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Leseprobe grow! 5-15

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N r. 5 / <strong>15</strong> · september / oktober · 3 € · österreich 3,40 € · schweiz 5,90 sFr · luxemburg 3,60 € · PVST D12005F<br />

magazin<br />

smuggel-abenteuer<br />

erlebnisse in pakistan<br />

phyto-inhalation<br />

zehn tolle kräuter<br />

zum vaporisieren<br />

sorten-report<br />

cbd skunk haze<br />

<strong>grow</strong>ing mit mr. josé<br />

sechs säulen für eine<br />

erfolgreiche ernte<br />

tricks zur<br />

ertragssteigerung


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Winni Fleckner<br />

Chef-Redakteurin (v.i.S.d.P.)<br />

Klaudia Kolks<br />

<strong>grow</strong>! redAktion<br />

Klaudia Kolks<br />

Winni Fleckner<br />

Geronimo Kolks<br />

Tilo Clemeur<br />

Chantale Kolks<br />

Holger Voncken<br />

Autoren & Fotografen<br />

Winni Fleckner<br />

Steve Davis<br />

Stefan Haag & Volker Memmel<br />

Klaudia Kolks<br />

Holger Voncken<br />

Kevin Johann<br />

Tilo Clemeur<br />

Ganja Ninja<br />

Oliver Uhrig<br />

Henrie Schnee<br />

Mr. José<br />

GBI<br />

Markus Berger<br />

Michael Knodt<br />

Alois W.<br />

Günther Gras<br />

Professor Lee<br />

Jack Candy Press<br />

Franjo Grotenhermen<br />

Grafikerin<br />

Chantale Kolks<br />

Lektor<br />

Markus Berger<br />

Homeshopping & Abo<br />

Geronimo Kolks<br />

Webmaster<br />

Philippe Zimmermann<br />

Verwaltung<br />

Nora Raabe<br />

Comic<br />

Philipp Pamminger<br />

Cover<br />

Jazz<br />

redAktion, Verlag,<br />

Anzeigen<br />

Hanf Verlag Darmstadt GmbH<br />

<strong>grow</strong>! Magazin<br />

Liebenauerstr. 19a<br />

D-34396 Liebenau<br />

Tel: (05676) 920 920<br />

(05676) 25 430 89<br />

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Abo-Hotline:05676-921340<br />

Preise für <strong>grow</strong>! Jahres-Abo (6 Ausg.)<br />

Deutschland 17,50 Euro<br />

International 25,– Euro<br />

War das ein heißer Sommer! Nicht nur, dass überall die Hitzerekorde gesprengt<br />

wurden, auch viele Veranstaltungen wie Festivals sorgten für „tropische“ Nächte.<br />

So auch beim ersten „Reggae im Hanf-Feld“, das wir euch in vorangegangenen Ausgaben bereits<br />

angekündigt hatten. Wären zwischen 300 und 500 Besucher auf das Festival gekommen, hätte man<br />

dies bereits als Erfolg bezeichnen können. Doch es kamen weit über 2.000 Hanf- & Reggaefreunde! Das<br />

brachte zwar die Infrastruktur und die Crews der Essensstände an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit, für<br />

die Stimmung und die Atmosphäre hingegen war es mehr als super. Einen Bericht findet ihr ab Seite 34.<br />

In diesem Sommer fand – zum erstenmal seit 11 Jahren – eine Hanfmesse in Deutschland statt. Als<br />

Veranstaltungsort war München ausgesucht worden, eine Stadt, die bisher noch nicht im Fokus der<br />

Hanfbranche stand. Doch das soll sich mit der Cannabis XXL nun ändern. Wir haben uns auf den Weg<br />

in die bayerische Hauptstadt gemacht und uns bei der Veranstaltung umgesehen. Den Bericht dazu<br />

findet ihr ab Seite 30.<br />

Und kaum zu glauben: In diesem Jahr soll noch eine weitere Hanfmesse in Deutschland stattfinden,<br />

und zwar die „CannaBerlin“. Als Termin ist der 30.10. bis 1.11.20<strong>15</strong> vorgesehen. Allerdings ist zum<br />

Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht klar, an welchem der Berliner Veranstaltungsorte das Event<br />

stattfinden soll. Aber der Veranstalter ist sich sicher, dass noch rechtzeitig eine passende Halle gefunden<br />

wird und die CannaBerlin am geplanten Termin durchgeführt werden kann. Wenn sie stattfindet, werden<br />

auch wir dort mit einem Stand vertreten sein. Bis zur nächsten Ausgabe, die Ende Oktober erscheint,<br />

sollten wir mehr wissen. Aktuelle Infos dazu gibt es auch rund um die Uhr auf unserer Homepage<br />

(www.<strong>grow</strong>.de).<br />

Auf jeden Fall werden wir vom 2. bis 4. Oktober auf der Cultiva-Hanfmesse in Wien sein. Die achte<br />

Ausgabe des österreichischen Hanfevents verspricht wieder äußert interessant und spannend zu<br />

werden. Neben den Ständen von über hundert Ausstellern wird auch wieder ein tolles Rahmenprogramm<br />

aus Kongress, Workshops und Musik geboten, das man sich nicht entgehen lassen sollte.<br />

Auch das <strong>grow</strong>!-Magazin beteiligt sich daran, denn am Samstagnachmittag werden wir mit vier<br />

weiteren Jubilaren eine kleine Feier ausrichten. Alle Besucher und Gäste der Cultiva sind herzlich<br />

dazu eingeladen, also kommt vorbei! (Mehr zur Cultiva 20<strong>15</strong> ab Seite 36.)<br />

Wir wünschen Euch viel Spaß und Unterhaltung bei Lesen dieser <strong>grow</strong>!-Ausgabe. Wie immer sind<br />

wir für Vorschläge Tipps und konstruktive Kritik dankbar. Und wer uns Fotos schicken möchte –<br />

einfach per Email (Link) oder CD/DVD an die Redaktion schicken, am besten anonym ...<br />

Free the weed and let it <strong>grow</strong>!<br />

Eure <strong>grow</strong>!-redAktion<br />

Editorial<br />

Vertrieb [grosso]<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

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53334 Meckenheim<br />

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Geschäftsführer<br />

W. Fleckner<br />

<strong>grow</strong>! im Internet<br />

www.<strong>grow</strong>.de<br />

<strong>grow</strong>! erscheint alle zwei Monate im<br />

Hanf Verlag Darmstadt GmbH<br />

Winni<br />

Klaudia<br />

Geronimo<br />

Nächster RedAktions-Schluss:<br />

28.09.20<strong>15</strong><br />

Es gilt Anzeigenpreisliste 20<strong>15</strong><br />

Die nächste <strong>grow</strong>! erscheint:<br />

28.10.20<strong>15</strong><br />

Nora<br />

Tilo<br />

Markus<br />

Alle Rechte und Copyright beim Verlag.<br />

Nachdruck und Online-Nutzung von Beiträgen - auch<br />

auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlags.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge sind nicht<br />

unbedingt Meinung der redAktion. Keine Haftung<br />

für unverlangt eingesandte Beiträge.<br />

Eigentumsvorbehalt bei Lieferungen an Insassen<br />

von Vollzugsanstalten: Diese Zeitschrift ist solange<br />

Eigentum des Absenders, bis sie dem Gefangenen<br />

persönlich ausgehändigt worden ist. „Zur-Habe-<br />

Nahme“ ist keine persönliche Aushändigung im<br />

Sinne des Vorbehaltes. Wird die Zeitschrift dem Gefangenen<br />

nicht persönlich ausgehändigt, ist sie mit<br />

dem Grund der Nichtaushändigung zurückzusenden.<br />

Achtung:<br />

Cannabis ist als Droge genauso missbrauchbar,<br />

wie jede andere Droge auch. Jeder Missbrauch von<br />

Drogen ist gefährlich! Wir wollen niemanden dazu<br />

animieren, Drogen zu konsumieren!<br />

Holger<br />

Phil<br />

Chanti<br />

3


26<br />

Inhalt<br />

magazin<br />

5-<strong>15</strong><br />

4<br />

schmuggel-abenteuer:<br />

erlebnisse in<br />

nord-pakistan<br />

68<br />

phyto-inhalation:<br />

zehn tolle kräuter<br />

zum vaporisieren<br />

88<br />

sorten-report:<br />

cbd skunk haze<br />

92<br />

<strong>grow</strong>ing mit mr. josé:<br />

sechs säulen für eine<br />

erfolgreiche ernte<br />

98<br />

<strong>grow</strong>ing: fortschrittliche<br />

techniken zur steigerung<br />

von potenz und ertrag<br />

3 editorial<br />

4 inhalt<br />

8 news & facts<br />

11 events<br />

12 produktvorstellungen<br />

16 reise-report: jamaika<br />

sonne, reggae und viel rauch … (um nichts?)<br />

22 reise: auf gehts, schnell mal günstig nach amsterdam<br />

26 schmuggel-abenteuer: erlebnisse in nord-pakistan<br />

30 hanf-event: cannabis xxl - erste hanfmesse in münchen<br />

32 hanf-event: hanfparde berlin 20<strong>15</strong><br />

34 hanf-fest: 1. reggae im hanffeld<br />

36 event-vorschau: cultiva-hanfmesse in wien<br />

38 media-tipps: musik & literatur<br />

40 hanf in den medien: beginnt die große hanf-aufklärung?<br />

44 medizin: das endocannabinoidsystem – teil I<br />

aufbau und funktion des endocannabinoidsystems im gehirn<br />

47 comic: kifferpause<br />

48 patienteninterview: mit shorty<br />

cannabis-ausnahmegenehmigung gegen alkoholsucht<br />

52 psychedelische therapien<br />

eine einführende übersicht über die heilung mit entheogenen<br />

56 wirtschaft: wie die legalisierung jetzt schon investoren lockt<br />

kanada als wegweiser für einen deutschen 3,5 milliarden-markt?<br />

60 politik: flüchtlinge - europas verantwortung<br />

64 erfahrungsbericht: polizeikontrollen<br />

66 safer use: der psychoaktive ginster<br />

68 phyto-inhalation: zehn tolle kräuter zum vaporisieren<br />

74 homestory: chalice <strong>grow</strong>- & headshop<br />

76 glaskunst: das auge raucht mit ... jelly-joker- glasbongs<br />

82 leserpflanzen<br />

84 seeds & genetics: sorten vorstellungen<br />

88 sorten-report: cbd skunk haze<br />

92 <strong>grow</strong>ing mit mr. josé: sechs säulen für eine erfolgreiche ernte<br />

96 <strong>grow</strong>ing: steigerung von potenz und ertrag<br />

100 underground <strong>grow</strong>ing: effektive resteverwertung<br />

„was übrig bleibt, kommt ins <strong>grow</strong>zelt“<br />

106 fragen & antworten mit professor lee<br />

109 <strong>grow</strong>! archiv, nachbestellungen & produkte<br />

112 <strong>grow</strong>! verkaufsstellen<br />

114 inserentenverzeichnis


Phyto Inhalation<br />

Phyto-Inhalation<br />

Zehn tolle Kräuter zum Vaporisieren<br />

Dass sich Cannabis hervorragend für die Nutzung im Vaporizer eignet, ist<br />

inzwischen weitläufig bekannt. Doch ist die Konsummethode der sogenannten<br />

Phyto-Inhalation, sprich, das Verdampfen von Pflanzenwirkstoffen, nicht nur<br />

für psychoaktive Hanfprodukte eine sinnvolle und gesundheitsschonende<br />

Angelegenheit, sondern auch andere Kräuter können auf diese Weise effektiv<br />

eingesetzt werden, ganz gleich, ob als therapeutische Maßnahme oder zu<br />

Genusszwecken.<br />

Wie funktioniert<br />

eine Phyto-Inhalation?<br />

Wie ein Vaporizer funktioniert, ist im<br />

Grunde genommen ganz einfach.<br />

In der Regel werden nämlich bloß die<br />

wirkstoffreichen Kräuter in den Vaporizer<br />

gefüllt, worauf sie mittels einer kleinen<br />

Heizspindel erhitzt werden. Die begehrten<br />

Wirkstoffe lösen sich daraufhin<br />

vom Pflanzenmaterial, wobei es zu keinem<br />

Zeitpunkt zu einer Verbrennung des<br />

Pflanzenmaterials kommt, sondern es<br />

wird lediglich der gewünschte Wirkstoff<br />

solange erhitzt, bis dieser verdampft und<br />

inhaliert werden kann.<br />

Zu beachten ist jedoch, dass je nach<br />

Pflanze und Wirkstoff, die einzustellende<br />

Temperatur ganz unterschiedlich<br />

sein kann. Bei Cannabis beispielsweise<br />

liegt sie, abhängig von der gewünschten<br />

Wirkung, zwischen 180 und 210° C.<br />

(Es gilt: Je höher die Temperatur, desto<br />

mehr Cannabinoide und Terpene lösen<br />

sich vom Pflanzenmaterial.) Gute Vaporizer<br />

verfügen daher über einen Regler,<br />

der eine exakte Einstellung des Hitzegrads<br />

ermöglicht. Stimmt nämlich die<br />

eingestellte Temperatur nicht, kann es<br />

passieren, dass sich entweder die Wirkstoffe<br />

nicht lösen, oder aber, sie werden<br />

zerstört, noch bevor sie inhaliert<br />

werden können.<br />

Welche Pflanzen sind<br />

zum Vaporisieren geeignet?<br />

Eigentlich kann man fast alles in den<br />

Vaporizer werfen, worauf man gerade<br />

Lust hat. Jedoch ist es so, dass manche<br />

Pflanzen besonders geeignet sind und<br />

andere weniger. So gibt es beispielsweise<br />

einige Pflanzen, bei denen sich die<br />

Wirkstoffe beim Vaporisieren nicht sonderlich<br />

gut vom Pflanzenmaterial lösen,<br />

sodass sie besser als Tee oder Tinktur zubereitet<br />

werden.<br />

Doch für eine große Vielzahl heilender<br />

oder psychoaktiver Gewächse gilt,<br />

dass sie zur Phyto-Inhalation wunderbar<br />

geeignet sind. Gerade deshalb, weil sich<br />

die enthaltenen Wirkstoffe bei keiner anderen<br />

Methode konzentrierter und aromatischer<br />

von der Pflanze lösen als beim<br />

Vaporisieren.<br />

68<br />

Deshalb nun eine Vorstellung erprobter<br />

und leicht zu beschaffender Pflanzen,<br />

die - beispielsweise aufgrund ihrer heilenden<br />

Wirkeigenschaften - sehr gut zur<br />

Phyto-Inhalation herangezogen werden<br />

können.<br />

Beinwell a 175 ° C<br />

Die Wurzel des Raublattgewächses Beinwell<br />

(Symphytum officinale) ist bereits<br />

seit der Antike dafür bekannt, dass sie<br />

hervorragend Wunden und gebrochene<br />

Knochen heilt. Inhaltsstoffe, die in der<br />

Beinwellwurzel nachgewiesen wurden,<br />

sind 1,5 % Allantoin, B-Vitamine, Cholin,<br />

Kieselsäure, Phenolcarbonsäuren (Kaffeesäure,<br />

Rosmarinsäure, Salicylsäure<br />

u. a.), Phytosterine, Schleim- und Gerbstoffe<br />

sowie Triterpene. Verbreitet ist<br />

der Beinwell in fast ganz Europa sowie<br />

in weiten Teilen Asiens. Er wächst zum<br />

Beispiel auf nassen Wiesen, an Grabenrändern<br />

oder in Auwäldern. Zum Vaporisieren<br />

werden entweder die getrocknete<br />

und zerkleinerte Wurzel oder die etwas<br />

schwächer wirksamen Blätter verwendet.<br />

Dabei beläuft sich die Wirkung auf antimikrobielle,<br />

antiödematöse, beruhigende,<br />

entzündungshemmende, reizlindernde,<br />

schmerzlindernde und wundheilende Effekte,<br />

weshalb sich eine Phyto-Inhalation<br />

mit Beinwell unter anderem zur unterstützenden<br />

Behandlung folgender Krankheitsbilder<br />

empfiehlt: Arthritis, Knochenbrüche,<br />

Prellungen, Rheuma, Schmerzen,<br />

Verstauchungen und Zerrungen. Es gilt<br />

jedoch, dass sich Beinwell nur zum Vaporisieren<br />

oder für die äußerliche Anwen-


dung eignet, beispielsweise in Form einer<br />

Salbe. Von einer inneren Einnahme<br />

wird aufgrund der enthaltenen Pyrrolizidinalkaloide<br />

abgeraten, da diese - über<br />

einen längeren Zeitraum eingenommen<br />

- über leberschädigende und krebserregende<br />

Wirkeigenschaften verfügen können.<br />

Sicherheitshalber sollte die Dosierung<br />

daher auch beim Vaporisieren mit<br />

Bedacht erfolgen.<br />

Ginkgo a 130 °C<br />

Ginkgo biloba, der Japanische Tempelbaum,<br />

gehört zur botanischen Familie<br />

der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae) und<br />

ist ursprünglich in China und Japan heimisch,<br />

allerdings wird die Pflanze inzwischen<br />

weltweit kultiviert, sodass sie auch<br />

hierzulande gefunden werden kann. In<br />

Europa sieht man den Ginkgo beispielsweise<br />

häufig in Parkanlagen. Mythologisch<br />

steht die Pflanze, die bei guten Bedingungen<br />

eine Höhe von über vierzig<br />

Metern erreicht, seit alters her als Sinnbild<br />

für ein langes Leben, was kaum verwundert,<br />

denn die Pflanze wirkt als sogenanntes<br />

„Verjüngungsmittel“. Sie<br />

hilft nämlich dabei, dass sich regelmäßige<br />

Konsumenten noch im hohen Alter<br />

einer geistigen Beweglichkeit erfreuen<br />

können. Neben der antidementiven Wirkung<br />

zeigt eine Phyto-Inhalation aus getrockneten<br />

Ginkgoblättern außerdem gefäßerweiternde<br />

und tonisierende Effekte.<br />

Sie hilft bei Blasen- und Nierenerkrankungen,<br />

Erkältungen, Herzkrankheiten,<br />

Husten, Menstruationsbeschwerden, Rachenentzündungen<br />

und Schlaflosigkeit.<br />

Wirksame Inhaltsstoffe der Blattdroge<br />

sind Flavon- und Flavonolglykoside (z.<br />

B. Biflavone, Kämpferöl-, Quercetin- und<br />

Isorhametinderivate) sowie Terpenlactone<br />

(z. B. Bilovalid, Ginkgolide).<br />

Kamille a 130 °C<br />

Die heimische Kamille (Matricaria chamomilla)<br />

ist eine hervorragende Heilpflanze,<br />

die sich unvergleichlich gut zur<br />

Phyto-Inhalation eignet. Besonders bei<br />

Entzündungen, Erkältungen, Halsschmerzen,<br />

Husten, Magen- und Darmstörungen,<br />

Menstruationsbeschwerden sowie leichten<br />

Schmerzen können vaporisierte Kamillenblüten<br />

innerhalb kürzester Zeit die<br />

unangenehmen Krankheitssymptome<br />

spürbar lindern. Oftmals auch um ein Vielfaches<br />

effektiver, als es der altbewährte<br />

Kamillenblütentee zu leisten vermag, was<br />

vor allem auf Erkrankungen der Atemwege<br />

zutrifft. Bei Magen- und Darmbeschwerden<br />

wirken Kamillenblüten meist<br />

besser, wenn sie als Tee zubereitet werden.<br />

Wichtigster Inhaltsstoff der Kamillenblüten<br />

ist ein ätherisches Öl, welches<br />

sich in erster Linie aus monozyklischen<br />

Sesquiterpenen (α-Bisabolol, Bisabololoxide<br />

A, B und C, Bisaboloxid) und Sesquiterpenkohlenwasserstoffen<br />

zusammensetzt<br />

(Acetylenderivate, β-Farnesen).<br />

Ferner sind Sesquiterpenlactone (Desacetylmatricarin<br />

, Matricin, Matricarin), Cumarine,<br />

Flavonoide, Phenolcarbonsäuren<br />

sowie Schleimstoffe enthalten.<br />

Lavendel a 125 °C<br />

Der Lavendel (Lavandula angustifolia)<br />

gehört zweifelsohne zu den berühmtesten<br />

Aroma-Pflanzen. Doch nicht nur sein<br />

Geschmack und sein Geruch sind eine<br />

feine Sache, sondern auch die Heilwirkung<br />

des Lavendels ist von nicht zu unterschätzender<br />

Qualität. Und letztlich ist<br />

es genau diese Verbindung aus hervorragendem<br />

Aroma und der gesundheitsfördernden<br />

Wirkung, welche den Lavendel<br />

zu einem geeigneten „Vapo-Kraut“<br />

macht. Vor allem bei Erkrankungen der<br />

Atemwege und der Nebenhöhlen hat sich<br />

eine Phyto-Inhalation aus Lavendelblüten<br />

als besonders heilsam und lindernd<br />

Phyto Inhalation<br />

erwiesen. Eine solche wirkt nämlich entzündungshemmend<br />

und krampflösend.<br />

Darüber hinaus induzieren vaporisierte<br />

Lavendelblüten aber auch angstlösende,<br />

antidepressive, beruhigende und entspannende<br />

Effekte, was sie außerdem zur<br />

Behandlung von nervöser Erschöpfung,<br />

Unruhe und Schlafstörungen interessant<br />

macht. Zentrale Inhaltsstoffe der Lavendelblüten<br />

sind Linalyazetat (30 - 50 %),<br />

Linalool (20 - 45 %) sowie ferner 1,8-Cineol<br />

(2 %) und Campher.<br />

Melisse a 130 °C<br />

Die Melisse (Melissa officinalis), auch als<br />

Balsam- oder Zitronenmelisse bekannt,<br />

ist nachweislich seit der Antike als wertvolle<br />

und wohlriechende Heilpflanze in<br />

Gebrauch. Für den intensiven, zitronenartigen<br />

Geruch ist das ätherische Öl verantwortlich,<br />

das aus Citral a und b (40<br />

- 70 %), Citronellal (5 - 20 %) sowie weiteren<br />

Mono- und Sequiterpenen (z. B. Citronellol,<br />

Geraniol, Methylcitronellal)<br />

zusammengesetzt ist. Ferner enthalten<br />

Melissenblätter 1,3-Benzodioxoaldehyd,<br />

Cumarine, Hydroxyzimtsäurederivate,<br />

Flavonoide und Triterpene. Eine Phyto-<br />

Inhalation aus Melissenblättern wirkt<br />

krampflösend, mild sedierend sowie karminativ<br />

und hilft bei Magen- und Darmbeschwerden,<br />

Menstruationsstörungen,<br />

Nervosität und Schlafstörungen. Daneben<br />

zeigen sich angstlösende Effekte, was<br />

pharmakologisch betrachtet auf einer<br />

Hemmung der GABA-Transaminase-Aktivität<br />

basiert. Unangenehme Nebenwirkungen<br />

sind keine bekannt. Die empfohlen<br />

therapeutische Tagesdosis beläuft<br />

sich bei einem erwachsenen Menschen<br />

auf 1,5 bis 4, 5 Gramm des getrockneten<br />

Blattmaterials. Im Falle einer Phyto-Inhalation<br />

empfiehlt es sich jedoch, die Blätter<br />

des Lippenblütlers ganz kurz in kochendes<br />

Wasser zu legen, bevor man sie<br />

schließlich in den Vaporizer gibt. Tipp:<br />

Melisse eignet sich hervorragend, um<br />

mit anderen Kräutern gemischt zu werden.<br />

Als beruhigende Einschlafhilfe kann<br />

man Melissenblätter beispielsweise in<br />

Kombination mit Baldrian, Hopfen, Kamille,<br />

Lavendel oder der Passionsblume<br />

verdampfen.<br />

69


Phyto Inhalation<br />

Minze a 130 °C<br />

Minzarten (Mentha spp.) schmecken<br />

beim Vaporisieren nicht nur wunderbar<br />

erfrischend, sondern sie wirken auch<br />

beispielsweise appetitanregend, beruhigend,<br />

galletreibend, karminativ und<br />

krampflösend. Zentrale Hauptkomponenten<br />

des in den Blättern enthaltenen ätherischen<br />

Öls sind - am Beispiel der allseits<br />

bekannten Pfefferminze (Mentha piperita)<br />

- Menthol, Menthon, Menthylacetat,<br />

1,8-Cineol und Menthoforan. Weitere<br />

wichtige Inhaltsstoffe der Blätter sind<br />

Bitterstoffe, Flavonoide und Lamiaceengerbstoffe<br />

(v. a. Kaffeesäurederivate). Indikationen<br />

für einen Einsatz der Minze im<br />

Vaporizer sind zum Beispiel Erkältungskrankheiten,<br />

Halsschmerzen, Husten,<br />

Magen- und Darmbeschwerden sowie<br />

leichte Schmerzen. Insbesondere aber<br />

im Falle von Atemwegserkrankungen<br />

kann eine Inhalation der verdampften<br />

Wirkstoffe eine schnelle Besserung herbeiführen.<br />

Doch nicht nur aus rein therapeutischer<br />

Sicht können Minzblätter verdampft<br />

werden, sondern auch einfach nur<br />

deshalb, weil sie gut schmecken und ein<br />

angenehm kühles Gefühl im Mund sowie<br />

im Kopf hinterlassen. Außerdem eignen<br />

sich Minzblätter hervorragend für Kombinationen<br />

mit jenen Kräutern, die über keinen<br />

angenehmen Geschmack verfügen.<br />

Man kann sagen: Fast jede Kräutermischung<br />

erhält durch die Zugabe von einigen<br />

Minzblättern eine angenehme, erfrischende<br />

Note.<br />

70<br />

Passionsblume a 130 °C<br />

Die Passionsblume (Passiflora incarnata<br />

u. a.) ist zwar in den tropischen Regenwäldern<br />

Amerikas und Ostindiens heimisch;<br />

ihr getrocknetes Kraut lässt sich aber problemlos<br />

über die Apotheke oder den gut<br />

sortierten ethnobotanischen Fachhandel<br />

beziehen. Außerdem kann die Passionsblume<br />

als Kübelpflanze gepflegt werden,<br />

was aufgrund der herrlich aussehenden<br />

Blüten definitiv eine tolle Sache ist. Zur<br />

Phyto-Inhalation eignet sich Passionsblumenkraut<br />

primär aufgrund des mild sedierenden<br />

und schlaffördernden Wirkverhaltens<br />

- daher auch die volkstümlichen<br />

Trivialnamen „Nervenruhe“ und „Schlafblume“.<br />

Daneben kommt es durch eine<br />

Inhalation der verdampften Wirkstoffe<br />

zu krampf- und angstlösenden Effekten.<br />

Medizinisch einsetzbar ist Passionsblumenkraut<br />

bei Angstzuständen, nervöser<br />

Unruhe, neurovegetativer Dystonie<br />

und Schlaflosigkeit. Als mittlere therapeutische<br />

Tagesdosis bei Erwachsenen<br />

werden in der Literatur 4 bis <strong>15</strong> Gramm<br />

Passionsblumenkraut angegeben. Wirksamkeitsbestimmende<br />

Inhaltsstoffe sind<br />

Flavonoide (z. B. Benzoflavon, Glykosylflavone,<br />

Swertisin) sowie ferner ätherisches<br />

Öl, Cumarine, freie Aminosäuren,<br />

Glycoproteine, Gynocardin und Polysaccharide.<br />

Die in der Literatur sowie in psychonautischen<br />

Kreisen sehr häufig erwähnten<br />

Harmanalkaloide kommen nur<br />

in wenigen Spezies der Gattung vor, häufig<br />

auch nur in Spuren.<br />

Rosmarin a 130 °C<br />

Der im Mittelmeerraum heimische Rosmarin<br />

(Rosmarinus officinalis) ist zum<br />

einen als aromatisches Küchengewürz<br />

bekannt, zum anderen kennt die traditionelle<br />

Volksheilkunde ihn aber auch als<br />

wirkstarke Heilpflanze, die bereits seit<br />

der Antike zur Behandlung einer Vielzahl<br />

von Krankheiten eingesetzt wird. Beispielsweise<br />

bei chronischen Schwächezuständen,<br />

Kreislaufproblemen, Menstruationsbeschwerden<br />

und funktionellen<br />

Störungen der Gallen- und Leberfunktion.<br />

Zum Vaporisieren werden die Blätter verwendet,<br />

die neben ätherischem Öl (bestehend<br />

aus 1,8 Cineol, Campher, α-Pinen<br />

und weiteren Monoterpenen) außerdem<br />

Hydroxyzimtsäurederivate, Diterpenphenole<br />

(z. B. Carnosol), Flavonoide und<br />

Triterpene enthalten und über ein antioxidatives,<br />

diuretisches, durchblutungsförderndes,<br />

entzündungshemmendes,<br />

krampflösendes und tonisierendes Wirkverhalten<br />

verfügen. Eine Phyto-Inhalation<br />

aus Rosmarinblättern hilft vor allem bei<br />

Durchblutungsstörungen, Erschöpfung,<br />

Grippe, Husten, Kreislaufbeschwerden<br />

und nervöser Unruhe. Da Rosmarin allerdings<br />

möglicherweise ein abortives<br />

Wirkverhalten zeigt, sollten schwangere<br />

Frauen auf die Verwendung, egal in welcher<br />

Form, sicherheitshalber verzichten.<br />

Salbei a 190 °C<br />

Die mediterrane Heil- und Küchenpflanze<br />

Salbei (Salvia officinalis) ist weitläufig<br />

bekannt und darf im Grunde genommen<br />

in keinem Kräutergarten fehlen. Abhängig<br />

von Standort und Erntezeitpunkt enthalten<br />

Salbeiblätter 1,2 bis 2,5 % ätherisches<br />

Öl, dessen Hauptkomponenten<br />

α- und β-Thujon sind. Weiterhin kommen<br />

Campher, 1,8-Cineol, Limonen, Monound<br />

Sesquiterpene (z. B. α-Humulen, Borneol,<br />

Camphen, α- und β-Pinen), Hydroxyzimtsäurederivate<br />

und Bitterstoffe in<br />

der Blattdroge vor. Eine Phyto-Inhalation<br />

aus getrockneten Salbeiblättern eignet<br />

sich - aufgrund der entzündungshemmenden,<br />

keim-, pilz- sowie virentötenden<br />

Wirkung - besonders zur Behandlung von<br />

Hals-, Mund- und Rachenentzündungen.<br />

Dazu empfiehlt es sich, den Dampf langsam<br />

zu inhalieren und lange im Mund zu<br />

behalten. Außerdem lindert das Vaporisieren<br />

von Salbei die Schweißsekretion.<br />

Ein häufiger Gebrauch kann daher bei dafür<br />

anfälligen Personen zu einer Austrocknung<br />

der Haut führen.<br />

Thymian a 190 °C<br />

Der Lippenblütler Thymian (Thymus vulgaris),<br />

auch als Quendel bekannt, wächst<br />

wild in Südeuropa und kann hierzulande<br />

in jedem Garten- und Supermarkt als vorgezogene<br />

Pflanze preisgünstig erworben<br />

werden. Das Kraut verströmt einen sehr<br />

wohligen Geruch und genauso gut wie es<br />

riecht, so schmeckt es auch bei der Phyto-<br />

Inhalation. Zentraler Inhaltsstoff ist ein<br />

ätherisches Öl, dass sich primär aus Thymol<br />

und Carvacrol zusammensetzt, aber<br />

darüber hinaus noch eine Vielzahl an


Phyto Inhalation<br />

weiteren Inhaltsstoffen enthält,<br />

beispielsweise 1,8-Cineol,<br />

Borneol und Linalool. Dieses<br />

wirkt unter anderem schleimlösend<br />

und bronchienerweiternd,<br />

weshalb das Vaporisieren vor<br />

allem bei akuten und chronischen<br />

Bronchialbeschwerden<br />

sowie bei Keuchhusten eine<br />

sinnvolle therapeutische Maßnahme<br />

ist. Aufgrund des tollen<br />

Geschmacks lässt sich Thymian<br />

aber auch wunderbar zu Genusszwecken<br />

inhalieren. Diesbezüglich schwärmen<br />

einige Personen besonders von einer<br />

Kombination mit Cannabis. Denn<br />

nicht nur geschmacklich passen diese<br />

beiden Kräuter gut zusammen, sondern<br />

das Thymiankraut potenziert - gemäß<br />

einiger subjektiver Erfahrungsberichte<br />

- möglicherweise die Cannabiswirkung.<br />

Kevin Johann<br />

Eine kleine Auswahl weiterer, geeigneter Pflanzen<br />

Name Inhaltsstoffe Wirkung Pflanzenteile Indikationen Siedepunkt<br />

Ayahuasca<br />

(Banisteriopsis caapi)<br />

Azteken-Salbei<br />

(Salvia divinorum)<br />

Harmin, Harmalin,<br />

Tetrahydroharmin<br />

Salvinorin A<br />

MAO-hemmend Rebe Psychonautik 200 °C<br />

dissoziativ<br />

halluzinogen<br />

Blätter Psychonautik 200 °C<br />

Baldrian<br />

(Valeriana officinalis)<br />

Ätherisches Öl, Actinidin,<br />

Borneol, Bornylacetat,<br />

Myrtenol, Valeranon,<br />

Valerensäure<br />

äquilibrierend,<br />

schlaffördernd,<br />

sedierend<br />

Wurzel<br />

Erregungszustände<br />

Herzbeschwerden<br />

Schlafstörungen<br />

235 °C<br />

Blauer Lotus<br />

(Nymphaea caerulea)<br />

Damiana<br />

(Turnera diffusa)<br />

Apomorphin, Aporphin,<br />

Flavonoide, Nuciferin<br />

Ätherisches Öl, Arbutin,<br />

Cineol, Cymol, Pinen,<br />

Thymol, Tannin, Damianin,<br />

Koffein<br />

analgetisch,<br />

aphrodisierend,<br />

euphorisierend,<br />

sedierend<br />

anxiolytisch,<br />

aphrodisierend,<br />

entspannend,<br />

euphorisierend,<br />

spasmolytisch,<br />

tonisierend<br />

Blätter,<br />

Blüten,<br />

Knospe,<br />

Wurzel<br />

Blätter<br />

Depressionen,<br />

Schlafstörungen,<br />

Schmerzen<br />

Depressionen,<br />

Erkältungskrankheiten,<br />

Impotenz, Libido-Störungen<br />

125 °C<br />

190 °C<br />

Gotu Kola<br />

(Centella asiatica)<br />

Asiaticosid,<br />

Flavonolglykoside,<br />

Hydrocotylin, Vitamine<br />

antibiotisch,<br />

antioxidativ,<br />

diuretisch,<br />

entspannend,<br />

immunstärkend,<br />

tonisierend,<br />

wundheilend<br />

Kraut<br />

Angstzustände, Arteriosklerose,<br />

Arthritis, Erschöpfung,<br />

Gedächtnisschwund<br />

<strong>15</strong>0 °C<br />

Guarana<br />

(Paullinia cupana)<br />

Koffein, Proanthocyanidine,<br />

Tannine, Theobromin,<br />

Theophyllin<br />

antibakteriell,<br />

fiebersenkend,<br />

stimulierend,<br />

tonisierend<br />

Samen<br />

Erschöpfung, Fieber,<br />

Kopfschmerzen, Magenprobleme,<br />

Menstruationsschmerzen, Müdigkeit<br />

190 °C<br />

Hopfen<br />

(Humulus lupulus)<br />

Ätherisches Öl, Humulon,<br />

Lupulon<br />

antibakteriell,<br />

antimykotisch,<br />

antiviral,<br />

antioxidativ,<br />

sedierend<br />

Fruchtzapfen<br />

Appetitlosigkeit, Angstzustände,<br />

Blasenentzündung, Depressionen,<br />

nervöse Erregungszustände,<br />

Erschöpfung, Schlafprobleme<br />

130 °C<br />

Mädesüß<br />

(Filipendula ulmaria)<br />

Ätherisches Öl, Flavonoide,<br />

Gerbstoffe, Monoterpene,<br />

Phenolglycoside, Salicylate,<br />

Vitamine, Zitronensäure<br />

antimikrobiell,<br />

antioxidativ,<br />

entzündungshemmend,<br />

fiebersenkend<br />

Blüten, Kraut<br />

Entzündungen, Fieber, Schmerzen,<br />

Sodberennen<br />

<strong>15</strong>0 °C<br />

Mate<br />

(Ilex paraguensis)<br />

Koffein, Saponine,<br />

Theobromin, Theophyllin,<br />

Vitamine<br />

anregend,<br />

antimykotisch,<br />

antioxidativ,<br />

appetithemmend,<br />

stimulierend<br />

Blätter<br />

Ermüdung, metabolisches Syndrom,<br />

Übergewicht,<br />

190 °C<br />

Steppenraute<br />

(Peganum harmala)<br />

Harmin, Harmalin,<br />

Tetrahydroharmin, Harman,<br />

Harmalol, Vasicin<br />

leicht sedierend,<br />

MAO-hemmend<br />

Samen Psychonautik <strong>15</strong>0 °C<br />

Traumkraut<br />

(Calea ternifolia)<br />

Alkaloide, Flavone,<br />

Sesquiterpenlactone<br />

analgetisch,<br />

traumfördernd<br />

Blätter Psychonautik, Schmerzen 190 °C<br />

Yohimbe<br />

(Pausinystalia<br />

yohimbe)<br />

Yohimbin, α- und β-Yohimbin<br />

aphrodisierend,<br />

potenzsteigernd<br />

Rinde Erektions- und Libidostörungen 200 °C<br />

Literaturempfehlung<br />

Fuchs, Frank (Hg.): Phyto-Inhalation: Heilkräuter und Vaporizer:<br />

Einführung in sanfte Inhalation, Löhrbach: The Grüne Kraft 2012.<br />

71


home<strong>grow</strong>ing<br />

Fortschrittliche Techniken zur Steigerung von Potenz und Ertrag<br />

Mit der Freigabe des Cannabisanbaus in US-amerikanischen Staaten wie Colorado ist dort eine Situation<br />

entstanden, die es den Growern ermöglicht, neue Dinge und Methoden auszuprobieren und<br />

sich über die Erfahrungen auszutauschen. Dabei stehen natürlich besonders auch immer wieder die Steigerung<br />

der Potenz, also des Wirkstoffgehalts, sowie des Ertrags, also der Erntemenge, im Fokus. Steve<br />

hat für diesen Artikel einige interessante Dinge zusammengetragen, wie US-amerikanische Grower vorgehen,<br />

um das Beste aus ihren Pflanzen zu holen.<br />

Die Grundlagen des Cannabisanbaus<br />

scheinen sehr einfach zu sein: Der<br />

Gärtner pflanzt den Samen (oder produziert<br />

einen Steckling und pflanzt den<br />

Steckling), sorgt für Wasser, Nährstoffe,<br />

Licht und ein angemessenes Milieu, und<br />

die Natur macht den Rest. Hält sich der<br />

Gärtner an die korrekten Anbauprozeduren,<br />

und wird eine hochwertige Genetik<br />

verwendet, braucht die Pflanze zwischen<br />

drei und sechs Monaten, um erntereif zu<br />

werden. Nach der Ernte werden die Blüten<br />

getrocknet (und auch hier bedarf es<br />

Wissen, um alles richtig zu machen), und<br />

können dann als Medizin oder wegen<br />

ihres berauschenden Effekts konsumiert<br />

werden. An Orten, wo der Cannabisanbau<br />

legal und kommerziell betrieben werden<br />

darf, werden fortschrittliche Anbaumethoden<br />

entwickelt und getestet, und das<br />

in einer zunehmenden Frequenz.<br />

Kommerzielle Cannabis-Grower können<br />

in den Bundesstaaten Colorado<br />

und Washington von den Behörden entsprechende<br />

Lizenzen erhalten. Doch dann<br />

müssen sie detaillierte Aufzeichnungen<br />

führen, kostspielige Anbauräume betreiben,<br />

jede Pflanze vom Samen bis zum Verkauf<br />

dokumentieren, sicherstellen, dass<br />

die Pflanzen einen gleichbleibenden,<br />

festgelegten Wert an THC und anderen<br />

Cannabinoiden enthalten, alle Pflanzen<br />

frei von Verunreinigungen, Schädlingen,<br />

Krankheiten und anderen Fremdkörpern<br />

sind, und sie müssen zudem noch<br />

96


jede Menge Abgaben und Steuern zahlen.<br />

Und viele dieser Regeln gelten auch<br />

für Cannabis-Verkäufer. Es sind nicht zuletzt<br />

diese kostspieligen Auflagen und<br />

Abgaben, die legale Cannabis-Grower<br />

dazu veranlassen, wissenschaftliche biologische<br />

Forschung zu betreiben, um die<br />

Potenz, Gesundheit, Wachstumsrate und<br />

den Ertrag von Cannabispflanzen zu optimieren.<br />

Sie investieren viel Geld und Zeit<br />

in den Anbau von Cannabis, und als wirtschaftlich<br />

orientiertes Unternehmen müssen<br />

sie versuchen, möglichst viele Gramm<br />

von möglichst wirkstoffreichen Blüten für<br />

ihr Geld, ihre Zeit und den betriebenen<br />

Aufwand zu bekommen.<br />

Es gibt bereits viele Strategien, um den<br />

Ertrag und die Qualität von Cannabis<br />

zu verbessern. So benutzen einige Grower<br />

Kohlendioxid (CO2), das sie der Atmosphäre<br />

ihres Indoor<strong>grow</strong>-Raums zufügen.<br />

Sie erhöhen so den CO2-Gehalt<br />

der Raumluft während der Beleuchtungsphase<br />

auf bis zu 1400 ppm (in der normalen<br />

Luft liegt der Wert bei 380 ppm).<br />

Das zusätzliche CO2 verbessert die Photosynthese<br />

und den Stoffwechsel, wodurch<br />

die Wachstumsrate und der Ernteertrag<br />

steigen. Außerdem können die<br />

Pflanzen früher in die Blüte geschickt<br />

werden, wodurch sich die Gesamt-Kultivierungsdauer<br />

verkürzt. Das bedeutet bei<br />

gleichem Energieverbrauch mehr Ernten<br />

pro Jahr. Eine andere Strategie zur Ertragssteigerung<br />

ist das Zufügen von nützlichen<br />

Mikroben in die Wurzelzone der<br />

Pflanzen. In Hydroponik-Läden werden<br />

pulverförmige und flüssige Produkte angeboten,<br />

die spezielle Bakterien und Pilze<br />

enthalten, die sich in der Wurzelzone der<br />

Cannabispflanzen ansiedeln. Dadurch<br />

werden die Wurzeln geschützt, die Aufnahme<br />

von Wasser und Nährstoffen verbessert,<br />

und es findet eine hormonelle Interaktion<br />

mit den Wurzeln statt, die den<br />

Cannabinoidgehalt in den Blüten steigert.<br />

Viele professionelle Grower<br />

geben Kohlenhydrate in<br />

die Wurzelzone. Die Kohlenhydrate<br />

ernähren die nützlichen<br />

Mikroben und gelangen auch<br />

in die Pflanze. Dort bedeuten<br />

diese zusätzlichen Kalorien zusätzliche<br />

Energie für die Pflanze<br />

und den Stoffwechsel, zudem<br />

steigern sie den Geschmack<br />

der getrockneten Blüten.<br />

Die aktuellen Lichtsysteme<br />

zur Steigerung von Ertrag<br />

und Potenz<br />

Einige der größten Fortschritte<br />

in Sachen Anbautechniken<br />

wurden im Bereich<br />

der Indoor<strong>grow</strong>raum-Beleuchtung<br />

gemacht. Auch wenn das<br />

Sonnenlicht die Intensität und<br />

die Wellenlängen bietet, damit<br />

Cannabis gutes Wachstum, Blütenproduktion<br />

und Ertrag liefern<br />

kann, haben Wissenschaftler<br />

herausgefunden, dass es<br />

bestimmte Wellenlängen gibt<br />

(werden auch in „Nanometer“<br />

angegeben), die bestimmte Behome<strong>grow</strong>ing<br />

reiche des Stoffwechsels in Cannabispflanzen<br />

stimulieren. Der Umfang dieser<br />

speziellen Wellenlängen und ihrer<br />

Effekte ist beeindruckend. Die einen Wellenlängen<br />

sorgen für robusteres vegetatives<br />

Wachstum, so dass Pflanzen schneller<br />

wachsen und stabiler werden. Andere<br />

Wellenlängen beeinflussen den Beginn<br />

der Blütephase, oder sie stimulieren die<br />

Stoffwechselwege zu einer gesteigerten<br />

Harzproduktion, und damit zu höherem<br />

Gehalt an Cannabinoiden und Terpenen.<br />

Heutzutage wird die Lichtintensität nicht<br />

mehr in Lux gemessen, erfahrene Grower<br />

messen die photosynthetisch aktive<br />

Strahlung (PAR), denn nur über den PAR-<br />

Wert lässt sich eine Aussage treffen, ob<br />

das Licht einer Lampe in puncto Wellenlänge<br />

und Intensität für Cannabis geeignet<br />

ist.<br />

Bis vor rund einem Jahrzehnt benutzten<br />

viele Indoor<strong>grow</strong>er Lampensysteme,<br />

die nicht für Cannabis entwickelt wurden.<br />

Oft war es so, dass die Pflanzenbeleuchtung<br />

von Straßen- oder Geschäftsbeleuchtung<br />

adaptiert wurde. In den USA<br />

wurde für die Wachstumsphase typischerweise<br />

eine 1.000-Watt-Metalldampflampe<br />

verwendet, die ein bläulich-weißes<br />

Licht abgibt und genug Lichtintensität<br />

liefert, um sieben bis fünfzehn normal<br />

große Pflanzen zu ziehen. Für die Blütephase<br />

benutzten die Grower eine 1.000<br />

Watt starke Natriumhochdrucklampe, die<br />

ein rötliches Licht abgibt, dass das Sonnenlicht<br />

im Spätsommer und Herbst simulieren<br />

soll. Doch wie wissenschaftliche<br />

Untersuchungen ergaben, wird viel<br />

des durch diese Leuchtmittel erzeugten<br />

Lichts ungenutzt vergeudet. Denn diese<br />

Leuchtmittel waren nicht für den Anbau<br />

von Pflanzen konzipiert und brachten<br />

nicht das ideale Lichtspektrum mit, das<br />

für eine gute Photosynthese und Cannabinoidproduktion<br />

erforderlich ist. Ingenieure<br />

für Pflanzenbeleuchtung haben<br />

damit begonnen, hoch intensive Gasentladungsleuchtmittel<br />

(HID) zu entwickeln,<br />

die mit speziellen Gasen und anderen Materialien<br />

gefüllt sind, was zu besonderen<br />

Spitzen in den Wellenlängen führt, die<br />

besonders für den Anbau von Cannabispflanzen<br />

abgestimmt sind.<br />

In Nordamerika ist die Firma Hortilux der<br />

bekannteste der Hersteller von Leuchtmitteln<br />

für den Anbau von Cannabis. Die<br />

Hortilux „Blue“ Glühlampe wird oft vom<br />

Start bis zum Ende verwendet (vom Samen<br />

oder Steckling bis zur erntereifen<br />

Pflanze). Sie wird in der Wachstumsphase<br />

auch allein und für die Blüte mit einer<br />

Hortilux HID Super 1.000-Watt-Lampe<br />

kombiniert eingesetzt.<br />

Was alpine Grower schon längst wissen,<br />

wurde nun auch wissenschaftlich<br />

bestätigt: Ultraviolettes Licht (UVA<br />

und UVB) verbessert die Cannabinoidproduktion.<br />

Einige Grower benutzen Aquarien-<br />

oder Terrarienbeleuchtung, um zusätzliches<br />

UV-Licht in ihren Garten zu<br />

bringen. Doch solche Leuchtmittel haben<br />

nicht genug Intensität. In diesem Jahr<br />

wurde von Hortilux ein fluoreszierendes<br />

„High-Output“-Leuchtmittel mit dem Namen<br />

„PowerVeg“ auf den Markt gebracht,<br />

das große Mengen an UVA und UVB generiert.<br />

Einige Hersteller von LED- und<br />

Plasma-Lampen behaupten, ihre Systeme<br />

verfügen über extra ultraviolettes sowie<br />

reguläres Licht, das auf die Bedürfnisse<br />

von Cannabis zugeschnitten ist, doch<br />

solchen Typen von Lichtquellen fehlt es<br />

an der nötigen Intensität, die für hochgewachsene<br />

„full size“-Cannabispflanzen<br />

erforderlich ist. In Indoorgärten mit<br />

hochqualitativem reflektierendem Material<br />

und optimaler Lichtverteilung, können<br />

LED- und fluoreszierende Leuchtmittel<br />

durchaus genug Licht in den korrekten<br />

Wellenlängen liefern, um angemessene<br />

Erträge von Pflanzen erzielen, die nicht<br />

mehr als 65 cm hoch sind. Deshalb eignen<br />

sich diese Arten von Lampen besonders<br />

97


home<strong>grow</strong>ing<br />

gut für Autoflowering- und Stecklingspflanzen.<br />

Für die mannshohen Pflanzen,<br />

wie sie in Nordamerika bevorzugt werden,<br />

reichen sie nicht aus.<br />

Plasma-Lampen bieten eine höhere<br />

Lichtintensität als LED- oder fluoreszierende<br />

Lampen, und einige Plasma-<br />

Lampen-Hersteller designen ihre Leuchtmittel<br />

so, dass die Wellenlängen speziell<br />

auf Cannabis abgestimmt sind. Plasma-<br />

Lampen geben genug Licht ab, um Pflanzen<br />

von bis zu einem Meter Höhe adäquat<br />

zu beleuchten. Professionelle Grower in<br />

Colorado setzen auf hochintensive Entladungslampen<br />

(HID) und verwenden LEDs,<br />

Plasma und fluoreszierende Leuchtmittel<br />

nur zur Unterstützung und Komplettierung<br />

des HID-Lichts. Sie werden eingesetzt,<br />

um auch von der Seite beleuchten<br />

zu können und – zusammen mit der von<br />

oben leuchtenden HID – für eine gute Beleuchtung<br />

und wenig verschattete Bereiche<br />

zu sorgen. Und das führt zu einer<br />

Steigerung des Ertrags und des Wirkstoffgehalts<br />

der Blüten.<br />

Doppel-endige Glühlampen<br />

– Eine neue Technologie<br />

für Cannabis-Grower<br />

In den USA macht gerade eine neue und<br />

sehr produktive Beleuchtungstechnologie<br />

von sich reden, die „Doppel-endige<br />

HID-Glühlampe“.<br />

98<br />

Doppelseitige Glühlampen arbeiten mit<br />

einem speziellen elektronischen Vorschaltgerät,<br />

um einen gleichförmigeren,<br />

effizienteren und direkteren Gebrauch<br />

der eingesetzten Elektrizität zu ermöglichen.<br />

Wie der Name schon vermuten<br />

lässt, werden diese Leuchtmittel auf beiden<br />

Enden mit der Fassung verbunden,<br />

im Gegensatz zu den herkömmlichen, die<br />

nur auf einer Seite verbunden sind. Der<br />

Lichtausstoß einer doppel-endigen Glühlampe<br />

ist deutlich intensiver pro Watt eingesetzter<br />

Elektrizität als von jeder anderen<br />

Pflanzenbeleuchtung.<br />

In legalen professionellen Growräumen<br />

erreichen Grower über drei Pfund (rund<br />

1,5 Kilogramm) an getrockneten Blüten<br />

pro 1.000 Watt doppel-endiger Lampe.<br />

Das ist eine gewaltige Ertragssteigerung<br />

im Vergleich zum besten Standard, den<br />

Metalldampflampen und HID-Lampen,<br />

die bei einer Leistungsaufnahme von<br />

1.000 Watt rund 500 bis 1.000 Gramm an<br />

getrockneten Blüten produzieren können.<br />

Zudem haben die doppel-endige<br />

Glühlampen einige weitere Vorteile, die<br />

über die gesteigerte Lichtausbeute pro<br />

Watt hinausgehen. Die Leuchtmittel halten<br />

nämlich länger. Ihre Lichtwellenlängen<br />

und ihr Lichtausstoß bleiben über die<br />

Zeit sehr stabil. Es gibt noch wenige Hersteller<br />

für derartige High-End Produkte,<br />

so dass – zumindest zur Zeit – die Qualität<br />

hoch und die minderwertigen Leuchtmittel<br />

rar sind.<br />

Laut der Werbung eines Herstellers für<br />

doppel-endige Glühlampen, würde<br />

eine solche Lampe unter Verwendung<br />

eines hochwertigen Vorschaltgeräts<br />

nach 5.000 Einsatzstunden immer noch<br />

90 % seiner ursprünglichen Lichtintensität<br />

und eine ebensolche PAR-Emission<br />

aufweisen. Eine normale HID-Glühlampe<br />

verliert 25 % und mehr ihrer originalen<br />

Intensität und des PAR nach 5.000 Einsatzstunden.<br />

Wenn Grower von herkömmlichen<br />

auf doppel-endige Leuchtmittel<br />

umstellen wollen, benötigen sie<br />

einiges an neuem Equipment und müssen<br />

verschiedene Anpassungen vornehmen.<br />

Am wichtigsten sind natürlich ein<br />

geeigneter Reflektor mit entsprechender<br />

doppel-endiger Fassung, eine doppelendiges<br />

Leuchtmittel und ein qualitativ<br />

hochwertiges Vorschaltgerät, dass speziell<br />

für den Betrieb von diesem Leuchtmittel<br />

entwickelt wurde. Zurzeit verwenden<br />

die meisten Grower in Steves Bekanntenkreis<br />

Equipment von Philips oder Gavita.<br />

Ein wichtiger Punkt, der vor der Anschaffung<br />

von doppel-endigen Lampensystemen<br />

bedacht werden muss, ist, dass<br />

die Hersteller empfehlen, die Leuchtmittel<br />

nicht zu kühlen (etwa durch den Luftstrom<br />

eines Ventilators). Das liegt daran,<br />

dass doppel-endige Leuchtmittel eine<br />

sehr hohe Betriebstemperatur haben. Ein<br />

Kühlen von außen hat negative Effekte<br />

auf die Leistung. Das sollte diejenigen<br />

Grower erschrecken, die mit Luft gekühlte<br />

Reflektoren oder Cool-Tubes einsetzen,<br />

um die Raumtemperatur im Griff zu halten.<br />

Allerdings soll es auch doppel-endige<br />

Lampensysteme mit Luftkühlung geben,<br />

was aber etwas widersinnig<br />

zu sein scheint, und Steve<br />

kennt niemanden, der damit<br />

Erfahrungen hätte. Normalerweise<br />

wird nicht aktiv<br />

mit Luft gekühlt, vielmehr<br />

sollen kreative Konstruktionen<br />

und Designs des Lampensystems<br />

dafür sorgen,<br />

dass die Hitze abgeführt<br />

wird, ohne die Leistung einzuschränken.<br />

Zumindest behaupten<br />

das die Hersteller.<br />

Doch wenn die Hitze nicht<br />

direkt vom Leuchtmittel abgeführt<br />

werden kann, bedeutet<br />

das für viele Grower,<br />

dass sie die Kapazität der<br />

Klimaanlage und/oder des<br />

Belüftungssystems vergrößern<br />

müssen. Und die größere<br />

Hitzeentwicklung und<br />

Betriebstemperatur der<br />

doppel-endigen Lampen<br />

zwingt dazu, den Abstand<br />

zwischen der Lampe und<br />

den Spitzen der Pflanzen<br />

zu vergrößern. Allerdings<br />

ist auch die Lichtintensität<br />

so hoch, dass die Pflanzen<br />

nicht näher an den Lampen<br />

stehen dürften, selbst<br />

wenn die Temperatur kein<br />

Problem ist. Andernfalls<br />

kann das starke Licht zu einer<br />

Ausbleichung der Blüten<br />

und Blätter führen.<br />

Die meisten Growräume,<br />

in denen Steve war und


home<strong>grow</strong>ing<br />

wo doppel-endige Lampensysteme eingesetzt werden,<br />

haben hohe Räume (2,50 Meter und mehr), so dass dort<br />

voll ausgewachsene Pflanzen gezogen werden können.<br />

Den Extraplatz in der Höhe nutzen sie effektiv mit den<br />

heißen und leistungsstarken doppel-endigen Lampen,<br />

die sie weit genug über den Pflanzen anbringen und die<br />

trotzdem die komplette Pflanze, von oben bis unten, mit<br />

Licht versorgen. Grower, die deutlich mehr Ertrag als ein<br />

Kilogramm pro 1.000 Watt doppel-endiger Lampe erzielen,<br />

setzen in der Regel weitere fortschrittliche Techniken<br />

ein, ohne die solche Resultate schwer zu erzielen<br />

sind. Im Allgemeinen gilt: Wird ein Faktor optimiert,<br />

müssen auch die anderen Faktoren verbessert werden,<br />

damit das Gesamtsystem den verbesserten Input des<br />

einen Faktors überhaupt umsetzen kann. Im Falle der<br />

doppel-endigen Lampen erhalten die Pflanzen mehr<br />

Lichtenergie und mehr PAR. Dadurch wird ihr Stoffwechsel<br />

angekurbelt, und sie brauchen mehr Wasser, mehr<br />

CO2 und mehr Nährstoffe. Deshalb setzen Grower der<br />

Growraumluft CO2 zu, und es ist vergleichsweise einfach,<br />

den Pflanzen mehr Wasser und Nährstoffe zu kommen<br />

zu lassen.<br />

In Steves Bekanntenkreis werden die Anbaumethoden<br />

Deep Water Culture, NFT und Aeroponik favorisiert,<br />

da sich diese Systeme als die besten zur Optimierung<br />

der Nährstoff- und Wasserversorgung bewährt<br />

haben. Bei diesen Systemen handelt es sich um „rein<br />

hydroponische“ Systeme, die ohne Wurzelmedium (wie<br />

etwa Steinwolle, Kokosfasern, Perlite ...) auskommen,<br />

das sich zwischen den Wurzeln und der Feuchtigkeit,<br />

dem Sauerstoff und den Nährstoffen befindet. Der Anteil<br />

an gut durchlüfteter Wurzelzone ist in rein hydroponischen<br />

Systemen deutlich höher als in Systemen,<br />

wo Steinwolle, Kokosfasern oder andere feste Wurzelmedien<br />

zu Einsatz kommen. Eine gute Durchlüftung ist<br />

wichtig für das Wurzelwachstum, die Wurzelgesundheit<br />

und das Wachstum der gesamten Pflanze. Zusätzlich zu<br />

diesem Vorteil bieten rein hydroponische Systeme eine<br />

direkte Versorgung der Wurzeln mit Wasser und Nährstoffen,<br />

und sie erlauben eine genaue Kontrolle von pHund<br />

EC-Wert, Wasserqualität und -temperatur sowie der<br />

enthaltenen Nährstoffe.<br />

Statt den Sauerstoff, das Wasser und die Nährstoffe<br />

mühsam aus der Steinwolle, Erde oder einem anderen<br />

festen Medium heraussaugen zu müssen, werden<br />

die Wurzeln in rein hydroponischen Systemen mit<br />

einem Nährstoffnebel besprüht oder hängen direkt in<br />

der Nährlösung und können so alle notwendigen Stoffe<br />

problemlos aufnehmen. Dies führt zu einer schnelleren<br />

und effektiveren Nährstoffaufnahme, und so verbrauchen<br />

die Pflanzen weniger Energie und können gleichzeitig<br />

Wasser und Nährstoffe schneller aufnehmen.<br />

Ohne eine entsprechende Versorgung mit Nährstoffen<br />

wäre es nicht möglich, dass die Pflanze die zusätzliche<br />

Lichtenergie eines doppel-endigen Lampensystems in<br />

mehr Photosynthese, Wachstum und Ertrag umsetzt.<br />

Der Einsatz von CO2 ist im Zusammenhang mit den doppel-endigen<br />

Lampen auch deshalb interessant, weil die<br />

Pflanzen mit einem höheren CO2-Gehalt in der Raumluft<br />

höhere Temperaturen aushalten können. Das reduziert<br />

den Kühlungsbedarf und kann Energie für die Klimaanlage<br />

und Ventilation sparen helfen.<br />

In der nächsten Ausgabe des <strong>grow</strong>!-Magazins wird euch<br />

Steve über weitere Entwicklungen aus der Welt der legalen<br />

Cannabis-Grower berichten.<br />

Steve Davis<br />

teve Davis ist ein in Colorado und Kalifornien beheimateter Can-<br />

Fotograf und Wissenschaftler mit einer langen Er-<br />

Snabis-Grower,<br />

fahrung im Cannabisanbau. Seine Artikel sind journalistische Berichte<br />

von Orten, wo Cannabis bereits legal angebaut und besessen<br />

werden darf. Sie sollen einen Eindruck davon vermitteln, welch breit<br />

gefächertes Spektrum der Anbau von Cannabis beinhalten kann.<br />

Diese Berichte sollen dazu beitragen, die Wahrheit über Cannabis<br />

zu erkennen und Vorurteile abzubauen.


home<strong>grow</strong>ing<br />

Growing mit Mr. Jose<br />

Die sechs Säulen für eine erfolgreiche Ernte<br />

Jeder weiß, dass Menge und Qualität einer Ernte von vielen Faktoren, für die der Grower sorgen muss,<br />

beeinflusst wird. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um die erforderlichen Bedinungen zu erreichen. Das<br />

Ziel bleibt aber immer gleich. Jeder kann sein Anbaumedium, das Bewässerungssystem, den Dünger, die<br />

Belüftung usw., selbst auswählen. Oft wird unter den Growern darüber diskutiert, welches Anbausystem<br />

das beste ist, wie richtig bewässert wird, wann, wieviel und welche Nährstoffe zugefügt werden<br />

müssen usw. Man könnte meinen, dass jeder, der schon ein paar Jahre des Züchtens hinter sich hat, über<br />

eigene Vorgehensweisen, sprich: bewährte Methoden verfügt.<br />

Für eine erfolgreiche Ernte kommt es<br />

nicht darauf an, welches Anbausystem<br />

verwendet wird oder inwieweit alles<br />

automatisiert ist. Sicherlich, die<br />

modernen, spezialisierten Anbausysteme<br />

und automatisierte Anlagen können<br />

vieles erleichtern. Aber die folgenden<br />

sechs Punkte sind meiner Meinung nach<br />

das Non-Plus-Ultra:<br />

1. Säule: Genetik<br />

Die meisten Grower kennen sowohl<br />

Erfolg als auch Misserfolg. Es ist keine<br />

Seltenheit, wenn in einem System lange<br />

alles gut läuft und plötzlich kommt unter<br />

gleichen Bedinungen eine Missernte.<br />

Ein hoher Prozentsatz der Grower<br />

beginnt nun, den Fehler im System zu<br />

suchen, der tatsächlich ganz woanders<br />

liegt.<br />

In jedem Samen und Steckling ist eine<br />

genetische Information verborgen,<br />

die für die Pflanzenentwicklung<br />

verantwortlich ist. Falls diese<br />

Information unvollständig oder<br />

beschädigt ist, wird man trotz 100 %-iger<br />

Fürsorge keine perfekte Ernte erreichen.<br />

Und noch schlimmer: Falls die genetische<br />

Information wirklich nicht in Ordnung ist,<br />

enden alle Bemühungen mit Sicherheit mit<br />

einem traurigen Rückschlag. Das Gen ist<br />

die Einheit der genetischen Information,<br />

man könnte sagen, es ist die Veranlagung.<br />

Es ist genauso wie bei den Menschen. Die<br />

meisten von uns besitzen vier Gliedmaßen<br />

und einen Kopf. Das bedeutet aber nicht,<br />

dass wir alle gute Schwimmer sind. Wenn<br />

wir dazu nicht veranlagt sind, dann können<br />

selbst 20 Stunden tägliches Training<br />

keinen Olympiasieger aus uns machen.<br />

92


Eine Pflanze mit guten Genen zu bekommen,<br />

ist nicht einfach. Das Potenzial<br />

kann nicht mit bloßem Auge erkannt<br />

werden. Selbstverständlich gibt es genetische<br />

Auffälligkeiten, die mit einem Blick<br />

erkannt werden können, wie eine verzerrte<br />

Struktur der Blätter, Zwergwuchs,<br />

schwaches Wurzelwerk, usw. Dies gilt jedoch<br />

nur bei Stecklingen. Bei Samen sind<br />

wir bereits mit unserem Wissen am Ende,<br />

nachdem wir erkannt haben, ob sie unreif,<br />

beschädigt oder seltsam geformt sind.<br />

Das hat aber mit der Genetik nichts zu tun.<br />

Der zuverlässigste Weg, die erforderliche<br />

genetische Veranlagung zu erhalten, ist<br />

das Züchten von eigenen Mutterpflanzen<br />

und eine sorgfältige Selektion, die schon<br />

bei der Keimung anfängt. Über die Selektion<br />

sprechen wir jedoch ein anderes Mal.<br />

Hochwertige Gene sind die erste, grundlegende<br />

und unersetzbare Säule einer erfolgreichen<br />

Ernte.<br />

2. Säule: Bewässerung<br />

Die größte Schwierigkeit beim Anbau ist<br />

die richtige Bewässerung. Hier werden<br />

bei weitem die meisten Fehler gemacht.<br />

Der Grund dafür ist einfach: Es gibt keine<br />

universelle Anleitung, wie oft und in welchen<br />

Mengen bewässert werden soll.<br />

Sollte jemand etwas anderes behaupten,<br />

dann weiß er nicht, worüber er spricht.<br />

Die richtige Bewässerung ist von vielen<br />

Faktoren, die in jedem Anbauraum und<br />

Zyklus anders sind, abhängig. Wie oft und<br />

wieviel, hängt vor allem von folgenden<br />

Faktoren ab: vom verwendeten Anbaumedium,<br />

von der Größe der Gefäße, der<br />

aktuellen Pflanzenmasse, der Temperatur<br />

im Anbaumedium, der relativen Luftfeuchtigkeit,<br />

der Lufttemperatur und Intensität<br />

der Belüftung.<br />

Die Bewässerung wird durch so viele<br />

Faktoren beeinflusst, dass man nur<br />

schwer Growrooms findet, in denen alle<br />

Parameter ideal sind. Wenn das Anbaumedium<br />

zu viel Feuchtigkeit enthält, können<br />

die Wurzeln nicht genug Sauerstoff<br />

aufnehmen und sterben ab. Gleichzeitig<br />

entstehen optimale Bedingungen für<br />

Schimmelbildung, und die Wurzeln fangen<br />

an zu faulen, was ein Absterben der<br />

Pflanze bedeutet. Zu wenig Feuchtigkeit<br />

wiederum bedeutet zuwenig Nährstoffe,<br />

die der Pflanze zugeführt werden können<br />

und die Austrocknung der Pflanze,<br />

die größtenteils aus Wasser besteht. Leider<br />

liegt das Maß zwischen zu viel und<br />

zu wenig Feuchtigkeit nah beieinander.<br />

Es ist immer leichter, Feuchtigkeitsmangel<br />

als Fuchtigkeitsüberfluss zu beseitigen.<br />

Die Pflanzen geben ein klares Signal,<br />

wenn sie Wasser brauchen, sie<br />

welken ein wenig. Dies kann durch sofortige<br />

Bewässerung leicht behoben werden.<br />

Jedoch ist es besser, dem vorzubeugen<br />

und es erst gar nicht so weit kommen<br />

zu lassen … Übergossene Pflanzen hingegen<br />

sollte man einige Zeit nicht wässern.<br />

Die Erholung dauert wesentlich länger<br />

als bei Feuchtigkeitsmangel. Der Nachteil<br />

bei übergossenen Pflanzen ist, dass<br />

sie darauf mit Gelbfärbung der Blätter reagieren.<br />

Dies signalisiert aber auch andere<br />

Mängel, deshalb ist es oft schwierig<br />

zu bestimmen, ob es sich wirklich um<br />

einen Feuchtigkeitsüberschuss oder ein<br />

anderes Problem (Schimmelpilze, Schädlinge<br />

an Wurzeln ...) handelt. Daher ist es<br />

wichtig, immer sorgfältig zu bewässern<br />

und bei automatischen Bewässerungssystemen<br />

das richtige Timing und die Bewässerungsdauer<br />

genau einzustellen.<br />

Durch viele praktische Erfahrungen<br />

wurde erwiesen, dass zu wenig bewässerte<br />

Pflanzen weniger Blüten tragen<br />

und langsamer wachsen. Übergossene<br />

Pflanzen neigen mehr zu Schimmelpilzkrankheiten.<br />

Also unbedingt auf die Bewässerung<br />

und das Feuchtigkeitsniveau<br />

im Anbaumedium achten – es lohnt sich<br />

garantiert.<br />

3. Säule: Entfernung<br />

von der Lampe zur Pflanze<br />

Ein weiteres Rätsel, das viele Grower<br />

weltweit plagt, ist die Frage nach der<br />

richtigen Entfernung von der Lampe zur<br />

Pflanze. In diesem Fall ist die Antwort viel<br />

einfacher als gedacht: Pflanzen benötigen<br />

etwa 10.000 Licht-Lumen (Lumen =<br />

Einheit des Lichtstroms). Falls sie diese<br />

Menge enthalten, sind die optimalen<br />

Voraussetzungen für Wachstum und Blüte<br />

gegeben. Es sollte nicht so schwierig sein<br />

festzustellen, in welcher Entfernung die<br />

richtige Lichtintensität zu messen ist<br />

– leider wird man dies vergeblich auf<br />

der Verpackung suchen. Deshalb habe<br />

ich die ungefähren Werte von manchen<br />

Typen hier aufgeführt: 400 Watt HPS – 65<br />

bis 70 cm Entfernung, 600 Watt HPS – 90<br />

cm Entfernung, 1000 Watt HPS – 120 cm<br />

Enfernung. Aus diesen Werten geht hervor,<br />

dass die üblicherweise verwendete 600<br />

Watt HPS Lampe fast 1 Meter über den<br />

Pflanzen hängen müsste. Man muss<br />

aber begreifen, dass die 10.000 Lumen<br />

nicht nur die Pflanzenspitzen, sondern<br />

auch die unteren Ebenen – zumindest<br />

die obere Hälfte, beleuchten sollen.<br />

Wenn die Pflanzen also 80 cm hoch sind,<br />

sollte eine 600W HPS Lampe etwa 50 cm<br />

über den Pflanzen hängen. Eine höhere<br />

Lumenmenge schadet den Pflanzen nicht<br />

home<strong>grow</strong>ing<br />

– die Wärme von der Lampe jedoch schon.<br />

Bei der Einrichtung der Beleuchtung<br />

muss also darauf geachtet werden, dass<br />

die Lampen die Spitzen nicht verbrennen<br />

und dass die Anbaufläche gleichmäßig<br />

ausgeleuchtet ist.<br />

Eine einfache Hilfe zur Festellung der<br />

Lichtintensität ist die eigene Hand.<br />

Wenn man den Handrücken der Lampe<br />

nähert und wieder entfernt, merkt man<br />

die Veränderung der Lichtintensität mit<br />

bloßem Auge. Falls man weiß, in welcher<br />

Lampenentfernung sich die erforderliche<br />

Lumenmenge befindet, stellt man auf<br />

diese Art leicht fest, ob alle Pflanzen<br />

gleichmäßig die richtige Lichtintensität<br />

erhalten. Es ist kein Geheimnis, dass<br />

bei gleichmäßiger Lichtverteilung<br />

hochwertige Reflektoren helfen können.<br />

Man sollte das Licht so effizient wie<br />

möglich nutzen und ausprobieren, was<br />

moderne Reflektoren heutzutage können.<br />

Beim Aufhängen der Lampen darf<br />

nicht vergessen werden, dass sich<br />

die Stecklinge zuerst an das intensive<br />

Licht gewöhnen müssen. Deshalb ist es<br />

besser, die Lampen in der ersten Woche<br />

viel höher zu hängen.<br />

4. Säule: Temperatur<br />

und Frischluft<br />

Wenn ich die Temperatur erwähne,<br />

meine ich mehr als nur die<br />

Lufttemperatur. Genauso wichtig ist die<br />

Temperatur der Nährstofflösung und<br />

des Anbaumediums. Hier werden durch<br />

die Temperatur chemische Prozesse<br />

gestartet, welche die Nährstoffaufnahme<br />

verhindern und Salzablagerungen im<br />

Anbaumedium unterstützen – die Folge ist<br />

Wurzelbeschädigung und unzureichende<br />

Nahrungsaufnahme. Wiederholung<br />

ist die Mutter der Weisheit: richtige<br />

Lufttemperatur: 26 bis 31° C am Tag, 18<br />

bis 26° C in der Nacht, Temperatur des<br />

Anbaumediums und der Nährstofflösung:<br />

18 bis 24° C.<br />

Die Temperatur kann leicht gemessen<br />

werden und ihre Mindest- und<br />

Höchstwerte können auch leicht<br />

überwacht werden. Jeder richtige Grower<br />

weiß das bereits genau. Ein größeres<br />

Problem ist die Feststellung des<br />

Sauerstoff- und CO2-Gehalts, ohne die<br />

eine gesunde Pflanzenentwicklung nicht<br />

möglich ist. Diese Gase gelangen durch<br />

die Belüftung in den Growroom. Das<br />

Belüften beeinflusst gewöhnlich auch<br />

die Lufttemperatur, und manche Grower<br />

93


home<strong>grow</strong>ing<br />

lüften deshalb hauptsächlich in den<br />

Wintermonaten und in der Nacht nur<br />

begrenzt. Das ist ein großer Fehler. Viel<br />

nützlicher ist es, für eine ausreichende<br />

Belüftung und gleichzeitig auch<br />

für die richtige Temperatur zu<br />

sorgen. Sollte die Temperatur in<br />

der Nacht unter die geforderten<br />

Werte fallen, muss man heizen und<br />

die Belüftung weiter laufen lassen.<br />

Ich erinnere mich an einen Grower, der<br />

alles bis ins kleinste Detail durchdacht<br />

hatte. Garantiert hochwertige Genetik,<br />

sorgfältig abgestimmte Bewässerung,<br />

bewährte Düngemittel und richtig<br />

gewählte und aufgehängte Lampen.<br />

Die Pflanzen zeigten keine Anzeichen<br />

von Mangel, sie waren gesund, schön<br />

grün und mit starken Sprossachsen.<br />

Es fehlte ihnen nur eines – der Ertrag.<br />

Die Knospen sprossen und wurden<br />

größer, aber dann verlangsamte<br />

sich ihre Entwicklung und erreichte<br />

nicht die erwartete Größe. Das Elend<br />

dauerte ganze drei Ernten, in denen<br />

der Grower alles versuchte, was ihm<br />

möglich war, mit einer Ausnahme:<br />

die Frischluftzufuhr zu erhöhen! Um<br />

die erforderliche Temperatur in der<br />

Nacht aufrechtzuerhalten, ließ er den<br />

Ventilator nur zweimal pro Nacht laufen<br />

und das nur für eine begrenzte Zeit. Die<br />

Lampen waren in gekühlten Reflektoren<br />

(Cooltube), und deshalb lüftete er auch<br />

während des Tages nicht kontinuierlich<br />

– der Ventilator wurde durch ein<br />

Thermostat geschaltet, so dass er<br />

sich nur um die Temperatur kümmern<br />

brauchte. Nachdem die unzureichende<br />

Belüftung behoben wurde, erreichte er<br />

sein erhofftes Ergebnis.<br />

Die Belüftung ist auch dann wichtig,<br />

wenn in den Growroom CO2<br />

zugegeben wird. Pflanzen brauchen<br />

zum Leben nämlich auch Sauerstoff.<br />

Zudem ist in der Nacht die Belüftung<br />

notwendig, denn zu dieser Zeit<br />

verbrauchen die Pflanzen mehr<br />

Sauerstoff, als während des Tages.<br />

Bei Zugabe von CO2 muss die Anlage<br />

so eingestellt werden, dass das Gas<br />

erst nach jedem Belüftungsintervall<br />

freigegeben wird. Während der Nacht<br />

sollte keine CO2-Zugabe erfolgen<br />

und die Belüftungsintensität erhöht<br />

werden.<br />

94<br />

5. Säule:<br />

Hochwertige Nährstoffe<br />

J<br />

eder weiß, dass eine ausgewogene<br />

Ernährung mit hohem Gehalt an<br />

Vitaminen und Mineralstoffen uns<br />

gesund erhalten. Dies gilt auch für<br />

Pflanzen. Wenn man eine hochwertige<br />

und reiche Ernte erreichen möchte,<br />

kommt man ohne bestimmte Düngemittel<br />

nicht aus. Universaldünger kann man<br />

dabei außer acht lassen, denn jede<br />

Pflanzenart braucht ein spezielles<br />

Nährstoffverhältnis. Cannabis bildet da<br />

keine Ausnahme. Zudem werden Pflanzen<br />

unterschiedlich gedüngt, je nach Phase<br />

der Bewurzelung, des Wachstums oder<br />

der Blüte. Der Markt bietet heute eine<br />

große Auswahl an Basisdüngern und<br />

Zusatzprodukten. Die große Auwahl<br />

verwirrt und man fühlt sich oft bei dem<br />

riesigen Angebot verloren, denn alle<br />

Dünger sollen die besten sein und viele<br />

von ihnen sind BIO – aber wer weiß, was<br />

das eigentlich bedeutet …<br />

Meine Meinung nach ist es nicht so<br />

wichtig, welche Marke man wählt.<br />

Wesentlicher ist, ob sie für den Anbau<br />

bestimmt sind und wie schwierig die<br />

Dosierung ist. Ich brauche keine Booster,<br />

die gewöhnlich nur einen von den drei<br />

Grundstoffen NPK zusätzlich enthalten.<br />

Mir genügen Dünger, die sich leicht<br />

dosieren lassen und alles Erforderliche<br />

enthalten. Aus Erfahrung weiß ich,<br />

dass perfekte Ergebnisse mit den<br />

Basisdüngern erreicht werden können.<br />

Ich behaupte nicht, dass Zusatzdünger<br />

nutzlos sind, aber es geht auch ohne.<br />

Wenn man den nächstmöglichen<br />

Growshop besucht, wird man<br />

bestimmt nichts erhalten, was den<br />

Pflanzen schaden könnte. Dann braucht<br />

man nur noch die empfohlene Dosierung<br />

für das eigene Anbausystem einzuhalten<br />

und es kann de facto keine Situation<br />

entstehen, dass die Pflanzen von etwas<br />

zu wenig oder zu viel erhalten.<br />

Bei allen Düngern sind das Alter und<br />

die Lagerbedinungen entscheidend.<br />

Man sollte versuchen, Dünger zu kaufen,<br />

die für ein bis zwei Ernten ausreichen.<br />

Ein Kauf auf Vorrat muss sich nicht<br />

auszahlen. Wenn sie hohen Temperaturen<br />

und direktem Licht ausgesetzt werden,<br />

können sie leicht verderben und<br />

werden den Pflanzen eher schaden als<br />

gut tun. Verdorbene Dünger verlieren<br />

ihre Nährwerte, lassen sich schlecht<br />

auflösen und können Schimmelpilze<br />

enthalten. Dünger sollten besser bei<br />

einer konstanten Temperatur gelagert<br />

werden – die Optimalbedinungen werden<br />

immer auf der Verpackung angegeben,<br />

das sollte man nicht unterschätzen.<br />

6. Säule: Sauberkeit<br />

Es kann passieren, dass die Sauberkeit<br />

im Growroom keine bedeutende Rolle<br />

spielt, und es genügt, wenn der Behälter<br />

für die Nährstofflösung und der Platz rund<br />

um die Pflanzen sauber gehalten werden.<br />

Aber der abgesetzte Staub, Schmutz von<br />

Schuhen, alte Blätterreste usw. sind<br />

eine Zeitbombe in eurem Growroom.<br />

Gerade Unreinheiten bilden einen idealen<br />

Nährboden für Bakterien, Schimmelpilze<br />

und Krankheiten, aber auch für Schädlinge.<br />

Der Growroom muss immer sauber sein,<br />

aber auch Werkzeuge, Sprühgeräte und<br />

Behälter müssen ständig gepflegt werden.<br />

Der Boden und die Wände müssen von<br />

Staub und Schmutz befreit werden, und alle<br />

unerwünschten Eindrinlinge, die versuchen,<br />

sich im „Heiligtum“ niederzulassen, müssen<br />

vertrieben werden.<br />

Ein Mülleimer gehört nicht in den Growroom.<br />

Wenn er einmal da ist, wird man<br />

seine Entleerung vernachlässigen. Die optimale<br />

Lösung ist, jeden entstandenen Abfall<br />

sofort aus dem Growroom zu entfernen.<br />

Wenn man z. B. ein vom Schimmelpilz befallenes<br />

Blatt pflückt und im Growraum belässt,<br />

ist es genauso, als wenn man es an<br />

der Pflanze lässt. Um die Erfolgschancen<br />

zu erhöhen, muss mindestens einmal pro<br />

Woche richtig aufgeräumt werden, inkl.<br />

Sstaubsaugen und wischen, außerdem<br />

sollten alle abgestorbenen Pflanzenteile<br />

entfernt werden. Zwischen zwei Anbauzyklen<br />

sollten jegliche Insekten vernichtet<br />

werden, denn die sind Feind Nummer eins.<br />

Das ist nicht alles<br />

Wie schon zu Beginn erwähnt, wird<br />

eine hochwertige und reiche Ernte<br />

von vielen Faktoren beeinflusst. Heute<br />

habe ich die wichtigsten genannt. Falls<br />

all diese Punkte vernachlässigt werden,<br />

bleibt die Vision einer perfekten Ernte<br />

unerreichbar. Falls Pflanzen übergossen<br />

werden, kann man ein noch so perfektes<br />

genetisches Material haben. Man kann ein<br />

noch so ausgeklügeltes Anbausystem, eine<br />

automatische Klima- und CO2-Anlage sowie<br />

die richtige Beleuchtung haben, es wird<br />

nichts nutzen, wenn man zehn Jahre alte<br />

Samen aussät ... Alles in einem, alle „sechs<br />

Säulen“ müssen Hand in Hand gehen.<br />

Selbstverständlich ist das nicht alles.<br />

Das Spiel wird auch von anderen<br />

Dingen deutlich beeinflusst, wie der<br />

Luftfeuchtigkeit, der richtig gewählten<br />

Wachstumslänge, dem Umgang mit den<br />

Pflanzen und vielen anderen Dinge, die das<br />

Wachstum und die Entwicklung der Pflanzen<br />

beeinflussen.<br />

In fast allen Fällen liegt der Fehler in<br />

der Bewässerung, der Genetik oder der<br />

Belüftung. Wenn es also nicht mehr so<br />

gut läuft, konzentriere ich mich auf die<br />

Dinge, die verändert worden sind, und<br />

beachte sorgfältig die sechs Säulen für eine<br />

erfolgreiche Ernte.<br />

Mr. Jose<br />

Weitere Infos unter: www.mrjose.eu

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