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DIE CHEFIN

Das Wirtschaftsmagazin für die Frau - Ausgabe 2015

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<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong><br />

DAS WIRTSCHAFTSMAGAZIN FÜR <strong>DIE</strong> FRAU MÄRZ 2015<br />

MÄRZ 2015/25. JG./<strong>CHEFIN</strong>FO NR. 2A/2,50 EURO, P.B.B. VERLAGSPOSTAMT 4020 LINZ/ERSCHEINUNGSORT LINZ/ZUL.-NR. GZ 02Z031559 M<br />

Tanja Mayrhofer<br />

Reisebüro Fluchthelfer<br />

Barbara Hörmannseder<br />

Reisebüro Fluchthelfer<br />

NIMM ZWEI<br />

BUSINESS-PAARE: FÜNF<br />

FRAUENDUOS IM PORTRÄT


Groß. Stadt. Jäger.<br />

Der neue CLA Shooting Brake.<br />

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4030 Linz, Mayrhoferstraße 36, Hotline: 0800/727 727; Zweigbetriebe: Ried/Hohenzell, Regau,<br />

Amstetten, Gunskirchen, Mattighofen


EDITORIAL<br />

Was wäre diese Welt<br />

ohne Frauen?<br />

Petra Danhofer<br />

Redaktion<br />

Sie sorgen in den eigenen vier Wänden für Behaglichkeit,<br />

erziehen den Nachwuchs zu anständigen Erwachsenen, stehen<br />

im Job ihren „Mann“ und kurbeln bei Shopping-Touren<br />

die Wirtschaft an. Als Politikerinnen gestalten Frauen die<br />

Gesellschaft, als Wissenschaftlerinnen bringen sie die Forschung<br />

voran, Künstlerinnen sorgen für geistige Nahrung.<br />

Und als Unternehmerinnen geben Frauen Menschen Arbeit.<br />

Sie halten jetzt bereits die zweite Ausgabe unseres Sonderheftes<br />

„<strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong>“ in den Händen. Das rege Interesse an<br />

Ausgabe Nummer eins sowie die bunte weibliche Wirtschaftslandschaft<br />

Oberösterreichs haben dies möglich<br />

gemacht. Auch in diesem Heft präsentieren wir Ihnen wieder<br />

Frauen, die mit Spaß und Power beruflich unterwegs<br />

sind. Freuen Sie sich auf spannende Geschichten, die das<br />

(Business-)Leben schrieb!<br />

COVERFOTO: HERMANN WAKOLBINGER FOTO: FOTOSTUDIO HAMM<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />

p.danhofer@chefinfo.at<br />

IMPRESSUM: Eigentümer und Medieninhaber: Zielgruppen-Zeitungsverlags GmbH. Redaktionsanschrift: Zamenhofstraße 9, 4020 Linz, Tel.: 0 732 / 69 64-40, Fax: 0 732 / 69 64-41, E-Mail:<br />

redaktion@chefinfo.at. Herausgeber: Peter Lengauer. Chefredaktion: Klaus Schobesberger. Redaktion: Petra Danhofer, Jürgen Philipp, Ullrich Kapl, Christine Radmayr. Geschäftsführung: Hans<br />

Huber. Verkaufsleitung: Christian Schüttengruber. Anzeigen: Isolde Kainz, Roswitha Lang, Mirijam Mayer, Romana Gerard. Artdirector: Thomas Bruckmüller. Artdirector-Stv.: Roswitha Valis.<br />

Grafik: Magdalena Hutter, Sandra Bauer, Bianca Kaiser, Nicole Wageneder, Nathalie Fischer. Bildbearbeitung: Johanna Gahleitner, Andrea Laban. Korrektur: Ullrich Kapl, Mag. Christina Nikiema-<br />

Spiegl. Erscheinungsweise: 10-mal jährlich. Auflage: 21.150 St. Abo-Preis: 25,– Euro (10 Ausgaben). Einzelpreis: 2,50. Abo-Hotline: Tel.: 0732 / 69 64-40, Fax: DW 41, E-Mail: abo@chefinfo.at.<br />

Internet: www.zzv.at. Gültig ist die Preisliste 2015.<br />

Im Sinne einer leichteren Lesbarkeit werden geschlechtsspezifische Bezeichnungen überwiegend in männlicher Form verwendet.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 3


INHALT<br />

08<br />

32<br />

54<br />

62<br />

FOTOS: INDIGOURLAUB, HERMANN WAKOLBINGER, SOS KINDERDORF<br />

08<br />

Erfolg im Duett<br />

Frauenduos als Firmenleitung<br />

sind erfolgreich.<br />

40<br />

Frauen in der Technik<br />

Der Autor macht sich auf die<br />

Suche nach der Weiblichkeit.<br />

54<br />

Schwester Barbara<br />

Als Ordensfrau und Managerin<br />

führt sie 2.000 Mitarbeiter.<br />

26<br />

32<br />

Karriere in Hollywood<br />

Pia Niederwimmer erfüllte sich<br />

einen Kindheitstraum.<br />

Familienmanagement<br />

Drei ehemalige Business-Frauen<br />

sind jetzt Kinderdorf-Mütter.<br />

44<br />

48<br />

Coach für Frauen<br />

Christine Hödlmayr trainiert<br />

weibliche Führungskräfte.<br />

Erfolg ohne Quote<br />

Frauen überzeugen durch ihre<br />

Ausbildung und Fachkompetenz.<br />

60<br />

62<br />

Gesicht zur Stimme<br />

Diese Frauen haben Sie<br />

sicher schon gehört.<br />

Indigourlaub<br />

Eine Vision war die Basis dieses<br />

Spezial-Reiseveranstalters.<br />

4 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


<strong>DIE</strong> GROSSE FREIHEIT:<br />

Flexibel wie eine Yacht.<br />

Entspannt wie ein Resort.<br />

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Exklusivität und höchstes Niveau mit einer modernen und legeren Atmosphäre.<br />

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Wellnessangebot, abwechslungsreiche kulinarische Genussmomente in sieben<br />

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der Ihre individuellen Wünsche erfüllt. Genießen Sie die große Freiheit.<br />

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RADAR<br />

NAHAUFNAHME<br />

Kleine Gärtnerei ganz groß<br />

Unternehmerin des Monats. Sonja Maria Haider hat<br />

sich mit ihrem Unternehmen „Die kleine Gärtnerei“ in<br />

Enns in der Event- und Dekorationsfloristik einen<br />

Namen gemacht. Sie kreiert Blumenkleider und ist spezialisiert<br />

auf Trauerfloristik und -begleitung. Als Landesinnungsmeisterin<br />

der Gärtner und Floristen setzt<br />

sie sich vor allem für die Lehrlingsausbildung ein. Im<br />

Februar wurde Haider von „Frau in der Wirtschaft“ als<br />

„Unternehmerin des Monats“ ausgezeichnet.<br />

TOP<br />

Menschen, die zuletzt für<br />

Schlagzeilen sorgten.<br />

Angela Merkel<br />

Deutsche Bundeskanzlerin.<br />

Berlin, Kiew, Moskau, München,<br />

Washington, Ottawa, Minsk:<br />

20.000 km von einer Konferenz<br />

zur nächsten ohne Schlaf legte<br />

Merkel in einer Woche zurück.<br />

Sophie Karmasin<br />

Familienministerin.<br />

Ab Mai profitieren 80.000 Familien<br />

vom Bürokratieabbau: Der Antrag<br />

auf Familienbeihilfe entfällt, sie<br />

wird künftig automatisch ohne<br />

Formular ausbezahlt.<br />

DOWN<br />

Personen mit einer<br />

weniger guten Presse.<br />

Gabriele Heinisch-Hosek<br />

Bundesministerin für Bildung & Frauen.<br />

Pannen bei der Zentralmatura und<br />

unglückliche Formulierungen in Broschüren<br />

wie „die Steinigung weist<br />

Nachteile für Frauen auf“ sorgen für<br />

Kritik an der Ministerin.<br />

Cristina Kirchner<br />

Argentiniens Staatspräsidentin.<br />

Zehntausende Menschen demonstrierten<br />

für die Klärung der Todesumstände<br />

von Staatsanwalt<br />

Alberto Nisman, der gegen<br />

Kirchner ermittelte.<br />

DAHINGESAGT<br />

„Ich habe immer<br />

gesagt, Politik ist<br />

nichts für Lulus.<br />

Wer die Hitze nicht<br />

mag, soll die Küche<br />

nicht betreten.“<br />

Maria Vassilakou<br />

Vizebürgermeisterin Wien<br />

FOTOS: ATELIER MOZART, CHRISTIAN JUNGWIRTH, BUNDESREGIERUNG / STEFFEN KUGLER, ASTRID KNIE, ISTOCKPHOTO, CHRISTIAN ANDERL<br />

6 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


RADAR<br />

NACHGEFRAGT<br />

Woran arbeiten Sie gerade?<br />

Künstliche Intelligenz. Die italienische<br />

Neurowissenschaftlerin baut an der JKU<br />

die Studienrichtung „Neuroinformationssysteme“<br />

auf.<br />

In einem interdisziplinären, internationalen<br />

Team entwickle und teste ich den Einsatz von<br />

virtuellen Trainern, die Fremdsprachen vermitteln.<br />

Sie werden bald als App in mobilen<br />

Geräten Lernwillige nach neurowissenschaftlichen<br />

Prinzipien personalisiert unterrichten.<br />

Der Trainer spricht z. B. Vokabeln, die am<br />

Bildschirm zu lesen sind, und führt dazu eine<br />

Geste zur Wortbedeutung aus. Der Lernende<br />

wiederholt Wort und Geste. Gesten vernetzen<br />

Begriffe in Motorik-Bereichen des Gehirns, die<br />

sonst beim Sprachenlernen nicht beteiligt<br />

sind. So wird schneller und effizienter gelernt.<br />

APPS<br />

BESTOF<br />

Frauen und<br />

Wissenschaft<br />

GENDER-WECHSEL<br />

Edeltraud Hanappi-Egger<br />

Die Informatikerin (50)<br />

wird 117 Jahre nach Gründung<br />

der Wiener Wirtschaftsuni<br />

die erste Rektorin.<br />

Hanappi ist Genderund<br />

Diversitätsforscherin.<br />

FOTOS: MAX PLANCK INSTITUT LEIPZIG, GLORIA WARMUTH, FOTOSTUDIO EDER, ISTOCK/THINKSTOCK, PRIVAT<br />

TREND<br />

Frauen gründen mutiger<br />

Deutschlands Frauen verfügen über<br />

Gründermut. 39 % trauen sich laut einer<br />

Umfrage die Selbstständigkeit zu. Grund<br />

dürfte ihr hoher Bildungsgrad sein. In<br />

Oberösterreich stieg der Anteil der<br />

Damen unter den Gründern auf 47 %.<br />

ZAHL<br />

36<br />

Quelle: FH OÖ Campus Wels<br />

IStyleMyself<br />

Mit wenigen Wischern stellt die<br />

App das perfekte Outfit zusammen.<br />

Einzelne Kleidungsstücke fotografieren,<br />

hochladen und los geht‘s.<br />

Kaspersky QR Scanner<br />

Die App scannt jeden QR-Code,<br />

prüft den verschlüsselten Inhalt<br />

direkt auf seine Sicherheit und<br />

vermeidet so betrügerische Codes.<br />

Prozent der 33 Studierenden – also 12 –<br />

des neuen Bachelorstudiums „Bauingenieurwesen<br />

im Hochbau“ an der FH Wels<br />

sind Frauen. Der durchschnittliche Frauenanteil<br />

an der FH Wels liegt bei 27 %.<br />

SCHWARZES GOLD<br />

Catharina Paukner<br />

Die Linzer Chemikerin (30)<br />

baut in England die weltgrößte<br />

Graphenfabrik auf.<br />

Das hauchdünne Kohlenstoffgitter<br />

gilt als Wunderstoff<br />

der Elektronik.<br />

MAGIC SPIN<br />

Alberta Bonanni<br />

Die Physikerin kombiniert<br />

an der JKU Galliumnitrid<br />

mit magnetischen Metallen.<br />

Computer-Bauteile<br />

sollen so kleiner und<br />

schneller werden.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 7


COVERSTORY<br />

ERFOLG IM DUETT<br />

FOTO: XXXXXXXX<br />

8 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

Weiberwirtschaft. Wo Frauen zusammenarbeiten, herrscht Zickenkrieg.<br />

Ein böses Gerücht ohne jeden Wahrheitsgehalt. Frauenduos, die gemeinsam erfolgreich<br />

ein Unternehmen führen, beweisen auf den folgenden Seiten das Gegenteil.<br />

Text: Petra Danhofer, Jürgen Philipp, Christine Radmayr<br />

FOTO: XXXXXXXX<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 9


COVERSTORY<br />

Zufluchtsort<br />

REISEBÜRO. Konsequent anders, so lautet das Erfolgskonzept der Fluchthelfer.<br />

Mit alten Klischees können die beiden so gar nicht. Deshalb treten die beiden Frauen<br />

gegen Online-Konkurrenz und verstaubtes Reisebüro-Image an.<br />

Tanja Mayrhofer und<br />

Barbara Hörmanseder (r.)<br />

helfen bei der Flucht aus<br />

dem grauen Alltag.<br />

10 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />

Reisebüros haftet nach der<br />

öffentlichen Wahrnehmung<br />

ein etwas verstaubtes<br />

Image an. Wer das<br />

Büro der Fluchthelfer<br />

betritt, wirft sofort alle<br />

Klischees über den Jordan: Grüne Haare,<br />

Tattoos, das Duzen der Kunden, der Bürohund<br />

und ein riesiges Graffiti stechen sofort<br />

ins Auge. Hier ist auf den ersten Blick alles<br />

anders – und zwar konsequent.<br />

Gründerin Barbara Hörmanseder<br />

kann in ihrem vor vier Jahren<br />

ge gründeten Reisebüro leben, wie sie<br />

es will – authentisch –, und das<br />

kommt bei den Kunden an. „Am<br />

Anfang dachte ich, dass wir hauptsächlich<br />

junges Publikum ansprechen,<br />

doch wir bedienen alle Kundenschichten,<br />

ob jung oder alt, ob Student<br />

oder Generaldirektor.“<br />

Gleichberechtigtes Team<br />

Gerade ältere Kunden sind regelrecht<br />

fasziniert von den grünen Dreadlocks<br />

von Mitarbeiterin Tanja Mayrhofer.<br />

„Sie fragen sogar, ob man die Haare anfassen<br />

dürfe und ob man die Tattoos auch<br />

wieder abwaschen könne.“ Als Tanja auf<br />

der Suche nach einer Lehrstelle war, trug<br />

sie blaues Haar. Mit diesem Outfit bei<br />

einigen potenziellen Arbeitgebern abgeblitzt,<br />

wurde sie bei Barbara Hörmanseder<br />

vorstellig und begann ein Praktikum.<br />

Nach 14 Tagen wurde sie eingestellt, mit<br />

dem Hinweis: „Blaue Haare sind cool,<br />

grün wäre besser.“ Grün wie die CI-Farbe<br />

der Fluchthelferinnen – pardon „Fluchthelfer“<br />

–, denn von Gendern halten die<br />

beiden Reisespezialistinnen so gar nichts.<br />

„Von mir aus könnte man die Töchter aus<br />

der Hymne wieder streichen“, so Hörmanseder.<br />

Auch von einem typisch weiblichen<br />

Führungsstil will die Gründerin, die<br />

seit 14 Jahren in der Branche tätig ist,<br />

nichts wissen: „Die Branche ist generell<br />

„Von mir aus könnte<br />

man die Töchter aus der<br />

Hymne wieder streichen.“<br />

Barbara Hörmanseder<br />

frauenlastig, daher kann ich das nicht<br />

beurteilen.“ Auch Hierarchie gibt es keine,<br />

„wir sind ein gleichberechtigtes Team<br />

ohne Chefin und Untergebene“.<br />

Gegen den Online-Trend<br />

Das Outfit und die 180-Grad-Wendung<br />

der Vorstellung eines klassischen Reisebüros<br />

mögen ein Grund für den Erfolg sein;<br />

fragt man genauer nach, ist es die extreme<br />

Leidenschaft, Kunden etwas Gutes tun<br />

zu wollen. „Wir sind uns unserer Verantwortung<br />

bewusst. Die Leute wollen die<br />

schönsten Tage des Jahres verbringen und<br />

wir haben dafür Sorge zu tragen, dass das<br />

so ist.“ Deshalb verlässt man sich nur auf<br />

Reiseveranstalter, die ihre Versprechen<br />

auch halten. „Wir würden vielleicht bei<br />

manch anderen mehr Provision bekommen,<br />

aber wir wollen, dass die Leute<br />

zufrieden sind und wieder zu uns zurückkehren.“<br />

Diese Beratungskompetenz ist es,<br />

welche die Fluchthelfer nicht in das<br />

alte Klagelied des Fachhandels einstimmen<br />

lässt. Büros, die beklagen,<br />

dass sich Menschen beraten ließen,<br />

aber dann doch im Internet buchen.<br />

„Das gibt es bei uns nicht. Wenn wir<br />

die Kunden beraten, dann buchen<br />

sie auch fast immer bei uns.“ Die<br />

Bedrohung durch Online-Reisebüros<br />

sieht Hörmanseder ebenso<br />

wenig. „Wer um 300 Euro eine<br />

Woche Türkei bucht, muss sich klar<br />

sein, dass da ein Haken dran ist.“<br />

Schließlich sollte die Flucht aus dem<br />

Alltag gelingen, und dafür gibt es in der<br />

Linzer Domgasse Hilfe.<br />

Barbara Hörmanseder (32)<br />

Tanja Mayrhofer (19)<br />

Firma: Fluchthelfer.<br />

Dein Reisepartner<br />

Standort: Linz<br />

Mitarbeiter: 2<br />

Umsatz: k. A.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 11


COVERSTORY<br />

Tanja Obernberger (l.) und Julia<br />

Oswald führen gemeinsam das<br />

Wirtshaus „Die Donauwirtinnen“<br />

in Linz-Urfahr.<br />

Gründung mit zwei Unbekannten<br />

BLIND DATE. Vor drei Jahren haben die Donauwirtinnen Julia Oswald und Tanja Obernberger<br />

ihr Gasthaus eröffnet. Ein gemeinsamer Freund hat sie einander vorgestellt, drei Tage<br />

später stürzten sie sich ins Abenteuer Gastronomie.<br />

12 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />

Wer in Linz den<br />

berühmten Flammkuchen<br />

essen will<br />

sowie biologische,<br />

regionale und saisonale<br />

Küche bevorzugt,<br />

ist in der Webergasse in Linz-Urfahr<br />

bei den Donauwirtinnen an der richtigen<br />

Adresse. Im Juli 2012 hat das Wirtshaus<br />

seine Pforten geöffnet. Während am Land<br />

Wirtshäuser zusperren, bekommt man<br />

bei den Donauwirtinnen ohne rechtzeitige<br />

Reservierung keinen freien<br />

Tisch. Dabei sind Julia Oswald und<br />

Tanja Obernberger eher zufällig in das<br />

Projekt hineingestolpert.<br />

Verkuppelt<br />

Obernberger arbeitete neben ihrem<br />

Probejahr als Zeichen- und Werklehrerin<br />

in der Gastronomie. Oswald<br />

wollte nach ihrem Studium der Bildhauerei<br />

und Fotografie ein Café eröffnen.<br />

Auch sie hatte Nebenjobs in der<br />

Gastronomie. Das leer stehende Lokal in der<br />

Webergasse war für ein Café zu groß, für ein<br />

Wirtshaus aber ideal. „Am Samstag hat uns<br />

ein gemeinsamer Bekannter einander vorgestellt“,<br />

erzählt Oswald, „am Dienstag haben<br />

wir den Schlüssel bekommen.“<br />

Neues wagen<br />

Das Lokal wurde zweieinhalb Monate lang<br />

saniert und umgebaut. In dieser Zeit entstand<br />

der Name „Die Donauwirtinnen“,<br />

erzählt Obernberger: „Eine Freundin hat<br />

mich in einer SMS gefragt: ‚Na, wie geht’s<br />

meiner Donauwirtin?‘ “ Auch die Idee mit<br />

den Flammkuchen wurde während der<br />

Umbauarbeiten geboren. Die beiden<br />

Frauen wollten den vorhandenen Pizzaofen<br />

nutzen. „Außerdem wollten wir zeigen,<br />

dass es auch ohne Fertigprodukte mit biologischen,<br />

regionalen und frischen Lebensmitteln<br />

sowie ohne Cola geht“, ergänzt<br />

Oswald.<br />

„Wenn Wasser aus der<br />

Wand rinnt, lernt man<br />

sich recht schnell kennen.“<br />

Tanja Obernberger<br />

Perfekte Partnerschaft<br />

Die beiden Wirtinnen lieben ihren Beruf,<br />

vor allem den Kontakt zu den Menschen.<br />

Obernberger bringt es auf den Punkt:<br />

„Wenn man jemandem ein schönes Essen<br />

hinstellt, kann man ihn im selben<br />

Moment glücklich machen.“ Ihr Unternehmen<br />

führen die beiden Frauen partnerschaftlich,<br />

Entscheidungen werden<br />

gemeinsam getroffen. „Wir sind schon<br />

froh, dass wir uns haben“, betont Oswald,<br />

„denn wenn einer die Kraft ausgeht,<br />

stemmt die andere alles allein.“ Und weil<br />

die beiden Frauen offensichtlich tagsüber<br />

noch nicht genug zusammen sind, sind<br />

sie vor kurzem in eine gemeinsame<br />

Wohnung gezogen.<br />

Männerdomäne<br />

Die Vertrauensbasis wurde während der<br />

Baustellenzeit geschaffen, sagt Obernberger:<br />

„Wenn man sagen muss: ‚Julia,<br />

da rinnt Wasser aus der Wand‘,<br />

lernt man sich schnell kennen.“ Da<br />

die eine für die andere haftet, müssen<br />

sie sich aufeinander verlassen<br />

wie auf sich selbst. Stolz sind die<br />

Donauwirtinnen, dass sie ohne<br />

Werbung vom ersten Tag an ausreserviert<br />

waren. Die Leute in der<br />

dörflichen Struktur von Alt-Urfahr<br />

wollten wissen, wer die Wirtinnen<br />

sind. Oft fragen Lieferanten nach<br />

dem Chef und sind dann überrascht,<br />

dass die Chefin schon vor<br />

ihnen steht. Mit einem Gerücht<br />

räumen die Wirtinnen übrigens auf:<br />

„Wir waren nie zu dritt!“<br />

Julia Oswald (33)<br />

Tanja Obernberger (30)<br />

Firma: Die Donauwirtinnen<br />

buntes tier OG<br />

Standort: Linz<br />

Mitarbeiter: 15<br />

Umsatz: k. A.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 13


COVERSTORY<br />

Michaela Foißner-Riegler (l.) und<br />

Nicole Reitinger teilen sich den<br />

Store-Manager-Job bei IKEA Haid.<br />

Kinder und Teilzeitkarriere unter einem Hut<br />

TEILZEIT-<strong>CHEFIN</strong>NEN. Karriere mit Kindern ist bei IKEA keine leere Floskel, sondern gelebte Realität. Und<br />

das noch dazu in einem für Österreich einmaligen Set-up. Die zwei Oberösterreicherinnen Michaela Foißner-Riegler<br />

und Nicole Reitinger teilen sich seit einem Jahr den Top-Job der Store-Managerin bei IKEA Haid.<br />

14 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />

Unser Job-Sharing funktioniert<br />

optimal. In<br />

Summe bringen wir<br />

27 Jahre IKEA-Erfahrung<br />

ein“, freuen sich<br />

die Mütter von jeweils<br />

zwei Kindern. Michaela Foißner-Riegler<br />

(41) ist für die Bereiche IKEA Food,<br />

Human Resources und Customer Relation<br />

zuständig und Nicole Reitinger<br />

(38) leitet Verkauf, Logistik und<br />

Einrichtungsabteilung.<br />

Kein Platz für Starallüren<br />

„Wir ergänzen uns sehr gut, die<br />

Chemie stimmt, auch wenn wir vom<br />

Typ her recht unterschiedlich sind.“<br />

Die Idee zu diesem Teilzeit-Set-up<br />

kam von der ehemaligen Landeschefin,<br />

einer Frauenförderin mit<br />

Mut zu unkonventionellen Wegen.<br />

Eine Führungsposition in Teilzeitanstellung<br />

auszuüben, ist im Konzern<br />

keine Seltenheit. Seit März gibt es<br />

bei IKEA in Padua das gleiche Top-Job-<br />

Sharing-Modell wie in Haid.<br />

Kein Platz für Starallüren<br />

„Das Loslassen-Können und Vertrauen in<br />

die Kompetenz der anderen sind ein<br />

Muss. Kleinere Entscheidungen trifft jede<br />

für sich, größere fallen besser aus, weil wir<br />

uns beraten können. Für Finanzen und<br />

Controlling sind wir beide zuständig“,<br />

sagen die Chefinnen ohne Starallüren.<br />

Dank der Aufteilung können sie sich um<br />

ihre Hoheitsgebiete noch intensiver kümmern.<br />

„Geteilte Führung heißt aber nicht<br />

halber Erfolgsdruck oder Stress. Mit den<br />

20 Wochenstunden kommen wir nicht<br />

immer aus. Dienstag ist unser Abgleichtag,<br />

aber natürlich läuft das Telefon auch<br />

zwischendurch heiß, denn ohne schnelle<br />

Kommunikation läuft gar nichts.“<br />

„Loslassen-Können und<br />

Vertrauen in die andere<br />

sind ein Muss.“<br />

Michaela Foißner-Riegler & Nicole Reitinger<br />

Teilzeit als Standard im<br />

„unmöglichen“ Möbelhaus<br />

Die Store-Managerinnen sind für 311 Mitarbeiter<br />

verantwortlich. 70 Prozent davon<br />

sind Frauen. Zwei Drittel der Angestellten<br />

beim schwedischen Möbelhaus in Haid<br />

arbeiten in Teilzeit. Ihren Führungsstil<br />

beschreiben Foißner-Riegler und Reitinger<br />

so: „Er ist getragen von Flexibilität,<br />

hohem persönlichem Einsatz und Vertrauen<br />

in das Team.“<br />

Flexibilität ist Trumpf<br />

Beide Chefinnen haben Kinder im<br />

Schulalter oder jünger und müssen<br />

bei der Kinderbetreuung recht flexibel<br />

sein, wenn Meetings außerhalb der<br />

Dienstzeit nach ihnen rufen. „Das schaffen<br />

wir schon und sind dankbar, dass<br />

das Job-Sharing erlaubt, Karriere und<br />

viel Zeit mit den Kindern unter einen<br />

Hut zu bringen“, sagen sie. Die<br />

Großramingerin Michaela Foißner-Riegler<br />

ist studierte Handelswissenschaftlerin<br />

und Wirtschaftspädagogin.<br />

Sie war vor der<br />

Karenz Human-Resources- Managerin<br />

von IKEA Österreich. Die<br />

Innviertlerin Nicole Reitinger hat<br />

ebenfalls Handelwissenschaften<br />

studiert. Bis vor einem Jahr war<br />

sie für IKEA Business zuständig.<br />

„2014 hatten wir in Haid 1,5 Millionen<br />

Besucher. Unser Ziel ist es,<br />

das Haus am Markt noch besser<br />

zu positionieren“, zeigen sich die Store-<br />

Managerinnen ambitioniert.<br />

Michaela Foißner-Riegler (41)<br />

Nicole Reitinger (38)<br />

Firma: IKEA<br />

schwedisches Möbelhaus<br />

Standort: Haid<br />

Mitarbeiter: 311<br />

Umsatz: 28,7 Mrd. Euro (Konzern)<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 15


COVERSTORY<br />

Andrea (r.) und<br />

Gabriele Kronlachner<br />

bieten in ihrem<br />

einzigartigen Concept<br />

Store Mode für<br />

den Kleiderschrank<br />

und das Haar.<br />

Wohlfühlen mit Konzept<br />

FASHIONISTAS. Die Themen „Mode“, „Schönheit“ und „Wohlfühlen“ leben Andrea und Gabriele<br />

Kronlachner ganzheitlich. In ihrem Concept Store in Attnang-Puchheim verwöhnen die Schwestern<br />

ihre Kundinnen mit neuesten Frisuren und hochwertiger Mode.<br />

16 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />

In der Römerstraße in Attnang-<br />

Puchheim steht das architektonisch<br />

reduzierte Haus mit dem<br />

schnörkellosen Schriftzug<br />

„KRONLACHNER“. Wer eintritt,<br />

fühlt sich wohl und willkommen.<br />

Rechts befindet sich das Reich von Andrea<br />

Kronlachner: der Friseursalon. Holztische,<br />

gedeckte Töne und liebevolle Dekoration<br />

lassen erahnen, dass es hier um mehr als<br />

nur einen neuen Haarschnitt geht.<br />

Die Friseurinnen haben sich neuerdings<br />

auf den Kalligraphie-Schnitt<br />

spezialisiert – eine Schnitttechnik für<br />

feines Haar.<br />

Faktor „Qualität“<br />

Im linken Teil des Concept Stores<br />

widmet sich die jüngere Schwester<br />

Gabriele hochwertiger Mode. Sie<br />

führt unter anderen österreichische<br />

Designerinnen wie Schella Kann.<br />

„Der Hauptfaktor bei mir ist Qualität“,<br />

sagt Kronlachner, „meine Mode<br />

soll uns länger begleiten.“ Darum sind ihr<br />

auch faire Bezahlung und Nachhaltigkeit in<br />

der Produktion wichtig: „Wir sind keine<br />

Grün-Gurus“, schränkt die Unternehmerin<br />

ein, „aber man spürt das alles, wenn man<br />

ein Produkt angreift, trägt und mehrmals<br />

gewaschen hat.“<br />

Anfangs vom Flohmarkt<br />

Begonnen hat die Geschichte des Concept<br />

Stores 1987 bei der Friseur-WM in Paris.<br />

Die Schwestern entdeckten, dass die hippen<br />

Pariser in den Discos Flohmarktmode aus<br />

den 1950ern trugen. Also kauften sie ebensolche<br />

Kleidung für sich ein und trugen sie<br />

zuhause zur Schau. „Unsere Freundinnen<br />

wollten dann auch solche Kleider“, erzählen<br />

die Schwestern, „also haben wir aus Paris<br />

im eigenen Auto importiert und brandaktuell<br />

in Attnang an unsere Kundinnen<br />

verkauft.“<br />

„Unsere Kundinnen<br />

tauchen bei uns in eine<br />

einzigartige Welt ein.“<br />

Gabriele Kronlachner, Kronlachner hairstylefashion<br />

Entschleunigung<br />

Mode muss für die beiden Damen im Alltag<br />

gelebt werden, nicht nur zu besonderen<br />

Anlässen. „Gepflegt aufzutreten ist eine<br />

Frage der Wertschätzung mir selbst und<br />

den anderen gegenüber“, betont Gabriele.<br />

Die Wertschätzung bringen die beiden auch<br />

ihren Kundinnen entgegen: Sie nehmen sich<br />

Zeit, Beratung wird ganz großgeschrieben.<br />

Kundinnen reisen sogar aus Wien mit der<br />

Westbahn an. Bis zu 600 Gäste kommen zu<br />

den Kronlachner-Modeschauen in Industriehallen,<br />

im Lentos oder Museum Angerlehner.<br />

„Allein das Herfahren nach Attnang<br />

hat schon mit Entschleunigung zu tun“, sagt<br />

Gabriele Kronlachner.<br />

Respekt und Vertrauen<br />

Sie ist überzeugt: Attnang sei nicht „der<br />

Megastandort“, aber wo man heute eine<br />

gute Sache mache, sei unerheblich. Außerdem<br />

sei die Bevölkerung im Bezirk Vöcklabruck<br />

kaufkräftig und offen. Ans Aufhören<br />

denken die Schwestern noch<br />

nicht. „Ich halte es da wie Karl Lagerfeld“,<br />

sagt Andrea, „wenn die Arbeit<br />

Spaß macht, dann will man damit<br />

nicht aufhören.“ Da beide Frauen kinderlos<br />

sind, stellen sie dennoch schon<br />

die Weichen für die Zukunft: Es gibt<br />

Mitarbeiterinnen, die das Geschäft<br />

weiterführen können und wollen. Das<br />

Rezept für ihre erfolgreiche unternehmerische<br />

Partnerschaft sehen die<br />

Frauen ganz klar: „Wir sind verschiedene<br />

Persönlichkeiten, die sich ideal<br />

ergänzen. Die Basis sind Respekt, Vertrauen<br />

und das Gespräch suchen.“<br />

Andrea Kronlachner (58)<br />

Gabriele Kronlachner (55)<br />

Firma: Kronlachner<br />

hairstylefashion<br />

Standort: Attnang-Puchheim<br />

Mitarbeiter: 8<br />

Umsatz: k. A.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 17


COVERSTORY<br />

Doris (l.) und Christa<br />

Seipl haben das vom Vater<br />

gegründete Autohaus<br />

mit Jahresbeginn<br />

übernommen.<br />

Ein Herz für Autos<br />

AUTOHANDEL. Die Schwestern Christa und Doris Seipl leben einen echten Bubentraum.<br />

Ihnen gehört das vom Vater gegründete Autohaus voll edler Karossen. Als typisch für einen weiblichen<br />

Führungsstil sehen die Schwestern die hohe Kommunikationsbereitschaft.<br />

18 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


COVERSTORY<br />

FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />

Zig-Tausende PS, glänzender<br />

Lack und der Geruch von<br />

edlem Leder: Das ist Alltag<br />

für die Schwestern Christa<br />

und Doris Seipl. Alltag und<br />

gleichzeitig Leidenschaft<br />

von Kindesbeinen an. Davon zeugt ein Bild,<br />

das die beiden im zarten Kindesalter auf<br />

einem roten Jaguar E-Type sitzend zeigt.<br />

„Natürlich haben wir auch mit Puppen<br />

gespielt, hatten aber gleichzeitig eine<br />

Carrera-Rennbahn im<br />

Kinderzimmer stehen<br />

und waren bei Formel-<br />

1-Rennen in Zeltweg<br />

und Hockenheim“, verrät<br />

Doris Seipl aus ihrer<br />

Kindheit. Die 42-Jährige<br />

teilt sich mit ihrer vier<br />

Jahre jüngeren Schwester<br />

Christa die Geschäftsführung<br />

im Autohaus<br />

Doris Seipl<br />

Seipl. Doris ist „das<br />

Sprachrohr nach außen“,<br />

sprich für den Verkauf<br />

zuständig. Christa zeichnet für Finanzen,<br />

IT und Administration verantwortlich. „Die<br />

Aufteilung Front- bzw. Backoffice hat sich<br />

ganz natürlich herausgebildet und passt gut<br />

zu unserer Persönlichkeit, zudem ist die<br />

Verantwortung auf zwei Schultern aufgeteilt“,<br />

erklärt Christa Seipl.<br />

Vom Auto-Virus infiziert<br />

Seit 1.1.2015 sind die beiden zudem auch<br />

Inhaberinnen, denn Vater Florian Seipl<br />

zog sich aus dem operativen Geschäft<br />

„Natürlich haben wir auch mit Puppen<br />

gespielt, hatten aber gleichzeitig eine Carrera-Rennbahn<br />

im Kinderzimmer stehen.“<br />

zurück. „Der Papa ist nach wie vor aktiv,<br />

er kennt fast alle Kunden persönlich.“<br />

Und auch die dritte Generation meldet<br />

sich bereits zu Wort. Doris Seipls 4-jährige<br />

Tochter kündigte bereits an, dass sie<br />

gleich nach dem Kindergarten Mama<br />

und Tante beim Arbeiten helfen will. Die<br />

Jaguar-Figuren werden von der Kleinen<br />

bereits von weitem gesichtet, und auch<br />

der familiäre Kennerblick hat sich auf sie<br />

übertragen: Nur dort, wo eine Raubkatze<br />

drauf ist, ist auch ein echter Jaguar<br />

„drin“. Mittlerweile ist das Autohaus<br />

Seipl zum größten Jaguar- und Land-<br />

Rover-Center in Oberösterreich angewachsen.<br />

Auch Fahrzeuge der Marken<br />

„Suzuki“ und „Volvo“ werden verkauft.<br />

Der Auto-Virus hat die ganze Familie<br />

gepackt. Kein Wunder, ist das Elternhaus<br />

doch in das Autohaus integriert. Die<br />

Werkstatt und der Schauraum wurden so<br />

zum erweiterten Kinderzimmer für die<br />

beiden Schwestern.<br />

Weibliche<br />

Kommunikationskunst<br />

Auch wenn den beiden Schwestern der<br />

Autohandel in die Wiege gelegt wurde,<br />

hatten sie freie Berufswahl. Nach dem<br />

Studium kehrten sie wieder in den<br />

Betrieb zurück, so ganz ohne Autos ging<br />

es dann doch nicht. Doris ist seit 1995,<br />

Christa seit 2000 im Autohaus tätig.<br />

„Viele der zahlreichen Stammkunden<br />

kennen uns von klein auf.“ Selbstverständlich<br />

auch die teils<br />

langjährigen Mitarbeiter.<br />

Aus den Seipl-<br />

Kindern wurden so<br />

über die Jahre ihre<br />

heutigen Chefinnen.<br />

Die Beziehung zu den<br />

Mitarbeitern ist den<br />

beiden Schwestern<br />

jedenfalls besonders<br />

wichtig. Ihren Führungsstil<br />

charakterisieren<br />

sie so: „Den Frauen<br />

wird nachgesagt, dass<br />

sie kommunikativer sind und das trifft<br />

auf uns sicher zu. Wir reden mehr mit<br />

den Leuten“, schließt Doris Seipl.<br />

Christa Seipl (38)<br />

Doris Seipl (42)<br />

Firma: Autohaus Seipl GmbH<br />

Standort: Leonding<br />

Mitarbeiter: 28<br />

Umsatz: 19 Mio. Euro<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 19


WIRTSCHAFT<br />

Die „Superflex-Managerin“<br />

Auszeichnung. Die VKB-Bank bittet alle zwei Jahre erfolgreiche Frauen in<br />

Führungspositionen vor den Vorhang. 2014 wurde Oberösterreichs Apothekerkammer-<br />

Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr ausgezeichnet. Die Mutter von drei Kindern ist<br />

Akademikerin, Unternehmerin und Funktionärin in einer Person.<br />

Die „Managerin des Jahres“ ist Mutter von<br />

drei Kindern, Akademikerin, Unternehmerin,<br />

Funktionärin und Präsidentin<br />

der OÖ. Apothekerkammer. Es ist daher wenig<br />

verwunderlich, dass Ulrike Mursch-Edlmayr das<br />

Motto „Flexibilität ist Trumpf“ als wichtiges Kriterium<br />

nennt, wenn es um Frauen in Führungspositionen<br />

geht. Eigentlich wollte die Inhaberin<br />

einer Apotheke Skirennläuferin werden. Aber da<br />

machten ihr die Eltern einen Strich durch die<br />

Rechnung und Frau Mursch-Edlmayr studierte<br />

Pharmazie in Innsbruck. „Ich interessiere mich<br />

sehr für Naturwissenschaften“, betont die<br />

„Superflex-Managerin“, die später das Glück<br />

hatte, ihr erstes Kind mit zur Arbeit nehmen zu<br />

dürfen. „Nicht jede Frau hat diese Chance. Ich<br />

bin sehr froh darüber, dass ich Zeit meines<br />

Berufslebens die Möglichkeit genutzt habe,<br />

Familie und Job unter einen Hut zu bekommen“,<br />

sagt Mursch-Edlmayr.<br />

VKB-Generaldirektor<br />

Christoph Wurm übergab<br />

Ulrike Mursch-Edlmayr<br />

die Sieger-Skulptur.<br />

Entschlossenheit<br />

Heute führt die Unternehmerin<br />

mit der „Steyrtalapotheke“ in<br />

Neuzeug einen Musterbetrieb,<br />

der sich als Nahversorger in allen<br />

Gesundheitsfragen etablieren<br />

konnte, obwohl der Standort<br />

zunächst nicht als ideal eingestuft<br />

wurde. Aller Skepsis zum<br />

Trotz ging Mursch-Edlmayr mit<br />

Entschlossenheit ihren Weg und<br />

hatte Erfolg. „Nichts zu riskieren,<br />

wäre mir viel zu riskant“ lautet<br />

nicht umsonst ihr Leitspruch.<br />

Diese Einstellung, kombiniert<br />

mit den Fähigkeiten, von anderen<br />

Menschen lernen und ihnen<br />

gut zuhören zu können, Informationen<br />

zu nutzen und ungewöhnliche<br />

Ideen einzubringen, sind die Geheimnisse<br />

des Erfolges der „Managerin des Jahres“.<br />

Vorzeige-Unternehmen<br />

In der eigenen Apotheke stellt sie als Chefin<br />

ihrem Team, das derzeit aus 16 Mitarbeiterinnen<br />

besteht, flexible Teilzeitmodelle zur Verfügung.<br />

Frauen und Männer erhalten gleiche Löhne.<br />

Für Karenz-Wiedereinsteigerinnen gibt es<br />

besonders familiengerechte Angebote. Manche<br />

Mitarbeiterinnen starten beispielsweise mit nur<br />

einem Samstagvormittag in der Woche. „Als<br />

Chefin hat man eine große Verantwortung den<br />

Mitarbeiterinnen gegenüber“, betont Mursch-<br />

Edlmayr.<br />

VKB-Bank ist stolz auf Netzwerk<br />

Mursch-Edlmayr reiht sich in die Riege erfolgreicher<br />

und außergewöhnlicher Frauen ein. Vor<br />

17 Jahren wurde unter Federführung der VKB-<br />

Bank die erste „Managerin des Jahres“ gewählt.<br />

Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben. „Als<br />

re gionales Bankhaus sehen wir es<br />

auch als Aufgabe, gesellschaftspolitische<br />

Verantwortung zu übernehmen.<br />

Und dazu gehört für<br />

mich auch, alle zwei Jahre nach<br />

der Managerin des Jahres im<br />

Land zu suchen“, betont Christoph<br />

Wurm, Generaldirektor der<br />

VKB-Bank. Aus seiner Sicht geht<br />

es nicht nur um die Auszeichnung.<br />

Unsere Preisträgerinnen<br />

sind Powerfrauen, die weiterhin<br />

ihren Weg erfolgreich gehen und<br />

die sich auch untereinander<br />

vernetzt haben. „Es hat sich ein<br />

Power-Netzwerk gebildet, das<br />

seinesgleichen sucht“, betont<br />

Wurm. ■<br />

FOTOS: VKB<br />

20 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


DER AWARD<br />

Ulrike Mursch-Edlmayr<br />

wurde 2014 zur neunten<br />

„Managerin des Jahres“<br />

gewählt. 1998 gewann<br />

Christine Hödlmayr-<br />

Gammer, 2000 folgte<br />

Ingeborg Rauchberger,<br />

2002 Margund Lössl,<br />

2004 Viktoria Tischler,<br />

2006 Gertrude Schatzdorfer,<br />

2008 Christine<br />

Haiden, 2010 war es<br />

Ingrid Trauner sowie<br />

2012 Anette Klinger. Die<br />

Siegerinnen haben auch<br />

ein erfolgreiches Frauennetzwerk<br />

gegründet.<br />

FOTO: XXXXXXXX<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 21


Der Erfolg von SHT<br />

MARKTFÜHRER. SHT ist der Großhändler für Sanitär, Heizung und Installationstechnik. Als<br />

Markt- und Innovationsführer bietet SHT ihren Installateur-Kunden ein Service, das begeistert,<br />

ein bestens ausgebautes Vertriebsnetz und modernste E-Business- und Logistik-Lösungen.<br />

SHT hat für ihre Kunden<br />

zahlreiche Bäder-Schauräume<br />

eingerichtet.<br />

Die SHT Haustechnik AG ist der<br />

Nr.-1-Partner für Sanitär, Heizung<br />

und Installationstechnik.<br />

Mit mehr als 3.500 Kunden und einem<br />

Warensortiment von über 580.000 Artikeln<br />

hat sich SHT zum führenden<br />

Großhandelspartner für Installateure in<br />

Österreich entwickelt. Im Jahr 2013<br />

erreichte SHT mit 860 Mitarbeitern in<br />

Österreich und der Slowakei einen<br />

Jahresumsatz von 307 Millionen Euro.<br />

SHT ist Teil des Frauenthal Konzerns,<br />

der an der Wiener Börse gelistet ist.<br />

Bäderparadiese<br />

Konsumenten kennen SHT vor allem<br />

durch die Bäderparadies-Schauräume.<br />

Hier zeigt SHT unzählige Möglichkeiten<br />

für die Badgestaltung auf. Ambitionierte<br />

Beratung und modernste Planungs-<br />

Software sind dabei selbstverständlich.<br />

Basis für den Erfolg<br />

Die Vielfalt an herausragenden Leistungen<br />

macht SHT zum Branchen leader:<br />

ein umfassendes und unvergleichliches<br />

Produktsortiment, ein starkes Servicenetz,<br />

kundenorientierte, topmoderne<br />

IT-Lösungen, Vorsprung bei der Logistik<br />

und permanente Innovationen. Zahlreiche<br />

Auszeichnungen bestätigen diesen<br />

Weg eindrucksvoll.<br />

Für den Fachmann<br />

Installateure schätzen die preisgekrönte<br />

Logistik, die große Auswahl und die<br />

persönliche Betreuung. Fixer Bestandteil<br />

im Geschäftsalltag von SHT-Kunden<br />

sind zudem die zahlreichen praktischen<br />

E-Business-Lösungen.<br />

22 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


ZUR PERSON<br />

Beatrix Pollak,<br />

geb. am 10. März 1970.<br />

1989 Reico HandelsgmbH,<br />

1999 Geschäftsleitung<br />

Reico HandelsgmbH,<br />

2003 SHT Haustechnik<br />

AG, 2006 Vice<br />

President strategischer<br />

Einkauf SHT Haustechnik<br />

AG, 2009 Vorstand<br />

SHT Haustechnik AG.<br />

Hobbys: Reisen, Skifahren,<br />

geselliges Genießen.<br />

ANZEIGE FOTOS: SHT / OLIVER WOLF<br />

Beatrix Pollak, Vorstandssprecherin<br />

von SHT, im Interview:<br />

„Partner mit Mehrwert“ ist die Botschaft<br />

der SHT Haustechnik AG. Was<br />

können sich Kunden davon erwarten?<br />

Pollak: Unser Anspruch in der Kundenbetreuung<br />

ist ein Mehr an Ambition,<br />

ein Mehr an Präzision und ein<br />

Mehr an Fairness. Wir sind der Großhändler,<br />

der sich in allen Leistungen<br />

vom Durchschnitt abheben möchte.<br />

Das funktioniert mit einer perfekten<br />

Infrastruktur, mit innovativen Leistungen<br />

und mit begeisterten Mitarbeitern,<br />

die bereit sind, stets mehr zu bieten.<br />

Diese individuelle Betreuung durch<br />

das SHT-Team und Investitionen für<br />

mehr Kundennutzen sind der Kern<br />

unseres hohen Servicegrades.<br />

Was sind Ihre Aufgaben bei SHT?<br />

Pollak: Mein Kollege Wolfgang Knezek<br />

und ich bilden das Vorstandsteam der<br />

SHT. Zu meinen Aufgaben gehören<br />

Vertrieb, Marketing, Business Development,<br />

Produktmanagement, strategischer<br />

Einkauf, Kommunikation und die<br />

1a-Installateure. Als Sprecherin des<br />

Vorstandes vertrete ich Entscheidungen<br />

des Unternehmens nach außen.<br />

Wie würden Sie Ihren Führungsstil<br />

beschreiben?<br />

Pollak: Ich führe sehr unterschiedliche<br />

Teams mit sehr unterschiedlichen<br />

Aufgaben. Das Verbindende sind der<br />

„Als Leitbetrieb setzen<br />

wir auf Qualität &<br />

Innovation.“<br />

Beatrix Pollak<br />

ambitionierte Einsatz jedes Einzelnen<br />

und der Wunsch, positive Veränderungen<br />

für das Unternehmen mitzugestalten.<br />

Bei meiner Führungsarbeit<br />

setze ich auf die Definition klarer Ziele,<br />

proaktives Auftreten, eine offene<br />

und konstruktive Gesprächskultur, ein<br />

gutes Gespür für Menschen und Feedback.<br />

Wie professionelles Leadership<br />

funktioniert, habe ich im Laufe meiner<br />

Karriere bei SHT erfahren.<br />

SHT ist ein Unternehmen mit hoher<br />

sozialer Verantwortung. Auf welche<br />

Initiativen sind Sie besonders stolz?<br />

Pollak: Soziale Kompetenz zu zeigen,<br />

hat bei SHT Tradition. Denn wer wirtschaftlich<br />

erfolgreich ist, hat auch Verantwortung<br />

für die zu tragen, die Hilfe<br />

benötigen. Viel Aufmerksamkeit haben<br />

die SHT-Hochwasseraktionen für<br />

Österreich und Südosteuropa erregt,<br />

oder das Engagement für die<br />

Schmetterlingskinder und für den<br />

Verein „Lebensart“. Aber auch das<br />

Wohl un serer eigenen Mitarbeiter liegt<br />

uns am Herzen. So gibt es bei SHT viele<br />

Initiativen für eine ausgeglichene<br />

Work-Life-Balance, Gesundheit und<br />

Nachhaltigkeit.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 23


ZUR PERSON<br />

INTERVIEW<br />

Michaela<br />

Reifetshammer<br />

gründete 2007 die<br />

DER KREATIV CLOU<br />

Werbe GmbH mit Sitz<br />

in Geboltskirchen. „Wir<br />

sind eine bodenständige<br />

Werbeagentur, die<br />

Strategie und Design<br />

vereint“, sagt Reifetshammer.<br />

Ihre Kunden<br />

schätzen vor allem<br />

die fachliche Beratung<br />

und die ehrliche Handschlagqualität.<br />

In die<br />

Selbstständigkeit ist<br />

sie „hineingestolpert“.<br />

Heute betreibt sie ihre<br />

Profession mit Leidenschaft:<br />

„Ich will und<br />

kann mir nichts anderes<br />

mehr vorstellen!“<br />

„NEUROMARKETING UND<br />

GEILES DESIGN“<br />

Werbeagentur. Michaela Reifetshammer<br />

gründete als „Ein-Frau-Unternehmen“ ihre Werbeagentur DER KREATIV CLOU. Seither ist<br />

das Unternehmen kontinuierlich gewachsen. Ein Gespräch über Startschwierigkeiten,<br />

Erfolgsgeheimnisse und gute Werbung.<br />

ANZEIGE FOTOS: NICOLE WAGENEDER / <strong>CHEFIN</strong>FO<br />

24 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


INTERVIEW<br />

Sympathisch, erfolgreich, zielstrebig:<br />

Mi chaela Reifetshammer betreibt mit Leidenschaft<br />

und Professionalität ihre Werbeagentur<br />

„DER KREATIV CLOU“. Im Interview<br />

erzählt sie ihre Geschichte von Einzelunternehmertum<br />

bis zur über die Landesgrenzen erfolgreichen<br />

Agentur.<br />

Warum sind Sie Unternehmerin geworden?<br />

Michaela Reifetshammer: Mit einer blauäugigen<br />

„Dann mach ich es selbst“-Einstellung,<br />

als es Veränderung in der ehemaligen Firma gab.<br />

Allerdings habe ich mir das ganz anders vorgestellt.<br />

Es war schwierig, Fuß zu fassen und<br />

Kunden von sich zu überzeugen. Ich war ja auch<br />

noch ziemlich jung.<br />

Wollten Sie immer schon eine<br />

Werbeagentur gründen?<br />

Michaela Reifetshammer: Nein, nicht wirklich!<br />

Anfänglich wollte ich nicht mal diesen Beruf<br />

erlernen. Und jetzt? Ich könnte mir nichts anderes<br />

mehr vorstellen: Selbstbestimmtes Arbeiten,<br />

Hineindenken in ein Produkt oder eine Dienstleistung,<br />

Dinge von Grund auf zu hinterleuchten<br />

und mit diesem Wissen, eine Strategie zu entwickeln<br />

- das ist zu meiner Leidenschaft geworden.<br />

Wie haben Sie die<br />

Anfangsschwierigkeiten gemeistert?<br />

Michaela Reifetshammer: Mit viel Hartnäckigkeit,<br />

ein wenig Geduld - obwohl ich in dieser Hinsicht<br />

nicht so berühmt bin - und natürlich auch<br />

ein wenig Glück. Denn man muss auch die richtigen<br />

Kunden und Mitarbeiter zur richtigen Zeit<br />

bekommen.<br />

Was zeichnet Ihren Führungsstil aus?<br />

Michaela Reifetshammer: Ich schätze<br />

Perfektion bis ins kleinste Detail<br />

und setze ganz stark auf Produktivität<br />

mit Platz für künstlerische Entfaltung.<br />

Aber das heiligste Gut ist mir das<br />

Betriebsklima. Denn wenn die Arbeit<br />

keinen Spaß macht, bin nicht mal ich<br />

als Chefin motiviert und kreativ.<br />

Was ist die größte Herausforderung<br />

als Agenturchefin?<br />

Michaela Reifetshammer: Ein<br />

Team so zu erstellen und zu führen,<br />

dass trotz wachsender Mitarbeiterzahl<br />

die hohen Ansprüche an<br />

Qualität und Arbeitsweise erhalten<br />

„Das heiligste<br />

Gut ist mir das<br />

Betriebsklima.<br />

Wenn die Arbeit<br />

keinen Spaß macht,<br />

bin nicht mal<br />

ich als Chefin<br />

motiviert und<br />

kreativ.“<br />

Michaela Reifetshammer<br />

Kreativ-Zentrale: Michaela<br />

Reifetshammer in den Agentur-Räumlichkeiten<br />

in<br />

Geboltskirchen.<br />

bleiben. Dazu gehören ein gewisses Fingerspitzengefühl,<br />

Schwächen und Stärken des Mitarbeiters<br />

zu erkennen und diese richtig einzusetzen.<br />

Worin unterscheidet sich<br />

Ihre Agentur von anderen?<br />

Michaela Reifetshammer: Die Kombination<br />

aus Neuromarketing und geilem, zielgruppengerechtem<br />

Design. Neuromarketing ist dabei<br />

unser strategisches Werkzeug. Es geht darum,<br />

mit den Eindrücken des Unterbewusstseins<br />

zu spielen. Niemand von uns kann in alltäglichen<br />

Situationen erklären, warum er sich bei<br />

zwei sehr ähnlichen Produkten von einem mehr<br />

angezogen fühlt. Bewusst und unbewusst wahrgenommene<br />

Botschaften machen eine durchdachte<br />

und erfolgreiche Werbung aus.<br />

Welche Kunden betreuen Sie?<br />

Michaela Reifetshammer: Quer durch die<br />

Bank - es gibt keine Branche, in der wir speziell<br />

tätig sind. Jeder Kunde ist individuell und<br />

genau darauf stellen wir uns ein. Wir versetzen<br />

uns in die jeweilige Zielgruppe, um sie optimal<br />

ansprechen zu können.<br />

Warum bleiben Ihnen Kunden treu?<br />

Michaela Reifetshammer: Unsere Kunden<br />

schätzen das Persönliche und unsere regionaltypische<br />

Handschlagqualität. Es muss ja<br />

nicht immer alles „über fünf Ecken gehen“ und<br />

umständlich abgewickelt werden.<br />

Was macht erfolgreiche Werbung heute aus?<br />

Michaela Reifetshammer: Es braucht eine<br />

schlagkräftige Vereinigung mehrerer Kanäle, die<br />

vom Produktdesign über klassische Printprodukte<br />

bis zu Social Media reichen können - ganz<br />

spezifisch auf den Kunden und seine<br />

Zielgruppe abgestimmt. Provokant<br />

formuliert: Geniale und kreative<br />

Agenturen sind „tot“, wenn sie nicht<br />

mit der Zeit gehen und es nicht schaffen,<br />

die digitale mit der herkömmlichen<br />

Werbewelt zu verschmelzen.<br />

Worauf sind Sie stolz?<br />

Michaela Reifetshammer: Das „DER<br />

KREATIV CLOU„ WerbeGmbH das ist<br />

was er ist, von meinem Start als „Einfrau-<br />

und Null-Kunden-Unternehmen“<br />

bis heute. Es hört sich zwar an wie eine<br />

Floskel, doch ich würde nichts anders<br />

machen und darauf bin ich stolz.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 25


KARRIERE<br />

Der Traum von Hollywood<br />

Märchen. Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Die Oberösterreicherin Pia<br />

Niederwimmer hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Seit Jahren lebt und arbeitet sie in<br />

der Traumfabrik Hollywood. Die Nabelschnur nach Hause ist trotzdem nicht durchtrennt.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

Wenn sie Kombucha kauft, muss sie<br />

ihre ID-Card herzeigen. Das Getränk<br />

enthält immerhin 0,5 % Alkohol.<br />

Glauben Sie nicht? Doch, in Hollywood ist das<br />

Pia Niederwimmer schon mehrmals passiert.<br />

Dort lebt und arbeitet die 35-jährige Oberösterreicherin<br />

seit vier Jahren. Während wir bei<br />

Pendlern an den täg lichen Stau auf B 127 und<br />

A 7 denken, hat Pendeln für sie extreme Dimensionen.<br />

Die Self-made-Unternehmerin pendelt<br />

zwischen Los Angeles und Ahorn. Dort lebt ihre<br />

Familie. Seit einigen Monaten pendelt sie auch<br />

noch in die Steiermark, weil dort ihr Herzbube<br />

zu Hause ist.<br />

Global vernetzt<br />

2011 ist Niederwimmer fix nach Hollywood<br />

übersiedelt. Sie arbeitet als Journalistin und Synchronsprecherin,<br />

hin und wieder auch als Schauspielerin.<br />

Ihre Auftraggeber sind über die ganze<br />

Welt verteilt. Aktuell läuft bei uns ein Werbespot<br />

für Bona Holzlacke, dem die Oberösterreicherin<br />

ihre Stimme lieh. „Das war eine spannende<br />

Geschichte“, schildert die Auswanderin, „denn<br />

ich habe in meinem Tonstudio in L.A. aufgenommen,<br />

der Kunde saß in Deutschland, zwei Tonstudios<br />

in Dänemark waren beteiligt und die<br />

Agentur saß in Schweden. Wir haben das trotzdem<br />

innerhalb von zwei Stunden abgewickelt.“<br />

„In Stil und<br />

Eleganz sind wir<br />

Europäer den<br />

Amerikanern weit<br />

voraus. Zum Beispiel<br />

beim Essen:<br />

Da steckt noch<br />

der Cowboy in<br />

ihnen.“<br />

Pia Niederwimmer<br />

Synchronstimme<br />

Demnächst bringen die Bavaria Filmstudios<br />

die Zeichentrickserie „Hexe Lilli“ heraus,<br />

darin hat Niederwimmer mehrere Figuren<br />

synchronisiert. In den deutschen Versionen<br />

der Videospiele „Monster High“ und „Barbie“<br />

sowie in zahlreichen App-Spielen ist die<br />

Oberösterreicherin zu hören. Außerdem<br />

arbeitet sie als Hollywood-Reporterin für<br />

diverse österreichische Medien. Einige PR-<br />

Kunden in Österreich betreut sie von Hollywood<br />

aus, wie die Naturfabrik Ahorn, die<br />

Baumeister-Vereinigung ABAU und neu den<br />

Wildpark Altenfelden.<br />

Kindheitstraum erfüllt<br />

Die gebürtige Grieskirchnerin hat sich einen<br />

Kindheitstraum erfüllt. Schon als junges<br />

Mädchen interessierte sie sich für Schauspielerei.<br />

„Ich wollte mir das einfach einmal<br />

anschauen“, erzählt sie, „zu meinem<br />

30. Geburtstag habe ich mir dann zweieinhalb<br />

Monate Hollywood mit Schauspielunterricht<br />

in einem Top-Studio geschenkt.“<br />

Ein Jahr darauf war sie erneut für ein halbes<br />

Jahr in L.A. Der Gedanke „Wow, ich werde<br />

jetzt der große Hollywoodstar“ hat sie dabei<br />

nie geleitet: „Das wäre ja lächerlich! Bei mir<br />

waren es Neugier und Abenteuer.“<br />

FOTO: JUN TOLIBAO<br />

26 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


KARRIERE<br />

ZUR PERSON<br />

Pia Niederwimmer (35)<br />

ist in Scharten und<br />

Ahorn aufgewachsen.<br />

Sie arbeitete bei einem<br />

oö. Radiosender und<br />

einer Filmfirma in Wien,<br />

wo sie das ÖVP-Regierungsteam<br />

betreute.<br />

5 Jahre lang führte sie<br />

ein Linzer Lokal. Danach<br />

begann ihre Laufbahn<br />

als selbstständige<br />

Sprecherin und PR-<br />

Managerin. Seit 2011<br />

lebt und arbeitet Niederwimmer<br />

in Hollywood.<br />

FOTO: EDWARD OLESCHAK<br />

Zu Hause in L.A.<br />

Am meisten vermisst Niederwimmer ihre<br />

Familie und die Weihnachtsstimmung:<br />

„Ich hasse Weihnachten in L.A. Da<br />

scheint die Sonne, es ist heiß. Als Österreicherin<br />

hat man halt gerne Winter<br />

Wonderland und Weihnachtskitsch.<br />

Zweimal bin ich deshalb am 23. Dezember<br />

schon heimgeflogen.“ Faszinierend<br />

findet sie einiges an Hollywood, zum Beispiel<br />

das Lebensgefühl: „Wenn ich rüberfliege,<br />

fühle ich mich nach zwei Sekunden<br />

genauso zu Hause wie in Österreich.<br />

Es ist diese Weltoffenheit, du kannst einfach<br />

sein, wer du bist.“<br />

Konzentrierte Kreativität<br />

Im Pyjama ins Café oder am Vormittag<br />

in High Heels und Abendkleid – das ist<br />

in Hollywood keinen erstaunten Blick<br />

wert. Unsere Klischees über die USA<br />

stimmen. Trends verirren sich mit jahrelanger<br />

Verspätung nach Österreich. Und<br />

Hollywood ist der Ort mit dem dichtesten<br />

Kreativpotenzial der Welt, sagt die<br />

Unternehmerin: „Keiner schämt sich,<br />

einer normalen Arbeit nachzugehen,<br />

von der er leben kann. Es ist völlig<br />

normal, dass der Taxifahrer eigentlich<br />

Schriftsteller und jeder Kellner Schauspieler<br />

ist. Es ist normal, weil jeder weiß,<br />

wie hart es ist.“<br />

Nichts erwarten<br />

Die sprichwörtliche Freundlichkeit der<br />

Amerikaner mit ermunterndem Schulterklopfer<br />

hilft zwar, man darf aber nicht<br />

erwarten, dass einen als Neuankömmling<br />

jemand unterstützt. Niederwimmer erinnert<br />

sich: „Du kommst mit zwei Koffern<br />

an, fängst komplett von vorne an, musst<br />

dich mit viel Bürokratie herumschlagen<br />

und das Bankensystem erst einmal durchschauen.“<br />

Ohne Eigeninitiative und harte<br />

Arbeit gehe es nicht. „Ich hatte aber den<br />

Vorteil, dass ich meine Auftraggeber für<br />

die Sprechertätigkeit schon mitnehmen<br />

konnte“, gibt sie zu.<br />

Österreichische Ladys<br />

Niederwimmer zieht den Hut vor dem<br />

Biss der Leute in Hollywood. In den Tag<br />

hinein lebe dort niemand, jeder habe ein<br />

Ziel, für das er hart arbeite: „Die Schauspieler<br />

nehmen zusätzlich zu ihrem Job<br />

zweimal die Woche Schauspielunterricht<br />

und investieren mehrere Stunden pro<br />

Tag in Auditions.“ Wer etwas erreicht<br />

hat, zeige daher mit Stolz seinen Reichtum.<br />

Für Österreicher ist Hollywood<br />

überhaupt ein gutes Pflaster. Es gibt<br />

Österreicher-Treffen, und allein der<br />

„Ladies Club“ zählt 40 Powerfrauen aus<br />

Österreich als Mitglieder. Dank Arnold<br />

Schwarzenegger verwechselt man in L.A.<br />

Austria auch nicht mit Australia.<br />

Glaube im Alltag<br />

Einen der Gründe, warum sie sich in<br />

Hollywood so wohl fühlt, glaubt Niederwimmer<br />

genau zu kennen: „Mir ist<br />

mein Glaube sehr wichtig, er ist mein<br />

Leitfaden.“ Auf ihrer Website weist sie<br />

dezidiert auf ihre christliche Erziehung<br />

hin. In Europa ein Punkt für die Rubrik<br />

„Privatsache“. Doch in den USA ist Religion<br />

in den Alltag integriert. „Ich habe<br />

drüben eine tolle, typische Hollywood-<br />

Kirche“, ergänzt Niederwimmer, „der<br />

Pfarrer hat mehr Tattoos als Kid Rock,<br />

ist verheiratet und hat drei Kinder. Er<br />

predigt: ‚Keinen Sex vor der Ehe‘. Und<br />

natürlich spielt bei der Messe eine<br />

Rockband.“ Da kommt es dann schon<br />

einmal vor, dass ein Freund beim<br />

Verabschieden fragt: „Wie kann ich für<br />

dich beten?“ ■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 27


Michaela Ruß leitet<br />

seit 2011 die Kursana<br />

Residenz für Senioren<br />

in Linz-Urfahr.<br />

Gekommen, um zu bleiben<br />

Letzte Station. Sie will ihren Job bis zur Pension unbedingt behalten:<br />

Michaela Ruß (52) leitet seit 2011 die Kursana Residenz für Senioren in Linz-Urfahr<br />

und freut sich jeden Tag darauf, dass sie in die Arbeit gehen darf.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

Über die Gastronomie ist Michaela<br />

Ruß in den Pflegebereich gekommen.<br />

16 Jahre lang arbeitete sie in<br />

München, zehn davon war sie für mehrere<br />

McDonald’s-Filialen verantwortlich.<br />

Dann baute sie in Bad Wimsbach-Neydharting<br />

ein Kur- und Reha-Hotel auf. Seit<br />

2011 ist Ruß Direktorin der Kursana<br />

Residenz Linz-Donautor, die individuelle<br />

Wohn- und Pflegeformen für Senioren<br />

bietet. 145 Bewohner genießen in dem<br />

privat geführten Haus Hotelstandard und<br />

bei Bedarf die hauseigene Pflege. „Ich bin<br />

sehr glücklich, dass ich diesen Job habe<br />

und gebe ihn nicht mehr her“, lacht die<br />

Direktorin, „ich freue mich jeden Tag in<br />

der Früh beim Aufstehen, dass ich in die<br />

Arbeit gehen darf.“ Besser könne es nicht<br />

mehr werden.<br />

Positive Energie<br />

Ruß lobt das gute Betriebsklima im Haus.<br />

Die meisten der 70 Pflegekräfte sind schon<br />

länger als zehn Jahre dabei. „Als ich das<br />

erste Mal hereingekommen bin, habe ich<br />

schon gespürt, dass mir positive Energie<br />

entgegenkommt“, erinnert sich die Leiterin,<br />

„bei uns wird viel gelacht. Es kommt sehr<br />

viel zurück von den Bewohnern.“ Für die<br />

vielen Aktivitäten im Haus – Veranstaltungen,<br />

Gedächtnistraining und Feste – seien<br />

die Bewohner sehr dankbar. Ruß betont,<br />

dass man in ihrer Position kein kalter Manager<br />

sein kann. Die Zahlen seien zwar wichtig,<br />

aber es brauche viel Menschlichkeit.<br />

Denn in der Pflege brauche es viel Liebe<br />

zum Beruf. „Er ist anstrengend“, betont Ruß,<br />

„und die Leute brauchen auch jemanden<br />

zum Reden. Diese Zeit nehme ich mir oft.“<br />

Lebensabend<br />

Die Meinung, die Kursana Residenz sei<br />

nur für betuchte Senioren leistbar, lässt<br />

Ruß nicht gelten: „Wir haben schon oft<br />

Vergleichsrechnungen angestellt und sind<br />

draufgekommen, dass wir nicht teurer<br />

sind als eine 24-Stunden-Pflege zu Hause.“<br />

Der Vorteil der Seniorenresidenz:<br />

Man sitze nicht allein zu Hause und verliere<br />

daher nicht den sozialen Anschluss.<br />

Außerdem müsse einem das eigene Leben<br />

etwas wert sein, glaubt Ruß: „Man muss<br />

das Kind beim Namen nennen: Es ist die<br />

letzte Station, und die soll schön sein.<br />

Unsere Bewohner können hier schon<br />

leben, wenn sie noch fit sind. Wenn sie<br />

ein Pflegefall werden, können sie hier<br />

bleiben.“ Zumindest bis zur Pension will<br />

auch Ruß bleiben. ■<br />

FOTO: WAKOLBINGER<br />

28 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


Im Grünen kreav<br />

arbeiten in Str! <br />

Faszinierendes Salzkamergut :)<br />

TERMINÜBERSICHT monatlicher<br />

FACHEXKURSIONEN auf www.tagung.info<br />

KONGRESSE,<br />

MEETINGS & EVENTS<br />

Kulinarische Genüe<br />

in Linz an der Donau<br />

Das Team des „Convention Bureau Oberösterreich“ steht Ihnen bei allen Fragen rund um die Organisation<br />

<br />

Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne ein Exemplar des druckfrischen Tagungskatalogs 2015.<br />

<br />

CONVENTION BUREAU OBERÖSTERREICH


ZUR PERSON<br />

INTERVIEW<br />

Ulrike Rabmer-Koller<br />

studierte Betriebswirtschaft<br />

an der JKU und<br />

übernahm 2002 den<br />

elterlichen Bau- und<br />

Umwelttechnikbetrieb,<br />

die Rabmer Gruppe.<br />

2003 zog sie als erste<br />

Frau in das Präsidium<br />

der WKO Oberösterreich<br />

ein. Seit 2011 ist sie<br />

unter anderem Vizepräsidentin<br />

der UEAPME,<br />

der europäischen Interessenvertretung<br />

der<br />

KMUs und Handwerksbetriebe.<br />

Seit über fünf<br />

Jahren setzt sie sich<br />

als Landesvorsitzende<br />

von „Frau in der Wirtschaft“<br />

für Unternehmerinnen<br />

ein.<br />

„FRAUEN SIND KLAR<br />

IM VORMARSCH”<br />

Wirtschaftsmacht. Unternehmerinnen bleiben in Oberösterreich auf der<br />

Überholspur. 45 Prozent der Firmen und Betriebe sind in weiblicher Hand. Bei den<br />

Neugründungen liegt die Frauenquote sogar bei mehr als 47 Prozent.<br />

ANZEIGE FOTO: WKO OÖ<br />

30 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


INTERVIEW<br />

November 2014<br />

Dezember 2014<br />

Oberösterreich<br />

Kerstin Reininger<br />

ist ein starker Wirtschaftsstandort<br />

Heidemarie Havelka<br />

An welchen Maßnahmen wird aktuell gearbeitet,<br />

Vitalbrunnen – Medical<br />

–<br />

Beauty<br />

das Potenzial<br />

SPA, Wels.<br />

der<br />

„Heidis Reisen“ – Havelka GmbH,<br />

und welche<br />

Inzersdorf.<br />

Zeichen wollen Sie als<br />

Frauen spielt eine entscheidende Rolle.<br />

Sowohl bei Unternehmerinnen, Führungs-<br />

Rabmer-Koller: Damit Unternehmerinnen<br />

Unternehmerinnen-Vertreterin setzen?<br />

kräften<br />

D<br />

als auch fehlenden Fachkräften kann<br />

H<br />

weiterhin wirtschaftlich erfolgreich sein können,<br />

das weibliche ie ehemalige Leistungspotenzial Kanzlei-Leiterin<br />

Nachschub sorgen. Kerstin Eine Schlüsselrolle Seite steht.<br />

kann auf 30 werden. Jahre Wichtige be Ziele zu wagen. sind die Mein Senkung Mann der<br />

lich für ausreichend<br />

und loyal an meiner eidemarie Havelka müssen Entlastungen und Mietwagen-Gewer-<br />

für Betriebe umgesetzt<br />

kommt Reininger dabei war „Frau seit in 2004 der Wirtschaft“, dem<br />

erfolgreiche Selbstständigkeit<br />

in der Beförderungswaltung<br />

und Bürokratie-Abbau entschlossen, nach den dem Bereich Prin-<br />

Lohnnebenkosten, und Vereinfachungen ich haben uns in damals der Ver-<br />

Netzwerk nebenberuflich der Wirtschaftskammer selbstständig.<br />

Unternehmerinnen, Seit 2009 führt zu. Landesvorsitlich<br />

als Ihre Stärke an? branche zurückblicken. zip „Beraten statt Reisen Bestrafen“. abzugeben, Dringender weil Hand-<br />

für Was mehr sehen als Sie persön-<br />

30.000<br />

zende sie hauptberuflich Mag. a Ulrike Rabmer-Koller das erläutert Die Vielseitigkeit im meiner<br />

Ausbildung als Buch-<br />

Was ist Ihr Erfolgs-<br />

Nachfolger hatten und<br />

lungsbedarf besteht wir in bei der der Familie Kinderbetreuung. keine<br />

Interview die Vorteile dieser Serviceplattform.<br />

Bis 2020 soll die Erwerbsbeteiligung der Frauen<br />

Medical Beauty SPA<br />

auf 70 Prozent steigen. Das würde bedeuten,<br />

„Vitalbrunnen“ in Wels. halterin bei einem Wirtschaft Steuerberater<br />

und später als Die Übersicht zu behalten<br />

ist geheimnis?<br />

weiblich.<br />

selbst nicht mehr so viel<br />

Warum engagieren Sie sich für dieses Netzwerk?<br />

Die 7 Wegweiser für<br />

14.000 Frauen in OÖ zusätzlich in Beschäftigung<br />

zu bringen.<br />

unterwegs<br />

Hier bedarf<br />

sein<br />

es qualitativ<br />

wollten.<br />

erfolgreiche Unter-<br />

hochwertiger<br />

und leistbarer Ein wichtiger Kinderbetreuungsein-<br />

Teil unseres<br />

Rabmer-Koller: Verraten Sie uns Mir Ihr geht es darum, Kanzlei-Leiterin Rahmenbedingungen<br />

Erfolgs geheimnis? und das Umfeld für Unternehme-<br />

Rechtsanwalt.<br />

menarbeit mit unseren richtungen Mit-sowie derzeitigen flexibler Arbeitszeitmodelle.<br />

Betriebes ist<br />

bei einem nehmerinnen und die familiäre Zusam-<br />

Das Buch ist im<br />

rinnen Mein Erfolgsgeheimnis<br />

Unternehmen ist, konsequent in OÖ die von Frauen Wie geführt können Sie Kraft 19,– Euro für für Wirtschafts-<br />

meinen Stärken zählt Sie haben der die Initiative chauffieren „Unternehmerin Führungskräfte des<br />

zu verbessern. Obwohl fast 50 Prozent<br />

arbeitern zu pflegen. Zu der Businessverkehr. Wir<br />

WKO-Shop zum Preis von<br />

der<br />

werden, eigenen sind Ziele sie zu in verfolgen<br />

und selbstbewusst Herausforderung tanken?<br />

schaft ist weiblich“ Unternehmen. ins Leben gerufen. Was<br />

der Öffentlichkeit die unternehmerische<br />

wenig kammer-Mitglieder 100 % bzw. Einsatz im Monats“ Betrieb. und das namhafter neue Servicebuch großer „Wirt-<br />

präsent und beteiligen sich auch selten bei Auszeichnungen<br />

und Awards. Als Landesvorsitzen-<br />

29,– Euro für Nicht-<br />

Mitglieder erhältlich.<br />

an den eigenen Erfolg Ich genieße mein Familienleben.<br />

Die Work-Life-Balan-<br />

Herausforderung?<br />

Wie tanken Sie Kraft?<br />

Was war die größte<br />

wollen Sie damit erreichen?<br />

de möchte ich Frauen Mut machen, dass sie ihre<br />

Rabmer-Koller: Mit der „Unternehmerin des<br />

zu glauben. Ich bin stolz,<br />

Leistungen stärker in der Öffentlichkeit zeigen.<br />

Monats“ wollen wir aufzeigen, was Frauen leisten<br />

und wie vielfältig die oberösterreichische<br />

ein kompetentes Team ce ist zugleich auch meine Die Reisebranche 2006 Gemeinsam mit meinem<br />

Was zusammengestellt zeichnet das Netzwerk zu „Frau größte in der Herausforderung in zu verlassen und Unternehmerinnen-Landschaft einen Mann mache ich ist. Ausfahrten<br />

erfolgreichsten mit unseren Unternehme-<br />

Harleys. ●<br />

Monatlich<br />

Wirtschaft“ haben, welches heute verläss-<br />

aus und was der konnte Selbstständigkeit. ● „Fast“-Neustart im zeichnen Taxi- wir die<br />

bisher umgesetzt werden?<br />

rinnen in OÖ aus und holen diese vor den Vorhang.<br />

Einige präsentieren wir auch im neuen<br />

Rabmer-Koller: Wir unterstützen, informieren<br />

Vitalbrunnen – Medical Beauty SPA<br />

„Heidis Reisen“ Havelka GmbH<br />

und vernetzen unsere Mitglieder. Es ist uns<br />

Servicebuch „Wirtschaft ist weiblich“. Die Rollenvielfalt<br />

hat dieser 1983 das Frauen elterliche – Managerin, Auto-Arbeitnemetik,<br />

zu erhöhen, Permanent die Befreiung Make-up der Beitragspflich-<br />

und Körperbehandlunbusunternehmegeberin,<br />

der Partnerin damals und männerdominierten<br />

Mutter – haben wir in<br />

gelungen, Kerstin das Reininger Wochengeld bietet für Unternehmerin-<br />

ihrem Unternehmen Kos-<br />

Heidemarie Havelka<br />

ten gen zur an. Sozialversicherung In Kooperation bei mit Wochengeldbezug<br />

sie seit sowie 2011 den auch Anspruch medizinische auf Krankengeld Pigmentationen<br />

für<br />

ge mit innovativen tet wertvolle Ideen neu Tipps ausgerichtet, von Unternehmerinnen indem sie für<br />

einem Facharzt bietet Beförderungsbranche zwölf Porträts übernommen zusammengefasst. und in Das der Buch Fol-bie-<br />

Selbstständige (sog. Areola durchzusetzen. nach Brustkrebs, Mit der Betriebshilfe<br />

sowie haben Lippen-, wir eine wichtige Kiefer- Unterstützungs und Gaumenspalten) hilfe an.<br />

tung, Reisebüro, motivieren, Taxi und Leistungen Mietwagen stärker erweitert nach außen hat. zu<br />

Narbenretuschierung das Unternehmen Unternehmerinnen. um die Bereiche Damit Reiseveranstal-<br />

wollen wir Frauen<br />

für kranke Unternehmerinnen geschaffen.<br />

tragen und Mut zur Selbstständigkeit machen. ■<br />

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moments 1/2015 139<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 31


SOZIALES<br />

DER GANZ<br />

NORMALE<br />

WAHNSINN<br />

Familienmanagement. Einst waren<br />

sie erfolgreich in der Wirtschaft tätig. Dann haben<br />

sie ihren Beruf an den Nagel gehängt, um nur mehr<br />

Mutter zu sein. Drei SOS-Kinderdorf-Mütter aus<br />

Altmünster erzählen aus ihrem Alltag als<br />

Familienmanagerinnen.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

32 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


SOZIALES<br />

FOTO: SOS KINDERDORF<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 33


SOZIALES<br />

„Die Managementfähigkeiten<br />

sind dieselben<br />

wie im alten Job.“<br />

Marietta Loidolt<br />

SOS-Kinderdorf-Mutter<br />

Während viele berufstätige Frauen den<br />

Spagat zwischen Familie und Beruf<br />

täglich trainieren, gibt es auch Menschen,<br />

die Elternsein als Beruf gewählt haben.<br />

Dazu zählen Kinderdorf-Eltern. Im SOS-Kinderdorf<br />

Altmünster sind drei Frauen tätig, die<br />

Management- und Leitungsfunktionen in der<br />

Wirtschaft aufgegeben haben, um sich beruflich<br />

einer guten Sache zu widmen: Kindern,<br />

deren Familiensystem versagt hat, ein lebenswertes<br />

Leben zu ermöglichen. „Einen Heiligenschein<br />

haben wir nicht“, sagt Agnes Pröll.<br />

Auch wenn manche ihr den aufsetzen wollen.<br />

Die Individuelle<br />

Pröll ist die Unkonventionelle, mit roten Haaren,<br />

ausgefallenem Schmuck und dem Hobby Motorradfahren.<br />

Sie hält im Garten ihres Kinderdorf-<br />

Familienhauses Hühner und betreibt einen eigenen<br />

Gemüsegarten. Vor dem Eingang prangt ein<br />

Schild mit der Aufschrift: „I cleaned my house<br />

last week – sorry you missed it.“ Pröll ist als<br />

Jüngstes von elf Kindern auf einem Bauernhof<br />

im Bezirk Rohrbach aufgewachsen und betreut<br />

derzeit sechs Kinder im Alter von vier bis zwölf<br />

Jahren. Kinderdorf-Mutter ist sie seit 2011.<br />

Durchhaltevermögen<br />

In ihrem früheren Leben war Pröll Teamleiterin<br />

bei einer Direktbank. Als die Bank den<br />

Standort nach Wien verlegte, wurde sie auf<br />

das Inserat von SOS-Kinderdorf aufmerksam.<br />

„Ich war überrascht, dass sie mich genommen<br />

haben“, sagt die 45-Jährige, „ich dachte, die<br />

„Die Arbeit<br />

kommt zu mir ins<br />

Bett. Ich bin im<br />

Pyjama schon in<br />

der Arbeit. “<br />

Agnes Pröll<br />

SOS-Kinderdorf-Mutter<br />

nehmen nur Krankenschwestern oder Lehrer.“<br />

Parallelen zu ihrem früheren Job sieht<br />

Pröll viele: Man braucht Durchhaltever mögen<br />

und Erfahrung in Mitarbeiterführung. Denn<br />

bei jeder Kinderdorf-Familie leben und arbeiten<br />

auch zwei Familienhelfer. Und wenn<br />

etwas nicht funktioniert, braucht man auch<br />

oft Hilfe von außen.<br />

Die Systematische<br />

Kollegin Birgit Schramayr ist bereits seit 2008<br />

Kinderdorf-Mutter. Sie kommt aus der Touristikbranche<br />

und ist im Verkaufsinnendienst<br />

gelandet. Ein Jahr lang hat die 49-jährige Linzerin<br />

mit dem Gedanken gespielt, sich beruflich<br />

zu verändern. „Mein Herz hat nach etwas<br />

anderem verlangt“, sagt sie, „ich habe mir<br />

Berufsbilder im Internet angesehen und eine<br />

Liste geführt. Fünf Berufe habe ich mit Plus<br />

und Minus bewertet. Ein Jahr lang habe ich<br />

die Listen immer wieder unters Bett geschoben.<br />

Dann war die Kinderdorf-Mutter immer<br />

noch ganz oben. Also habe ich mich beworben,<br />

und es ist Schlag auf Schlag gegangen.“<br />

Management Skills gefragt<br />

Schramayr begleitet fünf Kinder von fünf bis<br />

13 Jahren. Sie hat auch schon ältere Kinder, die<br />

auf dem Weg in die Selbstständigkeit sind und<br />

z. B. im benachbarten Jugendhaus wohnen.<br />

Skills aus ihrer früheren Tätigkeit braucht sie<br />

heute auch noch: organisatorisches Talent und<br />

Vielseitigkeit, Verhandlungsgeschick und<br />

Mo tivationstalent. „Die Managementfähig-<br />

FOTOS: WAKOLBINGER<br />

34 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


SOZIALES<br />

FAKTEN<br />

1.500 Kinder und<br />

Jugendliche haben in<br />

elf SOS-Kinderdörfern<br />

ein dauerhaftes Zuhause.<br />

Weitere 4.500<br />

junge Menschen werden<br />

auf andere Weise<br />

unterstützt. In Oberösterreich<br />

gibt es zwei<br />

SOS-Kinderdörfer. Kinderdorf-Eltern<br />

müssen<br />

mindestens 25 Jahre<br />

alt sein und eine abgeschlossene<br />

Berufsausbildung<br />

haben.<br />

FOTOS: WAKOLBINGER, ISTOCK/THINKSTOCK<br />

keiten sind dieselben wie im alten Job“, betont<br />

auch Marietta Loidolt. Sie stammt aus der Steiermark<br />

und wollte schon mit 20 Kinderdorf-<br />

Mutter werden. Sie wurde abgelehnt, weil sie<br />

zu jung war. Ihre Zeit war erst im Alter von 39<br />

gekommen.<br />

Human Resources<br />

Die heute 46-Jährige war zunächst Bankangestellte,<br />

konnte sich aber nicht vorstellen, dort in<br />

Pension zu gehen. Ein Jus-Studium und Stationen<br />

als Human-Resources-Managerin folgten.<br />

Dann sah sie in Wien die Werbung der SOS-<br />

Kinderdörfer und bewarb sich erneut. Heute<br />

betreut sie vier Kinder im Alter von acht bis 13<br />

Jahren. „Mir gefällt die Vielseitigkeit, das Nahdran-Sein<br />

am Leben im Gegensatz zur künstlichen<br />

Bürowelt“, sagt Loidolt.<br />

Im Pyjama zur Arbeit<br />

Ganz wichtig ist für sie der Humor. Zu blöd dürfe<br />

einem auch nichts sein: „30 Jahre hatte ich keinen<br />

Fasching, keinen Krampus und Nikolaus.<br />

Das feiere ich jetzt regelmäßig.“ Wie im Business<br />

müsse man als Familienmanagerin flexibel sein.<br />

„Ich bin immer noch Human-Resources-Managerin“,<br />

schmunzelt Loidolt und beantwortet<br />

damit die Frage, ob sie ihre Tätigkeit als Arbeit<br />

empfindet. Ähnlich sieht es Agnes Pröll: „Der<br />

Unterschied zu früher: Die Arbeit kommt zu mir<br />

ins Bett. Ich bin im Pyjama schon in der Arbeit.“<br />

Den Alltag planen, Termine koordinieren und<br />

die tägliche Dokumentation, auch das gehört<br />

zum Job. Nur eines ist anders und schöner,<br />

„Man wird nicht<br />

mehr an Zahlen,<br />

sondern an der Entwicklung<br />

eines Menschen<br />

gemessen.“<br />

Birgit Schramayr<br />

SOS-Kinderdorf-Mutter<br />

sagt Schramayr: „Es sind keine Zahlen, keine<br />

Quoten, keine Umsatzsteigerungen, an denen<br />

man gemessen wird, sondern die Entwicklung<br />

eines Menschen.“ Für Marietta Loidolt ist ihr<br />

heutiger Beruf nicht mit den früheren vergleichbar:<br />

„Es ist etwas anderes, 50 Mitarbeiter<br />

zu servicieren oder vier Kindern das Leben<br />

lebenswert zu machen.“ Organisation sei auch<br />

jetzt wichtig, „weil für Kinder bricht auch eine<br />

Welt zusammen, wenn man etwas vergisst“.<br />

24-Stunden-Job<br />

Skills, die sie in der Wirtschaft erworben<br />

haben, können die heutigen Kinderdorf-Mütter<br />

nach wie vor gut brauchen: Budgetplanung,<br />

den Umgang mit dem Computer und Texten.<br />

„Es ist eigentlich eine Selbstständigen-Tätigkeit“,<br />

meint Pröll. Mit dem Unterschied, dass<br />

man auch in der Freizeit und am Wochenende<br />

bei Bedarf zur Verfügung steht.<br />

Geistige Nahrung<br />

Auf ihre Work-Life-Balance achten die Familienpädagoginnen<br />

auch. Ganz oben auf der Liste<br />

der Freizeitaktivitäten stehen Freunde und<br />

Verwandte treffen, Kunst und Kultur. Einen<br />

typischen Arbeitstag gibt es nicht, behaupten<br />

alle drei unisono. Auf der endlos langen<br />

To-do-Liste stehen dieselben Dinge wie in<br />

jeder anderen Familie auch. Und sobald die<br />

Ältesten in die Pubertät kommen, benehmen<br />

sie sich wie alle anderen Teenager auch. „Der<br />

ganz normale Wahnsinn“, bringt es Loidolt mit<br />

breitem Grinsen auf den Punkt. ■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 35


ZUR PERSON<br />

Barbara Hartl (34) lebt<br />

in St. Marien und ist<br />

seit April 2014<br />

Geschäftsführerin der<br />

Linzer Full-Service-<br />

Agentur Createam. Sie<br />

hat in Wien Kunstgeschichte,<br />

Publizistik<br />

und Italienisch studiert.<br />

In der Werbebranche<br />

arbeitet sie seit ihrem<br />

Studienabschluss 2003.<br />

Geschenkt wird einem nichts<br />

Freiraum. Seit knapp einem Jahr ist Barbara Hartl Geschäftsführerin der Linzer<br />

Werbeagentur Createam. Sie schätzt das kreative Arbeiten, die Abwechslung und die Team-<br />

arbeit. Auch die Freiräume in der Werbebranche haben es der jungen Kreativen angetan.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

Sie ist 34 Jahre jung und leitet eine<br />

der renommiertesten Werbeagenturen<br />

im Land: Barbara Hartl, Geschäftsführerin<br />

von Createam. Gemeinsam<br />

mit Geschäftsführer und Eigentümer Erwin<br />

Schmölzer lenkt sie die Agentur mit 30 Mitarbeitern.<br />

Createam steht seit seiner Gründung<br />

1976 für Markenerfolg. Davon zeugen<br />

langjährige Kunden wie die PlusCity, die<br />

Oberbank oder die Oberösterreichische<br />

Versicherung. „Unser 360°-Ansatz ist der<br />

Grund dafür, dass wir uns schon so lange in<br />

der Branche behaupten“, ist Hartl überzeugt.<br />

Neue Welten<br />

Während des Studiums der Kunstgeschichte<br />

und Publizistik hat sie ihre Liebe zur<br />

Werbung entdeckt: „Das war ein Feuer, das<br />

in mir zu lodern begann.“ Die Werbebranche<br />

begeistert Hartl immer noch wie keine<br />

andere: „Man arbeitet mit Trends, macht<br />

sie sich zunutze. Es ist immer wieder ein<br />

Eintauchen in neue Welten. Täglich kreativ<br />

zu arbeiten, ist einer der schönsten Jobs.“<br />

Im Jahr 2009 haben sich die Wege von<br />

„Täglich kreativ<br />

arbeiten zu können,<br />

ist einer der schönsten<br />

Jobs, die man sich<br />

vorstellen kann.“<br />

Barbara Hartl<br />

Createam und der jungen Werberin<br />

gekreuzt: „Eigentlich war ich bei meinem<br />

damaligen Arbeitgeber sehr zufrieden. Ich<br />

habe mir gesagt: Da bleibe ich, außer,<br />

Createam klopft an.“ Was dann tatsächlich<br />

passierte: Createam holte Hartl für den<br />

Aufbau der PR-Abteilung.<br />

Teamplayer<br />

Das Ziel, Geschäftsführerin zu werden,<br />

hatte sie nicht dezidiert: „Es hat sich entwickelt.<br />

Ich gebe immer 110 % für den Job.<br />

Geschenkt wird einem nichts.“ Da in der<br />

Branche viele Alphatiere unterwegs sind,<br />

dürfte ihr das gelungen sein. „Als Agenturchefin<br />

muss man auf jeden Fall ein<br />

Teamplayer sein“, betont Hartl, „die Zeit der<br />

Einzelkämpfer ist vorbei.“ Nicht umsonst<br />

steckt bei Createam das „Team“ schon im<br />

Namen. Sie ist überzeugt davon, dass<br />

Createam auch in Zukunft eine der<br />

Anlaufstellen für junge Kreative im Land<br />

ist, die beruflich durchstarten wollen. „Es<br />

gibt Freiräume und Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

Leistung wird belohnt.“ ■<br />

FOTO: CREATEAM<br />

36 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


Was Frauen finanziell bewegt<br />

MEHRWERT. Frauen sind in ihren Zielen und Bedürfnissen so vielseitig wie das Leben, das sie führen.<br />

Was ihnen in puncto Finanzen wirklich wichtig ist und welche Lösungen die Beraterinnen und Berater<br />

bei Raiffeisen OÖ parat haben, ist hier im Überblick zusammengefasst.<br />

will Raiffeisen OÖ den Bedürfnissen der<br />

Kundinnen gerecht werden und maßgeschneiderte<br />

Lösungen anbieten.<br />

ANZEIGE FOTO: RAIFFEISENLANDESBANK OÖ<br />

„Wir wollen unseren Kundinnen abgestimmt auf die jeweilige Lebenssituation echten<br />

Mehrwert bieten, Nutzen stiften und ein sicherer Finanzpartner sein“, betont Mag. Michaela<br />

Keplinger-Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank OÖ.<br />

Wohnen hat für Frauen einen<br />

hohen Stellenwert. „Das Schaffen<br />

von Wohneigentum gehört<br />

zu den weitreichendsten Entscheidungen,<br />

die man im Leben trifft. Umso<br />

wichtiger ist es, einen erfahrenen und<br />

verlässlichen Partner an seiner Seite zu<br />

haben“, sagt Mag. Michaela Keplinger-<br />

Mitterlehner, Generaldirektor-Stellvertreterin<br />

der Raiffeisenlandesbank OÖ.<br />

Das beginnt bereits beim Ansparen,<br />

beinhaltet aber auch eine professionelle<br />

Unterstützung bei der Immobiliensuche<br />

und geht weiter über die Absicherung<br />

bis hin zur Realisierung des Projekts.<br />

Keplinger-Mitterlehner rät unbedingt zu<br />

einem persönlichen Gespräch mit der<br />

Bankberaterin oder dem Bankberater:<br />

„Unsere Spezialistinnen und Spezialisten<br />

haben viel Erfahrung und können<br />

bei der Entscheidung über die optimale<br />

Finanzierungsform, Fördermöglichkeiten<br />

und die dabei passende Laufzeit<br />

unterstützen.“<br />

Beruhigt in die Zukunft<br />

Den gewohnten Lebensstandard auch<br />

im Alter genießen? „Gerade weil Frauen<br />

mehr Unterbrechungen im Erwerbsleben<br />

haben – etwa durch Karenz, Pflege<br />

von Angehörigen oder Teilzeitarbeit –,<br />

sollten sie besonderen Wert auf die private<br />

Vorsorge legen“, empfiehlt Keplinger-Mitterlehner.<br />

Wer beruhigt in die<br />

Zukunft blicken möchte, sollte bereits<br />

beim Start ins Berufsleben mit der<br />

privaten Vorsorge beginnen und danach<br />

weiterhin konsequent etwas zur Seite<br />

legen. Mit einem konstanten Ausbau des<br />

Betreuungs- und Beratungsangebotes<br />

Attraktiver Arbeitgeber<br />

Die Raiffeisenlandesbank OÖ legt auch<br />

besonderen Wert darauf, Mitarbeiterinnen<br />

einen attraktiven Arbeitsplatz zu<br />

bieten. Ein eigenes Förderprogramm<br />

zeigt Wiedereinsteigerinnen nach der<br />

Karenz spezielle Karrieremöglichkeiten<br />

auf und soll sie motivieren,<br />

ihren Teilzeitanteil sukzessive zu erhöhen.<br />

Zusätzlich werden umfangreiche<br />

Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf gesetzt.<br />

Ein wichtiges Angebot ist „Sumsi’s<br />

Learning Garden“, die betriebsinterne<br />

deutsch- und englischsprachige Kinderbetreuung<br />

mit zwei Krabbelstubengruppen<br />

und einem Kindergarten.<br />

Darüber hinaus bietet die Raiffeisenlandesbank<br />

OÖ in den Sommerferien<br />

einen Sommerkindergarten und -hort<br />

für Kinder bis 12 Jahre an.<br />

STARKE FRAUEN<br />

IM PORTRÄT!<br />

Raiffeisen Oberösterreich stellt<br />

regelmäßig interessante Frauen<br />

und ihre Lebensgeschichten vor.<br />

Was die interviewten Kundinnen,<br />

Mitarbeiterinnen und Funktionärinnen<br />

bewegt und was sie zu<br />

den Themen „Banken“, „Finanzen“,<br />

„Bauen<br />

und Wohnen“<br />

sagen, lesen<br />

Sie auf www.<br />

raiffeisen-ooe.<br />

at/frauen.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 37


INTERVIEW<br />

EIN GESCHÄFTSMODELL<br />

MIT BISS<br />

Serviceunternehmen. Petra Ratzenböck hat am 1. April 2014 mit ihrer<br />

Zahnallianz ein neues Unternehmen gestartet, das für die Ärzte alle nicht medizinischen<br />

Tätigkeiten übernimmt. Nach anfänglichen Problemen, Zahnärzte für ihr Konzept<br />

zu gewinnen, ist ihr Haus nach einem Jahr voll ausgebucht.<br />

Im vergangenen Jahr hat die ehemalige<br />

Zahnarztassistentin Petra Ratzenböck die<br />

Idee zur „Zahnallianz“ geboren. Im Interview<br />

stellt die Unternehmerin ihr erfolgreiches<br />

und neuartiges Geschäftsmodell vor.<br />

Worum handelt es sich bei der Zahnallianz?<br />

Ratzenböck: Die Zahnallianz ist eine<br />

„Gemeinschaftsordination“ von selbstständigen<br />

Zahnärzten, die von einem externen Management<br />

in Form einer geschäftsführenden GmbH<br />

& Co KG geleitet wird. Die GmbH & Co KG<br />

übernimmt sämtliche nicht medizinischen<br />

operativen Tätigkeiten vom Wareneinkauf über<br />

Terminkoordination bis zum Debitorenmanagement<br />

der einzelnen Zahnärzte. Die Zahnärzte<br />

sind selbstständig tätig und können sich<br />

durch dieses Konzept ausschließlich um ihre<br />

Patienten kümmern. Zusätzlich betreibt die<br />

GmbH & Co KG einen Mundhygiene-Shop, in<br />

dem der Patient alles, was der Zahnarzt für<br />

seine Behandlung als positiv empfiehlt (ausgenommen<br />

Medikamente), erhält.<br />

Wie sind Sie als Nicht-Zahnärztin auf die<br />

Idee für dieses Konzept gekommen?<br />

Ratzenböck: Ich war nach einschlägiger Lehre<br />

zuletzt zehn Jahre für einen internationalen<br />

Konzern, der zahnmedizinische Verbrauchsgüter<br />

und Kleingeräte herstellt, als Repräsentantin<br />

für Österreich tätig. Im laufenden Kontakt<br />

mit etablierten und jungen Zahnärzten<br />

wurde mir durch viele Gespräche klar, dass die<br />

Eröffnung einer eigenen Ordination für Jungzahnärzte<br />

bzw. die Praxisnachfolge oft an zu<br />

hohen finanziellen Hürden scheitert.<br />

„Die Erfahrung<br />

der ersten zwölf<br />

Monate hat<br />

gezeigt, dass wir<br />

mit unserem Konzept<br />

auf dem<br />

richtigen Weg<br />

sind. Deshalb planen<br />

wir weitere<br />

Standorte in<br />

Österreich.“<br />

Petra Ratzenböck<br />

Und Sie verfügen über die finanziellen Mittel,<br />

die Jungzahnärzte nicht haben?<br />

Ratzenböck: Ich persönlich nicht, jedoch war<br />

mein Lebensgefährte Thomas Kabler, der selbst<br />

eine Wirtschaftstreuhand- und Unternehmensberatungsgesellschaft<br />

leitet, von der Idee begeistert<br />

und unterstützte mich mit all seinen<br />

Möglichkeiten bei der Erstellung des Businessplans<br />

und der Suche nach Finanzinvestoren, mit<br />

deren Unterstützung eine ergänzende klassische<br />

Bankfinanzierung auch kein Problem mehr war.<br />

Wie viel haben Sie investiert?<br />

Ratzenböck: Die Kosten für die Adaptierung<br />

der angemieteten Räumlichkeiten sowie für die<br />

medizinischen Geräte belaufen sich auf deutlich<br />

mehr als eine Million Euro.<br />

Wie viele Personen arbeiten aktuell in<br />

Ihren Räumlichkeiten und über wie viele<br />

Behandlungsstühle verfügen Sie?<br />

Ratzenböck: Ab April 2015 sind 2 Zahnärztinnen<br />

und 3 Zahnärzte in der Zahnallianz selbstständig<br />

tätig, die insgesamt 8 Assistentinnen beschäftigen.<br />

Dazu kommen noch 4 Damen, die in der Managementgesellschaft<br />

angestellt sind. Somit kümmern<br />

sich insgesamt 17 Personen auf 8 Behandlungsstühlen<br />

um das Wohl der Patienten.<br />

Was planen Sie für die Zukunft?<br />

Ratzenböck: Die positive Entwicklung während<br />

der vergangenen 12 Monate hat unsere<br />

Ersteinschätzung betreffend Nachfrage nach<br />

unserem Konzept bestärkt, weshalb wir in<br />

unmittelbarer Zukunft weitere Standorte in<br />

Österreich entwickeln werden. ■<br />

ANZEIGE FOTO: CHRISTIAN MARX / WWW.MARXPHOTO.AT<br />

38 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


INTERVIEW<br />

ZUR PERSON<br />

Petra Ratzenböck (35)<br />

ist geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der<br />

Zahnallianz Management-<br />

und Handels<br />

GmbH & Co KG in Linz.<br />

Nach Ausbildung zur<br />

Zahnarztassistentin und<br />

Medizinproduktberaterin<br />

machte Frau Ratzenböck<br />

bei einem führenden<br />

Händler von zahnmedizinischen<br />

Produkten<br />

Karriere, ehe sie die<br />

Österreich-Leitung eines<br />

internationalen Fach-<br />

Konzerns übernahm.<br />

FOTO: FOTOS XXXXXXXX<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 39


WIRTSCHAFT<br />

FRAUEN<br />

STEHEN<br />

IHREN<br />

MANN<br />

Berufswahl. Auch wenn zahlreiche Programme<br />

Frauen in technischen Berufen fördern und forcieren wollen,<br />

bleibt die Berufswahl meist traditionell. Schade eigentlich.<br />

Text: Jürgen Philipp<br />

FOTO: XXXXXXXX<br />

40 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


FOTO: ISTOCK<br />

FOTO: XXXXXXXX<br />

FiT – „Frauen in Handwerk und<br />

Technik“, „Girls‘ Day“ oder<br />

„Technikqueens“: Zahlreiche Kampagnen<br />

und Initiativen wollen helfen,<br />

den Frauenanteil in technischen Berufen<br />

an zuheben. Doch die Realität sieht anders<br />

aus. Mit wenigen Ausnahmen bleibt die<br />

Berufswahl traditionell, und das ist nicht<br />

nur bei den Frauen so. Die Gender-Einbahnstraße<br />

ist auch bei Männern scheinbar<br />

eingefahren. Kindergärten etwa suchen<br />

händeringend nach männlichem Personal,<br />

bloß es gibt kaum welches. Dabei scheint<br />

ein Perspektivenwechsel zahlreiche Vorteile<br />

mit sich zu bringen. Ein Beispiel ist<br />

die 20-jährige Verena Schauer. Als frisch<br />

gebackene Gesellin arbeitet sie als Produktionstechnikerin<br />

in der voestalpine Stahl.<br />

Exotin ist sie schon lange nicht mehr.<br />

Seit 2001 werden in der voestalpine wieder<br />

Frauen in technischen Berufen ausgebildet.<br />

„Ich kam über den ‚Girls‘ Day‘<br />

zu einem technischen Beruf, sonst hätte<br />

ich mich wohl nie beworben.“ Die Eltern<br />

waren anfangs ein wenig erstaunt, unterstützten<br />

die Berufswahl aber uneingeschränkt.<br />

„Ich hab eigentlich nie mit Barbies<br />

gespielt, sondern bin schon als kleines<br />

Kind mit dem Akkuschrauber herumgelaufen.“<br />

Berufskollegin Melanie Grobner<br />

(19) bringt die Situation auf den Punkt:<br />

„Viele Frauen können sich nicht vorstellen,<br />

in einem technischen Beruf zu arbeiten.“<br />

Dabei gäbe es gute Argumente wie<br />

die Bezahlung: Der Kollektivvertrag für<br />

Produktionstechnikerinnen ist in etwa<br />

40 % höher dotiert als jener von Friseurinnen.<br />

Von den Berufsaussichten ganz<br />

zu schweigen.<br />

Kein Unterschied<br />

Der Leiter des voestalpine Ausbildungszentrums,<br />

Hubert Haider, kann ebenfalls<br />

nur Gutes berichten. „Sie sind sehr engagiert.<br />

Am Anfang haben wir ihnen keine<br />

allzu anstrengenden Arbeiten zugetraut,<br />

mittlerweile fordern es die Mädchen<br />

aber selbst ein. Wir machen also keinen<br />

Unterschied mehr. Es gibt keine Extras.<br />

Mädchen und Burschen werden absolut<br />

gleich behandelt.“ Im Schnitt liegt ➔<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 41


WIRTSCHAFT<br />

Verena Schauer spielte<br />

schon als Kind lieber mit<br />

dem Akkuschrauber als<br />

mit Barbiepuppen.<br />

„Viele Frauen können sich<br />

nicht vorstellen, in einem technischen<br />

Beruf zu arbeiten.“<br />

Melanie Grobner<br />

Produktionstechnikerin voestalpine<br />

Melanie Grobner hat sich gegen<br />

den Mainstream entschieden. Sie<br />

schloss kürzlich ihre Lehre als<br />

Produktionstechnikerin ab.<br />

der Frauenanteil bei den technischen Lehrberufen<br />

im Technologieunternehmen bei<br />

10 bis 15 %. Derzeit sind es 13 %. „Der Anteil<br />

geht bereits leicht zurück. Es zeigt sich,<br />

dass Frauen doch wieder vermehrt in<br />

traditionelle Berufe drängen.“ Die voestalpine<br />

ist hier sicher nicht repräsentativ. Für<br />

diesen Artikel gab es elf Interviewabsagen<br />

von Unternehmen. Hauptargument: Es seien<br />

keine Damentoiletten oder Duschräume verfügbar.<br />

Ab fünf Mitarbeitern sind getrennte<br />

Anlagen Vorschrift, es müsse daher viel<br />

investiert werden. Dazu kam auch das Argument,<br />

dass nur rund 10 % Frauenanteil in<br />

der Produktion „verträglich“ seien. Hier<br />

wird die Familienplanung bemüht. Würden<br />

zu viele Frauen aufgrund von Schwangerschaft<br />

in der Produktion ausfallen, käme man<br />

in Bedrängnis, so die Begründungen „off the<br />

records“.<br />

Frauen mit Helm<br />

bleiben weiterhin in<br />

der Minderheit.<br />

Nichts geändert?<br />

Hat sich also nichts geändert? Das Institut<br />

für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in<br />

Deutschland, das ist die Forschungseinrichtung<br />

der Bundesagentur für Arbeit, stellte den<br />

Frauenanteil in den 30 Berufen mit den meisten<br />

Beschäftigten-Daten von 1976 jenem von<br />

2010 entgegen. Das Bild hat sich nur marginal<br />

verändert, ja scheint sogar noch stereotypischer<br />

geworden zu sein. In technischen<br />

Berufen, hat sich der Frauenanteil gegenüber<br />

den 1970er Jahren fast halbiert. Das erklärt<br />

man sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands.<br />

In der DDR waren Frauen in Männerdomänen,<br />

wie in der Metallverarbeitung, gang<br />

und gäbe. Ergebnis der Studie: Die berufliche<br />

Segregation blieb insgesamt beinahe unverändert.<br />

Waren im Schnitt 1976 knapp 10 % der<br />

Frauen in klassischen Männerberufen beschäftigt,<br />

so blieb dieser Wert 2010 konstant –<br />

FOTOS: PRIVAT, ISTOCK / THINKSTOCK<br />

42 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


WIRTSCHAFT<br />

Seit 2001 bildet die<br />

voestalpine wieder<br />

Mädchen in Technikberufen<br />

aus – mit<br />

besten Erfahrungen.<br />

FOTOS: VOESTALPINE, ISTOCK<br />

umgekehrt dasselbe Bild. Es scheint, als hätte<br />

sich die Welt nicht verändert. Im Gegenteil<br />

– wie die Jugendforschung meint: Jugendliche<br />

von heute seien weit konservativer. Werte<br />

wie Familie oder Leistung seien „in“. Freigeistigkeit<br />

oder gar Rebellion seien „Old School“.<br />

Bei Untersuchungen von sozialen Netzwerken<br />

ein ähnliches Bild: Frauen tauschen sich über<br />

Frauen-, Männer über Männerthemen aus. Ein<br />

„Misch-Diskurs“ ist eher selten.<br />

Norwegische Provokation<br />

Provokante Thesen liefert auch die norwegische<br />

Soziologin Camilla Schreiner. Sie<br />

er stellte eine Studie, bei der sie 15-Jährige aus<br />

20 Ländern befragte. Das Ergebnis ist fast<br />

ein Keulenschlag: In ärmeren Ländern<br />

ohne Frauenförderung existiert das größte<br />

Interesse an technischen Berufen. In der Doku<br />

„Das Gleichstellungsparadoxon“ befragte der<br />

10<br />

Prozent<br />

betrug der Anteil von Frauen<br />

in männerdominierten<br />

Berufen im Jahr 1976, und<br />

dieser Anteil hat sich bis<br />

heute nicht verändert.<br />

ebenfalls aus Norwegen stammende Soziologe<br />

und Comedian Harald Eia den US-Psychologen<br />

Richard Lippa. Lippa nahm 200.000<br />

Menschen aus 53 Ländern unter die Lupe<br />

und kam zu dem Ergebnis, dass Geschlechterrollen<br />

in allen Kulturen gleich seien –<br />

unabhängig von ökonomischen Umständen<br />

oder Entwicklungsstand. Eias Schluss:<br />

Die Biologie sei stärker als die kulturelle<br />

Prägung. Eine These, die Empörungsstürme<br />

auslöste. Eia wurde als Sozial-Darwinist<br />

und Antifeminist gebrandmarkt. In<br />

der FAZ rechtfertigte sich der Filmemacher:<br />

„Ich bin nicht gegen Feminismus. Ich bin<br />

gegen schlechte Forschung. Ich wollte der<br />

Öffentlichkeit zeigen, wie dogmatisch manche<br />

Wissenschaftler in diesem Feld sind.“<br />

Dass Frauen in Frauenberufen und umgekehrt<br />

kein Dogma bleiben, dafür muss wohl<br />

noch viel passieren. ■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 43


INTERVIEW<br />

ZUR PERSON<br />

Christine Hödlmayr-<br />

Gammer, die 1955 geborene<br />

und heutige Aufsichtsratsvorsitzende<br />

der<br />

Hödlmayr International<br />

AG in Schwertberg, stieg<br />

nach der HAK-Matura in<br />

das Familienunternehmen<br />

ein, war dort jahrelang<br />

für Human Resources<br />

zuständig und wechselte<br />

1998 in den Vorstand.<br />

2004 stieg die<br />

zweifache Mutter operativ<br />

aus dem Unternehmen<br />

aus und gründete ihre<br />

Coaching-Firma „BeziehungsWeise<br />

Business“.<br />

SICH <strong>DIE</strong> EIGENE<br />

MÄCHTIGKEIT ERLAUBEN<br />

Coach. „Ich wünsche mir mehr Frauen in Führungspositionen. Das würde der<br />

Wirtschaft auch in schweren Zeiten guttun“, sagt Hödlmayr, die mit ihrer Firma „Beziehungs-<br />

Weise Business“ seit 10 Jahren Familienunternehmen sowie Führungskräfte begleitet.<br />

Das Interview führte Christine Radmayr<br />

44 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


INTERVIEW<br />

Als Trainerin in NLP und einem<br />

Masterstudium für Coaching und<br />

lösungsorientiertes Management<br />

ausgebildet, ist es der führungsgeübten einstigen<br />

„Managerin des Jahres“ und Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

der Hödlmayr International<br />

AG, Christine Hödlmayr, ein Herzensanliegen,<br />

Frauen in verantwortungsvollen Positionen<br />

zu stärken. „Manche weibliche Führungskraft<br />

steht sich selbst im Weg. Ich will<br />

sie dabei unterstützen, ihr Potenzial gewinnbringend<br />

– und dabei meine ich nicht nur<br />

finanziell – für alle Beteiligten zu nutzen.“<br />

„Ich wurde von<br />

Hard Facts<br />

geprägt, von Soft<br />

Facts beeindruckt<br />

und von Emotionen<br />

berührt.“<br />

Christine Hödlmayr<br />

GF BeziehungsWeise<br />

Hödlmayr: Es geht darum, das verborgene<br />

Führungspotenzial zu heben, das Selbstverständis<br />

zu stärken und sich nicht an männlichem<br />

Auftreten zu orientieren. Hemmende<br />

alte Handlungsmuster werden ersetzt. Für viele<br />

Frauen ist Macht negativ besetzt. Sie müssen<br />

lernen, sich die eigene Mächtigkeit zu<br />

erlauben. Zu bearbeiten gibt es auch Fragen,<br />

die Chefs belasten können: Wie gehe ich mit<br />

Kündigungen von Mitarbeitern um? Was tue<br />

ich bei Mobbing? Kein Leader, ob männlich<br />

oder weiblich, soll Skrupel haben, sich bei<br />

Konflikten Hilfe von außen zu holen.<br />

FOTOS: HERMANN WAKOLBINGER<br />

<strong>CHEFIN</strong>FO: Was ist das Besondere an Ihrer<br />

Coaching-Tätigkeit?<br />

Hödlmayr: Ich wurde in meinem Leben von<br />

Hard Facts geprägt, von Soft Facts beeindruckt<br />

und von Emotionen berührt. Ich arbeite<br />

gerne an der Front menschlicher Konfliktsituationen<br />

in der Wirtschaft – nicht um<br />

Sieger zu bestimmen, sondern um gemeinsam<br />

zu gewinnen, ob in Unternehmen, im Team,<br />

in Familien oder persönlich. Mein Knowhow<br />

aus diversen Ausbildungen, gepaart mit meiner<br />

Praxiserfahrung, will ich sinnstiftend<br />

einbringen.<br />

<strong>CHEFIN</strong>FO: Sie haben als Chefin oft Bewerbungsgespräche<br />

geführt.<br />

Gibt es da einen Unterschied<br />

in der Selbstdarstellung von<br />

Frauen und Männern?<br />

Hödlmayr: Egal für welche<br />

Position, Männer trauen sich<br />

viel mehr zu und stellen sich<br />

lichtvoller dar als eine Frau mit<br />

der gleichen Qualifikation. Das<br />

Selbstbewusstsein einer Frau ist<br />

meist viel geringer. Dafür gibt<br />

es viele Gründe. Frauen sind<br />

von sich selbst weniger überzeugt,<br />

das ist der Knackpunkt.<br />

<strong>CHEFIN</strong>FO: Wie begleiten Sie<br />

Frauen zu erfolgreichem<br />

Leadership?<br />

Hödlmayr<br />

stärkt Frauen in<br />

Führungspositionen.<br />

<strong>CHEFIN</strong>FO: Was zeichnet Ihrer Meinung<br />

nach eine gute Führungskraft aus?<br />

Hödlmayr: Jeder Mensch führt anders. Das<br />

Um und Auf ist es, situativ zu führen. Ein guter<br />

Chef holt seine Mitarbeiter dort ab, wo sie stehen<br />

und nicht dort, wo er glaubt, dass sie stehen<br />

sollten. Das Gespür, jemanden optimal zu<br />

fördern und zu fordern, ist gefragt. Der Fokus<br />

soll auf den Ressourcen der Mitarbeiter liegen,<br />

um die Fähigkeiten der Einzelnen im Team<br />

sinnvoll und wertschätzend zu bündeln. Frauen<br />

bringen eine andere Energie in Führungsebenen<br />

ein, sie kommunizieren oft lösungsorientierter,<br />

können aktiv zuhören, ohne zu<br />

werten. Ich erlebe, dass Frauen als Leaderinnen<br />

gerne ausgleichend wirken,<br />

bei Fehlern oder Konflikten<br />

Eskalationen vermeiden und<br />

Kompromisse suchen, mit<br />

denen alle gut leben können.<br />

<strong>CHEFIN</strong>FO: Welchen Tipp<br />

geben Sie Frauen mit, die die<br />

gläserne Decke durchbrechen<br />

wollen?<br />

Hödlmayr: „Traut euch die<br />

Aufgabe zu! Hebt das Poten zial,<br />

das in euch steckt und bleibt<br />

euch treu.“ Chefinnen bringen<br />

einen frischen Wind in die<br />

Wirtschaft und können in Veränderungsprozessen<br />

kreativer<br />

Motor sein. ■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 45


INTERVIEW<br />

WAS FRAUEN<br />

VORWÄRTSBRINGT<br />

Begeisterung. Brigitte Maria Gruber hat vor zehn Jahren einen<br />

Meilenstein am Bildungssektor geschaffen. Die Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee<br />

bietet einzigartige Seminare und individuelle Mentoring-Programme für Frauen.<br />

Journalistin Amelie Gräf und Logotherapeut<br />

Andreas Böschemeyer haben einiges<br />

gemeinsam: Sie kommen beide aus Hamburg,<br />

sind auf ihren Fachgebieten top und geben<br />

sich in der Frauen:Fachakademie im Schloss<br />

Mondsee bei Seminaren die „Klinke in die Hand“.<br />

Und das ist kein Zufall, denn die vor zehn Jahren<br />

gegründete Akademie steht mit ihrem Angebot<br />

für hohe Qualität und inhaltlichen Tiefgang. Im<br />

Interview erzählt Akademie-Gründerin Brigitte<br />

Maria Gruber über ihre Motivation, und was<br />

Frauen 2015 vorwärtsbringen kann.<br />

Sie feiern heuer 10-jähriges Jubiläum.<br />

Was waren Ihre Beweggründe am Start?<br />

Brigitte Gruber: Mein Wunsch war, Frauen zu<br />

stärken und ihnen hier im Salzkammergut etwas<br />

Besonderes zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

anzubieten. Also wertvolle Impulse von ExpertInnen<br />

im Schloss-Ambiente. Und der Zuspruch<br />

gibt uns recht. Die meisten Frauen kommen aus<br />

Oberösterreich und Salzburg zu uns, aber auch<br />

aus Wien oder München.<br />

Was waren Highlights in der Akademie?<br />

Brigitte Gruber: Eine Sternstunde waren sicherlich<br />

der Innovationspreis LEADER+ im Jahr 2007<br />

und die Verleihung des Erwachsenenbildungs-<br />

Gütesiegels. Auch der Ruf aus dem Lebensministerium,<br />

in der Frauen:Fachakademie einen<br />

Management-Lehrgang für Frauen in länd lichen<br />

Regionen anzubieten, war ein Herzschlag-<br />

Moment. Prinzipiell gilt: Jede Frau, die ermutigt<br />

das Schloss Mondsee verlässt, ist ein Highlight.<br />

„Die Früchte aus<br />

zehn Jahren<br />

Arbeit sind viele<br />

ermutigte und<br />

gestärkte Frauen,<br />

die dann ihr<br />

Potenzial zeigen,<br />

beruflich wie<br />

privat.“<br />

Brigitte Maria Gruber<br />

Was kann frau sich an Besonderem in der<br />

Frauen:Fachakademie abholen?<br />

Brigitte Gruber: Unser Angebot ist österreichweit<br />

einzigartig und richtet sich an jede Frau,<br />

beruflich wie privat. Zum Beispiel: Querdenkerseminar,<br />

Charisma-Schulung und Management-<br />

Lehrgänge. Für das Land OÖ begleiten wir das<br />

„Überparteiliche Polit-Training“ für Frauen. Markus<br />

Hengstschläger und Bruder David Steindl-<br />

Rast waren u. a. bei uns in Vorträgen zu hören.<br />

Sie sprechen von Seminaren mit Tiefgang.<br />

Was meinen Sie damit konkret?<br />

Brigitte Gruber: Als Mentorin zur wertorientierten<br />

Persönlichkeitsbildung liegt mir Spiritualität<br />

am Herzen. Das fließt in unser Angebot ein. Beim<br />

Management-Lehrgang für Frauen mit Verantwortung<br />

ist – neben dem Bereich Macht – ein Modul<br />

dem Thema „Gelebte Spiritualität im Management“<br />

gewidmet. Das öffnet neue Zugänge.<br />

Wie verträgt sich Spiritualität mit dem<br />

harten Wettbewerb der Wirtschaft?<br />

Brigitte Gruber: Nicht der Profit, sondern der<br />

Mensch sollte im Mittelpunkt stehen. Bei allem<br />

Verständnis für unternehmerisches Schaffen mit<br />

entsprechenden Umsatzzahlen sollte Spiritualität<br />

auch in der Wirtschaft ihren Platz haben. Abtpräses<br />

Christian Haidinger ist dazu unser Referent.<br />

Was gibt es im Jubiläumsjahr Besonderes?<br />

Brigitte Gruber: Das erste „Offene Mentoring<br />

für engagierte Frauen im Salzkammergut“ startet<br />

im September. Das ist für Frauen in der Region,<br />

die sich bei der beruflichen Weiterentwicklung<br />

Rat holen wollen. Ende November gibt es<br />

die „Adventakademie“ erstmals am Mondsee.<br />

Zum Schluss: Ihr Lebensmotto?<br />

Brigitte Gruber: Wichtig ist nicht, was man tut,<br />

sondern was man damit bewirkt. ■<br />

ANZEIGE FOTOS: NICOLE WAGENEDER / <strong>CHEFIN</strong>FO<br />

46 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


INTERVIEW<br />

<strong>DIE</strong> AKADEMIE<br />

Die 2005 von Brigitte Maria<br />

Gruber gegründete<br />

Frauen:Fachakademie<br />

Schloss Mondsee ist einzigartig.<br />

Neben Fortbildungen<br />

werden auch Coachings und<br />

Mentoring angeboten. In<br />

zehn Jahren wurden rund<br />

8.000 Menschen ermutigt.<br />

www.frauenfachakademie.at<br />

FOTO: FOTOS XXXXXXXX<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 47


IM FOKUS<br />

ERFOLG<br />

OHNE<br />

QUOTE<br />

Johanna Rachinger<br />

Generaldirektorin Österreichische<br />

Nationalbibliothek<br />

Karrieren. In Aufsichtsräten staatsnaher<br />

Unternehmen, an Universitäten und im öffentlichen<br />

Dienst gelten Frauenquoten. In Deutschland soll die<br />

Frauenquote für Top-Unternehmen demnächst kommen.<br />

Die Quote scheidet jedenfalls die Geister.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

Solange Frauen an die sprichwörtliche<br />

gläserne Decke stoßen und für gleiche<br />

Tätigkeiten weniger bezahlt bekommen<br />

als ihre männlichen Kollegen, sei eine<br />

Frauenquote unabdingbar. So argumentieren<br />

die Befürworter. Eine Quote stehe erfolgreichen<br />

Frauen eher im Weg. Wer etwas<br />

kann und sich seine Position mühsam erarbeitet<br />

habe, dem hafte immer der Geruch<br />

der „Quotenfrau“ an. Das sagen die Gegner,<br />

unter denen auch viele beruflich erfolgreiche<br />

Frauen zu finden sind. <strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> hat<br />

sich auf die Suche nach erfolgreichen Oberösterreicherinnen<br />

gemacht, die es (auch)<br />

ohne Quote geschafft haben.<br />

Handlungsbedarf<br />

Eine von ihnen ist Johanna Rachinger. Die<br />

55-Jährige ist seit 2001 Generaldirektorin der<br />

Österreichischen Nationalbibliothek. Die<br />

geborene Putzleinsdorferin kam über ein<br />

Germanistik-Studium und mehrere Stationen<br />

FOTOS: SABINE HAUSWIRTH / ÖSTERREICHISCHE NATIONALBIBLIOTHEK<br />

48 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


IM FOKUS<br />

Pauline Seidermann<br />

Vorstand voestalpine<br />

Stahl GmbH<br />

Helena Kirchmayr<br />

Landesobfrau JVP<br />

Oberösterreich<br />

FOTOS: VOESTALPINE AG, JVP, ISTOCK<br />

bei verschiedenen Verlagen zu ihrer jetzigen<br />

Position. Für sie wäre die Quotenregelung ein<br />

sinnvoller Schritt, den Frauenanteil im<br />

Management und in Aufsichtsräten zu erhöhen:<br />

„Frauen sind beruflich noch immer nicht<br />

gleichgestellt.“ An der Österreichischen<br />

Na tionalbibliothek ist es gelungen, den Anteil<br />

von Frauen in Führungspositionen auf fast<br />

50 % zu erhöhen, da sie bei gleicher Qualifikation<br />

bevorzugt besetzt werden.<br />

Kein Gefallen<br />

Pauline Seidermann ist seit 2014 Mitglied im<br />

Vorstand der voestalpine Stahl GmbH und<br />

zuständig für Finanzen. Die 49-Jährige findet<br />

es schade, dass es immer noch nötig ist, über<br />

Frauenquoten zu diskutieren: „Wünschen würde<br />

ich mir, dass Frauen auch ohne Quoten in<br />

Führungspositionen entsprechend vertreten<br />

sind. Ich bin in Bezug darauf gespaltener<br />

Meinung – ich glaube nicht, dass man der<br />

einzelnen Frau einen Gefallen tut, wenn sie als<br />

„Ich kann<br />

nachvollziehen,<br />

dass verbindliche<br />

Quoten nicht<br />

überall auf Beifall<br />

stoßen.“<br />

Birgit Gerstorfer<br />

Geschäftsführerin<br />

AMS OÖ<br />

‚Quotenfrau‘ kategorisiert wird und man kritisch<br />

auf jeden Fehler als Bestätigung der eigenen<br />

Vorurteile achtet. Mein Ideal ist, ohne<br />

‚Zwang‘ gefördert und befördert zu werden.“<br />

Gläserne Decke<br />

Seidermann konnte ihre Karriere ohne Quotendruck<br />

im Hintergrund machen. Die gläserne<br />

Decke ist aber für sie Realität. Gute<br />

Kinderbetreuung würde helfen, den Karriereknick<br />

bei Frauen zu verhindern. Sie ist überzeugt:<br />

„Frauen müssen sich mehr zutrauen<br />

und Chancen aktiv nutzen – und Männer das<br />

Potenzial der Frauen erkennen!“<br />

Falscher Ansatz<br />

Eine politische Bilderbuchkarriere legt gerade<br />

Helena Kirchmayr hin. Die Landesobfrau der<br />

Jungen ÖVP Oberösterreich wurde gerade<br />

zum zweiten Mal zur Stellvertreterin von JVP-<br />

Bundesobmann Sebastian Kurz gewählt. Seit<br />

2009 ist die 32-Jährige im Gemeindevor- ➔<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 49


IM FOKUS<br />

Elgin Drda<br />

GF Kepler Universitätsklinikum<br />

Gerlinde Kaltenbrunner<br />

Bergsteigerin<br />

Ursula Brandstätter<br />

Rektorin Anton Bruckner<br />

Privatuniversität<br />

stand ihrer Heimat Pucking, seit 2010 sitzt sie<br />

im Landtag. Im selben Jahr wurde sie zur JVP-<br />

Landesobfrau gewählt und seit Herbst ist sie<br />

Stellvertreterin von ÖVP-Landesparteiobmann<br />

Josef Pühringer. Quoten hält Kirchmayr<br />

für den falschen Ansatz: „Ich bin der Überzeugung,<br />

dass man keine Quote braucht, wenn<br />

man wirklich gut ist.“<br />

Kompetenz statt Quote<br />

Ebenfalls wenig von einer Quote hält Elgin<br />

Drda. Die 48-jährige Verwaltungsjuristin ist<br />

designierte kaufmännische Leiterin des Kepler<br />

Universitätsklinikums. „Frauen sollten sich<br />

über sich selbst und nicht über eine Quote<br />

definieren“, sagt Drda, „ich vertraue darauf,<br />

dass gute Ausbildung, persönliche und fachliche<br />

Kompetenz zum Erfolg führen.“ Die Linzerin<br />

hat zuletzt das Büro von Landeshauptmann<br />

Josef Pühringer geleitet und war zuvor<br />

in verschiedenen Abteilungen – auch als Leiterin<br />

– der Landesverwaltung tätig.<br />

„Die Quote<br />

ist mit Sicherheit<br />

nicht der<br />

Traumweg.“<br />

Jutta Rinner<br />

Vorstandsdirektorin<br />

LINZ AG<br />

Übergangslösung<br />

Gerlinde Kaltenbrunner – gelernte Krankenschwester<br />

aus Spital am Pyhrn – hat als erste<br />

Frau alle Achttausender-Gipfel ohne künstlichen<br />

Sauerstoff bezwungen. Zur Frauenquote<br />

sagt die 44-Jährige: „Eine Ausgewogenheit<br />

ist meines Erachtens sinnvoll und gerecht.“ Seit<br />

2012 leitet Ursula Brandstätter als Rektorin die<br />

Geschicke der Anton Bruckner Privatuniversität.<br />

Die Eferdingerin hat Musikpädagogik,<br />

Musikwissenschaft sowie Organisationsentwicklung<br />

in Dienstleistungsunternehmen studiert.<br />

Frauenquoten hält Brandstätter als Übergangslösung<br />

für notwendig, betont aber:<br />

„Perspektivisch müssen sie überflüssig werden.<br />

Außerdem stellen sie nur eine von vielen möglichen<br />

Fördermaßnahmen für Frauen dar.“<br />

Karriere nach Auszeit<br />

Der lebende Beweis dafür, dass Kindererziehungszeiten<br />

keinen Karriereknick bedeuten<br />

müssen, ist Birgit Gerstorfer. Die 48-Jährige ist<br />

FOTOS: ROBERT MAYBACH, ARCHIV G. KALTENBRUNNER, LAND OÖ / STINGLMAYR, ISTOCK<br />

50 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


IM FOKUS<br />

Birgit Gerstorfer<br />

Geschäftsführerin<br />

AMS Oberösterreich<br />

Jutta Rinner<br />

Vorstandsdirektorin<br />

LINZ AG<br />

Verena Trenkwalder<br />

Geschäftsführerin<br />

KPMG<br />

FOTOS: AMS OÖ, 4HAUSER.AT, KPMG / RAFFAY ZSOFIA, MIDAS MANAGEMENT VERLAG<br />

seit August 2010 Geschäftsführerin des AMS<br />

Oberösterreich. Vier Jahre lang widmete sie<br />

sich der Erziehung ihrer beiden Töchter. Der<br />

berufliche Wiedereinstieg gelang 1990 als<br />

Sekretärin im AMS Eferding. Dann ging es<br />

steil bergauf: von der Geschäftsstellenleiterin<br />

in Eferding und Wels bis zur Geschäftsführerin<br />

der Landesgeschäftsstelle. Die Frauen -<br />

quote ist im AMS durch das Bundesgleichbehandlungsgesetz<br />

bereits seit Jahren gelebte<br />

Praxis. „Wir haben damit sehr gute Erfahrungen<br />

gemacht“, sagt Gerstorfer, „und die Entwicklung<br />

des Anteils der Frauen in Führung<br />

lässt sich sehen.“ Verbindliche Quoten erfordern<br />

ziel orientiertes Handeln, um sie zu erfüllen.<br />

Gerstorfer kann nachvollziehen, dass diese<br />

nicht überall auf Beifall stoßen.<br />

Hohe Expertise<br />

Keine Anhängerin von Quotenregelungen ist<br />

Jutta Rinner. Die 47-Jährige ist als Vorstandsdirektorin<br />

für die Bereiche Konzernservice und<br />

BETTINA ZIMMERMANN<br />

Weiblich und mit Biss.<br />

Erfolgsstrategien<br />

für Frauen<br />

Midas Management Verlag<br />

19,90 Euro<br />

Verkehr zuständig. In der LINZ AG arbeitet sie<br />

seit 2001. Rinner hat Wirtschaftswissenschaften<br />

studiert, war bei der OÖ. Technologie- und<br />

Marketinggesellschaft tätig und für Aufbau und<br />

Leitung des Kunststoff-Clusters verantwortlich.<br />

„In Anbetracht der hohen Ausbildungsgrade<br />

und Expertisen von Frauen sollte es selbstverständlich<br />

sein, dass sie auf jeder Führungs ebene<br />

vertreten sind“, sagt Rinner.<br />

Rahmenbedingungen<br />

„Gar nichts“, hält Verena Trenkwalder von einer<br />

Quote. Die KPMG-Geschäftsführerin ist auch<br />

Landespräsidentin der Kammer der Wirtschaftstreuhänder,<br />

Autorin und Vortragende. „Viele<br />

Frauen scheuen davor zurück, Spitzenpositionen<br />

anzustreben, weil der enorme Zeiteinsatz<br />

immer zulasten der Familie geht“, sagt sie. Sie<br />

wünscht sich daher Kinderbetreuung bis nach<br />

17 Uhr, Erleichterung beim Einsatz von Aupairs<br />

und die Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten.<br />

■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 51


WIRTSCHAFT<br />

Unternehmerin mit Glanz<br />

KARRIERE. Was Finalit-Geschäftsführerin und Firmengründerin Margit Leidinger anpackt, wird<br />

sauber und glänzt: Mit ihren Produkten der Finalit Komplett-Steinpflege GmbH bringt sie nicht nur<br />

ausländische Prestigeprojekte wie die Pyramiden in Ägypten oder die Frauenkirche in Dresden,<br />

sondern auch die Albertina, die Staatsoper oder den Flughafen in Wien zum Glänzen.<br />

Der neue Wiener<br />

Hauptbahnhof: Auch<br />

bei dem heimischen<br />

Großprojekt konnte<br />

Finalit glänzen.<br />

Die weltberühmten Pyramiden<br />

wurden Stein für Stein gereinigt<br />

und mit einem Polymer aus<br />

Kunststoff überzogen. Die „Kosmetik“<br />

für historische Bauwerke, Plätze und<br />

Neubauten ist das weltweit anerkannte<br />

Spezialgebiet der Firma Finalit.<br />

Historie<br />

Als Margit Leidinger im Februar 1997<br />

das Unternehmen gründete, existierte<br />

für die ursprünglich auf Dienstleistung<br />

fokussierte Firma primär der österreichische<br />

Absatzmarkt. Die Unternehmerin<br />

setzte auf Dynamik, brachte die<br />

Finalit-Produktserie in die Baumärkte,<br />

schuf ein Vertriebssystem und star tete<br />

2002 im Ausland durch. Heute kann die<br />

46-Jährige stolz auf ihre Entscheidungen<br />

vergangener Jahre und den mittlerweile<br />

erreichten Status quo sein. Mit<br />

Partnern in über 29 Ländern ist Finalit<br />

international tätig und auf jedem<br />

Kontinent der Erde vertreten und kann<br />

auf zahlreiche Glanz-Projekte verweisen.<br />

Im Interview spricht Margit Leidinger<br />

über ihre Karriere und das Unternehmen<br />

Finalit.<br />

Welche waren die wesentlichsten<br />

Stationen Ihrer Karriere?<br />

Leidinger: Nach der HTL in Linz habe ich<br />

das Studium der Handelswissenschaften<br />

an der WU Wien abgeschlossen. Nach<br />

einem Auslandsaufenthalt in Abu Dhabi,<br />

wo ich bei der französischen Firma Total<br />

ABK arbeitete, gründete ich 1997 die Firma<br />

Finalit Komplett-Steinpflege GmbH.<br />

FOTO: ANZEIGE XXXXXXXX FOTOS: FINALIT<br />

52 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


WIRTSCHAFT<br />

Ob historische Gebäude oder edle Paläste: Mit den Finalit-Produkten werden Oberflächen<br />

aus Stein auf Hochglanz gebracht. Das heimische Vorzeigeunternehmen<br />

konnte weltweit zahlreiche Prestigeprojekte an Land ziehen.<br />

Finalit-Geschäftsführerin Margit Leidinger<br />

kann strahlen: Ihr Unternehmen<br />

wird in aller Welt geschätzt.<br />

FOTO: ANZEIGE XXXXXXXX FOTOS: FINALIT<br />

Ihr Unternehmen beschäftigt sich mit<br />

der Pflege und Konservierung von<br />

Steinen. Wie sind Sie in diese Branche<br />

gekommen?<br />

Leidinger: Mein Vater, der bis heute bei<br />

uns im Unternehmen mitarbeitet, hatte<br />

einen Steinmetzbetrieb. Er hat damit<br />

begonnen, einzelne Reinigungs- und<br />

Pflegeprodukte für unterschiedliche<br />

Steinarten zu entwickeln. Ich habe mich<br />

dann voll auf diesen Bereich konzentriert<br />

und Schritt für Schritt das Unternehmen<br />

und die Marke „Finalit“ aufgebaut.<br />

Sie haben Hochbau und Ökonomie<br />

studiert. Ist das für die Führung eines<br />

weltweit erfolgreichen Unternehmens<br />

ein Vorteil?<br />

Leidinger: Ja, absolut. Und zwar aus<br />

drei Gründen. Erstens: Gerade Unternehmen<br />

mit Handelsprodukten brauchen<br />

gute Zahlen. Bei uns geht es um<br />

Prozentpunkte, Budgets und Kalkulationen.<br />

Das habe ich mit dem Studium<br />

von Grund auf gelernt. Zweitens ist der<br />

Ingenieurstitel für mich als Frau in einer<br />

männerdominierten Branche ein sichtbares<br />

„Gütesiegel“. Bei Besichtigungen<br />

von Großbaustellen bin ich bis heute<br />

nicht selten die einzige Frau. Und drittens<br />

helfen mir die Sprachen aus der<br />

Handelswissenschaft sehr. Ich spreche<br />

Englisch, Italienisch und Spanisch „verhandlungssicher”<br />

– wie das heute heißt.<br />

Das hat unserem Unternehmen vor<br />

allem die Türen in große Märkte außerhalb<br />

Österreichs geöffnet.<br />

Ihr Unternehmen hat Kulturschätze<br />

zum Strahlen gebracht. Was ist das<br />

Geheimnis dieses Erfolgs?<br />

Leidinger: Im Geschäftsleben bekommst<br />

du manchmal durch Zufall die<br />

eine oder andere große Chance und<br />

dann musst du liefern können. Generell<br />

sehe ich es jedoch recht nüchtern:<br />

Als Unternehmerin gilt es, dranzubleiben,<br />

auch wenn da ein Durchhänger ist,<br />

Einsatz zu zeigen und das eigene Produkt<br />

zu lieben – und das tue ich wirklich.<br />

Ich bin jeden Tag seit über 20 Jahren<br />

davon überzeugt, dass unsere<br />

Produkte die besten am Markt sind,<br />

dass unsere Kunden von uns einzigartiges<br />

Service bekommen. Das ist eine<br />

große Verantwortung, erfüllt mich aber<br />

auch mit Stolz und Lebensfreude.<br />

Finalit bringt nicht nur Steine zum<br />

Strahlen, sondern bietet auch Dienstleistungen<br />

an: Was können Kunden<br />

dabei erwarten?<br />

Leidinger: Wir sind auf drei Ebenen für<br />

unsere Kunden da: Unsere Produkte<br />

sind im Fachhandel gelistet, unser<br />

Außendienst arbeitet vor Ort, und mit<br />

unseren Schulungen, die mein lieber<br />

Papa noch immer mit Leidenschaft und<br />

Humor begleitet, bilden wir Fachkräfte<br />

für die Reinigung und Pflege aller<br />

Oberflächen aus. Wir sind für Projekte<br />

jeder Größenordnung da – egal, ob es<br />

sich um einen Fußboden, eine Terrasse,<br />

den Vorplatz des Parlaments oder<br />

das Deck am Dach des Marina Bay<br />

Sands Hotels in Singapur handelt.<br />

FINALIT KOMPLETT-<br />

STEINPFLEGE GMBH<br />

Stein- Reinigung, Sanierung,<br />

Imprägnierung<br />

A-1080 Wien, Lange Gasse 8<br />

Tel. +43 / 1 / 786 26 11<br />

E-Mail: office.wien@finalit.com<br />

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Tel. +43 / 7242 / 688 71<br />

E-Mail: office.wels@finalit.com<br />

Finalit Deutschland GmbH<br />

D-71723 Großbottwar<br />

Uferstraße 15<br />

Tel. +49 / 7148 / 160 52-3<br />

E-Mail: office@finalit.de<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 53


IM FOKUS<br />

ORDENSMUTTER<br />

UND MANAGERIN<br />

Personalunion. Wie tickt und lebt eine Frau, die zwei sehr unterschiedliche<br />

Führungsfunktionen unter einen Hut, pardon Habit, bringt? Sr. M. Barbara Lehner,<br />

Generaloberin der Elisabethinen in Linz-Wien, lebt diese Herausforderung tagtäglich.<br />

Text: Christine Radmayr<br />

Mag sein, dass Mutter Barbara, wie die<br />

Oberin genannt wird, schon einmal<br />

schnellen Schrittes mit den Walkingstöcken<br />

an der Linzer Donaulände an einem<br />

von uns vorbeigezogen ist. „Mit Radfahren und<br />

Nordic Walking halte ich mich fit“, sagt die aufgeschlossene<br />

Ordensfrau und Geschäftsführerin<br />

der Elisabeth von Thüringen GmbH. Als sie<br />

vor 41 Jahren in den Orden eingetreten ist,<br />

dachte sie wohl kaum an ihre spätere Doppelkarriere.<br />

„Mir gefiel die offene Art der Ordensfrauen<br />

nach dem Leitsatz: Ganzheitlich, heilend<br />

und froh machend für die Menschen da<br />

zu sein.“ Heute ist sie für den Konvent Linz-<br />

Wien mit derzeit 49 Nonnen verantwortlich.<br />

„Nachwuchs ist dünn gesät und für Orden ist<br />

es eine Herausforderung, Mitarbeiter zu finden,<br />

die Sinn und Werte weitertragen.“<br />

Verantwortung für 2.000 Mitarbeiter<br />

Diese Wertearbeit, wie Sr. M. Barbara es selbst<br />

nennt, ist eine zentrale Aufgabe, der sie sich<br />

als Geschäftsführerin der Elisabeth von Thüringen<br />

GmbH widmet. Neben einem wirtschaftlichen<br />

Strategen und Geschäftsführer ist<br />

sie in der Holding für 2.000 Mitarbeiter verantwortlich.<br />

Zu 100 Prozent sind die Krankenhäuser<br />

in Linz und Wien im Besitz der GmbH. Die<br />

Holding ist auch (Mit-)Eigentümerin von neun<br />

weiteren Firmen wie etwa dem analyse BioLab,<br />

der SLI (Sterilgut, Logistik und In strumente),<br />

dem health (medizinischen Trainingszentrum),<br />

einer Reinigungs- und einer Cateringfirma,<br />

dem forte FortBildungszentrum, an med&tex,<br />

einer Textilienfirma und dem Rehab Linz.<br />

„Wir versuchen,<br />

den wirtschaftlichen<br />

Druck so<br />

wenig als möglich<br />

die Mitarbeiter<br />

spüren zu lassen.“<br />

Generaloberin<br />

Sr. M. Barbara<br />

So hat der Orden auf viele Arbeitsfelder im Spital<br />

Einfluss. „Neben der Effizienz, dem sorgsamen<br />

Umgang mit Ressourcen ist uns die<br />

soziale Komponente im Konzern wichtig. Wir<br />

stellen zum Beispiel Leute an, die am Arbeitsmarkt<br />

schwer vermittelbar sind. Das Geld, das<br />

unsere Firmen erwirtschaften, wird wieder<br />

reinvestiert“, erklärt Sr. M. Barbara.<br />

Bedürfnisorientiert investieren<br />

Sorgenvoll sieht die Managerin die Einsparungen<br />

im Gesundheitssystem: „Ich frage<br />

mich, wer sich wohl künftig um chronisch<br />

Kranke kümmern wird, wenn die Liegedauer<br />

im Spital kürzer wird, Hausärzte fehlen<br />

und sich private Dienste viele nicht leisten<br />

können.“ Der Konzern versucht, Prozesse zu<br />

ökonomisieren, statt an den Menschen zu<br />

sparen, auch wenn sich dieser Weg nicht<br />

sofort in besseren Zahlen niederschlägt. Als<br />

christlicher Arbeitgeber wollen die Elisabethinen<br />

zu den Bedürfnissen der Menschen<br />

hin wachsen. Die Geriatrie ist ein Zukunftsfeld.<br />

Gemeinsam mit den Kreuzschwestern<br />

von Wels entsteht das Projekt „Wohnen mit<br />

Service“, das in drei Jahren umgesetzt sein<br />

soll. In Krankenhausnähe wird es 30 Wohnungen<br />

der Elisabethinen geben, in denen die<br />

Mieter je nach Bedarf viele Dienstleistungen<br />

zukaufen und in Anspruch nehmen können.<br />

Die Nähe zu Mitschwestern, Mitarbeitern<br />

und Patienten ist der umtriebigen Nonne<br />

wichtig: „Jeder darf unangemeldet an meine<br />

Tür klopfen. Ich schenke jedem Gast gerne<br />

Zeit und Gehör.“ ■<br />

FOTO: WAKOLBINGER<br />

54 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


ZUR PERSON<br />

Sr. M. Barbara ist vor<br />

41 Jahren mit 17 Nonne<br />

geworden. Die Operationsschwester<br />

baute ab<br />

1992 die Krankenpflegeschule<br />

der Elisabethinen<br />

auf und leitete diese 20<br />

Jahre lang. Vom Amt der<br />

Generalvikarin wurde sie<br />

2012 zur Generaloberin<br />

gewählt. In der Holding<br />

ist sie Chefin von 2.000<br />

Mitarbeitern.<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 55


XXXXX WIRTSCHAFT<br />

Indra Nooyi (57)<br />

hat Pepsi fest in der Hand. Als<br />

CEO hat sie dem Softdrink-Giganten<br />

zu neuen Höhenflügen verholfen.<br />

Gelobt wird die gebürtige Inderin<br />

bei „Fortune“ dafür, in schnell<br />

wachsende Märkte wie Joghurt und<br />

Hummus zu investieren.<br />

Mary Barra (53).<br />

„General Motors“-CEO Barra leitete<br />

als erste Frau einen der großen acht<br />

Autobauer und Marktführer in den<br />

USA. Für 2016 peilt sie die frühere<br />

wirtschaftliche Stärke auch in Europa<br />

an. Für 2017 hat Barra einen selbstfahrenden<br />

Cadillac angekündigt.<br />

Die mächtigsten<br />

Business-Ladys<br />

der Welt<br />

Powerfrauen. Sie sind weiblich, mächtig<br />

und richtig wichtig! Die Wirtschaftsladys aus den<br />

jährlichen Rankings der US-Magazine „Forbes“ und<br />

„Fortune“. <strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> stellt Ihnen einige davon vor.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

FOTO: WORLD ECONOMIC FORUM / SWISS-IMAGE.CH<br />

BEAUTY | REISEN | GENUSS | WOHNEN | M


Janet Yellen (68).<br />

Sheryl Sandberg (44).<br />

Facebook-CEO Sandberg stieg in der<br />

diesjährigen „Fortune“-Liste sogar um<br />

drei Plätze auf und liegt jetzt auf Rang 5.<br />

Sie leitet die Federal Reserve in<br />

Washington und landete bei „Forbes“<br />

auf Platz 2. Yellen ist die erste Frau, die<br />

die US-Notenbank leitet. Die FED<br />

bilanzierte unter ihrer Leitung zuletzt<br />

mit 4,5 Milliarden US-Dollar. Ganz<br />

oben auf ihrer To-do-Liste: den amerikanischen<br />

Traum reparieren.<br />

IM XXXXX FOKUS<br />

FOTO: IBM / JENS UMBACH, WWW.VIENNAREPORT.AT, MATT ALBIANI<br />

Virginia „Ginni“ Rometty (56).<br />

Sie ist CEO und Präsidentin des IT-<br />

Giganten IBM. Zwei Jahre in Folge lag<br />

die studierte Informatikerin schon auf<br />

Platz 1 der „Fortune“-Liste. „Fortune“<br />

lobt sie dafür, dass sie neue Geschäftsbereiche<br />

erschließt und in neue Märkte<br />

(wie Afrika) vorstößt.<br />

Marissa Mayer (38).<br />

Sie leitet das Internet-Unternehmen<br />

Yahoo. Seitdem sie als Managerin an<br />

der Spitze steht, sorgt sie für jede<br />

Menge Nachrichten. Einkäufe,<br />

Umstrukturierungen – Mayer soll das<br />

nachholen, was Yahoo in den vergangenen<br />

Jahren verabsäumt hat.<br />

JETZT<br />

TÄGLICH<br />

NEU!<br />

OTOR | STARS | GUTE UNTERHALTUNG


SATIRE<br />

Hilfe, mein Chef ist eine Frau!<br />

Satire. Als leidgeplagter Mann, der eine Frau als Chefin „vorgesetzt“ bekommt,<br />

kann ich nur sagen: Früher (vor 250.000 Jahren) war alles besser …<br />

Text: Jürgen Philipp<br />

Verdammt, jetzt ist es passiert: Mein<br />

Chef ist eine Chefin – und das heißt<br />

nichts Gutes. Der „Alte“ ging in Pension<br />

und das, nachdem ich mich jahrelang<br />

über seine blöden Autos unterhalten musste,<br />

sogar ein Poster seines Lieblingsfußballclubs<br />

hing in meinem Büro, obwohl ich<br />

Fußball hasse. Jahrelang angebiedert – und<br />

nun das. Ach, was war das noch beschaulich<br />

vor 250.000 Jahren: Wir Männer starrten<br />

ins Feuer, nachdem wir einen Säbelzahntiger<br />

erlegt hatten, und die Frauen<br />

kümmerten sich um die Höhle. Der Stärkste<br />

war der Chef, vor dem hatten wir gehörig<br />

Angst damals – vor 250.000 Jahren.<br />

Doch was sind schon 250.000 Jahre in der<br />

Geschichte des Universums – nichts! Warum<br />

kann die Evolution nicht – sagen wir<br />

mal, bis ich in Pension bin – eine Pause einlegen?<br />

Warum ausgerechnet jetzt?<br />

Eigentlich war es damals, vor einer Vierteljahrmillion,<br />

ja so wie heute, nur nennt man<br />

die Angst vor dem Stärkeren neuerdings<br />

Respekt. Auch die Arbeit hat sich wenig verändert:<br />

Wir stürzen uns in Rudeln auf den<br />

Neukunden statt auf das Mammut, nur<br />

anstatt ihn niederzuknüppeln und mit Speeren<br />

zu bewerfen, bombardieren wir ihn mit<br />

Werbebotschaften und Angeboten. Und<br />

jetzt das: Nach fast vier Millionen Jahren,<br />

seit wir aus dem Meer gekrochen kamen,<br />

brechen bei uns „norwegische“ Zeiten an.<br />

Bei den Nordländern sind bereits 40 Prozent<br />

aller Führungspositionen in Unternehmen<br />

weiblich besetzt – zugegeben: Norwegen<br />

gilt als das höchstentwickelte Land<br />

der Erde und hat weltweit die<br />

höchste Lebensqualität, aber da<br />

„Warum kann<br />

die Evolution<br />

nicht – sagen wir<br />

mal, bis ich in<br />

Pension bin –<br />

eine Pause<br />

einlegen.“<br />

gleich eine Verbindung zu sehen? Österreich<br />

geht es ja auch nicht sooo schlecht und ist<br />

mit 7,5 Prozent Frauenanteil in den Führungs<br />

etagen geradezu eine Insel der Seligen<br />

– um mit Papst Paul dem IV. zu sprechen.<br />

Nur konnte der leicht reden, der arbeitete ja<br />

in einem Männerclub.<br />

Chefinnen sind zäh<br />

Was soll ich am Stammtisch erzählen?<br />

„Meine Chefin hat mich auf ein Selbstfindungsseminar<br />

geschickt. Ich soll meine<br />

destruktive Energie anders ausleben.“ Ich<br />

kann mich da nie wieder blicken lassen. Ich<br />

kann sie schon regelrecht hören: „Na, hast<br />

du deiner Chefin einen süßen Tassenuntersetzer<br />

gehäkelt?“ Hatte ich bisher<br />

etwas verbockt, dann gab es Krach, aber<br />

weil ich ja so „fußballbegeistert“ bin, war<br />

es auch schnell wieder verziehen. Doch<br />

diese Frauen in Führungspositionen haben<br />

einen langen und steinigen Karriereweg<br />

hinter sich, die sind zäh und mussten<br />

immer besser sein als ihre männlichen Kollegen<br />

– ist ja nix Schlechtes, aber sie verlangen<br />

das auch von den Mitarbeitern –<br />

also auch von mir! Wie kann ich mich da<br />

gezielt vorbereiten? Chefinnen sind – so ist<br />

bewiesen – noch dazu unbestechlicher,<br />

man kann sie nicht so leicht um den Finger<br />

wickeln. Es wird mir wohl nichts anderes<br />

übrig bleiben, als mich gehörig anzustrengen<br />

oder vielleicht doch noch als Spätberufener<br />

im Vatikan anzuläuten? Dort<br />

dauert es sicher noch einmal 250.000 Jahre,<br />

bis Frauen das Sagen haben. Früher war<br />

eben alles besser ... ■<br />

FOTO: ISTOCK/THINKSTOCK<br />

58 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


Viele Fragen, alle Antworten<br />

PERSONENBETREUUNG. Permanent verfügbare Informationen rund um die 24-Stunden-<br />

Betreuung hat für die Berufsgruppensprecherin der OÖ Personenbetreuung in der WKOÖ,<br />

Mag. Dr. Viktoria Tischler, einen besonders hohen Stellenwert.<br />

ANZEIGE FOTO: ENGLEDER<br />

Viktoria Tischler kennt die Hilflosigkeit<br />

nur zu gut, wenn ein<br />

Angehöriger plötzlich zum Betreuungsfall<br />

wird. Schnelles und rationelles<br />

Handeln im Sinne aller Beteiligten<br />

ist in dieser Situation gefragt.<br />

Daher sind flächendeckende Informationen<br />

über die selbstständige Personenbetreuung<br />

für die Berufsgruppensprecherin<br />

besonders wichtig: „Ende<br />

Jänner erschien der ‚Guide<br />

rund um die 24-Stunden-<br />

Betreuung‘. Alle Informationen<br />

über die Betreuungsform<br />

sowie alle Kontakte zu<br />

Trägerorganisationen vereinfachen<br />

in dieser stressigen<br />

Situation die Kontaktaufnahme.“<br />

Die Onlineversion<br />

des Guides ist auf<br />

www.amliebstenzuhause.at<br />

verfügbar. Ein weiterer<br />

Schritt in der Informationspolitik<br />

erfolgt im April,<br />

wenn der aktuelle Folder<br />

2015 der selbstständigen Personenbetreuung<br />

der WKOÖ erscheint.<br />

Dieser liegt bei Oberösterreichs<br />

2.300 AllgemeinmedizinerInnen, in<br />

Gemeindeämtern sowie bei Trägerorganisationen<br />

auf.<br />

Informationsbasis schaffen<br />

Der Folder listet neben den genauen<br />

Tätigkeitsbereichen der BetreuerInnen<br />

(94 Prozent sind weiblich) auch<br />

alle Informationen zum Betreuungsvertrag<br />

und zur staatlichen Förderung<br />

auf. Fallbeispiele veranschaulichen<br />

verschiedene Betreuungssituationen.<br />

„Gerade zu Beginn sind viele Fragen<br />

offen. Betreuungsbedürftige wissen<br />

nicht, was auf sie zukommt, haben<br />

meist Angst und möchten ihr Zuhause<br />

nicht verlassen. Angehörige versuchen<br />

oft, ihre Väter, Mütter oder<br />

Geschwister zu einem Umzug in eine<br />

stationäre Pflegeeinrichtung zu überreden.<br />

In dieser schwierigen Phase<br />

können wir durch unsere Informationen<br />

im Folder und im Internet unter<br />

www.amliebstenzuhause.at helfen“,<br />

weiß Tischler.<br />

„Eine gute Informationsbasis<br />

ist Voraussetzung für<br />

die passende Entscheidung<br />

im Betreuungsfall.“<br />

Mag. Dr. Viktoria Tischler<br />

Bedarf wird steigen<br />

Die längere Lebenserwartung und ein<br />

Geburtenrückgang stellen unsere<br />

Gesellschaft in der Zukunft vor große<br />

Herausforderungen. Aktuell treten viele<br />

der sogenannten Babyboomer ihren<br />

Ruhestand an. So steigt die Quote der<br />

über 65-Jährigen in Oberösterreich von<br />

gegenwärtigen 18,1 Prozent auf 19,3<br />

Prozent bis 2020 und auf 24,2 Prozent<br />

bis 2030. 2015 sind österreichweit<br />

2.076.245 Menschen 60 Jahre und<br />

älter, davon bezogen im Jänner 2015<br />

457.821 Menschen Pflegegeld. Mit<br />

dieser Entwicklung müssen Lösungsansätze<br />

im Betreuungsbereich einhergehen,<br />

weiß auch Tischler: „Mir ist es<br />

ein großes Anliegen, dass alle OberösterreicherInnen<br />

Zugang zu allen<br />

Möglichkeiten der Betreuung bekommen.<br />

Die persönlich beste Entscheidung<br />

kann nur auf Basis aller relevanten<br />

Informationen getroffen werden.<br />

Diese stellt die Berufsgruppe mit dem<br />

Folder der selbstständigen Personenbetreuung<br />

unbürokratisch und leicht<br />

zugänglich zur Verfügung.“<br />

KONTAKT<br />

Mag. Dr. Viktoria Tischler<br />

Fachgruppenobfrau der<br />

Personenberatung und<br />

Personenbetreuung<br />

Berufsgruppensprecherin<br />

OÖ Personenbetreuung<br />

E-Mail: dienstleister@wkooe.at<br />

www.amliebstenzuhause.at<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 59


KARRIERE<br />

STIMM-<br />

GEWALTIG<br />

Plaudertaschen. Sie begleiten uns im Radio, im<br />

Navi oder in der Telefonwarteschleife: angenehme Stimmen,<br />

denen wir gerne zuhören. Dahinter stehen echte Menschen.<br />

<strong>DIE</strong> <strong>CHEFIN</strong> stellt Ihnen zwei Damen vor, deren Stimmen<br />

Ihnen vermutlich vertraut sind.<br />

Text: Petra Danhofer<br />

Wenn Sie schon einmal bei der<br />

WKOÖ angerufen haben, dann<br />

haben Sie sie sicher gehört.<br />

Ihre Stimme leiht sie auch dem Werbespot<br />

für ein Abführmittel und zahlreichen<br />

E-Learning-Programmen: Daniela<br />

Jungreuthmayer. Die 37-Jährige lebt und<br />

arbeitet in Kirchberg-Thening als professionelle<br />

Sprecherin. Die Aufträge kommen<br />

nicht nur aus Österreich, sondern<br />

auch aus Deutschland und der Schweiz.<br />

„Vor allem im Hamburger Raum kommt<br />

meine Stimme sehr gut an“, erzählt<br />

Jungreuthmayer, „da meine Sprache sehr<br />

neutral klingt und ich weder sofort als<br />

Österreicherin noch als typische Deutsche<br />

zu identifizieren bin.“<br />

Facettenreich<br />

Seit 15 Jahren übt sie die Sprechertätigkeit<br />

aus. Begonnen hat alles schon während der<br />

Schulzeit. „Ich war als Schülerin des<br />

Stifter-Gymnasiums parallel im Fach<br />

Klarinette am Brucknerkonservatorium<br />

inskribiert“, erinnert sich die gebürtige Liebenauerin,<br />

„dort habe ich eine Zeit lang<br />

auch Schauspielunterricht genommen.“<br />

Mit einem Künstler, der selbst Texte<br />

schrieb und musizierte, ging Jungreuthmayer<br />

auf Tournee durch Österreich. Sie<br />

las die Texte, er musizierte. 1998 startete<br />

sie ihre Radiokarriere, zunächst bei City<br />

Radio, dann bei Life Radio, wo sie zuletzt<br />

die Nachrichtenredaktion leitete. Für ihren<br />

Job sei es wichtig, wahrzunehmen, was der<br />

Kunde von ihr wolle: „Es hat ganz feine<br />

Nuancen, in welche Richtung es gehen soll,<br />

welche Stimmung ein Spot, eine Schleife<br />

oder ein Video erzeugen soll.“<br />

Wahrnehmen und Gestalten<br />

Das ist für die dreifache Mutter das<br />

Spannende an der Sprechertätigkeit. Eine<br />

schauspielerische Ausbildung sei dabei<br />

hilfreich. Vor einer Aufnahme gibt es<br />

meist ein kurzes Briefing; wie man den<br />

Text dann anlegt, ist aber eigene Auslegungssache,<br />

erklärt Jungreuthmayer: „Das<br />

hat schon etwas Künstlerisches. Meist<br />

mache ich mehrere Versionen. Selbst für<br />

die Warteschleifen gibt es unterschiedliche<br />

Anmutungen. Es hängt davon ab,<br />

was zur Firma passt – ob man eher kühl<br />

und professionell rüberkommen oder nah<br />

am Anrufer dran sein soll.“<br />

Sternstunden<br />

Wenn Sie gerne Ö3 hören, dann sagt<br />

Ihnen vermutlich auch der Name „Sylvia<br />

Graf“ etwas. Die gebürtige Traunerin<br />

FOTO: ISTOCK / THINKSTOCK<br />

60 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


WIRTSCHAFT<br />

Daniela<br />

Jungreuthmayer,<br />

Sprecherin,<br />

Moderatorin<br />

und Trainerin<br />

Sylvia<br />

Graf, Ö3-<br />

Moderatorin und<br />

-Redakteurin<br />

FOTOS: TÜRKER PICTURES, ROBERT<br />

MAYBACH PHOTOGRAPHY<br />

moderiert die „Ö3-Sternstunden“ mit<br />

Gerda Rogers sowie den „Treffpunkt Ö3“.<br />

Die 42-Jährige wird aber auch gerne in<br />

der Redaktion für Recherche und Beiträge<br />

eingeteilt. Die bei Radiomenschen<br />

besonders unbeliebten Aufgaben übernimmt<br />

sie ebenfalls gerne: sogenannte<br />

MUs, Meinungsumfragen auf der Straße.<br />

Hin und wieder moderiert Graf auch<br />

Off-Air-Veranstaltungen.<br />

Ur-Stürmerin<br />

Dabei war ihr beruflicher Weg gar nicht<br />

so geradlinig vorgezeichnet. Nach der<br />

HBLA-Matura in Linz war Graf drei<br />

Jahre lang hauptberufliche Sängerin mit<br />

Plattenvertrag. „Aber ich war noch viel<br />

zu jung damals“, sagt die Moderatorin,<br />

„es hat mich überhaupt nicht interessiert,<br />

von einer Disco zur anderen zu tingeln<br />

und Songs zu präsentieren, die keiner<br />

kennt.“ Wäre sie dran geblieben, ist sie<br />

überzeugt, dass sie die erste Christina<br />

Stürmer geworden wäre. Als Nächstes<br />

übte die Oberösterreicherin einen klassischen<br />

Bürojob bei einer Chemiefirma<br />

aus. Nach vier Jahren war klar: „Wenn<br />

ich noch länger bleibe, bekomme ich ein<br />

Magengeschwür. Ich bin alles andere als<br />

eine Sekretärin.“<br />

Wetterfee<br />

Es folgten vier Monate Arbeitslosigkeit,<br />

bis sie sich aufgrund eines Inserates völlig<br />

unvorbereitet bei Life Radio bewarb<br />

und genommen wurde. Dort arbeitete sie<br />

dreieinhalb Jahre unter anderem als<br />

Wetterfee in der Morgenshow. Es folgten<br />

berufliche Stationen im Privat-TV und<br />

bei Radio Energy, bis schließlich Ö3<br />

anklopfte. „An meinem Beruf macht mir<br />

besonders Spaß, dass ich in der Früh nie<br />

weiß, was der Tag bringen wird“, erzählt<br />

die von Kollegen liebevoll „Gräfin“<br />

genannte Traunerin, „ich liebe einfach<br />

die Abwechslung.“<br />

Radio-Oberliga<br />

Gleichzeitig bringe das tagesaktuelle<br />

Arbeiten in der österreichischen Radio-<br />

Oberliga aber auch gewaltigen Druck mit<br />

sich. „Du musst jeden Tag kreativ sein“,<br />

sagt sie, „und du darfst keine Mimose<br />

sein, denn bei Ö3 gilt ein hoher Qualitätsanspruch.<br />

Wenn etwas nicht passt, wird<br />

dir das schon sehr offen ins Gesicht<br />

gesagt.“ Zu alt für den Job bei Ö3 fühlt<br />

sich Graf noch lange nicht, ist sie doch<br />

genau im Durchschnittsalter der Ö3-Mitarbeiter.<br />

Im Kopf sei sie jung geblieben:<br />

„Man ist so alt, wie man sich fühlt.“ ■<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 61


1<br />

2<br />

3<br />

FRÜHLINGSERWACHEN<br />

4<br />

5<br />

Businessmode.<br />

Die Tage werden länger, die<br />

Temperatur steigt. Höchste Zeit,<br />

den Kleiderschrank auf Frühling zu<br />

trimmen. Mit diesen Outfits in<br />

frischen Farben machen Sie<br />

auch im Daily Business<br />

gute Figur!<br />

6<br />

FOTOS: HERSTELLER<br />

Text: Petra Danhofer<br />

7<br />

62 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


8<br />

1 Blazer um 569,–<br />

Euro. Hose um<br />

298,– Euro, beides<br />

von Odeeh. Erhältlich<br />

bei C. Strauch<br />

Mode in Wels.<br />

2 Blazer erhältlich<br />

bei MAX & Co. in<br />

Wels. Um 232,–<br />

Euro.<br />

3 Top von Luisa<br />

Ce rano. Erhältlich<br />

bei Stögmüller<br />

Mode in Gmunden.<br />

4 Hose von Seductive.<br />

Erhältlich in<br />

der Boutique Julia<br />

Stabl, Wels. Um<br />

149,– Euro.<br />

5 Trapez-Tasche<br />

von Michael Kors.<br />

Erhältlich im<br />

Modehaus Forstinger,<br />

Gmunden und<br />

Bad Ischl. Um<br />

360,– Euro.<br />

6 Marlene-Hose von<br />

Marc Cain. Erhältlich<br />

im Marc Cain<br />

Store Linz.<br />

7 Handtasche von<br />

Bric‘s Milano.<br />

Marke u. a. erhältlich<br />

bei Lederwaren<br />

Hackl, Linz.<br />

8 Mantel um 350,–<br />

Euro und Bluse<br />

um 140,– Euro von<br />

Claudia Sträter,<br />

Hose um 180,–<br />

Euro von Cambio.<br />

Erhältlich bei<br />

CASA MODA Linz-<br />

Steyr-St. Pölten.<br />

FOTO: XXXXXXXX


AUTOTEST<br />

MEHR ALS<br />

NUR SCHÖN<br />

Innovation. Der neue Mercedes CLA Shooting Brake ist eine perfekte<br />

Symbiose aus Raumangebot, tollem Design und Funktionalität. Das Auto besticht<br />

durch ein coupéhaftes Erscheinungsbild mit viel Raum – nicht nur für die Stadt.<br />

Ausgeklügelte Details, eine breite Motoren-Palette und technische Raffinessen<br />

unterstreichen das durchdachte Konzept.<br />

66 <strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong>


AUTOTEST<br />

„Der Mercedes<br />

CLA Shooting<br />

Brake vereint<br />

sportlich-progressives<br />

Design<br />

mit einem großzügigen<br />

Raumangebot.“<br />

Adolf Eizenberger<br />

Verkaufsleiter<br />

Pappas Linz<br />

Atemberaubend sportliche Proportionen<br />

und die kraftvoll-dynamische Designsprache<br />

mit sinnlich modellierten Flächen<br />

machten den CLA schon als viertüriges<br />

Coupé unverwechselbar. Jetzt folgt mit dem<br />

CLA Shooting Brake eine weitere Design-Ikone<br />

mit einzigartigem Erscheinungsbild. Der neue<br />

Mercedes CLA Shooting Brake (Länge/Breite/<br />

Höhe: 4.630/1.777/1.435 mm) ist zunächst mit<br />

vier Diesel- und sechs Benzin-Motoren sowie<br />

dem Allradantrieb 4MATIC erhältlich. Einstiegsmodell<br />

in die „CLA Shooting Brake“-Palette ist<br />

der CLA 180 (ab 32.540,– Euro) mit 90 kW<br />

(122 PS). Die Österreich-Premiere fand am<br />

„Linzer Autofrühling“ statt, die Markteinführung<br />

ist ab 27. März 2015 bei allen Pappas-Betrieben.<br />

Turbopower<br />

Den Wunsch nach überlegener Dynamik erfüllt<br />

das Topmodell, der CLA 45 AMG Shooting Brake,<br />

mit einem attraktiven Technik-Paket. Der<br />

weltweit stärkste in Serie gefertigte Vierzylinder-<br />

Turbomotor begeistert mit einer Leistung von<br />

265 kW (360 PS) und beschleunigt den CLA 45<br />

AMG Shooting Brake von null auf 100 km/h in<br />

4,7 Sekunden. Weitere technische Highlights<br />

sind das 7-Gang-Sportgetriebe AMG SPEED-<br />

SHIFT DCT, der vollvariable Allradantrieb<br />

AMG Performance 4MATIC, die leistungs starke<br />

Bremsanlage und das vom Set-up bis hin zu den<br />

Achsen speziell entwickelte Fahrwerk.<br />

Klare Formensprache und das unverwechselbare Design<br />

sorgen für ein kraftvoll-dynamisches Erscheinungsbild.<br />

Das Sondermodell „OrangeArt Edition“ kann im Innenraum<br />

mit edlen und verzierten Sportsitzen punkten.<br />

ANZEIGE FOTOS: MERCEDES<br />

Raumangebot<br />

Das elegant nach hinten gezogene Shooting-<br />

Brake-Heck garantiert im Verbund mit der<br />

ge botenen Variabilität ein Höchstmaß an Freizeitwert<br />

ohne Verzicht auf den Designanspruch.<br />

Zugleich ist die Kopffreiheit im Fond deutlich<br />

größer als beim viertürigen CLA. Das großzügige<br />

Raumangebot gehört zu den Stärken des<br />

Shooting Brake. Der Laderaum bietet bis 1.354<br />

Liter Lade volumen – trotzdem können fünf<br />

Passagiere mitfahren.<br />

Fazit<br />

Ästhetik kombiniert mit einem tollen Raumangebot<br />

und einer breiten Motorenpalette. Mercedes<br />

ist mit der neuen Modellreihe ein großer<br />

Wurf gelungen. Ganz nach dem Motto: So praktisch<br />

kann schön sein und das zu einem durchaus<br />

attraktiven Preis. ■<br />

Der „Arbeitsplatz“ im neuen Shooting Brake:<br />

aufgeräumt, übersichtlich und edel verarbeitet.<br />

Technische Daten<br />

Mercedes CLA Shooting Brake<br />

Getriebe: manuell oder Automatik<br />

Hubraum: 1.595 bis 2.143 ccm<br />

Leistung: 122 bis 360 PS<br />

Höchstgeschwindigkeit: bis 250 km/h<br />

Verbrauch: ab 3,9 Liter<br />

Preis: ab 32.540,– Euro<br />

<strong>DIE</strong><strong>CHEFIN</strong> 67


IN GENERATIONEN DENKEN<br />

IST VIEL WERT.<br />

„Ich habe viel von meiner Mutter. Den Charakter. Die Nase.<br />

Und den behutsamen Umgang mit Werten. Darum vertraue<br />

ich in allen Finanzbelangen dem exklusiven Private Banking<br />

der VKB-Bank. Weil mein persönlicher Berater, genau wie<br />

ich, in Generationen denkt. Und weil er dafür sorgt, dass<br />

mein Vermögen auch in Zukunft hervorragend dasteht.“<br />

Nachhaltiges Vermögensmanagement, First-Class Betreuung<br />

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