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Cruiser im Mai 2012

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CRUISER Edition <strong>Mai</strong> <strong>2012</strong><br />

Ich bin auch<br />

Günter, krass.<br />

Von Michi Rüegg<br />

Wir Schriftstellerinnen leben<br />

von der öffentlichen Wahrnehmung,<br />

denn vom Bücherverkauf<br />

kann ausser der Harry-<br />

Potter-Tante niemand seinen<br />

Lebensunterhalt bestreiten.<br />

Da man, wie die jüngsten<br />

Erfahrungen zeigen, mit Gedichten<br />

ganz doll provozieren<br />

kann, erlaube ich mir, in dieser<br />

Ausgabe zu etwas Poetischem<br />

zu greifen. Es trägt den<br />

Titel «Blaue Saiten».<br />

Die Finger huschen über Tasten,<br />

Es fl<strong>im</strong>mert royalblau mein Kasten.<br />

Der Mauspfeil öffnet ’s Fensterlein.<br />

Es folgen Face und Body fein.<br />

Sein bestes Stück, nicht allzu klein.<br />

Nein. Zu hässlich, den lass ich sein.<br />

Doch den Besuch hat er erspäht<br />

Und hackt drauflos in sein Gerät.<br />

Die Harfe klingt, und links erscheint<br />

Nachricht eins. Die Hoffnung ke<strong>im</strong>t,<br />

Dass ers nicht ist, doch falsch gemeint.<br />

Jetzt hat er mich schon angeschle<strong>im</strong>t.<br />

Bisch fit?<br />

Von Intellekt zeugt das noch nicht,<br />

Ist also keiner, der zu viel verspricht.<br />

Obwohl, die Frage ist nicht schlecht.<br />

Und körperlich ist sie erst recht.<br />

Ja bin ich es? Was heisst denn «fit»?<br />

Bringt doch ein jeder seine eigene Haltung mit.<br />

Ich hab tatsächlich so ein Drücken,<br />

Das spür ich <strong>im</strong>mer nur be<strong>im</strong> Bücken.<br />

Vielleicht sollt ich es hier erwähnen...?<br />

Andrerseits ist das zum Gähnen...<br />

Im Wesentlichen, seien wir ehrlich,<br />

Ereilt Krankheit mich doch eher spärlich.<br />

An sich, so glaub ich, geht’s mir prächtig.<br />

Bin körperlich zwar etwas schmächtig,<br />

Doch mein Foto zeigt das alleweil<br />

Und ich bin ja auch nicht ganz ungeil.<br />

Und wenn er Muskelprotze wollte,<br />

Kolumne<br />

Kaum mir er Aufmerksamkeit zollte.<br />

So schreib ich also brav zurück,<br />

In ganzen Sätzen, Stück für Stück:<br />

Hallo, wie nett von dir zu fragen<br />

Ich könnt’, auch wenn ich wollt’‚ nicht klagen.<br />

Zwar etwas einsam, dann und wann,<br />

Was ein Single ja verstehen kann.<br />

Kein Wunder, dass da gar nichts spriesst,<br />

Wenn Amor stehts daneben schiesst.<br />

So schreib ich also aus dem Bauch,<br />

Vergesse ob der Antwort auch,<br />

Die da aus meinen Fingern rollt,<br />

Dass ich von ihm ja gar nichts wollt’.<br />

Die Dinge nehmen ihren Lauf<br />

Und ich nehm’ ein Gespräch in Kauf.<br />

Es klingt die Harfe, Worte fliessen,<br />

Bald Bilderfluten sich ergiessen.<br />

Die Lust, sie wächst so nach und nach,<br />

Kein Wunder, sie lag länger brach.<br />

Und irgendwann denk ich ganz leise:<br />

Dann mach ich mich halt auf die Reise.<br />

Doch vorher spül’ ich noch den Hintern,<br />

Kein Fetzen störe uns be<strong>im</strong> P<strong>im</strong>pern.<br />

Die Sauberkeit ist mein Gebot,<br />

Weil: Brauner Schwanz macht Köpfe rot.<br />

Zu später Stunde frisch frisiert,<br />

Die Trams sind alle deponiert,<br />

Das Taxi wartet vor dem Haus,<br />

Logge ich mich noch schnell aus.<br />

Doch wie ich mit gewaschner Spalte<br />

Vor meinem Laptop mich entfalte,<br />

Da steht es schwarz auf weiss auf blau<br />

(Aus Männern, werde ich nicht schlau):<br />

Sorry, schon spät, gehe ins Bett.<br />

Mit saubrem Arsch, doch sehr frustriert,<br />

Bleib’ gänzlich ich undefloriert.<br />

Vom Fenster schau ich in den H<strong>im</strong>mel<br />

Und reibe mir allein den P<strong>im</strong>mel.<br />

Der Mond hat einen Hof heut Nacht,<br />

Doch mir hat keiner ihn gemacht.<br />

Das Schl<strong>im</strong>mste aber, das ist dies,<br />

Und das ist, finde ich, ganz fies;<br />

Die Moral von der Geschicht’:<br />

Den Typen wollte ich gar nicht!<br />

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