ihm, er wird handeln. Doch denke<br />
daran:<br />
Vor dem Regen kommen erst dunkle<br />
Wolken. So habe ich es oft erlebt: Stunden,<br />
da ich meinte, jetzt werde ich umgeworfen.<br />
Der Wind brauste oft um das<br />
schwache Gebäude meines Lebens, und<br />
alles Toben wollte mein zagendes Herz erschüttern.<br />
Oft zuckten die Blitze von allen<br />
Seiten, von Menschen und Mächten in<br />
dieser Welt ausgelöst. Auch du hast sicher<br />
schon oft empfunden, was die Blitze bewirken<br />
können. Dann denke daran: Ein<br />
gesegneter Regen steht bevor. Es soll in<br />
deinem Leben grüner werden. Es soll<br />
wieder blühen und zum Fruchtbringen<br />
kommen. Der Donner rollte oft, und welcher<br />
Beter ist da noch nicht zusammengeschreckt.<br />
Manches, was du in deinem<br />
Leben aufgebaut hattest, wurde in einer<br />
Stunde in einen Schutthaufen verwandelt.<br />
Sei aber gewiss: Gott will aufbauen! Er ist<br />
der große Baumeister. Ich habe ihm oft in<br />
sein Handwerk gepfuscht. Oft dachte ich,<br />
ich müsste es tun. Wie viel Energie habe<br />
ich auf diese und jene Sache verwandt, um<br />
mein Ziel zu erreichen. Erst als ich kapitulierte,<br />
zogen seine Siegesheere im Triumph<br />
ein und nahmen das Feld, das ich<br />
brauchte, um für ihn arbeiten zu können.<br />
Ja, wenn des Menschen Kunst zu Ende,<br />
werden mächtig seine Hände!<br />
Ich glaube, wir beide haben dasselbe<br />
Verlangen: Herr, ich will die Voraussetzungen<br />
für ein erhörliches Gebet erfüllen,<br />
damit du mich mehr segnen und für viele<br />
zum Segen setzen kannst.<br />
Herr, gib mir Heilsgewissheit!<br />
G<br />
ott liebt jeden Menschen mit gleicher<br />
Liebe. Er liebt auch die, die ihm den<br />
Rücken zuwenden. Er lässt aber nicht<br />
jeden Menschen eigene, selbst gewählte<br />
Wege gehen.<br />
Seitdem der Fürst dieser Welt die<br />
Menschheit für sich erobert hat, versucht<br />
Gott alles, um jeden Einzelnen für sich zurückzugewinnen.<br />
Er sieht nicht darauf, ob<br />
der Betreffende reich oder arm ist. Auch<br />
das Alter spielt bei ihm keine Rolle. Ob die<br />
Einzelnen schlecht oder weniger schlecht<br />
sind – alle sind Gegenstand seiner göttlichen<br />
Liebe. Zwei- oder dreimal wendet<br />
Gott in jedem Menschenleben alles auf,<br />
um mit seinem gnadenvollen Suchen zum<br />
Ziel zu kommen. Gott benutzt dazu Mittel<br />
und Wege, die dir nicht immer gefallen.<br />
Dies sehen wir auch in jener alten Geschichte<br />
aus 1. Mose 27, 18-41: „Jakob<br />
ging zu seinem Vater und sprach: Mein
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 12<br />
Vater! Und er sprach: Hier bin ich; wer bist<br />
du, mein Sohn? Und Jakob sprach zu<br />
seinem Vater: Ich bin Esau, dein Erstgeborener;<br />
ich habe getan, wie du zu mir<br />
geredet hast… Und der Vater sprach: Bist<br />
du wirklich mein Sohn Esau? Und Jakob<br />
sprach: Ich bin's. Und er segnete ihn… Esau<br />
feindete Jakob an wegen des Segens,<br />
womit sein Vater ihn gesegnet hatte; und<br />
Esau sprach in seinem Herzen: Es nahen<br />
die Tage der Trauer um meinen Vater, dann<br />
werde ich meinen Bruder erschlagen.“ -<br />
Jakob war ein Lügner. Er hatte seinen<br />
alten Vater belogen. Sein Vater traute ihm<br />
nicht ganz und fragte ihn noch einmal:<br />
Bist du wirklich mein Sohn Esau? Und<br />
Jakob log wieder.<br />
Es gibt auf dieser Erde keinen Menschen,<br />
der behaupten könnte, er hätte<br />
noch nie eine Unwahrheit gesagt. Auch<br />
die Übertreibung ist eine Lüge. Hüten wir<br />
uns vor Selbsttäuschung!<br />
Wir hatten in großen Zelten und Sälen<br />
oft hunderte von Kindern unter dem Wort<br />
Gottes. Oft habe ich gefragt, ob ein Kind<br />
dabei sei, das noch nicht gelogen habe.<br />
Ich forderte dann dieses Kind auf, einmal<br />
aufzustehen. Nie stand ein Kind auf.<br />
Wenn ein noch schulpflichtiges Kind sich<br />
so erkennt, wo willst du, der du schon<br />
älter geworden bist, mit deiner Schuld<br />
hingehen? Lass jetzt einmal deine Jugendzeit<br />
an dir vorüberziehen! Wie vieles<br />
liegt doch da verborgen! Manches liegt<br />
schon lange zurück, du weißt es nicht<br />
mehr. Eins aber musst du wissen: Gott ist<br />
nicht ein Gott der Unordnung. Er hat alles<br />
in seinen Büchern festgehalten. Diese<br />
Bücher werden einmal aufgetan. Vielleicht<br />
kommen aber auch bei dir Stunden, und<br />
in deinem Gewissen wird manche Tat<br />
wieder in Erinnerung gebracht, ganz<br />
gleich, ob sie zu Haus oder in der Fremde,<br />
im Krieg oder im Frieden, in der Nacht<br />
oder am Tage geschehen ist. Wenn du<br />
ganz aufrichtig bist, musst du das zugeben.<br />
<strong>Wer</strong>de jetzt einmal ganz still vor Gott<br />
im Blick auf deine Vergangenheit. Dann<br />
kannst du auch das Wort Gottes verstehen,<br />
wenn es sagt: „Wohl dem, dem die<br />
Übertretungen vergeben sind, dem die<br />
Sünde bedeckt ist!“ (Psalm 32,1). Es muss<br />
einmal Licht in dein Herz fallen. Wenn<br />
dieses Licht durch diese Zeilen jetzt dein<br />
Leben erhellt, dann zucke nicht zurück,<br />
wenn Gott dir deine Gedankenwelt zeigt,<br />
wie unrein sie oft gewesen ist. Stehe jetzt<br />
einmal still vor dem Licht, das deine Seele<br />
durchdringen will.<br />
Jeder Einzelne weiß am besten, wenn<br />
er Licht über sich selbst bekommt, welche<br />
Schwächen in seinem Leben vorhanden<br />
sind. Vielleicht bist auch du schlechte<br />
Wege gegangen, sodass du dich schämen<br />
müsstest, wenn deine Mutter um die verborgenen<br />
Dinge in deinem Leben wüsste.<br />
Vor dem Auge des lebendigen Gottes ist<br />
aber jeder Tag, jede Nacht, ja, jede Stunde<br />
deines Lebens offenbar und auch jeder<br />
Weg, den du gehst. Er weiß alles, was du<br />
allein oder in Gemeinschaft mit einem anderen<br />
oder in einem größeren Kreise getan<br />
oder geredet hast. Auch dein Heute ist ihm<br />
nicht unbekannt. Vielleicht wurde in<br />
deiner Gegenwart die Person Jesu Christi<br />
verunehrt oder in irgendeiner Weise angegriffen.<br />
Du hast dazu geschwiegen. Es<br />
könnte bei dir sogar so weit gekommen<br />
sein, dass du dich über den Herrn oder<br />
über seine Anhänger lustig gemacht und<br />
versucht hast, Sachen in ihrem Leben zu<br />
finden, die Gelächter bei anderen ausgelöst<br />
haben. Aus kleinen Begebenheiten im<br />
Leben eines Gotteskindes hast du eine
13 Herr, gib mir Heilsgewissheit!<br />
große Sache gemacht. Du kanntest die<br />
Begebenheit noch nicht einmal genau,<br />
hast sie vorher auch nicht geprüft, aber<br />
dein Urteil darüber gesprochen. Vielleicht<br />
berührt Gott durch diese Zeilen etwas in<br />
deinem Leben, worüber er dich einmal zur<br />
Rede stellen wird. Wenn du ganz still<br />
stehst, wirst du gewiss manche Sünde und<br />
Übertretung in deinem Leben entdecken,<br />
die du bei oberflächlicher Betrachtung gar<br />
nicht siehst. Es kann sein – und ich bitte<br />
dich herzlich, dies einmal ganz genau zu<br />
prüfen –, dass durch deine Sünde andere<br />
Menschen benachteiligt worden sind. Es<br />
kann sogar sein, dass du andere durch<br />
dein Handeln in Not und Trauer versetzt,<br />
ein reines Menschenleben beschmutzt<br />
und mit in diese Sünden hineingezogen<br />
hast.<br />
Jakob hatte durch sein Handeln nicht<br />
nur seinen alten Vater belogen, sondern<br />
auch seinen Bruder Esau betrogen. Esau<br />
war darüber sehr erbost. Durch diese Tat<br />
war Zwist in die ganze Familie getragen<br />
worden. Weißt du – wenn du dich vor dem<br />
Angesicht Gottes prüfst –, ob du nicht in<br />
gleicher Weise Zwistigkeiten unter Menschen<br />
gebracht hast?<br />
In Esau reifte der Entschluss, eines<br />
Tages seinen Bruder Jakob zu erwürgen.<br />
So war es dahin gekommen, dass Jakob<br />
sein Elternhaus verlassen musste.<br />
Wenn du einmal darüber nachdenkst,<br />
findest du gewiss auch Abschnitte in<br />
deinem Leben, wo du rücksichtslos gegen<br />
deine Mitmenschen gewesen bist. Vielleicht<br />
sogar in deiner eigenen Familie.<br />
Vielleicht denken die Menschen – selbst<br />
wenn sie es nicht zu sagen wagen –, dass<br />
du der Unruhestifter gewesen bist, der die<br />
Harmonie in seiner Umgebung stets durch<br />
seine Worte und Handlungen gestört hat.<br />
Prüfe einmal, ob du deinen Vorteil gesucht<br />
hast, auch wenn andere benachteiligt<br />
worden sind. Es wäre besser gewesen,<br />
du hättest die ganze Sache in Gottes Hand<br />
gelegt: „Er schafft Recht dem Bedrückten“<br />
(Psalm 146, 7). Du kannst dich darauf verlassen,<br />
dass auch dieses Wort immer wieder<br />
in Erfüllung geht, selbst wenn Gott lange<br />
wartet und mit seinem Eingreifen zögert,<br />
aber er schreitet ein.<br />
Du warst vielleicht in manchen Stunden<br />
deiner Umgebung gegenüber sehr<br />
kalt. Mit deinem launischen Wesen hast<br />
du es deiner Umgebung oft schwer gemacht.<br />
Dein mürrisches Benehmen hat<br />
sich zuweilen wie ein Albdruck nicht nur<br />
auf deine eigene, sondern auch auf die<br />
Seele deiner Mitmenschen gelegt. Vielleicht<br />
ging mancher in deiner Umgebung<br />
mit einem starken Druck durchs Leben, an<br />
dem du nicht unschuldig warst.<br />
Wie oft haben wir alle durch unsere<br />
Empfindlichkeit uns selbst und anderen<br />
das Leben schwer gemacht.<br />
Wie viel Schuld mag wohl in deinem<br />
Leben sein, wenn du einmal schonungslos<br />
deine ganze Gegenwart und Vergangenheit<br />
durch das helle Licht Jesu Christi aufdecken<br />
lassen musst?<br />
Es gibt Menschen, die sind so veranlagt,<br />
dass sich alles nach ihnen richten<br />
muss. Sie wollen stets tonangebend sein<br />
und sind dickköpfig. Das alles sind Eigenschaften,<br />
die mehr oder weniger in jedem<br />
Menschen schlummern. Diese Züge<br />
werden durch unser eigenes Ich täglich<br />
neu genährt, ja, dieses Feuer wird immer<br />
wieder neu geschürt.<br />
Ich glaube gewiss, wenn du ganz ehrlich<br />
bist, siehst du in deinem Leben Züge,<br />
die noch schlechter sind als die eines<br />
Jakob. Das Erschütternde bei Jakob war:
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 14<br />
Er war dabei sehr religiös. Ja, man kann<br />
christlich religiös, anscheinend fromm –<br />
und doch mit all den erwähnten schlechten<br />
Eigenschaften und Fehlern behaftet<br />
sein.<br />
Wir lesen in 1. Mose 28 weiter: „Auf<br />
seiner Flucht kam Jakob nach Haran. Er<br />
übernachtete daselbst; denn die Sonne<br />
war untergegangen. Er nahm einen Stein,<br />
legte ihn zu seinen Häupten und legte sich<br />
daselbst nieder.“ – Das böse Gewissen ließ<br />
ihn aber nicht zur Ruhe kommen. Er hatte<br />
keine Heilsgewissheit - „Und träumte:<br />
Siehe, eine Leiter war auf die Erde gestellt<br />
und ihre Spitze rührte an den Himmel; und<br />
siehe, Engel Gottes stiegen auf und nieder<br />
an ihr. Und siehe, der Herr stand über ihr<br />
und sprach… Siehe, ich bin mit dir, und ich<br />
will dich behüten überall, wohin du gehst,<br />
und dich zurückbringen in dieses Land;<br />
denn ich werde dich nicht verlassen, bis ich<br />
getan, was ich zu dir geredet habe. Als<br />
Jakob von seinem Schlaf erwachte, sprach<br />
er: Fürwahr, der Herr ist an diesem Ort, und<br />
ich wusste es nicht. …Und er gab demselben<br />
Orte den Namen Bethel. Und Jakob tat<br />
ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit<br />
mir ist und mich behütet auf diesem Weg,<br />
den ich gehe, und mir Brot zu essen gibt<br />
und Kleider anzuziehen und ich im Frieden<br />
zurückkehre zum Hause meines Vaters, so<br />
soll der Herr mein Gott sein.“<br />
Es gibt Menschen, die meinen, ihre<br />
Seele wäre durch einen Traum errettet<br />
worden. Ich glaube nicht daran, dass in<br />
einem Traum die Stunde der großen<br />
Wende in einem Menschenleben stattfinden<br />
kann. Wohl kann ein Traum der<br />
Anlass zu einer tieferen Besinnung über<br />
das eigene Leben sein. Die Entscheidung,<br />
durch welche die Seele ihres Heils gewiss<br />
wird, vollzieht sich aber nicht kampflos.<br />
Eine ganze Entscheidung für Jesus Christus<br />
greift tief hinein in ein Menschenleben,<br />
bis in die Fundamente und Falten<br />
seines Innersten. Es geht darum, sein<br />
Leben entweder in Eigenliebe und Sünde<br />
weiterzuleben, oder es restlos dem Herrn<br />
Jesus auszuliefern, um ganz für ihn da zu<br />
sein. Ja, man muss ganz wach sein, um<br />
diesen Kampf, in dem zwei Mächte ringen,<br />
zu Ende führen zu können. Jeder Mensch<br />
muss einmal eine solche Stunde durchkämpfen<br />
und durchbeten, um Heilsgewissheit<br />
zu bekommen. Die Zukunft lag<br />
dunkel vor Jakob. Er wusste nicht recht,<br />
wie es in seinem Leben weitergehen sollte.<br />
Wohl hatte er sich ein Ziel gesetzt, auf das<br />
er zusteuerte: Hin zu seinen Verwandten.<br />
Aber ob er sein Vaterhaus jemals wiedersehen<br />
würde, das war ganz ungewiss.<br />
Nicht immer findet einer, der seine<br />
Heimat verlässt, in der Fremde das, was er<br />
sucht. In der Heimat sind die Menschen<br />
oft rücksichtsvoller, weil sie uns von Kindheit<br />
an kennen. Sie kennen in etwa unsere<br />
Art und Herkunft. Bei fremden Leuten dagegen<br />
ist es mit der Liebe oft nicht weit<br />
her.<br />
Jakob tat ein Gelübde, weil er in großer<br />
Angst und Ungewissheit war. Er wusste<br />
nicht recht, was aus seinem Leben werden<br />
würde. Er sprach: „Wenn Gott mit mir ist<br />
und mich behütet auf diesem Wege, den ich<br />
gehe, und mir Brot zu essen gibt und Kleider<br />
anzuziehen, und ich in Frieden zurückkehre<br />
zum Hause meines Vaters, so soll der<br />
Herr mein Gott sein“ (1. Mose 28, 20-21).<br />
Was soll Gott nun tun, wenn ein Mensch<br />
ein Versprechen, das er Gott in schweren<br />
Tagen gegeben hat, nicht hält? Gott muss<br />
doch zu seinem Ziel kommen. Er will dir<br />
doch gern die Heilsgewissheit schenken.<br />
Vielleicht machst du jetzt einen Vorschlag.
15 Herr, gib mir Heilsgewissheit!<br />
Es ist aber fraglich, ob dein Vorschlag –<br />
von Gott aus gesehen – zum Ziel führt.<br />
Gott weiß in solch einem Fall den rechten<br />
Weg. Er nimmt dann den Menschen in<br />
eine besondere Schule.<br />
Vielleicht bist du durch schwere Krankheiten<br />
oder sonstige Krisen und Notzeiten<br />
gegangen, sei es im Krieg oder im Frieden.<br />
Du hattest kaum das, was du brauchtest,<br />
um durchzukommen. Es waren schwere<br />
Schulen Gottes. Und doch sträubte sich<br />
dein Innerstes dagegen, das alles aus<br />
Gottes Hand anzunehmen. Lege diese<br />
Broschüre jetzt nicht weg, sondern versuche,<br />
mir bis zum Schluss dieses Kapitels,<br />
ja, bis zum Schluss dieser Broschüre zu<br />
folgen. Du wirst gewiss zur Heilsgewissheit<br />
kommen. Lege jetzt schon in deinem<br />
Herzen fest, diese Broschüre an einen anderen<br />
Menschen, für den sie passt, weiterzugeben.<br />
Auch von Menschen kannst du enttäuscht<br />
worden sein, vielleicht so gründlich,<br />
dass du keinem mehr traust. Du bist<br />
nicht der erste, dem es so geht. Eine<br />
Person aber darf ich dir nennen, die dich<br />
nie enttäuschen wird. An der Person wirst<br />
du keinen Makel finden, von welcher Seite<br />
du sie auch betrachtest. Diese Person<br />
heißt Jesus Christus und ist der Heiland<br />
der Welt, der dein persönlicher Heiland<br />
werden will. Ja, glücklich ist das Menschenherz<br />
erst dann, wenn es sagen kann:<br />
Mein Herr, mein Heiland!<br />
Gott geht sehr sorgfältig vor. Er lässt<br />
uns nötigenfalls die eine oder andere<br />
Schule zwei- oder dreimal durchlaufen,<br />
bis wir die Lektion gelernt haben. In unserer<br />
Schriftenmission hatten wir eine<br />
Karte mit folgenden Worten: Es kann vorkommen,<br />
dass wir eine Schule Gottes<br />
zweimal durchlaufen müssen, weil wir<br />
nicht gelernt haben, was wir lernen sollten!<br />
So ging Jakob sieben Jahre durch eine<br />
schwere Schule unter der starken Hand<br />
eines Menschen, der mehr oder weniger<br />
über sein Leben bestimmte. Er lernte aber<br />
nicht, was er lernen sollte, und bestand<br />
die Abschlussprüfung nicht. Noch einmal<br />
sieben Jahre! So musste er in der schweren<br />
Schule Gottes reifer und reifer werden.<br />
Doch auch nach vierzehn Jahren hatte er<br />
die Reife zur Heilsgewissheit noch nicht<br />
erlangt und musste weitere sechs oder<br />
sieben Jahre ausharren, bis er erkannte,<br />
was in seinem Herzen war.<br />
Diese Selbsterkenntnis ist die größte<br />
Erkenntnis. Nicht in den Hochschulen erlangt<br />
man sie, sondern nur in den Schulen<br />
Gottes. Endlich konnte Jakob ausrufen:<br />
„Ich bin zu gering all der Gütigkeiten<br />
und all der Treue, die du deinem Knecht erwiesen<br />
hast“ (1. Mose 32, 10). Diese Erkenntnis<br />
Jakobs muss auch deine Erkenntnis<br />
werden. Es muss auch bei dir zu einer entscheidenden<br />
Stunde kommen. Ich habe<br />
sie erlebt und gemerkt: Jetzt legt Gott die<br />
Hand auf mein Leben.<br />
Auch Jakob kam in die Gefahr, vor der<br />
engen Pforte umzukehren. Sie schien ihm<br />
zu eng, um auf den schmalen Weg<br />
kommen zu können:<br />
„Jakob blieb allein übrig, und es rang<br />
ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte aufging.<br />
Und als er sah, dass er ihn nicht<br />
übermochte, da rührte er sein Hüftgelenk<br />
an; und das Hüftgelenk Jakobs ward verrenkt,<br />
indem er mit ihm rang. Da sprach er<br />
zu ihm: Was ist dein Name? Und er sprach:<br />
Jakob. Da sprach er: Nicht Jakob soll hinfort<br />
dein Name heißen, sondern Israel –<br />
Kämpfer Gottes –; denn du hast mit Gott<br />
und mit Menschen gerungen und hast ob-
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 16<br />
ge<strong>siegt</strong>. Und Jakob fragte und sprach: Tue<br />
mir doch deinen Namen kund? Da sprach<br />
er: Warum doch fragst du nach meinem<br />
Namen? Und er segnete ihn daselbst. Und<br />
Jakob gab dem Ort den Namen Pniel: „Denn<br />
ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht<br />
gesehen und meine Seele ist gerettet<br />
worden! Und die Sonne ging ihm auf, als er<br />
über Pniel hinaus war“ (1. Mose 32, 24-31).<br />
Die ganze Nacht hatte Jakob in einem erbitterten<br />
Ringen gestanden, bis aller<br />
Zweifel aus seinem Herzen gewichen war,<br />
und er die restlose Vergebung seiner<br />
ganzen Schuld und die völlige Gewissheit<br />
seines Heils erlangt hatte.<br />
Frage nicht: Warum noch beten? Beten<br />
ist das Fühlungnehmen mit der oberen<br />
Welt, von der allein dir die volle Heilsgewissheit<br />
zuteil wird. So habe ich auch<br />
einmal gerufen: Herr, du kannst mein<br />
Leben in dieser Stunde auslöschen. Ich<br />
gehe aber nicht zurück, bis du meiner<br />
Seele den göttlichen Frieden geschenkt<br />
hast!<br />
Noch einmal wurde Jakob an seine<br />
ganze Vergangenheit erinnert, als er Gott<br />
seinen alten Namen nennen musste. Diese<br />
Erinnerung kann nicht jeder Mensch vertragen.<br />
So geschah es auch bei mir, als ich<br />
schon in den Wehen der Wiedergeburt<br />
stand. Jetzt kam es darauf an, nicht zurückzuschrecken,<br />
sondern Gott das ganze<br />
Ja zu geben. Einmal muss die Wende<br />
kommen. Jakob hatte wohl ein Bethel<br />
erlebt. Der Name bedeutet: Haus Gottes.<br />
Es ist gut, wenn du dich viel in dem Haus<br />
aufhältst, wo Gottes Wort verkündigt<br />
wird. Es muss aber noch das Wichtige hinzukommen:<br />
Du musst ein Pniel erleben!<br />
Dann erst kannst auch du sprechen: Meine<br />
Seele ist gerettet worden! Lass dir auch<br />
nicht von irgendeinem anderen Menschen<br />
ein verwischtes Evangelium verkündigen.<br />
Du musst den Kern der Botschaft Jesu<br />
Christi erfahren und erfassen. Alles, was<br />
Jakob durchgemacht hat, hat jetzt den<br />
Höhepunkt erreicht: Eine sichere Gewissheit.<br />
Bis dahin war es ein Hängen und<br />
Würgen. Die Gewissheit der Errettung<br />
seiner Seele hatte ihm gefehlt. Nun aber<br />
ging ihm die Sonne auf.<br />
Mir ging ja ein neues Licht gnadenvoll<br />
auf, drum zweifle ich ferner nicht in<br />
meinem Lauf.<br />
Manche Menschen stehen vor diesem<br />
Schritt, bewegen sich jedoch immer im<br />
Kreis: Soll ich, soll ich nicht?<br />
Dies Lied soll dein Herz erfüllen:<br />
Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!<br />
Drückt mich auch Kummer hier,<br />
drohet man mir,<br />
soll doch trotz Kreuz und Pein<br />
dies meine Losung sein:<br />
Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!<br />
Bricht mir, wie Jakob dort,<br />
Nacht auch herein,<br />
find ich zum Ruheort nur einen Stein,<br />
ist auch im Traume hier<br />
mein Sehnen für und für:<br />
Näher, mein Gott, zu dir, näher zu dir!<br />
Nun kam aber das Ordnen seines<br />
Lebens, das auszuräumen, was Gott nicht<br />
gefiel. In dieser neuen Gesinnung kam es<br />
auch zur Versöhnung mit seinem Bruder<br />
Esau! Es wurde bei diesem Gottesstreiter,<br />
so hieß Jakob jetzt, innerlich alles anders.<br />
Es wurde auch nach außen hin ein Neues.<br />
Esau hatte einmal geschworen: Eines<br />
Tages werde ich meinem alten Vater ein<br />
großes Herzeleid zufügen. Ich werde<br />
meinen Bruder Jakob erwürgen. Nun, da<br />
Gott mit Jakob das Ziel erreicht hatte,
17 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr?<br />
wandte er das Herz Esaus, ja, man kann<br />
sagen, dessen Gesinnung so radikal um,<br />
dass er Jakob um den Hals fiel und ihn<br />
küsste, und beide weinten sehr. Heilsgewissheit<br />
im Herzen eines Menschen bringt<br />
Versöhnung mit allen Menschen mit sich.<br />
Sonst kann sie nicht echt sein.<br />
Erfülle mir jetzt die Bitte und ringe mit<br />
ganzem Ernst um Heilsgewissheit. Sage<br />
dem Herrn Jesus alles, was bei dir göttlich<br />
geordnet werden muss. Glaube dann an<br />
das Bibelwort: „Das Blut Jesu Christi, des<br />
Sohnes Gottes, macht uns rein von aller<br />
Sünde“ (1. Joh. 1, 7). So wirst du deines Heils<br />
gewiss.<br />
Gibt es für ein gefallenes<br />
Kind Gottes kein<br />
Zurechtkommen mehr?<br />
Gott hat verschiedene Mittel und Möglichkeiten,<br />
um zu den Menschen zu<br />
reden.<br />
Er geht oft mild und vorsichtig mit den<br />
Menschen um, um seinen Mund an ihr<br />
Ohr legen zu können. Er hat aber auch<br />
starke Hände, um rücksichtslos zuzupacken,<br />
wenn es erforderlich ist.<br />
David war ein Mann Gottes. Er war aber<br />
einer großen Versuchung erlegen und in<br />
Sünde gefallen. Bestimmt hat er dies<br />
lange im Verborgenen mit sich herumgetragen<br />
und abgewogen, wie er mit Gott<br />
wieder ins Reine kommen könnte. <strong>Wer</strong><br />
einmal Gemeinschaft mit dem rettenden<br />
Gott gehabt hat, dem wird die Welt zur<br />
Hölle, wenn er diese Gemeinschaft verliert.<br />
Gott ist heilig, und niemand kann, wenn<br />
er nicht den Schmutz seines Lebens von<br />
ihm selbst beseitigen lässt, in seiner Nähe<br />
leben.<br />
Gott gebraucht sein Wort, um zu den<br />
Menschen zu reden. Er will ihnen ihren<br />
Zustand zeigen. Er gebraucht aber auch<br />
seine Knechte, wie hier den Propheten,<br />
um David das zu sagen, was er hören<br />
musste. David kam zu einer tiefen Buße<br />
und tat Gott, der ja doch alles wusste, sein<br />
Leben kund: „Sei mir gnädig, o Gott, nach<br />
deiner Güte: nach der Größe deiner Erbarmungen<br />
tilge meine Übertretungen!<br />
Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit,<br />
und reinige mich von meiner<br />
Sünde!<br />
Denn ich kenne meine Übertretungen,<br />
und meine Sünde ist beständig vor mir.<br />
Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt,<br />
und ich habe getan, was böse ist<br />
in deinen Augen; damit du gerechtfertigt<br />
werdest, wenn du redest, rein erfunden,<br />
wenn du richtest.<br />
Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren,<br />
und in Sünde hat mich empfangen<br />
meine Mutter.<br />
Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im<br />
Innern, und im Verborgenen wirst du mich<br />
Weisheit kennen lehren.<br />
Entsündige mich mit Ysop, und ich<br />
werde rein sein; wasche mich, und ich<br />
werde weißer sein als Schnee.<br />
Lass mich Fröhlichkeit und Freude<br />
hören, so werden die Gebeine frohlocken,<br />
die du zerschlagen hast.<br />
Verbirg dein Angesicht vor meinen<br />
Sünden, und tilge alle meine Ungerechtigkeiten!<br />
Schaffe mir, Gott, ein reines Herz, und<br />
erneuere in meinem Innern einen festen<br />
Geist!<br />
Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,<br />
und den Geist deiner Heiligkeit nimm<br />
nicht von mir!<br />
Lass mir wiederkehren die Freude deines
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 18<br />
Heils, und mit einem willigen Geiste stütze<br />
mich!<br />
Lehren will ich die Übertreter deine<br />
Wege, und die Sünder werden zu dir umkehren.<br />
Errette mich von Blutschuld, Gott, du<br />
Gott meiner Rettung, so wird meine Zunge<br />
jubelnd preisen deine Gerechtigkeit.<br />
Herr, tue meine Lippen auf, und mein<br />
Mund wird dein Lob verkünden. Denn du<br />
hast keine Lust an Schlachtopfern, sonst<br />
gäbe ich sie; an Brandopfern hast du kein<br />
Wohlgefallen.<br />
Die Opfer Gottes sind ein zerbrochener<br />
Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes<br />
Herz wirst du, Gott, nicht verachten!<br />
Tue Zion Gutes in deiner Gunst, baue die<br />
Mauern Jerusalems!” (Psalm 51).<br />
Wie erfreute es doch das Herz Gottes,<br />
als David betend ausrief:<br />
„Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit.“<br />
Wenn eine Frau ein Kleid gewaschen<br />
hat, wird es oft von denen bewundert,<br />
die es sehen. Es kann aber auch<br />
vorkommen, dass sich beim Waschen<br />
starke Schmutzflecken nicht entfernen<br />
lassen. So scheint es hier bei David gewesen<br />
zu sein. Sein Gebet war:<br />
Reinige mich von meinen Sünden.<br />
Nimm die Punkte aus meinem Leben fort,<br />
wo diese schmutzige Sünde, die Sinneslust,<br />
gesessen hat. Waschen allein genügt<br />
hier nicht. Ja, es muss zu einer tiefen Reinigung<br />
kommen. <strong>Wer</strong> durch Jesus Christus<br />
wirklich in die Stellung kommen will,<br />
völlige Gemeinschaft mit Gott zu haben,<br />
der muss sich der tiefen Reinigung aussetzen.<br />
Die Stelle, wo der große Dreck<br />
deiner Sünden gesessen hat, bedarf einer<br />
tiefen Reinigung. Es kann sein, dass dich<br />
der Herr Jesus nach deiner Bekehrung<br />
noch an eine Sünde aus der Vergangenheit<br />
erinnert, die bei dir ganz tief verwurzelt<br />
ist. Dann knie nieder und bekenne<br />
dem Heiland zuerst diese Sünde, vergiss<br />
aber nicht, auch die anderen Sünden<br />
deinem Herrn zu bekennen. Doch tu das<br />
nur einmal, nicht immer wieder. Glaube an<br />
die restlose Reinigungskraft des Blutes<br />
Jesu Christi!<br />
Ich kenne meine Übertretungen, das<br />
ist die Vorbedingung zum Zurechtkommen.<br />
Es dauert oft lang, bis der Mensch<br />
seine Schuld und Übertretungen erkennt<br />
und diese Sünden zugibt. Immer wieder<br />
versucht auch das gefallene Kind Gottes,<br />
die Schuld bei anderen zu sehen und sich<br />
selbst vor Menschen noch möglichst rein<br />
zu waschen. In dieser Stellung wird es nie<br />
dahin gelangen, wieder in das Verhältnis<br />
zu Gott zu kommen, wonach sich sein<br />
Herz sehnt.<br />
Meine Sünde ist beständig vor mir, so<br />
ruft der Psalmist aus. Wo er ging und<br />
stand, sah er immer wieder diese Tat. So<br />
ist es, wenn Gott anfängt, an denen zu<br />
wirken, die er liebt und gern ganz für sich<br />
haben möchte. Du kannst in der Natur<br />
den Frühling sehen, wovon andere begeistert<br />
sind, du aber merkst: Meine Sünde ist<br />
beständig vor mir. Der schönste Wintertag,<br />
an dem die Sonne auf den schneeund<br />
eisbedeckten Fluren ein Glitzern und<br />
Blinken hervorruft, begeistert dich nicht<br />
mehr. Immer wieder denkst du: Meine<br />
Sünde ist beständig vor mir. Du kannst ans<br />
Meer reisen und seine Schönheit bewundern,<br />
doch immer wieder denkst du daran:<br />
Meine Sünde ist beständig vor mir. Auch<br />
eine Fahrt in die Alpen mit den gewaltigen<br />
Bergen wird deine Sünde nicht verwischen.<br />
Sie wird mit dir gehen, bis du sie<br />
restlos vor Gott und, wenn es sein muss,<br />
vor Menschen bekannt hast. Eigenartig
19 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr?<br />
ist, dass der Psalmist sagt:<br />
Gegen dich, gegen dich allein habe ich<br />
gesündigt. Stimmt das, ist denn eine<br />
Sünde, die ein Kind Gottes begangen hat,<br />
eine Sünde gegen Gott? Das darfst du<br />
wohl annehmen! Wenn der allmächtige<br />
Gott durch Jesus Christus ein so großes<br />
<strong>Wer</strong>k getan und dir durch den Opfertod<br />
des Herrn Jesus alle Schuld und Sünde für<br />
ewig weggenommen hat, du aber noch in<br />
der Sünde lebst und damit nicht ins Licht<br />
kommen willst, dann kann man wohl<br />
sagen: Gegen dich, gegen dich allein habe<br />
ich gesündigt. Ich habe getan, was in<br />
deinen Augen böse ist. Die Sünde ist böse<br />
in den Augen Gottes. Manches wird nicht<br />
als Sünde erkannt. Selbst Kinder Gottes<br />
machen es sich hier oft einfach. Sie<br />
fangen an, sich damit zu entschuldigen,<br />
dass dieser und jener es auch tut. Mit der<br />
Zeit gewöhnen sie sich sogar an schmutzige<br />
Dinge – an Dinge, die Gott nicht<br />
wohlgefallen. Sie werden ihnen zur Gewohnheit,<br />
und sie empfinden sie nicht<br />
mehr als Sünde. Möchte dir der Herr Jesus<br />
in dieser Stunde die große Gnade schenken,<br />
dein Leben mit allen Taten so zu erkennen,<br />
wie er es erkennt.<br />
Auch in meinem Leben war es eine<br />
harte Lektion, nach meiner Bekehrung<br />
Rückschau in mein früheres Leben zu<br />
halten und wie David vor Gott hinzutreten<br />
und zu sagen:<br />
Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich<br />
geboren. Meine Abstammung ist nicht<br />
gut. Ich bin väterlicherseits und mütterlicherseits<br />
belastet.<br />
<strong>Wer</strong> von Gott mehr Gnade, Kraft und<br />
Frucht haben will, als er bisher empfangen<br />
hat, der muss diesen Weg gehen, den ich<br />
jedem empfehlen kann. Er stimmt auch<br />
mit dem Wort Gottes überein: Vergesset<br />
nicht die Reinigung der vorigen Sünden!<br />
An unvergebenen Sünden gleichgültig<br />
vorüberzugehen, das löscht die Schuld<br />
nicht. Man muss, wenn man zurechtkommen<br />
will, ganz offen die Dinge bis ins<br />
Kleinste vor dem Herrn Jesus ausbreiten<br />
und sich viel Zeit dazu nehmen, ihm alles<br />
zu sagen. Man muss sogar gewillt sein, zu<br />
den Menschen hinzugehen, die durch<br />
diese Sünden irgendwie in Trauer versetzt<br />
worden oder in Nachteile geraten sind.<br />
<strong>Wer</strong> da nicht ganz klare Sache macht, bei<br />
dem bleibt das Leben, auch das Glaubensleben,<br />
nur ein Hängen und Würgen, ein<br />
Rackern und Abrackern. Prüfe dich doch<br />
einmal, mein lieber Leser, ob du nicht in<br />
das Gebet einstimmen musst:<br />
Entsündige mich mit Ysop, und ich<br />
werde rein sein, wasche mich, und ich<br />
werde weißer sein als Schnee. Während<br />
ich diese Zeilen schreibe, sehe ich draußen<br />
frisch gefallenen Schnee, auf den die<br />
Sonne ihre Strahlen sendet. Daneben<br />
hängen Wäschestücke, die von sorgfältiger<br />
Frauenhand mit allen zur Verfügung<br />
stehenden Mitteln gewaschen worden<br />
sind. Ich sehe da aber einen großen Unterschied:<br />
So weiß, wie der frisch gefallene<br />
Schnee ist, kann keine Frau die Wäsche<br />
waschen. Hier, im frisch gefallenen<br />
Schnee, ist kein Tüttelchen Schwärze oder<br />
Schmutz. So wasche mich, Herr, dass ich<br />
weißer werde als Schnee.<br />
Gibt es etwas Herrlicheres im Leben, als<br />
im Blut Jesu Christi für Zeit und Ewigkeit<br />
gewaschen zu sein?<br />
Schaffe in mir Gott ein reines Herz.<br />
Der Psalmist will wohl sagen: Arbeite du,<br />
Gott, in mir und an mir. Ich will still<br />
halten, bis das Unreine, das immer wieder<br />
mein Herz beschmutzt hat, restlos aus<br />
meinem Leben entfernt ist. Denn damit
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 20<br />
habe ich dich, du rettender, du wunderbarer<br />
Gott, so oft betrübt.<br />
Wenn du eine Sünde hast, die dir die<br />
Gemeinschaft mit Gott raubt, dann denke<br />
daran, dass Jesus Christus dafür – ja,<br />
gerade dafür – sein Leben gelassen hat.<br />
Gehe nicht leichtfertig damit um, denn<br />
ihm ist der Weg nicht leicht geworden: Du<br />
hast mir Mühe und Arbeit gemacht mit<br />
deinen Sünden, so sagt Gott in seinem<br />
Wort. Gott hat wirklich Mühe und Arbeit<br />
wegen deiner und meiner Sünden. Wenn<br />
du dies richtig erkennst, dann wird auch<br />
der nächste Ruf über deine Lippen<br />
kommen:<br />
Lass mir wiederkehren die Freude<br />
deines Heils! Möchte all das, was in<br />
deinem Leben noch ungeordnet ist, immer<br />
vor dir sein, dass du Tag und Nacht darüber<br />
nicht mehr zur Ruhe kommst. Du<br />
denkst vielleicht bei diesen Zeilen: Hör<br />
auf, sonst lege ich die Broschüre weg.<br />
Auch das kannst du tun, und dennoch<br />
weiß ich, es gibt eine unsichtbare Macht,<br />
den Geist Gottes, der stark genug ist, dich<br />
dahin zu führen, dass du gern diese Broschüre<br />
und besonders das Buch der<br />
Bücher, vor allem diesen Psalm, noch<br />
einmal liest.<br />
So wirst du ganz bestimmt dahin<br />
kommen, wo Gott dich gern haben<br />
möchte. Und wenn du selbst zurechtgebracht<br />
bist, dann wirst du das Sehnen bekommen:<br />
Lehren will ich die Übertreter deine<br />
Wege, und die Sünder werden zu dir umkehren.<br />
Es wird dein Herzensverlangen<br />
sein: Ich will helfen, Seelen zu gewinnen,<br />
bis er wiederkommt. Ich will, dass er mich<br />
bei der Arbeit findet, wenn er erscheint.<br />
Einmal war ich in einem kleinen Städtchen<br />
im Wintersportgebiet Sauerland, um<br />
dort das Evangelium zu verkündigen. Ich<br />
sprach in einer großen Halle. Immer mehr<br />
Zuhörer kamen. Am Sonntag konnten wir<br />
diese Halle nicht benutzen, weil ein Kinobesitzer<br />
diese sonntags gemietet hatte.<br />
Die Geschwister des Ortes traten mit der<br />
Bitte an den Pfarrer heran, ob wir nicht<br />
am Sonntagmorgen die Kirche haben<br />
könnten, um dort das Wort vom Kreuz in<br />
volkstümlicher Weise zu verkündigen. Der<br />
Pfarrer fühlte sich aber verpflichtet, selbst<br />
seinen Gottesdienst abzuhalten. Viele<br />
Sportler, die in einem Hotel und anderen<br />
Gaststätten untergebracht waren, hatten<br />
ihr Erscheinen zum Gottesdienst zugesagt.<br />
Die Geschwister meinten, meine Art<br />
der Verkündigung könnte den Besuchern<br />
der Kirche, wenn Gott seinen Segen gäbe,<br />
dazu gereichen, dass bei etlichen das Samenkorn<br />
zur Wiedergeburt gelegt würde,<br />
ja, dass sogar einige durch Buße zum<br />
Glauben kämen. Sie kamen zum Gebet<br />
zusammen. Es fand ein tiefes Beugen<br />
statt. Immer wieder hörte ich die Worte:<br />
Du musst mich ganz zurechtbringen. Du<br />
musst uns ganz zurechtbringen. - Vergib<br />
mir alles aus der Vergangenheit. – Vergib<br />
uns –. Und Gott erhörte das ernste Flehen:<br />
Es dauerte nicht lange, da verständigte<br />
der Pfarrer die Geschwister, dass uns die<br />
Kirche am Sonntagmorgen zur freien Verfügung<br />
stände. Was war geschehen? – An<br />
einem anderen Ort war der Pfarrer sehr<br />
schwer mit dem Auto verunglückt. Er bat<br />
den Pfarrer an unserem Ort, ihn in seiner<br />
Kirche am Sonntagmorgen zu vertreten.<br />
Er bat ihn, doch alles zu versuchen, um<br />
einen Ersatzmann für unseren Ort zu beschaffen,<br />
damit sein Wunsch erfüllt<br />
werden könnte. So gebrauchte Gott den<br />
Unfall, um uns die Türen zu öffnen.<br />
Es war ein erfreulicher Anblick, wie
21 Gibt es für ein gefallenes Kind Gottes kein Zurechtkommen mehr?<br />
auch die Treppen zur Empore besetzt<br />
wurden, und die Sportler teils mit ihren<br />
Skiern erschienen. Alle hörten aufmerksam<br />
zu. Für mich war es ermutigend,<br />
feuchte Augen zu sehen und Züge wahrzunehmen,<br />
die mir die Gewissheit gaben,<br />
dass Gott etwas tat. Wie ermutigend sind<br />
doch solche Dienste – ermutigend, einer<br />
verlorenen Welt weiterhin das Evangelium<br />
zu bringen. Ermutigend aber auch, Kinder<br />
Gottes für die Arbeit im Weinberg des<br />
Herrn mobil zu machen.<br />
Sage auch du: Ich will ein <strong>Wer</strong>kzeug in<br />
der Hand des Meisters werden. Ich will<br />
jeden Weg gehen, um verirrte Kinder<br />
Gottes zurückzubringen. Ich kann ihnen<br />
sagen, wie ich es gemacht habe! So<br />
manche stehen müßig am Weg, tragen<br />
Lasten mit sich herum und haben doch die<br />
Gewissheit der Gotteskindschaft. Sie entschuldigen<br />
sich, indem sie sagen: Ich kann<br />
nichts für den Herrn tun, ich bin nicht<br />
begabt. Ich bin so schüchtern, es liegt mir<br />
nicht so, mit dem Mund vornweg zu sein.<br />
All dieses kann vielleicht bei Menschen<br />
noch Anerkennung und Zustimmung<br />
finden, niemals aber bei Gott. <strong>Wer</strong> wirklich<br />
ganz zurechtgekommen ist, der kann<br />
nur das eine Sehnen haben: Lehren will<br />
ich die Übertreter deine Wege, und die<br />
Sünder werden zu dir kommen. Dann<br />
kommt auch der Ruf aus deinem Herzen:<br />
Herr, tue meine Lippen auf! Das kannst<br />
du rufen, das Recht hast du. Du kannst<br />
sagen: Herr, es fällt mir so schwer, von dir<br />
zu erzählen. Du kannst ihm ruhig sagen,<br />
wie leicht es dir fällt, dies und jenes mitzumachen.<br />
Du magst in deinem Reden<br />
sogar bis zu leichten und seichten Witzen<br />
gegangen sein. Doch jetzt fange an zu<br />
rufen: Herr, tue meine Lippen auf!<br />
Ich will dein Lob verkünden! Das Lob<br />
Gottes, das ihm entgegengebracht werden<br />
soll, ist, dass er für verlorene Sünder, die<br />
ihm Unehre und Schande bereitet haben,<br />
seinen geliebten Sohn geopfert hat, und<br />
er nun jedem bußfertigen Sünder restlos<br />
alles vergibt und ihn so hinstellt, als habe<br />
er nie gesündigt. Das Jammern in deinem<br />
Leben, über das sich der Teufel so oft gefreut<br />
hat, soll aufhören. Es ist liebliche<br />
Musik für den Fürsten dieser Welt, wenn<br />
er hört, wie Kinder Gottes Jammerlieder<br />
singen, unter ihrer Schuld seufzen und<br />
den Weg nicht finden, um innerlich ganz<br />
zurechtzukommen.<br />
Gleich, was in deinem Leben ist, du<br />
weißt eins ganz genau: Dies ist der Weg,<br />
um ganz ins Reine mit Jesus Christus zu<br />
kommen. Gehe diesen Weg und prüfe<br />
nicht, wie groß die dunklen Flecken deines<br />
Lebens sind, sondern sorge, dass sie durch<br />
die Gnade und das Blut Jesu Christi entfernt<br />
werden.<br />
Du hast in deinem Herzen Jammerlieder<br />
genug gesungen. Auch wenn sie niemand<br />
gehört hat, Gott weiß sie. Denke<br />
daran:<br />
Deinen Zustand zu beweinen und zu<br />
beklagen, das ist vom Herrn. Aber dabei<br />
stehen zu bleiben, das ist vom Teufel!<br />
Wenn du dabei stehen geblieben bist,<br />
dann wage es jetzt, vorwärts zu gehen.<br />
Hör auf mit deinen Jammerliedern und<br />
lass Loblieder aus deinem Herzen schallen.<br />
Es wird so sein, wenn du den Schutt und<br />
alles Geröll aus deinem Herzen entfernt<br />
hast, dann werden die Schwingen deines<br />
Herzens frei werden.<br />
Ein zerbrochenes und zerschlagenes<br />
Herz wirst du, Gott, nicht verachten. Ich<br />
wünsche mir als Zierstück meines Glaubenslebens<br />
ein zerbrochenes und zerschlagenes<br />
Herz über alles, was in meinem
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 22<br />
Leben noch ungereinigt liegen mag.<br />
Möchte der Herr Jesus mein Leben mit<br />
einem bußfertigen Herzen auszeichnen,<br />
das sich nicht schämt, seinen Zustand vor<br />
Gott und Menschen zu nennen, wenn<br />
etwas noch nicht in Ordnung ist. Möchte<br />
der Herr mir und dir die Herzensdemut<br />
schenken, die wir brauchen, um mehr von<br />
ihm in Empfang nehmen zu können. Ich<br />
selbst will immer neu zurechtkommen<br />
und dann helfen, andere zurechtzubringen.<br />
Sollen wir, du und ich, uns in diesem<br />
Augenblick nicht die Hände reichen und<br />
zunächst selbst den Weg gehen, der erforderlich<br />
ist, um anderen dienen zu können?<br />
So rufe ich jedem Kind Gottes, das für kürzere<br />
oder längere Zeit in eine Sünde gefallen<br />
ist, zu: Der Herr Jesus wartet darauf,<br />
dass du zu ihm zurück-kommst und dich<br />
von ihm zurechtbringen lässt.<br />
Nur so konnte uns David den Psalm<br />
103 hinterlassen. Das ist der Weg für uns,<br />
für alle, die bekennen, Gotteskinder zu<br />
sein: Vergiss nicht, was er dir Gutes getan<br />
hat!<br />
Wann soll ich beten?<br />
Mein Herz war nicht ganz in Ordnung.<br />
Ich war gezwungen, mit meiner Frau<br />
einige Zeit auszuspannen. Wir wohnten in<br />
einer kleinen Holzhütte. Sie war nur sechs<br />
Quadratmeter groß. Das Wetter war nicht<br />
gerade einladend. Es war kühl, Stürme<br />
peitschten Schnee und Eis gegen die Fenster<br />
unseres kleinen Hüttchens. Innerlich<br />
bedurfte ich einer Erneuerung. Das<br />
Sehnen war neu bei mir wach geworden,<br />
mehr für den Herrn da zu sein.<br />
Zu Hause hatte ich mich immer wieder<br />
bemüht, in meiner Gebetszeit treu zu sein.<br />
Ich bat den Herrn, er möchte mir doch<br />
jetzt die Möglichkeit schenken, mit<br />
meiner Frau diese besondere Gebetsgemeinschaft<br />
zu haben. Ich machte ihr den<br />
Vorschlag, doch eine Zeit festzusetzen –<br />
wenn es auch nur eine halbe Stunde täglich<br />
wäre –, die wir in kniendem Gebet<br />
verbringen wollten. Wir wollen aber laut<br />
beten, sagte ich ihr, damit die Zwischengedanken,<br />
die sich leicht einschleichen,<br />
nicht stören können. Wir lasen fortlaufend<br />
in der Offenbarung. Nachdem wir ein<br />
Kapitel gelesen hatten, <strong>betet</strong>e ich, dann<br />
<strong>betet</strong>e meine Frau. Ich <strong>betet</strong>e wieder, sie<br />
schüttete ebenfalls ihr Herz aus. Es kamen<br />
immer neue Gebetsanliegen auf unser<br />
Herz. Wir <strong>betet</strong>en für unsere vier Kinder,<br />
die alle bekannten, den Herrn zu haben<br />
und in Gemeinschaft mit Gotteskindern<br />
zu sein. Wir beugten uns demütig vor Gott<br />
im Blick auf seine große Gnade, die er uns<br />
und unserer Familie hatte zuteil werden<br />
lassen. Er hatte uns aus Welt und Sünde<br />
herausgeholt, weg vom Tanzboden und<br />
allen Belustigungen, die diese Welt bietet.<br />
Im Gebet meiner Frau und auch in<br />
meinem Gebet klang immer wieder durch,<br />
wie dankbare Herzen den Herrn für seine<br />
große Liebe und Güte lobten und priesen.<br />
Unsere Gebete haben unsere vielen<br />
Freunde eingeschlossen, die wir im <strong>Wer</strong>k<br />
des Herrn haben. Unsere Nachbarn und<br />
Hausgenossen wurden genannt und die<br />
Geschwister unserer Heimat, die Arbeitsplätze,<br />
wo ich als Evangelist gedient hatte,<br />
und die Orte, wo ich noch hinkommen<br />
wollte. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
nahmen einen großen Raum in unseren<br />
Gebeten ein. Jeder von uns <strong>betet</strong>e<br />
öfter. Es war ein Stück Himmel. Eine halbe<br />
Stunde reichte kaum. Dies wiederholte<br />
sich täglich. Innerlich und äußerlich
23 Wann soll ich beten?<br />
erholt, kamen wir nach vierzehn Tagen zu<br />
unseren Kindern zurück.<br />
Wann soll ich beten? Diese Frage wird<br />
oft von uns, den Kindern Gottes, ausgesprochen.<br />
Wir sollen es nicht nur zu Hause<br />
tun, sondern überall, wo wir uns aufhalten.<br />
Oft meinen wir, besonders auch,<br />
wenn wir unterwegs sind, kein Gebetseckchen<br />
zu finden. Wir dürfen aber gewiss<br />
sein, auch in den Schwierigkeiten zeigt<br />
der Herr einen Weg, um zum Ziel zu gelangen.<br />
Daniel war ein planmäßiger Beter. Er<br />
steht groß vor meiner Seele. Dreimal des<br />
Tages kniete er nieder auf seine Knie. Eigenartig<br />
ist dieser Ausdruck: Er kniete<br />
nieder auf seine Knie. Ich habe oft gedacht,<br />
hätte es nicht genügt, wenn der<br />
Geist Gottes mir in diesem Wort gesagt<br />
hätte: Er kniete? Nein, er kniete nieder auf<br />
seine Knie. Kniearbeit ist die schwerste<br />
Arbeit im Reich Gottes, die Arbeit, die<br />
keiner sieht, die aber der Herr sieht. Wie<br />
viel habe ich da versäumt. Wie viel hätte<br />
ich auf den Knien erreichen können, was<br />
ich mit Händen versucht habe zu schaffen.<br />
Wie viel haben Arbeiter und Arbeiterinnen<br />
im <strong>Wer</strong>k des Herrn oft mit Laufen<br />
schaffen wollen, was sie viel besser auf<br />
den Knien erreicht hätten. Bitte, denke<br />
nun nicht, dass ich einen Bruder oder eine<br />
Schwester angreifen will. Ich weiß, welche<br />
große Strafe darauf ruht, seine Mitknechte<br />
zu schlagen. Nur eins dachte ich: Wenn<br />
alle, die im <strong>Wer</strong>ke des Herrn arbeiten, die<br />
Zeit, die sie bisher am Studiertisch zugebracht<br />
haben, von nun an auf den Knien<br />
zubrächten, und die Zeit, die sie bisher auf<br />
den Knien zugebracht haben, am Studiertisch<br />
zubrächten – dann wäre manche<br />
Verkündigung geisterfüllter und würde<br />
stärker in das Herz der Zuhörer eindringen.<br />
Verzeih mir bitte, dass ich diese<br />
Zeilen so niedergeschrieben habe. Schlage<br />
mich nicht zu sehr mit deinen Gedanken<br />
– und vielleicht auch mit Worten, wenn<br />
für dich das Gesagte zutrifft. Denke daran,<br />
was mich getrieben hat, diese Zeilen zu<br />
schreiben. Ich möchte so gern, dass wir<br />
beide solche würden, wie der Herr sie<br />
sucht: Menschen, die ganz für ihn da sind,<br />
die planmäßig beten und andere ermuntern,<br />
den Himmel zu bestürmen, damit<br />
sein Name verherrlicht werde.<br />
Daniel führte ein Gott wohlgefälliges<br />
Leben. Beter müssen im Wandel treu sein.<br />
Wenn Beter fünf gerade sein lassen, dann<br />
kann Gott nicht erhören.<br />
Daniel hatte innige Gemeinschaft mit<br />
Gott. Auch in mir ist ein Sehnen, innige<br />
Gemeinschaft mit Gott zu haben. So ganz<br />
mit ihm verbunden sein zu dürfen, das ist<br />
die Stellung, in der die Seele Himmelsluft<br />
atmet. Gemeinschaft mit der Sünde hebt<br />
die innige Gemeinschaft mit Gott auf und<br />
führt nicht zur Herzensfreude. In den<br />
ersten Jahren meines Glaubenslebens ist<br />
mir das nicht so zum Bewusstsein gekommen<br />
wie heute. Nicht immer war der Kontakt<br />
mit der oberen Welt klar. Schutt und<br />
Geröll haben Störungen zwischen Gott<br />
und mir verursacht. Niemals war Gott<br />
schuld, stets war ich der Schuldige. Oft<br />
habe ich gedacht, so kleine Sachen<br />
können nicht zur Disharmonie mit Gott<br />
führen. Nun aber weiß ich immer mehr,<br />
wie genau Gott es nimmt, und ich sehne<br />
mich danach – und das ist neu mein Entschluss<br />
in dieser Stunde –, es mit der<br />
Sünde ganz genau zu nehmen. Lieber<br />
Leser, wir wollen uns beide danach ausstrecken,<br />
stets in voller Harmonie mit Gott<br />
zu leben. Wir wollen Ja sagen zu seinen<br />
Führungen, zu seinen Handlungen und zu
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 24<br />
seinen Zielsetzungen. Die Freude am<br />
Herrn, das Glück des Geborgenseins und<br />
das Ruhen am Herzen Jesu werden dann<br />
unser Teil sein. Der Zustrom von Gott wird<br />
in der Auferstehungskraft durch unser<br />
Leben fließen. Durch uns werden andere<br />
zum Reichtum in Gott kommen. Was<br />
Daniel zierte, soll auch meine Zier sein:<br />
Er hatte ein starkes Vertrauen zu Gott.<br />
Deine Angst und dein Kampf sind nur<br />
Mangel an Gottvertrauen:<br />
Es kann mir nichts geschehen,<br />
als was er hat ersehen,<br />
und was mir dienlich ist.<br />
Wenn man sich fragt, was war denn der<br />
Grund bei Daniel, dass er diese Gemeinschaft,<br />
dieses starke Vertrauen hatte?<br />
Dann ist es nicht schwer, die Ursache zu<br />
finden:<br />
Daniel hatte eine Gebetsstätte. <strong>Wer</strong><br />
nur <strong>betet</strong>, wenn er Freudigkeit zum Gebet<br />
hat, der wird bald nicht mehr beten. Man<br />
kann diesen Satz nicht oft genug wiederholen.<br />
Ich wünschte, es würde mir geschenkt,<br />
dir dies jetzt ganz tief ins Herz<br />
zu legen, damit du es nie wieder vergisst.<br />
Ganz offen kann ich dir sagen, ich möchte<br />
dich so gern ganz für Jesus Christus gewinnen,<br />
damit du ein planmäßiger Beter<br />
wirst. Immer mehr sehne ich mich danach,<br />
überall auf meinen vielen Reisen, oft unter<br />
schwierigsten Verhältnissen, eine Gebetsstätte<br />
zu finden.<br />
Ich war während einer schweren Erkrankung<br />
meiner Frau – in dieser Broschüre<br />
schrieb ich davon – mit ihr in einer<br />
großen Klinik Westdeutschlands. Morgens<br />
zwischen sechs und halb sieben Uhr<br />
kamen die Schwestern und begannen ihre<br />
Arbeit auf dem Zimmer meiner Frau. Ich<br />
bat den Herrn, er möchte mir doch eine<br />
Gelegenheit zum Gebet geben. Dann<br />
wurde mir klar: Dort in der Stadt standen<br />
so viele zertrümmerte Häuser. Hinter<br />
ihnen gab es Plätze, wo man ganz ungestört<br />
den Hut abnehmen und zum Herrn<br />
rufen konnte. Es war kalt und winterlich<br />
draußen. Den Mantelkragen hochgeschlagen<br />
und den Hut in der Hand, so schüttete<br />
ich mein Herz immer wieder laut im<br />
Gebet vor Gott aus. Du sagst vielleicht, so<br />
etwas würde ich nicht preisgeben. Vielleicht<br />
wertest du es sogar falsch und rechnest<br />
es mir als Hochmut an. Dies wird<br />
mich aber nicht davon abhalten, dich<br />
weiter zu ermutigen, ein Beter zu werden.<br />
Lass nur den Gedanken nicht wieder in<br />
deinem Herzen aufkommen: Warum noch<br />
beten? Nein, werde ein planmäßiger Beter,<br />
der immer wieder eine Gebetsstätte, ein<br />
offenes Fenster gen Jerusalem findet.<br />
Daniel <strong>betet</strong>e unter den schwierigsten<br />
Verhältnissen, denn zu seinem Gott zu<br />
beten, war verboten. Wie oft habe ich<br />
Kinder Gottes sagen hören: Ich habe keine<br />
Zeit zum Gebet. Wissen wir nicht von<br />
einem Mann, den Gott besonders gebraucht<br />
hat, der sagte: Heute habe ich viel<br />
zu tun, heute muss ich die doppelte Zeit<br />
oder eine halbe Stunde länger beten?<br />
Manchmal haben Kinder Gottes ein Recht,<br />
Folgendes zu sagen: Ich habe kein Plätzchen,<br />
wo ich meine Knie beugen kann. Ich<br />
schlafe mit anderen in einem Zimmer, und<br />
kein anderer Raum steht mir zur Verfügung.<br />
Wahr ist aber doch, dass man, wenn<br />
man morgens früh aufsteht, während<br />
andere noch schlafen, in der Küche oder<br />
sonst irgendwo die Knie beugen kann. Oft<br />
habe ich auf dem Speicher ge<strong>betet</strong>, oft auf<br />
dem harten Beton des Kellers gekniet. Wie<br />
bin ich dabei immer wieder gesegnet<br />
worden. Das Innerste preiszugeben, um
25 Wann soll ich beten?<br />
anderen zu dienen, ist oft nicht leicht. Es<br />
fällt auch mir in dieser Stunde nicht leicht.<br />
Doch ich tue es mit dem einen Gedanken<br />
– und nehme gern jeden Vorwurf auf mich<br />
– , dass nur sein Name verherrlicht werde.<br />
Wenn wir Gotteskinder nur alle dahin<br />
kämen, ihm zu dienen und seinen geliebten<br />
Sohn zu erwarten.<br />
In meinem Gebetsleben gibt es auch<br />
Tage und Stunden, da hängen die Wolken<br />
ganz tief. Da verwehrt der Nebel mir den<br />
Blick auf Gott und seinen geliebten Sohn,<br />
meinen Heiland Jesus Christus. Da brausen<br />
die Stürme in meinem Leben, dass sie<br />
mir fast den Boden unter den Füßen wegreißen.<br />
Da hagelt und blitzt es von allen<br />
Seiten der Welt, oft auch von solchen, die<br />
den Herrn lieben. Immer wieder aber will<br />
ich versuchen – und gehe du bitte mit mir<br />
einig –, ein offenes Fenster zur Offenbarungsstätte<br />
Gottes zu haben, von wo aus<br />
er seine Ausstrahlungen in mein Leben<br />
und meinen Dienst sendet: Herr, ich brauche<br />
mehr von dir, um mehr für andere zum<br />
Segen zu sein! Das soll immer der Notruf<br />
in meinem Leben bleiben. Möchte er sich<br />
verstärken, bis ich ihn schaue.<br />
Daniel flehte nicht nur, sondern er<br />
lobpries Gott. Dieses Loben und Preisen<br />
fällt mir oft sehr schwer. Wenn ich meinen<br />
Zustand besehe, dann will es mir gar nicht<br />
gelingen. Ich sehe so vieles, was mich betrübt<br />
und bedrückt. So werde ich dann zur<br />
Demütigung und Buße gedrängt. Sehe ich<br />
auf die Verhältnisse, die um mich herum<br />
sind, auf Menschen, die Kinder Gottes<br />
sind – oder gar in seinem <strong>Wer</strong>k arbeiten –,<br />
dann möchte ich lieber weinen als lobpreisen.<br />
Und dennoch weiß ich, nur ein<br />
wirkliches Danken und Preisen gibt mir<br />
den geöffneten Himmel. Du und ich, wir<br />
wollen uns ermutigen, hier nichts zu versäumen.<br />
Daniel hatte ein inniges Verhältnis<br />
zu seinem Gott: Er <strong>betet</strong>e zum Herrn,<br />
seinem Gott. So muss das Verhältnis sein.<br />
Es ist mein Gott, er ist nicht ein Gott, er<br />
ist mein Gott!<br />
So suchte er ihn, wie wir in Daniel 4<br />
lesen.<br />
Er erkannte und rühmte die Größe<br />
Gottes, seine Herrlichkeit und seine Erhabenheit,<br />
seine Treue und seine Liebe.<br />
Aus dieser Stellung heraus kam er zum<br />
Bekenntnis seiner Sünden. Dadurch wurde<br />
die Grundlage zu einem klaren Verhältnis<br />
zu Gott geschaffen. Möchte das der Herr<br />
auch dir und mir schenken.<br />
Er bekannte auch die Sünden seines<br />
Volkes.<br />
Wir haben uns empört, ich und die anderen,<br />
die du mir zur Betreuung gegeben<br />
hast, so klingt es aus seinen Worten. Wir<br />
sind Rebellen gegen Gott gewesen. Wie<br />
kostbar ist aber dann das schöne Zeugnis,<br />
das Daniel empfing:<br />
Er hatte sein Herz darauf gerichtet,<br />
Weisheit zu empfangen und demütigte<br />
sich vor seinem Gott (Daniel 10,12). Das ist<br />
der rechte Boden. Wenn der Verstand<br />
darauf gerichtet ist, kommt wenig dabei<br />
heraus. Erkenntnis Gottes ist eine Herzensangelegenheit.<br />
Er bekam das schöne<br />
Zeugnis Gottes, und seine Demütigung<br />
wurde erkannt. Ja, wer sein Herz darauf<br />
richtet und sich vor Gott demütigt, den<br />
wird er erhören und dem wird er sich<br />
kundtun. Möchte dir und mir dies mehr<br />
geschenkt werden.<br />
Es ist möglich, dass wir auf die Erhörung<br />
etwas warten müssen. Bei Daniel war<br />
es so, dass die Gebetserhörung auf sich<br />
warten ließ, weil ein Fürst aus dem Königreich<br />
Persien dem im Weg stand, der<br />
die Siegesbotschaft Daniel bringen sollte.
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 26<br />
Wir werden es aber auch erleben, dass die<br />
Boten Gottes den Sieg davontragen.<br />
So konnte er, weil er ein planmäßiger<br />
Beter war, als mächtiger Zeuge zum Volk<br />
sprechen: Brich mit deinen Sünden! Und<br />
er konnte das Menetekel verkündigen.<br />
Wenn mir jetzt eine Bitte zu Gott gestattet<br />
würde, und ich die Zusage der Erfüllung<br />
bekäme, dann würde ich Folgendes<br />
äußern: Herr, lass mich und alle, die<br />
diese Zeilen lesen, ab heute planmäßige<br />
Beter werden!<br />
Zu spät ge<strong>betet</strong>!<br />
In einem kleinen Gebirgsdörfchen wohnten<br />
mehrere Christen. Diesen wurde es<br />
bei ihren Zusammenkünften immer klarer,<br />
dass in ihrem Ort einmal in besonderer<br />
Weise das Evangelium verkündigt werden<br />
müsse. Gerettetsein, gibt Rettersinn! Eine<br />
Reihe Sänger vereinigte sich und übte erweckliche<br />
Lieder, die die Herzen der Menschen<br />
ansprachen. Man ließ große Plakate<br />
drucken und an besonderen Tafeln anbringen.<br />
Einige tausend Einladungszettel<br />
wurden ebenfalls hergestellt. Alle Vorbereitungen<br />
wurden getroffen. Die Einladungszettel<br />
wurden von einer Schar<br />
junger Leute, die ein persönliches Christusleben<br />
hatten, in alle Häuser des Dorfes,<br />
der Nachbardörfer und der näheren Umgebung<br />
getragen. Ein Verkündiger des<br />
Evangeliums war gerufen worden. Alles<br />
sah mit großer Spannung dem Beginn<br />
dieser Evangelisationswoche entgegen.<br />
Schon am ersten Abend machten die<br />
Gläubigen des Ortes die freudige Entdeckung,<br />
dass viele Menschen im Versammlungssaal<br />
waren, die man früher dort nicht<br />
gesehen hatte. Zu Beginn der Versammlung<br />
wurde ein gemeinsames Lied von<br />
Jesus, dem Erretter, gesungen. Der Chor<br />
sang ein Lied, und dann wurde das Evangelium<br />
verkündigt.<br />
Unter den Zuhörern saßen zwei junge<br />
Menschen: Der Sohn und die Tochter des<br />
Ortspfarrers. Der Vater war noch in Kriegsgefangenschaft.<br />
Ihr Großvater, der selbst<br />
ein Eigentum des Herrn und Heilandes<br />
Jesus Christus war, hatte die beiden Enkelkinder<br />
zur Evangeliumsverkündigung<br />
mitgebracht.<br />
Einige Abende vergingen. Da blieben<br />
nach einer Versammlung auch diese<br />
beiden jungen Menschen zurück. Sie begehrten,<br />
zur Gewissheit der Errettung<br />
ihrer Seele durchzubrechen. Sie wollten<br />
nicht einmal das schreckliche Wort über<br />
sich ergehen lassen: Zu spät ge<strong>betet</strong>!<br />
Das Mädchen schüttete sein Herz vor<br />
Gott aus. Es wusste, dass niemand zu Gott<br />
kommen kann, als nur durch Jesus allein.<br />
Man hatte den Eindruck, dass es nichts<br />
zurückhielt, was sein Gewissen und Leben<br />
belastete.<br />
Nachdem es Gott angerufen hatte, begehrte<br />
auch sein Bruder dem Sünderheiland<br />
zu nahen. Es vergingen einige Augenblicke<br />
der Stille, und im Himmel war<br />
Freude darüber, dass sich Menschenkinder<br />
Gott stellten, so wie sie waren, ohne etwas<br />
zu verschönern.<br />
Der Evangelist versuchte nun, diesen<br />
beiden, die Gott von ganzem Herzen<br />
suchten, das Erlösungswerk von Golgatha<br />
recht klarzumachen: Wie ein anderer die<br />
ganze Schuld und Sünde ihres Lebens auf<br />
sich genommen habe und wie er jedem,<br />
der zu ihm komme, Vergebung und Rettung<br />
schenke. Eine Bibelstelle nach der<br />
anderen nannte ihnen der Evangelist.<br />
Auch einen Liedervers von dem Lamm
27 Zu spät ge<strong>betet</strong>!<br />
Gottes, das aller Welt Sünde trägt, sagte er<br />
und versicherte ihnen, dass sie nun in dem<br />
vollbrachten Erlösungswerk dieses<br />
Lammes ruhen dürften.<br />
Es dauerte einige Augenblicke, bis die<br />
beiden Menschen es im Glauben erfassten.<br />
Ihr Angesicht veränderte sich, die<br />
Augen fingen an zu glänzen. Ihre Seele<br />
hatte im Blut des Lammes Frieden gefunden.<br />
Zuerst beugte der junge Mann, dann<br />
das Mädchen die Knie, und sie lobten und<br />
priesen Gott. Diese jungen Menschen<br />
hatten den Schritt gewagt, und ihr Leben<br />
war durch die vollbrachte Tat Christi auf<br />
Golgatha zur Ruhe gekommen. Es war<br />
nicht zu spät.<br />
Das Wort Gottes erzählt uns aber von<br />
einer Gruppe Menschen, die zu spät ge<strong>betet</strong><br />
haben. Ich will den Abschnitt aus<br />
Matth. 25, 1-13 folgen lassen: „Alsdann<br />
wird das Reich der Himmel gleich geworden<br />
sein zehn Jungfrauen, welche ihre<br />
Lampen nahmen und ausgingen, dem<br />
Bräutigam entgegen. Fünf aber von ihnen<br />
waren klug und fünf töricht. Die, welche<br />
töricht waren, nahmen ihre Lampen und<br />
nahmen kein Öl mit sich; die Klugen aber<br />
nahmen Öl in ihren Gefäßen mit ihren<br />
Lampen. Als aber der Bräutigam verzog,<br />
wurden sie alle schläfrig und schliefen ein.<br />
Um Mitternacht aber entstand ein Geschrei:<br />
Siehe, der Bräutigam! gehet aus,<br />
ihm entgegen! Da standen alle jene Jungfrauen<br />
auf und schmückten ihre Lampen.<br />
Die Törichten aber sprachen zu den<br />
Klugen: Gebet uns von eurem Öl, denn<br />
unsere Lampen erlöschen. Die Klugen aber<br />
antworteten und sagten: Nicht also, damit<br />
es nicht etwa für uns und euch nicht ausreiche;<br />
gehet lieber hin zu den Verkäufern<br />
und kauft für euch selbst. Als sie aber hingingen,<br />
zu kaufen, kam der Bräutigam, und<br />
die bereit waren, gingen mit ihm ein zur<br />
Hochzeit; und die Tür ward verschlossen.<br />
Später aber kommen auch die übrigen<br />
Jungfrauen und sagen: Herr, Herr, tu uns<br />
auf! Er aber antwortete und sprach: Wahrlich,<br />
ich sage euch, ich kenne euch nicht.<br />
So wachet nun, denn ihr wisset weder den<br />
Tag noch die Stunde.“<br />
Das Wort Gottes schildert uns hier eine<br />
Begebenheit, in deren Mittelpunkt der<br />
Bräutigam steht. Es ist Jesus Christus,<br />
Gottes Sohn. Diese Geschichte ist sehr<br />
ernst. Der Herr Jesus hat sie für uns<br />
niederschreiben lassen. Sie ist deshalb sehr<br />
ernst zu nehmen, weil alle Voraussagen<br />
des Wortes Gottes bisher restlos in Erfüllung<br />
gegangen sind, wenn die Zeit dafür<br />
gekommen war. Du kannst gewiss sein,<br />
auch die noch unerfüllten Weissagungen<br />
werden einmal in Erfüllung gehen.<br />
An einer anderen Stelle habe ich diesen<br />
Bräutigam schon in seiner erhabenen,<br />
göttlichen Machtfülle beschrieben. Seine<br />
Stellung als Erlöser der ganzen Welt<br />
wurde dort ebenfalls erwähnt. Auch über<br />
seine Wiederkunft steht Näheres in<br />
meinen Schriften.<br />
Hier will ich einige der Gaben nennen,<br />
die der Herr Jesus schenkt.<br />
Er gibt einen bleibenden Frieden. Es ist<br />
herrlich, wenn ein unruhiges Menschenherz,<br />
das bisher von den Stürmen und<br />
Wogen des Lebens hin und her geworfen<br />
wurde, zur Ruhe kommt. Wenn ein solcher<br />
Mensch weiß: Hier habe ich mitten in der<br />
Brandung des Meeres einen Felsen gefunden,<br />
auf den ich mich mit beiden Füßen<br />
stellen kann. Mögen die Wellen noch so<br />
hoch gehen, mögen die Stürme noch so<br />
sehr toben: Ich habe Frieden, dauernden<br />
Frieden! Es ist köstlich, den Frieden des<br />
Gewissens gefunden zu haben und zu
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 28<br />
wissen, dass die Scheidewand zwischen<br />
Gott und dem Sünder hinweggetan ist<br />
und der Kriegszustand zwischen Gott und<br />
mir aufgehört hat. Vor dem großen Gott,<br />
der auch in meinem Leben Sieger geworden<br />
ist, hat das Herz kapituliert, ist die<br />
Übergabe an den Erlöser Jesus Christus<br />
vollzogen. Alle Verfehlungen des vergangenen<br />
Lebens hat er hinweggetan. Nie<br />
mehr will er auf die vergebene Schuld zurückkommen.<br />
Es findet für den begnadigten<br />
Sünder kein Gericht mehr statt. Vergeben!<br />
So klingt es immer wieder im<br />
Herzen. Ja, vergessen für alle Zeit sind die<br />
Sünden und Übertretungen! Das Herz ist<br />
froh geworden. Es darf glauben und<br />
wissen, dass die Schuld gesühnt ist. Die<br />
Seele ist in der oberen Welt zur Ruhe gekommen.<br />
Von dort kommt ein himmlisches<br />
Echo zurück und gibt immer wieder<br />
neuen Frieden und neue Glückseligkeit. Es<br />
ist schon etwas, diesen bleibenden Frieden<br />
zu haben. Es bedeutet schon etwas, in der<br />
Vorfreude auf die ewige Herrlichkeit zu<br />
leben. Ein Heimweh erfasst uns, den zu<br />
sehen, der dies alles für uns auf Golgatha<br />
vollbracht hat.<br />
Er schenkt auch einen geebneten Weg.<br />
Das Höckerichte aus meinem Leben ist beseitigt.<br />
Er ebnet mir den Weg. Die vielen<br />
Berge und Schluchten, die mir den Weg so<br />
erschwert haben, darf ich nun in Begleitung<br />
des treuesten Freundes durchlaufen.<br />
Mit ihm darf ich mich auf dem Weg beschäftigen.<br />
Mit ihm darf ich reden, und er<br />
redet mit mir. Mit dem, der uns in dem Bibelabschnitt<br />
als der Bräutigam vorgestellt<br />
wird, bin ich in innige Verbindung gekommen.<br />
Er macht das Leben fruchtbar. Es geht<br />
uns wie einem Obstbaum, der einmal als<br />
Wildling unter anderen Bäumen aufgewachsen<br />
ist. Man konnte ihn beschneiden,<br />
düngen, um ihn herum graben, man<br />
konnte tun, was man wollte: Er brachte<br />
keine Frucht! Da kam der große Gärtner<br />
und nahm diesem Wildling – es war mein<br />
Leben – die ganze Krone weg. Er setzte<br />
ein neues Reis auf. Nun durfte mein armes<br />
Leben erfahren, wie er es fruchtbar<br />
machte. Freude und Glückseligkeit, Liebe<br />
und Geduld, ja, alle Tugenden werden<br />
vom Geist Gottes, von dieser Kraft aus der<br />
oberen Welt, gewirkt.<br />
Er hilft zu einem Überwinderleben.<br />
Man wird jetzt mit seinen Schwächen und<br />
Leidenschaften fertig. Die Sünde <strong>siegt</strong><br />
nicht mehr wie bisher. Zwar klopft die Versuchung<br />
noch immer an die Tür, aber man<br />
braucht die Tür nicht mehr zu öffnen. Ein<br />
anderer ist zum Torhüter meines Lebens<br />
bestellt, es ist der Heilige Geist. In meinem<br />
Herzen und Leben hat ein anderer Wohnung<br />
genommen. Nun gibt es statt<br />
Niederlagen – Sieg, statt Traurigkeit –<br />
Freude, statt Erbärmlichkeit und Nutzlosigkeit<br />
– göttlichen Reichtum. Und das<br />
alles schenkt der Bräutigam, der Herr<br />
Jesus.<br />
Die größte Freude ist, dass er einmal<br />
wiederkommt. Gott wird einmal das Signal<br />
geben, und der lange Zug der Erlösten<br />
wird sich in Bewegung setzen. Alle die, die<br />
durch das Blut Jesu gedeckt sind, die ihr<br />
ganzes Leben dem Herrn gegeben haben,<br />
werden dann den großen Siegeszug mitmachen.<br />
Es wird zur Heimat droben<br />
gehen. Dort wird ein freudiges Grüßen<br />
sein, ein Wiedersehen und Jubilieren. Ein<br />
neues Lied wird erklingen und die Himmel<br />
durchdringen: Das Lied vom Lamm, das<br />
gestorben ist und ge<strong>siegt</strong> hat.<br />
Alle, die zu dieser Gruppe gehören,<br />
haben sich einmal als verloren erkannt.
29 Zu spät ge<strong>betet</strong>!<br />
Irgendwo an einem Ort, teils kniend im<br />
lauten Gebet, haben sie dem Herrn Jesus<br />
ihr Herz und Leben übergeben. Er hat bei<br />
diesen Menschen ein ganz Neues gewirkt.<br />
Sie haben früh genug ge<strong>betet</strong>.<br />
In dem zu Anfang angeführten Abschnitt<br />
der Heiligen Schrift treten zehn<br />
Jungfrauen auf. Anscheinend sind alle<br />
gleich – und doch sind sie verschieden.<br />
Alle zehn gingen aus, dem Bräutigam entgegen.<br />
Alle hatten den Entschluss gefasst,<br />
sich vom bisherigen Leben zu lösen, um<br />
das Ziel zu erreichen. Sie trugen das gleiche<br />
Kleid, die gleichen Lampen und waren<br />
alle Brautjungfrauen. Und doch war ein<br />
Unterschied da: Innerlich waren sie so<br />
weit voneinander entfernt, wie es einst der<br />
Himmel von der Hölle sein wird.<br />
Fünf dieser Jungfrauen waren klug. Sie<br />
hatten einmal gründlich über alles nachgedacht<br />
und waren bei ihrer Selbstbesinnung<br />
zur Errettung ihrer Seele gelangt.<br />
Der Entschluss, den sie nun fassten, war<br />
klug: Sie nahmen außer den Lampen auch<br />
noch ein Gefäß mit Öl mit.<br />
Die anderen fünf dagegen waren töricht.<br />
Sie hatten sich auch mit der Wiederkunft<br />
des Herrn beschäftigt. Sie waren<br />
auch Wartende wie die anderen. Sie<br />
hatten sich aber nicht zum Letzten durchgerungen.<br />
Die letzte Frage ihres Lebens<br />
war noch nicht geklärt worden.<br />
Nun will ich versuchen, die Frage, wer<br />
die zehn Jungfrauen eigentlich sind,<br />
evangelistisch zu beantworten. Ich bin ein<br />
Mann, der hin und her durch Deutschland<br />
gereist ist und in Zelten und Sälen das<br />
Evangelium verkündigt hat.<br />
Welche sind nun die törichten Jungfrauen?,<br />
so fragst du. Diese Frage ist berechtigt.<br />
Die törichten Jungfrauen haben<br />
die gleiche Lampe – die gleiche Form wie<br />
die übrigen. Sie sind mitgegangen, haben<br />
sich nicht geschämt und gescheut, zu<br />
dieser Gruppe zu gehören. In schweren<br />
Zeiten sind sie sogar unter einer gewissen<br />
Schmach den Weg gegangen. Vielleicht<br />
haben sie sogar andere auf das Kommen<br />
des Bräutigams aufmerksam gemacht.<br />
Es gibt liebe Menschen, die sich mit der<br />
äußeren Zugehörigkeit zum Kreis der<br />
Frommen zufrieden geben. Die Neigung<br />
zur Welt ist bei ihnen immer schwächer<br />
geworden. Zeitliche Vergnügungen hatten<br />
sie nicht mehr befriedigt. Sie suchten<br />
etwas anderes. Aber der Kern fehlte ihnen<br />
noch, den die Ewigkeit in das Menschenherz<br />
hineinlegt. Mitgesungen haben sie,<br />
die Lieder sind ihnen bekannt. Nicht<br />
wenige gehören zu dieser Gruppe. Man<br />
glaubt sogar, dass sie zu den Frommen<br />
gehören. Sie haben aber das Eine nicht: Es<br />
fehlt ihnen der Heilige Geist. Sie hatten –<br />
um mit den Worten des Herrn Jesus zu<br />
reden – kein Öl. Die Salbung von oben war<br />
ihnen nicht zuteil geworden. Das Siegel<br />
des Geistes Gottes, das nur ein wahrhaft<br />
Bekehrter empfängt, fehlte ihnen. Der<br />
Geist Gottes hatte ihnen nie die Bestätigung<br />
der Gotteskindschaft geben können.<br />
Solche Menschen sind nicht in der Lage,<br />
sagen zu können: Ich weiß genau, dass ich<br />
den Erlöser gefunden habe! Spricht man<br />
mit ihnen, dann weichen sie immer wieder<br />
aus. Sie gestatten gern, dass man sie lobt<br />
und ihre Haltung anerkennt. Sagt man<br />
ihnen aber klar auf den Kopf zu, dass<br />
ihnen das Letzte, trotz aller Religiosität,<br />
noch fehlt, dann sind sie beleidigt. Wie<br />
kann man solchen Menschen helfen?<br />
Gehörst du auch zu ihnen? Ich weiß<br />
nicht, wo du diese Broschüre liest. Eins<br />
aber, lieber Leser, darf ich dir sagen: Ich<br />
werde immer wieder für alle, die dieses
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 30<br />
Buch lesen, beten, dass sie zur vollen Klarheit<br />
kommen. Mein Gebet ist auch, dass es<br />
dir nicht schwer fällt, dich von der eigenen<br />
Meinung und der Meinung deiner<br />
Mitmenschen frei machen zu lassen. Es ist<br />
nicht leicht – auch bei mir war es schwer<br />
– eine ganze Kehrtwendung zu vollziehen,<br />
allem restlos den Rücken zu kehren. Eine<br />
halbe Drehung – ja, die macht vielleicht<br />
noch mancher mit, aber eine völlige<br />
Abkehr von der Welt, um für das Kommen<br />
des Bräutigams bereit zu werden, das<br />
kann Gott doch nicht verlangen, so meint<br />
man. Vielleicht siehst du auch an dir gewisse<br />
Züge, die dich an die törichten<br />
Jungfrauen erinnern: Form statt Leben,<br />
äußere Zugehörigkeit ohne ein wirkliches<br />
Christuserleben?<br />
Welches sind nun die klugen Jungfrauen?<br />
Bemerkenswert ist, dass bei ihnen<br />
– im Gegensatz zu den törichten Jungfrauen<br />
– zuerst das Öl, der Inhalt, genannt<br />
wird. Erst nachher wird die Lampe genannt,<br />
die äußere Form. Im Vordergrund<br />
steht die Salbung von oben. Das Wichtigste<br />
bei ihnen ist der Besitz des Heiligen<br />
Geistes. Sie haben die Gotteskindschaft<br />
erlangt. Sie freuen sich, durch jene große<br />
Tat, die Jesus auf Golgatha vollbracht hat,<br />
gerettet zu sein. Sie sind unter dem Kreuz<br />
von Golgatha zur Ruhe gekommen. Sie<br />
haben Golgatha verstanden. Sie haben<br />
den Mittler angenommen und die Gewissheit<br />
ihrer Errettung bekommen. Einige<br />
von ihnen hatten dieses große Erlebnis in<br />
jungen Jahren. Manche sind alt geworden,<br />
ehe es ihnen geschenkt wurde. Aber<br />
sie alle sind durchgedrungen. Sie hatten<br />
früh genug ge<strong>betet</strong> und kamen in den<br />
vollen Besitz des Heils.<br />
Die Welt bezeichnet sie nicht als klug.<br />
Sie tragen vielmehr Schmach. Und doch<br />
sind sie, die in den Augen der Welt als töricht<br />
gelten, die göttlich Weisen, die wahrhaft<br />
Klugen.<br />
Wann wird der Herr kommen? Und<br />
wann wird die Hochzeit sein?, so fragst<br />
du, lieber Leser. Den Tag und die Stunde<br />
der Hochzeit weiß niemand, nur allein der<br />
Vater im Himmel. Nur er bestimmt den<br />
Zeitpunkt, wann der himmlische Bräutigam<br />
seine Braut heimholt.<br />
Mein alter Lehrer sagte uns einmal:<br />
Wenn man den Tag wüsste, an dem man<br />
von dieser Erde Abschied nehmen muss,<br />
oder den Tag, an dem der Herr Jesus<br />
wiederkommt, dann käme man in die<br />
Gefahr, sorglos draufloszuleben, um dann<br />
noch in letzter Stunde alles in Ordnung zu<br />
bringen und dabei zu sein.<br />
Man hat sich vielfach bemüht, den<br />
Zeitpunkt der Wiederkunft des Herrn auszurechnen,<br />
aber man hat sich immer<br />
wieder verrechnet. Eine große Müdigkeit<br />
unter den Gotteskindern deutet aber<br />
darauf hin, dass die Mitternachtsstunde<br />
nahe ist. Nach der Rede des Herrn Jesus<br />
werden alle Jungfrauen vor der Wiederkunft<br />
des Bräutigams als schläfrig bezeichnet<br />
… Sie schlafen sogar ein.<br />
Wenn man daraufhin manche christlichen<br />
Kreise betrachtet, ganz gleich, ob<br />
sie zur Kirche oder zu irgendeiner Gemeinschaft<br />
gehören, so bekommt man<br />
den Eindruck: Hier ist etwas von Schläfrigkeit<br />
oder Eingeschlafensein zu sehen.<br />
Manche träumen noch von der schönen<br />
Vergangenheit, von Segnungen, die sie<br />
einmal erlebt haben. Vieles liegt weit<br />
zurück. Man weiß es nur noch vom Hörensagen,<br />
dass hier oder dort einmal Erweckungen<br />
gewesen sind, dass viele durch<br />
Buße zum Glauben an Jesus Christus gekommen<br />
sind, dass über jene Berge und
31 Zu spät ge<strong>betet</strong>!<br />
Täler einmal Gesänge erschallt sind, angestimmt<br />
von solchen, die Jesus Christus als<br />
ihren Heiland gefunden haben.<br />
In der Stunde, wenn der Herr Jesus im<br />
Begriff steht zu erscheinen, werden die<br />
Jungfrauen aus ihrem Schlaf aufgeschreckt.<br />
Sie hören den Schrei: Der Bräutigam<br />
kommt, gehet aus, ihm entgegen!<br />
Es war der Aufruf, sich bereit zu<br />
machen. Noch waren die Klugen und Törichten<br />
beisammen. Noch trafen sie alle<br />
dieselben letzten Vorbereitungen und<br />
schmückten ihre Lampen. Äußerlich sollte<br />
alles blitzsauber und blank, ja, in Ordnung<br />
sein, das Innere der Gefäße konnte niemand<br />
sehen. Einem aber ist es nicht verborgen.<br />
Er kann mit seinen Augen überall<br />
hinschauen.<br />
Alle Jungfrauen setzten sich in Bewegung,<br />
dem Bräutigam zu begegnen. Die<br />
Törichten hatten aber eins versäumt: Sie<br />
hatten sich nicht rechtzeitig das kostbare<br />
Öl des Heiligen Geistes besorgt. Vielleicht<br />
haben sie oft gedacht: Warum noch ernstlich<br />
beten?<br />
Bei den Worten des Herrn Jesus, die wir<br />
zuvor in diesem Kapitel gelesen haben,<br />
dreht sich alles um den Kern, um das Eigentliche<br />
im Leben eines wahren Christen.<br />
Nur der Geist Gottes allein gibt die Gewissheit<br />
des Gerettetseins. Doch dieses<br />
Geschenk des Heiligen Geistes haben nur<br />
die, die Jesus Christus persönlich erlebt<br />
haben. Niemand hat dieses von Geburt an<br />
besessen oder durch irgendwelche religiösen<br />
Handlungen bekommen. Es wird dem<br />
Sünder nur durch die Wiedergeburt – die<br />
Geburt von oben, wie die Bibel es nennt –<br />
zuteil.<br />
Bis jetzt waren die törichten Jungfrauen<br />
nur mit den klugen mitgegangen.<br />
Genauso gehen auch heute viele Menschen<br />
in eine Kirche oder Gemeinschaft<br />
nur mit. In dieser kritischen Stunde aber<br />
kamen die törichten Jungfrauen zur Besinnung.<br />
– Jetzt entdeckten sie ihren<br />
Mangel und wandten sich in ihrer Not an<br />
die klugen Jungfrauen: Gebt uns von<br />
eurem Öl, denn unsere Lampen verlöschen!<br />
Wir könnten es auch so ausdrücken:<br />
Uns fehlt das Licht, das rechte Feuer.<br />
Unsere Herzen brennen nicht für den Heiland.<br />
Nicht also, damit es nicht euch und uns<br />
fehle, antworteten die klugen Jungfrauen.<br />
Die Bitten der Törichten wurden nicht<br />
erhört. Sie hatten zu spät ge<strong>betet</strong>. Ein<br />
furchtbares Wort, das einmal viele Menschen<br />
hören müssen. Ich wünsche in<br />
dieser Stunde eins, dass du, der du diese<br />
Zeilen liest, nicht zu jenen gehören möchtest.<br />
Nun sagst du vielleicht: Wird denn<br />
nicht jede Bitte erhört? Hat nicht der Herr<br />
Jesus verheißen, dass jeder Bittende empfängt,<br />
dass jedem Anklopfenden aufgetan<br />
wird?<br />
Jetzt hast du noch Zeit, lieber Leser.<br />
Jetzt darfst du noch um das Letzte, das dir<br />
fehlt, ringen und bitten. Ja, du wirst zur<br />
Klarheit und zum Besitz des Heils<br />
kommen, wenn du dich im Gebet durchringst.<br />
Nur eins möchte ich noch sagen:<br />
Lass es nicht darauf ankommen, bis es zu<br />
spät ist!<br />
Geht hin zu den Krämern und kauft für<br />
euch selbst! Da fragt man nun häufig:<br />
<strong>Wer</strong> sind diese, bei denen man das Öl<br />
kaufen kann? Sind es die Pfarrer, zu denen<br />
ich gehen muss, oder ist es ein Prediger?<br />
Manche meinen, die Evangelisten seien<br />
die Leute, die den richtigen Weg zeigen<br />
und das kostbare Öl vermitteln könnten.<br />
Mein lieber Leser, nicht die Krämer sind<br />
hier wichtig, wichtig vor allem ist dein
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 32<br />
Tun. Du musst zu den Verkäufern gehen,<br />
d.h., du musst etwas in die Waagschale<br />
werfen, wenn du dieses köstliche Gut<br />
haben willst. Man könnte auch sagen, es<br />
kostet etwas: Dein ganzes Leben, so wie<br />
du es bis jetzt gelebt hast. Alle Schuld und<br />
Sünde muss in die Waagschale Gottes<br />
gelegt werden, dann schenkt dir Gott Vergebung<br />
deiner Schuld und die Gewissheit<br />
deines Heils. Ist dir dieser Preis zu hoch?<br />
Es gibt keinen geringeren. Du darfst nichts<br />
zurückbehalten.<br />
Hast du schon dieses Erleben der<br />
Gnade gehabt? Gibt dir der Geist Gottes<br />
Zeugnis, dass du ein Gotteskind bist?<br />
Bei der Ankunft des Bräutigams hat<br />
niemand so viel Geistesfülle, dass er einem<br />
anderen etwas davon abgeben könnte.<br />
Jeder hat nur für sich selbst genug. Wenn<br />
deine Mutter gläubig ist, oder schon im<br />
Glauben heimgegangen ist, so kann sie dir<br />
doch nicht helfen. Auch der Kreis der<br />
Beter, der für dich <strong>betet</strong>, kann dir von sich<br />
nichts geben. Du kannst an einem Tisch<br />
mit Gotteskindern sitzen; ihr Ölvorrat<br />
reicht aber nicht aus, um bei der Wiederkunft<br />
des Herrn deinen Mangel zu decken.<br />
Hast du nicht selbst dem Herrn Jesus das<br />
Herz geschenkt, hast du dein Leben nicht<br />
von ihm in Ordnung bringen lassen –<br />
dann gibt es an jenem Tage für dich nur<br />
ein schreckliches Zuspät!<br />
Die bereit waren, gingen mit ihm ein<br />
zur Hochzeit. Wenn schon ein frohes Herz<br />
ein beständiges Festmahl ist, wie die Heilige<br />
Schrift sagt, so wird doch dies die<br />
Krone aller Festlichkeiten sein. Die Vorfreude,<br />
einmal dabei sein zu dürfen, will<br />
oft die Brust sprengen. Freust du dich<br />
auch?<br />
Dann aber ist die Tür verschlossen.<br />
Noch einmal sage ich: Es gibt ein Zuspät-<br />
Gebet! Dann ist die Tür verschlossen.<br />
Dann wirst du einst draußen stehen,<br />
bittend: Lass mich ein!<br />
Händeringend wirst du flehen,<br />
doch zu spät wird's sein.<br />
Schnöder Sünder, hast's vergessen,<br />
wer einst klopfte, wer?<br />
Er, der einst um dich geworben,<br />
kennt dich dann nicht mehr.<br />
Ja, der Herr wird sprechen: Ich kenne<br />
euch nicht! Manche werden dann sagen:<br />
Sind wird nicht mitgegangen? Waren wir<br />
nicht oft dabei? Haben wir nicht alles<br />
Schöne und Herrliche miterlebt? Zu spät!<br />
So wird es dann heißen. Darum lass dir<br />
zum Schluss das eine sagen: Rufe und<br />
flehe zum Herrn, möglichst sofort,<br />
irgendwo, wo du allein bist, und ruhe<br />
nicht, bis du die Gewissheit hast: Ich<br />
werde an der Hochzeit des Lammes teilnehmen.<br />
In diesem Kapitel durfte ich dir zeigen,<br />
dass Jesus Christus wiederkommt, wie<br />
seine Wiederkunft stattfinden und wer<br />
dabei sein wird.<br />
Auf dem Bahnhof hatte ich Dienst als<br />
Fahrdienstleiter. Der letzte Zug fuhr ab. Da<br />
kam eine junge Frau abgehetzt angelaufen<br />
und schrie: Halten Sie den Zug an, ich<br />
muss mit diesem Zug fahren, meine<br />
Mutter wartet auf mich, sie ist schon vorgefahren!<br />
Zu spät! lautete meine Antwort.<br />
Sie haben den letzten Zug versäumt.<br />
Mein lieber Freund, gestatte mir doch,<br />
dass ich dich so nenne, weil ich dich liebe<br />
und für dich bete, obwohl ich dich nicht<br />
kenne, prüfe doch bitte einmal, was ich dir<br />
hier geschrieben habe. Sehr gern möchte<br />
ich dich und alle, die diese Zeilen lesen,<br />
einmal in dem großen Festzug, wenn<br />
Jesus Christus die Seinen von dieser Erde
33 Erhört Gott mein Gebet um Errettung meiner Angehörigen?<br />
in die Herrlichkeit holt, sehen. Noch ist es<br />
nicht zu spät. Noch darfst du bitten und<br />
flehen.<br />
Doch es ist Zeit!<br />
Die Stunden folgen schnell;<br />
es geht auf Mitternacht.<br />
Bald schlägt es voll,<br />
und drüben schimmert's hell;<br />
ihr Jungfrauen, erwacht!<br />
Der Bräutigam erscheint von weitem,<br />
auf, auf, die Lampen zu bereiten!<br />
Auf, es ist Zeit!<br />
Erhört Gott mein Gebet<br />
um Errettung<br />
meiner Angehörigen?<br />
Jeder Mensch hat sich in seinem Leben<br />
gewisse Ziele gesteckt, die er gern erreichen<br />
möchte. Es kommt aber oft<br />
anders, als du und ich es uns ausgemalt<br />
haben. Du wirst nicht der Einzige sein, der<br />
am Ende seines Lebens auf nicht verwirklichte<br />
Pläne zurückblicken muss. Ein guter<br />
Rat lautet:<br />
Sorg, doch sorge nicht zu viel,<br />
es geht doch, wie Gott es haben will.<br />
Zum Teil stimmt dieser Vers, aber nicht<br />
ganz. Gott will den Menschen im Leben so<br />
führen, dass er einmal bei ihm in der Herrlichkeit<br />
sein kann. Es hängt von dem<br />
Willen des Menschen ab, ob er ihn dem<br />
Willen Gottes unterordnet. Dies fällt manchen<br />
Menschen ungeheuer schwer.<br />
Es bringt sie in einen harten Kampf, um<br />
im Blick auf die Ewigkeit klar zu sehen<br />
und recht zu handeln.<br />
Bei mir ging es auch durch manch<br />
heißen Gebetskampf. Im Wort Gottes wird<br />
uns ein solcher Gebetskampf geschildert,<br />
den eine Frau weniger für sich, als für die<br />
Errettung ihrer Tochter gekämpft hat:<br />
„Jesus ging aus von dannen und entwich<br />
in die Gegenden von Tyrus und Sidon;<br />
und siehe, ein kananäisches Weib, das von<br />
jenen Grenzen herkam, schrie zu ihm und<br />
sprach: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn<br />
Davids! Meine Tochter ist schlimm besessen.<br />
Er aber antwortete ihr nicht ein Wort.<br />
Und seine Jünger traten herzu und baten<br />
ihn und sprachen: Entlass sie, denn sie<br />
schreit hinter uns her. Er aber antwortete<br />
und sprach: Ich bin nicht gesandt, als nur<br />
zu den verlorenen Schafen des Hauses<br />
Israel. Sie aber kam und warf sich vor ihm<br />
nieder und sprach: Herr, hilf mir! Er aber<br />
antwortete und sprach: Es ist nicht schön,<br />
das Brot der Kinder zu nehmen und den<br />
Hündlein hinzuwerfen. Sie aber sprach: Ja,<br />
Herr, denn es essen ja auch die Hündlein<br />
von den Brosamen, die von dem Tische<br />
ihrer Herren fallen. Da antwortete Jesus<br />
und sprach zu ihr: „O Weib, dein Glaube ist<br />
groß; dir geschehe, wie du willst“ (Matth. 15,<br />
21-28).<br />
Es gibt viel Not auf dieser Erde. Der<br />
eine hat mehr Not durchzumachen, der<br />
andere weniger. Die Frau, von der in<br />
diesem erwähnten Abschnitt die Rede ist,<br />
war in große Not gekommen. Diese Not<br />
hatte sie veranlasst, um Hilfe zu schreien.<br />
Das kann bei jedem Menschen einmal vorkommen.<br />
Schon im Berufsleben geht es<br />
nicht immer so, wie man es gern möchte.<br />
Phlegmatiker lassen einfach alles so<br />
laufen, wie es eben kommt. <strong>Wer</strong> sich aber<br />
ein Ziel setzt, um etwas zu erreichen, muss<br />
auch Schwierigkeiten überwinden. Viele<br />
geben sehr leicht vor Hindernissen den<br />
Kampf auf. Andere werden im Kampf nur<br />
noch mutiger. Sie setzen alles daran, um<br />
ihr Ziel zu erreichen. Vielleicht hast auch
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 34<br />
du in deinem Leben einen besonderen<br />
Erfolg gehabt. Du schreibst ihn dir allein<br />
zu. Bis zu einem gewissen Grad mag das<br />
auch richtig sein. Denke aber daran: Wen<br />
Gott segnet, der ist gesegnet ewiglich.<br />
Im Familienleben gibt es auch mancherlei<br />
Schwierigkeiten. Da kommen<br />
Krankheiten. Oft scheint es, als sollte man<br />
das eine oder andere Familienglied plötzlich<br />
verlieren. <strong>Wer</strong> ist da nicht schon in<br />
Not geraten? In manchen Familien<br />
machen ungeratene Kinder den Eltern<br />
große Sorge. Wie viele Tränen werden von<br />
Müttern geweint. Geschwister leiden darunter,<br />
wenn ein verlorener Sohn oder eine<br />
verlorene Tochter über die ganze Familie<br />
Schande bringt.<br />
Auch jungen Menschen bleibt die Not<br />
nicht erspart. Wie mancher hat schon vor<br />
einem Examen gestanden und schlaflose<br />
Nächte gehabt. Du hast dich vielleicht<br />
auch schon in solchen Stunden gefragt:<br />
Wie werde ich es nur schaffen? – Du standest<br />
vor einem großen, gewaltigen Berg,<br />
der musste überschritten werden. Not und<br />
immer neue Not wollten dich am Leben<br />
scheitern lassen. Hilfe suchtest du bald bei<br />
diesem, bald bei jenem, von denen du<br />
wusstest, dass sie begabter waren als du.<br />
Es gibt aber auch eine innere Not, von der<br />
es im Lied heißt:<br />
Es gibt im Leben ein Herzeleid,<br />
das ist wie die weite Welt so weit,<br />
das ist wie Bergeslasten schwer,<br />
das ist so tief wie das tiefste Meer.<br />
Eine ganz große Not ist es, wenn ein<br />
Kind Gottes eine Person, die es liebt, gern<br />
in den Reihen der Nachfolger Jesu sehen<br />
möchte, und diese Person den Weg dahin<br />
nicht findet. Die Frau in dem erwähnten<br />
Bibelabschnitt schrie zum Herrn Jesus. Sie<br />
sagte: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn<br />
Davids, meine Tochter ist schlimm besessen.<br />
Die Not eines ihrer Allernächsten<br />
brachte sie zu diesem Notschrei. Sie kam<br />
aber an die richtige Adresse und brachte<br />
ihr Herzensanliegen dem Herrn Jesus.<br />
Mütter, Väter, Verwandte von Menschen,<br />
die noch kein Eigentum des Herrn Jesus<br />
sind, leben oft in der großen Gefahr, Vorwurf<br />
um Vorwurf auf diese Menschen herniederprasseln<br />
zu lassen. Dies ist aber<br />
nicht der Weg, die Menschen zu Jesus zu<br />
führen. Die Männer werden gewonnen<br />
durch der Frauen Wandel, so sagt das<br />
Wort Gottes, und wiederum lesen wir, dass<br />
der Wandel allein oft nicht genügt, um<br />
Menschen zur inneren Erschütterung zu<br />
bringen, die dem Abgrund der ewigen<br />
Qual entgegentaumeln.<br />
Er aber antwortete ihr nicht ein Wort,<br />
so lesen wir in dem erwähnten Vers. Man<br />
könnte sagen, nicht jedes Gebet wird<br />
sofort erhört. Ein furchtbares Wort für die,<br />
die meinen, ich kann unmöglich noch<br />
länger warten, der Herr muss mich erhören.<br />
Oft werden die das erleben, die für<br />
ihre Angehörigen beten, bis fast keine<br />
Hoffnung mehr vorhanden ist. Die Jünger<br />
schalteten sich hier ein und sagten:<br />
Entlasse sie, denn sie schreit hinter<br />
uns her. Oft wird ein flehentlicher Beter,<br />
dem es ganz ernst ist, der unter Tränen für<br />
die Errettung seiner Angehörigen ruft und<br />
schreit, von anderen Gläubigen nicht verstanden.<br />
Es kann dahin kommen, dass<br />
sogar erfahrene Brüder und Schwestern in<br />
Christo sagen: Es kommt nur auf den<br />
Glauben an. Du musst still werden. Du<br />
musst warten, bis der Herr einschreitet.<br />
Wenn aber Gott den Zustand der Verlorenen<br />
einem Gotteskind so brennend aufs<br />
Herz legt, dann kann es unmöglich zu
35 Erhört Gott mein Gebet um Errettung meiner Angehörigen?<br />
einem Aufhören im Gebet kommen.<br />
Da antwortete Jesus, und zwar sagte<br />
er: Ich bin nicht gesandt als nur zu den<br />
verlorenen Schafen des Hauses Israel. Sie<br />
hat die Vorbedingung nicht erfüllt, so<br />
könnte es heißen, wenn man das Wort<br />
näher betrachtet. Nun musste sie sich<br />
damit abfinden, nicht erhört von dannen<br />
ziehen zu müssen. Doch hier sieht man<br />
das wahre, rechte Gebet und die innere<br />
Not einer Mutter wegen der Errettung<br />
ihrer Tochter.<br />
Sie kam und warf sich vor ihm nieder.<br />
Nicht erhörte Gebete müssen uns dem<br />
Herrn näher bringen. Wir dürfen nicht zurückschrecken,<br />
wenn wir einmal das große<br />
Gebetsanliegen aufs Herz genommen und<br />
geschrien haben: Herr, rette mein Kind,<br />
meinen Sohn oder meine Tochter um<br />
jeden Preis. Ihre Worte werden flehender,<br />
ihr Notschrei wird immer stärker, sie sagt<br />
nur:<br />
Herr, hilf mir! Er aber antwortete: Es ist<br />
nicht schön, das Brot der Kinder zu<br />
nehmen und den Hündlein hinzuwerfen.<br />
Sie wurde mit einem Hündlein verglichen,<br />
mit einem unreinen Tier. Dennoch wurde<br />
ihr Flehen und Rufen in der Waagschale<br />
Jesu nur geprüft, um festzustellen, ob es<br />
ihr wirklich um das eine ging. Sie aber ließ<br />
nicht nach, sie antwortete dem Herrn: Ja,<br />
Herr, ich bin unrein. Sie gab zu, dass sie<br />
unrein war.<br />
Und dennoch, so sagte sie, essen die<br />
Hündlein von den Brosamen, die von des<br />
Herrn Tische fallen.<br />
Manches Gotteskind hat sich schon oft<br />
mit der Frage beschäftigt: Wird mein<br />
Gebet, wenn ich für die Errettung meiner<br />
Angehörigen flehe, erhört oder nicht?<br />
Wie mancher hat einen Anlauf genommen<br />
und ist nicht zum Ziel gekommen. Mein<br />
Sohn wurde mit fünfzehn Jahren in den<br />
Krieg als Luftwaffenhelfer eingezogen. Er<br />
hatte in jungen Jahren bekannt, den<br />
Herrn gefunden zu haben. Ein Jahr später<br />
kam er zum Arbeitsdienst. Wieder ein Jahr<br />
später zur Wehrmacht. Als Panzerfunker<br />
wurde er in den verschiedensten Gegenden<br />
herumgeworfen. Zuletzt hatte er den<br />
kleinen Glauben, wenn auch nicht ganz,<br />
so doch in etwa verloren. Er machte manches<br />
mit, was andere Soldaten auch taten.<br />
Gott gab große Gnade. Er kam aus dem<br />
schrecklichen Krieg über die Gefangenschaft<br />
bald ins Elternhaus zurück. Nun<br />
bekam er eine Lehrstelle als Kaufmann.<br />
Morgens früh verließ er das Haus, abends<br />
spät kam er zurück. Hin und her erzählten<br />
mir Freunde, mein Sohn rauche genauso<br />
Zigaretten wie die anderen Jungen. Er<br />
witzele mit wie die anderen seines Alters.<br />
Ich hatte ihn diesbezüglich wiederholt väterlich<br />
zur Rede gestellt. Es war aber doch<br />
mehr die Strenge des Vaters, der ein anderes<br />
Leben von dem Jungen forderte.<br />
Eines Tages hörte ich von anderen wieder<br />
einiges über das Leben meines Jungen. Es<br />
fiel mir nun sehr schwer, weiter den Dienst<br />
als Evangelist zu tun. Eines Nachmittags<br />
bat ich ihn zu einer Aussprache in mein<br />
Zimmer. Er war gern bereit, sich über das,<br />
was mein Herz bewegte, auszusprechen.<br />
Ich sah aber keine Wende, keine Buße,<br />
nicht die innere Voraussetzung, die ich bei<br />
ihm gern gesehen hätte, um ihn ganz für<br />
den Herrn gewinnen zu können. In dieser<br />
Stellung, als ich in Liebe und innerem Ergriffensein<br />
mit meinem Sohn sprach, rollten<br />
mir die Tränen über die Wangen. Auf<br />
einmal fiel mir mein Sohn um den Hals<br />
und sagt: Vater, dies ist die letzte Ermahnung.<br />
Von dieser Stunde an wird es anders<br />
in meinem Leben. Jetzt, im Augenblick,
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 36<br />
gibt mir der Herr Jesus über all das Verfehlte<br />
und Falsche, über die mangelnde<br />
Hingabe an ihn, über mein starkes Eigenleben<br />
Licht. Bete mit mir zu dem Herrn<br />
Jesus, dass er mich in dieser Stunde von<br />
allem frei macht. Ich will ab heute ganz<br />
dem Heiland folgen. Wir knieten in<br />
meinem Zimmer nieder. Als ich mein Herz<br />
ausschüttete, gab es bei mir und auch bei<br />
ihm viele Tränen. Ich wies ihn auf die<br />
Gnade Jesu Christi hin, zu der wir immer<br />
wieder Zuflucht nehmen dürfen. Auf das<br />
Blut Jesu Christi, das wir immer wieder in<br />
Anspruch nehmen können. Große Freude<br />
zog in sein Herz ein. Mein Herz jubelte<br />
wahrscheinlich noch mehr als das seine.<br />
Noch einmal knieten wir nieder und dankten<br />
dem Herrn für die zurechtbringende<br />
Gnade.<br />
Hier antwortete Jesus. So durfte ich es<br />
erleben, so durfte es mein Sohn erfahren,<br />
so durfte es die Frau in Besitz nehmen,<br />
wie wir es in diesem Abschnitt gelesen<br />
haben. Sie bekam sogar ein Lob:<br />
Dein Glaube ist groß. Nun bekam sie<br />
doch ihren Willen: Dir geschehe, wie du<br />
willst. Diese innere Not und das Flehen der<br />
Mutter konnte der Herr Jesus nicht länger<br />
mit einem Nein beantworten. Sie wurde<br />
erhört. Ihre Tochter wurde gesund – oder<br />
gerettet – von jener Stunde an.<br />
Liebes Gotteskind, wenn du um die Errettung<br />
einer Seele bangst, dann lass dich<br />
durch diese schlichten, einfachen Zeilen<br />
eines Mannes, der mit dir empfindet, ermutigen,<br />
doch im Gebet anzuhalten.<br />
Frage in schweren Stunden nicht, wenn<br />
du keine Erhörung siehst: Warum noch<br />
beten?, sondern denke daran, Jesus Christus<br />
erhört dich, wenn du um die Errettung<br />
deiner Angehörigen betest. Du darfst<br />
dich dabei an viele Verheißungen klammern,<br />
die dir in einem besonderen Kapitel<br />
dieser Broschüre noch in Erinnerung gebracht<br />
werden sollen. Gib nur den Gebetskampf<br />
nicht auf, vielleicht stehst du<br />
ganz kurz – nur noch wenige Schritte –<br />
vor der Erhörung, die dich zum Jubel und<br />
zur Freude bringen wird. Doch wir müssen<br />
erst die Vorbedingungen erfüllen. Der<br />
Herr, der große Erhörer des Gebets, muss<br />
erst bei uns das Ziel erreicht haben. Wenn<br />
wir mit einem bußfertigen Herzen zum<br />
Herrn beten und ihn immer wieder bitten,<br />
er möge uns alles Versäumte in der Erziehung,<br />
alle Verfehlungen im Wandel, in<br />
Worten und Taten sowie alle Unterlassungen<br />
vergeben, wenn es bei uns zu Tränen<br />
kommt, dann werden wir bald erleben:<br />
„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden<br />
ernten“ (Psalm126, 5).<br />
Ein Gebet,<br />
das nicht erhört wird<br />
L<br />
eben und Tod! – Gibt es größere<br />
Gegensätze? Das eine so voller Freude<br />
und oft mit viel Leid durchkostet und<br />
durchlitten – das andere so oft ersehnt<br />
und doch gefürchtet! Leben und Tod!<br />
Sind nicht in stillen Stunden auch schon<br />
in deiner Seele die Fragen aufgebrochen:<br />
Was kommt nach dieser Zeit? Darf ich an<br />
ein Weiterleben glauben? Was wird aus<br />
mir und meiner Seele?<br />
Bliebst du beim Überlegen ruhig, oder<br />
packten dich Angst und quälende<br />
Unruhe? Du sagst: Das Leben ist so schön,<br />
warum soll ich mich mit dem Sterben befassen?<br />
Ja, das Leben bietet allerlei Freuden!<br />
Ein trauter Freundeskreis, in dem<br />
man sich wohlfühlt, Menschen, mit denen<br />
man eines Sinnes ist, die mitempfinden,
37 Ein Gebet, das nicht erhört wird<br />
Leid und Freude teilen, ein inniges Familienleben:<br />
Das alles gibt dem Leben Inhalt<br />
und <strong>Wer</strong>t. Oder denkt man an Erholungszeiten<br />
zurück, an Tage der Ausspannung<br />
und Ruhe, vielleicht im Kreis lieber Menschen<br />
verlebt, dann wird einem das Herz<br />
warm. Auch der Beruf bietet vieles, woran<br />
ein Mensch sein Herz hängen kann, worin<br />
er seine Befriedigung findet.<br />
Gewiss sagst du, es gibt auch eng daneben<br />
viel Leid. Es beginnt mit den Enttäuschungen<br />
im Berufsleben, wenn das<br />
Leben durch Menschen, oder auch durch<br />
eigene Schwächen recht erschwert wird.<br />
Mancher geht dann mit Seufzen an seine<br />
tägliche Beschäftigung.<br />
Es kann im Leben dahin kommen, dass<br />
man mit einem Notschrei ausruft: Ach,<br />
wäre ich doch nie geboren! – Mancher sah<br />
sich schon vor die Frage gestellt, wenn es<br />
kein Fortleben nach dem Tod gibt, ob es<br />
dann nicht besser ist, diesem Leben selbst<br />
ein Ende zu bereiten.<br />
Und nun sagst du, das Leben ist so<br />
bitter und so hart, und aus diesem Grund<br />
ist es gut, dass es ein Ende hat. Bist du bei<br />
diesem Gedanken ruhig? Bist du wirklich<br />
so gelassen, wie es den Anschein hat?<br />
Wenn man das Treiben, Hasten und<br />
Jagen der einzelnen Menschen beobachtet,<br />
könnte man auf den Gedanken<br />
kommen, sie wollten immer auf dieser<br />
Erde bleiben. Es ist Tag für Tag ein Sich-<br />
Mühen und Plagen. Wie leicht kann es<br />
doch über Nacht anders werden. Da<br />
streckt sich plötzlich eine kalte Hand nach<br />
dir aus. Nicht jeder wird siebzig oder achtzig<br />
Jahre alt, bis er in die Ewigkeit abgerufen<br />
wird. Hat man erst einen der Lieben<br />
zu Grabe tragen müssen, dann fragt man<br />
besonders: Gibt es ein Fortleben nach dem<br />
Tod?<br />
Der schlimmste Feind des Lebens ist der<br />
Tod. Er steht in großem Widerspruch zu<br />
allem Leben. Steht man an der Bahre eines<br />
kleinen Kindes, das der Sonnenschein im<br />
Haus war, kann man die Tränen oft nur<br />
mit großer Mühe zurückhalten. Sieht man<br />
hinter einem Leichenwagen die Braut<br />
ihres verstorbenen Verlobten gehen, so erfüllt<br />
uns das mit tiefem Mitempfinden.<br />
Sieht man aber hinter den Trägern des<br />
Sarges eine junge Frau mit einigen kleinen<br />
Kindern gehen, die ihren Mann zu Grabe<br />
trägt, dann tut das Herz weh. Nicht geringer<br />
ist der Schmerz, wenn eine Reihe<br />
Kinder ihre allzu früh abgerufene Mutter<br />
zu Grabe begleitet. Hier war es ein Unglücksfall,<br />
dort machte ein plötzlicher<br />
Herzinfarkt dem Leben ein Ende. Oft ging<br />
es auch durch ein langes Krankenlager, so<br />
dass die Angehörigen den Tod dieses<br />
lieben, teuren Menschen herbeisehnten.<br />
Alte Leute zu Grabe zu tragen, so sagte<br />
jemand, ist nicht das Schwerste. Ich muss<br />
aber sagen, dass man doch sehr oft den<br />
Rat der alten Leute braucht, um vor Irrund<br />
Umwegen in diesem Leben bewahrt<br />
zu bleiben.<br />
Wie es auch sein mag, jedenfalls ist es<br />
berechtigt, dir die große Frage vorzulegen:<br />
Wie wird bei dir das Fortleben nach<br />
dem Tode sein?<br />
Ach, was könnt es nützen dir,<br />
wenn du gleich die Welt gewönnest.<br />
Einmal musst du fort von hier,<br />
fort von dem, was dein du nennest.<br />
Was du hast, ist dir gelieh'n;<br />
denn du musst von hinnen zieh'n.<br />
Komm, lass uns diese Dinge einmal gemeinsam<br />
behandeln. Wir wollen uns<br />
damit unter das Wort Gottes beugen, das<br />
die Fragen klar beantwortet, wie das Fort-
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 38<br />
leben nach dem Tode sein wird und ob<br />
auch dann noch Gebete erhört werden:<br />
„Es war aber ein gewisser reicher Mann,<br />
und er kleidete sich in Purpur und feine<br />
Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und<br />
in Prunk. Es war aber ein gewisser Armer,<br />
mit Namen Lazarus, der an dessen Tor lag,<br />
voller Geschwüre, und er begehrte sich von<br />
den Brosamen zu sättigen, die von dem<br />
Tische des Reichen fielen; aber auch die<br />
Hunde kamen und leckten seine Geschwüre.<br />
Es geschah aber, dass der Arme<br />
starb und von den Engeln getragen wurde<br />
in den Schoß Abrahams. Es starb aber<br />
auch der Reiche und wurde begraben. Und<br />
in dem Hades seine Augen aufschlagend,<br />
als er in Qualen war, sieht er Abraham von<br />
ferne und Lazarus in seinem Schoße. Und<br />
er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme<br />
dich meiner und sende Lazarus,<br />
dass er die Spitze seines Fingers ins Wasser<br />
tauche und meine Zunge kühle; denn ich<br />
leide Pein in dieser Flamme. Abraham aber<br />
sprach: Kind, gedenke, dass du dein Gutes<br />
völlig empfangen hast in deinem Leben,<br />
und Lazarus gleicherweise das Böse; jetzt<br />
aber wird er hier getröstet, du aber leidest<br />
Pein. Und zu diesem allem ist zwischen uns<br />
und euch eine große Kluft befestigt, damit<br />
die, welche von hier zu euch hinübergehen<br />
wollen, nicht können, noch die, welche von<br />
dort zu uns herüberkommen wollen. Er<br />
sprach aber: Ich bitte dich nun, Vater, dass<br />
du ihn in das Haus meines Vaters sendest,<br />
denn ich habe fünf Brüder, damit er ihnen<br />
ernstlich Zeugnis gebe, auf dass sie nicht<br />
auch kommen an diesen Ort der Qual. Abraham<br />
aber spricht zu ihm: Sie haben<br />
Moses und die Propheten; mögen sie dieselben<br />
hören. Er aber sprach: Nein, Vater<br />
Abraham, sondern wenn jemand von den<br />
Toten zu ihnen geht, so werden sie Buße<br />
tun. Er aber sprach zu ihm: „Wenn sie<br />
Moses und die Propheten nicht hören, so<br />
werden sie auch nicht überzeugt werden,<br />
wenn jemand von den Toten aufersteht“<br />
(Luk. 16,19-31).<br />
Das Erdenleben bringt viel Mühe und<br />
Arbeit mit sich, besonders bei denen, die<br />
sich ein hohes Ziel setzen, die mit ihrem<br />
Ehrgeiz etwas erreichen wollen. Sie schaffen<br />
von früh bis spät und wollen wenigstens<br />
so viel im Leben erreichen, dass sie<br />
sich das Alter angenehm gestalten<br />
können. Vielen genügt auch schon eine<br />
gute Kleidung, um sich ordentlich und<br />
anständig unter den Menschen bewegen<br />
zu können. In wie vielen Herzen kommt<br />
die Gedankenflut von Nahrungs- und<br />
Kleidungssorgen auf dieser Erde gar nicht<br />
mehr zum Stillstand.<br />
In dem Abschnitt, den du soeben gelesen<br />
hast, findest du einen Mann, der sich<br />
auch viel mit dem Irdischen beschäftigt<br />
hat. Er kleidete sich in Purpur und köstliche<br />
Leinwand, legte <strong>Wer</strong>t auf das Leben,<br />
auf Fröhlichsein, auf Essen und Trinken.<br />
Wäre mit dem Tod alles aus, dann könnte<br />
man jeden verstehen, der alles daransetzt,<br />
dieses Leben restlos zu genießen. Ja, man<br />
könnte andererseits auch die verstehen,<br />
die ihrem Leben selbst ein Ende machen.<br />
Wie manche sagen in dieser schweren Zeit,<br />
durch die wir gehen, das Leben lasse sich<br />
oft nicht mehr ertragen.<br />
Wie auch immer sich das Leben bisher<br />
bei dir abgespielt haben mag: Eines Tages<br />
wirst du dich mit dem Abruf in die Ewigkeit<br />
beschäftigen müssen. Vielleicht<br />
merkst du die Folgen einer Krankheit, es<br />
will nicht mehr so recht gehen, es hapert<br />
hier und dort. Man sucht nach erprobten<br />
Hausmitteln. Vieles wird angewandt, was<br />
sich in anderen Fällen bewährt hat. Aber
39 Ein Gebet, das nicht erhört wird<br />
bei dir versagt es! Es wird ein Arzt in Anspruch<br />
genommen, und alles Bemühen<br />
und alle Tüchtigkeit der Menschen scheitern.<br />
Die Gesundheit lässt vergeblich auf<br />
sich warten. Es wird noch ein anderer Arzt<br />
hinzugezogen, aber es gibt keine Hilfe<br />
mehr. Es winkt die Ewigkeit – aber wie<br />
wird sie sein?<br />
Wenn die Stunde da ist, dann nützt<br />
auch kein Heilkundiger mehr. Vergeblich<br />
beschreitet man Wege, die in unzähligen<br />
Fällen erfolgreich waren. Man nimmt den<br />
Rat mancher Freunde und Freundinnen<br />
an, macht sogar weite Reisen, es nützt<br />
nichts mehr. Auch eine Operation, die in<br />
einigen Fällen Linderung oder völlige Heilung<br />
gebracht hat, ist hier vergeblich. Der<br />
Tod legt seine kalte Hand auf das Leben<br />
des Menschen.<br />
Wenn ich darüber nachdenke, wie viel<br />
Schaffen, Abrackern, Hetzen und Jagen<br />
im Leben eines Menschen liegen, dann<br />
werde ich an das Wort meiner alten<br />
Mutter erinnert, das sie mir zurief, als ich<br />
wieder einmal abfuhr, um das Evangelium<br />
zu verkündigen. Sie sagte: Vergiss nicht,<br />
den Menschen immer wieder zu sagen,<br />
das letzte Kleid, das sie tragen werden, hat<br />
keine Taschen. Es ist wichtig, auch dir,<br />
lieber Leser, in herzlicher Liebe einmal den<br />
Spiegel der Ewigkeit, den Spiegel, in dem<br />
du dich beschauen kannst, wie dein Fortleben<br />
nach dem Tod sein wird, vor Augen<br />
zu halten.<br />
In unserem Bibelwort sehen wir zwei<br />
Menschen, die ganz verschiedene Ziele<br />
hatten. Der eine ein Himmelsanwärter, der<br />
andere, verzeiht den krassen Ausdruck, ein<br />
Höllenanwärter. Der Erstere, der die<br />
himmlische Herrlichkeit zum Ziel hatte,<br />
musste sterben; aber er wurde von Engeln<br />
dorthin getragen, wo der Vater des Glaubens<br />
war, an den Ort der Ruhe, zur Heimat<br />
droben. Bezeichnend ist, dass sein Name<br />
sogar im Wort Gottes festgehalten ist. Alle<br />
Menschen, die ins Buch des Lebens geschrieben<br />
wurden, kommen an diesen<br />
herrlichen Ort, wo es keine Tränen mehr<br />
gibt, kein Leid, kein Geschrei, keine<br />
Trauer, wo ewige Herrlichkeit auf die Erlösten<br />
wartet.<br />
Ich hatte einen guten Freund. Wenn ich<br />
Rat brauchte, war er für mich da. Brauchte<br />
ich Hilfe, versagte er sie mir nie. Eines<br />
Tages kam ich von einer Reise zurück, da<br />
fährt ein Wagen an meiner Wohnung vor,<br />
und ich werde gebeten einzusteigen, um<br />
mich von meinem heimgehenden Freund<br />
zu verabschieden. Beim letzten Händedruck<br />
sagte er: Das ist kein Sterben, das ist<br />
Herrlichkeit, Herrlichkeit, nur Herrlichkeit,<br />
Halleluja! Ich kniete mit seiner Schwester<br />
zusammen am Sterbebett nieder und<br />
befahl seine Seele dem Herrn an, dem er<br />
gedient hatte und dem er gehörte. Als wir<br />
wieder von den Knien aufstanden, war er<br />
nicht mehr auf dieser Erde. Da war sein<br />
Wunsch erfüllt, allezeit bei dem Herrn zu<br />
sein.<br />
Du fragst vielleicht: Welche besonderen<br />
Segnungen besitzen die, die einmal in die<br />
Herrlichkeit zu Jesus Christus gehen,<br />
schon hier unten auf dieser Erde? Es sind<br />
Menschen, die sich als Sünder erkannt<br />
haben, sie haben ihre ganze Schuld, die<br />
sich in ihrem Leben angehäuft hat, entdeckt.<br />
Zunächst glaubten sie, gut zu sein<br />
und vor GOTT bestehen zu können. Dann<br />
aber schenkte ihnen der Herr Licht, und<br />
sie sahen ihr Leben im Licht Gottes. Sie erschraken<br />
– und übergaben ihr Leben dem<br />
Herrn Jesus. Sie baten ihn um Vergebung<br />
der Schuld, um Errettung der Seele und<br />
wurden froh und glücklich.
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 40<br />
Höre auf zu lesen, knie nieder und bitte<br />
den Herrn Jesus, er möge dir doch jetzt<br />
einmal dein ganzes Leben, all dein Tun<br />
und Lassen, all deine Übertretungen<br />
zeigen. Sage es keinem Menschen, sage es<br />
Jesus, damit du nicht einmal nach diesem<br />
Leben Gebete ausrufen musst, die dann<br />
nicht mehr erhört werden.<br />
Denken wir an unser Bibelwort. Auch<br />
der andere starb, der nicht zur Herrlichkeit<br />
ging, der Jesus Christus nicht als seinen<br />
Heiland angenommen hatte. Bei ihm wird<br />
hervorgehoben, dass er begraben wurde.<br />
Sicherlich war es ein standesgemäßes Begräbnis<br />
in Reichtum und Prunk. Aber sein<br />
Name wurde nicht genannt. Er war nur<br />
einer unter den vielen, der nicht, wie die<br />
Schar der Erlösten, die Heimat droben als<br />
Ziel hat. Doch seine Seele starb nicht. Es<br />
gibt ein Fortleben nach dem Tod! Höre<br />
nicht auf jemand, der irgendwo einen Satz<br />
gehört hat und ihn nachsagt: Es gibt kein<br />
Fortleben nach dem Tod, mit dem Tod ist<br />
alles aus! Oft sind solche Leute, sogar,<br />
wenn sie in deinem eigenen Freundeskreis<br />
gefunden werden, lose Schwätzer. Sie<br />
haben für ihre Ansicht keine Beweise. Ich<br />
rate dir, werde jetzt beim Lesen dieser<br />
Zeilen einmal ganz still. Vielleicht legst du<br />
sogar die Broschüre für einen Augenblick<br />
zur Seite und fragst betend Jesus Christus,<br />
der aus dem Himmel zu uns gekommen<br />
ist, wie das Fortleben nach dem Tod sein<br />
wird. Er ist die Wahrheit und redet auch<br />
die Wahrheit.<br />
Der reiche Mann, der sich hier auf<br />
dieser Erde nicht mit der Ewigkeit auseinander<br />
gesetzt hatte, musste nun seine<br />
Augen aufschlagen, als er in der Qual war.<br />
Man könnte manchem, der über die<br />
Person Jesu Christi und über das ewige<br />
Leben oder über das Wort Hölle spöttelt,<br />
sagen: Dir werden die Augen aufgehen!<br />
So erging es dem reichen Mann. Als er<br />
seine Augen öffnete, sah er, dass er verloren<br />
war. Jetzt rief er um Erbarmen und<br />
Gnade, aber es war zu spät! Es gibt ein<br />
Zuspät. Bedenke: Dann ist die Gnadenzeit<br />
vorbei! Es gibt Menschen, denen ist es<br />
schon unangenehm, wenn sie eingeladen<br />
werden, mit in eine Evangelisationsversammlung<br />
oder dorthin zu gehen, wo<br />
Gottes Wort verkündigt wird. Sie meiden<br />
möglichst Menschen, die mit brennendem<br />
Herzen an sie herantreten, um sie einmal<br />
mitzunehmen. Sie sehen solche, die im<br />
Retterdienst Jesu stehen, nicht gern<br />
kommen. Oft ist ihnen schon das Überreichen<br />
eines Einladungszettels unangenehm.<br />
Nun muss dieser reiche Mann den Lazarus<br />
in der Herrlichkeit sehen, während er<br />
an dem Ort der Qual ist. Beachten wir: Der<br />
Unerrettete wird den Erretteten sehen,<br />
und dadurch wird sein elender Zustand<br />
nur noch gesteigert; aber der Errettete<br />
wird den Unerretteten nicht sehen. Das<br />
hat Gott in seiner Weisheit so eingerichtet,<br />
damit die Freude der Erlösten völlig ist.<br />
Zu Lebzeiten hätte dieser Mann, der<br />
sich jetzt mit seinem Zustand in der<br />
ewigen Gottesferne abfinden muss, niemals<br />
einen Frommen um Hilfe angerufen.<br />
Hier aber schreit er: Sende Lazarus, dass er<br />
die Spitze seines Fingers ins Wasser tauche<br />
und meine Zunge kühle, denn ich leide<br />
Qual in dieser Flamme.<br />
Ein Gebet, das nicht erhört wurde!<br />
mochte es noch so heiß und flehend ausgerufen<br />
worden sein. Die Gnade geht<br />
nicht über das Leben eines verlorenen<br />
Sünders hinaus. Die Entscheidung über<br />
seine Ewigkeit fällt in der Stunde, wenn er<br />
den letzten Atemzug in diesem Leben tut.
41 Ein Gebet, das nicht erhört wird<br />
Jetzt sehnt er sich nach Hilfe. Hier unten<br />
ist sie ihm jedenfalls häufig angeboten<br />
worden, und er hat die Hand zurückgewiesen.<br />
Man könnte sagen: Dort in der<br />
Ewigkeit wird keine Bitte mehr erfüllt. Du<br />
musst dich mit deinem Los abfinden, und<br />
zwar auf ewig. Kind, gedenke! So erscholl<br />
der Gegenruf von dem Ort der Seligen,<br />
einst hättest du gekonnt, jetzt ist es zu<br />
spät. Eine große Kluft ist zwischen denen,<br />
die sich in der Herrlichkeit aufhalten, und<br />
denen, die sich in der ewigen Verdammnis<br />
befinden. Von hier nach dort und von dort<br />
nach hier gibt es keine Brücke, keine Verbindung.<br />
Ich könnte nicht weiter schreiben,<br />
ohne dich jetzt einmal ganz offen zu<br />
fragen: Wo wirst du die Ewigkeit zubringen?<br />
Wirst du einmal einen Seufzer ausstoßen,<br />
der nicht erhört wird?<br />
Noch eins steigert die Not: Der Verlorene<br />
wird jetzt an sein vergangenes Leben<br />
und an sein Elternhaus erinnert. Wie viele<br />
Vorwürfe und Selbstanklagen häufen sich<br />
da: Hätte ich doch! Wäre ich doch! Ach,<br />
könnte ich doch! Dann denkt er noch an<br />
seine Brüder und ruft: Ich bitte dich nun,<br />
dass du Lazarus, der meine Angehörigen<br />
kennt, in das Haus meines Vaters sendest,<br />
denn ich habe fünf Brüder. Er soll sie dringend<br />
warnen, damit sie nicht an den Ort<br />
der Qual kommen.<br />
Auch hier ein Gebet, das nicht erhört<br />
wird. Sie haben den Willen Gottes gehört!<br />
Sie haben die Wahrheit bei Lebzeiten<br />
gehört. Sie hätten Buße tun können. So<br />
klang es aus der Herrlichkeit zurück. Sie<br />
hätten so zu Jesus Christus kommen<br />
können, wie sie waren. Sie haben ihr Glück<br />
verscherzt. Nein, sagt der reiche Mann,<br />
wenn jemand von den Toten zu ihnen zurückkehrte,<br />
dann würden sie überzeugt<br />
werden.<br />
Lass es dir in diesem Augenblick, wenn<br />
du diese Zeilen liest, sagen: Weder dein<br />
Gebet für dich noch dein Gebet für<br />
andere, die noch auf dieser Erde leben,<br />
wird nach deinem Abscheiden von dieser<br />
Erde erhört werden. Nimm diese Worte<br />
nicht leicht. Du wirst einmal daran erinnert<br />
werden, wenn du an dieser Tatsache<br />
vorübergehst. Du denkst gewiss:<br />
Warum die harte Sprache in diesem geschriebenen<br />
Wort? – Du wirst dich einmal<br />
in der ewigen Herrlichkeit freuen, wenn<br />
du meinen Wunsch und meine Bitte erfüllst<br />
und zur Gotteskindschaft durchdringst,<br />
wenn du Frieden und Freude im<br />
Blut Jesu Christi findest, dass ich dich mit<br />
so ernsten Worten herzlich und dringend<br />
ermahnt und ermutigt habe.<br />
Du erinnerst dich, wie manche leichtfertig<br />
sagen: Es ist noch niemand aus dem<br />
Jenseits wiedergekommen. Rede es den<br />
losen Schwätzern nicht nach, denn Jesus<br />
Christus ist wiedergekommen. Er ist aus<br />
den Toten auferstanden und hat in klarer<br />
Weise Zeugnis abgelegt, wie das Fortleben<br />
nach dem Tod sein wird. Nun lege dir bitte<br />
eine Frage vor: Bin ich ein Himmelsanwärter?<br />
Habe ich Gemeinschaft mit Jesus<br />
Christus? Mit meinem Erlöser? Ja, bin ich<br />
in einer Stunde meines Lebens zu ihm gekommen<br />
und habe den Bankrott meines<br />
Lebens erklärt? Konnte er mir alle meine<br />
Sündenschuld vergeben, oder habe ich<br />
noch nicht die Gewissheit der Errettung<br />
meiner Seele? –<br />
Ich habe dir nun in schlichter Weise mit<br />
den Worten des Herrn bewiesen, dass es<br />
ein Fortleben nach dem Tod und dass es<br />
Gebete gibt, die nicht mehr erhört werden.<br />
Du wirst wohl nicht wagen zu behaupten,<br />
dass Jesus Christus ein Lügner ist, wenn er<br />
dir klar in seinem Wort das Fortleben nach
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 42<br />
dem Tod schildert. Versuche auch nicht,<br />
dich über mich zu stellen, indem du meine<br />
einfachen, schlichten Worte verachtest,<br />
mit denen ich dir in volkstümlicher Weise<br />
aus dem Herzen heraus das Signal zum<br />
Halt gebe.<br />
Frage nun nicht, was Menschen sagen,<br />
auch nicht, was deine Gefühle oder dein<br />
Verstand sagen. Denn damit kommst du<br />
der Beantwortung der großen Frage nicht<br />
näher, sondern halte jetzt mit dem Lesen<br />
einmal inne und frage dich: Wo werde ich<br />
die Ewigkeit zubringen? Ist diese Frage<br />
bei dir geklärt? Wenn nicht, dann tue<br />
doch jetzt, in diesem Augenblick, den<br />
Schritt. Tue ihn aber bitte ganz. In manchem<br />
Kapitel dieser Broschüre habe ich in<br />
so einfacher Weise, dass es jeder verstehen<br />
kann, den Weg zum Herrn gezeigt. Mache<br />
bitte keinen Umweg. Er führt nicht zum<br />
Ziel. Es gibt nur den einen Weg, auf dem<br />
du zum Glauben kommst.<br />
Buße ist nichts anderes, als aufzuhören,<br />
dich zu entschuldigen, und einfach so vor<br />
den Herrn Jesus hinzutreten, wie du bist –<br />
mit deiner ganzen Vergangenheit und<br />
Gegenwart. Buße ist, wenn du sagst: Herr<br />
Jesus, ich kann nicht mehr weiter. Ich<br />
kann auch nichts mehr gutmachen. Nimm<br />
mich doch bitte so an, wie ich bin. Du<br />
wirst erleben: Dein Gebet wird erhört,<br />
jetzt, in dieser Stunde, wenn du wirklich<br />
willst.<br />
Freund, reiß dich beizeiten los,<br />
Abschied gib den Erdengötzen.<br />
Ihr Betrug ist schlimm und groß,<br />
und dir bleibt zuletzt kein Fetzen.<br />
Nackend tratst du in die Welt,<br />
bloß verlässt du dieses Zelt.<br />
Suche doch die obre Stadt<br />
mit den reinen, goldnen Gassen!<br />
Bürgerrecht dort jeder hat,<br />
der die Götzen lernte hassen.<br />
Diese Stadt hat festen Grund;<br />
denn sie steht mit Gott im Bund.<br />
Hindernisse für ein<br />
erhörliches Gebet!<br />
„Wenn ihr in mir bleibet, und meine<br />
Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten,<br />
was ihr wollt, und es wird euch geschehen“<br />
(Joh. 15, 7). – Ich war gerade durch eine<br />
innere Reinigung gegangen. Solche Stunden<br />
sind zunächst nicht angenehm. Nachher<br />
aber lösen sie immer eine große<br />
Freude aus.<br />
Unsere Nachbarin war schwer krank.<br />
Ihre Schwäche war sehr groß. Es schien,<br />
als müsse sie von dieser Erde Abschied<br />
nehmen. Sie wünschte meinen Besuch.<br />
Wir hatten ein schönes nachbarliches Verhältnis.<br />
Als wir sahen, wie schwer sie litt<br />
und sich in Schmerzen winden musste,<br />
kamen meiner Frau und mir die Tränen.<br />
Wir <strong>betet</strong>en zum Herrn, dass er doch hier<br />
einschreiten möchte. Es dauerte nicht<br />
lange, da schwand das Fieber bei ihr, die<br />
Schmerzen waren verschwunden. Der Herr<br />
Jesus hatte seine Macht geoffenbart. Es<br />
ging von Stunde zu Stunde bergauf.<br />
Immer wieder hörten wir die Worte: Der<br />
Herr Jesus hat mich geheilt.<br />
In jedem Leben, auch im Leben der<br />
Beter, gibt es Eigentriebe, die abgeschnitten<br />
werden müssen. Es ist gut, dass ich<br />
dieses Abschneiden nicht selbst tun muss.<br />
Ich würde sonst wenige Schnitte vollziehen.<br />
Der Herr erwartet von mir nur, dass<br />
ich ihm still halte. Vor allem neigen wir<br />
sehr dazu, bei der geringsten Kleinigkeit<br />
den Beleidigten zu spielen. Manche Zerwürfnisse<br />
und mancher Streit in den Fa-
43 Hindernisse für ein erhörliches Gebet!<br />
milien beginnen damit. Das Empfindlichsein<br />
eines Menschen kann dem anderen<br />
das Leben oft zur Qual machen. <strong>Wer</strong> so<br />
ungezügelt sein Eigenleben führen will,<br />
wird dann sehr rechthaberisch. Das sind<br />
Menschen, die durch vermeintliche Besserwisserei<br />
andere immer wieder übertönen<br />
und unterbrechen. Mit diesem Eigenleben<br />
paart sich auch das Launischsein. In<br />
einer Stunde ist ein solcher Mensch die<br />
Freundlichkeit selbst, in einer anderen<br />
kann man überhaupt nichts mit ihm anfangen.<br />
Sein mürrisches Wesen führt nicht<br />
zur Freude derer, die mit ihm umgehen<br />
müssen. Der natürliche Mensch versucht<br />
immer wieder, mit seinem Kopf – wie der<br />
Volksmund sagt – durch die Wand zu<br />
rennen. Menschen, die sehr tüchtig sind<br />
und Großes leisten, sind in manchem<br />
wirklich zu beneiden, man kann schlecht<br />
ohne sie fertig werden. Solche leiden aber<br />
oft an einer ungeheuren Dickköpfigkeit<br />
und an Starrsinn.<br />
Phlegmatiker habe ich noch nie gut ertragen<br />
können. Doch die Verfehlungen<br />
und Sünden temperamentvoller und hitzköpfiger<br />
Menschen übersteigen oft die<br />
Sünden anderer.<br />
<strong>Wer</strong> wirklich ein Beter werden will,<br />
muss dahin kommen, sein religiöses<br />
Fleisch zu hassen. Dieses tritt dadurch<br />
zutage, dass sich einer immer wieder<br />
selbst in seinem Religiössein sucht und<br />
sein eigenes Tun hervorhebt. Diese Menschen<br />
leben oft in der Meinung, sie könnten<br />
Gott etwas bringen, woran er Wohlgefallen<br />
haben könnte.<br />
Je länger ich auf dem Wege bin, dem<br />
Herrn zu folgen – es sind beim Schreiben<br />
dieser Zeilen etwa fünfundzwanzig Jahre –<br />
desto mehr habe ich erkannt, dass alles<br />
Selbsttun Gott verunehrt. Solche Menschen<br />
tun so, als müssten sie zu dem vollbrachten<br />
<strong>Wer</strong>k der Erlösung noch etwas<br />
hinzufügen, etwas, was Gott vergessen<br />
hätte. Sich ganz auf die Gnade zu stützen,<br />
ganz das Blut Jesu Christi in Anspruch zu<br />
nehmen, das ist die Stellung, die Gott<br />
wohlgefällt.<br />
Hindernis für ein erhörliches Gebet ist<br />
sehr oft die Sünde, die den Menschen Tag<br />
und Nacht nicht zur Ruhe kommen lässt,<br />
und immer wieder und überall die Gedankenwelt<br />
durchseucht. <strong>Wer</strong> sich ihr hingibt,<br />
wird von vielem Guten abgehalten, besonders<br />
von einem planmäßigen Gebetsleben.<br />
Auch Weltsinn hindert das Gebet. So<br />
können die Stätten, wo die Welt ihre Vergnügungen<br />
sucht – ob es die Tanzveranstaltung<br />
oder der Rasenplatz ist - Gebetshindernisse<br />
für Kinder Gottes sein, wenn<br />
sie daran teilnehmen. Ja, nicht nur, dass<br />
dies alles sie am Beten hindert, sondern<br />
auch das Gebet nicht zur Erhörung<br />
kommen lässt.<br />
Wenn der Wandel eines Beters nicht in<br />
Ordnung ist, dann ist auch der Kontakt<br />
mit der oberen Welt gestört. Bei Henoch<br />
finden wir ein bedeutungsvolles Zeichen:<br />
Er wandelte mit Gott. Er ließ sich von Gott<br />
führen. Er hatte das Bedürfnis, sich an<br />
Gott anzuschmiegen. Aus dieser Stellung<br />
heraus wurde er entrückt und allem enthoben.<br />
Es ist nicht gut, wenn wir das Leben<br />
derer beobachten, denen es besser geht als<br />
uns. Wir sehen, wie es ihnen so gut geht,<br />
wie ihnen alles zufließt, wie sie im Wohlstand<br />
leben. Gott legt großes Gelingen in<br />
ihr Leben. Wir werden dabei leicht neidisch.<br />
Noch weniger gut ist es, wenn wir<br />
hochmütig werden.
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 44<br />
Dazu können sogar Segnungen Gottes<br />
und Erfahrungen, die der Herr in unser<br />
Leben hineinlegt, führen. Je besser wir<br />
über uns denken, desto schlechter steht es<br />
um uns. Dies ist oft die Wurzel zu aller<br />
Lieblosigkeit und allem Hass.<br />
Ein großes Hindernis für das erhörliche<br />
Gebet ist der Zweifel. Der Macht und<br />
dem Einschreiten Gottes nicht zu vertrauen,<br />
das ist's, was ein Erhören des Gebetes<br />
immer wieder verhindert. Manches,<br />
um das ich ihn bat, musste mir der Herr<br />
vorenthalten, weil ich an seinem Einschreiten<br />
zweifelte.<br />
Es kann auch sein, dass du irgendetwas<br />
mehr liebst als den Herrn Jesus. Er<br />
will aber gern dein ganzes Herz haben,<br />
weil er auf Golgatha auch alles für dich<br />
getan hat. Weil er sein ganzes Leben hingegeben<br />
hat, um dich zu erlösen, will er<br />
auch dein ganzes Herz und Leben haben.<br />
Er sehnt sich nach deinem ganzen Einsatz<br />
für ihn. Aus dieser Stellung heraus finden<br />
wir dann auch den Kontakt zu den Menschen,<br />
mit denen wir umgehen, seien es<br />
Gotteskinder oder nicht. Ihre Fehler sehen<br />
wir wohl, bleiben aber nicht dabei stehen.<br />
Selbst wenn uns jemand Böses getan hat,<br />
können wir vergeben, und sollen auch<br />
vergessen. Aus einem geheiligten Leben<br />
heraus schwinden die Hindernisse für ein<br />
erhörliches Gebet.<br />
Der Unglaube wird hinweggefegt, der<br />
Gott immer wieder die Hände gebunden<br />
hat, mir seinen Reichtum kundzutun.<br />
Unser Herz muss in unseren Gebeten<br />
ausgeschüttet werden. – Ja, es muss alles<br />
abgelegt werden, was irgendwie das Gebetsleben<br />
hindert. Du darfst den Vater<br />
darum bitten. Er ist dafür da, Hindernisse<br />
zu beseitigen. So wird er uns ja als der<br />
rechte Weingärtner in den Abschiedsreden<br />
Jesu vorgestellt.<br />
Ich habe immer wieder versucht, -<br />
wenn auch in unvollkommener Weise –<br />
einige Punkte in Wort und Schrift auf den<br />
Leuchter zu stellen. Ich will sie noch<br />
einmal nennen. Vielleicht werden sie dazu<br />
dienen, dir die Hindernisse für ein erhörliches<br />
Gebet zu zeigen:<br />
Nur wer ein planmäßiges Gebetsleben<br />
führt, wird Siege Gottes erleben. Er wird<br />
dem Himmel näher und in den rechten<br />
Abstand zur Welt kommen.<br />
Nur wer das Wort Gottes liebt, täglich<br />
darin forscht, es herzensmäßig liest und<br />
auf sich wirken lässt, wird in ein geheiligtes<br />
Leben hineinkommen. Er wird Ratschlüsse<br />
Gottes erkennen, immer neu<br />
seinen Zustand sehen und am inneren<br />
Menschen wachsen.<br />
Er wird die tägliche Reinigung nicht<br />
vergessen. <strong>Wer</strong> gewaschen ist, hat nicht<br />
nötig, nochmals gewaschen zu werden, so<br />
sagt der Herr ebenfalls in seinen Abschiedsreden,<br />
ausgenommen die Füße. Die<br />
Wiedergeburt kann man nur einmal erleben.<br />
Es ist ein großer Irrtum, wenn jemand<br />
glaubt, er müsse täglich von neuem geboren<br />
werden. Man kann nur eine tägliche<br />
Reinigung erleben, wenn man vorher zur<br />
Wiedergeburt gekommen ist. Wo sich<br />
Schmutz an unsere Füße gesetzt hat, da<br />
muss er täglich beseitigt werden. So<br />
schwinden die Hindernisse für ein erhörliches<br />
Gebet.<br />
In der Gemeinschaft mit den Kindern<br />
Gottes wird meines Erachtens manche<br />
Ecke und Kante abgeschliffen, manches<br />
Rauhe poliert, wenn auch oft unter<br />
Tränen und Klagen.<br />
So kommt man zum normalen Leben<br />
eines Jüngers Jesu und bekennt:<br />
Es ist mir unmöglich, von dem zu
45 Hindernisse für ein erhörliches Gebet!<br />
schweigen, was ich erlebt habe. Ihm zu<br />
danken, das ist meine Lust. Ihm Ehre zu<br />
geben, ihm Liebe entgegenzubringen, für<br />
ihn da zu sein, dem Herrn in allen Lagen<br />
treu zu sein. Ja, dann wird er mich erhören,<br />
wenn die Erhörung meines Gebetes<br />
zur Verherrlichung seines Namens gereicht.<br />
Drei Stufen will ich dir jetzt einmal<br />
nennen. Prüfe dabei bitte, auf welcher<br />
Stufe du dich befindest.<br />
Die erste Stufe wird in Jak. 4, Vers 2,<br />
genannt. Dort stehen die Worte: „Ihr habt<br />
nichts, weil ihr nicht bittet!“ – Du sagst:<br />
<strong>Wer</strong> nicht bittet, ist kein Kind Gottes.<br />
Jedes Kind Gottes hat auch das Bedürfnis,<br />
ein Gebetsleben zu führen. Das stimmt<br />
aber nicht immer. Es gibt Menschen, die<br />
bekennen, irgendwann und irgendwo<br />
dem Herrn Jesus das Herz geschenkt zu<br />
haben. Sie können diese Stunde mit einfachen<br />
Worten schildern. Man merkt aber,<br />
in ihrem Glaubensleben stimmt irgendetwas<br />
nicht. Die Freude, die erste wahre<br />
Liebe besitzen sie nicht mehr. Ihr Gebetsleben<br />
ist nicht in Ordnung. Sie sprechen<br />
bei Tisch noch ein auswendig gelerntes<br />
Gebet, aber man hat dabei mehr den Eindruck,<br />
es ist ein Lippengeplärr, ein gewohnheitsmäßiges<br />
Hersagen von irgendetwas,<br />
wobei auch der Name Gottes oder<br />
Jesus Christus genannt wird.<br />
Sie gehen so weit, dass sie dem Herrn<br />
auch weitere Wünsche hinlegen, alles aber<br />
ohne innere Sammlung.<br />
Der Feind, der sich ja überall einschaltet,<br />
funkt dann mit allen möglichen Gedanken<br />
dazwischen. Solche Anrufer<br />
Gottes werden immer wieder gestört, weil<br />
der Kontakt nicht klar ist und die Nebengeräusche<br />
das Gespräch mit der oberen<br />
Welt stören.<br />
Die zweite Stufe, die uns in demselben<br />
Vers genannt wird, lautet: „Ihr bittet und<br />
empfangt nichts, weil ihr übel bittet.“ – So<br />
werden manche Gebete emporgesandt,<br />
bei denen sich die Beter nicht in der richtigen<br />
Stellung befinden. Sie suchen nicht<br />
die Ehre Gottes, sondern die eigene Ehre.<br />
Selbst wenn sie scheinbare Erhörungen<br />
haben, buchen sie diese auf ihr Konto, auf<br />
ihre besondere Stellung zu Gott, auf ihre<br />
Gebete, und der Herr wird seiner Ehre beraubt.<br />
Auf solche Gebete kann er nicht<br />
antworten. Sie fallen wirklich unter das<br />
Wort: Übel ge<strong>betet</strong>.<br />
Die dritte Stufe wird uns in Jakobus 5,<br />
Verse 17 bis 18, geschildert. Sie ist herrlich<br />
und kostbar. Ich wünschte, dass ich<br />
stets auf dieser Stufe gefunden würde und<br />
dass du mir jetzt in Gedanken die Hand<br />
reichtest und sagtest: Ich wünsche auch,<br />
dass das von heute ab immer meine Stellung<br />
sein möchte. Dieser Vers lautet:<br />
„Elias war ein Mensch von gleichen Gemütsbewegungen<br />
wie wir; und er <strong>betet</strong>e<br />
ernstlich, dass es nicht regnen möge, und<br />
es regnete nicht auf der Erde drei Jahre<br />
und sechs Monate. Und wiederum <strong>betet</strong>e<br />
er, und der Himmel gab Regen, und die Erde<br />
brachte ihre Frucht hervor.“<br />
Was mir viel Trost bereitet, sind die<br />
Worte: Elias war ein Mensch von gleichen<br />
Gemütsbewegungen wie wir. Er hatte dieselben<br />
Zweifel wie ich, indem er dachte:<br />
Wird Gott erhören oder nicht? Vielleicht<br />
hatte er auch dieselben Minderwertigkeitsgefühle,<br />
indem er sich sagte: Gott<br />
wird andere erhören, aber auf meine<br />
Gebete kann er nicht antworten. Sie sind<br />
so erbärmlich und dringen nicht durch.<br />
Vielleicht war er, wie es bei mir auch vorkommt,<br />
in Siegesstunden, in denen man<br />
das Wirken des Herrn mit Händen greifen
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 46<br />
konnte, himmelhochjauchzend. Vielleicht<br />
war er hier und da, wie es auch bei mir<br />
Stunden gibt, zu Tode betrübt: Im Blick<br />
auf seinen Zustand, im Blick auf seine<br />
Umgebung und auf den Zustand der<br />
Kinder Gottes!<br />
Er <strong>betet</strong>e ernstlich und flehentlich,<br />
dass es nicht regnen möchte. Er ließ seine<br />
Seele im Gebet arbeiten; das ist mir so<br />
groß an diesem Mann Gottes. Er nahm im<br />
Glauben betend die Hand Gottes, umfasste<br />
sie mit beiden Händen, klammerte sich<br />
daran und flehte den Segen Gottes herab.<br />
Er musste wieder und wieder beten.<br />
Glaubend beten heißt, ringen mit Gott<br />
und nicht mit den Umständen. Wenn wir<br />
auf die Umstände sehen, werden wir nicht<br />
durchkommen.<br />
Beim Bau des Hauses für unsere Schriftenmission<br />
waren wir in schwierigster Zeit<br />
gezwungen, manches vom Herrn zu erbitten,<br />
was man nur auf dem Weg eines<br />
Wunders bekommen konnte. Oft waren<br />
die Hindernisse so gewaltig und groß, dass<br />
es uns immer mehr auf die Knie zwang.<br />
Wir <strong>betet</strong>en einzeln und gemeinsam. Und<br />
der Herr tat Wunder über Wunder. Die<br />
Außenmauern waren fertig und die vielen<br />
Zwischenwände mussten gezogen werden.<br />
Viele tausend Schwemmsteine, die aus<br />
einem Kiesmaterial hergestellt werden,<br />
mussten beschafft werden. Es durfte<br />
nichts Schweres sein, damit die schwachen<br />
Träger und Balken nicht zu stark belastet<br />
wurden. Wir <strong>betet</strong>en immer wieder,<br />
aber alle Bezugsquellen und Verbindungen<br />
der Handwerksleute und des Architekten<br />
brachten uns nicht zum Ziel. Als ich<br />
einmal in der Nähe des Gebietes, wo<br />
solche Steine hergestellt werden, das<br />
Evangelium verkündigte, schilderte ich<br />
auch den dortigen Brüdern die Not und<br />
fragte sie, ob nicht irgendeine Möglichkeit<br />
bestände, um an diese <strong>Wer</strong>ke heranzukommen.<br />
Sie alle – und unter ihnen führende<br />
Unternehmer – beteuerten, dass der<br />
Weg aussichtslos wäre.<br />
Ich fuhr wieder nach Hause, trat an unseren<br />
Schrank, in dem die Anschriften unserer<br />
Freunde aufbewahrt werden, die<br />
einmal irgendetwas von unserer Schriftenmission<br />
erbeten und bekommen hatten,<br />
oder die uns irgendjemand empfohlen<br />
hatte, ihnen etwas zu senden. Ich <strong>betet</strong>e,<br />
dass der Herr mir den Menschen zeigen<br />
möchte, der mir helfen könnte. Ich griff<br />
dann aus dem Neuwieder Kasten irgendeine<br />
Adresse heraus und schrieb an den<br />
Betreffenden. Einige Tage später kam die<br />
Antwort: Ich habe meine Firma veranlasst,<br />
Ihnen Ihren Wunsch restlos zu erfüllen.<br />
Die Spediteure und Handwerksleute, die<br />
am Bau arbeiteten, staunten. Wir aber<br />
knieten nieder, dankten dem Herrn und<br />
<strong>betet</strong>en ihn an.<br />
Kann ich trotz<br />
harter Prüfung beten?<br />
Du magst in deinem Leben viel verloren<br />
haben. Doch erinnere dich bitte daran,<br />
dass vor dir Menschen gelebt haben, die<br />
noch größere Verluste erlitten haben als<br />
du.<br />
Hiob war ein Mann, der schlicht und<br />
gottesfürchtig war und das Böse mied – so<br />
war das Zeugnis, das Gott ihm ausstellte.<br />
Er wurde in den Schmelztiegel Gottes geworfen,<br />
damit alles, was in seinem Leben<br />
vorhanden war, geprüft würde, ob es auch<br />
in dem gewaltigen Bewährungsfeuer<br />
Gottes standhielt. In seiner Armut und<br />
beim Tod seiner Kinder fiel er auf die Erde
47 Kann ich trotz harter Prüfung beten?<br />
und sprach: „Ich bin nackt aus meiner<br />
Mutter Leib gekommen, nackt werde ich<br />
auch wieder dahinfahren. Der Herr hat's<br />
gegeben, der Herr hat's genommen, der<br />
Name des Herrn sei gelobt“ (Hiob 1, 21).<br />
In guten Tagen kann man das alles<br />
leicht sagen. Es fällt uns jedoch schwerer,<br />
wenn uns etwas genommen wird. Menschen,<br />
auch Geschwister, die viel mehr<br />
verloren haben als ich, haben mir bekannt,<br />
dass es ihnen nach schweren Schicksalsschlägen<br />
– so nennen sie diese Heimsuchungen<br />
Gottes in ihrem Leben oft – so<br />
unsagbar schwer gefallen sei, Ja zu den<br />
Führungen Gottes zu sagen. Hiob konnte<br />
in schwerer Krankheit ausrufen: „Haben<br />
wir Gutes empfangen von Gott und sollten<br />
das Böse nicht auch annehmen“ (Hiob 2,10).<br />
In schweren Krankheitstagen versündigte<br />
er sich nicht mit seinen Lippen. Der Herr<br />
konnte in Lukas 22, 31 sagen: „Siehe, der<br />
Satan hat euer begehrt, euch zu sichten<br />
wie den Weizen.“ Alles Leid hat das Ziel,<br />
unser Glaubenslicht heller leuchten zu<br />
lassen. Man kann wohl dahin kommen,<br />
dass man in schweren Drangsalen die<br />
Stunde seiner Geburt verwünscht. Auch<br />
Hiob sagte: Warum starb ich nicht von<br />
Mutterleibe an. Die Frage nach dem<br />
Warum kann in schweren Stunden, in<br />
Leiden und harten Prüfungen kommen.<br />
Nur darfst du nicht dabei stehen bleiben,<br />
sondern darfst dem Herrn vertrauen, dass<br />
er deine Gebete erhört. Er kann dir alles<br />
erstatten, was du in deinem Leben verloren<br />
hast. So hat es Hiob erfahren. So<br />
kannst auch du es erleben.<br />
Man kann dahin kommen und wie<br />
Asaph in Psalm 73 dem Sinn nach ausrufen:<br />
Wie haben es die Gottlosen doch so<br />
gut. Wenn man in Leidensschulen auf den<br />
Wohlstand mancher Gottlosen schaut,<br />
dann kann man tatsächlich entgleisen.<br />
Man kann sich so festfahren, dass das<br />
neue Leben keinen Raum mehr hat. Wenn<br />
man sieht, wie sie essen, alles im Überfluss<br />
haben, wie sie Gelingen haben, wie sie<br />
alles besitzen, dabei oft Gott spotten und<br />
lästern, dann kann man dahin kommen,<br />
wohin Asaph gekommen war:<br />
Wenig fehlte, so wären meine Füße<br />
abgeglitten. Es gibt viele, die einmal bekannt<br />
haben, Kinder Gottes zu sein, die<br />
die Stunde ihrer Wiedergeburt bezeugen<br />
konnten und dann doch abgewichen sind.<br />
Sie schieben alles Mögliche und Unmögliche<br />
vor und geben diesem und jenem die<br />
Schuld. Sie kommen dabei aber nicht zur<br />
Ruhe und zur Freude.<br />
Auf andere zu blicken, ist und bleibt<br />
eben doch nur der Weg, um unglücklich<br />
zu werden. Man kann einmal auf diese<br />
falsche Bahn geraten. <strong>Wer</strong> tief geprüft<br />
wurde, der wird bekennen, dass er in<br />
schwachen Stunden auch einmal dort angelangt<br />
ist. Nur darf man hier nicht Tage<br />
und Wochen, oder gar jahrelang weitermachen.<br />
Man wird sonst zum Rebell<br />
gegen Gott. Der Segen fließt an uns vorüber<br />
und wendet sich anderen zu. Wir<br />
müssen das tun, was Asaph tat:<br />
Da dachte ich nach, um dieses zu begreifen.<br />
Eine mühevolle Arbeit war es in<br />
meinen Augen. Wenn du wirklich mühevolle<br />
und doch nutzlose Arbeit tun willst,<br />
dann musst du in diese Fahrrinne geraten.<br />
All dein Nachdenken und Grübeln wird<br />
dich niemals dahin bringen, dass du mit<br />
dem Geschehen fertig wirst. Was auch der<br />
Verlust deines Hab und Guts in sich geborgen<br />
hat, wenn du den Liebsten oder<br />
die Liebste auf dieser Welt verloren hast –<br />
eine mühevolle Arbeit ist es, das zu be-
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 48<br />
greifen. Du siehst das Gewebe deines<br />
Lebens nur, wie man einen Teppich von<br />
unten sieht. Du siehst die tausend Fäden,<br />
die kreuz und quer laufen. Du wirst<br />
einmal, wenn du beim Herrn bist, das<br />
ganze Gewebe von oben sehen. Du wirst<br />
staunen, wie wunderbar es gewebt ist und<br />
wie aus allem sein Bild herausstrahlen soll.<br />
Nur ein Weg ist richtig, und den ging<br />
dieser Mann Gottes. Er wird uns in seinen<br />
Worten beschrieben:<br />
Bis ich hineinging in die Heiligtümer<br />
Gottes. Bis er in harter Prüfung sein Herz<br />
beugte, da fand er die Gnade, zu den Führungen<br />
des Herrn Ja zu sagen. Abgeschieden<br />
von aller Unruhe der Zeit, dorthin<br />
gehen, wo keiner Zutritt hat – und wäre<br />
es hinter einer Hecke in einem Dorf am<br />
Abend. Du kannst auch den hellen Tag<br />
dazu gebrauchen, um eine Schlucht im<br />
Wald aufzusuchen. Das Plätzchen hinter<br />
einer umgefallenen Mauer bietet dir auch<br />
Gelegenheit dazu. Jeder einsame Ort kann<br />
dir zu einem Heiligtum Gottes werden.<br />
Welches Kind Gottes kennt nicht solche<br />
Heiligtümer, die der Nebenmann nicht gesehen<br />
und nicht geahnt hat.<br />
Da vertraute er neu dem Herrn und<br />
seiner Führung. Du musst auf das Ziel<br />
schauen. Bisher schaust du auf den Weg,<br />
den du gegangen bist und in der Gegenwart<br />
gehen musst. Blicke über das alles<br />
hinweg auf das Ziel. Du hast vielleicht von<br />
manchem Liebgewordenen schon Abschied<br />
nehmen müssen, wovon andere<br />
sich in der letzten Stunde ihres Lebens nur<br />
schwer lösen können.<br />
Eine etwa neunzig Jahre alte Mutter,<br />
ihr Mann war genauso alt wie sie, sagte<br />
mir einmal Folgendes: „Wir hatten große<br />
Besitztümer. Unsere Kinder haben teils<br />
studiert. Sie lieben uns mit der Inbrunst<br />
ihres ganzen Herzens. Es war Eintracht in<br />
unserer großen Familie. Sieben Kinder<br />
umgaben die Eltern in rührender Sorgfalt<br />
und Liebe. Da, eines Tages, begann etwas<br />
samenkornartig in die Familie hineinzukommen.<br />
Leise streckten sich die Hände<br />
der Kinder nach dem Gut aus, das wir<br />
unser Eigen nannten. Der eine wollte es<br />
haben, und der andere begehrte es auch.<br />
Es bestand die große Gefahr, dass die<br />
schöne Harmonie unserer Familie verloren<br />
ging. Da kam die Stunde, in der uns der<br />
Herr im zweiten Weltkrieg alles zerschlug<br />
und restlos nahm. Unsere Kinder sahen<br />
nichts mehr von dem, was sie einmal von<br />
uns erben wollten. Sie zankten sich nicht<br />
mehr um das, was wir erworben hatten. Es<br />
ist ja leider oft so, dass das, was die fleißigen<br />
Hände der Eltern im Leben erworben<br />
haben, Zankobjekt bei den Kindern<br />
vor oder nach dem Abscheiden der Eltern<br />
wird. – Heute sind wir die geliebten Eltern.<br />
In rührender Weise werden wir von unseren<br />
Kindern besucht und umgeben. Sie<br />
trachten nur danach, uns Liebe zu erweisen<br />
und Freude zu bereiten. Von unserem<br />
Besitz“, so sagte die alte Mutter weiter,<br />
„sind wir längst gelöst.“ Sie konnte wahrlich<br />
mit dem Psalmisten sagen: Wen habe<br />
ich im Himmel? Und neben dir habe ich an<br />
nichts Lust auf der Erde. Solche Bekenntnisse<br />
werden nur nach großen Verlusten<br />
ausgesprochen. Lust am irdischen Besitz<br />
zu haben, lenkt das Herz von Jesus Christus<br />
ab. Lust an seinem kostbaren Wort<br />
und an seiner wunderbaren Person zu<br />
haben, das ist's, was dem Herrn wohlgefällig<br />
ist. So wird man ausrufen:<br />
Ich habe meine Zuversicht auf den<br />
Herrn gesetzt, um zu erzählen alle deine<br />
Wege. Das ist die richtige Einstellung.<br />
Asaph wurde mit seinem Leid fertig und
49 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern?<br />
ein mutiger Zeuge. Wir müssen unsere<br />
Meinung loslassen. Wir dürfen Gottes<br />
Segen nicht für den von uns selbst bestimmten<br />
Weg erhalten wollen. Nein, wir<br />
müssen ganz bereit sein, jeden Weg zu<br />
gehen, den der Herr zeigt.<br />
Darf ich mich auch jetzt noch<br />
an die Verheißungen<br />
Gottes klammern?<br />
Es gibt Zeiten, in denen man sich an besondere<br />
Worte des Herrn klammert.<br />
Zeiten, in denen man durch die Umstände<br />
dahin geführt wird, besondere Verheißungen,<br />
die Gott in seinem Wort niedergelegt<br />
hat, zu ergreifen und für sich persönlich in<br />
Anspruch zu nehmen. – So war es bei mir<br />
einmal mit den Worten aus Psalm 23, Vers<br />
1: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts<br />
mangeln.“<br />
Nachdem ich jahrelang als Evangelist<br />
durch die Lande gezogen war, kam die<br />
Zeit, wo ich es gesundheitlich nicht mehr<br />
so konnte. Ich hatte nie im Leben ein starkes<br />
Herz gehabt. Im ersten Weltkrieg, den<br />
ich als junger Infanterist mitmachte, war<br />
nach den vielen Anstrengungen in Frankreich,<br />
Russland und Galizien mein Herz<br />
sehr mitgenommen. Es blieb eine starke<br />
Herzmuskelschwäche zurück. Oft habe ich<br />
zwischen meinen Diensten als Evangelist<br />
monatelang ständig liegen müssen.<br />
Manche Kuren haben mir unter der segnenden<br />
Hand Gottes immer wieder Linderung<br />
gebracht. Es kam aber die Zeit, dass<br />
ich etwas kürzer treten musste. Viele<br />
Freunde ermutigten mich dazu. Nun habe<br />
ich in den vergangenen Jahren einige<br />
kleine Heftchen geschrieben. Teils waren<br />
es solche, in denen meine Bekehrung geschildert<br />
war, teils waren sie dazu angetan,<br />
Menschen durch Buße zum Glauben<br />
zu führen. Diese Schriften wurden immer<br />
mehr gewünscht. Für Verstandesmenschen<br />
war der Inhalt zwar oft zu einfach.<br />
Ein guter Freund von mir, der, als ehemaliger<br />
Lehrer, ein Meister der deutschen<br />
Sprache ist, sagte mir einmal, dass ich der<br />
unfähigste Mann sei, um schriftstellerisch<br />
tätig zu sein. Diese Worte bewirkten bei<br />
mir keine Mutlosigkeit, sondern ich dachte<br />
an das Wort: „Was nichts ist vor der Welt,<br />
das hat er erwählt, auf dass sich vor ihm<br />
kein Fleisch rühme“ (1. Kor. 1, 28 u. 29).<br />
So schrieb ich weiter, und in vielen<br />
Millionen Exemplaren flossen – durch die<br />
Gnade Gottes bewirkt – die von mir geschriebenen<br />
Hefte und Traktate in fast alle<br />
Städte und Dörfer Deutschlands. Sie wanderten<br />
auch in viele Länder, ja, in alle Erdteile.<br />
Immer wieder klammerte ich mich an<br />
die Verheißung: Der Herr ist mein Hirte,<br />
mir wird nichts mangeln – nichts mangeln:<br />
Weder Begabung noch Mittel, um<br />
Aufträge Gottes auszuführen. So legte der<br />
Herr gnädige Segnungen auf alles Tun.<br />
Ich lasse hier einige kleine Auszüge aus<br />
Briefen von solchen folgen, die durch das<br />
schriftliche Zeugnis angesprochen worden<br />
sind. Manche erscheinen als Suchende,<br />
andere als solche, die den Herrn gefunden<br />
haben:<br />
Ein Herr schreibt:<br />
Als Suchendem geriet mir unter anderem<br />
auch Ihre Schrift „Wo bist du?“ in die<br />
Hände. Ergriffen durch den Inhalt und in<br />
Anbetracht meines früheren sünd- und<br />
lasterhaften Lebens, habe ich dieses Büchlein<br />
immer wieder gelesen, und nun ist<br />
meine so lange scheinbar gewesene Seelenruhe<br />
dahin. Mir wurden die Augen ge-
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 50<br />
öffnet, und ich sehe den Abgrund, dem<br />
ich zustrebe, deutlich vor mir. Nun hätte<br />
ich noch eine große Bitte. Wäre es Ihnen<br />
möglich, mir noch einige Hefte zu schicken?<br />
Ich wäre Ihnen dafür unendlich<br />
dankbar.<br />
Eine Frau schreibt:<br />
Ich bin durch eigene Schuld unter die<br />
Mörder gefallen. Gott ließ mich nun schon<br />
fünfundzwanzig Jahre liegen. Darf ich<br />
noch auf Hilfe hoffen, oder gibt es keine<br />
Rettung mehr für mich? Ich bitte und<br />
flehe: Herr Jesus, hilf auch mir zum Sieg,<br />
um deines <strong>Wer</strong>kes willen.<br />
Eine junge Frau schreibt:<br />
Ich möchte auch dabei sein, wenn der<br />
Herr kommt. Ich ringe jetzt schon seit fünf<br />
Jahren, aber die Sündenketten müssen bei<br />
mir erst gesprengt werden. Darum bitte<br />
ich Sie, besonders für mich zu beten.<br />
Senden Sie mir doch bitte eine Bibel.<br />
Ein Herr schreibt:<br />
Schon verschiedentlich habe ich Ihre<br />
Traktate gelesen und wäre Ihnen dankbar,<br />
wenn Sie mir mehr davon zukommen<br />
ließen, ebenfalls Hefte und ein Neues Testament.<br />
Ich bin Katholik. Beten Sie für<br />
mich, dass ich den endgültigen Frieden in<br />
Jesus Christus finde.<br />
Eine Krankenschwester schreibt:<br />
In diesen Tagen bekam ich einige Ihrer<br />
Hefte in die Hand, die mich sehr erschüttert<br />
und mich innerlich vollständig umgeworfen<br />
haben. Nun kämpft es in mir, aber<br />
ich merke, dass ich nicht weiterkomme<br />
und vor allem nicht zurechtkomme, und<br />
das möchte ich doch so gern. Ich arbeite<br />
in einem Operationssaal, aber ich bin unglücklich.<br />
Wenn es Ihre Zeit erlaubt, darf<br />
ich Sie dann wohl um eine Wegweisung<br />
bitten?<br />
Eine junge Frau schreibt:<br />
Ihr Traktat „Christen ohne Christus“ hat<br />
mir sehr viel Kopfschmerzen bereitet. Das,<br />
was Sie hier geschildert haben, passt auch<br />
ganz genau auf mich; denn ich habe gemerkt,<br />
während ich es durchlas, dass auch<br />
ich ein Christ ohne Christus und ohne<br />
Wiedergeburt bin. Nun habe ich ein heißes<br />
Sehnen nach Frieden. Oh, könnte ich doch<br />
auch von Herzen an den Herrn Jesus glauben,<br />
denn bisher habe ich nur mit dem<br />
Verstande glauben können. Seit der Ankunft<br />
Ihres Briefes liege ich fast jede<br />
Nacht wach und kann nicht einschlafen.<br />
Oh, könnte ich doch auch zum Durchbruch<br />
kommen. Würden Sie mir wohl die<br />
Hefte 11 und 13 schicken? Hoffentlich<br />
höre ich bald mehr von Ihnen.<br />
Was veranlasst mich, Schriftenmission<br />
zu treiben? Als ich im Gebet über meine<br />
letzten Beweggründe Klarheit zu gewinnen<br />
suchte, schenkte mir der Herr Licht<br />
und Freudigkeit, im Glauben den Dienst<br />
der Schriftenmission auch weiterhin zu<br />
tun. Ich will hier kurz sagen, was mich<br />
dazu bewegt:<br />
Der Drang, Seelen für den Herrn zu gewinnen.<br />
In großen Sälen und Zelten<br />
hatten wir oft tausend und mehr Menschen<br />
unter dem Wort, wenn wir die Frohe<br />
Botschaft von Jesus Christus verkündigten.<br />
Die Zahl der Zuhörer war aber nur ein<br />
Bruchteil der Bewohner der Stadt, in der<br />
wir jeweils sprachen. Der Gedanke, an die<br />
vielen, vielen heranzukommen, die nirgendwo<br />
hingehen, um das Evangelium zu<br />
hören, veranlasste mich ganz besonders,<br />
Traktate zu schreiben, diese in hohen Auflagen<br />
drucken zu lassen und dann zu verbreiten.<br />
Die Möglichkeiten, die der Herr mir gegeben<br />
hat: In den schweren Jahren, in<br />
denen ich längere Zeit Redeverbot und
51 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern?<br />
Redeeinschränkung hatte, konnte ich –<br />
zum Teil im Verborgenen – in Diakonissenmutterhäusern,<br />
Krankenhäusern und<br />
Lazaretten einige tausend gläubige Diakonissen<br />
ermutigen, ihr Leben ganz dem<br />
Heiland zu übergeben, um dann rechte<br />
Menschenfischer und Seelengewinner zu<br />
werden. Viele dieser gläubigen Schwestern<br />
verteilen nun in Krankenhäusern, Lungenheilstätten,<br />
Altersheimen, Heimen für gefallene<br />
Mädchen und wo immer sie ihren<br />
Dienst tun, unser schriftliches Zeugnis.<br />
Manche Bahnhofsmissionen verteilen<br />
unsere Schriften an die vielen Durchreisenden.<br />
Mutige junge Menschen tragen<br />
diese auf die Sportplätze und zu den<br />
Menschen, die vor den Tanzlokalen<br />
stehen. An und in den Zügen werden diese<br />
Zeugnisse denen überreicht, die stundenlang<br />
im Zug sitzen und Zeit haben, den<br />
Inhalt auf ihr Herz und Gewissen wirken<br />
zu lassen. Die Strandbäder bieten ein<br />
großes Missionsfeld, wo unsere Traktate<br />
von missionsfreudigen Menschen verteilt<br />
werden. Ärzte und Zahnärzte legen sie in<br />
Wartezimmern aus. Manche Verteiler<br />
gehen von Haus zu Haus. So wird die heilbringende<br />
Botschaft in Dorf und Stadt getragen.<br />
Ich denke auch an den Dienst, der<br />
mir in den ersten Wochen und Monaten<br />
meines jungen Glaubenslebens besonders<br />
am Herzen gelegen hat und mir persönlich<br />
zum großen Segen geworden ist.<br />
Die Bestätigung Gottes: In den schweren<br />
Zeiten, als man kaum Papier haben<br />
konnte, schenkte uns der Herr aus manchen<br />
Quellen des In- und Auslandes sehr<br />
viel Material. Unsere Hefte, Heftchen und<br />
Traktate wurden in mehreren Millionen<br />
verbreitet. Das Echo war und ist überaus<br />
stark und oft herzbewegend.<br />
Das Interesse unserer Freunde: Unser<br />
großes Ziel war und ist, allen deutsch<br />
sprechenden Menschen das zu verkündigen,<br />
was Jesus ihnen zu sagen hat. Wir erreichen<br />
dabei vielfach jene Söhne und<br />
Töchter von Gläubigen, um die viele<br />
Tränen geweint werden. Der Herr öffnet<br />
auch die Türen zu den Herzen vieler Namenschristen,<br />
die ohne Christus dahinleben.<br />
Unser Zeugnis dringt oft gerade zu<br />
denen, die nirgendwo hingehen, um das<br />
Evangelium zu hören. Das Echo unserer<br />
Freunde war und ist immer wieder besonders<br />
ermutigend und stark. Wir<br />
können nicht immer alle Wünsche befriedigen,<br />
so viele Hefte und Traktate, auch<br />
Bibeln und Bibelteile, werden gewünscht!<br />
Immer wieder erreicht uns Post, in der<br />
mitgeteilt wird, dass man besonders für<br />
uns <strong>betet</strong>.<br />
Was wir brauchen, sind viele aktive<br />
Freunde, Gotteskinder mit brennendem<br />
Herzen, die die große Aufgabe unserer<br />
Schriftenmission freudig und mitverantwortlich<br />
aufs Herz nehmen. Möchtest<br />
auch du, lieber Leser, in steigendem Maß<br />
ein tätiger Freund unserer Schriftenmission<br />
sein? Der Raum, der unserer Schriftenmission<br />
in unserem Hause diente,<br />
reichte bei weitem nicht mehr aus. Wie ich<br />
schon erwähnte, entschlossen wir uns<br />
deshalb, ein Haus für die Arbeit der Schriftenmission<br />
zu bauen. Es war aber eine<br />
Zeit, in der in Deutschland das Geld<br />
keinen <strong>Wer</strong>t hatte und kein Mensch<br />
irgendein Grundstück als Bauplatz verkaufte.<br />
Mein Freund und ich besuchten<br />
einen Nachbarn, der nicht sehr religiös<br />
war. Ich sah ihn und seine Familie nie in<br />
eine Kirche gehen. Als wir ihm die Sache<br />
vortrugen, erwiderte er auf unsere Bitte<br />
ungefähr: Wir sollten bestimmen, wann<br />
wir zum Notar fahren wollten, um die
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 52<br />
Sache umzuschreiben. Auf unsere Frage,<br />
was wir denn zahlen oder ihm als Gegenleistung<br />
geben sollten, erwiderte er immer<br />
wieder, dass er das restlos uns überlasse.<br />
Dies wollten wir zunächst gar nicht annehmen.<br />
Es ging ihm aber wirklich nur<br />
darum, dass wir die Stunde bestimmten,<br />
wann dieser Akt geschlossen wurde.<br />
Wir hatten viel um einen solchen Platz<br />
ge<strong>betet</strong> und der, den wir nun erwarben,<br />
war für uns der günstigste, den es in dieser<br />
Gegend gab. Wir sahen, wie wunderbar<br />
der Herr lenken kann, wenn er zu seinem<br />
Ziel kommen will. Mein Freund und ich<br />
trennten uns und sagten: Es gibt eben für<br />
den Herrn keine Schwierigkeiten, und<br />
mögen sie noch so groß sein, die er nicht<br />
hinwegtun kann.<br />
Er muss zu den Gebeten aller Heiligen<br />
Kraft geben, wie in Offb. 8,1-5 geschrieben<br />
steht, sonst werden wir den Eindruck<br />
haben, unsere Gebete gehen nicht durch<br />
die Decke. Die Gebete verfliegen und erreichen<br />
nicht die Stelle der Erhörung.<br />
Wenn wir die Vorbedingungen erfüllen,<br />
dann wird der Herr das Seine tun. In Maleachi<br />
3, Vers 10, werden wir aufgefordert:<br />
Gebet dem Herrn, was dem Herrn gehört,<br />
dann gibt uns der Herr, was sein Eigen ist,<br />
und zwar in einer solchen Fülle, dass wir<br />
nur staunen und anbeten können. – Wir<br />
müssen nur zu aller Zeit beten, und zwar<br />
mit allem Gebet und Flehen im Geist. So<br />
sagt uns auch Eph. 6,18. <strong>Wer</strong> nur dann<br />
<strong>betet</strong>, wenn er zum Gebet Freudigkeit hat,<br />
wird nie ein Beter werden. So sagte ich es<br />
ja schon einmal. Wie neigen wir doch alle<br />
dazu, im Gebetsleben nachzulassen und<br />
immer wieder zu sagen: Warum noch<br />
beten, ich habe doch keine oder so bitter<br />
wenige Erhörungen zu verzeichnen.<br />
Beharret im Gebet und wachet in demselben<br />
mit Danksagung, so heißt es in Kol.<br />
4, 2. Beharren, wachen, danksagen, das<br />
gehört zusammen, ganz gleich, ob wir für<br />
uns oder für andere beten. Dann wird uns<br />
auch der Herr erhören. In Jes. 59,16 steht<br />
ein erschütterndes Wort:<br />
Gott staunte, dass kein Fürbittender<br />
vorhanden war. Wir wollen uns als Fürbittende<br />
Gott zur Verfügung stellen, damit er<br />
uns segnen kann.<br />
Wir wollen auf den Mauern als Wächter<br />
stehen und, wenn es sein muss, weder<br />
bei Tage noch in der Nacht schweigen,<br />
wie es in Jes. 62, 6 geschrieben steht. Wir<br />
wollen Acht geben, dass der Feind nicht<br />
hereinbricht – bei uns persönlich, in<br />
unsere Familien und Zusammenkünfte. Im<br />
<strong>Wer</strong>k des Herrn werden Wächter gesucht,<br />
die die Gebetsposaune blasen, wenn der<br />
Feind sich nähert. Die das Volk Gottes und<br />
besonders die Wachen der Kinder Gottes<br />
alarmieren, auch im Blick auf die Endzeit,<br />
wo sich die Macht der Finsternis auf dem<br />
Erdball noch stärker auswirkt. Wie kostbar<br />
ist es zu wissen:<br />
Das Gebet der Gerechten hört er (Sprüche<br />
15, 29). – Man muss sich unter das<br />
Blut Jesu Christi stellen, um den Anforderungen<br />
Gottes zu genügen, und dann im<br />
Glauben die Stellung eines Gerechten einnehmen,<br />
eines Freigesprochenen und Begnadigten.<br />
So werden wir Wunder und<br />
viele Siege als Beter erleben.<br />
Wir wollen aufhören zu sagen: Warum<br />
noch beten?, sondern wir wollen uns viel<br />
mehr an die Verheißungen Gottes klammern<br />
und uns an Matth. 21, 22 erinnern<br />
lassen, wo geschrieben steht:<br />
Alles, was irgend ihr im Gebet glaubend<br />
begehret – ohne zu zweifeln –,<br />
werdet ihr empfangen. Das allein ist der
53 Darf ich mich auch jetzt noch an die Verheißungen Gottes klammern?<br />
Boden, auf dem Gott seine Herrlichkeiten<br />
ausschüttet und wo das Ohr des Menschen<br />
für den Widerhall der Gebete geöffnet<br />
wird und Gottes Antwort vernimmt.<br />
Wir wollen uns immer wieder prüfen,<br />
ob unser Herz uns nicht verurteilt. So<br />
werden wir erinnert an 1. Joh. 3, 21-22:<br />
„Wenn unser Herz uns nicht verurteilt, so<br />
haben wir Freimütigkeit zu Gott.“ Freien<br />
Mut zu haben, vor Gott hinzutreten und<br />
ihm alles zu sagen, nichts zurückzuhalten,<br />
das ist das Teil der Kinder Gottes, die<br />
Linie, auf der wir stehen wollen. Wir<br />
können auch da noch schwanken und<br />
wanken, aber wir wollen uns immer<br />
wieder ermutigen, zu dieser Linie zurückzukehren,<br />
so wird der Herr uns erhören.<br />
Wir wollen auch tun, was in Psalm<br />
81,10 gesagt ist, denn es gilt auch für<br />
unsere Gebete, nicht nur für die Verkündigung<br />
seines Wortes:<br />
Tue deinen Mund weit auf, und ich will<br />
ihn füllen. Wir werden es immer wieder<br />
erfahren: Bei dem Herrn gibt es keine Unmöglichkeiten.<br />
Bei ihm heißt es niemals:<br />
Es ist nichts mehr da.<br />
Wir wollen uns danach richten, was der<br />
Psalmist mit dem Ausruf sagt:<br />
Habe deine Lust an dem Herrn, der<br />
wird dir geben, was dein Herz wünschet<br />
(Psalm 37, 4). – Dieses Wort ist mir immer<br />
wieder ein Edelstein aus den Schatzkammern<br />
Gottes, den ich in Besitz nehmen<br />
darf. Ein Wort, an das ich mich immer<br />
wieder klammere, bis er mich erhört. Er<br />
hat ja versprochen, so steht es in Sprüche<br />
8,17-21:<br />
Er will unsere Vorratskammern füllen.<br />
Die Leere soll bei mir und bei meiner Familie<br />
aufhören. Sie soll schwinden aus<br />
dem Abschnitt des <strong>Wer</strong>kes des Herrn, den<br />
er mir anvertraut hat. Sie soll sich bei den<br />
Kindern Gottes nicht breit machen, mit<br />
denen ich Gemeinschaft habe.<br />
Oft kamen mir Zweifel, ob ich wohl mit<br />
meiner großen Familie und dem <strong>Wer</strong>k der<br />
Schriftenmission durchkommen würde.<br />
Ich wurde dann aber an Phil. 4,19 erinnert,<br />
wo geschrieben steht:<br />
Mein Gott aber wird all euren Mangel<br />
ausfüllen. Er kennt meinen Mangel.<br />
Welch ein Glück ist in meinem Herzen,<br />
dies zu wissen. Ich darf nur nichts von<br />
irgendjemand anderem erwarten. Weder<br />
mein Können noch meine Kraft noch mein<br />
Wissen noch irgendwelche Menschen,<br />
Berufe oder Beschäftigungen helfen mir,<br />
sondern: Mein Gott ist es, der große Gott,<br />
der alte Bundesgott, Jesus Christus als<br />
neuer Bund, ja, der Vater im Himmel,<br />
mein Vater, er wird meinen Mangel ausfüllen.<br />
Ich will nicht überlegen, wie er es<br />
tut, sondern glauben, dass er es tut.<br />
Er kann mich auch warten lassen. Es<br />
können Widerwärtigkeiten eintreten,<br />
Schwierigkeiten sich türmen wie Berge, ja,<br />
wie Meereswogen über mich hereinbrechen.<br />
Widerwärtigkeiten können zum<br />
schweren Ballast, zur Not werden und auf<br />
mein schwaches Leben einstürmen. Ich<br />
will mich aber an Psalm 34,19 erinnern,<br />
wo es heißt:<br />
Viele sind der Widerwärtigkeiten des<br />
Gerechten, aber aus allen denselben errettet<br />
ihn der Herr. Galt dieses nur für<br />
David, oder darf ich es ebenfalls für mich<br />
in Anspruch nehmen? Ja, und dem Herrn<br />
sei Dank, auch Josua 1, 9b gilt für mich,<br />
wo er sagt:<br />
Ich bin mit dir überall, wohin du gehst.<br />
Du sagst, du bist doch kein Josua, wie<br />
kannst du überhaupt diesen Vers und<br />
andere für dich in Anspruch nehmen? Für
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 54<br />
mich steht geschrieben, dass alle Verheißungen<br />
Ja und Amen sind in ihm. Ich<br />
nehme sie einfach im Glauben. Viele, viele<br />
hat der Herr schon bei mir eingelöst.<br />
Wenn er sie nicht einlösen konnte, lag es<br />
immer bei mir, weil ich das Ziel nicht erreicht<br />
hatte, zu dem er mich führen wollte.<br />
Unser eigenes Mühen ist immer zum<br />
Scheitern verurteilt. Doch, wer die Vorbedingungen<br />
von Psalm 1,1-3 erfüllt, der<br />
wird erleben, dass es sich auch heute<br />
immer wieder bewahrheitet: Und alles,<br />
was er tut, gelingt.<br />
So werfe ich alle meine Sorgen auf ihn,<br />
denn er hat verheißen in 1. Petr. 5, 7:<br />
Er sorget für euch! Ich darf meine Anliegen<br />
auf den Herrn werfen, er wird mich<br />
versorgen – er ist besorgt um mich. Wie<br />
kostbar ist es, zu wissen:<br />
<strong>Wer</strong> an ihn glaubt – ihm vertraut –<br />
wird nicht zu Schanden werden.<br />
Die Rechte des Herrn behält den Sieg,<br />
die Rechte des Herrn ist erhöht; die<br />
Rechte des Herrn behält den Sieg! (Psalm<br />
118,15 u. 16).<br />
Anbetung,<br />
die Krone aller Gebete!<br />
Das Winseln und Jammern der Kinder<br />
Gottes ist wunderbare Musik für den<br />
Feind der Seele. Er hat den Eindruck, sie<br />
sind doch nicht restlos in dem zur inneren<br />
Ruhe gekommen, was sie bekennen, zu<br />
sein und zu haben. Sie sind doch noch<br />
immer die Gebundenen und, wenn auch<br />
nicht mehr so sehr wie ehedem, die Unbefriedigten.<br />
In meinem Glaubensleben unterscheide<br />
ich verschiedene Stufen des Gebetes:<br />
Bitte, Gebet, Fürbitte, Beten, Flehen, ringende<br />
Gebetskämpfe, Danken und Loben.<br />
In Offenbarung 1, Verse 5-6, werden<br />
Worte gebraucht, durch die wir stark ermutigt<br />
werden, unseren Herrn und Heiland<br />
anzubeten. Dort lesen wir:<br />
„Dem, der uns liebt und uns von unseren<br />
Sünden gewaschen hat in seinem Blut,<br />
und uns gemacht hat zu einem Königtum,<br />
zu Priestern seinem Gott und Vater: ihm<br />
sei die Herrlichkeit und die Macht von<br />
Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“<br />
Dem, der uns liebt. Ich kann es kaum<br />
glauben, dass Jesus Christus mich liebt, so<br />
sagen mir Verstand und Gefühl. Ich sehe<br />
doch so vieles an mir, was mir selbst nicht<br />
gefällt. Wie kann dies dem Herrn gefallen.<br />
Es ist mir ganz klar, er kennt mein Leben<br />
bis ins Innerste. Er weiß, wie ich gelebt<br />
habe. Ich kann ihm gar nichts verbergen;<br />
und dennoch weiß ich, er liebt mich. Für<br />
mich ist er da, ihn darf ich in Anspruch<br />
nehmen. Nie komme ich vergebens zu<br />
ihm. Ja, ich bin der Gegenstand seiner<br />
Liebe. Wie ist dies möglich?<br />
Er hat mich gewaschen in seinem Blut.<br />
Er hat all den Schmutz aus meinem Leben<br />
weggeräumt. Für alle Menschen hat er<br />
sein Blut vergossen. Keiner geht verloren<br />
um seiner Sünde willen, sondern nur um<br />
der Sünde willen, dass er dieses <strong>Wer</strong>k von<br />
Golgatha nicht für sich persönlich in Anspruch<br />
nimmt. Er, Jesus Christus, nimmt<br />
selbst die Reinigung vor. Nie mehr will er<br />
meiner Sünden und Übertretungen gedenken.<br />
Welch ein Jubel, ja, welch eine<br />
Freude durchströmt immer wieder neu<br />
mein Herz beim Nachsinnen über diese<br />
große Tatsache. Sein Blut hat all den<br />
Schaden der ganzen Vergangenheit und<br />
Zukunft meines Lebens von dem Angesicht<br />
Gottes entfernt. Es bleibt mir nur<br />
noch das eine: Dies im Glauben anzuneh-
55 Anbetung, die Krone aller Gebete!<br />
men und ihm dafür zu danken.<br />
Nun hat er sogar noch etwas aus uns<br />
gemacht, so sagt es dieses Bibelwort. Das<br />
ehrt den Meister, aus dem minderwertigsten<br />
Material das Kostbarste zu machen.<br />
All das führt dazu, dass ich ihn viel mehr<br />
liebe und nur noch den einen Wunsch<br />
habe, mich da hinein zu versenken, um<br />
endlich, von allem Ringen und Mühen<br />
frei, ihn und sein herrliches <strong>Wer</strong>k betrachten<br />
zu können. Je mehr ich mich damit<br />
beschäftige, desto mehr sehe ich meine<br />
große und gewaltige Schuld. Ich sehe aber<br />
auch seine Hingabe für mich. Ich sehe<br />
seine Tat, die die ganze Welt umspannt. Er<br />
bringt aus allen Völkern und Nationen die,<br />
die sich in Reue und Buße zu ihm wenden,<br />
zu diesem herrlichen Erleben seiner Liebestat.<br />
Zu einem Königtum hat er uns gemacht.<br />
Wir sind tatsächlich solche, die mit<br />
Jesus Christus in Ewigkeit herrschen und<br />
regieren werden. Er wird uns einmal die<br />
Gebiete zuweisen, die er uns bereitet hat.<br />
Auch jetzt schon ist der Dienst der Kinder<br />
Gottes, den sie im Aufblick zum Herrn<br />
tun, ein königlicher Dienst.<br />
So hat er sie zu Priestern, seinem Gott<br />
und Vater, gemacht. Sie sind ihm geweiht.<br />
Ihre Zeit soll ihm zur Verfügung stehen.<br />
Sie tragen auf ihrer Stirn den Ausdruck:<br />
Dem Herrn geweiht! Ihr ganzer Besitz –<br />
groß und klein – gehört ihm. Ihm bringen<br />
sie ihr Dankopfer dar. Ihm weihen sie ihr<br />
Herz. Wie gewaltig und herrlich tritt dies<br />
zutage, wo Kinder Gottes, in wahrer Anbetung<br />
um ihn geschart, seine Person und<br />
sein <strong>Wer</strong>k betrachten und ihn lobend und<br />
preisend ehren. Sie tun es in Wort und<br />
Lied.<br />
Ihm sei die Macht und die Herrlichkeit,<br />
ihm und nur ihm allein! Je mehr wir uns<br />
in den Schatten stellen lassen, desto herrlicher<br />
und kostbarer wird er hervorleuchten.<br />
Je mehr wir uns in den Vordergrund<br />
rücken, auch in den Zusammenkünften<br />
der Kinder Gottes, desto mehr verblasst<br />
seine kostbare und herrliche Person.<br />
Seine Herrlichkeit und Macht ist lückenlos<br />
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Es gibt<br />
kein Ende in der Anbetung unseres Herrn<br />
und Heilandes Jesus Christus. Möchte es<br />
in deinem und meinem Leben heute zum<br />
wahren Anfang kommen, ihm unsere Anbetung<br />
darzubringen. Möchte diese nie<br />
verstummen, solange noch ein Hauch in<br />
mir ist. Das Seufzen und Klagen soll aufhören.<br />
Es soll aufhören, dass ich mich um<br />
mich selbst und meine Schwächen drehe<br />
und dabei nicht stark, sondern schwindelig<br />
werde, so dass ich die Verheißungen<br />
Gottes und sein herrliches <strong>Wer</strong>k nur noch<br />
verschwommen sehe – und es Nacht und<br />
dunkel um mich wird. Mit dem Dichter<br />
will ich singen:<br />
Anbetung dir! Sei hochgepriesen<br />
für deine Liebe, Jesu Christ,<br />
die du an Sündern hast bewiesen,<br />
da du für uns gestorben bist.<br />
Wie viel hast du für uns getan!<br />
Wir beten dankend, Herr, dich an.<br />
In Offenbarung 5, Vers 6-10, sehen wir<br />
die Anbetung, wie sie einmal dem Lamm<br />
dargebracht werden wird. Ich lasse diesen<br />
Abschnitt folgen:<br />
„Und ich sah inmitten des Thrones und<br />
der vier lebendigen Wesen und inmitten<br />
der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet,<br />
das sieben Hörner hatte und<br />
sieben Augen, welche die sieben Geister<br />
Gottes sind, die gesandt sind über die<br />
ganze Erde. Und es kam und nahm das<br />
Buch aus der Rechten dessen, der auf dem
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 56<br />
Throne saß. Und als es das Buch nahm,<br />
fielen die vier lebendigen Wesen und die<br />
vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem<br />
Lamme, und sie hatten ein jeder eine Harfe<br />
und goldene Schalen voll Räucherwerk,<br />
welches die Gebete der Heiligen sind. Und<br />
sie singen ein neues Lied: Du bist würdig,<br />
das Buch zu nehmen und seine Siegel zu<br />
öffnen; denn du bist geschlachtet worden<br />
und hast für Gott erkauft, durch dein Blut,<br />
aus jedem Stamm und Sprache und Volk<br />
und Nation, und hast sie unserem Gott zu<br />
Königen und Priestern gemacht, und sie<br />
werden über die Erde herrschen!“ -<br />
Ein Lamm, wie geschlachtet. Was in<br />
Ewigkeit gerühmt wird, ist das geschlachtete<br />
Lamm. Nicht nur das Lamm, das getötet<br />
ward, sondern es ward geschlachtet.<br />
Ihm blieben die Todeswehen nicht erspart.<br />
Die tiefsten Tiefen, die je ein Mensch an<br />
Leiden erleben musste, hat der Herr Jesus<br />
erlebt, als er für mich zur Sünde gemacht<br />
wurde. Er hat nicht nur meine Sünde an<br />
seinem Leibe an das Kreuz getragen, sondern,<br />
ich möchte es noch einmal sagen, er<br />
wurde zur Sünde gemacht. Dieser Heilige<br />
und Gerechte, der die Sünde nicht kannte,<br />
wurde, um mich zu erlösen, mit dem<br />
Schmutz der ganzen Welt belastet, er<br />
nahm Knechtsgestalt an und wurde gehorsam<br />
bis zum Tode, um das ganze <strong>Wer</strong>k<br />
für mich – an meiner statt – hinauszuführen<br />
(Phil. 2, 8).<br />
So wurde er dort geschaut als das<br />
Lamm, das sieben Hörner hat. Der Verstand<br />
sagt: Ein Lamm mit sieben Hörnern<br />
gibt es nicht. Hiermit will uns der Heilige<br />
Geist daran erinnern, dass er vollkommen<br />
ist an Kraft. Das Horn ist das Symbol der<br />
Kraft. Die Zahl sieben soll uns daran erinnern,<br />
dass es im Weltall – jetzt und in alle<br />
Ewigkeit – keine Person gibt, die ihm<br />
gleichzustellen wäre. Du kannst alle<br />
großen Personen des Zeitgeschehens zusammenbringen:<br />
Sie werden restlos vor<br />
ihm verblassen. Die großen Wissenschaftler,<br />
sie werden vor ihm verstummen. Die<br />
Politiker und Machthaber werden ihre falschen<br />
Wege erkennen. Die Kirchenfürsten<br />
und was diese Welt an Größen hatte und<br />
hat, werden ihm, diesem herrlichen und<br />
wunderbaren Heiland gegenüber viele<br />
Schwächen aufzuweisen haben.<br />
Er erscheint uns als das Lamm mit<br />
sieben Augen. Das Auge ist das Symbol<br />
der Einsicht, der Durchsicht und der Weitsicht.<br />
Vor dem Auge ist alles klar, man<br />
sieht die Gegenstände, wie sie in Wirklichkeit<br />
sind. Das Schöne wird vom Auge<br />
wahrgenommen. Das Unschöne und<br />
Schmutzige erkennt es ebenfalls. So steht<br />
das Lamm vor uns, vollkommen an Einsicht<br />
und Durchsicht. Deine ganze Vergangenheit<br />
steht vor Jesus Christus, vor<br />
seinem Auge und in seinem Licht, und mit<br />
deiner Gegenwart ist es nicht anders. Er<br />
sieht auch das Verborgenste aus der Vergangenheit<br />
und Gegenwart. Und auch<br />
deine Zukunft sieht er jetzt schon, als hättest<br />
du sie schon durchlebt. Wie groß und<br />
gewaltig erscheint doch der Herr in diesem<br />
Abschnitt denen, die ein geistiges Auge<br />
für ihn haben. Was blieb beim Anblick<br />
dieses Lammes den Umstehenden anderes<br />
übrig als:<br />
Sie fielen nieder vor dem Lamm. Hier<br />
auf der Erde will mancher noch etwas Besonderes<br />
sein. Bei mir entdecke ich es<br />
auch immer wieder, dass etwas hervortreten<br />
will, was längst in den Tod hätte gegeben<br />
werden sollen. Hier wollen auch<br />
manche, die im <strong>Wer</strong>ke des Herrn in Wort<br />
und Schrift arbeiten, sich noch erheben.<br />
Dort aber gibt's nur noch ein Niederfallen.
57 Anbetung, die Krone aller Gebete!<br />
Es wird kein Muss dahinterstehen, es wird<br />
ein Bedürfnis sein. Glückselig die Schar,<br />
die ihn einmal umringen wird, um ihm<br />
diese Ehre und Anbetung, die Krone aller<br />
Gebete, darzubringen!<br />
Möchten wir – du als Leser und ich aIs<br />
Schreiber – dazu schon hier unten mehr<br />
das Bedürfnis haben. Möchten die Zusammenkünfte<br />
der Kinder Gottes sich<br />
mehr auf diesem Boden der Anbetung bewegen.<br />
Es ist der Boden, der ihm wohlgefällig<br />
ist. Es ist die Stellung, die alle Kinder<br />
Gottes befriedigen wird, wenn sie diese<br />
einnehmen. Du und ich, wir wollen uns ermutigen,<br />
uns doch auf diese Grundlage zu<br />
stellen, und wollen uns anspornen, viel<br />
mehr als bisher zur Verherrlichung seines<br />
wunderbaren Namens beizutragen.<br />
Wo jeder eine Harfe bekommt. In<br />
einem Liede heißt es:<br />
Wo jeder eine Harfe nimmt und ein besonderes<br />
Loblied singt.<br />
Dies wird – um es einmal so zu sagen,<br />
wie ich es im Herzen habe – mit neuen<br />
Zungen zum Lobgesang werden. Es wird<br />
zu einem gewaltigen Chor werden, durch<br />
den Jesus Christus, dem Welterlöser, die<br />
Anbetung dargebracht wird. Des dürfen<br />
wir gewiss sein. Möchte es sich hier schon<br />
in deinem und meinem Herzen so auswirken,<br />
dass wir heute noch viel mehr als<br />
bisher damit beginnen und es in unserem<br />
Leben nicht mehr unterlassen.<br />
Sie haben dort goldene Schalen voll<br />
Räucherwerk, welches sind die Gebete<br />
der Heiligen. Wenn schon das Winseln<br />
und Jammern, Stöhnen und Seufzen –<br />
denn anders kann man, von oben gesehen,<br />
unsere Gebete oft nicht bezeichnen -<br />
in goldenen Schalen aufbewahrt wird, wie<br />
wird dann das Danken, Loben, Preisen<br />
und Anbeten gewertet werden. Und nicht<br />
nur das der Einzelnen, sondern das große<br />
und gewaltige Besingen des Lammes von<br />
den Scharen der Erlösten aus allen Völkern<br />
und Zeiten. Was werden sie singen? Vielleicht<br />
hast du dich schon einmal damit<br />
beschäftigt. Die Worte sind uns nicht<br />
genau genannt, doch du darfst gewiss<br />
sein, es wird so kommen, wie es hier geschrieben<br />
steht:<br />
Sie singen ein neues Lied. Die Jammerlieder<br />
der Kinder Gottes hören auf. Das ist<br />
mir eine Freude. Alles, was diese Schar der<br />
Erlösten dazu bewog, Jammerlieder zu<br />
singen, wird dort nicht mehr sein. Er wird<br />
jede Träne von ihren Augen abwischen. All<br />
das Weh wird vergessen sein und nie mehr<br />
in Erinnerung kommen. Es wird auch<br />
keine Sonderanschauung der verschiedenen<br />
Gruppen der Kinder Gottes besungen<br />
werden. Diese werden alle aufgelöst sein.<br />
Da werden wirklich eine Herde und ein<br />
Hirte in Erscheinung treten. Kein Redner,<br />
welche Gabe er auch hatte, ob Evangelist,<br />
Hirte oder Lehrer, wird dort mehr besungen<br />
werden. Heute liegt es den Kindern<br />
Gottes noch nahe, über Menschen Loblieder<br />
zu singen. Dort aber wird nur eins ertönen:<br />
Du bist geschlachtet worden. Du, so<br />
heißt es dort. Ja, er und er allein wird im<br />
Vordergrund stehen. Und wie wir am<br />
Anfang das Lamm sahen wie geschlachtet,<br />
so wird hier das geschlachtete Lamm gesehen,<br />
welches der Welt Sünde getragen<br />
hat. Ich bin so froh, dass auch meine<br />
Sünde dabei war. Ich bin so glücklich, dass<br />
ich in diesem vollbrachten Erlösungswerk<br />
ruhen darf.<br />
Ich darf es glauben und wissen,<br />
mein Schuldbrief ist zerrissen.<br />
Sie sind Gott erkauft durch sein Blut.
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong>! 58<br />
Sein Blut wird in Ewigkeit gerühmt<br />
werden. Sie haben überwunden durch sein<br />
Blut und um des Wortes ihres Zeugnisses<br />
willen. Nur das, was das Blut Jesu Christi<br />
auf der Erde wirkt und schafft, bleibt in<br />
Ewigkeit. Alles andere wird einmal verschwinden.<br />
Diese Erde wird aufhören zu<br />
sein. Er wird einen neuen Himmel und<br />
eine neue Erde schaffen, wo Gerechtigkeit<br />
wohnen wird. Hier auf Erden ist Ungerechtigkeit<br />
am Ruder. – Sein Blut ist das<br />
Mittel, das Kinder Gottes immer wieder in<br />
Anspruch nehmen können. Sie können<br />
nach den schlimmsten Entgleisungen zurechtgebracht<br />
werden und von den verstecktesten<br />
Abwegen und aus dem dornigsten<br />
Gestrüpp dieser Welt<br />
zurückgebracht werden. Dieses Blut wird<br />
gerühmt werden. Sie sind nicht mit Gold<br />
und Silber erkauft, sondern mit seinem<br />
teuren Blut.<br />
Dies Blut sei all mein Leben lang<br />
die Quelle meiner Lust.<br />
Das bleibt mein ew'ger Lobgesang<br />
an meines Heilands Brust!<br />
Es quillt für mich, dies teure Blut,<br />
das glaub’ und fasse ich!<br />
Es macht auch meinen Schaden gut;<br />
denn Christus starb für mich!<br />
Das große Wunder wird sein:<br />
Sie werden dort gefunden werden aus<br />
jedem Stamm und Sprache und Nation.<br />
Nicht die Schwarzen haben den Nachteil<br />
und nicht die Weißen den Vorzug. Nicht<br />
die gelbe Rasse schreitet voran, sondern<br />
sie alle sind gleich, aus jedem Stamm und<br />
jeder Sprache und jedem Volk. Daran<br />
wollen wir uns als Kinder Gottes in dieser<br />
Endzeit der Völker erinnern und uns als<br />
Jünger und Jüngerinnen Jesu über alle<br />
Grenzen hinweg herzlich lieben. Wir<br />
wollen in der Vorfreude leben, einmal alle<br />
zusammen beim Herrn zu sein.<br />
Er hat sie unserem Gott zu Königen<br />
und Priestern gemacht, und sie werden<br />
über die Erde herrschen. Die hier auf der<br />
Erde so verachtete Schar, die wird über die<br />
Erde herrschen? – Das glaubst du doch<br />
selbst nicht, so könnte jemand sagen. Und<br />
dennoch ist es wahr, was hier geschrieben<br />
steht, einmal werden sie die Welt regieren:<br />
„Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten<br />
werden?“ (1. Kor. 6, 3). Aber nur in ihm und<br />
mit ihm, als Miterben Christi, als Teilhaber<br />
seiner Herrlichkeit, als Genossen der<br />
himmlischen Berufung.<br />
Wir wollen zu unserer Bewahrung und<br />
Stärkung mehr in dieser Vorfreude leben.<br />
Jetzt ist der Herr noch bei mir, in meiner<br />
Umgebung. Dann werde ich bei ihm sein,<br />
in seiner Umgebung.<br />
Bis dahin werde ich immer wieder neu<br />
erleben: <strong>Wer</strong> <strong>betet</strong>, <strong>siegt</strong>!<br />
Was hat dir nun diese Broschüre<br />
gesagt? Mein Gebet ist, dass sie dich veranlasst,<br />
dich dem Herrn restlos zu übergeben,<br />
ihm treuer und völliger zu dienen,<br />
damit du dich einmal nicht vor dem Herrn<br />
zu schämen brauchst, sondern ihn aus den<br />
Himmeln froh erwartest. Die Broschüre<br />
will dazu beitragen, dass viele Seelen sich<br />
für den Heiland entscheiden. Dass alle<br />
Kinder Gottes, die sie lesen, wahre Beter<br />
werden, ja, dass alle helfen, Seelen für das<br />
Lamm zu gewinnen, damit die Vollzahl<br />
aus den Nationen bald eingeht und er<br />
wiederkommen kann.<br />
So lege ich dies, was ich geschrieben<br />
habe, betend in seine Hände.
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Ihre Fragen – Gottes Antwort<br />
Die in diesem Heft beantworteten Fragen sollen zum Nachund<br />
Weiterdenken anregen. Es ist unser Anliegen, mit den<br />
Antworten zu helfen, sodass die Weichen im Leben neu gestellt<br />
werden können.<br />
60 Seiten, Bestellnummer IH13
So erreichen Sie uns:<br />
Schreiben Sie uns. Wir sind gern für Sie da.<br />
Deutschland<br />
Stiftung Missionswerk<br />
<strong>Wer</strong>ner Heukelbach<br />
51700 Bergneustadt<br />
Schweiz<br />
Stiftung Missionswerk<br />
<strong>Wer</strong>ner Heukelbach<br />
Postfach 650, 4800 Zofingen,<br />
heukelbach.org<br />
Telefonandacht<br />
3-Minuten-Andacht:<br />
Zuhören, Kraft schöpfen, Gott kennenlernen:<br />
Deutschland 0180 / 5 64 77 46 *<br />
Schweiz 0848 / 777 000 **<br />
Österreich 01 / 503 88 83 oder 0 65 82 / 7 16 46<br />
*0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz. Max. 0,42 €/Min. aus den dt. Mobilfunknetzen. ** Normaler Festnetz-Tarif<br />
Radioandacht<br />
Radio am Telefon: 0931 / 6 63 99 13 07 *<br />
Radiosendungen hören, wann immer Sie möchten.<br />
Radio im Internet: radiohbr.de<br />
Heukelbach Bibel-Radio – Gottes Wort an jedem Tag<br />
* Die Rufnummer ist deutschlandweit zum normalen Festnetzttarif zu erreichen. Bei Flatrate ohne zusätzliche<br />
Kosten. Andernfalls bitte Telefonanbieter anfragen.
<strong>Wer</strong> <strong>betet</strong> <strong>siegt</strong><br />
„Der Beter erlebt Wunder Gottes!“ – Diese<br />
Aussage <strong>Wer</strong>ner Heukelbachs wird<br />
von der Bibel und durch persönliche Erfahrungen<br />
bestätigt. <strong>Wer</strong> Gottes Eingreifen<br />
erleben möchte, der muss ein Beter<br />
werden. Darum lass dich durch dieses<br />
Heft ermuntern und dir mehr den Geist<br />
des Gebetes schenken. Sei gewiss: Der<br />
Herr Jesus antwortet auf deine Gebete.<br />
Gerade du brauchst Jesus.