14.05.2016 Aufrufe

Lechhauser Geschichte(n) - Ausgabe 26

Lechhauser Geschichte(n) - Mai 2016

Lechhauser Geschichte(n) - Mai 2016

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

echhauser<br />

27<br />

Mai<br />

2016<br />

¤ 3.–<br />

HISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS LECHHAUSEN<br />

MEDIZIN<br />

AKTUELLES<br />

Politik hinterlässt<br />

Spuren Seite 22<br />

SCHULE<br />

„Augsburger Lebensessenz“<br />

Seite 45<br />

Kinder gegen Krieg<br />

Seite 29<br />

LEBENSLINIEN<br />

RÜCKBLICKE<br />

KLASSENFOTO<br />

Am Anfang war die Brücke Seite 8<br />

Hermann Weber:<br />

Der Kreis der Architektur Seite 16<br />

Kinder der Goetheschule<br />

Seite 24


Schmuckstück!<br />

© by VEINAL ·86465 Welden<br />

Kellerabdichtungen<br />

Sperr- und<br />

Sanierputzsysteme<br />

Horizontalsperren<br />

Wohnklimaplatten<br />

Rissverpressung<br />

Betonsanierung<br />

Fordern Sie<br />

unsere<br />

kostenlose<br />

Infomappe an.<br />

Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft<br />

der Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e.V.<br />

Kundenservice<br />

86465 WELDEN<br />

Tel. 08293/965008-0<br />

Fax 08293/965008-80<br />

E-Mail: BAUCHEMIE@veinal.de<br />

www.veinal.de


INHALT<br />

HISTORIE<br />

Der böse Nachbar Lech........................................................................ 4<br />

RÜCKBLICKE<br />

Am Anfang war die Brücke.................................................................. 8<br />

Heute gibt es die neue Lechbrücke .................................................... 12<br />

STRASSENNAMEN<br />

Stefan-Höpfinger-Weg....................................................................... 14<br />

LEBENSLINIEN<br />

Der Kreis der Architektur................................................................... 16<br />

AKTUELLES<br />

Politik hinterlässt Spuren ................................................................... 22<br />

KLASSENFOTO<br />

Wer kennt wen?.................................................................................. 24<br />

KULTUR<br />

Die Bretter, die die Welt bedeuten .................................................... 25<br />

SCHULE<br />

Kinder gegen Krieg ............................................................................ 29<br />

Sicht auf die Stadt .............................................................................. 31<br />

LECHHAUSER LENI<br />

Woisch, was i moin? ........................................................................... 32<br />

AUFGEFALLEN<br />

Es muss vor allem mir gefallen........................................................... 34<br />

REDENSARTEN<br />

„A Drenserle zum Rumsuggla“........................................................... 38<br />

A lädscheds, babbigs Guadsle............................................................. 39<br />

An Zopf für den „Gluuschd“.............................................................. 40<br />

NATUR<br />

Fotospaziergang.................................................................................. 41<br />

MEDIZIN<br />

„Augsburger Lebensessenz“................................................................ 45<br />

TIERISCHES<br />

Dem afrikanischen Kochtopf entronnen ............................................ 48<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

immer mehr Menschen besinnen<br />

sich auf ihre Wurzeln, schauen<br />

nicht nur nach vorne, sondern<br />

gerne auch etwas zurück. Genau<br />

dies war die Grundlage der Überlegungen,<br />

als der erste Band der<br />

<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n) im Juni<br />

2004 erschien. Es entstand eine<br />

Sammelband-Reihe der <strong>Geschichte</strong><br />

eines liebenswerten<br />

Stadtteils, dessen Menschen, frühere<br />

Ereignisse und aktuelle Geschehnisse,<br />

die der Nachwelt<br />

überliefert werden sollen.<br />

ÜBERSICHT<br />

WERBEVERLAG<br />

www.herba-verlag.de<br />

Und nun haben wir bereits den<br />

27. Band. Und ganz ehrlich: die<br />

<strong>Geschichte</strong>n von und über Lechhausen<br />

sind bunter und vielfältiger<br />

als je zuvor! Dieser Heimatkundeunterricht<br />

der besonderen<br />

Art hat das Ziel, Vergangenheit<br />

und Gegenwart dieses liebenswerten<br />

Ortes auf spannende Art<br />

und Weise miteinander zu verbinden.<br />

<strong>Geschichte</strong> verbindet Generationen,<br />

und das wissen auch die<br />

Geschäftsleute, die mit ihren Inseraten<br />

den Grundstock für diese<br />

Sammelbande legen.<br />

Unter der Rubrik „Lebenslinien“<br />

lesen Sie diesmal über das ereignisreiche<br />

Leben von Stadtdirektor<br />

Hermann Weber. Aufgewachsen<br />

ist dieser in einem Siedlerhaus in<br />

der Hammerschmiede, das der<br />

Vater 1953 baute. Eine <strong>Geschichte</strong>,<br />

die weit zurück reicht, haben<br />

auch die Christköniglichen Theaterer<br />

aus der Hammerschmiede.<br />

Ihre Aufführung des vergangenen<br />

Jahres, „Camping, Grill &Seewiesa“<br />

war wieder mal ein Highlight<br />

im Pfarrheim Edith Stein.<br />

Kinder suchen Frieden. Das beweisen<br />

rote Handabdrücke von<br />

Kindern auf den in Schulen aufgehängten<br />

Leinentüchern. An der<br />

Aktion beteiligte sich auch die<br />

Schiller-Schule in Lechhausen.<br />

Lassen Sie sich beim Lesen überraschen<br />

von den vielen bunten<br />

<strong>Geschichte</strong>n, die dieser liebenswerte<br />

Stadtteil wieder für Sie parat<br />

hat – und wenn Sie Lust und<br />

Laune und selbst eine <strong>Geschichte</strong><br />

haben, die es wert ist, in Erinnerung<br />

behalten zu werden, kontaktieren<br />

Sie mich: chornischer@herba-verlag.de.<br />

Ich freue<br />

mich auf Ihre Nachricht!<br />

Und jetzt viel Spaß beim Lesen<br />

wünscht Ihnen Ihre<br />

Stellvertretende Anzeigenverkauf: Verlagsleitung:<br />

Simona Günter Gebauer Weiß<br />

Telefon: 0821/5071-456<br />

0821/5071-303<br />

Fax: 0821/5071-9456<br />

0821/5071-9303<br />

sweiss@herba-verlag.de<br />

ggebauer@<br />

stadtzeitung.de<br />

echhauser<br />

<strong>Geschichte</strong>(n) Lwww.lechhauser-geschichten.de<br />

Redaktionsleitung:<br />

Christine Hornischer<br />

Telefon: 0821/5071-451<br />

Fax: 0821/5071-9451<br />

chornischer@<br />

herba-verlag.de<br />

Stellvertretende Anzeigenverkauf: Verlagsleitung:<br />

Simona Günter Gebauer Weiß<br />

Telefon: 0821/5071-456<br />

0821/5071-303<br />

Fax: 0821/5071-9456<br />

0821/5071-9303<br />

sweiss@herba-verlag.de<br />

ggebauer@<br />

stadtzeitung.de<br />

ist DAS Magazin für Lechhausen.<br />

Jede <strong>Ausgabe</strong> enthält einen abwechslungsreichen Themenmix aus historischen und<br />

aktuellen Beiträgen.<br />

Christine Hornischer<br />

Die nächsten<br />

L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

echhauser<br />

erscheinen<br />

voraussichtlich im<br />

November 2016<br />

IMPRESSUM<br />

Herba Werbeverlag Baur GmbH • Konrad-Adenauer-Allee 11, 86150 Augsburg<br />

eMail: stadtgeschichten@herba-verlag.de • Internet: www.herba-verlag.de • Geschäftsführung: Thomas Sixta<br />

Layout/Satz/Druck: Mayer & Söhne Druck- und Mediengruppe GmbH, Oberbernbacher Weg 7, 86551 Aichach<br />

Verbreitung: Als Anzeigenkunde erhalten Sie einige Magazine zur Auslage gratis. Ansonsten kann der Sammelband an<br />

ausgewählten Verkaufsstellen für nur 3,- gekauft werden.<br />

Die namentlich gekennzeichneten Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht eine Stellungnahme des Verlages dar.<br />

Aktuelle Berichte und<br />

Nachrichten aus Lechhausen,<br />

der Firnhaberau und der<br />

Hammerschmiede wöchentlich<br />

in Ihrer StadtZeitung.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 3


HISTORIE<br />

EINE LOKALHISTORISCHE RÜCKSCHAU ZWEITER TEIL<br />

DerböseNachbarLech<br />

Für Lechhausen war der Lech Jahrhunderte lang ein böser Nachbar.<br />

Heimatforscher Josef Niedermaier hat sich dieser unliebsamen<br />

Nachbarschaft angenommen. In der letzten <strong>Ausgabe</strong> haben wir die<br />

<strong>Geschichte</strong> begonnen, heute folgt der zweite Teil.<br />

Das Flößer-Denkmal steht an der Neuburger-, Ecke<br />

Quellenstraße.<br />

Amtssitz des Oberbeamten zu<br />

Lechhausen war das „Schlößle“.<br />

In der „Gründt- und Häuserbeschreibung“<br />

des Dorfes vom Oktober<br />

1687 ist erwähnt, dass „die<br />

Amtmannswohnung mitten im<br />

Dorf und aller Ort auf der<br />

Gmain“ gelegen sei. Das Verzeichnis<br />

nennt es die „Zollhofstatt“<br />

und gibt als Besitzer schon<br />

1668 und nach 1683 den Amtmann<br />

Hans Kechlhammer an.<br />

Auch der Zollamtmann von Stubenrauch<br />

wohnte und amtierte im<br />

Schlössle, ebenso sein Nachfolger<br />

von Schneeweiß.<br />

„Wetterfeste Kerle“<br />

Die Flößer mussten schon wetterfeste<br />

Kerle sein, denn ein<br />

Holztransport flussabwärts war<br />

keineswegs ein Vergnügen.<br />

Stromschnellen waren zu überwinden<br />

und zahlreiche Brücken<br />

und mehrere Wehre zu durchfahren.<br />

Der Lech aber,damals noch nicht<br />

in ein festes Bett gezwungen und<br />

daher oft seinen Lauf verändernd,<br />

wartete mit den unangenehmen<br />

Überraschungen seiner Kiesbänke<br />

auf. Lag das Floß plötzlich fest,<br />

dann gab es vielfach nur eine<br />

recht gefährliche Möglichkeit, es<br />

wieder flott zu machen. Die Flößer,<br />

zu deren Berufskleidung natürlich<br />

lange Wasserstiefel gehörten,mussten<br />

„aussteigen“ und mit<br />

den Schultern das schwere Floß<br />

„hochlupfen“, bis es wieder zum<br />

Schwimmen kam.<br />

Auch auf der Wertach wurde die<br />

Flößerei ausgeübt, wenn auch<br />

längst nicht in dem großen Umfange<br />

wie auf dem Lech. Dieser<br />

brachte in den günstigsten Zeiten<br />

drei- bis viertausend Flöße im<br />

Jahr nach Augsburg, von denen<br />

nur ein verhältnismäßig kleiner<br />

Teil weiterfuhr. Die kleinere<br />

Wertach gab sich mit etwa einem<br />

Zehntel der Zahl zufrieden. Bei<br />

ihr wirkte es sich als sehr erschwerend<br />

aus, dass die Flößer<br />

ein ganzes Dutzend verschiedener<br />

Herrschaftsgebiete durchfahren<br />

mussten, wobei es immer wieder<br />

Streitigkeiten und vor allem neue<br />

Gebühren gab. Auch für die<br />

meisten auf der Wertach schwimmenden<br />

Flöße war Augsburg<br />

Endpunkt. Sie wurden durch den<br />

Holzbach zu der Floßlände gebracht,die<br />

sich auf dem Platz des<br />

heutigen Plärrers befand und dort<br />

auseinandergenommen.<br />

Passagiere<br />

auf denFlößen<br />

Viele derWaren hatten schon den<br />

weiten Weg von Italien über die<br />

Alpen bis nach Füssen mit dem<br />

Pferdewagen hinter sich und waren<br />

dann in Füssen auf die Flöße<br />

übergeladen worden.Es kam aber<br />

auch vor,dass die Flöße Passagiere<br />

mitnahmen, die eine solche<br />

Wasserfahrt nicht nur billig, sondern<br />

vielleicht auch romantisch<br />

fanden.<br />

Lange Zeit hat es sogar eine regelmäßige<br />

Floßverbindung von<br />

Augsburg nach Wien gegeben.<br />

Allwöchentlich war an der Lände<br />

beim jetzigen Schlachthof der<br />

„Wiener Ordinari-Bot“ mit einem<br />

Floß zur Fahrt nach Wien<br />

bereit, das den Fahrgästen für die<br />

etwa eine Woche dauernde Wasserreise<br />

auch überdachte Unterkunftsräume<br />

zur Verfügung stellte.<br />

Auch Waren und Post wurden<br />

von diesem Floß mitgenommen.<br />

Von mancher Floßfahrt aus früher<br />

Zeit ist bekannt,dass sie noch<br />

über Wien hinaus bis Budapest<br />

und sogar nach der Türkei geführt<br />

hat.<br />

Besondere<br />

Privilegien<br />

Welch achtbares Gewerbe die<br />

Flößerei war, ging aus der Tatsache<br />

hervor, dass es besonderer<br />

Privilegien für diejenigen bedurfte,<br />

die es ausüben wollten. Meist<br />

Der Lech war auch schuld am Hochwasser in Lechhausen.<br />

4 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


HISTORIE<br />

Die frühere Lechbrücke bei Augsburg.<br />

waren es Generationen der gleichen<br />

Familie hintereinander, wie<br />

es auch in Zunftbestimmungen<br />

vorgeschrieben war. Danach sollten<br />

nur Söhne von Flößern als<br />

neue Floßmänner tätig werden.<br />

Dass sich den Flößern manchmal<br />

auch gekrönte Häupter, zum Beispiel<br />

zur Rückfahrt von einem in<br />

Augsburg abgehaltenen Reichstag,<br />

anvertrauten und dass die<br />

Flöße in kriegerischen Zeiten<br />

auch zur Truppenbeförderung<br />

eingesetzt wurden, waren Beweise<br />

mehr für die große Bedeutung der<br />

Flößerei.<br />

Eisenbahn als<br />

Gegner<br />

Doch war außer der Eisenbahn<br />

den Flößern noch ein anderer gewichtiger<br />

Gegner entstanden. Das<br />

war die sich immer mehr ausbreitende<br />

Industrie. Sie legten ihre<br />

neuen Betriebe vielfach an die<br />

Ufer des Lechs oder anderer bisher<br />

von den Flößern benutzte<br />

Wasserläufe, um sich die billige<br />

Wasserkraft zunutze zu machen.<br />

Das bedeutete aber die Notwendigkeit,<br />

manche bisherige Floßgasse<br />

zu sperren, um Beschädigungen<br />

der Triebwerksanlagen<br />

durch Flöße zu verhüten.<br />

Mit dem ersten Weltkrieg hörte<br />

dann die Flößerei völlig auf. Sie<br />

fand aber noch einen beinahe feierlichen<br />

Abschluss. Denn die beiden<br />

letzten Flöße, die den Lech<br />

herab fuhren, waren am 9. Juni<br />

1914 eine besondere Begrüßung<br />

für den bayerischen König Ludwig<br />

III., als dieser das nach der<br />

Hochwasserkatastrophe des Jahres<br />

1910 neu erbaute Hochablaß-<br />

Die Metzgerei in der Firnhaberau<br />

• täglich warmes<br />

Tagesmenü/Imbiss<br />

• knackig, frische<br />

Salattheke<br />

Seit 1923 alle Produkte<br />

aus eigener Herstellung!<br />

• Farmerschinken<br />

• Wiener Würstchen<br />

• Wacholderschinken<br />

• Frische Weißwurst<br />

Augsburg<br />

Hammerschmiedweg 85<br />

Tel.: 08 21 / 70 88 18<br />

Augsburg<br />

Neuburger Straße 33<br />

Tel.: 08 21 / 79 09 70 46<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Do. 7.30-13.00 Uhr, 15.00-18.00 Uhr<br />

Fr. 7.30-18.00 Uhr, Sa. 7.30-12.00 Uhr<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo.-Fr. 8.00-18.00 Uhr,<br />

Sa. 7.00-12.00 Uhr durchgehend<br />

Ausgezeichnet<br />

vom<br />

Innungsverband<br />

des bayerischen<br />

Fleischerhandwerks<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 5


HISTORIE<br />

NeueFloßlände<br />

„Neue Floßlände“ ist der Name<br />

für eine geplante gastronomische<br />

Nutzung im Flößerpark, die in<br />

der Verlängerung der Yorckstraße<br />

am Ufer des Lechs vorgesehen ist.<br />

Durch das Vorhaben sollen die<br />

Aufenthaltsqualität und soziale<br />

Kontrolle in der Grünanlage gestärkt<br />

und die Zugänglichkeit<br />

zum Lech verbessert werden. Die<br />

gastronomische Nutzung beinhaltet<br />

eine öffentliche WC-Anlage<br />

und richtet sich vorwiegend an<br />

die Bürger Lechhausens sowie<br />

Spaziergänger und Radfahrer am<br />

Lech. Seit vergangenen Sommer<br />

sucht die Stadt einen Pächter für<br />

die Gaststätte am Flößerpark.<br />

Die geplante Gaststätte am Lechufer<br />

soll einer der Publikumsmagneten<br />

für das Freizeitgelände wer-<br />

wehr besichtigte. Damals führten<br />

die letzten Augsburger Flößer<br />

aus der Familie Petz die Flöße<br />

über den Hochablaß.Dort wurde<br />

es ein erregendes Schauspiel, als<br />

die Flößer bei der Durchfahrt<br />

durch die Floßgasse im Gischt<br />

verschwanden,um nachher wohlbehalten<br />

wieder im Blickfeld aufzutauchen.<br />

Der König, der den<br />

Flößern noch zugerufen hatte,sie<br />

sollten Obacht geben, es sei gefährlich,belohnte<br />

sie dann für ihre<br />

eindrucksvolle Vorführung mit<br />

einer guten Bewirtung.<br />

Heute:<br />

Aktive Stadt- und<br />

Ortsteilzentren<br />

„Lechhausen“<br />

Flößerpark: Der Lech mit seinen<br />

Uferbereichen, wie etwa an der<br />

bestehenden Grünanlage zwischen<br />

der Ulrichsbrücke und<br />

Kleingartenanlage an der Radetzkystraße,<br />

gehört zu den wichtigsten<br />

Grünräumen im Stadtteil<br />

Lechhausen. Auf Grundlage des<br />

gemeinsam mit Bürgern,Vereinen<br />

und Schulen entwickelten integrierten<br />

städtebaulichen Entwicklungskonzepts<br />

plant die<br />

Stadt Augsburg, die Grünanlage<br />

an der Radetzkystraße als Aufenthaltsbereich<br />

attraktiver zu gestalten,<br />

die Zugänglichkeit zum<br />

Lech zu verbessern und die Erlebbarkeit<br />

des Flusses zu erhöhen.<br />

Hier soll der sogenannte Flößerpark<br />

entstehen.<br />

Das Projekt soll in insgesamt drei<br />

Bauabschnitten umgesetzt werden.<br />

Im Zuge des ersten Bauabschnitts<br />

wurde der Jugendspielbereich<br />

erneuert, die Ausstattung<br />

erweitert und die Wegeführung<br />

angepasst.Im zweiten und dritten<br />

Bauabschnitt sind der Umbau der<br />

Uferbereiche sowie die Schaffung<br />

eines Wasserspielplatzes am Fluss<br />

vorgesehen. Die Realisierung des<br />

zweiten Bauabschnitts ist nach<br />

Abschluss eines wasserrechtlichen<br />

Genehmigungsverfahrens ab<br />

2016 geplant.<br />

Beim Projekt Flößerpark wurde der Jugendspielbereich<br />

erneuert.<br />

Fotos: C. Hornischer<br />

6 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


HISTORIE<br />

Stadt Augsburg<br />

Strand, die im Sommer gut angenommen<br />

werden, den Graffitiiwänden,<br />

die oft künstlerisch<br />

durchaus Sehenswertes aufweisen,<br />

ist ja noch nicht allzu viel passiert.<br />

Eine Ausflugsgaststätte am<br />

Lech mit Terrasse und Biergarten<br />

würde für Lechhausen und den<br />

Flößerpark eine enorme Steigerung<br />

der Lebensqualität bedeuten.<br />

Wann man dann das erste<br />

kühle Getränk beim Rauschen<br />

des Flusses wird genießen können?<br />

Ein <strong>Lechhauser</strong> Stadtrat,<br />

der seinen Namen zumindest<br />

nicht in diesem Zusammenhang<br />

in der Zeitung lesen will, meinte<br />

süffisant: „Vor der Kommunalwahl<br />

2020 bietet sich doch eine<br />

zeitnahe Eröffnung richtig an!“<br />

Na denn Prost!<br />

Die aktuelle <strong>Geschichte</strong> wurde von<br />

Christine Hornischerergänzt.<br />

den. Man erwartet sich auch, dass<br />

durch die Belebung der Floßlände<br />

die Probleme mit Ruhestörung<br />

und Vandalismus, die momentan<br />

manchmal auftauchen, nachlassen<br />

werden.<br />

Publikumsmagnet<br />

für das<br />

Freizeitgelände<br />

Das ganze Projekt zieht sich wegen<br />

der Haushaltssituation der<br />

Stadt in die Länge. Auch die Bereitstellung<br />

der notwendigen Mittel<br />

im Haushalt 2016 ist noch<br />

nicht endgültig gesichert. Jetzt<br />

soll trotzdem mit den<br />

Planungen für die<br />

Gaststätte begonnen<br />

werden. Dazu hat die<br />

Stadt ein sog. „Interessensbekundungsverfahren“<br />

eingeleitet. Es<br />

werden ein Investor<br />

und ein Pächter gesucht.<br />

Hier Auszüge<br />

aus der Ausschreibung:<br />

„Am Standort<br />

der historischen Floßlände am<br />

Lechufer soll eine Ausflugsgaststätte<br />

errichtet werden. Für den<br />

Bau des Gebäudes und den Betrieb<br />

der gastronomischen Nutzung<br />

sucht die Stadt Augsburg ab<br />

sofort nach einem geeigneten Investor<br />

und Pächter. Das Grundstück<br />

gehört der Stadt und wird<br />

im Wege des Erbbaurechts vergeben.“<br />

Bei der ersten Ausschreibungsrunde<br />

haben nach Auskunft des<br />

Stadtplanungsamtes einige Bewerber<br />

ihr Interesse bekundet.<br />

Die Lage sei sehr positiv bewertet<br />

worden, aber es wären noch einige<br />

Detailfragen, wie die Zahl der<br />

Sitzplätze im Außenbereich, zu<br />

klären. Aus diesem Grund überarbeitet<br />

das Stadtplanungsamt<br />

die Pläne. Im<br />

Anschluss wird eine es<br />

erneute Ausschreibung<br />

geben.<br />

Das <strong>Lechhauser</strong> Publikum<br />

ist gespannt,<br />

wie die Entwicklung<br />

am Flößerpark weitergehen<br />

wird. Neben<br />

den Liegen am <strong>Lechhauser</strong><br />

Wir lösen<br />

Ihr Lackproblem<br />

König Lackierungen GmbH · Derchinger Straße 112 1/2<br />

86165 Augsburg · Tel. 0821/704003 · Fax 701876<br />

www.koenig-lackierungen.com<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 7


RÜCKBLICKE<br />

ALS LECHHAUSEN EIN GRENZORT WAR<br />

AmAnfangwardieBrücke<br />

Lechhausen war ein Grenzort. Während der unzähligen kriegerischen<br />

Auseinandersetzungen im Laufe der <strong>Geschichte</strong>, in denen sich Bayern<br />

und die freie Reichsstadt Augsburg oft auf unterschiedlichen Seiten<br />

wiederfanden, lag das strategisch bedeutende Örtchen immer wieder<br />

im Brennpunkt des Interesses.<br />

älter.Verantwortlich für die Existenz<br />

der paar „Häuser am Lech“<br />

war wohl Bischof Simpert.Dieser<br />

war ein Neffe von Karl dem Großen,<br />

der dem Bistum Augsburg<br />

großzügigerweise Gebiete auf der<br />

rechten Lechseite zuschlug. Um<br />

sein so erfreulich angewachsenes<br />

Herrschaftsgebiet zusammenzuhalten,<br />

ließ Bischof Simpert 801<br />

eine Brücke über den Lech bauen,<br />

an etwa derselben Stelle, wo<br />

auch heute noch eine solche zu<br />

finden ist.<br />

Simperts Brücke<br />

über denLech<br />

Dieses Interesse bedeutete allerdings<br />

nur selten Gutes für Lechhausen,<br />

das mehr als einmal fast<br />

dem Erdboden gleichgemacht<br />

wurde.Die Nachwirkungen dieser<br />

wechselhaften <strong>Geschichte</strong> sind<br />

teilweise heute noch zu spüren.<br />

„Lechhausen war immer ein<br />

Stiefkind“, meint Maurerpolier<br />

Pöllein, der als junger Bursche<br />

mithalf,seinen Stadtteil nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg wieder aufzubauen.<br />

Urkundlich erwähnt wird das<br />

Fleckchen als „Pfarrey Lechhusen“<br />

zum ersten Mal 1143, aber<br />

wahrscheinlich ist es schon etwas<br />

Wie die erste Brücke ausgesehen<br />

haben mag, weiß heute keiner<br />

mehr.Sie war aber sicher eine genauso<br />

einfache Holzkonstruktion<br />

wie ihre Nachfolgerin aus dem<br />

18. Jahrhundert, die auf dem<br />

<strong>Lechhauser</strong><br />

Selbstwahrnehmung<br />

Er drückt damit durchaus eine<br />

weitverbreitete <strong>Lechhauser</strong><br />

Selbstwahrnehmung aus. Doch<br />

die Lage am Lech und an der<br />

Grenze war nicht nur negativ<br />

für das einstige Dorf – ganz im<br />

Gegenteil. Im Grunde ist der<br />

Fluss sogar die Ursache dafür,<br />

dass es Lechhausen überhaupt<br />

gibt.<br />

Die Lechbrücke (Ulrichsbrücke), wie sie heute aussieht.<br />

8 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


RÜCKBLICKE<br />

Kupferstich von Gabriel Bodenehr<br />

zu sehen ist. Bis zum Jahr<br />

980 war Simperts Brücke der einzige<br />

Übergang über den furtarmen<br />

Lech nahe Augsburg. Doch<br />

auch danach büßte die <strong>Lechhauser</strong><br />

Brücke ihre Wichtigkeit nicht<br />

ein. Schließlich war die wachsende<br />

Stadt auf die Güter der rechtslechischen<br />

Bauern angewiesen<br />

und über die Handelsverbindung<br />

Richtung Osten wurde die Versorgung<br />

der Stadt mit Exportgütern<br />

wie Salz, Gewürzen und<br />

Stoffen sichergestellt.Lechhausen<br />

mit seiner Brücke war also schon<br />

immer ein Verkehrsknotenpunkt,<br />

der Augsburg mit der Welt verband.Da<br />

eine Brücke eine sowohl<br />

notwendige als auch teure Angelegenheit<br />

ist, wurde flugs ein<br />

Zollhäuschen errichtet, und bald<br />

entstand auch ein kleiner Markt.<br />

Und so erwuchs nach und nach<br />

das Dörfchen „Lechhusen“. Im<br />

14.Jahrhundert bestand es aus 18<br />

Häusern, einer Pfarrkirche und<br />

drei Straßen (heute Neuburger,<br />

Brentano- und Blücherstraße).<br />

Die Lebensadern des Örtchens<br />

waren zum einen die Handelsroute<br />

nach Augsburg und zum anderen<br />

der Lech, auf dem die Flöße,<br />

aus Süden kommend,in Richtung<br />

Wien und Budapest unterwegs<br />

waren.<br />

<strong>Lechhauser</strong> Schulen gestalteten die Ulrichsbrücke.<br />

EntnommendemBuch„Lechhausen<br />

inBildern:100JahreEingemeindung“vomWißner-Verlag<br />

(www.wissner.com)<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 9


RÜCKBLICKE<br />

Lechhausen damals …<br />

… und heute.<br />

10 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


RÜCKBLICKE<br />

VERKEHRSGESCHICHTE<br />

DieVerkehrsgeschichtedamals<br />

undheuteimVergleich<br />

Wie sich die Verkehrsanbindung zwischen Augsburg und Lechhausen<br />

entwickelte und wie dadurch die beiden Orte zusammenwuchsen.<br />

Der erste Brückenschlag an der Oberbayerisch-Schwäbischen Grenze<br />

erfolgte 801 n. Christus. Die einzige Alternative damals war die<br />

Übersetzung mit dem Förgen (Fährmann) – fast unvorstellbar heute.<br />

Ein erster Brückenschlag über<br />

den Lech erfolgte schon 801 n.<br />

Chr. unter Bischof Simpert von<br />

Augsburg.Da der Lech die historische<br />

Grenze zwischen Oberbayern<br />

und Schwaben ist, wurde<br />

Brückenzoll erhoben. Bis zum<br />

Brückenschlag war die kleine Ansiedlung<br />

nur über mehrere Furten<br />

zu erreichen oder man musste<br />

sich vom „Förgen“ (Fährmann)<br />

über den Fluss setzen lassen.1807<br />

wurde die erste <strong>Lechhauser</strong> Brücke<br />

geschlagen an deren Stelle<br />

heute die Ulrichsbrücke steht.<br />

Am 1. Oktober 1881 wurde die<br />

erste Pferdebahn von Augsburg<br />

nach Lechhausen feierlich in Betrieb<br />

genommen und 1898 elektrifiziert.<br />

Die Stadt Augsburg übernahm<br />

1908 den bis dahin in privatem<br />

Besitz befindlichen Straßenbahnbetrieb.<br />

Eine erste gasbetriebene<br />

Straßenbeleuchtung wurde 1882<br />

in der heutigen Neuburger Straße<br />

installiert, die jedoch aus Sparsamkeit<br />

bei „klarem Firmament<br />

und bei Mondschein“ abgestellt<br />

wurde.1902 erfolgte die Umstellung<br />

der Gaslaternen auf elektrischen<br />

Strom.<br />

1925 begann man mit dem Bau<br />

der Güterverkehrslinie der Augsburger<br />

Localbahn nach Lechhausen.<br />

Im Zuge der Baumaßnahmen<br />

kam es zur Errichtung der<br />

größten Localbahnbrücke über<br />

den Lech, mit einer Spannweite<br />

von 118 Metern und einem Gewicht<br />

von 300 Tonnen. Lechhausen<br />

ist heute mit mehreren Buslinien<br />

und der Straßenbahnlinie 1<br />

in den ÖPNV eingebunden. Der<br />

nächste Autobahnanschluss ist<br />

die Ausfahrt Augsburg-Ost sowie<br />

die Ausfahrt Friedberg / Mering<br />

an der A8. Drei Brücken für den<br />

Individualverkehr, sowie eine Eisenbahnbrücke<br />

für den Güterverkehr<br />

führen von Lechhausen über<br />

den Lech. Die ausgedehnten Industriegebiete<br />

sind an das Gleisnetz<br />

der Localbahn angeschlossen.<br />

Des Weiteren befindet sich<br />

der Augsburger Flughafen in direkter<br />

Nachbarschaft zum Stadtteil.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 11


RÜCKBLICKE<br />

HISTORISCHE STADTGESCHICHTE<br />

HeutegibtesdieneueLechbrücke<br />

Heute ist Lechhausen ein florierender Stadtteil mit mit einer<br />

Einwohnerzahl von rund 33.900. Eine riesige Entwicklung von dem<br />

kleinen Grenzort bis zum bevölkerungsreichsten Stadtteil Augsburgs.<br />

Lechhausen<br />

ausRache<br />

niedergebrannt<br />

Die Pest,strenge Winter und trockene<br />

Sommer führten zur zunehmenden<br />

Verarmung Lechhausens.<br />

Am 12. März 1362 ließ der<br />

Ritter Hans von Schwenningen<br />

ganz Lechhausen niederbrennen,<br />

um damit seinen in Augsburg<br />

hingerichteten Bruder zu rächen.<br />

Zehn Jahre später wurde das nunmehr<br />

vollkommen verarmte Dorf<br />

dem Augsburger Kriegsobersten<br />

Nördlinger für 875 Gulden verkauft.<br />

Von Christine Hornischer<br />

Die Fläche des florierenden<br />

Stadtteils beträgt heute etwa<br />

10,5 km².Er umfasst die Stadtbezirke<br />

25 (Lechhausen-Süd), <strong>26</strong><br />

(Lechhausen-Ost) und 27 (Lechhausen-West)<br />

und stellt somit<br />

den PlanungsraumVI dar.<br />

Lechhausen erstmals urkundlich<br />

erwähnt, als Amalbertus,„nobilis<br />

homo de Lechhusen“ einen Teil<br />

seines Besitzes an das Kloster<br />

Wessobrunn übergab. Das Dorf,<br />

das um diese Zeit weniger als 20<br />

Häuser zählte, wechselte mehrmals<br />

die Besitzer.<br />

Das Domstift Augsburg übernahm<br />

1395 den Besitz von Lechhausen.<br />

In der Folgezeit kam es<br />

zu Auseinandersetzungen zwischen<br />

der Reichsstadt Augsburg<br />

und den bayerischen Herzögen<br />

um den Besitz von Lechhausen,<br />

in denen Lechhausen 1462 in<br />

Flammen aufging. In der Folge<br />

wurde das Dorf auf Weisung<br />

Friedrichs III. dem Landgericht<br />

Friedberg unterstellt.<br />

Lange <strong>Geschichte</strong><br />

Die lange <strong>Geschichte</strong> haben Katharina<br />

Maier und Bernd Wißner<br />

vom Wißner-Verlag mit ihrer<br />

<strong>Geschichte</strong> „Am Anfang war die<br />

Brücke“ anschaulich aufgearbeitet.<br />

Nochmal in ganz kurzen<br />

Worten: Um 800 wurde bei<br />

Lechhausen, das sich im Besitz<br />

des Bischofs Simpert von Augsburg<br />

befand, eine Brücke über<br />

den Lech geschlagen,um die dort<br />

befindlichen Grasflächen beweiden<br />

zu können. Die Errichtung<br />

von Hütten für die Hirten wurde<br />

veranlasst. Im Jahre 1130 wurde<br />

12 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


RÜCKBLICKE<br />

Stadterhebung<br />

Zur Stadt wurde Lechhausen am<br />

1. Januar 1900 erhoben. Rot-blau<br />

war die Stadtfahne,und ein Wappen<br />

kündete von der neuen Würde.<br />

Ein halbes Jahr später wurde<br />

übrigens die Städtische Sparkasse<br />

Lechhausen gegründet. Ein verheerendes<br />

Hochwasser suchte die<br />

Stadt am 16.Juni 1910 heim.Die<br />

erlittenen Schäden und dringlich<br />

gewordene Investitionen in die<br />

Wasserversorgung, Kanalisation,<br />

Krankenhausbau und Straßenbau<br />

ließen den Gedanken an einen<br />

Anschluss an Augsburg reifen.<br />

Am 1. Januar 1913 wurde die<br />

Stadt Lechhausen mit 2800 ha<br />

Fläche und etwa 18.500 Einwohnern<br />

vom oberbayerischen Bezirksamt<br />

Friedberg abgetrennt<br />

und in die schwäbische Regierungshauptstadt<br />

Augsburg eingegliedert,<br />

die damit ihre Fläche<br />

mehr als verdoppelt.<br />

Zerstörung im<br />

ZweitenWeltkrieg<br />

In der Nacht zum <strong>26</strong>. Februar<br />

1944 wurde die Stadt Augsburg<br />

von britischen Bomberverbänden<br />

angegriffen. Der Stadtteil Lechhausen<br />

wurde hierbei am<br />

schwersten getroffen.<br />

Um 22.40 Uhr fielen die ersten<br />

Bomben, ein zweiter Angriff erfolgte<br />

um 1 Uhr nachts.730 Tote<br />

und 1.335 Verletzte waren die<br />

Opfer dieses Angriffs,90.000 waren<br />

obdachlos.Insgesamt wurden<br />

2.700 Gebäude mit 12.400 Wohnungen<br />

und 380 Industriegebäude<br />

zerstört.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 13


STRASSENNAMEN<br />

EHRUNG<br />

Stefan-Höpfinger-Weg<br />

Der Lechuferweg wurde im Rahmen eines Festaktes in den<br />

Stefan-Höpfinger-Weg umgetauft. Damit ehrte die Stadt Augsburg<br />

einen ihrer verdienten Bürger.<br />

Von Christine Hornischer<br />

Erst im Februar 2016 gab es einen<br />

Festakt zur Eröffnung des<br />

Stefan-Höpfinger-Weges, ehemals<br />

nur der Lechuferweg. Zu<br />

Ehren eines großen Augsburgers<br />

– Stefan Höpfinger, Augsburger<br />

Stadtrat und Staatssekretär im<br />

Bundesarbeitsministerium,wurde<br />

mit der Benennung des Lechuferweges<br />

in der Firnhaberau das Lebenswerk<br />

von Stefan Höpfinger<br />

in idealerWeise gewürdigt.<br />

Stefan Höpfinger wurde am<br />

6. September 1925 in Kraiburg<br />

am Inn geboren und starb am<br />

16. Februar 2004 in Augsburg.Er<br />

wirkte unter anderem als Augsburger<br />

Stadtrat (1963 bis 1971),<br />

als Bayerischer Landtagsabgeordneter<br />

(1969 bis 1976) und als<br />

Bundestagsabgeordneter (1976<br />

bis 1990).<br />

Arbeits- und<br />

Sozialpolitik<br />

Geprägt durch sein religiöses Elternhaus,<br />

seine Kriegserlebnisse,<br />

seine harte Arbeit als Bergmann<br />

unter Tage und sein Engagement<br />

in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung<br />

(KAB) legte Stefan<br />

Höpfinger den Schwerpunkt<br />

Dieser Lechuferweg beim Wolfzahnau-Wehr, an dem ein neues Wasserkraftwerk seinen<br />

Betrieb aufgenommen hat, wurde in Stefan-Höpfinger-Weg umbenannt. Fotos: C. Hornischer<br />

14 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


STRASSENNAMEN<br />

seiner politischen Tätigkeit auf<br />

die Arbeits- und Sozialpolitik.<br />

Bundeskanzler Helmut Kohl berief<br />

ihn am 4.April 1984 als Parlamentarischen<br />

Staatssekretär<br />

beim Bundesminister für Arbeit<br />

und Sozialordnung in sein Kabinett.<br />

Zu seinen größten Erfolgen zählten<br />

die Anerkennung von Erziehungszeiten<br />

bei der Rentenberechnung<br />

und die Einführung des<br />

Erziehungsgeldes.<br />

Bundesverdienstkreuz<br />

Er erhielt den Bayerischen Verdienstorden<br />

(1979), das Bundesverdienstkreuz<br />

Erster Klasse<br />

(1984) und das Große Bundesverdienstkreuz<br />

mit Stern (1989).<br />

Stefan Höpfinger lebte von 1959<br />

bis zu seinemTod 2004 im Stadtbezirk<br />

Firnhaberau und ging auf<br />

dem dortigen Lechuferweg regelmäßig<br />

spazieren.<br />

An diesem Lechuferweg hat beim<br />

Wolfzahnau-Wehr ein neues<br />

Wasserkraftwerk seinen Betrieb<br />

aufgenommen. Die Anlage soll<br />

eine amtliche Adresse erhalten,<br />

damit sie im Notfall problemlos<br />

gefunden wird. Dazu ist eine<br />

Straßenbenennung des Weges<br />

zweckmäßig. Und so bekam der<br />

Lechuferweg den Namen Stefan-<br />

Höpfinger-Weg.<br />

Würdiger Festakt<br />

Oberbürgermeister Dr. Kurt<br />

Gribl, Staatssekretär und Augsburgs<br />

CSU-Boss Johannes Hintersberger,<br />

CSU-Seniorenunion<br />

Bezirksvorsitzender Heinrich<br />

Bachmann, Monsignore Anton<br />

Schmid, Bezirksrat Erwin Gerblinger,<br />

KAB – Diözösan Vorsitzender<br />

Lothar Roser, KAB – Sekretär<br />

Alfred Brendle,Stadtdirektor<br />

Hermann Weber, Stadtrat<br />

Max Weinkamm, Stadtrat Klaus<br />

Dieter Huber und die Nachkommen<br />

Stefan Höpfingers, Tochter<br />

Elisabeth Rosenkranz und Sohn<br />

Stephan Höpfinger, Wilfried<br />

Matzke von der Stadtverwaltung<br />

und viele Mitglieder der Seniorenunion<br />

und der Katholischen<br />

Arbeitnehmerbewegung (KAB)<br />

waren gekommen um dem Festakt<br />

den würdigen Rahmen zu geben.<br />

Bodenständiger<br />

Mann<br />

Oberbürgermeister Dr. Kurt<br />

Gribl und Staatssekretär Joahnnes<br />

Hintersberger hoben in ihrer<br />

Laudatio die großen Verdienste<br />

Stefan Höpingers hervor, die er<br />

für die Stadt Augsburg leistete,<br />

aber immer ein bodenständiger<br />

Mann blieb. Monsignore Anton<br />

Schmid sprach ein Gebet ehe<br />

Oberbürgermeister Dr. Kurt<br />

Gribl und Staatssekretär Johannes<br />

Hintersberger zusammen mit<br />

den Nachkommen Höpfingers<br />

Elisabeth Rosenkranz und Stephan<br />

Höpfinger das Straßenschild<br />

seiner Bestimmung übergaben.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 15


LEBENSLINIEN<br />

HERMANN WEBER<br />

DerKreisderArchitektur<br />

Begonnen hat alles in einem Siedlerhaus in der Hammerschmiede.<br />

Über die Architektur in den Stadtrat und später zum Bürgermeister<br />

... die <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n) haben bei Stadtdirektor<br />

Hermann Weber nachgefragt, was denn das Geheimnis seiner<br />

Erfolgsgeschichte ist.<br />

drei Familien vermieten konnte.<br />

Übrigens hat er im Jahre 1978 daneben<br />

gebaut, wohnt also heute<br />

noch auf dem gleichen Areal, auf<br />

dem er bereits als kleines Kind<br />

getobt hat.<br />

Welch schöne Kindheit er hatte, beweist Hermann Weber<br />

mit diesem Foto vor dem väterlichen Siedlerhäuschen.<br />

Das erste existierende Foto<br />

von Hermann Weber. „Früher<br />

hat man nicht so viel<br />

fotografiert“, sagt er.<br />

Von Christine Hornischer<br />

Zwar wurde Hermann Weber im<br />

Wöchnerinnenheim (das Wöchnerinnenheim<br />

in Augsburg war<br />

jahrzehntelang die Entbindungsstätte<br />

der Augsburger Mütter.<br />

Anfang der 70er Jahre wurde es<br />

geschlossen) geboren. Aufgewachsen<br />

ist er dann aber in einem<br />

Siedlerhaus in der Hammerschmiede,<br />

das der Vater 1953<br />

baute. Beim Bau war Hermann<br />

zwei Jahre alt und so wurde wohl<br />

sein späterer Berufswunsch „Irgendwas<br />

mit Bau“ geweckt.<br />

„Bauarbeiter bauen<br />

für Bauarbeiter“<br />

Das Siedlerhaus steht noch heute.<br />

HermannWeber hat es im letzten<br />

Jahr so ausgebaut, dass er es an<br />

Der Bau des Siedlerhauses ist<br />

ihm noch sehr lebendig in Erinnerung.Damals<br />

war es so,dass die<br />

Siedler viel Eigenleistung erbrachten.<br />

Motto damals war:<br />

„Bauarbeiter bauen für Bauarbeiter“.<br />

Die zukünftigen Mieter hatten<br />

500 Mark und 500 Arbeitsstunden<br />

einzubringen, die späteren<br />

Eigentümer mussten 1000<br />

Mark und 1000 Arbeitsstunden<br />

einbringen. Dann wurden die<br />

Häuser verlost – man wusste also<br />

nie im Voraus, in welchem Haus<br />

man wohnen würde. Aber nachdem<br />

ja alle gleich aussahen, war<br />

das egal.<br />

BunteFarben<br />

Wenn der heutige Stadtdirektor<br />

an seine Kindheit denkt, muss er<br />

schmunzeln. Auf dem Grundstück,<br />

wo die Kinder spielten,<br />

floss nämlich der Siebenbrunnenbach.Und<br />

der kam direkt von der<br />

Prinzdruckerei. Je nachdem, mit<br />

welcher Farbe da gerade gedruckt<br />

wurde, hatten die Kinder grüne,<br />

rote oder auch blaue und gelbe<br />

Füße. Der Prinz-Betrieb befand<br />

sich am östlichen Rand Lechhausens.Wie<br />

der Name schon besagt,<br />

hatte die Fabrik einen Vorläufer:<br />

die Färberei und Appreturanstalt<br />

Heinrich Prinz.Dessen Vater war<br />

der Begründer der „Prinz-Dynastie“<br />

in Augsburg. Er erhielt im<br />

Dezember 1835 die Heiratserlaubnis<br />

mit einer Augsburgerin<br />

und die Gewerbekonzession.<br />

Aber weiter zur Kindheit in der<br />

Hammerschmiede: „Ich hatte eine<br />

sehr glückliche Kindheit“, sagt<br />

16 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


LEBENSLINIEN<br />

Er berechnete die Statik (ein Teil<br />

des Architekturstudiums), übernahm<br />

die Kanalarbeiten, die Bodenplatten<br />

und anderes mehr. Die<br />

Damals gab es in der Hammerschmiede noch genügend<br />

Platz zum Tollen.<br />

Hermann Weber rückblickend.<br />

Die damalige Volksschule in der<br />

Hammerschmiede war für Hermann<br />

Weber der Start in die Welt<br />

der Finanzen und Zahlen. Aber<br />

nicht – wie man vielleicht meinen<br />

könnte – gleich am Anfang. Im<br />

Gegenteil, „anfangs mochte ich<br />

Mathematik überhaupt nicht“,<br />

gesteht der frühere Bürgermeister.<br />

Und er erinnert sich: „Unser Rektor<br />

fragte am Morgen immer<br />

Zahlenreihen aus – ich habe mich<br />

da immer weggeduckt, ich war<br />

einfach in Mathematik nicht<br />

gut.“<br />

Förderung und<br />

Forderung<br />

Das änderte sich erst in der<br />

7. Klasse, als Lehrer Oberstein<br />

den Jungen förderte und forderte.<br />

Plötzlich war da ein Interesse an<br />

Zahlen, das sich bis heute durchgesetzt<br />

hat. Trotzdem wollte Hermann<br />

damals unbedingt am Bau<br />

lernen. „Das war mein Traumberuf“,<br />

sagt er.<br />

Vom 1. August 1965 bis 1968 absolvierte<br />

er denn also eine Lehre<br />

zum Betonbauer bei Thosti. Damals<br />

lernte er auch seinen heutigen<br />

Freund Werner Schüßler<br />

(Der Vater der Profisportlerin<br />

und amtierenden Weltmeisterin<br />

im Boxen, Tina Schüßler) kennen.<br />

Eine Freundschaft, die ein<br />

ganzes Leben gehalten hat.<br />

Bereits während der Lehre besuchte<br />

Hermann Weber die Abendschule<br />

und machte sein Fachabitur<br />

nach. Bereits im jungen Alter<br />

von 21 konnte er dann sein<br />

Architekturstudium abschließen.<br />

Aber das Bauen ließ ihn nicht los.<br />

Gleichzeitig nämlich kaufte er<br />

sich im Sechsfamilienhaus, das<br />

sein Vater damals baute, eine<br />

Wohnung. Und da er noch keine<br />

Ersparnisse vorweisen konnte, bezahlte<br />

er die Hälfte seiner Wohnung<br />

mit Eigenleistung.<br />

Lechhausen<br />

ist liebens- und<br />

lebenswert.<br />

Rathaus<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon (08 21) 3 24 21 50<br />

Fax (08 21) 3 94 44<br />

Lechhausen<br />

hat´s!<br />

„<strong>Lechhauser</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>(n)“ Band 27<br />

zeigt wieder unseren aufstrebenden<br />

Stadtteil mit allerlei Wissenswertem<br />

aus der jüngeren und älteren<br />

Vergangenheit.<br />

Viel Spaß beim Lesen und Leben in Lechhausen.<br />

Ihre SPD-Lechhausen und Ihre Stadträte<br />

Sieglinde Wisniewski<br />

Hüseyin Yalcin<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 17


LEBENSLINIEN<br />

andere Hälfte des einzubringenden<br />

Geldes – 28.000 Mark – finanzierte<br />

dann die Bank.<br />

Soziales<br />

Engagement<br />

Ebenfalls während des Studiums<br />

heiratete Hermann Weber seine<br />

Angelika.Eine Liebe,die bis heute<br />

anhält.Und das im zarten Alter<br />

von 21 Jahren. Der Stadtdirektor<br />

wusste halt schon immer, was er<br />

wollte.Nach dem Studium klopfte<br />

die Bundeswehr an die Tür.<br />

Die Gebirgsraketenartillerie in<br />

Landsberg am Lech rief und<br />

HermannWeber kam.<br />

Schon während seiner Dienstzeit<br />

fungierte er als Vertrauensmann<br />

(eine Art Betriebsrat) und zeigte<br />

somit sein soziales Engagement,<br />

das somit im Jahre 1972 an die<br />

Oberfläche seines Wirkens trat<br />

und bisher nicht verschwunden<br />

ist. Nach der Bundeswehr arbeitete<br />

Hermann Weber fünf Jahre<br />

lang als Statiker.Die Mathematik<br />

hatte ihn gepackt und hier konnte<br />

er seine mathematischen Kenntnisse<br />

unter Beweis stellen und<br />

verfeinern. „Beispielsweise das<br />

Hochbauteil am Klinikum habe<br />

ich berechnet“, erinnert er sich<br />

stolz.<br />

Im Jahr 1994 gründete Hermann<br />

Weber zusammen mit acht weiteren<br />

Wirtschaftsvertretern einen<br />

Kindergartenverein, weil es damals<br />

zu wenige Kindergartenplätze<br />

gab. An der Dr. Otto Meyer<br />

Straße wurde dann ein fünf-gruppiger<br />

Kindergarten für 125 Kinder<br />

eingerichtet. Die Verwaltung<br />

der 14 Mitarbeiterinnen hat Hermann<br />

Weber 19 Jahre ehrenamtlich<br />

geleitet.<br />

DerVater ruft<br />

Von 1978 bis 1990 ging Hermann<br />

Weber in die Staatsbauverwaltung.<br />

Die Bayerische Staatsbauverwaltung,<br />

an ihrer Spitze<br />

damals die Oberfinanzdirektion,<br />

gehörte zum Bayerischen Finanzministerium.Dort<br />

war der Architekt<br />

aus der Hammerschmiede<br />

für die Wohnungen und Häuser<br />

der Amerikaner – vom Entwurf<br />

bis zur Vergabe in einer Hand –<br />

verantwortlich.<br />

Seine Bundeswehrzeit absolvierte Hermann Weber in Landsberg am Lech.<br />

18 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


LEBENSLINIEN<br />

Hermann und Angelika Weber mit zweien ihrer drei Kinder<br />

– daneben Stadtrat und späterer Bundestagsabgeordneter<br />

Stefan Höpfinger.<br />

festlegt. Alltägliche Angelegenheiten<br />

regeln die Verwaltung und<br />

ihr höchster Repräsentant, der<br />

Oberbürgermeister, in alleiniger<br />

Zuständigkeit.<br />

Bis zum Jahre 2008 war der Architekt<br />

aus der Hammerschmiede<br />

im Stadtrat, dann musste er ihn<br />

verlassen, weil er sich berufsmäßig<br />

für das Bürgermeisteramt entschied.<br />

Auch seine geliebte Architektur<br />

musste ruhen. „Aber meine<br />

Aufgabe als Bürgermeister war es<br />

wert“, lacht er. Hier konnte er<br />

auch seine soziale Komponente<br />

ausleben.<br />

Polit-Gerangel<br />

Das Polit-Gerangel, das sich in<br />

den folgenden Jahren breitmachte,<br />

ist für die <strong>Lechhauser</strong> Ge-<br />

Noch während des Studiums heiratete Hermann Weber<br />

seine Angelika.<br />

Ab 1990 rief ihn der Vater ins elterliche<br />

Architekturbüro. Wie es<br />

sich für einen guten Sohn gehört,<br />

kam Hermann Weber zurück.<br />

Und hat es nie bereut. „Architektur<br />

ist und bleibt meine Leidenschaft“,<br />

sagt er noch heute. In dieser<br />

Zeit hat sich der frühere Bürgermeister<br />

auch mit dem<br />

3D-Programm Nemetschek beschäftigt.<br />

Die Architektur stand<br />

vor tiefgreifenden Veränderungen:<br />

Digitalisierung und mobile Lösungen<br />

revolutionierten Arbeitswelten<br />

und Arbeitsverständnis.<br />

2005 hat er dann von zu Hause<br />

gearbeitet – durch die moderne<br />

Technik ist Homeoffice keine<br />

Seltenheit. „Und das Zeichnen<br />

mit Nemetschek ging viel schneller<br />

als mit der Hand“, verrät er.<br />

Nur: „Mein Vater war so fit, der<br />

konnte das auch wirklich mit der<br />

Hand so schnell.“<br />

1978 machte Hermann Weber<br />

seinen ersten Wahlkampf mit –<br />

beim CSU-Ortsverein. „Bayern –<br />

das sind Menschen voller Kreativität<br />

und Tatkraft, die ihre Zukunft<br />

selbst in die Hand nehmen“,<br />

so heißt es auf der Homepage<br />

der CSU. Ein Ausspruch,<br />

dem sich Hermann Weber wohl<br />

voll und ganz anschließen kann.<br />

Hat er doch sein Leben selbst so<br />

gelebt.<br />

Der Stadtrat und<br />

die Belange<br />

Augsburgs<br />

1984 war es so weit: Hermann<br />

Weber kam in den Stadtrat. Dazu<br />

eine kurze Information: Die Belange<br />

Augsburgs liegen in den<br />

Händen von Stadtrat und Stadtverwaltung.<br />

Beide werden vom<br />

Oberbürgermeister geleitet. Der<br />

Stadtrat (60 Sitze) als politische<br />

Vertretung der Bürger ist das<br />

höchste Gremium, das über alle<br />

wichtigen Angelegenheiten entscheidet<br />

und die Grundsätze und<br />

Richtlinien für die Verwaltung<br />

Affinger Str. 3 • 86167 Augsburg<br />

Telefon (08 21) 4553280<br />

Telefax (08 21) 45532822<br />

www.kratzer-rolladen.de<br />

Email: info@kratzer-rolladen.de<br />

✓ Rolladen aller Art<br />

✓ Jalousien<br />

✓ Markisen<br />

✓ Motorantriebe/Steuerungen<br />

✓ Reparaturservice<br />

✓ Ersatzteilservice<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 19


LEBENSLINIEN<br />

1978 machte Hermann Weber seinen ersten Wahlkampf<br />

mit. Im Bild zu sehen auch der bayrische Sozialminister<br />

Fritz Pirkl (3.v.l.).<br />

Die Familien Weber und Schüßler verbindet seit dem<br />

Jahre 1965 eine innige Freundschaft.<br />

schichte(n) nicht von Interesse.<br />

Nur so viel: Der 65-Jährige hat<br />

als versierter Kommunalpolitiker<br />

seine Fähigkeiten über politische<br />

Lager hinweg bewiesen – zuletzt<br />

als Finanzreferent. Nach seinem<br />

Bürgermeisteramt holte ihn<br />

Oberbürgermeister Dr. Kurt<br />

Gribl in die Stadtverwaltung.<br />

Viele schimpften über diese Tatsache<br />

und bezeichneten sie gar als<br />

„Vetternwirtschaft“. Doch Fakt<br />

ist: Weber kennt sich bestens in<br />

der Stadtverwaltung aus, ist gut<br />

vernetzt und musste sich nicht<br />

einarbeiten. Er ist fachlich und<br />

menschlich anerkannt. Für seinen<br />

neuen Job brachte er also alleVoraussetzungen<br />

mit.<br />

Sicherlich nicht geschadet hat<br />

ihm aber sein guter Draht zum<br />

Oberbürgermeister. Weber war in<br />

seiner Zeit als CSU-Fraktionschef<br />

führend an Kurt Gribls Anwerbung<br />

als OB-Kandidat beteiligt.<br />

Aus dieser Zeit erzählt er<br />

auch gern: „Johannes Hintersberger,<br />

Dr. Christian Ruck, Bernd<br />

Kränzle und ich haben Gribl zum<br />

Oberbürgermeister-Kandidaten<br />

vorgeschlagen“, verrät er. Er<br />

kannte Dr. Kurt Gribl aus seiner<br />

Zeit als Architekt. Damals hatte<br />

er oft mit dem Rechtsanwalt Dr.<br />

Gribl zu tun.<br />

MisterX<br />

„Er hatte einfach Charisma“, erzählt<br />

er. Also kürten ihn die vier<br />

CSU’ler in einer konspirativen<br />

Sitzung zum Oberbürgermeister-<br />

Kandidaten. Mister X, wie er damals<br />

in der Presse genannt wurde,<br />

war geboren.„Irgendwann mussten<br />

wir dem Druck der Presse<br />

weichen und haben seinen Namen<br />

verraten“, lacht der Stadtdirektor.<br />

Als solcher hat er natürlich auch<br />

viel mit dem Baureferenten Gerd<br />

Merkle zu tun – in diesem Fach<br />

kennt er sich ja bestens aus. Hermann<br />

Weber gesteht augenzwinkernd,dass<br />

er keine Ampeln mag.<br />

„Augsburg hat genug Ampeln“,<br />

tut er seine Meinung kund. Und<br />

wenn neue rot-gelb-grüne„Ungetüme“<br />

errichtet werden sollen,„ist<br />

halt im Haushalt kein Geld vorhanden“,feixt<br />

der CSM-Politiker,<br />

der aber immer die soziale Komponente<br />

im Auge behält.<br />

GeradlinigerWeg<br />

Genau aus diesem Grund war<br />

Hermann Weber auch bei der<br />

CSA tätig. Die CSA wird auch<br />

als Sozialer Motor der CSU bezeichnet.Sie<br />

setzt sich für die Interessen<br />

aller Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer ein.Dort lernte<br />

Weber beispielsweise Horst<br />

Seehofer kennen – worauf er sehr<br />

stolz ist. Auch wenn dieser sehr<br />

umstritten ist… aber er geht seinen<br />

Weg sehr geradlinig. Genau<br />

wie HermannWeber.<br />

„Ich bereue keine Minute“,freut<br />

sich der 65-Jährige. Vielleicht<br />

würde er heute noch ein Zusatzstudium<br />

zum Baurecht anhängen,<br />

wenn er nochmal die Wahl hätte,<br />

überlegt er. Aber die Architektur<br />

mache ihm nach wie vor unheimlichen<br />

Spaß. Auch könne er sich<br />

vorstellen,nach seiner Pensionierung<br />

Autor zu werden. „Den<br />

Spaß am Schreiben habe ich auf<br />

jeden Fall“, blickt er in die Zukunft.<br />

Langeweile –<br />

was ist das?<br />

Das Ehepaar Hermann und<br />

Angelika Weber – seit 44<br />

Jahren glücklich verheiratet.<br />

Nach wie vor pflegt er auch seine<br />

Freundschaft zu Werner Schüßler.<br />

Das Geheimnis dabei: „Wir<br />

haben immer Geld und Freundschaft<br />

getrennt“.Langweilig wird<br />

es Hermann Weber bestimmt<br />

nicht. Ein Hobby von ihm, das<br />

sich noch erweitern lässt, ist die<br />

Musik.<br />

Klarinette und Gitarre – die beiden<br />

Instrumente beherrscht der<br />

Stadtdirektor, was er auch schon<br />

beim Mitarbeiterfest der Stadt<br />

Augsburg unter Beweis stellte.<br />

Damals wurden Politiker und<br />

Stadtangestellte gesucht, die ein<br />

Instrument beherrschen. „Wir<br />

brachten drei verschiedene Bands<br />

zusammen“, erzählt Hermann<br />

Weber.Und weil„man sein Leben<br />

lang lernt“, hat der ehemalige<br />

Bürgermeister jetzt ein Saxophon<br />

erworben.Seinen Ruhestand wird<br />

er wohl mal eher als Unruhestand<br />

feiern ...<br />

20 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


AKTUELLES<br />

GRIECHISCHE KÜCHE AUF HOHEM NIVEAU<br />

Der„Neue“Ludwigshof<br />

Erst seit kurzem ist es offen, das neue Highlight unter den eh nicht<br />

gerade vielfältigen Restaurants in Lechhausen. Aus einer früheren<br />

Vorstadtkneipe wurde ein wunderbares Restaurant mit einer bisher<br />

unbekannten Küche.<br />

Die Besucher sind begeistert was<br />

Koch Grigorios genannt Greg<br />

Ntamaris und sein Team auf den<br />

Tisch zaubern. Weit entfernt von<br />

der sog. klassischen griechischen<br />

Küche mit Gyros oder Souvlaki<br />

kreiert er bisher unbekannte<br />

Köstlichkeiten auf denTisch.Dabei<br />

versucht er durchaus griechisch<br />

– Klassisches und eine<br />

kreativ – moderne Küche zu verbinden.<br />

Kompetenz, Kreativität<br />

und Passion – das verbindet man<br />

hier mit Küche und Lust am Essen.<br />

Das soll im „neuen“ Ludwigshof<br />

verwirklicht werden.<br />

Man muss sich einlassen, probieren<br />

und mit allen Sinnen genießen.<br />

Auf der Facebookseite des<br />

Restaurants schreibt ein Besucher:<br />

„Der besondere Grieche.<br />

Das Essen ein Traum,Preis Leistung<br />

einfach geil und Koch und<br />

Chef ein toller Mann und Familienmensch.<br />

Ich bin begeistert,<br />

macht weiter so und Leute ...probiert<br />

es einfach aus!!!“<br />

Schon bei den Vorspeisen erlebt<br />

man diese kreative Mischung.Eine<br />

schwarze Taramas (Fischrogenmousse)<br />

erfreut Auge und<br />

Gaumen, die Rote Tsatsiki mit<br />

Roter Beete ist weit von sonst<br />

Gewohntem entfernt.Saganaki –<br />

Garidas – ein Gericht mit Garnelen,Miesmuscheln,Tomaten<br />

und<br />

Käse macht Appetit auf mehr.<br />

Und es wird auch munter experimentiert.<br />

So gibt es bald einen<br />

Leberkäse-Burger.Nach dem ersten<br />

Staunen sind selbst eingefleischte<br />

Burgerfans von der<br />

Komposition überrascht. Für Salatfans<br />

ist nicht nur der Caesar’s<br />

Salad aus Romanasalatherzen,<br />

Radicchio,Steifen vom Teriyaki –<br />

Hähnchen mit einem Miso – Mirin<br />

Dressing und Croutons eine<br />

Gaumenfreude. Ein tägliches<br />

wechselndes Angebot eines Pastagerichts<br />

lässt einige Überraschungen<br />

erwarten.Die Spaghetti Diavolo<br />

mit Spiegelei sind eine dieser<br />

positiven Überraschungen.<br />

Die Einrichtung ist stilvoll und<br />

harmoniert mit der Idee und dem<br />

Angebot des kleinen Restaurants.<br />

Bereitwillig erklärt Greg Ntamaris<br />

seine Speisen.Er will ein offenes<br />

Haus, offen für Kommunikation,<br />

für Anregungen und Kritik,<br />

zum gemeinsamen Essen und<br />

Trinken. Er will seine Gäste von<br />

Neuem überzeugen, ihre Anregungen<br />

annehmen. Dadurch will<br />

er immer besser werden,Neues zu<br />

entwickeln!<br />

Einige Parkplätze sind vorhanden,<br />

es empfiehlt sich aber eher<br />

das Restaurant in der Lützowstraße<br />

9 mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

zu besuchen. Von<br />

der Haltestelle Ulrichsbrücke<br />

(Tram Linie 1, Bus Linien 22, 23<br />

und 46) sind es nur 2 Minuten zu<br />

einem köstlichen Mittag- oder<br />

Abendessen. Der „Neue“ Ludwigshof<br />

ist geöffnet von Dienstag<br />

bis Freitag von 11–14.30 Uhr und<br />

von 17.30 Uhr bis 23 Uhr. Am<br />

Samstag und Sonntag gibt es<br />

durchgehend von 11–23 Uhr die<br />

Möglichkeit, die Köstlichkeiten<br />

zu probieren.Telefonische Reservierung<br />

unter 08217473878.<br />

Meeresfrüchte, Steaks und<br />

Fleisch umfasst das abwechslungsreiche<br />

aber nicht überladene<br />

Angebot an Hauptspeisen. Die<br />

Steaks mit selbst gemachten köstlichen<br />

Pommes werden genauso<br />

serviert wie der Gast es wünscht.<br />

Ein gegrillter Oktopus mundet<br />

besser als in manchen Urlaubsorten.Und<br />

selbst der eigentlich eher<br />

verpönte Schweinebauch wird<br />

hier zur Köstlichkeit. Die Fotos<br />

der Speisen auf der Facebookseite<br />

lassen das Wasser im Munde zusammenlaufen!<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 21


AKTUELLES<br />

STADT REDUZIERT AUCH UNTERKÜNFTE IN LECHHAUSEN<br />

PolitikhinterlässtSpuren<br />

Bilder von fast leeren Erstaufnahmen in der Berliner Allee und der<br />

Zusamstraße spiegeln die neuen politischen Verhältnisse wieder.<br />

Auch die Kleiderkammer, die in der Zusamstraße seit Mitte letzten<br />

Jahres ehrenamtlich betrieben wurde, öffnet derzeit nur noch<br />

sporadisch nach Bedarf.<br />

Die Bilder von fast leeren Erstaufnahmen<br />

in der Berliner Allee<br />

und der Zusamstraße spiegeln die<br />

neuen politischen Verhältnisse<br />

wieder.Auch die Kleiderkammer,<br />

die in der Zusamstraße,seit Mitte<br />

letzten Jahres ehrenamtlich betrieben<br />

wurde und wo die Helferinnen<br />

und Helfer teilweise an<br />

der Grenze des Zumutbaren arbeiten<br />

mussten,öffnet derzeit nur<br />

noch sporadisch nach Bedarf.<br />

Die Bilder die man aus Griechenland<br />

und der Türkei zu sehen bekommt,<br />

lassen aber ahnen, dass<br />

die Probleme nicht gelöst sondern<br />

nur verlagert wurden. Für die<br />

Menschen, vor allem aus Syrien<br />

und Afghanistan, die schon in<br />

Augsburg sind, bringt das neue<br />

Unsicherheit und neue Ängste<br />

mit sich. Manche ihrer Familienangehörigen<br />

sind noch auf der<br />

Flucht, von manchen wissen sie<br />

nicht, wo sie sich derzeit aufhalten.<br />

Die geplanten Änderungen<br />

bei der Familienzusammenführung,<br />

die diese erschweren sollen,<br />

tun ein Übriges. Es geht die<br />

Angst um selbst, wieder in die<br />

Türkei abgeschoben zu werden.<br />

Für die freiwilligen Helferinnen<br />

und Helfer eine schwierige Diskussion.<br />

So sah es noch im Herbst des letzten Jahres an der Berliner Allee aus.<br />

Von Hans Blöchl<br />

Die aktuellen Diskussionen über<br />

den Umgang mit den Menschen,<br />

die vor Krieg, Unterdrückung,<br />

Elend und Not auf der Flucht<br />

nach Europa sind und da vor allem<br />

nach Deutschland kommen<br />

Die Erstaufnahmeeinrichtung in der Zusamstaße steht<br />

derzeit praktisch leer. Was in Zukunft passiert ist noch<br />

ungewiss.<br />

Foto: Blöchl<br />

Foto: Blöchl<br />

wollen, bestimmt die öffentlichen<br />

Schlagzeilen. Die vergangenen<br />

Landtagswahlen haben gezeigt,<br />

wie emotional hoch beladen diesesThema<br />

ist.<br />

Mittlerweile scheint die Zahl derer,die<br />

in Deutschland und Augsburg<br />

ankommen, sehr stark zurückzugehen.<br />

Probleme verlagert<br />

Stadt baut<br />

inLechhausen<br />

Unterkünfte ab<br />

Wie wirkt sich das alles in der<br />

Realität vor Ort, in den Stadtteilen<br />

aus? Der Umgang mit Flüchtlingen<br />

in Augsburg ist bisher geprägt<br />

von großer Hilfsbereitschaft<br />

in den verschiedenen Helferkreisen.<br />

Natürlich bleiben und blieben<br />

auch kritische Diskussionen<br />

mit manchen Reaktionen außerhalb<br />

des guten Benehmens nicht<br />

aus.Aber trotzdem bleibt festzustellen,dass<br />

Augsburg bisher von<br />

großen fremden-feindlichen Ausbrüchen<br />

verschont blieb.In Lechhausen<br />

wurde auch die Diskussion<br />

geführt, ob der Stadtteil nicht<br />

überproportional durch Einrichtungen<br />

zur Erstaufnahme und<br />

Unterbringung von Flüchtlingen<br />

belastet würde.<br />

22 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


AKTUELLES<br />

Zwei Erstaufnahme-Einrichtungen<br />

und sieben Unterkünfte in<br />

Hotels und Pensionen hatte die<br />

Regierung von Schwaben bzw.die<br />

Stadt im Stadtteil und in der<br />

Hammerschmiede angemietet.<br />

Ohne die neu ankommenden<br />

Flüchtlinge, die zum größten Teil<br />

sehr schnell auf ganz Deutschland<br />

weiter verteilt wurden, lebten<br />

zeitweise knapp 300 Menschen in<br />

Lechhausen und der Hammerschmiede.<br />

Diese Zahl wird nun<br />

erheblich reduziert.<br />

Vor allem aus Kostengründen<br />

werden die sehr kostspieligen Unterkünfte<br />

aufgegeben und die<br />

Menschen in fest angemieteten<br />

Häusern und Wohnungen untergebracht.<br />

Durch die Verteilung<br />

über die ganze Stadt reduziert<br />

sich die Zahl der Menschen erheblich.<br />

Es werden wohl rund<br />

130 Menschen in drei Unterkünften<br />

in Lechhausen zu Gast sein.<br />

Einige<br />

Habseligkeiten<br />

Wie sich die Zahlen weiter entwickeln<br />

werden, ist derzeit nicht<br />

abzusehen,hier ist auch Augsburg<br />

von welt- und anderen politischen<br />

Entwicklungen abhängig. Die<br />

Umsetzungen der Menschen in<br />

die neuen Unterkünfte ging bisher<br />

problemlos über die Bühne.<br />

Die Stadt lud zu Infoabenden zusammen<br />

mit den Helfern, es gab<br />

Hilfen beim Umzug,weil manche<br />

in den zeitweise 11 Monaten, die<br />

sie nun in Deutschland sind,auch<br />

einige Habseligkeiten erworben<br />

oder bekommen hatten.Trotzdem<br />

ist es für Manche schwer, „ihre“<br />

Unterkunft zu verlassen.Auch in<br />

ihrer schwierigen Situation hatten<br />

sich die Menschen in langen Monaten<br />

des Wartens auf Aufenthaltserlaubnis,<br />

Bescheide und<br />

dem Warten auf Nachrichten von<br />

den Familien ein wenig eingerichtet<br />

und organisiert. Das geht<br />

nun zu Ende,sie müssen sich neu<br />

organisieren, neue Beziehungen<br />

knüpfen. Auch für einige Kinder<br />

bedeutet es möglicherweise den<br />

Wechsel von Kindergarten oder<br />

Schule.<br />

Die fetten Monate<br />

sind vorbei!<br />

Im letzten Jahr im Herbst waren die Unterkünfte noch voll, hier ein Sprachkurs in einer<br />

Pension, die die Stadt angemietet hatte.<br />

Foto: Blöchl<br />

„Die Goldgräberzeit ist Gott sei<br />

Dank vorbei!“ meint etwas sarkastisch<br />

einer der Helfer.Manche<br />

Besitzer von Pensionen hatten<br />

sich den dicken Reibach erwartet,<br />

wenig investiert und auf ein Andauern<br />

der Zuwanderung gesetzt.<br />

Eine gewissen Schadenfreude,<br />

dass das Geschäft mit der Not<br />

Anderer nun zumindest teilweise<br />

vorbei ist, ist nachvollziehbar. Es<br />

war oft ein mühsames Geschäft<br />

für die Stadt und die Helfer,Verbesserungen<br />

zu erreichen.<br />

„Die Zeit der Soforthilfen und<br />

materiellen Unterstützung ist<br />

zwar nicht vorbei, sie stehen aber<br />

nicht mehr im Vordergrund“<br />

meint ein Sprecher des <strong>Lechhauser</strong><br />

Helferkreises. „Jetzt beginnt<br />

der ungleich schwierigereTeil,die<br />

Menschen bei uns zu integrieren,<br />

sie brauchen Ausbildung, Wohnungen<br />

und Arbeit!“ Viele der<br />

Flüchtlinge sprechen mittlerweile<br />

gut oder sehr gut Deutsch, nahezu<br />

alle sind in Sprachkursen oder<br />

lernen freiwillig. Erste Erfolge<br />

gibt es auch bei der Vermittlung<br />

von Arbeitsplätzen. Deshalb wird<br />

nun versucht, gezielt Unternehmen<br />

anzusprechen, die Flüchtlingen<br />

Praktika, Ausbildungsplätze<br />

oder Arbeitsstellen anbieten können<br />

und wollen. Das Jobcenter,<br />

das nach dem Erhalt der Aufenthaltsgenehmigung<br />

für die Flüchtlinge<br />

zuständig ist, ist ebenfalls<br />

involviert.Aufgrund der schwierigen<br />

Lage auf dem Wohnungsmarkt<br />

stellt die Wohnungssuche<br />

die Menschen,die die Unterkünfte<br />

dann eigentlich verlassen müssten,<br />

wie manchen anderen Wohnungssuchenden<br />

einige Schwierigkeiten.<br />

Der <strong>Lechhauser</strong> Helferkreis<br />

wird sich dieser Fragen<br />

gezielt annehmen. Wenn jemand<br />

helfen will, ob bei Wohnungsoder<br />

Arbeitssuche kann sich gerne<br />

melden.<br />

Ansprechpartner sind unter<br />

E-Mail zu erreichen:<br />

bloechlhans@gmail.com<br />

In der neu gebauten Traglufthalle an der Berliner Allee war bisher noch kein einziger<br />

Flüchtling.<br />

Foto: Blöchl<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 23


KLASSENFOTO<br />

Werkenntwen?<br />

In der Tanzschule Günther haben so manche Mädchen und Buben aus dem ganzen Umkreis Augsburg den Walzer<br />

und ChaChaCha gelernt.<br />

Kinder der Goetheschule. Leider wissen wir weder Zeit noch Klasse. Kann jemand helfen?<br />

Wenn auch Sie noch alteFotos besitzen, liebe Leser,können Sie uns<br />

eine E-Mail unter stadtgeschichten@herba-verlag.de schicken oder uns<br />

telefonisch unter der Nummer0821/5071-451 Bescheid geben.<br />

24 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


KULTUR<br />

CHRISTKOENIGLICHE THEATERER IN DER HAMMERSCHMIEDE<br />

DieBretter,diedieWelt<br />

bedeuten ...<br />

Alles ist ein bisschen anders bei den Christköniglichen Theaterern<br />

in der Hammerschmiede. Das Ensemble steht für die Pfarrei Christkönig<br />

und hat bereits 19 Mal sein Publikum begeistert. Dies soll auch im<br />

20. Jahr nicht anders werden.<br />

einige Gäste der Spionage verdächtigt.<br />

Da wären die beiden<br />

Ehepaare, die sich recht gut verstehen,<br />

der überforderte Papa mit<br />

den beidenTeenies,das sportliche<br />

Paar aus Norddeutschland,das einen<br />

Dolmetscher bräuchte, um<br />

sich hier zu verständigen,die beiden<br />

Freundinnen auf Selbstfindungs-Urlaub<br />

– und schließlich<br />

noch Jenny auf dem Jakobsweg.<br />

Feste Größe im<br />

Hammerschmieder<br />

Kulturleben<br />

Von Christine Hornischer<br />

Bereits im Frühjahr sehen sich die<br />

Laienschauspieler nach einem<br />

neuen Stoff um. Gemeinschaftlich<br />

werden viele Stücke gelesen<br />

und dann eines ausgewählt. Im<br />

vergangenen Jahr fiel die Wahl<br />

auf „Camping,Grill und Seewiesa“.<br />

Wer Leute treffen will, die<br />

ihm garantiert auf die Nerven gehen,muss<br />

nur einen Campinglatz<br />

aufsuchen. Und weil dies hier ein<br />

schwäbischer Campingplatz ist,<br />

fühlt sich mancher sogar wie im<br />

Ausland.Die Handlung des Lustspieles,<br />

das das Ensemble der<br />

Theaterer ausgesucht hat, ist<br />

schnell erzählt.<br />

die den Platz betreiben, gehen<br />

weit auseinander.Zum Glück stehen<br />

ihnen die Putzfrau Bestegül,<br />

die immerhin meistens alles richtig<br />

versteht, und Ewald, der<br />

Mann für alle Gelegenheiten, zur<br />

Seite. Aus Geldmangel kommt<br />

Juniorchef Alfred auf die Idee,<br />

Pflegegeld für seinen angeblich<br />

schwerkranken Vater zu beantragen.<br />

Und als bekannt wird, dass das<br />

Gesundheitsamt einen Kontrolleur<br />

schicken will, um die Sache<br />

zu überprüfen,werden auf einmal<br />

Ein Lustspiel, das das Publikum<br />

mehr als einmal vor Lachen von<br />

den Sitzen riss. Ja, die Theaterer<br />

sind eine feste Größe im Hammerschmieder<br />

Kulturleben. Sie<br />

spielen stets vor ausverkauftem<br />

Haus. Seit ihrem Gründungsjahr<br />

1995 bringen die Laienschauspieler<br />

regelmäßig beliebte Komödien<br />

auf die Bühne des Edith-Stein-<br />

Pfarrsaales.Jede Inszenierung erlebt<br />

vier Aufführungen mit je<br />

1000 Besuchern.<br />

Spionage auf dem<br />

Camping-Platz<br />

Auf dem Camping-Platz hat die<br />

Saison begonnen. Doch die Ansichten<br />

über die Aufgabenverteilung<br />

zwischen Vater und Sohn,<br />

Das allererste Stück anno 1996: Der kerngesunde Kranke.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 25


KULTUR<br />

Souffleur Rudi Nagl 2006.<br />

2002 hinter der Bühne.<br />

Angefangen hat das Ensemble<br />

mit der Komödie „Der kerngesunde<br />

Kranke“.Eine tolle Premierenhandlung:<br />

Leo Klawitter hat<br />

sich als Maurermeister nach einem<br />

langen und arbeitsreichen<br />

Leben zur Ruhe gesetzt. Nachdem<br />

seine Frau gestorben ist, bildet<br />

er sich ein,kein Mensch kümmert<br />

sich mehr um ihn.Er glaubt,<br />

nicht mehr gehen zu können und<br />

fällt seiner Umwelt total zur Last.<br />

Seine beiden Töchter und die<br />

Haushälterin versuchen alles, um<br />

ihn wieder auf die Beine zu bringen.<br />

Der Verlobte von Roswitha<br />

gibt sich sogar als Elektriker aus,<br />

da Herr Klawitter keine Mediziner<br />

mehr um sich haben will.<br />

Die Dinge nehmen<br />

ihrenLauf<br />

Frau Hintersatz, die scharf auf<br />

sein Geld ist, redet ihm ein, dass<br />

er todkrank sei, damit er baldmöglichst<br />

sein Testament zu ihren<br />

Gunsten verfasst. Und so<br />

nehmen die Dinge ihren Lauf ...<br />

„Wir werden dauernd darauf angesprochen,wann<br />

wir wieder auftreten“,verrät<br />

Ensemble-Mitglied<br />

Stephan Rothe.Übrigens ist jeder<br />

Theater-Begeisterte herzlich willkommen.„Wir<br />

sind kein Verein.<br />

Beiträge fallen nicht an“,sagt Elisabeth<br />

Tschech.„Die Laienschauspieler<br />

sind eine nach außen offene<br />

Gruppe“, lacht Elisabeth<br />

Tschech. „Neue Mitspieler sind<br />

jederzeit gerne gesehen.“<br />

Die Theater-Gruppe wurde von<br />

ihr und Dietger Müller gegründet.<br />

30 Personen meldeten sich<br />

damals,schnell wurden aber weitere<br />

Mitspieler gefunden. Im Jahr<br />

1999 brillierten die Theaterer mit<br />

„Frauenpower“. Eigentlich sollte<br />

es in der Gemeinde wieder einen<br />

Kommunalwahlkampf geben,wie<br />

man ihn kennt.Die Ortsgewaltigen<br />

kandidieren um das Amt des<br />

Gemeinderates, werden selbstverständlich<br />

gewählt und treiben in<br />

der nächsten Amtsperiode weiterhin<br />

ihr Unwesen. Ähnlichkeiten<br />

waren bei diesem Stück natürlich<br />

reiner Zufall …<br />

Einschnitte in die<br />

„heile Männerwelt“<br />

Bürgermeister Heinz Gscheidle<br />

wäre sicher wieder zufrieden,<br />

wenn er am Ratstisch seine altbekannten<br />

Kumpane um sich hätte.<br />

Aber alles kommt anders! Bei<br />

dieserWahl hat sich nämlich erstmals<br />

eine Frauenliste gebildet mit<br />

dem Ziel, die Männerherrschaft<br />

im Gemeinderat zu brechen.Mit<br />

ihrem nicht alltäglichenWahlprogramm,<br />

das gravierende Einschnitte<br />

in die „heile Männer-<br />

Aus dem Stück „Camping, Grill & Seewiesa“ von 2015.<br />

Fotos: C. Hornischer<br />

<strong>26</strong> LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


KULTUR<br />

Aus dem Stück „Camping, Grill & Seewiesa“ von 2015.<br />

Foto: C. Hornischer<br />

welt“ vorsieht,findet die Frauenliste<br />

unter Führung der resoluten<br />

Kunigunde Schlotterbeck große<br />

Zustimmung bei den weiblichen<br />

Wählern.Auch in den Meinungsumfragen<br />

schneiden die Damen<br />

sehr gut ab, und die Hälfte der<br />

Gemeinderatssitze scheint der<br />

Frauenliste sicher zu sein.<br />

Dies ist Grund genug für Bürgermeister<br />

Gscheidle,denVormarsch<br />

der resoluten „Emanzen“ im<br />

Wahlkampf zu bremsen. Dazu ist<br />

ihm jedes Mittel recht. Kurzerhand<br />

beschließt er, seinen neuen<br />

Gemeindeinspektor Hannes Klug<br />

in die Frauenriege einzuschleusen.Dieser<br />

soll – als Frau verkleidet<br />

– ihn über die Pläne der gegnerischen<br />

Liste informieren.Kurz<br />

vor der Wahl will der Bürgermeister<br />

dann aufgrund der so gewonnenen<br />

Informationen zum<br />

vernichtenden Gegenschlag ausholen,<br />

um den Frauen sämtliche<br />

Chancen zu verderben. Selbstverständlich<br />

wäre auch Hannes Klug<br />

als Mitwisser danach überflüssig<br />

und könnte sich nach einer anderen<br />

Stelle umsehen.<br />

„Rosaroter Panther“<br />

Hannes spielt jedoch seine Rolle<br />

als eine „männergeschädigte<br />

Emanze“ so perfekt, dass ihn die<br />

Frauenliste zur „Spitzenkandidatin“<br />

macht. Schließlich waren es<br />

seine Vorschläge, die den Wahlkampf<br />

der Damen zur „FRAU-<br />

ENPOWER“ werden ließen.<br />

Auch die Presse freut sich an dem<br />

neuen, für die Männer gänzlich<br />

unverständlichen Wahlprogramm<br />

der Damen,und füllt ihre Zeitungen<br />

damit! Das umstrittene<br />

Nachtlokal „Rosaroter Panther“<br />

und Bardame Marylin tragen ihren<br />

Teil dazu bei, dass der Wahlkampf<br />

interessant bleibt.<br />

Die Männer sind dort Stammgäste,<br />

sehr zum Leidwesen der<br />

Damen, die derartige Lokale ver-<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 27


KULTUR<br />

Aus dem Stück „Camping, Grill & Seewiesa“ von 2015.<br />

Foto: C. Hornischer<br />

abscheuen und aus Prinzip nicht<br />

betreten. Hannes Klug schafft es<br />

jedoch mit List, dass die Damen<br />

der Frauenliste in entsprechender<br />

Verkleidung, um inkognito zu<br />

bleiben, den „Panther“ betreten.<br />

Wie der Zufall will, sind auch<br />

Bürgermeister Gscheidle und seine<br />

Gemeinderäte dort. Die Herren<br />

erkennen jedoch ihre politischen<br />

Gegnerinnen nicht und<br />

„baggern“ sie an. Die Folgen sind<br />

fatal! Peinliche Fotos dieser ungewöhnlichen<br />

nächtlichen Begegnung<br />

und weitere Druckmittel<br />

nutzt Hannes geschickt, um beide<br />

Parteien in die Knie zu zwingen.<br />

Schließlich schwindet die Lust<br />

sowohl bei den Damen, als auch<br />

bei den Herren, in den Gemeinderat<br />

einziehen zu wollen, und<br />

Hannes kann getrost seinen<br />

„Wunsch-Gemeinderat“, sehr<br />

zum Leidwesen des Bürgermeisters,<br />

zusammenstellen.<br />

„Currywurst und<br />

Pommes“<br />

Rasant und temperamentvoll, wie<br />

man sie kennt, die Hammerschmieder<br />

Theaterer. Die familiäre<br />

Atmosphäre im Edith-Stein-<br />

Haus tut das Übrige, um jede<br />

Aufführung zu einem Treffer<br />

werden zu lassen. Hoffentlich erobern<br />

die Christköniglichen noch<br />

lange die Bretter, die die Welt bedeuten…Erwähnen<br />

sollte man<br />

aber unbedingt die Komödie<br />

„Currywurst und Pommes“. Das<br />

Pfarrheim war übrigens nicht<br />

zum Schnellimbiss geworden. Die<br />

Christköniglichen waren wieder<br />

einmal am Werk. Sie nahmen sich<br />

satirischer Momentaufnahmen<br />

am Rande einer Autobahn an.<br />

„Das Bauerntheater hatten wir<br />

erst einmal satt“, sagte damals<br />

Elisabeth Killisberger, Leiterin<br />

der Amateur-Theatergruppe.<br />

„Wir brauchten ein Stück mit<br />

vielen Rollen, weil wir so viele<br />

Mitspieler hatten.“ Mit dem<br />

Stück „Currywurst und Pommes“<br />

hatten sie dies auf jeden Fall.<br />

Im Mittelpunkt des Geschehens<br />

steht Penelope Meier, genannt<br />

Penny, die Chefin einer Imbissbude,<br />

angegliedert an eine Autobahnraststätte.<br />

Die Bude, die ihre<br />

besten Tage bereits hinter sich<br />

hat, läuft man nur an, wenn man<br />

auf die Schnelle eine Tasse Kaffee<br />

trinken oder sich mal eben Currywurst<br />

mit Pommes –rot/weiß –<br />

reinziehen will.<br />

Von balzenden<br />

Mantafahrern<br />

Menschen der unterschiedlichsten<br />

Couleur kommen und gehen.<br />

Da gibt es emanzipierte Lehrerinnen<br />

auf dem Weg zum Trommelseminar<br />

in die Toskana, alberne<br />

Nonnen, balzende Mantafahrer,<br />

aalglatte Handy-Manager, zickige<br />

Sekretärinnen, werdende<br />

und tingelnde Schauspieler sowie<br />

Familien mit und ohne Opa. Das<br />

Einzige, was diese Personen miteinander<br />

verbindet: Sie alle sind<br />

auf dem Weg irgendwohin.<br />

Der zweite Teil des Stückes spielt<br />

drei Wochen später und man<br />

trifft erneut auf die handelnden<br />

Personen, die jetzt auf der Rückreise<br />

sind, dem Zuschauer bereits<br />

ans Herz gewachsen, und die sich<br />

in völlig neuen, oft verblüffenden<br />

Konstellationen präsentieren<br />

...Nur eine Person bleibt in diesem<br />

Stück auf ihrem angestammten<br />

Platz: Penny, die Chefin, die<br />

den Reisenden Currywurst, Kaffee<br />

und Schokoriegel verkauft.<br />

Am Ende dieses Stückes konnte<br />

man aus den Zuschauerreihen<br />

Diskussionen darüber hören, wer<br />

die oder der Witzigste und Beste<br />

war. Fazit: Alle waren gut. Und<br />

genau das macht den immer wiederkehrenden<br />

Charme der Theaterer<br />

aus. Man darf schon gespannt<br />

sein, was sich das Ensemble<br />

zum 20. Jubiläum aussucht ...<br />

AusTradition<br />

innovativ....<br />

...in Bogen- und Rollendruck<br />

Mayer &Söhne GmbH &Co. KG<br />

Oberbernbacher Weg 7·86551 Aichach<br />

Telefon 08251 880-0 ·Telefax 08251 880-309<br />

www.mayer-soehne.de ·info@mayer-soehne.de<br />

28 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016


SCHULE<br />

RED-HAND-DAY AN DER SCHILLER-MITTELSCHULE<br />

KindergegenKrieg<br />

Rote Handabdrücke von Kindern auf den in den Schulen aufgehängten<br />

Leinentüchern bringen zum Ausdruck, dass Kinder Frieden suchen.<br />

An der Aktion beteiligte sich auch die Schiller-Schule.<br />

Mit großem Eifer waren die Kinder bei der Sache.<br />

Fotos: Blöchl<br />

Von Hans Blöchl<br />

Überall auf der Welt gibt es bewaffnete<br />

Konflikte und Kriege.<br />

Keiner will eigentlich Krieg –<br />

schon gar nicht unsere Kinder.Sie<br />

sind oft die Hauptbetroffenen<br />

von Kriegen und Unruhen.In vielen<br />

Ländern werden sie als Kindersoldaten<br />

missbraucht. Seit einigen<br />

Jahren gibt es die Aktion<br />

Rote-Hand,abgeleitet von der internationalen<br />

Redhandday-Aktion<br />

auch in Deutschland.<br />

„Wir sind gegen<br />

den Krieg!“<br />

Viele Prominente und Organisationen<br />

wie UNICEF; Amnesty<br />

Hier die Kinder der beteiligten Klassen mit den Schirmherren von links,<br />

Dr. Manfred Lohnstein, Sieghard Schramm und MdB Ulrike Bahr.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 29


SCHULE<br />

Stolz wurde das Ergebnis präsentiert.<br />

Schirmherrin Ulrike Bahr (MdB) freut sich über die<br />

Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler. Foto: Blöchl<br />

Foto: Blöchl<br />

International und das Jugendrotkreuz<br />

unterstützen diese Aktion.<br />

Kinder zeigen weltweit durch einen<br />

roten Handabdruck: „Wir<br />

sind gegen den Einsatz von Kindersoldaten!<br />

Wir sind gegen den<br />

Krieg!“<br />

Hunderttausende rote Handabdrücke<br />

wurden schon in über<br />

50 Ländern in den letzten<br />

10 Jahren gesammelt („Red-<br />

Hand-Day“) und an Politiker und<br />

Verantwortliche übergeben. Doch<br />

trotz vieler wichtiger Erfolge gibt<br />

es immer noch 250.000 Kindersoldaten<br />

weltweit. Das muss sich<br />

ändern!<br />

Die roten Handabdrücke der<br />

Kinder auf den in den Schulen<br />

aufgehängten Leinentüchern<br />

bringen dies zum Ausdruck und<br />

sollen dafür Aufmerksamkeit<br />

schaffen.<br />

An der Aktion beteiligten sich<br />

deutsche Kinder,viele Kinder mit<br />

Migrationshintergrund und auch<br />

Flüchtlingskinder aus Syrien.<br />

Auch die Schülermittelschule hat<br />

sich dem Protest angeschlossen.<br />

Unterstützt von der Augsburger<br />

Bürgerstiftung „Beherzte Menschen“,<br />

der SPD- Bundestagsabgeordneten<br />

Ulrike Bahr und der<br />

Stadtsparkasse beschäftigten sich<br />

Kinder der 7. Klassen mit der<br />

Problematik Und schufen mit ihren<br />

roten Handabdrücken ein<br />

dauerhaft sichtbares Zeichen gegen<br />

Krieg und den Einsatz von<br />

Kindersoldaten.Neben der <strong>Lechhauser</strong><br />

Schule beteiligte sich auch<br />

die St. Anna-Grundschule an der<br />

Aktion.<br />

30 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


LECHHAUSER LENI<br />

LENI BEGINNT IHRE SUCHE NACH DEM GLÜCK AM LECHHAUSER SCHLÖSSLE<br />

Woischwasimoin?<br />

Ich sitze hier auf meiner Bank vor dem <strong>Lechhauser</strong> Kriegerdenkmal.<br />

Mein Blick geht zum Schlössle, wo sich viele Menschen herumtreiben.<br />

Vor Läden, an den Haltestellen und im Café. Ich beobachte hier die<br />

Menschen, die vorbeilaufen. Wohin laufen sie? Was treibt sie an? Was<br />

wollen sie, was suchen sie?<br />

Bücher über<br />

das Glück<br />

Zurzeit wird ja viel vom Glück<br />

gesprochen und geschrieben. In<br />

der <strong>Lechhauser</strong> Stadtteilbücherei<br />

leihen sich die Besucher Bücher<br />

über das Glück aus.Als Kind war<br />

ich ja schon glücklich, wenn der<br />

Bücherbus einmal in der Woche<br />

nach Lechhausen kam und ich<br />

mir was zum Lesen ausleihen<br />

konnte.<br />

Oder wenn ich als Volksschüler<br />

krank war brachte mir meine<br />

Mutter ein Abenteuerbuch aus<br />

dem Laden der Frau Mondschein<br />

in der Wartenburgerstraße mit.<br />

Da freute ich mich auch sehr und<br />

das Fieber machte mir dann nix<br />

mehr aus und sicherlich sah meine<br />

Mutter ein glückliches Lächeln<br />

über mein Gesicht ziehen.<br />

Jetzt, einige Jahrzehnte älter, ist<br />

mir das einfache Glück irgendwie<br />

abhanden gekommen und ich<br />

mache mir öfters Gedanken, ob<br />

ich echt glücklich bin, wenn ich<br />

mein Smartphone in die Hand<br />

nehme und meine wichtigen<br />

Mails von Freundinnen oder<br />

Freunden checke, oder mir nur<br />

was vormache?<br />

Vom Glück<br />

umzingelt<br />

Auch jetzt gerade auf meiner harten<br />

Steinbank vor dem Kriegerdenkmal,<br />

auf der ich mich nach<br />

dem Einkaufen mit meinen vollen<br />

Taschen niedergelassen habe,<br />

denke ich über das Glück nach.<br />

Sind wir hier in Lechhausen<br />

nicht vom Glück umzingelt? Wir<br />

haben Ärzte, wir haben Apotheken,<br />

wir haben Drogerien, Optiker,<br />

Pizzerias, Sportvereine,<br />

Schmuckläden, Kirchen, Eisdielen<br />

und Änderungsschneidereien,<br />

die unser Leben bequem machen.<br />

Hm, aber mal ehrlich, wer weiß<br />

schon genau, was Glück ist? Der<br />

Sechser im Lotto oder schon der<br />

Anblick einer Löwenzahnblume,<br />

die sich vor mir tapfer durch die<br />

dicke Teerdecke schiebt und mir<br />

vielleicht sagen will: „Lass dich<br />

von nichts abhalten, wenn du zur<br />

Sonne streben willst, um glücklich<br />

in derWärme zu leben.“<br />

Wen könnte ich fragen, der an<br />

mir vorbeiläuft, was denn wahres<br />

Glück ist? Viele hasten an mir<br />

vorbei. Manche ältere Menschen<br />

schieben mühsam ihren Einkauf<br />

mit dem Rollator nach Hause.So<br />

richtig glücklich sehen sie nicht<br />

aus.Ja,doch,die junge Mutter,die<br />

ihren Kinderwagen vorbeischiebt<br />

schaut ziemlich glücklich auf ihr<br />

Baby, das schlafend im Wagen<br />

liegt. Na, da will ich aber nicht<br />

stören, damit das empfindliche<br />

Glück nicht zerplatzt wie eine<br />

Seifenblase.<br />

Goethe erzählt<br />

vom Glück<br />

Ja, wenn jetzt Johann Wolfgang<br />

von Goethe vorbeikommen würde,der<br />

wüsste mir als Dichter und<br />

Denker sicher einiges zu erzählen<br />

über das Glück.„Man pflegt das<br />

Glück wegen seiner großen Beweglichkeit<br />

kugelrund zu nennen,<br />

und zwar doppelt mit Recht;<br />

denn es gilt diese Vergleichung<br />

auch in einem andern Sinne. Ruhig<br />

vor Augen stehend, zeigt die<br />

Kugel sich dem Betrachtenden als<br />

ein befriedigtes,vollkommenes,in<br />

sich abgeschlossenes Wesen; daher<br />

kann sie aber auch,so wie der<br />

Glückliche, unsere Aufmerksamkeit<br />

nicht lange fesseln“, hätte er<br />

mir vielleicht erklärt.<br />

Aber Goethe lebt schon länger<br />

nicht mehr. Ich überlege mir, war<br />

Goethe“, eigentlich jemals in<br />

Lechhausen? Man sieht ihn rumstehen,als<br />

steinerne Figur bei der<br />

Goethe-Mittelschule. So richtig<br />

glücklich sieht er nicht aus.<br />

Schließlich musste er flüchten.<br />

Beim letzten Krieg hat man ihn<br />

aus der Fassade des Augsburger<br />

Stadttheaters vertrieben und dann<br />

in Lechhausen an der ehemaligen<br />

Volksschule angesiedelt,in der ich<br />

mit dem Bäckersohn und berühmten<br />

Fußballer Heiner<br />

Schuhmann einst den Unterricht<br />

besuchte und auch mit oder gegen<br />

ihn im Griesle bolzte. Er<br />

könnte glücklich sein. Er hat seinen<br />

Traumjob, denke ich, als Talentsucher<br />

beim bekannten Bundesligafußball-Verein<br />

Borussia<br />

Dortmund. Wenn ich ihn mal<br />

wieder hier treffe, dann frage ich<br />

ihn,wie er das geschafft hat einen<br />

Beruf zu haben, der einen glücklich<br />

machen kann.<br />

32 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


LECHHAUSER LENI<br />

wollte? In ein neues Lokal in<br />

Lechhausen, um es zu testen.<br />

Wäre ein Glücksfall gewesen.<br />

Bruno ist nämlich selbständig<br />

und schuttelt Tag und Nacht. Ich<br />

ziehe mein Smartphone hervor.<br />

Keine SMS von Bruno. Schade.<br />

Lässt er mich wieder mal sitzen?<br />

Ich bin enttäuscht. Mir kommt<br />

eine Idee: Ich gebe bei der Internetsuch-Maschine<br />

ein:„finde das<br />

Glück in Lechhausen!“ Was<br />

kommt? Zwei Menschen, die mit<br />

Nachnamen Glück heißen samt<br />

ihren Telefonnummern. Ich will<br />

sie sofort anrufen, um sie nach<br />

dem Glück zu fragen.Wer so<br />

heißt, der muss es doch<br />

wissen. Das müssen<br />

regelrechte<br />

Glücksspezialisten<br />

sein.<br />

Zeitzeugin des Glücks: Die 101 beobachtet das Glück seit 130 Jahren.<br />

Der fetteKater<br />

Garfield<br />

Der steinerne Goethe im Hof der<br />

Mittelschule kann mir natürlich<br />

nichts übers Glück verraten, das<br />

wir alle immer und<br />

überall suchen.<br />

Tja, der fette<br />

Kater Garfield,<br />

den die Kinder<br />

aus der Goethe-<br />

Schule an die Wand<br />

gemalt haben, der soll<br />

ja schon glücklich sein,<br />

wenn er faul in seiner Kiste<br />

liegen kann. Wird das Glück in<br />

der Schule gelehrt? Was verrät<br />

uns die Goethe-Mittelschule darüber?<br />

„Die Goethe-Mittelschule<br />

Augsburg-Lechhausen ist seit<br />

über 60 Jahren eine Wirkungsstätte,in<br />

der schon die Eltern unserer<br />

Schüler unterrichtet wurden.<br />

Unsere engagierten Kollegen berücksichtigen<br />

im Unterricht vielseitige<br />

Methoden und Formen<br />

des Lernens. Der freundliche<br />

Umgang untereinander schafft eine<br />

angenehme Atmosphäre, die<br />

sich sowohl auf die<br />

Sozialkompetenzen<br />

als auch auf das<br />

Lernverhalten der<br />

Schüler auswirkt.<br />

Unser Ziel ist die<br />

Gestaltung der Schule<br />

als Ort des Lernens<br />

und Lebens, an dem sich<br />

Kinder und Erwachsene wohlfühlen,<br />

sich gegenseitig wertschätzen<br />

und gemeinsam miteinander<br />

und voneinander lernen“,<br />

kann man dort im Direktorat hören.“<br />

Klingt nicht schlecht, aber<br />

von Glück ist da nicht die Rede.<br />

Leni sucht auch im Griesle nach dem Glück.<br />

Foto: C. Hornischer<br />

Über Geschmack<br />

lässt sich streiten<br />

Ah, da laufen ein paar junge<br />

Menschen an mir vorbei. Sie diskutieren<br />

und lachen. Nebenbei<br />

scheppert aus ihrem Smartphone<br />

irgendein Hiphop-Hit. Nicht gerade<br />

die Musik, die mir zusagt.<br />

Aber über Geschmack sollte man<br />

nicht streiten. Bevor ich sie ansprechen<br />

und nach dem Glück<br />

fragen kann, verschwinden sie in<br />

dem Gasthaus hinter mir. Ich sehe<br />

ihnen nach und blicke dabei<br />

auf das alte Kriegerdenkmal mit<br />

den vielen Namen. Meistens junge<br />

Soldaten,die für das Vaterland<br />

auf dem Schlachtfeld elendiglich<br />

verblutet sind. Sie konnten ihr<br />

Leben nicht leben, sondern starben<br />

für irgendwelche dummen<br />

Streitereien diverser Staatsführer,<br />

die meinten mächtiger als die anderen<br />

zu werden. Wir haben nun<br />

über 70 Jahre Frieden. Auch in<br />

Lechhausen. Darüber sollte ich<br />

glücklich sein.Bin ich auch.Aber<br />

das ist nicht das große Glücksgefühl,<br />

das man endlich erleben<br />

will. Ohne Drogen und Alkohol<br />

natürlich.Gern zusammen mit einem<br />

oder anderen Menschen.<br />

Glückspezialisten<br />

Wollte mir heute nicht der Bruno<br />

eine SMS auf mein Handy senden,<br />

weil er mit mir ausgehen<br />

Gut,ich wähle die<br />

erste Nummer.Dort<br />

sollte sich ein Mann mit<br />

dem Namen Glück melden.<br />

Niemand geht ran, leider. Ich<br />

wähle die zweite Nummer einer<br />

weiblichen Person mit dem Namen<br />

Glück. Sie meldet sich. Ich<br />

frage sie: „Entschuldigung, können<br />

Sie mir sagen was das wahre<br />

Glück ausmacht?“ Sie antwortet<br />

mir: „Da haben Sie aber Glück,<br />

dass Sie mich um diese Zeit erreichen,<br />

normalerweise bin ich um<br />

diese Zeit bei meiner Krebstherapie.“<br />

Verlegen meine ich:„Das tut<br />

mir leid zu hören, äh, aber sagen<br />

Sie, Ihre Stimme kommt mir bekannt<br />

vor. Sind Sie zufällig Verkäuferin<br />

in einer Bäckerei?“<br />

„Stimmt“, gibt sie mir Recht.<br />

„Mir kommt Ihre Stimme auch<br />

bekannt vor. Sie kaufen doch fast<br />

jeden Tag immer zwei Nuss-<br />

Schnecken bei mir ein.“ „Ja, auch<br />

gestern, aber da hatten sie nur<br />

noch eine“, erwiderte ich. „Wissen<br />

Sie was, wenn Sie morgen zu<br />

mir in den Laden bekommen,<br />

dann lege ich die zwei Schönsten<br />

für Sie zurück,versprochen.“<br />

Sollte mich morgen jemand aus<br />

dieser Bäckerei kommen sehen,in<br />

der mir die freundliche krebskranke<br />

Verkäuferin zwei herrlich<br />

schmeckende Nuss-Schnecken<br />

verkauft, der sieht mich dort bestimmt<br />

mit einem glücklichen<br />

Gesicht herauskommen.<br />

Die <strong>Lechhauser</strong> Leni wurde vom<br />

Augsburger Autor Peter Garski exklusiv<br />

für die <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)verfasst.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 33


AUFGEFALLEN<br />

BEI ANGELIKA WICKERN SCHLIESST SICH DER KREIS<br />

Esmussvorallemmirgefallen<br />

Angelika ist modebewusst. War sie schon immer. Dank der <strong>Lechhauser</strong><br />

<strong>Geschichte</strong>(n) durfte sie zum zweiten Mal – wie schon in jungen Jahren<br />

einmal – Model sein.<br />

Von Christine Hornischer<br />

Angelika Wickern ist Augsburgerin<br />

mit Leib und Seele. Wenn<br />

auch erst seit zwei Jahren.„Aber<br />

ich fühle mich hier pudelwohl<br />

und möchte meinen Lebensabend<br />

hier verbringen“, sagt die modebewusste<br />

Frau aus Berlin. Seit<br />

zwei Jahren ist die 65-Jährige<br />

(was man ihr ganz und gar nicht<br />

ansieht) in Lechhausen im Lady<br />

Fitness zu Hause.„Fitness gehört<br />

zu meinem Leben. Es stärkt körperlich<br />

und mental“, sagt die<br />

junggebliebene Wahl-Augsburgerin.<br />

„Sich regen bringt Segen“<br />

lautet eine alte Volksweisheit, der<br />

sich Angelika Wickern voll und<br />

ganz anschließen kann.<br />

Fitness<br />

Ein kleiner Ausflug: Der Begriff<br />

Fitness kommt aus dem Englischen<br />

und wird als Umschreibung<br />

der körperlichen und geistigen<br />

Leistungsfähigkeit benutzt. Physisch<br />

fit ist jemand, dessen motorische<br />

Grundfähigkeiten – Ausdauer,<br />

Kraft, Beweglichkeit,<br />

Schnelligkeit und Koordination –<br />

gut entwickelt sind.<br />

Geistig fit wiederum fühlen wir<br />

uns, wenn wir uns ebenso gut<br />

konzentrieren wie entspannen<br />

können und in der Lage sind,<br />

mentale Anforderungen zufriedenstellend<br />

zu meistern. Körperliche<br />

und geistige Fitness beeinflussen<br />

einander, oder um es mit<br />

einer weitere Volksweisheit zu sagen:<br />

In einem gesunden Körper<br />

wohnt ein gesunder Geist.<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Angelika Wickern ist selbst ihr<br />

allerbester Beweis für den Erfolg,<br />

den Fitness im Leben verbuchen<br />

kann. Sieht man sie an, würde<br />

man sie vielleicht auf 50 schätzen,<br />

aber nicht älter.Hierbei spielt natürlich<br />

auch eine Rolle, dass sie<br />

sehr auf ihr Äußeres achtet,heißt,<br />

sie achtet sehr auf tägliche Pflege,<br />

34 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Kosmetik und natürlich auch<br />

Kleidung.<br />

Affinität zur Mode<br />

Eine besondere Liebe zu allen<br />

Modedingen hatte die selbstbewusste<br />

Frau schon immer.So hatte<br />

sie im süßen Alter von 16 Jahren<br />

beschlossen, am Kurfürstendamm<br />

in Berlin, wo sie ja aufgewachsen<br />

ist, eine Lehre in der<br />

Modebranche zu machen. Kurzerhand<br />

nahm sie sich ein Telefonbuch,<br />

suchte Modeadressen<br />

am Kuhdamm raus – und bekam<br />

eine Lehrstelle. „Ich war schon<br />

immer sehr zielstrebig“,lacht sie.<br />

Und hier hatte sie auch ihr erstes<br />

Erlebnis als Model: „Wir haben<br />

damals noch mit Directricen und<br />

Models gearbeitet“, erzählt sie.<br />

Einmal hatte sich Grete Schickedanz<br />

(Grete Schickedanz war eine<br />

deutsche Unternehmerin. Sie<br />

leitete das Versandhaus Quelle)<br />

angemeldet. Gleichzeitig war eines<br />

der Models ausgefallen. Und<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 35


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

nachdem Angelika Wickern<br />

schon immer sehr schlank gewesen<br />

war,musste sie„ran“.<br />

Aufgeregt<br />

„Natürlich war ich total aufgeregt“,blickt<br />

sie zurück,aber Grete<br />

Schickedanz beruhigte sie damals:<br />

„Liebes Kind, du brauchst<br />

nicht aufgeregt sein. Du machst<br />

deine Sache gut.“ So ist der Beginn<br />

einer 47-jährigen Laufbahn<br />

im Modebereich sehr positiv gewesen.Daher<br />

war es für Angelika<br />

Wickern auch keine Frage, bei<br />

den <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

mitzumachen. „Ich habe einfach<br />

Spaß am Modeln“,strahlt sie.<br />

Spaß haben fällt bei Fotografenmeisterin<br />

Sandra Behrbohm<br />

wahrlich nicht schwer. „Bei Portraitfotografie<br />

ist es mir wichtig,<br />

eine lockere und schöne Atmosphäre<br />

im Studio oder auch draußen<br />

zu erzeugen.Somit entstehen<br />

natürliche und aussagekräftige<br />

Portraits“, erklärt Sandra Behrbohm.<br />

„Sandra gab mir zwar Anweisungen<br />

wie’schau mal verträumt’oder<br />

’lache aus vollem Herzen’, aber<br />

wie ich das umsetze, war meine<br />

Sache“, erzählt Angelika Wickern.So<br />

entstanden Aufnahmen,<br />

die hundertprozentig veranschaulichen,<br />

dass da viel Spaß seine<br />

Hand dabei hatte. Sandra Behrbohm<br />

freut sich.<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

36 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


AUFGEFALLEN<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Foto: Foto Behrbohm Augsburg<br />

Und plaudert aus der Schule: „Es<br />

ist spannend mit Menschen zu<br />

arbeiten und sie ins rechte Licht<br />

zu setzen. Mir ist wichtig, dass die<br />

Natürlichkeit, Persönlichkeit und<br />

der Charakter des Models sich in<br />

meinen Bildern widerspiegelt“.<br />

Die Natürlichkeit und Persönlichkeit<br />

von Angelika Wickern<br />

spiegelt sich bestimmt wider –<br />

und die sagt: „Ich werde diesen<br />

Tag als positive Erfahrung in<br />

meinem Leben verbuchen“.<br />

Natürlich und<br />

authentisch<br />

Wichtig ist für Angelika Wickern,<br />

dass Mode nichts mit „abgehoben<br />

sein“ und „aufgesetzt<br />

sein“ zu tun hat, sondern sehr natürlich<br />

und authentisch ist. Nur<br />

„ein bisschen mehr Mut in Modedingen“<br />

würde sie sich für<br />

Augsburg wünschen. Ihr Vorbild<br />

ist das Lafayette in Berlin. Zurück<br />

nach Berlin will sie trotzdem<br />

nicht.<br />

Denn: „Heimat ist da, wo ich mit<br />

meinem Mann sein kann“ macht<br />

sie ihrem Gatten eine wunderschöne<br />

Liebeserklärung.<br />

Und noch einen wirklich schönen<br />

Satz hat die Wahl-Augsburgerin<br />

parat, den sie auch als ihr Lebensmotto<br />

nennt: „Freundlichkeit ist<br />

Sonne zum Selbermachen“.<br />

Welches Motto wäre gerade im<br />

Wonnemonat Mai passender?<br />

Dekorations- und Geschenkartikel<br />

Trendige Wohnaccessoires<br />

Neuburger Str. 217 · Augsburg · 1. OG, (Riegel-Center)<br />

Tel. 0821-42094477 · Fax 0821-42094478<br />

E-Mail: info@danamax.de · Internet: www.danamax.de<br />

Öffnungszeiten: Mo.–Fr. 10–19 Uhr · Sa. 10–16 Uhr<br />

Ihr Fachgeschäftinder Hammerschmiede für Dekorations- und<br />

Geschenkartikel sowietrendige Wohnaccessoires<br />

–Filz<br />

–Glaswaren<br />

–Porzellan<br />

–Hauswaren<br />

–Gartendekoration<br />

–Skulpturen<br />

–Teelichthalter<br />

u.a. von GILDE DreamlightSerie<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 37


REDENSARTEN<br />

WORTSCHÄTZLE<br />

ADrenserlezumRumsuggla<br />

Was soll der Schwob zur Geburt den jungen Eltern schenken?<br />

Von Stefan Gruber<br />

Was schenkt man zum neugeborenen<br />

„Buzzele“, Baby? Strampler<br />

oder Söckchen, kleine Schuhe<br />

oder „a Drenserle“, am besten<br />

gleich alles zusammen. So ein<br />

„Drenserle“, Schlabberlätzchen,<br />

sollten auch Erwachsene manchmal<br />

tragen. Beim Kässpatzenessen<br />

hat der Schwob ja kein Problem<br />

mit dem „Driala“, Trülen,<br />

höchstens mit den langen Käsefäden,aber<br />

bei langen Nudeln,Spaghetti<br />

oder gar Maccaroni mit<br />

Tomatensoße,da kann schon sein,<br />

dass, wenn „ma rumsuggled ond<br />

rumdreggled“,man unsauber isst,<br />

danach die ganze Speisekarte auf<br />

dem Hemd hat. So mancher<br />

schaut danach aus „wia a Loas“,<br />

wie ne Drecksau, na ziemlich<br />

schmutzig. Die „Loas“ ist eigentlich<br />

eine Muttersau, aber der<br />

Schwabe nimmt das Wort für alle<br />

her, die nicht immer sauber sind,<br />

egal ob im Geiste, in Gedanken<br />

oder körperlich.<br />

Trinkt das Buzzele noch aus der<br />

Flasche mit dem „Dudel“ drauf,<br />

dem „Nuckel“, dann trült kaum<br />

was, höchstens danach, wenn es<br />

über der Schulter liegt und „a<br />

Baierle“ macht, ein Bäuerchen<br />

macht, aufstößt, rülpst, da kann<br />

schon was mitkommen, aber dafür<br />

hat man ja eine Stoffwindel<br />

über der Schulter.<br />

Ich habe mich zu einem Drenserle<br />

und einem Paar kleiner Schuhe<br />

entschlossen, in die es allerdings<br />

noch reinwachsen muss.<br />

© nejron / 123rf.de<br />

38 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


KULTUR<br />

LEBENSLINIEN<br />

HOBBY<br />

Seite 25<br />

Juli<br />

2014<br />

€3.–<br />

RÜCKBLICKE<br />

NACHGEFRAGT<br />

KIRCHE<br />

Seite 43<br />

REDENSARTEN<br />

WORTSCHÄTZLE<br />

A lädscheds, babbigs Guadsle<br />

Wem alles an „de Fingr babba“ bleibt, der klaut.<br />

Von Stefan Gruber<br />

Kürzlich im Augschburger Theater<br />

hatte ich einen Hustenanfall,<br />

meine Nachbarin<br />

steckte mir was zu: „a<br />

Huschdaguadsle“, ein<br />

Hustenbonbon.<br />

Schnell ausgewickelt,<br />

natürlich<br />

hat’s geraschelt, so<br />

dass der Herr vor<br />

mir sich umdrehte<br />

und mich strafend<br />

ansah. Das kenne<br />

ich, mache ich in einem<br />

solchen Fall<br />

auch immer.<br />

Fazit: Das „Guadsle“ war<br />

wohl schon etwas älter und „lädsched“,<br />

schon etwas weich und<br />

„babbig“, es klebte in der Einwickelfolie.<br />

Manche sagen auch<br />

„babbed“ oder „bebbig“.<br />

Aber der Effekt ist der gleiche: es<br />

klebt überall, am „Eiwiglbabierle“<br />

und dann vor allem an den Fingern.<br />

Also rein damit in den<br />

Mund<br />

und das „Babierle“<br />

wieder zusammengefaltet und<br />

weg gesteckt, lautlos ging es leider<br />

auch nicht. Was macht man<br />

dann? Finger leidlich abschlecken<br />

und auf die Pause hoffen, zum<br />

Fingerwaschen –<br />

es hat noch<br />

fast ne<br />

Stunde gedauert.<br />

Wenn allerdings<br />

über jemanden<br />

gesagt<br />

wird,<br />

„dem is alls<br />

an de Fingr<br />

babba blieba“,<br />

dann hat’s kaum<br />

was mit Husten zu tun,<br />

denn die eigentliche Aussage ist:<br />

Er klaut. Bei mir war es aber<br />

wirklich der Husten.<br />

Übrigens: Des Guadsle hod mir<br />

gar ned gschmegt, war irgendwas<br />

mit Anis drin – und gholfa hods<br />

au ned.<br />

Wer kennt noch alte<br />

<strong>Lechhauser</strong> Begriffe<br />

Täglich benutzten die <strong>Lechhauser</strong> früher ihre eigenen Redewendungen<br />

– was ihnen gar nicht so auffiel. Erst jetzt, wo diese Begriffe<br />

wie „Guadsle“ oder „Drenserle“ in Vergessenheit geraten,<br />

werden viele darauf aufmerksam. Und wir, die <strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n),<br />

wollen künftig diese alten Begriffe für die Nachwelt<br />

erhalten.<br />

Die CSU Lechhausen<br />

wünschen allen Lesern<br />

viel Freude<br />

mit dem neuen Band der<br />

„<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“,<br />

dem Magazin über unsere<br />

Heimat Lechhausen.<br />

Deshalb die Bitte: Wer Wörter kennt, die früher an der Tagesordnung<br />

waren und heute kaum noch Verwendung finden, soll<br />

sich bitte bei unserem Redakteur Stefan Gruber telefonisch<br />

(0821/5071-254) oder per Email (sgruber@stadtzeitung.de) melden.<br />

WERBEVERLAG<br />

Wirschreiben nichtnur <strong>Geschichte</strong>(n) ...!<br />

L <strong>Geschichte</strong>(n)<br />

echhauser<br />

HISTORISCHES, AKTUELLES, WISSENSWERTES UND AMÜSANTES AUS LECHHAUSEN<br />

23<br />

r 23<br />

Joe Ittner erinnert<br />

sich an die US<br />

Army Seite 10<br />

Kirchenchor und Orchester der Pfarrei<br />

St. Pankratius: Anspruchsvolle Musik Seite 3<br />

Kinder atmen Zauberluft<br />

39<br />

iegenfischen made<br />

Lechhausen<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 39


REDENSARTEN<br />

WORTSCHÄTZLE<br />

AnZopffürden„Gluuschd“<br />

Schupfnudeln aus Weizen- und Roggenmehl, der Hefeteig geht<br />

drei Mal.<br />

Von Stefan Gruber<br />

Am Sonntag gab’s gut schwäbisch<br />

„Schupfnudla“ mit Sauerkraut.<br />

Nein nicht solche, wie es sie auf<br />

den Märkten zu kaufen gibt, die<br />

kurzen blassen Schupfnudeln,oft<br />

noch mit Kartoffeln imTeig drin.<br />

Nein, welche halb-halb aus Weizen-<br />

und Roggenmehl mit Ei, so<br />

bis zu 20 Zentimeter lang geschupft<br />

mit Sauerkraut dazu.<br />

Aber danach hatte ich so an<br />

„Gluuschd“,so eine Lust im kulinarischen<br />

Sinne, auf was Süßes<br />

zum Kaffee.<br />

Ich bildete mir „an Hefazopf“,einen<br />

Hefezopf ein, für manchen<br />

mag’s auch „a Zopfads“ oder<br />

„Zopfbrot“ sein.Und wenn ich so<br />

richtig „gluuschdig“, oder auch<br />

„gliischdig“ bin, so richtig Lust<br />

auf was habe, dann mache ich’s<br />

auch. Das schwäbische Wort<br />

„Gluuschd“ ist doch viel schöner<br />

als das neumodische „Heeper“,<br />

das man nun immer wieder hört,<br />

leider nicht nur in derWerbung.<br />

Also „Vordeugle gmacht“, einen<br />

Vorteig gemacht, „ganga lossa“,<br />

gehen lassen und „da Doig“, den<br />

Teig,fertig gemacht,ganga lossa,<br />

wieder durchgeknetet und dann<br />

„da Zopf gflochda“,den Zopf geflochten<br />

und wieder durfte er gehen.<br />

Na klar, bei mir geht jeder<br />

Hefeteig drei Mal.<br />

Nach einer Stunde im Backrohr<br />

war das Prachtstück fertig. Manche<br />

haben ja mit der Verdauung<br />

so ein Problem mit frischgebackenem<br />

Hefeteig, ich hoffentlich<br />

diesmal nicht. So frisch mit Butter<br />

drauf, a bissle „Marme“, Marmelade<br />

und an frischen Kaffee<br />

…ich konnte mir nichts Besseres<br />

vorstellen.Abend gab es dann nur<br />

noch eine „Veschbr“,eine Vesper,<br />

eine kalte Brotzeit.<br />

© teresaterra / 123rf.de<br />

40 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


NATUR<br />

FOTOSPAZIERGANG AM LECH (9)<br />

AufgepasstbeimSammeln!<br />

Viele Pflanzen faszinieren uns durch ihre Farbenpracht und Formenvielfalt.<br />

Ob zuhause am Fensterbrett, im eigenen Garten oder in der Freien<br />

Natur – Pflanzen gehören einfach zum Leben. Und viele Früchte und<br />

Samen laden direkt zum Sammeln ein – man denkt dabei sofort an<br />

selbstgemachte Marmelade oder Kompott.<br />

Aber Vorsicht: Hinter all dieser Pracht verbergen sich manchmal<br />

unangenehme, wenn nicht sogar gefährliche Gifte. Einige auffällige<br />

Giftpflanzen wollen wir heute vorstellen.<br />

Aber keine Angst: Bloßes Anschauen schadet niemanden, und für<br />

das Sammeln von Beeren und Früchten gilt wie beim Schwammerlsuchen:<br />

Nur was man genau kennt, darf man mitnehmen.<br />

Von Reinhard Waldert<br />

Reinhard Waldert ist auf einem<br />

Bergbauernhof in einem kleinen<br />

Gebirgsdorf im Berchtesgadener<br />

Land aufgewachsen. Schon damals<br />

hatte er großes Interesse an<br />

Pflanzen undTieren,beides faszinierte<br />

ihn.In der Folgezeit eignete<br />

er sich im Selbststudium umfangreiche<br />

Artenkenntnisse an.<br />

„So etwas wird nämlich weder am<br />

Gymnasium noch an der Universität<br />

vermittelt“, erklärt Waldert.<br />

Er besuchte die Universität München<br />

und absolvierte dort sein<br />

Biologiestudium mit den Schwerpunkten<br />

systematische Botanik<br />

und Zoologie. Er war etwa 25<br />

Jahre bei der Stadt Augsburg beschäftigt.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte<br />

waren dabei Landschaftsplanung<br />

und Biotopkartierung.<br />

Stellte für die „<strong>Lechhauser</strong> <strong>Geschichte</strong>(n)“ einen<br />

Foto-Spaziergang am Lech zusammen: Biologe Reinhard<br />

Waldert.<br />

Foto: Peter F. Fischer<br />

Seit etwa einem Jahr ist Reinhard<br />

Waldert im Ruhestand. Er hat<br />

unzählige naturkundliche Reisen<br />

quer durch Europa gemacht, er<br />

reiste von Lappland bis Südgriechenland.<br />

„Dadurch erhielt ich<br />

umfangreiche Einblicke in die<br />

dortigen Arten und Lebensgemeinschaften.<br />

Ich unternehme<br />

aber sehr oft auch Exkursionen in<br />

Südbayern, besonders am Lech<br />

und an der Isar.“<br />

Das LG-Team hatte erstmals<br />

durch den Beitrag über Mikroorganismen<br />

(Band 15) Kontakt mit<br />

Reinhard Waldert.„Auf Wunsch<br />

von Gerd Winkler stellte ich für<br />

diese <strong>Ausgabe</strong> Pflanzen- und<br />

Tierbilder zum Thema Lech zusammen.“<br />

Auch im aktuellen<br />

Band hat er nun wieder mitgewirkt.<br />

Gelber Eisenhut<br />

Aronstab<br />

Aronstab<br />

Besonders die Fruchtstände dieser sonst eher unscheinbaren,in lichten<br />

Laubmischwäldern wachsenden Pflanze fallen durch die leuchtend roten<br />

Beeren auf. Auch wenn die Beeren recht appetitlich aussehen: Sie<br />

sind sehr giftig und man sollte unbedingt die Finger davon lassen.<br />

Den Gelben Eisenhut findet man<br />

bei uns öfter auf Waldlichtungen<br />

oder an Waldrändern. Es gibt<br />

auch blau blühende Arten, die<br />

man auf Bergwiesen antrifft.Wegen<br />

der auffälligen Blüten werden<br />

Eisenhut-Arten gerne auch in<br />

Gärten gepflanzt.Alle Eisenhut-<br />

Arten enthalten ein starkes Gift,<br />

das auch bei der Herstellung von<br />

Medikamenten verwendet wird.<br />

Gelber Eisenhut<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 41


NATUR<br />

Herbstzeitlose<br />

Fingerhut<br />

Fingerhut<br />

Tollkirsche<br />

Tollkirsche<br />

Herbstzeitlose<br />

Wenn sich im Herbst die meisten Blütenpflanzen zurückgezogen haben,erscheinen<br />

auf Wiesen oder auch in Parks oder lichten Wäldern<br />

die rosa Blüten der Herbstzeitlose.Zunächst fällt uns auf,dass nirgends<br />

Blätter zu sehen sind.Diese wachsen – zusammen mit der Samenkapsel<br />

– erst im kommenden Frühjahr. Die Herbstzeitlose ist stark giftig;<br />

Vorsicht ist auch hier beim Sammeln von Bärlauch geboten, da die<br />

Blätter eine gewisse Ähnlichkeit haben.<br />

Eine sehr attraktive Pflanze mit<br />

großen, meist rötlichen Blüten ist<br />

der Fingerhut. Er wächst in lichtenWäldern,einige<br />

Arten werden<br />

auch gerne im Garten gepflanzt.<br />

Der starke Giftstoff wird in der<br />

Medizin zur Herstellung hochwirksamer<br />

Medikamente verwendet<br />

(„Digitalis“).<br />

Die großen, schwarz-glänzenden<br />

Früchte dieser großen Staude sind<br />

unübersehbar.Die Tollkirsche gilt<br />

als eine unserer stärksten Giftpflanzen,<br />

und auch wenn in einschlägigen<br />

Kreisen diese Pflanze<br />

als Drogenersatz gilt: Schon wenige<br />

Beeren können lebensgefährlich<br />

sein.<br />

Seidelbast<br />

Seidelbast<br />

Der Seidelbast,ein bis zu 1 Meter<br />

hoher Strauch, ist einer unserer<br />

ersten Frühlingsboten. Die rosa<br />

Blüten verströmen einen starken,<br />

wohlriechenden Duft.Schön anzusehen<br />

sind auch die korallroten<br />

Beeren im Herbst; sie sind allerdings<br />

auch schon in geringen<br />

Mengen stark giftig.<br />

Maiglöckchen<br />

Maiglöckchen<br />

Jeder kennt diese hübsche kleine Pflanze;sie darf eigentlich bei keinem<br />

Frühlings-Blumenstrauß fehlen und sie wird gerne im Garten gepflanzt.Vorsicht:Das<br />

Maiglöckchen ist stark giftig,und die Blattstände<br />

können leicht mit dem in der Küche sehr beliebten Bärlauch verwechselt<br />

werden.Beide Arten können durchaus an der gleichen Stelle nebeneinander<br />

vorkommen. Man sollte sich beim Bärlauch-Sammeln<br />

deshalb die Merkmale vorher genau einprägen. Die Inhaltsstoffe des<br />

Maiglöckchens werden in Medikamenten verwendet.<br />

Pfaffenhütchen<br />

Pfaffenhütchen<br />

Das Pfaffenhütchen – auch Spindelstrauch genannt – ist ein eher unscheinbarer<br />

Strauch ohne besonders auffällige Merkmale. Erst im<br />

Herbst entfaltet der Strauch seine ganze Pracht:Unübersehbar sind die<br />

rosaroten Früchte mit den leuchtend orangeroten Samen; gerade diese<br />

appetitlich aussehenden Samen sind jedoch hochgiftig.<br />

42 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


NATUR<br />

Liguster<br />

Die schwarzen, in einer Traube<br />

angeordneten Früchte des Ligusters<br />

kann man oft noch im Spätherbst<br />

oder im Winter beobachten.<br />

Über die Giftigkeit dieser<br />

Beeren gibt es widersprüchliche<br />

Angaben. Jedenfalls dürfte der<br />

Verzehr größerer Mengen unangenehme<br />

Folgen haben.<br />

Heckenkirsche<br />

Heckenkirsche<br />

Liguster<br />

Die paarig zusammengewachsenen appetitlich aussehenden Früchte laden<br />

geradezu zum Sammeln ein; Die rote, glänzende, etwas durchsichtige<br />

Färbung mag an Kirschen, Kornelkirschen oder Johannisbeeren erinnern.<br />

Die Heckenkirsche ist allerdings eine Giftpflanze, und in größeren<br />

Mengen verzehrt, kommt es zu heftigen Vergiftungserscheinungen.<br />

Oleander<br />

Oleander<br />

Der Oleander stammt aus südlichen<br />

Ländern, ist aber bei uns eine<br />

beliebte Kübelpflanze geworden.<br />

Der Oleander ist giftig, und<br />

auch hier gilt: Hände waschen,<br />

wenn man mit dem Strauch hantiert<br />

hat.<br />

Einbeere<br />

Einbeere<br />

Wie schon der Name sagt: Die Pflanze trägt nur eine einzige Frucht in<br />

der Hochblattrosette. Da die Einbeere zu einer Zeit reift, in der man<br />

andere Beeren, z. B. Heidelbeeren, sammelt, sollte man bedenken, dass<br />

die Einbeere giftig ist.<br />

1 ELEKTRO<br />

INSTALLATION<br />

FLEnER<br />

PARTNER FÜR SICHERE<br />

UND UMWELTFREUNDLICHE<br />

ENERGIEANWENDUNG<br />

rufdenprofi.de<br />

einfach meisterhaft!<br />

Handwerk & Service rund um Menschen, Haus und mehr<br />

• Datennetzwerke<br />

• Prüfungen nach DGVU Vorschr. 3<br />

und VDE 0100<br />

• Barrierefreie Technik<br />

• Beleuchtungstechnik<br />

• Sicherheitstechnik<br />

• Telefonanlagen<br />

4 11 d\.<br />

• Info unter www.elektro-fleissner-augsburg.de<br />

86167 Augsburg-Lechhausen, Steinerne Furt 55, Telefon 08 21/74 30 50<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 43


NATUR<br />

Weihnachtsstern<br />

Eibe<br />

Weihnachtsstern<br />

Sehr beliebt um die Weihnachtszeit ist mittlerweile der Weihnachtsstern.<br />

Er gehört zu den Wolfsmilchgewächsen, und wie die meisten<br />

Vertreter dieser Pflanzengruppe ist er zumindest leicht giftig.Aber keine<br />

Angst: Hände waschen nach umfangreicheren Umtopfaktionen<br />

dürften dieses Problem beseitigen. Das Bild stammt übrigens von den<br />

Kanarischen Inseln, wo der Weihnachtsstern als mehrere Meter hoher<br />

Strauch wild wächst.<br />

Eibe<br />

Die Eibe mit ihren dunkelgrünen Nadeln gehört zu den besonders beliebten<br />

Garten- und Parkbäumen.Auch in der freien Natur war die Eibe<br />

einst weit verbreitet,ist dort heute aber beinahe verschwunden:Zum<br />

einen ist das elastische Holz wertvoller Rohstoff,zum anderen ist die<br />

Eibe hochgiftig.Zahllose Weidetiere oder Pferde sind nach zufälligem<br />

Genuß verendet, so dass der Baum zumindest in der Nähe von Viehweiden<br />

und im Siedlungsbereich einfach ausgerottet wurde. Bemerkenswert:<br />

AlleTeile der Eibe sind stark giftig – mit Ausnahme des roten<br />

Samenmantels; dieser wäre sogar essbar, vor einem Verzehr wird<br />

aber dringend gewarnt: zu leicht könnte man den Samenkern zerbeißen<br />

oder verschlucken.<br />

Fliegenpilz<br />

Der Fliegenpilz ist wohl der bekannteste<br />

unserer Pilze und un-<br />

Traubenholunder<br />

verwechselbar.Auch wenn angeblich<br />

Jeder kennt den Schwarzen Holunder,<br />

auch „Holler“ genannt,<br />

und viele genießen die Produkte,<br />

die man aus den schwarzblauen<br />

Beeren herstellen kann (Saft, Limonade,<br />

Marmelade, Kompott).<br />

Die nächstverwandte Art, der<br />

Traubenholunder, hat leuchtend<br />

rote,traubig angeordnete Beeren,<br />

die allerdings gänzlich ungenießbar<br />

und auch leicht giftig sind. Traubenholunder<br />

in Notzeiten schon viele Flie-<br />

genpilze im Kochtopf gelandet<br />

sind (die Giftwirkung soll geringer<br />

werden, wenn man vor der<br />

Zubereitung die rote Huthaut abzieht):<br />

Der Fliegenpilz ist und<br />

bleibt ein Giftpilz. Daran ändert<br />

auch nichts die Tatsache, dass in<br />

einigen osteuropäischen Regionen<br />

der Pilz als Rauschmittel benutzt<br />

wird.<br />

Fliegenpilz<br />

Gemeiner Schneeball<br />

Gemeiner<br />

Schneeball<br />

Oftmals in großen Mengen findet<br />

man im Herbst an Hecken und<br />

Waldrändern die leuchtend roten,<br />

in Dolden angeordneten Früchte<br />

des Gemeinen Schneeballs. Die<br />

Früchte sind ungenießbar und<br />

auch leicht giftig.<br />

Schneebeere<br />

Schneebeere<br />

Strahlend weiß leuchten noch im<br />

Spätherbst die Früchte des<br />

Schneebeerstrauchs. Der beliebte<br />

Park- und Gartenstrauch hat sich<br />

mittlerweile auch in lichten Wäldern<br />

und an Waldrändern ausgebreitet.Die<br />

appetitlich aussehenden<br />

Früchte sind nicht zum Verzehr<br />

geeignet bzw.leicht giftig.<br />

44 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


MEDIZIN<br />

HERGESTELLT IN LECHHAUSEN<br />

„AugsburgerLebensessenz“<br />

1963 hatte der <strong>Lechhauser</strong> Apotheker Jakob Kranzfelder die Idee,<br />

die legendäre Kiesow-Essenz neu zu produzieren. Diese vertrieb er<br />

dann in seiner Elisabeth-Apotheke.<br />

Viel Aufregung gab es im 18.<br />

Jahrhundert um die „Augsburger<br />

Lebensessenz“ des Johann Georg<br />

Kiesow, der am 18.12.1718 in<br />

Zweibrücken geboren wurde. Er<br />

studierte in Straßburg Medizin<br />

und war dann Militärarzt bei<br />

französischen Truppen.Später arbeitete<br />

er als Leibarzt bei verschiedenen<br />

Adelsfamilien.Im Alter<br />

von 44 Jahren kam er nach<br />

Augsburg.Er entwickelte hier das<br />

Heilmittel „Augsburger Lebens-<br />

Essenz“,das bei den Patienten gut<br />

ankam und zu einem medizinischen<br />

Bestseller wurde.Erste Angaben<br />

finden sich 1763 in einem<br />

Dankschreiben einer Augsburger<br />

Bürgerin an Johann Georg Kiesow.<br />

Patent des<br />

bayerischen<br />

Kurfürstes<br />

Neidische Apotheker und Ärzte<br />

zwischen Lech und Wertach<br />

wollten ihm das untersagen lassen,<br />

oder zumindest aus der damaligen<br />

Freien Reichsstadt<br />

Augsburg vertreiben, was aber<br />

nicht gelang, da ihm der bayerische<br />

Kurfürst mit einem Patent<br />

beistand. Auch Streitigkeiten mit<br />

dem berühmten Collegium medicum<br />

in Augsburg zeigen Bedeutung,<br />

Verbreitung und wirtschaftliches<br />

Gewicht der Lebens-<br />

Essenz.<br />

Erst 1772 bekam Kiesow<br />

dann seine Urkunde als anerkannter<br />

Bürger der<br />

Stadt Augsburg. Seine<br />

„Augsburger Lebens-Essenz“<br />

wurde nach und<br />

nach durch ihren Erfolg<br />

in ganz Europa vertrieben.Nachdem<br />

er verstorben<br />

war, stieg sein<br />

Bruder Johann<br />

Erhard<br />

von Kiesow,<br />

Kollegienassessor<br />

und<br />

russischer Konsul,<br />

in das einträgliche<br />

Medizingeschäft<br />

ein.<br />

Verkaufsverbot<br />

von<br />

„Geheimmittel“<br />

Die Herstellung dieses<br />

gewinnbringenden<br />

Heilmittels fand<br />

So wurde die Lebens-Essenz in späteren Jahren vertrieben.<br />

So sahen die Original-Kiesowflaschen aus.<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016 45


MEDIZIN<br />

Hier am Augsburger Ulrichsplatz unterhielt Johann Georg<br />

Kiesow seine „Essenz-Fabrik“. Fotos: C. Hornischer<br />

in dem Familienbetrieb der Kiesows<br />

am Augsburger Ulrichsplatz<br />

statt, im Bielerischen Haus, gegenüber<br />

dem Gasthof „Zur Traube“,<br />

wobei von einer Essenz-Fabrik<br />

gesprochen wurde.<br />

1811 übernimmt der zweitälteste<br />

Sohn des Erhard von Kiesow,<br />

Heinrich Ludwig, die Essenzfabrik.Unbeschadet<br />

davon,dass die<br />

„Augsburger Lebens-Essenz“ seit<br />

mehr als zehn Jahre ins Stocken<br />

geraten war und es auch familiäre<br />

Probleme gab, stand die Fabrik<br />

gut da.<br />

Grab mit<br />

Familienwappen<br />

In den kommenden Jahren bemühte<br />

er sich um den freien Verkauf<br />

für Bayern.Das Recht darauf<br />

begründete er nicht nur auf die<br />

häufigen Verschreibungen der<br />

Ärzte, sondern auch mit „staatswirtschaftlichen“<br />

Aspekten:<br />

„Mein Geschäft ist auf den Verkehr<br />

mit dem Ausland etablirt,<br />

während auf der anderen Seite<br />

der Ertrag deßelben in das Land<br />

hereinfließt und hier fruchtbar<br />

wird“.<br />

Heinrich Ludwig Kiesow ist übrigens<br />

auf dem Protestantischen<br />

Friedhof in Augsburg beerdigt,<br />

wo sich sein Grab mit Familienwappen<br />

noch heute befindet. In<br />

seinem Testament hinterließ er<br />

neben ansehlichen Legaten für<br />

wohltätige Zwecke auch eine<br />

recht hohe Summe, deren Zinsen<br />

zur Unterstützung bedürftiger<br />

Witwen oder Kinder eines Augsburger<br />

Apothekers sowie zur Errichtung<br />

eines Stipendiums für<br />

Studierende der Pharmazie oder<br />

Medizin verwendet werden müssen.<br />

Auch Nachahmer wollten sich an<br />

dem Kiesow-Mittel bereichern,<br />

aber dieser gab eine Pressemeldung<br />

heraus: “ Nachdem diese<br />

herrliche Lebensessenz wegen ihrer<br />

wunderbaren Wirkungen immer<br />

mehr Approbation und Abgang<br />

findet, so haben sich verschiedene<br />

gewissenlose Leute<br />

durch Gewinnsucht verleiten lassen,solche<br />

nach zu pfuschen,und<br />

für die wahrhafte zu verkaufen.“<br />

Kiesow konnte die leidige Kopiererei<br />

dann durch die eine besondere<br />

Glasflasche mit eingepresstem<br />

Siegel abstellen,in dem seine<br />

Lebens-Essenz dann verkauft<br />

wurde.<br />

Der erste<br />

Beipackzettel<br />

Dem vierseitigen Original-<br />

Fläschchen mit angeklebtem Namenszettel,eine<br />

Art Flakon,wurde<br />

eine gedruckte Werbung, Information<br />

und Gebrauchsweisung<br />

beigelegt, vielleicht der erste Beipackzettel<br />

überhaupt.„Dieses un-<br />

46 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


MEDIZIN<br />

Idee, die legendäre Kiesow-Essenz<br />

neu zu produzieren. Diese<br />

vertrieb dann sein Sohn Dr. Gerhard<br />

Kranzfelder in seiner Elisabeth-Apotheke<br />

in der Soldnerstraße,<br />

womit er die 200-jährige<br />

Tradition der Kiesow’schen Lebens-Essenz<br />

fortführt. Dessen<br />

Frau, Dr. Ursula Kranzfelder, hat<br />

zum 65. Geburtstag ihres Doktorvaters<br />

Professor Günter Kallinich<br />

den Kiesow’schen Nachlass<br />

aufgearbeitet und die legendäre<br />

<strong>Geschichte</strong> dieses Phytopharmakums<br />

aufgeschrieben.<br />

Wohl wachte der Heilige<br />

St. Ulrich über die Essenz-<br />

Fabrik.<br />

Heute gibt es die Lebens-Essenz<br />

nur noch auf Einzelbestellung,<br />

aber auch das Alter von 250 Jahren<br />

tut der Lebens-Essenz keinen<br />

Abbruch ...<br />

vergleichliche Medikament verdient<br />

mit Recht den Namen Lebensessenz,<br />

indem bisher noch<br />

keine Arzney erfunden worden,<br />

welche in den mehresten und<br />

schweresten Krankheiten solche<br />

geschwinde und augenscheinliche<br />

Hilfe leistet, wie dieses, so viel<br />

Rühmens auch immer von manchen<br />

Medikamenten gemacht<br />

wird.“<br />

Und weiter: „Sie stellet nicht nur<br />

die verlorne Gesundheit wieder<br />

her, sondern einhält auch dieselbe,<br />

und stärket sie; verlängert mithin<br />

das Leben. Da ungemein viele<br />

Krankheiten aus einem verdorbenen<br />

Magen und schlechter Dauung,<br />

und aus dieser ein verschleimtes<br />

Geblüt und andere<br />

schlechte Safte, als der Zunder zu<br />

den mehresten Krankheiten, entstehen.<br />

Besonders die hier angeführte<br />

Krankheit und Beschwernisse<br />

glücklich und nach Wunsch<br />

kurirt, wenn man täglich zwei-,<br />

oder dreymal davon einen ganzen<br />

oder halben Löffel voll nimmt,<br />

mehr oder weniger, nach Beschaffenheit<br />

und Konstitution des Patienten<br />

und seiner Krankheit.“<br />

Elisabeth-Apotheke<br />

Verschiedene Unternehmer übernahmen<br />

die Herstellung der<br />

Augsburger Lebens-Essenz,<br />

nachdem die Familie Kiesow, die<br />

ja zu Stiftern in Augsburg geworden<br />

war, ausgestiegen war. Im<br />

Jahre 1963 hatte der <strong>Lechhauser</strong><br />

Apotheker Jakob Kranzfelder die<br />

Der Familiensalon<br />

im Norden Augsburgs<br />

Schillstr. 189 • 86169 Augsburg-Firnhaberau<br />

Tel.: 08 21/5 69 93 60 Fax: 5699380<br />

Wir sind für Sie da:<br />

Die. –Fr. 8:00 –18:00 Uhr • Sa.7:30–14:00 Uhr<br />

Auf Ihren Besuch freut sich Ihr<br />

Friseurmeister Rainer Lechner<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 47


TIERISCHES<br />

EXOTIK IN LECHHAUSEN MIT DEM AFRIKA-EXPERTEN MICHAEL TONFELD<br />

DemafrikanischenKochtopf<br />

entronnen<br />

Exotik in Lechhausen – beim Afrikaexperten Michael Tonfeld und<br />

seiner Riesenschnecke „Wa bibio“ ist das an der Tagesordnung. Dieses<br />

Prachtexemplar eines behausten Schleimers begeistert nicht nur<br />

Kinder.<br />

Michael Tonfeld. Der erzählt<br />

nämlich bei jedem Auftritt die<br />

<strong>Geschichte</strong> seiner Riesenschnecke<br />

„Wa bibio“. Und er erzählt nicht<br />

selbst,sondern verleiht Wa bibio,<br />

seine Stimme, um von der unglaublichen<br />

<strong>Geschichte</strong>, die heißen<br />

könnte ’Dem afrikanischen<br />

Kochtopf entronnen“ zu berichten.<br />

„Selbst spricht sie nämlich<br />

nur twi, Ghanas Hauptsprache“,<br />

lacht er.<br />

Wa bibio ist tatsächlich dem<br />

Kochtopf entronnen. Denn in<br />

Afrika gilt die Achat-Schnecke<br />

als Leckerbissen.Tonfeld,auch in<br />

Realität mit einer Afrikanerin<br />

verheiratet,kam zu seiner„Schnecken-Story“<br />

wie die Jungfrau zum<br />

Kinde. „Ungefähr im Jahr 1999<br />

erhielten wir eine neue Lieferung“,<br />

erinnert er sich. Michael<br />

Tonfeld und seine Frau betreiben<br />

in Lechhausen ein Geschäft mit<br />

Michael Tonfeld tritt seit über<br />

fünfzehn Jahren erzählend in Büchereien,<br />

Kindergärten, Schulen,<br />

auf Messen, in Museen, auf Afrika-Festivals<br />

und anderen Open-<br />

Air-Veranstaltungen im gesamten<br />

deutschsprachigen Raum auf.<br />

Über 1800 Mal begeisterten Tonfeld<br />

und seine Schnecke „Wa bibio“<br />

schon Jung und Alt. Dabei<br />

geht es im wahrsten Sinne des<br />

Wortes tierisch ab, denn Stargast<br />

eines jeden Auftritts ist sicherlich<br />

die riesige Achatschnecke „Wa<br />

bibio“, die der Autor und Afrika-<br />

Experte Michael Tonfeld vom<br />

weiten Afrika mit nach Lechhausen<br />

brachte.<br />

Von großen,<br />

behausten<br />

Schleimern<br />

Groß und Klein sind in der Regel<br />

absolut begeistert. Von was am<br />

meisten,lässt sich schwerlich feststellen:<br />

Von dem großen, behausten<br />

Schleimer, der sich nicht ins<br />

berühmte Schneckenhaus zurückzieht<br />

oder vom Afrikaexperten<br />

Weiße und schwarze Schnecke<br />

48 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


TIERISCHES<br />

afrikanischen Lebensmitteln. Da<br />

die glitschigen Achattierchen auf<br />

dem Schwarzen Kontinent ein<br />

Lebensmittel darstellen, enthielt<br />

die Lieferung eine Kiste mit eben<br />

diesen. So langsam erlitten die<br />

Schnecken das Schicksal des Suppentopfes<br />

(Palmöl, Tomaten, frischer<br />

Pfeffer, geräucherter Fisch<br />

und Okra), nur eine der glitschigen<br />

Weggefährten suchte das<br />

Weite und versteckte sich hinter<br />

einem Vorhang.<br />

Genau dort fand ihn Michael<br />

Tonfelds Frau nach drei Monaten.<br />

Sie nahm die Schnecke mit<br />

heim und wollte die für sie wohlschmeckende<br />

Fleischsuppe kochen.<br />

Aber sie hatte die Rechnung<br />

ohne ihre Tochter gemacht.<br />

Die nämlich verteidigte das kriechende<br />

Wesen gegen die Mutter:<br />

„Papa, komm schnell, die Mama<br />

soll die Schnecke nicht kochen.<br />

Ich will sie doch als Haustier behalten.“<br />

Ein Unterfangen, das bislang<br />

geklappt hat.<br />

Länge eines<br />

Unterarms<br />

Wa bibio (was so viel heißt wie<br />

„Kleine Schnecke“) schleimt nun<br />

also seit zwölf Jahren über den<br />

Handrücken Tonfelds. Sie überragt<br />

gar den Handteller, und dabei<br />

ist sie noch nicht einmal ausgewachsen.<br />

Etwa 20 Jahre können<br />

die Achatschnecken alt werden,<br />

dann haben sie die Länge eines<br />

Unterarms.<br />

Doch um solche Realitäten geht<br />

es dem <strong>Geschichte</strong>nerzähler eher<br />

weniger. Lieber lässt er Wa bibio<br />

wieder selbst zu Wort kommen.<br />

Sehr einfühlsam erzählt sie mit<br />

ihrer menschlichen Stimme von<br />

der langen und beschwerlichen<br />

Reise aus Ghana nach Lechhausen.<br />

Des ghanaischen Schneckenschleimers<br />

Odyssee begann damit,<br />

dass er ins Maul eines riesengroßen<br />

Blechvogels geschoben<br />

wurde.<br />

Exotische<br />

Erzählung<br />

„Wa bibio hat mir erzählt, wie sie<br />

hierher gekommen ist“, sagt Tonfeld<br />

augenzwinkernd. Und genau<br />

diese <strong>Geschichte</strong> hat er dann<br />

auch in einem Buch verarbeitet.<br />

„Und nachdem Wa bibio ja ein<br />

Lebensmittel ist, zähle ich auch<br />

andere afrikanische Lebensmittel<br />

wie Okra (ähnlich wie grüne<br />

Bohnen. Man kann dieses Gemü-<br />

LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27, Mai 2016 49


TIERISCHES<br />

MichaelTonfeld,Autor<br />

Der international tätige Autor, Michael Tonfeld, lebt in Augsburg<br />

sowie Accra,Ghana und gilt als international ausgewiesener<br />

Afrikaexperte.Er ist Mitglied im Verband deutscher Schriftsteller<br />

seit 1975. Er erhielt diverse Preise für sein interkulturelles<br />

Wirken, wie u.a. 2003 vom „Bündnis für Demokratie & Toleranz“<br />

für die Schulprojekttage „Afrika mit der Seele verstehen“<br />

der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Buch „Uns reichts – ein Lesebuch<br />

gegen Rechts“. Des Weiteren verfasste er zahlreiche Kinderbücher,organisierte<br />

die 1.Bayerischen Buchwochen Migration<br />

und arbeitete früher als Auslandskorrespondent für Magazine,<br />

Rundfunk und Fernsehen, wie z.B. „Ghana today/ London“,<br />

„Uhuru“ in Ghana,DeutscheWelle,BBC African Services.<br />

se auch zum Andicken von Suppen<br />

benutzen, weil es sehr schleimig<br />

ist), Gardeneggs (dieses Gemüse<br />

wird auch als Eierfrucht bezeichnet<br />

und ist die Stammform<br />

unserer Aubergine), Yams (wird<br />

wie die uns bekannte Kartoffel<br />

zubereitet und erinnert vom Geschmack<br />

her an Kartoffeln und<br />

Esskastanien) oder auch geräucherten<br />

Fisch (Räuchern,da er so<br />

auch ohne Kühlschrank lange<br />

haltbar bleibt) auf“,Michael Tonfeld<br />

weiß,was Kinderherzen wollen.<br />

Dem Buch liegt übrigens eine<br />

CD mit der Version der Erzählperformance<br />

bei. „So wird die<br />

<strong>Geschichte</strong> für Kinder viel spannener<br />

und interessanter“,lacht der<br />

Autor. Die Musik zu der exotischen<br />

Erzählung komponierte,<br />

produzierte und spielte Kim<br />

Azas/Bénin,der Tonfeld während<br />

der 90er Jahre bei Auftritten musikalisch<br />

begleitete. Die Illustrationen<br />

entstanden nach Motiven<br />

von Susanne George, der Tochter<br />

des Autors.<br />

„Talking drums“<br />

Erschienen ist Michael Tonfelds<br />

Buch „Auf Leben und Tod – die<br />

lange Reise einer Schnecke von<br />

Afrika nach Friedberg“ im Jahre<br />

2002 im Geest-Verlag.(46 S.,mit<br />

CD, 11 Euro). Mit dabei ist das<br />

interaktive Erzählprogramm für<br />

Kinder ab vier Jahren. Noch in<br />

diesem Jahr wird es ein „Fortsetzungs-Schneckenbuch“<br />

geben.<br />

„Darin treffen weiße auf schwarze<br />

Schnecken“, erzählt der Afrika-<br />

Experte. Auch wird das Thema<br />

„Talking drums“ erklärt.„Talking<br />

drums“ ist das englische Wort für<br />

Sprechtrommeln in Westafrika.<br />

Michael Tonfelds Buch „Auf<br />

Leben und Tod – die lange<br />

Reise einer Schnecke von<br />

Afrika nach Friedberg“<br />

Nach ihrer Verwendung können<br />

manche Nachrichtentrommeln<br />

sein. Viele Sprechtrommeln haben<br />

einen sanduhrförmigen Körper<br />

und sind mit zwei über Lederschnüren<br />

miteinander verbundenen<br />

Fellen bespannt. Die<br />

Trommel wird unter den Arm geklemmt<br />

mit einem speziellen<br />

Krummstock bespielt.Durch Anspannen<br />

und Loslassen des Oberarmes<br />

kann die Tonhöhe über die<br />

Lederschnüre verändert werden.<br />

Durch die unterschiedlichenTonhöhen<br />

können alle tonalen Sprachen<br />

Ghanas auf der Trommel<br />

gespielt werden.<br />

Kommunikation wie sie früher<br />

ausgeübt wurde.Auch Kommunikation<br />

ist ein Steckenpferd Michael<br />

Tonfelds,ist der Afrika-Experte<br />

doch bekannt als Journalist<br />

und Auslandskorrespondent.Dass<br />

er einmal einem glitschigen<br />

Schleimer verfallen wird,hätte er<br />

wohl auch niemals gedacht …<br />

50 LECHHAUSER GESCHICHTE(N), Band 27,Mai 2016


Überall zu Hause, verbunden mit der Welt.<br />

Der neue Tiguan.<br />

Jetzt bei<br />

uns erleben.<br />

Pure Faszination auf den ersten Klick: Der neue Tiguan begeistert nicht nur durch seine markante<br />

Formgebung Designliebhaber, sondern auch Networker. Über die optionale Smartphone-Schnittstelle<br />

können Sie ausgewählte Apps von Ihrem Mobiltelefon nutzen und diese bequem über den Touchscreen<br />

des Infotainment-Systems bedienen. So verbindet er das Beste aus zwei Welten: kommunikatives<br />

Interieur mit kompromisslosem Exterieur. Aufregend innovativ. Der neue Tiguan.<br />

Abbildung zeigt Sonderausstattung.<br />

Volkswagen Zentrum Augsburg<br />

ZwNL. der Schwaba GmbH<br />

Bischofsackerweg 10<br />

86179 Augsburg<br />

Tel. (08 21) 808 98-1388<br />

Schweizer Lechhausen<br />

ZwNL. der Schwaba GmbH<br />

Donaustraße 8<br />

86165 Augsburg<br />

Tel. (08 21) 790 72-1999<br />

Wagner Gersthofen*<br />

ZwNL. der Schwaba GmbH<br />

Augsburger Str. 51<br />

86368 Gersthofen<br />

Tel. (08 21) 490 01-1593<br />

Wagner Stadtbergen*<br />

ZwNL. der Schwaba GmbH<br />

Ulmer Landstr. 383<br />

86391 Stadtbergen<br />

Tel. (08 21) 480 05-1820<br />

* Volkswagen Agentur für<br />

Zentrum Augsburg<br />

www.schwaba.de, www.facebook.schwaba.de


Gersthofen Mühlhausen Flugpl.<br />

Stuttgart -BAB -München<br />

P<br />

MAN Baltex<br />

Hans-Böckler-Str.<br />

Berl. Allee<br />

Neuburger Str. 217<br />

Mühlhauser Str.<br />

Augsburger<br />

Allgemeine<br />

Parkett<br />

Laminat<br />

Teppichboden<br />

Lino<br />

CV-Designbeläge<br />

Kork<br />

Teppiche<br />

Farben<br />

Der Bodenbelag der Zukunft:<br />

Vinyl-Designbeläge von<br />

Vinyl-Designbeläge von Tarkett<br />

bestechen durch sensationelle<br />

Optik und extremer Strapazierfähigkeit<br />

sogar für starke Beanspruchung<br />

im Industriebereich,<br />

Klassifikation 43.<br />

Natürlich geeignet für alle<br />

Wohnbereiche, Küchen, Bäder,<br />

anspruchsvolle Geschäftsräume,<br />

Büro, Praxis oder Gastronomie.<br />

Durch die Tarkett Top-Clean-XP-<br />

Beschichtung lebenslang einpflegefrei.<br />

Warm, leise, elastisch<br />

und bestens für Fußbodenheizung<br />

(0,03 m² K/W)<br />

geeignet.<br />

Vinyl-Designbeläge<br />

4,5 mm stark,<br />

Kl. 31, 0,3 mm<br />

Nutzschicht,<br />

strapazierfähig,<br />

leise, warm<br />

und für<br />

Nassräume<br />

geeignet<br />

statt<br />

€27.90<br />

www.baltex.net<br />

Zu unserem Online-Shop: www.bodenmaster.de<br />

BAB-<br />

Ausfahrt<br />

A.-Ost<br />

Laminat-<br />

Fußleisten<br />

über 20 Decore,<br />

20/38/2400 mm<br />

Ideal für öffentliche<br />

Gebäude, Kindergarten<br />

und Praxen, da Verwendung<br />

von lösemittelfreien<br />

Weichmachern!<br />

Über 2.500 qm Ausstellungsfläche<br />

Auf über 2.500 qm Ausstellungsfläche bleiben keine Wünsche<br />

offen. Vom strapazierfähigen Laminat bis zur edlen Parkett-<br />

Landhausdiele, vom Vinyl-Designbelag bis zum samtigen<br />

Kräuselvelours-Teppichboden von<br />

in jeder<br />

Preislage und in allen Qualitäten!<br />

Zu unserer Stärke gehört natürlich ein<br />

kompetentes Service-Team, das Sie in allen<br />

Belangen zufrieden stellen wird.<br />

Zum Klicken!<br />

€2.90<br />

Stck.<br />

Eigener<br />

Kettel-Service!<br />

€22.90<br />

m² 86169 Augsburg-Hammerschmiede<br />

Neuburger Str. 217, im Riegel-Center<br />

Tel. 0821 /747 19 55<br />

E-Mail: service@baltex.net<br />

über 100 Decore,<br />

18/58/2400 mm<br />

€3.99<br />

Stck.<br />

Montag –Freitag 9.00 –19.00 Uhr<br />

Samstag 9.00 –16.00 Uhr

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!