Weilroder Heft 17
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Weilroder</strong> <strong>Heft</strong> <strong>17</strong><br />
___________________________________________________________________________________________________________________________________________<br />
Ott mit der Begründung, die Landwirtschaft sei jeweils groß genug, dass sich die Familien<br />
ohne Zuverdienst ernähren könnten. Ich hoffe, das wurde mir korrekt übermittelt,<br />
bzw. ich habe es damals richtig verstanden<br />
Irene Schlösser<br />
Das Dorfgemeinschaftshaus und seine<br />
Hausmeisterinnen<br />
Als das Dorfgemeinschaftshaus –DGH- im Sommer 1956 eröffnet wurde, bekam Paula<br />
Vollberg (gen. Vinze-Schnaarersch Paula) die Hausmeisterstelle, die sie über sehr viele<br />
Jahre hatte. In den späteren Jahren war sie auch Küsterin für die evangelische Kirche,<br />
bzw. den Gottesdienst, der im DGH gehalten wurde.<br />
Paula Vollberg lebte in ihrem Anwesen Ringstraße 15 (heute Familie Wilde) allein. Ihr<br />
Mann Albert war schon einige Jahre tot. Der Sohn Walter war in Merzhausen und die<br />
Pflegetochter Inge in Steinfischbach verheiratet. Die Landwirtschaft war aufgegeben.<br />
Paula hatte Zeit und das sicher nicht üppige Entgelt, das sie für Tätigkeit bekam, tat ihr<br />
sicher gut. Sie musste ihren Lebensunterhalt von der Witwenrente ihres früh verstorbenen<br />
Mannes bestreiten. Sie war etwa Mitte der 50 er Jahre alt und der Aufgabe sehr gut<br />
gewachsen. Sie „besorgte“ das Haus im wahrsten Sinne des Wortes. Suchte man sie<br />
einmal, war sie in aller Regel im DGH anzutreffen. Sie war auch Leiterin der Wäscherei<br />
und für die Ordnung der Bäder verantwortlich und vor allem zuständig für die Vermietung<br />
des großen Saals und der Küche. Bei den damals vielen Feiern aller Art, hatte sie<br />
in der Küche das Kommando, ein ihr zugestandenes Privileg, an dem man nicht vorbeikam.<br />
Sie hat stets vorneweg gearbeitet, dafür gesorgt, dass alles parat war, wenn die<br />
Gäste kamen und dass nach Ende der Veranstaltungen alles sauber und an seinem Platz<br />
war. Das DGH mit „allem Drum und Dran“ war ihr Lebensinhalt.<br />
Im Grunde ihres Wesens war sie sehr liebenswürdig und zugänglich. Sie konnte aber<br />
auch sehr deutlich (und manchmal nicht immer liebenswürdig) sein, wenn nach ihrer<br />
Auffassung jemand nicht „spurte“ oder die Dinge aus dem Ruder zu laufen schienen.<br />
Viele Jahre vergingen und Paula wurde alt und war irgendwann der Sache nicht mehr<br />
gewachsen. Das konnte oder wollte sie wohl nicht erkennen. Sie fühlte sich auch schon<br />
mal zu Unrecht angegriffen. So wollte man sie seitens der Gemeinde Weilrod in den<br />
Ruhestand versetzen, d.h. sie sollte die Hausmeisterstelle aufgeben. Dieses Ansinnen<br />
hat sie regelrecht auf die Palme gebracht. Sie war nicht bereit, die Schlüssel herauszugeben.<br />
Sie hat niemand an sich herangelassen und einen Mitarbeiter der Gemeinde hat<br />
39