DIE CHEFIN
Das Wirtschaftsmagazin für die Frau - Ausgabe 2015
Das Wirtschaftsmagazin für die Frau - Ausgabe 2015
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<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong><br />
DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR <strong>DIE</strong> FRAU MÄRZ 2015<br />
MÄRZ 2015/25. JG./<strong>CHEFIN</strong>FO NR. 2A/2,50 EURO, P.B.B. VERLAGSPOSTAMT 4020 LINZ/ERSCHEINUNGSORT LINZ/ZUL.-NR. GZ 02Z031559 M<br />
Tanja Mayrhofer<br />
Reisebüro Fluchthelfer<br />
Barbara Hörmannseder<br />
Reisebüro Fluchthelfer<br />
NIMM ZWEI<br />
BUSINESS-PAARE: FÜNF<br />
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Amstetten, Gunskirchen, Mattighofen
EDITORIAL<br />
Was wäre diese Welt<br />
ohne Frauen?<br />
Petra Danhofer<br />
Redaktion<br />
Sie sorgen in den eigenen vier Wänden für Behaglichkeit,<br />
erziehen den Nachwuchs zu anständigen Erwachsenen, stehen<br />
im Job ihren „Mann“ und kurbeln bei Shopping-Touren<br />
die Wirtschaft an. Als Politikerinnen gestalten Frauen die<br />
Gesellschaft, als Wissenschaftlerinnen bringen sie die Forschung<br />
voran, Künstlerinnen sorgen für geistige Nahrung.<br />
Und als Unternehmerinnen geben Frauen Menschen Arbeit.<br />
Sie halten jetzt bereits die zweite Ausgabe unseres Sonderheftes<br />
„<strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong>“ in den Händen. Das rege Interesse an<br />
Ausgabe Nummer eins sowie die bunte weibliche Wirtschaftslandschaft<br />
Oberösterreichs haben dies möglich<br />
gemacht. Auch in diesem Heft präsentieren wir Ihnen wieder<br />
Frauen, die mit Spaß und Power beruflich unterwegs<br />
sind. Freuen Sie sich auf spannende Geschichten, die das<br />
(Business-)Leben schrieb!<br />
COVERFOTO: HERMANN WAKOLBINGER FOTO: FOTOSTUDIO HAMM<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
p.danhofer@chefinfo.at<br />
IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: 0 732 / 69 64-40, Fax: 0 732 / 69 64-41, E-Mail:<br />
redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Petra Danhofer, Jürgen Philipp, Ullrich Kapl, Christine Radmayr. Geschäftsführung: Hans<br />
Huber. Verkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Isolde Kainz, Roswitha Lang, Mirijam Mayer, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Roswitha Valis.<br />
Grafik: Magdalena Hutter, Sandra Bauer, Bianca Kaiser, Nicole Wageneder, Nathalie Fischer. Bildbearbeitung: Johanna Gahleitner, Andrea Laban. Korrektur: Ullrich Kapl, Mag. Christina Nikiema-<br />
Spiegl. Erscheinungsweise: 10-mal jährlich. Auflage: 21.150 St. Abo-Preis: 25,– Euro (10 Ausgaben). Einzelpreis: 2,50. Abo-Hotline: Tel.: 0732 / 69 64-40, Fax: DW 41, E-Mail: abo@chefinfo.at.<br />
Internet: www.zzv.at. Gültig ist die Preisliste 2015.<br />
Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 3
INHALT<br />
08<br />
32<br />
54<br />
62<br />
FOTOS: INDIGOURLAUB, HERMANN WAKOLBINGER, SOS KINDERDORF<br />
08<br />
Erfolg im Duett<br />
Frauenduos als Firmenleitung<br />
sind erfolgreich.<br />
40<br />
Frauen in der Technik<br />
Der Autor macht sich auf die<br />
Suche nach der Weiblichkeit.<br />
54<br />
Schwester Barbara<br />
Als Ordensfrau und Managerin<br />
führt sie 2.000 Mitarbeiter.<br />
26<br />
32<br />
Karriere in Hollywood<br />
Pia Niederwimmer erfüllte sich<br />
einen Kindheitstraum.<br />
Familienmanagement<br />
Drei ehemalige Business-Frauen<br />
sind jetzt Kinderdorf-Mütter.<br />
44<br />
48<br />
Coach für Frauen<br />
Christine Hödlmayr trainiert<br />
weibliche Führungskräfte.<br />
Erfolg ohne Quote<br />
Frauen überzeugen durch ihre<br />
Ausbildung und Fachkompetenz.<br />
60<br />
62<br />
Gesicht zur Stimme<br />
Diese Frauen haben Sie<br />
sicher schon gehört.<br />
Indigourlaub<br />
Eine Vision war die Basis dieses<br />
Spezial-Reiseveranstalters.<br />
4 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
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RADAR<br />
NAHAUFNAHME<br />
Kleine Gärtnerei ganz groß<br />
Unternehmerin des Monats. Sonja Maria Haider hat<br />
sich mit ihrem Unternehmen „Die kleine Gärtnerei“ in<br />
Enns in der Event- und Dekorationsfloristik einen<br />
Namen gemacht. Sie kreiert Blumenkleider und ist spezialisiert<br />
auf Trauerfloristik und -begleitung. Als Landesinnungsmeisterin<br />
der Gärtner und Floristen setzt<br />
sie sich vor allem für die Lehrlingsausbildung ein. Im<br />
Februar wurde Haider von „Frau in der Wirtschaft“ als<br />
„Unternehmerin des Monats“ ausgezeichnet.<br />
TOP<br />
Menschen, die zuletzt für<br />
Schlagzeilen sorgten.<br />
Angela Merkel<br />
Deutsche Bundeskanzlerin.<br />
Berlin, Kiew, Moskau, München,<br />
Washington, Ottawa, Minsk:<br />
20.000 km von einer Konferenz<br />
zur nächsten ohne Schlaf legte<br />
Merkel in einer Woche zurück.<br />
Sophie Karmasin<br />
Familienministerin.<br />
Ab Mai profitieren 80.000 Familien<br />
vom Bürokratieabbau: Der Antrag<br />
auf Familienbeihilfe entfällt, sie<br />
wird künftig automatisch ohne<br />
Formular ausbezahlt.<br />
DOWN<br />
Personen mit einer<br />
weniger guten Presse.<br />
Gabriele Heinisch-Hosek<br />
Bundesministerin für Bildung & Frauen.<br />
Pannen bei der Zentralmatura und<br />
unglückliche Formulierungen in Broschüren<br />
wie „die Steinigung weist<br />
Nachteile für Frauen auf“ sorgen für<br />
Kritik an der Ministerin.<br />
Cristina Kirchner<br />
Argentiniens Staatspräsidentin.<br />
Zehntausende Menschen demonstrierten<br />
für die Klärung der Todesumstände<br />
von Staatsanwalt<br />
Alberto Nisman, der gegen<br />
Kirchner ermittelte.<br />
DAHINGESAGT<br />
„Ich habe immer<br />
gesagt, Politik ist<br />
nichts für Lulus.<br />
Wer die Hitze nicht<br />
mag, soll die Küche<br />
nicht betreten.“<br />
Maria Vassilakou<br />
Vizebürgermeisterin Wien<br />
FOTOS: ATELIER MOZART, CHRISTIAN JUNGWIRTH, BUNDESREGIERUNG / STEFFEN KUGLER, ASTRID KNIE, ISTOCKPHOTO, CHRISTIAN ANDERL<br />
6 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
RADAR<br />
NACHGEFRAGT<br />
Woran arbeiten Sie gerade?<br />
Künstliche Intelligenz. Die italienische<br />
Neurowissenschaftlerin baut an der JKU<br />
die Studienrichtung „Neuroinformationssysteme“<br />
auf.<br />
In einem interdisziplinären, internationalen<br />
Team entwickle und teste ich den Einsatz von<br />
virtuellen Trainern, die Fremdsprachen vermitteln.<br />
Sie werden bald als App in mobilen<br />
Geräten Lernwillige nach neurowissenschaftlichen<br />
Prinzipien personalisiert unterrichten.<br />
Der Trainer spricht z. B. Vokabeln, die am<br />
Bildschirm zu lesen sind, und führt dazu eine<br />
Geste zur Wortbedeutung aus. Der Lernende<br />
wiederholt Wort und Geste. Gesten vernetzen<br />
Begriffe in Motorik-Bereichen des Gehirns, die<br />
sonst beim Sprachenlernen nicht beteiligt<br />
sind. So wird schneller und effizienter gelernt.<br />
APPS<br />
BESTOF<br />
Frauen und<br />
Wissenschaft<br />
GENDER-WECHSEL<br />
Edeltraud Hanappi-Egger<br />
Die Informatikerin (50)<br />
wird 117 Jahre nach Gründung<br />
der Wiener Wirtschaftsuni<br />
die erste Rektorin.<br />
Hanappi ist Genderund<br />
Diversitätsforscherin.<br />
FOTOS: MAX PLANCK INSTITUT LEIPZIG, GLORIA WARMUTH, FOTOSTUDIO EDER, ISTOCK/THINKSTOCK, PRIVAT<br />
TREND<br />
Frauen gründen mutiger<br />
Deutschlands Frauen verfügen über<br />
Gründermut. 39 % trauen sich laut einer<br />
Umfrage die Selbstständigkeit zu. Grund<br />
dürfte ihr hoher Bildungsgrad sein. In<br />
Oberösterreich stieg der Anteil der<br />
Damen unter den Gründern auf 47 %.<br />
ZAHL<br />
36<br />
Quelle: FH OÖ Campus Wels<br />
IStyleMyself<br />
Mit wenigen Wischern stellt die<br />
App das perfekte Outfit zusammen.<br />
Einzelne Kleidungsstücke fotografieren,<br />
hochladen und los geht‘s.<br />
Kaspersky QR Scanner<br />
Die App scannt jeden QR-Code,<br />
prüft den verschlüsselten Inhalt<br />
direkt auf seine Sicherheit und<br />
vermeidet so betrügerische Codes.<br />
Prozent der 33 Studierenden – also 12 –<br />
des neuen Bachelorstudiums „Bauingenieurwesen<br />
im Hochbau“ an der FH Wels<br />
sind Frauen. Der durchschnittliche Frauenanteil<br />
an der FH Wels liegt bei 27 %.<br />
SCHWARZES GOLD<br />
Catharina Paukner<br />
Die Linzer Chemikerin (30)<br />
baut in England die weltgrößte<br />
Graphenfabrik auf.<br />
Das hauchdünne Kohlenstoffgitter<br />
gilt als Wunderstoff<br />
der Elektronik.<br />
MAGIC SPIN<br />
Alberta Bonanni<br />
Die Physikerin kombiniert<br />
an der JKU Galliumnitrid<br />
mit magnetischen Metallen.<br />
Computer-Bauteile<br />
sollen so kleiner und<br />
schneller werden.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 7
COVERSTORY<br />
ERFOLG IM DUETT<br />
FOTO: XXXXXXXX<br />
8 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
Weiberwirtschaft. Wo Frauen zusammenarbeiten, herrscht Zickenkrieg.<br />
Ein böses Gerücht ohne jeden Wahrheitsgehalt. Frauenduos, die gemeinsam erfolgreich<br />
ein Unternehmen führen, beweisen auf den folgenden Seiten das Gegenteil.<br />
Text: Petra Danhofer, Jürgen Philipp, Christine Radmayr<br />
FOTO: XXXXXXXX<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 9
COVERSTORY<br />
Zufluchtsort<br />
REISEBÜRO. Konsequent anders, so lautet das Erfolgskonzept der Fluchthelfer.<br />
Mit alten Klischees können die beiden so gar nicht. Deshalb treten die beiden Frauen<br />
gegen Online-Konkurrenz und verstaubtes Reisebüro-Image an.<br />
Tanja Mayrhofer und<br />
Barbara Hörmanseder (r.)<br />
helfen bei der Flucht aus<br />
dem grauen Alltag.<br />
10 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
Reisebüros haftet nach der<br />
öffentlichen Wahrnehmung<br />
ein etwas verstaubtes<br />
Image an. Wer das<br />
Büro der Fluchthelfer<br />
betritt, wirft sofort alle<br />
Klischees über den Jordan: Grüne Haare,<br />
Tattoos, das Duzen der Kunden, der Bürohund<br />
und ein riesiges Graffiti stechen sofort<br />
ins Auge. Hier ist auf den ersten Blick alles<br />
anders – und zwar konsequent.<br />
Gründerin Barbara Hörmanseder<br />
kann in ihrem vor vier Jahren<br />
ge gründeten Reisebüro leben, wie sie<br />
es will – authentisch –, und das<br />
kommt bei den Kunden an. „Am<br />
Anfang dachte ich, dass wir hauptsächlich<br />
junges Publikum ansprechen,<br />
doch wir bedienen alle Kundenschichten,<br />
ob jung oder alt, ob Student<br />
oder Generaldirektor.“<br />
Gleichberechtigtes Team<br />
Gerade ältere Kunden sind regelrecht<br />
fasziniert von den grünen Dreadlocks<br />
von Mitarbeiterin Tanja Mayrhofer.<br />
„Sie fragen sogar, ob man die Haare anfassen<br />
dürfe und ob man die Tattoos auch<br />
wieder abwaschen könne.“ Als Tanja auf<br />
der Suche nach einer Lehrstelle war, trug<br />
sie blaues Haar. Mit diesem Outfit bei<br />
einigen potenziellen Arbeitgebern abgeblitzt,<br />
wurde sie bei Barbara Hörmanseder<br />
vorstellig und begann ein Praktikum.<br />
Nach 14 Tagen wurde sie eingestellt, mit<br />
dem Hinweis: „Blaue Haare sind cool,<br />
grün wäre besser.“ Grün wie die CI-Farbe<br />
der Fluchthelferinnen – pardon „Fluchthelfer“<br />
–, denn von Gendern halten die<br />
beiden Reisespezialistinnen so gar nichts.<br />
„Von mir aus könnte man die Töchter aus<br />
der Hymne wieder streichen“, so Hörmanseder.<br />
Auch von einem typisch weiblichen<br />
Führungsstil will die Gründerin, die<br />
seit 14 Jahren in der Branche tätig ist,<br />
nichts wissen: „Die Branche ist generell<br />
„Von mir aus könnte<br />
man die Töchter aus der<br />
Hymne wieder streichen.“<br />
Barbara Hörmanseder<br />
frauenlastig, daher kann ich das nicht<br />
beurteilen.“ Auch Hierarchie gibt es keine,<br />
„wir sind ein gleichberechtigtes Team<br />
ohne Chefin und Untergebene“.<br />
Gegen den Online-Trend<br />
Das Outfit und die 180-Grad-Wendung<br />
der Vorstellung eines klassischen Reisebüros<br />
mögen ein Grund für den Erfolg sein;<br />
fragt man genauer nach, ist es die extreme<br />
Leidenschaft, Kunden etwas Gutes tun<br />
zu wollen. „Wir sind uns unserer Verantwortung<br />
bewusst. Die Leute wollen die<br />
schönsten Tage des Jahres verbringen und<br />
wir haben dafür Sorge zu tragen, dass das<br />
so ist.“ Deshalb verlässt man sich nur auf<br />
Reiseveranstalter, die ihre Versprechen<br />
auch halten. „Wir würden vielleicht bei<br />
manch anderen mehr Provision bekommen,<br />
aber wir wollen, dass die Leute<br />
zufrieden sind und wieder zu uns zurückkehren.“<br />
Diese Beratungskompetenz ist es,<br />
welche die Fluchthelfer nicht in das<br />
alte Klagelied des Fachhandels einstimmen<br />
lässt. Büros, die beklagen,<br />
dass sich Menschen beraten ließen,<br />
aber dann doch im Internet buchen.<br />
„Das gibt es bei uns nicht. Wenn wir<br />
die Kunden beraten, dann buchen<br />
sie auch fast immer bei uns.“ Die<br />
Bedrohung durch Online-Reisebüros<br />
sieht Hörmanseder ebenso<br />
wenig. „Wer um 300 Euro eine<br />
Woche Türkei bucht, muss sich klar<br />
sein, dass da ein Haken dran ist.“<br />
Schließlich sollte die Flucht aus dem<br />
Alltag gelingen, und dafür gibt es in der<br />
Linzer Domgasse Hilfe.<br />
Barbara Hörmanseder (32)<br />
Tanja Mayrhofer (19)<br />
Firma: Fluchthelfer.<br />
Dein Reisepartner<br />
Standort: Linz<br />
Mitarbeiter: 2<br />
Umsatz: k. A.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 11
COVERSTORY<br />
Tanja Obernberger (l.) und Julia<br />
Oswald führen gemeinsam das<br />
Wirtshaus „Die Donauwirtinnen“<br />
in Linz-Urfahr.<br />
Gründung mit zwei Unbekannten<br />
BLIND DATE. Vor drei Jahren haben die Donauwirtinnen Julia Oswald und Tanja Obernberger<br />
ihr Gasthaus eröffnet. Ein gemeinsamer Freund hat sie einander vorgestellt, drei Tage<br />
später stürzten sie sich ins Abenteuer Gastronomie.<br />
12 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
Wer in Linz den<br />
berühmten Flammkuchen<br />
essen will<br />
sowie biologische,<br />
regionale und saisonale<br />
Küche bevorzugt,<br />
ist in der Webergasse in Linz-Urfahr<br />
bei den Donauwirtinnen an der richtigen<br />
Adresse. Im Juli 2012 hat das Wirtshaus<br />
seine Pforten geöffnet. Während am Land<br />
Wirtshäuser zusperren, bekommt man<br />
bei den Donauwirtinnen ohne rechtzeitige<br />
Reservierung keinen freien<br />
Tisch. Dabei sind Julia Oswald und<br />
Tanja Obernberger eher zufällig in das<br />
Projekt hineingestolpert.<br />
Verkuppelt<br />
Obernberger arbeitete neben ihrem<br />
Probejahr als Zeichen- und Werklehrerin<br />
in der Gastronomie. Oswald<br />
wollte nach ihrem Studium der Bildhauerei<br />
und Fotografie ein Café eröffnen.<br />
Auch sie hatte Nebenjobs in der<br />
Gastronomie. Das leer stehende Lokal in der<br />
Webergasse war für ein Café zu groß, für ein<br />
Wirtshaus aber ideal. „Am Samstag hat uns<br />
ein gemeinsamer Bekannter einander vorgestellt“,<br />
erzählt Oswald, „am Dienstag haben<br />
wir den Schlüssel bekommen.“<br />
Neues wagen<br />
Das Lokal wurde zweieinhalb Monate lang<br />
saniert und umgebaut. In dieser Zeit entstand<br />
der Name „Die Donauwirtinnen“,<br />
erzählt Obernberger: „Eine Freundin hat<br />
mich in einer SMS gefragt: ‚Na, wie geht’s<br />
meiner Donauwirtin?‘ “ Auch die Idee mit<br />
den Flammkuchen wurde während der<br />
Umbauarbeiten geboren. Die beiden<br />
Frauen wollten den vorhandenen Pizzaofen<br />
nutzen. „Außerdem wollten wir zeigen,<br />
dass es auch ohne Fertigprodukte mit biologischen,<br />
regionalen und frischen Lebensmitteln<br />
sowie ohne Cola geht“, ergänzt<br />
Oswald.<br />
„Wenn Wasser aus der<br />
Wand rinnt, lernt man<br />
sich recht schnell kennen.“<br />
Tanja Obernberger<br />
Perfekte Partnerschaft<br />
Die beiden Wirtinnen lieben ihren Beruf,<br />
vor allem den Kontakt zu den Menschen.<br />
Obernberger bringt es auf den Punkt:<br />
„Wenn man jemandem ein schönes Essen<br />
hinstellt, kann man ihn im selben<br />
Moment glücklich machen.“ Ihr Unternehmen<br />
führen die beiden Frauen partnerschaftlich,<br />
Entscheidungen werden<br />
gemeinsam getroffen. „Wir sind schon<br />
froh, dass wir uns haben“, betont Oswald,<br />
„denn wenn einer die Kraft ausgeht,<br />
stemmt die andere alles allein.“ Und weil<br />
die beiden Frauen offensichtlich tagsüber<br />
noch nicht genug zusammen sind, sind<br />
sie vor kurzem in eine gemeinsame<br />
Wohnung gezogen.<br />
Männerdomäne<br />
Die Vertrauensbasis wurde während der<br />
Baustellenzeit geschaffen, sagt Obernberger:<br />
„Wenn man sagen muss: ‚Julia,<br />
da rinnt Wasser aus der Wand‘,<br />
lernt man sich schnell kennen.“ Da<br />
die eine für die andere haftet, müssen<br />
sie sich aufeinander verlassen<br />
wie auf sich selbst. Stolz sind die<br />
Donauwirtinnen, dass sie ohne<br />
Werbung vom ersten Tag an ausreserviert<br />
waren. Die Leute in der<br />
dörflichen Struktur von Alt-Urfahr<br />
wollten wissen, wer die Wirtinnen<br />
sind. Oft fragen Lieferanten nach<br />
dem Chef und sind dann überrascht,<br />
dass die Chefin schon vor<br />
ihnen steht. Mit einem Gerücht<br />
räumen die Wirtinnen übrigens auf:<br />
„Wir waren nie zu dritt!“<br />
Julia Oswald (33)<br />
Tanja Obernberger (30)<br />
Firma: Die Donauwirtinnen<br />
buntes tier OG<br />
Standort: Linz<br />
Mitarbeiter: 15<br />
Umsatz: k. A.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 13
COVERSTORY<br />
Michaela Foißner-Riegler (l.) und<br />
Nicole Reitinger teilen sich den<br />
Store-Manager-Job bei IKEA Haid.<br />
Kinder und Teilzeitkarriere unter einem Hut<br />
TEILZEIT-<strong>CHEFIN</strong>NEN. Karriere mit Kindern ist bei IKEA keine leere Floskel, sondern gelebte Realität. Und<br />
das noch dazu in einem für Österreich einmaligen Set-up. Die zwei Oberösterreicherinnen Michaela Foißner-Riegler<br />
und Nicole Reitinger teilen sich seit einem Jahr den Top-Job der Store-Managerin bei IKEA Haid.<br />
14 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
Unser Job-Sharing funktioniert<br />
optimal. In<br />
Summe bringen wir<br />
27 Jahre IKEA-Erfahrung<br />
ein“, freuen sich<br />
die Mütter von jeweils<br />
zwei Kindern. Michaela Foißner-Riegler<br />
(41) ist für die Bereiche IKEA Food,<br />
Human Resources und Customer Relation<br />
zuständig und Nicole Reitinger<br />
(38) leitet Verkauf, Logistik und<br />
Einrichtungsabteilung.<br />
Kein Platz für Starallüren<br />
„Wir ergänzen uns sehr gut, die<br />
Chemie stimmt, auch wenn wir vom<br />
Typ her recht unterschiedlich sind.“<br />
Die Idee zu diesem Teilzeit-Set-up<br />
kam von der ehemaligen Landeschefin,<br />
einer Frauenförderin mit<br />
Mut zu unkonventionellen Wegen.<br />
Eine Führungsposition in Teilzeitanstellung<br />
auszuüben, ist im Konzern<br />
keine Seltenheit. Seit März gibt es<br />
bei IKEA in Padua das gleiche Top-Job-<br />
Sharing-Modell wie in Haid.<br />
Kein Platz für Starallüren<br />
„Das Loslassen-Können und Vertrauen in<br />
die Kompetenz der anderen sind ein<br />
Muss. Kleinere Entscheidungen trifft jede<br />
für sich, größere fallen besser aus, weil wir<br />
uns beraten können. Für Finanzen und<br />
Controlling sind wir beide zuständig“,<br />
sagen die Chefinnen ohne Starallüren.<br />
Dank der Aufteilung können sie sich um<br />
ihre Hoheitsgebiete noch intensiver kümmern.<br />
„Geteilte Führung heißt aber nicht<br />
halber Erfolgsdruck oder Stress. Mit den<br />
20 Wochenstunden kommen wir nicht<br />
immer aus. Dienstag ist unser Abgleichtag,<br />
aber natürlich läuft das Telefon auch<br />
zwischendurch heiß, denn ohne schnelle<br />
Kommunikation läuft gar nichts.“<br />
„Loslassen-Können und<br />
Vertrauen in die andere<br />
sind ein Muss.“<br />
Michaela Foißner-Riegler & Nicole Reitinger<br />
Teilzeit als Standard im<br />
„unmöglichen“ Möbelhaus<br />
Die Store-Managerinnen sind für 311 Mitarbeiter<br />
verantwortlich. 70 Prozent davon<br />
sind Frauen. Zwei Drittel der Angestellten<br />
beim schwedischen Möbelhaus in Haid<br />
arbeiten in Teilzeit. Ihren Führungsstil<br />
beschreiben Foißner-Riegler und Reitinger<br />
so: „Er ist getragen von Flexibilität,<br />
hohem persönlichem Einsatz und Vertrauen<br />
in das Team.“<br />
Flexibilität ist Trumpf<br />
Beide Chefinnen haben Kinder im<br />
Schulalter oder jünger und müssen<br />
bei der Kinderbetreuung recht flexibel<br />
sein, wenn Meetings außerhalb der<br />
Dienstzeit nach ihnen rufen. „Das schaffen<br />
wir schon und sind dankbar, dass<br />
das Job-Sharing erlaubt, Karriere und<br />
viel Zeit mit den Kindern unter einen<br />
Hut zu bringen“, sagen sie. Die<br />
Großramingerin Michaela Foißner-Riegler<br />
ist studierte Handelswissenschaftlerin<br />
und Wirtschaftspädagogin.<br />
Sie war vor der<br />
Karenz Human-Resources- Managerin<br />
von IKEA Österreich. Die<br />
Innviertlerin Nicole Reitinger hat<br />
ebenfalls Handelwissenschaften<br />
studiert. Bis vor einem Jahr war<br />
sie für IKEA Business zuständig.<br />
„2014 hatten wir in Haid 1,5 Millionen<br />
Besucher. Unser Ziel ist es,<br />
das Haus am Markt noch besser<br />
zu positionieren“, zeigen sich die Store-<br />
Managerinnen ambitioniert.<br />
Michaela Foißner-Riegler (41)<br />
Nicole Reitinger (38)<br />
Firma: IKEA<br />
schwedisches Möbelhaus<br />
Standort: Haid<br />
Mitarbeiter: 311<br />
Umsatz: 28,7 Mrd. Euro (Konzern)<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 15
COVERSTORY<br />
Andrea (r.) und<br />
Gabriele Kronlachner<br />
bieten in ihrem<br />
einzigartigen Concept<br />
Store Mode für<br />
den Kleiderschrank<br />
und das Haar.<br />
Wohlfühlen mit Konzept<br />
FASHIONISTAS. Die Themen „Mode“, „Schönheit“ und „Wohlfühlen“ leben Andrea und Gabriele<br />
Kronlachner ganzheitlich. In ihrem Concept Store in Attnang-Puchheim verwöhnen die Schwestern<br />
ihre Kundinnen mit neuesten Frisuren und hochwertiger Mode.<br />
16 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
In der Römerstraße in Attnang-<br />
Puchheim steht das architektonisch<br />
reduzierte Haus mit dem<br />
schnörkellosen Schriftzug<br />
„KRONLACHNER“. Wer eintritt,<br />
fühlt sich wohl und willkommen.<br />
Rechts befindet sich das Reich von Andrea<br />
Kronlachner: der Friseursalon. Holztische,<br />
gedeckte Töne und liebevolle Dekoration<br />
lassen erahnen, dass es hier um mehr als<br />
nur einen neuen Haarschnitt geht.<br />
Die Friseurinnen haben sich neuerdings<br />
auf den Kalligraphie-Schnitt<br />
spezialisiert – eine Schnitttechnik für<br />
feines Haar.<br />
Faktor „Qualität“<br />
Im linken Teil des Concept Stores<br />
widmet sich die jüngere Schwester<br />
Gabriele hochwertiger Mode. Sie<br />
führt unter anderen österreichische<br />
Designerinnen wie Schella Kann.<br />
„Der Hauptfaktor bei mir ist Qualität“,<br />
sagt Kronlachner, „meine Mode<br />
soll uns länger begleiten.“ Darum sind ihr<br />
auch faire Bezahlung und Nachhaltigkeit in<br />
der Produktion wichtig: „Wir sind keine<br />
Grün-Gurus“, schränkt die Unternehmerin<br />
ein, „aber man spürt das alles, wenn man<br />
ein Produkt angreift, trägt und mehrmals<br />
gewaschen hat.“<br />
Anfangs vom Flohmarkt<br />
Begonnen hat die Geschichte des Concept<br />
Stores 1987 bei der Friseur-WM in Paris.<br />
Die Schwestern entdeckten, dass die hippen<br />
Pariser in den Discos Flohmarktmode aus<br />
den 1950ern trugen. Also kauften sie ebensolche<br />
Kleidung für sich ein und trugen sie<br />
zuhause zur Schau. „Unsere Freundinnen<br />
wollten dann auch solche Kleider“, erzählen<br />
die Schwestern, „also haben wir aus Paris<br />
im eigenen Auto importiert und brandaktuell<br />
in Attnang an unsere Kundinnen<br />
verkauft.“<br />
„Unsere Kundinnen<br />
tauchen bei uns in eine<br />
einzigartige Welt ein.“<br />
Gabriele Kronlachner, Kronlachner hairstylefashion<br />
Entschleunigung<br />
Mode muss für die beiden Damen im Alltag<br />
gelebt werden, nicht nur zu besonderen<br />
Anlässen. „Gepflegt aufzutreten ist eine<br />
Frage der Wertschätzung mir selbst und<br />
den anderen gegenüber“, betont Gabriele.<br />
Die Wertschätzung bringen die beiden auch<br />
ihren Kundinnen entgegen: Sie nehmen sich<br />
Zeit, Beratung wird ganz großgeschrieben.<br />
Kundinnen reisen sogar aus Wien mit der<br />
Westbahn an. Bis zu 600 Gäste kommen zu<br />
den Kronlachner-Modeschauen in Industriehallen,<br />
im Lentos oder Museum Angerlehner.<br />
„Allein das Herfahren nach Attnang<br />
hat schon mit Entschleunigung zu tun“, sagt<br />
Gabriele Kronlachner.<br />
Respekt und Vertrauen<br />
Sie ist überzeugt: Attnang sei nicht „der<br />
Megastandort“, aber wo man heute eine<br />
gute Sache mache, sei unerheblich. Außerdem<br />
sei die Bevölkerung im Bezirk Vöcklabruck<br />
kaufkräftig und offen. Ans Aufhören<br />
denken die Schwestern noch<br />
nicht. „Ich halte es da wie Karl Lagerfeld“,<br />
sagt Andrea, „wenn die Arbeit<br />
Spaß macht, dann will man damit<br />
nicht aufhören.“ Da beide Frauen kinderlos<br />
sind, stellen sie dennoch schon<br />
die Weichen für die Zukunft: Es gibt<br />
Mitarbeiterinnen, die das Geschäft<br />
weiterführen können und wollen. Das<br />
Rezept für ihre erfolgreiche unternehmerische<br />
Partnerschaft sehen die<br />
Frauen ganz klar: „Wir sind verschiedene<br />
Persönlichkeiten, die sich ideal<br />
ergänzen. Die Basis sind Respekt, Vertrauen<br />
und das Gespräch suchen.“<br />
Andrea Kronlachner (58)<br />
Gabriele Kronlachner (55)<br />
Firma: Kronlachner<br />
hairstylefashion<br />
Standort: Attnang-Puchheim<br />
Mitarbeiter: 8<br />
Umsatz: k. A.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 17
COVERSTORY<br />
Doris (l.) und Christa<br />
Seipl haben das vom Vater<br />
gegründete Autohaus<br />
mit Jahresbeginn<br />
übernommen.<br />
Ein Herz für Autos<br />
AUTOHANDEL. Die Schwestern Christa und Doris Seipl leben einen echten Bubentraum.<br />
Ihnen gehört das vom Vater gegründete Autohaus voll edler Karossen. Als typisch für einen weiblichen<br />
Führungsstil sehen die Schwestern die hohe Kommunikationsbereitschaft.<br />
18 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
COVERSTORY<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
Zig-Tausende PS, glänzender<br />
Lack und der Geruch von<br />
edlem Leder: Das ist Alltag<br />
für die Schwestern Christa<br />
und Doris Seipl. Alltag und<br />
gleichzeitig Leidenschaft<br />
von Kindesbeinen an. Davon zeugt ein Bild,<br />
das die beiden im zarten Kindesalter auf<br />
einem roten Jaguar E-Type sitzend zeigt.<br />
„Natürlich haben wir auch mit Puppen<br />
gespielt, hatten aber gleichzeitig eine<br />
Carrera-Rennbahn im<br />
Kinderzimmer stehen<br />
und waren bei Formel-<br />
1-Rennen in Zeltweg<br />
und Hockenheim“, verrät<br />
Doris Seipl aus ihrer<br />
Kindheit. Die 42-Jährige<br />
teilt sich mit ihrer vier<br />
Jahre jüngeren Schwester<br />
Christa die Geschäftsführung<br />
im Autohaus<br />
Doris Seipl<br />
Seipl. Doris ist „das<br />
Sprachrohr nach außen“,<br />
sprich für den Verkauf<br />
zuständig. Christa zeichnet für Finanzen,<br />
IT und Administration verantwortlich. „Die<br />
Aufteilung Front- bzw. Backoffice hat sich<br />
ganz natürlich herausgebildet und passt gut<br />
zu unserer Persönlichkeit, zudem ist die<br />
Verantwortung auf zwei Schultern aufgeteilt“,<br />
erklärt Christa Seipl.<br />
Vom Auto-Virus infiziert<br />
Seit 1.1.2015 sind die beiden zudem auch<br />
Inhaberinnen, denn Vater Florian Seipl<br />
zog sich aus dem operativen Geschäft<br />
„Natürlich haben wir auch mit Puppen<br />
gespielt, hatten aber gleichzeitig eine Carrera-Rennbahn<br />
im Kinderzimmer stehen.“<br />
zurück. „Der Papa ist nach wie vor aktiv,<br />
er kennt fast alle Kunden persönlich.“<br />
Und auch die dritte Generation meldet<br />
sich bereits zu Wort. Doris Seipls 4-jährige<br />
Tochter kündigte bereits an, dass sie<br />
gleich nach dem Kindergarten Mama<br />
und Tante beim Arbeiten helfen will. Die<br />
Jaguar-Figuren werden von der Kleinen<br />
bereits von weitem gesichtet, und auch<br />
der familiäre Kennerblick hat sich auf sie<br />
übertragen: Nur dort, wo eine Raubkatze<br />
drauf ist, ist auch ein echter Jaguar<br />
„drin“. Mittlerweile ist das Autohaus<br />
Seipl zum größten Jaguar- und Land-<br />
Rover-Center in Oberösterreich angewachsen.<br />
Auch Fahrzeuge der Marken<br />
„Suzuki“ und „Volvo“ werden verkauft.<br />
Der Auto-Virus hat die ganze Familie<br />
gepackt. Kein Wunder, ist das Elternhaus<br />
doch in das Autohaus integriert. Die<br />
Werkstatt und der Schauraum wurden so<br />
zum erweiterten Kinderzimmer für die<br />
beiden Schwestern.<br />
Weibliche<br />
Kommunikationskunst<br />
Auch wenn den beiden Schwestern der<br />
Autohandel in die Wiege gelegt wurde,<br />
hatten sie freie Berufswahl. Nach dem<br />
Studium kehrten sie wieder in den<br />
Betrieb zurück, so ganz ohne Autos ging<br />
es dann doch nicht. Doris ist seit 1995,<br />
Christa seit 2000 im Autohaus tätig.<br />
„Viele der zahlreichen Stammkunden<br />
kennen uns von klein auf.“ Selbstverständlich<br />
auch die teils<br />
langjährigen Mitarbeiter.<br />
Aus den Seipl-<br />
Kindern wurden so<br />
über die Jahre ihre<br />
heutigen Chefinnen.<br />
Die Beziehung zu den<br />
Mitarbeitern ist den<br />
beiden Schwestern<br />
jedenfalls besonders<br />
wichtig. Ihren Führungsstil<br />
charakterisieren<br />
sie so: „Den Frauen<br />
wird nachgesagt, dass<br />
sie kommunikativer sind und das trifft<br />
auf uns sicher zu. Wir reden mehr mit<br />
den Leuten“, schließt Doris Seipl.<br />
Christa Seipl (38)<br />
Doris Seipl (42)<br />
Firma: Autohaus Seipl GmbH<br />
Standort: Leonding<br />
Mitarbeiter: 28<br />
Umsatz: 19 Mio. Euro<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 19
WIRTSCHAFT<br />
Die „Superflex-Managerin“<br />
Auszeichnung. Die VKB-Bank bittet alle zwei Jahre erfolgreiche Frauen in<br />
Führungspositionen vor den Vorhang. 2014 wurde Oberösterreichs Apothekerkammer-<br />
Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr ausgezeichnet. Die Mutter von drei Kindern ist<br />
Akademikerin, Unternehmerin und Funktionärin in einer Person.<br />
Die „Managerin des Jahres“ ist Mutter von<br />
drei Kindern, Akademikerin, Unternehmerin,<br />
Funktionärin und Präsidentin<br />
der OÖ. Apothekerkammer. Es ist daher wenig<br />
verwunderlich, dass Ulrike Mursch-Edlmayr das<br />
Motto „Flexibilität ist Trumpf“ als wichtiges Kriterium<br />
nennt, wenn es um Frauen in Führungspositionen<br />
geht. Eigentlich wollte die Inhaberin<br />
einer Apotheke Skirennläuferin werden. Aber da<br />
machten ihr die Eltern einen Strich durch die<br />
Rechnung und Frau Mursch-Edlmayr studierte<br />
Pharmazie in Innsbruck. „Ich interessiere mich<br />
sehr für Naturwissenschaften“, betont die<br />
„Superflex-Managerin“, die später das Glück<br />
hatte, ihr erstes Kind mit zur Arbeit nehmen zu<br />
dürfen. „Nicht jede Frau hat diese Chance. Ich<br />
bin sehr froh darüber, dass ich Zeit meines<br />
Berufslebens die Möglichkeit genutzt habe,<br />
Familie und Job unter einen Hut zu bekommen“,<br />
sagt Mursch-Edlmayr.<br />
VKB-Generaldirektor<br />
Christoph Wurm übergab<br />
Ulrike Mursch-Edlmayr<br />
die Sieger-Skulptur.<br />
Entschlossenheit<br />
Heute führt die Unternehmerin<br />
mit der „Steyrtalapotheke“ in<br />
Neuzeug einen Musterbetrieb,<br />
der sich als Nahversorger in allen<br />
Gesundheitsfragen etablieren<br />
konnte, obwohl der Standort<br />
zunächst nicht als ideal eingestuft<br />
wurde. Aller Skepsis zum<br />
Trotz ging Mursch-Edlmayr mit<br />
Entschlossenheit ihren Weg und<br />
hatte Erfolg. „Nichts zu riskieren,<br />
wäre mir viel zu riskant“ lautet<br />
nicht umsonst ihr Leitspruch.<br />
Diese Einstellung, kombiniert<br />
mit den Fähigkeiten, von anderen<br />
Menschen lernen und ihnen<br />
gut zuhören zu können, Informationen<br />
zu nutzen und ungewöhnliche<br />
Ideen einzubringen, sind die Geheimnisse<br />
des Erfolges der „Managerin des Jahres“.<br />
Vorzeige-Unternehmen<br />
In der eigenen Apotheke stellt sie als Chefin<br />
ihrem Team, das derzeit aus 16 Mitarbeiterinnen<br />
besteht, flexible Teilzeitmodelle zur Verfügung.<br />
Frauen und Männer erhalten gleiche Löhne.<br />
Für Karenz-Wiedereinsteigerinnen gibt es<br />
besonders familiengerechte Angebote. Manche<br />
Mitarbeiterinnen starten beispielsweise mit nur<br />
einem Samstagvormittag in der Woche. „Als<br />
Chefin hat man eine große Verantwortung den<br />
Mitarbeiterinnen gegenüber“, betont Mursch-<br />
Edlmayr.<br />
VKB-Bank ist stolz auf Netzwerk<br />
Mursch-Edlmayr reiht sich in die Riege erfolgreicher<br />
und außergewöhnlicher Frauen ein. Vor<br />
17 Jahren wurde unter Federführung der VKB-<br />
Bank die erste „Managerin des Jahres“ gewählt.<br />
Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. „Als<br />
re gionales Bankhaus sehen wir es<br />
auch als Aufgabe, gesellschaftspolitische<br />
Verantwortung zu übernehmen.<br />
Und dazu gehört für<br />
mich auch, alle zwei Jahre nach<br />
der Managerin des Jahres im<br />
Land zu suchen“, betont Christoph<br />
Wurm, Generaldirektor der<br />
VKB-Bank. Aus seiner Sicht geht<br />
es nicht nur um die Auszeichnung.<br />
Unsere Preisträgerinnen<br />
sind Powerfrauen, die weiterhin<br />
ihren Weg erfolgreich gehen und<br />
die sich auch untereinander<br />
vernetzt haben. „Es hat sich ein<br />
Power-Netzwerk gebildet, das<br />
seinesgleichen sucht“, betont<br />
Wurm. ■<br />
FOTOS: VKB<br />
20 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
DER AWARD<br />
Ulrike Mursch-Edlmayr<br />
wurde 2014 zur neunten<br />
„Managerin des Jahres“<br />
gewählt. 1998 gewann<br />
Christine Hödlmayr-<br />
Gammer, 2000 folgte<br />
Ingeborg Rauchberger,<br />
2002 Margund Lössl,<br />
2004 Viktoria Tischler,<br />
2006 Gertrude Schatzdorfer,<br />
2008 Christine<br />
Haiden, 2010 war es<br />
Ingrid Trauner sowie<br />
2012 Anette Klinger. Die<br />
Siegerinnen haben auch<br />
ein erfolgreiches Frauennetzwerk<br />
gegründet.<br />
FOTO: XXXXXXXX<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 21
Der Erfolg von SHT<br />
MARKTFÜHRER. SHT ist der Großhändler für Sanitär, Heizung und Installationstechnik. Als<br />
Markt- und Innovationsführer bietet SHT ihren Installateur-Kunden ein Service, das begeistert,<br />
ein bestens ausgebautes Vertriebsnetz und modernste E-Business- und Logistik-Lösungen.<br />
SHT hat für ihre Kunden<br />
zahlreiche Bäder-Schauräume<br />
eingerichtet.<br />
Die SHT Haustechnik AG ist der<br />
Nr.-1-Partner für Sanitär, Heizung<br />
und Installationstechnik.<br />
Mit mehr als 3.500 Kunden und einem<br />
Warensortiment von über 580.000 Artikeln<br />
hat sich SHT zum führenden<br />
Großhandelspartner für Installateure in<br />
Österreich entwickelt. Im Jahr 2013<br />
erreichte SHT mit 860 Mitarbeitern in<br />
Österreich und der Slowakei einen<br />
Jahresumsatz von 307 Millionen Euro.<br />
SHT ist Teil des Frauenthal Konzerns,<br />
der an der Wiener Börse gelistet ist.<br />
Bäderparadiese<br />
Konsumenten kennen SHT vor allem<br />
durch die Bäderparadies-Schauräume.<br />
Hier zeigt SHT unzählige Möglichkeiten<br />
für die Badgestaltung auf. Ambitionierte<br />
Beratung und modernste Planungs-<br />
Software sind dabei selbstverständlich.<br />
Basis für den Erfolg<br />
Die Vielfalt an herausragenden Leistungen<br />
macht SHT zum Branchen leader:<br />
ein umfassendes und unvergleichliches<br />
Produktsortiment, ein starkes Servicenetz,<br />
kundenorientierte, topmoderne<br />
IT-Lösungen, Vorsprung bei der Logistik<br />
und permanente Innovationen. Zahlreiche<br />
Auszeichnungen bestätigen diesen<br />
Weg eindrucksvoll.<br />
Für den Fachmann<br />
Installateure schätzen die preisgekrönte<br />
Logistik, die große Auswahl und die<br />
persönliche Betreuung. Fixer Bestandteil<br />
im Geschäftsalltag von SHT-Kunden<br />
sind zudem die zahlreichen praktischen<br />
E-Business-Lösungen.<br />
22 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
ZUR PERSON<br />
Beatrix Pollak,<br />
geb. am 10. März 1970.<br />
1989 Reico HandelsgmbH,<br />
1999 Geschäftsleitung<br />
Reico HandelsgmbH,<br />
2003 SHT Haustechnik<br />
AG, 2006 Vice<br />
President strategischer<br />
Einkauf SHT Haustechnik<br />
AG, 2009 Vorstand<br />
SHT Haustechnik AG.<br />
Hobbys: Reisen, Skifahren,<br />
geselliges Genießen.<br />
ANZEIGE FOTOS: SHT / OLIVER WOLF<br />
Beatrix Pollak, Vorstandssprecherin<br />
von SHT, im Interview:<br />
„Partner mit Mehrwert“ ist die Botschaft<br />
der SHT Haustechnik AG. Was<br />
können sich Kunden davon erwarten?<br />
Pollak: Unser Anspruch in der Kundenbetreuung<br />
ist ein Mehr an Ambition,<br />
ein Mehr an Präzision und ein<br />
Mehr an Fairness. Wir sind der Großhändler,<br />
der sich in allen Leistungen<br />
vom Durchschnitt abheben möchte.<br />
Das funktioniert mit einer perfekten<br />
Infrastruktur, mit innovativen Leistungen<br />
und mit begeisterten Mitarbeitern,<br />
die bereit sind, stets mehr zu bieten.<br />
Diese individuelle Betreuung durch<br />
das SHT-Team und Investitionen für<br />
mehr Kundennutzen sind der Kern<br />
unseres hohen Servicegrades.<br />
Was sind Ihre Aufgaben bei SHT?<br />
Pollak: Mein Kollege Wolfgang Knezek<br />
und ich bilden das Vorstandsteam der<br />
SHT. Zu meinen Aufgaben gehören<br />
Vertrieb, Marketing, Business Development,<br />
Produktmanagement, strategischer<br />
Einkauf, Kommunikation und die<br />
1a-Installateure. Als Sprecherin des<br />
Vorstandes vertrete ich Entscheidungen<br />
des Unternehmens nach außen.<br />
Wie würden Sie Ihren Führungsstil<br />
beschreiben?<br />
Pollak: Ich führe sehr unterschiedliche<br />
Teams mit sehr unterschiedlichen<br />
Aufgaben. Das Verbindende sind der<br />
„Als Leitbetrieb setzen<br />
wir auf Qualität &<br />
Innovation.“<br />
Beatrix Pollak<br />
ambitionierte Einsatz jedes Einzelnen<br />
und der Wunsch, positive Veränderungen<br />
für das Unternehmen mitzugestalten.<br />
Bei meiner Führungsarbeit<br />
setze ich auf die Definition klarer Ziele,<br />
proaktives Auftreten, eine offene<br />
und konstruktive Gesprächskultur, ein<br />
gutes Gespür für Menschen und Feedback.<br />
Wie professionelles Leadership<br />
funktioniert, habe ich im Laufe meiner<br />
Karriere bei SHT erfahren.<br />
SHT ist ein Unternehmen mit hoher<br />
sozialer Verantwortung. Auf welche<br />
Initiativen sind Sie besonders stolz?<br />
Pollak: Soziale Kompetenz zu zeigen,<br />
hat bei SHT Tradition. Denn wer wirtschaftlich<br />
erfolgreich ist, hat auch Verantwortung<br />
für die zu tragen, die Hilfe<br />
benötigen. Viel Aufmerksamkeit haben<br />
die SHT-Hochwasseraktionen für<br />
Österreich und Südosteuropa erregt,<br />
oder das Engagement für die<br />
Schmetterlingskinder und für den<br />
Verein „Lebensart“. Aber auch das<br />
Wohl un serer eigenen Mitarbeiter liegt<br />
uns am Herzen. So gibt es bei SHT viele<br />
Initiativen für eine ausgeglichene<br />
Work-Life-Balance, Gesundheit und<br />
Nachhaltigkeit.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 23
ZUR PERSON<br />
INTERVIEW<br />
Michaela<br />
Reifetshammer<br />
gründete 2007 die<br />
DER KREATIV CLOU<br />
Werbe GmbH mit Sitz<br />
in Geboltskirchen. „Wir<br />
sind eine bodenständige<br />
Werbeagentur, die<br />
Strategie und Design<br />
vereint“, sagt Reifetshammer.<br />
Ihre Kunden<br />
schätzen vor allem<br />
die fachliche Beratung<br />
und die ehrliche Handschlagqualität.<br />
In die<br />
Selbstständigkeit ist<br />
sie „hineingestolpert“.<br />
Heute betreibt sie ihre<br />
Profession mit Leidenschaft:<br />
„Ich will und<br />
kann mir nichts anderes<br />
mehr vorstellen!“<br />
„NEUROMARKETING UND<br />
GEILES DESIGN“<br />
Werbeagentur. Michaela Reifetshammer<br />
gründete als „Ein-Frau-Unternehmen“ ihre Werbeagentur DER KREATIV CLOU. Seither ist<br />
das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Ein Gespräch über Startschwierigkeiten,<br />
Erfolgsgeheimnisse und gute Werbung.<br />
ANZEIGE FOTOS: NICOLE WAGENEDER / <strong>CHEFIN</strong>FO<br />
24 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
INTERVIEW<br />
Sympathisch, erfolgreich, zielstrebig:<br />
Mi chaela Reifetshammer betreibt mit Leidenschaft<br />
und Professionalität ihre Werbeagentur<br />
„DER KREATIV CLOU“. Im Interview<br />
erzählt sie ihre Geschichte von Einzelunternehmertum<br />
bis zur über die Landesgrenzen erfolgreichen<br />
Agentur.<br />
Warum sind Sie Unternehmerin geworden?<br />
Michaela Reifetshammer: Mit einer blauäugigen<br />
„Dann mach ich es selbst“-Einstellung,<br />
als es Veränderung in der ehemaligen Firma gab.<br />
Allerdings habe ich mir das ganz anders vorgestellt.<br />
Es war schwierig, Fuß zu fassen und<br />
Kunden von sich zu überzeugen. Ich war ja auch<br />
noch ziemlich jung.<br />
Wollten Sie immer schon eine<br />
Werbeagentur gründen?<br />
Michaela Reifetshammer: Nein, nicht wirklich!<br />
Anfänglich wollte ich nicht mal diesen Beruf<br />
erlernen. Und jetzt? Ich könnte mir nichts anderes<br />
mehr vorstellen: Selbstbestimmtes Arbeiten,<br />
Hineindenken in ein Produkt oder eine Dienstleistung,<br />
Dinge von Grund auf zu hinterleuchten<br />
und mit diesem Wissen, eine Strategie zu entwickeln<br />
- das ist zu meiner Leidenschaft geworden.<br />
Wie haben Sie die<br />
Anfangsschwierigkeiten gemeistert?<br />
Michaela Reifetshammer: Mit viel Hartnäckigkeit,<br />
ein wenig Geduld - obwohl ich in dieser Hinsicht<br />
nicht so berühmt bin - und natürlich auch<br />
ein wenig Glück. Denn man muss auch die richtigen<br />
Kunden und Mitarbeiter zur richtigen Zeit<br />
bekommen.<br />
Was zeichnet Ihren Führungsstil aus?<br />
Michaela Reifetshammer: Ich schätze<br />
Perfektion bis ins kleinste Detail<br />
und setze ganz stark auf Produktivität<br />
mit Platz für künstlerische Entfaltung.<br />
Aber das heiligste Gut ist mir das<br />
Betriebsklima. Denn wenn die Arbeit<br />
keinen Spaß macht, bin nicht mal ich<br />
als Chefin motiviert und kreativ.<br />
Was ist die größte Herausforderung<br />
als Agenturchefin?<br />
Michaela Reifetshammer: Ein<br />
Team so zu erstellen und zu führen,<br />
dass trotz wachsender Mitarbeiterzahl<br />
die hohen Ansprüche an<br />
Qualität und Arbeitsweise erhalten<br />
„Das heiligste<br />
Gut ist mir das<br />
Betriebsklima.<br />
Wenn die Arbeit<br />
keinen Spaß macht,<br />
bin nicht mal<br />
ich als Chefin<br />
motiviert und<br />
kreativ.“<br />
Michaela Reifetshammer<br />
Kreativ-Zentrale: Michaela<br />
Reifetshammer in den Agentur-Räumlichkeiten<br />
in<br />
Geboltskirchen.<br />
bleiben. Dazu gehören ein gewisses Fingerspitzengefühl,<br />
Schwächen und Stärken des Mitarbeiters<br />
zu erkennen und diese richtig einzusetzen.<br />
Worin unterscheidet sich<br />
Ihre Agentur von anderen?<br />
Michaela Reifetshammer: Die Kombination<br />
aus Neuromarketing und geilem, zielgruppengerechtem<br />
Design. Neuromarketing ist dabei<br />
unser strategisches Werkzeug. Es geht darum,<br />
mit den Eindrücken des Unterbewusstseins<br />
zu spielen. Niemand von uns kann in alltäglichen<br />
Situationen erklären, warum er sich bei<br />
zwei sehr ähnlichen Produkten von einem mehr<br />
angezogen fühlt. Bewusst und unbewusst wahrgenommene<br />
Botschaften machen eine durchdachte<br />
und erfolgreiche Werbung aus.<br />
Welche Kunden betreuen Sie?<br />
Michaela Reifetshammer: Quer durch die<br />
Bank - es gibt keine Branche, in der wir speziell<br />
tätig sind. Jeder Kunde ist individuell und<br />
genau darauf stellen wir uns ein. Wir versetzen<br />
uns in die jeweilige Zielgruppe, um sie optimal<br />
ansprechen zu können.<br />
Warum bleiben Ihnen Kunden treu?<br />
Michaela Reifetshammer: Unsere Kunden<br />
schätzen das Persönliche und unsere regionaltypische<br />
Handschlagqualität. Es muss ja<br />
nicht immer alles „über fünf Ecken gehen“ und<br />
umständlich abgewickelt werden.<br />
Was macht erfolgreiche Werbung heute aus?<br />
Michaela Reifetshammer: Es braucht eine<br />
schlagkräftige Vereinigung mehrerer Kanäle, die<br />
vom Produktdesign über klassische Printprodukte<br />
bis zu Social Media reichen können - ganz<br />
spezifisch auf den Kunden und seine<br />
Zielgruppe abgestimmt. Provokant<br />
formuliert: Geniale und kreative<br />
Agenturen sind „tot“, wenn sie nicht<br />
mit der Zeit gehen und es nicht schaffen,<br />
die digitale mit der herkömmlichen<br />
Werbewelt zu verschmelzen.<br />
Worauf sind Sie stolz?<br />
Michaela Reifetshammer: Das „DER<br />
KREATIV CLOU„ WerbeGmbH das ist<br />
was er ist, von meinem Start als „Einfrau-<br />
und Null-Kunden-Unternehmen“<br />
bis heute. Es hört sich zwar an wie eine<br />
Floskel, doch ich würde nichts anders<br />
machen und darauf bin ich stolz.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 25
KARRIERE<br />
Der Traum von Hollywood<br />
Märchen. Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Die Oberösterreicherin Pia<br />
Niederwimmer hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Seit Jahren lebt und arbeitet sie in<br />
der Traumfabrik Hollywood. Die Nabelschnur nach Hause ist trotzdem nicht durchtrennt.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
Wenn sie Kombucha kauft, muss sie<br />
ihre ID-Card herzeigen. Das Getränk<br />
enthält immerhin 0,5 % Alkohol.<br />
Glauben Sie nicht? Doch, in Hollywood ist das<br />
Pia Niederwimmer schon mehrmals passiert.<br />
Dort lebt und arbeitet die 35-jährige Oberösterreicherin<br />
seit vier Jahren. Während wir bei<br />
Pendlern an den täg lichen Stau auf B 127 und<br />
A 7 denken, hat Pendeln für sie extreme Dimensionen.<br />
Die Self-made-Unternehmerin pendelt<br />
zwischen Los Angeles und Ahorn. Dort lebt ihre<br />
Familie. Seit einigen Monaten pendelt sie auch<br />
noch in die Steiermark, weil dort ihr Herzbube<br />
zu Hause ist.<br />
Global vernetzt<br />
2011 ist Niederwimmer fix nach Hollywood<br />
übersiedelt. Sie arbeitet als Journalistin und Synchronsprecherin,<br />
hin und wieder auch als Schauspielerin.<br />
Ihre Auftraggeber sind über die ganze<br />
Welt verteilt. Aktuell läuft bei uns ein Werbespot<br />
für Bona Holzlacke, dem die Oberösterreicherin<br />
ihre Stimme lieh. „Das war eine spannende<br />
Geschichte“, schildert die Auswanderin, „denn<br />
ich habe in meinem Tonstudio in L.A. aufgenommen,<br />
der Kunde saß in Deutschland, zwei Tonstudios<br />
in Dänemark waren beteiligt und die<br />
Agentur saß in Schweden. Wir haben das trotzdem<br />
innerhalb von zwei Stunden abgewickelt.“<br />
„In Stil und<br />
Eleganz sind wir<br />
Europäer den<br />
Amerikanern weit<br />
voraus. Zum Beispiel<br />
beim Essen:<br />
Da steckt noch<br />
der Cowboy in<br />
ihnen.“<br />
Pia Niederwimmer<br />
Synchronstimme<br />
Demnächst bringen die Bavaria Filmstudios<br />
die Zeichentrickserie „Hexe Lilli“ heraus,<br />
darin hat Niederwimmer mehrere Figuren<br />
synchronisiert. In den deutschen Versionen<br />
der Videospiele „Monster High“ und „Barbie“<br />
sowie in zahlreichen App-Spielen ist die<br />
Oberösterreicherin zu hören. Außerdem<br />
arbeitet sie als Hollywood-Reporterin für<br />
diverse österreichische Medien. Einige PR-<br />
Kunden in Österreich betreut sie von Hollywood<br />
aus, wie die Naturfabrik Ahorn, die<br />
Baumeister-Vereinigung ABAU und neu den<br />
Wildpark Altenfelden.<br />
Kindheitstraum erfüllt<br />
Die gebürtige Grieskirchnerin hat sich einen<br />
Kindheitstraum erfüllt. Schon als junges<br />
Mädchen interessierte sie sich für Schauspielerei.<br />
„Ich wollte mir das einfach einmal<br />
anschauen“, erzählt sie, „zu meinem<br />
30. Geburtstag habe ich mir dann zweieinhalb<br />
Monate Hollywood mit Schauspielunterricht<br />
in einem Top-Studio geschenkt.“<br />
Ein Jahr darauf war sie erneut für ein halbes<br />
Jahr in L.A. Der Gedanke „Wow, ich werde<br />
jetzt der große Hollywoodstar“ hat sie dabei<br />
nie geleitet: „Das wäre ja lächerlich! Bei mir<br />
waren es Neugier und Abenteuer.“<br />
FOTO: JUN TOLIBAO<br />
26 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
KARRIERE<br />
ZUR PERSON<br />
Pia Niederwimmer (35)<br />
ist in Scharten und<br />
Ahorn aufgewachsen.<br />
Sie arbeitete bei einem<br />
oö. Radiosender und<br />
einer Filmfirma in Wien,<br />
wo sie das ÖVP-Regierungsteam<br />
betreute.<br />
5 Jahre lang führte sie<br />
ein Linzer Lokal. Danach<br />
begann ihre Laufbahn<br />
als selbstständige<br />
Sprecherin und PR-<br />
Managerin. Seit 2011<br />
lebt und arbeitet Niederwimmer<br />
in Hollywood.<br />
FOTO: EDWARD OLESCHAK<br />
Zu Hause in L.A.<br />
Am meisten vermisst Niederwimmer ihre<br />
Familie und die Weihnachtsstimmung:<br />
„Ich hasse Weihnachten in L.A. Da<br />
scheint die Sonne, es ist heiß. Als Österreicherin<br />
hat man halt gerne Winter<br />
Wonderland und Weihnachtskitsch.<br />
Zweimal bin ich deshalb am 23. Dezember<br />
schon heimgeflogen.“ Faszinierend<br />
findet sie einiges an Hollywood, zum Beispiel<br />
das Lebensgefühl: „Wenn ich rüberfliege,<br />
fühle ich mich nach zwei Sekunden<br />
genauso zu Hause wie in Österreich.<br />
Es ist diese Weltoffenheit, du kannst einfach<br />
sein, wer du bist.“<br />
Konzentrierte Kreativität<br />
Im Pyjama ins Café oder am Vormittag<br />
in High Heels und Abendkleid – das ist<br />
in Hollywood keinen erstaunten Blick<br />
wert. Unsere Klischees über die USA<br />
stimmen. Trends verirren sich mit jahrelanger<br />
Verspätung nach Österreich. Und<br />
Hollywood ist der Ort mit dem dichtesten<br />
Kreativpotenzial der Welt, sagt die<br />
Unternehmerin: „Keiner schämt sich,<br />
einer normalen Arbeit nachzugehen,<br />
von der er leben kann. Es ist völlig<br />
normal, dass der Taxifahrer eigentlich<br />
Schriftsteller und jeder Kellner Schauspieler<br />
ist. Es ist normal, weil jeder weiß,<br />
wie hart es ist.“<br />
Nichts erwarten<br />
Die sprichwörtliche Freundlichkeit der<br />
Amerikaner mit ermunterndem Schulterklopfer<br />
hilft zwar, man darf aber nicht<br />
erwarten, dass einen als Neuankömmling<br />
jemand unterstützt. Niederwimmer erinnert<br />
sich: „Du kommst mit zwei Koffern<br />
an, fängst komplett von vorne an, musst<br />
dich mit viel Bürokratie herumschlagen<br />
und das Bankensystem erst einmal durchschauen.“<br />
Ohne Eigeninitiative und harte<br />
Arbeit gehe es nicht. „Ich hatte aber den<br />
Vorteil, dass ich meine Auftraggeber für<br />
die Sprechertätigkeit schon mitnehmen<br />
konnte“, gibt sie zu.<br />
Österreichische Ladys<br />
Niederwimmer zieht den Hut vor dem<br />
Biss der Leute in Hollywood. In den Tag<br />
hinein lebe dort niemand, jeder habe ein<br />
Ziel, für das er hart arbeite: „Die Schauspieler<br />
nehmen zusätzlich zu ihrem Job<br />
zweimal die Woche Schauspielunterricht<br />
und investieren mehrere Stunden pro<br />
Tag in Auditions.“ Wer etwas erreicht<br />
hat, zeige daher mit Stolz seinen Reichtum.<br />
Für Österreicher ist Hollywood<br />
überhaupt ein gutes Pflaster. Es gibt<br />
Österreicher-Treffen, und allein der<br />
„Ladies Club“ zählt 40 Powerfrauen aus<br />
Österreich als Mitglieder. Dank Arnold<br />
Schwarzenegger verwechselt man in L.A.<br />
Austria auch nicht mit Australia.<br />
Glaube im Alltag<br />
Einen der Gründe, warum sie sich in<br />
Hollywood so wohl fühlt, glaubt Niederwimmer<br />
genau zu kennen: „Mir ist<br />
mein Glaube sehr wichtig, er ist mein<br />
Leitfaden.“ Auf ihrer Website weist sie<br />
dezidiert auf ihre christliche Erziehung<br />
hin. In Europa ein Punkt für die Rubrik<br />
„Privatsache“. Doch in den USA ist Religion<br />
in den Alltag integriert. „Ich habe<br />
drüben eine tolle, typische Hollywood-<br />
Kirche“, ergänzt Niederwimmer, „der<br />
Pfarrer hat mehr Tattoos als Kid Rock,<br />
ist verheiratet und hat drei Kinder. Er<br />
predigt: ‚Keinen Sex vor der Ehe‘. Und<br />
natürlich spielt bei der Messe eine<br />
Rockband.“ Da kommt es dann schon<br />
einmal vor, dass ein Freund beim<br />
Verabschieden fragt: „Wie kann ich für<br />
dich beten?“ ■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 27
Michaela Ruß leitet<br />
seit 2011 die Kursana<br />
Residenz für Senioren<br />
in Linz-Urfahr.<br />
Gekommen, um zu bleiben<br />
Letzte Station. Sie will ihren Job bis zur Pension unbedingt behalten:<br />
Michaela Ruß (52) leitet seit 2011 die Kursana Residenz für Senioren in Linz-Urfahr<br />
und freut sich jeden Tag darauf, dass sie in die Arbeit gehen darf.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
Über die Gastronomie ist Michaela<br />
Ruß in den Pflegebereich gekommen.<br />
16 Jahre lang arbeitete sie in<br />
München, zehn davon war sie für mehrere<br />
McDonald’s-Filialen verantwortlich.<br />
Dann baute sie in Bad Wimsbach-Neydharting<br />
ein Kur- und Reha-Hotel auf. Seit<br />
2011 ist Ruß Direktorin der Kursana<br />
Residenz Linz-Donautor, die individuelle<br />
Wohn- und Pflegeformen für Senioren<br />
bietet. 145 Bewohner genießen in dem<br />
privat geführten Haus Hotelstandard und<br />
bei Bedarf die hauseigene Pflege. „Ich bin<br />
sehr glücklich, dass ich diesen Job habe<br />
und gebe ihn nicht mehr her“, lacht die<br />
Direktorin, „ich freue mich jeden Tag in<br />
der Früh beim Aufstehen, dass ich in die<br />
Arbeit gehen darf.“ Besser könne es nicht<br />
mehr werden.<br />
Positive Energie<br />
Ruß lobt das gute Betriebsklima im Haus.<br />
Die meisten der 70 Pflegekräfte sind schon<br />
länger als zehn Jahre dabei. „Als ich das<br />
erste Mal hereingekommen bin, habe ich<br />
schon gespürt, dass mir positive Energie<br />
entgegenkommt“, erinnert sich die Leiterin,<br />
„bei uns wird viel gelacht. Es kommt sehr<br />
viel zurück von den Bewohnern.“ Für die<br />
vielen Aktivitäten im Haus – Veranstaltungen,<br />
Gedächtnistraining und Feste – seien<br />
die Bewohner sehr dankbar. Ruß betont,<br />
dass man in ihrer Position kein kalter Manager<br />
sein kann. Die Zahlen seien zwar wichtig,<br />
aber es brauche viel Menschlichkeit.<br />
Denn in der Pflege brauche es viel Liebe<br />
zum Beruf. „Er ist anstrengend“, betont Ruß,<br />
„und die Leute brauchen auch jemanden<br />
zum Reden. Diese Zeit nehme ich mir oft.“<br />
Lebensabend<br />
Die Meinung, die Kursana Residenz sei<br />
nur für betuchte Senioren leistbar, lässt<br />
Ruß nicht gelten: „Wir haben schon oft<br />
Vergleichsrechnungen angestellt und sind<br />
draufgekommen, dass wir nicht teurer<br />
sind als eine 24-Stunden-Pflege zu Hause.“<br />
Der Vorteil der Seniorenresidenz:<br />
Man sitze nicht allein zu Hause und verliere<br />
daher nicht den sozialen Anschluss.<br />
Außerdem müsse einem das eigene Leben<br />
etwas wert sein, glaubt Ruß: „Man muss<br />
das Kind beim Namen nennen: Es ist die<br />
letzte Station, und die soll schön sein.<br />
Unsere Bewohner können hier schon<br />
leben, wenn sie noch fit sind. Wenn sie<br />
ein Pflegefall werden, können sie hier<br />
bleiben.“ Zumindest bis zur Pension will<br />
auch Ruß bleiben. ■<br />
FOTO: WAKOLBINGER<br />
28 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
Im Grünen kreav<br />
arbeiten in Str! <br />
Faszinierendes Salzkamergut :)<br />
TERMINÜBERSICHT monatlicher<br />
FACHEXKURSIONEN auf www.tagung.info<br />
KONGRESSE,<br />
MEETINGS & EVENTS<br />
Kulinarische Genüe<br />
in Linz an der Donau<br />
Das Team des „Convention Bureau Oberösterreich“ steht Ihnen bei allen Fragen rund um die Organisation<br />
<br />
Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne ein Exemplar des druckfrischen Tagungskatalogs 2015.<br />
<br />
CONVENTION BUREAU OBERÖSTERREICH
ZUR PERSON<br />
INTERVIEW<br />
Ulrike Rabmer-Koller<br />
studierte Betriebswirtschaft<br />
an der JKU und<br />
übernahm 2002 den<br />
elterlichen Bau- und<br />
Umwelttechnikbetrieb,<br />
die Rabmer Gruppe.<br />
2003 zog sie als erste<br />
Frau in das Präsidium<br />
der WKO Oberösterreich<br />
ein. Seit 2011 ist sie<br />
unter anderem Vizepräsidentin<br />
der UEAPME,<br />
der europäischen Interessenvertretung<br />
der<br />
KMUs und Handwerksbetriebe.<br />
Seit über fünf<br />
Jahren setzt sie sich<br />
als Landesvorsitzende<br />
von „Frau in der Wirtschaft“<br />
für Unternehmerinnen<br />
ein.<br />
„FRAUEN SIND KLAR<br />
IM VORMARSCH”<br />
Wirtschaftsmacht. Unternehmerinnen bleiben in Oberösterreich auf der<br />
Überholspur. 45 Prozent der Firmen und Betriebe sind in weiblicher Hand. Bei den<br />
Neugründungen liegt die Frauenquote sogar bei mehr als 47 Prozent.<br />
ANZEIGE FOTO: WKO OÖ<br />
30 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
INTERVIEW<br />
November 2014<br />
Dezember 2014<br />
Oberösterreich<br />
Kerstin Reininger<br />
ist ein starker Wirtschaftsstandort<br />
Heidemarie Havelka<br />
An welchen Maßnahmen wird aktuell gearbeitet,<br />
Vitalbrunnen – Medical<br />
–<br />
Beauty<br />
das Potenzial<br />
SPA, Wels.<br />
der<br />
„Heidis Reisen“ – Havelka GmbH,<br />
und welche<br />
Inzersdorf.<br />
Zeichen wollen Sie als<br />
Frauen spielt eine entscheidende Rolle.<br />
Sowohl bei Unternehmerinnen, Führungs-<br />
Rabmer-Koller: Damit Unternehmerinnen<br />
Unternehmerinnen-Vertreterin setzen?<br />
kräften<br />
D<br />
als auch fehlenden Fachkräften kann<br />
H<br />
weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein können,<br />
das weibliche ie ehemalige Leistungspotenzial Kanzlei-Leiterin<br />
Nachschub sorgen. Kerstin Eine Schlüsselrolle Seite steht.<br />
kann auf 30 werden. Jahre Wichtige be Ziele zu wagen. sind die Mein Senkung Mann der<br />
lich für ausreichend<br />
und loyal an meiner eidemarie Havelka müssen Entlastungen und Mietwagen-Gewer-<br />
für Betriebe umgesetzt<br />
kommt Reininger dabei war „Frau seit in 2004 der Wirtschaft“, dem<br />
erfolgreiche Selbstständigkeit<br />
in der Beförderungswaltung<br />
und Bürokratie-Abbau entschlossen, nach den dem Bereich Prin-<br />
Lohnnebenkosten, und Vereinfachungen ich haben uns in damals der Ver-<br />
Netzwerk nebenberuflich der Wirtschaftskammer selbstständig.<br />
Unternehmerinnen, Seit 2009 führt zu. Landesvorsitlich<br />
als Ihre Stärke an? branche zurückblicken. zip „Beraten statt Reisen Bestrafen“. abzugeben, Dringender weil Hand-<br />
für Was mehr sehen als Sie persön-<br />
30.000<br />
zende sie hauptberuflich Mag. a Ulrike Rabmer-Koller das erläutert Die Vielseitigkeit im meiner<br />
Ausbildung als Buch-<br />
Was ist Ihr Erfolgs-<br />
Nachfolger hatten und<br />
lungsbedarf besteht wir in bei der der Familie Kinderbetreuung. keine<br />
Interview die Vorteile dieser Serviceplattform.<br />
Bis 2020 soll die Erwerbsbeteiligung der Frauen<br />
Medical Beauty SPA<br />
auf 70 Prozent steigen. Das würde bedeuten,<br />
„Vitalbrunnen“ in Wels. halterin bei einem Wirtschaft Steuerberater<br />
und später als Die Übersicht zu behalten<br />
ist geheimnis?<br />
weiblich.<br />
selbst nicht mehr so viel<br />
Warum engagieren Sie sich für dieses Netzwerk?<br />
Die 7 Wegweiser für<br />
14.000 Frauen in OÖ zusätzlich in Beschäftigung<br />
zu bringen.<br />
unterwegs<br />
Hier bedarf<br />
sein<br />
es qualitativ<br />
wollten.<br />
erfolgreiche Unter-<br />
hochwertiger<br />
und leistbarer Ein wichtiger Kinderbetreuungsein-<br />
Teil unseres<br />
Rabmer-Koller: Verraten Sie uns Mir Ihr geht es darum, Kanzlei-Leiterin Rahmenbedingungen<br />
Erfolgs geheimnis? und das Umfeld für Unternehme-<br />
Rechtsanwalt.<br />
menarbeit mit unseren richtungen Mit-sowie derzeitigen flexibler Arbeitszeitmodelle.<br />
Betriebes ist<br />
bei einem nehmerinnen und die familiäre Zusam-<br />
Das Buch ist im<br />
rinnen Mein Erfolgsgeheimnis<br />
Unternehmen ist, konsequent in OÖ die von Frauen Wie geführt können Sie Kraft 19,– Euro für für Wirtschafts-<br />
meinen Stärken zählt Sie haben der die Initiative chauffieren „Unternehmerin Führungskräfte des<br />
zu verbessern. Obwohl fast 50 Prozent<br />
arbeitern zu pflegen. Zu der Businessverkehr. Wir<br />
WKO-Shop zum Preis von<br />
der<br />
werden, eigenen sind Ziele sie zu in verfolgen<br />
und selbstbewusst Herausforderung tanken?<br />
schaft ist weiblich“ Unternehmen. ins Leben gerufen. Was<br />
der Öffentlichkeit die unternehmerische<br />
wenig kammer-Mitglieder 100 % bzw. Einsatz im Monats“ Betrieb. und das namhafter neue Servicebuch großer „Wirt-<br />
präsent und beteiligen sich auch selten bei Auszeichnungen<br />
und Awards. Als Landesvorsitzen-<br />
29,– Euro für Nicht-<br />
Mitglieder erhältlich.<br />
an den eigenen Erfolg Ich genieße mein Familienleben.<br />
Die Work-Life-Balan-<br />
Herausforderung?<br />
Wie tanken Sie Kraft?<br />
Was war die größte<br />
wollen Sie damit erreichen?<br />
de möchte ich Frauen Mut machen, dass sie ihre<br />
Rabmer-Koller: Mit der „Unternehmerin des<br />
zu glauben. Ich bin stolz,<br />
Leistungen stärker in der Öffentlichkeit zeigen.<br />
Monats“ wollen wir aufzeigen, was Frauen leisten<br />
und wie vielfältig die oberösterreichische<br />
ein kompetentes Team ce ist zugleich auch meine Die Reisebranche 2006 Gemeinsam mit meinem<br />
Was zusammengestellt zeichnet das Netzwerk zu „Frau größte in der Herausforderung in zu verlassen und Unternehmerinnen-Landschaft einen Mann mache ich ist. Ausfahrten<br />
erfolgreichsten mit unseren Unternehme-<br />
Harleys. ●<br />
Monatlich<br />
Wirtschaft“ haben, welches heute verläss-<br />
aus und was der konnte Selbstständigkeit. ● „Fast“-Neustart im zeichnen Taxi- wir die<br />
bisher umgesetzt werden?<br />
rinnen in OÖ aus und holen diese vor den Vorhang.<br />
Einige präsentieren wir auch im neuen<br />
Rabmer-Koller: Wir unterstützen, informieren<br />
Vitalbrunnen – Medical Beauty SPA<br />
„Heidis Reisen“ Havelka GmbH<br />
und vernetzen unsere Mitglieder. Es ist uns<br />
Servicebuch „Wirtschaft ist weiblich“. Die Rollenvielfalt<br />
hat dieser 1983 das Frauen elterliche – Managerin, Auto-Arbeitnemetik,<br />
zu erhöhen, Permanent die Befreiung Make-up der Beitragspflich-<br />
und Körperbehandlunbusunternehmegeberin,<br />
der Partnerin damals und männerdominierten<br />
Mutter – haben wir in<br />
gelungen, Kerstin das Reininger Wochengeld bietet für Unternehmerin-<br />
ihrem Unternehmen Kos-<br />
Heidemarie Havelka<br />
ten gen zur an. Sozialversicherung In Kooperation bei mit Wochengeldbezug<br />
sie seit sowie 2011 den auch Anspruch medizinische auf Krankengeld Pigmentationen<br />
für<br />
ge mit innovativen tet wertvolle Ideen neu Tipps ausgerichtet, von Unternehmerinnen indem sie für<br />
einem Facharzt bietet Beförderungsbranche zwölf Porträts übernommen zusammengefasst. und in Das der Buch Fol-bie-<br />
Selbstständige (sog. Areola durchzusetzen. nach Brustkrebs, Mit der Betriebshilfe<br />
sowie haben Lippen-, wir eine wichtige Kiefer- Unterstützungs und Gaumenspalten) hilfe an.<br />
tung, Reisebüro, motivieren, Taxi und Leistungen Mietwagen stärker erweitert nach außen hat. zu<br />
Narbenretuschierung das Unternehmen Unternehmerinnen. um die Bereiche Damit Reiseveranstal-<br />
wollen wir Frauen<br />
für kranke Unternehmerinnen geschaffen.<br />
tragen und Mut zur Selbstständigkeit machen. ■<br />
ANZEIGE FOTOS: ATELIER MOZART, HEIM<br />
FRAU IN DER WIRTSCHAFT SUCHT <strong>DIE</strong><br />
UNTERNEHMERIN<br />
DES MONATS<br />
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JETZT BEWERBEN<br />
moments 1/2015 139<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 31
SOZIALES<br />
DER GANZ<br />
NORMALE<br />
WAHNSINN<br />
Familienmanagement. Einst waren<br />
sie erfolgreich in der Wirtschaft tätig. Dann haben<br />
sie ihren Beruf an den Nagel gehängt, um nur mehr<br />
Mutter zu sein. Drei SOS-Kinderdorf-Mütter aus<br />
Altmünster erzählen aus ihrem Alltag als<br />
Familienmanagerinnen.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
32 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
SOZIALES<br />
FOTO: SOS KINDERDORF<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 33
SOZIALES<br />
„Die Managementfähigkeiten<br />
sind dieselben<br />
wie im alten Job.“<br />
Marietta Loidolt<br />
SOS-Kinderdorf-Mutter<br />
Während viele berufstätige Frauen den<br />
Spagat zwischen Familie und Beruf<br />
täglich trainieren, gibt es auch Menschen,<br />
die Elternsein als Beruf gewählt haben.<br />
Dazu zählen Kinderdorf-Eltern. Im SOS-Kinderdorf<br />
Altmünster sind drei Frauen tätig, die<br />
Management- und Leitungsfunktionen in der<br />
Wirtschaft aufgegeben haben, um sich beruflich<br />
einer guten Sache zu widmen: Kindern,<br />
deren Familiensystem versagt hat, ein lebenswertes<br />
Leben zu ermöglichen. „Einen Heiligenschein<br />
haben wir nicht“, sagt Agnes Pröll.<br />
Auch wenn manche ihr den aufsetzen wollen.<br />
Die Individuelle<br />
Pröll ist die Unkonventionelle, mit roten Haaren,<br />
ausgefallenem Schmuck und dem Hobby Motorradfahren.<br />
Sie hält im Garten ihres Kinderdorf-<br />
Familienhauses Hühner und betreibt einen eigenen<br />
Gemüsegarten. Vor dem Eingang prangt ein<br />
Schild mit der Aufschrift: „I cleaned my house<br />
last week – sorry you missed it.“ Pröll ist als<br />
Jüngstes von elf Kindern auf einem Bauernhof<br />
im Bezirk Rohrbach aufgewachsen und betreut<br />
derzeit sechs Kinder im Alter von vier bis zwölf<br />
Jahren. Kinderdorf-Mutter ist sie seit 2011.<br />
Durchhaltevermögen<br />
In ihrem früheren Leben war Pröll Teamleiterin<br />
bei einer Direktbank. Als die Bank den<br />
Standort nach Wien verlegte, wurde sie auf<br />
das Inserat von SOS-Kinderdorf aufmerksam.<br />
„Ich war überrascht, dass sie mich genommen<br />
haben“, sagt die 45-Jährige, „ich dachte, die<br />
„Die Arbeit<br />
kommt zu mir ins<br />
Bett. Ich bin im<br />
Pyjama schon in<br />
der Arbeit. “<br />
Agnes Pröll<br />
SOS-Kinderdorf-Mutter<br />
nehmen nur Krankenschwestern oder Lehrer.“<br />
Parallelen zu ihrem früheren Job sieht<br />
Pröll viele: Man braucht Durchhaltever mögen<br />
und Erfahrung in Mitarbeiterführung. Denn<br />
bei jeder Kinderdorf-Familie leben und arbeiten<br />
auch zwei Familienhelfer. Und wenn<br />
etwas nicht funktioniert, braucht man auch<br />
oft Hilfe von außen.<br />
Die Systematische<br />
Kollegin Birgit Schramayr ist bereits seit 2008<br />
Kinderdorf-Mutter. Sie kommt aus der Touristikbranche<br />
und ist im Verkaufsinnendienst<br />
gelandet. Ein Jahr lang hat die 49-jährige Linzerin<br />
mit dem Gedanken gespielt, sich beruflich<br />
zu verändern. „Mein Herz hat nach etwas<br />
anderem verlangt“, sagt sie, „ich habe mir<br />
Berufsbilder im Internet angesehen und eine<br />
Liste geführt. Fünf Berufe habe ich mit Plus<br />
und Minus bewertet. Ein Jahr lang habe ich<br />
die Listen immer wieder unters Bett geschoben.<br />
Dann war die Kinderdorf-Mutter immer<br />
noch ganz oben. Also habe ich mich beworben,<br />
und es ist Schlag auf Schlag gegangen.“<br />
Management Skills gefragt<br />
Schramayr begleitet fünf Kinder von fünf bis<br />
13 Jahren. Sie hat auch schon ältere Kinder, die<br />
auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind und<br />
z. B. im benachbarten Jugendhaus wohnen.<br />
Skills aus ihrer früheren Tätigkeit braucht sie<br />
heute auch noch: organisatorisches Talent und<br />
Vielseitigkeit, Verhandlungsgeschick und<br />
Mo tivationstalent. „Die Managementfähig-<br />
FOTOS: WAKOLBINGER<br />
34 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
SOZIALES<br />
FAKTEN<br />
1.500 Kinder und<br />
Jugendliche haben in<br />
elf SOS-Kinderdörfern<br />
ein dauerhaftes Zuhause.<br />
Weitere 4.500<br />
junge Menschen werden<br />
auf andere Weise<br />
unterstützt. In Oberösterreich<br />
gibt es zwei<br />
SOS-Kinderdörfer. Kinderdorf-Eltern<br />
müssen<br />
mindestens 25 Jahre<br />
alt sein und eine abgeschlossene<br />
Berufsausbildung<br />
haben.<br />
FOTOS: WAKOLBINGER, ISTOCK/THINKSTOCK<br />
keiten sind dieselben wie im alten Job“, betont<br />
auch Marietta Loidolt. Sie stammt aus der Steiermark<br />
und wollte schon mit 20 Kinderdorf-<br />
Mutter werden. Sie wurde abgelehnt, weil sie<br />
zu jung war. Ihre Zeit war erst im Alter von 39<br />
gekommen.<br />
Human Resources<br />
Die heute 46-Jährige war zunächst Bankangestellte,<br />
konnte sich aber nicht vorstellen, dort in<br />
Pension zu gehen. Ein Jus-Studium und Stationen<br />
als Human-Resources-Managerin folgten.<br />
Dann sah sie in Wien die Werbung der SOS-<br />
Kinderdörfer und bewarb sich erneut. Heute<br />
betreut sie vier Kinder im Alter von acht bis 13<br />
Jahren. „Mir gefällt die Vielseitigkeit, das Nahdran-Sein<br />
am Leben im Gegensatz zur künstlichen<br />
Bürowelt“, sagt Loidolt.<br />
Im Pyjama zur Arbeit<br />
Ganz wichtig ist für sie der Humor. Zu blöd dürfe<br />
einem auch nichts sein: „30 Jahre hatte ich keinen<br />
Fasching, keinen Krampus und Nikolaus.<br />
Das feiere ich jetzt regelmäßig.“ Wie im Business<br />
müsse man als Familienmanagerin flexibel sein.<br />
„Ich bin immer noch Human-Resources-Managerin“,<br />
schmunzelt Loidolt und beantwortet<br />
damit die Frage, ob sie ihre Tätigkeit als Arbeit<br />
empfindet. Ähnlich sieht es Agnes Pröll: „Der<br />
Unterschied zu früher: Die Arbeit kommt zu mir<br />
ins Bett. Ich bin im Pyjama schon in der Arbeit.“<br />
Den Alltag planen, Termine koordinieren und<br />
die tägliche Dokumentation, auch das gehört<br />
zum Job. Nur eines ist anders und schöner,<br />
„Man wird nicht<br />
mehr an Zahlen,<br />
sondern an der Entwicklung<br />
eines Menschen<br />
gemessen.“<br />
Birgit Schramayr<br />
SOS-Kinderdorf-Mutter<br />
sagt Schramayr: „Es sind keine Zahlen, keine<br />
Quoten, keine Umsatzsteigerungen, an denen<br />
man gemessen wird, sondern die Entwicklung<br />
eines Menschen.“ Für Marietta Loidolt ist ihr<br />
heutiger Beruf nicht mit den früheren vergleichbar:<br />
„Es ist etwas anderes, 50 Mitarbeiter<br />
zu servicieren oder vier Kindern das Leben<br />
lebenswert zu machen.“ Organisation sei auch<br />
jetzt wichtig, „weil für Kinder bricht auch eine<br />
Welt zusammen, wenn man etwas vergisst“.<br />
24-Stunden-Job<br />
Skills, die sie in der Wirtschaft erworben<br />
haben, können die heutigen Kinderdorf-Mütter<br />
nach wie vor gut brauchen: Budgetplanung,<br />
den Umgang mit dem Computer und Texten.<br />
„Es ist eigentlich eine Selbstständigen-Tätigkeit“,<br />
meint Pröll. Mit dem Unterschied, dass<br />
man auch in der Freizeit und am Wochenende<br />
bei Bedarf zur Verfügung steht.<br />
Geistige Nahrung<br />
Auf ihre Work-Life-Balance achten die Familienpädagoginnen<br />
auch. Ganz oben auf der Liste<br />
der Freizeitaktivitäten stehen Freunde und<br />
Verwandte treffen, Kunst und Kultur. Einen<br />
typischen Arbeitstag gibt es nicht, behaupten<br />
alle drei unisono. Auf der endlos langen<br />
To-do-Liste stehen dieselben Dinge wie in<br />
jeder anderen Familie auch. Und sobald die<br />
Ältesten in die Pubertät kommen, benehmen<br />
sie sich wie alle anderen Teenager auch. „Der<br />
ganz normale Wahnsinn“, bringt es Loidolt mit<br />
breitem Grinsen auf den Punkt. ■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 35
ZUR PERSON<br />
Barbara Hartl (34) lebt<br />
in St. Marien und ist<br />
seit April 2014<br />
Geschäftsführerin der<br />
Linzer Full-Service-<br />
Agentur Createam. Sie<br />
hat in Wien Kunstgeschichte,<br />
Publizistik<br />
und Italienisch studiert.<br />
In der Werbebranche<br />
arbeitet sie seit ihrem<br />
Studienabschluss 2003.<br />
Geschenkt wird einem nichts<br />
Freiraum. Seit knapp einem Jahr ist Barbara Hartl Geschäftsführerin der Linzer<br />
Werbeagentur Createam. Sie schätzt das kreative Arbeiten, die Abwechslung und die Team-<br />
arbeit. Auch die Freiräume in der Werbebranche haben es der jungen Kreativen angetan.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
Sie ist 34 Jahre jung und leitet eine<br />
der renommiertesten Werbeagenturen<br />
im Land: Barbara Hartl, Geschäftsführerin<br />
von Createam. Gemeinsam<br />
mit Geschäftsführer und Eigentümer Erwin<br />
Schmölzer lenkt sie die Agentur mit 30 Mitarbeitern.<br />
Createam steht seit seiner Gründung<br />
1976 für Markenerfolg. Davon zeugen<br />
langjährige Kunden wie die PlusCity, die<br />
Oberbank oder die Oberösterreichische<br />
Versicherung. „Unser 360°-Ansatz ist der<br />
Grund dafür, dass wir uns schon so lange in<br />
der Branche behaupten“, ist Hartl überzeugt.<br />
Neue Welten<br />
Während des Studiums der Kunstgeschichte<br />
und Publizistik hat sie ihre Liebe zur<br />
Werbung entdeckt: „Das war ein Feuer, das<br />
in mir zu lodern begann.“ Die Werbebranche<br />
begeistert Hartl immer noch wie keine<br />
andere: „Man arbeitet mit Trends, macht<br />
sie sich zunutze. Es ist immer wieder ein<br />
Eintauchen in neue Welten. Täglich kreativ<br />
zu arbeiten, ist einer der schönsten Jobs.“<br />
Im Jahr 2009 haben sich die Wege von<br />
„Täglich kreativ<br />
arbeiten zu können,<br />
ist einer der schönsten<br />
Jobs, die man sich<br />
vorstellen kann.“<br />
Barbara Hartl<br />
Createam und der jungen Werberin<br />
gekreuzt: „Eigentlich war ich bei meinem<br />
damaligen Arbeitgeber sehr zufrieden. Ich<br />
habe mir gesagt: Da bleibe ich, außer,<br />
Createam klopft an.“ Was dann tatsächlich<br />
passierte: Createam holte Hartl für den<br />
Aufbau der PR-Abteilung.<br />
Teamplayer<br />
Das Ziel, Geschäftsführerin zu werden,<br />
hatte sie nicht dezidiert: „Es hat sich entwickelt.<br />
Ich gebe immer 110 % für den Job.<br />
Geschenkt wird einem nichts.“ Da in der<br />
Branche viele Alphatiere unterwegs sind,<br />
dürfte ihr das gelungen sein. „Als Agenturchefin<br />
muss man auf jeden Fall ein<br />
Teamplayer sein“, betont Hartl, „die Zeit der<br />
Einzelkämpfer ist vorbei.“ Nicht umsonst<br />
steckt bei Createam das „Team“ schon im<br />
Namen. Sie ist überzeugt davon, dass<br />
Createam auch in Zukunft eine der<br />
Anlaufstellen für junge Kreative im Land<br />
ist, die beruflich durchstarten wollen. „Es<br />
gibt Freiräume und Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
Leistung wird belohnt.“ ■<br />
FOTO: CREATEAM<br />
36 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
Was Frauen finanziell bewegt<br />
MEHRWERT. Frauen sind in ihren Zielen und Bedürfnissen so vielseitig wie das Leben, das sie führen.<br />
Was ihnen in puncto Finanzen wirklich wichtig ist und welche Lösungen die Beraterinnen und Berater<br />
bei Raiffeisen OÖ parat haben, ist hier im Überblick zusammengefasst.<br />
will Raiffeisen OÖ den Bedürfnissen der<br />
Kundinnen gerecht werden und maßgeschneiderte<br />
Lösungen anbieten.<br />
ANZEIGE FOTO: RAIFFEISENLANDESBANK OÖ<br />
„Wir wollen unseren Kundinnen abgestimmt auf die jeweilige Lebenssituation echten<br />
Mehrwert bieten, Nutzen stiften und ein sicherer Finanzpartner sein“, betont Mag. Michaela<br />
Keplinger-Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank OÖ.<br />
Wohnen hat für Frauen einen<br />
hohen Stellenwert. „Das Schaffen<br />
von Wohneigentum gehört<br />
zu den weitreichendsten Entscheidungen,<br />
die man im Leben trifft. Umso<br />
wichtiger ist es, einen erfahrenen und<br />
verlässlichen Partner an seiner Seite zu<br />
haben“, sagt Mag. Michaela Keplinger-<br />
Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin<br />
der Raiffeisenlandesbank OÖ.<br />
Das beginnt bereits beim Ansparen,<br />
beinhaltet aber auch eine professionelle<br />
Unterstützung bei der Immobiliensuche<br />
und geht weiter über die Absicherung<br />
bis hin zur Realisierung des Projekts.<br />
Keplinger-Mitterlehner rät unbedingt zu<br />
einem persönlichen Gespräch mit der<br />
Bankberaterin oder dem Bankberater:<br />
„Unsere Spezialistinnen und Spezialisten<br />
haben viel Erfahrung und können<br />
bei der Entscheidung über die optimale<br />
Finanzierungsform, Fördermöglichkeiten<br />
und die dabei passende Laufzeit<br />
unterstützen.“<br />
Beruhigt in die Zukunft<br />
Den gewohnten Lebensstandard auch<br />
im Alter genießen? „Gerade weil Frauen<br />
mehr Unterbrechungen im Erwerbsleben<br />
haben – etwa durch Karenz, Pflege<br />
von Angehörigen oder Teilzeitarbeit –,<br />
sollten sie besonderen Wert auf die private<br />
Vorsorge legen“, empfiehlt Keplinger-Mitterlehner.<br />
Wer beruhigt in die<br />
Zukunft blicken möchte, sollte bereits<br />
beim Start ins Berufsleben mit der<br />
privaten Vorsorge beginnen und danach<br />
weiterhin konsequent etwas zur Seite<br />
legen. Mit einem konstanten Ausbau des<br />
Betreuungs- und Beratungsangebotes<br />
Attraktiver Arbeitgeber<br />
Die Raiffeisenlandesbank OÖ legt auch<br />
besonderen Wert darauf, Mitarbeiterinnen<br />
einen attraktiven Arbeitsplatz zu<br />
bieten. Ein eigenes Förderprogramm<br />
zeigt Wiedereinsteigerinnen nach der<br />
Karenz spezielle Karrieremöglichkeiten<br />
auf und soll sie motivieren,<br />
ihren Teilzeitanteil sukzessive zu erhöhen.<br />
Zusätzlich werden umfangreiche<br />
Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf gesetzt.<br />
Ein wichtiges Angebot ist „Sumsi’s<br />
Learning Garden“, die betriebsinterne<br />
deutsch- und englischsprachige Kinderbetreuung<br />
mit zwei Krabbelstubengruppen<br />
und einem Kindergarten.<br />
Darüber hinaus bietet die Raiffeisenlandesbank<br />
OÖ in den Sommerferien<br />
einen Sommerkindergarten und -hort<br />
für Kinder bis 12 Jahre an.<br />
STARKE FRAUEN<br />
IM PORTRÄT!<br />
Raiffeisen Oberösterreich stellt<br />
regelmäßig interessante Frauen<br />
und ihre Lebensgeschichten vor.<br />
Was die interviewten Kundinnen,<br />
Mitarbeiterinnen und Funktionärinnen<br />
bewegt und was sie zu<br />
den Themen „Banken“, „Finanzen“,<br />
„Bauen<br />
und Wohnen“<br />
sagen, lesen<br />
Sie auf www.<br />
raiffeisen-ooe.<br />
at/frauen.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 37
INTERVIEW<br />
EIN GESCHÄFTSMODELL<br />
MIT BISS<br />
Serviceunternehmen. Petra Ratzenböck hat am 1. April 2014 mit ihrer<br />
Zahnallianz ein neues Unternehmen gestartet, das für die Ärzte alle nicht medizinischen<br />
Tätigkeiten übernimmt. Nach anfänglichen Problemen, Zahnärzte für ihr Konzept<br />
zu gewinnen, ist ihr Haus nach einem Jahr voll ausgebucht.<br />
Im vergangenen Jahr hat die ehemalige<br />
Zahnarztassistentin Petra Ratzenböck die<br />
Idee zur „Zahnallianz“ geboren. Im Interview<br />
stellt die Unternehmerin ihr erfolgreiches<br />
und neuartiges Geschäftsmodell vor.<br />
Worum handelt es sich bei der Zahnallianz?<br />
Ratzenböck: Die Zahnallianz ist eine<br />
„Gemeinschaftsordination“ von selbstständigen<br />
Zahnärzten, die von einem externen Management<br />
in Form einer geschäftsführenden GmbH<br />
& Co KG geleitet wird. Die GmbH & Co KG<br />
übernimmt sämtliche nicht medizinischen<br />
operativen Tätigkeiten vom Wareneinkauf über<br />
Terminkoordination bis zum Debitorenmanagement<br />
der einzelnen Zahnärzte. Die Zahnärzte<br />
sind selbstständig tätig und können sich<br />
durch dieses Konzept ausschließlich um ihre<br />
Patienten kümmern. Zusätzlich betreibt die<br />
GmbH & Co KG einen Mundhygiene-Shop, in<br />
dem der Patient alles, was der Zahnarzt für<br />
seine Behandlung als positiv empfiehlt (ausgenommen<br />
Medikamente), erhält.<br />
Wie sind Sie als Nicht-Zahnärztin auf die<br />
Idee für dieses Konzept gekommen?<br />
Ratzenböck: Ich war nach einschlägiger Lehre<br />
zuletzt zehn Jahre für einen internationalen<br />
Konzern, der zahnmedizinische Verbrauchsgüter<br />
und Kleingeräte herstellt, als Repräsentantin<br />
für Österreich tätig. Im laufenden Kontakt<br />
mit etablierten und jungen Zahnärzten<br />
wurde mir durch viele Gespräche klar, dass die<br />
Eröffnung einer eigenen Ordination für Jungzahnärzte<br />
bzw. die Praxisnachfolge oft an zu<br />
hohen finanziellen Hürden scheitert.<br />
„Die Erfahrung<br />
der ersten zwölf<br />
Monate hat<br />
gezeigt, dass wir<br />
mit unserem Konzept<br />
auf dem<br />
richtigen Weg<br />
sind. Deshalb planen<br />
wir weitere<br />
Standorte in<br />
Österreich.“<br />
Petra Ratzenböck<br />
Und Sie verfügen über die finanziellen Mittel,<br />
die Jungzahnärzte nicht haben?<br />
Ratzenböck: Ich persönlich nicht, jedoch war<br />
mein Lebensgefährte Thomas Kabler, der selbst<br />
eine Wirtschaftstreuhand- und Unternehmensberatungsgesellschaft<br />
leitet, von der Idee begeistert<br />
und unterstützte mich mit all seinen<br />
Möglichkeiten bei der Erstellung des Businessplans<br />
und der Suche nach Finanzinvestoren, mit<br />
deren Unterstützung eine ergänzende klassische<br />
Bankfinanzierung auch kein Problem mehr war.<br />
Wie viel haben Sie investiert?<br />
Ratzenböck: Die Kosten für die Adaptierung<br />
der angemieteten Räumlichkeiten sowie für die<br />
medizinischen Geräte belaufen sich auf deutlich<br />
mehr als eine Million Euro.<br />
Wie viele Personen arbeiten aktuell in<br />
Ihren Räumlichkeiten und über wie viele<br />
Behandlungsstühle verfügen Sie?<br />
Ratzenböck: Ab April 2015 sind 2 Zahnärztinnen<br />
und 3 Zahnärzte in der Zahnallianz selbstständig<br />
tätig, die insgesamt 8 Assistentinnen beschäftigen.<br />
Dazu kommen noch 4 Damen, die in der Managementgesellschaft<br />
angestellt sind. Somit kümmern<br />
sich insgesamt 17 Personen auf 8 Behandlungsstühlen<br />
um das Wohl der Patienten.<br />
Was planen Sie für die Zukunft?<br />
Ratzenböck: Die positive Entwicklung während<br />
der vergangenen 12 Monate hat unsere<br />
Ersteinschätzung betreffend Nachfrage nach<br />
unserem Konzept bestärkt, weshalb wir in<br />
unmittelbarer Zukunft weitere Standorte in<br />
Österreich entwickeln werden. ■<br />
ANZEIGE FOTO: CHRISTIAN MARX / WWW.MARXPHOTO.AT<br />
38 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
INTERVIEW<br />
ZUR PERSON<br />
Petra Ratzenböck (35)<br />
ist geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der<br />
Zahnallianz Management-<br />
und Handels<br />
GmbH & Co KG in Linz.<br />
Nach Ausbildung zur<br />
Zahnarztassistentin und<br />
Medizinproduktberaterin<br />
machte Frau Ratzenböck<br />
bei einem führenden<br />
Händler von zahnmedizinischen<br />
Produkten<br />
Karriere, ehe sie die<br />
Österreich-Leitung eines<br />
internationalen Fach-<br />
Konzerns übernahm.<br />
FOTO: FOTOS XXXXXXXX<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 39
WIRTSCHAFT<br />
FRAUEN<br />
STEHEN<br />
IHREN<br />
MANN<br />
Berufswahl. Auch wenn zahlreiche Programme<br />
Frauen in technischen Berufen fördern und forcieren wollen,<br />
bleibt die Berufswahl meist traditionell. Schade eigentlich.<br />
Text: Jürgen Philipp<br />
FOTO: XXXXXXXX<br />
40 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
FOTO: ISTOCK<br />
FOTO: XXXXXXXX<br />
FiT – „Frauen in Handwerk und<br />
Technik“, „Girls‘ Day“ oder<br />
„Technikqueens“: Zahlreiche Kampagnen<br />
und Initiativen wollen helfen,<br />
den Frauenanteil in technischen Berufen<br />
an zuheben. Doch die Realität sieht anders<br />
aus. Mit wenigen Ausnahmen bleibt die<br />
Berufswahl traditionell, und das ist nicht<br />
nur bei den Frauen so. Die Gender-Einbahnstraße<br />
ist auch bei Männern scheinbar<br />
eingefahren. Kindergärten etwa suchen<br />
händeringend nach männlichem Personal,<br />
bloß es gibt kaum welches. Dabei scheint<br />
ein Perspektivenwechsel zahlreiche Vorteile<br />
mit sich zu bringen. Ein Beispiel ist<br />
die 20-jährige Verena Schauer. Als frisch<br />
gebackene Gesellin arbeitet sie als Produktionstechnikerin<br />
in der voestalpine Stahl.<br />
Exotin ist sie schon lange nicht mehr.<br />
Seit 2001 werden in der voestalpine wieder<br />
Frauen in technischen Berufen ausgebildet.<br />
„Ich kam über den ‚Girls‘ Day‘<br />
zu einem technischen Beruf, sonst hätte<br />
ich mich wohl nie beworben.“ Die Eltern<br />
waren anfangs ein wenig erstaunt, unterstützten<br />
die Berufswahl aber uneingeschränkt.<br />
„Ich hab eigentlich nie mit Barbies<br />
gespielt, sondern bin schon als kleines<br />
Kind mit dem Akkuschrauber herumgelaufen.“<br />
Berufskollegin Melanie Grobner<br />
(19) bringt die Situation auf den Punkt:<br />
„Viele Frauen können sich nicht vorstellen,<br />
in einem technischen Beruf zu arbeiten.“<br />
Dabei gäbe es gute Argumente wie<br />
die Bezahlung: Der Kollektivvertrag für<br />
Produktionstechnikerinnen ist in etwa<br />
40 % höher dotiert als jener von Friseurinnen.<br />
Von den Berufsaussichten ganz<br />
zu schweigen.<br />
Kein Unterschied<br />
Der Leiter des voestalpine Ausbildungszentrums,<br />
Hubert Haider, kann ebenfalls<br />
nur Gutes berichten. „Sie sind sehr engagiert.<br />
Am Anfang haben wir ihnen keine<br />
allzu anstrengenden Arbeiten zugetraut,<br />
mittlerweile fordern es die Mädchen<br />
aber selbst ein. Wir machen also keinen<br />
Unterschied mehr. Es gibt keine Extras.<br />
Mädchen und Burschen werden absolut<br />
gleich behandelt.“ Im Schnitt liegt ➔<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 41
WIRTSCHAFT<br />
Verena Schauer spielte<br />
schon als Kind lieber mit<br />
dem Akkuschrauber als<br />
mit Barbiepuppen.<br />
„Viele Frauen können sich<br />
nicht vorstellen, in einem technischen<br />
Beruf zu arbeiten.“<br />
Melanie Grobner<br />
Produktionstechnikerin voestalpine<br />
Melanie Grobner hat sich gegen<br />
den Mainstream entschieden. Sie<br />
schloss kürzlich ihre Lehre als<br />
Produktionstechnikerin ab.<br />
der Frauenanteil bei den technischen Lehrberufen<br />
im Technologieunternehmen bei<br />
10 bis 15 %. Derzeit sind es 13 %. „Der Anteil<br />
geht bereits leicht zurück. Es zeigt sich,<br />
dass Frauen doch wieder vermehrt in<br />
traditionelle Berufe drängen.“ Die voestalpine<br />
ist hier sicher nicht repräsentativ. Für<br />
diesen Artikel gab es elf Interviewabsagen<br />
von Unternehmen. Hauptargument: Es seien<br />
keine Damentoiletten oder Duschräume verfügbar.<br />
Ab fünf Mitarbeitern sind getrennte<br />
Anlagen Vorschrift, es müsse daher viel<br />
investiert werden. Dazu kam auch das Argument,<br />
dass nur rund 10 % Frauenanteil in<br />
der Produktion „verträglich“ seien. Hier<br />
wird die Familienplanung bemüht. Würden<br />
zu viele Frauen aufgrund von Schwangerschaft<br />
in der Produktion ausfallen, käme man<br />
in Bedrängnis, so die Begründungen „off the<br />
records“.<br />
Frauen mit Helm<br />
bleiben weiterhin in<br />
der Minderheit.<br />
Nichts geändert?<br />
Hat sich also nichts geändert? Das Institut<br />
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in<br />
Deutschland, das ist die Forschungseinrichtung<br />
der Bundesagentur für Arbeit, stellte den<br />
Frauenanteil in den 30 Berufen mit den meisten<br />
Beschäftigten-Daten von 1976 jenem von<br />
2010 entgegen. Das Bild hat sich nur marginal<br />
verändert, ja scheint sogar noch stereotypischer<br />
geworden zu sein. In technischen<br />
Berufen, hat sich der Frauenanteil gegenüber<br />
den 1970er Jahren fast halbiert. Das erklärt<br />
man sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands.<br />
In der DDR waren Frauen in Männerdomänen,<br />
wie in der Metallverarbeitung, gang<br />
und gäbe. Ergebnis der Studie: Die berufliche<br />
Segregation blieb insgesamt beinahe unverändert.<br />
Waren im Schnitt 1976 knapp 10 % der<br />
Frauen in klassischen Männerberufen beschäftigt,<br />
so blieb dieser Wert 2010 konstant –<br />
FOTOS: PRIVAT, ISTOCK / THINKSTOCK<br />
42 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
WIRTSCHAFT<br />
Seit 2001 bildet die<br />
voestalpine wieder<br />
Mädchen in Technikberufen<br />
aus – mit<br />
besten Erfahrungen.<br />
FOTOS: VOESTALPINE, ISTOCK<br />
umgekehrt dasselbe Bild. Es scheint, als hätte<br />
sich die Welt nicht verändert. Im Gegenteil<br />
– wie die Jugendforschung meint: Jugendliche<br />
von heute seien weit konservativer. Werte<br />
wie Familie oder Leistung seien „in“. Freigeistigkeit<br />
oder gar Rebellion seien „Old School“.<br />
Bei Untersuchungen von sozialen Netzwerken<br />
ein ähnliches Bild: Frauen tauschen sich über<br />
Frauen-, Männer über Männerthemen aus. Ein<br />
„Misch-Diskurs“ ist eher selten.<br />
Norwegische Provokation<br />
Provokante Thesen liefert auch die norwegische<br />
Soziologin Camilla Schreiner. Sie<br />
er stellte eine Studie, bei der sie 15-Jährige aus<br />
20 Ländern befragte. Das Ergebnis ist fast<br />
ein Keulenschlag: In ärmeren Ländern<br />
ohne Frauenförderung existiert das größte<br />
Interesse an technischen Berufen. In der Doku<br />
„Das Gleichstellungsparadoxon“ befragte der<br />
10<br />
Prozent<br />
betrug der Anteil von Frauen<br />
in männerdominierten<br />
Berufen im Jahr 1976, und<br />
dieser Anteil hat sich bis<br />
heute nicht verändert.<br />
ebenfalls aus Norwegen stammende Soziologe<br />
und Comedian Harald Eia den US-Psychologen<br />
Richard Lippa. Lippa nahm 200.000<br />
Menschen aus 53 Ländern unter die Lupe<br />
und kam zu dem Ergebnis, dass Geschlechterrollen<br />
in allen Kulturen gleich seien –<br />
unabhängig von ökonomischen Umständen<br />
oder Entwicklungsstand. Eias Schluss:<br />
Die Biologie sei stärker als die kulturelle<br />
Prägung. Eine These, die Empörungsstürme<br />
auslöste. Eia wurde als Sozial-Darwinist<br />
und Antifeminist gebrandmarkt. In<br />
der FAZ rechtfertigte sich der Filmemacher:<br />
„Ich bin nicht gegen Feminismus. Ich bin<br />
gegen schlechte Forschung. Ich wollte der<br />
Öffentlichkeit zeigen, wie dogmatisch manche<br />
Wissenschaftler in diesem Feld sind.“<br />
Dass Frauen in Frauenberufen und umgekehrt<br />
kein Dogma bleiben, dafür muss wohl<br />
noch viel passieren. ■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 43
INTERVIEW<br />
ZUR PERSON<br />
Christine Hödlmayr-<br />
Gammer, die 1955 geborene<br />
und heutige Aufsichtsratsvorsitzende<br />
der<br />
Hödlmayr International<br />
AG in Schwertberg, stieg<br />
nach der HAK-Matura in<br />
das Familienunternehmen<br />
ein, war dort jahrelang<br />
für Human Resources<br />
zuständig und wechselte<br />
1998 in den Vorstand.<br />
2004 stieg die<br />
zweifache Mutter operativ<br />
aus dem Unternehmen<br />
aus und gründete ihre<br />
Coaching-Firma „BeziehungsWeise<br />
Business“.<br />
SICH <strong>DIE</strong> EIGENE<br />
MÄCHTIGKEIT ERLAUBEN<br />
Coach. „Ich wünsche mir mehr Frauen in Führungspositionen. Das würde der<br />
Wirtschaft auch in schweren Zeiten guttun“, sagt Hödlmayr, die mit ihrer Firma „Beziehungs-<br />
Weise Business“ seit 10 Jahren Familienunternehmen sowie Führungskräfte begleitet.<br />
Das Interview führte Christine Radmayr<br />
44 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
INTERVIEW<br />
Als Trainerin in NLP und einem<br />
Masterstudium für Coaching und<br />
lösungsorientiertes Management<br />
ausgebildet, ist es der führungsgeübten einstigen<br />
„Managerin des Jahres“ und Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
der Hödlmayr International<br />
AG, Christine Hödlmayr, ein Herzensanliegen,<br />
Frauen in verantwortungsvollen Positionen<br />
zu stärken. „Manche weibliche Führungskraft<br />
steht sich selbst im Weg. Ich will<br />
sie dabei unterstützen, ihr Potenzial gewinnbringend<br />
– und dabei meine ich nicht nur<br />
finanziell – für alle Beteiligten zu nutzen.“<br />
„Ich wurde von<br />
Hard Facts<br />
geprägt, von Soft<br />
Facts beeindruckt<br />
und von Emotionen<br />
berührt.“<br />
Christine Hödlmayr<br />
GF BeziehungsWeise<br />
Hödlmayr: Es geht darum, das verborgene<br />
Führungspotenzial zu heben, das Selbstverständis<br />
zu stärken und sich nicht an männlichem<br />
Auftreten zu orientieren. Hemmende<br />
alte Handlungsmuster werden ersetzt. Für viele<br />
Frauen ist Macht negativ besetzt. Sie müssen<br />
lernen, sich die eigene Mächtigkeit zu<br />
erlauben. Zu bearbeiten gibt es auch Fragen,<br />
die Chefs belasten können: Wie gehe ich mit<br />
Kündigungen von Mitarbeitern um? Was tue<br />
ich bei Mobbing? Kein Leader, ob männlich<br />
oder weiblich, soll Skrupel haben, sich bei<br />
Konflikten Hilfe von außen zu holen.<br />
FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER<br />
<strong>CHEFIN</strong>FO: Was ist das Besondere an Ihrer<br />
Coaching-Tätigkeit?<br />
Hödlmayr: Ich wurde in meinem Leben von<br />
Hard Facts geprägt, von Soft Facts beeindruckt<br />
und von Emotionen berührt. Ich arbeite<br />
gerne an der Front menschlicher Konfliktsituationen<br />
in der Wirtschaft – nicht um<br />
Sieger zu bestimmen, sondern um gemeinsam<br />
zu gewinnen, ob in Unternehmen, im Team,<br />
in Familien oder persönlich. Mein Knowhow<br />
aus diversen Ausbildungen, gepaart mit meiner<br />
Praxiserfahrung, will ich sinnstiftend<br />
einbringen.<br />
<strong>CHEFIN</strong>FO: Sie haben als Chefin oft Bewerbungsgespräche<br />
geführt.<br />
Gibt es da einen Unterschied<br />
in der Selbstdarstellung von<br />
Frauen und Männern?<br />
Hödlmayr: Egal für welche<br />
Position, Männer trauen sich<br />
viel mehr zu und stellen sich<br />
lichtvoller dar als eine Frau mit<br />
der gleichen Qualifikation. Das<br />
Selbstbewusstsein einer Frau ist<br />
meist viel geringer. Dafür gibt<br />
es viele Gründe. Frauen sind<br />
von sich selbst weniger überzeugt,<br />
das ist der Knackpunkt.<br />
<strong>CHEFIN</strong>FO: Wie begleiten Sie<br />
Frauen zu erfolgreichem<br />
Leadership?<br />
Hödlmayr<br />
stärkt Frauen in<br />
Führungspositionen.<br />
<strong>CHEFIN</strong>FO: Was zeichnet Ihrer Meinung<br />
nach eine gute Führungskraft aus?<br />
Hödlmayr: Jeder Mensch führt anders. Das<br />
Um und Auf ist es, situativ zu führen. Ein guter<br />
Chef holt seine Mitarbeiter dort ab, wo sie stehen<br />
und nicht dort, wo er glaubt, dass sie stehen<br />
sollten. Das Gespür, jemanden optimal zu<br />
fördern und zu fordern, ist gefragt. Der Fokus<br />
soll auf den Ressourcen der Mitarbeiter liegen,<br />
um die Fähigkeiten der Einzelnen im Team<br />
sinnvoll und wertschätzend zu bündeln. Frauen<br />
bringen eine andere Energie in Führungsebenen<br />
ein, sie kommunizieren oft lösungsorientierter,<br />
können aktiv zuhören, ohne zu<br />
werten. Ich erlebe, dass Frauen als Leaderinnen<br />
gerne ausgleichend wirken,<br />
bei Fehlern oder Konflikten<br />
Eskalationen vermeiden und<br />
Kompromisse suchen, mit<br />
denen alle gut leben können.<br />
<strong>CHEFIN</strong>FO: Welchen Tipp<br />
geben Sie Frauen mit, die die<br />
gläserne Decke durchbrechen<br />
wollen?<br />
Hödlmayr: „Traut euch die<br />
Aufgabe zu! Hebt das Poten zial,<br />
das in euch steckt und bleibt<br />
euch treu.“ Chefinnen bringen<br />
einen frischen Wind in die<br />
Wirtschaft und können in Veränderungsprozessen<br />
kreativer<br />
Motor sein. ■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 45
INTERVIEW<br />
WAS FRAUEN<br />
VORWÄRTSBRINGT<br />
Begeisterung. Brigitte Maria Gruber hat vor zehn Jahren einen<br />
Meilenstein am Bildungssektor geschaffen. Die Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee<br />
bietet einzigartige Seminare und individuelle Mentoring-Programme für Frauen.<br />
Journalistin Amelie Gräf und Logotherapeut<br />
Andreas Böschemeyer haben einiges<br />
gemeinsam: Sie kommen beide aus Hamburg,<br />
sind auf ihren Fachgebieten top und geben<br />
sich in der Frauen:Fachakademie im Schloss<br />
Mondsee bei Seminaren die „Klinke in die Hand“.<br />
Und das ist kein Zufall, denn die vor zehn Jahren<br />
gegründete Akademie steht mit ihrem Angebot<br />
für hohe Qualität und inhaltlichen Tiefgang. Im<br />
Interview erzählt Akademie-Gründerin Brigitte<br />
Maria Gruber über ihre Motivation, und was<br />
Frauen 2015 vorwärtsbringen kann.<br />
Sie feiern heuer 10-jähriges Jubiläum.<br />
Was waren Ihre Beweggründe am Start?<br />
Brigitte Gruber: Mein Wunsch war, Frauen zu<br />
stärken und ihnen hier im Salzkammergut etwas<br />
Besonderes zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
anzubieten. Also wertvolle Impulse von ExpertInnen<br />
im Schloss-Ambiente. Und der Zuspruch<br />
gibt uns recht. Die meisten Frauen kommen aus<br />
Oberösterreich und Salzburg zu uns, aber auch<br />
aus Wien oder München.<br />
Was waren Highlights in der Akademie?<br />
Brigitte Gruber: Eine Sternstunde waren sicherlich<br />
der Innovationspreis LEADER+ im Jahr 2007<br />
und die Verleihung des Erwachsenenbildungs-<br />
Gütesiegels. Auch der Ruf aus dem Lebensministerium,<br />
in der Frauen:Fachakademie einen<br />
Management-Lehrgang für Frauen in länd lichen<br />
Regionen anzubieten, war ein Herzschlag-<br />
Moment. Prinzipiell gilt: Jede Frau, die ermutigt<br />
das Schloss Mondsee verlässt, ist ein Highlight.<br />
„Die Früchte aus<br />
zehn Jahren<br />
Arbeit sind viele<br />
ermutigte und<br />
gestärkte Frauen,<br />
die dann ihr<br />
Potenzial zeigen,<br />
beruflich wie<br />
privat.“<br />
Brigitte Maria Gruber<br />
Was kann frau sich an Besonderem in der<br />
Frauen:Fachakademie abholen?<br />
Brigitte Gruber: Unser Angebot ist österreichweit<br />
einzigartig und richtet sich an jede Frau,<br />
beruflich wie privat. Zum Beispiel: Querdenkerseminar,<br />
Charisma-Schulung und Management-<br />
Lehrgänge. Für das Land OÖ begleiten wir das<br />
„Überparteiliche Polit-Training“ für Frauen. Markus<br />
Hengstschläger und Bruder David Steindl-<br />
Rast waren u. a. bei uns in Vorträgen zu hören.<br />
Sie sprechen von Seminaren mit Tiefgang.<br />
Was meinen Sie damit konkret?<br />
Brigitte Gruber: Als Mentorin zur wertorientierten<br />
Persönlichkeitsbildung liegt mir Spiritualität<br />
am Herzen. Das fließt in unser Angebot ein. Beim<br />
Management-Lehrgang für Frauen mit Verantwortung<br />
ist – neben dem Bereich Macht – ein Modul<br />
dem Thema „Gelebte Spiritualität im Management“<br />
gewidmet. Das öffnet neue Zugänge.<br />
Wie verträgt sich Spiritualität mit dem<br />
harten Wettbewerb der Wirtschaft?<br />
Brigitte Gruber: Nicht der Profit, sondern der<br />
Mensch sollte im Mittelpunkt stehen. Bei allem<br />
Verständnis für unternehmerisches Schaffen mit<br />
entsprechenden Umsatzzahlen sollte Spiritualität<br />
auch in der Wirtschaft ihren Platz haben. Abtpräses<br />
Christian Haidinger ist dazu unser Referent.<br />
Was gibt es im Jubiläumsjahr Besonderes?<br />
Brigitte Gruber: Das erste „Offene Mentoring<br />
für engagierte Frauen im Salzkammergut“ startet<br />
im September. Das ist für Frauen in der Region,<br />
die sich bei der beruflichen Weiterentwicklung<br />
Rat holen wollen. Ende November gibt es<br />
die „Adventakademie“ erstmals am Mondsee.<br />
Zum Schluss: Ihr Lebensmotto?<br />
Brigitte Gruber: Wichtig ist nicht, was man tut,<br />
sondern was man damit bewirkt. ■<br />
ANZEIGE FOTOS: NICOLE WAGENEDER / <strong>CHEFIN</strong>FO<br />
46 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
INTERVIEW<br />
<strong>DIE</strong> AKADEMIE<br />
Die 2005 von Brigitte Maria<br />
Gruber gegründete<br />
Frauen:Fachakademie<br />
Schloss Mondsee ist einzigartig.<br />
Neben Fortbildungen<br />
werden auch Coachings und<br />
Mentoring angeboten. In<br />
zehn Jahren wurden rund<br />
8.000 Menschen ermutigt.<br />
www.frauenfachakademie.at<br />
FOTO: FOTOS XXXXXXXX<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 47
IM FOKUS<br />
ERFOLG<br />
OHNE<br />
QUOTE<br />
Johanna Rachinger<br />
Generaldirektorin Österreichische<br />
Nationalbibliothek<br />
Karrieren. In Aufsichtsräten staatsnaher<br />
Unternehmen, an Universitäten und im öffentlichen<br />
Dienst gelten Frauenquoten. In Deutschland soll die<br />
Frauenquote für Top-Unternehmen demnächst kommen.<br />
Die Quote scheidet jedenfalls die Geister.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
Solange Frauen an die sprichwörtliche<br />
gläserne Decke stoßen und für gleiche<br />
Tätigkeiten weniger bezahlt bekommen<br />
als ihre männlichen Kollegen, sei eine<br />
Frauenquote unabdingbar. So argumentieren<br />
die Befürworter. Eine Quote stehe erfolgreichen<br />
Frauen eher im Weg. Wer etwas<br />
kann und sich seine Position mühsam erarbeitet<br />
habe, dem hafte immer der Geruch<br />
der „Quotenfrau“ an. Das sagen die Gegner,<br />
unter denen auch viele beruflich erfolgreiche<br />
Frauen zu finden sind. <strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> hat<br />
sich auf die Suche nach erfolgreichen Oberösterreicherinnen<br />
gemacht, die es (auch)<br />
ohne Quote geschafft haben.<br />
Handlungsbedarf<br />
Eine von ihnen ist Johanna Rachinger. Die<br />
55-Jährige ist seit 2001 Generaldirektorin der<br />
Österreichischen Nationalbibliothek. Die<br />
geborene Putzleinsdorferin kam über ein<br />
Germanistik-Studium und mehrere Stationen<br />
FOTOS: SABINE HAUSWIRTH / ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK<br />
48 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
IM FOKUS<br />
Pauline Seidermann<br />
Vorstand voestalpine<br />
Stahl GmbH<br />
Helena Kirchmayr<br />
Landesobfrau JVP<br />
Oberösterreich<br />
FOTOS: VOESTALPINE AG, JVP, ISTOCK<br />
bei verschiedenen Verlagen zu ihrer jetzigen<br />
Position. Für sie wäre die Quotenregelung ein<br />
sinnvoller Schritt, den Frauenanteil im<br />
Management und in Aufsichtsräten zu erhöhen:<br />
„Frauen sind beruflich noch immer nicht<br />
gleichgestellt.“ An der Österreichischen<br />
Na tionalbibliothek ist es gelungen, den Anteil<br />
von Frauen in Führungspositionen auf fast<br />
50 % zu erhöhen, da sie bei gleicher Qualifikation<br />
bevorzugt besetzt werden.<br />
Kein Gefallen<br />
Pauline Seidermann ist seit 2014 Mitglied im<br />
Vorstand der voestalpine Stahl GmbH und<br />
zuständig für Finanzen. Die 49-Jährige findet<br />
es schade, dass es immer noch nötig ist, über<br />
Frauenquoten zu diskutieren: „Wünschen würde<br />
ich mir, dass Frauen auch ohne Quoten in<br />
Führungspositionen entsprechend vertreten<br />
sind. Ich bin in Bezug darauf gespaltener<br />
Meinung – ich glaube nicht, dass man der<br />
einzelnen Frau einen Gefallen tut, wenn sie als<br />
„Ich kann<br />
nachvollziehen,<br />
dass verbindliche<br />
Quoten nicht<br />
überall auf Beifall<br />
stoßen.“<br />
Birgit Gerstorfer<br />
Geschäftsführerin<br />
AMS OÖ<br />
‚Quotenfrau‘ kategorisiert wird und man kritisch<br />
auf jeden Fehler als Bestätigung der eigenen<br />
Vorurteile achtet. Mein Ideal ist, ohne<br />
‚Zwang‘ gefördert und befördert zu werden.“<br />
Gläserne Decke<br />
Seidermann konnte ihre Karriere ohne Quotendruck<br />
im Hintergrund machen. Die gläserne<br />
Decke ist aber für sie Realität. Gute<br />
Kinderbetreuung würde helfen, den Karriereknick<br />
bei Frauen zu verhindern. Sie ist überzeugt:<br />
„Frauen müssen sich mehr zutrauen<br />
und Chancen aktiv nutzen – und Männer das<br />
Potenzial der Frauen erkennen!“<br />
Falscher Ansatz<br />
Eine politische Bilderbuchkarriere legt gerade<br />
Helena Kirchmayr hin. Die Landesobfrau der<br />
Jungen ÖVP Oberösterreich wurde gerade<br />
zum zweiten Mal zur Stellvertreterin von JVP-<br />
Bundesobmann Sebastian Kurz gewählt. Seit<br />
2009 ist die 32-Jährige im Gemeindevor- ➔<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 49
IM FOKUS<br />
Elgin Drda<br />
GF Kepler Universitätsklinikum<br />
Gerlinde Kaltenbrunner<br />
Bergsteigerin<br />
Ursula Brandstätter<br />
Rektorin Anton Bruckner<br />
Privatuniversität<br />
stand ihrer Heimat Pucking, seit 2010 sitzt sie<br />
im Landtag. Im selben Jahr wurde sie zur JVP-<br />
Landesobfrau gewählt und seit Herbst ist sie<br />
Stellvertreterin von ÖVP-Landesparteiobmann<br />
Josef Pühringer. Quoten hält Kirchmayr<br />
für den falschen Ansatz: „Ich bin der Überzeugung,<br />
dass man keine Quote braucht, wenn<br />
man wirklich gut ist.“<br />
Kompetenz statt Quote<br />
Ebenfalls wenig von einer Quote hält Elgin<br />
Drda. Die 48-jährige Verwaltungsjuristin ist<br />
designierte kaufmännische Leiterin des Kepler<br />
Universitätsklinikums. „Frauen sollten sich<br />
über sich selbst und nicht über eine Quote<br />
definieren“, sagt Drda, „ich vertraue darauf,<br />
dass gute Ausbildung, persönliche und fachliche<br />
Kompetenz zum Erfolg führen.“ Die Linzerin<br />
hat zuletzt das Büro von Landeshauptmann<br />
Josef Pühringer geleitet und war zuvor<br />
in verschiedenen Abteilungen – auch als Leiterin<br />
– der Landesverwaltung tätig.<br />
„Die Quote<br />
ist mit Sicherheit<br />
nicht der<br />
Traumweg.“<br />
Jutta Rinner<br />
Vorstandsdirektorin<br />
LINZ AG<br />
Übergangslösung<br />
Gerlinde Kaltenbrunner – gelernte Krankenschwester<br />
aus Spital am Pyhrn – hat als erste<br />
Frau alle Achttausender-Gipfel ohne künstlichen<br />
Sauerstoff bezwungen. Zur Frauenquote<br />
sagt die 44-Jährige: „Eine Ausgewogenheit<br />
ist meines Erachtens sinnvoll und gerecht.“ Seit<br />
2012 leitet Ursula Brandstätter als Rektorin die<br />
Geschicke der Anton Bruckner Privatuniversität.<br />
Die Eferdingerin hat Musikpädagogik,<br />
Musikwissenschaft sowie Organisationsentwicklung<br />
in Dienstleistungsunternehmen studiert.<br />
Frauenquoten hält Brandstätter als Übergangslösung<br />
für notwendig, betont aber:<br />
„Perspektivisch müssen sie überflüssig werden.<br />
Außerdem stellen sie nur eine von vielen möglichen<br />
Fördermaßnahmen für Frauen dar.“<br />
Karriere nach Auszeit<br />
Der lebende Beweis dafür, dass Kindererziehungszeiten<br />
keinen Karriereknick bedeuten<br />
müssen, ist Birgit Gerstorfer. Die 48-Jährige ist<br />
FOTOS: ROBERT MAYBACH, ARCHIV G. KALTENBRUNNER, LAND OÖ / STINGLMAYR, ISTOCK<br />
50 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
IM FOKUS<br />
Birgit Gerstorfer<br />
Geschäftsführerin<br />
AMS Oberösterreich<br />
Jutta Rinner<br />
Vorstandsdirektorin<br />
LINZ AG<br />
Verena Trenkwalder<br />
Geschäftsführerin<br />
KPMG<br />
FOTOS: AMS OÖ, 4HAUSER.AT, KPMG / RAFFAY ZSOFIA, MIDAS MANAGEMENT VERLAG<br />
seit August 2010 Geschäftsführerin des AMS<br />
Oberösterreich. Vier Jahre lang widmete sie<br />
sich der Erziehung ihrer beiden Töchter. Der<br />
berufliche Wiedereinstieg gelang 1990 als<br />
Sekretärin im AMS Eferding. Dann ging es<br />
steil bergauf: von der Geschäftsstellenleiterin<br />
in Eferding und Wels bis zur Geschäftsführerin<br />
der Landesgeschäftsstelle. Die Frauen -<br />
quote ist im AMS durch das Bundesgleichbehandlungsgesetz<br />
bereits seit Jahren gelebte<br />
Praxis. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen<br />
gemacht“, sagt Gerstorfer, „und die Entwicklung<br />
des Anteils der Frauen in Führung<br />
lässt sich sehen.“ Verbindliche Quoten erfordern<br />
ziel orientiertes Handeln, um sie zu erfüllen.<br />
Gerstorfer kann nachvollziehen, dass diese<br />
nicht überall auf Beifall stoßen.<br />
Hohe Expertise<br />
Keine Anhängerin von Quotenregelungen ist<br />
Jutta Rinner. Die 47-Jährige ist als Vorstandsdirektorin<br />
für die Bereiche Konzernservice und<br />
BETTINA ZIMMERMANN<br />
Weiblich und mit Biss.<br />
Erfolgsstrategien<br />
für Frauen<br />
Midas Management Verlag<br />
19,90 Euro<br />
Verkehr zuständig. In der LINZ AG arbeitet sie<br />
seit 2001. Rinner hat Wirtschaftswissenschaften<br />
studiert, war bei der OÖ. Technologie- und<br />
Marketinggesellschaft tätig und für Aufbau und<br />
Leitung des Kunststoff-Clusters verantwortlich.<br />
„In Anbetracht der hohen Ausbildungsgrade<br />
und Expertisen von Frauen sollte es selbstverständlich<br />
sein, dass sie auf jeder Führungs ebene<br />
vertreten sind“, sagt Rinner.<br />
Rahmenbedingungen<br />
„Gar nichts“, hält Verena Trenkwalder von einer<br />
Quote. Die KPMG-Geschäftsführerin ist auch<br />
Landespräsidentin der Kammer der Wirtschaftstreuhänder,<br />
Autorin und Vortragende. „Viele<br />
Frauen scheuen davor zurück, Spitzenpositionen<br />
anzustreben, weil der enorme Zeiteinsatz<br />
immer zulasten der Familie geht“, sagt sie. Sie<br />
wünscht sich daher Kinderbetreuung bis nach<br />
17 Uhr, Erleichterung beim Einsatz von Aupairs<br />
und die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten.<br />
■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 51
WIRTSCHAFT<br />
Unternehmerin mit Glanz<br />
KARRIERE. Was Finalit-Geschäftsführerin und Firmengründerin Margit Leidinger anpackt, wird<br />
sauber und glänzt: Mit ihren Produkten der Finalit Komplett-Steinpflege GmbH bringt sie nicht nur<br />
ausländische Prestigeprojekte wie die Pyramiden in Ägypten oder die Frauenkirche in Dresden,<br />
sondern auch die Albertina, die Staatsoper oder den Flughafen in Wien zum Glänzen.<br />
Der neue Wiener<br />
Hauptbahnhof: Auch<br />
bei dem heimischen<br />
Großprojekt konnte<br />
Finalit glänzen.<br />
Die weltberühmten Pyramiden<br />
wurden Stein für Stein gereinigt<br />
und mit einem Polymer aus<br />
Kunststoff überzogen. Die „Kosmetik“<br />
für historische Bauwerke, Plätze und<br />
Neubauten ist das weltweit anerkannte<br />
Spezialgebiet der Firma Finalit.<br />
Historie<br />
Als Margit Leidinger im Februar 1997<br />
das Unternehmen gründete, existierte<br />
für die ursprünglich auf Dienstleistung<br />
fokussierte Firma primär der österreichische<br />
Absatzmarkt. Die Unternehmerin<br />
setzte auf Dynamik, brachte die<br />
Finalit-Produktserie in die Baumärkte,<br />
schuf ein Vertriebssystem und star tete<br />
2002 im Ausland durch. Heute kann die<br />
46-Jährige stolz auf ihre Entscheidungen<br />
vergangener Jahre und den mittlerweile<br />
erreichten Status quo sein. Mit<br />
Partnern in über 29 Ländern ist Finalit<br />
international tätig und auf jedem<br />
Kontinent der Erde vertreten und kann<br />
auf zahlreiche Glanz-Projekte verweisen.<br />
Im Interview spricht Margit Leidinger<br />
über ihre Karriere und das Unternehmen<br />
Finalit.<br />
Welche waren die wesentlichsten<br />
Stationen Ihrer Karriere?<br />
Leidinger: Nach der HTL in Linz habe ich<br />
das Studium der Handelswissenschaften<br />
an der WU Wien abgeschlossen. Nach<br />
einem Auslandsaufenthalt in Abu Dhabi,<br />
wo ich bei der französischen Firma Total<br />
ABK arbeitete, gründete ich 1997 die Firma<br />
Finalit Komplett-Steinpflege GmbH.<br />
FOTO: ANZEIGE XXXXXXXX FOTOS: FINALIT<br />
52 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
WIRTSCHAFT<br />
Ob historische Gebäude oder edle Paläste: Mit den Finalit-Produkten werden Oberflächen<br />
aus Stein auf Hochglanz gebracht. Das heimische Vorzeigeunternehmen<br />
konnte weltweit zahlreiche Prestigeprojekte an Land ziehen.<br />
Finalit-Geschäftsführerin Margit Leidinger<br />
kann strahlen: Ihr Unternehmen<br />
wird in aller Welt geschätzt.<br />
FOTO: ANZEIGE XXXXXXXX FOTOS: FINALIT<br />
Ihr Unternehmen beschäftigt sich mit<br />
der Pflege und Konservierung von<br />
Steinen. Wie sind Sie in diese Branche<br />
gekommen?<br />
Leidinger: Mein Vater, der bis heute bei<br />
uns im Unternehmen mitarbeitet, hatte<br />
einen Steinmetzbetrieb. Er hat damit<br />
begonnen, einzelne Reinigungs- und<br />
Pflegeprodukte für unterschiedliche<br />
Steinarten zu entwickeln. Ich habe mich<br />
dann voll auf diesen Bereich konzentriert<br />
und Schritt für Schritt das Unternehmen<br />
und die Marke „Finalit“ aufgebaut.<br />
Sie haben Hochbau und Ökonomie<br />
studiert. Ist das für die Führung eines<br />
weltweit erfolgreichen Unternehmens<br />
ein Vorteil?<br />
Leidinger: Ja, absolut. Und zwar aus<br />
drei Gründen. Erstens: Gerade Unternehmen<br />
mit Handelsprodukten brauchen<br />
gute Zahlen. Bei uns geht es um<br />
Prozentpunkte, Budgets und Kalkulationen.<br />
Das habe ich mit dem Studium<br />
von Grund auf gelernt. Zweitens ist der<br />
Ingenieurstitel für mich als Frau in einer<br />
männerdominierten Branche ein sichtbares<br />
„Gütesiegel“. Bei Besichtigungen<br />
von Großbaustellen bin ich bis heute<br />
nicht selten die einzige Frau. Und drittens<br />
helfen mir die Sprachen aus der<br />
Handelswissenschaft sehr. Ich spreche<br />
Englisch, Italienisch und Spanisch „verhandlungssicher”<br />
– wie das heute heißt.<br />
Das hat unserem Unternehmen vor<br />
allem die Türen in große Märkte außerhalb<br />
Österreichs geöffnet.<br />
Ihr Unternehmen hat Kulturschätze<br />
zum Strahlen gebracht. Was ist das<br />
Geheimnis dieses Erfolgs?<br />
Leidinger: Im Geschäftsleben bekommst<br />
du manchmal durch Zufall die<br />
eine oder andere große Chance und<br />
dann musst du liefern können. Generell<br />
sehe ich es jedoch recht nüchtern:<br />
Als Unternehmerin gilt es, dranzubleiben,<br />
auch wenn da ein Durchhänger ist,<br />
Einsatz zu zeigen und das eigene Produkt<br />
zu lieben – und das tue ich wirklich.<br />
Ich bin jeden Tag seit über 20 Jahren<br />
davon überzeugt, dass unsere<br />
Produkte die besten am Markt sind,<br />
dass unsere Kunden von uns einzigartiges<br />
Service bekommen. Das ist eine<br />
große Verantwortung, erfüllt mich aber<br />
auch mit Stolz und Lebensfreude.<br />
Finalit bringt nicht nur Steine zum<br />
Strahlen, sondern bietet auch Dienstleistungen<br />
an: Was können Kunden<br />
dabei erwarten?<br />
Leidinger: Wir sind auf drei Ebenen für<br />
unsere Kunden da: Unsere Produkte<br />
sind im Fachhandel gelistet, unser<br />
Außendienst arbeitet vor Ort, und mit<br />
unseren Schulungen, die mein lieber<br />
Papa noch immer mit Leidenschaft und<br />
Humor begleitet, bilden wir Fachkräfte<br />
für die Reinigung und Pflege aller<br />
Oberflächen aus. Wir sind für Projekte<br />
jeder Größenordnung da – egal, ob es<br />
sich um einen Fußboden, eine Terrasse,<br />
den Vorplatz des Parlaments oder<br />
das Deck am Dach des Marina Bay<br />
Sands Hotels in Singapur handelt.<br />
FINALIT KOMPLETT-<br />
STEINPFLEGE GMBH<br />
Stein- Reinigung, Sanierung,<br />
Imprägnierung<br />
A-1080 Wien, Lange Gasse 8<br />
Tel. +43 / 1 / 786 26 11<br />
E-Mail: office.wien@finalit.com<br />
A-4600 Wels, Friedhofstraße 67<br />
Tel. +43 / 7242 / 688 71<br />
E-Mail: office.wels@finalit.com<br />
Finalit Deutschland GmbH<br />
D-71723 Großbottwar<br />
Uferstraße 15<br />
Tel. +49 / 7148 / 160 52-3<br />
E-Mail: office@finalit.de<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 53
IM FOKUS<br />
ORDENSMUTTER<br />
UND MANAGERIN<br />
Personalunion. Wie tickt und lebt eine Frau, die zwei sehr unterschiedliche<br />
Führungsfunktionen unter einen Hut, pardon Habit, bringt? Sr. M. Barbara Lehner,<br />
Generaloberin der Elisabethinen in Linz-Wien, lebt diese Herausforderung tagtäglich.<br />
Text: Christine Radmayr<br />
Mag sein, dass Mutter Barbara, wie die<br />
Oberin genannt wird, schon einmal<br />
schnellen Schrittes mit den Walkingstöcken<br />
an der Linzer Donaulände an einem<br />
von uns vorbeigezogen ist. „Mit Radfahren und<br />
Nordic Walking halte ich mich fit“, sagt die aufgeschlossene<br />
Ordensfrau und Geschäftsführerin<br />
der Elisabeth von Thüringen GmbH. Als sie<br />
vor 41 Jahren in den Orden eingetreten ist,<br />
dachte sie wohl kaum an ihre spätere Doppelkarriere.<br />
„Mir gefiel die offene Art der Ordensfrauen<br />
nach dem Leitsatz: Ganzheitlich, heilend<br />
und froh machend für die Menschen da<br />
zu sein.“ Heute ist sie für den Konvent Linz-<br />
Wien mit derzeit 49 Nonnen verantwortlich.<br />
„Nachwuchs ist dünn gesät und für Orden ist<br />
es eine Herausforderung, Mitarbeiter zu finden,<br />
die Sinn und Werte weitertragen.“<br />
Verantwortung für 2.000 Mitarbeiter<br />
Diese Wertearbeit, wie Sr. M. Barbara es selbst<br />
nennt, ist eine zentrale Aufgabe, der sie sich<br />
als Geschäftsführerin der Elisabeth von Thüringen<br />
GmbH widmet. Neben einem wirtschaftlichen<br />
Strategen und Geschäftsführer ist<br />
sie in der Holding für 2.000 Mitarbeiter verantwortlich.<br />
Zu 100 Prozent sind die Krankenhäuser<br />
in Linz und Wien im Besitz der GmbH. Die<br />
Holding ist auch (Mit-)Eigentümerin von neun<br />
weiteren Firmen wie etwa dem analyse BioLab,<br />
der SLI (Sterilgut, Logistik und In strumente),<br />
dem health (medizinischen Trainingszentrum),<br />
einer Reinigungs- und einer Cateringfirma,<br />
dem forte FortBildungszentrum, an med&tex,<br />
einer Textilienfirma und dem Rehab Linz.<br />
„Wir versuchen,<br />
den wirtschaftlichen<br />
Druck so<br />
wenig als möglich<br />
die Mitarbeiter<br />
spüren zu lassen.“<br />
Generaloberin<br />
Sr. M. Barbara<br />
So hat der Orden auf viele Arbeitsfelder im Spital<br />
Einfluss. „Neben der Effizienz, dem sorgsamen<br />
Umgang mit Ressourcen ist uns die<br />
soziale Komponente im Konzern wichtig. Wir<br />
stellen zum Beispiel Leute an, die am Arbeitsmarkt<br />
schwer vermittelbar sind. Das Geld, das<br />
unsere Firmen erwirtschaften, wird wieder<br />
reinvestiert“, erklärt Sr. M. Barbara.<br />
Bedürfnisorientiert investieren<br />
Sorgenvoll sieht die Managerin die Einsparungen<br />
im Gesundheitssystem: „Ich frage<br />
mich, wer sich wohl künftig um chronisch<br />
Kranke kümmern wird, wenn die Liegedauer<br />
im Spital kürzer wird, Hausärzte fehlen<br />
und sich private Dienste viele nicht leisten<br />
können.“ Der Konzern versucht, Prozesse zu<br />
ökonomisieren, statt an den Menschen zu<br />
sparen, auch wenn sich dieser Weg nicht<br />
sofort in besseren Zahlen niederschlägt. Als<br />
christlicher Arbeitgeber wollen die Elisabethinen<br />
zu den Bedürfnissen der Menschen<br />
hin wachsen. Die Geriatrie ist ein Zukunftsfeld.<br />
Gemeinsam mit den Kreuzschwestern<br />
von Wels entsteht das Projekt „Wohnen mit<br />
Service“, das in drei Jahren umgesetzt sein<br />
soll. In Krankenhausnähe wird es 30 Wohnungen<br />
der Elisabethinen geben, in denen die<br />
Mieter je nach Bedarf viele Dienstleistungen<br />
zukaufen und in Anspruch nehmen können.<br />
Die Nähe zu Mitschwestern, Mitarbeitern<br />
und Patienten ist der umtriebigen Nonne<br />
wichtig: „Jeder darf unangemeldet an meine<br />
Tür klopfen. Ich schenke jedem Gast gerne<br />
Zeit und Gehör.“ ■<br />
FOTO: WAKOLBINGER<br />
54 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
ZUR PERSON<br />
Sr. M. Barbara ist vor<br />
41 Jahren mit 17 Nonne<br />
geworden. Die Operationsschwester<br />
baute ab<br />
1992 die Krankenpflegeschule<br />
der Elisabethinen<br />
auf und leitete diese 20<br />
Jahre lang. Vom Amt der<br />
Generalvikarin wurde sie<br />
2012 zur Generaloberin<br />
gewählt. In der Holding<br />
ist sie Chefin von 2.000<br />
Mitarbeitern.<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 55
XXXXX WIRTSCHAFT<br />
Indra Nooyi (57)<br />
hat Pepsi fest in der Hand. Als<br />
CEO hat sie dem Softdrink-Giganten<br />
zu neuen Höhenflügen verholfen.<br />
Gelobt wird die gebürtige Inderin<br />
bei „Fortune“ dafür, in schnell<br />
wachsende Märkte wie Joghurt und<br />
Hummus zu investieren.<br />
Mary Barra (53).<br />
„General Motors“-CEO Barra leitete<br />
als erste Frau einen der großen acht<br />
Autobauer und Marktführer in den<br />
USA. Für 2016 peilt sie die frühere<br />
wirtschaftliche Stärke auch in Europa<br />
an. Für 2017 hat Barra einen selbstfahrenden<br />
Cadillac angekündigt.<br />
Die mächtigsten<br />
Business-Ladys<br />
der Welt<br />
Powerfrauen. Sie sind weiblich, mächtig<br />
und richtig wichtig! Die Wirtschaftsladys aus den<br />
jährlichen Rankings der US-Magazine „Forbes“ und<br />
„Fortune“. <strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> stellt Ihnen einige davon vor.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
FOTO: WORLD ECONOMIC FORUM / SWISS-IMAGE.CH<br />
BEAUTY | REISEN | GENUSS | WOHNEN | M
Janet Yellen (68).<br />
Sheryl Sandberg (44).<br />
Facebook-CEO Sandberg stieg in der<br />
diesjährigen „Fortune“-Liste sogar um<br />
drei Plätze auf und liegt jetzt auf Rang 5.<br />
Sie leitet die Federal Reserve in<br />
Washington und landete bei „Forbes“<br />
auf Platz 2. Yellen ist die erste Frau, die<br />
die US-Notenbank leitet. Die FED<br />
bilanzierte unter ihrer Leitung zuletzt<br />
mit 4,5 Milliarden US-Dollar. Ganz<br />
oben auf ihrer To-do-Liste: den amerikanischen<br />
Traum reparieren.<br />
IM XXXXX FOKUS<br />
FOTO: IBM / JENS UMBACH, WWW.VIENNAREPORT.AT, MATT ALBIANI<br />
Virginia „Ginni“ Rometty (56).<br />
Sie ist CEO und Präsidentin des IT-<br />
Giganten IBM. Zwei Jahre in Folge lag<br />
die studierte Informatikerin schon auf<br />
Platz 1 der „Fortune“-Liste. „Fortune“<br />
lobt sie dafür, dass sie neue Geschäftsbereiche<br />
erschließt und in neue Märkte<br />
(wie Afrika) vorstößt.<br />
Marissa Mayer (38).<br />
Sie leitet das Internet-Unternehmen<br />
Yahoo. Seitdem sie als Managerin an<br />
der Spitze steht, sorgt sie für jede<br />
Menge Nachrichten. Einkäufe,<br />
Umstrukturierungen – Mayer soll das<br />
nachholen, was Yahoo in den vergangenen<br />
Jahren verabsäumt hat.<br />
JETZT<br />
TÄGLICH<br />
NEU!<br />
OTOR | STARS | GUTE UNTERHALTUNG
SATIRE<br />
Hilfe, mein Chef ist eine Frau!<br />
Satire. Als leidgeplagter Mann, der eine Frau als Chefin „vorgesetzt“ bekommt,<br />
kann ich nur sagen: Früher (vor 250.000 Jahren) war alles besser …<br />
Text: Jürgen Philipp<br />
Verdammt, jetzt ist es passiert: Mein<br />
Chef ist eine Chefin – und das heißt<br />
nichts Gutes. Der „Alte“ ging in Pension<br />
und das, nachdem ich mich jahrelang<br />
über seine blöden Autos unterhalten musste,<br />
sogar ein Poster seines Lieblingsfußballclubs<br />
hing in meinem Büro, obwohl ich<br />
Fußball hasse. Jahrelang angebiedert – und<br />
nun das. Ach, was war das noch beschaulich<br />
vor 250.000 Jahren: Wir Männer starrten<br />
ins Feuer, nachdem wir einen Säbelzahntiger<br />
erlegt hatten, und die Frauen<br />
kümmerten sich um die Höhle. Der Stärkste<br />
war der Chef, vor dem hatten wir gehörig<br />
Angst damals – vor 250.000 Jahren.<br />
Doch was sind schon 250.000 Jahre in der<br />
Geschichte des Universums – nichts! Warum<br />
kann die Evolution nicht – sagen wir<br />
mal, bis ich in Pension bin – eine Pause einlegen?<br />
Warum ausgerechnet jetzt?<br />
Eigentlich war es damals, vor einer Vierteljahrmillion,<br />
ja so wie heute, nur nennt man<br />
die Angst vor dem Stärkeren neuerdings<br />
Respekt. Auch die Arbeit hat sich wenig verändert:<br />
Wir stürzen uns in Rudeln auf den<br />
Neukunden statt auf das Mammut, nur<br />
anstatt ihn niederzuknüppeln und mit Speeren<br />
zu bewerfen, bombardieren wir ihn mit<br />
Werbebotschaften und Angeboten. Und<br />
jetzt das: Nach fast vier Millionen Jahren,<br />
seit wir aus dem Meer gekrochen kamen,<br />
brechen bei uns „norwegische“ Zeiten an.<br />
Bei den Nordländern sind bereits 40 Prozent<br />
aller Führungspositionen in Unternehmen<br />
weiblich besetzt – zugegeben: Norwegen<br />
gilt als das höchstentwickelte Land<br />
der Erde und hat weltweit die<br />
höchste Lebensqualität, aber da<br />
„Warum kann<br />
die Evolution<br />
nicht – sagen wir<br />
mal, bis ich in<br />
Pension bin –<br />
eine Pause<br />
einlegen.“<br />
gleich eine Verbindung zu sehen? Österreich<br />
geht es ja auch nicht sooo schlecht und ist<br />
mit 7,5 Prozent Frauenanteil in den Führungs<br />
etagen geradezu eine Insel der Seligen<br />
– um mit Papst Paul dem IV. zu sprechen.<br />
Nur konnte der leicht reden, der arbeitete ja<br />
in einem Männerclub.<br />
Chefinnen sind zäh<br />
Was soll ich am Stammtisch erzählen?<br />
„Meine Chefin hat mich auf ein Selbstfindungsseminar<br />
geschickt. Ich soll meine<br />
destruktive Energie anders ausleben.“ Ich<br />
kann mich da nie wieder blicken lassen. Ich<br />
kann sie schon regelrecht hören: „Na, hast<br />
du deiner Chefin einen süßen Tassenuntersetzer<br />
gehäkelt?“ Hatte ich bisher<br />
etwas verbockt, dann gab es Krach, aber<br />
weil ich ja so „fußballbegeistert“ bin, war<br />
es auch schnell wieder verziehen. Doch<br />
diese Frauen in Führungspositionen haben<br />
einen langen und steinigen Karriereweg<br />
hinter sich, die sind zäh und mussten<br />
immer besser sein als ihre männlichen Kollegen<br />
– ist ja nix Schlechtes, aber sie verlangen<br />
das auch von den Mitarbeitern –<br />
also auch von mir! Wie kann ich mich da<br />
gezielt vorbereiten? Chefinnen sind – so ist<br />
bewiesen – noch dazu unbestechlicher,<br />
man kann sie nicht so leicht um den Finger<br />
wickeln. Es wird mir wohl nichts anderes<br />
übrig bleiben, als mich gehörig anzustrengen<br />
oder vielleicht doch noch als Spätberufener<br />
im Vatikan anzuläuten? Dort<br />
dauert es sicher noch einmal 250.000 Jahre,<br />
bis Frauen das Sagen haben. Früher war<br />
eben alles besser ... ■<br />
FOTO: ISTOCK/THINKSTOCK<br />
58 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
Viele Fragen, alle Antworten<br />
PERSONENBETREUUNG. Permanent verfügbare Informationen rund um die 24-Stunden-<br />
Betreuung hat für die Berufsgruppensprecherin der OÖ Personenbetreuung in der WKOÖ,<br />
Mag. Dr. Viktoria Tischler, einen besonders hohen Stellenwert.<br />
ANZEIGE FOTO: ENGLEDER<br />
Viktoria Tischler kennt die Hilflosigkeit<br />
nur zu gut, wenn ein<br />
Angehöriger plötzlich zum Betreuungsfall<br />
wird. Schnelles und rationelles<br />
Handeln im Sinne aller Beteiligten<br />
ist in dieser Situation gefragt.<br />
Daher sind flächendeckende Informationen<br />
über die selbstständige Personenbetreuung<br />
für die Berufsgruppensprecherin<br />
besonders wichtig: „Ende<br />
Jänner erschien der ‚Guide<br />
rund um die 24-Stunden-<br />
Betreuung‘. Alle Informationen<br />
über die Betreuungsform<br />
sowie alle Kontakte zu<br />
Trägerorganisationen vereinfachen<br />
in dieser stressigen<br />
Situation die Kontaktaufnahme.“<br />
Die Onlineversion<br />
des Guides ist auf<br />
www.amliebstenzuhause.at<br />
verfügbar. Ein weiterer<br />
Schritt in der Informationspolitik<br />
erfolgt im April,<br />
wenn der aktuelle Folder<br />
2015 der selbstständigen Personenbetreuung<br />
der WKOÖ erscheint.<br />
Dieser liegt bei Oberösterreichs<br />
2.300 AllgemeinmedizinerInnen, in<br />
Gemeindeämtern sowie bei Trägerorganisationen<br />
auf.<br />
Informationsbasis schaffen<br />
Der Folder listet neben den genauen<br />
Tätigkeitsbereichen der BetreuerInnen<br />
(94 Prozent sind weiblich) auch<br />
alle Informationen zum Betreuungsvertrag<br />
und zur staatlichen Förderung<br />
auf. Fallbeispiele veranschaulichen<br />
verschiedene Betreuungssituationen.<br />
„Gerade zu Beginn sind viele Fragen<br />
offen. Betreuungsbedürftige wissen<br />
nicht, was auf sie zukommt, haben<br />
meist Angst und möchten ihr Zuhause<br />
nicht verlassen. Angehörige versuchen<br />
oft, ihre Väter, Mütter oder<br />
Geschwister zu einem Umzug in eine<br />
stationäre Pflegeeinrichtung zu überreden.<br />
In dieser schwierigen Phase<br />
können wir durch unsere Informationen<br />
im Folder und im Internet unter<br />
www.amliebstenzuhause.at helfen“,<br />
weiß Tischler.<br />
„Eine gute Informationsbasis<br />
ist Voraussetzung für<br />
die passende Entscheidung<br />
im Betreuungsfall.“<br />
Mag. Dr. Viktoria Tischler<br />
Bedarf wird steigen<br />
Die längere Lebenserwartung und ein<br />
Geburtenrückgang stellen unsere<br />
Gesellschaft in der Zukunft vor große<br />
Herausforderungen. Aktuell treten viele<br />
der sogenannten Babyboomer ihren<br />
Ruhestand an. So steigt die Quote der<br />
über 65-Jährigen in Oberösterreich von<br />
gegenwärtigen 18,1 Prozent auf 19,3<br />
Prozent bis 2020 und auf 24,2 Prozent<br />
bis 2030. 2015 sind österreichweit<br />
2.076.245 Menschen 60 Jahre und<br />
älter, davon bezogen im Jänner 2015<br />
457.821 Menschen Pflegegeld. Mit<br />
dieser Entwicklung müssen Lösungsansätze<br />
im Betreuungsbereich einhergehen,<br />
weiß auch Tischler: „Mir ist es<br />
ein großes Anliegen, dass alle OberösterreicherInnen<br />
Zugang zu allen<br />
Möglichkeiten der Betreuung bekommen.<br />
Die persönlich beste Entscheidung<br />
kann nur auf Basis aller relevanten<br />
Informationen getroffen werden.<br />
Diese stellt die Berufsgruppe mit dem<br />
Folder der selbstständigen Personenbetreuung<br />
unbürokratisch und leicht<br />
zugänglich zur Verfügung.“<br />
KONTAKT<br />
Mag. Dr. Viktoria Tischler<br />
Fachgruppenobfrau der<br />
Personenberatung und<br />
Personenbetreuung<br />
Berufsgruppensprecherin<br />
OÖ Personenbetreuung<br />
E-Mail: dienstleister@wkooe.at<br />
www.amliebstenzuhause.at<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 59
KARRIERE<br />
STIMM-<br />
GEWALTIG<br />
Plaudertaschen. Sie begleiten uns im Radio, im<br />
Navi oder in der Telefonwarteschleife: angenehme Stimmen,<br />
denen wir gerne zuhören. Dahinter stehen echte Menschen.<br />
<strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> stellt Ihnen zwei Damen vor, deren Stimmen<br />
Ihnen vermutlich vertraut sind.<br />
Text: Petra Danhofer<br />
Wenn Sie schon einmal bei der<br />
WKOÖ angerufen haben, dann<br />
haben Sie sie sicher gehört.<br />
Ihre Stimme leiht sie auch dem Werbespot<br />
für ein Abführmittel und zahlreichen<br />
E-Learning-Programmen: Daniela<br />
Jungreuthmayer. Die 37-Jährige lebt und<br />
arbeitet in Kirchberg-Thening als professionelle<br />
Sprecherin. Die Aufträge kommen<br />
nicht nur aus Österreich, sondern<br />
auch aus Deutschland und der Schweiz.<br />
„Vor allem im Hamburger Raum kommt<br />
meine Stimme sehr gut an“, erzählt<br />
Jungreuthmayer, „da meine Sprache sehr<br />
neutral klingt und ich weder sofort als<br />
Österreicherin noch als typische Deutsche<br />
zu identifizieren bin.“<br />
Facettenreich<br />
Seit 15 Jahren übt sie die Sprechertätigkeit<br />
aus. Begonnen hat alles schon während der<br />
Schulzeit. „Ich war als Schülerin des<br />
Stifter-Gymnasiums parallel im Fach<br />
Klarinette am Brucknerkonservatorium<br />
inskribiert“, erinnert sich die gebürtige Liebenauerin,<br />
„dort habe ich eine Zeit lang<br />
auch Schauspielunterricht genommen.“<br />
Mit einem Künstler, der selbst Texte<br />
schrieb und musizierte, ging Jungreuthmayer<br />
auf Tournee durch Österreich. Sie<br />
las die Texte, er musizierte. 1998 startete<br />
sie ihre Radiokarriere, zunächst bei City<br />
Radio, dann bei Life Radio, wo sie zuletzt<br />
die Nachrichtenredaktion leitete. Für ihren<br />
Job sei es wichtig, wahrzunehmen, was der<br />
Kunde von ihr wolle: „Es hat ganz feine<br />
Nuancen, in welche Richtung es gehen soll,<br />
welche Stimmung ein Spot, eine Schleife<br />
oder ein Video erzeugen soll.“<br />
Wahrnehmen und Gestalten<br />
Das ist für die dreifache Mutter das<br />
Spannende an der Sprechertätigkeit. Eine<br />
schauspielerische Ausbildung sei dabei<br />
hilfreich. Vor einer Aufnahme gibt es<br />
meist ein kurzes Briefing; wie man den<br />
Text dann anlegt, ist aber eigene Auslegungssache,<br />
erklärt Jungreuthmayer: „Das<br />
hat schon etwas Künstlerisches. Meist<br />
mache ich mehrere Versionen. Selbst für<br />
die Warteschleifen gibt es unterschiedliche<br />
Anmutungen. Es hängt davon ab,<br />
was zur Firma passt – ob man eher kühl<br />
und professionell rüberkommen oder nah<br />
am Anrufer dran sein soll.“<br />
Sternstunden<br />
Wenn Sie gerne Ö3 hören, dann sagt<br />
Ihnen vermutlich auch der Name „Sylvia<br />
Graf“ etwas. Die gebürtige Traunerin<br />
FOTO: ISTOCK / THINKSTOCK<br />
60 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
WIRTSCHAFT<br />
Daniela<br />
Jungreuthmayer,<br />
Sprecherin,<br />
Moderatorin<br />
und Trainerin<br />
Sylvia<br />
Graf, Ö3-<br />
Moderatorin und<br />
-Redakteurin<br />
FOTOS: TÜRKER PICTURES, ROBERT<br />
MAYBACH PHOTOGRAPHY<br />
moderiert die „Ö3-Sternstunden“ mit<br />
Gerda Rogers sowie den „Treffpunkt Ö3“.<br />
Die 42-Jährige wird aber auch gerne in<br />
der Redaktion für Recherche und Beiträge<br />
eingeteilt. Die bei Radiomenschen<br />
besonders unbeliebten Aufgaben übernimmt<br />
sie ebenfalls gerne: sogenannte<br />
MUs, Meinungsumfragen auf der Straße.<br />
Hin und wieder moderiert Graf auch<br />
Off-Air-Veranstaltungen.<br />
Ur-Stürmerin<br />
Dabei war ihr beruflicher Weg gar nicht<br />
so geradlinig vorgezeichnet. Nach der<br />
HBLA-Matura in Linz war Graf drei<br />
Jahre lang hauptberufliche Sängerin mit<br />
Plattenvertrag. „Aber ich war noch viel<br />
zu jung damals“, sagt die Moderatorin,<br />
„es hat mich überhaupt nicht interessiert,<br />
von einer Disco zur anderen zu tingeln<br />
und Songs zu präsentieren, die keiner<br />
kennt.“ Wäre sie dran geblieben, ist sie<br />
überzeugt, dass sie die erste Christina<br />
Stürmer geworden wäre. Als Nächstes<br />
übte die Oberösterreicherin einen klassischen<br />
Bürojob bei einer Chemiefirma<br />
aus. Nach vier Jahren war klar: „Wenn<br />
ich noch länger bleibe, bekomme ich ein<br />
Magengeschwür. Ich bin alles andere als<br />
eine Sekretärin.“<br />
Wetterfee<br />
Es folgten vier Monate Arbeitslosigkeit,<br />
bis sie sich aufgrund eines Inserates völlig<br />
unvorbereitet bei Life Radio bewarb<br />
und genommen wurde. Dort arbeitete sie<br />
dreieinhalb Jahre unter anderem als<br />
Wetterfee in der Morgenshow. Es folgten<br />
berufliche Stationen im Privat-TV und<br />
bei Radio Energy, bis schließlich Ö3<br />
anklopfte. „An meinem Beruf macht mir<br />
besonders Spaß, dass ich in der Früh nie<br />
weiß, was der Tag bringen wird“, erzählt<br />
die von Kollegen liebevoll „Gräfin“<br />
genannte Traunerin, „ich liebe einfach<br />
die Abwechslung.“<br />
Radio-Oberliga<br />
Gleichzeitig bringe das tagesaktuelle<br />
Arbeiten in der österreichischen Radio-<br />
Oberliga aber auch gewaltigen Druck mit<br />
sich. „Du musst jeden Tag kreativ sein“,<br />
sagt sie, „und du darfst keine Mimose<br />
sein, denn bei Ö3 gilt ein hoher Qualitätsanspruch.<br />
Wenn etwas nicht passt, wird<br />
dir das schon sehr offen ins Gesicht<br />
gesagt.“ Zu alt für den Job bei Ö3 fühlt<br />
sich Graf noch lange nicht, ist sie doch<br />
genau im Durchschnittsalter der Ö3-Mitarbeiter.<br />
Im Kopf sei sie jung geblieben:<br />
„Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ ■<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 61
1<br />
2<br />
3<br />
FRÜHLINGSERWACHEN<br />
4<br />
5<br />
Businessmode.<br />
Die Tage werden länger, die<br />
Temperatur steigt. Höchste Zeit,<br />
den Kleiderschrank auf Frühling zu<br />
trimmen. Mit diesen Outfits in<br />
frischen Farben machen Sie<br />
auch im Daily Business<br />
gute Figur!<br />
6<br />
FOTOS: HERSTELLER<br />
Text: Petra Danhofer<br />
7<br />
62 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
8<br />
1 Blazer um 569,–<br />
Euro. Hose um<br />
298,– Euro, beides<br />
von Odeeh. Erhältlich<br />
bei C. Strauch<br />
Mode in Wels.<br />
2 Blazer erhältlich<br />
bei MAX & Co. in<br />
Wels. Um 232,–<br />
Euro.<br />
3 Top von Luisa<br />
Ce rano. Erhältlich<br />
bei Stögmüller<br />
Mode in Gmunden.<br />
4 Hose von Seductive.<br />
Erhältlich in<br />
der Boutique Julia<br />
Stabl, Wels. Um<br />
149,– Euro.<br />
5 Trapez-Tasche<br />
von Michael Kors.<br />
Erhältlich im<br />
Modehaus Forstinger,<br />
Gmunden und<br />
Bad Ischl. Um<br />
360,– Euro.<br />
6 Marlene-Hose von<br />
Marc Cain. Erhältlich<br />
im Marc Cain<br />
Store Linz.<br />
7 Handtasche von<br />
Bric‘s Milano.<br />
Marke u. a. erhältlich<br />
bei Lederwaren<br />
Hackl, Linz.<br />
8 Mantel um 350,–<br />
Euro und Bluse<br />
um 140,– Euro von<br />
Claudia Sträter,<br />
Hose um 180,–<br />
Euro von Cambio.<br />
Erhältlich bei<br />
CASA MODA Linz-<br />
Steyr-St. Pölten.<br />
FOTO: XXXXXXXX
AUTOTEST<br />
MEHR ALS<br />
NUR SCHÖN<br />
Innovation. Der neue Mercedes CLA Shooting Brake ist eine perfekte<br />
Symbiose aus Raumangebot, tollem Design und Funktionalität. Das Auto besticht<br />
durch ein coupéhaftes Erscheinungsbild mit viel Raum – nicht nur für die Stadt.<br />
Ausgeklügelte Details, eine breite Motoren-Palette und technische Raffinessen<br />
unterstreichen das durchdachte Konzept.<br />
66 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>
AUTOTEST<br />
„Der Mercedes<br />
CLA Shooting<br />
Brake vereint<br />
sportlich-progressives<br />
Design<br />
mit einem großzügigen<br />
Raumangebot.“<br />
Adolf Eizenberger<br />
Verkaufsleiter<br />
Pappas Linz<br />
Atemberaubend sportliche Proportionen<br />
und die kraftvoll-dynamische Designsprache<br />
mit sinnlich modellierten Flächen<br />
machten den CLA schon als viertüriges<br />
Coupé unverwechselbar. Jetzt folgt mit dem<br />
CLA Shooting Brake eine weitere Design-Ikone<br />
mit einzigartigem Erscheinungsbild. Der neue<br />
Mercedes CLA Shooting Brake (Länge/Breite/<br />
Höhe: 4.630/1.777/1.435 mm) ist zunächst mit<br />
vier Diesel- und sechs Benzin-Motoren sowie<br />
dem Allradantrieb 4MATIC erhältlich. Einstiegsmodell<br />
in die „CLA Shooting Brake“-Palette ist<br />
der CLA 180 (ab 32.540,– Euro) mit 90 kW<br />
(122 PS). Die Österreich-Premiere fand am<br />
„Linzer Autofrühling“ statt, die Markteinführung<br />
ist ab 27. März 2015 bei allen Pappas-Betrieben.<br />
Turbopower<br />
Den Wunsch nach überlegener Dynamik erfüllt<br />
das Topmodell, der CLA 45 AMG Shooting Brake,<br />
mit einem attraktiven Technik-Paket. Der<br />
weltweit stärkste in Serie gefertigte Vierzylinder-<br />
Turbomotor begeistert mit einer Leistung von<br />
265 kW (360 PS) und beschleunigt den CLA 45<br />
AMG Shooting Brake von null auf 100 km/h in<br />
4,7 Sekunden. Weitere technische Highlights<br />
sind das 7-Gang-Sportgetriebe AMG SPEED-<br />
SHIFT DCT, der vollvariable Allradantrieb<br />
AMG Performance 4MATIC, die leistungs starke<br />
Bremsanlage und das vom Set-up bis hin zu den<br />
Achsen speziell entwickelte Fahrwerk.<br />
Klare Formensprache und das unverwechselbare Design<br />
sorgen für ein kraftvoll-dynamisches Erscheinungsbild.<br />
Das Sondermodell „OrangeArt Edition“ kann im Innenraum<br />
mit edlen und verzierten Sportsitzen punkten.<br />
ANZEIGE FOTOS: MERCEDES<br />
Raumangebot<br />
Das elegant nach hinten gezogene Shooting-<br />
Brake-Heck garantiert im Verbund mit der<br />
ge botenen Variabilität ein Höchstmaß an Freizeitwert<br />
ohne Verzicht auf den Designanspruch.<br />
Zugleich ist die Kopffreiheit im Fond deutlich<br />
größer als beim viertürigen CLA. Das großzügige<br />
Raumangebot gehört zu den Stärken des<br />
Shooting Brake. Der Laderaum bietet bis 1.354<br />
Liter Lade volumen – trotzdem können fünf<br />
Passagiere mitfahren.<br />
Fazit<br />
Ästhetik kombiniert mit einem tollen Raumangebot<br />
und einer breiten Motorenpalette. Mercedes<br />
ist mit der neuen Modellreihe ein großer<br />
Wurf gelungen. Ganz nach dem Motto: So praktisch<br />
kann schön sein und das zu einem durchaus<br />
attraktiven Preis. ■<br />
Der „Arbeitsplatz“ im neuen Shooting Brake:<br />
aufgeräumt, übersichtlich und edel verarbeitet.<br />
Technische Daten<br />
Mercedes CLA Shooting Brake<br />
Getriebe: manuell oder Automatik<br />
Hubraum: 1.595 bis 2.143 ccm<br />
Leistung: 122 bis 360 PS<br />
Höchstgeschwindigkeit: bis 250 km/h<br />
Verbrauch: ab 3,9 Liter<br />
Preis: ab 32.540,– Euro<br />
<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 67
IN GENERATIONEN DENKEN<br />
IST VIEL WERT.<br />
„Ich habe viel von meiner Mutter. Den Charakter. Die Nase.<br />
Und den behutsamen Umgang mit Werten. Darum vertraue<br />
ich in allen Finanzbelangen dem exklusiven Private Banking<br />
der VKB-Bank. Weil mein persönlicher Berater, genau wie<br />
ich, in Generationen denkt. Und weil er dafür sorgt, dass<br />
mein Vermögen auch in Zukunft hervorragend dasteht.“<br />
Nachhaltiges Vermögensmanagement, First-Class Betreuung<br />
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Wir freuen uns auf Sie!<br />
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