GHT_Spielzeitheft2016_17_Download

Vorwort
Eine bessere Welt ist möglich,
und sie lässt sich daran erkennen,
dass ihr zentraler Maßstab nicht mehr das Beherrschen und Verfügen ist,
sondern das Hören und Antworten.
Mit diesem Satz beschließt der Jenaer Soziologe Hartmut Rosa sein im März 2016 veröffentlichtes Buch »Resonanz – Eine
Soziologie der Weltbeziehung«. Er plädiert darin für grundlegende Perspektivwechsel in einer Zeit, in der die inneren Bindekräfte
unserer Gesellschaft zunehmend zu schwinden scheinen; in der Menschen wütend und maßlos protestieren, weil sie
das Gefühl haben, dass ihre Fragen und Zweifel kein Gehör mehr finden.
Tatsächlich sollten wir heute in Zweifel ziehen, ob das kalte Kräftemessen durch Herrschaft und Verfügungsmacht weiterhin
der Leitgedanke unserer Gesellschaft sein kann, oder ob nicht ein Mehr an Wärme, Dialog und kommunikativer Sensibilität
notwendig ist, um unser Zusammenleben stabil und zukunftsfähig zu gestalten. Als Forum der gesellschaftlichen und
ästhetischen Kommunikation hat das Theater diesbezüglich ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal. Denn neben der
intellektuellen Auseinandersetzung können wir mit den vielfältigen Mitteln der darstellenden Künste und der Musik auch
sinnlich-emotional einen Beitrag zum behutsamen Zuhören und Antworten auf der Suche nach Wegen zu mehr Humanismus
in unserer Welt leisten.
Mit seinem Diktum »Kunst muss das Unmögliche fordern, damit die Politik das Mögliche schaffen kann« hat Heiner Müller
diese Funktion des Theaters als einem produktiven Resonanzboden der Gesellschaft einmal eindrücklich beschrieben.
Diesem wichtigen Auftrag werden wir auch in der kommenden Spielzeit mit allen Kräften nachkommen.
Fotos v.l.n.r.
»Orpheus in der Unterwelt« | Foto: Marlies Kross
»Dancer in the Dark – Tänzerin im Dunkeln« | Foto: Pawel Sosnowski
»Die kleine Meerjungfrau« | Foto: Pawel Sosnowski
Neue Lausitzer Philharmonie | Foto: Pawel Sosnowski
Klaus Arauner, Generalintendant
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