Glareana_48_1999_#2
Klaus Martius Violen da gamba im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg Rezension Bernhard Brauchli, Das Clavichord, Cambridge 1998 (Harry Joelson-Strohbach)
Klaus Martius
Violen da gamba im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg
Rezension
Bernhard Brauchli, Das Clavichord, Cambridge 1998 (Harry Joelson-Strohbach)
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Buchbesprechung<br />
Bernard Brauchli: The Clavichord. Foreword by Christopher Hogwood.<br />
Garnbridge University Press, 1998. - xix, 384 S. -ISBN 0 521 63067 3.- f: 70<br />
Anhand von erhaltenen Instrumenten, zeitgenössischen Traktaten sowie Beispielen<br />
aus der Kunst- und Literaturgeschichte hat Bemard Brauchli eine grundlegende,<br />
umfangreiche Monographie über das Clavichord vorgelegt, die sich durch eine klare<br />
Sprache auszeichnet. Das in englischer Sprache verfasste Werk berichtet sachlich,<br />
aber faszinierend über die Entstehung und Entwicklungen des Instrumentes und<br />
richtet sich an Kenner wie Liebhaber. Illustriert von drei klaren Zeichnungen, erläutert<br />
die Einführung die Bestandteile des Clavichordes und versetzt somit alle Leser in die<br />
Lage, dem Text des Buches zu folgen: die technischen Begriffe stehen im Anhang in<br />
den fünf Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Spanisch. Die<br />
meisten Quellen, die für den Haupttext ins Englische übersetzt worden sind, bringen<br />
die Anmerkungen in der Originalsprache.<br />
Brauchli erzählt zuerst vom Monochord, das Pythagoras im 6. Jahrhundert vor unserer<br />
Zeitrechnung erfunden haben soll. Daraus entwickelte sich das Clavichord, das<br />
eigentlich nur ein Monochord mit mehreren Saiten und Klaviatur ist. Dieweil die ersten<br />
erhaltenen Clavichorde von ca. 1540 stammen, wird den Traktaten und bildliehen<br />
Darstellungen (ab 1425) grosser Wert zugemessen. ln seinem Traktat von ca.<br />
1440 beschreibt Arnolt de Zwolle übrigens nicht nur Clavichord und Cembalo, sondern<br />
auch, wie man einen Tangentenflügel bauen könne. Der Umfang der ersten Instrumente<br />
wurde aus Platzgründen selten grösser als drei Oktaven und ein Halbton<br />
(H-c3 bei Arnolt). Bei den frühesten Clavichorden (bis 1511) waren alle Saiten<br />
gleichgestimmt. Bereits im 15. Jahrhundert hatte man oft die Saiten verschiedentlich<br />
gestimmt, wie in der Intarsie von Urbino (ca. 1479-1<strong>48</strong>2) dargestellt: hier ist der<br />
Umfang vier Oktave, von F- t3. Der übliche Umfang von vier Oktaven, von C/E (mit<br />
kurzer Oktave) bis c3, kommt bereits bei den drei ältesten Instrumenten von ca. 1540<br />
bis 1543 vor. Dieser Umfang hat sich bis ins 18. Jahrhundert fast als Standard gehalten,<br />
obschon es viele Abweichungen gibt. Im 18. Jahrhundert wurde der Umfang<br />
allmählich bis fünf Oktave (FF- t4) und mehr erweitert und gleichzeitig der Übergang<br />
zu bundfreien Instrumenten vollzogen. Die Vorzüge der gebundenen Clavichorde<br />
einerseits und die bundfreien Instrumente andererseits werden alle aufgezeigt. Das<br />
Kapitel über das Clavichord im 19. Jahrhundert wird für viele die Überraschung bringen,<br />
daß über 70 Instrumente aus dieser Zeit erhalten sind. Das letzte Kapitel ist<br />
dem Clavichordspiel und der Aufführungspraxis gewidmet.<br />
Viele Traktate preisen das Clavichord als Studieninstrument für alle Tasteninstrumente,<br />
und zwar in erster Linie des Anschlages wegen, obwohl auch die Nachbaren<br />
den leisen Klang zu schätzen wissen.