08.12.2012 Aufrufe

rostocker lichtwoche - HRO·LIFE - Das Magazin für die Hansestadt ...

rostocker lichtwoche - HRO·LIFE - Das Magazin für die Hansestadt ...

rostocker lichtwoche - HRO·LIFE - Das Magazin für die Hansestadt ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

verkehrsüberwachung in rostock<br />

mit dem „poliscan speed-tower“<br />

Bußgeldbescheide wegen Geschwindigkeitsüberschreitung<br />

beruhen bundesweit<br />

immer häufi ger auf einer Messung mit dem<br />

System PoliScan Speed des Herstellers Vitronic.<br />

Die messenden Behörden schaffen<br />

PoliScan Speed gerne an, denn der Blitzer<br />

ermöglicht eine mehrspurige Fahrbahnüberwachung<br />

und somit höhere Einnahmen.<br />

Auch Rostock sowie der Landkreis Rostock<br />

haben nunmehr einige von <strong>die</strong>sen neuen<br />

„Wunderwaffen“ angeschafft. PoliScan<br />

Speed gibt essowohl als mobiles als auch als<br />

stationäres System. Letztgenannte Blitzer<br />

sind vor allem als „PoliScan Speed Tower“<br />

bekannt, wie nunmehr drei in Rostock installiert<br />

wurden. Im Zentrum der Urteile<br />

und Aufsätze zu PoliScan Speed steht dabei<br />

<strong>die</strong> Frage der Zuverlässigkeit der Messung,<br />

speziell <strong>die</strong> Zuverlässigkeit der Messwertbildung.<br />

Die Rechtsprechung geht inzwischen<br />

davon aus, dass PoliScan Speed ein<br />

standardisiertes Messverfahren im Sinne der<br />

BGH-Rechtsprechung ist, d.h., dass bei ordnungsgemäßer<br />

Anwendung von fehlerfreien<br />

Ergebnissen einer Messung mit PoliScan<br />

Speed auszugehen ist. Diese Rechtsfi gur des<br />

standardisierten Messverfahren führt<br />

<strong>für</strong> betroffene Autofahrer praktisch<br />

zu einer einer Umkehr der Beweislast. Der<br />

Betroffene muss muss unter Beweis stellen,<br />

dass PoliScan Speed bei der Messung<br />

nicht gemäß der GebrauchsanweiGebrauchsanweisung<br />

angewendet wurde oder dass<br />

wegen sonstiger konkreter Umstände<br />

ein Fehler im System vorlag, vorlag, aufgrund<br />

dessen eine Falschmessung nicht auszuschließen<br />

war. In Aufsätzen und<br />

Gutachten wird vor vor allem problematisiert,<br />

dass bei PoliScan Speed das<br />

Messfoto erst ca. ca. 50 m hinter der der<br />

Messstelle entsteht und Unklarheiten<br />

bei bei zwischenzeitlichem zwischenzeitlichem Abbremsen Abbremsen<br />

auftreten können. Zudem haben<br />

empirische Untersuchungen gezeigt,<br />

dass es es in bestimmten bestimmten Geschwindigkeitsbereichen<br />

von vorneherein vorneherein Messungenauigkeiten<br />

bzw. bzw. ZuordnungsZuordnungsschwierigkeiten<br />

des Messwertes geben<br />

kann.<br />

Problematik der korrekten<br />

Messwertzuordnung<br />

<strong>Das</strong> Poliscan Speed misst <strong>die</strong> mittlere<br />

Geschwindigkeit eines Fahrzeugs<br />

innerhalb eines bis zu 30 m langen<br />

Bereichs. Dieser Bereich liegt<br />

20 m bis 50 m vor dem Messgerät.<br />

Wo innerhalb des maximal<br />

30 m langen Messbereichs <strong>die</strong><br />

Geschwindigkeitsmessung erfolgt ist dabei<br />

nicht bekannt. Der überwiegende Teil <strong>die</strong>ses<br />

Bereichs ist auf dem Messfoto zudem nicht<br />

abgebildet. Bei der Berechnung der Fotoauslöseverzögerung<br />

geht PoliScan Speed davon<br />

aus, dass das Fahrzeug ab dem Ende der<br />

Geschwindigkeitsmesswertbildung bis zum<br />

Auslösen des Fotos seine Geschwindigkeit<br />

nicht mehr ändert und auch <strong>die</strong> Fahrtrichtung<br />

beibehält. In Höhe des Auswertpunktes<br />

wird ein sogenannter Auswertrahmen in das<br />

Messfoto eingeblendet. Im Idealfall liegt der<br />

Auswertrahmen (bei Frontmessung) auf der<br />

Vorderfront des Fahrzeugs, das gemessen<br />

wurde bzw. bei Heckmessung auf der Rückfront.<br />

Jedoch nur, wenn der Auswertrahmen<br />

korrekt aufl iegt, stellt <strong>die</strong>s ein Indiz <strong>für</strong> eine<br />

zutreffende gemessene Geschwindigkeit des<br />

abgebildeten Fahrzeugs dar.<br />

Die Gebrauchsanweisung des Geräteherstellers<br />

Vitronic äußert sich zum Auswertrahmen<br />

wie folgt: „Dieser zeigt einen perspektivisch<br />

im Bereich der Fahrzeugfront<br />

eingefügten rechteckigen Bereich mit 1 m<br />

Höhe; seine Breite entspricht dem Bereich<br />

auf der Fahrzeugfront, von welchem Messwerte<br />

übernommen wur-<br />

den. Innerhalb des Rahmens<br />

müssen sich ein<br />

Vorderrad (bei Frontmessung)<br />

bzw. ein Hinterrad<br />

(bei Heckmessung) und/<br />

oder das Kennzeichen<br />

eines Fahrzeugs, zumindest<br />

teilweise befi nden.<br />

Weitere Verkehrsteilnehmer<br />

, <strong>die</strong> sich auf der<br />

gleichen oder einer benachbarten<br />

Fahrspur in<br />

gleicher Fahrtrichtung<br />

bewegen, dürfen innerhalb<br />

des Rahmens nicht<br />

zu sehen sein. Außerdem<br />

muss sich <strong>die</strong> Unterseite<br />

des Rahmens unterhalb<br />

der Räder befi nden.<br />

Andernfalls muss das<br />

Bild als Beweismittel<br />

verworfen werden.“ Bei<br />

Messungen niedriger<br />

Geschwindigkeiten wie<br />

z.B. bei Geschwindig-<br />

keitsüberwachung in 30<br />

HRO •LIVE<br />

km/h-Zonen kann<br />

es aufgrund von<br />

Brems- oder Beschleunigungsvorgängen<br />

oder<br />

wegen eines Fahr-<br />

streifenwechsels zu einer deutlich falschen<br />

Positionierung des Auswertrahmens kommen.<br />

Im August 2010 wurde vom Gutachter<br />

Dr. Löhle bei zwei Messungen mit PoliScan<br />

Speed Geräten jedoch auch festgestellt, dass<br />

es bei Autobahngeschwindigkeiten auf gerader<br />

Strecke mit Einzelfahrzeugen zu einer<br />

gravierend falschen Positionierung des Auswertrahmens<br />

gekommen war, <strong>die</strong> wegen der<br />

bei hoher Geschwindigkeit kurzen Zeitspanne<br />

zwischen dem Ende der Geschwindigkeitsmesswertbildung<br />

und dem Fotoauslösepunkt<br />

nicht mit Bremsen, Beschleunigen<br />

oder Fahrstreifenwechsel erklärt werden<br />

konnte.<br />

Gerätehersteller räumt Fehlerquote ein<br />

Die Herstellerfi rma Vitronic hat angesichts<br />

<strong>die</strong>ser falschen Positionierung daraufhin<br />

eingeräumt, dass es bei den Softwareversionen<br />

1.5.3 und 1.5.4, <strong>die</strong> vor der neu entwickelten,<br />

mit Nachtragszulassung der PTB<br />

Braunschweig am 21.7.2010, zugelassenen<br />

Softwareversion 1.5.5, zum Einsatz kamen,<br />

in 1 – 2 % der Fälle zu Bildauslösungen<br />

mit Verzögerungen von bis zu 0,10 – 0,15<br />

sec kommen kann. Problematisch ist, dass<br />

in solchen Fällen der Auswertrahmen auf<br />

dem ausgelösten Messfoto auf der Vorderfront<br />

eines Fahrzeugs auf dem benachbarten<br />

Fahrstreifen liegen kann. Die Herstellerfi rma<br />

Vitronic verweist in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

gerne auf <strong>die</strong> Möglichkeit der Plausibilitätskontrolle<br />

über <strong>die</strong> näherungsweise<br />

Bestimmung der Fahrzeuggeschwindigkeit<br />

aus dem Bild einer CCD-Kamera auf der<br />

Basis des Smeareffekts. Löhle erteilt <strong>die</strong>ser<br />

Möglichkeit jedoch eine Absage indem er<br />

auf Untersuchungen verweist, wonach <strong>die</strong><br />

Berechnung von Geschwindigkeiten eines<br />

Fahrzeugs auf der Basis des Smear-Effekts<br />

erheblichen Toleranzen unterliegen könne.<br />

Unverwertbarkeit von Bildern mit mehreren<br />

Fahrzeugen gefordert<br />

Der Gutachter Löhle fordert daher Messfotos<br />

mit PoliScan Speed, Softwareversionen<br />

1.5.3 und 1.5.4. vorsorglich immer dann<br />

nicht auszuwerten, wenn zwei oder mehrere<br />

Fahrzeuge derselben Fahrtrichtung darauf<br />

zu sehen sind – auch wenn der Auswerterahmen<br />

nur auf Teilen eines der Fahrzeuge<br />

aufl iegt und eine korrekte perspektivische<br />

Höhe aufweist.<br />

Rathjens, Reichel, Penneke und Keubke<br />

Rechtsanwälte in Bürogemeinschaft<br />

www.<strong>rostocker</strong>anwaelte.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!