21.04.2016 Aufrufe

Perspektive Nr. 55 | Frühjahr 2016

Neue Ausgabe der FernUni-Hochschulzeitung.

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FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und Freunde der FernUniversität<br />

Offene Fragen<br />

Das Pariser Klima-Abkommen ist für<br />

Prof. Alfred Endres ein Riesenfortschritt.<br />

Perfekt ist es für den Umweltökonomen<br />

aber nicht. Seite 6<br />

Neue Studiengänge<br />

Im Wintersemester <strong>2016</strong>/17 startet ein<br />

Master Soziologie. Ein ebenfalls neues<br />

Angebot öffnet das Tor zum Ersten Juristischen<br />

Staatsexamen. Seiten 10 und 11<br />

Europameister<br />

Der Handballer Julius Kühn studiert in Hagen<br />

Wirtschaftswissenschaft. Seine berufliche<br />

Zukunft könnte in der Vermögensberatung<br />

liegen. Seite 15<br />

<strong>Frühjahr</strong> <strong>2016</strong><br />

Ausgabe<br />

<strong>55</strong><br />

Rektoratsübergabe an Prof. Ada Pellert<br />

Rektor, Bildungsexperte, Ingenieur: Die „Ära Hoyer“ ging zu Ende<br />

002 494 140 99910 - 3 - 01 - HZ 1<br />

*002494140*<br />

Es war ein Ereignis, wie es die Fern-<br />

Universität in Hagen so wohl erst<br />

einmal erlebt hat: Am 4. Oktober<br />

1975 wurde im Theater Hagen die<br />

Hochschule mit einem Festakt offiziell<br />

eröffnet, etwas über 40 Jahre<br />

später wurde hier der Mann verabschiedet,<br />

der sie fast 19 Jahre lang<br />

als ihr vierter Rektor geleitet hat:<br />

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer reichte<br />

bei der Rektoratsübergabe am<br />

NRW-Wissenschaftsministerin Svenja<br />

Schulze lobte Prof. Helmut Hoyer als<br />

zielorientierten und kooperativen Verhandlungspartner,<br />

Prof. Ada Pellert als<br />

eine ebenso kompetente Nachfolgerin.<br />

26. Februar <strong>2016</strong> seine Amtskette<br />

an seine Nachfolgerin Prof. Dr. Ada<br />

Pellert weiter. Heute (wie damals)<br />

hat die Hochschule keinen Raum<br />

auf dem Campus für 650 Gäste –<br />

was durchaus im Wesen einer Fernuniversität<br />

liegt. Was lag also näher,<br />

als an den für sie historischen<br />

Ort zu gehen?<br />

„Mit viel Engagement und Weitblick<br />

haben Sie, Prof. Hoyer, für die Fern-<br />

Universität einen festen Platz erarbeitet<br />

– in der Hochschullandschaft<br />

Nordrhein-Westfalens ebenso wie in<br />

der Hochschullandschaft der Bundesrepublik“,<br />

betonte die nordrhein-westfälische<br />

Ministerin für<br />

Innovation, Wissenschaft und Forschung,<br />

Svenja Schulze. „Die Fern-<br />

Uni ist zum Synonym geworden für<br />

ein höchst flexibles Studiensystem.<br />

Sie steht für mehr Chancengerechtigkeit<br />

beim Hochschulzugang und<br />

dafür, Bildungswege durchlässiger<br />

zu gestalten. Eine große Rolle spielt<br />

dabei auch die Weiterentwicklung<br />

der digitalen Lehre, um die Sie sich<br />

ebenfalls verdient gemacht haben.<br />

Für Ihren großen Einsatz und die<br />

gute Zusammenarbeit danke ich Ihnen<br />

im Namen der Landesregierung<br />

ganz herzlich.“<br />

Auch Dr. Manfred Scholle, der Vorsitzende<br />

des Hochschulrats der<br />

Foto: Thomas Mohn<br />

FernUniversität, betonte, dass sich<br />

Prof. Hoyers seit seiner ersten Wahl<br />

im April 1997 dafür eingesetzt, diese<br />

„besondere Universität mit ihrem<br />

in Deutschland einzigartigen akademischen<br />

Profil“ entscheidend weiterzuentwickeln<br />

und den Studierenden<br />

das studienbegleitende Lernen<br />

noch weiter zu erleichtern. Die<br />

Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten,<br />

Lehren und Lernen komfortabler<br />

zu gestalten. Die Forschung<br />

kann dem Fernstudium durch IT<br />

und neue Medien wichtige Impulse<br />

geben. Nicht zuletzt hat Helmut<br />

Hoyer den Kampf um eine faire<br />

und ausreichende Finanzierung<br />

der FernUniversität sowie um eine<br />

Verbreiterung ihrer Finanzierungsbasis<br />

forciert.<br />

Ein weiteres sichtbares Zeichen der<br />

Amtszeit von Helmut Hoyer ist die<br />

bauliche Entwicklung auf dem Campus<br />

mit der Zusammenführung aller<br />

Fakultäten und Zentralen Einrichtungen<br />

sowie der Hochschulverwaltung<br />

in modernen Gebäuden.<br />

Engagierte und<br />

richtungsweisende Leitung<br />

Unter seiner engagierten und richtungsweisenden<br />

Leitung fand die<br />

FernUniversität die richtigen Antworten<br />

auf sich rasant wandelnde<br />

Rahmenbedingen und steigende<br />

Ansprüche von Studierenden,<br />

aber auch aus Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft. „Prof. Hoyer hat<br />

in seinem Einsatz für diese Hochschule<br />

auf den verschiedensten Ebenen<br />

hervorragend alle Register politischer<br />

Verhandlungsführung gezogen“,<br />

betonte Dr. Scholle. „Häufig<br />

Rektor Prof. Helmut Hoyer überreichte seiner Nachfolgerin Prof. Ada Pellert die Kette, die er fast 19 Jahre trug. Mit dabei<br />

Hochschulratsvorsitzender Dr. Manfred Scholle.<br />

hat er dem Diplomaten den Vortritt<br />

vor dem Wissenschaftler gegeben,<br />

um zum Erfolg zu gelangen.“<br />

Gleichzeitig wurde in diesen 18 Jahren,<br />

elf Monaten und einem Tag der<br />

leidenschaftliche Ingenieur zum gefragten<br />

Experten in der gesamten<br />

Fernstudienszene, in der er weiter<br />

aktiv bleibt.<br />

Es gab aber noch eine zweite Entwicklung,<br />

die das Rektoramt grundlegend<br />

veränderte: Ging es zunächst<br />

vor allem darum, als Rektor die Hochschule<br />

nach außen zu vertreten und<br />

„Wächter der wissenschaftlichen Kultur<br />

zu sein“, so kamen immer mehr<br />

Aufgaben eines „Hochschulmanagers“<br />

hinzu. Innere Entwicklungspotentiale<br />

der Universität müssen heute<br />

mit äußeren Einflüssen, Bildungsbedarf<br />

und bildungspolitischen Vorgaben<br />

in Einklang gebracht werden.<br />

„Als Rektor stecken Sie also immer<br />

zwischen den Ansprüchen widerstreitender<br />

Interessen: ob Sie als<br />

Primus inter Pares nach dem klassischen<br />

Universitätskonzept kollegial<br />

den Ausgleich suchen zwischen<br />

den oft divergierenden Interessen –<br />

oder lieber der Notwendigkeit nachgeben,<br />

zu führen, zu leiten und die<br />

Richtung vorzugeben, wie es von<br />

einem Hochschulmanager erwartet<br />

wird“, so Manfred Scholle.<br />

i<br />

Fortsetzung auf Seite 2<br />

Einen Rückblick auf die fast 19<br />

Rektorjahre von Prof. Helmut<br />

Hoyer und einen Ausblick seiner<br />

Nachfolgerin Prof. Ada Pellert<br />

finden Sie auf den Seiten<br />

2 und 3.<br />

650 Gäste kamen ins Theater Hagen zur Rektoratsübergabe, die von Alfred Endres, FernUni-Professor und Mitglied in ihrem<br />

Hochschulrat, und zwei Freunden mit Rock- und Bluesmusik umrahmt wurde.<br />

Editorial<br />

Dort helfen, wo es notwendig ist,<br />

und zwar so, wie die eigenen Möglichkeiten<br />

am besten einzusetzen<br />

sind: Beschäftigte der FernUniversität<br />

haben zahlreiche Hilfsprojekte<br />

für die Menschen gestartet, die<br />

vor Krieg und Zerstörung in ihrer<br />

Heimat fliehen mussten und in<br />

Deutschland ein neues, sicheres Zuhause<br />

suchen. Herausragend unter<br />

diesen Angeboten sind etwa Projekte,<br />

die mit Hilfe des Knowhows<br />

der FernUniversität Unterstützung<br />

anbieten: Beschäftigte geben beispielsweise<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

der Volkshochschule Sprachkurse,<br />

um Geflüchteten den Einstieg hier<br />

zu erleichtern.<br />

In einer interdisziplinären Ringvorlesung<br />

werden Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler die unterschiedlichen<br />

Dimensionen der<br />

„Flüchtlingskrise“ näher beleuchten.<br />

Das vermittelte Wissen kann<br />

das Verständnis erleichtern.<br />

In der Hochschulzeitung <strong>Perspektive</strong><br />

werden wir Ihnen in den nächsten<br />

Ausgaben Forschungsergebnisse<br />

vorstellen, die sich in diesem<br />

Themenumfeld bewegen. In dieser<br />

Ausgabe lesen Sie auf Seite 7 bereits<br />

in dem Beitrag „Respekt verhindert<br />

Radikalisierung“, was zu einer gelingenden<br />

Integration beitragen kann.<br />

Ich wünsche Ihnen eine spannende<br />

Lektüre.<br />

Susanne Bossemeyer, Pressesprecherin<br />

Foto: Thomas Mohn


Campus<br />

Seite 2<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Kollegial und<br />

kommunikativ<br />

Helmut Hoyer habe es geschafft, das<br />

eine zu tun, ohne das andere zu lassen.<br />

Dr. Scholle: „Sie haben im Konsens<br />

die Hochschulentwicklung voran<br />

getrieben und die FernUniversität<br />

heute nicht nur zur größten<br />

Hochschule Deutschlands gemacht.<br />

Sie ist auch wegweisend für andere<br />

Hochschulen in der digitalen Lehre.“<br />

Dabei hatte Hoyer im Rektorat<br />

Mitstreiterinnen und Mitstreiter, die<br />

ebenso zum Erfolg der Universität<br />

beigetragen haben. In der letzten<br />

Amtsperiode waren das Kanzlerin<br />

Regina Zdebel, Prorektorin Prof. Dr.<br />

Ingrid Josephs und Prorektor Prof.<br />

Dr. Rainer Olbrich.<br />

Überzeugende Nachfolgerin<br />

Hoyers Nachfolgerin Prof. Ada Pellert<br />

hat die hochgesteckten Anforderungen<br />

der Findungskommission<br />

hervorragend erfüllt und die Kommission<br />

und die Hochschulwahlversammlung<br />

mit ihrer Fachkompetenz<br />

überzeugt, verriet Scholle. Das<br />

galt für ihr grundlegendes Verständnis<br />

des Fernstudiensystems, für ihre<br />

Vernetzung in Scientific Community<br />

und Politik, für ihr Engagement und<br />

für ihre Kommunikationsfähigkeit.<br />

Schon seit Wochen hat sie in vielen<br />

Gesprächen die FernUniversität für<br />

sich „erobert“.<br />

Ada Pellert übernimmt eine Universität,<br />

die sich auch für die Zukunft<br />

viel vorgenommen hat. Scholle:<br />

„Der Boden hierfür ist mit dem im<br />

letzten Jahr verabschiedeten Hochschulentwicklungsplan<br />

gut bereitet.“<br />

Nicht nur zahlreiche Kolleginnen<br />

und Kollegen, Beschäftigte, Weggefährten<br />

und Freunde kamen zu<br />

der Rektoratsübergabe. Auch Spitzenvertreterinnen<br />

und -vertreter<br />

von Universitäten und Hochschulen<br />

aus ganz Deutschland, Österreich,<br />

der Schweiz und den Niederlanden,<br />

von wissenschaftlichen Institutionen,<br />

Behörden und Gerichten,<br />

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

bewiesen durch ihre Anwesenheit<br />

ihre Verbundenheit mit Helmut Hoyer,<br />

Ada Pellert und mit der FernUniversität.<br />

Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-02<br />

Prof. Helmut Hoyer<br />

Fast 19 Jahre Rektor – die Bilanz<br />

Gestalter, Manager und Botschafter<br />

für die Idee und Verbreitung<br />

des Fernstudiums: Fast zwei Jahrzehnte<br />

prägte Rektor Prof. Dr.-Ing.<br />

Helmut Hoyer die Entwicklung der<br />

FernUniversität. Zum 2. März hat<br />

der 65-Jährige sein Amt an Prof. Dr.<br />

Ada Pellert übergeben.<br />

„Heute sagen die Menschen: Wenn<br />

es die FernUni nicht gäbe, müsste<br />

man sie erfinden. Ein größeres<br />

Lob kann es nicht geben“, sagt<br />

Helmut Hoyer. „Wir alle können<br />

stolz auf unsere einzigartige Universität<br />

sein und sollten mit diesem<br />

Bekenntnis selbstbewusster umgehen.“<br />

Denn die FernUniversität ist<br />

mit ihren 77.000 Studierenden (WS<br />

2015/<strong>2016</strong>) die größte Hochschule<br />

in Deutschland. Vor allem aber<br />

ist sie die erste Adresse für ein wissenschaftliches<br />

Studium neben dem<br />

Beruf und anderen Verpflichtungen.<br />

Diese Mission vorangetrieben<br />

hat Hoyer in den Rektoraten der<br />

FernUniversität seit seinem Amtsantritt<br />

1997 zunächst mit Gründungskanzler<br />

Ralf Bartz und seit 2001 mit<br />

Kanzlerin Regina Zdebel.<br />

Studiensystem weiterentwickelt<br />

„Es war eine Leistung des Rektorats,<br />

dass wir parallel zu den Schwierigkeiten,<br />

die von außen an die Fern-<br />

Universität herangetragen wurden,<br />

unser Studiensystem stets weiterentwickelt<br />

haben“, dankt Hoyer<br />

der Kanzlerin, dem Kanzler sowie<br />

den Prorektorinnen und Prorektoren.<br />

„Heute bieten wir ein weltweit<br />

anerkanntes Studium auf hohem<br />

Niveau an – für inzwischen fast<br />

doppelt so viele Studierende bei annähernd<br />

gleicher Anzahl von Professuren<br />

wie einst.“<br />

i<br />

Der Weg dorthin war steinig. Helmut<br />

Hoyer nennt als markantes Beispiel<br />

die vom Land durch den Qualitätspakt<br />

initiierte Einstellung von<br />

Studiengängen. Diese schmerzhafte<br />

Entscheidung wurde von der<br />

FernUniversität aufgefangen durch<br />

die neuen rechtswissenschaftlichen<br />

und psychologischen Bachelor- und<br />

Master-Studiengänge. Sie sind heute<br />

wichtige Pfeiler im Studienangebot.<br />

Hoyer bedauert: „Unser Preis<br />

war, dass wir mit der Elektrotechnik<br />

die Ingenieurwissenschaften<br />

einstellen mussten. – Das würde<br />

ich gerne revidiert sehen!“<br />

Öffnung der FernUniversität<br />

Aktuell wird der Ansturm von Studierenden<br />

auf bestimmte Studienangebote,<br />

beispielsweise in der Psychologie,<br />

zum Problem. Hoyer hat<br />

während seiner gesamten Amtszeit<br />

auf politischer Ebene in Düsseldorf<br />

und Berlin unermüdlich eine breitere<br />

Finanzierung der Hagener Hochschule<br />

eingefordert. Mit Hilfe des<br />

Parlamentarischen Beirats der Fern-<br />

Universität wurde 2014 eine Änderung<br />

des Grundgesetzes als Basis<br />

für eine Ko-Finanzierung durch<br />

den Bund und weitere Länder angestoßen.<br />

„Ich glaube,<br />

dass unsere Vorarbeit<br />

sehr wichtig<br />

ist, damit die Politik<br />

sich zur Unterstützung<br />

der FernUniversität<br />

bekennt“,<br />

definiert er die Fortsetzung<br />

dieses Engagements als<br />

zentrale Zukunftsaufgabe. „Nur so<br />

kann unsere Universität ihre Überlastung<br />

in den Griff bekommen und<br />

interdisziplinäre Themen etwa aus<br />

den Bereichen Energie und Industrie<br />

4.0 mit neuen Studienangeboten<br />

aufgreifen.“<br />

Diese könnten auch für Berufstätige<br />

ohne Abitur interessant sein. Erst<br />

Rektor Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer<br />

geb. am 20. Juni 1950 in Pottum im Westerwaldkreis in Rheinland-Pfalz<br />

• 1997 bis <strong>2016</strong>: Rektor der FernUniversität in Hagen<br />

• 2012 „Prize of Excellence“ des International Council for Open and Distance<br />

Education (ICDE) für Engagement zur Verankerung und<br />

Verbreitung des Fernstudiums<br />

• 1999 bis 2008: Vizepräsident / Acting President des ICDE<br />

• 2005 Bundesverdienstkreuz für herausragende Leistungen beim Aufbau<br />

der Virtuellen Universität und Einsatz für behinderte Menschen<br />

• seit 2002 Mitglied des Kuratoriums des Fraunhofer Instituts für<br />

Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT<br />

• 2001 bis 2002: Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz NRW<br />

• 1988 bis 1997: Professor für „Prozesssteuerung und Regelungstechnik“<br />

im Fachbereich Elektrotechnik an der FernUniversität;<br />

Forschungsschwerpunkte: Robotik, unterstützende Technologien für<br />

ältere Menschen und Menschen mit Behinderung<br />

• 1985 bis 1988: Leiter der Gruppe „Regelung und Mehrrobotersysteme“<br />

am Institut für Roboterforschung der Universität Dortmund<br />

• 1979 bis 1985: wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Automatisierungstechnik<br />

und Informationstechnik an der FernUniversität<br />

In seiner letzten Rede als Rektor ließ Helmut Hoyer seine Amtszeit Revue passierten.<br />

Er dankte vielen für ihre Unterstützung, ganz besonders seiner Familie.<br />

„Wir alle können stolz auf unsere einzigartige<br />

Universität sein und sollten mit diesem Bekenntnis<br />

selbstbewusster umgehen.“<br />

2010 öffnete die Landesregierung<br />

den Hochschulzugang für Beruflich<br />

Qualifizierte, also für Menschen mit<br />

Berufsausbildung und Berufserfahrung.<br />

Da hatte die FernUni bereits<br />

eine Reihe erfolgreicher Absolventinnen<br />

und Absolventen vorzuweisen,<br />

die sich ohne Abitur über eine<br />

Zugangsprüfung oder das Akademiestudium<br />

eingeschrieben hatten.<br />

„Hier leistet die FernUniversität Pionierarbeit<br />

und erschließt eine für<br />

unsere Gesellschaft wichtige Ressource“,<br />

zieht Hoyer Bilanz.<br />

Digitalisierung des<br />

Fernstudiums<br />

Vorreiterin ist die FernUniversität<br />

auch mit der Entwicklung ihres modernen,<br />

netzgestützten Studiensystems.<br />

„Die Digitalisierung hat das<br />

Fernstudium auf moderne Beine gestellt“,<br />

sagt Hoyer im Rückblick auf<br />

seine Amtszeit. „Unser vielfältiger<br />

Werkzeugkasten mit netzgestützten<br />

Lehrmaterialien, Foren, Chats<br />

und virtuellen Seminaren macht das<br />

Fernstudium besser studierbar. Wir<br />

bieten einen wesentlich größeren<br />

Grad an Individualisierung als das<br />

im Präsenzstudium möglich ist.“<br />

Hoyers letztes Rektorat hat zum<br />

Ende seiner Amtszeit einen Hochschulentwicklungsplan<br />

bis zum Jahr<br />

2020 erarbeitet (HEP 2020), der<br />

vom Wissenschaftsministerium genehmigt<br />

wurde<br />

Prof. Helmut Hoyer<br />

und in den Landeshochschulentwicklungsplan<br />

eingeht. Damit<br />

gibt er der Fern-<br />

Universität eine<br />

verbindliche Orientierung<br />

für ihre Entscheidungen,<br />

um auch in Zukunft ihre führende<br />

Rolle als Medienuniversität zu<br />

sichern.<br />

Das Thema Digitalisierung wird<br />

Helmut Hoyer auch im Ruhestand<br />

beschäftigten. Er behält ein Büro<br />

im Informatikzentrum der Fern-<br />

Universität und wird seine Arbeit<br />

im Hochschulforum Digitalisierung<br />

sowie in der Medienkommission<br />

der Hochschulrektorenkonferenz<br />

weiterführen. Ruhe findet der<br />

Hagener zu Hause im ländlichen<br />

Stadtteil Dahl. Denn nach fast 20<br />

erfüllten Berufsjahren als Rektor ist<br />

jetzt mehr Zeit für Familie und Freizeit<br />

eingeplant.<br />

can<br />

Helmut und Doris Hoyer verstanden sich bestens mit Bundespräsident Johannes Rau<br />

bei der 25-Jahre-Feier der FernUniversität.<br />

Foto: Thomas Mohn<br />

Foto: Thomas Mohn


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 3<br />

Prof. Ada Pellert<br />

Neue Rektorin sucht den Dialog<br />

Die neuen<br />

Prorektoren<br />

Die neue Rektorin startet gut vorbereitet<br />

an der FernUniversität in Hagen:<br />

Prof. Dr. Ada Pellert hat sich<br />

bietende Gelegenheiten genutzt,<br />

um im Vorfeld möglichst viele Menschen<br />

an der FernUniversität kennenzulernen<br />

und mit ihnen ins Gespräch<br />

zu kommen.<br />

„Ich sehe Kommunikation als eine<br />

meiner wesentlichen Aufgaben<br />

an“, sagt die Wirtschaftsprofessorin<br />

mit Erfahrung im Hochschulmanagement.<br />

„Mir ist es wichtig,<br />

die vorhandenen Dialogstrukturen<br />

aufzunehmen und sie auszubauen.“<br />

Um die FernUniversität weiterzuentwickeln,<br />

möchte sie in die<br />

Diskussion mit allen Mitgliedern<br />

der Hochschule einsteigen: mit den<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,<br />

den Angehörigen der<br />

Hochschulgremien, den Studierenden<br />

und mit den nicht-wissenschaftlich<br />

Beschäftigten.<br />

Ausgangspunkt aller Überlegungen<br />

ist das zentrale Anliegen der<br />

FernUniversität: ein Studium parallel<br />

zu beruflichen oder familiären Verpflichtungen<br />

zu ermöglichen. „Die<br />

FernUniversität ist die Spezialistin<br />

auf dem Gebiet Lebenslanges Lernen.<br />

Sie hat 40 Jahre Erfahrung damit“,<br />

sagt Pellert, die in ihrer eigenen<br />

Karriere selbst Expertise auf diesem<br />

Themenfeld sowie bei den Themen<br />

Fernstudium und E-Learning<br />

unter Beweis gestellt hat – in ihren<br />

verschiedenen beruflichen Positionen<br />

ebenso wie in wissenschaftlichen<br />

Projekten.<br />

Prof. Ada Pellert versprach in ihrer launigen und gewinnenden Ansprache,<br />

die Amtskette in Ehren zu halten.<br />

Um das „Erfolgsmodell FernUniversität<br />

in Hagen“ auch in Zukunft weiterzuführen,<br />

möchte die neue Rektorin<br />

passgenauer auf die Bedürfnisse<br />

der Studierenden eingehen.<br />

Mit den Berufstätigen als wesentliche<br />

Zielgruppe stehen auch deren<br />

besondere Anforderungen an die<br />

Rahmenbedingungen eines Studiums<br />

im Fokus. Die Studierenden<br />

müssen das Lernen in ihre Arbeitsund<br />

Lebenswelt integrieren können.<br />

Ein wesentliches Instrument ist für<br />

Pellert dabei die Digitalisierung der<br />

Lehrangebote. Für<br />

sie sind Online-Lösungen<br />

weiterhin<br />

der Weg, Studierende<br />

am besten<br />

zu erreichen, ihnen<br />

Flexibilität zu<br />

garantieren und auch Nähe zu Lehrenden<br />

zu erzeugen. Gleichzeitig<br />

vermittelt das netzgestützte Studium<br />

spielerisch Schlüsselkompetenzen,<br />

die vor allem im Berufsleben<br />

gefragt sind: Es stärkt das vernetzte<br />

Denken, fördert analytisches und<br />

problemlösungsorientiertes Vorgehen.<br />

An dieser Stelle betont Pellert die<br />

Chance, Theorie und Praxis enger<br />

zu verzahnen: „Theoretischer Lernstoff<br />

sollte an praktische Erfahrung<br />

anschließen. Unsere Studierenden<br />

können uns dahingehend wertvolle<br />

Rückmeldungen geben, um unser<br />

Fernstudiensystem zu verbessern.“<br />

„Unsere Studierenden können uns wertvolle Rückmeldungen<br />

geben, um unser Fernstudiensystem zu verbessern.“<br />

Für die Wissenschaftlerin Ada Pellert<br />

baut das Konzept Universität<br />

auf der Einheit von Forschung und<br />

Lehre auf. Neben dem großen Lehrbetrieb<br />

soll die Forschung einen adäquaten<br />

Platz an der FernUniversität<br />

einnehmen. Damit die einzelnen<br />

Forscherinnen und Forscher<br />

ihre persönlichen Forschungsaktivitäten<br />

entfalten können, sollen sie<br />

eine „inspirierende Umgebung“<br />

vorfinden. Dazu möchte die neue<br />

Rektorin beitragen. Sie sieht in der<br />

begrenzten Zahl der Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler den<br />

Vorteil der Nähe, die den Austausch<br />

von Ideen befördert.<br />

Erfahrungsvorsprung bei<br />

Lehrkonzepten untermauern<br />

Darüber hinaus möchte Ada Pellert<br />

den Erfahrungsvorsprung, den die<br />

FernUniversität in der Entwicklung<br />

moderner Lernkonzepte gegenüber<br />

i<br />

Prof. Dr. Ada Pellert<br />

geb. am 18. März 1962 in Bruck/Mur, Österreich<br />

Foto: Thomas Mohn<br />

anderen Universitäten hat, wissenschaftlich<br />

untermauern: etwa in interdisziplinären<br />

Forschungsprojekten<br />

oder in einem sichtbaren Forschungsschwerpunkt.<br />

„Wenn wir<br />

unser Knowhow wissenschaftlich<br />

belegen können, steht unsere Vorbildrolle<br />

nicht in Frage. Dann lassen<br />

sich auch andere davon überzeugen,<br />

dass sie von unseren Erfahrungen<br />

mit dem Lehrsystem profitieren<br />

können“, findet Pellert.<br />

Denkbar sei, für eine solche Forschungsaktivität<br />

und für weitere<br />

Vorhaben mit einem internen Zirkel<br />

von Wissenschaftlerinnen und<br />

Wissenschaftlern zu arbeiten und<br />

externe Kooperationen einzugehen<br />

– auf nationaler wie auf internationaler<br />

Ebene. Die bereits angelegten<br />

Netzwerke könnten auf diese<br />

Weise ausgeweitet werden, an anderen<br />

Stellen können Forschungsgemeinschaften<br />

entstehen. „Internationale<br />

Kontakte sind für die Forschung<br />

essenziell“, so Pellert. Davon<br />

profitiert auch<br />

Rektorin Prof. Ada Pellert<br />

der wissenschaftliche<br />

Nachwuchs<br />

an der FernUniversität.<br />

Insgesamt<br />

bringen internationale<br />

Kontakte die<br />

Forschung voran und stärken das<br />

Renommee der Institution.<br />

Familiäre Wurzeln auch<br />

im Ruhrgebiet<br />

Privat kann Ada Pellert mit dem Amt<br />

der Rektorin in Hagen an ihre familiären<br />

Wurzeln anknüpfen: Ihre Mutter<br />

stammte aus Essen und hat der<br />

Tochter eine Bindung ans Ruhrgebiet<br />

mitgegeben. Außerdem wurde<br />

Ada Pellert in Bruck an der Mur<br />

geboren. Die österreichische Stadt<br />

pflegt seit 1974 eine Partnerschaft<br />

mit dem Hagener Stadtteil Hohenlimburg.<br />

Gute Vorzeichen für Ada<br />

Pellerts Start an der FernUniversität<br />

in Hagen<br />

aw<br />

Nach der Wahl durch die Hochschulwahlversammlung<br />

am 26. Februar<br />

stehen als neue Mitglieder des<br />

Rektorates fest:<br />

Prof. Theo Bastiaens, Prorektor<br />

für Digitalisierung und Internationalisierung,<br />

ist ein Experte auf dem<br />

Gebiet der netzbasierten Hochschullehre<br />

und kennt hier den Entwicklungsstand<br />

der FernUniversität.<br />

Durch diese Kombination ist er der<br />

ideale Fachmann für den Schwerpunkt<br />

Digitalisierung. Zudem ist er<br />

international sehr gut vernetzt.<br />

Prof. Andreas Kleine, Prorektor<br />

für Forschung und wissenschaftliche<br />

Nachwuchsförderung, kennt<br />

die FernUniversität als Lehrender<br />

und Forschender. Er weiß um die<br />

notwendigen Anreizstrukturen für<br />

ein gutes Forschungsklima, adäquate<br />

Arbeitsbedingungen für den wissenschaftlichen<br />

Nachwuchs und um<br />

die Anforderungen an forschungsbasierte<br />

Lehre.<br />

Gemeinsam mit Kanzlerin Regina Zdebel stellt Rektorin Prof. Ada Pellert eine der<br />

ersten weiblichen Doppelspitzen an einer Universität in Deutschland.<br />

• seit <strong>2016</strong> Rektorin der FernUniversität in Hagen<br />

• 2009 bis 2015: Gründungspräsidentin und Professorin an der<br />

Deutschen Universität für Weiterbildung in Berlin<br />

• seit 2011 Präsidentin der Carl Benz Academy, Peking<br />

• 2005 bis 2008: Universitätsprofessorin und Vizerektorin an der<br />

Donau-Universität Krems<br />

• 1998 bis 2005: Außerordentliche Universitätsprofessorin an der<br />

Universität Klagenfurt<br />

• 1999 bis 2003: Vizerektorin an der Karl-Franzens-Universität Graz<br />

• 1998 Habilitation in Organisationsentwicklung mit Schwerpunkt<br />

Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen an der Universität Klagenfurt<br />

• 1985 bis 1987: Promotionsstudium an der Wirtschaftsuniversität<br />

Wien<br />

• 1982 bis 1985: Studium der Betriebswirtschaftslehre an der<br />

Wirtschaftsuniversität Wien<br />

Prof. Sebastian Kubis, Prorektor<br />

für Studium und Diversität, verfügt<br />

über langjährige Gremienerfahrung<br />

und über gute Kenntnisse<br />

der internen Strukturen. Damit<br />

kann er der geplanten Studienstrukturreform<br />

zum Erfolg verhelfen, deren<br />

Ziel u.a. die Weiterentwicklung<br />

des Studienangebots für die heterogene<br />

Studierendenschaft der Fern-<br />

Universität ist.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-03


Campus<br />

Seite 4<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Mediation in der Flüchtlingskrise<br />

Christa Kriete und das Grüne Netz<br />

Sprachunterricht für Asylbewerber<br />

„Abwarten geht nicht“<br />

„Wir wollen uns engagieren und<br />

als tolerante Gesellschaft darstellen“,<br />

sagt Christa Kriete und packt<br />

mit ihrer Familie zu Hause im münsterländischen<br />

Saerbeck an. Sie begann<br />

wie viele andere, die in der<br />

Flüchtlingskrise helfen wollen. „Wir<br />

haben Kleidung und Fahrräder gesammelt.“<br />

Dabei ist es nicht geblieben. Inzwischen<br />

entwickelt die 51-jährige Sozialarbeiterin<br />

gemeinsam mit der<br />

Stadt Greven Konzepte, um freiwilliges<br />

Engagement in der Flüchtlingshilfe<br />

besser zu koordinieren. Ergeben<br />

hat sich ihr Einsatz über ihre<br />

Arbeit beim Caritasverband Emsdetten-Greven<br />

und über ihr Studium<br />

an der FernUniversität in Hagen.<br />

Seit dem Jahr 2014 bildet sich Christa<br />

Kriete berufsbegleitend im Master<br />

of Mediation weiter.<br />

Vertrauliche und neutrale<br />

Instanz<br />

Eigentlich wollte sie sich mit ihrem<br />

Fernstudium ein Standbein im Bereich<br />

Familien-Mediation aufbauen.<br />

Dann kam die Flüchtlingskrise<br />

und Christa Kriete wurde von heute<br />

auf morgen Teil des Grünen Netzes<br />

Mediation. Seit Oktober 2015<br />

haben sich bundesweit mehr als<br />

400 Mediatorinnen und Mediatoren<br />

vernetzt, um in der Flüchtlingskrise<br />

ihre Kompetenz ehrenamtlich<br />

zur Verfügung zu stellen: Konflikte<br />

mit Hilfe von Moderation und Mediation<br />

zu verhindern oder beizulegen.<br />

Sie wollen Unterstützung bieten<br />

für Geflüchtete, Helfende sowie<br />

Bürgerinnen und Bürger.<br />

„Wir leisten als vertrauliche und<br />

neutrale Instanz einen Beitrag, um<br />

Ein grüner Schal oder ein grünes Tuch: Wenn in der Flüchtlingshilfe Menschen mit<br />

grünen Accessoires vermitteln, sind sie Teil des bundesweiten Netzwerks Mediation.<br />

die Flüchtlingskrise zu managen“,<br />

sagt Projektinitiatorin Prof. Dr. Katharina<br />

Gräfin von Schlieffen. Gegründet<br />

hat sie das Grüne Netz mit<br />

einer Reihe von Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern, die an<br />

der FernUniversität in Hagen unter<br />

ihrer Leitung Studienprogramme<br />

für Mediation entwickeln und<br />

anbieten.<br />

Koordination und Konzepte<br />

Viele Ideen sind gewachsen, erste<br />

Projekte angestoßen. Christa Kriete<br />

besuchte zunächst im Münsterland<br />

Bürgerversammlungen zur<br />

Flüchtlingshilfe und stellte fest: „Es<br />

fehlt an Koordination und Konzepten.“<br />

Damit hatte sie ihr Aufgabenfeld<br />

gefunden. Für die Stadt<br />

Greven konzipierte und moderierte<br />

sie Ende des Jahres 2015 bereits<br />

ein Austauschforum zur Flüchtlingshilfe.<br />

Ihre Zusammenarbeit mit der<br />

Stadt Greven geht weiter. Gemeinsam<br />

mit der Kommune entwickelt<br />

Christa Kriete derzeit Schulungskonzepte<br />

für Ehrenamtliche. „Eigentlich<br />

wollte ich meine Masterarbeit<br />

längst fertig haben. Aber die<br />

muss jetzt noch ein wenig warten“,<br />

sagt die Fernstudentin. Denn ihr<br />

Engagement in der Flüchtlingshilfe<br />

wird sie auch in den nächsten Monaten<br />

zusätzlich zu ihrer Vollzeitstelle<br />

auslasten. „Viele Menschen<br />

gehen dabei über ihre Grenzen. So<br />

viel Engagement zu erleben, das<br />

gibt mir ein gutes Gefühl.“ can<br />

i<br />

Die Plattform www.gruenesnetz-mediation.de<br />

will Mediatorinnen<br />

und Mediatoren dorthin<br />

bringen, wo sie gebraucht<br />

werden. Zum Beispiel in Notunterkünfte,<br />

wo bei Konflikten unter<br />

Flüchtlingen Hilfe zur Selbsthilfe<br />

an erster Stelle steht. Zu<br />

Runden Tischen, um zu moderieren,<br />

Kontakte zu knüpfen und<br />

Helfende zu unterstützen. Und<br />

zu Bürgerversammlungen, um<br />

im Umfeld der Flüchtlingsunterkünfte<br />

die Ängste von Anwohnerinnen<br />

und Anwohner aufzugreifen.<br />

„Hallo!“ – „Gut‘n Morgen!“: Einige der neun jungen Männer, die zu ihrer<br />

ersten Sprachunterrichtsstunde in die FernUniversität kommen, können<br />

sich bereits ein wenig auf Deutsch verständigen. Eine positive Überraschung<br />

für den emeritierten Philosophie-Professor Dr. Kurt Röttgers. Er ist<br />

einer der FernUni-Angehörigen, die Asylbewerberinnen und Asylbewerbern<br />

Sprachunterricht erteilen wollen. Vor seiner wissenschaftlichen Karriere<br />

war er Deutsch-Lehrer an einem Gymnasium, das hilft ihm jetzt: „Ich<br />

habe ein Gespür für sprachliche Eigentümlichkeiten.“<br />

Kurt Röttgers steigt sofort in den Unterricht ein. Die Sprachkenntnisse sind<br />

bei den Asylbewerbern aus Syrien, Irak, Iran, Afghanistan und Algerien unterschiedlich,<br />

von „fast gar nicht“ bis zu „gebrochenem Deutsch“. Manche<br />

sprechen zwei oder sogar drei Sprachen: Englisch, Türkisch, Arabisch,<br />

das persische Farsi. So können sie sich gegenseitig helfen.<br />

Bereits zuvor hatten Röttgers und eine FernUni-Mitarbeiterin, die ebenfalls<br />

unterrichten wird, sich unter anderem darauf verständigt, mit dem „Du“ in<br />

den Unterricht einzusteigen: „Ich bin Kurt.“ Das ist einfacher als die Höflichkeitsform<br />

mit „Sie“. Diese soll in der nächsten Unterrichtseinheit eingeführt<br />

werden, denn „auf einem Amt müsst Ihr die Beamten mit ‚Sie‘ anreden“,<br />

erläutert er später.<br />

Auch die „Schüler“ nennen ihre Vornamen: „Ich heiße Houssein“ oder<br />

„ich heiße Ismail“ klingt es mehr oder weniger deutlich. Schnell geht der<br />

Unterricht zu Frage und Antwort über: „Wie heißt du?“ fragt Röttgers.<br />

Dann bittet er die Teilnehmenden („Wie heißt er?“), ihren Nachbarn vorzustellen:<br />

„Er heißt Ismael.“ Röttgers verbindet so den Sprachunterricht<br />

mit einer Vorstellungsrunde.<br />

Frontalunterricht wird interaktiver<br />

Schnell tauen die meisten auf, bringen vorhandene Sprachkenntnisse ein:<br />

Der Frontaluntrricht wird interaktiver. Und als es um die Herkunftsländer<br />

geht, sagt einer zu Röttgers: „Sie kommen aus Deutschland – willkommen!“<br />

Gelächter.<br />

Schulsachen für Flüchtlinge<br />

Tornister bleiben nicht leer<br />

Mit einem leeren Tornister soll kein<br />

Kind zur Schule gehen müssen: Was<br />

aber ist mit Flüchtlingskindern? Diese<br />

Frage beschäftigte Claudia und<br />

Andreas Kurz aus Hagen, nachdem<br />

sie Schulsachen für ihre eigenen<br />

Kinder besorgt hatten. „Wir haben<br />

selbst Hefte und Stifte gekauft. Für<br />

nicht mal 100 Euro haben wir 50<br />

Flüchtlingskinder ausgestattet“, erzählt<br />

Andreas Kurz. Das Ehepaar<br />

rief das Projekt „Heft – Stift – Papier“<br />

ins Leben. Es sammelt Schulund<br />

Malutensilien, die es an Grundschulen<br />

sowie Erstaufnahmeeinrichtungen<br />

weitergibt. „Der Bedarf ist<br />

da und wird hoch bleiben“, glaubt<br />

Kurz. Inzwischen ist das Projekt Teil<br />

Manuela Oertwig<br />

von der Betriebszentrale<br />

und<br />

Marketing-<br />

Leiter Dr. Patric<br />

Albrecht mit<br />

zahlreichen<br />

Paketen für das<br />

Projekt „Heft –<br />

Stift – Papier“<br />

der Initiative „Hagen ist bunt“, an<br />

dem sich auch die FernUniversität<br />

in Hagen mit Spenden beteiligt hat.<br />

„Als Bildungseinrichtung möchten<br />

wir Flüchtlingsfamilien mit Material<br />

fürs Lernen unterstützen“, sagt<br />

Dr. Patric Albrecht, Abteilungsleiter<br />

Marketing und Veranstaltungen:<br />

„Neben unserem weiteren Engagement<br />

in der Flüchtlingshilfe konnten<br />

wir hier unbürokratisch helfen.“<br />

Dazu haben auch die Beschäftigten<br />

erheblich beigetragen, die Malfarben,<br />

Hefte, Stifte und Malbücher<br />

abgegeben haben. Die Hochschule<br />

selbst hat Pakete mit Blöcken, Buntstiften<br />

und Kugelschreibern ergänzt.<br />

„Wir freuen uns sehr über die Spende<br />

der FernUni. Das können andere<br />

Unternehmen und Institutionen gut<br />

nachahmen“, sagte Andreas Kurz<br />

von „Heft – Stift – Papier“ bei der<br />

Übergabe der Materialien. aw<br />

Prof. Kurt Röttgers ist einer der FernUni-Angehörigen, die die Asylbewerber<br />

unterrichten.<br />

Röttgers erkennt schnell, dass nicht alle soweit sind. Dennoch „Das geht<br />

schneller, als ich dachte. Sehr gut!“ Sogar Kenntnisse der Lateinischen<br />

Schrift sind vorhanden.<br />

Die Teilnehmenden sollen im Alltagsleben wie bei Behördengängen einfache<br />

Sätze verstehen und verwenden können. Dafür sind nicht nur bei ihnen<br />

Engagement, Motivation und Mitdenken gefragt, sondern ebenso auch<br />

bei den Lehrenden. Röttgers schreckt das nicht: „Es ist eine Verpflichtung<br />

für jeden und jede, sich an der Integration zu beteiligen! Da müssen andere<br />

Dinge wie mein neues Buch eben zurückstehen. Die Haltung ‚Es gibt<br />

viel zu tun – warten wir’s ab‘ geht gar nicht mehr.“<br />

Ebenso wie er haben auch andere FernUni-Beschäftigte Lehrkompetenz.<br />

Eine Mitarbeiterin hat in ihrem Geburtsland Polen Deutsch als Fremdsprache<br />

unterrichtet. Da sie selbst Migrantin war, weiß sie, wie diese Menschen<br />

sich fühlen. Eine Kollegin, gebürtige Neuseeländerin, hat dort Deutsch im<br />

Nebenfach studiert und Englisch an deutschen Volkshochschulen unterrichtet.<br />

Ein Kollege hat Unterrichtserfahrung durch seine Arbeit bei einem<br />

Nachhilfe-Institut. Was sie und weitere Beschäftigte auszeichnet ist die Motivation,<br />

Menschen in einer schwierigen Situation zu helfen. Da


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 5<br />

UNESCO-Welttag der Philosophie<br />

Bildung – wofür und wohin?<br />

Bildung ist in aller Munde. Sei es,<br />

weil die Bildung und ihre Institutionen<br />

in der Krise sind, sie zur Integration<br />

beiträgt oder unter dem<br />

Stichwort des „lebenslangen Lernens“<br />

rege diskutiert wird – um<br />

nur einige Gründe zu nennen. Bereits<br />

zum achten Mal war die Fern-<br />

Universität in Hagen am Welttag<br />

der Philosophie mit einem Thema<br />

von großer öffentlicher Relevanz<br />

vertreten: „Bildung – wofür<br />

und wohin?“.<br />

Wie richtig das Institut für Philosophie<br />

erneut mit der Themenwahl<br />

lag, zeigte die überwältigende Resonanz.<br />

Rund 250 Teilnehmende<br />

setzten sich kritisch mit dem Bildungsbegriff<br />

aus philosophischer<br />

Sicht auseinander, darunter wieder<br />

einmal viele Studierende. Mit dem<br />

Welttag endete traditionell die Hagener<br />

Woche der Philosophie. Gekommen<br />

waren aber auch zahlreiche<br />

Philosophie-Kurse von Schulen<br />

aus Hagen und Umgebung.<br />

Offizieller Welttag<br />

Seit 2002 feiert die UNESCO jedes<br />

Jahr den Tag der Philosophie. Die<br />

UNESCO-Generalkonferenz erhob<br />

diesen Tag 2005 in den Rang eines<br />

offiziellen Welttags und erinnert in<br />

einer Resolution daran, „dass Philosophie<br />

als Disziplin zum kritischen<br />

und unabhängigen Denken ermutigt<br />

und auf ein besseres Verständnis<br />

der Welt hinwirken und Toleranz<br />

und Frieden fördern kann.“<br />

UNESCO-Botschafterin Bianca Bilgram unterstrich, dass Bildung als Grundrecht in der<br />

allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert sei.<br />

Darauf verwies der Rektor der Fern-<br />

Universität, Prof. Dr.-Ing. Helmut<br />

Hoyer, in seiner Begrüßung mit Blick<br />

auf die Terroranschläge von Paris.<br />

Bei den Fragen nach den Ursachen<br />

seien die Philosophie und das kritische<br />

Denken gefordert. Bianca Bilgram<br />

von der Deutschen UNESCO-<br />

Kommission knüpfte daran an: „Bildung<br />

ist der Schlüssel für nachhaltige<br />

Entwicklung und die mächtigste<br />

Waffe, um die Welt zu verändern.“<br />

Bildung ist Menschenrecht<br />

Auch in der aktuellen Flüchtlingsdebatte<br />

dürfe man nicht vergessen,<br />

dass Bildung als Grundrecht in<br />

der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />

verankert<br />

sei.<br />

Was Bildung ist, wer<br />

sie braucht und was<br />

sie bedroht, umriss<br />

Prof. Dr. Hubertus<br />

Busche vom Institut<br />

für Philosophie der FernUniversität<br />

in seinem Vortrag, während Gastreferent<br />

Dr. Michael Spieker von der<br />

Akademie für politische Bildung in<br />

Tutzing die politische Bildung in den<br />

Mittelpunkt stellte.<br />

Besonders zielgruppengerecht war<br />

angesichts der vielen teilnehmenden<br />

Schülerinnen und Schüler der<br />

Prof. Thomas Bedorf hieß die Teilnehmenden als Geschäftsführer des Instituts für<br />

Philosophie willkommen und legte den Fokus auf den schulischen Bildungskontext.<br />

anerkennungstheoretische Blick der<br />

Hagener Philosophen Prof. Dr. Thomas<br />

Bedorf und Dr. Steffen Hermann<br />

auf die schulische Praxis. Mit<br />

großer, engagierter Beteiligung der<br />

Schülerinnen und Schüler verlief<br />

„Bildung ist der Schlüssel für nachhaltige<br />

Entwicklung und die mächtigste Waffe,<br />

um die Welt zu verändern.“<br />

Bianca Bilgram, Deutsche UNESCO-Kommission<br />

die abschließende Podiumsdiskussion,<br />

in der vielfach kritisch der Bedarf<br />

nach mehr freier Reflexion im<br />

schulischen Bildungskontext geäußert<br />

wurde.<br />

Mutige Fragen stellen<br />

Wie vielfältig und unterschiedlich<br />

die Auffassungen von Bildung sind,<br />

zeigten neben den Vorträgen auch<br />

die Diskussionsrunden und die vielen<br />

Gespräche am Rande der Veranstaltung.<br />

„Bildung ist für mich<br />

die Aneignung von Wissen. Sie sollte<br />

für alle zugänglich sein, die sich<br />

Bildung aneignen wollen“, sagte<br />

etwa eine Schülerin<br />

der Hagener<br />

Hildegardisschule.<br />

Doch gerade im<br />

Hinblick auf den<br />

Bildungszugang<br />

bleibt viel zu tun. „58 Millionen<br />

Kinder und 63 Millionen Jugendliche<br />

weltweit gehen nicht zur Schule“,<br />

stellte UNESCO-Botschafterin<br />

Bianca Bilgram heraus und forderte<br />

angesichts dieser Zahlen die Teilnehmenden<br />

dazu auf, sich weiter<br />

mit dem Thema „Bildung“ auseinanderzusetzen<br />

und „mutige Fragen<br />

zu stellen“.<br />

can<br />

Abgeordnete auf dem Campus<br />

Politische Besuche<br />

Im Rahmen der „Investour“ der<br />

Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die<br />

Grünen besuchte Kai Gehring die<br />

FernUniversität in Hagen, „um sich<br />

vor Ort über kluge Zukunftsinvestitionen<br />

zu informieren“. Gehring<br />

sprach mit Rektor Prof. Dr.-Ing. Helmut<br />

Hoyer und Kanzlerin Regina<br />

Zdebel unter anderem über den<br />

aktuellen Hochschulentwicklungsplan,<br />

die Digitalisierung in der Lehre<br />

und beim Lernen sowie das Studium<br />

für Beruflich Qualifizierte an<br />

der FernUniversität. Ein weiteres<br />

Thema war die Frage der Mitfinanzierung<br />

der FernUniversität durch<br />

den Bund – nach der Änderung<br />

des Artikels 91b des Grundgesetzes<br />

(Kooperationsverbot). Hier sicherte<br />

Gehring als stellvertretender Vorsitzender<br />

des Parlamentarischen Beirats<br />

der FernUniversität im Bundestag<br />

seine Unterstützung zu.<br />

Digitalisierung<br />

Als neuer hochschulpolitischer<br />

Sprecher der SPD-Landtagsfraktion<br />

in NRW besuchte Dietmar Bell<br />

die FernUniversität. Begleitet wurde<br />

er von seinem Landtagskollegen<br />

Hubertus Kramer. Sie trafen Rektor<br />

Hoyer und seine Amtsnachfolgerin<br />

Prof. Dr. Ada Pellert.<br />

Ein zentrales Gesprächsthema war<br />

die Digitalisierung und die Frage danach,<br />

welche Rolle die FernUniversität<br />

in diesem Prozess einnehmen<br />

könne. Sowohl Rektor Hoyer als<br />

auch die künftige Rektorin Pellert<br />

unterstrichen, dass die Hochschule<br />

mit ihrer Kernkompetenz in diesem<br />

Bereich ihre Vorreiterposition in<br />

NRW ausbauen könne: zur Weiterqualifizierung<br />

für auch zukünftige<br />

Berufsfelder oder für die Weiterentwicklung<br />

von digitalen Lehrwerkzeugen<br />

einschließlich entsprechender<br />

Forschung. Es wurde deutlich,<br />

dass dafür politische Ziele, Vorgaben<br />

und Rahmensetzungen definiert<br />

werden müssen.<br />

In der weiteren Diskussion ging<br />

es um die ausreichende Finanzierung<br />

von Hochschulen insgesamt<br />

und der FernUniversität im Speziellen.<br />

Dietmar Bell hob hervor, dass<br />

sich die SPD-Fraktion des nordrheinwestfälischen<br />

Landtages bundesweit<br />

für eine finanzielle Absicherung<br />

einsetze. Ziel seiner Fraktion<br />

sie es zudem, den Landeshochschulen<br />

über einen Hochschulvertrag<br />

mit einer Laufzeit von 2017 bis<br />

2021 eine Finanzierungsgrundlage<br />

zu bieten.<br />

aw<br />

Topgeklickt auf Facebook<br />

FernUni in sozialen Netzwerken<br />

Best Of Social Media<br />

6.142* Die Pläne des neuen Mensachefs Jan Birkholz (5. Februar <strong>2016</strong>)<br />

2.694 Neues Jahr, neuer Job? 28 Stellen an der FernUni zu besetzen (8. Januar <strong>2016</strong>)<br />

1.580 FernUni-Videostudio jetzt mit Greenscreen-Technik (4. Februar <strong>2016</strong>)<br />

* Beitragsklicks, Gefällt-mir-Angaben, Kommentare und geteilte Inhalte<br />

Wörtlich:<br />

Wissenschaftliche Neugier […] ist nicht reglementierbar.“<br />

Ich habe mein erstes in einen @fernunihagen-Reader gemalt.<br />

FernUni-Student Gero Nagel freut sich auf Twitter über seinen Studienbrief (27. Januar <strong>2016</strong>).<br />

„#MeineFernUni ist…“ – Schreiben Sie uns!“<br />

Die FernUniversität bietet Flexibilität in vielen Lebenslagen, ermöglicht es,<br />

sich in neue Richtungen weiterzuentwickeln – und ist für manche<br />

Studierende einfach eine Riesen-Chance. Und für Sie?<br />

Was bedeutet Ihnen #MeineFernUni? Vervollständigen Sie den Satz<br />

„#MeineFernUni ist…“ und schreiben Sie uns auf Facebook,<br />

Twitter oder per E-Mail an social.media@fernuni-hagen.de (gerne mit Foto).<br />

Die besten Zitate veröffentlichen wir auf der neuen Info-Website<br />

http://meine.fernuni-hagen.de.<br />

Folgen Sie uns! Links auf<br />

fernuni-hagen.de


Forschung<br />

Seite 6<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Pariser Klima-Abkommen<br />

„Keiner weiß, wie kräftig er rudern muss!“<br />

„Flucht und<br />

Forschung“<br />

„Eine beeindruckende Leistung, ein<br />

Dokument des guten Willens“ ist<br />

für den Umweltökonomen Prof. Dr.<br />

Alfred Endres von der FernUniversität<br />

in Hagen das Abkommen zur<br />

Klimastabilisierung, Ergebnis der<br />

UN-Klimakonferenz in Paris 2015:<br />

„Erstmals haben sich nahezu alle<br />

Länder der Erde auf anspruchsvolle<br />

gemeinsame klimapolitische Ziele<br />

geeinigt. Das ist zweifellos ein<br />

Riesenfortschritt.“ So stehen jetzt<br />

praktisch alle Staaten hinter dem<br />

Vertrag, während das Kyoto-Protokoll<br />

von 1997 nur Industrieländer<br />

in die Pflicht nahm. Der Inhaber des<br />

Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Wirtschaftstheorie<br />

ist allerdings auch auf einige Defizite<br />

des Pariser Abkommens gestoßen:<br />

„Ich bedaure es zwar, aber als<br />

Wissenschaftler muss ich die Dinge<br />

nüchtern betrachten und bei aller<br />

verständlichen Euphorie doch an<br />

einigen Stellen Wasser in den Wein<br />

gießen.“<br />

Vor allem kritisiert er, dass der Vertrag<br />

dort zu unpräzise ist, wo es um<br />

die konkreten Maßnahmen geht,<br />

die die Klimaveränderungen beschränken<br />

sollen: „Hier fällt das<br />

Pariser Abkommen noch hinter das<br />

Kyoto-Protokoll zurück, mit dem ja<br />

kaum jemand glücklich gewesen<br />

ist“, sagt Alfred Endres.<br />

Der renommierte Wissenschaftler<br />

konzentriert sich bei seiner Analyse<br />

auf die drei wichtigsten Ziele des<br />

Pariser Abkommens:<br />

1. Die Erwärmung der Erde soll weniger<br />

als 2 Grad Celsius betragen<br />

im Vergleich mit dem vorindustriellen<br />

Zustand. Noch anspruchsvoller<br />

ist das Idealziel der Konferenz: maximal<br />

1,5 Grad Erwärmung.<br />

Laut dem Text des Abkommens<br />

wird zunächst eine Bestandsaufnahme<br />

der Maßnahmen durchgeführt,<br />

die sich die Länder zur Emissionsreduktion<br />

bereits selbst vorgenommen<br />

haben. Die geplanten<br />

Reduktionen werden zusammengeführt<br />

(aggregiert). Daraus ergibt<br />

sich eine „intendierte globale Reduktion“,<br />

die aber nach der Überzeugung<br />

der Konferenzteilnehmenden<br />

nicht zum „unter 2-Grad-Ziel“<br />

führen wird. Das Abkommen fordert<br />

die Länder daher auf, ihre Anstrengungen<br />

weiter zu erhöhen.<br />

Endres: „Es wird aber nicht gesagt,<br />

welches Land wie viel beitragen<br />

muss, um die Lücke zu schließen.<br />

Es gibt nur die aggregierte Vorstellung<br />

und Appelle, keine genauen<br />

Prof. Alfred Endres stieß auf einige Defizite des Pariser Abkommens.<br />

Zuweisungen. Eine zentrale Aufgabe<br />

wird im Abkommen also völlig<br />

ausgeklammert!“<br />

Demgegenüber verpflichteten sich<br />

in Kyoto die teilnehmenden Staaten,<br />

bestimmte Reduktionsziele zu<br />

erreichen (ob sie das realisierten,<br />

steht allerdings auf einem anderen<br />

Blatt). Endres: „Seit Paris sitzen alle<br />

in einem Boot – aber keiner weiß,<br />

wie kräftig er rudern muss.“<br />

2. Auf lange Sicht soll weltweit<br />

Treibhausgas-neutral gewirtschaftet<br />

werden. In der zweiten Hälfte<br />

des Jahrhunderts soll ein Ausgleich<br />

stattfinden zum Ausstoß von Treibhausgasen,<br />

z.B. durch das Pflanzen<br />

von Bäumen.<br />

Endres kritisiert: „In dem Abkommen<br />

steht nur, dass ‚Treibhausgasneutral‘<br />

gewirtschaftet werden soll.<br />

Nicht, wie dieses Ziel zu erreichen<br />

ist.“ Es ist also keine Rede davon,<br />

dass dies mit erneuerbaren Energien<br />

geschafft werden muss. Der Weg<br />

ist offen gehalten. Und dieser Weg<br />

könnte in anderen Staaten auch<br />

zur Atomkraft führen: „Deutschland<br />

kann anderen Ländern ja keine<br />

Energiewende nach unserem Vorbild<br />

gebieten.“<br />

Er kritisiert auch, wie viele Medien<br />

den Umsetzungszeitpunkt darstellen:<br />

„Oft wird vereinfachend gesagt,<br />

dass dies bis 2050 passieren<br />

soll. Das Pariser Abkommen legt<br />

die Zielerreichung jedoch auf einen<br />

undefinierten Zeitpunkt zwischen<br />

2050 und 2099 fest. Das muss deutlicher<br />

kommuniziert werden. Schon<br />

das Jahr 2050 werden viele Beteiligte<br />

nicht mehr in ihren Ämtern erleben,<br />

die meisten können kaum zur<br />

Rechenschaft gezogen werden.“<br />

3. Die Industriestaaten wollen den<br />

Entwicklungsländern finanziell massiv<br />

helfen, damit sie die Lasten<br />

der Klimaschutzmaßnahmen tragen<br />

können.<br />

Eine konkrete Summe hierfür fand<br />

Endres nicht im Vertrag, sondern<br />

in der vorgeschalteten Entschließung.<br />

Die Industriestaaten hatten<br />

bereits auf ihrer Konferenz in Kopenhagen<br />

zugesagt, jährlich 100<br />

Milliarden Dollar bereit zu stellen.<br />

i<br />

Nur: „Hier ist ebenfalls nicht festgelegt,<br />

welche Summe jeder Industriestaat<br />

einzahlen muss. Ebenso<br />

wenig steht im Vertrag, wie die<br />

Gelder auf die Entwicklungsländer<br />

verteilt werden. Was passiert, wenn<br />

ein Entwicklungsland seine finanziellen<br />

Erwartungen enttäuscht sieht<br />

und sich nicht an das Abkommen<br />

hält?“ fragt der FernUni-Wissenschaftler.<br />

Endres findet noch einen weiteren<br />

Aspekt, der die Erwartungen<br />

dämpft: Das Pariser Abkommen ist<br />

keineswegs mit der Vertragsunterzeichnung<br />

in Kraft getreten. Das geschieht<br />

erst dann, wenn <strong>55</strong> Staaten<br />

den Vertrag ratifizieren, die zusammen<br />

mindestens <strong>55</strong> Prozent der<br />

globalen Emissionen produzieren:<br />

„Das ist keine Formsache!“, betont<br />

Endres, der auf das Verhalten<br />

der USA nach dem Kyoto-Protokoll<br />

hinweist: „Sie haben es zwar unterschrieben,<br />

aber nie ratifiziert.“<br />

Außerdem kann jeder Staat nach<br />

einer gewissen Frist seine Mitgliedschaft<br />

im Pariser Abkommen beenden:<br />

„Kanada ist aus dem Kyoto-Protokoll<br />

ausgestiegen – auch<br />

das ist also keine reine Theorie!“,<br />

mahnt Endres.<br />

Sein Fazit: „Das Abkommen ist ein<br />

Dokument des guten Willens – inwieweit<br />

es Realität wird, wird sich<br />

erst nach Jahren erweisen.“ Da<br />

Die UN-Klimakonferenz in Paris 2015 fand als 21. UN-Klimakonferenz<br />

und gleichzeitig als 11. Treffen zum Kyoto-Protokoll vom 30.<br />

November bis 12. Dezember 2015 statt. An ihrem Ende wurde eine<br />

neue internationale Klimaschutz-Vereinbarung in Nachfolge des Kyoto-Protokolls<br />

verabschiedet.<br />

Das Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der UN über<br />

Klimaänderungen legte erstmals völkerrechtlich verbindliche Zielwerte<br />

für den Ausstoß von Treibhausgasen in den Industrieländern fest.<br />

Dieses Zusatzprotokoll wurde im Dezember 1997 beschlossen. Es trat<br />

2005 in Kraft. Quelle: Wikipedia<br />

Foto: Thinkstock<br />

Seit dem Sommer 2015 ist die<br />

Flüchtlingspolitik ein Dauerthema<br />

der Öffentlichkeit. Die „Flüchtlingskrise“<br />

beinhaltet ein kontroverses<br />

Ringen um politische und zivilgesellschaftliche<br />

Lösungskonzepte,<br />

aber auch eine Auseinandersetzung<br />

um kollektive Selbst- und Fremdbilder<br />

auf nationaler und europäischer<br />

Ebene. Der Begriff „Krise“<br />

bezieht sich auf realpolitische Herausforderungen.<br />

Er kann als eine<br />

rhetorische Figur verstanden werden,<br />

die Ängste und Verunsicherungen,<br />

aber auch Hoffnungen und<br />

Gemeinschaftsgefühle stimuliert. In<br />

sechs Veranstaltungen der Ringvorlesung<br />

„Flucht und Forschung:<br />

Die ‚Flüchtlingskrise‘ im Spiegel der<br />

Wissenschaft“ sollen die verschiedenen<br />

Dimensionen der „Flüchtlingskrise“<br />

interdisziplinär im Hagener<br />

Forschungsdialogs der FernUniversität<br />

beleuchtet werden.<br />

Dabei kommen verschiedene wissenschaftliche<br />

<strong>Perspektive</strong>n sowie<br />

gegenwartsbezogene und historische<br />

Analysen zur Geltung:<br />

• „Gastfreundschaft und Gastrecht<br />

in philosophischer <strong>Perspektive</strong>“<br />

(17.05.<strong>2016</strong>, Philosophie);<br />

• „‚Krisen‘ und ‚Chancen‘: Diversity-Diskurse<br />

im Kontext der<br />

Flüchtlingsdebatte“, „Der ‚Andere‘:<br />

Diskurse um Differenz in<br />

Figuration mit Gruppenbezogener<br />

Menschenfeindlichkeit“ und<br />

„Fluchtpunkte und Ankunftszeiten.<br />

Wie gesellschaftliche und<br />

kulturelle Bedingungsgefüge den<br />

Umgang mit Flüchtlingen prägen“<br />

(24.05.<strong>2016</strong>, Bildungswissenschaft);<br />

• „Dämmerung des Rechts, Stunde<br />

der Mediation. Überlegungen<br />

und Konsequenzen der sogenannten<br />

Flüchtlingskrise“<br />

(31.05.<strong>2016</strong>, Rechtswissenschaft);<br />

• „Politische Partizipation von<br />

Migrantinnen und Migranten<br />

in Deutschland“ und „Flüchtlingspolitik<br />

als Arbeitsmarktpolitik:<br />

Krise oder Chance?“<br />

(07.06.<strong>2016</strong>, Politikwissenschaft<br />

und Wirtschaftswissenschaft);<br />

• „Räume der Entrechtung. Künstlerische<br />

Strategien angesichts der<br />

„Flüchtlingskrise“, „Was bedeutet<br />

es, die Welt mit den Augen<br />

eines Reisenden zu betrachten?<br />

Wege zur Förderung einer<br />

offenen Führungskultur“<br />

(14.06.<strong>2016</strong>, Literatur- und Medienwissenschaft<br />

und Wirtschaftswissenschaft);<br />

• „Psychologische <strong>Perspektive</strong>n auf<br />

die aktuelle Flüchtlingsdebatte“<br />

und „Wissenschafts-Praxis-Transfer<br />

im Kontext multikultureller<br />

Communities“ (21.06.<strong>2016</strong>, Psychologie).<br />

Weitere Informationen: S. 16. Proe


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 7<br />

Immigration<br />

Respekt verhindert Radikalisierung<br />

An den Attentaten in Frankreich im Jahre 2015 waren Muslime beteiligt,<br />

die in Frankreich und Belgien aufgewachsen sind. Rund 700 Deutsche haben<br />

sich dem „Islamischen Staat“ angeschlossen, so das Bundesinnenministerium.<br />

Mit der Frage nach dem „Warum“ setzt sich Dr. Marieke Christina<br />

van Egmond bereits seit längerer Zeit auseinander, seit Juli 2015 als Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin am Lehrgebiet Community Psychology (Prof.<br />

Dr. Anette Rohmann) an der FernUniversität in Hagen. Sie sagt dazu: „Wir<br />

sollten Immigrantinnen und Immigranten als Menschen mit einer eigenen<br />

kulturellen Identität respektieren und ihnen gleichzeitig die Tür zu unserer<br />

eigenen Kultur öffnen. Nur so können sie sich in unsere Gesellschaft integrieren<br />

– das ist der beste Schutz vor einer Radikalisierung!“<br />

i<br />

Die Psychologin Marieke van Egmont ist eine der Co-Autorinnen der<br />

Studie „Der Kampf um Zugehörigkeit: Die Marginalisierung von Immigrantinnen<br />

und Immigranten und das Risiko einer hausgemachten<br />

Radikalisierung“ unter der Leitung von Klaus Boehnke, Professor für<br />

Social Science Methodology an der Jacobs University in Bremen. Für<br />

sie wurden zwischen Dezember 2013 und Juni 2014 insgesamt 402<br />

gebildete, 18- bis 40-jährige Muslimas und Muslime befragt, davon<br />

204 in Deutschland. Untersucht wurden die psychologischen Prozesse,<br />

die einer Radikalisierung von in Europa aufgewachsenen jungen<br />

Personen mit Migrationshintergrund vorausgehen.<br />

An der FernUniversität befasst sich Marieke van Egmond mit der Begegnung<br />

von Migrantinnen und Migranten mit einer neuen, ihnen<br />

fremden Kultur. In Deutschland und den USA untersucht sie, warum<br />

Menschen radikal werden.<br />

Wer radikalisiert sich und warum?<br />

Marieke van Egmond: Ein zentraler<br />

Faktor ist die kulturelle Zugehörigkeit<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund.<br />

Besonders gefährdet<br />

sind kulturell Heimatlose, die<br />

weder Zugang zur Kultur ihres Herkunfts-<br />

noch zu der ihres Ankunftslandes<br />

haben. Je größer das Gefühl<br />

von Ausgrenzung, Diskriminierung<br />

und Bedeutungslosigkeit ist, desto<br />

mehr verschärft sich dieser „Prozess<br />

der Marginalisierung“.<br />

Welche Rolle spielt dabei der<br />

Islam?<br />

Marieke van Egmond: Keine. Nicht<br />

der Islam ist das Problem, sondern<br />

der Identitätsprozess: Den jungen<br />

Menschen fehlt der Sinn in ihrem<br />

Leben. Bei radikalen Gruppen mit<br />

einem klaren Freund-Feind-Bild finden<br />

sie, was sie suchen: das Gefühl,<br />

dazu zu gehören und anerkannt zu<br />

werden.<br />

Dr. Marieke van Egmont<br />

Welche Strategien gibt es im<br />

Hinblick auf den Umgang mit<br />

unterschiedlichen kulturellen<br />

Identitäten?<br />

Marieke van Egmond: In der Studie<br />

unterschieden wir zwischen vier<br />

Strategien der „Akkulturation“, also<br />

Prozessen, die bei der Begegnung<br />

von Menschen aus unterschiedlichen<br />

Kulturen stattfinden. Bei der<br />

„Assimilation“ passen sich die Immigrantinnen<br />

und Immigranten vollständig<br />

an die Kultur des Landes an,<br />

in dem sie jetzt leben; ihre Heimatkultur<br />

haben sie aufgegeben. „Integration“<br />

meint die Teilhabe an beiden<br />

Kulturen. Bei der „Marginalisierung“<br />

gibt es zu keiner der beiden<br />

Kulturen Zugang. Die „Separation“<br />

setzt ausschließlich auf die Kultur<br />

des Herkunftslandes.<br />

Welcher Kultur fühlten sich die<br />

befragten Immigrantinnen und<br />

Immigranten zugehörig?<br />

Marieke van Egmond: Als Teil von<br />

Deutschland fühlten sich 89 Prozent<br />

der Befragten. Die meisten meinten<br />

allerdings, dass die Deutschen von<br />

ihnen Assimilierung erwarten, die<br />

Kultur ihres Herkunftslandes ablehnen<br />

wollen sie jedoch nicht. Ein erhebliches<br />

Ausmaß von Islamophobie<br />

in Deutschland erkannten 77 Prozent.<br />

Weniger als zehn Prozent sahen<br />

sich selbst als Opfer von Diskriminierung.<br />

Je größer dieses Gefühl<br />

war, desto stärker hielten sie an den<br />

Werten ihrer Herkunftsländer fest. Es<br />

ist jedoch wichtig zu beachten, dass<br />

es sich bei unserer Studie nicht um<br />

eine repräsentative Stichprobe für<br />

alle Muslime in Deutschland handelt.<br />

Was schließen Sie daraus?<br />

Marieke van Egmond: Je mehr die<br />

Migrantinnen und Migranten sich<br />

Foto: Thinkstock<br />

respektiert fühlen, desto weniger<br />

anfällig sind sie für eine Radikalisierung.<br />

Ich schließe mich dem Kommentar<br />

von Prof. Klaus Boehnke zu<br />

den Ergebnissen der Studie an, der<br />

sagte „Wir sollten uns in Deutschland<br />

darauf konzentrieren, Integration<br />

nicht nur in einem formalen<br />

Sinne zu verbessern, also etwa den<br />

Sprachunterricht oder die kulturelle<br />

Bildung, sondern wir sollten Respekt<br />

für andere Lebensweisen zum<br />

Ausdruck bringen.“ Sonst entwickeln<br />

selbst gut Ausgebildete Lebenssichten,<br />

die in den Herkunftskulturen<br />

ihrer Eltern oft schon<br />

überholt sind. Etwa die Überzeugung,<br />

in den Dschihad ziehen zu<br />

müssen oder dass Frauen minderwertig<br />

sind.<br />

Man sollte jedoch beachten, dass<br />

über 90 Prozent der von uns befragten<br />

Muslime nicht oder weniger anfällig<br />

für Radikalisierung sind. Wie<br />

viele tatsächlich radikalisiert werden,<br />

ist aus psychologischer Sicht<br />

eine ganz andere Frage. Da<br />

Gezielt kommunizieren<br />

Kulturelles Profil kann eine Stadt attraktiver machen<br />

Die Bevölkerungszahlen und der Anteil<br />

jüngerer Menschen sinken in<br />

Deutschland, rasant verändern sich<br />

Wirtschaftsstrukturen, die Mobilität<br />

wächst. Um funktionierende und<br />

lebenswerte Gemeinwesen zu bleiben,<br />

müssen die Städte immer attraktiver<br />

für Wohnbevölkerung, Unternehmen,<br />

Touristen etc. werden.<br />

Die Identifikation mit der Stadt ist<br />

hierbei eine wirksame Ressource, die<br />

es zu erschließen, zu entwickeln und<br />

zu nutzen gilt: als Attraktivitätsmerkmal<br />

für die Stadt selbst und als Bindungsfaktor<br />

für die Bewohnerinnen<br />

Jasper Böing<br />

und Bewohner. Im Fokus dieser „Inwertsetzung“<br />

stehen dabei wichtige<br />

kulturelle Aspekte der Stadt, vor allem<br />

aus der Sicht ihrer Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern.<br />

Jasper Böing, Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter im Lehrgebiet Soziologie<br />

I: Allgemeine Soziologie und Soziologische<br />

Theorie der FernUniversität<br />

in Hagen, fragte sich hierzu:<br />

Wie und warum identifizieren sich<br />

die Hagenerinnen und Hagener mit<br />

ihrer Stadt bzw. warum nicht? Welche<br />

Ansatzpunkte lassen sich aus<br />

den empirischen Erkenntnissen zur<br />

räumlichen Identifikation in Hagen<br />

für eine Inwertsetzung der Stadt Hagen<br />

als kulturellem Erlebnisraum ableiten?<br />

Hierzu hat Jasper Böing seine<br />

Dissertation verfasst: „Die Inwertsetzung<br />

der Stadt Hagen als kultureller<br />

Erlebnisraum. Eine qualitative Studie<br />

zu den Möglichkeiten und Ausformungen<br />

raum- und stadtbezüglicher<br />

Identifikation unter besonderer<br />

Berücksichtigung kultureller Aspekte“.<br />

Ein Ziel Böings war es, „die Ergebnisse<br />

der Arbeit dafür nutzbar zu<br />

machen, die Wertigkeit der Stadt<br />

für die Bewohner als Wohn-, Arbeits-<br />

und Lebensraum zu verbessern;<br />

zum zweiten sollen die Identifikation<br />

und das kulturelle Potential<br />

Hagens im Wettbewerb der Städte<br />

zur Nutzung erschlossen werden.“.<br />

Daher legte er besonderen Wert auf<br />

den Anwendungsbezug seiner Forschungsergebnisse.<br />

Unter anderem aufgrund der Detaillierung<br />

der Analyse und der Berücksichtigung<br />

vieler Zusammenhänge<br />

konnte er zeigen, dass eine am Erleben<br />

der Bewohnerinnen und Bewohner<br />

orientierte, differenzierte<br />

Kommunikation zielführender sein<br />

dürfte als Pauschalstrategien. Hierfür<br />

sind die Kenntnis und das Verständnis<br />

typischer Positionen hilfreich.<br />

Bei der Befragung von 17 Hagenerinnen<br />

und Hagenern erkannte<br />

Böing fünf Typen, die sich unter<br />

Berücksichtigung kultureller Aspekte<br />

hinsichtlich ihrer Identifikation mit<br />

der Stadt unterschieden:<br />

• Der Nicht-Identifizierer identifiziert<br />

sich räumlich kaum oder gar<br />

nicht. Die regionale Zuordnung<br />

Hagens – wichtig für die gesamtregionale<br />

Identifikation – fällt ihm<br />

schwer. Vergleichsräume wählt er<br />

so, dass Hagen schlecht dasteht.<br />

Gleichzeitig ist es ihm wichtig,<br />

sich selbst einordnen zu können.<br />

Diese Differenz besteht auch bezüglich<br />

des kulturellen Angebotes<br />

der Stadt einerseits und seiner<br />

Ansprüche andererseits. Seine<br />

hochkulturellen Präferenzen<br />

lebt er wenig intensiv aus, andere<br />

Haltungen lehnt er ab.<br />

• Mit seinem Stadtteil identifiziert<br />

der Stadtteiler sich stark, wertet<br />

die Gesamtstadt aber ab. Nimmt<br />

er z.B. seine Umgebung als historisch<br />

interessant und landschaftlich<br />

attraktiv wahr, spricht er der<br />

Gesamtstadt beides ab. Kulturell<br />

ist er relativ aktiv, vor allem in<br />

nicht-hochkultureller Form.<br />

• Der Regionalpatriot hat einen<br />

umfassenden Wissensstand bzgl.<br />

des Dissertationsthemas und hohes<br />

Reflexionsniveau. Seine vor<br />

allem hochkulturellen Ansprüche<br />

kann er durch das Angebot und<br />

die verkehrsgünstige Lage Hagens<br />

befriedigen. Vor allem betätigt<br />

er sich kulturell intensiv.<br />

• Dem Mobilen ist die Thematik<br />

gleichgültig, seine Ansprüche an<br />

die Stadt sind niedrig. Ob sie attraktiv<br />

ist, ob sie seine (event-)kulturellen<br />

Präferenzen befriedigt,<br />

ist irrelevant. Wichtig ist ihm vielmehr<br />

ihre zentrale Verkehrslage.<br />

• Kennzeichnend sind wohl biographisch<br />

bedingte positive, intensive<br />

Bezüge des Verwurzelten zu<br />

Stadt und Stadtteil, sein geringerer<br />

Reflexionsgrad sowie die Dominanz<br />

des Metamotivs „Streben<br />

nach Ruhe und Geborgenheit“.<br />

Sofern Gesamtstadt und<br />

Stadtteil diesem Streben entgegenkommen,<br />

identifiziert er sich.<br />

Seine kulturellen Aktivitäten sind<br />

niederschwellig.<br />

Fortsetzung auf Seite 9


Seite 8 FernUni <strong>Perspektive</strong> Aus den Fakultäten<br />

Fakultät für Wirtschaftswissenschaft<br />

„In Honour of Alfred Endres“<br />

Zu Ehren von Prof. Dr. Alfred Endres ist kürzlich ein Sonderband der Zeitschrift<br />

Environmental and Resource Economics erschienen. Der Inhaber des Lehrstuhls<br />

für VWL, insb. Wirtschaftstheorie, wird als einer der führenden Vertreter der europäischen<br />

Umweltökonomie gewürdigt. Dafür werden über Jahrzehnte hinweg<br />

erzielte Forschungsergebnisse angeführt, die in international führenden wissenschaftlichen<br />

Zeitschriften erschienen sind. Darüber hinaus findet sich ein Hinweis<br />

auf sein international als Standardwerk geltendes Lehrbuch Environmental<br />

Economics – Theory and Policy (Umweltökonomie – Theorie und Politik), das bei<br />

Cambridge University Press, einem der weltweit führenden wissenschaftlichen<br />

Verlage, erschienen ist. Die renommierte Fachzeitschrift Environmental and Resource<br />

Economics ist das offizielle Organ der European Association of Environmental<br />

and Resource Economists.<br />

Meist zitierter Fachaufsatz<br />

Prof. Dr. Hans-Jörg Schmerer, Leiter des Lehrstuhls für VWL, insbes. Internationale<br />

Ökonomie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der FernUniversität<br />

in Hagen, ist Ko-Autor des Fachaufsatzes „Globalization and labor market outcomes:<br />

Wage bargaining, search frictions, and firm heterogeneity“. Der Aufsatz<br />

erschien im Jahr 2011 im Journal of Economic Theory und ist laut den Angaben<br />

des Journals aktuell der „meist zitierte Artikel“ der vergangenen fünf Jahre.<br />

Das Journal of Economic Theory zählt zu den wichtigsten Fachzeitschriften<br />

für Volkswirtschaftslehre.<br />

Prof. Wagner in Hongkong, Taipeh und San Francisco<br />

Prof. Dr. Helmut Wagner, Inhaber des Lehrstuhls für VWL, insb. Makroökonomik,<br />

hielt sich eineinhalb Wochen lang in Hongkong auf, wo er auf Einladung der<br />

Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) an deren Representative Office<br />

for Asia and the Pacific in Hongkong residierte. Er konnte dort dank der großzügigen<br />

Infrastruktur, die ihm die BIZ zur Verfügung gestellt hatte (Büro, PC, Sekretärin<br />

etc.) und des regen Informationsaustausches mit den dortigen Fachleuten<br />

gezielt an seiner Forschung über Ostasien/China (weiter)arbeiten. Eine seiner<br />

Hauptaufgaben war die Abhaltung von zwei Vorträgen vor den Beschäftigten<br />

des BIZ Hong Kong Office. Ein Vortrag hatte „Structural Change and Mid-Income<br />

Trap – Under which conditions can China succeed in moving towards higher income<br />

status?“ – das Gegenstand einer neuen Publikation von Prof. Wagner ist<br />

– zum Thema. Im zweiten Vortrag stellte er auf Wunsch der BIZ weitere eigene<br />

gerade fertiggestellte sowie in Arbeit befindliche Forschungsprojekte vor. Weiterer<br />

intensiver Austausch zwischen dem Hongkong Office der BIZ und Prof. Wagner<br />

wurde vereinbart.<br />

Daneben besuchte Prof. Wagner auf Einladung auch die im gleichen Gebäude<br />

wie die BIZ ansässige Hong Kong Monetary Authority (HKMA). Diese Regierungsbehörde<br />

Hongkongs ist für die Aufrechterhaltung der Geld- und Bankenstabilität<br />

verantwortlich und nimmt de facto die Zentralbankfunktion wahr. Er<br />

führte Gespräche mit Executive Directorin Lillian Cheung, die zugleich die Direktorin<br />

des dortigen Hong Kong Institute for Monetary Research ist. Mit ihr wurden<br />

dann auch zukünftige Vorträge und Gastaufenthalte von Prof. Wagner bei<br />

der HKMA vereinbart. Last but not least standen Gespräche mit verschiedenen<br />

Kolleginnen und Kollegen der drei Hongkonger Topuniversitäten auf dem Programm<br />

sowie auf Einladung ein Besuch an der Hong Kong University, die die älteste<br />

und renommierteste Universität dort ist.<br />

In San Francisco nahm Wagner an der Jahrestagung der American Economic Association<br />

teil. In Taipeh pflegte er den wissenschaftlichen Austausch mit Kollegen<br />

der National University of Taiwan.<br />

Mit Minister auf dem Podium<br />

Das 5. Forum Ressourceneffizienz Ostwestfalen-Lippe in Bielefeld beleuchtete<br />

die „Ressourceneffizienz in der Wertschöpfungskette“ aus der <strong>Perspektive</strong> von<br />

Politik, Industrie und Wissenschaft. Johannes Remmel, Minister für Klimaschutz,<br />

Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, berichtete<br />

über den Beitrag von Wertschöpfungsketten für mehr Ressourceneffizienz.<br />

Mit dem Weg dorthin befasste sich Prof. Dr. Thomas Volling, Lehrstuhl für BWL,<br />

insb. Produktion und Logistik, in seinem Vortrag „Die ressourceneffiziente Wertschöpfungskette<br />

– Evolution oder Revolution?“. Darüber hinaus nahm er an der<br />

abschließenden Podiumsdiskussion mit Minister Remmel teil. Die Veranstaltung<br />

wurde von der Effizienz-Agentur NRW gemeinsam mit der IHK Ostwestfalen zu<br />

Bielefeld und der IHK Lippe zu Detmold ausgerichtet.<br />

Habilitation<br />

Nachdem die schriftliche Habilitationsleistung von Dr. Andreas Haaker, Lehrstuhl<br />

für BWL, insb. Wirtschaftsprüfung, mit dem Thema „Entwicklungen in der<br />

Rechnungslegung“ angenommen wurde, konnte er sein Habilitationsverfahren<br />

erfolgreich abschließen. Er erhielt die Venia Legendi für das Fachgebiet „Rechnungswesen“.<br />

Seinen hochschulöffentlichen Vortrag hielt er zum Thema „Die<br />

vernachlässigten bilanzrechtstheoretischen<br />

Aspekte der Entsorgung von<br />

Kernkraftwerken“, die studiengangsbezogene<br />

Lehrveranstaltung zu „Muss<br />

ein nach HGB aktivierungsfähiges Entwicklungsprojekt<br />

die Vermögensgegenstandseigenschaft<br />

erfüllen?“.<br />

Promotionen<br />

Thomas Geyer. Schriftliche Arbeit:<br />

„Entwicklung und Evaluierung eines<br />

praxisbasierten Konzeptes zur Ableitung<br />

von Personalvermögenselementen<br />

in transparenten Produktionsprozessen.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Dr. Gerhard Ortner, Prof. Dr. Hermann<br />

Gehring.<br />

Philip Kerpen. Schriftliche Arbeit:<br />

„Anwendung und Ausgestaltung der<br />

DEA unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

– eine empiriegestützte<br />

Studie –”. Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr. Wilhelm Rödder, Prof. Dr. Andreas<br />

Kleine.<br />

Sascha Schmitz. Schriftliche Arbeit:<br />

„Wirtschaftskrisen und Rechnungslegung<br />

– Theoriegeleitete Implikationen<br />

stabilitätsorientierter Rechnungslegung<br />

unter besonderer Berücksichtigung<br />

der historischen Entwicklung –”.<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Gerrit<br />

Brösel, Prof. Dr. Dieter Schneeloch.<br />

Hannes Wilke. Schriftliche Arbeit:<br />

„Zur Bedeutung von Finanzanalysten<br />

auf entwickelten Kapitalmärkten.”<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Rainer<br />

Baule, Prof. Dr. Gerrit Brösel.<br />

Rechtswissenschaftliche Fakultält<br />

Fakultät für Mathematik und Informatik<br />

Foto: Dominik Keppel<br />

DMJV-Jahrestagung eröffnet<br />

Als Präsident der Deutsch-Mexikanischen Juristenvereinigung (DMJV) eröffnete<br />

Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe, Lehrstuhl für Bürgerliches<br />

Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung, die<br />

Jahrestagung im mexikanischen Konsulat in Frankfurt.<br />

Teilnehmer der DMJV-Jahrestagung. Prof. Karl August von Sachsen Gessaghe steht<br />

hinten, halb verdeckt, als 4. von rechts.<br />

Prof. Ulrich<br />

Eisenhardt<br />

mit den<br />

Studierenden<br />

in Kyoto<br />

Symposion und Intensivkurs in Kyoto zum Jubiläum<br />

Das Institut für Japanisches Recht an der FernUniversität in Hagen führte Ende<br />

2015 unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-Peter Marutschke zwei Veranstaltungen<br />

in Kyoto mit der dortigen Partneruniversität Doshisha durch: einen Intensivkurs<br />

zum Japanischen Recht für die Studierenden des Kurses „Japanisches<br />

Recht“ und ein rechtsvergleichendes Symposion mit dem Thema „Allgemeine<br />

Rechtsbegriffe und Gesetzgebung als Ausdruck der Rechtskultur in Europa<br />

und Asien“. Anlass für das Symposion war das Jubiläum „25 Jahre Japanisches<br />

Recht an der FernUniversität“.<br />

Das Symposion wurde von der Robert-<br />

Bosch-Stiftung gefördert. An dem in<br />

Zusammenarbeit zwischen der Fern-<br />

Universität und der Law School der<br />

Universität Doshisha in Kyoto veranstalteten<br />

Intensivkurs zum Japanischen<br />

Recht nahmen 23 Studierende<br />

aus Deutschland – meist aus<br />

dem Masterstudium – teil. Sie hatten<br />

auch die Gelegenheit, einen Eindruck<br />

von der praktischen Anwendung des<br />

Rechts in Japan zu erhalten. Einen<br />

besonderen Höhepunkt bildete der<br />

Vortrag von Prof. Shinyo, dem früheren<br />

japanischen Botschafter in Berlin,<br />

über Japans außenpolitische Strategie<br />

mit einem Einblick in die Kunst der Diplomatie.<br />

Die vielen Fragen und Diskussionsbeiträge<br />

der Teilnehmenden<br />

über zwei Wochen hinweg zeigten<br />

nicht nur ein großes Engagement für<br />

Japan, sie machten deutlich, dass sie<br />

aus dem Studienkurs viel über Japanisches<br />

Recht und Rechtsvergleichung<br />

gelernt haben und diese Kenntnisse<br />

anzuwenden wissen.<br />

Ein ausführlicher Bericht von Prof. Ulrich<br />

Eisenhardt zu dem Entstehen der<br />

Kooperation und zu den Veranstaltungen<br />

in Kyoto ist unter<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-ADF<br />

zu finden.<br />

Promotionen<br />

Jens Felix Müller. Schriftliche Arbeit:<br />

„Religiöse Kunst im Konflikt zwischen<br />

Urheberrecht und Sacheigentum<br />

– Unter besonderer Berücksichtigung<br />

von Kirchenbauten.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Sebastian Dr.<br />

Kubis, Prof. Dr. Barbara Völzmann-Stickelbrock.<br />

Armenischer Wissenschaftler zu Gast und Einladung nach Chile<br />

Prof. Dr. Hayk Asatryan von der Universität Eriwan, Armenien, arbeitete sechs<br />

Monate lang an der Fakultät mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen<br />

Austauschdienstes. Er forscht mit Prof. Dr. Werner Kirsch, Lehrgebiet Stochastik,<br />

über Probleme aus der Quantenmechanik ungeordneter Festkörper.<br />

Die Päpstliche Universität von Chile hat Prof. Kirsch zu einem zweiwöchigen<br />

Forschungs- und Lehraufenthalt eingeladen. Bei den Forschungsarbeiten mit<br />

seinen chilenischen Kollegen geht es um Fragen der Mathematischen Physik.<br />

Insbesondere mit Prof. Dr. Georgi Raikov verbindet ihn eine langjährige Forschungskooperation.<br />

In einem Vortrag wird Kirsch in Santiago über die Analyse<br />

von Wahlsystemen sprechen.<br />

KMO und LTEC <strong>2016</strong> erstmals in Deutschland<br />

Die 11. Konferenz „Knowledge Management in Organizations – The Changing<br />

Face of Knowledge Management Impacting Society” (KMO) und der 5.<br />

„Workshop on Learning Technologies in Cloud – The Changing Face of Education“<br />

(LTEC), finden vom 25. bis 28. Juli erstmals in Deutschland und an der<br />

FernUniversität statt. LTE-Program Chair der LTEC und KMO-Local Chair ist Birgit<br />

Feldmann Als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Lehrgebiet Kooperative<br />

Systeme (Prof. Dr. Prof. Jörg Haake) holte sie beide Konferenzen nach Hagen.<br />

www.kmo<strong>2016</strong>.com und www.ltec<strong>2016</strong>.com.<br />

Promotionen<br />

Renate Horbelt. Schriftliche Arbeit:<br />

„Lokale Aluminiumkontaktbildung<br />

bei Siliziumsolarzellen.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Reinhart<br />

Job, Prof. Dr. Giso Hahn.<br />

Jochen Kerdels. Schriftliche Arbeit:<br />

„A Computational Model of Grid<br />

Cells based on a Recursive Growing<br />

Neural Gas.” Erst-/Zweitgutachter/-<br />

in: Prof. Dr. Gabriele Peters, Prof. Dr.<br />

Laurenz Wiskott.<br />

Britt-Marie Meiners. Schriftliche Arbeit:<br />

„Einfluss von Aufdampf- und<br />

Sputterprozessen auf die Passivierungseigenschaft<br />

von amorphen Siliziumschichten<br />

für Heterosolarzellen.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Roland Schindler, Prof. Dr. Wolfgang<br />

Fahrner.<br />

Nico Potyka. „Solving Reasoning Problems<br />

for Probabilistic Conditional Logics<br />

with Consistent and Inconsistent<br />

Information.” Erst-/Zweitgutachter/-<br />

in: Prof. Dr. Christoph Beierle, Prof.<br />

Dr. Gabriele Kern-Isberner.<br />

Björn Werkmann. „MapCube: A<br />

Mobile Focus & Context Information<br />

Visualization Technique for Geographic<br />

Maps.” Erst-/Zweitgutachter/-in:<br />

Prof. Dr.-Ing. Matthias L. Hemmje,<br />

Prof. Dr. Dominic Heutelbeck.<br />

Guidong Zhang. Schriftliche Arbeit:<br />

„Impedance Networks Matching<br />

Mechanism and Design of Impedance<br />

Networks Converters.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: Apl. Prof. Dr. habil.<br />

Zhong Li, Prof. Bo Zhang.


Lehre<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 9<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Identifikation mit eigener Stadt<br />

Erleben berücksichtigen<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

„Engpass“ bei Seminaren entschärft<br />

Diese Typen unterscheiden sich nach<br />

positiver bzw. negativer Richtung,<br />

Art und Intensität der Identifikation,<br />

durch Alter, Familienstand, Bildung,<br />

Beruf u.a. „Bei einer ausschließlichen<br />

Fokussierung auf die verschiedenen<br />

Intensitätsgrade räumlicher<br />

Identifikation – wie die quantitativ<br />

ausgerichtete Forschung sie zumeist<br />

praktizierte – hätten diese nicht erkannt<br />

werden können“, erläutert<br />

Böing.<br />

Mit dem von ihm eingeführten Typus<br />

des „Nicht-Identifizierers“ konnte<br />

er Ursachen, Wirkungen und Zusammenhängen<br />

der Nicht-Identifikation<br />

nachgehen. Er nahm an, dass<br />

diese sich nicht als einfache Umkehrungen<br />

der Faktoren ableiten lassen,<br />

die räumliche Identifikation begünstigen.<br />

Auch dies wurde in der bisherigen<br />

Forschung kaum berücksichtigt.<br />

„Durch meine Erkenntnisse lässt<br />

sich empirisch begründet vermuten,<br />

dass eine Strategie, die keine Rücksicht<br />

auf Wahrnehmungen und Erleben<br />

nimmt, versagen oder sogar<br />

negative Effekte haben kann“, resümiert<br />

Böing.<br />

„Hagener Impuls“<br />

Ein Beispiel: Hagen war vor rund 100<br />

Jahren eines der wichtigsten Zentren<br />

einer künstlerischen Bewegung,<br />

die seit 1972 „Hagener Impuls“ genannt<br />

wird. Äußeres Zeichen war der<br />

Jugendstil. „Hagen heute als ‚hochkulturelle‘<br />

Stadt des Hagener Impulses<br />

zu positionieren, mag bei Regionalpatrioten<br />

und Nicht-Identifizierern<br />

Erfolg versprechen“, so Böing.<br />

Beim „Verwurzelten“ dürften die<br />

positiven Effekte weniger ausgeprägt<br />

sein. Weil „Kultur“ und „Identifikation“<br />

immer auch Prozesse der<br />

Auf- und Abwertung beinhalten,<br />

könnte die Identifikation der „Stadtteiler“<br />

sogar geschwächt werden.<br />

Dies schließt allerdings keinesfalls<br />

aus, den „Hagener Impuls“ als Besonderheit<br />

zu nutzen. „Ganz im Gegenteil<br />

handelt es sich hierbei um<br />

ein Alleinstellungsmerkmal, das unbedingt<br />

genutzt werden sollte“, betont<br />

Böing.<br />

„Stadt der FernUniversität“<br />

Böing befasste sich auch mit der<br />

Eigenwerbung Hagens als „Stadt<br />

der FernUniversität“: „Die Ortseingangsschilder<br />

mit diesem Zusatz<br />

sind sehr präsent und vermutlich<br />

sehr wirkungsvoll.“ Die FernUniversität<br />

wurde nicht von allen Interviewten,<br />

dafür aber typenunabhängig<br />

als Besonderheitsmerkmal der<br />

Stadt genannt, für Bewohnerinnen<br />

und Bewohner und Außenstehende<br />

gleichermaßen. Dies entspricht<br />

somit der Selbstsicht der Stadt und<br />

dürfte ihrer Wahrnehmung nicht<br />

entgegenstehen. Allerdings folgt<br />

hieraus nicht, dass Hagen als Universitätsstadt<br />

erlebt wird. Böing:<br />

„Die Verbindung von Stadt und Universität<br />

muss praktisch erfahrbarer<br />

werden – für alle Typen und Bevölkerungsgruppen!“<br />

Da<br />

i<br />

Der Faktor „Kultur“<br />

„Kultur“ hat sich in zweifacher<br />

Hinsicht als bedeutsam für das<br />

Verständnis der Prozesse räumlicher<br />

Identifikation erwiesen: Die<br />

kulturellen Aktivitäten und Haltungen<br />

der Befragten spiegeln die<br />

verschiedenen Formen der Identifikation<br />

besonders gut wider. Das<br />

Kulturangebot scheint ausschlaggebend<br />

für die Wahrnehmung der<br />

Stadt und die Bewertung ihrer Attraktivität<br />

zu sein.<br />

Hagen schrumpft<br />

Der Rückgang der Bevölkerung in<br />

Hagen ist besonders gravierend:<br />

von rund 230.000 Einwohnerinnen<br />

und Einwohnern Ende 1975<br />

über 186.000 Ende 2013 auf –<br />

nach eigener Prognose – 161.400<br />

im Jahre 2030.<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-09b<br />

Seminare spielen am Ende wirtschaftswissenschaftlicher<br />

Studiengänge<br />

an der FernUniversität in Hagen<br />

eine wichtige Rolle. Sie vermitteln<br />

Studierenden Rüstzeug für das<br />

wissenschaftliche Arbeiten in der<br />

Abschlussarbeit. Jedoch erwiesen sie<br />

sich bisher oft als „Engpass“.<br />

Dieses Problem konnte die Fakultät<br />

für Wirtschaftswissenschaft nun zur<br />

allseitigen Zufriedenheit entschärfen:<br />

Die Bewerberinnen und Bewerber<br />

um Seminarplätze werden durch<br />

ein neues zentrales Zuordnungssystem<br />

ausgesucht, das sie besser und<br />

schneller auf die Seminare verteilt.<br />

Und zwar so, dass viel weniger Plätze<br />

unbesetzt bleiben. Die Entwicklung<br />

dauerte insgesamt zweieinhalb<br />

Jahre, seit kurzem läuft das System<br />

in der endgültigen Fassung. Es<br />

stößt bei Studierenden, Prüfenden<br />

und im Prüfungsamt auf große Zustimmung.<br />

Initiiert wurde es von Prof. Dr. Andreas<br />

Kleine, Inhaber des Lehrstuhls<br />

für Betriebswirtschaftslehre, insb.<br />

Quantitative Methoden und Wirtschaftsmathematik.<br />

Im Jahr 2013<br />

begann er mit der Entwicklung eines<br />

neuen Systems. Mitstreitende<br />

fand er im Prüfungsamt der Fakultät<br />

und im Zentrum für Medien und<br />

IT (ZMI) der FernUniversität.<br />

Ausgangsüberlegungen waren,<br />

• die angebotenen Seminare optimal<br />

auszulasten,<br />

• die Auswahl der Teilnehmenden<br />

transparenter zu machen<br />

• und Wartesemester zu vermeiden.<br />

Es galt, das System stärker an den<br />

Interessen der Studierenden auszurichten,<br />

ohne die Lehrenden (noch)<br />

stärker zu belasten und ohne Angebotszahl<br />

und hohe Nachfrage zu<br />

ändern.<br />

Beim früheren System gaben die Studierenden<br />

im Zuge ihrer Online-Anmeldung<br />

Präferenzen für Seminare<br />

an. Die Prüfenden wählten die Studierenden<br />

mit Präferenz „eins“ für<br />

ihr Seminar aus und vergaben noch<br />

vorhandene Plätze an Studierende<br />

mit der Präferenz „zwei“. Solange,<br />

bis es keine freien Plätze mehr gab<br />

oder die Nachfrage befriedigt war.<br />

Manche Seminare wurden mehrfach<br />

„überbucht“, andere bei weitem<br />

nicht ausgelastet.<br />

Im Sommersemester 2015 zum Beispiel<br />

gab es 731 Seminarplätze und<br />

730 Anmeldungen. Nach dem alten<br />

System wären 132 Plätze frei geblieben,<br />

gleichzeitig wären 131 Studierende<br />

– 18 Prozent – nicht zum Zuge<br />

gekommen.<br />

Da das neue System angewandt<br />

wurde, erhielten nur 32 Studierende<br />

– 4 Prozent, alle mit Priorität „drei“<br />

– keinen Seminarplatz. Im alten Vergabeverfahren<br />

hätten 38 Studierende<br />

mit der Priorität „eins“, 46 mit<br />

„zwei“ und 47 mit „drei“ keinen<br />

Platz bekommen. Durch das neue<br />

Verfahren konnten fast 100 Studierende<br />

einen Seminarplatz zusätzlich<br />

erhalten.<br />

Mit dem neuen System kann also ein<br />

Maximum am Studierenden einen<br />

Platz in einem Seminar mit der Präferenz<br />

„eins“ erhalten, ebenso können<br />

fast alle Plätze belegt werden.<br />

Die Studierenden erfüllten fast alle<br />

die notwendigen Voraussetzungen.<br />

Auch das Ziel, möglichst alle Studierenden<br />

mit hoher Vergabe-Priorität<br />

zu bedienen, ist realistisch.<br />

Die Vergabepriorität „eins“ bekommt,<br />

wer schnell studiert und<br />

weit vorangekommen ist, also in der<br />

Regelstudienzeit kurz vor dem Abschluss<br />

steht. Dies gilt beispielsweise<br />

für Bachelor-Studierende im achten<br />

Semester, die mindestens 14 Module<br />

studiert haben. Die Stufe „zwei“<br />

erhält, wer weit ist, aber eher langsam<br />

vorankommt. Für alle anderen<br />

gilt die dritte Stufe.<br />

„Die Bewerberinnen und Bewerber<br />

erhalten schon etwa eine Woche<br />

nach Bewerbungsschluss ihren Bescheid“,<br />

freut sich Dr. Jens Wehrmann.<br />

Der Leiter des Prüfungsamtes<br />

Wirtschaftswissenschaft weiter:<br />

„Früher konnte das bis zu sechs Wochen<br />

dauern.“<br />

Abschlussqualität unverändert<br />

„Das bisherige Verfahren hatte vor<br />

allem die Studierenden mit der ersten<br />

Präferenz im Blick, das neue<br />

berücksichtigt insbesondere auch<br />

den Studienfortschritt. Viele Studierende<br />

können nun schneller zum<br />

Abschluss kommen“, nennt Prof.<br />

Kleine einen ganz zentralen Vorteil.<br />

„Dabei wird die wissenschaftliche<br />

Qualität der Abschlüsse ja nicht angetastet.<br />

Wir führen nur zusätzlich<br />

zu den hervorragenden Studierenden<br />

weitere zu einem früheren Abschluss.“<br />

Jens Wehrmann ergänzt:<br />

„Die Änderungen finden im Vorfeld<br />

der Seminarprüfung statt, bei<br />

den Prüfungsleistungen ändert sich<br />

nichts. Da sind alle weiterhin auf sich<br />

selbst gestellt.“<br />

Da<br />

Weitere Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-09b<br />

Kooperation mit dem BIBB<br />

Gemeinsame Präsenz-Lehrveranstaltung<br />

Die erste von mehreren gemeinsamen<br />

Lehrveranstaltungen des Lehrgebietes<br />

Lebenslanges Lernen (Prof.<br />

Dr. Uwe Elsholz), die die FernUniversität<br />

in Hagen und das Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB) im Juni<br />

2015 vereinbart hatten, fand jetzt<br />

statt. Prof. Elsholz und seine Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin Ariane<br />

Neu gestalteten mit den BIBB-<br />

Mitarbeiterinnen (und FernUni-Absolventinnen)<br />

Dr. Monika Hackel<br />

Prof. Andreas Kleine mit dem „Linearen gewichteten Goal-Programming-Modell“<br />

für die Zuordnung der Studierenden<br />

und Gabriele Jordanski die zweitägige<br />

Präsenzveranstaltung im Rahmen<br />

des Moduls 1C „Bildung, Arbeit<br />

und Beruf“ des Bachelor of Arts<br />

Bildungswissenschaft.<br />

In einer Gruppenarbeit setzten sich<br />

die mehr als 30 Studierenden intensiv<br />

mit den Strukturen des dualen<br />

Systems sowie mit der Rolle der<br />

Sozialpartner für den Entstehungsprozess<br />

der Ausbildungsordnungen<br />

auseinander. Sie diskutierten mit<br />

Lehrbeauftragten des BIBB über die<br />

Funktion von Berufen in der deutschen<br />

Gesellschaft und die Chancen,<br />

die die durchlässige Gestaltung<br />

des Bildungssystems bietet.<br />

Die Veranstaltung ging am nächsten<br />

Tag im FernUni-Regionalzentrum<br />

Bonn mit Fragen zur theoretischen<br />

Einordnung und Hinweisen<br />

zur Modulprüfung weiter. Proe


Lehre<br />

Seite 10<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Foto: VLADGRIN<br />

Neuer Master „Soziologie“<br />

Multipolare Welt verstehen und gestalten<br />

„Der Bedarf ist da. Nun können<br />

wir ihn decken!“, freut sich Prof.<br />

Dr. Uwe Vormbusch über den neuen<br />

soziologischen Master-Studiengang<br />

der FernUniversität in Hagen.<br />

Der vom Hagener Institut für Soziologie<br />

entwickelte konsekutive Studiengang<br />

„Soziologie – Zugänge<br />

zur Gegenwartsgesellschaft“ kann<br />

ab dem Wintersemester <strong>2016</strong>/17<br />

studiert werden. Bewerben können<br />

sich Interessierte vom 1. Juni<br />

bis 31. Juli.<br />

Ziel des neuen Masterstudiengangs<br />

ist es, den Fernstudierenden unterschiedliche<br />

theoretische <strong>Perspektive</strong>n<br />

auf die Gesellschaft zu vermitteln,<br />

damit sie ihr soziologisches<br />

Wissen in ihrer beruflichen Praxis<br />

auf die verschiedensten Gegebenheiten<br />

anwenden zu können.<br />

Letztendlich sollen die Absolventinnen<br />

und Absolventen die unterschiedlichsten<br />

Prozesse in einer<br />

„multipolaren Welt“ besser verstehen<br />

können, indem sie das Gelernte<br />

auf die verschiedensten Kontexte<br />

übertragen, Eigenarten verstehen<br />

und Schlüsse zu ziehen.<br />

Angesicht der Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten<br />

von Sozialwissenschaftlerinnen<br />

und Sozialwissenschaftlern<br />

wundert es Vormbusch<br />

nicht, dass sie auf dem Arbeitsmarkt<br />

sehr gute Chancen haben.<br />

„Das liegt nicht zuletzt an ihrem<br />

sehr breiten universitären Wissen.<br />

Mit unserem neuen Angebot sind<br />

wir – im Hinblick auf die vielfältigen<br />

beruflichen Tätigkeitsfelder –<br />

sehr breit aufgestellt“, betont Uwe<br />

Vormbusch. „Es kann ebenso der<br />

Einstieg in eine wissenschaftliche<br />

Karriere sein wie Türöffner zu wissenschaftsanalytischen<br />

Aufgaben<br />

in großen Unternehmen und Organisationen,<br />

Verbänden und Gewerkschaften,<br />

Werbung und Medien<br />

oder Beratung.“<br />

Die Gesellschaft verlangt heute,<br />

Probleme und Gegebenheiten aus<br />

verschiedenen <strong>Perspektive</strong>n analytisch<br />

bis zu den Wurzeln zu durchdringen<br />

und ganzheitlich zu betrachten.<br />

Krisen und krisenhafte<br />

Entwicklungen bieten zahlreiche<br />

Ansätze für Untersuchungen. Theorie<br />

und Praxis sind daher in dem<br />

Beruflich Qualifizierte<br />

Brückenschlag zwischen Praxis und Studium<br />

Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein.<br />

Mit diesen Stärken starten<br />

Studierende, die keine klassische<br />

Hochschulzugangsberechtigung haben,<br />

ins Studium. Einbringen können<br />

sie ihre Kompetenzen bisher jedoch<br />

noch nicht. So lautet ein Fazit<br />

aus dem Projekt „Ein fakultätsübergreifendes<br />

Konzept für die Studieneingangsphase<br />

Beruflich Qualifizierter<br />

(BQ)“ an der FernUniversität<br />

in Hagen.<br />

Prof. Dr. Uwe Elsholz vom Lehrgebiet<br />

Lebenslanges Lernen leitet das<br />

Projekt, an dem sich alle vier Fakultäten<br />

beteiligen: Kultur- und Sozialwissenschaften,<br />

Mathematik und<br />

Informatik, Wirtschaftswissenschaft<br />

Zunächst müssen die Studierenden zwei Einführungsmodule absolvieren.<br />

sowie die Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät. „Studien zeigen, dass insbesondere<br />

die Dauer und die Relevanz<br />

der beruflichen Vorerfahrung<br />

Einfluss auf den Studienerfolg haben“,<br />

so Prof. Elsholz. „Die Möglichkeiten,<br />

diese Erfahrungen tatsächlich<br />

ins Studium einzubringen,<br />

beeinflussen den Studienerfolg positiv.“<br />

An dieser Stelle gilt es nachzubessern.<br />

Konkrete Maßnahmen<br />

Nach der ersten Phase einer Datenerhebung<br />

liegen nun konkrete Konzepte<br />

für Beruflich Qualifizierte vor.<br />

In der Fakultät Mathematik und Informatik<br />

etwa soll ein Brückenkurs<br />

konzipiert werden, der auf mathematisches<br />

Hochschulwissen vorbereitet.<br />

Die Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät richtet Kurse für juristisches<br />

Schreiben im Gutachterstil ein. „Den<br />

beruflich qualifizierten Studierenden<br />

fehlen vor allem Fähigkeiten, die<br />

man für einen strukturierten Umgang<br />

mit Texten benötigt – und der<br />

in der gymnasialen Oberstufe vermittelt<br />

wird“, so ein weiteres Fazit.<br />

In Wirtschaftswissenschaft zeigt<br />

sich, dass sich beruflich und traditionell<br />

Qualifizierte nicht wesentlich<br />

in ihren Bedürfnissen an Unterstützung<br />

unterscheiden. Das gilt auch<br />

für den im Projekt analysierten Studiengang<br />

Bildungswissenschaft. „In<br />

beiden Fällen sollen Angebote ausgebaut<br />

werden, von denen alle Studierendengruppen<br />

profitieren“, beschreibt<br />

Elsholz. Konkret sind in der<br />

Bildungswissenschaft digitale Formate<br />

wie Lernvideos, Tutorials und<br />

die Erweiterung der Schreibwerkstatt<br />

zu einer Studierwerkstatt bereits<br />

in der Umsetzung. Auch hier<br />

geht es darum, den Weg zu wissenschaftlichem<br />

Arbeiten und Denken<br />

gezielt zu unterstützen und nicht<br />

dem Zufall zu überlassen – gerade<br />

für Beruflich Qualifizierte ist daher<br />

ein solches Angebot notwendig.<br />

neuen Studium eng verwoben. So<br />

mangelt es nach den Beobachtungen<br />

von Prof. Uwe Vormbusch und<br />

seinen Kolleginnen und Kollegen im<br />

Institut für Soziologie der FernUniversität<br />

keineswegs an Interessierten<br />

für das neue Angebot: „Wir erhalten<br />

immer wieder Anfragen, ob<br />

die FernUniversität einen Master<br />

Soziologie anbietet, vor allem von<br />

Studierenden und Absolventinnen<br />

und Absolventen unserer Bachelorof-Arts-Studiengänge.<br />

Ebenso wollen<br />

zahlreiche Externe, die erst nach<br />

dem Bachelorabschluss berufstätig<br />

wurden, die Vorteile des universitären<br />

Fernstudiums nutzen.“<br />

Zwei Einführungsmodule<br />

Zunächst müssen die Studierenden<br />

zwei Einführungsmodule absolvieren.<br />

Da die Diversität der Fern-<br />

Uni-Studentinnen und -Studenten<br />

besonders groß ist, sollen sie so<br />

beim Einstieg in die anschließenden<br />

Hauptmodule über möglichst<br />

gleiche Fertigkeiten verfügen. Da<br />

Ausführliche Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-10a<br />

Didaktische Leitlinien<br />

entwickeln<br />

Parallel dazu entwickeln Elsholz und<br />

sein Team fächerübergreifende didaktische<br />

Leitlinien, von denen auch<br />

andere Universitäten profitieren<br />

können – wie „Selbstwirksamkeit<br />

erhöhen“. „Beruflich Qualifizierte<br />

fühlen sich häufig schlechter vorbereitet<br />

auf ein Studium als ihre Kommilitoninnen<br />

und Kommilitonen mit<br />

traditioneller Hochschulzugangsberechtigung.<br />

Daher können wir sie<br />

am besten unterstützen, wenn wir<br />

die beruflich qualifizierten Studierenden<br />

in ihrer Studienentscheidung<br />

bestärken“, so Denise Brückner, die<br />

das Projekt wissenschaftlich begleitet.<br />

„Hierfür können beispielsweise<br />

zunächst einfachere Aufgaben<br />

dienen, an denen aber bestimmte<br />

Prinzipien wie etwa die Beweisführung<br />

in der Mathematik verdeutlicht<br />

werden.“ Oder: Mit Projektarbeiten<br />

und der Einführung heterogener<br />

Lerngruppen könne man an den<br />

Kompetenzen Teamgeist und Verantwortungsbewusstsein<br />

ansetzen.<br />

Die Leitlinien werden aufgrund der<br />

Erfahrungen der Projektteilnehmenden<br />

evaluiert und bei Bedarf entsprechend<br />

justiert.<br />

Stand der Forschung<br />

Im Rahmen der wissenschaftlichen<br />

Analyse hat Uwe Elsholz die<br />

Zwischenergebnisse aus dem Projekt<br />

zusammengefasst und Beiträge<br />

weiterer Autorinnen und Autoren<br />

ergänzt. Herausgekommen ist<br />

ein Sammelband, der über aktuelle<br />

Studien informiert, den Forschungsstand<br />

präsentiert und Biografien von<br />

Studierenden auf dem Dritten Bildungsweg<br />

nachzeichnet. Herausforderungen<br />

in bildungspolitischer, in<br />

didaktisch-curricularer und theoretischer<br />

Hinsicht werden ebenso beschrieben<br />

wie offene Forschungsund<br />

Entwicklungsfragen. „Nicht nur<br />

die Hochschulen sind gefragt, es<br />

wandelt sich derzeit das gesamte<br />

tradierte deutsche Bildungssystem“,<br />

so Elsholz.<br />

aw<br />

Uwe Elsholz (Hg.), Beruflich<br />

Qualifizierte im Studium – Analysen<br />

und Konzepte zum Dritten<br />

Bildungsweg, Bertelsmann-Verlag,<br />

kostenloser Download:<br />

https://www.wbv.de/openaccess<br />

Mut machen<br />

für Studium<br />

Das Fernstudium eignet sich besonders<br />

für Studierende, die aufgrund<br />

ihrer Behinderung oder chronischen<br />

Erkrankung nur eingeschränkt studieren<br />

können und auf besondere<br />

Studienbedingungen angewiesen<br />

sind. Hier bietet die FernUniversität<br />

in Hagen eine Reihe von Hilfestellungen<br />

an, die etwa besondere<br />

Prüfungsbedingungen und Unterstützung<br />

bei Präsenzaufenthalten<br />

einschließen.<br />

Die Hochschulbeauftragte für chronisch<br />

kranke und behinderte Studierende,<br />

Claudia Imhof, stellt diese<br />

Angebote erstmalig gebündelt auf<br />

einer Präsenzveranstaltung im Regionalzentrum<br />

Bonn vor. „Ich möchte<br />

vor allem Studieninteressierten<br />

und auch bereits Studierenden Mut<br />

zum Fernstudium machen. Denn<br />

viele Bedenken lassen sich bereits<br />

im Vorfeld ausräumen“, sagt Imhof.<br />

Wer mit einer Gehbehinderung<br />

studieren möchte, kann etwa Klausuren<br />

in einem Regionalzentrum<br />

schreiben statt am regulären Klausurort.<br />

Für sehbehinderte Studierende<br />

setzt die FernUniversität ihre<br />

Studienmaterialien unter anderem<br />

in Brailleschrift um, auch für hörgeschädigte<br />

Studierende gibt es spezielle<br />

Angebote. „Außerdem möchte<br />

ich die Studierenden anregen, sich<br />

untereinander auszutauschen und<br />

zu vernetzen“, ergänzt Imhof, die<br />

das Beratungsangebot vor Ort gern<br />

fest etablieren möchte. aw<br />

Ausführliche Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-10b<br />

Impressum<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen und<br />

Freunde der FernUniversität<br />

Auflage 85.000<br />

ISSN 1610-5494<br />

Herausgeber<br />

Die Rektorin der FernUniversität in Hagen,<br />

Prof. Dr. Ada Pellert,<br />

und die Gesellschaft<br />

der Freunde der FernUniversität e. V.<br />

Redaktion<br />

Dez. 7 – Hochschulstrategie und<br />

Kommunikation<br />

Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />

Gerd Dapprich (Da)<br />

Oliver Baentsch (bae)<br />

Anja Wetter (aw)<br />

Carolin Annemüller (can)<br />

Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />

Tel. 02331 987-2422, -2413<br />

Fax 02331 987-2763<br />

E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />

http://www.fernuni-hagen.de<br />

Fotos<br />

Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />

Anja Wetter, Archiv der FernUniversität, Thinkstock,<br />

VLADGRIN, Sascha Klahn/DHB, Stefan<br />

Schmidt, Dr. Patric Albrecht, Thomas Mohn<br />

Layout und Gestaltung<br />

Dezernat 5.2, Gabriele Gruchot<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong> erscheint viermal jährlich.<br />

Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe<br />

ist der 6. Mai <strong>2016</strong>.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 11<br />

EDELNet<br />

Graduate School gestartet<br />

„Erste Juristische Prüfung“<br />

Neue Wege in der Juristenausbildung<br />

Mit dem ersten Doctorate Seminar ist die Graduate School von EDELNet (European<br />

Distance Education in Law Network) erfolgreich gestartet. Die Graduate<br />

School ist Teil der strategischen Partnerschaft der rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultäten der FernUniversität in Hagen, der niederländischen Open<br />

Universiteit und der spanischen UNED.<br />

In der EDELNet Graduate School werden Doktorandinnen und Doktoranden<br />

der beteiligten Fakultäten in eine internationale Forschergemeinschaft eingeführt,<br />

erhalten die Möglichkeit, ihre Methodenkenntnisse aufzubauen und zu<br />

schärfen und können auf vielfältige Beratungsmöglichkeiten zurückgreifen.<br />

Die EDELNet Graduate School bringt im Rahmen dieser Partnerschaft die Internationalisierung<br />

der Ausbildung von Doktorandinnen und Doktoranden<br />

voran und schafft ein exzellentes organisatorisches Umfeld, um die rechtswissenschaftliche<br />

Forschung und Nachwuchsförderung voranzubringen.<br />

Zielgruppe der EDELNet Graduate School sind Doktorandinnen und Doktoranden<br />

der beteiligten Fakultäten, die in ihren Dissertationen entweder ein<br />

Thema mit einem internationalen Bezug bearbeiten oder bereits während ihrer<br />

Promotionsphase ein internationales Netzwerk aufbauen wollen. Die erste<br />

Veranstaltung wurde über das PROMOS-Programm gefördert.<br />

An der Auftaktveranstaltung nahmen unter anderem Fabian Lütz, Andreas<br />

Pinheiro und Habib Qureischie teil, die derzeit an der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät der FernUniversität promovieren. Prof. Dr. Andreas Haratsch<br />

und Prof. Dr. Karl August Prinz von Sachsen Gessaphe waren als Betreuer der<br />

Promotionen und als Lehrende in Madrid vertreten. Insgesamt zehn Promotionsstudierende<br />

der drei Partner nutzten das erste Doctorate Seminar, um<br />

ihre Projekte vorzustellen und gemeinsam über Ergebnisse und Methoden<br />

zu diskutieren. Ergänzt wurde das Programm durch Impulsvorträge zu Methoden<br />

internationaler rechtswissenschaftlicher Forschung.<br />

Kommende Aktivitäten im Bereich der internationalen Doktorandenförderung<br />

der EDELNet-Partner werden über das ERASMUS+ Programm der EU<br />

gefördert.<br />

Martin von Hadel<br />

Richter, Staats- oder Rechtsanwalt<br />

zu sein ist für viele ein erstrebenswertes<br />

Ziel. Auch Berufstätige<br />

mit juristischer Ausbildung oder<br />

Kenntnissen möchten häufig die<br />

Voraussetzung hierfür, „die Befähigung<br />

zum Richteramt“, erlangen.<br />

Der Weg hierzu führt über<br />

die Erste Juristische Prüfung (das<br />

„Erste Staatsexamen“). Studierenden<br />

und Absolventinnen und Absolventen<br />

öffnet die FernUniversität<br />

in Hagen jetzt den Fernstudienweg<br />

hierzu.<br />

Die neue Abschlussoption steht neben<br />

ihrem Studiengang Bachelor<br />

of Laws, in dem die Rechtwissenschaftliche<br />

Fakultät mit großem Erfolg<br />

Juristen mit wirtschaftsrechtlicher<br />

Ausrichtung ausbildet. Die Bestandteile,<br />

die diesem etablierten<br />

Angebot im Vergleich zum klassischen<br />

Jurastudium fehlen, vermittelt<br />

nun der neue Fernstudiengang<br />

„Erste Juristische Prüfung“ (EJP),<br />

der mit dem Bachelor of Laws verzahnt<br />

ist. Angesprochen werden<br />

auch Interessierte mit vergleichbarer<br />

Ausbildung an anderen Universitäten.<br />

Der Studiengang startet<br />

mit dem Wintersemester <strong>2016</strong>/17<br />

am 1. Oktober. Die Einschreibung<br />

ist vom 1. Juni bis 31. Juli möglich.<br />

Juristische Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

verfolgen üblicherweise<br />

ein anderes Abschlussziel und eröffnen<br />

regelmäßig nicht den Weg<br />

zur Ersten Juristischen Prüfung. Daher<br />

hat die FernUni ein innovatives<br />

Modell entwickelt, um für ihren Studierenden<br />

und Absolventinnen und<br />

Absolventen des Bachelor of Laws<br />

ein Weiterstudium bis zum Ablegen<br />

der universitären Schwerpunktbereichsprüfung<br />

zu ermöglichen.<br />

Interessierte können sich während<br />

des oder nach dem Bachelorstudium<br />

entscheiden, ob sie auch die<br />

Erste Juristische Prüfung in Angriff<br />

nehmen wollen. Nach der Bachelor-<br />

Prüfung müssen zunächst drei Ergänzungsmodule<br />

studiert werden,<br />

um die Inhalte abzudecken, die<br />

im Vergleich zum klassischen Jurastudium<br />

fehlen. Mit diesen Ergänzungsmodulen<br />

werden einige Bachelormodule<br />

kombiniert und ergeben<br />

so die Zwischenprüfung. Im<br />

Anschluss müssen die Studierenden<br />

noch Vertiefungsmodule studieren<br />

und ihren gewählten Schwerpunktbereich<br />

abschließen.<br />

Durch die Verzahnung kommen die<br />

wirtschaftswissenschaftlichen Anteile,<br />

die charakteristisch sind für<br />

das innovative Hagener Bachelorstudium,<br />

auch den EJP-Studierenden<br />

zugute: Denn auch in Hagen<br />

ausgebildete Volljuristen sollten die<br />

ökonomischen Auswirkungen ihres<br />

Handelns abschätzen können.<br />

Für eine fundierte Examensvorbereitung<br />

wird die Fakultät entsprechende<br />

Vorbereitungsmodule und<br />

einen Klausurenkurs anbieten. Da<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-EJP<br />

Leute<br />

Prof. Cathleen Grunert<br />

Kindheits- und Jugendforschung für die Bundesregierung<br />

Marburg oder Hagen? Prof. Dr.<br />

Cathleen Grunert hatte die Wahl.<br />

„Ich habe mich bewusst für die<br />

Professur an der FernUniversität<br />

entschieden“, sagt die neue Leiterin<br />

des Lehrgebiets<br />

Allgemeine<br />

Bildungswissenschaft.<br />

„Die zeitliche<br />

und räumliche<br />

Flexibilität<br />

und die Möglichkeit,<br />

auch während des Semesters<br />

zu forschen, haben den Ausschlag<br />

gegeben.“<br />

„Es geht um die Situation von Kindern und Jugendlichen<br />

in Deutschland – im Spannungsfeld von Freiräumen,<br />

Familie, Ganztagsschule und virtuellen Welten.“<br />

Erziehungswissenschaft im<br />

Bologna-Prozess<br />

Die Freiräume an der FernUniversität<br />

in Hagen nutzt sie für ihr von<br />

der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />

gefördertes Projekt „Erziehungswissenschaft<br />

im Bologna-Prozess“,<br />

das sie mitgebracht hat. Flexibel<br />

muss Cathleen Grunert auch<br />

im Auftrag der Bundesregierung<br />

sein. Als Sachverständige ist sie intensiv<br />

in die Erstellung des 15. Kinder-<br />

und Jugendberichts eingebunden.<br />

Zudem schafft sie sich als Mutter<br />

eines neunjährigen Sohnes Freiräume<br />

für ihre in Halle an der Saale<br />

lebende Familie.<br />

Dort liegen auch die Wurzeln ihrer<br />

wissenschaftlichen Karriere. An der<br />

Universität Halle-Wittenberg hat<br />

Cathleen Grunert studiert, promoviert<br />

und sich habilitiert. Dort hat<br />

Prof. Cathleen<br />

Grunert (2.v.re.)<br />

baut derzeit ihr<br />

Team auf (v.li.):<br />

Anneke Bruning,<br />

Karen Vois und<br />

Katja Ludwig.<br />

sie sich einen Namen als Expertin<br />

in der Kindheits- und Jugendforschung<br />

erarbeitet. Ihre Sicht bringt<br />

sie nun in den 15. Kinder- und Jugendbericht<br />

ein, der im <strong>Frühjahr</strong><br />

<strong>2016</strong> der Bundesregierung<br />

vorgelegt<br />

wird. „Dieser<br />

befasst sich mit der<br />

Situation von Kindern<br />

und Jugendlichen<br />

in Deutschland<br />

– im Spannungsfeld von Freiräumen,<br />

Familie, Ganztagsschule<br />

und virtuellen Welten“, erklärt sie.<br />

Prof. Cathleen Grunert<br />

Prof. Cathleen Grunert<br />

Viele Ideen für die Lehre<br />

Auch an der FernUniversität soll die<br />

Kindheits- und Jugendforschung in<br />

der Bildungswissenschaft künftig<br />

stärker Berücksichtigung finden.<br />

Cathleen Grunert will dazu einen<br />

Wahlbereich im Bachelor-Studiengang<br />

aufbauen. Zudem betreut sie<br />

zukünftig das Modul „Einführung<br />

in die Allgemeine Bildungswissenschaft“<br />

und bietet im Master ebenfalls<br />

ein Wahlmodul an, möglicherweise<br />

zum Thema „Bildungsbiographien<br />

in medialen Kontexten“. „Die<br />

Lehre hat natürlich Priorität. Wir haben<br />

schon viele Ideen, die wir umsetzen<br />

möchten“, kündigt sie an.<br />

Heterogenes Feld<br />

Wie sich die Disziplin insgesamt<br />

entwickelt, lotet Grunert in ihrem<br />

Projekt „Erziehungswissenschaft im<br />

Bologna-Prozess“ aus. Erfasst werden<br />

bundesweit alle 62 Standorte,<br />

an denen Erziehungswissenschaft<br />

als Hauptfach angeboten wird.<br />

„Das Feld ist breit und wird zunehmend<br />

heterogener. Das spiegelt sich<br />

bereits in der unterschiedlichen Bezeichnung<br />

der Studiengänge wider<br />

– von der Erziehungswissenschaft<br />

über Bildungswissenschaft<br />

bis zur Pädagogik. Hinzu kommt<br />

ein wachsendes Feld an stark spezialisierten<br />

Studiengängen“, fasst<br />

Grunert zusammen, die das Projekt<br />

gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin<br />

Katja Ludwig stemmt. Demnach<br />

gibt es verschiedene Typen von<br />

Studiengängen, die sich nach ihrer<br />

Kombination von Grundlagen-, Forschungs-<br />

und Spezialisierungsanteilen<br />

unterscheiden. „Nehmen wir<br />

das Beispiel Hagen: Der Bachelor ist<br />

forschungsbezogen und weist hohe<br />

Grundlagenanteile auf. Der Master<br />

ist dagegen stark spezialisiert“, richtet<br />

Grunert den Blick auf die Fern-<br />

Universität.<br />

Wie sich Schwerpunkte entwickeln<br />

und welche <strong>Perspektive</strong>n sich für die<br />

Disziplin abzeichnen, sind zentrale<br />

Fragen des Projekts. Daran anknüpfen<br />

könnte später eine bundesweite<br />

Absolventenstudie zu beruflichen<br />

<strong>Perspektive</strong>n der Studierenden mit<br />

dem Hauptfach Erziehungswissenschaft.<br />

Ein Thema, das Cathleen<br />

Grunert am Herzen liegt, für das<br />

sie aber erst wieder neue Freiräume<br />

schaffen muss.<br />

can


Leute<br />

Seite 12<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Prof. Robert Gaschler<br />

Eine steile Lernkurve – was das ist und ob man das gern hätte<br />

Die ersten Online-Vorlesungen sind<br />

aufgezeichnet, viele Bachelor-Arbeiten<br />

korrigiert. Prof. Dr. Robert<br />

Gaschler kommt gerade von einer<br />

Präsenzveranstaltung zur Psychologie<br />

der Wissenschaft auf dem Campus.<br />

Der Leiter des Lehrgebiets Allgemeine<br />

Psychologie – Lernen, Motivation,<br />

Emotion ist an der Fern-<br />

Universität in Hagen angekommen.<br />

Prof. Robert Gaschler<br />

„Ich freue mich sehr, dass ich hier<br />

arbeiten darf. Wir haben tolle Bedingungen<br />

und sehr gute Studierende<br />

und damit sehr viele, aber<br />

meist auch sehr gute Bachelor-Arbeiten“,<br />

sagte er bei seiner Antrittsvorlesung.<br />

„Ich bin bereit für die steile Lernkurve.“<br />

Robert Gaschler trägt keins<br />

der angesagten T-Shirts mit diesem<br />

Aufdruck, die man im Netz bestellen<br />

kann. Den etwas skurrilen Titel<br />

„Eine steile Lernkurve – was<br />

das ist und ob man das gern hätte“<br />

hat er sich für seine Antrittsvorlesung<br />

aber nicht verkniffen und<br />

damit die Hochschulöffentlichkeit<br />

neugierig gemacht auf den Teilbereich<br />

„Lernen“ seines Lehrgebiets.<br />

Quantitative Vorhersage<br />

Was man aus seinem unterhaltsamen<br />

Vortrag zum Verlauf von<br />

Lernkurven mitnimmt: Lernen lässt<br />

sich quantitativ vorhersagen. Selbst<br />

kleine Unterschiede, wie Lernkurven<br />

gebogen sind, können spannend<br />

sein. Denn dahinter stehen<br />

unterschiedliche Theorien, was und<br />

wie gelernt wird. Zum Beispiel ist<br />

es strittig, ob bei jeder Bearbeitung<br />

einer Kopfrechenaufgabe die<br />

Aufgabe und das Ergebnis in einer<br />

neuen Spur im Gedächtnis abspeichert<br />

werden (so dass sich mit<br />

Übung derselben Aufgabe immer<br />

mehr Spuren im Gedächtnis ansammeln)<br />

oder ob es<br />

für jede Aufgabe einen<br />

Gedächtniseintrag<br />

gibt, der durch<br />

Wiederholung stärker<br />

wird.<br />

Interessant ist auch das Lerntempo.<br />

Wenn zu schnell gelernt wird,<br />

kann das Entdecken von besonders<br />

cleveren Lösungswegen verpasst<br />

werden. Um diese zu entdecken,<br />

muss man weiter probieren<br />

und darf nicht bei der erstbesten<br />

Lösung hängen bleiben. Eine steile<br />

Lernkurve, also dass bei der ersten<br />

Beschäftigung mit dem Material viel<br />

mehr dazu gelernt wird als in der<br />

zweiten oder dritten Bearbeitungsrunde,<br />

kann demotivierend sein.<br />

Warum sollen sich Lernende weiter<br />

anstrengen, wenn doch pro Runde<br />

immer weniger dazu kommt?<br />

Gleich viel dazu lernen<br />

Aktuelle Forschung macht deutlich,<br />

dass in gewisser Weise in jeder<br />

Runde doch gleich viel dazu<br />

gelernt werden kann: nämlich der<br />

gleiche Prozentsatz von dem, was<br />

in der Vorrunde noch nicht gelernt<br />

worden ist. Beispielsweise könnten<br />

beim ersten Durcharbeiten einer<br />

„Wir haben tolle Bedingungen und sehr gute Studierende.“<br />

Prof. Robert Gaschler<br />

Liste mit 100 Vokabeln 40 Prozent<br />

(= 40 Vokabeln) gelernt werden.<br />

Beim zweiten Durchgang könnten<br />

wiederum 40 Prozent dazu gelernt<br />

werden – von dem, was noch zum<br />

Lernen übrig bleibt, also 40 Prozent<br />

von den 60 noch übrig gebliebenen<br />

Vokabeln.<br />

Für Grundlagen- und Psychologiedidaktische<br />

Forschung ergeben sich<br />

bei der Beschäftigung mit Lernkurven<br />

zwei zentrale Herausforderungen.<br />

Die auf Mittelwerten beruhenden<br />

kontinuierlichen Kurven suggerieren<br />

oft ein falsches Bild von<br />

der (oft sprunghaften) Dynamik im<br />

Einzelfall. Während beispielsweise<br />

viele Kinder beim Kopfrechnen<br />

plötzlich eine Vereinfachungsstrategie<br />

lernen und anwenden, würde<br />

die Mittelwertkurve der Schulklasse<br />

nahelegen, dass kontinuierlich<br />

dazu gelernt wird. Die zweite<br />

Herausforderung: Man kann sich<br />

nicht sicher darauf verlassen, dass<br />

Lernen im Verhalten<br />

sichtbar und<br />

messbar wird. Oft<br />

entscheiden sich<br />

Menschen dagegen,<br />

anzuwenden<br />

was sie gelernt<br />

haben – vorausgesetzt, dass<br />

ihnen bewusst ist, was sie gelernt<br />

haben.<br />

DFG-Projekt zum<br />

Reihenfolgen-Lernen<br />

Die Details von unbewussten Lernprozessen<br />

erforscht Gaschler derzeit<br />

in seinem DFG-Projekt zum Reihenfolgen-Lernen.<br />

Dieses beschäftigt<br />

sich damit, wie Lernende durch<br />

gelernte Reihenfolgen besser im<br />

Multitasking werden und welche<br />

Sorten von Reihenfolgen beim Multitasking<br />

gelernt werden. Das Projekt<br />

leitet erzusammen mit Prof. Hilde<br />

Haider von der Uni Köln. Es gibt<br />

jeweils eine wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in Köln und eine in Hagen,<br />

wo Dr. Fang Zhao Anfang Januar<br />

startete.<br />

can<br />

Prof. Michael Niehaus<br />

Traumhafte Vorstellung von Fernunterricht<br />

Am Ende erweist sich alles als ein<br />

Traum, in dem der Gymnasiallehrer<br />

Professor Frister in die Rolle eines<br />

Fernlehrers am zweihundertelften<br />

telefonischen Realgymnasium geschlüpft<br />

war: „Eine Lehrerschaft,<br />

die sich der modernsten Technik<br />

bedient; keine Entschuldigungen,<br />

keine Täuschungsversuche, keine<br />

Kindereien, keine Missgriffe, keine<br />

Überbürdung – ideale Zustände!“<br />

Doch: „Die Erzählung ,Die<br />

Fernschule’ von Kurd Laßwitz führt<br />

die Fehleranfälligkeit und das Problem<br />

der technischen Implementierung<br />

von ,Präsenzunterricht‘ vor<br />

Augen“, analysierte Prof. Dr. Michael<br />

Niehaus, Leiter des Lehrgebiets<br />

Neuere deutsche Literatur und<br />

Medienästhetik, in seiner Antrittsvorlesung<br />

an der FernUniversität<br />

in Hagen.<br />

Kommunikation via Bildtelefon<br />

„Es ist eine beinahe prophetische<br />

Erzählung“, so Niehaus, der sich<br />

unter anderem mit Erzählstrukturen<br />

beschäftigt. Denn die Erzählung<br />

des Autors Kurd Laßwitz<br />

stammt aus dem Jahr 1902. „Man<br />

kann dem Text durchaus bescheinigen,<br />

etwas aus der Zukunft vorhergesehen<br />

zu haben.“ Das liegt nur<br />

zum Teil an den technischen Erfindungen,<br />

mit denen Laßwitz aufwartet.<br />

So lässt er etwa den Gymnasialrat<br />

Frister synchron via Bildtelefon<br />

mit seinen Schülern kommunizieren.<br />

Diese können die Inhalte<br />

des Unterrichts über einen speziellen<br />

Phonographen aufzeichnen<br />

und beliebig reproduzieren und anderes<br />

mehr. Prophetisch ist die Erzählung<br />

aber vor allem, weil sie<br />

zeigt, dass das nicht so wie geplant<br />

funktioniert.<br />

„Wir lernen, dass Dysfunktionalitäten<br />

zum Wesen der Schule gehören.<br />

Sie machen den Unterricht geradezu<br />

aus“, sagt Niehaus, dessen Schwerpunkte<br />

auf der Ästhetik der Medien<br />

und der literarischen Kommunikation<br />

im Kontext der Kultur-, Medienund<br />

Diskursgeschichte liegen. In der<br />

literarischen Erzählung, in der die<br />

mediale Technik das Lernen strukturiert,<br />

bieten eben die technischen<br />

Medien Ansatzpunkte für Entschuldigungen:<br />

Der Phonograph konnte<br />

nicht abgespielt werden oder das<br />

Bildtelefon schaltet sich automatisch<br />

aus, wenn die Überforderung eines<br />

Schüler droht. „Die Erzählung demontiert,<br />

dass Fernschule keine Störungen<br />

kenne.“<br />

Prof. Michael Niehaus sprach über das Wesen der Schule.<br />

Die Korrespondenzgeneration<br />

Als Laßwitz seine Erzählung verfasst<br />

hat, steckte der Fernunterricht gemäß<br />

der technologischen Möglichkeiten<br />

in der „Korrespondenzgeneration“.<br />

In der historischen Entwicklung<br />

des technikgestützten Lehrens<br />

und Lernens werden drei Generationen<br />

unterschieden: „Ab etwa<br />

1850 gab es die schriftliche Korrespondenz,<br />

was wir heute noch<br />

als Studienbriefe kennen“, ordnet<br />

Niehaus ein. Ergänzend kommen<br />

ab circa 1960 Ton- und Bildträger<br />

hinzu, die einen multimedialen<br />

und asynchronen Unterricht ermöglichen.<br />

Die Computer- und Internet-<br />

Generation schließt seit etwa 1990<br />

an. „Damit sind Mediencharakteristika<br />

verbunden, die bestimmte Interaktionen<br />

zulassen und didaktische<br />

Szenarien ermöglichen.“<br />

Zu Beginn der Antrittsvorlesung<br />

wertete Prof. Dr. Frank Hillebrandt,<br />

Dekan der Fakultät für Kultur- und<br />

Sozialwissenschaften, das wissenschaftliche<br />

Werk seines Fakultätskollegen<br />

Niehaus als „sehr beeindruckend“:<br />

Die zahlreichen Publikationen<br />

und seine Forschungsschwerpunkte<br />

deckten ein höchst<br />

vielfältiges Themenspektrum ab.<br />

„Damit bleibt auch die Lehre lebendig.<br />

Unsere Studierenden können<br />

nur davon profitieren“, so Frank<br />

Hillebrandt.<br />

Monografie über<br />

„Herr der Ringe“<br />

Wie zuletzt von der Monografie<br />

über „Herr der Ringe“. Der Literaturwissenschaftler<br />

Niehaus ist fasziniert<br />

vom dem Werk: „Es ist eines<br />

der folgenreichsten Werke des<br />

20. Jahrhunderts.“ J.R. Tolkien begründete<br />

damit die Gattung Fantasy.<br />

Es löste das Genre der Rollenspiele<br />

am PC aus, Figuren und Charaktere<br />

wurden in der Literatur kopiert.<br />

Michael Niehaus hat ein Präsenzseminar<br />

dazu angeboten: „Da muss<br />

man sich kaum über mangelnde Interaktionen<br />

oder Dysfunktionalitäten<br />

sorgen. Da sitzen nur selbst begeisterte<br />

Leserinnen und Leser, die<br />

bestens vorbereitet sind.“<br />

Die Vorlesung fand im Rahmen des<br />

Hagener Forschungsdialogs statt. aw


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 13<br />

Prof. Jürgen G. Nagel<br />

Europäische Verflechtungen im Blick<br />

Eine Chance<br />

für alle<br />

Die Geschichte Europas ist untrennbar<br />

mit der Geschichte anderer Kontinente<br />

und Völker verbunden. „Das<br />

heißt aber nicht, eine eurozentrische<br />

<strong>Perspektive</strong> im Sinne einer verklärenden<br />

Darstellung in der Tradition<br />

einer Kolonialgeschichte alten<br />

Typs einzunehmen“, macht Prof. Dr.<br />

Jürgen G. Nagel deutlich. Der Historiker<br />

leitet jetzt das Lehrgebiet<br />

Geschichte Europas in der Welt im<br />

Historischen Institut der FernUniversität<br />

in Hagen. Jürgen G. Nagel<br />

tritt damit die Nachfolge von Prof.<br />

Dr. Reinhard Wendt an, bei dem er<br />

im Jahr 2005 als Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter begann.<br />

Prof. Nagels Lehrgebiet weitet den<br />

Blick und beschäftigt sich mit den<br />

Interaktionen zwischen Europa und<br />

der außereuropäischen Welt: „Vor<br />

allem untersuchen wir die Rückkopplungen<br />

und Wechselwirkungen.<br />

Welche Rolle hat Europa in der<br />

frühen Globalisierungsgeschichte<br />

gespielt und wie hat es sich selber<br />

im Zuge dieser Entwicklungen verändert?“<br />

Schon als Student wollte er sich<br />

nicht auf die gängigen Themen wie<br />

die NS-Zeit festlegen lassen. Bereits<br />

für seine Magister-Arbeit hatte Nagel<br />

den Blick über Europas Grenzen<br />

hinweg gelenkt: „Da musste<br />

ich mich damals durchsetzen. Mit<br />

außereuropäischer Geschichte war<br />

ich ein bisschen exotisch.“<br />

Prof. Jürgen G. Nagel<br />

Als Sohn eines Ingenieurs entschied<br />

er sich – trotz technisch orientierter<br />

Sozialisation – dafür, Geschichte,<br />

Politikwissenschaft und Ethnologie<br />

zu studieren. Nagel ging nach Trier<br />

und blieb dort von 1987 bis 2005:<br />

als Student, als Wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter, als Dozent und schließlich<br />

als Assistent. Im Studium lernte<br />

er seine Frau kennen, er engagierte<br />

sich kommunalpolitisch. Als ein<br />

Wechsel fällig wurde, kam die Fern-<br />

Universität in Hagen in Nagels Blick.<br />

„Die FernUniversität passte mit ihrer<br />

Studierenden-Klientel von Anfang<br />

an sehr gut für mich“, erinnert sich<br />

Nagel, der 2013 seine Habilitation<br />

über Forschungsorganisation und<br />

-praxis im deutschen Kolonialreich<br />

abgeschlossen hat.<br />

Auf das Fernstudiensystem hat er<br />

sich rasch eingestellt. „Es kommt<br />

der Geschichtswissenschaft als Lesefach<br />

entgegen. Allerdings brauchen<br />

wir wiederum als diskursive<br />

Wissenschaft auch Präsenzelemente,<br />

die Online-Angebote ergänzen.“<br />

Neben regelmäßigen Präsenzseminaren<br />

und der Geschichtswoche<br />

zählen auch Exkursionen zum Kern<br />

des Lehrangebots im Historischen<br />

Institut.<br />

IS und Islam<br />

Inhaltlich legt Nagel seinen Forschungsfokus<br />

auf die Gesellschaftsgeschichte<br />

Namibias und untersucht<br />

etwa Ethnizität, Religion sowie<br />

die politischen und sozialen<br />

Strukturen. Darüber hinaus interessiert<br />

sich der Historiker für den Indischen<br />

Ozean und das maritime Südostasien<br />

als historische Räume. Aus<br />

seinem Arbeitsfeld „Islam und Empire“,<br />

das unter anderem die Entwicklung<br />

in kolonisierten Gesell-<br />

schaften und die Geschichte der Islamwissenschaft<br />

thematisiert, ergeben<br />

sich ganz aktuelle Bezüge.<br />

Im Rahmen der BürgerUniversität<br />

Coesfeld wird Jürgen G. Nagel am<br />

11. Mai <strong>2016</strong> einen Vortrag über die<br />

Hintergründe des Islamischen Staates<br />

(IS) halten.<br />

Eigenständige Studierende<br />

Zurzeit plant das Historische Institut<br />

den neuen Master-Studiengang<br />

„Geschichte Europas – Epochen,<br />

Umbrüche, Grenzen“. Für<br />

sein Lehrgebiet konzipiert Nagel<br />

Online-Kurse, die als Grundlage für<br />

thematische Module dienen. „Die<br />

Studierenden sollen dadurch aus<br />

einem Medien-Mix auswählen können<br />

und so mehr Freiheiten bekommen“,<br />

sagt Nagel. „Was unser Fach<br />

braucht, sind eigenständige Studierende.<br />

Individualistinnen und Individualisten<br />

eben.“<br />

aw<br />

Europa und Afrika – Austauschprozesse haben die Entwicklungen auf beiden<br />

Kontinenten beeinflusst.<br />

Foto: Thinkstock<br />

Die Fernlehre nach dem Hagener<br />

Modell ist auch international sehr<br />

gefragt: Im ENTELIS-Seminar in<br />

Dublin referierte Sabine Siemsen<br />

zum Thema „Distance education in<br />

the context of mobility, digitalization<br />

and technology: Potential and<br />

Barriers to bridge the digital divide”.<br />

ENTELIS steht für „European<br />

Network for Technology Enhanced<br />

Learning in an Inclusive Society“.<br />

Eingeladen von der ENTELIS-Projekt-Assistentin<br />

Andrea Solander-<br />

Groß – Absolventin der FernUniversität<br />

– sprach die Wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Lehrgebiet Bildung<br />

und Differenz darüber, wie die Fern-<br />

Universität in Hagen mit der Heterogenität<br />

ihrer Studierenden umgeht.<br />

Sie beleuchtete den Nutzen<br />

des Online-Lernens, der Integration<br />

virtueller Klassenzimmer in Moodle-<br />

Lernumgebungen sowie von Massive<br />

Open online Courses (MOOCs).<br />

Bereits bei der Präsentation war<br />

das Interesse am Hagener Modell<br />

groß, denn insbesondere für „Menschen<br />

mit Behinderungen“ bietet<br />

die Fernlehre viele Möglichkeiten.<br />

ENTELIS, ein Projekt im Lifelong-<br />

Learning-Programm der Europäischen<br />

Kommission, soll Menschen<br />

mit Behinderungen beim Erwerb digitaler<br />

Kompetenzen fördern. Proe<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-11<br />

Dr. Melanie Roski<br />

Unternehmen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft<br />

Die FernUniversität in Hagen hat erneut Stipendien für Habilitandinnen<br />

vergeben. Wir begleiten die Wissenschaftlerinnen auf ihrem Weg zur Habilitation.<br />

Heute: Sozialwissenschaftlerin Dr. Melanie Roski, wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin im Lehrgebiet Soziologie III (Organisationssoziologie und<br />

Qualitative Methoden).<br />

Geschäftsführung oder Forschung?<br />

„Beides geht auf Dauer nicht. Eine<br />

bewusste Entscheidung für die Wissenschaft<br />

oder die Wirtschaft ist<br />

aus Zeitgründen zwingend erforderlich“,<br />

sagt Melanie Roski. Das<br />

ist ein Ergebnis ihrer Forschung zum<br />

akademischen Unternehmertum in<br />

wissens- und technologieintensiven<br />

Bereichen.<br />

Dr. Melanie Roski<br />

Was passiert, wenn Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler ein Unternehmen<br />

gründen? Wie verändert<br />

eine Unternehmensgründung<br />

die Menschen und die Art ihrer Forschung?<br />

Warum gründen insbesondere<br />

Forscherinnen so wenige Unternehmen?<br />

Welche Rolle kommt<br />

dabei der Geschlechterpolitik zu?<br />

Mit diesen Fragen hat sich die Soziologin<br />

unter anderem in ihrer Promotion<br />

an der TU Dortmund sowie<br />

in verschiedenen<br />

Projekten an<br />

Hochschulen und<br />

Forschungsinstitutionen<br />

beschäftigt.<br />

Unternehmerisches Ökosystem<br />

„Ich hatte nie die Zeit dafür, die<br />

Idee vom unternehmerischen Ökosystem<br />

in ein theoretisch fundiertes<br />

übergreifendes Modell zu übertragen“,<br />

sagt Melanie Roski. Unter einem<br />

„unternehmerischen Ökosystem“<br />

werden in der Regel verschiedene<br />

ökonomische, sozio-kulturelle<br />

und politische Umfeldfaktoren zusammengefasst,<br />

die bei der Gründung<br />

eines Unternehmens relevant<br />

werden können. Ziel ihrer Habilitation<br />

ist es nun, ein neo-institutionalistisch<br />

fundiertes Modell unternehmerischer<br />

Ökosysteme zu entwickeln.<br />

Die Förderung der FernUni bietet<br />

Melanie Roski dafür beste Rahmenbedingungen.<br />

Denn das Lehrgebiet<br />

von Prof. Dr. Sylvia Marlene Wilz erhält<br />

zusätzlich eine halbe Stelle finanziert.<br />

Und die Habilitandin gewinnt<br />

Freiräume für ihre Forschung.<br />

„Eine bewusste Entscheidung für die Wissenschaft oder die<br />

Wirtschaft ist aus Zeitgründen zwingend erforderlich.“<br />

„Das Stipendium ist eine tolle Chance“,<br />

sagt sie. „Ich forsche nicht den<br />

ganzen Tag im stillen Kämmerlein,<br />

sondern bin gleichzeitig in die Lehre<br />

und Gremienarbeit eingebunden.“<br />

Viel Zeit für Kommunikation<br />

mit Studierenden<br />

Die Dortmunderin ist häufig auf<br />

dem Campus anzutreffen. Den Arbeitsaufwand<br />

an der FernUniversität<br />

schätzt sie ähnlich ein wie an einer<br />

Präsenzuniversität. „Man muss<br />

sich viel Zeit für die E-Mails der Studierenden<br />

nehmen“, lautet ihr Fazit<br />

nach zwei Jahren in Hagen. „Aber<br />

man kann sich die Zeit insgesamt<br />

besser einteilen.“<br />

Zahlreiche Daten zur Unternehmensgründung<br />

in der Chemie hat<br />

die Sozialwissenschaftlerin bereits in<br />

einem früheren Projekt an der Universität<br />

Wuppertal<br />

gewonnen. Derzeit<br />

führt sie die<br />

empirischen Ergebnisse<br />

und the-<br />

Melanie Roski<br />

oretischen Grundlagen<br />

bisheriger Projekte zusammen.<br />

In einem zweiten Schritt wird<br />

sie zusätzliches empirisches Material<br />

erheben. Geplant sind Interviews<br />

aus dem Kreis der Wirtschaft – mit<br />

Unternehmen und mit Expertinnen<br />

und Experten der IHK, der Kommunen<br />

und Verbände.<br />

Ihr Habilitationsprojekt soll sie ihrem<br />

Traum von einer Professur in<br />

der Soziologie ein Stück näher bringen.<br />

„Das wäre das Optimum, auf<br />

das ich hart hinarbeite“, sagt Melanie<br />

Roski. „Aber ein bisschen bleibt<br />

es ein Lotteriespiel.“ can


Seite 14<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Studierende und Alumni<br />

Deutschlandstipendium 2015/16<br />

Mehr als gute Noten<br />

Das Deutschlandstipendium belohnt<br />

eine Leistung, die aus mehr<br />

besteht als aus Studienerfolgen.<br />

„Natürlich konzentrieren wir uns<br />

auf unser Studium und tun viel dafür,<br />

die bestmöglichen Noten zu<br />

bekommen. Wir denken allerdings<br />

nicht nur an die eigene Karriere<br />

und die Zukunft, sondern finden<br />

immer noch die Zeit, uns für unsere<br />

Gesellschaft zu engagieren“,<br />

fassten Edwin Lock und Olaf Plotke<br />

zusammen. Beide FernUni-Studenten<br />

bekommen aktuell eine Förderung<br />

aus dem Bundesprogramm<br />

Deutschlandstipendium. Sie kamen<br />

zusammen mit über 20 anderen Stipendiatinnen<br />

und Stipendiaten aus<br />

dem laufenden Förderjahr zu einem<br />

zweitägigen Treffen nach Hagen.<br />

Bei diesem Besuch lernten die Studierenden<br />

den Campus kennen<br />

und trafen beim Empfang des Rektors<br />

der FernUniversität in Hagen<br />

auch Stifterinnen und Stifter des<br />

Stipendiums, das gemeinsam vom<br />

Bund sowie Unternehmen und Privatpersonen<br />

finanziert wird, kennen.<br />

„Sie ragen heraus, denn die<br />

Entscheidungskriterien für die Vergabe<br />

der Deutschlandstipendien<br />

sind hoch angesetzt: sehr gute Noten<br />

und Studienleistungen, Verantwortungsbereit-<br />

schaft; aber auch<br />

der Wille, Hürden<br />

im eigenen<br />

Lebenslauf erfolgreich<br />

zu nehmen“,<br />

lobte Frank Walter, Vorsitzender<br />

der Gesellschaft der Freunde<br />

der FernUniversität e.V. Die Freundesgesellschaft<br />

ist Hauptsponsorin<br />

des Deutschlandstipendiums.<br />

Die Deutschlandstipendiatinnen und -stipendiaten<br />

besuchten auch die Universitätsbibliothek und<br />

das Unternehmen Wilo SE in Dortmund.<br />

„Die Studierenden geben jede Menge<br />

an die Universität zurück.“<br />

Betriebsführung<br />

Fünf Stipendien kommen in der<br />

laufenden Förderperiode von der<br />

Wilo-Foundation, Mehrheitsgesellschafterin<br />

des Unternehmens Wilo<br />

SE. Sie fließen zum überwiegenden<br />

Teil in den Masterstudiengang „infernum“<br />

(Interdisziplinäres Fernstudium<br />

Umweltwissenschaften),<br />

das die FernUniversität gemeinsam<br />

mit dem Fraunhofer-Institut UM-<br />

SICHT anbietet. „,Infernum‘ passt<br />

hervorragend zu unserem inhaltlichen<br />

Stiftungsschwerpunkt Umwelt-<br />

und Ingenieurswissenschaften.<br />

Zudem hat die Talentförderung<br />

einen besonderen Stellenwert“,<br />

begründete Evi Hoch vom<br />

Stiftungsvorstand die Unterstützung<br />

für das Deutschlandstipendium<br />

an der FernUniversität.<br />

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten<br />

besichtigten den laufenden Betrieb<br />

des Pumpenherstellers in Dortmund<br />

im Rahmen des Treffens. Von<br />

der industriellen Fertigung der Steuerungselektronik<br />

und der Pumpen<br />

selbst waren die Studierenden beeindruckt.<br />

Grenzen überwinden<br />

Lob bekamen die Studierenden<br />

auch von ihren Mitstipendiaten<br />

Edwin Lock und Olaf Plotke, die in<br />

ihrer Rede beim Empfang über das<br />

„Grenzen überwinden“ sprachen:<br />

„Die Studierenden, die heute hier<br />

sitzen, engagieren<br />

sich auf vielfältige<br />

Art und Weise –<br />

in der Flüchtlingshilfe,<br />

in Vereinen,<br />

in der Politik oder<br />

auch außerhalb jeder Organisation<br />

mit ganz eigenen Projekten.<br />

Man geht über sich hinaus, man<br />

überschreitet im positiven Sinne<br />

eine Grenze.“<br />

Rektor Prof. Helmut Hoyer<br />

Studierende an der Hagener Hochschule<br />

überschreiten mit ihrem<br />

Fernstudium in vielfältiger Weise<br />

Grenzen – mitunter auch die zwischen<br />

Ländern. So wie Gerald Stephani,<br />

der im Weiterbildungsstudiengang<br />

„infernum“ studiert und<br />

für eine Nichtregierungsorganisation<br />

in Malawi Öfen für die einheimische<br />

Bevölkerung baut. Sie sollen<br />

die Feuerstellen in den Hütten ersetzen.<br />

Über sein Engagement berichtete<br />

der 28-Jährige seinen Mitstipendiatinnen<br />

und -stipendiaten.<br />

„Zu dem Treffen in Hagen habe ich<br />

mich in erster Linie angemeldet, um<br />

Kontakte zu knüpfen“, sagte er.<br />

Das Netzwerk unter den Deutschlandstipendiatinnen<br />

und -stipendiaten<br />

wächst kontinuierlich weiter.<br />

Dank an Studierende<br />

„Es war heute Abend viel von<br />

Dank an die FernUniversität die<br />

Rede“, sagte Rektor Prof. Dr.-Ing.<br />

Helmut Hoyer. „Dabei müssen wir<br />

als Hochschule den Dank aussprechen.<br />

Denn Sie als Studierende geben<br />

jede Menge an die Universität<br />

zurück.“ Der Rektor hob hervor,<br />

dass die Deutschlandstipendiatinnen<br />

und -stipendiaten voll im Berufs-<br />

und Familienleben stehen, engagiert<br />

und zielorientiert seien. „Sie<br />

haben sich bewusst für ein Studium<br />

an der FernUniversität entschieden,<br />

da Sie flexibel, zeit- und ortsunabhängig<br />

studieren wollen. Das macht<br />

uns stolz.“<br />

i<br />

Sponsorinnen und Sponsoren<br />

Die Förderinnen und Förderer<br />

für das Studienjahr 2015/16<br />

sind: die Gesellschaft der Freunde<br />

der FernUniversität e.V.; Sparkasse<br />

Hagen; Dörken AG, Herdecke;<br />

Risse + Wilke Kaltband<br />

GmbH & Co KG, Iserlohn; SIHK<br />

zu Hagen; Rotary Club Hagen-<br />

Lenne; Wilo-Foundation, Dortmund;<br />

Klaus Oberliesen, Hagen;<br />

Bernd Pederzani, Hagen; Hans-<br />

Rudolf Hermannsen, Hagen; Dr.<br />

Claudio Gruler, Schweiz, und<br />

Wulf Tiedemann, Wingst, als<br />

Absolventen der FernUniversität<br />

sowie zusammengefasste Einzelspenden.<br />

Kai Schäder<br />

Rüstzeug für wissenschaftlich fundiertes Buch<br />

Bewerben für<br />

Fotoshooting<br />

Das Studium an der FernUniversität<br />

in Hagen bietet vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten.<br />

In dieses<br />

Portfolio kann jetzt auch die Kompetenz<br />

zum Verfassen von Büchern<br />

mit wissenschaftlich aufgearbeiteten<br />

Themen aufgenommen werden:<br />

Kai Schäder, seit 2011 Teilzeitstudent<br />

im Bachelorstudiengang<br />

Kulturwissenschaft mit dem<br />

Fachschwerpunkt Geschichte, Literaturwissenschaft<br />

und Philosophie,<br />

hat durch sein Fernstudium Kompetenzen<br />

erhalten, um sein Buch über<br />

„675 Jahre Hörde – Pioniergeist im<br />

Dortmunder Süden“ zu verfassen.<br />

Anlass war das Jubiläum des Dortmunder<br />

Stadtteils, Rüstzeug vor allem<br />

das Studiengangsmodul „Erinnerungskultur“.<br />

„Das Studium an der FernUniversität<br />

vermittelte mir nicht nur geschichtliche<br />

Kenntnisse, sondern<br />

Kai Schäder<br />

auch die <strong>Perspektive</strong>, dass literarische<br />

Werke keine Aneinanderreihung<br />

von Daten sind, sondern die<br />

Vergangenheit mit Gegenwart und<br />

Zukunft verknüpfen können“, betont<br />

er. „Jedes Modul des BA Kulturwissenschaft<br />

ist wie ein kleiner<br />

Baustein: Man lernt, wie man mit<br />

einer Quelle umgeht, wie man die<br />

Inhalte bewertet oder wie man einen<br />

Text zusammensetzen kann.“<br />

Warum hat er das Buch geschrieben?<br />

„Das war einerseits persönliches<br />

Interesse, zum anderen ein<br />

Auftrag.“ Und zugegeben die Hoffnung,<br />

das Buch als Hausarbeit anerkannt<br />

zu bekommen. Das Interesse<br />

hatte der Hörder, weil sich der<br />

Stadtteil zurzeit stark verändert: „Es<br />

gibt Brüche, die auch wahrgenommen<br />

werden.“ Besonders augenfällig<br />

ist der Phoenixsee, unter dem das<br />

Gelände des gleichnamigen Oxygenstahlwerks<br />

verschwand – heute<br />

ein attraktiver Ausflugsbereich mit<br />

Restaurationen und Bürogebäuden.<br />

Und mit zahlreichen Villen, in die<br />

prominente Dortmunder einzogen:<br />

„Auf die Folgen wie die radikalen<br />

Veränderungen der soziologischen<br />

Struktur macht das Buch aufmerksam:<br />

Was hat Auswirkungen auf die<br />

Gegenwart und die Zukunft?“, erläutert<br />

Kai Schäder. „Heute ist nicht<br />

mehr vorstellbar, wie es früher in<br />

Hörde war.“<br />

Die Inhalte für sein Buch fand er<br />

in den Universitätsbibliotheken in<br />

Hagen und Dortmund. Mit einer<br />

modernen Gestaltung wollte er<br />

ein breites Publikum ansprechen.<br />

Gleichzeitig ist das Ende 2015 im<br />

Dortmunder Transfer-Verlag erschienene<br />

Buch seine erste eigene<br />

große Publikation mit wissenschaftlichem<br />

Anspruch.<br />

Da<br />

Am Samstag, 21. Mai <strong>2016</strong>, findet<br />

auf dem Campus der FernUniversität<br />

in Hagen wieder ein Foto-Shooting<br />

statt. FernUni-Studierende aller<br />

Altersgruppen werden in kleinen<br />

Gruppen von den Fotografen professionell<br />

in Szene gesetzt. Gesucht<br />

werden keine „Models“, sondern<br />

Studierende, die einfach so sind,<br />

wie sie sind. Bewerbungen sind bis<br />

zum 10. April möglich. Proe<br />

Alle weiteren Infos unter<br />

http://e.feu.de/fotoaktion<strong>2016</strong><br />

Foto: Patric Albrecht


FernUni <strong>Perspektive</strong> Seite 15<br />

Julius Kühn<br />

Studienbriefe beim Handball-Märchen<br />

Feier für Alumni<br />

140 Gäste in Leipzig<br />

Sascha Klahn / DHB<br />

Julius Kühn geht vor dem Bundesliga-Spiel<br />

in Kiel ans Telefon. Turbulente<br />

Wochen liegen hinter dem<br />

Handball-Europameister. Nach dem<br />

überraschenden Titelgewinn in Krakau<br />

hatte der kurzfristig in die Nationalmannschaft<br />

nachnominierte<br />

Rückraumspieler kaum Zeit zum<br />

Verschnaufen. Der 22-Jährige läuft<br />

bereits wieder in der Handball-Bundesliga<br />

für seinen Verein, den VfL<br />

Gummersbach, auf. Parallel studiert<br />

er an der FernUniversität in Hagen<br />

Wirtschaftswissenschaft und bereitet<br />

sich auf wichtige Klausuren vor.<br />

Glückwunsch, Herr Kühn. Was<br />

haben Sie nach dem Gewinn der<br />

Handball-Europameisterschaft am<br />

meisten genossen?<br />

Julius Kühn: Es ging alles Schlag<br />

auf Schlag. Ein Höhepunkt folgte<br />

auf den nächsten. Toll war der<br />

Empfang der Fans in der vollen<br />

Max-Schmeling-Halle in Berlin.<br />

Und ich habe die Gunst<br />

der Stunde genutzt, um<br />

zumindest kurz nach Hause<br />

zu meiner Familie an den<br />

Niederrhein zu fahren. Wir<br />

haben anstrengende<br />

Tage mit vielen<br />

PR-Terminen<br />

hinter uns<br />

u n d<br />

sind<br />

danach schnell wieder ins Training<br />

eingestiegen.<br />

Wie stehen denn bei diesem Trubel<br />

die Chancen, dass Sie bei Ihren<br />

Klausuren erfolgreich sind?<br />

Julias Kühn: (lacht) Das ist machbar.<br />

Ich habe mich für zwei Klausuren<br />

angemeldet und bearbeite<br />

gerade die Module „Einführung in<br />

die Wirtschaftswissenschaft“ sowie<br />

„Grundlagen der Wirtschaftsmathematik<br />

und Statistik“. Die Studienbriefe<br />

der FernUni hatte ich sogar<br />

bei der Europameisterschaft in Krakau<br />

dabei. Aber bei so einem Turnier<br />

ist es schwer, nebenbei noch etwas<br />

fürs Studium zu machen. Insgesamt<br />

läuft es nicht schlecht. Aber<br />

weil die EM dazwischen gekommen<br />

ist, muss ich einiges an Stoff<br />

nachholen.<br />

Welches ist die größte Herausforderung,<br />

um Handball und<br />

Studium unter einen Hut zu<br />

bekommen?<br />

Europameister<br />

und FernUni-<br />

Student<br />

Julius Kühn.<br />

Julius Kühn: Eigeninitiative zu ergreifen<br />

und sich hinzusetzen. Man<br />

muss sich dazu zwingen. Das Fernstudium<br />

in Teilzeit ist ideal. Trotz<br />

des Handballs habe ich noch viel<br />

freie Zeit. Wir trainieren morgens<br />

und abends. Die Mittagszeit und<br />

die Nachmittage kann ich für mein<br />

Studium nutzen. Es liegt allein an einem<br />

selbst, was man daraus macht.<br />

Mit dem EM-Sieg in Krakau hat<br />

die Nationalmannschaft die Qualifikation<br />

für die Olympischen Spiele<br />

in Brasilien im Sommer <strong>2016</strong> geschafft.<br />

Konzentrieren Sie sich jetzt<br />

voll auf Ihre Handball-Karriere?<br />

Julius Kühn: Jeder Sportler träumt<br />

davon, bei Olympia dabei zu sein.<br />

Mein Ziel ist es, in Rio erneut Teil<br />

der Nationalmannschaft zu sein.<br />

Doch das entscheidet Bundestrainer<br />

Dagur Sigurdsson. Ich kann<br />

mich nur mit guten Leistungen in<br />

der Bundesliga anbieten. Der Sport<br />

steht zwar im Vordergrund, aber ich<br />

möchte mein Studium an der Fern-<br />

Uni nicht vernachlässigen. Es war<br />

mir von Anfang an wichtig, neben<br />

dem Handball ein zweites Standbein<br />

aufzubauen.<br />

Wie sehen Ihre Pläne für die berufliche<br />

Zukunft aus?<br />

Julius Kühn: Ich werde mir ein<br />

Standbein in der Wirtschaft aufbauen.<br />

Mein Vater arbeitet als Vermögensberater.<br />

In einem Praktikum<br />

habe ich bei ihm reingeschnuppert.<br />

Das hat mir gut gefallen und<br />

könnte eine Option sein. can<br />

Absolventinnen und Absolventen aus allen Fakultäten feierten im Regionalzentrum<br />

Leipzig ihre Abschlüsse mit Prof. Kertin Tillmanns (vorne, 2.v.re.).<br />

400 Studierende aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen schlossen<br />

in den vergangenen Jahren ihr Studium an der FernUniversität in Hagen<br />

erfolgreich ab. 61 von ihnen folgten zusammen mit Familienangehörigen<br />

sowie Freundinnen und Freunden der Einladung zur Ehrung ins Regionalzentrum<br />

Leipzig, wo 140 Gäste stimmungsvoll feierten.<br />

Für die Hochschule würdigte Prof. Dr. Kerstin Tillmanns, Dekanin der<br />

Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die Leistungen der Absolventinnen<br />

und Absolventen.<br />

Stellvertretend für diese blickte Maik Bertram, der seinen Bachelor-Abschluss<br />

in Bildungswissenschaft gemacht hat, auf sein Studium zurück.<br />

Er arbeitete gleichzeitig als Fachlehrer in Thüringen. „Mein Studium war<br />

ein dauernder, selbstgesteuerter stetiger Lern- und Erkenntnisprozesses.<br />

Wir sind gelegentlich an unsere Grenzen gestoßen, haben uns durchgebissen<br />

und einen gigantischen Kraftakt bewältigt.“ Disziplin und Durchhaltevermögen<br />

waren notwendig. Ohne die Hilfe von Familie, Freunden<br />

und Kommilitonen, aber auch die Unterstützung der Studienberater, Betreuer,<br />

Lehrkräfte und Mitarbeiter in den Regional- und Studienzentren<br />

wäre dies so nicht in jedem Fall möglich gewesen.“<br />

aw<br />

Foto: Stefan Schmidt<br />

Maxi Just<br />

Kopfüber im Höllentempo durch den Eiskanal<br />

Maxi Just fährt nicht gerne Achterbahn.<br />

Trotzdem rast sie mit einer<br />

Geschwindigkeit von bis zu 130<br />

Stundenkilometern kopfüber auf einem<br />

Schlitten den Eiskanal herunter.<br />

Die meisten Menschen bekommen<br />

schon beim Zuschauen Angst.<br />

„Eigentlich bin ich gar nicht so verrückt.<br />

Wenn ich oben am Start stehe,<br />

bin ich am Limit. Aber sobald ich<br />

mir den Helm aufsetze und nochmal<br />

tief durchgeatmet habe, kann es losgehen“,<br />

erzählt die 21-jährige Skeletonfahrerin<br />

aus Altenberg.<br />

Zweimal täglich wird auf der Bobbahn<br />

im sächsischen Altenberg<br />

trainiert. In der Mittagspause oder<br />

abends nach der Materialvorbereitung,<br />

wenn die Kufen ihres Schlittens<br />

frisch geschliffen sind, lernt<br />

Maxi Just für ihr Studium an der<br />

FernUniversität in Hagen. „Ich brauche<br />

das als Ausgleich für den Kopf“,<br />

sagt sie. Die Bundeswahr-Soldatin<br />

der Sportfördergruppe Frankenberg<br />

ist im dritten Semester im Bachelor-Studiengang<br />

Politikwissenschaft,<br />

Verwaltungswissenschaft, Soziologie<br />

eingeschrieben. Ob Bahntraining<br />

oder Wettkampf, ihre Studienbriefe<br />

hat sie jetzt in der Prüfungszeit<br />

immer dabei, am liebsten in gedruckter<br />

Form. „Man muss auf jeden<br />

Fall ehrgeizig sein“, sagt sie über das<br />

parallele Studium zum Spitzensport.<br />

Maxi Just<br />

Vom Mehrkampf zum Skeleton<br />

Im Skeleton hat sich ihr Ehrgeiz bereits<br />

ausgezahlt. Innerhalb von fünf<br />

Jahren ist Maxi Just in der nationalen<br />

Spitze angekommen. Eigentlich<br />

war sie Leichtathletin und im<br />

Mehrkampf erfolgreich, bevor sie<br />

2010 eher zufällig im Eiskanal landete.<br />

Als sie damals bei einem Wettkampf<br />

angesprochen wurde, ob sie<br />

sich nicht einen Wechsel zum Skeleton<br />

vorstellen könnte, hatte sie keine<br />

konkreten Vorstellungen, was<br />

sie erwartet. „Zum Skeleton gehört<br />

ein Start-Sprint dazu“, erklärt die<br />

1,79 Meter einstige Mehrkämpferin.<br />

„Ein Wechsel aus der Leichtathletik<br />

ist daher nicht ungewöhnlich.“<br />

Sie probierte es aus und mochte die<br />

Mischung aus den explosiven, kraftvollen<br />

Schritten am Start und den ruhigen,<br />

leichten Bewegungen in der<br />

Bahn. „Viele blaue Flecke gehören<br />

nach wie vor dazu“, sagt sie. „Aber<br />

was spektakulär aussieht, ist relativ<br />

ungefährlich. Ernsthaft gestürzt bin<br />

ich noch nie.“<br />

Studieren im eigenen Tempo<br />

Diesen Winter ist Maxi Just Dritte<br />

im Europa-Cup geworden – mit drei<br />

Einzelsiegen und drei vierten Plätzen.<br />

„Es war ein Auf und Ab“, fällt<br />

für sie die Bilanz durchwachsen aus.<br />

Ihr nächstes Ziel ist nun der Sprung<br />

in den Weltcup. An die Olympischen<br />

Winterspiele 2018 in Pyeongchang<br />

Ein bisschen Überwindung gehört dazu, wenn Politikstudentin Maxi Just kopfüber<br />

durch den Eiskanal rast.<br />

mag sie noch nicht denken. „Das ist<br />

im Moment noch weit weg“, sagt<br />

sie. Kleine Schritte sollen zunächst<br />

in den Weltcup führen.<br />

Auch ihr Studium absolviert sie in<br />

ihrem eigenen Tempo und ist dabei<br />

meist auf sich allein gestellt. In der<br />

Trainingsgruppe ist sie die Einzige,<br />

die neben dem Leistungssport studiert.<br />

Anfangs hat sie sich einige Mal<br />

mit anderen Studierenden der Fern-<br />

Universität getroffen. „Aber die haben<br />

genauso wenig Zeit wie ich. Fast<br />

alle sind berufstätig.“ Die Sommerpause<br />

hat sie verstärkt für ihr Studium<br />

genutzt. „Jetzt in der Saison ist<br />

es schwierig“, gibt Just zu. „Wenn<br />

die anderen regenerieren, lerne ich.“<br />

Doch mit dem Bachelor hat sie ihr<br />

Ziel vor Augen. Nach der Sportkarriere<br />

möchte sie als Lehrerin Politik unterrichten.<br />

„Mein Studium möchte<br />

ich als Vorbereitung nutzen.“ can


Panorama<br />

Seite 16<br />

FernUni <strong>Perspektive</strong><br />

Eine ständig aktualisierte Veranstaltungsübersicht finden Sie im Internet auf der Seite www.fernuni-hagen.de. Alle Veranstaltungen sind öffentlich!<br />

Die aktuelle Übersicht<br />

• aller Veranstaltungen der FernUniversität und ihrer Regional- und Studienzentren finden Sie unter<br />

http://www.fernuni-hagen.de/universitaet/veranstaltungen/<br />

• der Veranstaltungen von Regional- und Studienzentren in Ihrer Nähe unter http://www.fernuni-hagen.de/regionalzentren/<br />

(bitte „in Deutschland“ bzw. „im Ausland“ anklicken)<br />

• der Veranstaltungen im Hagener Forschungsdialog stehen unter http://www.fernuni-hagen.de/hagenerforschungsdialog.<br />

Berlin<br />

08.04.<strong>2016</strong>, 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

Studieren in Berlin und Brandenburg<br />

Das Regionalzentrum Berlin nimmt an der<br />

Messe teil. Russisches Haus für Wissenschaft<br />

und Kultur, Friedrichstr. 176 – 179, Berlin.<br />

Arnsberg<br />

07.06.<strong>2016</strong>, 18.00 bis 20.00 Uhr<br />

Europäische Identität – Identitäten in<br />

Europa<br />

Vortrag und Diskussion. Referent: Prof. Dr. Peter<br />

Brandt (FernUniversität). Arnsberg, Ehmsenstr.<br />

7, Peter Prinz Bildungshaus, FORUM.<br />

http://www.arnsberg.de/senaka/<br />

Bonn<br />

04.06.<strong>2016</strong>, 10.00 Uhr<br />

Woman & Work<br />

Das Regionalzentrum Bonn nimmt an der<br />

Messe teil. World Conference Center Bonn.<br />

Coesfeld<br />

BürgerUniversität Coesfeld<br />

Vortragsreihe der Ernsting‘s family-Junior-Stiftungsprofessur<br />

für Soziologie familialer Lebensformen,<br />

Netzwerke und Gemeinschaften<br />

(Jun.-Prof. Dr. Dorett Funcke) im Hagener<br />

Forschungsdialog. Veranstaltungsort ist<br />

das WBK – Wissen Bildung Kultur, Osterwicker<br />

Str. 29, 48653 Coesfeld.<br />

20.04.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Herausforderungen und Chancen der<br />

Flüchtlingsmigration“<br />

Referent: Prof. Dr. Ludger Pries (Ruhr-Universität<br />

Bochum).<br />

11.05.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />

„IS, Salafismus und Dschihadismus aus<br />

Sicht eines Historikers“<br />

Referent: Prof. Dr. Jürgen G. Nagel (Fern-<br />

Universität, Lehrgebiet Geschichte Europas<br />

in der Welt).<br />

01.06.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Eine ganz normale Nation?“<br />

Referent: Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier<br />

(Albert-Ludwigs-Universität Freiburg).<br />

08.06.<strong>2016</strong>, 19.00 Uhr<br />

„Was heißt: In Würde sterben?“<br />

Referent: Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann<br />

(FernUniversität, Lehrgebiet Philosophie II,<br />

Praktische Philosophie: Ethik, Recht, Ökonomie).<br />

Hagen<br />

Hagener Forschungsdialog<br />

Die Veranstaltungen finden, sofern nichts anderes<br />

genannt ist, im Seminargebäude der<br />

FernUniversität, Universitätsstr. 33, 58097 Hagen,<br />

statt.<br />

16. – 18.03.<strong>2016</strong><br />

„Causalism and Anticausalism in Historical<br />

explanations“<br />

Fachtagung. Veranstalter: Dr. Gunnar Schumann<br />

(Institut für Philosophie). AVZ-Gebäude,<br />

Universitätsstr. 21, 58097 Hagen (1. OG,<br />

Raum B121).<br />

11.04.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Wie aus Gold Asche wird“<br />

Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Stephan Stübinger<br />

(Lehrstuhl für Strafrecht, Strafrechtsgeschichte<br />

und Rechtsphilosophie) in den<br />

Colloquia Iuridica der Rechtswissenschaftlichen<br />

Fakultät.<br />

14.04.<strong>2016</strong>, 17.00 Uhr<br />

„Die italienische Verfassungsreform und<br />

die regionale Ordnung“<br />

Vortrag in der Reihe Europäische Verfassungswissenschaften<br />

des Dimitris-Tsatsos-Instituts<br />

für Europäische Verfassungswissenschaften<br />

(DTIEV). Referentin: Priv.-Doz. Dr. Cristina<br />

Fraenkel-Haeberle (Deutsche Universität für<br />

Verwaltungswissenschaften Speyer). AVZ-Gebäude,<br />

Universitätsstr. 21, 58097 Hagen (1.<br />

OG, Raum B118).<br />

14.04.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />

„Der Fremde als Person. Verbindlichkeitsdiskurse<br />

in Neuzeit und Moderne“<br />

Vortrag im Forum Philosophicum des Instituts<br />

für Philosophie. Referentin: Heiner Klemme<br />

(Halle-Wittenberg). TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

11, 58097 Hagen (EG, Raum Ellipse).<br />

18.04.<strong>2016</strong>, 17.00 Uhr<br />

Antrittsvorlesung<br />

Prof. Dr. Delio Mugnolo, Leiter des Lehrgebiets<br />

Analysis, spricht über „Spektrale Abschätzungen<br />

für Differenzen- und Differenzialoperatoren<br />

auf Graphen“.<br />

22.04.<strong>2016</strong>, 14.15 Uhr<br />

„Die Grafen von der Mark“<br />

Fachtagung der „Gespräche zur Regionalgeschichte<br />

an Rhein und Ruhr“. Veranstalter:<br />

Prof. Dr. Felicitas Schmieder (FernUniversität,<br />

Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas)<br />

und Stefan Pätzold (Bochum).<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

Neuer Dekan<br />

Der Fakultätsrat hat den bisherigen Prodekan<br />

Prof. Dr. Frank Hillebrandt zum neuen Dekan<br />

gewählt. Prof. Hillebrandt leitet das Lehrgebiet<br />

Soziologie I / Allgemeine Soziologie und<br />

Soziologische Theorie. Die Wahl war notwendig<br />

geworden, weil der bisherige Amtsinhaber<br />

Prof. Dr. Armin Schäfer die FernUniversität<br />

verlassen hat.<br />

Who are we?<br />

Prof. Dr. Vikoria Kaina, Lehrgebiet Politikwissenschaft<br />

I: Staat und Regieren, ist Section<br />

Chair der 10. ECPR-Hauptkonferenz in Prag.<br />

Die von ihr beantragte Sektion „Who are we?<br />

– Collective identity in changing landscapes“<br />

wurde in das akademische Programm der 10.<br />

General Conference der europäischen Fachvereinigung<br />

der Politikwissenschaft (ECPR)<br />

aufgenommen (Co-Chair: Prof. Pawel Karolewski,<br />

Willy Brandt Center for German and<br />

European Studies, University of Wrocław).<br />

http://ecpr.eu/<br />

Institutsdirektor<br />

Prof. Dr. Michael Niehaus ist zum geschäftsführenden<br />

Direktor des Instituts für Neuere<br />

deutsche Literatur- und Medienwissenschaft<br />

gewählt worden.<br />

Unterstützung und Widerstand<br />

regionaler Integrationsprojekte<br />

Unter dem Titel „Regionalismus in einer entgrenzten<br />

Welt“ steht die gemeinsame Tagung<br />

der Deutschen Vereinigung für Politische<br />

Wissenschaft (DVPW), der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Politikwissenschaft (ÖGPW)<br />

und der Schweizerischen Vereinigung für Politische<br />

Wissenschaft (SVPW) vom 29. September<br />

bis 1. Oktober <strong>2016</strong> an der Ruprecht-<br />

Karls-Universität Heidelberg.<br />

Das Programmkomitee für die Drei-Länder-<br />

Tagung der drei Fachvereinigungen für Politikwissenschaft<br />

hat den gemeinsamen Panelvorschlag<br />

„Bringing Citizens Back In:<br />

Unterstützung und Widerstand regionaler<br />

Integrationsprojekte“ von Daniela Braun (Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München), Swen<br />

Hutter (European University Institute) und<br />

Markus Tausendpfund (FernUniversität) angenommen.<br />

Im Panel werden aktuelle Studien<br />

zur Unterstützung und/oder Widerstand regionaler<br />

Integrationsprojekte durch Individuen<br />

oder kollektive Akteure vorgestellt.<br />

Besuch in Korea<br />

Die Fernuniversität Korea National Open University<br />

(KNOU) lädt jährlich einen Wissenschaftler<br />

für einen Monat im Rahmen eines<br />

Fellowship Programms ein. Ende 2015 ging<br />

die Einladung an Prof. Dr. Hans-Joachim Mittag.<br />

Dort verfasste er u.a. einen Beitrag für die<br />

KNOU-Zeitschrift Lifelong Learning Society<br />

und hielt mehrere Vorträge, etwa zum Einsatz<br />

mobiler Endgeräte in der Statistikausbildung.<br />

Promotionen<br />

Martina Böhm. Schriftliche Arbeit: „‚Mobilisierung<br />

einer Illusion? Erzählte Liebe und<br />

erzählte Identität(en)‘. Narrative Identitätskonstruktion<br />

als lebenslanger Aushandlungsprozess:<br />

Eine qualitative Untersuchung zum<br />

Identitätsmanagement von Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen als narrativem, sozialem<br />

Konstrukt im Kontext von Liebe, Partnerschaft.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Rainer<br />

Schützeichel (Universität Bielefeld), Prof.<br />

26.04.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Wessen Kopf durchsetzen?“<br />

Vortrag in der Reihe Kolloquien des Instituts<br />

für Soziologie. Referent/-in: Benedikt Engelmeier<br />

M.A. AVZ-Gebäude, Universitätsstr. 21,<br />

58097 Hagen, Kleiner Senatssaal, Raum B118.<br />

11.05.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Gleichförmig innovativ“ – Eine neo-institutionalistisch<br />

fundierte Betrachtung unternehmerischer<br />

Ökosysteme<br />

Vortrag in den „wissenschaftsgesprächen“<br />

der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />

Referentin: Dr. Melanie Roski (Fern-<br />

Universität, Lehrgebiet Soziologie III: Organisationssoziologie<br />

und qualitative Methoden).<br />

17.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Philosophie<br />

Prof. Dr. Thomas Bedorf: „Gastfreundschaft<br />

und Gastrecht in philosophischer <strong>Perspektive</strong>.“<br />

TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11, 58097<br />

Hagen.<br />

23.05.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„go4IT! und InfoSphere – Mädchen für die<br />

Informatik begeistern“<br />

Vortrag in der Reihe Frauen und Männer<br />

im Gespräch der Gleichstellungsstelle der<br />

FernUniversität. Referent: Prof. Dr.-Ing. Ulrik<br />

Schroeder (RWTH Aachen University).<br />

24.05.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Tod als ultimative Krise – Sterben als finale<br />

Handlung“<br />

Vortrag in der Reihe Kolloquien des Instituts<br />

für Soziologie. Referent: Dr. habil. Thomas<br />

Loer (FernUniversität). AVZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

21, 58097 Hagen, Kleiner Senatssaal,<br />

Raum B118.<br />

24.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Bildungswissenschaft<br />

Dr. des. Eike Marten: „‚Krisen‘ und ‚Chancen‘:<br />

Diversity-Diskurse im Kontext der Flüchtlingsdebatte.“<br />

Maik Wunder: „Der ‚Andere‘: Diskurse<br />

um Differenz in Figuration mit Gruppenbezogener<br />

Menschenfeindlichkeit.“ Dr.<br />

Susanne Winnerling: „Fluchtpunkte und Ankunftszeiten.<br />

Wie gesellschaftliche und kulturelle<br />

Bedingungsgefüge den Umgang mit<br />

Flüchtlingen prägen.“ Seminargebäude, Universitätsstr.<br />

33, 58097 Hagen.<br />

Dr. Frank Hillebrandt.<br />

Carina Fiebich-Dinkel. Schriftliche Arbeit:<br />

„Der Menschenrechtskommissar des Europarates<br />

und die Grundrechteagentur der EU –<br />

Eine Governance-Analyse der Jahre 2008 bis<br />

2012.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Georg<br />

Simonis, PD Dr. Stephan Bröchler.<br />

Geert Franzenburg. Schriftliche Arbeit:<br />

„Heimatlos und doch zuhause: Wie Deutschbalten<br />

und Letten 1939 und nach 1944 mit<br />

dem Verlust der Heimat umgingen.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />

Prof. Dr. Peter Brandt.<br />

Markus Liebl. Schriftliche Arbeit: „Nationalkonservatismus<br />

in der alten Bundesrepublik.<br />

Eine empirische Analyse.“ Erst-/<br />

Zweitgutachter/-in: apl. Prof. Dr. Arthur Schlegelmilch,<br />

Prof. Dr. Peter Brandt.<br />

Bianca Raski. Schriftliche Arbeit: „Selbstregulation<br />

und Selbstmanagement im Lernprozess<br />

nicht-traditionell Studierender. Längsschnittstudie<br />

zu neuen Medien und Collaborative<br />

Learning.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof.<br />

Dr. Wolfgang Mack, Prof. Dr. Bernd Marcus.<br />

Wolfgang Minnich. Schriftliche Arbeit: „Die<br />

Implementation eines Anreizprogrammes der<br />

Europäischen Union in der nationalen <strong>Perspektive</strong><br />

– dargestellt am Beispiel der Richtlinie<br />

2008/101/EG im Flugdienst der Bundespolizei.“<br />

Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr. Annette<br />

Elisabeth Töller, Prof. Dr. Lars Holtkamp.<br />

Patrick Tschirner. Schriftliche Arbeit: „Totalität<br />

und Dialektik – Johann Gottlieb Fichtes<br />

späte Wissenschaftslehre oder die lebendige<br />

Existenz des Absoluten als sich selbst bildendes<br />

Bild.“ Erst-/Zweitgutachter/-in: Prof. Dr.<br />

Thomas Sören Hoffmann, Prof. Dr. Martin Zubiria<br />

(Universidad Nacional de Cuyo, Mendoza,<br />

Argentinien).<br />

31.05.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Rechtswissenschaft<br />

Prof. Dr. Katharina Gräfin von Schlieffen; Jens<br />

Fischer; Claudia Geldner: „Dämmerung des<br />

Rechts, Stunde der Mediation. Überlegungen<br />

und Konsequenzen der sogenannten Flüchtlingskrise.“<br />

TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11,<br />

58097 Hagen.<br />

07.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Politikwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft<br />

Dr. Elke Wiechmann: „Politische Partizipation<br />

von Migrantinnen und Migranten in<br />

Deutschland.“ Stella Capuano: „Flüchtlingspolitik<br />

als Arbeitsmarktpolitik: Krise oder<br />

Chance?“ TGZ-Gebäude, Universitätsstr. 11,<br />

58097 Hagen.<br />

08.06.<strong>2016</strong>, 16.00 Uhr<br />

„Sicherstellung der Krankenversorgung<br />

in benachteiligten Räumen. Strategien<br />

der Versorgungssteuerung im internationalen<br />

Vergleich“<br />

Vortrag in den „wissenschaftsgesprächen“<br />

der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften.<br />

Referentin: Dr. Renate Reiter (FernUniversität,<br />

Lehrgebiet Politikwissenschaft III: Politikfeldanalyse<br />

& Umweltpolitik).<br />

09.06.<strong>2016</strong>, 18.30 Uhr<br />

„Die Zukunft der Werte. Nietzsche als Motor<br />

und Bremser“<br />

Vortrag im Forum Philosophicum des Instituts<br />

für Philosophie. Referent: Werner Stegmaier<br />

(Greifswald). TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

11, 58097 Hagen (EG, Raum Ellipse).<br />

14.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Literatur- und Medienwissenschaft und Wirtschaftswissenschaft<br />

Dr. Maud Meyzaud: „Räume der Entrechtung.<br />

Künstlerische Strategien angesichts der<br />

„Flüchtlingskrise.“ Dr. Wadii Serhane: „Was<br />

bedeutet es, die Welt mit den Augen eines<br />

Reisenden zu betrachten? Wege zur Förderung<br />

einer offenen Führungskultur.“ TGZ-<br />

Gebäude, Universitätsstr. 11, 58097 Hagen.<br />

21.06.<strong>2016</strong>, 17.00 bis 19.00 Uhr<br />

Ringvorlesung „Flucht und Forschung“<br />

Psychologie<br />

Dr. Mathias Kauff; Dr. Jolanda van der Noll:<br />

„Psychologische <strong>Perspektive</strong>n auf die aktuelle<br />

Flüchtlingsdebatte.“ Prof. Dr. Anette<br />

Rohmann; Dr. Agostino Mazziotta: „Wissenschafts-Praxis-Transfer<br />

im Kontext multikultureller<br />

Communities.“ TGZ-Gebäude, Universitätsstr.<br />

11, 58097 Hagen.<br />

Hannover<br />

10.06.<strong>2016</strong>, 15.00 – 19.00 Uhr<br />

Tag der Offenen Tür<br />

Veranstaltung im Regionalzentrum für Studieninteressierte.<br />

Expo Plaza Forum, Expo Plaza<br />

11, 30539 Hannover.<br />

Regionalzentrum Karlsruhe<br />

Auch <strong>2016</strong> „Gespräche am Tor“<br />

Nach dem erfolgreichen Auftakt der öffentlichen<br />

Veranstaltungsreihe im vergangenen<br />

Jahr werden die „Gespräche am Tor“ im Regionalzentrum<br />

Karlsruhe <strong>2016</strong> fortgesetzt.<br />

„Die Einbettung der Reihe in das offizielle<br />

Festprogramm der 300-Jahr-Feier Karlsruhes<br />

hat maßgeblich dazu beigetragen, die Fern-<br />

Universität fester in der Stadtöffentlichkeit<br />

zu verankern“, resümiert Dr. Werner Daum,<br />

Leiter des Regionalzentrums.<br />

Nun soll das Renommee der FernUniversität<br />

in Hagen als qualifizierter Mitspielerin in<br />

der regionalen Bildungs- und Wissenschaftslandschaft<br />

weiter ausgebaut werden – auch<br />

durch die Präsentation eigener Forschungsleistungen.<br />

So beginnt der diesjährige Veranstaltungszyklus<br />

mit einem Hagener Dokumentarfilmprojekt,<br />

das beispielhaft für die mediale Vermittlung<br />

geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

über „Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert“<br />

steht. Neben der maßgeblichen,<br />

anhand filmischer Zeitzeuginnenaussagen<br />

dokumentierten Mitwirkung von Frauen an<br />

der italienischen Widerstandsbewegung und<br />

anderen Themen stehen auch wieder zwei<br />

stadtgeschichtliche Vorträge auf dem Programm:<br />

das nationale Echo einer Karlsruher<br />

Mordtat in der Öffentlichkeit des Kaiserreichs<br />

und der Übergang der Stadt von der<br />

Weimarer Demokratie zur NS-Diktatur in den<br />

1930er Jahren.<br />

Unterschiedliche<br />

Repräsentationstradition<br />

In der vorletzten Veranstaltung des Jahres<br />

2015 referierte Dr. Martin Furtwängler über<br />

Karlsruhe<br />

Die „Gespräche am Tor – Karlsruher Begegnungen<br />

zu Wissenschaft, Politik und Kultur“<br />

finden im Regionalzentrum, Kriegsstr. 100<br />

(Postbankgebäude), 76133 Karlsruhe (2. OG,<br />

Seminarraum Basel), statt.<br />

20.04.<strong>2016</strong><br />

„Non ci è stato regalato niente. Geschenkt<br />

wurde uns nichts“<br />

Frauen im italienischen Widerstand.<br />

15.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Stoßtrupp“ gegen den Liberalismus.<br />

Der Briefwechsel zwischen den NS-<br />

„Kronjuristen“ Carl Schmitt und Ernst<br />

Rudolf Huber 1926–1981<br />

Krefeld<br />

13.06.<strong>2016</strong>, 17.00 – 18.30 Uhr<br />

SchülerUni in Krefeld<br />

Regionalzentrum, Petersstr. 120, Behnisch-<br />

Haus, Eingang B, 47798 Krefeld.<br />

Landau<br />

29. und 30.04.<strong>2016</strong><br />

Hochschulinformationstage<br />

Das Regionalzentrum Karlsruhe nimmt teil.<br />

Weitere Informationen: http://www.fernunihagen.de/stz/karlsruhe/.<br />

Lüdenscheid<br />

Die „Lüdenscheider Gespräche“ des Instituts<br />

für Geschichte und Biographie im Hagener<br />

Forschungsdialog finden im Kulturhaus, Freiherr-vom-Stein-Str.<br />

9, 58511 Lüdenscheid,<br />

statt. Einführende Worte spricht apl. Prof. Arthur<br />

Schlegelmilch.<br />

16.03.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Mein Abschied vom Himmel“ – Ägypten<br />

und der Arabische Frühling<br />

Referent: Hamed Abdel-Samad.<br />

13.04.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Schwieriges Erbe. Die Kirchen und ihr<br />

Umgang mit den nationalsozialistischen<br />

Tätern“<br />

Referent: Prof. Dr. Olaf Blaschke (Neuere und<br />

Neueste Geschichte, Westfälische Wilhelms-<br />

Universität Münster).<br />

20.05.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Der Dokumentarfilm in der Gesellschaft“<br />

(Arbeitstitel)<br />

Referent: Dr. Kay Hoffmann.<br />

22.06.<strong>2016</strong>, 18.00 Uhr<br />

„Die Waldheim-Affäre“ (Arbeitstitel)<br />

Referent: Prof. Dr. Gerhard Botz (Universität<br />

Wien).<br />

die Ausgestaltung einer republikanischen<br />

Festkultur zu Beginn und um die Mitte der<br />

Weimarer Republik in Karlsruhe: „Repräsentation<br />

zur Zeit der Republik: die Besuche der<br />

Reichspräsidenten Ebert und Hindenburg in<br />

der badischen Landeshauptstadt Karlsruhe<br />

1919 und 1925“. Am Beispiel der offiziellen<br />

Antrittsbesuche der Reichspräsidenten Friedrich<br />

Ebert und Paul von Hindenburg in den<br />

Jahren 1919 und 1925 in Karlsruhe konnte<br />

der Referent für Neueste Geschichte bei der<br />

Kommission für geschichtliche Landeskunde<br />

in Baden-Württemberg einen völlig unterschiedlichen<br />

Umgang mit der monarchischen<br />

Repräsentationstradition nachweisen.<br />

Verlust einstiger Pressevielfalt<br />

Mit einem Rundgang durch einen „Karlsruher<br />

Zeitungskiosk“ in der Spätphase der Weimarer<br />

Republik beeindruckte Prof. Dr. Konrad<br />

Dussel beim letzten Termin das Publikum:<br />

„Von großer Vielfalt zur gelenkten Monotonie.<br />

Karlsruher Zeitungswesen 1918 bis<br />

1945.“ Der Medienhistoriker der Universität<br />

Mannheim machte mit einer medienhistorischen<br />

Analyse verständlich, wie man in der<br />

Nachkriegszeit infolge geänderter programmatischer<br />

Zielsetzungen, aber auch härterer<br />

wirtschaftlicher Rahmenbedingungen nicht<br />

mehr zur einstigen Pressevielfalt und stadtbezogenen<br />

Publikationsdichte zurückkehrte:<br />

In Überwindung der früheren politischen Milieubindung<br />

galt es nun, die Presse am Informationsbedarf<br />

der Allgemeinheit auszurichten<br />

und durch eine breitere, regionale Rezeption<br />

wirtschaftlich abzusichern. Proe<br />

Weitere Informationen:<br />

www.fernuni-hagen.de/per<strong>55</strong>-16

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