Psyche und Soma Psyche und Soma - Medical Tribune
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6<br />
LITERATURSERVICE<br />
Wenn Übelkeit zum echten Übel wird<br />
Rezepte gegen Schwangerschafts-<br />
Erbrechen<br />
Die morgendliche Übelkeit zu Beginn der<br />
Schwangerschaft ist zwar meist harmlos. Doch<br />
bevor die werdende Mutter oder das Kind durch<br />
ständiges Erbrechen in Gefahr geraten, muss<br />
etwas unternommen werden. Wie dies im<br />
konkreten Falle auszusehen hat, erörtert Jeffrey<br />
D. Quinlan in der Zeitschrift »American Family<br />
Physician«.<br />
Etwa 80 % aller werdenden Mütter<br />
leiden zwischen der vierten <strong>und</strong><br />
siebten Schwangerschaftswoche<br />
morgens unter Übelkeit. Eine von<br />
200 Schwangeren entwickelt jedoch<br />
statt dieser »normalen« Emesis<br />
gravidarum, die meist um die<br />
20 Woche wieder zurückgeht, eine<br />
Hyperemesis. Hier sind die Symptome<br />
stark ausgeprägt <strong>und</strong> gehen<br />
mit Dehydratation, Ketose, Elektrolytstörungen<br />
<strong>und</strong> Verlust von<br />
mehr als 5 % des Körpergewichts<br />
einher.<br />
Magenteufel<br />
im Spiel?<br />
In einer neueren Studie wurde<br />
gezeigt, dass Schwangere mit vermehrtem<br />
Erbrechen häufiger mit<br />
Helicobacter pylori infiziert sind<br />
als werdende Mütter ohne Übelkeit.<br />
Eine weiter gehende Diagnostik<br />
ist angesagt, wenn Frauen erst<br />
nach der neunten Woche erstmals<br />
über Übelkeit klagen oder die Kriterien<br />
der Hyperemesis gravidarum<br />
erfülle. Dann sollten Sie nach<br />
möglichen Besonderheiten in der<br />
Schwangerschaft suchen. Denn<br />
Mehrlingsgeburten, Chromosomenanomalien<br />
oder Hydrops fetalis<br />
gehen häufiger mit vermehrter<br />
Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen einher,<br />
heisst es im »American Family<br />
Physician«.<br />
Wichtig ist es natürlich immer,<br />
eine Präeklampsie auszuschliessen.<br />
Mittel Ultraschalluntersuchung<br />
können Gallenblase, Nieren<br />
<strong>und</strong> Leber unter die Lupe genommen<br />
<strong>und</strong> zum Beispiel eine Cholezystitis,<br />
Nierensteine oder eine<br />
akute Fettleber enttarnt werden.<br />
Wann medikamentös<br />
behandeln?<br />
Findet sich keine behebbare<br />
Ursache, hilft bei persistierendem<br />
starkem Erbrechen oft schon eine<br />
Ernährungsumstellung. Die<br />
Schwangeren sollen mehrere kleine<br />
Mahlzeiten zu sich nehmen <strong>und</strong><br />
Nahrungsmittel <strong>und</strong> Gerüche meiden,<br />
die Übelkeit verursachen. Um<br />
der psychologischen Komponente<br />
der Emesis gravidarum gerecht zu<br />
werden, brauchen die Frauen emotionale<br />
Unterstützung vom Partner<br />
<strong>und</strong> von der Familie, betonen<br />
die Autoren. Viele Patientinnen<br />
haben auch gute Erfahrungen mit<br />
alternativen Behandlungsmethoden<br />
gemacht wie zum Beispiel<br />
Akupressur oder der Einnahme<br />
von Ingwer, beispielsweise als Tee,<br />
Kapseln oder Limonade (Ginger-<br />
Ale).<br />
Erst als letzte Möglichkeit gegen<br />
das Erbrachen würden die<br />
Autoren Medikamente einsetzen<br />
wie zum Beispiel Vitamin-B6-Prä parate, Doxylamin, Antiemetika,<br />
Antihistaminika oder Prokinetika.<br />
Erbricht die Schwangere auch<br />
unter den genannten Therapien<br />
weiter, muss stationär oder ambulant<br />
intravenös Flüssigkeit zugeführt<br />
werden – meist Kochsalzoder<br />
Ringerlösungen, eventuell<br />
mit Dextrose. Es kann auch ratsam<br />
sein, Vitamin B 1 zuzuführen,<br />
um der theoretischen Gefahr einer<br />
Wernicke-Enzephalopathie zu<br />
begegnen. Wenn die Frauen trotz<br />
Ausschöpfung aller Mittel gar<br />
nichts bei sich behalten, muss die<br />
Ernährung als Ultima Ratio enteral<br />
per Sonde oder parenteral<br />
über einen zentralen Zugang erfolgen.<br />
SK<br />
Jeffrey D. Quinlan et al., American Family<br />
Physician 2003; 68: 121 – 128<br />
Heft 1 / 2004 Sexualmedizin