Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
Soll-Ist Nr. 45 - Siemens
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<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> Ausgabe<br />
www.siemens.de/buildingtechnologies<br />
<strong>Siemens</strong><br />
präsentiert<br />
Erlebniswelten<br />
auf der<br />
Light+Building<br />
Fachpressekonferenz<br />
im Klinikum<br />
Bremerhaven<br />
Reinkenheide<br />
Fachpresseforum<br />
in Lissabon<br />
Institut für Polymerforschung<br />
mit<br />
neuem Werkstofflaborgebäude<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>45</strong>/2008<br />
Kundeninformation zur Haus- und Gebäudeautomation<br />
Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Jochen Günther
Inhalt<br />
2 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
4 <strong>Siemens</strong> präsentiert Erlebniswelten<br />
auf der Light+Building<br />
Messe Frankfurt Exhibition GmbH/Pietro Sutera<br />
Aktuell<br />
4 <strong>Siemens</strong> präsentiert Erlebniswelten<br />
auf der Light+Building<br />
12 Zukunftslösungen für umweltfreundlichere<br />
Kraftwerke und virtuelle Planung<br />
14 Neue Europanorm EN 15 232<br />
16 Fachpresseforum in Lissabon<br />
18 Energieeffiziente Gebäudeautomation<br />
jetzt mit europäischem Qualitätszertifikat<br />
19 Professionelle Analyse<br />
und Energie-Dienstleistung<br />
20 Hausmesse bei Solution Partner<br />
W&T Regeltechnik Regensburg<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies<br />
GmbH&Co.oHG,<br />
Friesstraße 20, 60388 Frankfurt<br />
Bestell-<strong>Nr</strong>.:<br />
E10003-A38-H16<br />
Verantwortlich:<br />
Michael Eichler, Marketing Communication<br />
Redaktionsteam:<br />
Michael Eichler, Petra Krokowski,<br />
Pressebüro Schmid<br />
Grafik-Design, Litho:<br />
typoform Bettina Löffler, München<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, unter<br />
Nennung der Quelle. Für Fremdbeiträge<br />
können wir diese Genehmigung nicht erteilen.<br />
www.siemens.de/buildingtechnologies<br />
Im Dialog<br />
8 „Manche unserer Mitarbeiter erleben<br />
die neue Technik wie ein neues Auto“<br />
Referenz<br />
6 Fachpressekonferenz im Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide zum Thema<br />
Energiespar-Contracting<br />
22 Institut für Polymerforschung<br />
mit neuem Werkstofflaborgebäude<br />
24 <strong>Siemens</strong>-One-Lösung für Hospital da Luz<br />
in Lissabon<br />
26 Realistische Bedingungen<br />
bis ins Detail<br />
Produkt<br />
28 HVAC Integrated Tool<br />
30 OpenAir – der variable Volumenstrom-<br />
Kompaktregler mit lageunabhängigem<br />
Drucksensor
Michael Eichler<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies,<br />
Karlsruhe<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
am 6. April öffnet in Frankfurt die Fachmesse<br />
Light+Building wieder ihre Pforten<br />
und verspricht schon jetzt alle Rekorde zu<br />
brechen. Die fünfte Fachmesse für Licht,<br />
Elektrotechnik und Haus- und Gebäudeautomation<br />
erwartet dieses Jahr 2.100<br />
Aussteller und über 135.000 Fachbesucher<br />
aus dem In- und Ausland. Auf dem<br />
gesamten Frankfurter Messegelände,<br />
auf umgerechnet über 32 Fußballfeldern,<br />
werden die neuesten Innovationen und<br />
Trends in einer weltweit einmaligen Form<br />
und Größe gezeigt.<br />
Wir möchten Sie herzlich einladen,<br />
unseren <strong>Siemens</strong>-Messestand (Halle 9.0,<br />
Stand E50) zu besuchen. Unter dem<br />
Motto „increase your building efficiency“<br />
zeigen wir Ihnen Produkte, Systeme und<br />
Lösungen, die Gebäude intelligenter,<br />
produktiver und effizienter im Umgang<br />
mit Energie machen.<br />
In dieser <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>-Ausgabe geben wir<br />
Ihnen einen Überblick über die Messe-<br />
Highlights von <strong>Siemens</strong>.<br />
Zusätzliche Informationen finden Sie<br />
unter www.siemens.de/light-building.<br />
Wir berichten außerdem über Energiespar-Contracting<br />
in der Praxis, das internationale<br />
Fachpresseforum der SBT,<br />
die neuen VVS-Regler, die <strong>Siemens</strong>-<br />
Energie-Dienstleistung GPO, das europäische<br />
Qualitätssicherungssystem<br />
eu.bac, ein neues Planungstool von<br />
HVAC, Steuerungs- und Gebäudetechnik<br />
im Institut der Feuerwehr in NRW,<br />
eine Hausmesse bei W&T Regeltechnik<br />
in Regensburg, das durchgängige Labormanagement<br />
im Leibniz-Institut für<br />
Polymerforschung in Dresden, die neue<br />
Europanorm EN 15 232 sowie eine<br />
<strong>Siemens</strong>-One-Lösung für Krankenhäuser.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen<br />
und freue mich auf Ihren Besuch auf der<br />
Light+Building<br />
Ihr<br />
Michael Eichler<br />
Editorial<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 3
Aktuell<br />
Die Steigerung der Energieeffizienz<br />
ist ein Megatrend, der inzwischen alle<br />
Branchen erfasst hat. Als besonders<br />
effektiv erweisen sich Gesamtlösungen,<br />
die Einzelgewerke wie Heizungs-,<br />
Lüftungs- und Klimaanlagen mit der<br />
Beleuchtungstechnik, Zutrittskontrolle<br />
sowie Brandschutz- und Medientechnik<br />
zu Total Building Solutions und<br />
weiter zu Totally Integrated Power-Konzepten<br />
(TIP) verbinden. Auf der Light+<br />
Building präsentieren die <strong>Siemens</strong>-<br />
Bereiche Building Technologies (SBT)<br />
und Automation & Drives (A&D) „erlebbare“<br />
Gesamtlösungen für die Schwerpunktthemen<br />
Industrie, Pharma, Gesundheitswesen<br />
und Energie. Erstmals<br />
vorgestellt wird Simatic S7 300 mit<br />
BACnet-Kommunikation als Bindeglied<br />
zur elektrischen Energieverteilung<br />
(TIP) und zur Industrieautomation.<br />
Noch nie zuvor auf einer Gebäudetechnik-Fachmesse<br />
war das Thema Energie-<br />
4 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
<strong>Siemens</strong> präsentiert<br />
Erlebniswelten<br />
auf der Light+Building<br />
Energieeffizienz, Gesamtlösungen und Nachhaltigkeit<br />
prägen Messeauftritt<br />
effizienz so präsent wie auf der kommenden<br />
Light+Building, die vom 6. bis<br />
11. April 2008 in Frankfurt am Main stattfindet.<br />
Triebkräfte des Megatrends Energieeffizienz<br />
sind der Klimaschutz sowie<br />
die Verknappung fossiler Brennstoffe und<br />
die daraus folgenden überproportionalen<br />
Energiekostensteigerungen. Um den spezifischen<br />
Energieverbrauch von Gebäuden<br />
flächendeckend zu senken, hat die<br />
Europäische Union mit der Europäischen<br />
Gebäudeeffizienzrichtlinie ein umfangreiches,<br />
EU-weites Energiesparprogramm<br />
im Gebäudebereich initiiert. Bekanntlich<br />
werden rund 40 Prozent der Primärenergie<br />
in Europa in Gebäuden verbraucht<br />
(siehe auch Seite 14).<br />
Energieeffizienzlösungen und<br />
Total Building Solutions<br />
Die Erfahrungen aus zahlreichen Neubauprojekten<br />
und dem Energiespar-<br />
Contracting haben gezeigt, dass die<br />
höchsten Energieeinsparquoten bzw.<br />
Energieeffizienzsteigerungen durch<br />
Verbundlösungen über Gewerkegrenzen<br />
hinweg erreicht werden. <strong>Siemens</strong> präsentiert<br />
deshalb auf der Light+Building<br />
unter anderem integrierte Lösungen,<br />
sogenannte Total Building Solutions,<br />
die in Branchen mit hoch energetischen<br />
Prozessen, wie beispielsweise der pharmazeutischen<br />
Industrie oder im Gesundheitswesen,<br />
immer mehr Zuspruch<br />
finden. Dabei geht es nicht nur um ein<br />
Aneinanderreihen von energieeffizienten<br />
Komponenten, sondern um maßgeschneiderte<br />
Gesamtlösungen, die auf<br />
das Kerngeschäft des Kunden, seine<br />
Arbeitsprozesse, seine unternehmerischen<br />
Ziele und sein Marktumfeld zugeschnitten<br />
sind.<br />
Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale<br />
integrierter <strong>Siemens</strong>-Lösungen im<br />
Vergleich zu konventionellen Angeboten<br />
sind:
Die wichtigsten Messe-Highlights<br />
Erlebniswelt Industrie am Beispiel<br />
Simatic S7 300<br />
� Innovation Simatic S7 300 mit<br />
BACnet-Kommunikation; schafft<br />
Voraussetzung für integriertes<br />
Gebäude- und Energiemanagement<br />
von HLK-Anlagen und elektrischer<br />
Energieverteilung<br />
� Migrationslösung Simatic S5 nach<br />
Simatic S7; schneller und kostengünstiger<br />
Umbau, neue Regelalgorithmen,<br />
dadurch Steigerung der<br />
Energieeffizienz<br />
� Effizienzlösungen für Siclimat X-<br />
Gebäudeautomationssysteme, z.B.<br />
Lastmanagement, kostenoptimaler<br />
Gebäudebetrieb<br />
Erlebniswelt Pharma und Labore<br />
� reale Pharmaproduktion mit validierter<br />
Aktorik/Sensorik und kompaktem<br />
Monitoringsystem CMT<br />
� Monitoringsystem CMT zum Überwachen<br />
von Raumkonditionen und<br />
Partikeln in kritischen Umgebungen<br />
(Produktionsgebäude) und Sicherstellung<br />
der Konformität nach FDA<br />
Rule 21 CFR part 11 (gesetzliche<br />
Regelungen für das elektronische<br />
Datenmanagement in GMP-regulierten<br />
Unternehmen)<br />
� branchenspezifisches Know-how<br />
� umfassendes Angebot an Systemkomponenten<br />
und Kommunikationstechnologien,<br />
die hoch integrierte<br />
Lösungen vereinfachen<br />
� einfache Integration von Drittsystemen<br />
und Fremdfabrikaten über standardisierte<br />
IT-Plattformen<br />
� Kompatibilität über Gerätegenerationen<br />
hinweg, dadurch einfache<br />
Migration über den Lebenszyklus<br />
eines Gebäudes.<br />
Um eine hohe Prozess- und Gebäudeperformance<br />
über die Dauer des Lebenszyklus<br />
abzusichern, hat <strong>Siemens</strong> seine<br />
Serviceleistungen nochmals erweitert.<br />
Zu den klassischen Angeboten wie Energiecontrolling,<br />
Monitoring, Energie- und<br />
Schwachstellenanalysen wird auf der<br />
Light+Building erstmals der Remote-<br />
Service „Gebäudeperformance-Optimierung“<br />
(GPO) vorgestellt. Durch die kontinuierliche<br />
Anlagenoptimierung werden<br />
� Laborraum- und Laborabzugsregelung<br />
mit Durchgängigkeit von der<br />
Leittechnik bis zum Laborabzug,<br />
dadurch deutlich niedrigerer Energieverbrauch<br />
und höherer Komfort<br />
gegenüber konventionellen<br />
Lösungen<br />
� Dienstleistungen über den gesamten<br />
Lebenszyklus von Pharma- und<br />
Laborlösungen inklusive Risikoanalyse,<br />
Qualifizierung, Revalidierung<br />
und Kalibrierservice<br />
Erlebniswelt Gesundheitswesen<br />
Integrierte Gesamtlösungen bzw.<br />
„Total Building Solutions“ für das<br />
Krankenhaus<br />
� realer OP-Raum mit Gesamtlösung<br />
für HLK, Licht, Zutrittskontrolle und<br />
Brandschutz<br />
� Patientenzimmer mit Gesamtlösung<br />
für Raumklima, Beleuchtung, Kommunikation<br />
und digitalen Patientendaten<br />
direkt am Patientenbett<br />
(HiMed-Cockpit)<br />
� Integration medizinischer Gasesysteme<br />
(Draeger Medical); integrierte<br />
Betriebsführung für alle<br />
Krankenhaussysteme<br />
� umfassender Brandschutz im Krankenhaus;<br />
Sicherung von Patientendaten<br />
in IT-Räumen durch spezielle<br />
Löschsysteme<br />
Prozesse und <strong>Soll</strong>werte permanent an<br />
die jeweilige Gebäudenutzung bzw.<br />
an die Vorgaben des jeweiligen Nutzers<br />
angepasst (siehe auch Seite 19). Das<br />
<strong>Siemens</strong> Advantage Operational Center<br />
(AOC) stellt dabei sicher, dass die<br />
geplanten Optimierungsmaßnahmen<br />
auch zum Erfolg führen. Es unterstützt<br />
den Gebäudebetreiber auch in dringenden<br />
Situationen durch sofortigen Zugriff<br />
auf hoch qualifizierte <strong>Siemens</strong>-Experten,<br />
die dann über einen sicheren Fernzugriff<br />
effizient unterstützen.<br />
Energiespar-Contracting gegen<br />
Investitionsstau und galoppierende<br />
Energiekosten<br />
Weitere Themenschwerpunkte von<br />
<strong>Siemens</strong> auf der Light+Building 2008<br />
sind Modernisierungslösungen, die sich<br />
aus der Einsparung von Energiekosten<br />
refinanzieren. SBT bietet hierzu ein<br />
umfassendes Portfolio an, das praktisch<br />
alle Möglichkeiten der Fremd- und Eigen-<br />
Aktuell<br />
� Umbau- und Modernisierungslösungen<br />
für die Systeme Integral<br />
und Visonik auf der Basis des<br />
Desigo-Gebäudeautomationssystems<br />
Erlebniswelt Energie<br />
� Energie zum Anfassen –<br />
lassen Sie sich überraschen!<br />
� Europäische Direktive zur Gebäudeenergieeffizienz,<br />
die daraus entstandenen<br />
Normen und Vorschriften<br />
und die Konsequenzen für die<br />
Gebäudetechnik<br />
� Dienstleistungen zur Unterstützung<br />
des wirtschaftlichen Gebäudebetriebes<br />
und der Gebäudeperformance-Optimierung<br />
(GPO-Service)<br />
� Realer Leitstand für Remote Service<br />
(AOC)<br />
� Energiespar-Contracting und<br />
andere Modernisierungslösungen<br />
mit garantierter Einsparung<br />
� Energieeffizienzmaßnahmen nach<br />
Lebenszyklusbetrachtung der<br />
Anlagen/des Gebäudes<br />
Erlebniswelt Planungslösungen<br />
Umfassendes Angebot an<br />
Hilfsmitteln zur Planung von<br />
� Elektroinstallationen<br />
� Gebäudeautomation<br />
� Gebäudesicherheit<br />
finanzierung sowie Mischformen umfasst.<br />
Um dieses schnell wirksame Finanzierungs-<br />
und Sanierungskonzept auch<br />
für kleinere Kommunen zugänglich zu<br />
machen, engagiert sich <strong>Siemens</strong> beim<br />
Interkommunalen Energiespar-Contracting.<br />
Durch die Bildung von Gebäudepools<br />
über Gemeindegrenzen hinweg<br />
lassen sich damit auch kleinere öffentliche<br />
Gebäude energetisch sanieren und<br />
die Investitionen über die Einsparungen<br />
refinanzieren.<br />
Halle 9, Stand E50<br />
Herzlich willkommen auf dem <strong>Siemens</strong><br />
Messestand in Halle 9, E50. Wir versprechen<br />
Ihnen spannende Erlebniswelten<br />
rund um das Thema Energieeffizienz,<br />
Sicherheit, Produktivität und Komfort.<br />
Je früher Sie Ihr Anliegen mit uns besprechen,<br />
desto effizientere und wirtschaftlichere<br />
Lösungen können wir Ihnen<br />
anbieten.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 5
Referenz<br />
Fachpressekonferenz im Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide<br />
zum Thema Energiespar-Contracting<br />
„Unsere größte Energiequelle ist das Einsparpotenzial“<br />
Das Modernisierungs- und Finanzierungsmodell<br />
Energiespar-Contracting<br />
könnte viel stärker zur Entlastung der<br />
Energiebudgets und zur Reduzierung<br />
von CO 2 beitragen als allgemein angenommen.<br />
Diesen Eindruck vermittelte<br />
die Fachpressekonferenz von <strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies, die Mitte Februar<br />
2008 im Klinikum Bremerhaven<br />
Reinkenheide stattfand. Wegen der<br />
oft komplexen Bieterverfahren und<br />
der Notwendigkeit maßgeschneiderter<br />
Verträge sollten sich Krankenhausbetreiber<br />
möglichst frühzeitig mit der<br />
zuständigen Energieagentur in Verbindung<br />
setzen. Denn: Wer im Gesund-<br />
6 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
heitswesen jetzt nicht in Energieeinsparung<br />
und Effizienzverbesserung<br />
investiert, muss in fünf bis zehn Jahren<br />
mit Energiekosten rechnen, die über<br />
den Fortbestand einer Klinik entscheiden<br />
können, so das Fazit der Veranstaltung.<br />
Was wäre, wenn man die aktuellen und<br />
prognostizierten Energiepreissteigerungen<br />
ignorierte und sich ganz auf das<br />
Kerngeschäft eines Krankenhauses, also<br />
die medizinische Versorgung, konzentrierte?<br />
Diese Frage treibt derzeit wohl<br />
die meisten Klinikdirektoren um, denn<br />
wer jetzt seine Energiekosten nicht in<br />
den Griff bekommt und ausschließlich<br />
in moderne Medizintechnik investiert,<br />
der gefährdet nach Ansicht unabhängiger<br />
Wirtschaftsprüfer die Existenz des Krankenhauses.<br />
Für Holger Richter, Geschäftsführer<br />
des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide,<br />
war die Hochrechnung der<br />
künftigen Energiekosten über einen<br />
Zeitraum von zwölf Jahren Ansporn<br />
und Bestätigung zugleich, die Kosten<br />
für Wärme und Strom im Rahmen des<br />
Modernisierungs- und Finanzierungsmodells<br />
Energiespar-Contracting nachhaltig<br />
zu senken. „Die Reform des Gesundheitswesens<br />
sowie die aktuellen Tarifverhandlungen<br />
mit den Gewerkschaften
Die wichtigsten Erkenntnisse aus<br />
dem Energiesparprojekt Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide<br />
� Die Energiekosten steigen jährlich<br />
zwischen 4 und 8 Prozent.<br />
Wer jetzt nicht in Energiesparmaßnahmen<br />
und Effizienzverbesserungen<br />
investiert, muss im Krankenhausbereich<br />
innerhalb der<br />
nächsten zehn Jahre mit Mehrkosten<br />
für Energie in Millionenhöhe<br />
rechnen<br />
� Beratung durch Energieagentur<br />
veranlassen; wird von Land zu<br />
Land unterschiedlich bezuschusst<br />
� Nicht warten, bis es zu Havarien<br />
kommt; wer energetische Schwachstellen<br />
ignoriert, gefährdet den<br />
Klinikbetrieb<br />
� Contracting-Angebote durch<br />
neutrale Sachverständige<br />
(Energieagentur) prüfen lassen<br />
� Vorsicht vor „Rosinenpickern“;<br />
seriöse Energiespar-Contractoren<br />
bieten auch Lösungen zur Modernisierung<br />
peripherer Anlagen, sogenannte<br />
Pflichtmaßnahmen, mit an<br />
� Ruhig den „Laden auseinandernehmen<br />
lassen“. Externe Energie-<br />
setzen die Krankenhäuser unter einen<br />
enormen Kostendruck. Viele Klinikbetreiber<br />
wissen, dass in ihren Technikzentralen<br />
eine Zeitbombe tickt. Deshalb ist jetzt<br />
der richtige Zeitpunkt, in Energiesparmaßnahmen<br />
zu investieren.“<br />
(Siehe auch Interview Seite 8).<br />
Administrativer<br />
Aufwand wird oft unterschätzt<br />
Nach den Erfahrungen von Ullrich Brickmann,<br />
Leiter Marketing Energy and<br />
Environmental Solutions von <strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies, Frankfurt am<br />
Main, arbeiten die meisten Krankenhäuser<br />
an der Verbesserung der Energieeffizienz,<br />
jedoch sei das Einsparpotenzial<br />
bei Weitem nicht ausgereizt. „Der limitierende<br />
Faktor ist einerseits das Finanzproblem,<br />
andererseits wird von vielen<br />
Technikabteilungen der hohe administrative<br />
Aufwand nachhaltiger Energiesparstrategien<br />
bei Maßnahmen in<br />
Eigenregie unterschätzt“, so Brickmann.<br />
Dadurch werde das Energiesparpotenzial<br />
in den meisten Fällen nicht ausgeschöpft.<br />
„Unsere größte Energiequelle ist das<br />
Energieeinsparpotenzial. Das wissen wir<br />
aus unseren Energiespar-Contracting-<br />
fachleute handeln unvoreingenommen<br />
vor und opfern schon<br />
mal eine „heilige Kuh“<br />
� Klimaanlagen möglichst im Winter<br />
sanieren, so kommt man bei<br />
unvorhersehbaren Hitzeperioden<br />
nicht unnötig ins Schwitzen<br />
� Etat für „Unvorhergesehenes“<br />
einrichten. Manchmal geht es nur<br />
darum, „problematische“ Materialien<br />
umweltgerecht zu entsorgen,<br />
beispielsweise asbesthaltige<br />
Dichtungen<br />
� Den vom Umbau betroffenen<br />
Personenkreis lieber einmal zu viel<br />
als einmal zu wenig informieren<br />
� Die Wirkung von Einzelmaßnahmen<br />
ist oft limitiert; ein ganzheitlicher<br />
Energiesparansatz bringt<br />
oftmals mehr als 20 bis 30 Prozent<br />
Einsparung, gesichert über viele<br />
Jahre<br />
� Der Einbau eines BHKW ist in<br />
vielen Fällen sinnvoll, um zum<br />
Beispiel über den Verkauf von<br />
eigenerzeugtem Strom einen<br />
zusätzlichen Finanzbeitrag zu<br />
generieren – oder ein Grund,<br />
realitätsnahe Tarife mit dem<br />
Energieversorger auszuhandeln<br />
Projekten mit rund 1.600 Gebäuden<br />
allein in Deutschland“, betont Brickmann.<br />
Um die Modernisierung von gebäudetechnischen<br />
Anlagen schnell, neutral<br />
und VOB-konform voranzutreiben, sollten<br />
öffentliche Liegenschaftsverwalter die<br />
zuständigen Energieagenturen ansprechen,<br />
denn diese hätten inzwischen sehr<br />
viel Erfahrung mit der Ausschreibung<br />
und der Ausgestaltung von Energiespar-<br />
Contracting-Verträgen. Beim Klinikum<br />
Bremerhaven Reinkenheide steuerte<br />
beispielsweise die Klimaschutzagentur<br />
Bremer Energie-Konsens zusammen mit<br />
der Berliner Energieagentur den kompletten<br />
Vergabeprozess inklusive Vertragsgestaltung<br />
und Beratung während<br />
der Realisierungsphase.<br />
Laut einer Studie der Prognos AG im<br />
Auftrag der deutschen Energieagentur<br />
„dena“ gibt es in Deutschland rund<br />
186.200 öffentliche Liegenschaften,<br />
die – Stand 2005 – rund 3,6 Milliarden<br />
Euro an Wärme- und Stromkosten verursachen.<br />
Rund 38.000 dieser Liegenschaften<br />
ließen sich – heutiges Energiepreisniveau<br />
angenommen – wirtschaftlich<br />
sanieren. Dadurch könnten die Energie-<br />
Referenz<br />
kosten um 25 bis 30 Prozent gesenkt<br />
werden, was einem Energiesparpotenzial<br />
von etwa 1,95 Milliarden Euro entspricht.<br />
Bis zum Jahr 2016 könnten Bund, Länder<br />
und Kommunen durch Energiespar-<br />
Contracting ihre Energiekosten um jährlich<br />
bis zu 300 Millionen Euro senken,<br />
so die Studie. Bei weiter steigenden<br />
Energiepreisen sei mit einem zusätzlichen<br />
wirtschaftlich realisierbaren Einsparpotenzial<br />
von 900 Millionen Euro pro Jahr<br />
zu rechnen. Dies entspricht der energetischen<br />
Sanierung von weiteren 18.000<br />
Liegenschaften der öffentlichen Hand.<br />
Brickmann wies darauf hin, dass Einzelmaßnahmen<br />
nicht immer die erhofften<br />
Einsparungen bringen. Besser seien<br />
ganzheitliche Einsparstrategien nach<br />
Lifecycle-Kriterien unter Einbeziehung<br />
eines externen Dienstleisters.<br />
Mit 120 Einzelmaßnahmen<br />
25 Prozent Energie eingespart<br />
Dass es heute mit den bisher typischen<br />
Contracting-Maßnahmen, wie zum Beispiel<br />
Ventilatoren- und Pumpenaustausch,<br />
längst nicht mehr getan ist, zeigt die<br />
umfassende Energiesparstrategie von<br />
<strong>Siemens</strong> im Klinikum Bremerhaven. Um<br />
die vertraglich garantierte Energieverbrauchseinsparung<br />
von 25 Prozent abzusichern,<br />
wurden insgesamt 120 Einzelmaßnahmen<br />
umgesetzt. Darin enthalten<br />
waren auch von der Klinikleitung vorgegebene<br />
Pflichtmaßnahmen, die nicht<br />
oder nur in geringem Maße zur Energieeinsparung<br />
beitragen, wie beispielsweise<br />
die komplette Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung.<br />
Jürgen Breuer,<br />
Technischer Leiter des Klinikums, war<br />
schon während des Bieterverfahrens<br />
beeindruckt von der professionellen<br />
Vorgehensweise der <strong>Siemens</strong>-Energieingenieure:<br />
„Die haben uns den Laden<br />
richtig auseinandergenommen und<br />
Schwachstellen aufgezeigt, die nicht<br />
mal wir kannten.“ Und weiter: „Auch die<br />
Umsetzung der Energiesparmaßnahmen<br />
vor der eigentlichen Hauptleistungsphase<br />
gab uns das Gefühl, auf den richtigen<br />
Partner gesetzt zu haben. Das war eine<br />
generalstabsmäßige Planung“, so Breuer.<br />
Dass alles so schnell und professionell<br />
ablief, sei aber auch ein Verdienst der<br />
Klimaschutzagentur Bremer Energie-<br />
Konsens und der Berliner Energieagentur.<br />
Breuer: „Ohne die beiden Energieagenturen<br />
wäre das alles nicht so schnell<br />
zu schaffen gewesen. In nur acht Monaten<br />
war der Vertrag mit <strong>Siemens</strong> unter<br />
Dach und Fach, inklusive EU-weiter Ausschreibung,<br />
Bieterauswahlverfahren und<br />
einem maßgeschneiderten Energiesparvertrag<br />
mit Einspargarantie.“<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 7
Im Dialog<br />
Holger Richter, Geschäftsführer des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide Jürgen Breuer, Technischer Leiter<br />
des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide<br />
In Deutschland gibt es rund 2.100<br />
Krankenhäuser, davon sind aber nur<br />
etwa 5 Prozent energetisch auf dem<br />
aktuellen Stand. Etwa 80 Prozent der<br />
Häuser gelten zudem als Altbauten und<br />
müssten von Grund auf modernisiert<br />
werden. Meist reichen aber die Budgets<br />
nicht aus, denn durch den steigenden<br />
Wettbewerb im Gesundheitswesen hat<br />
die Modernisierung des medizinischen<br />
Bereichs Vorrang. Wie man es dennoch<br />
schafft, ohne eigene Finanzmittel rund<br />
30 Jahre alte gebäudetechnische Anlagen<br />
durch neue zu ersetzen und die<br />
noch brauchbaren Anlagen zu modernisieren,<br />
zeigt das Klinikum Bremerhaven<br />
Reinkenheide. Durch ein Contractingverfahren<br />
und den Abschluss eines<br />
Energiespargarantie-Vertrages mit<br />
<strong>Siemens</strong> spart das Klinikum jährlich<br />
rund 520.000 Euro netto an Energiekosten.<br />
Zur Tilgung der erforderlichen<br />
8 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
„Manche unserer Mitarbeiter<br />
erleben die neue Technik wie<br />
ein neues Auto“<br />
Investitionen in Höhe von 5,2 Millionen<br />
Euro netto erhält <strong>Siemens</strong> im Gegenzug<br />
die eingesparten Energiekosten für<br />
zwölf Jahre und garantiert dem Klinikum<br />
eine Energieeinsparung von über<br />
25 Prozent über die Dauer von zwölf<br />
Jahren. Neben den reinen Energiesparmaßnahmen<br />
konnten im Rahmen des<br />
Contracting-Vertrages als Pflichtmaßnahmen<br />
auch periphere Anlagen, unter<br />
anderem die Niederspannungshauptverteilung,<br />
die Geschirrspülmaschinen<br />
der Hauptküche, die medizinische Druckluftversorgung<br />
und die zentrale Kälteanlage<br />
erneuert werden (siehe Bericht<br />
S. 6). Die <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>-Redaktion sprach mit<br />
dem Technischen Leiter Jürgen Breuer<br />
und mit Holger Richter, Geschäftsführer<br />
des Klinikums Bremerhaven Reinkenheide.<br />
Das Gespräch führte Wolfgang<br />
Schmid, Fachjournalist für Technische<br />
Gebäudeausrüstung, München.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Was ist das für ein Gefühl,<br />
wenn man so ein Mammutprojekt auf<br />
den Weg gebracht hat?<br />
Breuer: Auf jeden Fall fühle ich mich<br />
erheblich sicherer als vorher. Wir hatten<br />
ja mehrere Anlagenbereiche, zum Beispiel<br />
die Niederspannungshauptverteilung,<br />
bei der die Sicherheit nicht mehr<br />
in jedem Fall garantiert werden konnte.<br />
Konkret: Wir mussten mit Ausfällen<br />
rechnen. Diese Sorgen sind wir jetzt los.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wo lagen die Schwierigkeiten?<br />
Breuer: Generell war es schwierig, den<br />
technischen Betrieb aufrechtzuerhalten,<br />
obwohl unsere Anlagen stets gut gewartet<br />
wurden und auch funktionierten.<br />
Probleme bereitete uns in erster Linie<br />
die Ersatzteilversorgung für die teilweise<br />
30 Jahre alten Anlagen.
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Was hat das Fass zum Überlaufen<br />
gebracht?<br />
Breuer: Eine kritische Havarie gab es<br />
nicht, aber wir mussten sie einkalkulieren,<br />
vor allem die Niederspannungshauptverteilung<br />
bereitete uns Sorgen. Da war wirklich<br />
Handlungsbedarf, aber die Investitionskosten<br />
in Höhe von rund einer Million<br />
Euro waren einfach nicht vorhanden.<br />
Daneben waren es noch viele andere<br />
Anlagen, die dringend erneuert werden<br />
mussten, zum Beispiel die Kältemaschinen<br />
für die Klimaanlagen – 700.000 Euro,<br />
die Geschirrspülmaschinen für die Küche<br />
– 400.000 Euro, die Erneuerung der<br />
Zentralsterilisation – 600.000 Euro:<br />
Da türmte sich ein riesiger Berg vor uns<br />
auf. Wir waren deshalb schon seit einiger<br />
Zeit auf der Suche nach einem passenden<br />
Contracting-Modell, das nicht so stark in<br />
unsere Personalstruktur eingreift.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Gab es ein Vorbild, eine überzeugende<br />
Referenz?<br />
Breuer: Zunächst nicht. Uns war wichtig,<br />
dass wir unsere Betreiberkompetenz behalten<br />
und keine Leute entlassen müssen.<br />
Über verschiedene Veranstaltungen sind<br />
wir dann auf das Modernisierungs- und<br />
Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting<br />
gestoßen. Nach einigen Überlegungen<br />
kamen wir zu dem Schluss, dass<br />
das die Lösung für unser Klinikum wäre.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie ging es dann weiter?<br />
Breuer: Auf den Fachtagungen gab es<br />
natürlich Kontakte zu Referenten, zu<br />
Energieagenturen, beispielsweise zur<br />
Bremer Energie-Konsens und natürlich<br />
auch zu <strong>Siemens</strong>. Bei den Gesprächen<br />
mit unseren Kollegen von anderen Kliniken<br />
merkten wir jedoch, dass Energiespar-Contracting<br />
in der Größenordnung,<br />
wie wir es brauchten, bisher gar nicht<br />
üblich ist.<br />
Natürlich spielt in einem Krankenhaus<br />
die Anschaffung moderner Medizintechnik<br />
eine größere Rolle als die Erneuerung<br />
von Heizungs- und Klimaanlagen.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie kam es, dass sich bei Ihnen<br />
eine derart hohe Investitionssumme<br />
anstaute?<br />
Richter: Das Hauptproblem für die Krankenhäuser<br />
liegt darin, dass sie für die<br />
Erneuerung ihrer gebäudetechnischen<br />
Anlagen keine Fördermittel bekommen.<br />
Wir haben im Gesundheitswesen eine<br />
duale Finanzierung, das heißt, das Land<br />
Bremen finanzierte die Erstausstattung<br />
des Klinikums mit Anlagen. Der Ersatz<br />
dieser Anlagen, ebenso Wartung, Instandhaltung<br />
oder Modernisierung, muss dann<br />
das Krankenhaus selbst aus dem laufenden<br />
Budget finanzieren. Natürlich spielt<br />
in einem Krankenhaus die Anschaffung<br />
moderner Medizintechnik eine größere<br />
Rolle als die Erneuerung von Heizungsund<br />
Klimaanlagen. Solange die gebäudetechnischen<br />
Anlagen funktionieren,<br />
ist die Bereitschaft zur Modernisierung<br />
gering. Ein neuer Computertomograph<br />
oder ein Röntgengerät ist für eine Klinik<br />
natürlich wichtiger.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Gab es alternative Überlegungen<br />
zur Erneuerung der Anlagen in Ihrem<br />
Klinikum, zum Beispiel in eigener Regie<br />
oder als Intracting?<br />
Breuer: Wir haben natürlich jede Maßnahme<br />
für sich abgeklärt und die Kosten<br />
für eine Modernisierung ermittelt. Sicher<br />
wäre es möglich gewesen, jede einzelne<br />
Maßnahme für sich durchzuführen und<br />
gegebenenfalls auch zu finanzieren. Das<br />
Problem ist, dass man in diesem Fall keine<br />
Garantie hat, dass die prognostizierten<br />
Energiekosteneinsparungen auch erreicht<br />
werden. Beim Energiespar-Contracting<br />
erhalte ich eine Einspargarantie von beispielsweise<br />
25 Prozent. Schafft der Contractor<br />
nur 20 Prozent, bekommen wir<br />
die Differenz von fünf Prozent erstattet.<br />
Wir sind beim Energiespar-Contracting<br />
Im Dialog<br />
also immer auf der sicheren Seite. Das<br />
Risiko liegt allein beim Contractor.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie würden Sie die Vorteile des<br />
Energiespar-Contractings Ihren Kollegen<br />
in anderen Krankenhäusern erklären?<br />
Breuer: Die Vorteile sehe ich in erster<br />
Linie darin, dass ein externer Dienstleister<br />
die Verantwortung für alle Maßnahmen<br />
übernimmt. Hinzu kommt, dass wir<br />
in unserem Fall zwölf Jahre Garantie für<br />
die ausgeführten Maßnahmen erhalten;<br />
das ist schon sehr außergewöhnlich,<br />
da wir sonst nur bis maximal fünf Jahre<br />
Gewährleistung bekommen. Jeder Regler,<br />
jeder Fühler, der innerhalb der Vertragslaufzeit<br />
von zwölf Jahren ausfällt, wird<br />
von <strong>Siemens</strong> ersetzt. Der Vorteil für uns<br />
ist außerdem, dass wir die Anlagen weiterhin<br />
betreuen und auch kleinere Wartungs-<br />
und Instandhaltungsmaßnahmen<br />
selbst ausführen. Durch diese Eigenleistungen<br />
verbessern sich außerdem unsere<br />
Konditionen für das Contracting, und<br />
unser Personal ist in das Projekt eingebunden.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Welche Vorbereitungen waren<br />
nötig, um so ein Projekt in Bewegung<br />
zu setzen? Sie mussten ja EU-weit ausschreiben.<br />
Breuer: Wir hatten schon vor diesem<br />
Projekt eine dreijährige Kooperation mit<br />
der gemeinnützigen Klimaschutzagentur<br />
„Bremer Energie-Konsens GmbH“ zum<br />
Thema Energiesparen im Rahmen der<br />
Klinikinitiative „ENER:CARE!“ begonnen.<br />
Als dort die Bremer Contracting-Offensive<br />
„contract!“ als Fördermaßnahme<br />
ins Leben gerufen wurde, war für uns<br />
klar, dass wir das Thema Energiespar-<br />
Contracting zusammen mit der Bremer<br />
Energie-Konsens angehen.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Heißt das, dass Sie bei der<br />
Ausschreibung von der Bremer Energie-<br />
Konsens unterstützt wurden? Die Ausschreibung<br />
von Contracting-Projekten<br />
gilt ja allgemein als komplex.<br />
Breuer: Die Bremer Energie-Konsens<br />
hat uns zunächst beraten; die eigentliche<br />
Ausschreibung und später auch die Vertragsgestaltung<br />
erfolgte dann über die<br />
„Berliner Energieagentur GmbH“. Die<br />
Berliner haben sehr viel Erfahrung auf<br />
diesem Gebiet. Die Kosten für die Leistungen<br />
der Berliner Energieagentur<br />
wurden überdies von der Bremer Energie-Konsens<br />
im Rahmen von „contract!“<br />
zu 50 Prozent übernommen.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 9
Im Dialog<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Gibt es für solche Fälle Musterverträge?<br />
Breuer: Es gibt Musterverträge, aber<br />
diese müssen fast immer dem jeweiligen<br />
Projekt angepasst werden. Jede Liegenschaft<br />
hat ihr eigenes Profil, und auch<br />
der Leistungsumfang, wie beispielsweise<br />
Betrieb und Wartung, muss dem jeweiligen<br />
Vorhaben angepasst werden. Das<br />
muss hieb- und stichfest in die Verträge<br />
eingearbeitet werden. Dazu braucht man<br />
einschlägige Erfahrungen. Die Berliner<br />
Energieagentur hat uns hier optimal<br />
beraten.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Aus dem Gespräch lässt sich<br />
ableiten, dass Sie vom Energiespar-Contracting<br />
überzeugt sind. Jetzt gibt es in<br />
Deutschland rund 2.100 Krankenhäuser,<br />
von denen nur etwa 5 Prozent bisher im<br />
großen Stil energetisch saniert wurden,<br />
also EnEV-Standard entsprechen.<br />
Anscheinend herrscht trotz überzeugender<br />
Projekte mit teils überwältigenden<br />
Energieeinsparungen immer noch sehr<br />
viel Skepsis gegenüber dem Energiespar-<br />
Contracting. Woran liegt das?<br />
Breuer: Es gibt sicher bei manchen<br />
Kollegen gewisse Ängste, dass durch<br />
Contracting-Maßnahmen Versäumnisse<br />
und Schwachstellen aufgedeckt werden.<br />
Wir haben uns immer dazu bekannt, dass<br />
wir etwas tun müssen, und wir wussten,<br />
dass wir ein enormes Potenzial an Energieeinsparungen<br />
haben. Zudem sind<br />
Vorbereitung und Ausschreibung eines<br />
10 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Energiespar-Contractings für den Betreiber<br />
mit einem nicht unerheblichen zeitlichen<br />
Aufwand verbunden. Allein die<br />
Ermittlungen der für eine Contracting-<br />
Ausschreibung relevanten Basisdaten,<br />
die ja auch Vertragsbestandteil werden,<br />
sind – je nach Ausgangssituation – nicht<br />
zu unterschätzen. Man sollte die Umsetzung<br />
eines Energiespar-Contractings<br />
aber nicht allzu lange vor sich herschieben.<br />
Im schlimmsten Fall müssen die<br />
Verantwortlichen mit extern beauftragten<br />
Unternehmensberatern rechnen, die<br />
einem womöglich Misswirtschaft nachweisen.<br />
So weit sollte man es nicht kommen<br />
lassen.<br />
Viele Klinikgeschäftsführer wissen,<br />
dass in ihren Technikzentralen eine<br />
Zeitbombe tickt.<br />
Richter: Ich sehe das nicht so streng.<br />
Es ist aber richtig, dass die Kommunen<br />
aus den unterschiedlichsten Gründen<br />
das Thema Energiesparmaßnahmen<br />
und Anlagenmodernisierung vor sich<br />
herschieben. Aufgrund der steigenden<br />
Energiepreise und der aktuellen Klimaschutzdiskussion<br />
wird das Interesse<br />
an Modernisierungsmodellen wie dem<br />
Energiespar-Contracting zunehmen.<br />
Viele Klinikgeschäftsführer wissen,<br />
dass in ihren Technikzentralen eine<br />
Zeitbombe tickt. Aber die Investitionen<br />
in die Gebäudetechnik konkurrieren<br />
immer auch mit den Anschaffungen<br />
in der Medizintechnik, also unserem<br />
eigentlichen Erwerbszweig. Leider wird<br />
dadurch das Thema Gebäudemodernisierung<br />
und Energieeinsparung etwas<br />
verdrängt.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Beim Klinikum Bremerhaven<br />
greifen die Energiesparmaßnahmen ja<br />
bereits auf breiter Front, und Sie haben<br />
auch schon genügend Erfahrungen mit<br />
dem Betrieb der neuen Anlagen. Würden<br />
Sie heute etwas anders machen?<br />
Breuer: Im Wesentlichen würde ich<br />
das wieder so machen. Natürlich ergibt<br />
sich rückblickend immer ein gewisses<br />
Optimierungspotenzial für eine Ausschreibung.<br />
Vielleicht sollte man einige<br />
geplante Maßnahmen schon in der Ausschreibungsphase<br />
etwas mehr vertiefen.<br />
Zu 98 Prozent ist bei uns jedoch alles<br />
bestens gelaufen; wir sind sehr zufrieden<br />
mit dem Ergebnis.<br />
Richter: Energiespar-Contracting ist<br />
der richtige Weg. Es ist viel wirtschaftlicher<br />
als die Eigenfinanzierung. Bei der<br />
Eigenfinanzierung hätte das Klinikum<br />
erhebliche Abschreibungen über den<br />
Nutzungszeitraum gehabt. Da wir keine<br />
Fördermittel bekommen, hätten wir diese<br />
Maßnahmen selbst finanzieren müssen,<br />
also Fremdmittel aufnehmen. Bei der<br />
Eigenfinanzierung müsste ich zudem<br />
die Anlagen in der Bilanz aktivieren und<br />
abschreiben. Damit habe ich diese Kosten<br />
in meinem Haushalt. Im Gesamtergebnis<br />
ist Energiespar-Contracting in jedem Fall<br />
wirtschaftlicher als jede Form der<br />
Fremdfinanzierung.
<strong>Siemens</strong> ging viel stärker auf unsere<br />
Wünsche ein und bot uns auch eine<br />
höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Um den Auftrag haben sich<br />
ursprünglich 13 Firmen beworben.<br />
Zuletzt blieb nur noch <strong>Siemens</strong> Building<br />
Technologies übrig. Was war ausschlaggebend,<br />
dass der Auftrag an SBT ging?<br />
Breuer: Das Konzept von SBT war umfassender<br />
und ausgereifter. Während<br />
andere Bewerber unser Klinikum gerade<br />
mal zwei Tage inspizierten, nahmen sich<br />
die <strong>Siemens</strong>-Mitarbeiter zehn bis zwölf<br />
Tage Zeit, um die Liegenschaft und die<br />
Anlagen zu analysieren und Lösungen<br />
auszuarbeiten. Manche Bieter wollten<br />
beispielsweise nur die Ventilatoren der<br />
30 Jahre alten Klimaanlagen austauschen,<br />
<strong>Siemens</strong> bot uns dagegen die<br />
komplette Erneuerung an. Überhaupt<br />
ging <strong>Siemens</strong> viel stärker auf unsere<br />
Wünsche ein und bot uns auch eine<br />
höhere Einspargarantie als der Wettbewerb.<br />
Richter: Ein wichtiger Aspekt war für<br />
mich die Beratung durch die Bremer<br />
Energie-Konsens. Diese Hilfestellung<br />
machte uns die Entscheidung sehr viel<br />
leichter. Wir mussten uns ja verpflichten,<br />
über die Vertragslaufzeit die auf Grundlage<br />
der Baseline 2004 (Anmerkung<br />
der Redaktion: Referenz-Jahresenergieverbrauch<br />
des Klinikums vor Vertragsabschluss<br />
als Bezugsgröße für das Energiespar-Contracting)<br />
eingesparten Energiekosten<br />
über die Dauer von zwölf Jahren<br />
an <strong>Siemens</strong> weiterzubezahlen. Da sich<br />
jeder ausrechnen kann, dass die Energiepreise<br />
weiter steigen, war es nur konsequent,<br />
den Vertrag zu unterschreiben.<br />
Im Grunde genommen sind ja unsere<br />
Kosteneinsparungen aufgrund der steigenden<br />
Energiekosten nochmals deutlich<br />
höher als die vertraglich festgelegten<br />
Einsparungen. Wir haben durch das<br />
Energiespar-Contracting natürlich noch<br />
weitere Vorteile, wie weniger Wartungsund<br />
Instandhaltungskosten sowie entfallende<br />
fremdvergebene Wartungsverträge.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Inwieweit hilft das Energiespar-Contracting<br />
dem Krankenhaus,<br />
sich im Gesundheitswesen besser zu<br />
positionieren?<br />
Richter: Häuser, die defizitär sind, haben<br />
natürlich Probleme, sich weiterzuentwickeln.<br />
Kurz gesagt, wer kein Geld hat,<br />
kann sich im medizinischen Bereich –<br />
unserem Kerngeschäft – nicht weiterentwickeln.<br />
Von daher ist Energiespar-<br />
Contracting für ein Krankenhaus auch<br />
eine strategische Option, damit man<br />
wirtschaftlich beweglich bleibt. Demnächst<br />
sanieren wir beispielsweise die<br />
Gebäudefassade. Mit einer modernen<br />
Fassade verschaffen wir uns neben einer<br />
weiteren erheblichen Energiekostenreduzierung<br />
einen Wettbewerbsvorteil,<br />
denn die Kunden achten heute auch<br />
auf die Äußerlichkeiten eines Krankenhauses.<br />
Man muss den medizinischen<br />
Fortschritt auch äußerlich präsentieren.<br />
Die Patienten legen einen immer größeren<br />
Wert auf Komfort. Nicht allein der<br />
medizinische Erfolg, auch die Begleitumstände<br />
eines Krankenhausaufenthaltes<br />
prägen immer mehr den Ruf einer<br />
Klinik.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Mit welchem Zeithorizont muss<br />
man bei solch einem Energiespar-Contracting-Projekt<br />
rechnen? Wie lange hat<br />
es bei Ihnen vom Erstkontakt bis zum<br />
Vertrag bzw. bis zum Beginn und bis zum<br />
Ende der Maßnahmen gedauert?<br />
Breuer: Das ging alles sehr schnell. Im<br />
Februar 2005 entschieden wir uns für<br />
die Modernisierung mittels Energiespar-<br />
Contracting. Das Bieterverfahren dauerte<br />
– einschließlich der Ausschreibungserstellung<br />
– rund acht Monate, sodass<br />
wir bereits im November 2005 den Auftrag<br />
vergeben konnten. Die Umbauphase<br />
ging bis Ende April 2007, und ab 1. Mai<br />
2007 startete die Hauptleistungsphase.<br />
Vertragsende ist am 30. April 2019.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Wie läuft so eine Brachialsanierung<br />
ab? Wie funktionierte die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Contractor<br />
<strong>Siemens</strong> und der Technikabteilung?<br />
Breuer: Die Projektingenieure von<br />
<strong>Siemens</strong> sind sehr teamorientiert vorgegangen.<br />
Man hat uns von Anfang an<br />
in das Projekt eingebunden. Es gab zum<br />
Beispiel eine Veranstaltung für das technische<br />
Personal, bei der der Leistungsumfang<br />
und die Vorgehensweise erklärt<br />
wurden. In diesem Zusammenhang<br />
wurde auch deutlich gesagt, dass es sich<br />
um kein Outsourcing-Projekt handelt und<br />
dass im Zusammenhang mit den Modernisierungsmaßnahmen<br />
keine Arbeitsplätze<br />
wegfallen. Unser technisches<br />
Personal ist auch in die Umsetzung mit<br />
einbezogen worden. Auch während des<br />
Projektes gab es Vorträge und Präsentationen<br />
über den Projektfortschritt und<br />
die eingesetzte Technik. Das war ganz<br />
hervorragend.<br />
Im Dialog<br />
Durch den offenen Umgang miteinander<br />
kam bei unseren Mitarbeitern deshalb<br />
nie das Gefühl auf, dass hier jemand ins<br />
Hintertreffen geraten könnte.<br />
Richter: Man muss ja auch die emotionale<br />
Ebene eines solchen Projektes sehen.<br />
Es geht um eine neue, zeitgemäße<br />
Technik, die manche unserer Mitarbeiter<br />
wie ein neues Auto erlebten. Wir haben<br />
hier eine wirklich tolle Technik bekommen,<br />
und die Arbeit damit macht jetzt<br />
mehr Spaß als mit den alten Anlagen.<br />
Das Heranführen an die neuen Anlagen<br />
war sehr behutsam, was auch notwendig<br />
war, denn zwischen der alten und<br />
der neuen Technik liegen gleich mehrere<br />
Generationen. Schulung und Nachqualifizierung<br />
waren deshalb Teil des Konzeptes.<br />
Durch den offenen Umgang miteinander<br />
kam bei unseren Mitarbeitern<br />
deshalb nie das Gefühl auf, dass hier<br />
jemand ins Hintertreffen geraten könnte.<br />
Alle waren mit Begeisterung dabei, hier<br />
etwas Neues zu schaffen.<br />
<strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong>: Was würden Sie Ihren Kollegen<br />
in anderen Krankenhäusern raten, die<br />
sich mit ähnlich veralteten Anlagen<br />
herumschlagen?<br />
Breuer: Lieber heute als morgen das<br />
Thema Energiespar-Contracting angehen.<br />
Nach all den Erfahrungen, die wir<br />
gemacht haben, kann ich das uneingeschränkt<br />
empfehlen. Eine derart professionelle<br />
Unterstützung wie durch die<br />
Bremer Energie-Konsens, die Berliner<br />
Energieagentur und <strong>Siemens</strong> hätte ich<br />
nie erwartet. Die Voraussetzungen für<br />
die Ausschreibung von Energiespar-<br />
Contracting-Verträgen sind ja heute<br />
durch die Energieagenturen viel besser<br />
als noch vor ein paar Jahren. Man kann<br />
sich wirklich auf die Energieagenturen<br />
verlassen. Falsch wäre es, diese Hilfe<br />
auszuschlagen, zumal die Beratung ja<br />
zum größten Teil gefördert wird.<br />
Richter: Für mich waren die Bremer<br />
Energie-Konsens und die Berliner Energieagentur<br />
als neutrale Instanzen der<br />
eigentliche Schlüssel zum Energiespar-<br />
Contracting. Auch als Nichttechniker<br />
fühlte ich mich von den Leuten verstanden<br />
und dort gut aufgehoben. Ich kann<br />
jedem Klinikdirektor nur dazu raten, seine<br />
Energiekosten von einer der Energieagenturen<br />
analysieren zu lassen und mit<br />
diesen Profis die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten<br />
auszuloten.<br />
Herr Breuer, Herr Richter, vielen Dank<br />
für das aufschlussreiche Gespräch.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 11
Aktuell<br />
12 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Zukunftslösungen<br />
für umweltfreundlichere<br />
Kraftwerke und virtuelle<br />
Planung<br />
Wie zwei aktuelle Beispiele zeigen, antwortet <strong>Siemens</strong><br />
schon heute mit marktreifen Entwicklungen auf die<br />
Herausforderungen der Zukunft
CO 2-Waschverfahren für<br />
konventionelle Kraftwerke<br />
Mit einem neuen Verfahren zur Abtrennung<br />
des klimaschädlichen Kohlendioxids<br />
sollen konventionelle Kraftwerke in<br />
Zukunft umweltfreundlicher betrieben<br />
werden. Der Schlüssel für die effiziente<br />
Abscheidung von Kohlendioxid (CO 2) ist<br />
ein speziell entwickeltes und integriertes<br />
Waschverfahren, das nach der Verbrennung<br />
bis zu 90 Prozent des Kohlendioxids<br />
aus dem Rauchgas entfernen soll. Auf<br />
dieser aussichtsreichen Technologie basiert<br />
die jüngste Kooperation von <strong>Siemens</strong><br />
und dem Energieversorger E.ON, um Kraftwerke<br />
mit fossilen Brennstoffen künftig<br />
klimafreundlicher zu gestalten.<br />
Knapp ein Viertel der weltweiten CO 2-<br />
Emissionen entfallen auf die Erzeugung<br />
elektrischen Stroms. Deshalb ist die<br />
Modernisierung wie auch die Optimierung<br />
der Brennstoffumsetzung ein Muss,<br />
um die CO2-Emissionen schnell und<br />
deutlich zu reduzieren. Großes Potenzial<br />
besteht vor allem in Schwellenländern:<br />
Allein 2006 gingen in China 174 Kohlekraftwerke<br />
der sogenannten 500-Megawatt-Klasse<br />
ans Netz, das ist etwa jeden<br />
zweiten Tag eines. Das Land verbraucht<br />
30 Prozent der Kohle, die weltweit verbrannt<br />
wird. Aber auch in Deutschland<br />
sind in den kommenden Jahren 14 Braunund<br />
Steinkohlekraftwerke geplant, die rund<br />
14 Gigawatt Leistung erzeugen sollen.<br />
<strong>Siemens</strong> entwickelt nun ein chemisches<br />
Kohlendioxid-Waschverfahren, das einen<br />
geringen Waschmittelschlupf in das Rauchgas<br />
und einen niedrigeren Eigenenergiebedarf<br />
im Vergleich zu bisher entwickelten<br />
Prozessen hat. Die zusätzliche Herausforderung<br />
dieses Abscheidungsprozesses<br />
– fachlich Post Combustion CO 2 Capture<br />
genannt – ist, einen guten Kraftwerks-<br />
wirkungsgrad zu erhalten und dabei die<br />
negativen Einflüsse durch schädliche<br />
Waschmittelemission zu vermeiden.<br />
<strong>Siemens</strong> verfügt seit der Übernahme<br />
der Axiva im Jahr 2000 (ehemals Hoechst<br />
AG) über hervorragende Kompetenz für<br />
chemische Prozessentwicklung und Engineering.<br />
Ein Laborprototyp ist bereits seit<br />
drei Jahren im Industriepark Frankfurt<br />
Höchst im Einsatz. Das neue Verfahren<br />
und die energetisch optimale Einkopplung<br />
in das konventionelle Kraftwerk werden<br />
dann 2010 in einer für die spätere<br />
Großanlage aussagekräftigen Pilotanlage<br />
unter realen Einsatzbedingungen in einem<br />
E.ON-Kraftwerk getestet.<br />
Zunächst liegt der Fokus auf Stein- und<br />
Braunkohlekraftwerken; für Erdgaskraftwerke<br />
wird es später eine adaptierte Variante<br />
geben. Die Technik soll auch für<br />
die Nachrüstung bestehender konventioneller<br />
Kraftwerke geeignet sein, sodass<br />
diese mit wirtschaftlich vertretbarem<br />
Wirkungsgradverlust ebenfalls klimafreundlicher<br />
betrieben werden können.<br />
Simulationssoftware<br />
verlagert Fabrik in den PC<br />
Mit einer speziellen Software von <strong>Siemens</strong><br />
können Unternehmen ihre Produkte und<br />
deren Fertigungsprozesse – also den kompletten<br />
Lebenszyklus – virtuell bis ins<br />
kleinste Detail entwickeln und testen. Die<br />
Hersteller beheben mit den Programmen<br />
am Computer mögliche Produktions- oder<br />
Funktionsfehler, bevor auch nur eine Komponente<br />
in der realen Welt hergestellt<br />
wird. Das Resultat sind enorme Kosteneinsparungen,<br />
niedrigere Verkaufspreise<br />
und eine verbesserte Produktqualität.<br />
Derzeit verknüpft <strong>Siemens</strong> die Product<br />
Lifecycle Management-Produkte (PLM)<br />
der im vergangenen Jahr an Bord gehol-<br />
Aktuell<br />
ten Software-Schmiede UGS mit seinen<br />
Systemen zur Fabrikautomatisierung.<br />
<strong>Siemens</strong> ist damit einer der weltweit<br />
führenden Anbieter von PLM-Lösungen.<br />
Damit können die Nutzer ihre Produkte,<br />
deren Funktionen und auch Fabrikationsabläufe<br />
entwerfen und simulieren – in 3-D<br />
und Echtzeit von jedem PC der Welt aus.<br />
Der US-Flugzeugbauer Eclipse Aviation<br />
brachte auf diese Weise eine neue Flugzeugklasse<br />
auf den Markt – zum halben<br />
Preis vergleichbarer Maschinen. Das<br />
amerikanische Unternehmen hat das<br />
sechssitzige Flugzeug der Very-Light-Jet-<br />
Klasse bis zum letzten Niet mit Software<br />
zur digitalen Produktentwicklung entworfen.<br />
Sämtliche Produktinformationen<br />
wurden mit der Software Teamcenter<br />
verwaltet, die Fabrik zur Herstellung des<br />
Fliegers wurde mit der Lösung Tecnomatix<br />
konzipiert sowie deren Prozessabläufe<br />
optimiert.<br />
Darüber hinaus integrierte Eclipse Daten<br />
von Flugzeugkomponenten verschiedenster<br />
Lieferanten. Der Luftfahrt-Spezialist<br />
erstellte 3-D-Simulationen und prüfte, ob<br />
im virtuellen Modell des Flugzeuges alle<br />
Teile optimal zusammenpassen und wie<br />
der Jet am kosteneffizientesten herzustellen<br />
ist – bei höchsten Qualitätsmaßstäben.<br />
Gleichzeitig analysierte Eclipse<br />
das Modell mit den <strong>Siemens</strong>-Systemen<br />
hinsichtlich mechanischer Belastbarkeit,<br />
Schwingungen, Temperaturen und<br />
Strömungsdynamik.<br />
Mit der virtuellen Entwicklung reduzierten<br />
sich die Entwicklungskosten und somit<br />
auch der Preis der Very Light Jets. Das Resultat:<br />
Gilt in der Luftfahrtindustrie bereits<br />
der Verkauf von jährlich 100 Flugzeugen<br />
als Erfolg, so sind bei Eclipse bereits über<br />
2.600 Bestellungen eingegangen.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 13
Aktuell<br />
Primärenergieverbrauch in Europa<br />
Transport<br />
28%<br />
Industrie<br />
31%<br />
Der sorgsame Umgang mit Energie ist ein zentrales Anliegen der Europäischen Union. Allein durch<br />
moderne „BACS“ könnte der Energieverbrauch von Gebäuden um rund 30 Prozent gesenkt werden.<br />
Neue Europanorm<br />
EN 15 232<br />
Energieeffizienz von Gebäuden –<br />
Auswirkungen der Gebäudeautomation<br />
und des Gebäudemanagements<br />
Alle reden von der europäischen Richtlinie<br />
2002/91 EG zur Gesamtenergieeffizienz<br />
in Gebäuden und deren<br />
Umsetzung in nationales Recht in der<br />
DIN V 18599*. Um die dort definierten<br />
regelungstechnischen Maßnahmen zu<br />
präzisieren, ist auf Initiative der europäischen<br />
Gebäudetechnik-Industrie die<br />
europäische Norm EN 15 232 „Energieeffizienz<br />
von Gebäuden – Auswirkungen<br />
der Gebäudeautomation und des<br />
Gebäudemanagements“ entstanden.<br />
Darin sind vier sogenannte Effizienzklassen<br />
für BACS – Building Automation<br />
and Controls Systems – definiert,<br />
ähnlich dem europäischen Energie-<br />
14 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Gebäude<br />
41%<br />
Einfluss der Gebäudeautomation<br />
Effizienzsteigerung und Modernisierung können<br />
bis 30 Prozent einsparen<br />
� Abhängigkeit<br />
Ohne Vorkehrungen wird die<br />
Abhängigkeit von externer Energie<br />
um 70 % steigen<br />
� Umwelt<br />
Energieerzeugung und -verbrauch<br />
verursachen 94 % des CO 2-Ausstoßes<br />
� Versorgung<br />
Der Einfluss auf die Energieversorgung<br />
ist begrenzt<br />
� Preise<br />
Bedeutende Steigerung innerhalb<br />
weniger Jahre<br />
label. Mit ihnen lassen sich der energetische<br />
Einfluss des Ausstattungsgrads,<br />
die Ausstattungsqualität und<br />
das Anpassungsvermögen der eingesetzten<br />
Gebäudeautomations- und<br />
Regelungssysteme an den tatsächlichen<br />
Energiebedarf eines Gebäudes<br />
recht genau vorausbestimmen. Zur<br />
Absicherung der in EN 15 232 definierten<br />
BACS-Effizienzfaktoren wurde<br />
gleichzeitig das europäische Qualitätssicherungssystem<br />
für energieeffiziente<br />
Geräte der Gebäudeautomation<br />
und der Regelung eu.bac (European<br />
Building Automation Controls Association)<br />
ins Leben gerufen.<br />
Die europäische Richtlinie 2002/91/EG<br />
zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />
(Energy Performance of Buildings<br />
Directive, EPBD) soll dazu beitragen, die<br />
Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.<br />
Für die Kälte- und Klimatechnik<br />
besonders relevant ist Artikel 9 der EPBD,<br />
nach dem die „Mitgliedsstaaten zur<br />
Senkung des Energieverbrauchs und zur<br />
Begrenzung der Kohlendioxidemissionen<br />
die erforderlichen Maßnahmen treffen,<br />
um die regelmäßige Inspektion von<br />
Klimaanlagen mit einer Nennleistung<br />
von mehr als 12 Kilowatt zu gewährleisten“.<br />
Diese Inspektion umfasst eine<br />
Prüfung des Wirkungsgrades der Anlage<br />
und der Anlagendimensionierung im Verhältnis<br />
zum Kühlbedarf des Gebäudes.<br />
Die Gesamtenergieeffizienz eines<br />
Gebäudes wird definiert als „die tatsächlich<br />
verbrauchte oder geschätzte Menge<br />
Energie zur Abdeckung der unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse im Vergleich zu einer<br />
standardisierten Nutzung des Gebäudes“.<br />
Die betroffenen Energieverbraucher<br />
sind Heizung, Warmwassererzeugung,<br />
Kühlung, Lüftung und Beleuchtung; mit<br />
einbezogen ist auch die für den Betrieb<br />
dieser Systeme notwendige elektrische<br />
Hilfsenergie. Bei der Umsetzung der<br />
Richtlinie müssen klimatische Außenbedingungen,<br />
örtliche Gegebenheiten<br />
sowie Anforderungen an das Innenraumklima<br />
und an die Kosteneffizienz berück-
Berechnungsverfahren basierend auf BACS Effizienzfaktoren – EN 15 232<br />
BACS Effizienzklassen<br />
A<br />
B<br />
C<br />
D<br />
BACS – Building Automation and Controls System/<br />
TBM – Technical Buildung Management Systems<br />
sichtigt werden. Die wichtigsten geforderten<br />
konkreten Maßnahmen sind die<br />
Erstellung von Energiezertifikaten für<br />
Gebäude, die regelmäßige Inspektion<br />
von Heizkesseln und Klimaanlagen, die<br />
Ernennung unabhängiger Experten für<br />
diese Aufgaben sowie die Entwicklung<br />
von Berechnungsmethoden zur Bestimmung<br />
der Energieeffizienz und die<br />
Festlegung von Mindestanforderungen<br />
an Gebäude.<br />
Entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip<br />
der EU bleibt es den Mitgliedsstaaten<br />
überlassen, wie sie diese Vorgaben umsetzen.<br />
Als Hilfestellung hat die EU das<br />
für europäische Normen verantwortliche<br />
europäische Normungskomitee CEN damit<br />
beauftragt, Normen und Methoden<br />
zur Berechnung für die Energieeffizienz<br />
von Gebäuden und zur Einschätzung<br />
ihrer Auswirkung auf die Umwelt auszuarbeiten.<br />
Wichtigstes Werkzeug zur<br />
Umsetzung der EPBD in Deutschland<br />
ist DIN V 18599.<br />
Mit BACS schneller zum Ziel<br />
Bekanntlich fallen rund 40 Prozent des<br />
Primärenergieverbrauchs in Europa für<br />
die Versorgung von Gebäuden an. Aus<br />
vielen Sanierungsprojekten, die beispielsweise<br />
im Rahmen von Energiespar-Contracting<br />
durchgeführt wurden, weiß man,<br />
dass allein mit modernen Gebäudeautomationssystemen<br />
und hoch effizienten<br />
Klasse A:<br />
� Hoch energieeffiziente<br />
BACS und TBM<br />
Klasse B:<br />
� Höherwertiges<br />
BACS und TBM<br />
Klasse C:<br />
� Standard BACS (üblicherweise<br />
als Referenz verwendet)<br />
Klasse D:<br />
� Nicht energieeffiziente<br />
BACS<br />
Durch die Einführung von Effizienzklassen für Gebäudeautomations- und Regelungssysteme<br />
kann der Einspareffekt durch höherwertigere Systeme vorausbestimmt werden.<br />
Reglern bis zu 30 Prozent Energie eingespart<br />
werden können. Um die Rolle der<br />
Building Automation and Control Systems<br />
(BACS), also der Gebäudeautomationsund<br />
Regelungssysteme, bei der Beurteilung<br />
von Gebäudeeffizienzmaßnahmen<br />
transparenter zu machen, hat die europäische<br />
Gebäudetechnik-Industrie mit<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies als treibender<br />
Kraft das europäische Normungskomitee<br />
CEN von der Notwendigkeit<br />
einer eigenständigen Norm überzeugt.<br />
Die Ausarbeitung übernahm das Technische<br />
Komitee 247 (CEN/TC247) unter<br />
dem Vorsitz von Ulrich Wirth, Leiter<br />
Market Support HVAC Products and BAC-<br />
Systems, sowie drei weitere Experten<br />
von SBT. Die im Juli 2007 vom CEN verabschiedete<br />
Norm EN 15 232 „Energieeffizienz<br />
von Gebäuden – Auswirkungen<br />
der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements“<br />
spezifiziert verschiedene<br />
Methoden zur Beurteilung des Einflusses<br />
der Funktionen der Gebäudeautomation<br />
und des technischen Gebäudemanagements<br />
auf den Energieverbrauch von<br />
Gebäuden.<br />
Dabei geht es nicht nur um eine generelle<br />
Senkung des Energiebedarfs durch den<br />
Einbau qualitativ hochwertiger Regelungs-<br />
und Gebäudeautomationssysteme,<br />
sondern auch um die Anlagenüberwachung<br />
und das Anpassungsvermögen<br />
der Systeme an veränderte Nutzungs-<br />
Aktuell<br />
anforderungen sowie um Kommunikationsprotokolle<br />
und Systemkomponenten,<br />
die als „Gehirn“ des Gebäudes eine ständige<br />
Anpassung an den tatsächlichen<br />
Bedarf zulassen.<br />
Klassifizierung wie bei<br />
Elektro-Haushaltsgeräten<br />
Nach dem Motto „keep it simple“ hielten<br />
sich die Mitglieder des TC247 bei der Definition<br />
von vier BACS-Effizienzklassen an<br />
die bei Elektro-Haushaltsgeräten übliche<br />
Darstellung in der Art des europäischen<br />
Energielabels.<br />
Klasse D entspricht Systemen, die aus<br />
heutiger Sicht nicht mehr energieeffizient<br />
sind. Gebäude mit einem solchen System<br />
sind zu modernisieren; neue Gebäude<br />
dürfen nicht damit ausgestattet werden.<br />
Klasse C entspricht Standard-BACS und<br />
gilt damit als Referenzklasse. Klasse B<br />
verlangt den Einbau weiterentwickelter<br />
Systeme und Klasse A entspricht hoch<br />
effizienten Systemen. Ferner enthält<br />
die Norm Verfahren zur Berechnung der<br />
Energieeffizienz aufgrund von Nutzerprofilen<br />
für unterschiedlich komplexe<br />
Gebäudetypen, zum Beispiel für Büros,<br />
Hotels, Klassenräume, Hörsäle, Restaurants,<br />
Großhandelszentren und Krankenhäuser.<br />
Aus der Kombination dieser Elemente<br />
ergeben sich klare Vorgaben für<br />
das Erlangen einer bestimmten Effizienzklasse.<br />
Ein Beispiel: Regelt die Gebäudeautomation<br />
den Temperatursollwert der Heizung<br />
in einem Hotel durchgehend auf 22,5<br />
Grad Celsius, so entspricht das Klasse D.<br />
Wird der Wert jedoch für die Zeit der<br />
üblichen Anwesenheit des Gastes, also<br />
von abends 18 Uhr bis morgens 9 Uhr,<br />
variabel auf 21 Grad Celsius geregelt und<br />
für die übrige Zeit auf 15 Grad Celsius<br />
abgesenkt, ergibt das die beste Klasse A.<br />
Wichtigste Zielgruppe für EN 15 232 sind<br />
die für die Gebäudeeffizienzrichtlinie<br />
zuständigen Behörden, aber auch Gebäudeeigentümer<br />
sowie Architekten, Planer<br />
und Ingenieure. Nach Einschätzung von<br />
Fachleuten sind allein durch den Einsatz<br />
hochwertiger Einzelraumregler Energieeinsparungen<br />
von bis zu 15 Prozent möglich,<br />
gewerkeübergreifende Energiesparfunktionen<br />
noch nicht mitgerechnet.<br />
* DIN V 18599 Energetische Bewertung von<br />
Gebäuden – Berechnung des Nutz-, End- und<br />
Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung,<br />
Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 15
Aktuell<br />
Fachpresseforum in Lissabon<br />
SBT informiert europäische Journalisten<br />
über effiziente Gebäudetechnik<br />
Dr. Johannes Milde:<br />
„Die von SBT lieferbare Technik<br />
reicht aus, rund 85 Prozent des<br />
Energieverbrauchs in Nichtwohngebäuden<br />
zu beeinflussen“<br />
In Gebäuden lassen sich bis zu<br />
80 Prozent Primärenergie einsparen.<br />
Voraussetzung hierfür sind der Einbau<br />
intelligenter Technik, ein verändertes<br />
Nutzerverhalten, Gebäudemanagementsysteme<br />
mit automatisierten<br />
Energie-Checks sowie gut geschultes<br />
Bedienpersonal. <strong>Siemens</strong> Building<br />
Technologies (SBT) könnte allein mit<br />
seinem angestammten Portfolio bei<br />
Gebäuden bis zu 30 Prozent Energie<br />
einsparen und 85 Prozent des Energieverbrauchs<br />
beeinflussen. Dies sind<br />
einige der wichtigsten Aussagen auf<br />
dem 7. Internationalen Fachpresseforum<br />
der SBT, das Ende 2007 in Lissabon<br />
stattfand. Rund 80 Fachjournalisten<br />
aus zwölf europäischen Ländern<br />
nahmen an der Veranstaltung teil.<br />
Etwa 40 Prozent des weltweiten Primärenergieverbrauchs<br />
fallen für die Beheizung,<br />
Klimatisierung und Beleuchtung<br />
von Gebäuden an. Dadurch entstehen<br />
etwa 21 Prozent der weltweiten Emissionen<br />
an Treibhausgasen. Auf dem Fachpresseforum<br />
in Lissabon verdeutlichte<br />
16 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Ulrich Wirth:<br />
„<strong>Siemens</strong> Building Technologies<br />
war bei den Vorbereitungen der<br />
EN15232 die treibende Kraft“<br />
Patrick Vanlombeek:<br />
„Die schnelle Ausrichtung auf<br />
die Kundenbedürfnisse ist der<br />
Schlüssel zum Erfolg auf dem<br />
Weltmarkt“<br />
Dr. Johannes Milde, Vorsitzender des<br />
Bereichsvorstandes von <strong>Siemens</strong> Building<br />
Technologies, die enormen Herausforderungen<br />
zum Schutz des Klimas und gab<br />
einen Überblick an Lösungen, mit denen<br />
der Energieverbrauch und damit auch der<br />
Ausstoß von Treibhausgasen drastisch<br />
reduziert werden kann.<br />
So reiche die heute zur Verfügung<br />
stehende Technik von SBT aus, um rund<br />
85 Prozent des Energieverbrauchs in<br />
Nichtwohngebäuden zu beeinflussen<br />
und 30 bis 40 Prozent an Energie einzusparen.<br />
Als ein schnell greifendes Mittel<br />
nannte Milde das Energiespar-Contracting,<br />
das die Energiekosten in Gebäuden<br />
nachweislich zwischen 15 und 40 Prozent<br />
senken könne. Allein durch ein professionelles<br />
Controlling könnten 15 Prozent<br />
an Energie im Gebäude eingespart<br />
werden, ein motivierter Nutzer könne<br />
seinen Energieverbrauch sogar um<br />
50 Prozent senken. Milde schätzt das<br />
Marktpotenzial durch Energieeffizienzverbesserungen<br />
in Gebäuden auf weltweit<br />
rund 20 Milliarden Euro pro Jahr.<br />
Den universell einsetzbaren und frei konfigurierbaren<br />
Desigo-TX-I/O-Modulen kommt in flexibel<br />
genutzten Gebäuden künftig eine Schlüsselrolle zu<br />
Einen wichtigen Wachstumsmarkt sieht<br />
Milde im Konzept „Total Building Solutions“,<br />
das heißt in gewerkeübergreifenden<br />
Lösungen zwischen den Systemen Gebäudeautomation,<br />
Sicherheit und Brandschutz,<br />
Kommunikation und IT-Sicherheit<br />
sowie IT-Prozessintegration. Solche hoch<br />
integrierten Gebäude seien nicht nur wirtschaftlicher<br />
in Investition und Unterhalt,<br />
sondern auch energiesparender zu betreiben<br />
– bei gleichzeitig höherem Komfort<br />
und verbesserter Sicherheit.<br />
Gebäude schneller an<br />
Nutzungsänderungen anpassen<br />
Überlagert werde der Megatrend Energieeffizienz<br />
von der zunehmenden Urbanisierung<br />
hin zu Megastädten mit einem<br />
wachsenden Bedarf an größeren und<br />
flexibler nutzbaren Gebäuden. Wolfgang<br />
Haas, Leiter Entwicklung und Innovation<br />
Building Automation, sprach in Lissabon<br />
von dynamischen Gebäuden, die sich<br />
reibungslos den Prozessansprüchen<br />
des jeweiligen Nutzers anpassen lassen.<br />
„Die Gebäudetechnik muss die Kontinuität<br />
der Kunden-Kernprozesse sicherstellen.
Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherheit<br />
von Informationen, Personen und Waren,<br />
auf dem effizienten Einsatz von Energie<br />
und einem komfortablen und produktiven<br />
Raumklima, jeweils abgestimmt auf die<br />
Bedürfnisse und die Prozesse des Nutzers“,<br />
betont Haas. Die Dynamisierung<br />
der Gebäude führe zu einer flacheren<br />
Systemarchitektur, zur Nutzung globaler,<br />
offener Standards auf IP-Basis sowie drahtlosen<br />
Kommunikationseinrichtungen.<br />
Künftig seien Lösungen mit kombinierter<br />
Funktionalität für HLK, Personenschutz<br />
und Sicherheit gefragt, wie beispielsweise<br />
die neuen Desigo-TX-I/O-Module. In<br />
diesem Zusammenhang gewinne der Service<br />
rund um die Gebäudetechnik weiter<br />
an Bedeutung. Haas: „Die Erfahrungen<br />
zeigen, dass Gebäude und deren Technik<br />
spätestens ein bis zwei Jahre nach der<br />
Inbetriebnahme nochmals auf die tatsächliche<br />
Nutzung abgestimmt werden<br />
müssen. Dadurch lassen sich rund 10 bis<br />
15 Prozent Energie einsparen.“ In den<br />
USA habe sich dafür schon der Begriff<br />
„Permanent Commissioning“ etabliert.<br />
Nutzerprofile beeinflussen<br />
Energieeffizienzklassen<br />
Welche enorm wichtige Rolle die<br />
Gebäudeautomation in der aktuellen<br />
Energieeffizienzdiskussion einnimmt,<br />
belegt die im Juni 2007 vom CEN verabschiedete<br />
Norm EN15252, „Energieeffizienz<br />
von Gebäuden – Auswirkungen<br />
der Gebäudeautomation und des Gebäudemanagements“.<br />
Ulrich Wirth, Leiter<br />
Market Support HVAC Products and BAC-<br />
Systems, unterstreicht die Bedeutung<br />
dieser Norm für die Branche: „<strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies war bei den Vorbereitungen<br />
dieser Norm im CEN 247<br />
federführend. Mit dieser Initiative der<br />
Gebäudetechnikindustrie setzt die Branche<br />
wichtige Maßstäbe bei der Beurteilung<br />
der Funktionen von Gebäudeautomationssystemen.“<br />
Die Europanorm teilt die verschiedenen<br />
Regelungs- und Steuerungsfunktionen<br />
von Gebäudeautomationssystemen<br />
in vier Energieeffizienzklassen ein. Der<br />
Klasse D sind Systeme zugeordnet, mit<br />
denen praktisch keine Energie eingespart<br />
werden kann. Klasse C entspricht einer<br />
Standardausführung und ist gleichzeitig<br />
Referenzklasse. Zur Klasse B zählen höherwertigere<br />
Systeme, und in Klasse A finden<br />
sich Konzepte mit der höchsten Energieeffizienz.<br />
(siehe S.14/Beitrag „EN 15 232“)<br />
Europaweit einheitliche Zertifizierung<br />
Wegen des hohen Stellenwertes der<br />
Regelungstechnik bei der Verbesserung<br />
der Energieeffizienz von Gebäuden hat<br />
die europäische Gebäudeautomationsindustrie<br />
bereits 2003 die eu.bac – European<br />
Building Automation and Controls<br />
Association – gegründet. „Die eu.bac-<br />
Mitglieder wollen damit ein möglichst<br />
hohes Maß an Energieeffizienz und Qualität<br />
gewährleisten“, erklärt Ulrich Wirth<br />
den Zweck der Initiative. Entscheidend<br />
sei eine europaweit einheitliche Zertifizierung<br />
der Produkte, denn nur so könne<br />
man nationale Unterschiede bei der Zertifizierung<br />
vermeiden. In Folge entstand<br />
daraus die eu.bacCert, ein Gemeinschaftswerk<br />
von eu.bac und verschiedenen europäischen<br />
Zertifizierungsstellen und Testlabors.<br />
SBT als Vorreiter einer europäisch<br />
einheitlichen Zertifizierung hat bereits<br />
im September 2007 erste Produkte zertifiziert,<br />
darunter die Einzelraumregler<br />
Baureihe Desigo RX.<br />
Mehr Komfort mit weniger Energie<br />
durch Wettervorhersageregelung<br />
Eine spannende und für jeden Nutzer<br />
nachvollziehbare Möglichkeit, Energie<br />
einzusparen, ist die Einbindung der<br />
Wettervorhersage in die Regelung bzw.<br />
Steuerung von HLK-Anlagen. Dr. Jörg<br />
Tödtli, Leiter Forschung für HLK-Anwendungen<br />
bei SBT, ist überzeugt, dass mit<br />
der Verbesserung der Wetterprognose<br />
die Bedeutung der prädiktiven HLK-Regelung<br />
zunehmen wird. „Je präziser und<br />
detaillierter die Daten und der Zeitpunkt<br />
vorhersehbarer Wetteränderungen sind,<br />
desto eher eignen sie sich für die Aufschaltung<br />
auf die Regelung und Gebäudeautomation.“<br />
Obwohl noch weiterer<br />
Forschungsbedarf bestehe, beispielsweise<br />
bei der Entwicklung von Werkzeugen<br />
sowie Regelungs- und Steuerungsstrategien,<br />
gäbe es bereits Erfolg versprechende<br />
Praxiserfahrungen. So werden im Atrium<br />
des Bürogebäudes Grafenau in Zug<br />
Markisen und Lüftungsklappen saisonal<br />
unterschiedlich (Sommer/Winter) in Abhängigkeit<br />
der prognostizierten Sonnenscheindauer<br />
gesteuert. Ziel sei, die Temperatur<br />
im Atrium im Sommer so tief und<br />
im Winter so hoch wie möglich zu halten,<br />
um die Heiz- bzw. Kühllast in den angrenzenden<br />
Büroräumen zu minimieren.<br />
Für Gebäude mit thermoaktiven Bauteilsystemen<br />
habe SBT bereits zwei Großgebäude<br />
in Zürich mit Wettervorhersageregelungen<br />
ausgestattet. „Wir stimmen<br />
hier die Vorlauftemperatur nicht auf<br />
die gemessene Außentemperatur ab,<br />
sondern auf die vorhergesagte“, erklärt<br />
Tödtli die Regelstrategie. Mit dem im<br />
März 2007 gestarteten Forschungsprojekt<br />
Opti-Control wolle man jetzt die<br />
Entwicklung vorantreiben.<br />
Aktuell<br />
Abschließende Ergebnisse des Gemeinschaftsprojektes<br />
von ETH Zürich, Empa<br />
Dübendorf, MeteoSchweiz und SBT werden<br />
im Jahr 2010 erwartet. „Die Zeit ist<br />
reif für prädiktive HLK-Regler“, fasst Tödtli<br />
seine Ausführungen zusammen. Welches<br />
Energiesparpotenzial hinter der Wettervorhersageregelung<br />
steckt, verdeutlichten<br />
Aussagen verschiedener Wissenschaftler<br />
auf dem Kongress „Clima2007“ in Helsinki:<br />
Je nach Klimazone, Gebäudearchitektur,<br />
Gebäudetemperiersystem und Nutzung<br />
seien Energieeinsparungen von bis<br />
zu 35 Prozent möglich.<br />
Gesamtlösungen für<br />
Hochleistungsgebäude<br />
Doch nicht in allen Branchen stehen<br />
Energieeffizienz und Energieeinsparung<br />
an oberster Stelle. In Flughäfen werden<br />
Verfügbarkeit und Sicherheit bei Weitem<br />
höher bewertet als in einem Bürogebäude.<br />
Bei der pharmazeutischen und chemischen<br />
Industrie steht die hundertprozentige<br />
Qualität im Vordergrund, und im Gesundheitswesen<br />
spielen kostenoptimierte<br />
Dienstleistungen künftig die maßgebliche<br />
Rolle.<br />
Für Patrick Vanlombeek, Leiter Marketing<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies Group, ist<br />
die schnelle Ausrichtung auf die Kundenbedürfnisse<br />
der Schlüssel zum Erfolg auf<br />
dem Weltmarkt. „Dank der raschen Innovationen<br />
bei Technologie und Portfolio,<br />
verbunden mit einem umfassenden Verständnis<br />
der Geschäftsprozesse unserer<br />
Kunden, verfügt <strong>Siemens</strong> für diese Branchen<br />
über einen großen Wettbewerbsvorteil.“<br />
Bei Flughäfen gelte es beispielsweise,<br />
Daten bislang autonom arbeitender<br />
Managementsysteme auszutauschen und<br />
den Betrieb über Informationsmanagementsysteme<br />
sicherer und effizienter abzuwickeln.<br />
Beim Industriesektor Pharma<br />
stünden Sicherheit, Schutz vor unbefugten<br />
Eingriffen und Verunreinigungen,<br />
eine hundertprozentige Verfügbarkeit,<br />
Schutz gegen Fehlalarme sowie eine<br />
konstant definierte und lückenlos dokumentierte<br />
Raumluft im Vordergrund.<br />
„Von besonderer Bedeutung im Pharmabereich<br />
ist die Validierung der Prozesse<br />
gemäß der jeweiligen Aufsichtsbehörden,<br />
zum Beispiel der US-amerikanischen<br />
FDA“, erklärt Vanlombeek. Zur Vereinfachung<br />
der komplexen Abläufe bietet<br />
SBT deshalb ein Electronic Validation<br />
Tool an, das Prozessbeschreibungen,<br />
Validierungsvorgaben und eine umfangreiche<br />
Bibliothek an vorbereiteten Validierungsdokumenten<br />
beinhaltet.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 17
Aktuell<br />
Energieeffiziente Gebäudeautomation<br />
jetzt mit europäischem<br />
Qualitätszertifikat<br />
Das eu.bac-Logo<br />
gewährleistet dem<br />
Nutzer ein hohes<br />
Maß an Qualität<br />
und Energieeffizienz.<br />
Die Zertifizierung von Produkten und<br />
Systemen der HLK-Branche war bislang<br />
stark von nationalen Normen und Zertifizierungsstellen<br />
geprägt. Im Zuge der<br />
Umsetzung der EBPD in die Praxis entschieden<br />
sich die europäischen Hersteller<br />
von Gebäudeautomations- und<br />
Regelungssystemen für das europäische<br />
Qualitätssicherungssystem eu.bac bzw.<br />
eu.bacCert. Bereits im September 2007<br />
wurden die ersten Einzelraumregler<br />
zertifiziert, darunter auch die Desigo-<br />
Baureihe RX. Zur Light+Building in<br />
Frankfurt wird die Freigabe von weiteren<br />
Anwendungen erwartet.<br />
Die Umsetzung der europäischen Gebäudeeffizienzrichtlinie<br />
EBPD ist ein wichtiger<br />
Schritt zur nachhaltigen Senkung<br />
des Energieverbrauchs von Gebäuden.<br />
Immerhin entfallen in Europa rund 40 Prozent<br />
des Primärenergieverbrauchs auf die<br />
Versorgung von Gebäuden mit Wärme<br />
und Strom. Um die Umsetzung der EBPD<br />
durch nationale Alleingänge bei der Zertifizierung<br />
nicht zu gefährden, haben sich<br />
die europäischen Hersteller von Gebäudeautomations-<br />
und Regelungssystemen<br />
zur European Building Automation and<br />
Controls Association, kurz eu.bac, zusammengeschlossen<br />
und unter der Bezeichnung<br />
eu.bacCert ein europäisches<br />
Test- und Zertifizierungsprogramm entwickelt.<br />
Durch die europaweit einheitliche<br />
Zertifizierung sollen insbesondere<br />
nationale Alleingänge vermieden werden.<br />
Inzwischen repräsentieren die eu.bac-<br />
Mitglieder über 90 Prozent des europäischen<br />
Marktes. Damit ebnen diese Hersteller<br />
den Weg zu energieeffizienteren<br />
Gebäuden, denn mithilfe hoch effizienter<br />
18 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Zusammenfassung: Gesetzgebung – Normierung – Zertifizierung<br />
EU-Richtlinie<br />
Nationale<br />
Erlasse<br />
Gesetzgebung<br />
Zertifizierung<br />
Europaweite<br />
Produkt-<br />
Zertifizierung<br />
Gebäudeautomations- und Regelungssysteme<br />
lassen sich nachweislich bis<br />
zu 30 Prozent Energie einsparen. So sind<br />
manche eu.bac-zertifizierte Einzelraumregler<br />
gleich viermal besser, als die Norm<br />
vorschreibt.<br />
Energiebedarf entsteht im Raum,<br />
nicht im Gebäude<br />
Der Schlüssel zu schnell realisierbaren<br />
Energieeinsparungen sowohl bei Neubauten<br />
als auch im Gebäudebestand<br />
ergibt sich durch den Einbau von bedarfsorientierten<br />
elektronischen Einzelraumregelungen,<br />
die Radiator-Heizungen,<br />
Fancoils, Kühldecken und andere einzelraumorientierte<br />
Heiz-/Kühl- bzw. Klimasysteme<br />
steuern. Wissenschaftler der<br />
verschiedensten Disziplinen weisen schon<br />
Normierung<br />
EN 15 500<br />
Produkt-Normen<br />
mit QualitätsundEnergieeffizienz-<br />
Kriterien<br />
ISO16484-x<br />
EN14908-x<br />
EN50090-x<br />
GA-Industrie kann den Nutzen von BACS untermauern<br />
Eu.bac-zertifizierte Produkte spielen bei der Umsetzung der EU-Richtlinie<br />
zur Gebäudeenergieeffizienz eine maßgebliche Rolle.<br />
EN 15 232<br />
Energieeffizienzvon<br />
Gebäuden –<br />
Auswirkungen<br />
der Gebäudeautomation<br />
BACS<br />
Funktionen<br />
Kommunikationsprotokolle<br />
seit einiger Zeit darauf hin, dass der<br />
Energiebedarf eines Gebäudes durch<br />
die Energieanforderung der einzelnen<br />
Räume entsteht, nicht durch das Gebäude<br />
als Ganzes. Werden beispielsweise<br />
Gebäude sich selbst überlassen und unbegrenzt<br />
Energie zur Verfügung gestellt,<br />
kann sich der Energieverbrauch, bezogen<br />
auf den Normverbrauch, sogar verdreifachen.<br />
Neben Deutschland ist es vor allem<br />
Frankreich, das die EBPD jetzt auf der<br />
Basis der EN 15 232 und des eu.bac-Zertifizierungsprogramms<br />
voranbringen will.<br />
Für die Produkttests hat die eu.bac-Organisation<br />
anerkannte Testlabors wie BSRIA<br />
in England, C.S.T.B.Lab in Frankreich und<br />
WSPLab in Deutschland autorisiert.
Professionelle Analyse<br />
und Energie-Dienstleistung<br />
Mit GPO-Services nachhaltig die Energieeffizienz steigern<br />
Zentrale<br />
Serverfarm<br />
INTERNET<br />
Viele Büro- und Verwaltungsgebäude,<br />
aber auch Hotels und Krankenhäuser<br />
sind mit innovativer Gebäudetechnik<br />
ausgestattet. Häufig endet nach der<br />
Inbetriebnahmephase die intensive<br />
Betreuung durch Planer und Anlagenbauer;<br />
die Gebäudeperformance bleibt<br />
dann meist hinter den Erwartungen<br />
zurück. SBT bietet deshalb die ServiceleistungGebäudeperformance-Optimierung<br />
– GPO – an. Der Service<br />
gewährleistet einen kontinuierlichen<br />
Know-how-Transfer zum Kunden und<br />
garantiert die geforderten Gebäudekonditionen<br />
bei niedrigem Energieeinsatz.<br />
Wer ein Gebäude sich selbst überlässt<br />
und Energie nicht monitort, muss mit<br />
Technische<br />
Infrastruktur<br />
Unterstützen<br />
Optimieren<br />
Advantage Operation<br />
Center (AOC) Informieren<br />
Mithilfe des Advantage Operation Centers kann der Kunde seine Energieverbräuche<br />
monitoren und controllen.<br />
einer Verdreifachung des Energieverbrauchs<br />
gegenüber dem Normwert rechnen.<br />
Diese ernüchternde Aussage stützt<br />
sich auf Untersuchungen von Wissenschaftlern,<br />
die im Rahmen des Kongresses<br />
„Clima 2007, WellBeing Indoors“ in<br />
Helsinki vorgestellt wurden (siehe <strong>Soll</strong>-<br />
<strong>Ist</strong> <strong>Nr</strong>. 44, Seite 6–8). Sie decken sich<br />
auch mit dem vom Bundesministerium<br />
für Wirtschaft unterstützten Forschungsbereich<br />
„Energieeffiziente Betriebsoptimierung<br />
– EnBop“, wonach selbst Gebäude<br />
mit den Prädikaten „ökologisch“, „effizient“<br />
und „intelligent“ nach der Inbetriebnahmephase<br />
rasch ihre „geplante<br />
Gebäudeperformance“ verlieren. Dies<br />
gelte insbesondere für Gebäude mit hohem<br />
Komfortanspruch und individuellen<br />
Nutzungsprofilen.<br />
Aktuell<br />
Handlungsbedarf durch<br />
EU-Gebäudeeffizienz-Richtlinie<br />
Dass es mit dem Einbau intelligenter<br />
Gebäudetechnik allein nicht getan ist,<br />
um über die gesamte Lebenszeit eines<br />
Gebäudes Energie einzusparen, ist im<br />
Grunde genommen nicht neu. Da Gebäude<br />
häufig in ihrem Lifecycle Nutzungsänderungen<br />
unterliegen, ist eine<br />
kontinuierliche Anpassung der Regelung,<br />
in vielen Fällen sogar eine Anpassung<br />
der Regelungstechnik, an die neuen Nutzungsbedingungen<br />
notwendig. In den<br />
USA spricht man bereits von „Permanent<br />
Commissioning“. Letztendlich verlangt<br />
ja auch die neue EU-Gebäudeeffizienz-<br />
Richtlinie einen regelmäßigen Energiecheck,<br />
der die Überprüfung des Energieverbrauchs<br />
sowie wichtiger Systemparameter<br />
zur Pflicht macht.<br />
Vor diesem Hintergrund hat SBT seinen<br />
klassischen und seit Jahren bewährten<br />
Vor-Ort-Service (Inspektion, Funktionskontrolle,<br />
Softwarepflege, Migration)<br />
durch den Service „Advantage Gebäudeperformance-Optimierung“,<br />
kurz GPO-<br />
Service, weiter ausgebaut. Kundenanlagen<br />
können vom AOC („Advantage<br />
Operation Center“) aus nicht nur überwacht,<br />
sondern in Zusammenarbeit mit<br />
dem technischen Personal des Kunden<br />
auch optimiert und auf dem neuesten<br />
Stand gehalten werden. Ziel des GPO-<br />
Service ist es, die Effizienz der Anlagen<br />
zu halten bzw. zu steigern. Durch die<br />
aktive Unterstützung des Kunden vor<br />
Ort durch den AOC-Operator ist ein<br />
nachhaltiger Know-how-Transfer zum<br />
Kunden gewährleistet. Der Zugriff auf<br />
Kundendaten erfolgt über das Energie-<br />
Monitoring-System EMC und die Webbasierende<br />
Fernzugriffsplattform Central<br />
Remote Server (CRS). In der Verbindung<br />
mit den bereits vorhandenen Advantage<br />
Classic Services und einer kontinuierlichen<br />
Produkt- bzw. Systemmigration<br />
entsteht ein lückenloses Serviceangebot,<br />
das einen effizienten Gebäudebetrieb<br />
über den gesamten Lebenszyklus sicherstellt.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 19
Aktuell<br />
Hausmesse bei<br />
Solution Partner<br />
W&T Regeltechnik<br />
Regensburg<br />
Mit Desigo und BACnet zu<br />
gewerkeübergreifenden Lösungen<br />
20 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Jens Petersdorff<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies,<br />
Frankfurt/Main<br />
Die Planung und Ausführung gewerkeübergreifender<br />
Lösungen in der<br />
Gebäudeautomationstechnik war bis<br />
vor Kurzem noch eine Domäne von<br />
Herstellern oder Spezialisten. Durch<br />
einen konsequenten Know-how-Transfer<br />
an qualifizierte Solution Partner der<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies (SBT)<br />
werden diese in die Lage versetzt, nun<br />
auch komplexere Lösungen auf der Basis<br />
des Desigo-Systems mit BACnet als<br />
Übertragungsprotokoll zu realisieren.<br />
Der in Regensburg ansässige <strong>Siemens</strong><br />
Solution Partner W&T Regeltechnik informierte<br />
am 15. November 2007 auf<br />
seiner Hausmesse seine Kunden über<br />
den aktuellen Stand der Technik – mit<br />
einem Ausblick auf morgen.<br />
Wer Energiesparen, Effizienzsteigerung<br />
und Betriebskostensenkung ernst nimmt,<br />
muss in der Regelungs- und Gebäudeautomationstechnik<br />
neue Wege gehen<br />
und dem Kunden auch komplexere<br />
Lösungen anbieten können. Gewerke-<br />
Zertifizierte Solution Partner von <strong>Siemens</strong> erhalten<br />
ein umfangreiches Angebot an Schulungs-,<br />
Marketing- und Vertriebsunterstützung.
übergreifende Lösungen sind aber auch<br />
heute noch weitgehend in der Hand von<br />
Herstellern bzw. von hoch spezialisierten<br />
Systemhäusern.<br />
Schon vor einiger Zeit änderte <strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies die Marktstrategie<br />
und integrierte das für komplexe Lösungen<br />
notwendige Anwendungs-Know-how<br />
zum großen Teil als Software in die Systemkomponenten.<br />
Parallel dazu erfolgte<br />
ein breit angelegter Know-how-Transfer<br />
zu zertifizierten Systempartnern, der<br />
Schulungsangebote, HLK-Applikationen,<br />
angebotsunterstützende Planungshilfen,<br />
Anwendungsbibliotheken, Dokumentationen,<br />
Hotline- und Internetangebote<br />
sowie Marketing- und Vertriebsunterstützung<br />
umfasst.<br />
Ein wichtiger Solution Partner von<br />
SBT ist die W&T Regeltechnik GmbH<br />
in Regensburg, die sich seit 1985 in der<br />
Region als zertifiziertes Systemhaus bei<br />
öffentlichen Auftraggebern wie der Stadt<br />
Regensburg, bei Industriekunden wie<br />
Krones und 3M, bei Banken und Krankenhäusern<br />
sowie bei Freizeit- und Veranstaltungsobjekten<br />
einen Namen gemacht hat.<br />
SBT-Fachvorträge für Hausmesse<br />
Um Innovationen und neue Technologien<br />
schneller in den Markt bzw. zum Endkunden<br />
zu bringen, unterstützt SBT seine<br />
Solution Partner auch bei der Gestaltung<br />
von Hausmessen und Präsentationen.<br />
So lieferte SBT zur Hausmesse von W&T<br />
Regeltechnik nicht nur umfangreiche<br />
Produkt- und Systeminformationen über<br />
die neueste Version des Gebäudeautomationssystems<br />
Desigo, sondern informierte<br />
in Fachvorträgen auch über die<br />
Erfolgsgeschichte von BACnet und die<br />
immer beliebter werdende Netzwerkkommunikation<br />
via Internet. Wie Desigo<br />
über BACnet funktioniert, konnten die<br />
Kunden von W&T Regeltechnik nach den<br />
Vorträgen an Demonstrationsanlagen<br />
ausprobieren und per Live-Schaltung<br />
zu Kundenanlagen praxisnah erleben.<br />
Die Diskussionen während der Hausmesse<br />
machten deutlich, dass es bei<br />
der Bewertung von BACnet-Produkten<br />
verschiedener Hersteller nicht ausreicht,<br />
ausschließlich Datenpunkte und Geräteeigenschaften<br />
zu vergleichen, sondern<br />
auch auf die Durchgängigkeit von der<br />
Management- bis in die Feldebene sowie<br />
auf übergeordnete Systemfunktionen<br />
geachtet werden muss.<br />
Wer ist W&T Regeltechnik?<br />
Die heutige W & T Regeltechnik<br />
wurde 1985 von Eike Weber und<br />
Ludwig Peter als W&P Regeltechnik<br />
in Regensburg gegründet. Nach dem<br />
Ausscheiden von Ludwig Peter trat<br />
2005 der langjährige Mitarbeiter<br />
Markus Tomaschek in das Unternehmen<br />
ein, gleichzeitig wurde das<br />
Systemhaus in W&T Regeltechnik<br />
GmbH umfirmiert.<br />
Von Beginn an ist das Systemhaus<br />
autorisierter Produktanwender der<br />
Systemfamilien Visonik und Unigyr,<br />
danach von Desigo und Synco von<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies.<br />
Durch die langjährigen Erfahrungen<br />
mit allen Systemgenerationen hat<br />
sich das Systemhaus im Kundenkreis<br />
auch als Spezialist für Migrationen<br />
einen Namen gemacht.<br />
Aktuell<br />
Zur Firmenphilosophie von W&T<br />
Regeltechnik gehört es, Projekte<br />
aus einer Hand anzubieten, also von<br />
der Beratung über die Planung und<br />
Realisierung bis zur Inbetriebnahme,<br />
Wartung und Migration. Speziell für<br />
das Desigo System hat das Systemhaus<br />
kräftig in die Fortbildung seiner<br />
Mitarbeiter investiert, gilt Desigo<br />
doch in Fachkreisen heute schon als<br />
das „System von morgen“. Inzwischen<br />
zählen auch systemübergreifende<br />
Aufschaltungen von brandschutzund<br />
sicherheitstechnischen Anlagen<br />
auf Desigo zum Portfolio des Systemhauses.<br />
„Unsere Kunden fragen immer<br />
häufiger auch nach übergeordneten<br />
Systemfunktionen“, so Eike Weber.<br />
„Durch die systematische Unterstützung<br />
im Rahmen des SBT-Partnermanagements<br />
sind wir in der hervorragenden<br />
Lage, technische Gesamtlösungen<br />
über Gewerkegrenzen hinweg<br />
anbieten zu können.“<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 21
Referenz<br />
Institut für Polymerforschung<br />
mit neuem<br />
Werkstofflaborgebäude<br />
Entscheidung für durchgängiges<br />
Labormanagement von SBT<br />
Detlef Schwarte<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies,<br />
Region Ost, Dresden<br />
Die Lüftung von Laborräumen gilt als<br />
komplexe Aufgabenstellung. Da meist<br />
mehrere Gewerke beteiligt sind, kommt<br />
es bei der Umsetzung der Planung in<br />
die Praxis oft zu nicht vorhersehbaren<br />
Funktionsverlusten. Beim neuen Werkstofflaborgebäude<br />
am Institut für Polymerforschung,<br />
Dresden, entschied sich<br />
der Bauherr deshalb für eine Laborlösung<br />
von <strong>Siemens</strong> Building Technologies<br />
in LON-Technologie mit BACnet<br />
als Übertragungsprotokoll. Der Vorteil:<br />
weniger Gewerkeschnittstellen und<br />
eine maximale Durchgängigkeit von der<br />
Feldebene bis zum bereits vorhandenen<br />
Desigo-Gebäudeautomationssystem.<br />
Wie in der industriellen Produktion, der<br />
Lebensmittel-, Pharma- und Elektronikindustrie,<br />
liegt auch in wissenschaftlichen<br />
Labors der Schlüssel zu höherer Qualität<br />
in einem nachvollziehbaren, stabilen<br />
Raumklima. Erfahrungen bei der Planung<br />
und Ausführung von Laborlüftungen<br />
haben gezeigt, dass das Ergebnis umso<br />
überzeugender ist, je weniger Gewerkeschnittstellen<br />
vorhanden sind und je<br />
durchgängiger das Regelkonzept auf-<br />
22 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
gebaut ist. Bei der Planung des neuen<br />
Werkstofflaborgebäudes des Leibniz-<br />
Instituts für Polymerforschung (IPF) in<br />
Dresden kam hinzu, dass ein angrenzendes<br />
Bürohaus in ein Laborgebäude umgebaut<br />
wurde, dessen lichte Raumhöhe<br />
bei nur 2,99 Metern lag. Um die mit den<br />
Wissenschaftlern in Raumbüchern niedergelegten<br />
labor- und lüftungstechnischen<br />
Funktionen möglichst umfassend und<br />
zeitnah umzusetzen, beauftragte der<br />
Bauherr Fachplaner aus der Region und<br />
verzichtete auf einen Generalplaner und<br />
Architekten.<br />
Eine besondere Herausforderung für die<br />
verantwortlichen Mitarbeiter der Haus-,<br />
Labor- und Anlagentechnik des IPF und<br />
die Fachplaner war die Minimierung der<br />
Gewerkeschnittstellen bei der Ausstattung<br />
der Labors mit Medien, Abzügen,<br />
Lüftung und Regelung. Durch die exakte<br />
Beschreibung der Raumregelung, der<br />
Laborraum-Lüftungsregelung und der<br />
Laborraum-Abzugsregelung sowie der<br />
Einbindung von Drittsystemen – wie beispielsweise<br />
Brandschutzklappen, Sanitäranlagen,<br />
Kälteanlagen, Gaseversorgung,<br />
Druckluftanlage, Reinstwasseranlage,<br />
Neutralisationsanlage usw. – in das<br />
Gebäudeautomationssystem über LON-<br />
Technologie konnte man eine „gestü-<br />
Abb. 1<br />
ckelte“ Lösung ausschließen. Wegen<br />
der guten Erfahrungen des IPF bei der<br />
Migration der Stand-alone-Automationsstationen<br />
AS1000 von Staefa Control System<br />
nach Desigo von <strong>Siemens</strong> Building<br />
Technologies mit fast 100-prozentiger<br />
Durchgängigkeit von der Managementüber<br />
die Automationsebene bis in die<br />
Feldebene legten die Mitarbeiter der<br />
Haus-, Labor- und Anlagentechnik des<br />
IPF großen Wert auf die Beibehaltung der<br />
Ein-Fabrikat-Politik innerhalb eines offenen<br />
Systems.<br />
Integration ohne Datenpunktverluste<br />
Die von <strong>Siemens</strong> entwickelte Laborlösung<br />
verknüpft die variable Lüftungsregelung<br />
im Laborraum mit den Regelungs- und<br />
Steuerungselementen der zentralen Lüftungsanlagen,<br />
was eine am tatsächlichen<br />
Bedarf orientierte Betriebsstrategie<br />
ermöglicht. So wirkt die Betätigung des<br />
Frontschiebers am Laborabzug über das<br />
LON-Netzwerk direkt auf die zentrale<br />
Luftaufbereitung sowie auf die Kälte- bzw.<br />
Wärmeversorgung. Alle Energiespar- und<br />
Sicherheitsfunktionen sind damit bereits<br />
im System implementiert. Mehr noch:<br />
Die SBT-Laborlösung lässt sich ohne<br />
Datenpunktverluste in das vorhandene<br />
Gebäudeautomationssystem Desigo integrieren<br />
und visualisieren, was bei anderen
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Fabrikaten trotz LON-Technologie und<br />
BACnet in diesem Umfang nicht bzw.<br />
nur mit erhöhtem Aufwand möglich ist.<br />
Bilanzierung der Zu- und Abluftströme<br />
Die wichtigste Funktion der Laborlösung<br />
ist die Bilanzierung der Zu- und Abluftströme<br />
bzw. der Druckverhältnisse im<br />
Labor unter vordefinierten Grenzwerten<br />
und einer vorgegebenen Gleichzeitigkeit<br />
der Nutzung der Laborabzüge. Zu- und<br />
Abluftvolumen werden über Volumenstromboxen<br />
geregelt, die mit besonders<br />
schnell reagierenden Klappenantrieben<br />
ausgerüstet sind. Die Luftvolumina von<br />
Tischabzug, Tischabsaugung und gegebenenfalls<br />
Bodenabsaugung müssen<br />
dabei zu jeder Zeit dem Zuluftvolumen<br />
entsprechen.<br />
Die Volumenstromanpassung erfolgt<br />
automatisch über die Stellung der<br />
vertikalen Frontschieberposition (über<br />
Zahnriemen- oder Seilzugpotenziometer)<br />
und der horizontalen Position<br />
des Schiebefensters des Abzugs (über<br />
Kontaktsensoren). Wichtigste regelungstechnische<br />
Komponente ist der Abzugs-<br />
Dom mit eingebautem Volumenstromregler,<br />
der unmittelbar auf die Frontschieberposition<br />
bzw. die Schiebefensterstellung<br />
und die zusätzlich über ein<br />
Abb. 4<br />
Abb. 5<br />
Universalbediengerät auch manuell<br />
beeinflussbare Luftmenge reagiert.<br />
Aus wirtschaftlichen Erwägungen ist die<br />
zentrale Luftaufbereitung auf einen maximalen<br />
Volumenstrom von 21.500 Kubikmetern<br />
pro Stunde begrenzt. Wird ein<br />
Gleichzeitigkeitsfaktor von 85 bis 90 Prozent<br />
bei der Nutzung der 21 Laborabzugsplätze<br />
überschritten, so erkennt das Gebäudeautomationssystem<br />
den Grenzwert<br />
des Maximalvolumens und drosselt alle<br />
Abzüge gleichmäßig zurück. Parallel dazu<br />
wird das Überschreiten des maximalen<br />
Volumenstroms optisch und akustisch<br />
an den Abzügen angezeigt. Gleichzeitig<br />
erfolgt die Alarmierung des Technikpersonals<br />
über die Desigo-Gebäudeautomation<br />
mit visueller Angabe der Luftbilanzen<br />
und der Frontschieberstellungen.<br />
Hier zeigen sich die Vorteile der Ein-Fabrikat-Politik<br />
am deutlichsten: Aufgrund<br />
der 100-prozentigen Durchgängigkeit –<br />
vom Laborabzugsregler über die Raumebene<br />
bis zur Managementebene – ist<br />
eine vollständige Transparenz aller aufgeschalteten<br />
Systeme gegeben. Derzeit<br />
sind rund 6.000 Datenpunkte auf das<br />
vorhandene Desigo-System aufgeschaltet,<br />
davon etwa 1.300 aus dem neuen<br />
Werkstofflaborgebäude.<br />
Abb. 1:<br />
Das Werkstofflaborgebäude<br />
des IPF in Dresden war vor seiner<br />
Umnutzung ein Bürogebäude<br />
Abb. 2:<br />
Nur 2,99 m Raumhöhe standen<br />
zur Montage der umfangreichen<br />
Laborlüftung und Medienversorgung<br />
zur Verfügung<br />
Abb. 3:<br />
Alles im Griff dank Touchpanels<br />
Abb. 4:<br />
Die Stellung der Frontschieber<br />
und Schiebefenster bestimmt<br />
automatisch die Luftmengen<br />
Abb. 5:<br />
Die Regelung der Laborabzüge<br />
wirkt direkt auf die Luftaufbereitung.<br />
Frequenzumformer<br />
SED2 sorgen für eine bedarfsabhängige<br />
Luftbilanz<br />
Referenz<br />
Digitale Wartung<br />
der Brandschutzklappen<br />
Während in anderen Gebäuden des IPF<br />
die Brandschutzklappen noch regelmäßig<br />
durch einen Wartungsmonteur inspiziert<br />
und der Zustand manuell dokumentiert<br />
werden müssen, können im neuen Laborgebäude<br />
die Brandschutzklappen über<br />
ein LON-Bus-geführtes Regulex-System<br />
digital überwacht und periodisch auf ihre<br />
Funktion automatisiert überprüft werden.<br />
Die digitalisierte Wartung wird direkt im<br />
GA-System dokumentiert. Die Verarbeitung<br />
der Daten aus dem Regulex-System<br />
erfolgt über einen PXR11-Controller, der<br />
die LON-Daten auf BACnet konvertiert<br />
und an die Desigo-Station weitergibt. In<br />
ähnlicher Weise werden auch LON-Daten<br />
von den Gewerken Sanitär, Kälte, Gase,<br />
Neutralisationsanlage, Reinstwasseranlage,<br />
Druckluftanlage und Laborkühlwasseranlage<br />
über PXR11-Controller an<br />
das Gebäudeautomationssystem weitergeleitet.<br />
Da alle Drittsysteme über LON-<br />
Bus durch nur einen Systemintegrator<br />
auf die Gebäudeautomation aufgeschaltet<br />
sind – Vorteil: einheitliches Binding –,<br />
können alle Informationen aus den Drittsystemen<br />
einheitlich visualisiert, bearbeitet<br />
und dokumentiert werden.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 23
Referenz<br />
Abb. 1<br />
<strong>Siemens</strong>-One-Lösung<br />
für Hospital da Luz<br />
in Lissabon<br />
Zusatznutzen durch vernetzte<br />
IT- und Gebäudetechnikstruktur<br />
Die klassische medizinische Versorgung<br />
liegt in Europa noch weitgehend im Verantwortungsbereich<br />
der öffentlichen<br />
Hand. Mit der Reform des Gesundheitswesens<br />
haben jetzt auch kommerzielle<br />
Anbieter Zugang zu diesem offensichtlich<br />
lukrativen Markt und entwickeln<br />
Krankenhaus-Neubauten ganz nach<br />
unternehmerischen und prozessorientierten<br />
Gesichtspunkten. Ein Beispiel ist<br />
das Hospital da Luz in Lissabon/Portugal,<br />
das 30 Spezialkliniken und -praxen<br />
unter einem Dach vereint. Modernste<br />
IT- und Gebäudetechniklösungen von<br />
<strong>Siemens</strong> wurden dort so vernetzt, dass<br />
24 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
sowohl der Krankenhausbetreiber als<br />
auch die Patienten davon profitieren.<br />
Der demografische Wandel sowie die<br />
Fortschritte in der Medizin greifen immer<br />
stärker in die organisatorischen und unternehmerischen<br />
Strukturen der medizinischen<br />
Versorgung ein. Während sich<br />
die öffentlichen Träger vermehrt aus dem<br />
Gesundheitsbereich zurückziehen, entdecken<br />
Investoren und Finanzdienstleister<br />
das Gesundheitswesen als lukratives<br />
Geschäftsfeld. Ein Beispiel für den Wandel<br />
im Krankenhausbereich ist das „Hospital<br />
da Luz“ in Lissabon, das als integrierter<br />
Gesundheitscampus ein Allgemeinkrankenhaus<br />
mit 130 Betten, ein Pflegeheim<br />
mit 150 Betten und ein Seniorenheim<br />
mit 115 Apartments umfasst. Ein Novum:<br />
Die Grundsatzplanung lag in den Händen<br />
von Fachleuten aus den Bereichen Unternehmensberatung,<br />
Finanzen und Informationstechnologie.<br />
Diese Vorgehensweise kommt nicht von<br />
ungefähr, ist doch die Eigentümerin des<br />
Klinikkomplexes die portugiesische Bankengruppe<br />
„Espirito Santo“, die erst vor<br />
wenigen Jahren mit der Holdinggesellschaft<br />
Espirito Santo Saude ins Gesundheitswesen<br />
eingestiegen ist. Die Vorgabe<br />
des Auftrages lautete, mehr als 30 Spezialkliniken<br />
und Praxen so über IT miteinander<br />
zu vernetzen, dass das medizinische<br />
Personal so effizient und wirtschaftlich<br />
wie nur möglich arbeiten kann. Der<br />
Investor will sich mit diesem Konzept –<br />
stationäre und ambulante Pflegeleistungen<br />
in Kombination mit Wohn- und<br />
Pflegeeinheiten für selbstständige und<br />
pflegebedürftige ältere Menschen – als<br />
führender Anbieter im portugiesischen<br />
Gesundheitsmarkt positionieren. Die<br />
Gesamtinvestitionen betrugen rund<br />
130 Millionen Euro.
Abb. 2<br />
Abb. 3<br />
Total Building Solutions<br />
mit IT-Integration<br />
Eine wichtige Neuerung gegenüber dem<br />
klassischen Krankenhausneubau bestand<br />
in der auf IT basierenden Koordination<br />
aller medizinischen und gebäudetechnischen<br />
Prozesse. Dabei zeichnete sich<br />
ab, dass ein solch komplexes Vorhaben<br />
nur innerhalb eines gut eingespielten<br />
Konsortiums mit möglichst wenig Gewerkeschnittstellen<br />
realisiert werden<br />
kann. Beispielsweise galt es, vertrauliche<br />
Patientendaten, allgemeine Kommunikation,<br />
Internet und Unterhaltung sowie<br />
die Bedienfunktionen für Raumklima,<br />
Beleuchtung und Sonnenschutz so in ein<br />
System zu integrieren, dass alle Daten<br />
für sich gesichert am Bett des Patienten<br />
über ein Bedienterminal zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Der <strong>Siemens</strong>-Bereich Installations- und<br />
Elektrotechnik (I&S) bildete deshalb zusammen<br />
mit dem portugiesischen HLK-<br />
Anlagenbauer Sousa Pedro ein Konsortium,<br />
das neben den mechanischen<br />
Gewerken Heizungs-, Lüftungs-, Klimaund<br />
Sanitärtechnik weitgehend auf<br />
<strong>Siemens</strong>-Komponenten und -Systemen<br />
von Automation & Drives (A&D), Power<br />
Abb. 1:<br />
Ein Beispiel für das Krankenhaus<br />
der Zukunft: Das Hospital da Luz.<br />
Es vereint 30 Spezialkliniken und<br />
-praxen unter einem Dach.<br />
Abb. 2:<br />
Gebäudetechnische Anlagen<br />
im Hospital da Luz<br />
Abb. 3:<br />
Das Multifunktionsterminal<br />
„HiMed-Cockpit“ nutzen Arzt,<br />
Pfleger und Patient gleichermaßen.<br />
Transmission & Distribution (PTD), Communications<br />
(COM), Medical Solutions<br />
(MED) und Building Technologies (SBT)<br />
aufbaut.<br />
Weitgehender Verzicht auf gewerkespezifische<br />
Systemstrukturen<br />
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal<br />
des <strong>Siemens</strong>-One-Projektes in Kombination<br />
mit der Total Building Solution von<br />
SBT gegenüber der klassischen Gewerkeplanung<br />
ist die durchgängige IT-Struktur<br />
für alle Gewerke. Auf gewerkespezifische<br />
Bedienebenen wird dabei weitgehend<br />
verzichtet. Neu ist auch die Schnittstelle<br />
zwischen der medizinorientierten ITund<br />
der Gebäude- bzw. Raumautomation<br />
in Form des Bedienterminals „HiMed-<br />
Cockpit“, das alle Teilsysteme auf einer<br />
Bedienoberfläche zusammenführt.<br />
Am Patientenbett stehen damit folgende<br />
Funktionen und Angebote zur Verfügung:<br />
� Patientendaten für den Arzt<br />
� Patienten- und Klinikinformationen<br />
� Notruf an Pflegepersonal<br />
� Kommunikation wie Telefon, Intraund<br />
Internetzugang, E-Mail, TV, Radio;<br />
später auch Webkamera und Videoon-Demand<br />
Fazit<br />
Referenz<br />
Die Reform des Gesundheitswesens<br />
führt zu einer stärkeren Fokussierung<br />
auf die Prozesse. Viele administrative,<br />
diagnostische, therapeutische, logistische<br />
und gebäudetechnische Abläufe<br />
lassen sich heute schon über ein integriertes<br />
IT-System funktional miteinander<br />
verbinden. Der Hauptvorteil<br />
der im Hospital da Luz realisierten<br />
Lösung liegt im gesamten medizinischen<br />
und gebäudetechnischen Knowhow<br />
von <strong>Siemens</strong>. Bei gleicher technischer<br />
Ausstattung stehen aufgrund<br />
der übergeordneten Verknüpfungen<br />
mehr Funktionalitäten bei geringerem<br />
personellem Aufwand zur Verfügung.<br />
Wesentlichen Anteil an der Systemintegration<br />
hat der Multifunktions-<br />
Flachbildschirm „HiMed-Cockpit“, der<br />
die Arbeit des Arztes und des Pflegepersonals<br />
erleichtert und den Klinikaufenthalt<br />
für den Patienten kurzweiliger<br />
gestaltet.<br />
� Bediengerät für die raumweise<br />
Steuerung der Heizungs-, Lüftungsund<br />
Klimaanlage sowie Licht- und<br />
Sonnenschutzeinrichtungen.<br />
Auch das eigenständig arbeitende Sinteso-<br />
Brandmeldesystem – bestehend aus rund<br />
2.400 Brandmeldern, 24 Loops, 2 Zentralen,<br />
20 Stockwerksterminals, 137 manuellen<br />
Alarmgebern, 38 Gasdetektoren<br />
für CO2 und andere Gase – ist auf der<br />
Managementebene mit dem Gebäudeautomationssystem<br />
Desigo verbunden.<br />
Das Gleiche gilt für das Gefahrenmanagement<br />
MM8000 (Zutrittskontrolle, Videoüberwachung,<br />
Einbruchschutz), das ebenso<br />
in das Desigo-Gebäudeautomationssystem<br />
eingebunden ist. Als künftige<br />
Entwicklungsaufgabe sieht <strong>Siemens</strong> die<br />
Verknüpfung des für das Gesundheitswesen<br />
entwickelten Workflow-Managements<br />
„SOARIAN“ mit dem Gebäudeautomationssystem<br />
Desigo, um zusätzliche<br />
Synergien zwischen den Gesundheitsversorgungssystemen<br />
und den gebäudetechnischen<br />
Systemen zu nutzen.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 25
Referenz<br />
26 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
Realistische<br />
Bedingungen<br />
bis ins Detail<br />
Steuerungs- und Gebäudetechnik in<br />
der Übungshalle des IdF NRW in Telgte<br />
Markus Olbring<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies,<br />
Region Ruhr<br />
Feuer, Rauch, verzweifelte Rufe – die<br />
Übungshalle des Instituts der Feuerwehr<br />
Nordrhein-Westfalen (IdF NRW)<br />
in Telgte bietet realistische Übungsbedingungen<br />
bis ins Detail. Hinter den<br />
Kulissen arbeitet komplexe Steuerungsund<br />
Gebäudetechnik von <strong>Siemens</strong>. In<br />
diesem Konzept verbinden sich Kompetenzen<br />
mehrerer <strong>Siemens</strong>-Bereiche<br />
zu einer einheitlichen Gesamtlösung.<br />
Das Institut der Feuerwehr Nordrhein-<br />
Westfalen (IdF NRW) in Münster ist die<br />
größte Bildungseinrichtung dieser Art<br />
in Deutschland. Führungskräfte und<br />
Spezialkräfte des feuerwehrtechnischen
Dienstes aus Nordrhein-Westfalen und<br />
dem gesamten Bundesgebiet werden<br />
dort aus- und fortgebildet. Für die einsatztaktische<br />
Ausbildung steht den künftigen<br />
Gruppenführern und Zugführern seit<br />
Anfang 2008 eine bundesweit einmalige<br />
Übungshalle zur Verfügung: Gelegen auf<br />
einem knapp 11.000 Quadratmeter großen<br />
Gelände in Telgte bei Münster und<br />
mit einer Höhe von bis zu 28 Metern erlaubt<br />
sie wetterunabhängig Übungen mit<br />
echten Einsatzfahrzeugen und -geräten.<br />
Das Gebäude ermöglicht außergewöhnlich<br />
realistische Bedingungen für unterschiedliche<br />
Einsatzlagen. Zu den Szenarien<br />
zählen Wohn- und Geschäftshäuser,<br />
Forschungslaboratorien, Werkstätten und<br />
Industriegebäude. Anders als eine Filmkulisse<br />
sind sie auch innen begehbar und<br />
teileingerichtet. Für eine möglichst wirklichkeitsnahe<br />
Einsatzsimulation sorgen<br />
elektronisch gesteuerte Effekte wie künstlicher<br />
Rauch, flackernde Scheinwerfer,<br />
akustische Signale und elektrisch oder<br />
pneumatisch bewegte Puppenattrappen.<br />
Die Variationsmöglichkeiten der Anlage<br />
sind nahezu unbegrenzt. Zur Realisierung<br />
dieser vielfältigen Anwendungen<br />
entwickelte <strong>Siemens</strong> ein komplexes<br />
Gesamtkonzept, das sowohl Steuerungsals<br />
auch Gebäudetechnik umfasst.<br />
Steuerungstechnik<br />
Im Zentrum der Lösung steht das Automatisierungssystem<br />
Simatic S7-400 von<br />
<strong>Siemens</strong> Automation & Drives, eine<br />
Speicherprogrammierbare Steuerung<br />
(SPS). Die Kommunikation zwischen den<br />
einzelnen Komponenten erfolgt über ein<br />
Profibus-DP-Netzwerk. Über zahlreiche<br />
dezentrale Unterverteilungen und rund<br />
1.250 Datenpunkte steuert das System<br />
sämtliche Objekte in der Halle automatisch<br />
an. Im Einzelnen umfasst die Steuerung<br />
folgende Simulationselemente:<br />
Puppenattrappen: Zur Simulierung von<br />
Rettungssituationen dienen bewegliche<br />
Puppen. Eine Puppe beugt sich beispielsweise<br />
nach entsprechender Aktivierung<br />
aus einem Fenster. Gleichzeitig steuert<br />
das System einen Lautsprecher an, über<br />
den ein vorher parametrierter Hilferuf<br />
abgespielt wird. Der Dozent kann diesen<br />
Hilferuf jederzeit unterbrechen oder über<br />
ein Funkmikrofon individuell fortsetzen.<br />
So lassen sich auch Gesprächssituationen<br />
trainieren.<br />
Flammennebel: Den Eindruck von Feuer<br />
erzeugt in der Übungshalle Flammennebel.<br />
Auch die Maschinen zu seiner Erzeugung<br />
werden über die SPS gestartet.<br />
Berauchungsanlage: Über ein Kanalnetz<br />
und Berauchungsventilatoren kann jeder<br />
Raum des Übungsareals einzeln beraucht<br />
werden. Das System steuert hier automatisch<br />
die Rauchproduktion sowie die<br />
Dosierung.<br />
Kellerflutung: Für die Simulation von<br />
Hochwasser-Schadenslagen kann ein<br />
Kellerraum komplett mit Wasser geflutet<br />
werden. Die Flutung lässt sich ebenfalls<br />
direkt über die SPS auslösen.<br />
Lautsprecheranlage: Über die Lautsprecher<br />
der Elektroakustischen Anlage<br />
(ELA) lassen sich nicht nur Hilferufe einspielen,<br />
sondern auch andere Geräusche.<br />
Das eingesetzte System wird beispielsweise<br />
auch auf Flughäfen zur automatischen<br />
Gate-Ansage verwendet. Die Anlage<br />
ist über eine eigens programmierte<br />
Schnittstelle mit dem übergreifenden<br />
Steuerungssystem verknüpft.<br />
Videoanlage: Zur Dokumentation der<br />
Übungen können diese durch Videokameras<br />
aufgezeichnet werden. Die<br />
Videoaufzeichnung wird ebenfalls durch<br />
die SPS gestartet und gestoppt.<br />
Ansteuerung der Brandmelderzentrale:<br />
Auch die Brandmelderzentrale wird über<br />
eine Software-Kopplung durch die SPS<br />
angesteuert. So lassen sich zu Übungszwecken<br />
einzelne Melder automatisch<br />
auslösen oder auch ausgelöste Melder<br />
über das System anzeigen. Die Kopplung<br />
zwischen Brandmelde- und Steuerungstechnik<br />
erfolgt durch eine OPC-Brücke.<br />
Weitere Simulationselemente: Die<br />
Steuerung der Übungsszenarien über<br />
die S7-400 reicht bis ins Detail. So kann<br />
die Tür eines Raumes beheizt werden,<br />
um die unterschiedlichen Temperaturen<br />
in dem Raum darzustellen. Für individuelle<br />
Rauchbewegungen kommt eine<br />
steuerbare Backdrafttür zum Einsatz.<br />
Bedienung und Parametrierung<br />
der Anlage<br />
Die Parametrierung der einzelnen<br />
Übungsszenarien erfolgt durch ein<br />
eigens für dieses Projekt erstelltes<br />
Programm. Hier können die Dozenten<br />
aus der Fülle aller Elemente durch einfache<br />
Auswahl eine Lage sehr schnell<br />
zusammenstellen. In einem Aktions-<br />
Zeit-Diagramm können dann sämtliche<br />
Elemente einfach per Drag and Drop an<br />
den gewünschten Zeitpunkt innerhalb<br />
einer Übung platziert werden.<br />
Bedient wird die Anlage durch Funk-<br />
Bedienpanels, sogenannte WLAN-Webpads.<br />
Dafür baute <strong>Siemens</strong> Enterprise<br />
Communications in der Halle eigens ein<br />
WLAN mit 13 Accesspunkten und einem<br />
zentralen WLAN-Controller auf. Über<br />
die Bedienpanels kann der Dozent das<br />
gewünschte Szenario auswählen und in<br />
die SPS laden. Die Darstellung der Lage<br />
erfolgt durch ein Aktions-Zeit-Diagramm,<br />
auf dem ein Zeitbalken den aktuellen<br />
Status des Szenarios wiedergibt. Eine<br />
Grundrissvisualisierung erlaubt es darüber<br />
hinaus, Simulationselemente individuell<br />
zu- oder abzuschalten.<br />
Gebäudetechnische Ausstattung<br />
Die gesamte MSR-Technik zur Beheizung<br />
und Lüftung des Gebäudes realisierte<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies auf der<br />
Grundlage des Gebäudeautomatisierungssystems<br />
Desigo. Als Automationsstationen<br />
kommen Desigo-PX-Modular-<br />
Komponenten zum Einsatz. Sie unterstützen<br />
den dezentralen Aufbau des BACnetbasierten<br />
Systems. Die Visualisierung der<br />
Anlage erfolgt über das Darstellungstool<br />
Desigo Insight.<br />
Die Besonderheit der Anlage besteht<br />
in der Kopplung der Gebäudeleittechnik<br />
mit der Steuerung der Simulationsanlage.<br />
So werden über ein OPC/BACnet-Gateway<br />
alle Störmeldungen aus der Simulationsanlage<br />
in das Desigo-System übertragen<br />
und dort zur weiteren Bearbeitung<br />
dargestellt. Darüber hinaus kann die Berauchungsanlage<br />
im Simulationsgebäude<br />
durch diese Kopplung auch zur Lüftung<br />
eingesetzt werden. Die Steuerung erfolgt<br />
dabei über ein Zeitprogramm direkt aus<br />
Desigo.<br />
Nicht zuletzt verantwortet <strong>Siemens</strong><br />
Building Technologies auch den Einbruchschutz<br />
in der mit empfindlicher<br />
und hochwertiger Technik ausgestatteten<br />
Halle. Eine CIC-Einbruchmeldeanlage<br />
mit zahlreichen Meldepunkten sichert<br />
sämtliche potenzielle Zugänge gegen<br />
unberechtigtes Eindringen.<br />
Fazit<br />
Referenz<br />
Komplexe Technik ermöglicht in<br />
der neuen Übungshalle des IdF NRW<br />
außergewöhnlich wirklichkeitsnahe<br />
Übungsbedingungen. Möglich wird<br />
dies durch ein von verschiedenen<br />
<strong>Siemens</strong>-Bereichen gemeinsam realisiertes<br />
Gesamtkonzept, das Steuerungs-<br />
und Gebäudetechnik intelligent<br />
kombiniert.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 27
Produkt<br />
28 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
© Nikolay Okhitin, www.fotolia.de
HVAC<br />
Integrated Tool<br />
Anlagen für Heizung, Lüftung,<br />
Klima und Kälte treffsicher planen<br />
Mit dem neuen HVAC Integrated Tool<br />
stellt <strong>Siemens</strong> Building Technologies<br />
Installateuren, Fachberatern und<br />
Planern eine Software zur Verfügung,<br />
die das Projektieren von Heizungs-,<br />
Lüftungs-, Klima- und Kälteanlagen<br />
vereinfacht und beschleunigt.<br />
Das HVAC Integrated Tool (HIT) entlastet<br />
den Fachmann bei der Projektierung von<br />
HLK-Anlagen sowohl bei Routinearbeiten<br />
als auch bei der Auswahl der geeigneten<br />
Regelungskomponenten. In praxisnaher<br />
und benutzerfreundlicher Art greift<br />
es auf das komplette aktuelle <strong>Siemens</strong>-<br />
Sortiment von Ventilen, Stellantrieben,<br />
Fühlern, Thermostaten und Frequenz-<br />
Umrichtern zu. Damit ist gewährleistet,<br />
dass für jede Anwendung das am besten<br />
geeignete und kompatible Produkt zum<br />
Einsatz kommt.<br />
Die selbsterklärende Menüführung ist auf<br />
die typischen Arbeitsabläufe der Branche<br />
abgestimmt. Dem Nutzer ermöglicht sie<br />
genau den Einstieg, der seinen aktuellen<br />
Anforderungen entspricht. Mit der Option<br />
„Produkte“ lässt sich ein Projekt über die<br />
gewünschten Parameter in wenigen Schritten<br />
mit den passenden Produkten bestücken.<br />
In der Option „Anwendungen“ wird<br />
die Art einer Anlage gewählt und projektbezogen<br />
spezifiziert. HIT erstellt dann aus<br />
300 vorkonfigurierten und modifizierbaren<br />
Applikationen in den Anwendungsgebieten<br />
Heizung, Lüftung/Klima, Kälte und<br />
Räume die passende Lösung einschließlich<br />
Anlagenschema und Materialliste. Alle<br />
Produktvorschläge werden durch Hinweise<br />
zu Preisen und zum jeweils benötigten<br />
Zubehör ergänzt. Darüber hinaus ist zu<br />
jedem Produkt die vollständige technische<br />
Dokumentation hinterlegt.<br />
Produkt<br />
Ein Projektmanagement-Modul ergänzt<br />
das Tool. Damit können einmal geplante<br />
Anlagen und Projekte einfach kopiert<br />
und modifiziert werden. Aus den gespeicherten<br />
Daten lassen sich automatisch<br />
Ausschreibungstexte in Word und Produktlisten<br />
in Excel generieren.<br />
Die Installation von HIT auf dem Rechner<br />
erfolgt ohne weiteren Aufwand per<br />
CD. Spätere Aktualisierungen sind dann<br />
online möglich. Damit gewährleistet HIT,<br />
dass das Sortiment, alle hinterlegten<br />
Dokumente und die Preise immer auf<br />
dem neuesten Stand sind. Beim Zugriff<br />
auf länger zurückliegende Projekte ermittelt<br />
das Programm gegebenenfalls nicht<br />
mehr verfügbare Produkte. Passende<br />
Nachfolgemodelle lassen sich unmittelbar<br />
über die Suchfunktion finden.<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 29
Produkt<br />
In modernen Gebäuden werden einzelne<br />
Räume oder Zonen mit Luft versorgt.<br />
Außenluft wird dazu in Luftaufbereitungsanlagen<br />
vorkonditioniert (reinigen,<br />
heizen, kühlen, befeuchten, trocknen)<br />
und über ein weitverzweigtes Kanalsystem<br />
den einzelnen Räumen und Zonen<br />
zugeführt. In der Nähe der Luftauslässe<br />
befinden sich Klappen, mit denen die<br />
Luftzufuhr zu den Zonen oder Räumen<br />
geregelt wird. In der Fachwelt wird diese<br />
kontrollierte Luftzufuhr als „Variable<br />
Volumenstromregelung“ bezeichnet.<br />
Dieses Prinzip bietet den großen Vorteil,<br />
dass die genau benötigte Menge an Kühloder<br />
Außenluft an den Ort gebracht wird,<br />
wo sie benötigt wird, woraus ein hoher<br />
Grad an Komfort und Effizienz resultiert.<br />
Heute wird von allen Menschen viel verlangt<br />
– Höchstleistungen sind jedoch nur<br />
unter optimalen Bedingungen möglich.<br />
Weil sich der Mensch nur in einem begrenzten<br />
Temperatur- und Feuchtebereich<br />
behaglich fühlt, wird der Vorteil moderner<br />
Gebäudeklimatisierung offensichtlich.<br />
Das VVS-System ist grundsätzlich ein<br />
Kühlsystem und muss deshalb für den<br />
Heizbetrieb mit einem geeigneten Heizungssystem<br />
(Radiator, Bodenheizung<br />
oder Luftnacherwärmer) kombiniert<br />
werden. Die gesamte Kühlleistung wird<br />
durch die Zuluft erbracht. Die Zulufttemperatur<br />
bleibt dabei konstant – außer<br />
bei Luftnacherwärmung – (im Winter<br />
eventuell weniger kalt einblasen als im<br />
Sommer), und die Raumtemperatur wird<br />
durch Variieren des Zuluftvolumenstroms<br />
geregelt. In einem Gebäude stellt die<br />
Sonneneinstrahlung eine der Hauptkühllasten<br />
dar. Weil aber die Sonne von Osten<br />
nach Westen um das Gebäude „herum-<br />
30 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 04/2008<br />
OpenAir –<br />
der variable Volumenstrom-Kompaktregler<br />
mit lageunabhängigem<br />
Drucksensor<br />
wandert“, fällt die maximale Kühllast nicht<br />
in allen Räumen gleichzeitig an.<br />
Da die Kühlleistung dem Zuluftvolumenstrom<br />
proportional ist, wird der maximal<br />
erforderliche Gesamtvolumenstrom wesentlich<br />
kleiner sein als die Summe der<br />
maximalen Zuluftvolumenströme der<br />
einzelnen Räume. Bei Verwendung geeigneter<br />
Luftauslässe kann zudem die<br />
Temperaturdifferenz zwischen Raum- und<br />
Zuluft gegenüber konventionellen Anlagen<br />
wesentlich erhöht werden, was eine<br />
weitere Reduktion des Zuluftvolumenstroms<br />
ermöglicht.<br />
Obwohl die Vorteile des VVS-Systems<br />
gegenüber Nur-Luft-Systemen mit konstantem<br />
Volumenstrom schon in der Anfangszeit<br />
der Klimatechnik erkannt wurden,<br />
scheute man früher den Aufwand,<br />
die gleichmäßige Zuluftverteilung – auch<br />
bei variabler Zuluftmenge – sicherzustellen.<br />
Mit fest eingestellten Einblasöffnungen<br />
wie zum Beispiel Lochdecken oder<br />
Gitter-Luftauslässen war dies praktisch<br />
unmöglich. Es mussten zuerst kostengünstige<br />
Luftauslässe mit eingebauter<br />
Luftmengenregelung entwickelt werden.<br />
Große Anstrengungen seitens der Regelgeräte-Hersteller<br />
und deren Entwicklungsteams<br />
führten schließlich zum<br />
Durchbruch der VVS-Systemtechnik.<br />
VVS-Regelung als Teil einer kompletten<br />
Heizungs-/Lüftungs-/Klimaanlage<br />
Die Volumenstromregelung erfolgt mit<br />
sogenannten VVS-Boxen. Sie beinhalten<br />
eine Messblende zur Messung des dynamischen<br />
Drucks, eine Klappe, mit der<br />
der Luftvolumenstrom reguliert wird,<br />
und einen VVS-Regler plus Antrieb, der<br />
die Regelung auf einen bestimmten Luftvolumenstrom<br />
vornimmt.<br />
Die VVS-Boxen mit Regler und Antrieb<br />
garantieren die exakte bedarfsgeführte<br />
Regelung der Luftmenge in einzelnen<br />
Räumen oder Zonen. Damit die VVS-<br />
Boxen in ihrem günstigen Betriebspunkt<br />
arbeiten, wird durch die Lüftungszentrale<br />
der Kanalüberdruck (für Zuluft) und<br />
der Kanalunterdruck (für Abluft) geregelt.<br />
Ein weiteres Argument spricht für eine<br />
möglichst genaue Regelung der verlangten<br />
Luftmenge: Der Transportenergieverbrauch<br />
ist proportional zur dritten<br />
Potenz des Volumenstroms und macht<br />
daher einen sehr großen Anteil des Gesamtenergieverbrauchs<br />
einer Lüftungsanlage<br />
aus.<br />
P ≈ …*˙V3<br />
P = Leistung<br />
(in unserem Fall Ventilatorleistung)<br />
˙V = Transportierter Luftvolumenstrom<br />
Deshalb ist schnell klar, dass intelligente<br />
Produkte gefragt sind, die einen verlangten<br />
Volumenstrom möglichst genau<br />
regeln, damit für Außenluft in der verlangten<br />
Menge sorgen und nebenbei<br />
helfen, die Betriebskosten niedrig zu halten<br />
– ganz nach dem Motto: Luft so viel<br />
wie nötig, aber so wenig wie möglich.<br />
Überdruck- oder Unterdruckregelung<br />
eines Raums<br />
Bei diesen Regelungen wird im belüfteten<br />
Raum gegenüber der Außenluft oder benachbarten<br />
Räumen ein Überdruck oder<br />
Unterdruck erzeugt. Über- oder Unterdruck<br />
in einem Raum kann zum Beispiel<br />
durch unterschiedliche Förderleistung<br />
des Zuluft- und Abluftventilators erreicht<br />
werden, oder durch Veränderung des<br />
Luftwiderstands im Luftkanal durch<br />
Klappen usw.
Volumenstromregler-Sortiment:<br />
GDB181.1E/3, GLB181.1E/3, ASV181.1E/3<br />
Wird ein Raum auf Überdruck gehalten,<br />
so wird der Zustrom unerwünschter,<br />
unreiner Luft durch undichte Stellen<br />
verhindert. Die Überdruckregelung wird<br />
zum Beispiel in Labors und Fabrikationsräumen<br />
für empfindliche elektronische,<br />
optische und mechanische Geräte und<br />
auch in Operationssälen von Krankenhäusern<br />
(zur Vermeidung von Infektionen)<br />
angewendet. Ein bestimmter<br />
Überdruck wird erzeugt, indem der<br />
Zuluftstrom konstant gehalten wird und<br />
der Raumregler durch die Abluftklappe<br />
den Abluftstrom in Abhängigkeit des<br />
gewünschten Raumüberdrucks drosselt<br />
oder die Drehzahl des Ventilators verstellt.<br />
Bei der Unterdruckregelung eines Raums<br />
wird die Ausbreitung schlechter Luft in<br />
Nebenräume verhindert. Sie findet daher<br />
hauptsächlich Anwendung bei Räumen<br />
mit starker Luftverunreinigung durch<br />
Gase, Dämpfe oder Gerüche wie zum<br />
Beispiel in Küchen, WC-Anlagen, Garderoben,<br />
Laboratorien, Fabrikationsräumen,<br />
Akkuräumen usw. In Operationssälen<br />
von Krankenhäusern wird im Unterdruckbetrieb<br />
die Ausbreitung von Bakterien<br />
verhindert. Zur Erzeugung von Unterdruck<br />
hält man den Abluftstrom konstant<br />
und drosselt den Zuluftstrom entsprechend<br />
dem geforderten Raumunterdruck.<br />
Ermitteln des aktuellen Luftvolumenstroms<br />
mithilfe des Wirkdruckverfahrens<br />
Bei der Volumenstrommessung nach dem<br />
Wirkdruckverfahren wird der Querschnitt<br />
der Rohrleitung an einer Stelle mit einer<br />
Blende verengt. Bei vorhandener Luftströmung<br />
baut sich über der Messblende<br />
ein Differenzdruck auf. Mit der an tatsächliche<br />
Verhältnisse angepassten Bernoullischen<br />
Gleichung (in Rohrleitungen<br />
Behaglichkeitsfeld in Abhängigkeit<br />
von Temperatur und Feuchte<br />
herrschen keine idealen Verhältnisse)<br />
kann nach folgender Formel der Luftvolumenstrom<br />
ermittelt werden:<br />
˙V = C√∆P<br />
˙V = Luftvolumenstrom<br />
∆P = Differenzdruck über Messblende<br />
C = Konstante, die vom Hersteller der<br />
Boxen experimentell ermittelt wird<br />
Mit einer einfachen (aber präzisen)<br />
Differenzdruckmessung als Hilfsgröße<br />
kann die Luftgeschwindigkeit mathematisch<br />
ermittelt werden.<br />
Große Herausforderung:<br />
kleine Drücke genau messen<br />
Durch den nichtlinearen Zusammenhang<br />
zwischen Differenzdruck und Luftvolumenstrom<br />
werden an die Genauigkeit<br />
der Druckmessung sehr hohe Anforderungen<br />
gestellt. Insbesondere in der<br />
Nähe des Nullpunkts wirken sich Fehler<br />
in der Differenzdruckmessung stark aus<br />
– und hier kommen die Vorteile der<br />
<strong>Siemens</strong>-Volumenstromregler ins Spiel:<br />
Innovative technische Lösung<br />
Die Volumenstromregler von HVAC<br />
Products bieten eine Genauigkeit, die<br />
bisher auf dem Markt unerreicht war.<br />
Möglich ist dies durch eine statische<br />
Druckmessung, intelligente Software-<br />
Algorithmen und einen periodischen<br />
Nullpunktabgleich, der garantiert, dass<br />
das Produkt unabhängig von Einbaulage<br />
und Temperaturänderungen arbeitet.<br />
Das von den meisten Mitbewerbern<br />
verwendete Druckmessverfahren mit<br />
durchflossenen Sensoren hat die entscheidenden<br />
Nachteile, dass die Sensoren<br />
stark von der Montagelage und<br />
der Umgebungstemperatur abhängig<br />
Anlagenschema Volumenstromregelung<br />
Produkt<br />
sind. Vor allem verschmutzen sie leicht,<br />
da das Sensorelement dauernd von<br />
Kanalluft durchflossen ist.<br />
Das statische Druckmessverfahren verhindert<br />
zusammen mit den Software-<br />
Algorithmen diese negativen Effekte,<br />
die in der Praxis zu Fehlmessungen,<br />
Ungenauigkeiten und Altersdrift führen.<br />
Zudem ist das statische Messverfahren<br />
unempfindlicher gegenüber geknickten<br />
Luftschläuchen und langen Zuleitungen<br />
des Differenzdrucksignals.<br />
Volumenstromregler von <strong>Siemens</strong> –<br />
die Produkte<br />
<strong>Siemens</strong> als Hersteller und Lieferant<br />
von Produkten für Regelung, Steuerung<br />
und Management von Verbrennungs-,<br />
Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen<br />
in Gebäuden hat sich zum Ziel gesetzt,<br />
für das Wohlbefinden von Menschen zu<br />
sorgen, die sich in Gebäuden aufhalten.<br />
So sind unter anderem VVS-Regler erhältlich,<br />
die helfen, das Wohlbefinden von<br />
Menschen beim Aufenthalt in Gebäuden<br />
zu garantieren.<br />
Der VVS-Regler ist in einem kompakten<br />
Gehäuse untergebracht und besticht<br />
durch seine hohe Präzision, seine kleinen<br />
Abmessungen, seinen niedrigen Energieverbrauch<br />
und seine einfache und<br />
schnelle Parametrierung.<br />
Er ist in drei Ausführungen erhältlich:<br />
� GDB181.1E/3 mit 5 Nm Drehmoment<br />
� GLB181.1E/3 mit 10 Nm Drehmoment<br />
� ASV181.1E/3 als Differenzdruckfühler<br />
und Regler ohne Antriebsfunktion<br />
04/2008 <strong>Soll</strong>-<strong>Ist</strong> 31
www.siemens.de/buildingtechnologies<br />
Ansprechpartner<br />
Region Nordrhein<br />
Am Albertussee 1<br />
D-40549 Düsseldorf<br />
Tel. (0211) 399-2514<br />
Fax (0211) 399-2331<br />
Franz-Geuer-Straße 10<br />
D-50823 Köln<br />
Tel. (0221) 576-2356<br />
Fax (0221) 576-2200<br />
Region Ruhr<br />
Märkische Straße 8–10<br />
D-44135 Dortmund<br />
Tel. (0231) 576-1632<br />
Fax (0231) 576-2296<br />
Kruppstraße 16<br />
D-<strong>45</strong>128 Essen<br />
Tel. (0201) 816-1991<br />
Fax (0201) 816-1910<br />
Region Rhein-Main<br />
Friesstraße 20<br />
D-60388 Frankfurt/Main<br />
Tel. (069) 797-3900<br />
Fax (069) 797-3905<br />
Region Südbayern<br />
Richard-Strauss-Straße 76<br />
D-81679 München<br />
Tel. (089) 9221-4320<br />
Fax (089) 9221-3335<br />
Region Nordbayern<br />
Von-der-Tann-Straße 30<br />
D-90439 Nürnberg<br />
Tel. (0911) 6537-2424<br />
Fax (0911) 654-3464<br />
Region Ost<br />
Nonnendammallee 101<br />
D-13629 Berlin<br />
Tel. (030) 386-32419<br />
Fax (030) 386-32290<br />
Region Hanse<br />
Lindenplatz 2<br />
D-20099 Hamburg<br />
Tel. (040) 2889-5292<br />
Fax (040) 2889-2011<br />
Region Mitte<br />
Werner-von-<strong>Siemens</strong>-Platz 1<br />
D-30880 Laatzen<br />
Tel. (0511) 8771571<br />
Fax (0511) 8771166<br />
Region Südwest<br />
Weissacher Straße 11<br />
D-70499 Stuttgart<br />
Tel. (0711) 137-6700<br />
Fax (0711) 137-6795<br />
<strong>Siemens</strong> Building Technologies GmbH & Co. oHG<br />
E-Mail: info.de.sbt@siemens.com<br />
Änderungen vorbehalten.<br />
© <strong>Siemens</strong> Building Technologies GmbH & Co. oHG 2008<br />
Best.-<strong>Nr</strong>: E10003-A38-H16<br />
Gedruckt in Deutschland (04/2008)<br />
Die Informationen in dieser Broschüre enthalten lediglich allgemeine<br />
Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche im konkreten<br />
Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen<br />
bzw. welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können.<br />
Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn<br />
sie bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden.<br />
Adressänderungen bitte unter folgender<br />
Fax-Nummer melden: (0911) 9783321