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DAS MUSEUM FÜR ALLE – IMPERATIV ODER ILLUSION?

Bodenseesymposium2015_web

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zweifellos mit einer institutionellen Freude gepaart, schliesslich hat es lange gedauert, bis die<br />

Mittel für die Renovierungsarbeiten von den Trägern bereitgestellt wurden. Aus der ganzheitlichen<br />

Sicht der Stiftung Preussischer Kulturbesitz ist dieses «ZU» <strong>–</strong> an diesem Haus, an diesem<br />

Ort, in diesem Umfeld <strong>–</strong> jedoch ein kommunikativer GAU: Schliesslich befindet sich die wunderbare<br />

Sammlung Alter Meister in der nahe gelegenen Gemäldegalerie. Was würde also <strong>–</strong><br />

besucherzentriert gedacht <strong>–</strong> näher liegen, als darauf hinzuweisen? Resümee: Aus einem nonkommunikativen<br />

«ZU» könnte der kommunikative Hinweis auf die seinerzeit laufende Sonderausstellung<br />

«BOTTICELLI » werden. (Abb. 1&2)<br />

BEISPIEL 2: «KREATIVITÄT BRAUCHT FREIHEIT <strong>–</strong> ABER KEINEN PLAN»<br />

In der ausgesprochen repräsentativ wirkenden, vom Stararchitekten Frank Gehry gebauten<br />

Fondation Louis Vuitton 33 darf es an nichts fehlen: Beste Materialien, beste Lichtverhältnisse, beste<br />

Verkehrswege <strong>–</strong> die gefühlt den grössten Teil des Gebäudes ausmachen. Am Besucher-Counter<br />

bekommt man den freundlichen Hinweis auf eine App, die man herunterladen kann. Dazu gibt<br />

es gratis ein schickes Headset, das man beim Verlassen sogar behalten darf. Anlässlich eines<br />

eigenen Besuches in den ersten Eröffnungswochen wurde eine aufwändig ausgestaltete museumspädagogische<br />

Aktion angeboten: Mit besten Materialien durfte jeder, der wollte, gestalterisch<br />

tätig werden. Dies allerdings nur nach Gebrauchsanweisung. Bei einer nicht regelkonformen<br />

Nutzung der gebotenen Bastelmaterialien schritt das Personal dezidiert ein: Die den Vorstellungen<br />

der Pädagogikabteilung nicht entsprechenden Elaborate wurden umgehend und rücksichtslos<br />

von der Spielfläche entfernt. Resümee: Kreativität geht anders.<br />

BEISPIEL 3: «MACHT KUNST!»<br />

Nach langjähriger Partnerschaft mit der Guggenheim Foundation kündigte die Deutsche Bank<br />

2013 das gemeinsame Engagement für die Kunst, um die repräsentative Räumlichkeit «Unter<br />

den Linden» unter eigener Marke zu bespielen. Mit der Aktion «Macht Kunst!» wurden die Künstlerinnen<br />

und Künstler der Stadt aufgerufen, während der Ausstellungsdauer von gerade einmal<br />

24 Stunden, ein eigenes Werk zur Verfügung zu stellen. 34<br />

Die Bank wurde vom Ansturm der Künstler regelrecht überrannt. Auch in den Medien fand die<br />

Aktion breite Resonanz. 35 Im Sinne der Nachhaltigkeit lobte die Bank für die Preisträger, die per<br />

Publikumsabstimmung gekürt wurden, Stipendien aus. 36 Resümee: Die Kreativität Berlins wurde<br />

mit hohem Mass an Partizipation sichtbar gemacht <strong>–</strong> gepaart mit einer PR-Kampagne in eigener<br />

Sache. (Abb. 3&4)<br />

BEISPIEL 4: «VIVA CON AGUA»<br />

2006 gründet der FC St. Pauli-Spieler Benjamin Adrion den Verein «Viva con Agua de Sankt Pauli<br />

e.V.» 37 Dessen Ziel ist es, eine sinnstiftende Gemeinschaft zu bilden, die die Welt mit Freude verändern<br />

möchte und sich für einen menschenwürdigen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer<br />

Grundversorgung einsetzt. Durch Projekte aus den Bereichen Musik, Sport und Kunst gelingt es dem<br />

Verein, das Sammeln von Spenden zu einem engagierten, fröhlichen, moralisch basierten Erlebnis<br />

zu machen. 38 Resümee: Das Projekt stellt unter Beweis, dass Kunst nicht nur sich selbst genügt,<br />

sondern auch sinnvolles Mittel zum Zweck sein kann. Erfreulich: Der spartenübergreifende Ansatz<br />

erzielt ein hohes Potential an Partizipation gerade auch bei jüngeren Zielgruppen.<br />

Abb. 1 Abb. 2<br />

40 REFERAT<br />

REFERAT 41

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