Perspektive Nr. 55 | Frühjahr 2016
Neue Ausgabe der FernUni-Hochschulzeitung.
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FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der FernUniversität<br />
Offene Fragen<br />
Das Pariser Klima-Abkommen ist für<br />
Prof. Alfred Endres ein Riesenfortschritt.<br />
Perfekt ist es für den Umweltökonomen<br />
aber nicht. Seite 6<br />
Neue Studiengänge<br />
Im Wintersemester <strong>2016</strong>/17 startet ein<br />
Master Soziologie. Ein ebenfalls neues<br />
Angebot öffnet das Tor zum Ersten Juristischen<br />
Staatsexamen. Seiten 10 und 11<br />
Europameister<br />
Der Handballer Julius Kühn studiert in Hagen<br />
Wirtschaftswissenschaft. Seine berufliche<br />
Zukunft könnte in der Vermögensberatung<br />
liegen. Seite 15<br />
<strong>Frühjahr</strong> <strong>2016</strong><br />
Ausgabe<br />
<strong>55</strong><br />
Rektoratsübergabe an Prof. Ada Pellert<br />
Rektor, Bildungsexperte, Ingenieur: Die „Ära Hoyer“ ging zu Ende<br />
002 494 140 99910 - 3 - 01 - HZ 1<br />
*002494140*<br />
Es war ein Ereignis, wie es die Fern-<br />
Universität in Hagen so wohl erst<br />
einmal erlebt hat: Am 4. Oktober<br />
1975 wurde im Theater Hagen die<br />
Hochschule mit einem Festakt offiziell<br />
eröffnet, etwas über 40 Jahre<br />
später wurde hier der Mann verabschiedet,<br />
der sie fast 19 Jahre lang<br />
als ihr vierter Rektor geleitet hat:<br />
Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer reichte<br />
bei der Rektoratsübergabe am<br />
NRW-Wissenschaftsministerin Svenja<br />
Schulze lobte Prof. Helmut Hoyer als<br />
zielorientierten und kooperativen Verhandlungspartner,<br />
Prof. Ada Pellert als<br />
eine ebenso kompetente Nachfolgerin.<br />
26. Februar <strong>2016</strong> seine Amtskette<br />
an seine Nachfolgerin Prof. Dr. Ada<br />
Pellert weiter. Heute (wie damals)<br />
hat die Hochschule keinen Raum<br />
auf dem Campus für 650 Gäste –<br />
was durchaus im Wesen einer Fernuniversität<br />
liegt. Was lag also näher,<br />
als an den für sie historischen<br />
Ort zu gehen?<br />
„Mit viel Engagement und Weitblick<br />
haben Sie, Prof. Hoyer, für die Fern-<br />
Universität einen festen Platz erarbeitet<br />
– in der Hochschullandschaft<br />
Nordrhein-Westfalens ebenso wie in<br />
der Hochschullandschaft der Bundesrepublik“,<br />
betonte die nordrhein-westfälische<br />
Ministerin für<br />
Innovation, Wissenschaft und Forschung,<br />
Svenja Schulze. „Die Fern-<br />
Uni ist zum Synonym geworden für<br />
ein höchst flexibles Studiensystem.<br />
Sie steht für mehr Chancengerechtigkeit<br />
beim Hochschulzugang und<br />
dafür, Bildungswege durchlässiger<br />
zu gestalten. Eine große Rolle spielt<br />
dabei auch die Weiterentwicklung<br />
der digitalen Lehre, um die Sie sich<br />
ebenfalls verdient gemacht haben.<br />
Für Ihren großen Einsatz und die<br />
gute Zusammenarbeit danke ich Ihnen<br />
im Namen der Landesregierung<br />
ganz herzlich.“<br />
Auch Dr. Manfred Scholle, der Vorsitzende<br />
des Hochschulrats der<br />
Foto: Thomas Mohn<br />
FernUniversität, betonte, dass sich<br />
Prof. Hoyers seit seiner ersten Wahl<br />
im April 1997 dafür eingesetzt, diese<br />
„besondere Universität mit ihrem<br />
in Deutschland einzigartigen akademischen<br />
Profil“ entscheidend weiterzuentwickeln<br />
und den Studierenden<br />
das studienbegleitende Lernen<br />
noch weiter zu erleichtern. Die<br />
Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten,<br />
Lehren und Lernen komfortabler<br />
zu gestalten. Die Forschung<br />
kann dem Fernstudium durch IT<br />
und neue Medien wichtige Impulse<br />
geben. Nicht zuletzt hat Helmut<br />
Hoyer den Kampf um eine faire<br />
und ausreichende Finanzierung<br />
der FernUniversität sowie um eine<br />
Verbreiterung ihrer Finanzierungsbasis<br />
forciert.<br />
Ein weiteres sichtbares Zeichen der<br />
Amtszeit von Helmut Hoyer ist die<br />
bauliche Entwicklung auf dem Campus<br />
mit der Zusammenführung aller<br />
Fakultäten und Zentralen Einrichtungen<br />
sowie der Hochschulverwaltung<br />
in modernen Gebäuden.<br />
Engagierte und<br />
richtungsweisende Leitung<br />
Unter seiner engagierten und richtungsweisenden<br />
Leitung fand die<br />
FernUniversität die richtigen Antworten<br />
auf sich rasant wandelnde<br />
Rahmenbedingen und steigende<br />
Ansprüche von Studierenden,<br />
aber auch aus Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. „Prof. Hoyer hat<br />
in seinem Einsatz für diese Hochschule<br />
auf den verschiedensten Ebenen<br />
hervorragend alle Register politischer<br />
Verhandlungsführung gezogen“,<br />
betonte Dr. Scholle. „Häufig<br />
Rektor Prof. Helmut Hoyer überreichte seiner Nachfolgerin Prof. Ada Pellert die Kette, die er fast 19 Jahre trug. Mit dabei<br />
Hochschulratsvorsitzender Dr. Manfred Scholle.<br />
hat er dem Diplomaten den Vortritt<br />
vor dem Wissenschaftler gegeben,<br />
um zum Erfolg zu gelangen.“<br />
Gleichzeitig wurde in diesen 18 Jahren,<br />
elf Monaten und einem Tag der<br />
leidenschaftliche Ingenieur zum gefragten<br />
Experten in der gesamten<br />
Fernstudienszene, in der er weiter<br />
aktiv bleibt.<br />
Es gab aber noch eine zweite Entwicklung,<br />
die das Rektoramt grundlegend<br />
veränderte: Ging es zunächst<br />
vor allem darum, als Rektor die Hochschule<br />
nach außen zu vertreten und<br />
„Wächter der wissenschaftlichen Kultur<br />
zu sein“, so kamen immer mehr<br />
Aufgaben eines „Hochschulmanagers“<br />
hinzu. Innere Entwicklungspotentiale<br />
der Universität müssen heute<br />
mit äußeren Einflüssen, Bildungsbedarf<br />
und bildungspolitischen Vorgaben<br />
in Einklang gebracht werden.<br />
„Als Rektor stecken Sie also immer<br />
zwischen den Ansprüchen widerstreitender<br />
Interessen: ob Sie als<br />
Primus inter Pares nach dem klassischen<br />
Universitätskonzept kollegial<br />
den Ausgleich suchen zwischen<br />
den oft divergierenden Interessen –<br />
oder lieber der Notwendigkeit nachgeben,<br />
zu führen, zu leiten und die<br />
Richtung vorzugeben, wie es von<br />
einem Hochschulmanager erwartet<br />
wird“, so Manfred Scholle.<br />
i<br />
Fortsetzung auf Seite 2<br />
Einen Rückblick auf die fast 19<br />
Rektorjahre von Prof. Helmut<br />
Hoyer und einen Ausblick seiner<br />
Nachfolgerin Prof. Ada Pellert<br />
finden Sie auf den Seiten<br />
2 und 3.<br />
650 Gäste kamen ins Theater Hagen zur Rektoratsübergabe, die von Alfred Endres, FernUni-Professor und Mitglied in ihrem<br />
Hochschulrat, und zwei Freunden mit Rock- und Bluesmusik umrahmt wurde.<br />
Editorial<br />
Dort helfen, wo es notwendig ist,<br />
und zwar so, wie die eigenen Möglichkeiten<br />
am besten einzusetzen<br />
sind: Beschäftigte der FernUniversität<br />
haben zahlreiche Hilfsprojekte<br />
für die Menschen gestartet, die<br />
vor Krieg und Zerstörung in ihrer<br />
Heimat fliehen mussten und in<br />
Deutschland ein neues, sicheres Zuhause<br />
suchen. Herausragend unter<br />
diesen Angeboten sind etwa Projekte,<br />
die mit Hilfe des Knowhows<br />
der FernUniversität Unterstützung<br />
anbieten: Beschäftigte geben beispielsweise<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
der Volkshochschule Sprachkurse,<br />
um Geflüchteten den Einstieg hier<br />
zu erleichtern.<br />
In einer interdisziplinären Ringvorlesung<br />
werden Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler die unterschiedlichen<br />
Dimensionen der<br />
„Flüchtlingskrise“ näher beleuchten.<br />
Das vermittelte Wissen kann<br />
das Verständnis erleichtern.<br />
In der Hochschulzeitung <strong>Perspektive</strong><br />
werden wir Ihnen in den nächsten<br />
Ausgaben Forschungsergebnisse<br />
vorstellen, die sich in diesem<br />
Themenumfeld bewegen. In dieser<br />
Ausgabe lesen Sie auf Seite 7 bereits<br />
in dem Beitrag „Respekt verhindert<br />
Radikalisierung“, was zu einer gelingenden<br />
Integration beitragen kann.<br />
Ich wünsche Ihnen eine spannende<br />
Lektüre.<br />
Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin<br />
Foto: Thomas Mohn
Campus<br />
Seite 2<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Fortsetzung von Seite 1<br />
Kollegial und<br />
kommunikativ<br />
Helmut Hoyer habe es geschafft, das<br />
eine zu tun, ohne das andere zu lassen.<br />
Dr. Scholle: „Sie haben im Konsens<br />
die Hochschulentwicklung voran<br />
getrieben und die FernUniversität<br />
heute nicht nur zur größten<br />
Hochschule Deutschlands gemacht.<br />
Sie ist auch wegweisend für andere<br />
Hochschulen in der digitalen Lehre.“<br />
Dabei hatte Hoyer im Rektorat<br />
Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die<br />
ebenso zum Erfolg der Universität<br />
beigetragen haben. In der letzten<br />
Amtsperiode waren das Kanzlerin<br />
Regina Zdebel, Prorektorin Prof. Dr.<br />
Ingrid Josephs und Prorektor Prof.<br />
Dr. Rainer Olbrich.<br />
Überzeugende Nachfolgerin<br />
Hoyers Nachfolgerin Prof. Ada Pellert<br />
hat die hochgesteckten Anforderungen<br />
der Findungskommission<br />
hervorragend erfüllt und die Kommission<br />
und die Hochschulwahlversammlung<br />
mit ihrer Fachkompetenz<br />
überzeugt, verriet Scholle. Das<br />
galt für ihr grundlegendes Verständnis<br />
des Fernstudiensystems, für ihre<br />
Vernetzung in Scientific Community<br />
und Politik, für ihr Engagement und<br />
für ihre Kommunikationsfähigkeit.<br />
Schon seit Wochen hat sie in vielen<br />
Gesprächen die FernUniversität für<br />
sich „erobert“.<br />
Ada Pellert übernimmt eine Universität,<br />
die sich auch für die Zukunft<br />
viel vorgenommen hat. Scholle:<br />
„Der Boden hierfür ist mit dem im<br />
letzten Jahr verabschiedeten Hochschulentwicklungsplan<br />
gut bereitet.“<br />
Nicht nur zahlreiche Kolleginnen<br />
und Kollegen, Beschäftigte, Weggefährten<br />
und Freunde kamen zu<br />
der Rektoratsübergabe. Auch Spitzenvertreterinnen<br />
und -vertreter<br />
von Universitäten und Hochschulen<br />
aus ganz Deutschland, Österreich,<br />
der Schweiz und den Niederlanden,<br />
von wissenschaftlichen Institutionen,<br />
Behörden und Gerichten,<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
bewiesen durch ihre Anwesenheit<br />
ihre Verbundenheit mit Helmut Hoyer,<br />
Ada Pellert und mit der FernUniversität.<br />
Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-02<br />
Prof. Helmut Hoyer<br />
Fast 19 Jahre Rektor – die Bilanz<br />
Gestalter, Manager und Botschafter<br />
für die Idee und Verbreitung<br />
des Fernstudiums: Fast zwei Jahrzehnte<br />
prägte Rektor Prof. Dr.-Ing.<br />
Helmut Hoyer die Entwicklung der<br />
FernUniversität. Zum 2. März hat<br />
der 65-Jährige sein Amt an Prof. Dr.<br />
Ada Pellert übergeben.<br />
„Heute sagen die Menschen: Wenn<br />
es die FernUni nicht gäbe, müsste<br />
man sie erfinden. Ein größeres<br />
Lob kann es nicht geben“, sagt<br />
Helmut Hoyer. „Wir alle können<br />
stolz auf unsere einzigartige Universität<br />
sein und sollten mit diesem<br />
Bekenntnis selbstbewusster umgehen.“<br />
Denn die FernUniversität ist<br />
mit ihren 77.000 Studierenden (WS<br />
2015/<strong>2016</strong>) die größte Hochschule<br />
in Deutschland. Vor allem aber<br />
ist sie die erste Adresse für ein wissenschaftliches<br />
Studium neben dem<br />
Beruf und anderen Verpflichtungen.<br />
Diese Mission vorangetrieben<br />
hat Hoyer in den Rektoraten der<br />
FernUniversität seit seinem Amtsantritt<br />
1997 zunächst mit Gründungskanzler<br />
Ralf Bartz und seit 2001 mit<br />
Kanzlerin Regina Zdebel.<br />
Studiensystem weiterentwickelt<br />
„Es war eine Leistung des Rektorats,<br />
dass wir parallel zu den Schwierigkeiten,<br />
die von außen an die Fern-<br />
Universität herangetragen wurden,<br />
unser Studiensystem stets weiterentwickelt<br />
haben“, dankt Hoyer<br />
der Kanzlerin, dem Kanzler sowie<br />
den Prorektorinnen und Prorektoren.<br />
„Heute bieten wir ein weltweit<br />
anerkanntes Studium auf hohem<br />
Niveau an – für inzwischen fast<br />
doppelt so viele Studierende bei annähernd<br />
gleicher Anzahl von Professuren<br />
wie einst.“<br />
i<br />
Der Weg dorthin war steinig. Helmut<br />
Hoyer nennt als markantes Beispiel<br />
die vom Land durch den Qualitätspakt<br />
initiierte Einstellung von<br />
Studiengängen. Diese schmerzhafte<br />
Entscheidung wurde von der<br />
FernUniversität aufgefangen durch<br />
die neuen rechtswissenschaftlichen<br />
und psychologischen Bachelor- und<br />
Master-Studiengänge. Sie sind heute<br />
wichtige Pfeiler im Studienangebot.<br />
Hoyer bedauert: „Unser Preis<br />
war, dass wir mit der Elektrotechnik<br />
die Ingenieurwissenschaften<br />
einstellen mussten. – Das würde<br />
ich gerne revidiert sehen!“<br />
Öffnung der FernUniversität<br />
Aktuell wird der Ansturm von Studierenden<br />
auf bestimmte Studienangebote,<br />
beispielsweise in der Psychologie,<br />
zum Problem. Hoyer hat<br />
während seiner gesamten Amtszeit<br />
auf politischer Ebene in Düsseldorf<br />
und Berlin unermüdlich eine breitere<br />
Finanzierung der Hagener Hochschule<br />
eingefordert. Mit Hilfe des<br />
Parlamentarischen Beirats der Fern-<br />
Universität wurde 2014 eine Änderung<br />
des Grundgesetzes als Basis<br />
für eine Ko-Finanzierung durch<br />
den Bund und weitere Länder angestoßen.<br />
„Ich glaube,<br />
dass unsere Vorarbeit<br />
sehr wichtig<br />
ist, damit die Politik<br />
sich zur Unterstützung<br />
der FernUniversität<br />
bekennt“,<br />
definiert er die Fortsetzung<br />
dieses Engagements als<br />
zentrale Zukunftsaufgabe. „Nur so<br />
kann unsere Universität ihre Überlastung<br />
in den Griff bekommen und<br />
interdisziplinäre Themen etwa aus<br />
den Bereichen Energie und Industrie<br />
4.0 mit neuen Studienangeboten<br />
aufgreifen.“<br />
Diese könnten auch für Berufstätige<br />
ohne Abitur interessant sein. Erst<br />
Rektor Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer<br />
geb. am 20. Juni 1950 in Pottum im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz<br />
• 1997 bis <strong>2016</strong>: Rektor der FernUniversität in Hagen<br />
• 2012 „Prize of Excellence“ des International Council for Open and Distance<br />
Education (ICDE) für Engagement zur Verankerung und<br />
Verbreitung des Fernstudiums<br />
• 1999 bis 2008: Vizepräsident / Acting President des ICDE<br />
• 2005 Bundesverdienstkreuz für herausragende Leistungen beim Aufbau<br />
der Virtuellen Universität und Einsatz für behinderte Menschen<br />
• seit 2002 Mitglied des Kuratoriums des Fraunhofer Instituts für<br />
Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT<br />
• 2001 bis 2002: Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz NRW<br />
• 1988 bis 1997: Professor für „Prozesssteuerung und Regelungstechnik“<br />
im Fachbereich Elektrotechnik an der FernUniversität;<br />
Forschungsschwerpunkte: Robotik, unterstützende Technologien für<br />
ältere Menschen und Menschen mit Behinderung<br />
• 1985 bis 1988: Leiter der Gruppe „Regelung und Mehrrobotersysteme“<br />
am Institut für Roboterforschung der Universität Dortmund<br />
• 1979 bis 1985: wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Automatisierungstechnik<br />
und Informationstechnik an der FernUniversität<br />
In seiner letzten Rede als Rektor ließ Helmut Hoyer seine Amtszeit Revue passierten.<br />
Er dankte vielen für ihre Unterstützung, ganz besonders seiner Familie.<br />
„Wir alle können stolz auf unsere einzigartige<br />
Universität sein und sollten mit diesem Bekenntnis<br />
selbstbewusster umgehen.“<br />
2010 öffnete die Landesregierung<br />
den Hochschulzugang für Beruflich<br />
Qualifizierte, also für Menschen mit<br />
Berufsausbildung und Berufserfahrung.<br />
Da hatte die FernUni bereits<br />
eine Reihe erfolgreicher Absolventinnen<br />
und Absolventen vorzuweisen,<br />
die sich ohne Abitur über eine<br />
Zugangsprüfung oder das Akademiestudium<br />
eingeschrieben hatten.<br />
„Hier leistet die FernUniversität Pionierarbeit<br />
und erschließt eine für<br />
unsere Gesellschaft wichtige Ressource“,<br />
zieht Hoyer Bilanz.<br />
Digitalisierung des<br />
Fernstudiums<br />
Vorreiterin ist die FernUniversität<br />
auch mit der Entwicklung ihres modernen,<br />
netzgestützten Studiensystems.<br />
„Die Digitalisierung hat das<br />
Fernstudium auf moderne Beine gestellt“,<br />
sagt Hoyer im Rückblick auf<br />
seine Amtszeit. „Unser vielfältiger<br />
Werkzeugkasten mit netzgestützten<br />
Lehrmaterialien, Foren, Chats<br />
und virtuellen Seminaren macht das<br />
Fernstudium besser studierbar. Wir<br />
bieten einen wesentlich größeren<br />
Grad an Individualisierung als das<br />
im Präsenzstudium möglich ist.“<br />
Hoyers letztes Rektorat hat zum<br />
Ende seiner Amtszeit einen Hochschulentwicklungsplan<br />
bis zum Jahr<br />
2020 erarbeitet (HEP 2020), der<br />
vom Wissenschaftsministerium genehmigt<br />
wurde<br />
Prof. Helmut Hoyer<br />
und in den Landeshochschulentwicklungsplan<br />
eingeht. Damit<br />
gibt er der Fern-<br />
Universität eine<br />
verbindliche Orientierung<br />
für ihre Entscheidungen,<br />
um auch in Zukunft ihre führende<br />
Rolle als Medienuniversität zu<br />
sichern.<br />
Das Thema Digitalisierung wird<br />
Helmut Hoyer auch im Ruhestand<br />
beschäftigten. Er behält ein Büro<br />
im Informatikzentrum der Fern-<br />
Universität und wird seine Arbeit<br />
im Hochschulforum Digitalisierung<br />
sowie in der Medienkommission<br />
der Hochschulrektorenkonferenz<br />
weiterführen. Ruhe findet der<br />
Hagener zu Hause im ländlichen<br />
Stadtteil Dahl. Denn nach fast 20<br />
erfüllten Berufsjahren als Rektor ist<br />
jetzt mehr Zeit für Familie und Freizeit<br />
eingeplant.<br />
can<br />
Helmut und Doris Hoyer verstanden sich bestens mit Bundespräsident Johannes Rau<br />
bei der 25-Jahre-Feier der FernUniversität.<br />
Foto: Thomas Mohn<br />
Foto: Thomas Mohn
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />
Prof. Ada Pellert<br />
Neue Rektorin sucht den Dialog<br />
Die neuen<br />
Prorektoren<br />
Die neue Rektorin startet gut vorbereitet<br />
an der FernUniversität in Hagen:<br />
Prof. Dr. Ada Pellert hat sich<br />
bietende Gelegenheiten genutzt,<br />
um im Vorfeld möglichst viele Menschen<br />
an der FernUniversität kennenzulernen<br />
und mit ihnen ins Gespräch<br />
zu kommen.<br />
„Ich sehe Kommunikation als eine<br />
meiner wesentlichen Aufgaben<br />
an“, sagt die Wirtschaftsprofessorin<br />
mit Erfahrung im Hochschulmanagement.<br />
„Mir ist es wichtig,<br />
die vorhandenen Dialogstrukturen<br />
aufzunehmen und sie auszubauen.“<br />
Um die FernUniversität weiterzuentwickeln,<br />
möchte sie in die<br />
Diskussion mit allen Mitgliedern<br />
der Hochschule einsteigen: mit den<br />
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,<br />
den Angehörigen der<br />
Hochschulgremien, den Studierenden<br />
und mit den nicht-wissenschaftlich<br />
Beschäftigten.<br />
Ausgangspunkt aller Überlegungen<br />
ist das zentrale Anliegen der<br />
FernUniversität: ein Studium parallel<br />
zu beruflichen oder familiären Verpflichtungen<br />
zu ermöglichen. „Die<br />
FernUniversität ist die Spezialistin<br />
auf dem Gebiet Lebenslanges Lernen.<br />
Sie hat 40 Jahre Erfahrung damit“,<br />
sagt Pellert, die in ihrer eigenen<br />
Karriere selbst Expertise auf diesem<br />
Themenfeld sowie bei den Themen<br />
Fernstudium und E-Learning<br />
unter Beweis gestellt hat – in ihren<br />
verschiedenen beruflichen Positionen<br />
ebenso wie in wissenschaftlichen<br />
Projekten.<br />
Prof. Ada Pellert versprach in ihrer launigen und gewinnenden Ansprache,<br />
die Amtskette in Ehren zu halten.<br />
Um das „Erfolgsmodell FernUniversität<br />
in Hagen“ auch in Zukunft weiterzuführen,<br />
möchte die neue Rektorin<br />
passgenauer auf die Bedürfnisse<br />
der Studierenden eingehen.<br />
Mit den Berufstätigen als wesentliche<br />
Zielgruppe stehen auch deren<br />
besondere Anforderungen an die<br />
Rahmenbedingungen eines Studiums<br />
im Fokus. Die Studierenden<br />
müssen das Lernen in ihre Arbeitsund<br />
Lebenswelt integrieren können.<br />
Ein wesentliches Instrument ist für<br />
Pellert dabei die Digitalisierung der<br />
Lehrangebote. Für<br />
sie sind Online-Lösungen<br />
weiterhin<br />
der Weg, Studierende<br />
am besten<br />
zu erreichen, ihnen<br />
Flexibilität zu<br />
garantieren und auch Nähe zu Lehrenden<br />
zu erzeugen. Gleichzeitig<br />
vermittelt das netzgestützte Studium<br />
spielerisch Schlüsselkompetenzen,<br />
die vor allem im Berufsleben<br />
gefragt sind: Es stärkt das vernetzte<br />
Denken, fördert analytisches und<br />
problemlösungsorientiertes Vorgehen.<br />
An dieser Stelle betont Pellert die<br />
Chance, Theorie und Praxis enger<br />
zu verzahnen: „Theoretischer Lernstoff<br />
sollte an praktische Erfahrung<br />
anschließen. Unsere Studierenden<br />
können uns dahingehend wertvolle<br />
Rückmeldungen geben, um unser<br />
Fernstudiensystem zu verbessern.“<br />
„Unsere Studierenden können uns wertvolle Rückmeldungen<br />
geben, um unser Fernstudiensystem zu verbessern.“<br />
Für die Wissenschaftlerin Ada Pellert<br />
baut das Konzept Universität<br />
auf der Einheit von Forschung und<br />
Lehre auf. Neben dem großen Lehrbetrieb<br />
soll die Forschung einen adäquaten<br />
Platz an der FernUniversität<br />
einnehmen. Damit die einzelnen<br />
Forscherinnen und Forscher<br />
ihre persönlichen Forschungsaktivitäten<br />
entfalten können, sollen sie<br />
eine „inspirierende Umgebung“<br />
vorfinden. Dazu möchte die neue<br />
Rektorin beitragen. Sie sieht in der<br />
begrenzten Zahl der Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler den<br />
Vorteil der Nähe, die den Austausch<br />
von Ideen befördert.<br />
Erfahrungsvorsprung bei<br />
Lehrkonzepten untermauern<br />
Darüber hinaus möchte Ada Pellert<br />
den Erfahrungsvorsprung, den die<br />
FernUniversität in der Entwicklung<br />
moderner Lernkonzepte gegenüber<br />
i<br />
Prof. Dr. Ada Pellert<br />
geb. am 18. März 1962 in Bruck/Mur, Österreich<br />
Foto: Thomas Mohn<br />
anderen Universitäten hat, wissenschaftlich<br />
untermauern: etwa in interdisziplinären<br />
Forschungsprojekten<br />
oder in einem sichtbaren Forschungsschwerpunkt.<br />
„Wenn wir<br />
unser Knowhow wissenschaftlich<br />
belegen können, steht unsere Vorbildrolle<br />
nicht in Frage. Dann lassen<br />
sich auch andere davon überzeugen,<br />
dass sie von unseren Erfahrungen<br />
mit dem Lehrsystem profitieren<br />
können“, findet Pellert.<br />
Denkbar sei, für eine solche Forschungsaktivität<br />
und für weitere<br />
Vorhaben mit einem internen Zirkel<br />
von Wissenschaftlerinnen und<br />
Wissenschaftlern zu arbeiten und<br />
externe Kooperationen einzugehen<br />
– auf nationaler wie auf internationaler<br />
Ebene. Die bereits angelegten<br />
Netzwerke könnten auf diese<br />
Weise ausgeweitet werden, an anderen<br />
Stellen können Forschungsgemeinschaften<br />
entstehen. „Internationale<br />
Kontakte sind für die Forschung<br />
essenziell“, so Pellert. Davon<br />
profitiert auch<br />
Rektorin Prof. Ada Pellert<br />
der wissenschaftliche<br />
Nachwuchs<br />
an der FernUniversität.<br />
Insgesamt<br />
bringen internationale<br />
Kontakte die<br />
Forschung voran und stärken das<br />
Renommee der Institution.<br />
Familiäre Wurzeln auch<br />
im Ruhrgebiet<br />
Privat kann Ada Pellert mit dem Amt<br />
der Rektorin in Hagen an ihre familiären<br />
Wurzeln anknüpfen: Ihre Mutter<br />
stammte aus Essen und hat der<br />
Tochter eine Bindung ans Ruhrgebiet<br />
mitgegeben. Außerdem wurde<br />
Ada Pellert in Bruck an der Mur<br />
geboren. Die österreichische Stadt<br />
pflegt seit 1974 eine Partnerschaft<br />
mit dem Hagener Stadtteil Hohenlimburg.<br />
Gute Vorzeichen für Ada<br />
Pellerts Start an der FernUniversität<br />
in Hagen<br />
aw<br />
Nach der Wahl durch die Hochschulwahlversammlung<br />
am 26. Februar<br />
stehen als neue Mitglieder des<br />
Rektorates fest:<br />
Prof. Theo Bastiaens, Prorektor<br />
für Digitalisierung und Internationalisierung,<br />
ist ein Experte auf dem<br />
Gebiet der netzbasierten Hochschullehre<br />
und kennt hier den Entwicklungsstand<br />
der FernUniversität.<br />
Durch diese Kombination ist er der<br />
ideale Fachmann für den Schwerpunkt<br />
Digitalisierung. Zudem ist er<br />
international sehr gut vernetzt.<br />
Prof. Andreas Kleine, Prorektor<br />
für Forschung und wissenschaftliche<br />
Nachwuchsförderung, kennt<br />
die FernUniversität als Lehrender<br />
und Forschender. Er weiß um die<br />
notwendigen Anreizstrukturen für<br />
ein gutes Forschungsklima, adäquate<br />
Arbeitsbedingungen für den wissenschaftlichen<br />
Nachwuchs und um<br />
die Anforderungen an forschungsbasierte<br />
Lehre.<br />
Gemeinsam mit Kanzlerin Regina Zdebel stellt Rektorin Prof. Ada Pellert eine der<br />
ersten weiblichen Doppelspitzen an einer Universität in Deutschland.<br />
• seit <strong>2016</strong> Rektorin der FernUniversität in Hagen<br />
• 2009 bis 2015: Gründungspräsidentin und Professorin an der<br />
Deutschen Universität für Weiterbildung in Berlin<br />
• seit 2011 Präsidentin der Carl Benz Academy, Peking<br />
• 2005 bis 2008: Universitätsprofessorin und Vizerektorin an der<br />
Donau-Universität Krems<br />
• 1998 bis 2005: Außerordentliche Universitätsprofessorin an der<br />
Universität Klagenfurt<br />
• 1999 bis 2003: Vizerektorin an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />
• 1998 Habilitation in Organisationsentwicklung mit Schwerpunkt<br />
Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen an der Universität Klagenfurt<br />
• 1985 bis 1987: Promotionsstudium an der Wirtschaftsuniversität<br />
Wien<br />
• 1982 bis 1985: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der<br />
Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Prof. Sebastian Kubis, Prorektor<br />
für Studium und Diversität, verfügt<br />
über langjährige Gremienerfahrung<br />
und über gute Kenntnisse<br />
der internen Strukturen. Damit<br />
kann er der geplanten Studienstrukturreform<br />
zum Erfolg verhelfen, deren<br />
Ziel u.a. die Weiterentwicklung<br />
des Studienangebots für die heterogene<br />
Studierendenschaft der Fern-<br />
Universität ist.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-03
Campus<br />
Seite 4<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Mediation in der Flüchtlingskrise<br />
Christa Kriete und das Grüne Netz<br />
Sprachunterricht für Asylbewerber<br />
„Abwarten geht nicht“<br />
„Wir wollen uns engagieren und<br />
als tolerante Gesellschaft darstellen“,<br />
sagt Christa Kriete und packt<br />
mit ihrer Familie zu Hause im münsterländischen<br />
Saerbeck an. Sie begann<br />
wie viele andere, die in der<br />
Flüchtlingskrise helfen wollen. „Wir<br />
haben Kleidung und Fahrräder gesammelt.“<br />
Dabei ist es nicht geblieben. Inzwischen<br />
entwickelt die 51-jährige Sozialarbeiterin<br />
gemeinsam mit der<br />
Stadt Greven Konzepte, um freiwilliges<br />
Engagement in der Flüchtlingshilfe<br />
besser zu koordinieren. Ergeben<br />
hat sich ihr Einsatz über ihre<br />
Arbeit beim Caritasverband Emsdetten-Greven<br />
und über ihr Studium<br />
an der FernUniversität in Hagen.<br />
Seit dem Jahr 2014 bildet sich Christa<br />
Kriete berufsbegleitend im Master<br />
of Mediation weiter.<br />
Vertrauliche und neutrale<br />
Instanz<br />
Eigentlich wollte sie sich mit ihrem<br />
Fernstudium ein Standbein im Bereich<br />
Familien-Mediation aufbauen.<br />
Dann kam die Flüchtlingskrise<br />
und Christa Kriete wurde von heute<br />
auf morgen Teil des Grünen Netzes<br />
Mediation. Seit Oktober 2015<br />
haben sich bundesweit mehr als<br />
400 Mediatorinnen und Mediatoren<br />
vernetzt, um in der Flüchtlingskrise<br />
ihre Kompetenz ehrenamtlich<br />
zur Verfügung zu stellen: Konflikte<br />
mit Hilfe von Moderation und Mediation<br />
zu verhindern oder beizulegen.<br />
Sie wollen Unterstützung bieten<br />
für Geflüchtete, Helfende sowie<br />
Bürgerinnen und Bürger.<br />
„Wir leisten als vertrauliche und<br />
neutrale Instanz einen Beitrag, um<br />
Ein grüner Schal oder ein grünes Tuch: Wenn in der Flüchtlingshilfe Menschen mit<br />
grünen Accessoires vermitteln, sind sie Teil des bundesweiten Netzwerks Mediation.<br />
die Flüchtlingskrise zu managen“,<br />
sagt Projektinitiatorin Prof. Dr. Katharina<br />
Gräfin von Schlieffen. Gegründet<br />
hat sie das Grüne Netz mit<br />
einer Reihe von Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern, die an<br />
der FernUniversität in Hagen unter<br />
ihrer Leitung Studienprogramme<br />
für Mediation entwickeln und<br />
anbieten.<br />
Koordination und Konzepte<br />
Viele Ideen sind gewachsen, erste<br />
Projekte angestoßen. Christa Kriete<br />
besuchte zunächst im Münsterland<br />
Bürgerversammlungen zur<br />
Flüchtlingshilfe und stellte fest: „Es<br />
fehlt an Koordination und Konzepten.“<br />
Damit hatte sie ihr Aufgabenfeld<br />
gefunden. Für die Stadt<br />
Greven konzipierte und moderierte<br />
sie Ende des Jahres 2015 bereits<br />
ein Austauschforum zur Flüchtlingshilfe.<br />
Ihre Zusammenarbeit mit der<br />
Stadt Greven geht weiter. Gemeinsam<br />
mit der Kommune entwickelt<br />
Christa Kriete derzeit Schulungskonzepte<br />
für Ehrenamtliche. „Eigentlich<br />
wollte ich meine Masterarbeit<br />
längst fertig haben. Aber die<br />
muss jetzt noch ein wenig warten“,<br />
sagt die Fernstudentin. Denn ihr<br />
Engagement in der Flüchtlingshilfe<br />
wird sie auch in den nächsten Monaten<br />
zusätzlich zu ihrer Vollzeitstelle<br />
auslasten. „Viele Menschen<br />
gehen dabei über ihre Grenzen. So<br />
viel Engagement zu erleben, das<br />
gibt mir ein gutes Gefühl.“ can<br />
i<br />
Die Plattform www.gruenesnetz-mediation.de<br />
will Mediatorinnen<br />
und Mediatoren dorthin<br />
bringen, wo sie gebraucht<br />
werden. Zum Beispiel in Notunterkünfte,<br />
wo bei Konflikten unter<br />
Flüchtlingen Hilfe zur Selbsthilfe<br />
an erster Stelle steht. Zu<br />
Runden Tischen, um zu moderieren,<br />
Kontakte zu knüpfen und<br />
Helfende zu unterstützen. Und<br />
zu Bürgerversammlungen, um<br />
im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte<br />
die Ängste von Anwohnerinnen<br />
und Anwohner aufzugreifen.<br />
„Hallo!“ – „Gut‘n Morgen!“: Einige der neun jungen Männer, die zu ihrer<br />
ersten Sprachunterrichtsstunde in die FernUniversität kommen, können<br />
sich bereits ein wenig auf Deutsch verständigen. Eine positive Überraschung<br />
für den emeritierten Philosophie-Professor Dr. Kurt Röttgers. Er ist<br />
einer der FernUni-Angehörigen, die Asylbewerberinnen und Asylbewerbern<br />
Sprachunterricht erteilen wollen. Vor seiner wissenschaftlichen Karriere<br />
war er Deutsch-Lehrer an einem Gymnasium, das hilft ihm jetzt: „Ich<br />
habe ein Gespür für sprachliche Eigentümlichkeiten.“<br />
Kurt Röttgers steigt sofort in den Unterricht ein. Die Sprachkenntnisse sind<br />
bei den Asylbewerbern aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Algerien unterschiedlich,<br />
von „fast gar nicht“ bis zu „gebrochenem Deutsch“. Manche<br />
sprechen zwei oder sogar drei Sprachen: Englisch, Türkisch, Arabisch,<br />
das persische Farsi. So können sie sich gegenseitig helfen.<br />
Bereits zuvor hatten Röttgers und eine FernUni-Mitarbeiterin, die ebenfalls<br />
unterrichten wird, sich unter anderem darauf verständigt, mit dem „Du“ in<br />
den Unterricht einzusteigen: „Ich bin Kurt.“ Das ist einfacher als die Höflichkeitsform<br />
mit „Sie“. Diese soll in der nächsten Unterrichtseinheit eingeführt<br />
werden, denn „auf einem Amt müsst Ihr die Beamten mit ‚Sie‘ anreden“,<br />
erläutert er später.<br />
Auch die „Schüler“ nennen ihre Vornamen: „Ich heiße Houssein“ oder<br />
„ich heiße Ismail“ klingt es mehr oder weniger deutlich. Schnell geht der<br />
Unterricht zu Frage und Antwort über: „Wie heißt du?“ fragt Röttgers.<br />
Dann bittet er die Teilnehmenden („Wie heißt er?“), ihren Nachbarn vorzustellen:<br />
„Er heißt Ismael.“ Röttgers verbindet so den Sprachunterricht<br />
mit einer Vorstellungsrunde.<br />
Frontalunterricht wird interaktiver<br />
Schnell tauen die meisten auf, bringen vorhandene Sprachkenntnisse ein:<br />
Der Frontaluntrricht wird interaktiver. Und als es um die Herkunftsländer<br />
geht, sagt einer zu Röttgers: „Sie kommen aus Deutschland – willkommen!“<br />
Gelächter.<br />
Schulsachen für Flüchtlinge<br />
Tornister bleiben nicht leer<br />
Mit einem leeren Tornister soll kein<br />
Kind zur Schule gehen müssen: Was<br />
aber ist mit Flüchtlingskindern? Diese<br />
Frage beschäftigte Claudia und<br />
Andreas Kurz aus Hagen, nachdem<br />
sie Schulsachen für ihre eigenen<br />
Kinder besorgt hatten. „Wir haben<br />
selbst Hefte und Stifte gekauft. Für<br />
nicht mal 100 Euro haben wir 50<br />
Flüchtlingskinder ausgestattet“, erzählt<br />
Andreas Kurz. Das Ehepaar<br />
rief das Projekt „Heft – Stift – Papier“<br />
ins Leben. Es sammelt Schulund<br />
Malutensilien, die es an Grundschulen<br />
sowie Erstaufnahmeeinrichtungen<br />
weitergibt. „Der Bedarf ist<br />
da und wird hoch bleiben“, glaubt<br />
Kurz. Inzwischen ist das Projekt Teil<br />
Manuela Oertwig<br />
von der Betriebszentrale<br />
und<br />
Marketing-<br />
Leiter Dr. Patric<br />
Albrecht mit<br />
zahlreichen<br />
Paketen für das<br />
Projekt „Heft –<br />
Stift – Papier“<br />
der Initiative „Hagen ist bunt“, an<br />
dem sich auch die FernUniversität<br />
in Hagen mit Spenden beteiligt hat.<br />
„Als Bildungseinrichtung möchten<br />
wir Flüchtlingsfamilien mit Material<br />
fürs Lernen unterstützen“, sagt<br />
Dr. Patric Albrecht, Abteilungsleiter<br />
Marketing und Veranstaltungen:<br />
„Neben unserem weiteren Engagement<br />
in der Flüchtlingshilfe konnten<br />
wir hier unbürokratisch helfen.“<br />
Dazu haben auch die Beschäftigten<br />
erheblich beigetragen, die Malfarben,<br />
Hefte, Stifte und Malbücher<br />
abgegeben haben. Die Hochschule<br />
selbst hat Pakete mit Blöcken, Buntstiften<br />
und Kugelschreibern ergänzt.<br />
„Wir freuen uns sehr über die Spende<br />
der FernUni. Das können andere<br />
Unternehmen und Institutionen gut<br />
nachahmen“, sagte Andreas Kurz<br />
von „Heft – Stift – Papier“ bei der<br />
Übergabe der Materialien. aw<br />
Prof. Kurt Röttgers ist einer der FernUni-Angehörigen, die die Asylbewerber<br />
unterrichten.<br />
Röttgers erkennt schnell, dass nicht alle soweit sind. Dennoch „Das geht<br />
schneller, als ich dachte. Sehr gut!“ Sogar Kenntnisse der Lateinischen<br />
Schrift sind vorhanden.<br />
Die Teilnehmenden sollen im Alltagsleben wie bei Behördengängen einfache<br />
Sätze verstehen und verwenden können. Dafür sind nicht nur bei ihnen<br />
Engagement, Motivation und Mitdenken gefragt, sondern ebenso auch<br />
bei den Lehrenden. Röttgers schreckt das nicht: „Es ist eine Verpflichtung<br />
für jeden und jede, sich an der Integration zu beteiligen! Da müssen andere<br />
Dinge wie mein neues Buch eben zurückstehen. Die Haltung ‚Es gibt<br />
viel zu tun – warten wir’s ab‘ geht gar nicht mehr.“<br />
Ebenso wie er haben auch andere FernUni-Beschäftigte Lehrkompetenz.<br />
Eine Mitarbeiterin hat in ihrem Geburtsland Polen Deutsch als Fremdsprache<br />
unterrichtet. Da sie selbst Migrantin war, weiß sie, wie diese Menschen<br />
sich fühlen. Eine Kollegin, gebürtige Neuseeländerin, hat dort Deutsch im<br />
Nebenfach studiert und Englisch an deutschen Volkshochschulen unterrichtet.<br />
Ein Kollege hat Unterrichtserfahrung durch seine Arbeit bei einem<br />
Nachhilfe-Institut. Was sie und weitere Beschäftigte auszeichnet ist die Motivation,<br />
Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen. Da
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />
UNESCO-Welttag der Philosophie<br />
Bildung – wofür und wohin?<br />
Bildung ist in aller Munde. Sei es,<br />
weil die Bildung und ihre Institutionen<br />
in der Krise sind, sie zur Integration<br />
beiträgt oder unter dem<br />
Stichwort des „lebenslangen Lernens“<br />
rege diskutiert wird – um<br />
nur einige Gründe zu nennen. Bereits<br />
zum achten Mal war die Fern-<br />
Universität in Hagen am Welttag<br />
der Philosophie mit einem Thema<br />
von großer öffentlicher Relevanz<br />
vertreten: „Bildung – wofür<br />
und wohin?“.<br />
Wie richtig das Institut für Philosophie<br />
erneut mit der Themenwahl<br />
lag, zeigte die überwältigende Resonanz.<br />
Rund 250 Teilnehmende<br />
setzten sich kritisch mit dem Bildungsbegriff<br />
aus philosophischer<br />
Sicht auseinander, darunter wieder<br />
einmal viele Studierende. Mit dem<br />
Welttag endete traditionell die Hagener<br />
Woche der Philosophie. Gekommen<br />
waren aber auch zahlreiche<br />
Philosophie-Kurse von Schulen<br />
aus Hagen und Umgebung.<br />
Offizieller Welttag<br />
Seit 2002 feiert die UNESCO jedes<br />
Jahr den Tag der Philosophie. Die<br />
UNESCO-Generalkonferenz erhob<br />
diesen Tag 2005 in den Rang eines<br />
offiziellen Welttags und erinnert in<br />
einer Resolution daran, „dass Philosophie<br />
als Disziplin zum kritischen<br />
und unabhängigen Denken ermutigt<br />
und auf ein besseres Verständnis<br />
der Welt hinwirken und Toleranz<br />
und Frieden fördern kann.“<br />
UNESCO-Botschafterin Bianca Bilgram unterstrich, dass Bildung als Grundrecht in der<br />
allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sei.<br />
Darauf verwies der Rektor der Fern-<br />
Universität, Prof. Dr.-Ing. Helmut<br />
Hoyer, in seiner Begrüßung mit Blick<br />
auf die Terroranschläge von Paris.<br />
Bei den Fragen nach den Ursachen<br />
seien die Philosophie und das kritische<br />
Denken gefordert. Bianca Bilgram<br />
von der Deutschen UNESCO-<br />
Kommission knüpfte daran an: „Bildung<br />
ist der Schlüssel für nachhaltige<br />
Entwicklung und die mächtigste<br />
Waffe, um die Welt zu verändern.“<br />
Bildung ist Menschenrecht<br />
Auch in der aktuellen Flüchtlingsdebatte<br />
dürfe man nicht vergessen,<br />
dass Bildung als Grundrecht in<br />
der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
verankert<br />
sei.<br />
Was Bildung ist, wer<br />
sie braucht und was<br />
sie bedroht, umriss<br />
Prof. Dr. Hubertus<br />
Busche vom Institut<br />
für Philosophie der FernUniversität<br />
in seinem Vortrag, während Gastreferent<br />
Dr. Michael Spieker von der<br />
Akademie für politische Bildung in<br />
Tutzing die politische Bildung in den<br />
Mittelpunkt stellte.<br />
Besonders zielgruppengerecht war<br />
angesichts der vielen teilnehmenden<br />
Schülerinnen und Schüler der<br />
Prof. Thomas Bedorf hieß die Teilnehmenden als Geschäftsführer des Instituts für<br />
Philosophie willkommen und legte den Fokus auf den schulischen Bildungskontext.<br />
anerkennungstheoretische Blick der<br />
Hagener Philosophen Prof. Dr. Thomas<br />
Bedorf und Dr. Steffen Hermann<br />
auf die schulische Praxis. Mit<br />
großer, engagierter Beteiligung der<br />
Schülerinnen und Schüler verlief<br />
„Bildung ist der Schlüssel für nachhaltige<br />
Entwicklung und die mächtigste Waffe,<br />
um die Welt zu verändern.“<br />
Bianca Bilgram, Deutsche UNESCO-Kommission<br />
die abschließende Podiumsdiskussion,<br />
in der vielfach kritisch der Bedarf<br />
nach mehr freier Reflexion im<br />
schulischen Bildungskontext geäußert<br />
wurde.<br />
Mutige Fragen stellen<br />
Wie vielfältig und unterschiedlich<br />
die Auffassungen von Bildung sind,<br />
zeigten neben den Vorträgen auch<br />
die Diskussionsrunden und die vielen<br />
Gespräche am Rande der Veranstaltung.<br />
„Bildung ist für mich<br />
die Aneignung von Wissen. Sie sollte<br />
für alle zugänglich sein, die sich<br />
Bildung aneignen wollen“, sagte<br />
etwa eine Schülerin<br />
der Hagener<br />
Hildegardisschule.<br />
Doch gerade im<br />
Hinblick auf den<br />
Bildungszugang<br />
bleibt viel zu tun. „58 Millionen<br />
Kinder und 63 Millionen Jugendliche<br />
weltweit gehen nicht zur Schule“,<br />
stellte UNESCO-Botschafterin<br />
Bianca Bilgram heraus und forderte<br />
angesichts dieser Zahlen die Teilnehmenden<br />
dazu auf, sich weiter<br />
mit dem Thema „Bildung“ auseinanderzusetzen<br />
und „mutige Fragen<br />
zu stellen“.<br />
can<br />
Abgeordnete auf dem Campus<br />
Politische Besuche<br />
Im Rahmen der „Investour“ der<br />
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die<br />
Grünen besuchte Kai Gehring die<br />
FernUniversität in Hagen, „um sich<br />
vor Ort über kluge Zukunftsinvestitionen<br />
zu informieren“. Gehring<br />
sprach mit Rektor Prof. Dr.-Ing. Helmut<br />
Hoyer und Kanzlerin Regina<br />
Zdebel unter anderem über den<br />
aktuellen Hochschulentwicklungsplan,<br />
die Digitalisierung in der Lehre<br />
und beim Lernen sowie das Studium<br />
für Beruflich Qualifizierte an<br />
der FernUniversität. Ein weiteres<br />
Thema war die Frage der Mitfinanzierung<br />
der FernUniversität durch<br />
den Bund – nach der Änderung<br />
des Artikels 91b des Grundgesetzes<br />
(Kooperationsverbot). Hier sicherte<br />
Gehring als stellvertretender Vorsitzender<br />
des Parlamentarischen Beirats<br />
der FernUniversität im Bundestag<br />
seine Unterstützung zu.<br />
Digitalisierung<br />
Als neuer hochschulpolitischer<br />
Sprecher der SPD-Landtagsfraktion<br />
in NRW besuchte Dietmar Bell<br />
die FernUniversität. Begleitet wurde<br />
er von seinem Landtagskollegen<br />
Hubertus Kramer. Sie trafen Rektor<br />
Hoyer und seine Amtsnachfolgerin<br />
Prof. Dr. Ada Pellert.<br />
Ein zentrales Gesprächsthema war<br />
die Digitalisierung und die Frage danach,<br />
welche Rolle die FernUniversität<br />
in diesem Prozess einnehmen<br />
könne. Sowohl Rektor Hoyer als<br />
auch die künftige Rektorin Pellert<br />
unterstrichen, dass die Hochschule<br />
mit ihrer Kernkompetenz in diesem<br />
Bereich ihre Vorreiterposition in<br />
NRW ausbauen könne: zur Weiterqualifizierung<br />
für auch zukünftige<br />
Berufsfelder oder für die Weiterentwicklung<br />
von digitalen Lehrwerkzeugen<br />
einschließlich entsprechender<br />
Forschung. Es wurde deutlich,<br />
dass dafür politische Ziele, Vorgaben<br />
und Rahmensetzungen definiert<br />
werden müssen.<br />
In der weiteren Diskussion ging<br />
es um die ausreichende Finanzierung<br />
von Hochschulen insgesamt<br />
und der FernUniversität im Speziellen.<br />
Dietmar Bell hob hervor, dass<br />
sich die SPD-Fraktion des nordrheinwestfälischen<br />
Landtages bundesweit<br />
für eine finanzielle Absicherung<br />
einsetze. Ziel seiner Fraktion<br />
sie es zudem, den Landeshochschulen<br />
über einen Hochschulvertrag<br />
mit einer Laufzeit von 2017 bis<br />
2021 eine Finanzierungsgrundlage<br />
zu bieten.<br />
aw<br />
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FernUni in sozialen Netzwerken<br />
Best Of Social Media<br />
6.142* Die Pläne des neuen Mensachefs Jan Birkholz (5. Februar <strong>2016</strong>)<br />
2.694 Neues Jahr, neuer Job? 28 Stellen an der FernUni zu besetzen (8. Januar <strong>2016</strong>)<br />
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* Beitragsklicks, Gefällt-mir-Angaben, Kommentare und geteilte Inhalte<br />
Wörtlich:<br />
Wissenschaftliche Neugier […] ist nicht reglementierbar.“<br />
Ich habe mein erstes in einen @fernunihagen-Reader gemalt.<br />
FernUni-Student Gero Nagel freut sich auf Twitter über seinen Studienbrief (27. Januar <strong>2016</strong>).<br />
„#MeineFernUni ist…“ – Schreiben Sie uns!“<br />
Die FernUniversität bietet Flexibilität in vielen Lebenslagen, ermöglicht es,<br />
sich in neue Richtungen weiterzuentwickeln – und ist für manche<br />
Studierende einfach eine Riesen-Chance. Und für Sie?<br />
Was bedeutet Ihnen #MeineFernUni? Vervollständigen Sie den Satz<br />
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Die besten Zitate veröffentlichen wir auf der neuen Info-Website<br />
http://meine.fernuni-hagen.de.<br />
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Forschung<br />
Seite 6<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Pariser Klima-Abkommen<br />
„Keiner weiß, wie kräftig er rudern muss!“<br />
„Flucht und<br />
Forschung“<br />
„Eine beeindruckende Leistung, ein<br />
Dokument des guten Willens“ ist<br />
für den Umweltökonomen Prof. Dr.<br />
Alfred Endres von der FernUniversität<br />
in Hagen das Abkommen zur<br />
Klimastabilisierung, Ergebnis der<br />
UN-Klimakonferenz in Paris 2015:<br />
„Erstmals haben sich nahezu alle<br />
Länder der Erde auf anspruchsvolle<br />
gemeinsame klimapolitische Ziele<br />
geeinigt. Das ist zweifellos ein<br />
Riesenfortschritt.“ So stehen jetzt<br />
praktisch alle Staaten hinter dem<br />
Vertrag, während das Kyoto-Protokoll<br />
von 1997 nur Industrieländer<br />
in die Pflicht nahm. Der Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre,<br />
insbesondere Wirtschaftstheorie<br />
ist allerdings auch auf einige Defizite<br />
des Pariser Abkommens gestoßen:<br />
„Ich bedaure es zwar, aber als<br />
Wissenschaftler muss ich die Dinge<br />
nüchtern betrachten und bei aller<br />
verständlichen Euphorie doch an<br />
einigen Stellen Wasser in den Wein<br />
gießen.“<br />
Vor allem kritisiert er, dass der Vertrag<br />
dort zu unpräzise ist, wo es um<br />
die konkreten Maßnahmen geht,<br />
die die Klimaveränderungen beschränken<br />
sollen: „Hier fällt das<br />
Pariser Abkommen noch hinter das<br />
Kyoto-Protokoll zurück, mit dem ja<br />
kaum jemand glücklich gewesen<br />
ist“, sagt Alfred Endres.<br />
Der renommierte Wissenschaftler<br />
konzentriert sich bei seiner Analyse<br />
auf die drei wichtigsten Ziele des<br />
Pariser Abkommens:<br />
1. Die Erwärmung der Erde soll weniger<br />
als 2 Grad Celsius betragen<br />
im Vergleich mit dem vorindustriellen<br />
Zustand. Noch anspruchsvoller<br />
ist das Idealziel der Konferenz: maximal<br />
1,5 Grad Erwärmung.<br />
Laut dem Text des Abkommens<br />
wird zunächst eine Bestandsaufnahme<br />
der Maßnahmen durchgeführt,<br />
die sich die Länder zur Emissionsreduktion<br />
bereits selbst vorgenommen<br />
haben. Die geplanten<br />
Reduktionen werden zusammengeführt<br />
(aggregiert). Daraus ergibt<br />
sich eine „intendierte globale Reduktion“,<br />
die aber nach der Überzeugung<br />
der Konferenzteilnehmenden<br />
nicht zum „unter 2-Grad-Ziel“<br />
führen wird. Das Abkommen fordert<br />
die Länder daher auf, ihre Anstrengungen<br />
weiter zu erhöhen.<br />
Endres: „Es wird aber nicht gesagt,<br />
welches Land wie viel beitragen<br />
muss, um die Lücke zu schließen.<br />
Es gibt nur die aggregierte Vorstellung<br />
und Appelle, keine genauen<br />
Prof. Alfred Endres stieß auf einige Defizite des Pariser Abkommens.<br />
Zuweisungen. Eine zentrale Aufgabe<br />
wird im Abkommen also völlig<br />
ausgeklammert!“<br />
Demgegenüber verpflichteten sich<br />
in Kyoto die teilnehmenden Staaten,<br />
bestimmte Reduktionsziele zu<br />
erreichen (ob sie das realisierten,<br />
steht allerdings auf einem anderen<br />
Blatt). Endres: „Seit Paris sitzen alle<br />
in einem Boot – aber keiner weiß,<br />
wie kräftig er rudern muss.“<br />
2. Auf lange Sicht soll weltweit<br />
Treibhausgas-neutral gewirtschaftet<br />
werden. In der zweiten Hälfte<br />
des Jahrhunderts soll ein Ausgleich<br />
stattfinden zum Ausstoß von Treibhausgasen,<br />
z.B. durch das Pflanzen<br />
von Bäumen.<br />
Endres kritisiert: „In dem Abkommen<br />
steht nur, dass ‚Treibhausgasneutral‘<br />
gewirtschaftet werden soll.<br />
Nicht, wie dieses Ziel zu erreichen<br />
ist.“ Es ist also keine Rede davon,<br />
dass dies mit erneuerbaren Energien<br />
geschafft werden muss. Der Weg<br />
ist offen gehalten. Und dieser Weg<br />
könnte in anderen Staaten auch<br />
zur Atomkraft führen: „Deutschland<br />
kann anderen Ländern ja keine<br />
Energiewende nach unserem Vorbild<br />
gebieten.“<br />
Er kritisiert auch, wie viele Medien<br />
den Umsetzungszeitpunkt darstellen:<br />
„Oft wird vereinfachend gesagt,<br />
dass dies bis 2050 passieren<br />
soll. Das Pariser Abkommen legt<br />
die Zielerreichung jedoch auf einen<br />
undefinierten Zeitpunkt zwischen<br />
2050 und 2099 fest. Das muss deutlicher<br />
kommuniziert werden. Schon<br />
das Jahr 2050 werden viele Beteiligte<br />
nicht mehr in ihren Ämtern erleben,<br />
die meisten können kaum zur<br />
Rechenschaft gezogen werden.“<br />
3. Die Industriestaaten wollen den<br />
Entwicklungsländern finanziell massiv<br />
helfen, damit sie die Lasten<br />
der Klimaschutzmaßnahmen tragen<br />
können.<br />
Eine konkrete Summe hierfür fand<br />
Endres nicht im Vertrag, sondern<br />
in der vorgeschalteten Entschließung.<br />
Die Industriestaaten hatten<br />
bereits auf ihrer Konferenz in Kopenhagen<br />
zugesagt, jährlich 100<br />
Milliarden Dollar bereit zu stellen.<br />
i<br />
Nur: „Hier ist ebenfalls nicht festgelegt,<br />
welche Summe jeder Industriestaat<br />
einzahlen muss. Ebenso<br />
wenig steht im Vertrag, wie die<br />
Gelder auf die Entwicklungsländer<br />
verteilt werden. Was passiert, wenn<br />
ein Entwicklungsland seine finanziellen<br />
Erwartungen enttäuscht sieht<br />
und sich nicht an das Abkommen<br />
hält?“ fragt der FernUni-Wissenschaftler.<br />
Endres findet noch einen weiteren<br />
Aspekt, der die Erwartungen<br />
dämpft: Das Pariser Abkommen ist<br />
keineswegs mit der Vertragsunterzeichnung<br />
in Kraft getreten. Das geschieht<br />
erst dann, wenn <strong>55</strong> Staaten<br />
den Vertrag ratifizieren, die zusammen<br />
mindestens <strong>55</strong> Prozent der<br />
globalen Emissionen produzieren:<br />
„Das ist keine Formsache!“, betont<br />
Endres, der auf das Verhalten<br />
der USA nach dem Kyoto-Protokoll<br />
hinweist: „Sie haben es zwar unterschrieben,<br />
aber nie ratifiziert.“<br />
Außerdem kann jeder Staat nach<br />
einer gewissen Frist seine Mitgliedschaft<br />
im Pariser Abkommen beenden:<br />
„Kanada ist aus dem Kyoto-Protokoll<br />
ausgestiegen – auch<br />
das ist also keine reine Theorie!“,<br />
mahnt Endres.<br />
Sein Fazit: „Das Abkommen ist ein<br />
Dokument des guten Willens – inwieweit<br />
es Realität wird, wird sich<br />
erst nach Jahren erweisen.“ Da<br />
Die UN-Klimakonferenz in Paris 2015 fand als 21. UN-Klimakonferenz<br />
und gleichzeitig als 11. Treffen zum Kyoto-Protokoll vom 30.<br />
November bis 12. Dezember 2015 statt. An ihrem Ende wurde eine<br />
neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls<br />
verabschiedet.<br />
Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der UN über<br />
Klimaänderungen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte<br />
für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest.<br />
Dieses Zusatzprotokoll wurde im Dezember 1997 beschlossen. Es trat<br />
2005 in Kraft. Quelle: Wikipedia<br />
Foto: Thinkstock<br />
Seit dem Sommer 2015 ist die<br />
Flüchtlingspolitik ein Dauerthema<br />
der Öffentlichkeit. Die „Flüchtlingskrise“<br />
beinhaltet ein kontroverses<br />
Ringen um politische und zivilgesellschaftliche<br />
Lösungskonzepte,<br />
aber auch eine Auseinandersetzung<br />
um kollektive Selbst- und Fremdbilder<br />
auf nationaler und europäischer<br />
Ebene. Der Begriff „Krise“<br />
bezieht sich auf realpolitische Herausforderungen.<br />
Er kann als eine<br />
rhetorische Figur verstanden werden,<br />
die Ängste und Verunsicherungen,<br />
aber auch Hoffnungen und<br />
Gemeinschaftsgefühle stimuliert. In<br />
sechs Veranstaltungen der Ringvorlesung<br />
„Flucht und Forschung:<br />
Die ‚Flüchtlingskrise‘ im Spiegel der<br />
Wissenschaft“ sollen die verschiedenen<br />
Dimensionen der „Flüchtlingskrise“<br />
interdisziplinär im Hagener<br />
Forschungsdialogs der FernUniversität<br />
beleuchtet werden.<br />
Dabei kommen verschiedene wissenschaftliche<br />
<strong>Perspektive</strong>n sowie<br />
gegenwartsbezogene und historische<br />
Analysen zur Geltung:<br />
• „Gastfreundschaft und Gastrecht<br />
in philosophischer <strong>Perspektive</strong>“<br />
(17.05.<strong>2016</strong>, Philosophie);<br />
• „‚Krisen‘ und ‚Chancen‘: Diversity-Diskurse<br />
im Kontext der<br />
Flüchtlingsdebatte“, „Der ‚Andere‘:<br />
Diskurse um Differenz in<br />
Figuration mit Gruppenbezogener<br />
Menschenfeindlichkeit“ und<br />
„Fluchtpunkte und Ankunftszeiten.<br />
Wie gesellschaftliche und<br />
kulturelle Bedingungsgefüge den<br />
Umgang mit Flüchtlingen prägen“<br />
(24.05.<strong>2016</strong>, Bildungswissenschaft);<br />
• „Dämmerung des Rechts, Stunde<br />
der Mediation. Überlegungen<br />
und Konsequenzen der sogenannten<br />
Flüchtlingskrise“<br />
(31.05.<strong>2016</strong>, Rechtswissenschaft);<br />
• „Politische Partizipation von<br />
Migrantinnen und Migranten<br />
in Deutschland“ und „Flüchtlingspolitik<br />
als Arbeitsmarktpolitik:<br />
Krise oder Chance?“<br />
(07.06.<strong>2016</strong>, Politikwissenschaft<br />
und Wirtschaftswissenschaft);<br />
• „Räume der Entrechtung. Künstlerische<br />
Strategien angesichts der<br />
„Flüchtlingskrise“, „Was bedeutet<br />
es, die Welt mit den Augen<br />
eines Reisenden zu betrachten?<br />
Wege zur Förderung einer<br />
offenen Führungskultur“<br />
(14.06.<strong>2016</strong>, Literatur- und Medienwissenschaft<br />
und Wirtschaftswissenschaft);<br />
• „Psychologische <strong>Perspektive</strong>n auf<br />
die aktuelle Flüchtlingsdebatte“<br />
und „Wissenschafts-Praxis-Transfer<br />
im Kontext multikultureller<br />
Communities“ (21.06.<strong>2016</strong>, Psychologie).<br />
Weitere Informationen: S. 16. Proe
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />
Immigration<br />
Respekt verhindert Radikalisierung<br />
An den Attentaten in Frankreich im Jahre 2015 waren Muslime beteiligt,<br />
die in Frankreich und Belgien aufgewachsen sind. Rund 700 Deutsche haben<br />
sich dem „Islamischen Staat“ angeschlossen, so das Bundesinnenministerium.<br />
Mit der Frage nach dem „Warum“ setzt sich Dr. Marieke Christina<br />
van Egmond bereits seit längerer Zeit auseinander, seit Juli 2015 als Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin am Lehrgebiet Community Psychology (Prof.<br />
Dr. Anette Rohmann) an der FernUniversität in Hagen. Sie sagt dazu: „Wir<br />
sollten Immigrantinnen und Immigranten als Menschen mit einer eigenen<br />
kulturellen Identität respektieren und ihnen gleichzeitig die Tür zu unserer<br />
eigenen Kultur öffnen. Nur so können sie sich in unsere Gesellschaft integrieren<br />
– das ist der beste Schutz vor einer Radikalisierung!“<br />
i<br />
Die Psychologin Marieke van Egmont ist eine der Co-Autorinnen der<br />
Studie „Der Kampf um Zugehörigkeit: Die Marginalisierung von Immigrantinnen<br />
und Immigranten und das Risiko einer hausgemachten<br />
Radikalisierung“ unter der Leitung von Klaus Boehnke, Professor für<br />
Social Science Methodology an der Jacobs University in Bremen. Für<br />
sie wurden zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 insgesamt 402<br />
gebildete, 18- bis 40-jährige Muslimas und Muslime befragt, davon<br />
204 in Deutschland. Untersucht wurden die psychologischen Prozesse,<br />
die einer Radikalisierung von in Europa aufgewachsenen jungen<br />
Personen mit Migrationshintergrund vorausgehen.<br />
An der FernUniversität befasst sich Marieke van Egmond mit der Begegnung<br />
von Migrantinnen und Migranten mit einer neuen, ihnen<br />
fremden Kultur. In Deutschland und den USA untersucht sie, warum<br />
Menschen radikal werden.<br />
Wer radikalisiert sich und warum?<br />
Marieke van Egmond: Ein zentraler<br />
Faktor ist die kulturelle Zugehörigkeit<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund.<br />
Besonders gefährdet<br />
sind kulturell Heimatlose, die<br />
weder Zugang zur Kultur ihres Herkunfts-<br />
noch zu der ihres Ankunftslandes<br />
haben. Je größer das Gefühl<br />
von Ausgrenzung, Diskriminierung<br />
und Bedeutungslosigkeit ist, desto<br />
mehr verschärft sich dieser „Prozess<br />
der Marginalisierung“.<br />
Welche Rolle spielt dabei der<br />
Islam?<br />
Marieke van Egmond: Keine. Nicht<br />
der Islam ist das Problem, sondern<br />
der Identitätsprozess: Den jungen<br />
Menschen fehlt der Sinn in ihrem<br />
Leben. Bei radikalen Gruppen mit<br />
einem klaren Freund-Feind-Bild finden<br />
sie, was sie suchen: das Gefühl,<br />
dazu zu gehören und anerkannt zu<br />
werden.<br />
Dr. Marieke van Egmont<br />
Welche Strategien gibt es im<br />
Hinblick auf den Umgang mit<br />
unterschiedlichen kulturellen<br />
Identitäten?<br />
Marieke van Egmond: In der Studie<br />
unterschieden wir zwischen vier<br />
Strategien der „Akkulturation“, also<br />
Prozessen, die bei der Begegnung<br />
von Menschen aus unterschiedlichen<br />
Kulturen stattfinden. Bei der<br />
„Assimilation“ passen sich die Immigrantinnen<br />
und Immigranten vollständig<br />
an die Kultur des Landes an,<br />
in dem sie jetzt leben; ihre Heimatkultur<br />
haben sie aufgegeben. „Integration“<br />
meint die Teilhabe an beiden<br />
Kulturen. Bei der „Marginalisierung“<br />
gibt es zu keiner der beiden<br />
Kulturen Zugang. Die „Separation“<br />
setzt ausschließlich auf die Kultur<br />
des Herkunftslandes.<br />
Welcher Kultur fühlten sich die<br />
befragten Immigrantinnen und<br />
Immigranten zugehörig?<br />
Marieke van Egmond: Als Teil von<br />
Deutschland fühlten sich 89 Prozent<br />
der Befragten. Die meisten meinten<br />
allerdings, dass die Deutschen von<br />
ihnen Assimilierung erwarten, die<br />
Kultur ihres Herkunftslandes ablehnen<br />
wollen sie jedoch nicht. Ein erhebliches<br />
Ausmaß von Islamophobie<br />
in Deutschland erkannten 77 Prozent.<br />
Weniger als zehn Prozent sahen<br />
sich selbst als Opfer von Diskriminierung.<br />
Je größer dieses Gefühl<br />
war, desto stärker hielten sie an den<br />
Werten ihrer Herkunftsländer fest. Es<br />
ist jedoch wichtig zu beachten, dass<br />
es sich bei unserer Studie nicht um<br />
eine repräsentative Stichprobe für<br />
alle Muslime in Deutschland handelt.<br />
Was schließen Sie daraus?<br />
Marieke van Egmond: Je mehr die<br />
Migrantinnen und Migranten sich<br />
Foto: Thinkstock<br />
respektiert fühlen, desto weniger<br />
anfällig sind sie für eine Radikalisierung.<br />
Ich schließe mich dem Kommentar<br />
von Prof. Klaus Boehnke zu<br />
den Ergebnissen der Studie an, der<br />
sagte „Wir sollten uns in Deutschland<br />
darauf konzentrieren, Integration<br />
nicht nur in einem formalen<br />
Sinne zu verbessern, also etwa den<br />
Sprachunterricht oder die kulturelle<br />
Bildung, sondern wir sollten Respekt<br />
für andere Lebensweisen zum<br />
Ausdruck bringen.“ Sonst entwickeln<br />
selbst gut Ausgebildete Lebenssichten,<br />
die in den Herkunftskulturen<br />
ihrer Eltern oft schon<br />
überholt sind. Etwa die Überzeugung,<br />
in den Dschihad ziehen zu<br />
müssen oder dass Frauen minderwertig<br />
sind.<br />
Man sollte jedoch beachten, dass<br />
über 90 Prozent der von uns befragten<br />
Muslime nicht oder weniger anfällig<br />
für Radikalisierung sind. Wie<br />
viele tatsächlich radikalisiert werden,<br />
ist aus psychologischer Sicht<br />
eine ganz andere Frage. Da<br />
Gezielt kommunizieren<br />
Kulturelles Profil kann eine Stadt attraktiver machen<br />
Die Bevölkerungszahlen und der Anteil<br />
jüngerer Menschen sinken in<br />
Deutschland, rasant verändern sich<br />
Wirtschaftsstrukturen, die Mobilität<br />
wächst. Um funktionierende und<br />
lebenswerte Gemeinwesen zu bleiben,<br />
müssen die Städte immer attraktiver<br />
für Wohnbevölkerung, Unternehmen,<br />
Touristen etc. werden.<br />
Die Identifikation mit der Stadt ist<br />
hierbei eine wirksame Ressource, die<br />
es zu erschließen, zu entwickeln und<br />
zu nutzen gilt: als Attraktivitätsmerkmal<br />
für die Stadt selbst und als Bindungsfaktor<br />
für die Bewohnerinnen<br />
Jasper Böing<br />
und Bewohner. Im Fokus dieser „Inwertsetzung“<br />
stehen dabei wichtige<br />
kulturelle Aspekte der Stadt, vor allem<br />
aus der Sicht ihrer Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern.<br />
Jasper Böing, Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter im Lehrgebiet Soziologie<br />
I: Allgemeine Soziologie und Soziologische<br />
Theorie der FernUniversität<br />
in Hagen, fragte sich hierzu:<br />
Wie und warum identifizieren sich<br />
die Hagenerinnen und Hagener mit<br />
ihrer Stadt bzw. warum nicht? Welche<br />
Ansatzpunkte lassen sich aus<br />
den empirischen Erkenntnissen zur<br />
räumlichen Identifikation in Hagen<br />
für eine Inwertsetzung der Stadt Hagen<br />
als kulturellem Erlebnisraum ableiten?<br />
Hierzu hat Jasper Böing seine<br />
Dissertation verfasst: „Die Inwertsetzung<br />
der Stadt Hagen als kultureller<br />
Erlebnisraum. Eine qualitative Studie<br />
zu den Möglichkeiten und Ausformungen<br />
raum- und stadtbezüglicher<br />
Identifikation unter besonderer<br />
Berücksichtigung kultureller Aspekte“.<br />
Ein Ziel Böings war es, „die Ergebnisse<br />
der Arbeit dafür nutzbar zu<br />
machen, die Wertigkeit der Stadt<br />
für die Bewohner als Wohn-, Arbeits-<br />
und Lebensraum zu verbessern;<br />
zum zweiten sollen die Identifikation<br />
und das kulturelle Potential<br />
Hagens im Wettbewerb der Städte<br />
zur Nutzung erschlossen werden.“.<br />
Daher legte er besonderen Wert auf<br />
den Anwendungsbezug seiner Forschungsergebnisse.<br />
Unter anderem aufgrund der Detaillierung<br />
der Analyse und der Berücksichtigung<br />
vieler Zusammenhänge<br />
konnte er zeigen, dass eine am Erleben<br />
der Bewohnerinnen und Bewohner<br />
orientierte, differenzierte<br />
Kommunikation zielführender sein<br />
dürfte als Pauschalstrategien. Hierfür<br />
sind die Kenntnis und das Verständnis<br />
typischer Positionen hilfreich.<br />
Bei der Befragung von 17 Hagenerinnen<br />
und Hagenern erkannte<br />
Böing fünf Typen, die sich unter<br />
Berücksichtigung kultureller Aspekte<br />
hinsichtlich ihrer Identifikation mit<br />
der Stadt unterschieden:<br />
• Der Nicht-Identifizierer identifiziert<br />
sich räumlich kaum oder gar<br />
nicht. Die regionale Zuordnung<br />
Hagens – wichtig für die gesamtregionale<br />
Identifikation – fällt ihm<br />
schwer. Vergleichsräume wählt er<br />
so, dass Hagen schlecht dasteht.<br />
Gleichzeitig ist es ihm wichtig,<br />
sich selbst einordnen zu können.<br />
Diese Differenz besteht auch bezüglich<br />
des kulturellen Angebotes<br />
der Stadt einerseits und seiner<br />
Ansprüche andererseits. Seine<br />
hochkulturellen Präferenzen<br />
lebt er wenig intensiv aus, andere<br />
Haltungen lehnt er ab.<br />
• Mit seinem Stadtteil identifiziert<br />
der Stadtteiler sich stark, wertet<br />
die Gesamtstadt aber ab. Nimmt<br />
er z.B. seine Umgebung als historisch<br />
interessant und landschaftlich<br />
attraktiv wahr, spricht er der<br />
Gesamtstadt beides ab. Kulturell<br />
ist er relativ aktiv, vor allem in<br />
nicht-hochkultureller Form.<br />
• Der Regionalpatriot hat einen<br />
umfassenden Wissensstand bzgl.<br />
des Dissertationsthemas und hohes<br />
Reflexionsniveau. Seine vor<br />
allem hochkulturellen Ansprüche<br />
kann er durch das Angebot und<br />
die verkehrsgünstige Lage Hagens<br />
befriedigen. Vor allem betätigt<br />
er sich kulturell intensiv.<br />
• Dem Mobilen ist die Thematik<br />
gleichgültig, seine Ansprüche an<br />
die Stadt sind niedrig. Ob sie attraktiv<br />
ist, ob sie seine (event-)kulturellen<br />
Präferenzen befriedigt,<br />
ist irrelevant. Wichtig ist ihm vielmehr<br />
ihre zentrale Verkehrslage.<br />
• Kennzeichnend sind wohl biographisch<br />
bedingte positive, intensive<br />
Bezüge des Verwurzelten zu<br />
Stadt und Stadtteil, sein geringerer<br />
Reflexionsgrad sowie die Dominanz<br />
des Metamotivs „Streben<br />
nach Ruhe und Geborgenheit“.<br />
Sofern Gesamtstadt und<br />
Stadtteil diesem Streben entgegenkommen,<br />
identifiziert er sich.<br />
Seine kulturellen Aktivitäten sind<br />
niederschwellig.<br />
Fortsetzung auf Seite 9
Seite 8 FernUni <strong>Perspektive</strong> Aus den Fakultäten<br />
Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />
„In Honour of Alfred Endres“<br />
Zu Ehren von Prof. Dr. Alfred Endres ist kürzlich ein Sonderband der Zeitschrift<br />
Environmental and Resource Economics erschienen. Der Inhaber des Lehrstuhls<br />
für VWL, insb. Wirtschaftstheorie, wird als einer der führenden Vertreter der europäischen<br />
Umweltökonomie gewürdigt. Dafür werden über Jahrzehnte hinweg<br />
erzielte Forschungsergebnisse angeführt, die in international führenden wissenschaftlichen<br />
Zeitschriften erschienen sind. Darüber hinaus findet sich ein Hinweis<br />
auf sein international als Standardwerk geltendes Lehrbuch Environmental<br />
Economics – Theory and Policy (Umweltökonomie – Theorie und Politik), das bei<br />
Cambridge University Press, einem der weltweit führenden wissenschaftlichen<br />
Verlage, erschienen ist. Die renommierte Fachzeitschrift Environmental and Resource<br />
Economics ist das offizielle Organ der European Association of Environmental<br />
and Resource Economists.<br />
Meist zitierter Fachaufsatz<br />
Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer, Leiter des Lehrstuhls für VWL, insbes. Internationale<br />
Ökonomie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der FernUniversität<br />
in Hagen, ist Ko-Autor des Fachaufsatzes „Globalization and labor market outcomes:<br />
Wage bargaining, search frictions, and firm heterogeneity“. Der Aufsatz<br />
erschien im Jahr 2011 im Journal of Economic Theory und ist laut den Angaben<br />
des Journals aktuell der „meist zitierte Artikel“ der vergangenen fünf Jahre.<br />
Das Journal of Economic Theory zählt zu den wichtigsten Fachzeitschriften<br />
für Volkswirtschaftslehre.<br />
Prof. Wagner in Hongkong, Taipeh und San Francisco<br />
Prof. Dr. Helmut Wagner, Inhaber des Lehrstuhls für VWL, insb. Makroökonomik,<br />
hielt sich eineinhalb Wochen lang in Hongkong auf, wo er auf Einladung der<br />
Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) an deren Representative Office<br />
for Asia and the Pacific in Hongkong residierte. Er konnte dort dank der großzügigen<br />
Infrastruktur, die ihm die BIZ zur Verfügung gestellt hatte (Büro, PC, Sekretärin<br />
etc.) und des regen Informationsaustausches mit den dortigen Fachleuten<br />
gezielt an seiner Forschung über Ostasien/China (weiter)arbeiten. Eine seiner<br />
Hauptaufgaben war die Abhaltung von zwei Vorträgen vor den Beschäftigten<br />
des BIZ Hong Kong Office. Ein Vortrag hatte „Structural Change and Mid-Income<br />
Trap – Under which conditions can China succeed in moving towards higher income<br />
status?“ – das Gegenstand einer neuen Publikation von Prof. Wagner ist<br />
– zum Thema. Im zweiten Vortrag stellte er auf Wunsch der BIZ weitere eigene<br />
gerade fertiggestellte sowie in Arbeit befindliche Forschungsprojekte vor. Weiterer<br />
intensiver Austausch zwischen dem Hongkong Office der BIZ und Prof. Wagner<br />
wurde vereinbart.<br />
Daneben besuchte Prof. Wagner auf Einladung auch die im gleichen Gebäude<br />
wie die BIZ ansässige Hong Kong Monetary Authority (HKMA). Diese Regierungsbehörde<br />
Hongkongs ist für die Aufrechterhaltung der Geld- und Bankenstabilität<br />
verantwortlich und nimmt de facto die Zentralbankfunktion wahr. Er<br />
führte Gespräche mit Executive Directorin Lillian Cheung, die zugleich die Direktorin<br />
des dortigen Hong Kong Institute for Monetary Research ist. Mit ihr wurden<br />
dann auch zukünftige Vorträge und Gastaufenthalte von Prof. Wagner bei<br />
der HKMA vereinbart. Last but not least standen Gespräche mit verschiedenen<br />
Kolleginnen und Kollegen der drei Hongkonger Topuniversitäten auf dem Programm<br />
sowie auf Einladung ein Besuch an der Hong Kong University, die die älteste<br />
und renommierteste Universität dort ist.<br />
In San Francisco nahm Wagner an der Jahrestagung der American Economic Association<br />
teil. In Taipeh pflegte er den wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen<br />
der National University of Taiwan.<br />
Mit Minister auf dem Podium<br />
Das 5. Forum Ressourceneffizienz Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beleuchtete<br />
die „Ressourceneffizienz in der Wertschöpfungskette“ aus der <strong>Perspektive</strong> von<br />
Politik, Industrie und Wissenschaft. Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz,<br />
Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, berichtete<br />
über den Beitrag von Wertschöpfungsketten für mehr Ressourceneffizienz.<br />
Mit dem Weg dorthin befasste sich Prof. Dr. Thomas Volling, Lehrstuhl für BWL,<br />
insb. Produktion und Logistik, in seinem Vortrag „Die ressourceneffiziente Wertschöpfungskette<br />
– Evolution oder Revolution?“. Darüber hinaus nahm er an der<br />
abschließenden Podiumsdiskussion mit Minister Remmel teil. Die Veranstaltung<br />
wurde von der Effizienz-Agentur NRW gemeinsam mit der IHK Ostwestfalen zu<br />
Bielefeld und der IHK Lippe zu Detmold ausgerichtet.<br />
Habilitation<br />
Nachdem die schriftliche Habilitationsleistung von Dr. Andreas Haaker, Lehrstuhl<br />
für BWL, insb. Wirtschaftsprüfung, mit dem Thema „Entwicklungen in der<br />
Rechnungslegung“ angenommen wurde, konnte er sein Habilitationsverfahren<br />
erfolgreich abschließen. Er erhielt die Venia Legendi für das Fachgebiet „Rechnungswesen“.<br />
Seinen hochschulöffentlichen Vortrag hielt er zum Thema „Die<br />
vernachlässigten bilanzrechtstheoretischen<br />
Aspekte der Entsorgung von<br />
Kernkraftwerken“, die studiengangsbezogene<br />
Lehrveranstaltung zu „Muss<br />
ein nach HGB aktivierungsfähiges Entwicklungsprojekt<br />
die Vermögensgegenstandseigenschaft<br />
erfüllen?“.<br />
Promotionen<br />
Thomas Geyer. Schriftliche Arbeit:<br />
„Entwicklung und Evaluierung eines<br />
praxisbasierten Konzeptes zur Ableitung<br />
von Personalvermögenselementen<br />
in transparenten Produktionsprozessen.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Dr. Gerhard Ortner, Prof. Dr. Hermann<br />
Gehring.<br />
Philip Kerpen. Schriftliche Arbeit:<br />
„Anwendung und Ausgestaltung der<br />
DEA unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
– eine empiriegestützte<br />
Studie –”. Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />
Prof. Dr. Wilhelm Rödder, Prof. Dr. Andreas<br />
Kleine.<br />
Sascha Schmitz. Schriftliche Arbeit:<br />
„Wirtschaftskrisen und Rechnungslegung<br />
– Theoriegeleitete Implikationen<br />
stabilitätsorientierter Rechnungslegung<br />
unter besonderer Berücksichtigung<br />
der historischen Entwicklung –”.<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Gerrit<br />
Brösel, Prof. Dr. Dieter Schneeloch.<br />
Hannes Wilke. Schriftliche Arbeit:<br />
„Zur Bedeutung von Finanzanalysten<br />
auf entwickelten Kapitalmärkten.”<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Rainer<br />
Baule, Prof. Dr. Gerrit Brösel.<br />
Rechtswissenschaftliche Fakultält<br />
Fakultät für Mathematik und Informatik<br />
Foto: Dominik Keppel<br />
DMJV-Jahrestagung eröffnet<br />
Als Präsident der Deutsch-Mexikanischen Juristenvereinigung (DMJV) eröffnete<br />
Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe, Lehrstuhl für Bürgerliches<br />
Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, die<br />
Jahrestagung im mexikanischen Konsulat in Frankfurt.<br />
Teilnehmer der DMJV-Jahrestagung. Prof. Karl August von Sachsen Gessaghe steht<br />
hinten, halb verdeckt, als 4. von rechts.<br />
Prof. Ulrich<br />
Eisenhardt<br />
mit den<br />
Studierenden<br />
in Kyoto<br />
Symposion und Intensivkurs in Kyoto zum Jubiläum<br />
Das Institut für Japanisches Recht an der FernUniversität in Hagen führte Ende<br />
2015 unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Marutschke zwei Veranstaltungen<br />
in Kyoto mit der dortigen Partneruniversität Doshisha durch: einen Intensivkurs<br />
zum Japanischen Recht für die Studierenden des Kurses „Japanisches<br />
Recht“ und ein rechtsvergleichendes Symposion mit dem Thema „Allgemeine<br />
Rechtsbegriffe und Gesetzgebung als Ausdruck der Rechtskultur in Europa<br />
und Asien“. Anlass für das Symposion war das Jubiläum „25 Jahre Japanisches<br />
Recht an der FernUniversität“.<br />
Das Symposion wurde von der Robert-<br />
Bosch-Stiftung gefördert. An dem in<br />
Zusammenarbeit zwischen der Fern-<br />
Universität und der Law School der<br />
Universität Doshisha in Kyoto veranstalteten<br />
Intensivkurs zum Japanischen<br />
Recht nahmen 23 Studierende<br />
aus Deutschland – meist aus<br />
dem Masterstudium – teil. Sie hatten<br />
auch die Gelegenheit, einen Eindruck<br />
von der praktischen Anwendung des<br />
Rechts in Japan zu erhalten. Einen<br />
besonderen Höhepunkt bildete der<br />
Vortrag von Prof. Shinyo, dem früheren<br />
japanischen Botschafter in Berlin,<br />
über Japans außenpolitische Strategie<br />
mit einem Einblick in die Kunst der Diplomatie.<br />
Die vielen Fragen und Diskussionsbeiträge<br />
der Teilnehmenden<br />
über zwei Wochen hinweg zeigten<br />
nicht nur ein großes Engagement für<br />
Japan, sie machten deutlich, dass sie<br />
aus dem Studienkurs viel über Japanisches<br />
Recht und Rechtsvergleichung<br />
gelernt haben und diese Kenntnisse<br />
anzuwenden wissen.<br />
Ein ausführlicher Bericht von Prof. Ulrich<br />
Eisenhardt zu dem Entstehen der<br />
Kooperation und zu den Veranstaltungen<br />
in Kyoto ist unter<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-ADF<br />
zu finden.<br />
Promotionen<br />
Jens Felix Müller. Schriftliche Arbeit:<br />
„Religiöse Kunst im Konflikt zwischen<br />
Urheberrecht und Sacheigentum<br />
– Unter besonderer Berücksichtigung<br />
von Kirchenbauten.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Sebastian Dr.<br />
Kubis, Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock.<br />
Armenischer Wissenschaftler zu Gast und Einladung nach Chile<br />
Prof. Dr. Hayk Asatryan von der Universität Eriwan, Armenien, arbeitete sechs<br />
Monate lang an der Fakultät mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes. Er forscht mit Prof. Dr. Werner Kirsch, Lehrgebiet Stochastik,<br />
über Probleme aus der Quantenmechanik ungeordneter Festkörper.<br />
Die Päpstliche Universität von Chile hat Prof. Kirsch zu einem zweiwöchigen<br />
Forschungs- und Lehraufenthalt eingeladen. Bei den Forschungsarbeiten mit<br />
seinen chilenischen Kollegen geht es um Fragen der Mathematischen Physik.<br />
Insbesondere mit Prof. Dr. Georgi Raikov verbindet ihn eine langjährige Forschungskooperation.<br />
In einem Vortrag wird Kirsch in Santiago über die Analyse<br />
von Wahlsystemen sprechen.<br />
KMO und LTEC <strong>2016</strong> erstmals in Deutschland<br />
Die 11. Konferenz „Knowledge Management in Organizations – The Changing<br />
Face of Knowledge Management Impacting Society” (KMO) und der 5.<br />
„Workshop on Learning Technologies in Cloud – The Changing Face of Education“<br />
(LTEC), finden vom 25. bis 28. Juli erstmals in Deutschland und an der<br />
FernUniversität statt. LTE-Program Chair der LTEC und KMO-Local Chair ist Birgit<br />
Feldmann Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Kooperative<br />
Systeme (Prof. Dr. Prof. Jörg Haake) holte sie beide Konferenzen nach Hagen.<br />
www.kmo<strong>2016</strong>.com und www.ltec<strong>2016</strong>.com.<br />
Promotionen<br />
Renate Horbelt. Schriftliche Arbeit:<br />
„Lokale Aluminiumkontaktbildung<br />
bei Siliziumsolarzellen.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Reinhart<br />
Job, Prof. Dr. Giso Hahn.<br />
Jochen Kerdels. Schriftliche Arbeit:<br />
„A Computational Model of Grid<br />
Cells based on a Recursive Growing<br />
Neural Gas.” Erst-/Zweitgutachter/-<br />
in: Prof. Dr. Gabriele Peters, Prof. Dr.<br />
Laurenz Wiskott.<br />
Britt-Marie Meiners. Schriftliche Arbeit:<br />
„Einfluss von Aufdampf- und<br />
Sputterprozessen auf die Passivierungseigenschaft<br />
von amorphen Siliziumschichten<br />
für Heterosolarzellen.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Roland Schindler, Prof. Dr. Wolfgang<br />
Fahrner.<br />
Nico Potyka. „Solving Reasoning Problems<br />
for Probabilistic Conditional Logics<br />
with Consistent and Inconsistent<br />
Information.” Erst-/Zweitgutachter/-<br />
in: Prof. Dr. Christoph Beierle, Prof.<br />
Dr. Gabriele Kern-Isberner.<br />
Björn Werkmann. „MapCube: A<br />
Mobile Focus & Context Information<br />
Visualization Technique for Geographic<br />
Maps.” Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />
Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje,<br />
Prof. Dr. Dominic Heutelbeck.<br />
Guidong Zhang. Schriftliche Arbeit:<br />
„Impedance Networks Matching<br />
Mechanism and Design of Impedance<br />
Networks Converters.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: Apl. Prof. Dr. habil.<br />
Zhong Li, Prof. Bo Zhang.
Lehre<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />
Fortsetzung von Seite 7<br />
Identifikation mit eigener Stadt<br />
Erleben berücksichtigen<br />
Wirtschaftswissenschaft<br />
„Engpass“ bei Seminaren entschärft<br />
Diese Typen unterscheiden sich nach<br />
positiver bzw. negativer Richtung,<br />
Art und Intensität der Identifikation,<br />
durch Alter, Familienstand, Bildung,<br />
Beruf u.a. „Bei einer ausschließlichen<br />
Fokussierung auf die verschiedenen<br />
Intensitätsgrade räumlicher<br />
Identifikation – wie die quantitativ<br />
ausgerichtete Forschung sie zumeist<br />
praktizierte – hätten diese nicht erkannt<br />
werden können“, erläutert<br />
Böing.<br />
Mit dem von ihm eingeführten Typus<br />
des „Nicht-Identifizierers“ konnte<br />
er Ursachen, Wirkungen und Zusammenhängen<br />
der Nicht-Identifikation<br />
nachgehen. Er nahm an, dass<br />
diese sich nicht als einfache Umkehrungen<br />
der Faktoren ableiten lassen,<br />
die räumliche Identifikation begünstigen.<br />
Auch dies wurde in der bisherigen<br />
Forschung kaum berücksichtigt.<br />
„Durch meine Erkenntnisse lässt<br />
sich empirisch begründet vermuten,<br />
dass eine Strategie, die keine Rücksicht<br />
auf Wahrnehmungen und Erleben<br />
nimmt, versagen oder sogar<br />
negative Effekte haben kann“, resümiert<br />
Böing.<br />
„Hagener Impuls“<br />
Ein Beispiel: Hagen war vor rund 100<br />
Jahren eines der wichtigsten Zentren<br />
einer künstlerischen Bewegung,<br />
die seit 1972 „Hagener Impuls“ genannt<br />
wird. Äußeres Zeichen war der<br />
Jugendstil. „Hagen heute als ‚hochkulturelle‘<br />
Stadt des Hagener Impulses<br />
zu positionieren, mag bei Regionalpatrioten<br />
und Nicht-Identifizierern<br />
Erfolg versprechen“, so Böing.<br />
Beim „Verwurzelten“ dürften die<br />
positiven Effekte weniger ausgeprägt<br />
sein. Weil „Kultur“ und „Identifikation“<br />
immer auch Prozesse der<br />
Auf- und Abwertung beinhalten,<br />
könnte die Identifikation der „Stadtteiler“<br />
sogar geschwächt werden.<br />
Dies schließt allerdings keinesfalls<br />
aus, den „Hagener Impuls“ als Besonderheit<br />
zu nutzen. „Ganz im Gegenteil<br />
handelt es sich hierbei um<br />
ein Alleinstellungsmerkmal, das unbedingt<br />
genutzt werden sollte“, betont<br />
Böing.<br />
„Stadt der FernUniversität“<br />
Böing befasste sich auch mit der<br />
Eigenwerbung Hagens als „Stadt<br />
der FernUniversität“: „Die Ortseingangsschilder<br />
mit diesem Zusatz<br />
sind sehr präsent und vermutlich<br />
sehr wirkungsvoll.“ Die FernUniversität<br />
wurde nicht von allen Interviewten,<br />
dafür aber typenunabhängig<br />
als Besonderheitsmerkmal der<br />
Stadt genannt, für Bewohnerinnen<br />
und Bewohner und Außenstehende<br />
gleichermaßen. Dies entspricht<br />
somit der Selbstsicht der Stadt und<br />
dürfte ihrer Wahrnehmung nicht<br />
entgegenstehen. Allerdings folgt<br />
hieraus nicht, dass Hagen als Universitätsstadt<br />
erlebt wird. Böing:<br />
„Die Verbindung von Stadt und Universität<br />
muss praktisch erfahrbarer<br />
werden – für alle Typen und Bevölkerungsgruppen!“<br />
Da<br />
i<br />
Der Faktor „Kultur“<br />
„Kultur“ hat sich in zweifacher<br />
Hinsicht als bedeutsam für das<br />
Verständnis der Prozesse räumlicher<br />
Identifikation erwiesen: Die<br />
kulturellen Aktivitäten und Haltungen<br />
der Befragten spiegeln die<br />
verschiedenen Formen der Identifikation<br />
besonders gut wider. Das<br />
Kulturangebot scheint ausschlaggebend<br />
für die Wahrnehmung der<br />
Stadt und die Bewertung ihrer Attraktivität<br />
zu sein.<br />
Hagen schrumpft<br />
Der Rückgang der Bevölkerung in<br />
Hagen ist besonders gravierend:<br />
von rund 230.000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern Ende 1975<br />
über 186.000 Ende 2013 auf –<br />
nach eigener Prognose – 161.400<br />
im Jahre 2030.<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-09b<br />
Seminare spielen am Ende wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Studiengänge<br />
an der FernUniversität in Hagen<br />
eine wichtige Rolle. Sie vermitteln<br />
Studierenden Rüstzeug für das<br />
wissenschaftliche Arbeiten in der<br />
Abschlussarbeit. Jedoch erwiesen sie<br />
sich bisher oft als „Engpass“.<br />
Dieses Problem konnte die Fakultät<br />
für Wirtschaftswissenschaft nun zur<br />
allseitigen Zufriedenheit entschärfen:<br />
Die Bewerberinnen und Bewerber<br />
um Seminarplätze werden durch<br />
ein neues zentrales Zuordnungssystem<br />
ausgesucht, das sie besser und<br />
schneller auf die Seminare verteilt.<br />
Und zwar so, dass viel weniger Plätze<br />
unbesetzt bleiben. Die Entwicklung<br />
dauerte insgesamt zweieinhalb<br />
Jahre, seit kurzem läuft das System<br />
in der endgültigen Fassung. Es<br />
stößt bei Studierenden, Prüfenden<br />
und im Prüfungsamt auf große Zustimmung.<br />
Initiiert wurde es von Prof. Dr. Andreas<br />
Kleine, Inhaber des Lehrstuhls<br />
für Betriebswirtschaftslehre, insb.<br />
Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik.<br />
Im Jahr 2013<br />
begann er mit der Entwicklung eines<br />
neuen Systems. Mitstreitende<br />
fand er im Prüfungsamt der Fakultät<br />
und im Zentrum für Medien und<br />
IT (ZMI) der FernUniversität.<br />
Ausgangsüberlegungen waren,<br />
• die angebotenen Seminare optimal<br />
auszulasten,<br />
• die Auswahl der Teilnehmenden<br />
transparenter zu machen<br />
• und Wartesemester zu vermeiden.<br />
Es galt, das System stärker an den<br />
Interessen der Studierenden auszurichten,<br />
ohne die Lehrenden (noch)<br />
stärker zu belasten und ohne Angebotszahl<br />
und hohe Nachfrage zu<br />
ändern.<br />
Beim früheren System gaben die Studierenden<br />
im Zuge ihrer Online-Anmeldung<br />
Präferenzen für Seminare<br />
an. Die Prüfenden wählten die Studierenden<br />
mit Präferenz „eins“ für<br />
ihr Seminar aus und vergaben noch<br />
vorhandene Plätze an Studierende<br />
mit der Präferenz „zwei“. Solange,<br />
bis es keine freien Plätze mehr gab<br />
oder die Nachfrage befriedigt war.<br />
Manche Seminare wurden mehrfach<br />
„überbucht“, andere bei weitem<br />
nicht ausgelastet.<br />
Im Sommersemester 2015 zum Beispiel<br />
gab es 731 Seminarplätze und<br />
730 Anmeldungen. Nach dem alten<br />
System wären 132 Plätze frei geblieben,<br />
gleichzeitig wären 131 Studierende<br />
– 18 Prozent – nicht zum Zuge<br />
gekommen.<br />
Da das neue System angewandt<br />
wurde, erhielten nur 32 Studierende<br />
– 4 Prozent, alle mit Priorität „drei“<br />
– keinen Seminarplatz. Im alten Vergabeverfahren<br />
hätten 38 Studierende<br />
mit der Priorität „eins“, 46 mit<br />
„zwei“ und 47 mit „drei“ keinen<br />
Platz bekommen. Durch das neue<br />
Verfahren konnten fast 100 Studierende<br />
einen Seminarplatz zusätzlich<br />
erhalten.<br />
Mit dem neuen System kann also ein<br />
Maximum am Studierenden einen<br />
Platz in einem Seminar mit der Präferenz<br />
„eins“ erhalten, ebenso können<br />
fast alle Plätze belegt werden.<br />
Die Studierenden erfüllten fast alle<br />
die notwendigen Voraussetzungen.<br />
Auch das Ziel, möglichst alle Studierenden<br />
mit hoher Vergabe-Priorität<br />
zu bedienen, ist realistisch.<br />
Die Vergabepriorität „eins“ bekommt,<br />
wer schnell studiert und<br />
weit vorangekommen ist, also in der<br />
Regelstudienzeit kurz vor dem Abschluss<br />
steht. Dies gilt beispielsweise<br />
für Bachelor-Studierende im achten<br />
Semester, die mindestens 14 Module<br />
studiert haben. Die Stufe „zwei“<br />
erhält, wer weit ist, aber eher langsam<br />
vorankommt. Für alle anderen<br />
gilt die dritte Stufe.<br />
„Die Bewerberinnen und Bewerber<br />
erhalten schon etwa eine Woche<br />
nach Bewerbungsschluss ihren Bescheid“,<br />
freut sich Dr. Jens Wehrmann.<br />
Der Leiter des Prüfungsamtes<br />
Wirtschaftswissenschaft weiter:<br />
„Früher konnte das bis zu sechs Wochen<br />
dauern.“<br />
Abschlussqualität unverändert<br />
„Das bisherige Verfahren hatte vor<br />
allem die Studierenden mit der ersten<br />
Präferenz im Blick, das neue<br />
berücksichtigt insbesondere auch<br />
den Studienfortschritt. Viele Studierende<br />
können nun schneller zum<br />
Abschluss kommen“, nennt Prof.<br />
Kleine einen ganz zentralen Vorteil.<br />
„Dabei wird die wissenschaftliche<br />
Qualität der Abschlüsse ja nicht angetastet.<br />
Wir führen nur zusätzlich<br />
zu den hervorragenden Studierenden<br />
weitere zu einem früheren Abschluss.“<br />
Jens Wehrmann ergänzt:<br />
„Die Änderungen finden im Vorfeld<br />
der Seminarprüfung statt, bei<br />
den Prüfungsleistungen ändert sich<br />
nichts. Da sind alle weiterhin auf sich<br />
selbst gestellt.“<br />
Da<br />
Weitere Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-09b<br />
Kooperation mit dem BIBB<br />
Gemeinsame Präsenz-Lehrveranstaltung<br />
Die erste von mehreren gemeinsamen<br />
Lehrveranstaltungen des Lehrgebietes<br />
Lebenslanges Lernen (Prof.<br />
Dr. Uwe Elsholz), die die FernUniversität<br />
in Hagen und das Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung (BIBB) im Juni<br />
2015 vereinbart hatten, fand jetzt<br />
statt. Prof. Elsholz und seine Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin Ariane<br />
Neu gestalteten mit den BIBB-<br />
Mitarbeiterinnen (und FernUni-Absolventinnen)<br />
Dr. Monika Hackel<br />
Prof. Andreas Kleine mit dem „Linearen gewichteten Goal-Programming-Modell“<br />
für die Zuordnung der Studierenden<br />
und Gabriele Jordanski die zweitägige<br />
Präsenzveranstaltung im Rahmen<br />
des Moduls 1C „Bildung, Arbeit<br />
und Beruf“ des Bachelor of Arts<br />
Bildungswissenschaft.<br />
In einer Gruppenarbeit setzten sich<br />
die mehr als 30 Studierenden intensiv<br />
mit den Strukturen des dualen<br />
Systems sowie mit der Rolle der<br />
Sozialpartner für den Entstehungsprozess<br />
der Ausbildungsordnungen<br />
auseinander. Sie diskutierten mit<br />
Lehrbeauftragten des BIBB über die<br />
Funktion von Berufen in der deutschen<br />
Gesellschaft und die Chancen,<br />
die die durchlässige Gestaltung<br />
des Bildungssystems bietet.<br />
Die Veranstaltung ging am nächsten<br />
Tag im FernUni-Regionalzentrum<br />
Bonn mit Fragen zur theoretischen<br />
Einordnung und Hinweisen<br />
zur Modulprüfung weiter. Proe
Lehre<br />
Seite 10<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Foto: VLADGRIN<br />
Neuer Master „Soziologie“<br />
Multipolare Welt verstehen und gestalten<br />
„Der Bedarf ist da. Nun können<br />
wir ihn decken!“, freut sich Prof.<br />
Dr. Uwe Vormbusch über den neuen<br />
soziologischen Master-Studiengang<br />
der FernUniversität in Hagen.<br />
Der vom Hagener Institut für Soziologie<br />
entwickelte konsekutive Studiengang<br />
„Soziologie – Zugänge<br />
zur Gegenwartsgesellschaft“ kann<br />
ab dem Wintersemester <strong>2016</strong>/17<br />
studiert werden. Bewerben können<br />
sich Interessierte vom 1. Juni<br />
bis 31. Juli.<br />
Ziel des neuen Masterstudiengangs<br />
ist es, den Fernstudierenden unterschiedliche<br />
theoretische <strong>Perspektive</strong>n<br />
auf die Gesellschaft zu vermitteln,<br />
damit sie ihr soziologisches<br />
Wissen in ihrer beruflichen Praxis<br />
auf die verschiedensten Gegebenheiten<br />
anwenden zu können.<br />
Letztendlich sollen die Absolventinnen<br />
und Absolventen die unterschiedlichsten<br />
Prozesse in einer<br />
„multipolaren Welt“ besser verstehen<br />
können, indem sie das Gelernte<br />
auf die verschiedensten Kontexte<br />
übertragen, Eigenarten verstehen<br />
und Schlüsse zu ziehen.<br />
Angesicht der Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten<br />
von Sozialwissenschaftlerinnen<br />
und Sozialwissenschaftlern<br />
wundert es Vormbusch<br />
nicht, dass sie auf dem Arbeitsmarkt<br />
sehr gute Chancen haben.<br />
„Das liegt nicht zuletzt an ihrem<br />
sehr breiten universitären Wissen.<br />
Mit unserem neuen Angebot sind<br />
wir – im Hinblick auf die vielfältigen<br />
beruflichen Tätigkeitsfelder –<br />
sehr breit aufgestellt“, betont Uwe<br />
Vormbusch. „Es kann ebenso der<br />
Einstieg in eine wissenschaftliche<br />
Karriere sein wie Türöffner zu wissenschaftsanalytischen<br />
Aufgaben<br />
in großen Unternehmen und Organisationen,<br />
Verbänden und Gewerkschaften,<br />
Werbung und Medien<br />
oder Beratung.“<br />
Die Gesellschaft verlangt heute,<br />
Probleme und Gegebenheiten aus<br />
verschiedenen <strong>Perspektive</strong>n analytisch<br />
bis zu den Wurzeln zu durchdringen<br />
und ganzheitlich zu betrachten.<br />
Krisen und krisenhafte<br />
Entwicklungen bieten zahlreiche<br />
Ansätze für Untersuchungen. Theorie<br />
und Praxis sind daher in dem<br />
Beruflich Qualifizierte<br />
Brückenschlag zwischen Praxis und Studium<br />
Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein.<br />
Mit diesen Stärken starten<br />
Studierende, die keine klassische<br />
Hochschulzugangsberechtigung haben,<br />
ins Studium. Einbringen können<br />
sie ihre Kompetenzen bisher jedoch<br />
noch nicht. So lautet ein Fazit<br />
aus dem Projekt „Ein fakultätsübergreifendes<br />
Konzept für die Studieneingangsphase<br />
Beruflich Qualifizierter<br />
(BQ)“ an der FernUniversität<br />
in Hagen.<br />
Prof. Dr. Uwe Elsholz vom Lehrgebiet<br />
Lebenslanges Lernen leitet das<br />
Projekt, an dem sich alle vier Fakultäten<br />
beteiligen: Kultur- und Sozialwissenschaften,<br />
Mathematik und<br />
Informatik, Wirtschaftswissenschaft<br />
Zunächst müssen die Studierenden zwei Einführungsmodule absolvieren.<br />
sowie die Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät. „Studien zeigen, dass insbesondere<br />
die Dauer und die Relevanz<br />
der beruflichen Vorerfahrung<br />
Einfluss auf den Studienerfolg haben“,<br />
so Prof. Elsholz. „Die Möglichkeiten,<br />
diese Erfahrungen tatsächlich<br />
ins Studium einzubringen,<br />
beeinflussen den Studienerfolg positiv.“<br />
An dieser Stelle gilt es nachzubessern.<br />
Konkrete Maßnahmen<br />
Nach der ersten Phase einer Datenerhebung<br />
liegen nun konkrete Konzepte<br />
für Beruflich Qualifizierte vor.<br />
In der Fakultät Mathematik und Informatik<br />
etwa soll ein Brückenkurs<br />
konzipiert werden, der auf mathematisches<br />
Hochschulwissen vorbereitet.<br />
Die Rechtswissenschaftliche<br />
Fakultät richtet Kurse für juristisches<br />
Schreiben im Gutachterstil ein. „Den<br />
beruflich qualifizierten Studierenden<br />
fehlen vor allem Fähigkeiten, die<br />
man für einen strukturierten Umgang<br />
mit Texten benötigt – und der<br />
in der gymnasialen Oberstufe vermittelt<br />
wird“, so ein weiteres Fazit.<br />
In Wirtschaftswissenschaft zeigt<br />
sich, dass sich beruflich und traditionell<br />
Qualifizierte nicht wesentlich<br />
in ihren Bedürfnissen an Unterstützung<br />
unterscheiden. Das gilt auch<br />
für den im Projekt analysierten Studiengang<br />
Bildungswissenschaft. „In<br />
beiden Fällen sollen Angebote ausgebaut<br />
werden, von denen alle Studierendengruppen<br />
profitieren“, beschreibt<br />
Elsholz. Konkret sind in der<br />
Bildungswissenschaft digitale Formate<br />
wie Lernvideos, Tutorials und<br />
die Erweiterung der Schreibwerkstatt<br />
zu einer Studierwerkstatt bereits<br />
in der Umsetzung. Auch hier<br />
geht es darum, den Weg zu wissenschaftlichem<br />
Arbeiten und Denken<br />
gezielt zu unterstützen und nicht<br />
dem Zufall zu überlassen – gerade<br />
für Beruflich Qualifizierte ist daher<br />
ein solches Angebot notwendig.<br />
neuen Studium eng verwoben. So<br />
mangelt es nach den Beobachtungen<br />
von Prof. Uwe Vormbusch und<br />
seinen Kolleginnen und Kollegen im<br />
Institut für Soziologie der FernUniversität<br />
keineswegs an Interessierten<br />
für das neue Angebot: „Wir erhalten<br />
immer wieder Anfragen, ob<br />
die FernUniversität einen Master<br />
Soziologie anbietet, vor allem von<br />
Studierenden und Absolventinnen<br />
und Absolventen unserer Bachelorof-Arts-Studiengänge.<br />
Ebenso wollen<br />
zahlreiche Externe, die erst nach<br />
dem Bachelorabschluss berufstätig<br />
wurden, die Vorteile des universitären<br />
Fernstudiums nutzen.“<br />
Zwei Einführungsmodule<br />
Zunächst müssen die Studierenden<br />
zwei Einführungsmodule absolvieren.<br />
Da die Diversität der Fern-<br />
Uni-Studentinnen und -Studenten<br />
besonders groß ist, sollen sie so<br />
beim Einstieg in die anschließenden<br />
Hauptmodule über möglichst<br />
gleiche Fertigkeiten verfügen. Da<br />
Ausführliche Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-10a<br />
Didaktische Leitlinien<br />
entwickeln<br />
Parallel dazu entwickeln Elsholz und<br />
sein Team fächerübergreifende didaktische<br />
Leitlinien, von denen auch<br />
andere Universitäten profitieren<br />
können – wie „Selbstwirksamkeit<br />
erhöhen“. „Beruflich Qualifizierte<br />
fühlen sich häufig schlechter vorbereitet<br />
auf ein Studium als ihre Kommilitoninnen<br />
und Kommilitonen mit<br />
traditioneller Hochschulzugangsberechtigung.<br />
Daher können wir sie<br />
am besten unterstützen, wenn wir<br />
die beruflich qualifizierten Studierenden<br />
in ihrer Studienentscheidung<br />
bestärken“, so Denise Brückner, die<br />
das Projekt wissenschaftlich begleitet.<br />
„Hierfür können beispielsweise<br />
zunächst einfachere Aufgaben<br />
dienen, an denen aber bestimmte<br />
Prinzipien wie etwa die Beweisführung<br />
in der Mathematik verdeutlicht<br />
werden.“ Oder: Mit Projektarbeiten<br />
und der Einführung heterogener<br />
Lerngruppen könne man an den<br />
Kompetenzen Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein<br />
ansetzen.<br />
Die Leitlinien werden aufgrund der<br />
Erfahrungen der Projektteilnehmenden<br />
evaluiert und bei Bedarf entsprechend<br />
justiert.<br />
Stand der Forschung<br />
Im Rahmen der wissenschaftlichen<br />
Analyse hat Uwe Elsholz die<br />
Zwischenergebnisse aus dem Projekt<br />
zusammengefasst und Beiträge<br />
weiterer Autorinnen und Autoren<br />
ergänzt. Herausgekommen ist<br />
ein Sammelband, der über aktuelle<br />
Studien informiert, den Forschungsstand<br />
präsentiert und Biografien von<br />
Studierenden auf dem Dritten Bildungsweg<br />
nachzeichnet. Herausforderungen<br />
in bildungspolitischer, in<br />
didaktisch-curricularer und theoretischer<br />
Hinsicht werden ebenso beschrieben<br />
wie offene Forschungsund<br />
Entwicklungsfragen. „Nicht nur<br />
die Hochschulen sind gefragt, es<br />
wandelt sich derzeit das gesamte<br />
tradierte deutsche Bildungssystem“,<br />
so Elsholz.<br />
aw<br />
Uwe Elsholz (Hg.), Beruflich<br />
Qualifizierte im Studium – Analysen<br />
und Konzepte zum Dritten<br />
Bildungsweg, Bertelsmann-Verlag,<br />
kostenloser Download:<br />
https://www.wbv.de/openaccess<br />
Mut machen<br />
für Studium<br />
Das Fernstudium eignet sich besonders<br />
für Studierende, die aufgrund<br />
ihrer Behinderung oder chronischen<br />
Erkrankung nur eingeschränkt studieren<br />
können und auf besondere<br />
Studienbedingungen angewiesen<br />
sind. Hier bietet die FernUniversität<br />
in Hagen eine Reihe von Hilfestellungen<br />
an, die etwa besondere<br />
Prüfungsbedingungen und Unterstützung<br />
bei Präsenzaufenthalten<br />
einschließen.<br />
Die Hochschulbeauftragte für chronisch<br />
kranke und behinderte Studierende,<br />
Claudia Imhof, stellt diese<br />
Angebote erstmalig gebündelt auf<br />
einer Präsenzveranstaltung im Regionalzentrum<br />
Bonn vor. „Ich möchte<br />
vor allem Studieninteressierten<br />
und auch bereits Studierenden Mut<br />
zum Fernstudium machen. Denn<br />
viele Bedenken lassen sich bereits<br />
im Vorfeld ausräumen“, sagt Imhof.<br />
Wer mit einer Gehbehinderung<br />
studieren möchte, kann etwa Klausuren<br />
in einem Regionalzentrum<br />
schreiben statt am regulären Klausurort.<br />
Für sehbehinderte Studierende<br />
setzt die FernUniversität ihre<br />
Studienmaterialien unter anderem<br />
in Brailleschrift um, auch für hörgeschädigte<br />
Studierende gibt es spezielle<br />
Angebote. „Außerdem möchte<br />
ich die Studierenden anregen, sich<br />
untereinander auszutauschen und<br />
zu vernetzen“, ergänzt Imhof, die<br />
das Beratungsangebot vor Ort gern<br />
fest etablieren möchte. aw<br />
Ausführliche Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-10b<br />
Impressum<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />
Freunde der FernUniversität<br />
Auflage 85.000<br />
ISSN 1610-5494<br />
Herausgeber<br />
Die Rektorin der FernUniversität in Hagen,<br />
Prof. Dr. Ada Pellert,<br />
und die Gesellschaft<br />
der Freunde der FernUniversität e. V.<br />
Redaktion<br />
Dez. 7 – Hochschulstrategie und<br />
Kommunikation<br />
Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />
Gerd Dapprich (Da)<br />
Oliver Baentsch (bae)<br />
Anja Wetter (aw)<br />
Carolin Annemüller (can)<br />
Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />
Tel. 02331 987-2422, -2413<br />
Fax 02331 987-2763<br />
E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />
http://www.fernuni-hagen.de<br />
Fotos<br />
Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />
Anja Wetter, Archiv der FernUniversität, Thinkstock,<br />
VLADGRIN, Sascha Klahn/DHB, Stefan<br />
Schmidt, Dr. Patric Albrecht, Thomas Mohn<br />
Layout und Gestaltung<br />
Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />
ist der 6. Mai <strong>2016</strong>.<br />
Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />
EDELNet<br />
Graduate School gestartet<br />
„Erste Juristische Prüfung“<br />
Neue Wege in der Juristenausbildung<br />
Mit dem ersten Doctorate Seminar ist die Graduate School von EDELNet (European<br />
Distance Education in Law Network) erfolgreich gestartet. Die Graduate<br />
School ist Teil der strategischen Partnerschaft der rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultäten der FernUniversität in Hagen, der niederländischen Open<br />
Universiteit und der spanischen UNED.<br />
In der EDELNet Graduate School werden Doktorandinnen und Doktoranden<br />
der beteiligten Fakultäten in eine internationale Forschergemeinschaft eingeführt,<br />
erhalten die Möglichkeit, ihre Methodenkenntnisse aufzubauen und zu<br />
schärfen und können auf vielfältige Beratungsmöglichkeiten zurückgreifen.<br />
Die EDELNet Graduate School bringt im Rahmen dieser Partnerschaft die Internationalisierung<br />
der Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden<br />
voran und schafft ein exzellentes organisatorisches Umfeld, um die rechtswissenschaftliche<br />
Forschung und Nachwuchsförderung voranzubringen.<br />
Zielgruppe der EDELNet Graduate School sind Doktorandinnen und Doktoranden<br />
der beteiligten Fakultäten, die in ihren Dissertationen entweder ein<br />
Thema mit einem internationalen Bezug bearbeiten oder bereits während ihrer<br />
Promotionsphase ein internationales Netzwerk aufbauen wollen. Die erste<br />
Veranstaltung wurde über das PROMOS-Programm gefördert.<br />
An der Auftaktveranstaltung nahmen unter anderem Fabian Lütz, Andreas<br />
Pinheiro und Habib Qureischie teil, die derzeit an der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät der FernUniversität promovieren. Prof. Dr. Andreas Haratsch<br />
und Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe waren als Betreuer der<br />
Promotionen und als Lehrende in Madrid vertreten. Insgesamt zehn Promotionsstudierende<br />
der drei Partner nutzten das erste Doctorate Seminar, um<br />
ihre Projekte vorzustellen und gemeinsam über Ergebnisse und Methoden<br />
zu diskutieren. Ergänzt wurde das Programm durch Impulsvorträge zu Methoden<br />
internationaler rechtswissenschaftlicher Forschung.<br />
Kommende Aktivitäten im Bereich der internationalen Doktorandenförderung<br />
der EDELNet-Partner werden über das ERASMUS+ Programm der EU<br />
gefördert.<br />
Martin von Hadel<br />
Richter, Staats- oder Rechtsanwalt<br />
zu sein ist für viele ein erstrebenswertes<br />
Ziel. Auch Berufstätige<br />
mit juristischer Ausbildung oder<br />
Kenntnissen möchten häufig die<br />
Voraussetzung hierfür, „die Befähigung<br />
zum Richteramt“, erlangen.<br />
Der Weg hierzu führt über<br />
die Erste Juristische Prüfung (das<br />
„Erste Staatsexamen“). Studierenden<br />
und Absolventinnen und Absolventen<br />
öffnet die FernUniversität<br />
in Hagen jetzt den Fernstudienweg<br />
hierzu.<br />
Die neue Abschlussoption steht neben<br />
ihrem Studiengang Bachelor<br />
of Laws, in dem die Rechtwissenschaftliche<br />
Fakultät mit großem Erfolg<br />
Juristen mit wirtschaftsrechtlicher<br />
Ausrichtung ausbildet. Die Bestandteile,<br />
die diesem etablierten<br />
Angebot im Vergleich zum klassischen<br />
Jurastudium fehlen, vermittelt<br />
nun der neue Fernstudiengang<br />
„Erste Juristische Prüfung“ (EJP),<br />
der mit dem Bachelor of Laws verzahnt<br />
ist. Angesprochen werden<br />
auch Interessierte mit vergleichbarer<br />
Ausbildung an anderen Universitäten.<br />
Der Studiengang startet<br />
mit dem Wintersemester <strong>2016</strong>/17<br />
am 1. Oktober. Die Einschreibung<br />
ist vom 1. Juni bis 31. Juli möglich.<br />
Juristische Bachelor- und Masterabschlüsse<br />
verfolgen üblicherweise<br />
ein anderes Abschlussziel und eröffnen<br />
regelmäßig nicht den Weg<br />
zur Ersten Juristischen Prüfung. Daher<br />
hat die FernUni ein innovatives<br />
Modell entwickelt, um für ihren Studierenden<br />
und Absolventinnen und<br />
Absolventen des Bachelor of Laws<br />
ein Weiterstudium bis zum Ablegen<br />
der universitären Schwerpunktbereichsprüfung<br />
zu ermöglichen.<br />
Interessierte können sich während<br />
des oder nach dem Bachelorstudium<br />
entscheiden, ob sie auch die<br />
Erste Juristische Prüfung in Angriff<br />
nehmen wollen. Nach der Bachelor-<br />
Prüfung müssen zunächst drei Ergänzungsmodule<br />
studiert werden,<br />
um die Inhalte abzudecken, die<br />
im Vergleich zum klassischen Jurastudium<br />
fehlen. Mit diesen Ergänzungsmodulen<br />
werden einige Bachelormodule<br />
kombiniert und ergeben<br />
so die Zwischenprüfung. Im<br />
Anschluss müssen die Studierenden<br />
noch Vertiefungsmodule studieren<br />
und ihren gewählten Schwerpunktbereich<br />
abschließen.<br />
Durch die Verzahnung kommen die<br />
wirtschaftswissenschaftlichen Anteile,<br />
die charakteristisch sind für<br />
das innovative Hagener Bachelorstudium,<br />
auch den EJP-Studierenden<br />
zugute: Denn auch in Hagen<br />
ausgebildete Volljuristen sollten die<br />
ökonomischen Auswirkungen ihres<br />
Handelns abschätzen können.<br />
Für eine fundierte Examensvorbereitung<br />
wird die Fakultät entsprechende<br />
Vorbereitungsmodule und<br />
einen Klausurenkurs anbieten. Da<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-EJP<br />
Leute<br />
Prof. Cathleen Grunert<br />
Kindheits- und Jugendforschung für die Bundesregierung<br />
Marburg oder Hagen? Prof. Dr.<br />
Cathleen Grunert hatte die Wahl.<br />
„Ich habe mich bewusst für die<br />
Professur an der FernUniversität<br />
entschieden“, sagt die neue Leiterin<br />
des Lehrgebiets<br />
Allgemeine<br />
Bildungswissenschaft.<br />
„Die zeitliche<br />
und räumliche<br />
Flexibilität<br />
und die Möglichkeit,<br />
auch während des Semesters<br />
zu forschen, haben den Ausschlag<br />
gegeben.“<br />
„Es geht um die Situation von Kindern und Jugendlichen<br />
in Deutschland – im Spannungsfeld von Freiräumen,<br />
Familie, Ganztagsschule und virtuellen Welten.“<br />
Erziehungswissenschaft im<br />
Bologna-Prozess<br />
Die Freiräume an der FernUniversität<br />
in Hagen nutzt sie für ihr von<br />
der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
gefördertes Projekt „Erziehungswissenschaft<br />
im Bologna-Prozess“,<br />
das sie mitgebracht hat. Flexibel<br />
muss Cathleen Grunert auch<br />
im Auftrag der Bundesregierung<br />
sein. Als Sachverständige ist sie intensiv<br />
in die Erstellung des 15. Kinder-<br />
und Jugendberichts eingebunden.<br />
Zudem schafft sie sich als Mutter<br />
eines neunjährigen Sohnes Freiräume<br />
für ihre in Halle an der Saale<br />
lebende Familie.<br />
Dort liegen auch die Wurzeln ihrer<br />
wissenschaftlichen Karriere. An der<br />
Universität Halle-Wittenberg hat<br />
Cathleen Grunert studiert, promoviert<br />
und sich habilitiert. Dort hat<br />
Prof. Cathleen<br />
Grunert (2.v.re.)<br />
baut derzeit ihr<br />
Team auf (v.li.):<br />
Anneke Bruning,<br />
Karen Vois und<br />
Katja Ludwig.<br />
sie sich einen Namen als Expertin<br />
in der Kindheits- und Jugendforschung<br />
erarbeitet. Ihre Sicht bringt<br />
sie nun in den 15. Kinder- und Jugendbericht<br />
ein, der im <strong>Frühjahr</strong><br />
<strong>2016</strong> der Bundesregierung<br />
vorgelegt<br />
wird. „Dieser<br />
befasst sich mit der<br />
Situation von Kindern<br />
und Jugendlichen<br />
in Deutschland<br />
– im Spannungsfeld von Freiräumen,<br />
Familie, Ganztagsschule<br />
und virtuellen Welten“, erklärt sie.<br />
Prof. Cathleen Grunert<br />
Prof. Cathleen Grunert<br />
Viele Ideen für die Lehre<br />
Auch an der FernUniversität soll die<br />
Kindheits- und Jugendforschung in<br />
der Bildungswissenschaft künftig<br />
stärker Berücksichtigung finden.<br />
Cathleen Grunert will dazu einen<br />
Wahlbereich im Bachelor-Studiengang<br />
aufbauen. Zudem betreut sie<br />
zukünftig das Modul „Einführung<br />
in die Allgemeine Bildungswissenschaft“<br />
und bietet im Master ebenfalls<br />
ein Wahlmodul an, möglicherweise<br />
zum Thema „Bildungsbiographien<br />
in medialen Kontexten“. „Die<br />
Lehre hat natürlich Priorität. Wir haben<br />
schon viele Ideen, die wir umsetzen<br />
möchten“, kündigt sie an.<br />
Heterogenes Feld<br />
Wie sich die Disziplin insgesamt<br />
entwickelt, lotet Grunert in ihrem<br />
Projekt „Erziehungswissenschaft im<br />
Bologna-Prozess“ aus. Erfasst werden<br />
bundesweit alle 62 Standorte,<br />
an denen Erziehungswissenschaft<br />
als Hauptfach angeboten wird.<br />
„Das Feld ist breit und wird zunehmend<br />
heterogener. Das spiegelt sich<br />
bereits in der unterschiedlichen Bezeichnung<br />
der Studiengänge wider<br />
– von der Erziehungswissenschaft<br />
über Bildungswissenschaft<br />
bis zur Pädagogik. Hinzu kommt<br />
ein wachsendes Feld an stark spezialisierten<br />
Studiengängen“, fasst<br />
Grunert zusammen, die das Projekt<br />
gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin<br />
Katja Ludwig stemmt. Demnach<br />
gibt es verschiedene Typen von<br />
Studiengängen, die sich nach ihrer<br />
Kombination von Grundlagen-, Forschungs-<br />
und Spezialisierungsanteilen<br />
unterscheiden. „Nehmen wir<br />
das Beispiel Hagen: Der Bachelor ist<br />
forschungsbezogen und weist hohe<br />
Grundlagenanteile auf. Der Master<br />
ist dagegen stark spezialisiert“, richtet<br />
Grunert den Blick auf die Fern-<br />
Universität.<br />
Wie sich Schwerpunkte entwickeln<br />
und welche <strong>Perspektive</strong>n sich für die<br />
Disziplin abzeichnen, sind zentrale<br />
Fragen des Projekts. Daran anknüpfen<br />
könnte später eine bundesweite<br />
Absolventenstudie zu beruflichen<br />
<strong>Perspektive</strong>n der Studierenden mit<br />
dem Hauptfach Erziehungswissenschaft.<br />
Ein Thema, das Cathleen<br />
Grunert am Herzen liegt, für das<br />
sie aber erst wieder neue Freiräume<br />
schaffen muss.<br />
can
Leute<br />
Seite 12<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Prof. Robert Gaschler<br />
Eine steile Lernkurve – was das ist und ob man das gern hätte<br />
Die ersten Online-Vorlesungen sind<br />
aufgezeichnet, viele Bachelor-Arbeiten<br />
korrigiert. Prof. Dr. Robert<br />
Gaschler kommt gerade von einer<br />
Präsenzveranstaltung zur Psychologie<br />
der Wissenschaft auf dem Campus.<br />
Der Leiter des Lehrgebiets Allgemeine<br />
Psychologie – Lernen, Motivation,<br />
Emotion ist an der Fern-<br />
Universität in Hagen angekommen.<br />
Prof. Robert Gaschler<br />
„Ich freue mich sehr, dass ich hier<br />
arbeiten darf. Wir haben tolle Bedingungen<br />
und sehr gute Studierende<br />
und damit sehr viele, aber<br />
meist auch sehr gute Bachelor-Arbeiten“,<br />
sagte er bei seiner Antrittsvorlesung.<br />
„Ich bin bereit für die steile Lernkurve.“<br />
Robert Gaschler trägt keins<br />
der angesagten T-Shirts mit diesem<br />
Aufdruck, die man im Netz bestellen<br />
kann. Den etwas skurrilen Titel<br />
„Eine steile Lernkurve – was<br />
das ist und ob man das gern hätte“<br />
hat er sich für seine Antrittsvorlesung<br />
aber nicht verkniffen und<br />
damit die Hochschulöffentlichkeit<br />
neugierig gemacht auf den Teilbereich<br />
„Lernen“ seines Lehrgebiets.<br />
Quantitative Vorhersage<br />
Was man aus seinem unterhaltsamen<br />
Vortrag zum Verlauf von<br />
Lernkurven mitnimmt: Lernen lässt<br />
sich quantitativ vorhersagen. Selbst<br />
kleine Unterschiede, wie Lernkurven<br />
gebogen sind, können spannend<br />
sein. Denn dahinter stehen<br />
unterschiedliche Theorien, was und<br />
wie gelernt wird. Zum Beispiel ist<br />
es strittig, ob bei jeder Bearbeitung<br />
einer Kopfrechenaufgabe die<br />
Aufgabe und das Ergebnis in einer<br />
neuen Spur im Gedächtnis abspeichert<br />
werden (so dass sich mit<br />
Übung derselben Aufgabe immer<br />
mehr Spuren im Gedächtnis ansammeln)<br />
oder ob es<br />
für jede Aufgabe einen<br />
Gedächtniseintrag<br />
gibt, der durch<br />
Wiederholung stärker<br />
wird.<br />
Interessant ist auch das Lerntempo.<br />
Wenn zu schnell gelernt wird,<br />
kann das Entdecken von besonders<br />
cleveren Lösungswegen verpasst<br />
werden. Um diese zu entdecken,<br />
muss man weiter probieren<br />
und darf nicht bei der erstbesten<br />
Lösung hängen bleiben. Eine steile<br />
Lernkurve, also dass bei der ersten<br />
Beschäftigung mit dem Material viel<br />
mehr dazu gelernt wird als in der<br />
zweiten oder dritten Bearbeitungsrunde,<br />
kann demotivierend sein.<br />
Warum sollen sich Lernende weiter<br />
anstrengen, wenn doch pro Runde<br />
immer weniger dazu kommt?<br />
Gleich viel dazu lernen<br />
Aktuelle Forschung macht deutlich,<br />
dass in gewisser Weise in jeder<br />
Runde doch gleich viel dazu<br />
gelernt werden kann: nämlich der<br />
gleiche Prozentsatz von dem, was<br />
in der Vorrunde noch nicht gelernt<br />
worden ist. Beispielsweise könnten<br />
beim ersten Durcharbeiten einer<br />
„Wir haben tolle Bedingungen und sehr gute Studierende.“<br />
Prof. Robert Gaschler<br />
Liste mit 100 Vokabeln 40 Prozent<br />
(= 40 Vokabeln) gelernt werden.<br />
Beim zweiten Durchgang könnten<br />
wiederum 40 Prozent dazu gelernt<br />
werden – von dem, was noch zum<br />
Lernen übrig bleibt, also 40 Prozent<br />
von den 60 noch übrig gebliebenen<br />
Vokabeln.<br />
Für Grundlagen- und Psychologiedidaktische<br />
Forschung ergeben sich<br />
bei der Beschäftigung mit Lernkurven<br />
zwei zentrale Herausforderungen.<br />
Die auf Mittelwerten beruhenden<br />
kontinuierlichen Kurven suggerieren<br />
oft ein falsches Bild von<br />
der (oft sprunghaften) Dynamik im<br />
Einzelfall. Während beispielsweise<br />
viele Kinder beim Kopfrechnen<br />
plötzlich eine Vereinfachungsstrategie<br />
lernen und anwenden, würde<br />
die Mittelwertkurve der Schulklasse<br />
nahelegen, dass kontinuierlich<br />
dazu gelernt wird. Die zweite<br />
Herausforderung: Man kann sich<br />
nicht sicher darauf verlassen, dass<br />
Lernen im Verhalten<br />
sichtbar und<br />
messbar wird. Oft<br />
entscheiden sich<br />
Menschen dagegen,<br />
anzuwenden<br />
was sie gelernt<br />
haben – vorausgesetzt, dass<br />
ihnen bewusst ist, was sie gelernt<br />
haben.<br />
DFG-Projekt zum<br />
Reihenfolgen-Lernen<br />
Die Details von unbewussten Lernprozessen<br />
erforscht Gaschler derzeit<br />
in seinem DFG-Projekt zum Reihenfolgen-Lernen.<br />
Dieses beschäftigt<br />
sich damit, wie Lernende durch<br />
gelernte Reihenfolgen besser im<br />
Multitasking werden und welche<br />
Sorten von Reihenfolgen beim Multitasking<br />
gelernt werden. Das Projekt<br />
leitet erzusammen mit Prof. Hilde<br />
Haider von der Uni Köln. Es gibt<br />
jeweils eine wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
in Köln und eine in Hagen,<br />
wo Dr. Fang Zhao Anfang Januar<br />
startete.<br />
can<br />
Prof. Michael Niehaus<br />
Traumhafte Vorstellung von Fernunterricht<br />
Am Ende erweist sich alles als ein<br />
Traum, in dem der Gymnasiallehrer<br />
Professor Frister in die Rolle eines<br />
Fernlehrers am zweihundertelften<br />
telefonischen Realgymnasium geschlüpft<br />
war: „Eine Lehrerschaft,<br />
die sich der modernsten Technik<br />
bedient; keine Entschuldigungen,<br />
keine Täuschungsversuche, keine<br />
Kindereien, keine Missgriffe, keine<br />
Überbürdung – ideale Zustände!“<br />
Doch: „Die Erzählung ,Die<br />
Fernschule’ von Kurd Laßwitz führt<br />
die Fehleranfälligkeit und das Problem<br />
der technischen Implementierung<br />
von ,Präsenzunterricht‘ vor<br />
Augen“, analysierte Prof. Dr. Michael<br />
Niehaus, Leiter des Lehrgebiets<br />
Neuere deutsche Literatur und<br />
Medienästhetik, in seiner Antrittsvorlesung<br />
an der FernUniversität<br />
in Hagen.<br />
Kommunikation via Bildtelefon<br />
„Es ist eine beinahe prophetische<br />
Erzählung“, so Niehaus, der sich<br />
unter anderem mit Erzählstrukturen<br />
beschäftigt. Denn die Erzählung<br />
des Autors Kurd Laßwitz<br />
stammt aus dem Jahr 1902. „Man<br />
kann dem Text durchaus bescheinigen,<br />
etwas aus der Zukunft vorhergesehen<br />
zu haben.“ Das liegt nur<br />
zum Teil an den technischen Erfindungen,<br />
mit denen Laßwitz aufwartet.<br />
So lässt er etwa den Gymnasialrat<br />
Frister synchron via Bildtelefon<br />
mit seinen Schülern kommunizieren.<br />
Diese können die Inhalte<br />
des Unterrichts über einen speziellen<br />
Phonographen aufzeichnen<br />
und beliebig reproduzieren und anderes<br />
mehr. Prophetisch ist die Erzählung<br />
aber vor allem, weil sie<br />
zeigt, dass das nicht so wie geplant<br />
funktioniert.<br />
„Wir lernen, dass Dysfunktionalitäten<br />
zum Wesen der Schule gehören.<br />
Sie machen den Unterricht geradezu<br />
aus“, sagt Niehaus, dessen Schwerpunkte<br />
auf der Ästhetik der Medien<br />
und der literarischen Kommunikation<br />
im Kontext der Kultur-, Medienund<br />
Diskursgeschichte liegen. In der<br />
literarischen Erzählung, in der die<br />
mediale Technik das Lernen strukturiert,<br />
bieten eben die technischen<br />
Medien Ansatzpunkte für Entschuldigungen:<br />
Der Phonograph konnte<br />
nicht abgespielt werden oder das<br />
Bildtelefon schaltet sich automatisch<br />
aus, wenn die Überforderung eines<br />
Schüler droht. „Die Erzählung demontiert,<br />
dass Fernschule keine Störungen<br />
kenne.“<br />
Prof. Michael Niehaus sprach über das Wesen der Schule.<br />
Die Korrespondenzgeneration<br />
Als Laßwitz seine Erzählung verfasst<br />
hat, steckte der Fernunterricht gemäß<br />
der technologischen Möglichkeiten<br />
in der „Korrespondenzgeneration“.<br />
In der historischen Entwicklung<br />
des technikgestützten Lehrens<br />
und Lernens werden drei Generationen<br />
unterschieden: „Ab etwa<br />
1850 gab es die schriftliche Korrespondenz,<br />
was wir heute noch<br />
als Studienbriefe kennen“, ordnet<br />
Niehaus ein. Ergänzend kommen<br />
ab circa 1960 Ton- und Bildträger<br />
hinzu, die einen multimedialen<br />
und asynchronen Unterricht ermöglichen.<br />
Die Computer- und Internet-<br />
Generation schließt seit etwa 1990<br />
an. „Damit sind Mediencharakteristika<br />
verbunden, die bestimmte Interaktionen<br />
zulassen und didaktische<br />
Szenarien ermöglichen.“<br />
Zu Beginn der Antrittsvorlesung<br />
wertete Prof. Dr. Frank Hillebrandt,<br />
Dekan der Fakultät für Kultur- und<br />
Sozialwissenschaften, das wissenschaftliche<br />
Werk seines Fakultätskollegen<br />
Niehaus als „sehr beeindruckend“:<br />
Die zahlreichen Publikationen<br />
und seine Forschungsschwerpunkte<br />
deckten ein höchst<br />
vielfältiges Themenspektrum ab.<br />
„Damit bleibt auch die Lehre lebendig.<br />
Unsere Studierenden können<br />
nur davon profitieren“, so Frank<br />
Hillebrandt.<br />
Monografie über<br />
„Herr der Ringe“<br />
Wie zuletzt von der Monografie<br />
über „Herr der Ringe“. Der Literaturwissenschaftler<br />
Niehaus ist fasziniert<br />
vom dem Werk: „Es ist eines<br />
der folgenreichsten Werke des<br />
20. Jahrhunderts.“ J.R. Tolkien begründete<br />
damit die Gattung Fantasy.<br />
Es löste das Genre der Rollenspiele<br />
am PC aus, Figuren und Charaktere<br />
wurden in der Literatur kopiert.<br />
Michael Niehaus hat ein Präsenzseminar<br />
dazu angeboten: „Da muss<br />
man sich kaum über mangelnde Interaktionen<br />
oder Dysfunktionalitäten<br />
sorgen. Da sitzen nur selbst begeisterte<br />
Leserinnen und Leser, die<br />
bestens vorbereitet sind.“<br />
Die Vorlesung fand im Rahmen des<br />
Hagener Forschungsdialogs statt. aw
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />
Prof. Jürgen G. Nagel<br />
Europäische Verflechtungen im Blick<br />
Eine Chance<br />
für alle<br />
Die Geschichte Europas ist untrennbar<br />
mit der Geschichte anderer Kontinente<br />
und Völker verbunden. „Das<br />
heißt aber nicht, eine eurozentrische<br />
<strong>Perspektive</strong> im Sinne einer verklärenden<br />
Darstellung in der Tradition<br />
einer Kolonialgeschichte alten<br />
Typs einzunehmen“, macht Prof. Dr.<br />
Jürgen G. Nagel deutlich. Der Historiker<br />
leitet jetzt das Lehrgebiet<br />
Geschichte Europas in der Welt im<br />
Historischen Institut der FernUniversität<br />
in Hagen. Jürgen G. Nagel<br />
tritt damit die Nachfolge von Prof.<br />
Dr. Reinhard Wendt an, bei dem er<br />
im Jahr 2005 als Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter begann.<br />
Prof. Nagels Lehrgebiet weitet den<br />
Blick und beschäftigt sich mit den<br />
Interaktionen zwischen Europa und<br />
der außereuropäischen Welt: „Vor<br />
allem untersuchen wir die Rückkopplungen<br />
und Wechselwirkungen.<br />
Welche Rolle hat Europa in der<br />
frühen Globalisierungsgeschichte<br />
gespielt und wie hat es sich selber<br />
im Zuge dieser Entwicklungen verändert?“<br />
Schon als Student wollte er sich<br />
nicht auf die gängigen Themen wie<br />
die NS-Zeit festlegen lassen. Bereits<br />
für seine Magister-Arbeit hatte Nagel<br />
den Blick über Europas Grenzen<br />
hinweg gelenkt: „Da musste<br />
ich mich damals durchsetzen. Mit<br />
außereuropäischer Geschichte war<br />
ich ein bisschen exotisch.“<br />
Prof. Jürgen G. Nagel<br />
Als Sohn eines Ingenieurs entschied<br />
er sich – trotz technisch orientierter<br />
Sozialisation – dafür, Geschichte,<br />
Politikwissenschaft und Ethnologie<br />
zu studieren. Nagel ging nach Trier<br />
und blieb dort von 1987 bis 2005:<br />
als Student, als Wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter, als Dozent und schließlich<br />
als Assistent. Im Studium lernte<br />
er seine Frau kennen, er engagierte<br />
sich kommunalpolitisch. Als ein<br />
Wechsel fällig wurde, kam die Fern-<br />
Universität in Hagen in Nagels Blick.<br />
„Die FernUniversität passte mit ihrer<br />
Studierenden-Klientel von Anfang<br />
an sehr gut für mich“, erinnert sich<br />
Nagel, der 2013 seine Habilitation<br />
über Forschungsorganisation und<br />
-praxis im deutschen Kolonialreich<br />
abgeschlossen hat.<br />
Auf das Fernstudiensystem hat er<br />
sich rasch eingestellt. „Es kommt<br />
der Geschichtswissenschaft als Lesefach<br />
entgegen. Allerdings brauchen<br />
wir wiederum als diskursive<br />
Wissenschaft auch Präsenzelemente,<br />
die Online-Angebote ergänzen.“<br />
Neben regelmäßigen Präsenzseminaren<br />
und der Geschichtswoche<br />
zählen auch Exkursionen zum Kern<br />
des Lehrangebots im Historischen<br />
Institut.<br />
IS und Islam<br />
Inhaltlich legt Nagel seinen Forschungsfokus<br />
auf die Gesellschaftsgeschichte<br />
Namibias und untersucht<br />
etwa Ethnizität, Religion sowie<br />
die politischen und sozialen<br />
Strukturen. Darüber hinaus interessiert<br />
sich der Historiker für den Indischen<br />
Ozean und das maritime Südostasien<br />
als historische Räume. Aus<br />
seinem Arbeitsfeld „Islam und Empire“,<br />
das unter anderem die Entwicklung<br />
in kolonisierten Gesell-<br />
schaften und die Geschichte der Islamwissenschaft<br />
thematisiert, ergeben<br />
sich ganz aktuelle Bezüge.<br />
Im Rahmen der BürgerUniversität<br />
Coesfeld wird Jürgen G. Nagel am<br />
11. Mai <strong>2016</strong> einen Vortrag über die<br />
Hintergründe des Islamischen Staates<br />
(IS) halten.<br />
Eigenständige Studierende<br />
Zurzeit plant das Historische Institut<br />
den neuen Master-Studiengang<br />
„Geschichte Europas – Epochen,<br />
Umbrüche, Grenzen“. Für<br />
sein Lehrgebiet konzipiert Nagel<br />
Online-Kurse, die als Grundlage für<br />
thematische Module dienen. „Die<br />
Studierenden sollen dadurch aus<br />
einem Medien-Mix auswählen können<br />
und so mehr Freiheiten bekommen“,<br />
sagt Nagel. „Was unser Fach<br />
braucht, sind eigenständige Studierende.<br />
Individualistinnen und Individualisten<br />
eben.“<br />
aw<br />
Europa und Afrika – Austauschprozesse haben die Entwicklungen auf beiden<br />
Kontinenten beeinflusst.<br />
Foto: Thinkstock<br />
Die Fernlehre nach dem Hagener<br />
Modell ist auch international sehr<br />
gefragt: Im ENTELIS-Seminar in<br />
Dublin referierte Sabine Siemsen<br />
zum Thema „Distance education in<br />
the context of mobility, digitalization<br />
and technology: Potential and<br />
Barriers to bridge the digital divide”.<br />
ENTELIS steht für „European<br />
Network for Technology Enhanced<br />
Learning in an Inclusive Society“.<br />
Eingeladen von der ENTELIS-Projekt-Assistentin<br />
Andrea Solander-<br />
Groß – Absolventin der FernUniversität<br />
– sprach die Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Lehrgebiet Bildung<br />
und Differenz darüber, wie die Fern-<br />
Universität in Hagen mit der Heterogenität<br />
ihrer Studierenden umgeht.<br />
Sie beleuchtete den Nutzen<br />
des Online-Lernens, der Integration<br />
virtueller Klassenzimmer in Moodle-<br />
Lernumgebungen sowie von Massive<br />
Open online Courses (MOOCs).<br />
Bereits bei der Präsentation war<br />
das Interesse am Hagener Modell<br />
groß, denn insbesondere für „Menschen<br />
mit Behinderungen“ bietet<br />
die Fernlehre viele Möglichkeiten.<br />
ENTELIS, ein Projekt im Lifelong-<br />
Learning-Programm der Europäischen<br />
Kommission, soll Menschen<br />
mit Behinderungen beim Erwerb digitaler<br />
Kompetenzen fördern. Proe<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-11<br />
Dr. Melanie Roski<br />
Unternehmen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />
Die FernUniversität in Hagen hat erneut Stipendien für Habilitandinnen<br />
vergeben. Wir begleiten die Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Habilitation.<br />
Heute: Sozialwissenschaftlerin Dr. Melanie Roski, wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin im Lehrgebiet Soziologie III (Organisationssoziologie und<br />
Qualitative Methoden).<br />
Geschäftsführung oder Forschung?<br />
„Beides geht auf Dauer nicht. Eine<br />
bewusste Entscheidung für die Wissenschaft<br />
oder die Wirtschaft ist<br />
aus Zeitgründen zwingend erforderlich“,<br />
sagt Melanie Roski. Das<br />
ist ein Ergebnis ihrer Forschung zum<br />
akademischen Unternehmertum in<br />
wissens- und technologieintensiven<br />
Bereichen.<br />
Dr. Melanie Roski<br />
Was passiert, wenn Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftler ein Unternehmen<br />
gründen? Wie verändert<br />
eine Unternehmensgründung<br />
die Menschen und die Art ihrer Forschung?<br />
Warum gründen insbesondere<br />
Forscherinnen so wenige Unternehmen?<br />
Welche Rolle kommt<br />
dabei der Geschlechterpolitik zu?<br />
Mit diesen Fragen hat sich die Soziologin<br />
unter anderem in ihrer Promotion<br />
an der TU Dortmund sowie<br />
in verschiedenen<br />
Projekten an<br />
Hochschulen und<br />
Forschungsinstitutionen<br />
beschäftigt.<br />
Unternehmerisches Ökosystem<br />
„Ich hatte nie die Zeit dafür, die<br />
Idee vom unternehmerischen Ökosystem<br />
in ein theoretisch fundiertes<br />
übergreifendes Modell zu übertragen“,<br />
sagt Melanie Roski. Unter einem<br />
„unternehmerischen Ökosystem“<br />
werden in der Regel verschiedene<br />
ökonomische, sozio-kulturelle<br />
und politische Umfeldfaktoren zusammengefasst,<br />
die bei der Gründung<br />
eines Unternehmens relevant<br />
werden können. Ziel ihrer Habilitation<br />
ist es nun, ein neo-institutionalistisch<br />
fundiertes Modell unternehmerischer<br />
Ökosysteme zu entwickeln.<br />
Die Förderung der FernUni bietet<br />
Melanie Roski dafür beste Rahmenbedingungen.<br />
Denn das Lehrgebiet<br />
von Prof. Dr. Sylvia Marlene Wilz erhält<br />
zusätzlich eine halbe Stelle finanziert.<br />
Und die Habilitandin gewinnt<br />
Freiräume für ihre Forschung.<br />
„Eine bewusste Entscheidung für die Wissenschaft oder die<br />
Wirtschaft ist aus Zeitgründen zwingend erforderlich.“<br />
„Das Stipendium ist eine tolle Chance“,<br />
sagt sie. „Ich forsche nicht den<br />
ganzen Tag im stillen Kämmerlein,<br />
sondern bin gleichzeitig in die Lehre<br />
und Gremienarbeit eingebunden.“<br />
Viel Zeit für Kommunikation<br />
mit Studierenden<br />
Die Dortmunderin ist häufig auf<br />
dem Campus anzutreffen. Den Arbeitsaufwand<br />
an der FernUniversität<br />
schätzt sie ähnlich ein wie an einer<br />
Präsenzuniversität. „Man muss<br />
sich viel Zeit für die E-Mails der Studierenden<br />
nehmen“, lautet ihr Fazit<br />
nach zwei Jahren in Hagen. „Aber<br />
man kann sich die Zeit insgesamt<br />
besser einteilen.“<br />
Zahlreiche Daten zur Unternehmensgründung<br />
in der Chemie hat<br />
die Sozialwissenschaftlerin bereits in<br />
einem früheren Projekt an der Universität<br />
Wuppertal<br />
gewonnen. Derzeit<br />
führt sie die<br />
empirischen Ergebnisse<br />
und the-<br />
Melanie Roski<br />
oretischen Grundlagen<br />
bisheriger Projekte zusammen.<br />
In einem zweiten Schritt wird<br />
sie zusätzliches empirisches Material<br />
erheben. Geplant sind Interviews<br />
aus dem Kreis der Wirtschaft – mit<br />
Unternehmen und mit Expertinnen<br />
und Experten der IHK, der Kommunen<br />
und Verbände.<br />
Ihr Habilitationsprojekt soll sie ihrem<br />
Traum von einer Professur in<br />
der Soziologie ein Stück näher bringen.<br />
„Das wäre das Optimum, auf<br />
das ich hart hinarbeite“, sagt Melanie<br />
Roski. „Aber ein bisschen bleibt<br />
es ein Lotteriespiel.“ can
Seite 14<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Studierende und Alumni<br />
Deutschlandstipendium 2015/16<br />
Mehr als gute Noten<br />
Das Deutschlandstipendium belohnt<br />
eine Leistung, die aus mehr<br />
besteht als aus Studienerfolgen.<br />
„Natürlich konzentrieren wir uns<br />
auf unser Studium und tun viel dafür,<br />
die bestmöglichen Noten zu<br />
bekommen. Wir denken allerdings<br />
nicht nur an die eigene Karriere<br />
und die Zukunft, sondern finden<br />
immer noch die Zeit, uns für unsere<br />
Gesellschaft zu engagieren“,<br />
fassten Edwin Lock und Olaf Plotke<br />
zusammen. Beide FernUni-Studenten<br />
bekommen aktuell eine Förderung<br />
aus dem Bundesprogramm<br />
Deutschlandstipendium. Sie kamen<br />
zusammen mit über 20 anderen Stipendiatinnen<br />
und Stipendiaten aus<br />
dem laufenden Förderjahr zu einem<br />
zweitägigen Treffen nach Hagen.<br />
Bei diesem Besuch lernten die Studierenden<br />
den Campus kennen<br />
und trafen beim Empfang des Rektors<br />
der FernUniversität in Hagen<br />
auch Stifterinnen und Stifter des<br />
Stipendiums, das gemeinsam vom<br />
Bund sowie Unternehmen und Privatpersonen<br />
finanziert wird, kennen.<br />
„Sie ragen heraus, denn die<br />
Entscheidungskriterien für die Vergabe<br />
der Deutschlandstipendien<br />
sind hoch angesetzt: sehr gute Noten<br />
und Studienleistungen, Verantwortungsbereit-<br />
schaft; aber auch<br />
der Wille, Hürden<br />
im eigenen<br />
Lebenslauf erfolgreich<br />
zu nehmen“,<br />
lobte Frank Walter, Vorsitzender<br />
der Gesellschaft der Freunde<br />
der FernUniversität e.V. Die Freundesgesellschaft<br />
ist Hauptsponsorin<br />
des Deutschlandstipendiums.<br />
Die Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten<br />
besuchten auch die Universitätsbibliothek und<br />
das Unternehmen Wilo SE in Dortmund.<br />
„Die Studierenden geben jede Menge<br />
an die Universität zurück.“<br />
Betriebsführung<br />
Fünf Stipendien kommen in der<br />
laufenden Förderperiode von der<br />
Wilo-Foundation, Mehrheitsgesellschafterin<br />
des Unternehmens Wilo<br />
SE. Sie fließen zum überwiegenden<br />
Teil in den Masterstudiengang „infernum“<br />
(Interdisziplinäres Fernstudium<br />
Umweltwissenschaften),<br />
das die FernUniversität gemeinsam<br />
mit dem Fraunhofer-Institut UM-<br />
SICHT anbietet. „,Infernum‘ passt<br />
hervorragend zu unserem inhaltlichen<br />
Stiftungsschwerpunkt Umwelt-<br />
und Ingenieurswissenschaften.<br />
Zudem hat die Talentförderung<br />
einen besonderen Stellenwert“,<br />
begründete Evi Hoch vom<br />
Stiftungsvorstand die Unterstützung<br />
für das Deutschlandstipendium<br />
an der FernUniversität.<br />
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />
besichtigten den laufenden Betrieb<br />
des Pumpenherstellers in Dortmund<br />
im Rahmen des Treffens. Von<br />
der industriellen Fertigung der Steuerungselektronik<br />
und der Pumpen<br />
selbst waren die Studierenden beeindruckt.<br />
Grenzen überwinden<br />
Lob bekamen die Studierenden<br />
auch von ihren Mitstipendiaten<br />
Edwin Lock und Olaf Plotke, die in<br />
ihrer Rede beim Empfang über das<br />
„Grenzen überwinden“ sprachen:<br />
„Die Studierenden, die heute hier<br />
sitzen, engagieren<br />
sich auf vielfältige<br />
Art und Weise –<br />
in der Flüchtlingshilfe,<br />
in Vereinen,<br />
in der Politik oder<br />
auch außerhalb jeder Organisation<br />
mit ganz eigenen Projekten.<br />
Man geht über sich hinaus, man<br />
überschreitet im positiven Sinne<br />
eine Grenze.“<br />
Rektor Prof. Helmut Hoyer<br />
Studierende an der Hagener Hochschule<br />
überschreiten mit ihrem<br />
Fernstudium in vielfältiger Weise<br />
Grenzen – mitunter auch die zwischen<br />
Ländern. So wie Gerald Stephani,<br />
der im Weiterbildungsstudiengang<br />
„infernum“ studiert und<br />
für eine Nichtregierungsorganisation<br />
in Malawi Öfen für die einheimische<br />
Bevölkerung baut. Sie sollen<br />
die Feuerstellen in den Hütten ersetzen.<br />
Über sein Engagement berichtete<br />
der 28-Jährige seinen Mitstipendiatinnen<br />
und -stipendiaten.<br />
„Zu dem Treffen in Hagen habe ich<br />
mich in erster Linie angemeldet, um<br />
Kontakte zu knüpfen“, sagte er.<br />
Das Netzwerk unter den Deutschlandstipendiatinnen<br />
und -stipendiaten<br />
wächst kontinuierlich weiter.<br />
Dank an Studierende<br />
„Es war heute Abend viel von<br />
Dank an die FernUniversität die<br />
Rede“, sagte Rektor Prof. Dr.-Ing.<br />
Helmut Hoyer. „Dabei müssen wir<br />
als Hochschule den Dank aussprechen.<br />
Denn Sie als Studierende geben<br />
jede Menge an die Universität<br />
zurück.“ Der Rektor hob hervor,<br />
dass die Deutschlandstipendiatinnen<br />
und -stipendiaten voll im Berufs-<br />
und Familienleben stehen, engagiert<br />
und zielorientiert seien. „Sie<br />
haben sich bewusst für ein Studium<br />
an der FernUniversität entschieden,<br />
da Sie flexibel, zeit- und ortsunabhängig<br />
studieren wollen. Das macht<br />
uns stolz.“<br />
i<br />
Sponsorinnen und Sponsoren<br />
Die Förderinnen und Förderer<br />
für das Studienjahr 2015/16<br />
sind: die Gesellschaft der Freunde<br />
der FernUniversität e.V.; Sparkasse<br />
Hagen; Dörken AG, Herdecke;<br />
Risse + Wilke Kaltband<br />
GmbH & Co KG, Iserlohn; SIHK<br />
zu Hagen; Rotary Club Hagen-<br />
Lenne; Wilo-Foundation, Dortmund;<br />
Klaus Oberliesen, Hagen;<br />
Bernd Pederzani, Hagen; Hans-<br />
Rudolf Hermannsen, Hagen; Dr.<br />
Claudio Gruler, Schweiz, und<br />
Wulf Tiedemann, Wingst, als<br />
Absolventen der FernUniversität<br />
sowie zusammengefasste Einzelspenden.<br />
Kai Schäder<br />
Rüstzeug für wissenschaftlich fundiertes Buch<br />
Bewerben für<br />
Fotoshooting<br />
Das Studium an der FernUniversität<br />
in Hagen bietet vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten.<br />
In dieses<br />
Portfolio kann jetzt auch die Kompetenz<br />
zum Verfassen von Büchern<br />
mit wissenschaftlich aufgearbeiteten<br />
Themen aufgenommen werden:<br />
Kai Schäder, seit 2011 Teilzeitstudent<br />
im Bachelorstudiengang<br />
Kulturwissenschaft mit dem<br />
Fachschwerpunkt Geschichte, Literaturwissenschaft<br />
und Philosophie,<br />
hat durch sein Fernstudium Kompetenzen<br />
erhalten, um sein Buch über<br />
„675 Jahre Hörde – Pioniergeist im<br />
Dortmunder Süden“ zu verfassen.<br />
Anlass war das Jubiläum des Dortmunder<br />
Stadtteils, Rüstzeug vor allem<br />
das Studiengangsmodul „Erinnerungskultur“.<br />
„Das Studium an der FernUniversität<br />
vermittelte mir nicht nur geschichtliche<br />
Kenntnisse, sondern<br />
Kai Schäder<br />
auch die <strong>Perspektive</strong>, dass literarische<br />
Werke keine Aneinanderreihung<br />
von Daten sind, sondern die<br />
Vergangenheit mit Gegenwart und<br />
Zukunft verknüpfen können“, betont<br />
er. „Jedes Modul des BA Kulturwissenschaft<br />
ist wie ein kleiner<br />
Baustein: Man lernt, wie man mit<br />
einer Quelle umgeht, wie man die<br />
Inhalte bewertet oder wie man einen<br />
Text zusammensetzen kann.“<br />
Warum hat er das Buch geschrieben?<br />
„Das war einerseits persönliches<br />
Interesse, zum anderen ein<br />
Auftrag.“ Und zugegeben die Hoffnung,<br />
das Buch als Hausarbeit anerkannt<br />
zu bekommen. Das Interesse<br />
hatte der Hörder, weil sich der<br />
Stadtteil zurzeit stark verändert: „Es<br />
gibt Brüche, die auch wahrgenommen<br />
werden.“ Besonders augenfällig<br />
ist der Phoenixsee, unter dem das<br />
Gelände des gleichnamigen Oxygenstahlwerks<br />
verschwand – heute<br />
ein attraktiver Ausflugsbereich mit<br />
Restaurationen und Bürogebäuden.<br />
Und mit zahlreichen Villen, in die<br />
prominente Dortmunder einzogen:<br />
„Auf die Folgen wie die radikalen<br />
Veränderungen der soziologischen<br />
Struktur macht das Buch aufmerksam:<br />
Was hat Auswirkungen auf die<br />
Gegenwart und die Zukunft?“, erläutert<br />
Kai Schäder. „Heute ist nicht<br />
mehr vorstellbar, wie es früher in<br />
Hörde war.“<br />
Die Inhalte für sein Buch fand er<br />
in den Universitätsbibliotheken in<br />
Hagen und Dortmund. Mit einer<br />
modernen Gestaltung wollte er<br />
ein breites Publikum ansprechen.<br />
Gleichzeitig ist das Ende 2015 im<br />
Dortmunder Transfer-Verlag erschienene<br />
Buch seine erste eigene<br />
große Publikation mit wissenschaftlichem<br />
Anspruch.<br />
Da<br />
Am Samstag, 21. Mai <strong>2016</strong>, findet<br />
auf dem Campus der FernUniversität<br />
in Hagen wieder ein Foto-Shooting<br />
statt. FernUni-Studierende aller<br />
Altersgruppen werden in kleinen<br />
Gruppen von den Fotografen professionell<br />
in Szene gesetzt. Gesucht<br />
werden keine „Models“, sondern<br />
Studierende, die einfach so sind,<br />
wie sie sind. Bewerbungen sind bis<br />
zum 10. April möglich. Proe<br />
Alle weiteren Infos unter<br />
http://e.feu.de/fotoaktion<strong>2016</strong><br />
Foto: Patric Albrecht
FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />
Julius Kühn<br />
Studienbriefe beim Handball-Märchen<br />
Feier für Alumni<br />
140 Gäste in Leipzig<br />
Sascha Klahn / DHB<br />
Julius Kühn geht vor dem Bundesliga-Spiel<br />
in Kiel ans Telefon. Turbulente<br />
Wochen liegen hinter dem<br />
Handball-Europameister. Nach dem<br />
überraschenden Titelgewinn in Krakau<br />
hatte der kurzfristig in die Nationalmannschaft<br />
nachnominierte<br />
Rückraumspieler kaum Zeit zum<br />
Verschnaufen. Der 22-Jährige läuft<br />
bereits wieder in der Handball-Bundesliga<br />
für seinen Verein, den VfL<br />
Gummersbach, auf. Parallel studiert<br />
er an der FernUniversität in Hagen<br />
Wirtschaftswissenschaft und bereitet<br />
sich auf wichtige Klausuren vor.<br />
Glückwunsch, Herr Kühn. Was<br />
haben Sie nach dem Gewinn der<br />
Handball-Europameisterschaft am<br />
meisten genossen?<br />
Julius Kühn: Es ging alles Schlag<br />
auf Schlag. Ein Höhepunkt folgte<br />
auf den nächsten. Toll war der<br />
Empfang der Fans in der vollen<br />
Max-Schmeling-Halle in Berlin.<br />
Und ich habe die Gunst<br />
der Stunde genutzt, um<br />
zumindest kurz nach Hause<br />
zu meiner Familie an den<br />
Niederrhein zu fahren. Wir<br />
haben anstrengende<br />
Tage mit vielen<br />
PR-Terminen<br />
hinter uns<br />
u n d<br />
sind<br />
danach schnell wieder ins Training<br />
eingestiegen.<br />
Wie stehen denn bei diesem Trubel<br />
die Chancen, dass Sie bei Ihren<br />
Klausuren erfolgreich sind?<br />
Julias Kühn: (lacht) Das ist machbar.<br />
Ich habe mich für zwei Klausuren<br />
angemeldet und bearbeite<br />
gerade die Module „Einführung in<br />
die Wirtschaftswissenschaft“ sowie<br />
„Grundlagen der Wirtschaftsmathematik<br />
und Statistik“. Die Studienbriefe<br />
der FernUni hatte ich sogar<br />
bei der Europameisterschaft in Krakau<br />
dabei. Aber bei so einem Turnier<br />
ist es schwer, nebenbei noch etwas<br />
fürs Studium zu machen. Insgesamt<br />
läuft es nicht schlecht. Aber<br />
weil die EM dazwischen gekommen<br />
ist, muss ich einiges an Stoff<br />
nachholen.<br />
Welches ist die größte Herausforderung,<br />
um Handball und<br />
Studium unter einen Hut zu<br />
bekommen?<br />
Europameister<br />
und FernUni-<br />
Student<br />
Julius Kühn.<br />
Julius Kühn: Eigeninitiative zu ergreifen<br />
und sich hinzusetzen. Man<br />
muss sich dazu zwingen. Das Fernstudium<br />
in Teilzeit ist ideal. Trotz<br />
des Handballs habe ich noch viel<br />
freie Zeit. Wir trainieren morgens<br />
und abends. Die Mittagszeit und<br />
die Nachmittage kann ich für mein<br />
Studium nutzen. Es liegt allein an einem<br />
selbst, was man daraus macht.<br />
Mit dem EM-Sieg in Krakau hat<br />
die Nationalmannschaft die Qualifikation<br />
für die Olympischen Spiele<br />
in Brasilien im Sommer <strong>2016</strong> geschafft.<br />
Konzentrieren Sie sich jetzt<br />
voll auf Ihre Handball-Karriere?<br />
Julius Kühn: Jeder Sportler träumt<br />
davon, bei Olympia dabei zu sein.<br />
Mein Ziel ist es, in Rio erneut Teil<br />
der Nationalmannschaft zu sein.<br />
Doch das entscheidet Bundestrainer<br />
Dagur Sigurdsson. Ich kann<br />
mich nur mit guten Leistungen in<br />
der Bundesliga anbieten. Der Sport<br />
steht zwar im Vordergrund, aber ich<br />
möchte mein Studium an der Fern-<br />
Uni nicht vernachlässigen. Es war<br />
mir von Anfang an wichtig, neben<br />
dem Handball ein zweites Standbein<br />
aufzubauen.<br />
Wie sehen Ihre Pläne für die berufliche<br />
Zukunft aus?<br />
Julius Kühn: Ich werde mir ein<br />
Standbein in der Wirtschaft aufbauen.<br />
Mein Vater arbeitet als Vermögensberater.<br />
In einem Praktikum<br />
habe ich bei ihm reingeschnuppert.<br />
Das hat mir gut gefallen und<br />
könnte eine Option sein. can<br />
Absolventinnen und Absolventen aus allen Fakultäten feierten im Regionalzentrum<br />
Leipzig ihre Abschlüsse mit Prof. Kertin Tillmanns (vorne, 2.v.re.).<br />
400 Studierende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schlossen<br />
in den vergangenen Jahren ihr Studium an der FernUniversität in Hagen<br />
erfolgreich ab. 61 von ihnen folgten zusammen mit Familienangehörigen<br />
sowie Freundinnen und Freunden der Einladung zur Ehrung ins Regionalzentrum<br />
Leipzig, wo 140 Gäste stimmungsvoll feierten.<br />
Für die Hochschule würdigte Prof. Dr. Kerstin Tillmanns, Dekanin der<br />
Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die Leistungen der Absolventinnen<br />
und Absolventen.<br />
Stellvertretend für diese blickte Maik Bertram, der seinen Bachelor-Abschluss<br />
in Bildungswissenschaft gemacht hat, auf sein Studium zurück.<br />
Er arbeitete gleichzeitig als Fachlehrer in Thüringen. „Mein Studium war<br />
ein dauernder, selbstgesteuerter stetiger Lern- und Erkenntnisprozesses.<br />
Wir sind gelegentlich an unsere Grenzen gestoßen, haben uns durchgebissen<br />
und einen gigantischen Kraftakt bewältigt.“ Disziplin und Durchhaltevermögen<br />
waren notwendig. Ohne die Hilfe von Familie, Freunden<br />
und Kommilitonen, aber auch die Unterstützung der Studienberater, Betreuer,<br />
Lehrkräfte und Mitarbeiter in den Regional- und Studienzentren<br />
wäre dies so nicht in jedem Fall möglich gewesen.“<br />
aw<br />
Foto: Stefan Schmidt<br />
Maxi Just<br />
Kopfüber im Höllentempo durch den Eiskanal<br />
Maxi Just fährt nicht gerne Achterbahn.<br />
Trotzdem rast sie mit einer<br />
Geschwindigkeit von bis zu 130<br />
Stundenkilometern kopfüber auf einem<br />
Schlitten den Eiskanal herunter.<br />
Die meisten Menschen bekommen<br />
schon beim Zuschauen Angst.<br />
„Eigentlich bin ich gar nicht so verrückt.<br />
Wenn ich oben am Start stehe,<br />
bin ich am Limit. Aber sobald ich<br />
mir den Helm aufsetze und nochmal<br />
tief durchgeatmet habe, kann es losgehen“,<br />
erzählt die 21-jährige Skeletonfahrerin<br />
aus Altenberg.<br />
Zweimal täglich wird auf der Bobbahn<br />
im sächsischen Altenberg<br />
trainiert. In der Mittagspause oder<br />
abends nach der Materialvorbereitung,<br />
wenn die Kufen ihres Schlittens<br />
frisch geschliffen sind, lernt<br />
Maxi Just für ihr Studium an der<br />
FernUniversität in Hagen. „Ich brauche<br />
das als Ausgleich für den Kopf“,<br />
sagt sie. Die Bundeswahr-Soldatin<br />
der Sportfördergruppe Frankenberg<br />
ist im dritten Semester im Bachelor-Studiengang<br />
Politikwissenschaft,<br />
Verwaltungswissenschaft, Soziologie<br />
eingeschrieben. Ob Bahntraining<br />
oder Wettkampf, ihre Studienbriefe<br />
hat sie jetzt in der Prüfungszeit<br />
immer dabei, am liebsten in gedruckter<br />
Form. „Man muss auf jeden<br />
Fall ehrgeizig sein“, sagt sie über das<br />
parallele Studium zum Spitzensport.<br />
Maxi Just<br />
Vom Mehrkampf zum Skeleton<br />
Im Skeleton hat sich ihr Ehrgeiz bereits<br />
ausgezahlt. Innerhalb von fünf<br />
Jahren ist Maxi Just in der nationalen<br />
Spitze angekommen. Eigentlich<br />
war sie Leichtathletin und im<br />
Mehrkampf erfolgreich, bevor sie<br />
2010 eher zufällig im Eiskanal landete.<br />
Als sie damals bei einem Wettkampf<br />
angesprochen wurde, ob sie<br />
sich nicht einen Wechsel zum Skeleton<br />
vorstellen könnte, hatte sie keine<br />
konkreten Vorstellungen, was<br />
sie erwartet. „Zum Skeleton gehört<br />
ein Start-Sprint dazu“, erklärt die<br />
1,79 Meter einstige Mehrkämpferin.<br />
„Ein Wechsel aus der Leichtathletik<br />
ist daher nicht ungewöhnlich.“<br />
Sie probierte es aus und mochte die<br />
Mischung aus den explosiven, kraftvollen<br />
Schritten am Start und den ruhigen,<br />
leichten Bewegungen in der<br />
Bahn. „Viele blaue Flecke gehören<br />
nach wie vor dazu“, sagt sie. „Aber<br />
was spektakulär aussieht, ist relativ<br />
ungefährlich. Ernsthaft gestürzt bin<br />
ich noch nie.“<br />
Studieren im eigenen Tempo<br />
Diesen Winter ist Maxi Just Dritte<br />
im Europa-Cup geworden – mit drei<br />
Einzelsiegen und drei vierten Plätzen.<br />
„Es war ein Auf und Ab“, fällt<br />
für sie die Bilanz durchwachsen aus.<br />
Ihr nächstes Ziel ist nun der Sprung<br />
in den Weltcup. An die Olympischen<br />
Winterspiele 2018 in Pyeongchang<br />
Ein bisschen Überwindung gehört dazu, wenn Politikstudentin Maxi Just kopfüber<br />
durch den Eiskanal rast.<br />
mag sie noch nicht denken. „Das ist<br />
im Moment noch weit weg“, sagt<br />
sie. Kleine Schritte sollen zunächst<br />
in den Weltcup führen.<br />
Auch ihr Studium absolviert sie in<br />
ihrem eigenen Tempo und ist dabei<br />
meist auf sich allein gestellt. In der<br />
Trainingsgruppe ist sie die Einzige,<br />
die neben dem Leistungssport studiert.<br />
Anfangs hat sie sich einige Mal<br />
mit anderen Studierenden der Fern-<br />
Universität getroffen. „Aber die haben<br />
genauso wenig Zeit wie ich. Fast<br />
alle sind berufstätig.“ Die Sommerpause<br />
hat sie verstärkt für ihr Studium<br />
genutzt. „Jetzt in der Saison ist<br />
es schwierig“, gibt Just zu. „Wenn<br />
die anderen regenerieren, lerne ich.“<br />
Doch mit dem Bachelor hat sie ihr<br />
Ziel vor Augen. Nach der Sportkarriere<br />
möchte sie als Lehrerin Politik unterrichten.<br />
„Mein Studium möchte<br />
ich als Vorbereitung nutzen.“ can
Panorama<br />
Seite 16<br />
FernUni <strong>Perspektive</strong><br />
Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />
Die aktuelle Übersicht<br />
• aller Veranstaltungen der FernUniversität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />
http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />
• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />
(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />
• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog.<br />
Berlin<br />
08.04.<strong>2016</strong>, 10.00 bis 18.00 Uhr<br />
Studieren in Berlin und Brandenburg<br />
Das Regionalzentrum Berlin nimmt an der<br />
Messe teil. Russisches Haus für Wissenschaft<br />
und Kultur, Friedrichstr. 176 – 179, Berlin.<br />
Arnsberg<br />
07.06.<strong>2016</strong>, 18.00 bis 20.00 Uhr<br />
Europäische Identität – Identitäten in<br />
Europa<br />
Vortrag und Diskussion. Referent: Prof. Dr. Peter<br />
Brandt (FernUniversität). Arnsberg, Ehmsenstr.<br />
7, Peter Prinz Bildungshaus, FORUM.<br />
http://www.arnsberg.de/senaka/<br />
Bonn<br />
04.06.<strong>2016</strong>, 10.00 Uhr<br />
Woman & Work<br />
Das Regionalzentrum Bonn nimmt an der<br />
Messe teil. World Conference Center Bonn.<br />
Coesfeld<br />
BürgerUniversität Coesfeld<br />
Vortragsreihe der Ernsting‘s family-Junior-Stiftungsprofessur<br />
für Soziologie familialer Lebensformen,<br />
Netzwerke und Gemeinschaften<br />
(Jun.-Prof. Dr. Dorett Funcke) im Hagener<br />
Forschungsdialog. Veranstaltungsort ist<br />
das WBK – Wissen Bildung Kultur, Osterwicker<br />
Str. 29, 48653 Coesfeld.<br />
20.04.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Herausforderungen und Chancen der<br />
Flüchtlingsmigration“<br />
Referent: Prof. Dr. Ludger Pries (Ruhr-Universität<br />
Bochum).<br />
11.05.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />
„IS, Salafismus und Dschihadismus aus<br />
Sicht eines Historikers“<br />
Referent: Prof. Dr. Jürgen G. Nagel (Fern-<br />
Universität, Lehrgebiet Geschichte Europas<br />
in der Welt).<br />
01.06.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Eine ganz normale Nation?“<br />
Referent: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier<br />
(Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).<br />
08.06.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />
„Was heißt: In Würde sterben?“<br />
Referent: Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann<br />
(FernUniversität, Lehrgebiet Philosophie II,<br />
Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie).<br />
Hagen<br />
Hagener Forschungsdialog<br />
Die Veranstaltungen finden, sofern nichts anderes<br />
genannt ist, im Seminargebäude der<br />
FernUniversität, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen,<br />
statt.<br />
16. – 18.03.<strong>2016</strong><br />
„Causalism and Anticausalism in Historical<br />
explanations“<br />
Fachtagung. Veranstalter: Dr. Gunnar Schumann<br />
(Institut für Philosophie). AVZ-Gebäude,<br />
Universitätsstr. 21, 58097 Hagen (1. OG,<br />
Raum B121).<br />
11.04.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Wie aus Gold Asche wird“<br />
Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Stephan Stübinger<br />
(Lehrstuhl für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte<br />
und Rechtsphilosophie) in den<br />
Colloquia Iuridica der Rechtswissenschaftlichen<br />
Fakultät.<br />
14.04.<strong>2016</strong>, 17.00 Uhr<br />
„Die italienische Verfassungsreform und<br />
die regionale Ordnung“<br />
Vortrag in der Reihe Europäische Verfassungswissenschaften<br />
des Dimitris-Tsatsos-Instituts<br />
für Europäische Verfassungswissenschaften<br />
(DTIEV). Referentin: Priv.-Doz. Dr. Cristina<br />
Fraenkel-Haeberle (Deutsche Universität für<br />
Verwaltungswissenschaften Speyer). AVZ-Gebäude,<br />
Universitätsstr. 21, 58097 Hagen (1.<br />
OG, Raum B118).<br />
14.04.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />
„Der Fremde als Person. Verbindlichkeitsdiskurse<br />
in Neuzeit und Moderne“<br />
Vortrag im Forum Philosophicum des Instituts<br />
für Philosophie. Referentin: Heiner Klemme<br />
(Halle-Wittenberg). TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />
11, 58097 Hagen (EG, Raum Ellipse).<br />
18.04.<strong>2016</strong>, 17.00 Uhr<br />
Antrittsvorlesung<br />
Prof. Dr. Delio Mugnolo, Leiter des Lehrgebiets<br />
Analysis, spricht über „Spektrale Abschätzungen<br />
für Differenzen- und Differenzialoperatoren<br />
auf Graphen“.<br />
22.04.<strong>2016</strong>, 14.15 Uhr<br />
„Die Grafen von der Mark“<br />
Fachtagung der „Gespräche zur Regionalgeschichte<br />
an Rhein und Ruhr“. Veranstalter:<br />
Prof. Dr. Felicitas Schmieder (FernUniversität,<br />
Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas)<br />
und Stefan Pätzold (Bochum).<br />
Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />
Neuer Dekan<br />
Der Fakultätsrat hat den bisherigen Prodekan<br />
Prof. Dr. Frank Hillebrandt zum neuen Dekan<br />
gewählt. Prof. Hillebrandt leitet das Lehrgebiet<br />
Soziologie I / Allgemeine Soziologie und<br />
Soziologische Theorie. Die Wahl war notwendig<br />
geworden, weil der bisherige Amtsinhaber<br />
Prof. Dr. Armin Schäfer die FernUniversität<br />
verlassen hat.<br />
Who are we?<br />
Prof. Dr. Vikoria Kaina, Lehrgebiet Politikwissenschaft<br />
I: Staat und Regieren, ist Section<br />
Chair der 10. ECPR-Hauptkonferenz in Prag.<br />
Die von ihr beantragte Sektion „Who are we?<br />
– Collective identity in changing landscapes“<br />
wurde in das akademische Programm der 10.<br />
General Conference der europäischen Fachvereinigung<br />
der Politikwissenschaft (ECPR)<br />
aufgenommen (Co-Chair: Prof. Pawel Karolewski,<br />
Willy Brandt Center for German and<br />
European Studies, University of Wrocław).<br />
http://ecpr.eu/<br />
Institutsdirektor<br />
Prof. Dr. Michael Niehaus ist zum geschäftsführenden<br />
Direktor des Instituts für Neuere<br />
deutsche Literatur- und Medienwissenschaft<br />
gewählt worden.<br />
Unterstützung und Widerstand<br />
regionaler Integrationsprojekte<br />
Unter dem Titel „Regionalismus in einer entgrenzten<br />
Welt“ steht die gemeinsame Tagung<br />
der Deutschen Vereinigung für Politische<br />
Wissenschaft (DVPW), der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW)<br />
und der Schweizerischen Vereinigung für Politische<br />
Wissenschaft (SVPW) vom 29. September<br />
bis 1. Oktober <strong>2016</strong> an der Ruprecht-<br />
Karls-Universität Heidelberg.<br />
Das Programmkomitee für die Drei-Länder-<br />
Tagung der drei Fachvereinigungen für Politikwissenschaft<br />
hat den gemeinsamen Panelvorschlag<br />
„Bringing Citizens Back In:<br />
Unterstützung und Widerstand regionaler<br />
Integrationsprojekte“ von Daniela Braun (Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München), Swen<br />
Hutter (European University Institute) und<br />
Markus Tausendpfund (FernUniversität) angenommen.<br />
Im Panel werden aktuelle Studien<br />
zur Unterstützung und/oder Widerstand regionaler<br />
Integrationsprojekte durch Individuen<br />
oder kollektive Akteure vorgestellt.<br />
Besuch in Korea<br />
Die Fernuniversität Korea National Open University<br />
(KNOU) lädt jährlich einen Wissenschaftler<br />
für einen Monat im Rahmen eines<br />
Fellowship Programms ein. Ende 2015 ging<br />
die Einladung an Prof. Dr. Hans-Joachim Mittag.<br />
Dort verfasste er u.a. einen Beitrag für die<br />
KNOU-Zeitschrift Lifelong Learning Society<br />
und hielt mehrere Vorträge, etwa zum Einsatz<br />
mobiler Endgeräte in der Statistikausbildung.<br />
Promotionen<br />
Martina Böhm. Schriftliche Arbeit: „‚Mobilisierung<br />
einer Illusion? Erzählte Liebe und<br />
erzählte Identität(en)‘. Narrative Identitätskonstruktion<br />
als lebenslanger Aushandlungsprozess:<br />
Eine qualitative Untersuchung zum<br />
Identitätsmanagement von Jugendlichen und<br />
jungen Erwachsenen als narrativem, sozialem<br />
Konstrukt im Kontext von Liebe, Partnerschaft.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Rainer<br />
Schützeichel (Universität Bielefeld), Prof.<br />
26.04.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Wessen Kopf durchsetzen?“<br />
Vortrag in der Reihe Kolloquien des Instituts<br />
für Soziologie. Referent/-in: Benedikt Engelmeier<br />
M.A. AVZ-Gebäude, Universitätsstr. 21,<br />
58097 Hagen, Kleiner Senatssaal, Raum B118.<br />
11.05.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Gleichförmig innovativ“ – Eine neo-institutionalistisch<br />
fundierte Betrachtung unternehmerischer<br />
Ökosysteme<br />
Vortrag in den „wissenschaftsgesprächen“<br />
der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />
Referentin: Dr. Melanie Roski (Fern-<br />
Universität, Lehrgebiet Soziologie III: Organisationssoziologie<br />
und qualitative Methoden).<br />
17.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Philosophie<br />
Prof. Dr. Thomas Bedorf: „Gastfreundschaft<br />
und Gastrecht in philosophischer <strong>Perspektive</strong>.“<br />
TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11, 58097<br />
Hagen.<br />
23.05.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„go4IT! und InfoSphere – Mädchen für die<br />
Informatik begeistern“<br />
Vortrag in der Reihe Frauen und Männer<br />
im Gespräch der Gleichstellungsstelle der<br />
FernUniversität. Referent: Prof. Dr.-Ing. Ulrik<br />
Schroeder (RWTH Aachen University).<br />
24.05.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Tod als ultimative Krise – Sterben als finale<br />
Handlung“<br />
Vortrag in der Reihe Kolloquien des Instituts<br />
für Soziologie. Referent: Dr. habil. Thomas<br />
Loer (FernUniversität). AVZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />
21, 58097 Hagen, Kleiner Senatssaal,<br />
Raum B118.<br />
24.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Bildungswissenschaft<br />
Dr. des. Eike Marten: „‚Krisen‘ und ‚Chancen‘:<br />
Diversity-Diskurse im Kontext der Flüchtlingsdebatte.“<br />
Maik Wunder: „Der ‚Andere‘: Diskurse<br />
um Differenz in Figuration mit Gruppenbezogener<br />
Menschenfeindlichkeit.“ Dr.<br />
Susanne Winnerling: „Fluchtpunkte und Ankunftszeiten.<br />
Wie gesellschaftliche und kulturelle<br />
Bedingungsgefüge den Umgang mit<br />
Flüchtlingen prägen.“ Seminargebäude, Universitätsstr.<br />
33, 58097 Hagen.<br />
Dr. Frank Hillebrandt.<br />
Carina Fiebich-Dinkel. Schriftliche Arbeit:<br />
„Der Menschenrechtskommissar des Europarates<br />
und die Grundrechteagentur der EU –<br />
Eine Governance-Analyse der Jahre 2008 bis<br />
2012.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Georg<br />
Simonis, PD Dr. Stephan Bröchler.<br />
Geert Franzenburg. Schriftliche Arbeit:<br />
„Heimatlos und doch zuhause: Wie Deutschbalten<br />
und Letten 1939 und nach 1944 mit<br />
dem Verlust der Heimat umgingen.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />
Prof. Dr. Peter Brandt.<br />
Markus Liebl. Schriftliche Arbeit: „Nationalkonservatismus<br />
in der alten Bundesrepublik.<br />
Eine empirische Analyse.“ Erst-/<br />
Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />
Prof. Dr. Peter Brandt.<br />
Bianca Raski. Schriftliche Arbeit: „Selbstregulation<br />
und Selbstmanagement im Lernprozess<br />
nicht-traditionell Studierender. Längsschnittstudie<br />
zu neuen Medien und Collaborative<br />
Learning.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />
Dr. Wolfgang Mack, Prof. Dr. Bernd Marcus.<br />
Wolfgang Minnich. Schriftliche Arbeit: „Die<br />
Implementation eines Anreizprogrammes der<br />
Europäischen Union in der nationalen <strong>Perspektive</strong><br />
– dargestellt am Beispiel der Richtlinie<br />
2008/101/EG im Flugdienst der Bundespolizei.“<br />
Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Annette<br />
Elisabeth Töller, Prof. Dr. Lars Holtkamp.<br />
Patrick Tschirner. Schriftliche Arbeit: „Totalität<br />
und Dialektik – Johann Gottlieb Fichtes<br />
späte Wissenschaftslehre oder die lebendige<br />
Existenz des Absoluten als sich selbst bildendes<br />
Bild.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.<br />
Thomas Sören Hoffmann, Prof. Dr. Martin Zubiria<br />
(Universidad Nacional de Cuyo, Mendoza,<br />
Argentinien).<br />
31.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Rechtswissenschaft<br />
Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen; Jens<br />
Fischer; Claudia Geldner: „Dämmerung des<br />
Rechts, Stunde der Mediation. Überlegungen<br />
und Konsequenzen der sogenannten Flüchtlingskrise.“<br />
TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11,<br />
58097 Hagen.<br />
07.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft<br />
Dr. Elke Wiechmann: „Politische Partizipation<br />
von Migrantinnen und Migranten in<br />
Deutschland.“ Stella Capuano: „Flüchtlingspolitik<br />
als Arbeitsmarktpolitik: Krise oder<br />
Chance?“ TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11,<br />
58097 Hagen.<br />
08.06.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />
„Sicherstellung der Krankenversorgung<br />
in benachteiligten Räumen. Strategien<br />
der Versorgungssteuerung im internationalen<br />
Vergleich“<br />
Vortrag in den „wissenschaftsgesprächen“<br />
der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />
Referentin: Dr. Renate Reiter (FernUniversität,<br />
Lehrgebiet Politikwissenschaft III: Politikfeldanalyse<br />
& Umweltpolitik).<br />
09.06.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />
„Die Zukunft der Werte. Nietzsche als Motor<br />
und Bremser“<br />
Vortrag im Forum Philosophicum des Instituts<br />
für Philosophie. Referent: Werner Stegmaier<br />
(Greifswald). TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />
11, 58097 Hagen (EG, Raum Ellipse).<br />
14.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Literatur- und Medienwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft<br />
Dr. Maud Meyzaud: „Räume der Entrechtung.<br />
Künstlerische Strategien angesichts der<br />
„Flüchtlingskrise.“ Dr. Wadii Serhane: „Was<br />
bedeutet es, die Welt mit den Augen eines<br />
Reisenden zu betrachten? Wege zur Förderung<br />
einer offenen Führungskultur.“ TGZ-<br />
Gebäude, Universitätsstr. 11, 58097 Hagen.<br />
21.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />
Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />
Psychologie<br />
Dr. Mathias Kauff; Dr. Jolanda van der Noll:<br />
„Psychologische <strong>Perspektive</strong>n auf die aktuelle<br />
Flüchtlingsdebatte.“ Prof. Dr. Anette<br />
Rohmann; Dr. Agostino Mazziotta: „Wissenschafts-Praxis-Transfer<br />
im Kontext multikultureller<br />
Communities.“ TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />
11, 58097 Hagen.<br />
Hannover<br />
10.06.<strong>2016</strong>, 15.00 – 19.00 Uhr<br />
Tag der Offenen Tür<br />
Veranstaltung im Regionalzentrum für Studieninteressierte.<br />
Expo Plaza Forum, Expo Plaza<br />
11, 30539 Hannover.<br />
Regionalzentrum Karlsruhe<br />
Auch <strong>2016</strong> „Gespräche am Tor“<br />
Nach dem erfolgreichen Auftakt der öffentlichen<br />
Veranstaltungsreihe im vergangenen<br />
Jahr werden die „Gespräche am Tor“ im Regionalzentrum<br />
Karlsruhe <strong>2016</strong> fortgesetzt.<br />
„Die Einbettung der Reihe in das offizielle<br />
Festprogramm der 300-Jahr-Feier Karlsruhes<br />
hat maßgeblich dazu beigetragen, die Fern-<br />
Universität fester in der Stadtöffentlichkeit<br />
zu verankern“, resümiert Dr. Werner Daum,<br />
Leiter des Regionalzentrums.<br />
Nun soll das Renommee der FernUniversität<br />
in Hagen als qualifizierter Mitspielerin in<br />
der regionalen Bildungs- und Wissenschaftslandschaft<br />
weiter ausgebaut werden – auch<br />
durch die Präsentation eigener Forschungsleistungen.<br />
So beginnt der diesjährige Veranstaltungszyklus<br />
mit einem Hagener Dokumentarfilmprojekt,<br />
das beispielhaft für die mediale Vermittlung<br />
geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
über „Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert“<br />
steht. Neben der maßgeblichen,<br />
anhand filmischer Zeitzeuginnenaussagen<br />
dokumentierten Mitwirkung von Frauen an<br />
der italienischen Widerstandsbewegung und<br />
anderen Themen stehen auch wieder zwei<br />
stadtgeschichtliche Vorträge auf dem Programm:<br />
das nationale Echo einer Karlsruher<br />
Mordtat in der Öffentlichkeit des Kaiserreichs<br />
und der Übergang der Stadt von der<br />
Weimarer Demokratie zur NS-Diktatur in den<br />
1930er Jahren.<br />
Unterschiedliche<br />
Repräsentationstradition<br />
In der vorletzten Veranstaltung des Jahres<br />
2015 referierte Dr. Martin Furtwängler über<br />
Karlsruhe<br />
Die „Gespräche am Tor – Karlsruher Begegnungen<br />
zu Wissenschaft, Politik und Kultur“<br />
finden im Regionalzentrum, Kriegsstr. 100<br />
(Postbankgebäude), 76133 Karlsruhe (2. OG,<br />
Seminarraum Basel), statt.<br />
20.04.<strong>2016</strong><br />
„Non ci è stato regalato niente. Geschenkt<br />
wurde uns nichts“<br />
Frauen im italienischen Widerstand.<br />
15.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Stoßtrupp“ gegen den Liberalismus.<br />
Der Briefwechsel zwischen den NS-<br />
„Kronjuristen“ Carl Schmitt und Ernst<br />
Rudolf Huber 1926–1981<br />
Krefeld<br />
13.06.<strong>2016</strong>, 17.00 – 18.30 Uhr<br />
SchülerUni in Krefeld<br />
Regionalzentrum, Petersstr. 120, Behnisch-<br />
Haus, Eingang B, 47798 Krefeld.<br />
Landau<br />
29. und 30.04.<strong>2016</strong><br />
Hochschulinformationstage<br />
Das Regionalzentrum Karlsruhe nimmt teil.<br />
Weitere Informationen: http://www.fernunihagen.de/stz/karlsruhe/.<br />
Lüdenscheid<br />
Die „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts<br />
für Geschichte und Biographie im Hagener<br />
Forschungsdialog finden im Kulturhaus, Freiherr-vom-Stein-Str.<br />
9, 58511 Lüdenscheid,<br />
statt. Einführende Worte spricht apl. Prof. Arthur<br />
Schlegelmilch.<br />
16.03.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Mein Abschied vom Himmel“ – Ägypten<br />
und der Arabische Frühling<br />
Referent: Hamed Abdel-Samad.<br />
13.04.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Schwieriges Erbe. Die Kirchen und ihr<br />
Umgang mit den nationalsozialistischen<br />
Tätern“<br />
Referent: Prof. Dr. Olaf Blaschke (Neuere und<br />
Neueste Geschichte, Westfälische Wilhelms-<br />
Universität Münster).<br />
20.05.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Der Dokumentarfilm in der Gesellschaft“<br />
(Arbeitstitel)<br />
Referent: Dr. Kay Hoffmann.<br />
22.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />
„Die Waldheim-Affäre“ (Arbeitstitel)<br />
Referent: Prof. Dr. Gerhard Botz (Universität<br />
Wien).<br />
die Ausgestaltung einer republikanischen<br />
Festkultur zu Beginn und um die Mitte der<br />
Weimarer Republik in Karlsruhe: „Repräsentation<br />
zur Zeit der Republik: die Besuche der<br />
Reichspräsidenten Ebert und Hindenburg in<br />
der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe<br />
1919 und 1925“. Am Beispiel der offiziellen<br />
Antrittsbesuche der Reichspräsidenten Friedrich<br />
Ebert und Paul von Hindenburg in den<br />
Jahren 1919 und 1925 in Karlsruhe konnte<br />
der Referent für Neueste Geschichte bei der<br />
Kommission für geschichtliche Landeskunde<br />
in Baden-Württemberg einen völlig unterschiedlichen<br />
Umgang mit der monarchischen<br />
Repräsentationstradition nachweisen.<br />
Verlust einstiger Pressevielfalt<br />
Mit einem Rundgang durch einen „Karlsruher<br />
Zeitungskiosk“ in der Spätphase der Weimarer<br />
Republik beeindruckte Prof. Dr. Konrad<br />
Dussel beim letzten Termin das Publikum:<br />
„Von großer Vielfalt zur gelenkten Monotonie.<br />
Karlsruher Zeitungswesen 1918 bis<br />
1945.“ Der Medienhistoriker der Universität<br />
Mannheim machte mit einer medienhistorischen<br />
Analyse verständlich, wie man in der<br />
Nachkriegszeit infolge geänderter programmatischer<br />
Zielsetzungen, aber auch härterer<br />
wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht<br />
mehr zur einstigen Pressevielfalt und stadtbezogenen<br />
Publikationsdichte zurückkehrte:<br />
In Überwindung der früheren politischen Milieubindung<br />
galt es nun, die Presse am Informationsbedarf<br />
der Allgemeinheit auszurichten<br />
und durch eine breitere, regionale Rezeption<br />
wirtschaftlich abzusichern. Proe<br />
Weitere Informationen:<br />
www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-16