Szene Köln-Bonn, Ausgabe 03.2016

Fantasy Explorers“ konzentriert
sich auf kooperatives Spielen mit
Freunden und nutzt ein rafiniertes
Gruppensystem, dass es den Spielern
erlaubt, mehr als 20 neue und
bekannte Rollen, wie Ritter, Mönch,
Schwarzmagier und Weißmagier,
zu meistern. Die mächtigsten
Monster des Landes lassen sich
nicht nur bekämpfen, sondern auch
für die Gruppe rekrutieren. Spieler
können mächtige Beschwörungen
wie Ifrit oder Bahamut nutzen oder
sich mit dem Trance-Feature in
andere legendäre Charaktere der
„Final Fantasy“ -Reihe verwandeln.
Unravel (PS 4)
„Unravel“ ist ein einzigartiges und
wunderschönes Spiel rund um
die Abenteuer von Yarny, einem
winzigen Charakter aus einem
einzelnen Garnfaden, der sich
langsam entrollt, während er sich
durch die Spielwelt bewegt – ist
das Garn aufgebraucht, geht es
nicht mehr weiter. Der Faden kann
nicht nur eingesetzt werden, um
Rätsel zu lösen, er sorgt auch
für äußerst unterhaltsame Bewegungsmöglichkeiten
durch die Welt.
Der zweite Star dieses Spiels ist die
Natur. Die Spielwelt basiert auf der
Landschaft Nordskandinaviens, wo
die Entwickler der Firma Coldwood
angesiedelt sind. In diesem Spiel
fangen sie die Magie der üppigen
Natur ein, die sie umgibt und inspiriert.
Der Spieler soll dazu angeregt
werden, diese Welt zu erkunden –
die manchmal auch voller Gefahren
sein kann, vor allem, wenn die wilde
Tierwelt in die Rätsel eingebunden
wird. „Unravel“ erzählt eine gefühlvolle
Geschichte ganz ohne Worte.
Yarny ist ausgezogen, um eine
abgerissene Verbindung wiederherzustellen
und eine einsame alte
Frau wieder mit all dem in Kontakt
zu bringen, was sie verloren hat.
Diese Verbindungen sind über
die Jahre verloren gegangen und
existieren nur noch in Form verblassender
Erinnerungen. Das komplett
physikbasierte Gameplay besteht
aus einer Vielzahl verschiedener
Rätseltypen. Mithilfe seines Garns
kann Yarny mit der Umgebung interagieren,
um sich fortzubewegen.
Die Hilfsmittel sind schlicht, können
aber genutzt werden, um komplexe
Ziele zu erreichen. Das Spiel ist
leicht zugänglich, wird aber mit fortschreitendem
Spielverlauf immer
tiefschichtiger und anspruchsvoller.
William Boyd
Die Fotograin: Die vielen
Leben der Amory Clay
Berlin Verlag
Ein Klick, die Blende schließt –
der Startschuss zu einem neuen
Leben. Mit sieben hält Amory Clay
ihre erste Kamera in Händen, eine
Kodak Brownie Nummer 2, und
mit ihr sind alle Weichen gestellt.
Amory Clay, Fotograin, Reisende,
Kriegsberichterstatterin. Statt als
Gesellschaftsfotograin in London
zu reüssieren, lässt Amory alles
Vertraute hinter sich und beginnt
1931 ein Leben voller Unwägbarkeiten
in Berlin. Ein Berlin der
Nachtclubs, des Jazz, der Extravaganz
und Freizügigkeit – und der
ersten Anzeichen von Bedrohung
und Willkür. Amory Clay, eine Frau,
die ihrer Zeit weit voraus ist, die
unerschrocken ihren Weg geht, ihre
Lieben lebt, ihre Geschicke selbst in
die Hand nimmt. Tief fühlt sich William
Boyd in sie ein und versteht es
glänzend, Fiktion und Geschichte
miteinander zu verschränken: das
ausschweifende Berlin der frühen
dreißiger Jahre, New York, wo sie
den Mann trifft, der alles verändert,
Paris im Zweiten Weltkrieg. Nach
„Ruhelos" hat Boyd erneut eine
unvergessliche Heldin geschaffen,
eine verwegene, verblüffend moderne
Frau, einen Künstlerroman,
SZENE KÖLN / BONN 03/2016 11