Das Schicksal
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Titel:<br />
<strong>Das</strong> <strong>Schicksal</strong>,<br />
spiele besser nicht mit ihm!<br />
Von<br />
Alex Wind
Impressum<br />
1. Aufage<br />
© 2016 Alex Wind<br />
Covergestaltung: Alex Wind<br />
ISBN xxx-x-xxx-xxxxx-<br />
Herstellung und Verlag:<br />
Alex.Wind@gmx.com
Er trat hinaus in die kalte Nacht. Trotz seines dicken Mantels, spürte<br />
er die kalte Luft. Es war schon spät, weit nach Mitternacht. Seine<br />
Schritte halten leise auf der Straße. Er griff in seinen Mantel und<br />
holte eine Schachtel Zigaretten heraus. Für einen kurzen Moment<br />
erhellte das Feuerzeug die düstere Welt, er zog fest, dann wurde es<br />
wieder dunkel. Der giftige Rauch glitt tief in seine Lungen, es folgte<br />
Husten. Schon lange rauchte er keine Zigarette mehr, der Geschmack<br />
in seinem Mund war grauenhaft, aber in diesem Moment brauchte er<br />
sie.<br />
So wie sich die dunkle Nacht sich um ihn legte, hatten sich die<br />
vergangenen Ereignisse auf seine Seele gelegt und ihn gezeichnet. Er<br />
spürte nicht mehr viel, außer Kälte.<br />
Alles begann vor vier Monaten, ein harmlos Anfang, steigerte sich,<br />
so das er nun ein Mann war, der vor den Scherben seines Lebens<br />
stand.<br />
Doch nun reichte es, er ging, er konnte und wollte nicht mehr weiter<br />
machen. Aber er wollte sie auch nicht zurücklassen.<br />
Er blickte sich um, als er ein Auto hörte, das Schlagen in seiner Brust<br />
nahm er bewusst wahr, er bekam Angst. Er zog an seine Zigarette,<br />
die immer noch zwischen seinen Fingern steckte, wieder zu tief,<br />
Husten folgte, dann drehte er sich ab von der Straße. Er wollte nicht,<br />
das derjenige der sich dort näherte ihn sah. <strong>Das</strong> Auto rauschte<br />
vorüber, er sah das rot, er beobachtete es, bis es verschwunden war.<br />
Mit ihm verschwanden seine auch seine Geräusche. Es war wieder<br />
still, toten still in dieser Nacht.<br />
Vor viert Monaten verlor er seine Arbeit, es war nicht sehr schlimm<br />
für ihn gewesen, denn er mochte sie schon lange nicht mehr. Heute<br />
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weiß er, dass das <strong>Schicksal</strong> ihm diese Entscheidung abnahm. Er hätte<br />
es nie selber getan. Natürlich war er nicht erfreut gewesen, aber er<br />
war in dieser Sache Optimist, nicht so wie viele andere und seine<br />
Frau. Er liebte sie, schon seid dem ersten Moment, als er sie sah, dies<br />
lag nun schon zwanzig Jahre zurück. Sie stieg in den Bus, in dem er<br />
saß und sie sah einfach toll aus. Er hätte sich an diesem Tag nie<br />
träumen lassen, so eine Frau jemals an seiner Seite haben zu dürfen.<br />
Erst einige Wochen später traf er sie erneut, sie liefen sich häufiger<br />
über den Weg, allerdings nur, weil er denselben Bus nahm und er<br />
ständig an der Bushalte wartete, wo sie an ihrem ersten Tag ausstieg.<br />
Sie unterhielten sich, dann gingen sie aus, irgendwann wurde sie<br />
seine Frau und sie verbrachten viele unbeschwerte Jahre miteinander.<br />
Sie beide waren gegensätzlich, genau das zog sie so sehr aneinander<br />
an.<br />
Kurz vor ihrer Hochzeit vor fünfzehn Jahren wurde sie dann<br />
Schwanger. Sie beide freuten sich und neun Monate danach kam ihre<br />
Tochter zur Welt. Es folgten noch zwei Söhne. Zu fünft verbrachten<br />
sie wundervolle Zeiten. Bis das <strong>Schicksal</strong> sich gegen ihn wandte. Er<br />
glaubte vorher nicht an das <strong>Schicksal</strong>, ohne seine Nachhilfe hätte er<br />
niemals seine Frau kennen gelernt.<br />
Doch vielleicht war es genau das! Die Schuld die er geladen hatte.<br />
Vielleicht war das der Grund, warum man ihn heute so bestrafte. Er<br />
wollte Einfluss nehmen, auf alles und nun konnte er keinen Einfluss<br />
mehr ausüben.<br />
Als er seinen Arbeitsplatz verlor, glaubte er immer noch nicht an das<br />
<strong>Schicksal</strong>, erst als die zweite und dritte Narbe sein Herz zierte.<br />
Kurz nachdem er seinen Job verlor, es waren genau fünf Tage, wurde<br />
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sein ältester Sohn bei einem Autounfall schwer verletzt, er erlag<br />
danach seinen schweren Verletzungen. Doch erst musste er sich noch<br />
zwei Wochen quälen, bevor er gehen durfte. Was so etwas für eine<br />
Familie bedeutet, kann kein Mensch in Worte fassen.<br />
Es war als hätte man ihm selber ein Teil seines Körpers, seiner<br />
Persönlichkeit, seines Lebens, seines Glücks aus dem Leib<br />
geschnitten und die Wunden eiterten und entzündeten sich wieder<br />
und wieder. Mit jedem Nacht, in der er schweißgebadete erwachte,<br />
mit jeder Erinnerung am Tag, die überall auf ihn lauerten.<br />
Seiner Frau erging es schlimmer, während er aufstand und versuchte<br />
zu leben, starb seine Frau jeden Tag ein bisschen mehr. Ihr hatte man<br />
nicht nur einen Teil ihres Lebens entrissen, ihr hatte man das<br />
gesamte Leben genommen.<br />
Zu dieser Zeit, konnte er froh sein, keine Arbeit mehr zu haben. Er<br />
wäre sowieso nicht in der Lage gewesen sie auszuüben. Er musste<br />
sich um seine anderen Kinder kümmern, da seine Frau nicht in der<br />
Lage dazu war. Allerdings war sein bemühen umsonst, denn seinen<br />
jüngsten durfte er schon wenige Tage nach der Beerdigung, von der<br />
Polizeiwache abholen. Wo er wegen Drogenbesitz festgehalten<br />
wurde. Seine Frau nahm das ganze nicht mehr wahr, er sagte es ihr,<br />
einmal, zweimal, dann rüttelte und schüttelte er sie, doch sie sagte<br />
nichts, sie war nur noch eine leblose Hülle, die auf dem Bett lag.<br />
Die Gespräche die er dann mit seinem Sohn führte brachten keinen<br />
Erfolg, drei Wochen später saß er in Untersuchungshaft. Er hatte an<br />
diesem Tag noch ein Kind verloren und ein weiterer Teil seines Ichs<br />
war gestorben.<br />
Seine Tochter war die Stärkste, sie ging zur Schule, lebte weiter<br />
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emerkenswert normal. Er zerbrach daran, denn ihm wurde bewusst,<br />
er hatte nicht nur zwei Kinder verloren, auch seine Frau. Sie war<br />
einfach nicht mehr da, dort lag ein Körper, in dem Bett in dem er<br />
schlief, aber sonst, war dort niemand, niemand mit dem er aß, mit<br />
dem er Fernseher schaute, oder mit dem er kuscheln konnte. Einfach<br />
Leere.<br />
Da dies alles dem <strong>Schicksal</strong> nicht reichte, ließ es weiter unaufhörlich<br />
schaden über ihn herein brechen. Seine Tochter fing eines Tages an<br />
ihm die Schuld zu geben. Er hätte sich kümmern müssen, sie gab ihm<br />
nicht die Schuld an dem Tod seines großen Sohnes, aber die Schuld<br />
an dem Zustand seiner Frau und das ihr Bruder im Gefängnis saß.<br />
Er dachte sich, dass sie wohl selber diese Schuld in sich spürte und<br />
deshalb ließ er es über sich ergehen. Irgendwann begann es am<br />
Morgen und endete erst am Abend, die Stunden, die sie in der Schule<br />
verbrachte, hatte er Ruhe. Die Ruhe neben seiner Frau zu sitzen, die<br />
nicht mehr sprach.<br />
Sein endgültiges Ende, begann an diesem Morgen. Seine Tochter<br />
überhäufte ihn bereits am Morgen mit allem, was sie spürte. Mit<br />
jeder Schuld, die sie in sich spürte. Er saß am Küchentisch, seine<br />
Arme aufgestützt und er weinte als sie gegangen war. Er weinte wie<br />
so oft in dieser Zeit, dann stand sie da! Er blickte auf und sah in ihr<br />
Gesicht, sie stand in der Tür und blickte mit totenleeren Augen zu<br />
ihm herüber. Ihre Haare standen wirr vom Kopf ab, sie waren fettig.<br />
Er schaute sie an, sagte nichts, er wusste nicht mehr was er nach drei<br />
Monaten und fünfundzwanzig Tagen sagen sollte. Dann öffnete sie<br />
ihren Mund «Du hättest ihn eigentlich abholen sollen!» dann<br />
verstummte sie, drehte sich um und ging die Treppe hinauf ins<br />
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Schlafzimmer. Ihre Worte klangen lange in seinem Kopf nach. - Er<br />
hätte ihn abholen sollen.<br />
Er saß zwei Stunde starr da. Dann stand er auf, er ging hinauf zu ihr,<br />
sie lag wieder da, so als wäre sie nie unten gewesen. Er hielt inne<br />
und fragte sich, ob es vielleicht gar nicht so gewesen war, vielleicht<br />
war sie nicht unten gewesen und er hatte sich das alles eingebildet.<br />
Dann trat er auf sie zu, nahm ein Kissen und drückte es fest auf ihr<br />
Gesicht. Sie werte sich nicht, sie lag einfach nur da. Er wusste nicht<br />
wie lange es dauerte, es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Als er das<br />
Kissen von ihrem Gesicht nahm, sah sie aus wie die letzten Wochen.<br />
Sie lag einfach nur da. Er tötete sie nicht, denn sie war schon lange<br />
tot gewesen.<br />
Dann ging er hinunter. Setzte sich in die Küche und wartete. Es<br />
dauerte lange bis seine Tochter nach Hause kam. Dann ging alles<br />
ganz schnell. Er wollte sie nicht zurücklassen, er wollte das sie alle<br />
neu begonnen. Er packte sie, drückte sie zu Boden. Seine Hände<br />
schlossen sich fest um ihre Kehle, seine Knöchel färbten sich weiß<br />
unter dem Druck den er ausübte. Es ging so schnell. Kein Geräusch<br />
konnte ihrer Kehle entfliehen. Sie werte sich, bis auch ihr Körper<br />
erschlaffte. Danach setzte er sich an den Küchentisch und spielte mit<br />
der Zigarettenschachtel die darauf lag. Er drehte sie in den Fingern,<br />
sein blick lag starr auf seiner Tochter, doch er sah sie nicht. Er war in<br />
einem Zustand, den seine Frau wohl sehr gut gekannt hätte.<br />
Er kam an einer Brücke an. Er hatte seine Tochter und Frau mit<br />
seinem Sohn wiedervereint, nun würde auch er kommen. Er stieg<br />
über das Geländer, kein Mensch schien weit und breit zu sein. Dann<br />
ließ er los. Er spürte keine Angst, nur die Luft, diese kalte Luft an<br />
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seinem Körper vorbeiziehen. Er sah nichts, es war dunkel, er spürte<br />
den Aufprall nicht mehr.<br />
<strong>Das</strong> <strong>Schicksal</strong>, lässt Familien zerbrechen und zerstört Menschen.<br />
Aber manchmal hört es nicht mehr auf Menschen zu verfolgen. <strong>Das</strong><br />
musste er feststellen, als er auf der Intensivstation des<br />
Krankenhauses zu sich kam.<br />
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ENDE!<br />
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