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Restaurierung<br />

Restaurierung<br />

PETRUS HAT SEINEN<br />

SCHLÜSSEL WIEDER<br />

Münster Basel, Gipsabguss der Standfigur des Petrus nach dem Original aus dem Jahr 1890.<br />

(Fotos: Basler Münsterbauhütte)<br />

DIE TÄTIGKEITSBERICHTE DER BASLER MÜNSTERBAUHÜTTE<br />

GEBEN IMMER WIEDER EINEN DETAILLIERTEN EINBLICK IN DIE<br />

KOMPLEXITÄT DER RESTAURIERUNGSAUFGABEN AM BASLER<br />

MÜNSTER. DIE DERZEITIGEN WINTERARBEITEN SIND UNTER<br />

ANDEREM DEN FIGUREN «SIMON PETRUS» UND DEM<br />

«THRONENDEN» AM GLÜCKSRAD GEWIDMET.<br />

Die Standfigur des Petrus, entworfen von Johann<br />

Racké aus Köln, entstand 1890 durch den Basler<br />

Steinbildhauer Jean Hym und wurde in Fischbachersandstein<br />

aus dem Schwarzwald gefertigt.<br />

Der feinkörnige, stark mit Glimmer durchsetzte<br />

Buntsandstein zeigte an exponierten Stellen erhebliche<br />

Zersetzungserscheinungen. Anhand der<br />

letzten Restaurierungen wurden verschiedentlich<br />

Steinergänzungsmörtel eingesetzt, u.a. im Jahr<br />

1956 durch Fritz Behret, Basel. Das Schadensbild<br />

hat in den letzten Jahren an den exponierten<br />

Teilen dermassen stark zugenommen, dass bei<br />

der derzeitigen Restaurierung an den besonders<br />

beschädigten Arm- und Handpartien grössere<br />

Abtragungsarbeiten und ein teilweiser Steinersatz<br />

mittels Vierungen auszuführen waren. Zur<br />

Wiederherstellung der stark beschädigten Hände<br />

wurden als Vorlage nebst den Abgüssen der gesamten<br />

Skulptur auch die Gipsabgüsse von Fritz<br />

Behret konsultiert. Weiter haben die Analysen<br />

historischer Bildvorlagen ergeben, dass die Figur<br />

durch verschiedene Behelfsreparaturen im Laufe<br />

der Zeit an den eben erwähnten Partien einige proportionale<br />

Veränderungen erfahren hatte. Diese<br />

Abweichungen wurden nun korrigiert.<br />

In der Winterarbeit wird diese anspruchsvolle<br />

Arbeit von Bildhauer Jonas Gysin umgesetzt. Als<br />

Steinersatzmaterial für die Vierungen dient ein<br />

dem Original farblich entsprechender Schwarzwälder<br />

Buntsandstein. Für die Rekonstruktion der<br />

linken Hand mit dem Schlüssel war Massarbeit gefordert,<br />

musste doch eine tragfähige Verbindung<br />

für ein 170 Kilogramm schweres Vierungsstück<br />

vorbereitet werden. Anschliessend konnte das<br />

vorkonfektionierte Stück mit Epoxiharz (Sikadur<br />

31) und einem eingebohrten CNS-Dorn (12 mm)<br />

an der Figur befestigt werden. Im Februar 20<strong>16</strong><br />

präsentierte Jonas Gysin die Figur des Petrus mit<br />

seiner linken Hand und der wieder hergestellten<br />

Insignie, dem Schlüssel mit Bart und Reide. Als<br />

nächstes steht nun noch die Reprofilierung der<br />

rechten Hand mit dem Buch an.<br />

«Der Thronende» hat seinen Platz im Zenit des<br />

Glüc<strong>ks</strong>rads über der Galluspforte am Nordquerhaus.<br />

Hier hat seit 1885 eine Neuinterpretation<br />

bestanden, die nun jedoch aufgrund des Schadensbildes<br />

ersetzt werden musste. Bei der neu<br />

anzufertigenden Kopie des Thronenden geht die<br />

Basler Münsterbauhütte in Absprache mit der<br />

Denkmalpflege auf die vorhergehende Version<br />

ein, die gemäss der Untersuchungen 1770 vor Ort<br />

überarbeitet worden ist, also noch mehr originale<br />

Substanz in sich trägt als die Kopie des 19. Jahrhunderts.<br />

Der Vergleich der beiden vorhandenen Skulpturen<br />

zeigt deutliche Unterschiede in Mimik,<br />

Körperhaltung und Faltenwurf. So wird der Gesichtsausdruck<br />

der Figur von 1770 als wesentlich<br />

ausdruc<strong>ks</strong>stärker wahrgenommen. Die Untersuchungen<br />

haben ergeben, dass der Basler Thronende<br />

keine Krone, sondern einen Hut getragen<br />

Skulptur des Thronenden,<br />

lin<strong>ks</strong> die Version aus dem<br />

Jahr 1770 (heute im Museum<br />

Kleines Klingental, Basel ),<br />

rechts die Version aus<br />

dem Jahr 1885<br />

hat, dieser ist nun aus den noch vorhandenen<br />

Ansätzen heraus zu rekonstruieren. Entsprechend<br />

anspruchsvoll war die Aufgabe von Hüttenmeister<br />

Ramon Keller, der zusammen mit dem Steinbildhauer<br />

Oliver Senn Variantenstudien durchführte.<br />

Die neue Kopie wird in Maintäler Buntsandstein<br />

erstellt und soll bereits im Frühjahr 20<strong>16</strong> versetzt<br />

werden. (gia)<br />

Quelle: Tätigkeitsberichte der Basler Münsterbauhütte,<br />

2014, 2015, 20<strong>16</strong> von Andreas Hindemann, Münsterbaumeister<br />

Basel.<br />

Lin<strong>ks</strong>: Hüttenmeister<br />

Ramon Keller beim Variantenstudium<br />

der Kopfbedeckung<br />

am Thronenden.<br />

Rechts: Bildhauer Jonas<br />

Gysin präsentiert an der<br />

Petrus-Figur den wiederhergestellten<br />

Schlüssel.<br />

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