Leseprobe grow! 3-15
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N r. 3 / <strong>15</strong> · mai / juni · 3 € · österreich 3,40 € · schweiz 5,90 sFr · luxemburg 3,60 € · PVST D12005F<br />
magazin<br />
reise - report<br />
manali<br />
beleuchtung<br />
led test-<strong>grow</strong><br />
cannabis aktion<br />
global marijuana march<br />
home<strong>grow</strong>ing<br />
mutterpflanzen & vermehrung<br />
welches gras ist besser ?<br />
outdoor oder indoor
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Winni Fleckner<br />
Chef-Redakteurin (v.i.S.d.P.)<br />
Klaudia Kolks<br />
<strong>grow</strong>! redAktion<br />
Klaudia Kolks<br />
Winni Fleckner<br />
Tilo Clemeur<br />
Chantale Kolks<br />
Holger Voncken<br />
Autoren & Fotografen<br />
Winni Fleckner<br />
Henrie Schnee<br />
Steve Davis<br />
Markus Berger<br />
Kevin Johann<br />
Tilo Clemeur<br />
Ganja Ninja<br />
Oliver Uhrig<br />
J.C. Zeller<br />
Oliver Uhrig<br />
Klaudia Kolks<br />
Holger Voncken<br />
Buzzer<br />
Tine<br />
Michael Knodt<br />
Sensi Seeds<br />
Günther Gras<br />
Hannes Schinder<br />
Professor Lee<br />
Jack Candy Press<br />
Franjo Grotenhermen<br />
Grafikerin<br />
Chantale Kolks<br />
Lektor<br />
Markus Berger<br />
Homeshopping & Abo<br />
Geronimo Kolks<br />
Webmaster<br />
Philippe Zimmermann<br />
Comic<br />
Philipp Pamminger<br />
Cover<br />
Columbian Gold<br />
redAktion, Verlag,<br />
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Hanf Verlag Darmstadt GmbH<br />
<strong>grow</strong>! Magazin<br />
Liebenauerstr. 19a<br />
D-34396 Liebenau<br />
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Internationale Steuernummer:<br />
DE172245 770<br />
Geschäftsführer<br />
W. Fleckner<br />
<strong>grow</strong>! im Internet<br />
www.<strong>grow</strong>.de<br />
<strong>grow</strong>! erscheint alle zwei Monate im<br />
Hanf Verlag Darmstadt GmbH<br />
Nächster RedAktions-Schluss:<br />
25.05.20<strong>15</strong><br />
Es gilt Anzeigenpreisliste 20<strong>15</strong><br />
Die nächste <strong>grow</strong>! erscheint:<br />
24.06.20<strong>15</strong><br />
Alle Rechte und Copyright beim Verlag.<br />
Nachdruck und Online-Nutzung von Beiträgen - auch<br />
auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlags.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind nicht<br />
unbedingt Meinung der redAktion. Keine Haftung<br />
für unverlangt eingesandte Beiträge.<br />
Eigentumsvorbehalt bei Lieferungen an Insassen<br />
von Vollzugsanstalten: Diese Zeitschrift ist solange<br />
Eigentum des Absenders, bis sie dem Gefangenen<br />
persönlich ausgehändigt worden ist. „Zur-Habe-<br />
Nahme“ ist keine persönliche Aushändigung im<br />
Sinne des Vorbehaltes. Wird die Zeitschrift dem Gefangenen<br />
nicht persönlich ausgehändigt, ist sie mit<br />
dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden.<br />
Tilo<br />
Geronimo<br />
Chanti<br />
Klaudia<br />
Phil<br />
Winni<br />
Markus<br />
Editorial<br />
In den kommenden Wochen startet wieder die Freiluftsaison, die<br />
nicht nur für Outdoor-Grower eine intensive und ereignisreiche<br />
Zeit sein kann. Auch für viele Hanf-Aktivisten gibt es in den nächsten<br />
Wochen viel zu tun, besonders, wenn sie selbst eine Veranstaltung<br />
organisieren oder sich auf die Teilnahme vorbereiten. Denn<br />
Anfang Mai findet wieder der „Global Marijuana March“ (GMM)<br />
statt. Auf der ganzen Welt werden Veranstaltungen zum Thema<br />
Cannabis durchgeführt. Auch Städte in Deutschland, Österreich<br />
und den Niederlanden nehmen teil. In Wien findet mit dem „Hanf-<br />
Wandertag“ eine der größten Veranstaltungen statt, auf der u. a.<br />
auch Hans Söllner zu sehen sein wird. Ab Seite 20 findet ihr mehr<br />
Infos zu den GMM-Events in unserem Erscheinungsgebiet.<br />
An dieser Stelle wollen wir auch auf das „Reggae im Hanffeld“-<br />
Festival hinweisen. Es wird zum ersten Mal durchgeführt, und<br />
zwar in einem Faserhanffeld. Rauchen lässt sich dieser Hanf nicht,<br />
dafür riecht er gut und sieht toll aus. Es verspricht ein besonderes<br />
Festival zu werden, an dem das <strong>grow</strong>!-Magazin sich auch aktiv<br />
beteiligt. Wir nutzen die Gelegenheit, um hier mit euch den 20.<br />
Geburtstag der <strong>grow</strong>! zu feiern ...<br />
Stattfinden wird das Ganze im ostwestfälischen Steinheim und<br />
zwar am 18. Juli. Der Eintritt ist frei. Wer das verpasst, wird<br />
sich nachher bestimmt ärgern – also schon mal FETT im Kalender<br />
anstreichen, genauso wie die anderen Events (siehe Seite 11).<br />
In dieser Ausgabe findet ihr, passend zu unserem 20. Jahrestag,<br />
den ersten Teil über die Geschichte des <strong>grow</strong>!-Magazins.<br />
Wir haben versucht, die wichtigsten Stationen und Ereignisse<br />
zusammenzufassen und euch damit einen kleinen Überblick zu<br />
verschaffen. Auf Seite 24 geht‘s los.<br />
Übrigens: Am 1. April ist das neue <strong>grow</strong>!-Special erschienen,<br />
diesmal zum Thema „Growing“. Das Special wird noch bis Ende<br />
Juni im Zeitschriftenhandel zu haben sein, jedoch ist es möglich, dass<br />
es in so manchem Kiosk bis dahin schon ausverkauft sein wird. Also<br />
besser nicht zu lange warten ...<br />
Wir wünschen euch einen tollen<br />
Frühling und viel Spaß mit<br />
dieser <strong>grow</strong>!-Ausgabe. Nehmt an<br />
den Veranstaltungen des GMM<br />
teil und macht deutlich, dass auch<br />
bei uns die Zeit für eine Wende in<br />
der Drogenpolitik gekommen ist!<br />
Free the weed<br />
&<br />
let it <strong>grow</strong>!<br />
Eure <strong>grow</strong>!-redAktion<br />
Achtung:<br />
Cannabis ist als Droge genauso missbrauchbar,<br />
wie jede andere Droge auch. Jeder Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden dazu<br />
animieren, Drogen zu konsumieren!<br />
Holger<br />
3
eise-report<br />
Manali<br />
– wo sich (nicht nur) die<br />
Götter wohl fühlen<br />
Es gibt ja eine ganze Menge exotischer Reiseziele, die erfreulicherweise nicht mit Freude spendenden Angeboten<br />
geizen. Manche von ihnen sind eher stressig im Erlebnis, andere wiederum versprechen Entspannung<br />
pur. Während der geneigte Rauchfreund in der einen Reise-Region höllisch aufpassen muss, dass ihn<br />
das Auge des Gesetzes nicht erblickt, kann er woanders ganz unbesorgt seiner Leidenschaft frönen. Das<br />
Kullu-Tal am Fuße des nordindischen Himalaja, mit dem Städtchen Manali, scheint in kaum einer Hinsicht<br />
Wünsche offenzulassen. Cooles Setting, nette Leute, gutes Dope und zurückhaltende Gesetzeshüter – so<br />
erzählt man sich allenthalben. Grund genug für unseren Autor Oliver Uhrig, sich dort einmal umzusehen.<br />
Neu-Delhi, abends im Oktober<br />
Es ist 18 Uhr Ortszeit, und ich stehe<br />
mit meinem Rucksack an irgendeinem<br />
Straßenrand der Millionen-Metropole.<br />
Ein paar Meter weiter befindet sich eine<br />
Tankstelle, die einzige Landmarke, welche<br />
mir den Weg zu meinem Überlandbus<br />
weisen soll. Das Ticket habe ich im Internet<br />
gebucht. Nach Manali soll es gehen.<br />
Das Städtchen mit seinen rund 9.000 Einwohnern<br />
liegt auf rund 1900 Metern Höhe<br />
im Bundesstaat Himachal-Pradesh, am<br />
Ende des Kullu-Tales. Dort, wo noch das<br />
kleinste Dorf seine eigene Gottheit hat,<br />
wo die Anzahl der Tempel in die Hunderte<br />
geht, wo es seit Urzeiten Heilige Männer<br />
hinzieht, um dem kiffenden Gott „Shiva“<br />
und seiner Gemahlin „Hadimba“ zu huldigen<br />
– und seit gut 50 Jahren westliche Raucher,<br />
um eines der weltweit exklusivsten<br />
Harze zu genießen. Gelegen vor der imposanten<br />
Kulisse des mächtigen Himalaja-Hauptkamms,<br />
verbinden sich hier im<br />
Hochland Indiens Schweizer Bergimpressionen<br />
mit hinduistischen Lebensweisen<br />
und einer alten Tradition der Haschisch-<br />
Herstellung. Hinzu kommt eine tolerante<br />
Lebenseinstellung der Bewohner, die<br />
sich nicht zuletzt im Konsum und Handel<br />
mit Cannabis-Produkten niederschlägt.<br />
14<br />
Doch bevor ich in den ersehnten Genuss<br />
der hoch gepriesenen Vorzüge Manalis<br />
komme, steht eine stressige Übernachtfahrt<br />
durch den nordindischen Bundesstaat<br />
Punjab an – vorausgesetzt, ich<br />
finde meinen Bus. Einstweilen freilich<br />
kann ich nur anderen Reisenden dabei<br />
zusehen, wie sie den unablässig an- und<br />
abfahrenden Vehikeln zu- oder entsteigen.<br />
Es ist mittlerweile 18.30 Uhr, eine<br />
halbe Stunde nach der vereinbarten Abfahrtszeit,<br />
und so langsam mache ich mir<br />
Sorgen. Es ist noch immer heiß, die Dunkelheit<br />
bricht nun schnell herein, und ich<br />
stehe irgendwo im Chaos der 16 Millionenstadt<br />
Delhi. Zäh und unaufhaltsam<br />
fließt der abendliche Berufsverkehr an<br />
mir vorüber. In meiner Nähe warten einige<br />
Rikschafahrer auf Kundschaft. Vielleicht<br />
hätte ich doch über ein lokales Reisebüro<br />
buchen sollen ... Ich drehe mir eine Kippe;<br />
ein Bettler, der eben noch Zwiegespräche<br />
mit ein paar Straßenkötern gehalten hat,<br />
schnorrt mich an. Ich schenke ihm eine Zigarette.<br />
Wer weiß, vielleicht ist das ja gut<br />
für mein Karma. Schlecht wäre das momentan<br />
nicht. Der Typ scheint hier unter<br />
einem Baum zu wohnen, denn er zieht<br />
ab, im Schlepptau drei Köter, nur um es<br />
sich wenige Meter weiter auf einer Unterlage<br />
aus Pappkartons gemütlich zu machen<br />
und die Zigarette zu genießen. Seine<br />
Habseligkeiten hat der Mann in zwei Jute-<br />
Taschen an den Baumstamm gehängt, um<br />
sie vor allzu leichtem Zugriff zu schützen<br />
– und vor den Dutzenden von Mäusen, die<br />
hier in der Dämmerung zwischen unseren<br />
Füßen umher flitzen. Angestrengt spähe<br />
ich nach einem Bus, der die Wörtchen<br />
„Manali Bus Service“ auf die Karosserie<br />
gepinselt hat, denn dies soll das Erkennungsmerkmal<br />
sein, neben einer Handynummer,<br />
bei der niemand antwortet.<br />
Ich will gerade anfangen zu verzweifeln,<br />
als tatsächlich noch mein Vehikel<br />
eintrudelt. Der Beifahrer steht in der offenen<br />
Türe, als der Bus am Straßenrand<br />
hält, und schreit fortwährend das Ziel<br />
der Reise in die Dunkelheit hinaus: „Manali,<br />
Manali, Manali...“. Mein e-Ticket<br />
in der Hand, den Rucksack geschultert,<br />
springe ich auf und haste auf den Mann<br />
zu: Entspannung. Es ist der richtige Bus.<br />
Ein schmutzstarrender Gehilfe entspringt<br />
dem Fahrzeug, greift mein Gepäck und<br />
verfrachtet es mit einem kräftigen Wurf in<br />
den Stauraum. Danach hasten wir beide<br />
ins Bus-Innere, und die Fahrt geht weiter,<br />
das Abenteuer Manali kann beginnen.
eise-report<br />
Einmal Arsch versohlen gratis<br />
Im Halbdunkel der Buskabine kann ich zahlreiche<br />
andere Fahrgäste erkennen, darunter<br />
eine Handvoll junger Israelis, denen selbst in<br />
diesem Dämmerlicht anzusehen ist, wie stoned<br />
sie sind. Mein Platz befindet sich im hinteren<br />
Teil des Busses, und das wird noch Konsequenzen<br />
haben. Vorerst jedoch mache ich<br />
mich mit meinem Sitznachbarn bekannt. Es ist<br />
ein Mann in den Dreißigern, der sich als „Gojal“<br />
vorstellt. Auf seinem Kopf trägt er ein interessantes<br />
Filz-Käppi mit gewebter Wollbordüre.<br />
Sein Gesicht ziert ein buschiger Schnauzbart,<br />
der mich an die Filmbösewichte der 1930er-<br />
Jahre erinnert. Wir arrangieren uns nebeneinander,<br />
und er weist mich in die Geheimnisse<br />
der Bussitze ein. Ich bin einigermaßen verblüfft,<br />
denn als er den Hebel an meinem Sitz betätigt,<br />
der die Lehne nach hinten und mich selbst in<br />
die Horizontale verfrachtet, knallt unvermittelt<br />
von unten eine Art Brett gegen meine Waden, so<br />
dass ich wie auf einem Zahnarztstuhl zu liegen<br />
komme. Solchermaßen verstaut, schaukeln wir<br />
nebeneinander durch die Dunkelheit des zunehmend<br />
dünner besiedelten Umlandes von Delhi,<br />
und Gojal erzählt, dass er selbst aus dem Kullu-<br />
Tal stamme. Er habe geschäftlich in der Hauptstadt<br />
zu tun gehabt, und nun sei er auf dem<br />
Nachhauseweg in sein Dorf. Dort betreibe er einen<br />
kleinen Handel mit Wolldecken und eben<br />
diesen Filz-Käppis, die beide so typisch für die<br />
Region sind.<br />
Wir unterhalten uns noch ein wenig über<br />
Tourismus und den Mangel an lokalen<br />
Jobmöglichkeiten für Einheimische, bevor wir<br />
beide einnicken. Ich erwache, weil ich das Gefühl<br />
habe, ein Profi-Fußballer trete mir fortwährend<br />
mit aller Kraft in den Allerwertesten. Noch<br />
bringt mein schlaftrunkenes Hirn den Zusammenhang<br />
zwischen Zahnarztstuhl und Arsch<br />
versohlen nicht in Einklang, doch langsam dämmert<br />
es mir: Die grölende Zuschauermenge im<br />
Fußballstadion ist in Wirklichkeit der bordeigene<br />
Fernsehapparat, der mittlerweile einen<br />
blutrünstigen Hindi-Movie in den Fahrgastraum<br />
hinein schreit, um die Reisenden bei Laune zu<br />
halten. Die Arschtritte erweisen sich schließlich<br />
als Schlaglöcher, durch die der Bus immer wieder<br />
hindurch holpert, und deren Wucht quasi<br />
ungebremst auf die Hinterteile der Reisenden –<br />
vorzugsweise im rückwärtigen Busteil – durchschlägt.<br />
Ich blicke zu meiner Linken. Mein Reisegefährte<br />
schläft von alldem ungerührt weiter.<br />
Chandigarh zieht an uns vorbei, dann Mandi,<br />
wo die Straße ins Kullu-Tal die Haupt-Verkehrstrasse<br />
verlässt und die Serpentinen langsam<br />
enger werden. Schließlich hält der Bus<br />
am frühen Morgen an einem Rasthaus, wo bereits<br />
andere Busse stehen. Im Hintergrund<br />
sind die nahen Berge zu erahnen. Es ist angenehm<br />
frisch, nach den heißen Nächten Delhis.<br />
Das Beste jedoch ist, dass all die Schweinis,<br />
Özils und Götzes endlich aufgehört haben,<br />
mir in den Arsch zu treten. Ich kaufe mir einen<br />
Tee und setze mich in der Nähe des Busses an<br />
den Straßenrand, um die Situation zu erfassen.<br />
Die Gruppe Israelis hat sich ein Plätzchen weiter<br />
ab gesucht, und macht sich gerade daran, einen<br />
fetten Joint zu entzünden. Ein paar indische<br />
Pärchen stehen gelangweilt herum und warten<br />
frierend auf die Weiterfahrt. Und unser Fahrer<br />
ist damit beschäftigt, einen Riesenteller Reis<br />
mit Linsengemüse zu vertilgen. Ein würziger<br />
Duft weht sanft aus der Richtung der Raucher-<br />
Traveller-Shops in Old Manali<br />
„Leben und leben lassen“, so lautet das Prinzip Manali.<br />
<strong>15</strong>
eise-report<br />
Imposante Gras Hecke im Zentrum Manalis.<br />
gruppe zu mir herüber, begleitet von Gekicher<br />
und dem Rauschen eines Baches<br />
im Hintergrund. „So ist es gut“, denke<br />
ich, während ich an meinem Tee nippe.<br />
„Friede und nicht die Hektik der Großstadt“.<br />
Gojal, meinen Reisegefährten,<br />
der inzwischen unbemerkt neben mich<br />
getreten ist, treiben indes andere Gedanken<br />
um. „Die Leute“, und dabei nickt er<br />
in die Richtung der Rauchgruppe, „sollten<br />
vorsichtig sein, wenn sie Charas rauchen.<br />
Nur, weil wir hier ins Kullu-Tal fahren,<br />
heißt das nicht, dass man das überall machen<br />
kann“. Ich verstehe. Rauchen, prinzipiell<br />
kein Problem, aber bitte diskret.<br />
Davon habe ich bereits gehört und beschließe,<br />
erstens diesem Rat zu folgen<br />
und zweitens dieser Spur nachzugehen.<br />
Einstweilen ist unsere Pause beendet.<br />
Der Fahrer hat sein rustikales Frühstück<br />
beendet, der Beifahrer ist dabei,<br />
seine Schäflein wieder vollzählig an Bord<br />
zu verfrachten und wir beide haben es<br />
uns erneut auf unseren Plätzen „gemütlich“<br />
gemacht.<br />
Wir holpern wieder los, durch die zunehmend<br />
bergiger werdende Landschaft,<br />
die in der beginnenden Dämmerung<br />
auftaucht. Erfreut nehme ich die<br />
ersten Gras-Hecken am Straßenrand wahr.<br />
Coole Ausblicke in die Natur, rund um Vashisht.<br />
Wildsorten wie sie hier überall vorkommen,<br />
und die einst die Basis einer erfolgreichen<br />
Cannabis-Industrie darstellten.<br />
In Bhuntar, einem Vorort von Kullu, verlässt<br />
mein Reisegefährte den Bus, und<br />
nur zwei Stunden später biegen wir am<br />
Ortseingang von Manali auf einen Parkplatz<br />
ein, wo bereits zahlreiche Schlepper<br />
warten. Es ist empfindlich kalt hier oben,<br />
und so krame ich erst einmal meine Jacke<br />
aus dem Rucksack, den mir der schutzverkrustete<br />
Gehilfe gegen ein Trinkgeld wieder<br />
aus dem Stauraum des Busses gefischt<br />
hat. So lässt es sich besser aushalten. Die<br />
Schlepper sind einstweilen noch mit den<br />
anderen, vermutlich wohlhabender wirkenden<br />
Ankömmlingen beschäftigt, und<br />
so nutze ich die Gelegenheit, um mich<br />
zu orientieren und zu hören, was es denn<br />
so an Übernachtungsangeboten gibt.<br />
What you want we give you<br />
Am Rande des Busparkplatzes fließt<br />
ein reißender Gebirgsbach vorbei,<br />
der „Beas“. Vom eigentlichen Städtchen<br />
trennt uns lediglich ein kleiner Zedern-Hain,<br />
und im Brachland dazwischen<br />
sprießt trotz des mittlerweile vorangeschrittenen<br />
Jahres noch üppig das Gras.<br />
Allerdings sind es auch hier Wildformen,<br />
und dazu noch fast ausschließlich männliche<br />
Pflanzen. Die weiblichen scheinen<br />
bereits irgendwelche Abnehmer gefunden<br />
zu haben. Gierig sauge ich die klare Bergluft<br />
ein, ebenso wie die Informationen,<br />
die um mich herum ausgetauscht werden.<br />
Dabei zeigt sich, dass die Schlepper<br />
klar zwischen den einzelnen Touristen-<br />
Kategorien unterscheiden und ihr Angebot<br />
entsprechend variieren. Während indische<br />
Hochzeitspaare mit der Aussicht<br />
auf Stadtnähe und Trubel geködert werden,<br />
versuchen die Jungs, westlichen<br />
Reisenden mittleren Alters und ohne erkennbares<br />
„Spezialhobby“ die Nähe zur<br />
Natur und die Authentizität der Herberge<br />
schmackhaft zu machen. Schließlich haben<br />
die dienstbaren Geister bei vermutetem<br />
Interesse ihrer Kunden in spe auch<br />
ganz konkrete „Wellness-Produkte“ in ihrem<br />
Angebot.<br />
Ich selbst werde offenbar irgendwo zwischen<br />
Wanderfreund und Gelegenheitskiffer<br />
eingeordnet, und so umfassen die<br />
Angebote sowohl „authentic cuisine“ als<br />
auch „something special, if you like“.<br />
Vorerst „like“ ich erst einmal, mich nicht<br />
festzulegen. Ich schnappe mir die Visitenkarten<br />
der am interessantesten erscheinenden<br />
Herbergen und verabschiede<br />
mich freundlich. Die Gruppe ist kurz enttäuscht,<br />
wendet sich jedoch sofort anderen<br />
Neuankömmlingen zu, um sie mit den<br />
Vorzügen ihrer jeweiligen Unterkunft zu<br />
ködern. Nach einem ebenso herzhaften<br />
wie kostengünstigen Frühstück („Samosas“<br />
- mit Kartoffeln gefüllte Teigtaschen<br />
plus Tee), stapfe ich die Straße nach Alt-<br />
Manali hinauf, um mir eine Bleibe zu suchen.<br />
Ich habe eine vage Vorstellung von<br />
der Location, und die gesammelten Visitenkarten<br />
leisten nun wertvolle Dienste.<br />
Kann ich doch die einzelnen Namen der<br />
Gasthäuser mit den Hinweisschildern am<br />
Straßenrand abgleichen.<br />
Kurz nach der „Old Manali Bridge“<br />
(kurz „Bridge“ genannt) beginnt, was<br />
indische Touristen wohl als „Hippie-<br />
Gebiet“ bezeichnen würden. Eine steil<br />
bergan steigende Straße mit Klamottenläden,<br />
Tattoo-Shops und Hang-outs auf<br />
beiden Seiten. Ein Bauer treibt seine drei<br />
Kühe an mir vorbei, ein Pärchen auf dem<br />
Sofa der German Bakery muss bereits<br />
jetzt, am frühen Morgen, ganz schön kräftig<br />
husten - Gekicher. Langsam wird mir<br />
warm vom Laufen. Zwei Freaks mit Dreadlocks<br />
knattern lachend auf ihren gemieteten<br />
„Enfield Bullets“ die Straße hinunter.<br />
Das sieht wesentlich gemütlicher<br />
aus. Endlich taucht das erste meiner Visitenkarten-Hotels<br />
am Straßenrand auf.<br />
Nach einem kurzen Blick ist schnell klar,<br />
dass dies nicht mein Ort sein wird. Ohrenbetäubende<br />
Techno Musik um 9 Uhr<br />
morgens, ein Glasbong, das die Tische<br />
wechselt und dazu ein Gebäude mit Hochhauscharakter;<br />
da kann ich gleich an den<br />
Ballermann fahren.<br />
Weiter geht es, einen kleinen Fußpfad<br />
entlang. Kinder auf dem Weg zur<br />
Schule bewerfen mich lachend mit Knallerbsen.<br />
Ich erkenne ein weiteres Hotelschild<br />
neben einer Steintreppe, die in<br />
16
Ungefähr zwei Kilometer außerhalb<br />
von „Neu-Manali“, den Berg hinauf,<br />
beginnt „Old Manali“. Tatsächlich ist die<br />
Gegend um die sogenannte „Bridge“, die<br />
über einen Gebirgsbach auf die gegenüreise-report<br />
„Malle“ Feeling in Manali.<br />
einen Garten mündet. Darauf steht der<br />
Name einer lokalen Gottheit. Wie schön,<br />
denn ich erkenne im Garten einen der<br />
Schlepper vom Busparkplatz wieder.<br />
Auch er hat mich bereits erspäht und beeilt<br />
sich, die paar Schritte zu mir herunter<br />
gelaufen zu kommen. Wie sich heraus<br />
stellt, ist er der Bruder des Hotelbesitzers.<br />
Da hätte ich auch gleich mit ihm gehen<br />
können, aber erst einmal abwarten.<br />
Er führt mich durch einen kleinen Garten,<br />
der früher einmal richtig idyllisch dagelegen<br />
haben mag, aber nun durch den<br />
Neubau mehrerer Nachbarhotels ein wenig<br />
eingeengt erscheint. Überhaupt wird<br />
in ganz Manali ziemlich viel neu gebaut,<br />
und nicht alles hält den ästhetischen Ansprüchen<br />
westlicher Reisender stand.<br />
Beschaulich ist der Garten trotzdem, und<br />
ein paar Gäste haben es sich auch schon<br />
zum Frühstück gemütlich gemacht. Er<br />
führt mich in einige Zimmer, die einfach,<br />
aber gepflegt sind. Es gibt heißes Wasser<br />
im Bad und vor jedem Zimmer eine<br />
Sitzgelegenheit, um auf dem großen Balkon<br />
in der Sonne zu sitzen und zu chillen.<br />
Es ist mittlerweile Nebensaison, die<br />
meisten Touristen sind bereits wieder abgereist,<br />
und so gestalten sich die Übernachtungspreise<br />
derzeit moderat. Rund<br />
fünf Euro soll ein schönes Zimmer kosten.<br />
Wir werden uns schnell einig. Seinen<br />
vermeintlich größten Trumpf spielt<br />
„Jack“, wie er sich nennt, aber erst zum<br />
Schluss aus. Wieder unten an der Rezeption<br />
angekommen, schaut er mich konspirativ<br />
an und fragt, ob ich auch an „something<br />
special“ interessiert sei. Ich bin es,<br />
und beim Blick in den sich langsam zunehmend<br />
füllenden Frühstücksbereich<br />
des Gartens wird offenbar, dass auch andere<br />
Gäste dem Angebot des Herbergsvaters<br />
nicht zu widerstehen vermochten. Ein<br />
wohl bekannter, süßlich schwerer Geruch<br />
feinster schwarzer Harze liegt in der Luft.<br />
ack führt mich in ein Nebenzimmer der<br />
JRezeption und kramt aus einem Versteck<br />
einige „Tolas“ (1 Tola = ca. 10 Gramm)<br />
unterschiedlicher Harzqualitäten. Während<br />
einige der Pieces rund und flach daher<br />
kommen, haben andere die Form von<br />
„Sticks“, kleinen Stangen. Umgerechnet<br />
etwa <strong>15</strong> Euro soll eine Tola mittlerer Qualität<br />
kosten. Für eine Tola „Cream“ hingegen<br />
berechnet der geschäftstüchtige<br />
Hotelgehilfe satte 30 Euro. Auf den ersten<br />
Blick erscheint das zwar viel, der Betrag<br />
relativiert sich jedoch, wenn man bedenkt,<br />
dass in Amsterdam für denselben<br />
Betrag lediglich zwei bis drei Gramm den<br />
Besitzer wechseln. Klar ginge es vermutlich<br />
auch billiger. Dafür müsste ich jedoch<br />
irgendwo auf der Straße oder in einem<br />
einschlägigen Souvenir-Laden einkaufen.<br />
Das Risiko eines Rip-offs wäre stark erhöht.<br />
Ich rieche, taste, probiere - und entscheide<br />
dann, dass selbst die Standard-<br />
Qualität für meine Zwecke ausreichend<br />
ist. Schließlich will ich ja auch noch etwas<br />
von der Gegend sehen. „So kann der Tag<br />
anfangen“, denke ich gut gelaunt. „Hotel<br />
gecheckt, eingekauft; Zeit für ein ausgiebiges<br />
Frühstück, das ich in der Sonne vor<br />
meinem Zimmer genieße. Es gibt Kaffee,<br />
Eier, Bratkartoffeln und Toast mit Marmelade.<br />
Den Ausblick ins Tal gibt es gratis<br />
dazu - genial.<br />
Dies und das, für jeden was<br />
Das Städtchen Manali teilt sich, grob<br />
gesagt, in drei Bereiche: Da ist zunächst<br />
einmal die eigentliche Stadt mit<br />
Busbahnhof, Verwaltung, Märkten und<br />
zahlreichen Läden, Restaurants und Geschäften.<br />
Hier kommt der Reisende an,<br />
fährt ab und bummelt durch den Basar.<br />
Dieser Teil der Stadt ist bei indischen<br />
Touristen sehr beliebt. Es ist laut, voll<br />
und kulturell vertraut. Hotel reiht sich an<br />
Hotel, es dominieren vegetarische Imbissstuben<br />
und Billig-Läden. Der winzige<br />
Basar mit seinen tibetischen Garküchen,<br />
in denen man sich für wenige Euro Cent<br />
mit Nudelsuppen und Teigtaschen stärken<br />
kann, befindet sich hier. Auch allerlei<br />
lustiges Volk findet sich hier ein: Pilger,<br />
Wahrsager und Heilige Männer, oder<br />
solche, die sich dafür halten.<br />
Der Dorfplatz von Old Manali.<br />
berliegende Seite des Tals führt, kaum<br />
mehr als 30 Jahre alt. Hier dominieren Läden,<br />
Restaurants und Gästehäuser, die<br />
sich an westliche Reisende wenden. Gebatikte<br />
Klamotten, Bananen-Pfannkuchen,<br />
Tattoo-Shops und Herbergen, die<br />
auf solch klingende Namen wie „Yak und<br />
Yeti“, „Paradise Guesthouse“ oder „Relax<br />
Hotel“ hören. Kleine Reisebüros vermitteln<br />
Trekking-Touren in die Umgebung<br />
und Transhimalaja-Trips nach Ladakh.<br />
Auch Rafting, Paragliding und Klettern<br />
ist möglich. Indische Touristen verirren<br />
sich hier nur selten hin, und wenn, dann<br />
meist, um aus dem fahrenden Taxi heraus<br />
die „eigentümlichen Hippies“ und<br />
ihr suspektes Treiben (gemeint sind kiffen,<br />
kurze Röcke und küssende Pärchen)<br />
zu bestaunen.<br />
Das eigentliche, kleine Dorf „Old Manali“<br />
liegt noch einmal gut einen halben<br />
Kilometer oberhalb des Traveller-Bereichs.<br />
Eine steile kleine Straße führt den<br />
Hang dorthin hinauf. Während im Dorfkern<br />
noch weitgehend traditionell gelebt<br />
wird, und es keine Touristenunterkünfte<br />
in den pittoresken Lehm- und Holzhäusern<br />
gibt, haben sich an der oberen Peripherie<br />
von Old Manali bereits die ersten<br />
17
eise-report<br />
Besucher am Hadimba Tempel<br />
Das „Zentrum“ von Vashisht.<br />
Hotels angesiedelt. Die Tourismus-<br />
Industrie fordert ihren Tribut. Ungeachtet<br />
dessen ist das Dorf selbst<br />
jedoch eine Augenweide für jeden<br />
Kulturinteressierten. Im Zentrum<br />
der Siedlung steht das repräsentative<br />
Haus eines Dorf-Oberen. Um<br />
das Haus herum gruppieren sich<br />
kleine Gehöfte mit Kühen vor der<br />
Tür, Gärten, in denen wildes Gras<br />
wuchert und winzige Gassen, in denen<br />
sich das soziale Leben abspielt.<br />
Es gibt zwei, drei Tante Emma Läden,<br />
ebenso viele Geschäfte für<br />
Kullu-Schals, den unvermeidlichen<br />
Tee-Shop sowie den imposanten<br />
„Manu Tempel“. Haschisch kann<br />
man hier zwar keines kaufen, dafür<br />
aber wird man mit Einblicken in das<br />
dörfliche Leben Himachal Pradeshs<br />
und wunderbaren Ausblicken in die<br />
Bergwelt des Himalaja belohnt.<br />
Auch die Bauweise der lokalen<br />
Häuser ist faszinierend. Aus groben<br />
Steinen, Lehm und Holz gefertigt<br />
und mit Schiefer gedeckt, leben<br />
im Parterre das Vieh und im Obergeschoss<br />
die Menschen. Das ist besonders<br />
praktisch, weil im kalten<br />
Winter die Wärme der Tiere nach<br />
oben steigt, und auf diese Weise<br />
die Wohnräume von unten erwärmt.<br />
Allenthalben zeugen teils abgeerntete,<br />
wilde Cannabis-Hecken<br />
davon, dass es auch in der traditionellen<br />
Gesellschaft Manalis durchaus<br />
einige Liebhaber des würzigen<br />
Krauts gibt. Der Konsum findet freilich<br />
diskret statt. Aber auch im Rahmen<br />
religiöser Rituale, hauptsächlich<br />
im Zusammenhang mit dem<br />
kiffenden Gott Shiva, konsumieren<br />
die Einheimischen Cannabis, und<br />
das ist ausdrücklich erwünscht.<br />
Ganz anders stellt sich die Situation<br />
im nahe gelegenen Ort<br />
Vashsiht dar. In diesem alten Hippie-Hotspot<br />
sind Dorfbewohner<br />
und Touristen seit Jahrzehnten<br />
eine Symbiose eingegangen. Eine<br />
lange, steile Einkaufsstraße mit<br />
Schmuckgeschäften, Essens-Ständen<br />
und Nippesläden führt hinauf<br />
ins Dorf. Hier kaufen gerne indische<br />
Touristen ein. Im Zentrum befindet<br />
sich der Dorfplatz mit Tempel und<br />
öffentlich zugänglichen Schwefelquellen,<br />
an denen man sich im warmen<br />
bis heißen Wasser waschen<br />
kann. Während auf der einen Seite<br />
des Dorfes zahlreiche neue Gästehäuser<br />
für westliche Besucher entstanden<br />
sind, manche von dubioser<br />
Bauqualität, erstreckt sich auf<br />
der gegenüberliegenden Seite des<br />
Dorfplatzes der alte Teil des Dorfes.<br />
Allerdings geht man hier sehr viel<br />
lockerer mit der Vermischung traditioneller<br />
und westlicher Lebensweisen<br />
um, als beispielsweise in<br />
Alt-Manali, wo man eher auf Abgrenzung<br />
bedacht ist. Zwischen<br />
alten Gehöften haben sich kleine<br />
Lodges angesiedelt. Manche von<br />
ihnen sind durchaus mit Verständnis für<br />
die lokale Architektur gestaltet. Kleine<br />
Gassen und zahlreiche reizvolle Aussichtspunkte<br />
in die umliegende Natur<br />
kennzeichnen Vashisht und seine Umgebung.<br />
Anders als in Manali werde ich auf<br />
der Straße ziemlich schnell auf meine Bedürfnisse<br />
hin angesprochen; am Getränkestand,<br />
im Souvenirladen, auf meinem<br />
Spaziergang durch die nahe gelegenen<br />
Obstgärten des Dörfchens. Ich muss leider<br />
ablehnen, da ich bereits versorgt bin.<br />
Außerdem sollte man sich durch die vermeintliche<br />
Lockerheit im Umgang mit<br />
Cannabis-Produkten nicht täuschen lassen.<br />
Die Polizei mag zwar meist unsichtbar<br />
sein, ihre Schäflein behält sie dennoch<br />
im Auge, und sei es nur, um im<br />
entscheidenden Moment für einen massiven<br />
Zufluss auf ihr Gehaltskonto zu<br />
sorgen - durch Bakschisch. Lokale Spitzel<br />
registrieren sehr genau, wenn größere<br />
Mengen der begehrten Harze den<br />
Besitzer wechseln, und westliche Ausländer<br />
mit ihrem enormen Reisebudget<br />
sind immer eine potentielle Klientel, um<br />
für ein kleines Zusatzeinkommen zu sorgen.<br />
Auch verärgerte indische Touristen<br />
sollen den Ordnungshütern schon den einen<br />
oder anderen heißen Tipp gegeben<br />
haben. Da scheint mir Zurückhaltung angebracht,<br />
und ich belasse es bei einem<br />
privaten Pfeifchen, dass ich in der Idylle<br />
eines Apfelbaum-Gartens genieße, während<br />
ich ins Kullu-Tal hinab blicke.<br />
Leben und leben lassen<br />
Vier Tage bin ich nun schon in Manali.<br />
Ich habe den beeindruckenden<br />
Hadimba-Tempel gesehen, der in einem<br />
Zedernwald liegt, den kleineren Manu-<br />
Tempel in Alt-Manali, und ich habe mich<br />
dazu überreden lassen, mit einer Art Seilzug<br />
über das Flüsschen Beas gezogen zu<br />
werden. Sieht man einmal vom „Sonderfall<br />
Vashisht“ ab, bin ich niemals offen<br />
auf der Straße von Dealern angesprochen<br />
worden. Dennoch ist das Kraut fast allgegenwärtig.<br />
Selbst im Zentrum von Neu-<br />
Manali wuchern Cannabis-Hecken vor<br />
Geschäften, und keiner scheint sich darum<br />
zu scheren. Dabei sind nicht wenige<br />
der Sträucher ganz schön gestutzt. Ich<br />
frage mich, wie das Prinzip Manali funktioniert,<br />
denn auch hier sind die Ordnungshüter<br />
selbstverständlich aufgerufen, die<br />
offizielle Drogenpolitik Indiens durchzusetzen<br />
und die lautet: Cannabisbesitz<br />
ist strafbar! Stattdessen habe ich während<br />
meines Aufenthalts hier lediglich einige<br />
harmlose Verkehrspolizisten wahrgenommen,<br />
die damit beschäftigt waren,<br />
unschuldigen Auto- und Motorradfahrern<br />
ein erhöhtes Bußgeld abzupressen. Dafür<br />
muss es einen Grund geben, und der ist<br />
so einfach, wie er naheliegend ist.<br />
Am Abend sitze ich bei heißem Tee an<br />
einem gemütlichen Feuerchen im Hotelgarten.<br />
Jack leistet mir Gesellschaft.<br />
Ich frage ihn, ob er keine Bedenken habe,<br />
ständig Leuten Haschisch zu verkaufen,<br />
nicht wissend, ob diese eventuell beim<br />
Konsum erwischt werden und ihn anschließend<br />
verpfeifen. Immerhin wäre die<br />
18
eise-report<br />
logische Konsequenz für ihn ein längerer<br />
Aufenthalt im Knast. Jack gibt sich gelassen:<br />
„Dazu wird es nicht kommen, mein<br />
Freund“, grinst er mich an. „Man muss<br />
sich nur gut mit der Polizei stellen.“ Ich<br />
verstehe, stelle mich jedoch dumm. „Gut<br />
stellen, wie soll das gehen?“, „Ganz einfach“,<br />
meint er, „in regelmäßigen Abständen<br />
zahlen wir Bakschisch an die Beamten,<br />
die hier ab und zu aufkreuzen. Dafür<br />
schauen sie im Zweifelsfall in eine andere<br />
Richtung, und wir haben keine Probleme.<br />
Im Gegenzug verkaufen wir lediglich<br />
kleine Mengen an unsere Gäste. So ist jedem<br />
geholfen.“ Das leuchtet ein. „Funktioniert<br />
das auch bei größeren Mengen<br />
Haschisch, die hier im Tal gehandelt werden?“,<br />
frage ich scheinheilig. Jacks Antwort<br />
fällt verblüffend eindeutig aus: „Ja<br />
klar, dann erst recht. Oder was glaubst<br />
du, wie Hunderte von Kilogramm jedes<br />
Jahr die Gegend verlassen? Das funktioniert<br />
nur unter direkter Beteiligung der<br />
Polizei. Andernfalls wäre spätestens unten<br />
am Checkposten in Mandi Schluss.<br />
Außerdem …“, fügt er an, „müssen die<br />
Menschen in den kleinen Seitentälern ja<br />
auch von etwas leben. Dort, im Parvati-<br />
Tal und in Malana, wo die besten Charas-Sorten<br />
herkommen. Was nützt es der<br />
Polizei, wenn sie die lokale Bevölkerung<br />
gegen sich hat?“<br />
Ich begreife langsam die Regeln des<br />
Prinzips Manali. Die Produktion von<br />
Haschisch hat eine lange Tradition, hier<br />
im Kullu-Tal. Viele Menschen hängen direkt<br />
und indirekt vom Anbau und Handel<br />
mit Harzprodukten ab. Abnehmer sind<br />
Touristen, hinduistische Gläubige und -<br />
wohl zum überwiegenden Teil - externe<br />
Großdealer, die den internationalen<br />
Schmuggel mit organisieren. Die lokale<br />
Polizei drückt gegen entsprechende Bezahlung<br />
alle Augen zu, und verbessert<br />
auf diese Weise ihre eigene finanzielle<br />
Situation, die üblicherweise nicht so prickelnd<br />
ist. Der bescheidene Wohlstand<br />
kommt wiederum der lokalen Ökonomie<br />
zugute, weil jeder ein wenig mehr<br />
Geld zur Verfügung hat, das er ausgeben<br />
kann. Eine Art Symbiose also, von<br />
der alle Beteiligten profitieren.<br />
„Allerdings“, fügt Jack einschränkend<br />
hinzu, „funktioniert das nur, solange<br />
sich alle an die Regeln halten. Die Touristen<br />
sind am Ende für sich selbst verantwortlich,<br />
und nicht wenige übertreiben<br />
es schlichtweg. Wer hier offen mit<br />
dem Joint durch die Stadt läuft oder versucht,<br />
größere Mengen Charas aus dem<br />
Tal zu schmuggeln, wird wahrscheinlich<br />
dabei erwischt. Das sage ich meinen<br />
Kunden auch immer wieder.“ Jetzt<br />
ist mir alles klar: „Leben und leben lassen“,<br />
lautet die Devise hier im Norden<br />
Himachal Pradeshs. „Halte dich an die<br />
Spielregeln, und du wirst keinen Ärger<br />
haben.“ Das ist nur fair, denke ich später,<br />
während ich im warmen Schlafsack<br />
liege und aus dem Fenster meines Zimmers<br />
hinaus in den klaren Sternenhimmel<br />
blicke. Schließlich müssen die Leute<br />
hier sehen, dass ihr Sozialsystem, das<br />
seit zig Jahren erfolgreich besteht, auch<br />
weiterhin funktioniert. Am Ende ist das<br />
auch im Interesse von uns Reisenden,<br />
denn die meisten kommen wohl hoffentlich<br />
nicht nur wegen der Harze hierher,<br />
sondern mindestens ebenso gerne wegen<br />
der großartigen Landschaft, der toleranten<br />
Menschen und des allgemein<br />
entspannten Lebensgefühls. Vielleicht<br />
ist das ja auch der Grund dafür, dass hier<br />
im Kullu-Tal so viele Gottheiten leben<br />
und in Hunderten von Tempeln verehrt<br />
werden: Weil sie sich eben wohlfühlen.<br />
Es ist spät geworden, und morgen früh<br />
werde ich Manali wieder verlassen, um<br />
mich erneut ins Getümmel des indischen<br />
Subkontinents zu stürzen. Mein Charas<br />
ist fast aufgebraucht und mein Gepäck<br />
prall gefüllt - allerdings nur mit Wollschals,<br />
Filzkappen und organisch produzierten<br />
Reise-Snacks. Solchermaßen gerüstet<br />
kann ich getrost der Kontrolle am<br />
Polizeiposten in Mandi entgegen sehen,<br />
in der Gewissheit, dass göttlicher Beistand<br />
nur vonnöten sein wird, um unseren<br />
Busfahrer zu einer zivilisierten Fahrweise<br />
zu veranlassen. Beruhigt schlafe ich ein.<br />
Für dieses Mal, denn ich werde definitiv<br />
wieder nach Manali kommen.<br />
Manali-Facts:<br />
- Bundesstaat: Himachal Pradesh<br />
- Entfernung von Delhi:<br />
ca. 550 Straßenkilometer.<br />
- An-/Ab-/Weiterreise: vorzugsweise<br />
Bus. Bahn/Bus Kombination ist möglich,<br />
aber umständlich. Flug möglich bis Bhuntar,<br />
dann weiter mit Bus oder Taxi.<br />
- Direkte Weiterreisemöglichkeiten:<br />
Lahaul, Spiti, Ladakh, Dharamsala,<br />
Shimla.<br />
- Beste Reisezeit: Mai/Juni, Ende Sept./<br />
Anfang Oktober (post Monsun).<br />
Von Ende Oktober bis Mitte April kann es<br />
empfindlich kalt werden. Zwischen November<br />
und Ende März ist Schnee fast<br />
garantiert. Viele Traveller Lodges haben<br />
dann geschlossen. In der Monsunzeit,<br />
zwischen Juli und Ende September drohen<br />
massive Regenfälle und Erdrutsche,<br />
aber es ist angenehm warm.<br />
- Highlights: Gemütlich im Hotelgarten<br />
oder in der Natur einen schmöken und<br />
dann die Gegend erkunden. Beobachte<br />
die Pilgermassen am Hadimba Tempel.<br />
Schlendere durch den kleinen, aber stimmungsvollen<br />
Basar im Zentrum Manalis<br />
und halte Ausschau nach lokal gefertigten<br />
Wolldecken, Kappen und anderen Kuriositäten.<br />
Spaziere nach Alt-Manali, genieße<br />
die Aussicht und bewundere das<br />
dörfliche Leben. Schwing dich in die Riksha<br />
und lass dich nach Vashisht tuckern.<br />
Dort erkunde die kleinen Gassen des alten<br />
Dorfteils, nimm ein Bad in der kommunalen<br />
Schwefelquelle, oder spaziere<br />
durch die umliegenden Obstgärten mit<br />
vorzüglichen Ausblicken auf den Himalaja-Kamm.<br />
Besuche lokale Open Air Cafés<br />
und genieße einen diskreten Reefer<br />
bei anständiger Mucke. Schließe dich<br />
einem organisierten Trekking-Trip an und<br />
erkunde die Hochtäler der Umgebung.<br />
Oliver Uhrig
eleuchtung<br />
LED Grow-Test<br />
Auto BlackBerry Kush unter einer 75 Watt HS1 LED<br />
Diesen Grow-Bericht hat uns freundlicherweise ein Grower, er nennt sich TaNg, zur Verfügung gestellt,<br />
der darin von seinen überraschend guten Ergebnissen mit einer relativ neuen LED-Lampe<br />
berichtet. Bei der LED handelt sich um die „Holographic Series 1“, die mit einer Leistung von 75 Watt<br />
angegeben wird. Das hört sich nicht besonders viel und leistungsstark an, umso erstaunlicher, was<br />
uns TaNg berichtet.<br />
Bei der eingesetzten Varietät handelt<br />
es sich um eine neue automatisch<br />
blühende Sorte von Dutch Passion: AutoBlackberry<br />
Kush. Sie wurde aus einer<br />
originalen Blueberry und einer Top-Kush-<br />
Sorte gekreuzt anschließend wurde die<br />
entstandene Genetik zu einer Automatik<br />
veredelt. Die AutoBlackberry Kush ist aufgrund<br />
ihrer Farbe, ihres Aromas und des<br />
Geschmacks der Blüten eine interessante<br />
Alternative zu den herkömmlichen „grünen“<br />
Sorten.<br />
76<br />
Das fand auch TaNg, der diese Sorte<br />
zum ersten Mal anbaute. Doch nicht<br />
nur das, er setzte auch erstmalig die neue<br />
LED-Lampe ein, was diesen Testdurchgang<br />
für ihn gleich doppelt zur Herausforderung<br />
machte. Er hat schon einiges<br />
an Erfahrung mit dem Anbau von automatischen<br />
Sorten sammeln können, allerdings<br />
standen die immer unter einer<br />
400-Watt-Natriumdampflampe.<br />
Er benutzt ein 1,20 m x 1,20 m großes<br />
Growzelt, die Pflanzen stehen in<br />
<strong>15</strong>-Liter-Airpots mit Plagron-Light-<br />
Mix-Erde. Seine 400-Watt-Lampe ersetzte<br />
er für diesen Test durch zwei 75<br />
Watt „GrowNorthern Holographic Series<br />
1“ LED-Lampen. Diese LED-Lampe<br />
zeichnet sich durch ein ausgewogenes<br />
und intensives Lichtspektrum aus, das<br />
von insgesamt 37 einzelnen LEDs produziert<br />
wird. Was sie von anderen<br />
LEDs unterscheidet, ist vor allem das<br />
„holographische optische System“,<br />
das das punktförmige Licht der LEDs<br />
gleichmäßig mischt und verteilt.<br />
Im Vergleich zu der 400-Watt-Lampe,<br />
die bisher bei TaNg zum Einsatz kam,<br />
ist die Energie-Einsparung durch die LEDs<br />
enorm: Von 400 Watt auf <strong>15</strong>0 Watt ist schon<br />
deutlich weniger. Die Frage war nur, ob sie<br />
auch die Ergebnisse liefern würden, die TaNg<br />
gewohnt ist.<br />
Neben der AutoBlackberry Kush stand<br />
eine zweite Pflanze im Growzelt, eine<br />
Auto Euforia. Diese Sorte brauchte aber<br />
deutlich länger und war nicht rechtzeitig<br />
zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe<br />
fertig, so dass sich TaNg in diesem Bericht<br />
auf die AutoBlackberry Kush beschränkt.<br />
Zu Beginn der Wachstumszeit verwendete<br />
er nur eine LED-Lampe für die beiden<br />
Pflanzen, weil zu dem Zeitpunkt noch<br />
zwei fast fertig geblühte Pflanzen im Zelt<br />
standen. Die LED-Lampe hängte er so über<br />
die zwei Pflanzen, dass beide im vollen Licht<br />
standen. Er gönnte ihnen eine Beleuch-
tungszeit von 20 Stunden, gefolgt von<br />
vier Stunden Dunkelheit. Da es sich bei<br />
beiden Pflanzen um automatisch blühende<br />
Sorten handelt, konnte TaNg<br />
den 20-/4-Zyklus bis zur Ernte fahren.<br />
Am zehnten Tag begann er, mit einer<br />
leichten Nährlösung zu gießen, die er<br />
allmählich steigerte. Ab den 28. Tag kam<br />
die Pflanze so richtig in Fahrt und legte<br />
täglich 6 bis 7 cm an Höhe zu. Am Ende<br />
war sie bei 1<strong>15</strong> cm, was nicht schlecht ist<br />
für eine Auto.<br />
Bis zu Tag 34 gab TaNg einen Wachstumsdünger,<br />
dann stellte er auf Blütedünger<br />
um. An Tag 37 zeigten sich die<br />
ersten Vor-Blüten, und die zweite Lampe<br />
kam zum Einsatz. Nun hatte jede Pflanze<br />
ihre eigene Lampe.<br />
Als die Pflanzen an Höhe zulegten, winkelte<br />
TaNg die Lampen so an, dass sie<br />
schräg von oben „gegen“ die Pflanzen<br />
leuchteten. Die Pflanzen schienen das zu<br />
mögen, zumindest produzierten sie überall<br />
Blüten.<br />
In den wachsenden Blüten zeigte sich<br />
schnell der Einfluss der Kush in Form<br />
einer violetten Farbe, was TaNgs Freude<br />
an der Pflanze nur noch steigerte. Er beschreibt<br />
die Harzproduktion als so stark,<br />
wie er es bei noch keiner Auto-Pflanze gesehen<br />
hatte. Nicht nur die reine Zahl der<br />
Trichome, auch ihre Größe begeisterte<br />
TaNg. Mit zunehmender Reife übernahmen<br />
sie das Violett der Blüten und sahen<br />
einfach überwältigend aus. Auch die Terpenoid-Produktion<br />
beschreibt TaNg als<br />
sehr speziell, denn im Laufe der Blüte entwickelte<br />
die AutoBlackberry Kush ein unglaublich<br />
starkes und intensives Aroma.<br />
Aber nicht nur das Aroma ist besonders,<br />
auch ihr Aussehen ist toll: In der späten<br />
Blütephase werden die Buds dunkelviolett<br />
und sind voller Trichome, die Blätter<br />
bekommen ebenfalls eine violette Note,<br />
dank der Blueberry-Genetik.<br />
Nach 82 Tagen, ab dem 74. Tag wurde<br />
gespült, hat TaNg die AutoBlackberry<br />
Kush geerntet. Sie brachte einen Ertrag<br />
von 102 Gramm getrockneten, qualitativ<br />
hochwertigen Blüten. Dabei fand er<br />
sie einfach anzubauen, sie machte keine<br />
Probleme und brauchte nur wenig Pflege.<br />
Das starke Aroma der AutoBlackberry<br />
Kush bleibt auch nach der Ernte erhalten<br />
und verströmt den fruchtigen Duft der<br />
Blueberry und den intensiven Geruch der<br />
Kush, aber auch etwas Limette und Pfefferminze<br />
ist mit dabei.<br />
Beim Vaporisieren, so findet TaNg, kommen<br />
das Aroma und der Geschmack<br />
am besten zur Geltung. Beim Einatmen<br />
schmeckt es für ihn nach reifen Beeren<br />
und Limette, beim Ausatmen nach Minze<br />
und Teebaumöl.<br />
Auch was das High angeht, ist diese<br />
Sorte etwas Besonderes. Durch die<br />
Kush, die nicht nur ihr Aussehen und ihr<br />
Aroma beeinflusst, besitzt die AutoBlackberry<br />
Kush einen sehr starken Effekt, der<br />
besonders körperbetont ist. Man könnte<br />
sie auch als „Sessel-Drücker“ bezeichnen,<br />
denn sie wirkt sehr entspannend und<br />
macht das Aufstehen schwer. Gleichwohl<br />
ist dies sehr interessant für alle, die solche<br />
Sorten aus medizinischen Gründen,<br />
etwa zur Muskelentspannung und Schlafförderung,<br />
einsetzen wollen.<br />
Was das Ergebnis angeht, ist TaNg<br />
absolut begeistert. Die Blüten zeigen<br />
im Vergleich zu seiner alten Lampe<br />
eine deutlich höhere Harzproduktion,<br />
was sich auch im intensiveren Geruch<br />
ausdrückt. Was die AutoBlackberry Kush<br />
angeht, hat er zwar noch keine echten<br />
Vergleichswerte, aber die Auto Euforia<br />
kennt er schon länger. Und wie es<br />
aussieht, wird sie den Ertrag der Auto-<br />
Blackberry Kush nochmal übertreffen.<br />
Allerdings braucht es auch 100 Tage<br />
und damit mehr als zwei Wochen länger<br />
für die Blüte. Nachdem die AutoBlackberry<br />
Kush geerntet war, kam die Auto<br />
Euforia in den Genuss beider Lampen,<br />
was sich beim Ergebnis zeigen sollte.<br />
Wenn man bedenkt, das die Auto-<br />
Blackberry Kush im Prinzip nur von<br />
beleuchtung<br />
einer 75-Watt-HS1 beleuchtet wurde, sind<br />
die 102 Gramm geernteter Blüten wirklich<br />
gut. TaNg glaubt, dass die Auto Euforia<br />
über 200 Gramm bringen wird, wodurch<br />
sich der Einsatz der zwei mal 75<br />
Watt erst recht gelohnt haben wird. Da<br />
TaNg seine Auto-Pflanzen immer mit 20<br />
Stunden Licht pro Tag beleuchtet, ist die<br />
Energieeinsparung im Vergleich zu einer<br />
400-Watt-Lampe umso größer.<br />
Uns hat TaNgs Bericht jedenfalls neugierig<br />
gemacht. Wir werden die HS1-<br />
LED auch testen lassen und euch über die<br />
Ergebnisse informieren. Es gibt bestimmt<br />
eine Menge Leute, die auf eine energiesparende<br />
LED-Lampe warten, die auch<br />
funktioniert.<br />
P.S.: Kurz vor Druck dieser Ausgabe erreichte<br />
uns die Nachricht von TaNg, dass<br />
er die Auto Euforia am 100. Tag geerntet<br />
hat. Ergebnis: 288 Gramm getrockneter<br />
Blüten.<br />
77
home<strong>grow</strong>ing<br />
Ist Outdoor-Gras „besser“ als Ind<br />
Die legale Möglichkeit, in Staaten wie Colorado, Washington und auch Uruguay Cannabis für medizinische<br />
und die persönliche Verwendung anbauen zu dürfen, hat zu einigen wachsenden Debatten<br />
über die Methoden des Cannabisanbaus geführt. Bei einer der Hauptdebatten stehen sich die Vertreter<br />
des Outdooranbaus in Erde, mit organischen Düngern und anderen „natürlichen“ Mitteln, und die Vertreter<br />
des hydroponischen Indooranbaus mit sogenannten synthetischen Nährstoffen und Zusatzmitteln<br />
gegenüber. Da sich bereits jetzt abzeichnet, das sich über kurz oder lang der Cannabisanbau zu einem<br />
großen Wirtschaftszweig entwickeln wird - weltweit nimmt die Akzeptanz für die medizinische, industrielle<br />
und „Freizeit“-Verwendung zu – ist es eine gute Idee, sich schon jetzt mit den Unterschieden sowie<br />
mit den Vor- und Nachteilen des Indoor- und Outdooranbaus zu beschäftigen.<br />
Die Sonne ist gratis ... aber<br />
lässt sich nicht kontrollieren<br />
Einer der offensichtlichsten Unterschiede<br />
zwischen dem Indoor- und<br />
dem Outdooranbau ist, dass beim Outdooranbau<br />
der Grower das große Licht<br />
am Himmel, die Sonne, nutzen kann – und<br />
das völlig kostenlos. Das Licht der Sommersonne,<br />
das nicht durch Wolken oder<br />
Luftverschmutzung blockiert wird, liefert<br />
eine perfekte Intensität und die idealen<br />
Wellenlängen für Cannabispflanzen in<br />
der Wachstumsphase, also in der frühen<br />
Phase, bevor sie zu blühen beginnen.<br />
92<br />
Allerdings reicht das Licht der Herbstsonne<br />
an vielen Orten nicht aus, um<br />
genug Energie zu liefern, damit Cannabispflanzen<br />
die größtmöglichen und potentesten<br />
Ernteerträge liefern können. Die<br />
geografische Lage spielt eine wichtige<br />
Rolle, ebenso wie Klima und Wetter. Und<br />
der Schlüssel zum Verständnis, warum<br />
es beim Outdoor<strong>grow</strong>ing zu grundlegenden<br />
Problemen kommen kann: Der Grower<br />
kann die Sonne, das Klima und das<br />
Wetter nicht beeinflussen.<br />
In Bezug auf das Thema Licht bedeutet<br />
das, dass der Grower folgende Faktoren<br />
nicht kontrollieren kann:<br />
uDie Anzahl an Stunden, die die Sonne<br />
am Tag scheint.<br />
uDie Anzahl der Stunden, in denen die<br />
Sonne nicht durch Wolken verdeckt wird.<br />
uIn einigen Fällen hat der Grower keinen<br />
Einfluss darauf, wie viel Schatten auf<br />
seine Pflanzung fällt und so die tägliche<br />
Lichtdosis reduziert.<br />
uDen Winkel und die Intensität mit der<br />
die Lichtstrahlen die Blattoberflächen der<br />
Pflanzen treffen.<br />
uDie tatsächliche Wellenlänge des von<br />
der Sonne generierten Lichts, das dann<br />
auf die Pflanzen trifft.<br />
uDie Länge der Tageszeit gegenüber der<br />
Länge der Nachtzeit.<br />
uDen Einfluss von Mondlicht, Straßenlaternen,<br />
Neonlichtern und anderen Lichtquellen,<br />
die unkontrolliert in den Garten<br />
gelangen.<br />
Aber bitte versteht mich nicht falsch. Es<br />
ist grundsätzlich möglich, dass Grower<br />
outdoor massive Cannabis-“Bäume“<br />
ziehen können, die eine Höhe von drei<br />
Metern und mehr erreichen können, und<br />
einen Durchmesser von über einen Meter<br />
haben. Eine solche Pflanze kann zwei<br />
bis drei Kilogramm getrockneter Blüten<br />
produzieren. Solche massiven Cannabis-<br />
“Bäume“ passen in die wenigsten Indoorgärten.<br />
Man sieht sie eigentlich nur im<br />
Freilandanbau. Doch wie bei anderen Formen<br />
der Landwirtschaft, haben Wissenschaftler<br />
entdeckt, das sich mit „künstlichen“<br />
Hilfsmitteln die Gesundheit der<br />
Pflanze, ihre Vitalität, Wachstumsrate<br />
und Produktivität steigern lässt. Zum Beispiel<br />
gibt es hinreichende Beweise dafür,<br />
dass Ultraviolettes Licht zu einer erhöhten<br />
Potenz bei Cannabis führt. Aber<br />
nicht nur das, UV-Licht funktioniert wie
oor-Gras?<br />
ein natürliche Antiseptikum, dass Schimmel,<br />
Mehltau und anderen Dingen, die<br />
die Blätter schädigen können, entgegenwirkt.<br />
Je nach Örtlichkeit und Jahreszeit,<br />
liefert das Sonnenlicht einen intensiven<br />
Schuss an UV-Licht, zusammen mit vielen<br />
weiteren Wellenlängen des Lichtspektrums.<br />
Indoor<strong>grow</strong>er sollten wissen, dass ihre<br />
hochintensiven Metall-Halogen-Lampen<br />
oder Natriumhochdrucklampen (die<br />
Lampen, die viel Abwärme produzieren<br />
und den Grower viel elektrischen Strom<br />
kosten) so gut wie kein UV-Licht generieren.<br />
Das gleiche gilt für die meisten LED-<br />
Lampen und fluoreszierende Lampen. Die<br />
einzige Möglichkeit, um in einen Indoor<strong>grow</strong>raum<br />
UV-Licht zu bringen, ist die<br />
Verwendung einer wenig effizienten UV-<br />
Lampe, die für Aquarien und Terrarien<br />
entwickelt wurden. Oder die Natriumhochdrucklampe<br />
wird mit einer Plasma-<br />
Lampe kombiniert. Leuchtmittel und Vorschaltgeräte<br />
für Natriumhochdruck- und<br />
Plasma-Lampen kosten viel Geld in der<br />
Anschaffung und im Betrieb mit elektrischem<br />
Strom. Plasma-Lampen haben<br />
eine zehn- bis zwanzigfach längere Lebensdauer<br />
als Natriumdampfhochdrucklampen,<br />
und Plasma-Lampen benötigen<br />
nur halb so viel elektrische Energie,<br />
um dieselbe Menge Licht zu generieren.<br />
Zudem produzieren Plasma-Lampen<br />
nur halb so viel Abwärme. Plasma-Lampen,<br />
entwickelt für den Einsatz in hydroponischen<br />
Indoorgärten, sind so eingestellt,<br />
das sie mehr „photosynthetisch<br />
aktive Strahlung“ (engl.: photosyntheti-<br />
cally active radiation = PAR) abgeben als<br />
etwa Natriumdampfhochdrucklampen.<br />
Und das kann über die gesamte Wachstums-<br />
und Blütephase einen großen Unterschied<br />
ausmachen.<br />
Wie ich bereits erwähnt habe, scheint<br />
die Sonne kostenlos. Ein Grower –<br />
bei uns in den USA ist die Verwendung<br />
von 1.000-Watt- HPS-Lampen gängig –<br />
der zwei der 1.000-Watt-Lampen verwendet,<br />
muss für Leuchtmittel, Reflektor und<br />
Vorschaltgerät rund 600 Euro ausgeben.<br />
Die Leuchtmittel müssen früher oder später<br />
ausgetauscht werden, und schlagen<br />
je mit bis zu 70 Euro zu Buche. Auch Vorschaltgeräte<br />
halten nicht ewig und müssen<br />
nach ein paar Jahren ersetzt werden.<br />
Die durchschnittlichen Kosten für die<br />
Elektrizität zum Betreiben der zwei<br />
Lampen für einen fünfmonatigen Indoor<strong>grow</strong><br />
belaufen sich in den USA auf etwa<br />
50 Dollar pro Monat – je nachdem, wo genau<br />
man wohnt, und was der Energieversorger<br />
berechnet. Dann kommen noch<br />
die Kosten dazu, die das Entfernen der<br />
Abwärme der Lampen verursacht. Und<br />
so steigen die Kosten, um die Sonne in<br />
einem Indoorgarten zu ersetzen.<br />
Doch das Problem mit der Sonne ist:<br />
Sie lässt sich nicht kontrollieren. Der<br />
Grower kann nicht einfach einen Schalter<br />
umlegen, und schon scheint die Sonne in<br />
der passenden Dauer, Intensität und Wellenlänge.<br />
Indoor-Lampen sind niemals so<br />
stark wie die Sonne, aber wenn in entsprechendes<br />
Equipment und Energie investiert<br />
werden kann, können Indoor-Lampen<br />
effizienter als das Sonnenlicht sein.<br />
Outdoors sind auch Wind, Regen, Sauerstoff,<br />
CO2, Ventilation und der Boden<br />
gratis.<br />
Wir haben also festgestellt, dass<br />
es einiges an Geld kostet, um die<br />
Sonne in Indoorgärten zu ersetzen. Hinzu<br />
kommt, dass das künstliche Licht nicht<br />
das volle Spektrum und die Intensität<br />
des Sonnenlichts während des Sommers<br />
besitzt. Auch fehlt oft das UV-Licht, das<br />
die Sonne gratis liefert. Dem gegenüber<br />
stehen die Vorteile, die der Indooranbau<br />
bietet. Das schließt die totale Kontrolle<br />
über den Zeitraum ein, in dem die Lampen<br />
an oder aus sind. Und damit besitzt<br />
der Grower die Kontrolle darüber, wann<br />
die Pflanzen die Blüte einleiten.<br />
Im Freilandanbau muss der Grower warten,<br />
bis saisonale Veränderungen die<br />
Blüte auslösen. Indoors stellt der Grower<br />
die Lampen einfach auf einen 12/12-Stunden-Zyklus<br />
von Tag/Nacht ein, und nach<br />
wenigen Tagen werden sich die ersten<br />
Zeichen der Vorblüte zeigen. Die Möglichkeit<br />
der Kontrolle ist sehr wichtig, das ist<br />
der Grund, warum bei uns viele Cannabis<strong>grow</strong>er<br />
auf die Gratis-Sonne und die anderen<br />
Geschenke der Natur verzichten,<br />
die das Outdoor<strong>grow</strong>ing bietet, und sich<br />
für den Indooranbau entscheiden.<br />
Doch was sind die anderen Geschenke,<br />
die das Outdoor<strong>grow</strong>ing bietet?<br />
Wind, Regen, Luftbewegung, frische<br />
Luft, Sauerstoff, CO2 und der Boden,<br />
home<strong>grow</strong>ing<br />
in dem die Pflanzen wachsen (außer man<br />
baut in einem Gewächshaus an, was aber<br />
wieder extra Geld kostet), stehen kostenlos<br />
zur Verfügung. Indoor<strong>grow</strong>er müssen<br />
dafür erst Equipment kaufen und zusätzliche<br />
Energiekosten hinnehmen, um Bedingungen<br />
zu simulieren, die es draußen<br />
umsonst geben würde. Und mit dem Kaufen<br />
alleine ist es nicht getan, der Indoor<strong>grow</strong>er<br />
muss auch wissen, wie das Equipment<br />
eingerichtet und bedient wird.<br />
Ein Outdoor-Grower, der in einem rudimentären<br />
Garten anbaut, der sich<br />
vielleicht irgendwo in der Wildnis oder<br />
auf einem privaten Stück Land befindet,<br />
und der auf extra Gartenerde, Dünger<br />
und Wasser verzichtet, kann die Kosten<br />
für den Anbau praktisch bei Null halten.<br />
Indoor<strong>grow</strong>er hingegen müssen künstliches<br />
Licht, Wind, Nährstoffe, sauberes<br />
Wasser, Klimatisierung und den Ort zur<br />
Verfügung stellen, an dem die Pflanzen<br />
stehen sollen.<br />
Und wieder stellt sich die Frage, warum<br />
wird dann überhaupt indoors angebaut?<br />
Der Indooranbau erlaubt eine gumfassende<br />
Kontrolle über die Pflanzen.<br />
Der kosten- und zeitintensive Indooranbau<br />
hat gegenüber dem Outdooranbau<br />
einige wesentliche Vorteile. Zu den größten<br />
Vorteilen gehört die Kontrolle über<br />
alle Faktoren. Outdoor<strong>grow</strong>er müssen<br />
auf die Gnade von Elementen, Dieben,<br />
Polizei, Tieren, Schädlingen und aller anderen<br />
Faktoren vertrauen, die die Arbeit<br />
einer ganzen Growsaison in wenigen Minuten<br />
zunichte machen können.<br />
Ich habe mal einen legalen Outdoor-Cannabis-Grower<br />
in Colorado auf einer beschwerlichen<br />
Tour zu seinem Cannabisfeld<br />
begleitet, das sich in der Bergregion<br />
der Rocky Mountains befand. Ende des<br />
Frühlings, als die Gefahr der Nachtfröste<br />
vorbei war, hatte er dort 25 Pflanzen<br />
eingepflanzt. Er hatte einen ganzen Tag<br />
lang Löcher gegraben und eine Bewässerungsanlage<br />
installiert, die eine konstante<br />
Wasserversorgung sicherstellte.<br />
Das letzte Mal war er vor einem Monat im<br />
August dort, da waren die Pflanzen seit<br />
vier Monaten am Wachsen und reichten<br />
bereits über seinen Kopf. Er hatte sich<br />
schon einen Ernteertrag von rund 20 Kilogramm<br />
Trockengewicht an Blüten ausgerechnet,<br />
und fragte mich, ob ich ihm<br />
bei der Ernte helfen könnte. Das Gute<br />
an diesem Outdoor<strong>grow</strong> war, dass er nur<br />
sehr wenig Geld investieren musste. Die<br />
25 Pflanzen hatte er selbst geklont, und<br />
neben den Benzinkosten für die Fahrten<br />
zum Garten hatte er kaum Ausgaben. Insgesamt<br />
hatte ihn dieser Grow rund 200<br />
Dollar gekostet und sollte jetzt einige<br />
Zehntausend Dollar Wert sein, geht man<br />
von einem Großhandelspreis von derzeit<br />
3.000 Dollar pro Kilogramm aus.<br />
Leider hatte sich jemand anderes genau<br />
dasselbe gedacht! Als wir uns dem<br />
Garten näherten, hörte ich meinen vorausgehenden<br />
Freund plötzlich laut aufschreien,<br />
als sei er von einem Bären oder<br />
Berglöwen angefallen worden. Als ich zu<br />
ihm eilte, zeigte er schon auf ein Feld von<br />
Cannabis-Stümpfen. Jemand hatte seine<br />
93
home<strong>grow</strong>ing<br />
Plantage entdeckt, gewartet bis die Pflanzen<br />
reif waren und dann alles geklaut.<br />
Mein Freund war verständlicherweise untröstlich.<br />
Ungeachtet der Tatsache, dass<br />
er kaum etwas investiert hatte, hatte er<br />
bereits vom Zahltag und den 60.000 Dollar<br />
geträumt, die nun wohl jemand anderes<br />
kassiert. Wir liefen durch seinen ruinierten<br />
Garten und sammelten ein paar<br />
Blüten ein, die die Diebe fallen gelassen<br />
hatten. Mein Freund erzählte mir später,<br />
dass er sie getrocknet, manikürt und getestet<br />
hatte. Sie schmeckten toll und hatten<br />
ein sehr energetisches High, sagte er<br />
und fing an zu weinen.<br />
Solche Dinge können jedem Outdoor-<br />
Grower passieren, wenn nicht an einer<br />
gut gesicherten und bewachten Örtlichkeit<br />
angebaut wird. Und seien wir ehrlich,<br />
es ist sehr schwer, einen Outdoor-Garten<br />
wirklich zu sichern. Denn es sind nicht<br />
nur menschliche Diebe, die einen Outdoorgarten<br />
und die Hoffnungen des Growers<br />
zerstören können. Es können Tiere, Mehltau,<br />
Schimmel, Insekten, Trockenheit,<br />
sintflutartige Regenfälle, Klimaschwankungen,<br />
Erdrutsche, Schnee, Eis, Hagel,<br />
Viren, Polizei, Jäger, Off-Road-Fahrzeuge,<br />
Gifte und andere schreckliche Dinge eine<br />
Outdoor-Ernte schnell ruinieren. In den<br />
meisten Outdoorgärten hat der Grower<br />
keine Garantie dafür, das selbst die größten<br />
Bemühungen solche Katastrophen<br />
verhindern.<br />
So kommt es, dass man vielen Outdoor-<br />
Blüten ansieht, wie sie vom Wetter<br />
malträtiert wurden, sie zeigen Spuren von<br />
Insekten oder sehen aus anderen Gründen<br />
ziemlich zerrupft aus, verglichen mit<br />
den Blüten von „verwöhnten und verhätschelten“<br />
Indoorpflanzen.<br />
Es gibt leider einen gewissen Prozentsatz<br />
an Growern, die versuchen, ihre<br />
Outdoorpflanzen zu schützen, in dem<br />
sie sie mit Gift besprühen, Tierfallen aufstellen<br />
oder die Tiere gleich erschießen,<br />
Gewässer umleiten und Quellen anzapfen,<br />
Bäume fällen, Erosion auslösen oder<br />
auf sonstige Weise die Natur schädigen,<br />
um ihren Gewinn zu maximieren. Selbst<br />
schwer bewaffnete Wachen werden an<br />
94<br />
manchen Outdoorgärten<br />
postiert.<br />
In den USA sind es<br />
meistens mexikanische<br />
Drogenkartelle,<br />
die in staatlichen<br />
Wäldern<br />
geheime Plantagen<br />
errichten und<br />
dabei der Natur<br />
viel Schaden zufügen.<br />
Und sollten<br />
mal zufällig Wanderer<br />
oder Spaziergänger<br />
auf diese<br />
Plantagen stoßen,<br />
kann es zu gefährlichen<br />
Situationen<br />
kommen.<br />
In<br />
US-Bundesstaaten<br />
wie Colorado,<br />
Kalifornien,<br />
Oregon oder<br />
Washington sind es mittlerweile oft die<br />
amerikanischen Grower, die nicht zimperlich<br />
mit der Umwelt umgehen. Auch wenn<br />
es richtig ist, dass der Freilandanbau-<br />
Licht, Wind, Wasser, Boden, CO2 und andere<br />
wichtige Dinge, die Cannabispflanzen<br />
für ihr Wachstum benötigen, gratis<br />
liefert, so ist es auch richtig, dass beim<br />
Outdooranbau viele Probleme auftreten<br />
können, die sich beim Indooranbau komplett<br />
vermeiden lassen.<br />
Indoor Kontrolle = gesteigerte Erträge,<br />
Wachstumsrate und Potenz<br />
Abgesehen davon, dass Outdoor-<br />
Growing nicht wirklich sicher ist, und<br />
schnell von den unterschiedlichsten Faktoren<br />
ruiniert werden kann, die sich indoors<br />
vermeiden lassen, ist ein wichtiger<br />
Unterschied der beiden Methoden, dass<br />
das Indoor<strong>grow</strong>ing nicht gerade natürlich<br />
ist.<br />
Werden die Pflanzen z. B. in einem<br />
„Deep Water Culture“-System angebaut,<br />
können sie eine doppelt so hohe<br />
Wachstumsrate als normal zeigen, entwickeln<br />
viel Wurzelmasse,<br />
reifen früher<br />
und bringen mehr Ertrag<br />
von kleineren<br />
Pflanzen.<br />
Wie ist das möglich?<br />
Durch die<br />
„Deep Water Culture“<br />
werden alle<br />
Vorteile des Indoor<strong>grow</strong>ings<br />
maximiert.<br />
Die Wurzeln<br />
der Pflanzen werden<br />
in einer Nährlösung<br />
aus Wasser, Sauerstoff<br />
und Nährstoffen<br />
getaucht, so dass<br />
sie nicht mehr hart<br />
an Ausbildung und<br />
Funktion der Wurzeln<br />
arbeiten müssen,<br />
kurz gesagt: Die<br />
Pflanze kann so viel<br />
einfacher das aufnehmen,<br />
was sie braucht.<br />
Doch das ist – wie gesagt – keine wirklich<br />
natürliche Weise, um Cannabis anzubauen.<br />
Die Dünger sind nicht organisch,<br />
sie sind synthetisch. Die besten von ihnen<br />
stellen den pH-Wert automatisch auf<br />
das richtige Level ein, und sind mit hochwertigen<br />
und teuren Chelaten und anderen<br />
chemischen Zusätzen herstellt. Sie<br />
sorgen dafür, dass die Wurzeln die Nährstoffe<br />
optimal aufnehmen können.<br />
In guten hydroponischen Indoorgärten<br />
werden die selben Pflanzen schneller<br />
wachsen, früher blühen, schneller an Gewicht<br />
und Trichomen zulegen und früher<br />
erntereif sein, als wenn sie outdoor angebaut<br />
würden. Die „Deep Water Culture“<br />
ist nur eine von vielen hydroponischen<br />
Anbau-Methoden, die dem Grower Möglichkeiten<br />
eröffnen, die er in einem Outdoorgarten<br />
beim Anbau auf Erde und unter<br />
der Sonne nicht hätte. Die Kontrolle<br />
erstreckt sich dabei über die bereits erwähnten<br />
Faktoren Tageslänge, Lufttemperatur,<br />
Wasserqualität, Temperatur in<br />
Wurzelzone und Nährlösung, Menge des<br />
CO2 in der Luft (in Indoorgärten lässt sich<br />
ein CO2-reiches Milieu erzeugen, dass<br />
das Pflanzenwachstum stark beschleunigt),<br />
Belüftung und Luftbewegung, Lichtspektrum,<br />
Lichtintensität und so weiter.<br />
Und nicht nur das: Mit der Verwendung<br />
eines rein hydroponischen Anbausystems<br />
kann der Grower die Mengen und Verhältnisse<br />
der einzelnen Nährstoffe und den<br />
pH-Wert in der Wurzelzone und in der<br />
Nährlösung auf optimale Werte einstellen,<br />
damit die Pflanzen die zugefügten<br />
Nährstoffe effizient nutzen können.<br />
In hochtechnisierten hydroponischen Indoorräumen<br />
an Orten, wo legal Cannabis<br />
angebaut werden kann, wie etwa in<br />
Colorado und Washington, werden verschiedene<br />
Dinge, wie hohe CO2-Level<br />
und Nährstoffkonzentrationen, eingesetzt,<br />
um doppelt so hohe Wachstumsraten<br />
zu erreichen, wie es outdoors möglich<br />
wäre. Solche Wachstumsraten lassen<br />
sich im Freilandanbau auf Erde nicht erzielen.<br />
Beim Outdooranbau hängt der<br />
Grower von Mutter Naturs Gnade ab.
home<strong>grow</strong>ing<br />
Beim Indooranbau spielt der Grower<br />
Mutter Natur, er hat die Kontrolle darüber,<br />
dass die Pflanzen die idealen Nährstoffe<br />
bekommen, wann sie blühen, wie<br />
rein das Wasser ist und noch über viele<br />
andere Faktoren, die die Wachstumsrate<br />
beschleunigen, den Ernteertrag und den<br />
Wirkstoffgehalt steigern.<br />
Der Mythos vom besseren Geschmack und<br />
der größeren Reinheit von Outdoor-Gras<br />
Ich selbst bin Veganer und esse ausschließlich<br />
organische Lebensmittel,<br />
bin gegen die Verschmutzung und -zerstörung<br />
unserer Umwelt und lehne genetisch<br />
veränderte Nahrungsmittel ab. Ich<br />
verstehe also vollkommen, warum einige<br />
Cannabis-Grower der Meinung sind, dass<br />
Outdoor-Cannabis, besonders, wenn es<br />
organisch angebaut wurde, „besser“ als<br />
Indoor-Cannabis ist. Sie sind der Meinung,<br />
dass sie einen Unterschied zwischen<br />
Indoor- und Outdoor-Cannabis<br />
am Geruch, am Geschmack und am Abbrennverhalten<br />
erkennen können. Sie behaupten,<br />
dass die Pflanzen aufgrund der<br />
synthetischen Düngemittel, die beim Indoor-Growing<br />
verwendet und in den Blüten<br />
eingelagert werden, schlechter brennen<br />
und dass sie nach Chemie schmecken.<br />
Die Wahrheit sieht offensichtlich anders<br />
aus: In verschiedenen Blind-<br />
Tests in Amerika und beim High Times<br />
Cup in Amsterdam konnten weder die<br />
Cannabis-Experten noch die normalen<br />
User einen Unterschied im Geschmack<br />
zwischen Outdoor-<br />
Gras, organisch angebautem<br />
Cannabis und<br />
mit hydroponischem<br />
Dünger angebautem<br />
Indoor-Cannabis feststellen.<br />
Zwei Faktoren,<br />
die den Geschmack<br />
und die Reinheit von<br />
Indoor-Cannabisblüten<br />
beeinflussen, sind<br />
die Qualität des verwendeten<br />
Düngers sowie<br />
die Art und Weise,<br />
wie die Pflanzen in den<br />
letzten Tagen der Blütezeit<br />
behandelt wurden.<br />
Eine Düngemittel,<br />
besonders wenn es<br />
nicht speziell für Cannabispflanzen<br />
entwickelt wurde, könnte<br />
mit minderwertigen Inhaltsstoffen hergestellt<br />
sein, die sich negativ auf den Geschmack,<br />
den Geruch und die Rauchbarkeit<br />
auswirken. Sie können sogar dazu<br />
führen, das giftige Schwermetalle in den<br />
Pflanzen eingelagert werden.<br />
Deshalb ist es grundsätzlich wichtig,<br />
die Pflanzen vor der Ernte ausgiebig zu<br />
spülen. Der Spülvorgang sollte sieben bis<br />
zwölf Tage vor der geplanten Ernte beginnen.<br />
Dazu werden alle Dünger angesetzt<br />
und die Pflanzen nur noch mit reinem<br />
Umkehrosmose-Wasser gegossen. Dem<br />
Wasser können auch spezielle Produkte<br />
zugesetzt werden, die den Spülvorgang<br />
unterstützen. Während des Spülvorgangs<br />
sind die Pflanzen gezwungen, alle eingelagerten<br />
Nährstoffe, aber auch Gifte, zu<br />
verbrennen. Dabei wachsen die Blüten<br />
weiter und bilden zusätzliche Trichome.<br />
Die Blüten von richtig gespülten Indoorpflanzen<br />
haben sich in Laboranalysen<br />
und beim Rauchen in Sachen Geschmack<br />
und Brennfähigkeit als ebenso „sauber“<br />
wie das meiste organische Outdoorgras<br />
erwiesen. Darüberhinaus können Indoorblüten<br />
sogar sauberer als organisch angebautes<br />
Outdoorgras sein, weil die meisten<br />
Indoorräume komplett vor Staub,<br />
Insekten, Schimmel, Luftverschmutzung<br />
und anderen Verunreinigungen geschützt<br />
sind, die regelmäßig in Outdoorblüten zu<br />
finden sind. Und letztlich gibt es auch<br />
für Indoor<strong>grow</strong>er organische Düngeprodukte.<br />
Indoor<strong>grow</strong>ing<br />
muss nicht automatisch<br />
bedeuten, dass<br />
man ein hydroponisches<br />
System und<br />
synthetische Düngemittel<br />
braucht.<br />
Vom Umweltaspekt<br />
aus betrachtet,<br />
ist Indoor<strong>grow</strong>ing<br />
schädlicher als umweltfreundliches<br />
Outdoor<strong>grow</strong>ing. Indoorgärten<br />
verschlingen<br />
eine Menge Energie,<br />
sie verbrauchen<br />
viel Wasser (wenigstens<br />
die Hälfte des<br />
Wassers, das in die<br />
Umkehrosmoseanlage<br />
fließt, kommt als Abwasser heraus<br />
und muss entsorgt werden). Die Gewinnung<br />
und Herstellung von synthetischen<br />
Düngemitteln im Allgemeinen, und damit<br />
auch der hydroponischen Dünger, verursacht<br />
zusätzlich viele Umweltschäden.<br />
Auch die Verwendung einiger hydroponischer<br />
Wurzelmedien (wie Steinwolle,<br />
Hydroton und Kokosfasern) kann die Umwelt<br />
schädigen.<br />
Outdoor<strong>grow</strong>ing verursacht dagegen,<br />
wenn überhaupt, nur minimale Umweltschäden<br />
- es sei denn, der Grower vermüllt<br />
den Anbauort, verschmutzt das Gewässer,<br />
setzt Gifte ein, verletzt Tiere, fällt<br />
Bäume oder verursacht sonst irgendeinen<br />
Schaden. Vom rein ökologischen Standpunkt<br />
aus betrachtet, ist das Outdoor<strong>grow</strong>ing<br />
eher vertretbar. Ironischerweise<br />
sind es genau diese Umweltbeeinträchtigungen,<br />
Kosten, Probleme und andere<br />
Realitäten des Indoor<strong>grow</strong>ings, die Grower<br />
dazu veranlassen, alles Mögliche zu<br />
unternehmen, um die Effektivität des Gartens<br />
zu steigern und möglichst viel Ertrag<br />
für die eingesetzte Energie (Gramm pro<br />
Watt) zu bekommen - mit möglichst hoher<br />
Qualität und Potenz.<br />
In der US-amerikanischen Growerszene<br />
geht es immer mehr Growern gar nicht<br />
darum, als Endprodukt getrocknete Blüten<br />
zu produzieren. Stattdessen bauen<br />
die Grower die Pflanzen an, um aus den<br />
Blüten Cannabis-Konzentrate herzustellen<br />
(etwa mit Lösungsmitteln wie CO2),<br />
die viel stärker als traditionelles Haschisch<br />
sind. Für solche Grower zählt nur<br />
noch die Menge an Cannabinoiden pro<br />
Watt. Oder anders ausgedrückt: Wieviele<br />
Trichome sind entstanden und wieviel<br />
THC und andere Cannabinoide enthalten<br />
sie, und wieviel Energie musste dafür aufgebracht<br />
werden?<br />
Letztendlich ist die Debatte zwischen Indoor-<br />
und Outdoor-Growern nicht großartig<br />
anders als die Diskussion zwischen<br />
Fleischessern und Veganern, zwischen<br />
Kriegstreibern und Pazifisten oder zwischen<br />
sonstigen Gruppen von Menschen,<br />
die ihre Ansichten und Vorstellungen für<br />
die einzige Wahrheit halten.<br />
Ich selbst bevorzuge indoor angebautes<br />
Cannabis, aber ich habe auch schon outdoors<br />
wunderbare Pflanzen gezogen. Ich<br />
genieße beide Arten des Growings. Und<br />
ich glaube, dass jeder andere professionelle<br />
und aufgeschlossene Cannabis-Grower<br />
genauso denkt.<br />
Steve Davis<br />
Steve Davis ist ein in Colorado und Kalifornien<br />
beheimateter Cannabis-Grower,<br />
Fotograf und Wissenschaftler mit fast<br />
30-jähriger Erfahrung im Cannabisanbau.<br />
Seine Artikel sind journalistische Berichte<br />
von Orten, wo Cannabis bereits legal<br />
angebaut und besessen werden darf.<br />
Sie sollen einen Eindruck davon vermitteln,<br />
welch breit gefächertes Spektrum<br />
der Anbau von Cannabis beinhalten kann.<br />
Diese Berichte sollen dazu beitragen, die<br />
Wahrheit über Cannabis zu erkennen und<br />
Vorurteile abzubauen.<br />
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