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Vortrag "Archäologische Aktivitäten in Griechenland während der deutschen Besatzungszeit, 1941-1944"

Archäologie in Griechenland während des 2. Weltkrieges

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10. Fazit und Ausblick<br />

Vergeltungsaktionen galten eher orthodoxen Kirchen<br />

und ihren Kulturschätzen. Die byzant<strong>in</strong>ische Kultur hatte<br />

bei den Besatzern offensichtlich nicht den gleichen Stellenwert<br />

wie die antike. Die Frage nach <strong>der</strong> Ursache ist<br />

sehr spannend und soll <strong>in</strong> späteren Untersuchungen wissenschaftlich<br />

aufgearbeitet werden.<br />

Die Kirchen waren zentraler Angelpunkt <strong>der</strong> lebendigen<br />

Kultur <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong>. Die E<strong>in</strong>heimischen suchten dort<br />

häufig Trost o<strong>der</strong> Zuflucht. Die Zerstörung <strong>der</strong> religiösen<br />

Bauwerke traf die Bevölkerung <strong>in</strong>s Mark. Auch die Priesterschaft,<br />

die oft im Wi<strong>der</strong>stand gegen die Besatzungsmacht<br />

aktiv war, sollte dadurch bestraft werden.<br />

Die Grabungsstätten mit ihrer überreichen Ausstattung<br />

(Architektur, Skulpturen, Mosaiken etc.) wurden h<strong>in</strong>gegen<br />

verschont, da die deutsche Besatzungsmacht für sich<br />

die Rolle des legitimen Hüters und Verwalters <strong>der</strong> griechischen<br />

Antike beanspruchte. Den mo<strong>der</strong>nen Griechen<br />

wurde dadurch ihr Anspruch auf das kulturelle Erbe <strong>der</strong><br />

alten Griechen aberkannt.<br />

Auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite trug dies zum Schutz <strong>der</strong> Antiken bei<br />

(die Besatzungsmacht hätte ohne großen Aufwand die<br />

Schätze aus ihren Verstecken holen können), auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite wurden die im <strong>Vortrag</strong> gezeigten Formen <strong>der</strong><br />

„Aneignung und Vere<strong>in</strong>nahmung“ von <strong>der</strong> griechischen<br />

Bevölkerung als Vergewaltigung empfunden (zahlreiche<br />

Zeugnisse von Schriftstellern, Journalisten und Archäologen,<br />

<strong>in</strong>beson<strong>der</strong>e Karouzos).<br />

Die <strong>in</strong> <strong>Griechenland</strong> tätigen <strong>deutschen</strong> Archäologen waren<br />

Repräsentanten e<strong>in</strong>es gebildeten Großbürgertums<br />

philhellenischer Prägung. Sie profitierten von <strong>der</strong> nationalsozialistischen<br />

Ideologie, die ihre „geistige und kulturelle<br />

Überlegenheit“ gegenüber an<strong>der</strong>en Völkern manifestierte.<br />

Mit staatlicher Unterstützung konnten sie sich auf<br />

ihre archäologischen <strong>Aktivitäten</strong> konzentrieren und alle<br />

Verbrechen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> direkten Umgebung stattfanden,<br />

ignorieren. Dieses Gefühl, e<strong>in</strong>er geistigen Elite anzugehören<br />

und für das Leid <strong>der</strong> griechischen Bevölkerung <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>er Weise mitverantwortlich zu se<strong>in</strong>, wird vor allem <strong>in</strong><br />

den publizierten Er<strong>in</strong>nerungen <strong>der</strong> Archäologen Hampe<br />

und Jantzen deutlich.<br />

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