GESUNDE FÜHRUNG
Studie-MIndful-Leadership
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<strong>GESUNDE</strong> <strong>FÜHRUNG</strong> | MEGATREND, MODEWORT ODER ALLHEILMITTEL?<br />
2 FORSCHUNGSSTAND<br />
2.1 Begriffsannäherung | Was ist gesunde Führung?<br />
Unter gesunder Führung wird zumeist das direkte Führungsverhalten verstanden und weniger<br />
allgemeine Steuerungsfunktionen der strukturellen Führung. Somit fokussiert die gesunde<br />
Führung auf personale Führung, die durch Führungskräfte praktiziert und gelebt wird – oder<br />
eben auch nicht. Dabei zielt gesunde Führung nicht allein auf Mitarbeiterführung ab: Gesunde<br />
Führung beginnt bei der eigenen Person in Form der Selbstführung. Franke und Kollegen (2011;<br />
2014) identifizieren mehrere Facetten gesunder Selbst- und Mitarbeiterinnenführung, die gemeinsam<br />
gesundheitsförderliche Führung beschreiben:<br />
»»<br />
Gesundheitsförderliches Führungsverhalten beinhaltet Verhaltensweisen, die darauf<br />
abzielen die Arbeitsbedingungen, -organisation und -zeiten für die Mitarbeiter und die<br />
eigene Person so zu gestalten, dass Überforderung und Dauerstress vermieden werden.<br />
»»<br />
Gesundheitsbezogene Achtsamkeit bezieht sich auf die Aufmerksamkeit gegenüber<br />
gesundheitsrelevanten Signalen und damit auf das Erkennen von z. B. Stress und Überlastung.<br />
»»<br />
Der Stellenwert von Gesundheit beschreibt die Wichtigkeit, die Gesundheit im Arbeitsfeld<br />
gegenüber anderen Werten, wie z. B. Leistung oder wirtschaftlicher Effizienz,<br />
einnimmt.<br />
Die Verbindung von gesunder Selbst- und Mitarbeiterführung wirkt demnach über zwei Wege,<br />
nämlich direkt und indirekt (Franke, Ducki, & Felfe, 2015):<br />
»»<br />
Auf dem direkten, unmittelbaren Weg bewirkt gesunde Führung bei Führungskräften<br />
selbst, ebenso wie bei ihren Mitarbeiterinnen, eine Verringerung von Belastungen und<br />
eine Stärkung von Ressourcen.<br />
»»<br />
Auf dem indirekten, mittelbaren Weg sorgt gesunde Führung z. B. für Rollenklarheit, Entwicklungsmöglichkeiten<br />
und Sinnvermittlung. Darüber hinaus fungieren Führungskräfte<br />
als Vorbilder, die mit gesundem Führungsverhalten zur Nachahmung einladen.<br />
Während im Umfeld des Megatrends Achtsamkeit (Horx, 2016) auch die gesunde Führung ein<br />
intensives Interesse erzeugt, befindet sich die Forschung in diesem Bereich noch in den Anfängen.<br />
Erste Studien zeigen aber bereits positive Zusammenhänge zwischen gesunder Führung<br />
und der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter (Gurt, Schwennen, & Elke, 2011). Darüber hinaus<br />
finden sich positive Effekte auf den Gesundheitszustand der Beschäftigten sowie ein starker<br />
Zusammenhang zwischen der auf die eigene Person gerichteten Selbstführung und der auf<br />
andere gerichteten Mitarbeiterinnenführung (Franke & Felfe, 2011; Franke et al., 2014).<br />
Ergänzend zeigen Überblicksarbeiten und Metaanalysen, dass Führungsverhalten generell sowohl<br />
als Stressor als auch als Ressource wirksam werden kann. Birgit Schyns und Jan Schilling<br />
(2013) integrierten die Ergebnisse aus 57 Studien zu negativen Effekten, die insbesondere<br />
dann auftreten, wenn Führungskräfte destruktives Führungsverhalten an den Tag legen. In diesen<br />
Fällen reagieren die Mitarbeiter zum einen selbst mit destruktiven Verhaltensweisen. Zum<br />
anderen schlägt sich destruktives Führungsverhalten in beeinträchtigtem Wohlbefinden und<br />
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