oneX magazin 03.2016
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AUSGABE 3 MÄRZ 2016<br />
König<br />
DER<br />
Herzen<br />
Stucki Christian<br />
Der Spitzenschwinger<br />
und Königsanwärter<br />
über seinen Sport, Geld<br />
und seine Familie: das<br />
grosse Interview.<br />
POSTKUTSCHEN<br />
Vor 100 Jahren<br />
kam das Aus<br />
im Oberaargau<br />
WISSEN<br />
Acht Pflanzen, die für<br />
Krieg, Sklaverei und<br />
Spekulation sorgten<br />
DOMI AEGERTER<br />
Als Nummer 2 kann<br />
er sich voll aufs<br />
Fahren konzentrieren
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EDITORIAL / INHALT<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
4<br />
Schwingen ist Schweizer Kulturgut. Nur in<br />
der Schweiz wird geschwungen, nur hier<br />
finden Schwingfeste statt. Schwingen ist<br />
nicht Olympisch. Und doch ist das, was<br />
uns die starken Männer im Sägemehl zeigen,<br />
echter Spitzensport. Alle drei Jahre<br />
findet das «Eidgenössische» statt, das den<br />
neuen König hervorbringt. Ende August<br />
dieses Jahres ist es wieder so weit. Dann<br />
wird in Estavayer le Lac der nächste König<br />
erkoren. Vielleicht gelingt es Sempbach<br />
Matthias, den Titel erneut zu gewinnen.<br />
Verteidigen muss er ihn nämlich nicht.<br />
Denn König war man nicht, das ist man,<br />
und man bleibt es. Auch dann, wenn das<br />
nächste «Eidgenössische» einen neuen<br />
König hervorbringt.<br />
Die Berner sind derzeit im Schwingen<br />
eine Macht. Mit Wenger Kilian und Sempbach<br />
Matthias stellten sie an den letzten<br />
beiden «Eidgenössischen» den König. Und<br />
auch der «König der Herzen» kommt aus<br />
dem Kanton Bern. Stucki Christian lieferte<br />
2013 in Burgdorf die Sportszene des Jahres.<br />
Mit ihm führten wir unser grosses Interview.<br />
Weil im August wieder «Eidgenössisches»<br />
ist, wird uns Schwingen noch in<br />
der einen oder anderen Ausgabe dieses<br />
Jahres beschäftigen.<br />
Für die grossen Touristenströme ist die<br />
Inselgruppe nicht geeignet. Und doch hat<br />
sie auf den Tourismus einen erheblichen<br />
Einfluss. Denn auf den Azoren werden<br />
«unsere» Hochs gemacht. Wie das Wetter<br />
ist, wo die Hochdruckgebiete Europas entstehen<br />
(Azorenhoch), und wie man dort<br />
Ferien machen kann, berichtet Klaus<br />
Zaugg.<br />
Viel Spass beim Lesen<br />
Euer Bruno Wüthrich<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber: one X Services<br />
Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />
Klaus Zaugg<br />
Layout: tnt-graphics AG,<br />
www.tnt-graphics.ch<br />
Auflage: 69 000 Exemplare<br />
Druck: NZZ Print, www.nzzprint.ch<br />
Versand: Die Post<br />
Inserate-Annahme und Redaktion:<br />
redaktion@onex<strong>magazin</strong>.ch<br />
14<br />
4 STUCKI CHRISTIAN<br />
Mit seiner offenen und<br />
herzlichen Art eroberte der<br />
Schwinger die Herzen der<br />
Fans. Im Interview spricht<br />
er über Geld, seinen Sport<br />
und seine Familie.<br />
14 WISSEN<br />
Diese Pflanzen schrieben<br />
Geschichte, ihretwegen<br />
wurden Kriege geführt,<br />
Menschen versklavt und<br />
Vermögen verjubelt.<br />
18 WUSSTEN SIE SCHON<br />
Warum Flirtversuche nicht<br />
bemerkt werden, Schweiss<br />
nicht immer gleich riecht<br />
und Sie die Typennummern<br />
von Mehl beachten sollten.<br />
20 DIE AZOREN<br />
Auf den Vulkaninseln<br />
herrscht so etwas wie ein<br />
irdisches Paradies.<br />
26 POSTKUTSCHEN<br />
Vor genau 100 Jahren<br />
wurde die letzte Postkutschenlinie<br />
des Oberaargaus<br />
eingestellt.<br />
30 DOMINIQUE AEGERTER<br />
Entspannt in die neue Saison<br />
als klare Nummer zwei.<br />
34 DIE SEITE DER LESER<br />
Leserbriefe und Veranstaltungskalender.<br />
18<br />
30<br />
20<br />
one X 3 / 2016 3
STUCKI CHRISTIAN<br />
Der Urkraft von Stucki Christian<br />
können die Wenigsten widerstehen<br />
König der<br />
Herzen<br />
Mit einer sportlichen Geste ohne Beispiel<br />
eroberte Stucki Christian am Eidgenössischen<br />
Schwingfest 2013 die<br />
Herzen der Zuschauer. Heute ist er<br />
einer der bestverdienenden Schwinger<br />
der Schweiz – und bleibt ein Sympathieträger.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />
Er war schon ganz nah dran am<br />
grössten Titel, den es in seiner<br />
Sportart zu erreichen gibt. Die Niederlage<br />
im Schlussgang des Eidgenössischen<br />
Schwingfest von 2013<br />
und seine spontane Reaktion darauf sind<br />
Lende. Stucki Christian ist auch beim nächsten<br />
Eidgenössischen im August dieses Jahres<br />
in Estavayer le Lac einer der Favoriten.<br />
one X Magazin: Sie haben eine moderne<br />
Homepage und ein cooles persönliches<br />
Logo. Wir haben Sie unterschätzt.<br />
Stucki Christian: Wir Schwinger müssen halt<br />
auch mit der Zeit gehen. So ein Logo haben<br />
andere Spitzenschwinger auch.<br />
Das braucht es ja auch zur Vermarktung.<br />
Sind eigentlich die Verbandsoberen erfreut<br />
über diese Entwicklung?<br />
Ganz alle freuen sich wohl nicht darüber.<br />
Aber das Verständnis ist sicher da. Schliesslich<br />
müssen sich heute ja auch die Organisatoren<br />
der grossen Feste vermarkten. Das<br />
Budget beim letzten Eidgenössischen betrug<br />
26 Millionen und die Zuschauer erwarten<br />
eine gute Organisation. Das funktioniert nur<br />
noch mit Sponsoren. Wir sitzen also alle im<br />
gleichen Boot. Zudem geben wir ja zehn Prozent<br />
von unseren persönlichen Werbeeinnahmen<br />
dem Verband für die Nachwuchsförderung<br />
ab.<br />
Sie arbeiten als Lastwagen-Chauffeur.<br />
Könnten Sie auf eine Berufstätigkeit verzichten<br />
und von Ihren Werbeeinnahmen<br />
als Schwinger leben?<br />
Ja, wenn ich sehr, sehr bescheiden leben<br />
würde. Aber ich möchte auch dann nicht<br />
Profi sein, wenn ich gut davon leben könnte.<br />
Ich bin froh um meinen Job. Ich arbeite 60<br />
Prozent und so habe ich genug Zeit für das<br />
Schwingen und für meine Familie. Nur Profi<br />
zu sein wäre doch sehr monoton. Zumal<br />
ich ja als Schwinger nicht alleine trainieren<br />
kann. Ich brauche zum Üben einen Gegner,<br />
ich kann ja nicht einfach einen Sack ins Sägemehl<br />
schmeissen. Ich schwinge aus Freu-<br />
Foto: Marcel Bieri<br />
4 one X 3 / 2016
«Matthias Sempach<br />
und ich kennen uns<br />
seit Jahren. Er war im<br />
Schlussgang besser<br />
und ich gönnte ihm<br />
den Titel».<br />
de und habe das Glück, dass ich damit sogar<br />
noch etwas verdiene. Das hätte ich nicht zu<br />
träumen gewagt, als ich mit dem Schwingen<br />
angefangen habe.<br />
Schon Jeremias Gotthelf schrieb über<br />
Geld, Geist und Neid. Hat sich das Klima<br />
unter den Schwingern verändert dadurch,<br />
dass diejenigen an der Spitze nun etwas<br />
verdienen und die andern nicht?<br />
Nein, das glaube ich nicht. Wir müssen einfach<br />
alle uns selbst bleiben. Die Schere ist ist<br />
in andern Sportarten viel grösser. Letztendlich<br />
schwingen wir, weil es uns Spass macht.<br />
Sie sind bereits heute ein sehr beliebter<br />
Akteur in einer sehr angesagten Sportart.<br />
Wenn Sie sich am Eidgenössischen<br />
Schwingfest Ende August zum König krönen,<br />
wären Sie ein nationaler Werbeträger<br />
und bestens vermarktbar.<br />
Das kann durchaus sein. Aber dafür müsste<br />
ich erst König werden.<br />
Verdienen Sie mit Werbung so viel wie<br />
König Sempach Matthias?<br />
Nein, das glaube ich nicht. Wir sprechen uns<br />
zwar nicht ab, und ich weiss auch nicht, was<br />
Mätthu für welche Dienstleistung verlangt.<br />
Doch wüsste ich es, hätte ich wohl Schwierigkeiten,<br />
so viel zu verlangen wie der König.<br />
Sie haben zwar den Schlussgang beim<br />
Eidgenössischen verloren – aber als «König<br />
der Herzen» sind Sie so populär wie<br />
der König. Ihre spontane Gratulation nach<br />
der Niederlage ist den Leuten fast noch<br />
stärker in Erinnerung geblieben als der<br />
Sieger.<br />
Ob das so ist, werden wir in 50 Jahren sehen.<br />
Wenn sich die Leute immer noch daran erinnern,<br />
haben Sie recht.<br />
Kam diese spontane Reaktion wirklich<br />
von Herzen?<br />
Ja, das kam spontan. So bin ich. Der Mättu<br />
(König Sempach Matthias – die Red) und ich<br />
kennen uns seit Jahren. Er war besser, ich<br />
gönnte ihm den Titel von Herzen und drückte<br />
das so aus.<br />
one X 3 / 2016 5
STUCKI CHRISTIAN<br />
«Oft werde ich nur auf meine<br />
Grösse und mein Gewicht<br />
reduziert. Aber ich bin als<br />
Schwinger auch technisch gut,<br />
sonst hätte ich keinen Erfolg»<br />
Historische Gratulation:<br />
Christian<br />
Stucki gratuliert auf<br />
dem Rücken liegend<br />
Matthias Sempach.<br />
Der grosse Jörg Abderhalden hat einmal<br />
gesagt, man werde nur König, wenn man<br />
auch einen gewissen Egoismus habe. Sie<br />
werden als «Gmüetsmore» bezeichnet.<br />
Sind Sie zu nett, zu wenig egoistisch, um<br />
König zu werden?<br />
Was Sie für Fragen haben!<br />
Das interessiert uns halt.<br />
Diese Frage kann ich eigentlich nicht beantworten.<br />
Ich bin wie ich bin. Es ist mein Naturell,<br />
die Dinge ruhiger anzugehen.<br />
Also zu wenig Egoist, um König zu werden?<br />
Wir sollten Ehrgeiz nicht mit Egoismus verwechseln.<br />
Jeder Einzelsportler ist ehrgeizig.<br />
Auch ich. Sonst würde ich ja den ganzen<br />
Trainingsaufwand nicht auf mich nehmen.<br />
Wenn ich nicht ehrgeizig wäre, würden wir<br />
jetzt nicht hier sitzen und ein Interview führen,<br />
und ich hätte nicht über hundert Kränze<br />
gewonnen. Ich denke aber, dass sich Ehrgeiz<br />
und die Anerkennung der Leistung des<br />
Gegners durchaus vereinbaren lassen. Wenn<br />
einer besser ist als ich, dann ist das okay. Ich<br />
bin beim Eidgenössischen in den Schlussgang<br />
gekommen. Das muss man erst mal<br />
schaffen und darüber habe ich mich gefreut.<br />
Das hat nichts mit fehlendem Ehrgeiz oder<br />
Egoismus zu tun.<br />
Wenn man Ihnen gegenüber sitzt und mit<br />
Ihnen spricht, kann man sich gar nicht<br />
vorstellen, dass Sie aggressiv sein können.<br />
Aber das müssten Sie doch eigentlich sein.<br />
Im Privatleben braucht es tatsächlich sehr<br />
viel, bis mich etwas auf die Palme bringt.<br />
Aber wenn ich im Schwingen nicht aggressiv<br />
sein könnte, hätte ich nicht 27 Feste gewonnen<br />
und es nicht auf 105 Kränze gebracht.<br />
Man kann meine Erfolge nicht einfach<br />
auf meine Grösse und mein Gewicht reduzieren.<br />
Da spielen auch andere Faktoren,<br />
wie die Technik und eben die Aggressivität<br />
eine Rolle.<br />
Dann würde ja nichts dagegen sprechen,<br />
dass Sie doch noch König werden?<br />
Nein, eigentlich nicht.<br />
Doch, Ihr Alter. Noch nie ist einer über 30<br />
König geworden. Warum ist das so? Kann<br />
es sein, dass man sich in diesem Alter vom<br />
Samstag auf den Sonntag nicht mehr so<br />
gut erholen kann wie die Jungen?<br />
Dass es noch keiner über 30 geschafft hat,<br />
ist wohl einfach Zufall. Natürlich stehe ich<br />
heute nicht mehr auf wie ein Engel. Es zwicken<br />
mich ein paar Bresten. Aber deshalb<br />
steht einer guten Leistung am zweiten Tag<br />
nichts im Wege. Dazu kommt, dass einem<br />
die Erfahrung an einem grossen Fest auch<br />
viel hilft.<br />
Nächtigen Sie am «Eidgenössischen» vor<br />
Ort oder gehen Sie über Nacht nach hause?<br />
Burgdorf, wo das letzte Eidgenössische stattfand,<br />
ist ja fast vor meiner Haustüre. Da<br />
übernachtete ich zuhause. Und auch nach<br />
Estavayer ist es keine Weltreise. Würde das<br />
Fest jedoch in Graubünden stattfinden, würde<br />
ich wohl kaum heimreisen.<br />
Sie sprachen vorhin den Faktor Technik<br />
an. Sind Sie technisch gut genug?<br />
Sie reduzieren mich also doch auf meine<br />
Grösse und mein Gewicht?<br />
Nein. Aber wir wissen, dass es Leute gibt,<br />
die das tun. Stört Sie das?<br />
Heute nicht mehr. Wenn ich das höre, dann<br />
schalte ich auf Göschenen-Airolo. Beim einen<br />
Ohr rein, beim anderen raus.<br />
Also ist die Technik kein Problem?<br />
Wenn ich technisch nicht gut wäre, dann<br />
wäre ich als Schwinger jetzt nicht dort, wo<br />
ich bin.<br />
Technisch auf Niveau eines Königs?<br />
Ich will mich nicht selber loben. Aber ich<br />
beherrsche meine Schwünge und mache sie<br />
sauber und konsequent. Dafür trainiere ich<br />
ja auch intensiv.<br />
Wie viele Schwünge gibt es eigentlich?<br />
Etwa 36.<br />
Und wie viele davon beherrschen Sie?<br />
Fünf oder sechs.<br />
Schwingen ist also auch eine Frage der<br />
Technik und der Beweglichkeit. Bedeutet<br />
das, dass Sie als Titan mit Ihrer Grösse<br />
und ihrem Gewicht nicht nur Vorteile haben?<br />
Mit meiner Grösse und meinem Gewicht<br />
habe ich einige Vorteile. Aber eben nicht nur.<br />
Zwar muss ein Gegner mein Gewicht erst<br />
einmal bewegen. Aber ich selbst muss mein<br />
Gewicht ebenfalls bewegen.<br />
Trainieren Sie ganz gezielt die Beweglichkeit?<br />
Ich spiele einmal in der Woche Squash. Das<br />
fördert auch die Koordination.<br />
Ist es einfacher gegen grosse Gegner zu<br />
schwingen?<br />
Ich habe tatsächlich lieber gross gewachsene<br />
Gegner, die in den Griffen schwingen als<br />
6 one X 3 / 2016
KEYSTONE / LUKAS LEHMANN<br />
kleine, die versuchen, aus den Griffen zu<br />
gehen. Inzwischen komme ich aber auch mit<br />
den kleineren Gegnern besser zurecht.<br />
Was ist das Gegenmittel, wenn einer partout<br />
nicht schwingen will und nur auf<br />
einen Gestellten aus ist?<br />
Dann muss ich halt mal einen «zämechrute».<br />
So ganz entgegen ihrem Naturell, richtig<br />
ein Böser sein.<br />
Wenn Sie es so sagen.<br />
Regen Sie sich überhaupt auch mal auf<br />
beim Schwingen? Was braucht es, damit<br />
es Ihnen den Nuggi raushaut?<br />
Das ist schwierig zu sagen. Ich bin wirklich<br />
sehr tolerant und ich beruhige mich auch<br />
schnell wieder.<br />
Aber manchmal regen Sie sich auf, oder?<br />
Ja, wenn einer einfach nicht schwingen will<br />
und nichts macht. Da bin ich schon mal unwirsch<br />
geworden und habe gesagt: Wenn du<br />
nicht schwingen willst, dann bleib doch einfach<br />
zuhause.<br />
Sie haben sich auch schon über die Einteilung<br />
geärgert.<br />
Sie meinen letzte Saison beim NOS (das<br />
Nordostschweizerische Teilverbandsfest –<br />
die Red.)?<br />
Ja.<br />
Es stimmt. Da habe ich mich darüber aufgeregt,<br />
dass man mir so schwere Gegner zugeteilt<br />
hat.<br />
Das ist doch ein Kompliment. Nur die ganz<br />
Bösen bekommen die Bösen zugeteilt.<br />
Ja, da haben Sie recht. Ich habe mich einfach<br />
aufgeregt, weil man mir Gegner zugeteilt<br />
hat, die nicht schwingen und nur stellen<br />
wollten.<br />
Das ist normal, wenn Sie als Gast antreten.<br />
Das machen wir Berner mit den Gastschwingern<br />
auch so.<br />
Ja, so war es wohl schon immer und so wird<br />
es wohl auch immer sein. Aber wir haben<br />
das Recht auf freie Meinungsäusserung. Da<br />
darf ich mich ja schon mal kurz aufregen.<br />
Gibt es eigentlich beim Schwingen auch<br />
Psychospielchen? Provokationen? So<br />
wie vor einem Schwergewichtskampf im<br />
Boxen?<br />
Nein, das gibt es unter Schwingern nicht.<br />
Höchstens mal ein ironischer Spruch.<br />
Aber die Psychologie spielt schon eine<br />
Rolle?<br />
Ja, aber auf einer anderen Ebene. Es geht<br />
mehr um die Körpersprache. Wie ich in den<br />
Ring gehe und wie ich meinem Gegner die<br />
Hand gebe.<br />
Entschlossenheit demonstrieren.<br />
Ja.<br />
Sie sind als Werbeträger gefragt. Sprechen<br />
Sie die Preise mit den anderen Spitzenschwingern<br />
ab?<br />
Nein. Ich schaue, dass es für mich stimmt.<br />
Wenn ich zum Beispiel für eine Autogrammstunde<br />
500 Franken verlange, dann bekomme<br />
ich so viele Anfragen, dass ich nur noch<br />
am «umeseckle» bin und meine Familie<br />
one X 3 / 2016 7
STUCKI CHRISTIAN<br />
140 Kilo schwer und<br />
1.98 Meter gross:<br />
Stucki Christian ist<br />
nur schon körperlich<br />
ein beeindruckender<br />
Gegner.<br />
EIDGENÖSSISCHES SCHWINGFEST 2013<br />
König der Herzen in der Welt der Bösen<br />
Woran werden wir uns<br />
nach 10 oder gar 20 Jahren<br />
noch erinnern, wenn<br />
wir von Burgdorf 2013<br />
reden? Wenn wir kurz innehalten,<br />
dann wird uns<br />
schnell klar, welches Bild<br />
uns immer an Burgdorf<br />
2013 erinnern wird. Es ist<br />
ein Sportbild für die Ewigkeit.<br />
Und es sagt uns mehr<br />
über Christian Stucki als<br />
alle Worte.<br />
Sekunden nach der Niederlage,<br />
er liegt noch auf<br />
dem Rücken im Sägemehl,<br />
umarmt der Verlierer<br />
Christian Stucki den neuen<br />
König Matthias Sempach.<br />
So spontan und ehrlich<br />
hat noch nie ein Verlierer<br />
einem Sieger gratuliert.<br />
Und dies Sekunden nach<br />
einem hochstehenden<br />
Wettkampf, ja, nach dem<br />
wichtigsten Kampf überhaupt,<br />
den es in diesem<br />
Sport gibt: Nach dem<br />
Schlussgang des Eidgenössischen.<br />
Christian Stucki<br />
hat nicht einfach einen<br />
Gang verloren. Er hat eine<br />
vielleicht einmalige Chance<br />
verpasst, seine Karriere<br />
zu krönen. König zu werden.<br />
Das grosse Ziel, auf<br />
das er drei Jahre lang hingearbeitet<br />
hat, ist verfehlt.<br />
Und doch ist seine erste<br />
Reaktion die Umarmung<br />
seines Gegners.<br />
Dieses Bild, eingefangen<br />
von den Fotografen und<br />
von den TV-Kameras, erklärt<br />
uns viel besser als<br />
alle Sonntagsreden und<br />
blumigen Worte die Seele<br />
der Kultur der Schwinger<br />
im Allgemeinen und das<br />
Wesen Christian Stuckis<br />
im Besonderen. Selbst unter<br />
den Schwingern, die<br />
Anstand und Respekt vor<br />
dem Gegner pflegen wie<br />
in keiner anderen Sportart<br />
des 21. Jahrhunderts, ist<br />
Christian Stucki eine Ausnahmeerscheinung.<br />
Vielleicht<br />
wird er nie König,<br />
weil ihm der verbissene,<br />
knorrige Ehrgeiz eines Dr.<br />
Ernst Schläpfer oder Jörg<br />
Abderhalden fehlt. Aber<br />
Christian Stucki ist mehr<br />
als der Schwingerkönig<br />
von Burgdorf 2013. Er ist<br />
der König der Herzen. Das<br />
mag in der Welt der «Bösen»<br />
ein wenig geschwurbelt<br />
klingen und nach Rosamunde<br />
Pilcher tönen.<br />
Aber so ist es.<br />
und das Training vernachlässige. Also verlange<br />
ich einen höheren Preis. Ich erbringe<br />
ja auch eine Gegenleistung. Wenn ich dafür<br />
sorge, dass einer dank meiner Präsenz an<br />
seinem Stand viele Besucher hat und den<br />
Umsatz steigern kann, bin ich das Geld wert.<br />
Es muss für beide Seiten stimmen.<br />
Was sagen Sie zu den Gerüchten, dass Sie<br />
zu den Titanen gehören, die im Jahr eine<br />
halbe Million verdienen?<br />
Es wäre schön, wenn es so wäre. Ich habe<br />
Ihnen ja bereits gesagt, dass ich sehr bescheiden<br />
leben müsste, wenn ich von dem Geld,<br />
das ich verdiene, weil ich Schwinger bin,<br />
leben müsste. Mit einer halben Million müsste<br />
ich nicht bescheiden leben.<br />
Wie viel müssen wir bezahlen, wenn wir<br />
Sie für eine Autogrammstunde buchen<br />
wollen?<br />
Fragen Sie den Rolf (Christian Stuckis Manager<br />
Rolf Huser – die Red). Er organisiert<br />
das für mich.<br />
Sie sind ein guter Kommunikator. Haben<br />
Sie ein Medientraining gemacht?<br />
Nein, nie. Ich habe im Laufe der Jahre einfach<br />
gelernt, mich besser auszudrücken.<br />
Das war nicht immer so?<br />
Nein. Ich erinnere mich noch sehr gut, wie<br />
es nach meinem ersten Festsieg war. Da hat<br />
mich der Albi Saner vom Tele Bärn zu einem<br />
zwölfminütigen Talk eingeladen. In diesem<br />
zwölf Minuten hat der Albi zehn Minuten<br />
geredet und ich kam vielleicht während zwei<br />
Minuten zu Wort. Heute wäre so ein Talk<br />
ausgeglichener. Aber ich bin immer noch<br />
keiner, der gleich dreinschiesst. Heute fällt<br />
es mir etwas leichter, die richtigen Worte zu<br />
finden.<br />
Sie wären auch ein guter Politiker, Ihr<br />
Wort hätte im besten Wortsinne Gewicht.<br />
Ja, ja, schon gut.<br />
Im Ernst: denken Sie an eine politische<br />
Karriere?<br />
Nein. So lange ich als Schwinger aktiv bin,<br />
äussere ich mich nicht zu politischen Themen.<br />
Aber so als Gemeinderat könnten Sie es<br />
schon versuchen.<br />
Ja, warum nicht. Wir werden sehen.<br />
Und als Nationalrat würden Sie auf Anhieb<br />
gewählt.<br />
Ist es im Nationalrat nicht eher langweilig?<br />
Zudem müssten mir dann viele Leute ihre<br />
Stimme geben.<br />
Immerhin gehören Sie zu den populärsten<br />
Einzelsportlern im Land!<br />
Ist das so?<br />
Sie haben jedenfalls einen hohen Wiedererkennungsgrad.<br />
Merken Sie das im täglichen<br />
Leben nicht?<br />
Nun, jetzt wo Sie es sagen. Ja, ich werde<br />
schon mal auf der Strasse oder in Zürich im<br />
Tram erkannt.<br />
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STUCKI CHRISTIAN<br />
«Meiner Ehefrau bin<br />
ich drei Jahre hinterhergelaufen,<br />
bis ich<br />
sie endlich hatte, das<br />
war nicht einfach».<br />
Stört Sie das?<br />
Nein, es ist ja eigentlich schön. Manchmal<br />
ein bisschen mühsam. Ich nehme es einfach,<br />
wie es kommt.<br />
Dürfen wir Sie auch etwas Persönliches<br />
fragen?<br />
Nur zu!<br />
Wir haben immer gedacht, Schwinger seien<br />
sehr konservativ. Aber Ihre Frau ist<br />
berufstägig und arbeitet im Notariat von<br />
Biels Hockeypräsident Andreas Blank.<br />
Ja natürlich. Sie hat dort weiterhin eine<br />
40-Prozent-Stelle. Sie muss doch wegen mir<br />
nicht ihre gute Stelle ganz aufgeben. Meine<br />
Karriere ist nur möglich, weil ich eine so<br />
wunderbare Frau habe. Es muss für uns beide<br />
stimmen und ich kümmere mich gerne<br />
auch um unsere beiden Kinder. Wir haben<br />
ausserdem das Glück, dass meine Eltern<br />
beim Kinderhüten helfen.<br />
Wir nehmen an, dass Sie bei Ihrer Frau<br />
beim Kennenlernen nicht als «böser»<br />
Schwinger gepunktet haben. Sondern mit<br />
Ihrer sanften Art.<br />
Ja, wahrscheinlich schon. Aber es war nicht<br />
einfach. Drei Jahre lang bin ich ihr hinterher<br />
gelaufen, bis ich sie endlich hatte. Wie es halt<br />
so geht im Leben.<br />
Sie haben Ihre Frau also nicht auf dem<br />
Schwingplatz kennen gelernt.<br />
Nein. Beim Winzerfest in Erlach.<br />
ZUR PERSON<br />
Stucki Christian<br />
Alter: 31-jährig, 10. Januar 1985<br />
Grösse / Gewicht:<br />
198 cm, 142–150 kg<br />
Zivilstand: verheiratet, zwei Kinder<br />
Beruf: Forstwart / Chauffeur<br />
Wohnort: Lyss<br />
Verein: Schwingklub Unteres Seeland<br />
Sportliche Erfolge:<br />
4facher Eidgen. Kranzgewinner<br />
105 Kränze total<br />
32 Kranzfest-Siege<br />
Sieger Kilchberger Schwinget 2008<br />
Zweiter (2013), zweimal Dritter<br />
(2004 und 2010) und einmal Vierter<br />
(2007) bei eidgenössischen Schwingfesten.<br />
Der Titel «Schwingerkönig»<br />
fehlt noch.<br />
Ziele: Schwingerkönig, will alle Bergfeste<br />
mindestens einmal gewinnen.<br />
Es fehlt noch die Schwägalp.<br />
Schwere Verletzung: 2005 erlitt Stucki<br />
im Militär eine Verletzung am linken<br />
Schienbein, die einen folgenschweren<br />
Virus nach sich zog. Nur mit Glück<br />
verlor «Chrigu» damals nicht sein Bein.<br />
16 Monate lang war an Training nicht<br />
zu denken. Zwei volle Saisons gingen<br />
dadurch verloren.<br />
Sie tragen den Namen einer grossen<br />
Schwingerdynastie…<br />
…ja, aber ich bin mit den Stuckis aus Koppigen<br />
(Ueli, Peter und Hans Stucki – die Red.)<br />
nicht verwandt. Mein Heimatort ist Röthenbach<br />
im Emmental und mein Grossvater ist<br />
ins Seeland ausgewandert. Mein Vater war<br />
auch Schwinger.<br />
War er ein «Böser»?<br />
Er hat 13 Kränze gewonnen und beim Eidgenössischen<br />
1986 in Sion fehlte ihm nur ein<br />
Viertelpunkt zum Kranz.<br />
Wie steht es um Ihre Hornusser-Karriere?<br />
Die habe ich vorerst auf Eis gelegt.<br />
Aber Sie sind ein Langschläger und einer<br />
der ganz wenigen, die sowohl im Hornussen<br />
als auch im Schwingen mehrere eidgenössische<br />
Kränze gewonnen haben.<br />
Ja, das schon. Aber wenn ich weiterhin hornussen<br />
würde, dann wäre ich gar nie mehr<br />
zu Hause.<br />
Welche Ziele haben Sie noch, abgesehen<br />
vom Königstitel?<br />
Es wäre schön, wenn ich auf der Schwägalp<br />
gewinnen könnte. Dann hätte ich alle Bergschwingfeste<br />
mindestens einmal gewonnen.<br />
Die Siege beim NOS und beim Innerschweizerischen<br />
fehlen mir ebenfalls noch.<br />
Auf der nächsten Seite: Wie viel Geld lässt<br />
sich mit Schwingen verdienen?<br />
10 one X 3 / 2016
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STUCKI CHRISTIAN<br />
EIDGENÖSSISCHES SCHWINGFEST 2013<br />
So läuft das<br />
Werbe-Business<br />
bei den Schwingern<br />
Jährlich werden über 1,5 Millionen<br />
Franken Werbegelder ins<br />
Schwingen investiert. Mehr<br />
als doppelt so viel wie 2010.<br />
Aber nur ganz wenige profitieren<br />
davon.<br />
Wie viel Geld verdienen die<br />
einzelnen Schwinger mit Werbung?<br />
Offizielle Zahlen gibt es<br />
nicht. Alle in den Medien genannten<br />
Werbeeinkommen der<br />
einzelnen «Bösen» sind Schätzungen,<br />
und die Beteiligten hüten<br />
sich, Zahlen zu nennen oder<br />
zu bestätigen. Daran hält sich<br />
auch Christian Stucki.<br />
Eine Umfrage ergibt erstaunliche<br />
Summen. Das Werbeeinkommen<br />
von König und Kilchberg-Sieger<br />
Matthias Sempach<br />
wird von Branchenkennern auf<br />
etwa 750 000 Franken geschätzt.<br />
Auch Kilian Wenger,<br />
der König von 2010, verdient<br />
nach den gleichen Quellen über<br />
600 000 Werbefranken. Christian<br />
Stucki, dem Schlussgang-<br />
Verlierer von 2013 und «König<br />
der Herzen», wird ein «königliches<br />
Werbeeinkommen» zwischen<br />
300 000 und 500 000<br />
Franken attestiert. Hinter diesen<br />
Titanen gibt es eine ganze<br />
Reihe von Schwingern, die gemäss<br />
Kennern fünf- bis knapp<br />
sechsstellig mit der Werbung<br />
verdienen. Das Geld liegt offensichtlich<br />
im Sägemehl. Die Bösen<br />
müssen es nur aufheben.<br />
Das Problem ist bloss: Wenn<br />
wir die Schätzungen der Insider<br />
addieren, dann müsste das<br />
gesamte Werbevolumen der<br />
Schwinger inzwischen über 3<br />
Millionen Franken ausmachen.<br />
Den Schätzungen und Mutmassungen<br />
der Branchenkenner<br />
können wir konkrete Zahlen gegenüberstellen.<br />
Seit 2011 müssen<br />
die Bösen 10 Prozent ihrer<br />
Werbeeinnahmen an den Eidgenössischen<br />
Schwingerverband<br />
(ESV) abliefern. Diese sogenannte<br />
«Reichtumssteuer» ist<br />
seinerzeit von Obmann Ernst<br />
Schläpfer eingeführt worden.<br />
Der Verband finanziert mit diesem<br />
Geld die Nachwuchsförderung.<br />
Das Schwingen ist damit<br />
der einzige Sport, der an zentraler<br />
Stelle einen vollständigen<br />
Überblick über die Werbeeinahmen<br />
seiner Stars hat.<br />
Im Herbst ist jeweils «Sichlete»<br />
(Erntedankfest) im Schwingen.<br />
Verbandsgeschäftsführer Rolf<br />
Gasser (er ist der Sohn des legendären<br />
Hansueli Gasser)<br />
nimmt jeweils Einblick in die<br />
einzelnen Werbeverträge und<br />
schreibt Ende Oktober jedem<br />
die entsprechende Steuerrechnung.<br />
Dank dieser «Reichtumssteuer»,<br />
die in der Jahresrechnung<br />
des Verbandes aufgeführt<br />
ENTWICKLUNG DER<br />
WERBEGELDER<br />
in Franken<br />
700000<br />
2011<br />
900000<br />
2012<br />
1320000<br />
2013<br />
1570000<br />
2014<br />
1650000<br />
2015<br />
ist, haben wir die offiziellen<br />
Zahlen zum Werbemarkt im Sägemehl.<br />
Durch die «Reichtumssteuer»<br />
flossen in im letzten Jahr<br />
165 000 Franken in die Kassen<br />
des Verbandes. Dazu kommen<br />
160 000 Franken für die TV-<br />
Rechte, die jährlich fällig werden.<br />
Der TV-Vertrag läuft 2016<br />
aus, das nächste Eidgenössische<br />
2016 in Estavayer-le-Lac<br />
(26. Bis 28. August 2016, Festgelände<br />
auf dem Militärflugplatz<br />
Payerne) ist noch in diesem<br />
Kontrakt geregelt.<br />
Ohne TV keine Einnahmen<br />
Der Verband verkauft dem<br />
Schweizer Fernsehen die alles<br />
umfassenden Live-Rechte für<br />
ein Butterbrot. Es ist wahrscheinlich<br />
der beste Deal, den<br />
je eine TV-Anstalt gemacht hat.<br />
«Für uns ist die TV-Präsenz<br />
wichtiger als das Geld» sagt<br />
Rolf Gasser. «Es gibt viele<br />
Sportarten, die seit Jahren darum<br />
kämpfen, überhaupt ins<br />
Fernsehen zu kommen. Da sind<br />
wir in einer glücklichen Lage.»<br />
Die TV- und Medien-Präsenz ist<br />
der Sauerstoff des Sport- und<br />
Werbegeschäftes: Der Anteil an<br />
den Werbegeldern und die TV-<br />
Rechte finanzieren fast die<br />
Hälfte des Verbands-Gesamtbudgets<br />
von lediglich 700 000<br />
Franken. Die andere Hälfte<br />
kommt aus den Anteilen an den<br />
Einnahmen des alle drei Jahre<br />
stattfindenden Eidgenössischen<br />
Schwingfestes. Das Budget des<br />
Eidgenössischen Schwingfestes<br />
liegt inzwischen bei mehr als<br />
20 Millionen Franken.<br />
Rolf Huser, der ehemalige Mitarbeiter<br />
der Vermarktungsagentur<br />
IMG (International Management<br />
Group), ist einer der<br />
besten Szenenkenner. Als Pionier<br />
hat er 2008 mit Jörg<br />
Abderhalden die erste professionelle<br />
Vermarktung eines<br />
Schwingers aufgegleist. Er zeigte<br />
sich bereits vor Jahresfrist<br />
12 one X 3 / 2016
Christian Stucki verdient gemäss<br />
Expertenmeinung bis zu einer<br />
halben Million Franken. Die<br />
Abrechnung des Verbands zeigt:<br />
Es muss einiges weniger sein.<br />
von diesen Zahlen überrascht.<br />
«Ich hätte gedacht, dass diese<br />
Summe wesentlich höher ist.»<br />
Er bestätigt allerdings, dass auf<br />
dem Werbemarkt nur Matthias<br />
Sempach, Kilian Wenger und<br />
Christian Stucki das Potenzial<br />
für sechsstellige Werbeeinnahmen<br />
haben. Am Ende sei es<br />
wohl wie im richtigen Leben:<br />
viel für ein paar wenige und<br />
wenig für viele. Rolf Huser<br />
kümmert sich auch um die Vermarktung<br />
von Christian Stucki.<br />
Zusammengefasst lässt sich<br />
sagen: Die Schallmauer von<br />
500 000 Franken pro Jahr erreichen<br />
mit ziemlicher Sicherheit<br />
nur die beiden Könige<br />
Matthias Sempach und Kilian<br />
Wenger.<br />
Beim Eidgenössischen 2013<br />
traten 278 Schwinger an. 2015<br />
haben aber nur 70 «Böse»<br />
überhaupt Werbeeinnahmen<br />
erzielt und eine Rechnung von<br />
Rolf Gasser erhalten. Somit beschränkt<br />
sich diese Möglichkeit<br />
des Geldverdienens ziemlich<br />
genau auf den Kreis der eidgenössischen<br />
Kranzgewinner.<br />
Das ist im Schwingen erlaubt<br />
Noch heute ist Werbung in der<br />
Arena absolut verboten. Deshalb<br />
haben wir dieses wunderbare<br />
Bild einer Schwinger-Arena<br />
ohne Werbung. Nur ausserhalb<br />
des Schwingplatzes ist<br />
Werbung möglich – aber dort,<br />
etwa beim «Eidgenössischen»,<br />
ausgiebig.<br />
Für die Schwinger war Werbung<br />
bis in die 1990er Jahre generell<br />
verboten und die heute gültigen<br />
Vorschriften gibt es seit Inkrafttreten<br />
des Werberegelementes<br />
von 2010. In den 1970er Jahren<br />
führte das Werbeverbot zu<br />
heftigen Diskussionen. König<br />
Rudolf Hunsperger (1966, 1969<br />
und 1974), einer der populärsten<br />
Schwinger aller Zeiten,<br />
machte einst Werbung für<br />
Herrenanzüge und schwang im<br />
Zirkus Knie mit einem Bären.<br />
Die Gralshüter des Schwingens<br />
kochten vor Zorn. Als er bereits<br />
nach seinem Rücktritt 1976 als<br />
Experte für das Schweizer Radio<br />
arbeiten wollte, verweigerte<br />
ihm der Verband die Akkreditierung.<br />
Er kümmerte sich nicht<br />
darum, nahm einfach seinen<br />
Platz hinter dem Mikrofon ein<br />
und niemand wagte es, dem<br />
König den Zutritt zu verwehren.<br />
Später kam es immer wieder zu<br />
hitzigen Diskussionen und<br />
Sperren für einzelne Feste wegen<br />
Verstössen gegen das<br />
Werbe regelement – u. a. erwischte<br />
es die Könige Heinrich<br />
Knüsel und Dr. Ernst Schläpfer.<br />
Letzterer hat in seiner Funktion<br />
als Obmann des Eidgenössischen<br />
Schwingerverbands Ordnung<br />
in die Werbediskussion<br />
gebracht und 2010 das heute<br />
gültige Werberegelemt und die<br />
«Reichtumssteuer» eingeführt.<br />
Verboten ist Werbung, die anstössig<br />
oder sexistisch ist, die<br />
die politische Neutralität des<br />
Schwingens verletzt oder für<br />
Mittel wirbt, die mit den<br />
Grundwerten des Schwingens<br />
nicht vereinbar sind. Erlaubt<br />
sind den Schwingern Werbeaufschriften<br />
in der Grösse von<br />
90 Quadratzentimetern auf<br />
Kleidungsstücken inklusive<br />
Rucksack, aber nicht auf dem<br />
Wettkampftenü und auf der<br />
Festbekleidung. Das bedeutet,<br />
dass ein Schwinger dann, wenn<br />
er im Sägemehl kämpft und<br />
im Fokus der Kameras steht,<br />
keinerlei Werbeaufschriften<br />
tragen darf.<br />
Darin unterscheidet sich<br />
Schwingen von anderen Einzelsportarten,<br />
die Werbung auf<br />
Mann oder Frau erlauben.<br />
Dafür darf ein Schwinger bei<br />
Werbekampagnen mit Festbekleidung<br />
und Kranz, in Wettkampftenüs<br />
und Schwingerhosen<br />
auftreten. Alle PR- und<br />
Werbeaktivitäten sowie Werbeverträge<br />
müssen durch den<br />
Verband genehmigt werden.<br />
one X 3 / 2016 13
WISSEN<br />
Kautschuk: Noch<br />
heute ein unverzichtbares<br />
Naturprodukt<br />
bei der Herstellung<br />
von Industriegütern.<br />
1<br />
Diese Pflanzen<br />
veränderten die Welt<br />
Während der letzten 600 Jahre<br />
wurden immer wieder Pflanzen<br />
entdeckt, die von unschätzbarem<br />
Wert für die Menschheit<br />
waren. Dies führte zu Kriegen, Börsencrashs,<br />
unmenschlicher Unterdrückung und Ausbeutung.<br />
Das one X Magazin zeigt die acht einflussreichsten<br />
Pflanzen der Menschheitsgeschichte.<br />
1 KAUTSCHUK<br />
Herkunft: Mittelamerika<br />
Familie: Wolfsmilchgewächse<br />
Autoreifen und Klebstoff, Dichtungsringe<br />
und Kondome, OP-Handschuhe und Schnuller<br />
– Gummi ist überall. Er wird aus Kautschuk<br />
hergestellt. Als die Spanier im 16.<br />
Jahrhundert nach Südamerika kommen,<br />
nutzen die Indios bereits den Saft des<br />
«Cahuchu»-Baums zur Herstellung von wasserfesten<br />
Behältern. 1839 entwickelt der<br />
Amerikaner Charles Goodyear ein Verfahren,<br />
das aus dem Naturprodukt einen be-<br />
lastbaren Werkstoff macht. Mit der «Vulkanisation»,<br />
die seinen weissen Saft zum<br />
schwarzen Gummi macht, wird Kautschuk<br />
zu einem wichtigen Rohstoff der industriellen<br />
Revolution.<br />
1888 meldet John Boyd Dunlop das erste<br />
Patent für Fahrradreifen an. In den Jahren<br />
1894/95 entwickeln die Gebrüder Michelin<br />
die ersten luftgefüllten Autoreifen. Dichtungen,<br />
Schläuche und Transmissionsriemen<br />
ermöglichen die Entwicklung ganz neuer<br />
Maschinen. Längst gibt es inzwischen synthetischen<br />
Kunststoff, doch die elastischen<br />
Eigenschaften des Naturprodukts sind unerreicht.<br />
Sein Anteil an der weltweiten Gummiproduktion<br />
liegt bei 43 Prozent.<br />
2 ORANGE<br />
Herkunft: China und Südostasien<br />
Familie: Rautengewächse<br />
Skorbut ist eine Krankheit, die bei anhaltendem<br />
Mangel an Vitamin C nach drei bis vier<br />
Monaten auftritt und zum Tod führen kann.<br />
Nicht Seeräuber oder Stürme waren die<br />
schlimmsten Feinde der grossen Entdecker<br />
und Weltumsegler, sondern diese Krankheit.<br />
Der Mangel an Vitamin C raffte Seeleute dahin,<br />
die sich Monate lang nur von Pökelfleisch<br />
und Zwieback ernährten. Vasco da<br />
Gama verlor 1497 auf seiner Reise nach Indien<br />
zwei Drittel seiner Mannschaft wegen<br />
Skorbut. Den Rest rettete er nur, weil er die<br />
Orangenhaine Ostafrikas ansteuerte und im<br />
letzten Moment auch erreichte.<br />
Als James Cook 1768 zu seiner Weltumsegelung<br />
aufbricht, nimmt er etliche Fässer<br />
Orangen- und Zitronensirup mit. Der britische<br />
Marinearzt James Lind hat ihn entsprechend<br />
beraten. Dessen medizinische Tests<br />
mit erkrankten Matrosen waren eindeutig.<br />
Die Probanden, die jeden Tag zwei Orangen<br />
und eine Zitrone zu sich nahmen, erholten<br />
sich rasch. Die Citrusfrüchte (und der Einsatz<br />
von Kohl als Nahrungsmittel) ermöglichten<br />
später einen florierenden Seehandel<br />
zwischen dem fernen Osten und Europa.<br />
Fotos: Shutterstock, MoinMoin/ Rawpixel.com/ Jochen Schoenfeld/ Jerry Horbert<br />
14 one X 3 / 2016
Orangen, Baumwolle,<br />
oder Tulpen: Sie alle<br />
veränderten den<br />
Lauf der Geschichte<br />
nachhaltig.<br />
2 3<br />
Ihr Nutzen und ihr Wert beeinflusste<br />
den Lauf der Geschichte: Wegen<br />
einigen Pflanzen wurden Völker ausgebeutet,<br />
riesige Vermögen angehäuft<br />
und Kriege geführt. TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />
4<br />
3 BAUMWOLLE<br />
Herkunft: China, Indien,<br />
Pakistan, Afrika, Nordamerika.<br />
Familie: Malvengewächse<br />
Die uralte Kulturpflanze war schon den Azteken<br />
und den Mayas bekannt, und galt im<br />
alten Rom als Luxusgut. Doch erst durch die<br />
Entwicklung der Egreniermaschine (Cotton<br />
Gin) wird ab 1793 die Weiterverarbeitung<br />
der weissen Flocken in grossem Stil möglich.<br />
«Cotton is King», bringt es James Henry<br />
Hammond, Senator aus South Carolina und<br />
Verfechter der Skaverei, auf den Punkt. Für<br />
die Pflanzer aus dem Süden Amerikas bedeutet<br />
Baumwolle das grosse Geld, für Millionen<br />
afrikanischer Sklaven das grosse<br />
Elend. Die Sklaverei erreicht mit dem Baumwollboom<br />
ihren Höhepunkt. 1855 ist jeder<br />
zweite Einwohner der Südstaaten afrikanischer<br />
Herkunft. Die unmenschlichen Arbeitsbedingungen<br />
auf den Feldern sind die<br />
Grundlage für den Reichtum der Baumwollbarone.<br />
Ihre ökonomische Macht wird zu<br />
einem politisch bestimmenden Faktor, der<br />
schliesslich mitverantwortlich ist für den<br />
Ausbruch des Sezessionskrieges. 1863 wird<br />
die Sklaverei offiziell verboten. Dies führt<br />
zur Abwanderung eines wesentlichen Teils<br />
der Baumwollproduktion nach China und<br />
Westafrika und zum wirtschaftlichen Niedergang<br />
der Südstaaten.<br />
4 TULPEN<br />
Herkunft: Mittel- und<br />
Zentralasien<br />
Familie: Liliengewächse<br />
Die Tulpen und die Börse schreiben einen<br />
gemeinsamen Teil der Geschichte. Denn die<br />
Tulpenspekulation führte zum weltweit ersten<br />
Börsencrash.<br />
10 000 Gulden für eine einzige Blumenzwiebel<br />
der begehrten Sorte «Semper Augustus»:<br />
Auf dem Höhepunkt der niederländischen<br />
Tulpenmanie (1633 – 1637) sind<br />
Liebhaber bereit, jeden Preis zu bezahlen.<br />
Zum Vergleich: So viel kostet zu dieser Zeit<br />
ein Haus mit Garten an bester Lage an einer<br />
Amsterdamer Gracht.<br />
Entdeckt hat die Blume Ogier Ghiselin<br />
de Busbecq, flämischer Botschafter am türkischen<br />
Hof bei einer Anatolien-Reise. Er<br />
schickt einige Zwiebeln an seinen Freund<br />
Carolus Clusius, Professor für Botanik an<br />
der Universität Leiden. Der reicht die Zwiebeln<br />
an andere Gelehrte und wohlhabende<br />
Bürger weiter, und auch an den Maler Peter<br />
Paul Rubens, der sie in seinem Antwerpener<br />
Garten pflanzt und die Blüten danach in<br />
etlichen Bildern verewigt. Bald werden die<br />
Blumenzwiebeln in Gold aufgewogen, und<br />
geldgierige Händler stehlen sie sogar aus<br />
Clusius Garten. Doch auf dem Höhepunkt<br />
der Spekulation folgt der unvermeidliche<br />
Absturz.<br />
Trotzdem ist der Grundstein für einen<br />
blühenden Wirtschaftszweig gelegt. Heute<br />
sind die Niederländer weltweit die Nummer<br />
eins der Blumenexporteure und kontrollieren<br />
80 Prozent des Tulpenhandels.<br />
one X 3 / 2016 15
WISSEN<br />
Die Kartoffel war in<br />
Irland das wichtigste<br />
Nahrungsmittel. Die<br />
Kartoffelfäule führte<br />
zu einer furchtbaren<br />
Hungersnot.<br />
5 6<br />
5 KARTOFFEL<br />
Herkunft: Anden<br />
Familie: Nachtschattengewächse<br />
Spanische Entdecker und Eroberer lernen<br />
sie in Südamerika kennen und bringen sie<br />
zusammen mit weiteren unbekannten Pflanzen<br />
wie Tomaten, Gartenbohnen, Mais etc.<br />
nach Europa. Im bitterarmen Irland des frühen<br />
19. Jahrhunderts ist die Kartoffel das<br />
Grundnahrungsmittel. Die Abhängigkeit ist<br />
so gross, dass die Setzlinge jedes Jahr am<br />
Karfreitag gepflanzt und mit Weihwasser<br />
besprüht werden, was sie vor dem Teufel<br />
schützen sollen, aber leider gegen die Kartoffelfäule<br />
nicht hilft. 1845/46 vernichtet<br />
die Pilzkrankheit fast die gesamte Ernte.<br />
Weil die irischen Bauern tierische Produkte<br />
und Getreide an die britischen Grossgrundbesitzer<br />
abtreten müssen, kommt es zur<br />
Hungersnot. Eine Typhusepidemie und ein<br />
strenge Winter kommen hinzu, es sterben fast<br />
eine Million Menschen. Rund zwei Millionen<br />
suchen ihre Rettung auf dem Seeweg. Die<br />
Auswandererschiffe werden wegen der verheerenden<br />
Zustände an Bord «Sargschiffe»<br />
genannt. Die «Irish Potato Famine»ist eine<br />
nationale Katastrophe und gilt als Wendepunkt<br />
in der irischen Geschichte. Die Bevölkerungszahl<br />
der Grünen Insel erreicht nie<br />
mehr den Stand von vor der Hungersnot.<br />
Dafür leben heute allein in den USA rund<br />
35 Millionen Menschen irischer Abstammung.<br />
Die heutige Bevölkerungszahl Irlands<br />
beträgt rund 4,6 Millionen!<br />
6 HANF<br />
Herkunft: Zentralasien<br />
Familie: Hanfgewächse<br />
Kann des Teufels sein, worauf die Gutenberg-<br />
Bibel (1455) und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung<br />
(1776) gedruckt ist?<br />
Fast muss man davon ausgehen, denn es<br />
waren die Amerikaner, die 1937 mit der «Marihuana<br />
Tax Act» die Pflanze, die als Droge<br />
der mexikanischen Wanderarbeiter galt,<br />
ächteten und weltweit in Verruf brachten.<br />
Anbau, Besitz und Handel von «Cannabis<br />
sativa» als Rauschmittel ist heute fast weltweit<br />
verboten. Auch der Konsum ist vielerorts<br />
illegal. Dabei trugen bereits die alten<br />
7<br />
16 one X 3 / 2016
Die Urform der<br />
Zigarre ist in Südamerika<br />
und der<br />
Karibik schon seit<br />
Jahrhunderten<br />
bekannt.<br />
Fotos: Shutterstock, rangizzz/ Eskymaks/ sima/ hutch photography/ Filipe Frazao/ Morphart Creation<br />
Griechen und Ägypter Kleidung aus Hanfgewebe,<br />
und auch die ersten Jeans wurden<br />
aus Hanf gefertigt. Seile und Segeltuch aus<br />
Hanf waren für die Schifffahrt wichtig. Geschätzt<br />
wurde auch die medizinische Wirkung<br />
der Pflanze, zum Beispiel in der<br />
Schmerztherapie. Erst in den 1980er-Jahren<br />
entdeckte man die vielen positiven Eigenschaften<br />
der Pflanze wieder.<br />
7 SCHLAFMOHN<br />
Herkunft: östlicher<br />
Mittelmeerraum<br />
Familie: Mohngewächse<br />
Der Drogenhandel spielte bereits früher eine<br />
wichtige Rolle und hat seinen Platz in der<br />
Weltgeschichte. Zwischen 1830 und 1840 ist<br />
die britische «East India Company» der weltweit<br />
grösste und mächtigste Drogenhändler.<br />
Um Chinas begehrte Exportartikel Tee und<br />
Seide in grösserem Stil ausführen zu können,<br />
brauchen die Briten Devisen und fluten ab<br />
1820 mit dem aus Schlafmohn gewonnenen<br />
Opium den chinesischen Markt. Mit verheerenden<br />
Auswirkungen: Rund ein Viertel der<br />
8<br />
männlichen Bevölkerung Chinas wird süchtig.<br />
In zwei Opiumkriegen um die Mitte des<br />
19. Jahrhunderts erzwingt Grossbritanien,<br />
die Duldung des Drogenhandels durch die<br />
chinesische Regierung. Sie leitet damit den<br />
Niedergang der einstigen Hegemonialmacht<br />
Asiens ein.<br />
8 TABAK<br />
Herkunft: Südamerika<br />
Familie: Nachtschattengewächse<br />
Anbau und Konsum sind in Süd- und Nordamerika<br />
bereits bekannt, lange bevor die<br />
europäischen Eroberer den Kontinent betreten.<br />
Die Tabakblätter werden an der Nordküste<br />
Südamerikas in Verbindung mit Kalk<br />
gekaut, auf den karibischen Inseln wird ein<br />
Puder mit 50 Prozent Tabakanteil geschnupft<br />
und im Guyana-Gebiet werden die Tabakblätter<br />
wurden zu einer Flüssigkeit verkocht.<br />
Auch die Urform der Zigarre gibt es schon.<br />
Geraucht werden in Brasilien, Zentralamerika<br />
und auf den karibische Inseln zusammengerollte<br />
kleine Tabakblätter umwickelt<br />
von grossen. In Nordamerika werden Pfeifen<br />
aus Ton, Holz, Stein, Schildpatt oder Silber<br />
benutzt.<br />
Als Christoph Kolumbus 1492 auf den<br />
Bahamas landet, werden ihm von den Einheimischen<br />
Geschenke überreicht, darunter<br />
Tabakblätter. Damit kann der Entdecker<br />
aber erst auf Kuba etwas anfangen, als ihm<br />
seine Männer berichten, dass sich die Einheimischen<br />
diese Blätter in den Mund stecken,<br />
anzünden und den Rauch «trinken».<br />
Kolumbus bringt das Gewächs nach Europa<br />
und wird von Jean Nicot, französischer<br />
Botschafter am portugiesischen Hof als Heilpflanze<br />
entdeckt. Er schickt es 1561 an seine<br />
Königin Katharina de Medici, die damit nicht<br />
nur ihre Migräne heilt, sondern auch den<br />
Schnupftabak erfindet.
WUSSTEN SIE SCHON?<br />
WAS DIE WENIGSTEN MENSCHEN MERKEN<br />
Jetzt werden Sie angeflirtet<br />
Falls Sie heute schon angelächelt wurden,<br />
könnte es sich um einen Flirtversuch gehandelt<br />
haben. Und Sie haben das nicht mal<br />
bemerkt? Wie können Sie nur? Doch keine<br />
Angst: Sie sind in bester Gesellschaft. Denn<br />
den meisten Menschen bleibt verborgen,<br />
wenn jemand auf sie steht. Dies haben amerikanische<br />
Forscher der Universität Kansas<br />
herausgefunden. Jeffrey Hall, Professor für<br />
Kommunikation, liess 52 Singles zehn Minuten<br />
miteinander sprechen. Danach sollten<br />
sie einschätzen, ob ihr Gegenüber mit ihnen<br />
geflirtet habe. Zwar bemerkten 80 Prozent<br />
der Testpersonen, wenn ihr Gegenüber gar<br />
kein Interesse zeigte. Doch Flirtversuche<br />
WUSSTEN<br />
SIE SCHON?<br />
wurden lediglich von 36 Prozent der Männer,<br />
und gar nur von 18 Prozent der Frauen<br />
erkannt.<br />
Gründe für unser gering ausgeprägtes<br />
Erkennen von Flirtangeboten gibt es laut<br />
Hall mehrere. So lässt sich ein Flirt oft<br />
schwer von normaler Freundlichkeit unterscheiden.<br />
Typische Flirtsignale, beispielsweise<br />
ein Lächeln oder eine «zufällige» Berührung,<br />
werden üblicherweise dezent angebracht.<br />
Es will sich ja schliesslich niemand<br />
blamieren. Zudem erwarten viele Menschen<br />
im Alltag keinen Flirt und haben deshalb<br />
ihre Antennen nicht ausgefahren. Kommt<br />
hinzu, dass wir nicht alle dieselbe Flirtsprache<br />
sprechen. Professor Hall unterscheidet<br />
folgende Flirttypen: die Verspielten, die Höflichen,<br />
die Aufrichtigen, die Körperlichen<br />
und die Traditionellen.<br />
Übrigens: Dass Frauen beim Erkennen<br />
von Flirtversuchen schlechter abschneiden,<br />
könnte daran liegen, dass sie selbst deutlichere<br />
Signale aussenden als die Männer<br />
und deshalb selbst nur deutliche Zeichen<br />
erkennen.<br />
1<br />
18 one X 3 / 2016
ACHTUNG BEIM MEHL<br />
Typennummer beachten<br />
Normalerweise greifen wir uns einfach die<br />
Nummer 405, wenn wir Mehl einkaufen. Das<br />
übliche Haushaltsmehl eben. Es ist sehr fein<br />
gemahlen und fühlt sich weich an. Es ist<br />
leicht zu verarbeiten und eignet sich ideal<br />
zum Backen von Kuchen.<br />
Typisiert wird das Mehl nach dem Gehalt<br />
von Mineralstoffen. Je mehr davon enthalten<br />
sind, je höher ist die Typennummer. Um den<br />
Gehalt zu bestimmen, wird eine kleine Menge<br />
davon verbrannt. Die Mineralien bleiben<br />
am Ende als Asche übrig. Das Gewicht der<br />
Asche wird dann in Beziehung gesetzt mit<br />
der Ursprungsmenge. Weizenmehl Type 405<br />
enthält 405 Milligramm Mineralien auf eine<br />
Menge von 100 Gramm, Typ 1050 entsprechend<br />
1050 Milligramm auf 100 Gramm etc.<br />
Der Unterschied lässt sich auch fühlen. Mehle<br />
mit höheren Typenzahlen sind griffiger,<br />
weil gröber vermahlen. Sie enthalten noch<br />
viele Bestandteile aus der Schale des Korns<br />
und nehmen langsamer Flüssigkeit auf, was<br />
ihre Verarbeitung erschwert. Dafür ist ihr<br />
Geschmack intensiver, und sie sind vitamin-,<br />
mineral- und ballaststoffreicher.<br />
Vollkornmehl bekommt übrigens keine<br />
Typennummer. Dafür muss es alle Teile der<br />
gereinigten Körner enthalten, auch die Keimlinge.<br />
Nur nicht essbare Teile der Ähre werden<br />
entfernt.<br />
2<br />
Bäcker, die Wert auf ein gutes Brot legen,<br />
beachten beim Mehleinkauf daneben auch<br />
den Eiweissgehalt. Je mehr Proteine ein<br />
Mehl enthält, umso lockerer wird der Teig.<br />
Eiweiss bildet das Klebergerüst im Teig. Solches<br />
Getreide ist teuer, was sich auch im<br />
Brotpreis niederschlägt.<br />
SCHWITZEN IN KUNSTFASERN<br />
Weshalb riecht das so stark?<br />
Belgische Forscher sagen uns, weshalb es<br />
jeweils nicht lange dauert, bis wir riechen<br />
wie ein Raubtierkäfig, wenn wir im Synthetikshirt<br />
losrennen, selbst wenn dieses frisch<br />
gewaschen ist. «Dies liegt daran, dass sich in<br />
diesem Gewebe die geruchsbildenden Bakterien<br />
viel schneller vermehren», sagt Studienleiter<br />
Chris Callewaert vom Labor für<br />
mikrobiologische Ökologie und Technologie<br />
an der Universität Gent. Es ist nicht der<br />
Schweiss, der riecht, sondern dessen Abbauprodukte.<br />
Genauer gesagt, flüchtige Substanzen,<br />
die entstehen, wenn sich verschiedene<br />
Bakterien vom Schweiss und von abgestorbenen<br />
Hautzellen ernähren.<br />
Für diese Keime gibt es vor allem an den<br />
feuchten Stellen, also unter den Achseln genügend<br />
Futter. Bis zu 10 Millionen (vorwiegend)<br />
Korynebakterien tummeln sich dort<br />
auf einem einzigen Quadratzentimeter Haut.<br />
Doch die sind es nicht, die an der Kleidung<br />
haften. Dort vermehren sich viel mehr die<br />
sogenannten Mikrokokken, die ebenso unangenehme<br />
Gerüche produzieren.<br />
«Die Struktur von Polyester sorgt für eine<br />
bessere Wasserversorgung der Bakterien,<br />
während Baumwolle die Feuchtigkeit aufnimmt»,<br />
erklärt Callevaert. «Genauso absorbiert<br />
Wolle die übel riechenden Abbauprodukte<br />
des Schweisses besser.» Viele Woll fasern<br />
sind ausserdem von einer Art Schuppengeflecht<br />
umgeben, das gegeneinander reibt und<br />
sich so von den Bakterien befreit.<br />
Fotos: Shutterstock.com / Katsiaryna Pakhomava / www.BillionPhotos.com / JP Chretien<br />
3<br />
one X 3 / 2016 19
AZOREN<br />
EINE GESELLSCHAFTLICHE<br />
UTOPIE IM<br />
VERGESSENEN PARADIES<br />
Wir kennen das Azoren-Hoch. Aber wo kommt es her?<br />
Aus einem vergessenen Paradies am Ende der Welt, wo den<br />
Bauern das Melken schon fast zu streng ist.<br />
Vila Nova auf<br />
Corvo: Nicht das<br />
Ende der Welt –<br />
aber es ist in<br />
Blickweite.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Das Azoren-Hoch ist uns als<br />
Schönwetter-Grosslage ein Begriff.<br />
Der Name kommt von einer<br />
Inselgruppe weit draussen<br />
im Atlantik. Sie gibt dem Hoch<br />
den Namen, das eben dort entsteht.<br />
Die Azoren bestehen aus neun Inseln und<br />
über diesen Inseln werden die europäischen<br />
Sommer gemacht. Ironie der Wetterkunde:<br />
Das Azorenhoch ist nie zu Hause, Sonnenschein<br />
und blauer Himmel sind auf den Azoren<br />
eine Seltenheit. In dieser Wetterküche<br />
Europas herrschen das ganze Jahr über Früh-<br />
lingstemperaturen. Die Berge sind oft in<br />
Wolken gehüllt und häufig regnet es. Frost<br />
ist jedoch beinahe ein Fremdwort. Die Temperaturen<br />
bewegen sich normalerweise zwischen<br />
20 und 25 Grad, und selbst im Winter<br />
liegt der Tagesdurchschnitt bei rund 15<br />
Grad.<br />
Die Azoren liegen zwischen Portugal und<br />
den USA, die Linienflüge von Europa aus<br />
starten in Lissabon. Die Natur hat es gut mit<br />
den Azoren gemeint. Sie sind allesamt vulkanischen<br />
Ursprungs, die Landschaft ist geprägt<br />
von Kratern, klaren Seen, vom Meer<br />
und von einer vielfältigen Pflanzenwelt. Was<br />
wir zu Hause mit viel Mühe und in Blumentöpfen<br />
hegen und pflegen, schiesst auf den<br />
Azoren üppig ins Kraut. Azaleen, Ginster,<br />
Lilien, Orchideen, Hibiskus und Strelizien<br />
verwandeln die Azoren im Sommer in eine<br />
bunte Landschaft. Sogar Tee und Kaffee gedeihen.<br />
Die üppig-grünen Felder werden<br />
durch kilometerlange Hortensienhecken<br />
unterteilt.<br />
Biologen haben auf den Azoren 56 Pflanzenarten<br />
gezählt, die es sonst nirgendwo auf<br />
der Welt gibt. Das Land ist so fruchtbar, dass<br />
Fotos: ZVG<br />
20 one X 3 / 2016
Corvo<br />
Flores<br />
Faial<br />
Sao Jorge<br />
Graciosa<br />
Terreira<br />
ATLANTIK<br />
Pico<br />
Sao Miguel<br />
PORTUGAL<br />
Azoren<br />
E<br />
F<br />
AZOREN<br />
Santa Maria<br />
die Bauern in guten Jahren bis zu fünf Ernten<br />
einbringen. Und auch die Fischer leben nicht<br />
schlecht, denn der Atlantik ist in dieser Region<br />
wegen des Golfstroms besonders fischreich.<br />
Für Badeurlaub sind die Azoren allerdings<br />
nicht geeignet. Es gibt praktisch keine<br />
Sandstrände. Der Besucher lebt von der<br />
Landschaft, von der Natur und von den Menschen,<br />
die von einer Freundlichkeit sind, die<br />
man heute selten findet. Die Azoren sind ein<br />
kleines Paradies mitten im Meer – und in<br />
diesem Paradies gibt es noch ein ganz besonderes<br />
Paradies. Eine gesellschaftliche Utopie,<br />
die Wirklichkeit geworden ist. Eine Utopie<br />
ist eine Idee, ein Idealfall, der nur in Gedanken,<br />
aber nicht in der Wirklichkeit lebt. Die<br />
Utopie heisst Corvo.<br />
Wir fragen uns ja: Ist es möglich, ein ruhiges<br />
Leben ohne Hast und Hetze zu führen<br />
und sich (fast) alles vom Staat subventionieren<br />
zu lassen? Gibt es ein Paradies auf Erden<br />
für Bauern und Kühe und Polizisten?<br />
Corvo ist der Name dieses Paradieses.<br />
Eine der neun Insel der Azoren. Sie liegt ganz<br />
im Nordwesten des Archipels und damit<br />
(fast) in der Mitte des Atlantiks, auf halbem<br />
Weg zwischen Lissabon und New York. Man<br />
sagt, dies sei nicht das Ende der Welt. Aber<br />
von hier aus könne man das Ende der Welt<br />
sehen. Weil meine Freundin und ich einmal<br />
Ferien an einem wirklich ruhigen Ort verbringen<br />
wollten, kamen wir auf die Idee,<br />
diese Inseln anzufliegen. Corvo hat noch<br />
rund 400 Einwohner, halb so viele wie vor<br />
200 Jahren. Sie leben fast alle in Vila Nova<br />
do Corvo, dem einzigen Dorf auf der Insel.<br />
Es gibt eine 15 Kilometer lange, wilde<br />
Steilküste, einen Flugplatz und ein wunderschönes<br />
Gästehaus, das der ehemalige<br />
one X 3 / 2016 21
AZOREN<br />
Bürgermeister führt. Aber kein Hotel, kein<br />
Fastfood, keine Reklameschilder, keine Ampeln,<br />
keine Verkehrsstaus. Corvo ist 17 Quadratkilometer<br />
gross (was ziemlich genau<br />
Den Bauern war der Maisanbau<br />
zu aufwendig, sie stellten auf<br />
Milchwirtschaft um und halten<br />
die glücklichsten Kühe der Welt<br />
dem Gemeindegebiet von Langenthal entspricht)<br />
und auf dieser Fläche weiden etwa<br />
1500 Kühe. Sie gelten als die glücklichsten<br />
der Welt. Tests haben ergeben, dass sie das<br />
beste Rindfleisch der gesamten EU liefern.<br />
Auf Corvo gibt es auch kein Wetter. Weil es<br />
ständig ändert. An einem Tag gibt es so weit<br />
draussen im Atlantik das ganze Kino: Sonne,<br />
Wind, Wolken, Regen, Nebel. Seltsamerweise<br />
gibt es hier weder Mücken noch Fliegen<br />
noch sonstiges Getier, das die Ruhe des Viehs<br />
und der Menschen stört. Deshalb bleiben die<br />
Kühe immer an der frischen Luft. Die Bauern<br />
haben nichts anderes zu tun, als zweimal am<br />
Tag mit dem Geländewagen zum Melkstand<br />
rauszufahren und die Kühe zu<br />
melken. Auf Wanderungen trifft<br />
man immer wieder friedlich<br />
schlafende Bauern auf den Ladebrücken<br />
ihrer Toyotas. Es gibt<br />
auch viele Schweine, die im Dorf<br />
gehalten werden. Sie stinken<br />
aber bei weitem nicht so wie bei<br />
uns. Offensichtlich leben auch<br />
sie glücklich, und glückliche<br />
Schweine riechen besser.<br />
Der Bürgermeister ist ein interessanter<br />
Gesprächspartner und ein weiser Mann. Er<br />
erzählt, dass man hier einst Mais angebaut<br />
hat. Aber das sei den Bauern zu arbeitsaufwendig<br />
geworden und deshalb habe man auf<br />
Milchwirtschaft umgestellt. Aber nur mit<br />
allergrösster Mühe und Not sei es gelungen,<br />
eine Käserei aufzubauen. Die Befürchtungen<br />
seien einfach gross, es könnte irgend etwas<br />
in Arbeit ausarten und bereits seien viele<br />
drauf und dran, auf Rindermast umzustellen:<br />
Das lästige Melken entfällt dann.<br />
Klug wie die Menschen von Corvo nun<br />
mal sind, haben sie längst etwas Besseres<br />
entdeckt als mühselige Feld- und Melkarbeit.<br />
Sie haben 2007 ihre Insel bei den EU-Vögten<br />
in Brüssel zur Biosphäre erklären lassen und<br />
nun fliessen die Subventionen. Der schlaue<br />
Bürgermeister hat ausgerechnet, dass es den<br />
Staat Portugal (und die EU) billiger käme,<br />
jeden der rund 400 Einwohner lebenslänglich<br />
im teuersten Luxushotel von Lissabon<br />
bei Vollpension unterzubringen, als hier die<br />
Biosphäre zu finanzieren.<br />
Mit dem vielen Geld ist auch ein wunderschönes<br />
Altersheim gebaut worden. Aus Lissabon<br />
wird auch regelmässig und pünktlich<br />
Geld für die Angestellten überwiesen, welches<br />
danach unter die Leuten verteilt wird.<br />
Angestellte des Altersheims gibt es nämlich<br />
gar nicht. Die alten Leute bleiben zu Hause<br />
wohnen und werden dort, wenn nötig, gepflegt.<br />
Im Altersheim treffen sich die Rentnerinnen<br />
und Rentner nur, um Karten zu<br />
spielen oder zu plaudern. Es gibt ein Ge-<br />
ZUSATZINFOS<br />
Die Azoren und ihr Hoch<br />
Immer wieder hört man die<br />
Namen der beiden bei uns bekannten<br />
Druckgebilde «Azorenhoch»<br />
und «Islandtief».<br />
Beide sind für das Wetter in<br />
Europa von entscheidender<br />
Bedeutung. Das Islandtief sorgt<br />
für unbeständiges Wetter und<br />
die Zufuhr feuchtkühler Luft,<br />
das Azorenhoch hingegen<br />
bringt uns ruhiges und sonniges<br />
Wetter.<br />
So entsteht das Hoch<br />
Am Äquator strömt Luft in<br />
tie feren Schichten von Süden<br />
und Norden zusammen, steigt<br />
dort auf und strömt in einer<br />
Höhe von mehreren Kilometern<br />
wieder polwärts. Etwa<br />
zwischen 25 und 40 Grad<br />
nördlicher und südlicher Breite<br />
sinken diese Luftmassen<br />
wieder ab, wodurch dort<br />
grossräumige Hochdruckgebiete<br />
entstehen. Das Absinken<br />
sorgt für Wolkenauflösung und<br />
trockenes und ruhiges Wetter.<br />
Aus diesem Grund befinden<br />
sich alle grossen Wüsten, wie<br />
beispielsweise die Sahara in<br />
diesen Breitengraden.<br />
Zu manchen Zeiten weitet sich<br />
das Azorenhoch in Form eines<br />
Keiles bis nach Mitteleuropa<br />
aus; wenn sich eine Hochdruckzelle<br />
ablöst, kann diese<br />
bis nach Skandinavien ziehen.<br />
Verbindet sich der Keil mit einem<br />
kontinentalen Hoch (etwa<br />
über Russland), spricht man<br />
auch von Omegahoch (nach<br />
der Ω-förmigen, weit nordwärtigen<br />
Ausdehnung zwischen<br />
zwei Zentren) – eine solche<br />
hochstabile Lage hat etwa zu<br />
der Hitzewelle 2003 geführt,<br />
die über zwei Wochen im<br />
August zu Temperaturen an die<br />
40° C in Mitteleuropa führte.<br />
Über den Azoren entsteht das Hoch,<br />
das allerdings nur selten zuhause ist.<br />
Die Bedeutung des Tiefs<br />
Ist das Islandtief stark ausgeprägt<br />
bilden sich an seiner<br />
Südseite oft kleinere Tiefdruckgebiete,<br />
die in schneller<br />
Folge nach Mittel- und Nordeuropa<br />
ziehen und dort das<br />
Wetter wechselhaft gestalten.<br />
Vor allem im Winter ist es von<br />
grosser Bedeutung, wie stark<br />
die Luftdruckgegensätze zwischen<br />
Azorenhoch und Islandtief<br />
ausgeprägt sind. Herrscht<br />
besonders hoher Druck bei<br />
den Azoren und besonders<br />
tiefer bei Island, resultiert eine<br />
starke westliche Strömung, die<br />
Winter in Mitteleuropa sind<br />
mild und niederschlagreich.<br />
Im umgekehrten Fall kann sich<br />
das russische Kältehoch weit<br />
nach Westen ausdehnen, was<br />
die Temperaturen in Mitteleuropa<br />
fallen lässt. Diese Luftdruckgegensätze<br />
sind Schwankungen<br />
unterworfen, die als<br />
Nordatlantikoszillation (kurz<br />
NAO) bekannt sind.<br />
22 one X 3 / 2016
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AZOREN<br />
Corvo vom Meer<br />
aus gesehen. Typisch<br />
die Wolkenkappe,<br />
das Wetter wechselt<br />
extrem schnell.<br />
sundheitszentrum mit einem Arzt und eine<br />
Schule, in der 15 Lehrer rund 40 Kinder unterrichten.<br />
Die Türen der Häuser sind immer offen,<br />
hier gibt es keine Kriminalität. Aber es gibt<br />
doch Sünde. Fast verschwörerisch verrät mir<br />
der Bürgermeister das heimliche Vergnügen<br />
der Männer. Die Jagd. Nun gibt es ja keine<br />
wilden Tiere auf Corvo. Keine Hirsche, keine<br />
Wildschweine, keine Rehe, keine jagdbaren<br />
Raubtiere. Ja, ja, sagt der Bürgermeister, das<br />
sei so. Aber man wisse sich zu helfen. Ziegen<br />
werden ausgesetzt, man lässt sie verwildern,<br />
und dann werden sie gejagt.<br />
Und noch etwas ist nicht ganz paradiesisch.<br />
Ich wollte im Hafenbecken baden und<br />
als ich ins glasklare Wasser springen wollte,<br />
hörte ich aufgeregte Rufe («Nao! Nao!<br />
Nao!»). In letzter Sekunde hielt mich ein<br />
aufgeregter Mann davon ab, ins Wasser zu<br />
springen. Tatsächlich erkannte ich im Wasser<br />
wunderschönes, fast durchsichtiges, betörend<br />
schönes Getier. Das seien portugisische<br />
Galeeren. Der Kontakt mit deren giftigen<br />
Armen könne einen toxischen Schock, ja einen<br />
Herzstillstand auslösen und Verbrennungen<br />
im Quadrat, schlimmer als Nesseln,<br />
seien sicher. Glück gehabt.<br />
VORBILD FÜR LANGENTHAL?<br />
Wenn nicht Ziegenjäger und Bauer auf Corvo,<br />
so möchte ich wenigstens einer der beiden<br />
Polizisten auf Corvo sein, die nichts zu tun<br />
haben. Es gibt ja nicht einmal ein Gericht<br />
oder ein Gefängnis hier. Und der Gedanke<br />
lässt mich nicht los: Könnten wir nicht im im<br />
Oberaargau auch ein kleines Corvo schaffen?<br />
Eine Biosphäre, für die wir Subventionen aus<br />
Bern, Brüssel, Amerika oder aus einem Fonds<br />
der UNO bekommen? Wenn schon Langenthal<br />
bei den Marktforschern als typischste<br />
Schweizer Stadt gilt, so könnten wir den<br />
schönen Ort, praktisch gleich gross wie Corvo,<br />
genau so gut zu einer helvetischen Biosphäre<br />
deklarieren, durch internationale<br />
Subventionen von allen Sorgen befreien und<br />
am Beispiel der glücklichen Langenthaler<br />
den Touristen aus aller Welt das Wesen und<br />
Wirken der wahren, unverfälschten Schweiz<br />
zeigen. Ich müsste dann zur Erholung nicht<br />
mehr nach Corvo fliegen.<br />
ZUSATZINFOS<br />
Das sind die<br />
Azoren<br />
Eine traditionelle<br />
Windmühle aus der<br />
Zeit, als noch<br />
Getreide angebaut<br />
wurde.<br />
Die Azoren liegen im Atlantischen<br />
Ozean. Die neun grösseren und mehreren<br />
kleineren Inseln gehören politisch<br />
zu Portugal und haben eine Fläche von<br />
rund 2300 km². Sie liegen rund 1500<br />
Kilometer westlich von Lissabon. Die<br />
Hauptinsel ist Sao Miguel. Die Azoren<br />
sind Teil des Mittelatlantischen Rückens.<br />
Acht der grössten Inseln sind<br />
vulkanischen Ursprungs. Auf den Azoren<br />
leben rund 250 000 Menschen.<br />
24 one X 3 / 2016
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Wangen an der<br />
Aare um 1900<br />
Bern–Zürich:<br />
27 Stunden<br />
Die ruhig dahinrollende Postkutsche ist<br />
das Sinnbild der guten alten Zeit. 1916, also<br />
vor genau 100 Jahren sind die letzten<br />
Pferdekutschen-Verbindungen im Oberaargau<br />
eingestellt worden.<br />
Posthorn<br />
aus der Postkutschenherrlichkeit<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Kaum mehr vorstellbar: Wer reist,<br />
nimmt die Postkutsche. Aber so<br />
war es vor dem Zeitalter der<br />
Eisen bahn und der Postautos. Bis<br />
vor 100 Jahren, bis 1916, rumpelten<br />
täglich und bei jeder Witterung die Postkutschen<br />
durch den Oberaargau.<br />
Der erste Postkurs, also die erste nach<br />
einem regelmässigen Fahrplan verkehrende<br />
Postkutsche in der Schweiz, führt von Bern<br />
nach Zürich durch unsere Gegend: über<br />
Burgdorf, Langenthal und Aarau. Das Berner<br />
Postunternehmen Fischer (eine angesehene<br />
Patrizierfamilie) eröffnet diese Strecke im<br />
Jahre 1735 zusammen mit dem Fuhrhalter<br />
(heute: Transportunternehmer) Hofmeister<br />
aus Zürich. Die von vier Pferden gezogene<br />
Kutsche kann vier Personen und zehn Zentner<br />
Ware mitführen. Sie verkehrt wöchentlich<br />
einmal und die Fahrzeit hin und zurück<br />
beträgt sechs Tage. Die Kutschen sind mit<br />
Stahlfedern ausgerüstet und bieten auf den<br />
in den Jahren zwischen 1706 bis 1711 erstellten<br />
bernischen Staatsstrassen einen erträglichen<br />
Fahrkomfort. Bremsen sind aber<br />
noch keine vorhanden. Bei den Distanzen<br />
rechnet man mit einer Reisegeschwindigkeit<br />
von 4,8 km/h.<br />
Im Jahre 1738 erfolgt die Eröffnung des<br />
zweiten wichtigen Kurses: Von Bern nach<br />
Balsthal und über den oberen Hauenstein<br />
nach Basel (25 Stunden Fahrzeit). In den<br />
Jahren 1789/90 kommen die Postlinien von<br />
Bern nach Luzern über Solothurn, Attiswil,<br />
Niederbipp, Langenthal und Zofingen sowie<br />
von Bern nach Luzern über Burgdorf, Sumiswald<br />
und Huttwil dazu.<br />
Pferdeumspannstationen gibt es im<br />
Oberaargau in Bützberg, Murgenthal und<br />
Dürrmühle bei Niederbipp. Eine besonders<br />
wichtige Haltestation ist Murgenthal, wo<br />
neben dem Pferdewechsel in der Regel auch<br />
genächtigt und gezecht wird.<br />
VIELE GRENZEN - VIELE ZÖLLE<br />
Grosse Reiseverzögerungen entstehen durch<br />
die Erledigung der vielen Zollformalitäten<br />
an den Kantonsgrenzen und bei Brücken. Im<br />
Oberaargau liegen die Hauptzollstätten in<br />
Wangen und Aarwangen, in Langenthal und<br />
Herzogenbuchsee.<br />
Die kantonalen Zölle entfallen erst mit<br />
der Gründung der neuen Schweiz 1848. Der<br />
Bundesstaat macht die Schweiz zum einheitlichen<br />
Wirtschaftsraum mit einer Einheitswährung.<br />
Die letzten Brückengelder werden<br />
den Reisenden für die Benützung der Berner<br />
Nydeggbrücke bis 1853 und der Hängebrücke<br />
Aarburg abgeknöpft.<br />
Ab 1780 werden die schwerfälligen und<br />
wenig Komfort bietenden Landkutschen<br />
oder «Coches» allmählich durch leichtere<br />
und schnellere fünfplätzige Postchaisen und<br />
Diligencen ersetzt. Als Vorzugsplätze bei<br />
grossen Wagen gelten die Coupé-Plätze auf<br />
den Aussensitzen vorn und Bankette-Plätze<br />
im erhöhten Hinterteil der Wagen.<br />
Im Laufe des 19. Jahrhunderts gibt es<br />
Tageseilkurse von Solothurn über Huttwil<br />
nach Luzern (17 Wegstunden), von Bern<br />
über Solothurn, Attiswil, Niederbipp nach<br />
Basel (20 Wegstunden) und von Bern über<br />
Langenthal–Aarau nach Zürich (27 Wegstunden).<br />
Beliebt sind bei den Reisenden die<br />
Nacht-Eilkurse.<br />
Die grossen Extrakutschen (Sonderfahrten<br />
mit Prominenz und Royals) bringen buntes<br />
Leben in den Strassenbetrieb. So reisen<br />
viele königliche Hoheiten, Staatsmänner,<br />
Geschäftsleute, Dichter aus Russland, England,<br />
Frankreich, Deutschland u. a. m. mit<br />
grossem Gefolge durch den Oberaargau. Im<br />
Juni 1857 kommt z. B. die Kaiserinmutter<br />
Friederieke Luise Charlotte Wilhelmine von<br />
Russland mit ihrem Gefolge. Sie reist mit 18<br />
Wagen, gezogen von 86 Pferden und fährt<br />
von Solothurn über Niederbipp nach Basel.<br />
Vornehme Leute bestellen sich eine Extrapost,<br />
um nicht mit einfachen Zeitgenossen<br />
reisen zu müssen. Wieder andere Reisende<br />
besorgen sich einen privaten Lohnkutscher.<br />
Das Reisen zu jener Zeit ist allerdings<br />
teurer als heute das Fliegen. Nur wenige<br />
Fotos: Adolf Roth, PTT-Museum Bern / ZVG<br />
26 one X 3 / 2016
Die letzte Post Wangen an<br />
d. Aare–Herzogenbuchsee,<br />
29. Februar 1916<br />
Postkutsche vor<br />
dem Post- und<br />
Telegraf-Gebäude<br />
Langenthal<br />
Das Schweizer Postkutschennetz<br />
um<br />
1847 war überraschend<br />
dicht – sogar<br />
mit Nachtkursen<br />
können sich die Postkutschen leisten. Das<br />
Reisen in der Schweiz ist wegen der hohen<br />
Fuhrlöhne und dem langsamen Fahren, das<br />
häufiges Einkehren notwendig macht, ganz<br />
besonders kostspielig. Im Jahre 1849 benutzten<br />
14 027 Personen die Strecke von Bern<br />
nach Zürich mit dem Tagkurs und 11 021 mit<br />
dem Nachtkurs. Das sind für die damalige<br />
Zeit ausserordentlich viele Reisende. Der<br />
englische Dichter Samuel Rogers unternimmt<br />
im Jahre 1815 eine Schweizer Reise.<br />
Er schildert den Oberaargau wie folgt: «Die<br />
Strasse von Bern nach Herzogenbuchsee<br />
führt in nordöstlicher Richtung durch eine<br />
hügelige Landschaft mit Wäldern, Bauernhöfen<br />
und Schlössern. Es war Sonntag und<br />
die Einwohner standen in ihrer besten Tracht<br />
vor den Türen, lehnten aus den Fenstern<br />
oder fuhren in Einspännern und Chaisen<br />
durch die Strassen. In der Schweiz wird nicht<br />
so viel geritten wie in England. Wir assen in<br />
Herzogenbuchsee, etwa zwanzig Meilen<br />
nördlich von Bern. Die Herberge war gross<br />
und sauber und die Gaststube im Erdgeschoss<br />
voll von Männern und Frauen. Ein<br />
dünner Yvorne wurde ausgeschenkt. Nach<br />
dem Essen spazierten wir auf dem Friedhof.<br />
Eine grosse Trauerweide beschattete ein<br />
Grab, und man sah viele Federnelken. Der<br />
Blick auf die Alpen war immer noch herrlich;<br />
jetzt wurden sie von der Abendsonne angestrahlt,<br />
und ihre Umrisse, von Licht und<br />
Schatten markant modelliert, mit unzähligen<br />
Vorsprüngen und Vertiefungen wirkten<br />
so sanft und silbrig und fürs Auge fast so<br />
stofflos wie leichte Sommerwolken. Wir<br />
fuhren am selben Abend im hellsten Mondschein<br />
weiter und kamen nach Murgenthal.<br />
In diesem Dorf war jeder Stein, jeder Ziegel<br />
am rechten Platz und jedes Strohdach in<br />
bestem Zustand. Als ich mein Bett bestieg,<br />
hörte ich einen Knaben fröhlich aus dem<br />
Fenster singen.»<br />
GUT ERSCHLOSSENER OBERAARGAU<br />
Mit dem Aufkommen der Eisenbahnen (ab<br />
1857) verschwinden die einträglichen<br />
grossen Mittellandstrecken. Und so beginnt<br />
die Post ihre Kurslinien auf Nebenstrecken<br />
auszudehnen: 1850 verkehren in der<br />
Schweiz 158 Postkutschen auf 498 Linien,<br />
und 1900 sind es 1659 Postkutschen auf<br />
789 Linien. Auch der Oberaargau kommt<br />
so zu neuen Verbindungen und ist, wie<br />
nachfolgende Aufstellung zeigt, erstaunlich<br />
gut erschlossen. Die Kutschen verkehren<br />
auf folgenden Strecken.<br />
Langenthal–Bleienbach–Thörigen–<br />
Herzogenbuchsee<br />
Langenthal–Rohrbach–Huttwil<br />
Langenthal–Melchnau–Huttwil–<br />
Zell–Willisau<br />
Langenthal–Murgenthal (1 Stunde)<br />
Herzogenbuchsee–Seeberg–Grasswil–<br />
Koppigen<br />
Herzogenbuchsee–Wangen–Dürrmühle<br />
(1½ Stunden)<br />
Huttwil–Wyssachen<br />
Huttwil–Sumiswald–Burgdorf<br />
Huttwil–Eriswil<br />
Riedtwil–Oschwand<br />
Kleindietwil–Oeschenbach<br />
Rohrbach–Rohrbachgraben<br />
Wiedlisbach–Oberbipp<br />
Zu den Pflichten eines Posthalters gehört<br />
die Haltung einer bestimmten Anzahl tauglicher<br />
Pferde nebst benötigtem Geschirr.<br />
Gefährliche oder mit Untugenden behaftete<br />
Pferde sind für den Postdienst nicht geeignet.<br />
Die Anzahl der Pferde zur Bespannung<br />
hängt vom Gewicht der Ladung und von der<br />
Kutschenart ab. Die Postillione haben die<br />
one X 3 / 2016 27
POSTKUTSCHEN<br />
Bahnhofstrasse Herzogenbuchsee<br />
mit Postgebäude<br />
und Postkutsche um 1910.<br />
Postkutsche<br />
der Post<br />
Oberbipp<br />
um 1890.<br />
Der Postillion hatte<br />
in vorschriftsmässiger<br />
und sauberer<br />
Kleidung anzutreten:<br />
Postillion mit<br />
Sommer hut um 1900.<br />
Fahrzeiten genau einzuhalten. Verspätungen<br />
sind soweit möglich durch schnelleres Fahren<br />
auszugleichen. Ein Anhalten vor Wirtshäusern<br />
in Orten, wo sich keine Poststelle<br />
befindet, ist strikte verboten.<br />
Bei Nachtfahrten ist, ausser bei hellem<br />
Mondschein, auf Kosten der Reisenden in<br />
den Laternen des Wagens Licht zu machen.<br />
Das Tabakrauchen ist dem Postillion während<br />
der Fahrzeit untersagt. Nüchternheit ist<br />
oberstes Gebot. Die Pferdehalter werden<br />
gebüsst, wenn die Rossgeschirre mangelhaft<br />
sind. Der Postillion hat auch in vorschriftsgemässer<br />
und sauberer Kleidung anzutreten.<br />
Überdies gehört das Posthornblasen zu den<br />
Anstellungsbedingungen. Postreisende finden<br />
in den Postämtern des Kantons Bern<br />
Bücher, in die sie ihre Beschwerden eintragen<br />
können.<br />
MORALISCHE BEDENKEN<br />
Anfänglich wird viel über die aufkommenden<br />
Postkutschentransporte gespottet. Das<br />
Reisen mit der Postkutsche «gebe Anlass zu<br />
Mariagen», meinte ein Kritiker. Ein weiterer<br />
übler Umstand seien die «allzu grossen Gesellschaften<br />
in den bequemen Postkutschen,<br />
die immer voll schöner, duftender Frauenzimmer<br />
steckten, und wo die Passagiere so<br />
sitzen, dass sie einander ansehen müssen,<br />
wodurch nicht allein eine höchst gefährliche<br />
Verwirrung der Beine entstehe, daraus eine<br />
nicht mehr aufhörende Verwirrung der Seele<br />
und Gedanken zu konstatieren sei, so dass<br />
mancher junge Mensch anstatt ans Reiseziel,<br />
zum Teufel gereist sei».<br />
Im Jahre 1786 kommt es im Städtchen<br />
Bremgarten an der Reuss zu einem Überfall<br />
auf eine von Bern herkommende Kutsche.<br />
Der Wagen wird umgestürzt, der Postillion<br />
verprügelt und die Ladung beschädigt. Die<br />
Übeltäter sind die «ehrenwerten Schneider<br />
und Schuhmacher aus Bremgarten, welche<br />
mit diesem Gewaltakt gegen die Einfuhr von<br />
billigeren Kleidern und Schuhen aus dem<br />
Bernbiet (Langenthal) und dem Aargau protestieren<br />
wollen». Also noch nicht Billig-<br />
Importe aus China.<br />
Das Reisen mit der Postkutsche ist bei den<br />
damaligen Strassenverhältnissen mitunter<br />
recht beschwerlich und gefährlich. Für den<br />
Postillion ist es nicht leicht, vier ungeduldige<br />
Pferde zu lenken. Dies bedarf einer gewissen<br />
Härte und eines unerbittlichen Durchsetzungsvermögens<br />
gegenüber den Pferden.<br />
Hoch auf dem Bock ist der Postillion stets<br />
Wind, Regen und Schnee ausgesetzt. Die<br />
Fahrgäste schwitzen im Sommer und frieren<br />
im Winter. Leider kann man die Mitreisenden<br />
nicht auslesen. Auf langen Reisen ist Rücksichtnahme<br />
in den engen Kutschen unbedingt<br />
notwendig. Die Strassen sind öfters voll fusstiefer<br />
Löcher, staubig und bei Regen meist<br />
morastig. Ein Überholen ist bei den schmalen<br />
Strassen nicht möglich. Rad- und Achsenbrüche<br />
sind an der Tagesordnung. Die Federung<br />
der Wagen ist vielfach mangelhaft. Postkutschen<br />
und Fuhrwerke kommen sich öfters in<br />
die Quere, was zu gegenseitig Schmähungen<br />
und Gewaltandrohungen führt.<br />
DIE BAHN VERDRÄNGT DIE KUTSCHE<br />
Der Postillion ist kein Beamter der Post, sondern<br />
ein Angestellter des Postpferdehalters.<br />
Die Postillione geben mit dem Posthorn weithin<br />
hörbare Signale. Jede dieser Melodien<br />
hat eine andere Bedeutung.<br />
Nach Eröffnung der Bahnstrecke von<br />
Bern nach Zürich im Jahre 1857 werden die<br />
grossen Mittellandlinien aufgehoben. Die<br />
Reisenden vermissen aber die Nacht-Kutschenverbindungen<br />
sehr, da die Bahnen<br />
Nachtverbindungen erst ab 1886 einführen.<br />
Aber nach und nach verdrängen die aufkommenden<br />
Privatbahnen (Gäubahn 1876, Langenthal–Huttwil-Bahn<br />
1889, Oberaargau–<br />
Jurabahnen 1907) die Pferdepost.<br />
Die letzten Kutschen fahren von Langenthal<br />
nach Melchnau und Reisiswil und ein<br />
Einspänner rumpelt bis 1916 von Langenthal<br />
über Bleienbach nach Thörigen und von Herzogenbuchsee<br />
nach Wangen. Dann ist die<br />
Zeit der Postkutschen, die gute alte Zeit, zu<br />
Ende.<br />
Literatur: Jahrbuch des Oberaargaus,<br />
insbesondere ein Beitrag von Hanspeter<br />
Lindegger («Mit der Postkutsche durch<br />
den Ober aargau»).<br />
28 one X 3 / 2016
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DOMINIQUE AEGERTER<br />
VOM GLÜCK,<br />
nur noch die Nummer 2 zu sein<br />
Ein grosses Comeback und eine neue Rolle für Dominique<br />
Aegerter (25): Er ist nach dem Saisonauftakt der Moto2-Klasse<br />
in Katar definitiv die Nummer 2 im Team hinter Tom Lüthi,<br />
der das Rennen gewann.<br />
TEXT: KLAUS ZAUGG<br />
Welchen Dominique Aegerter<br />
werden wir beim Saisonauftakt<br />
sehen? Das war die<br />
grosse, auch die bange Frage<br />
vor dem Start der neuen<br />
Saison. Er hatte Wochen gebraucht, um sich<br />
von den Folgen des Horrorcrashes beim GP<br />
von Aragon im letzten September zu erholen.<br />
Auf die letzten vier Rennen der Saison 2015<br />
musste er verzichten und am Ende rutschte<br />
er bis auf den 17. WM-Schlussrang ab.<br />
Der ganze Heilungsprozess der Handund<br />
Rückenverletzungen brachten ihm eher<br />
noch mehr Medienpräsenz ein als der Sieg<br />
auf dem Sachsenring 2014. Der Unfall hatte<br />
aber auch finanzielle Folgen. Bis vor ein paar<br />
Tagen zeichneten sich finanzielle Einbussen<br />
von 25 Prozent im Vergleich zur Saison 2015<br />
ab. Sein Einkommen bezieht er in erster Linie<br />
aus dem Verkauf der Werbeflächen auf sei-<br />
nem Kombi. Erst am letzten Samstag meldete<br />
sein Manager Dr. Robert Siegrist aus Zürich<br />
nach Katar, dass ihm der Verkauf der<br />
letzten freien Werbefläche doch noch gelungen<br />
sei.<br />
Auch sportlich hat der Unfall keine Nachwirkungen.<br />
Dominique Aegerter hat in Katar<br />
den 5. Platz herausgefahren. In einem verrückten<br />
Rennen, in dem sechs Spitzenpiloten<br />
wegen eines Frühstarts bestraft worden sind.<br />
Sie mussten sich am Ende hinter «Domi»<br />
einreihen (7. Morbidelli, 8. Rins, 9. Lowes,<br />
12. Zarco, 14. Nakagami, 15. Cortese).<br />
Durchaus wahrscheinlich, dass der Rohrbacher<br />
ohne diese bestraften Frühstarts nur auf<br />
Rang 11 oder 12 gefahren wäre. Aber Entscheidend<br />
ist, dass Dominique Aegerter dazu<br />
in der Lage war, von dieser Situation zu profitieren.<br />
Er hatte das Rennen aus der 5. Startreihe<br />
(15.) in Angriff genommen.<br />
Nach dem Rennen wirkt er erstmals seit Monaten<br />
richtig entspannt, ja glücklich. Er hatte<br />
schon bei den Vorsaisontests und jetzt bei<br />
den Trainings zum GP von Katar einen guten<br />
Eindruck gemacht. Aber unter der Oberfläche<br />
des Selbstvertrauens war die Verunsicherung<br />
doch spürbar. Er dominierte einzelne<br />
Test-Sessions, fiel aber in anderen bis<br />
hinter Rang 20 zurück. Diese Leistungsschwankungen<br />
sind und bleiben sein grosses<br />
Problem. Die Zusammenarbeit mit dem neuen<br />
französischen Cheftechniker Florian Chiffoleau<br />
hat indes sehr gut begonnen – der<br />
bisherige Cheftechniker Gilles Bigot arbeitet<br />
neu für Tom Lüthi.<br />
Das Rennen hat uns nun die definitive<br />
Bestätigung geliefert, dass Dominique<br />
Aegerter den Unfall überwunden hat – erst<br />
der Ernsteinsatz, das Rennen, konnte diese<br />
Antwort geben. «Als ich erstmals wieder auf<br />
Dominique<br />
Aegerter in<br />
Katar: Auf dem<br />
Kamel ebenso<br />
stilsicher wie auf<br />
der Maschine.<br />
Foto: Waldemar Da Rin<br />
30 one X 3 / 2016
Spannung vor<br />
dem Start: Das<br />
Nachtrennen<br />
ist auch für<br />
die Fahrer<br />
faszinierend.<br />
dem Töff sass, brauchte ich schon eine Angewöhnungszeit<br />
und ich hatte ein flaues<br />
Gefühl, wenn ich spürte, dass einer hinter<br />
mir fuhr.» Das sei nun kein Problem mehr.<br />
Er sagt aber auch, dass er in Katar anfänglich<br />
noch nicht ganz der wilde, bissige «Domi»<br />
war, wie wir ihn kennen. «Ich bin beim Start<br />
und in den ersten Runden noch nicht so aggressiv<br />
gefahren wie früher. Es ist ja auch<br />
verrückt, wie da zur Sache gegangen wird,<br />
es ist geradezu Krieg auf der Rennstrecke.<br />
Aber in der zweiten Hälfte des Rennens bin<br />
ich wieder so gefahren wie immer.» Am<br />
Schluss packte er im Kampf um Platz fünf<br />
auch noch Moto-Weltmeister Danny Kent.<br />
Es ist also wieder alles so, wie es schon<br />
immer war. Oder? Nicht ganz. Die Ausgangslage<br />
im Team ist jetzt eine andere. Letzte<br />
Saison ging es noch darum, wer im Team die<br />
Nummer 1 werden würde. Tom Lüthi oder<br />
Dominique Aegerter? Diese Frage ist nun von<br />
allem Anfang an beantwortet: Tom Lüthi hat<br />
mit dem Sieg beim Saisonauftakt seinen Status<br />
als Nummer 1 zementiert.<br />
Teamchef Fred Corminboeuf ist ein schlauer<br />
Hund. Er hatte sich zwar zuvor jahrelang um<br />
Dominique Aegerter gekümmert und war<br />
sein Teamchef. Aber er hat nach der Ankunft<br />
von Tom Lüthi letzte Saison schnell kapiert,<br />
dass es für ihn von Vorteil sein kann, wenn<br />
Tom Lüthi ist jetzt klar Nummer 1.<br />
Das nimmt Druck von Dominique<br />
Aegerter: Niemand fragt nach den<br />
Resultaten der Nummer 2.<br />
er sich in erster Linie um Lüthi kümmert:<br />
Wenn er einen Fahrer hat, der um den WM-<br />
Titel fährt, dann fragt niemand mehr nach<br />
den Resultaten der Nummer 2 und er ist von<br />
allem Anfang an davon ausgegangen, dass<br />
nur Lüthi um den Titel fahren kann. Der Argwohn<br />
von Vater Ferre Aegerter, sein Bub sei<br />
ein Opfer der «welschen Mafia» im Team, ist<br />
also durchaus berechtigt.<br />
Tom Lüthi hat in Katar erstmals in seiner<br />
Karriere den Saisonauftakt gewonnen. Er ist<br />
damit ein Titelanwärter und es ist klar, dass<br />
sich jetzt im Team alles um ihn drehen und<br />
Fred Corminboeuf um ihn herumscharwenzeln<br />
wird. Nach dem Motto: Tom hier, Tom<br />
da, Tom überall. Das ist für<br />
Dominique Aegerter nur auf<br />
den ersten Blick ein Nachteil.<br />
Denn jetzt ist der Druck weg<br />
und es wird ihm leichter fallen,<br />
seinen «Lüthi-Komplex»<br />
loszuwerden. Er sagt zwar,<br />
diesen Komplex gebe es nicht<br />
– aber es gibt ihn eben doch<br />
und er spielt eine Rolle.<br />
Bis zu seinem Unfall war die Frage letzte<br />
Saison immer wieder, warum Dominique<br />
Aegerter nicht mehr ein Siegfahrer ist. Warum<br />
er mit Tom Lüthi doch nicht mithalten<br />
kann. Viel Zeit ist für kluge und weniger<br />
kluge Analysen verbraucht worden. Hatte er<br />
sich im Winter zu sehr ablenken lassen? War<br />
die Belastung, nun einer der populärsten<br />
one X 3 / 2016 31
DOMINIQUE AEGERTER<br />
Wird Aegerter<br />
bei einer Stallorder<br />
Tom Lüthi<br />
vorbeilassen?<br />
«Das kommt<br />
nicht in Frage»,<br />
so die deutliche<br />
Reaktion.<br />
Einzelsportler im Land zu sein, am Ende<br />
eben doch zu spüren? Spielt der Wechsel von<br />
Suter auf Kalex eine Rolle? Müsste er seinen<br />
Fahrstil ändern? Ist er zu verkrampft?<br />
Braucht er einen Mentaltrainer?<br />
Einen «Riding<br />
Coach» (Fahrlehrer)?<br />
2015 war nach<br />
der bisher erfolgreichsten<br />
Saison 2014<br />
ein schwieriges Jahr<br />
der Bestätigung.<br />
All diese Zweifel,<br />
Fragen und Belastungen<br />
ist Dominique<br />
Aegerter jetzt los. Er<br />
hat sozusagen im<br />
Windschatten seines<br />
Rivalen Ruhe. Viel<br />
mehr Ruhe als letzte Saison und er kann<br />
seine ganze Energie auf die Rennfahrerei<br />
konzentrieren.<br />
Aber er muss sich trotzdem in gewissen<br />
Bereichen durchsetzen – und er tut es. Teamchef<br />
Fred Corminboeuf hatte angeordnet,<br />
dass der Fahrwerksspezialist Tim de Bot diese<br />
Saison nicht mehr für «Domi» sondern in<br />
erster Linie für Tom Lüthi arbeitet. «Das kann<br />
nicht sein, das müssen wir rückgängig machen»<br />
hatte Aegerter nach den Tests in Jerez<br />
gesagt. Und er hat sich durchgesetzt. In Katar<br />
hat der Holländer wieder für ihn gearbeitet.<br />
Durchaus denkbar, dass Fred Corminboeuf<br />
eine Stallorder ausgeben muss. Will<br />
heissen: Er wird Dominique Aegerter anweisen,<br />
im Falle eines Falles Tom Lüthi den Vortritt<br />
zu lassen. Damit er im Kampf um den<br />
WM-Titel keine Punkte ausgerechnet wegen<br />
seines Teamkollegen aus Rohrbach verliert.<br />
«Das kommt nicht in Frage» sagt Dominique<br />
Aegerter. Wir dürfen uns auf eine der besten,<br />
aufregendsten und spannendsten Saisons<br />
aller Zeiten freuen.<br />
Dominique<br />
Aegerter hatte<br />
noch Zeit für<br />
Seightseeing<br />
in Katar.<br />
Die Gastarbeiter aus<br />
Pakistan verdienen wenig<br />
und haben keine Rechte.<br />
KATAR<br />
Wenn Geld im Sport-Business<br />
keine Rolle spielt<br />
Warum eigentlich ein Töff-GP in<br />
Katar? Weil es kaum ein anderes<br />
Land so gut versteht, den<br />
Sport für seine politischen<br />
Ziele einzusetzen. Katar, ungefähr<br />
doppelt so gross wie der<br />
Kanton Bern, unterscheidet sich<br />
von allen anderen Ländern des<br />
Morgenlandes durch sein Bestreben,<br />
in der ganzen Welt eine<br />
Stimme zu haben, die gehört<br />
wird. Dabei spielen der Sport<br />
und der TV-Nachrichtensender<br />
Al-Dschasira (Al Jazeera) eine<br />
zentrale Rolle.<br />
Kulturschock Al Jazeera<br />
Al Jazeera wurde 1996 vom<br />
Emir von Katar gegründet und<br />
hat im Zusammenhang mit dem<br />
«Arabischen Frühling» eine viel<br />
grössere Bedeutung als allgemein<br />
angenommen wird. Vor<br />
dem Siegeszug des Internets<br />
veränderte diese TV-Station<br />
den nahen Osten. Weil es jenen<br />
eine Stimme gab, die noch nie<br />
gehört worden sind. In diesen<br />
Ländern hatte man sich an TV-<br />
Sender gewöhnt, die nur Regierungspropaganda<br />
sendeten –<br />
bis hin zu Direktübertragungen,<br />
die den Herrscher beim Auspacken<br />
der Geburtstagsgeschenke<br />
zeigten. Dank Al Jazeera hörten<br />
die Menschen auf einmal andere<br />
Meinungen, Ja, sie vernahmen<br />
sogar die Ansichten von<br />
israelischen Regierungsmitgliedern.<br />
Das war wie ein Kulturschock.<br />
Bedeutend dank Sport<br />
Ich habe den Sender vor zehn<br />
Jahren besucht – und da war<br />
eine geradezu revolutionäre<br />
Stimmung zu spüren. Ein Grove,<br />
der ein wenig an die Zeiten von<br />
TeleZüri unter Roger Schawinski<br />
mahnte. Der Chefredakteur<br />
machte sich einen Spass daraus,<br />
mich in einen Sessel zu bitten<br />
und dann zu erklären, dass hier<br />
Osama Bin Laden zu sitzen<br />
pflegte. Tatsächlich konnte dessen<br />
Terrororganisation ihre Meldungen<br />
nur mit Videos über Al<br />
Jazeera verbreiten.<br />
Und der Chefredakteur war stolz<br />
darauf, dass er weltweit der einzige<br />
Chef eines Medienunternehmens<br />
sei, der keinen Budgetzwang<br />
habe. Er konnte schon<br />
damals um die 80 Millionen<br />
Franken im Jahr ausgeben.<br />
Reporter seines Senders wurden<br />
in anderen arabischen Staaten<br />
immer wieder des Landes verwiesen.<br />
Al Jazeera beschäftigt<br />
Mitarbeiter aus mehr als 50 Nationen<br />
und, im Morgenland ungewöhnlich,<br />
weibliche Moderatorinnen.<br />
Der Arabische Frühling<br />
hat allerdings auch die Herrscherfamilie<br />
in Katar verunsichert.<br />
Vom revolutionären Geist<br />
32 one X 3 / 2016
Die Corniche ist<br />
eine Flaniermeile<br />
in der Bucht von<br />
Katar, im Hintergrund<br />
die City.<br />
der Gründerjahre ist nicht mehr<br />
so viel geblieben, Der Sender<br />
hat seine überragende Bedeutung<br />
verloren. Die Versuche, in<br />
der westlichen Welt eine wichtige<br />
Rolle zu spielen (u. a. durch<br />
eine US-Niederlassung) sind inzwischen<br />
mehr oder weniger gescheitert.<br />
Durch den Sport hat Katar hingegen<br />
weiterhin globale Bedeutung.<br />
Nicht durch erfolgreiche<br />
eigene Sportler. Die gibt es praktisch<br />
nicht und wenn, dann sind<br />
es eingebürgerte Stars. Aber als<br />
Veranstalter hat Katar Weltgeltung.<br />
Die Katari sagen gerne, der<br />
Sport gehöre zur DNA ihres Landes.<br />
Gemeint ist nicht eine eigene<br />
Sportkultur. Wohl aber das<br />
globale Sport-Business.<br />
Dabei geht es nicht nur um die<br />
Fussball-WM 2022. Fast vergessen<br />
ist bereits, dass Katar, eine<br />
flache Wüste, 2006 die Asienspiele<br />
mit fast 10 000 Sportlern<br />
aus 45 Ländern perfekt organisiert<br />
hat. Tennis-Turniere,<br />
Leichtathletik-Meetings, die<br />
Handball WM 2015, die Kurzbahn-WM<br />
der Schwimmer 2014<br />
und seit 2003 jedes Jahr ein<br />
Töff-GP. Ein Land der unbegrenzten<br />
Sport-Möglichkeiten.<br />
Geld spielt keine Rolle<br />
Geld spielt in diesem reichsten<br />
Land der Welt (pro-Kopf-Einkommen<br />
etwas mehr als<br />
100 000 Franken) mit Erdgasvorräten<br />
für 200 Jahre und Öl<br />
für weitere 100 Jahre keine Rolle.<br />
Die Einnahmen aus dem Gasund<br />
Ölhandel sind pro Jahr höher<br />
als 30 Milliarden Franken.<br />
Ein Land, in dem für den Sport<br />
im wahrsten Wortsinne Milch<br />
und Honig fliessen.<br />
Was sich ganz eindrücklich beim<br />
Töff-GP zeigt. Hier werden die<br />
einzigen Nachtrennen ausgetragen.<br />
Nicht wegen der Hitze. Sondern<br />
wegen der Extravaganz.<br />
Stolz wird darauf hingewiesen,<br />
dass mit dem für den GP produzierten<br />
Licht eine Strasse von<br />
Katar bis hinauf nach Moskau<br />
taghell beleuchtet werden könnte.<br />
Als Valentino Rossi einmal<br />
monierte, die Piste kühle am<br />
Abend ab, sagte der zuständige<br />
Streckenmanager, dann baue<br />
man eine Heizung ein. Was natürlich<br />
nicht passiert ist. Aber<br />
man hätte es, falls gewünscht,<br />
getan. Ganz nebenbei sei erwähnt,<br />
dass die Katari pro Kopf<br />
weltweit am meisten Energie<br />
verbrauchen.<br />
Für den Besucher ist Katar ein<br />
morgenländisches Disneyland.<br />
Ein neuer Bazar neben dem alten<br />
wirkt wie eine Filmkulisse.<br />
Tiefverschleierte Frauen, europäisch<br />
gekleidete Frauen, Männer<br />
in westlicher und traditioneller<br />
Kleidung. Der Muezzin<br />
ruft zum Gebet. Und tiefster<br />
Frieden. Die Preise sind so hoch<br />
wie in der Schweiz. Die Katari<br />
zahlen keine Steuern, erhalten<br />
ab dem Tag ihrer Geburt ein bedingungsloses<br />
Grundeinkommen<br />
von 2000 Dollar und das Gesundheitswesen<br />
ist gratis.<br />
Praktisch alle Arbeiten werden<br />
von Gastarbeitern erledigt, die<br />
mit Zeitverträgen engagiert werden<br />
und das Land nach Ablauf<br />
verlassen müssen. In Doha gibt<br />
es so etwas wie eine Subkultur:<br />
die Läden und Restaurants eben<br />
dieser Gastarbeiter. Hier gibt es<br />
Essen und Artikel des täglichen<br />
Bedarfs zu einem Bruchteil der<br />
sonst üblichen Preise – und der<br />
Reisende kann, wenn er denn<br />
will, hier essen und wird freundlich<br />
aufgenommen. Wut spürt er<br />
keine.<br />
Dünne Zivilisationsdecke<br />
Die Elite ist gebildet und weltgewandt.<br />
Kluge Gespräche über<br />
Kunst, Literatur, über die Gleichberechtigung<br />
der Frauen und<br />
Politik gehören dazu. Und doch<br />
ahnt der Besucher: Es ist eine<br />
dünne Zivilisationsdecke unter<br />
der noch immer das Wesen einer<br />
archaischen Welt zu spüren,<br />
zu erahnen ist. Die Katari haben<br />
vor weniger als hundert Jahren<br />
die Zelte und die Wüste verlassen<br />
um die Welt zu erobern. Wie<br />
sie den Sprung in die Moderne<br />
geschafft haben und wie sie<br />
die Welt des 21. Jahrhunderts<br />
durchschauen, ist trotz allem beeindruckend,<br />
ja faszinierend.<br />
Welten und Weltanschauungen<br />
treffen in Katar<br />
offen aufeinander.
DIE SEITE DER LESER<br />
Die vier Seen<br />
Graben<br />
In unserer letzten Ausgabe präsentierten<br />
wir Ihnen die Seen des Oberaargau.<br />
Leider unterliessen wir es, aufzuzeigen,<br />
wo sich diese magischen Orte befinden.<br />
Auf vielfachen Wunsch holen wir dies<br />
hiermit nach.<br />
Wangenried<br />
Inkwil<br />
Heimenhausen<br />
Thunstetten<br />
Langenthal<br />
Torfsee<br />
Inkwilersee<br />
Sängeliweiher<br />
Herzogenbuchsee<br />
Bleienbach<br />
Aeschi<br />
Thörigen<br />
Burgäschisee<br />
Bettenhausen<br />
Rütschelen<br />
Bollodingen<br />
Steinhof<br />
Ihre Meinung<br />
interessiert uns<br />
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VERANSTALTUNGS-<br />
KALENDER<br />
Möchten Sie Ihre Veranstaltung<br />
bei uns publizieren?<br />
Dann teilen Sie uns dies<br />
doch bitte mit.<br />
Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />
Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />
interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />
Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />
Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />
reservieren wir Platz für Sie.<br />
Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />
noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />
Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />
garantieren. Aber prüfen werden wir<br />
Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />
Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />
wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />
bieten. Möglich, dass keine einzige<br />
kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />
nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />
können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />
müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />
Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />
kürzen.<br />
Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />
rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />
nicht veröffentlicht.<br />
Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />
SCHREIBEN<br />
SIE UNS<br />
E-Mail:<br />
redaktion@onex<strong>magazin</strong>.ch<br />
Postadresse:<br />
Redaktion one X Magazin<br />
Feedback<br />
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4900 Langenthal<br />
Foto: Bruno Wüthrich<br />
34 one X 3 / 2016
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