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AfB-Methodenhandbuch_WEB
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Ein paar Begriffe als gute Grundlage<br />
Ein paar Begriffe als gute<br />
Grundlage<br />
6<br />
Mit der Erläuterung von ein paar Begriffen wollen wir<br />
zu Beginn die Orientierung im weiten Feld der Bürgerbeteiligung<br />
erleichtern. Beginnen wir mit den Begriffen<br />
»Bürgerbeteiligung« und »Bürgerengagement«.<br />
Zum Begriff »Bürgerbeteiligung«:<br />
Bürgerbeteiligung bedeutet für uns, dass Bürger_<br />
innen Einfluss nehmen (wollen) auf die politische<br />
Gestaltung und auf politische Entscheidungen in<br />
ihrer Stadt oder Gemeinde. Dies können sie auf<br />
folgenden Wegen tun (vgl. Vetter 2014)¹:<br />
1. Bürger_innen können sich an den Wahlen (Kommunal,<br />
Landtags, Bundestagswahlen) beteiligen und so<br />
Einfluss nehmen, welche politische Grundrichtung in<br />
ihrem (Bundes)land und in ihrer Kommune vertreten<br />
wird (konventionelle Bürgerbeteiligung durch die<br />
Wahl politischer Repräsentant_innen).<br />
2. Bürger_innen können direkt über politische Fragen in<br />
ihrer Gemeinde entscheiden, wenn sie genügend<br />
Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln und<br />
einen Bürgerentscheid in ihrer Gemeinde herbeiführen<br />
(direktdemokratische Bürgerbeteiligung).<br />
3. Bürger_innen können eine politische Entscheidung in<br />
der Gemeinde beeinflussen, indem sie im Vorfeld ihr<br />
Wissen, ihre Einschätzungen, Vorschläge und Bewertungen<br />
an politische Mandatsträger herantragen.<br />
Dazu sind sie auf die aktive Kooperation der gewählten<br />
Mandatsträger angewiesen, die im Rahmen kommunikativer<br />
Prozesse (z.B. Veranstaltungen, öffentliche<br />
Anhörungen, usw.) Gelegenheiten für diesen Austausch<br />
bieten. Denn diese Form der Beteiligung von<br />
Bürger_innen ist, mit Ausnahme des Baurechts,<br />
gesetzlich nicht vorgeschrieben (kooperative Bürgerbeteiligung).<br />
Zum Begriff »Bürgerschaftliches Engagement«:<br />
Im Unterschied zur Bürgerbeteiligung ist der<br />
Begriff des bürgerschaftlichen Engagements nicht<br />
in erster Linie auf eine politische Einflussnahme in<br />
der Stadt oder Gemeinde ausgerichtet. In der<br />
öffentlichen Diskussion werden die Begriffe<br />
Ehrenamt, Freiwilligenarbeit, Selbsthilfe oder<br />
freiwilliges Engagement, auch wenn sie im engeren<br />
Sinn verschiedene Formen des Engagements<br />
charakterisieren, häufig synonym zu bürgerschaftlichem<br />
Engagement verwendet. Die Enquetekommission<br />
»Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements«<br />
des Deutschen Bundestages hat 2002 für<br />
den Begriff inhaltliche Kriterien entwickelt: Bürgerschaftliches<br />
Engagement ist freiwillig, nicht auf<br />
materiellen Gewinn gerichtet, gemeinwohlorientiert,<br />
öffentlich bzw. findet im öffentlichen Raum<br />
statt und wird in der Regel gemeinschaftlich bzw.<br />
kooperativ ausgeübt. Bürgerschaftliches Engagement<br />
kann sowohl dauerhaft und kontinuierlich<br />
als auch kurzfristig und spontan angelegt sein (vgl.<br />
Deutscher Bundestag 2002, Drucksache 14/8900).<br />
Allerdings gehören unserer Auffassung nach auch im<br />
bürgerschaftlichen Engagement das »Mitmachen« und<br />
das »Mitbestimmen« der Bürger_innen untrennbar<br />
zusammen. Zudem findet bürgerschaftliches Engagement<br />
gerade in kleinen Städten und Gemeinden häufig<br />
1<br />
Vetter, Angelika, unter Mitarbeit von Ulmer, Frank (2014): Bürgerbeteiligung und Demokratie – ein Überblick. Unter:<br />
www.allianz-fuer-beteiligung.de/dokumentationen/diskurspapiere