Station C1: Lehrerhandreichungen
- Keine Tags gefunden...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Station C1 Kursbuch 5
Hörverstehen/ Teil 2 - Transkription des Hörtextes
Partnerwahl
Sie hören jetzt eine Podiumsdiskussion. Der Persönlichkeitspsychologe
Lars Penke spricht mit Doris Fürst über
Speed-Dating und den aktuellen Stand der Forschung im Bereich
der Partnerwahl. Unter Speed-Dating versteht man eine
ursprünglich aus den USA stammende Methode, mögliche neue
Partner zu finden, die sich in jüngster Zeit auch in deutschen
Metropolen wachsender Beliebtheit erfreut. An Speed-Dating-
Veranstaltungen nehmen männliche und weibliche Singles in
gleicher Anzahl teil, wobei die maximale Teilnehmerzahl pro
Geschlecht normalerweise auf 7 – 10 Personen beschränkt ist.
Zu diesem Text sollen Sie 10 Aufgaben lösen. Sie hören das
Gespräch zweimal. Lesen Sie jetzt die Fragen 11 – 20.
Doris Fürst: Herr Penke, Sie sind Persönlichkeitspsychologe
und betreiben Partnerwahlforschung im Zusammenhang
mit Speed-Dating. An der Humboldt-Universität haben Sie
bereits zwei entsprechende Studien durchgeführt. Wir freuen
uns, dass Sie heute unser Gast sind und mit uns über
männliche und weibliche Strategien bei der Partnerwahl
sprechen wollen. Worum geht es also bei dieser Forschung?
Lars Penke: Bei der Partnerwahlforschung geht es grundsätzlich
um die Frage: Wer wählt wen als Partner? Das ist ja
im Endeffekt eine wichtige Lebensentscheidung. Das
Problem ist nur, dass man als Wissenschaftler selten die
Möglichkeit hat, Partnerwahl direkt zu beobachten. Wir
können uns entweder fertige Paare angucken und sie fragen,
was sie dazu bewegt hat, diesen einen Partner zu wählen.
Oder wir fragen Singles nach ihren Vorlieben in Bezug auf einen
potentiellen Partner. Nur ist das beides eben nicht
genau der Prozess der Partnerwahl und es basiert alles auf
Selbstberichten.
Doris Fürst: Da scheint das Aufkommen von Speed-Dating-Veranstaltungen
ja ein ziemlicher Glücksfall für die
Forschung zu sein.
Lars Penke: Richtig. Das ist im Prinzip eine laborartige 11
Zuordnung: Beim Speed-Dating lernt jeder männliche Single
jeden weiblichen Single kennen und umgekehrt – in Runden,
die jeweils sieben bis acht Minuten dauern. In dieser eng
bemessenen Zeit haben die Singles die Gelegenheit, sich gegenseitig
ein wenig kennen zu lernen, gemeinsame Interessen
und Hobbys abzufragen. Nach den sieben Minuten
ertönt ein Gong, als Zeichen dafür, dass die Runde zu Ende
ist. Gleichzeitig notieren die Singles auf ihnen vorher ausgehändigten
Zetteln, ob sie ihr Gegenüber gerne wiedersehen
würden oder nicht. Nun wird aufgerückt, so dass sich männliche
Singles und weibliche Singles in neuer Konstellation gegenübersitzen.
Die oben beschriebene Prozedur wiederholt
sich so lange, bis jeder Single einmal mit jedem Single des
anderen Geschlechts reden konnte; anschließend werden
12
13
von den Veranstaltern die Karten eingesammelt und ausgewertet.
Eben wie in einem Labor. Hier lässt sich auch feststellen,
wo in der Situation der Entscheidung die Präferenzen
der einzelnen Personen lagen.
Doris Fürst: Welches Konzept liegt denn Ihren Untersuchungen
zugrunde?
Lars Penke: Ich arbeite mit Kollegen vom Max-Planck-Institut
zusammen, das sind in erster Linie Entscheidungsforscher,
die sich für die kognitiven, im Gehirn ablaufenden
Entscheidungsprozesse interessieren. Wie ich in so einer
Situation Informationen aufnehme, was ich über den möglichen
Partner wirklich erfahre, und wie ich das nutze, um
eine schnelle Entscheidung zu treffen. Ich selbst komme aus
der Persönlichkeitspsychologie und Beziehungsforschung
und interessiere mich dafür, welche Menschen mit welchen
Persönlichkeitseigenschaften in solchen Situationen wie gut
zurechtkommen und wie viel Erfolg sie haben.
Doris Fürst: Auf welchem Niveau laufen die Gespräche der
Teilnehmer eines Speed-Datings ab?
Lars Penke: Generell muss man sagen, dass der Inhalt der
Gespräche relativ banal ist. Allerdings glaube ich auch nicht,
dass der Gesprächsinhalt wirklich bestimmt, wer sich jetzt
für wen entscheidet. Es kann natürlich ein Ausschlusskriterium
geltend werden, wenn man zum Beispiel merkt, dass
man nicht aus derselben Stadt kommt, jedoch keine Fernbeziehung
will. Oder aber zwei Teilnehmer stellen fest, dass sie
das gleiche außergewöhnliche Hobby haben, was dann ein
bisschen die Sympathie fördert. Ich habe aber insgesamt den
Eindruck, dass beim Speed-Dating der Inhalt der Gespräche
nicht der entscheide Faktor ist ...
[Fragen 14 – 16]
Doris Fürst: ... sondern das äußere Erscheinungsbild?
Lars Penke: Das gesamte Auftreten. Es geht einem beim
Speed-Dating ja um die Frage: Wem gebe ich eine weitere
Chance, wer ist es wert, dass ich Zeit aufwende, ihn näher
kennen zu lernen? Dabei geht es natürlich auch um Attraktivität,
aber nicht ausschließlich. Ich denke, dass Aspekte wie
Körpersprache und auch die Aktivität, also wie viel überhaupt
geredet wird, einen viel stärkeren Einfluss auf die Entscheidung
haben, als der Inhalt des Gesprächs.
Doris Fürst: Der Zeitraum der Entscheidungsfindung ist ja
bekanntlich sehr kurz.
Lars Penke: Verschiedene Studien zeigen, dass man sich
einen ersten Eindruck von einer Person sehr schnell machen
kann. Ob man jemanden attraktiv findet, das geht in
300 bis 500 Millisekunden. Und Persönlichkeitsmerkmale
wie Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit aber
auch Intelligenz kann man schon nach ca. 30 Sekunden
ziemlich gut einschätzen. Das heißt, um einen ersten Eindruck
von einer Person zu kriegen, brauche ich in Wirklichkeit
nicht mal die drei Minuten eines Speed-Datings.
- 53 -